Taliban und Tadschikistan auf Konfrontationskurs

Der Führer der Widerstandsfront gegen die Taliban, Ahmad Massoud. Er soll nach Tadschikistan geflohen sein.

Russland und Pakistan wollen Mittler spielen. Tadschiken sind die größte ethnische Gruppe in Afghanistan, die Widerstandsfront vom Pandschir-Tal wird auch von Tadschiken getragen.

 

Die Taliban gaben vor, gegenüber anderen Staaten friedlich sein zu wollen und den blutigen Konflikt im Land beendet zu haben. An vielen Orten in Afghanistan gibt es Anschläge und bewaffnete Konflikte, zuletzt einen Anschlag auf eine Moschee in Kabul. Die angeblich dafür verantwortliche IS-Zelle wurde angeblich von den Taliban eliminiert. Im Norden des Landes gibt es auch nach der Eroberung des Pandschir-Tals eine Widerstandsbewegung unter Führung von Ahmad Massoud.

Im Norden des Landes leben viele Tadschiken, die den Taliban, mehrheitlich Paschtunen, distanziert gegenüberstehen. Während die Taliban offenbar gut mit den Chinesen auskommen, die geopolitisch einen Fuß in das rohstoffreiche Land bekommen, aber auch verhindern wollen, dass islamistische Extremisten aus Afghanistan in die chinesische Uiguren-Region Xinjiang kommen, kocht ein Konflikt mit Tadschikistan hoch. Die beiden Länder sind mit einer 1400 km langen Grenze verbunden. Die Taliban werfen der Regierung in Tadschikistan vor, sich in die interne Angelegenheiten des Landes zu mischen, weil gefordert wird, dass Tadschiken auch Teil der afghanischen Regierung sein sollen.

Tadschikistan wiederum nimmt Talibangegner bei sich auf, angeblich auch Ahmad Massoud und Ex-Vizepräsident Amrullah Saleh, was die Taliban erzürnt. Präsident Emomali Rahmon, seit 30 Jahren an der Macht, erklärte auf der UN-Generalversammlung, die Machtübernahme der Taliban, die von der UN auf der Terrorliste geführt werden, würde die Stabilität und Sicherheit der Region gefährden. Dass die Taliban keine umfassende Regierung gebildet haben, sei besorgniserregend. Selbstredend ist Tadschikistan kein demokratisches Vorbild und die Regierung alles andere als inklusiv.

Russland hatte bereits mit Usbekistan und Tadschikistan Militärübungen durchgeführt, mit Tadschikistan wurde im September demonstrativ geübt, gegen eine bewaffnete Gruppe vorzugehen. Der Verteidigungsministerium von Tadschikistan bereitet sich auf eine militärische Auseinandersetzung vor und hat schon Listen von Reservisten vorbereitet, die eingezogen werden können. Überdies wurde mehr Truppen an die Grenze verlegt.

Die Streitereien zwischen den Taliban und der Regierung Tadschikistans beunruhigen Moskau. Man sei besorgt über Taliban-Truppen, die an die Grenze verlegt werden. Auch Pakistans Präsident Imran Khan, dessen Geheimdienst enge Beziehungen zu den Taliban hat und wahrscheinlich Einfluss auf die Formation der Übergangsregierung hatte, versucht die Spannungen abzubauen.

Tadschikistan versucht, die Grenze zu Afghanistan abzudichten, die Taliban wollen vor allem diejenigen abfangen, die aus dem Pandschir-Tal geflohen sind. Angeblich haben die Taliban am 2. Oktober einen Afghanen erschossen, der nach Tadschikistan wollte. Das soll im Rahmen eines Vorgehens gegen 2000 Afghanen in der an Tadschikistan angrenzen Provinz Badakhshan geschehen sein, die gezwungen werden sollten, in ihre Wohnorte zurückzukehren.

Angeblich rüsten die Taliban militante tadschikische Rebellen  von der Gruppe Jamaat Ansarullah mit Waffen auf, die sie von den Amerikanern erbeutet haben. Sie würden an die Grenze von Tadschikistan verlegt werden, während uigurische Extremisten von der chinesischen Grenze zurückgezogen und auch nach Badakhshan verlegt worden seien.

Vermutlich ist die scharfe Anti-Taliban-Haltung von Tadschikistan mit Moskau koordiniert. Die russische Regierung hat schnell nach der Machtübernahme Kontakt mit den Taliban aufgenommen, aber gleichzeitig diese auf der Terrorliste gelassen und die Taliban-Übergangsregierung nicht anerkannt. Überdies werden mit Tadschikistan nicht nur Militärübungen abgehalten, sondern auch zusätzlich 20.000 russische Soldaten auf die Stützpunkte im Land verlegt. Russland spielt den Vermittler, aber würde wohl nicht umhinkommen, mit Tadschikistan zu kämpfen, wenn aus Afghanistan Militante ins Land eindringen – trotz der schlechten Erfahrungen der Russen in Afghanistan. Zudem ist Russland an Stabilität oder Berechenbarkeit und einem gemäßigten Islam interessiert, wie er in Tadschikistan  von der säkularen Regierung gefördert wird.

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