Starb der durch seine Mohammed-Karikaturen bekannt gewordene Vilks wirklich  durch einen Unfall?

Lars Vilks
Lars Vilks. Bild: OlofE/CC BY-SA-3.0

Seit 2010 stand Lars Vilks unter Polizeischutz.  Zwei Polizisten starben mit ihm beim Zusammenprall mit einem LKW. Manche vermuten einen Anschlag.

„Ein ungewöhnlicher Unfall“ sei der Zusammenstoß des Personenschutz-Wagens mit einem Lastwagen am Sonntag auf der schwedischen Überlandstraße  E4, erklärte der schwedische Polizeioffizier Stefan Sintéus auf der Pressekonferenz am Montag.

Bei dem Zusammenprall am Sonntag starben der Künstler Lars Vilks und zwei Beamte, die ihn zu seinem Schutz begleiteten. Vilks, der 75 Jahre alt wurde, stand aufgrund seiner Mohammed-Karikaturen sowie anderen Aktionen, die Muslime als Beleidigung auffassten, seit 2010 unter Polizeischutz.

Das 4,5 Tonnen schwere zivile Polizeiauto durchbrach aus bislang unbekannten Gründen die Absperrung zur Gegenfahrbahn. Fast eine Analogie zu seinem Leben als Grenzüberschreitender.

Die Polizei kann bislang einen Anschlag nicht ausschließen, verfolgt jedoch derzeit eine Reifenexplosion als mögliche Ursache.

Vilks, 1946 in der südschwedischen Hafenstadt Helsingborg geboren und nach eigenen Angaben aus einer „glaubensfernen Arbeiterfamilie stammend“, galt als Schwedens umstrittenster Künstler. Zuerst war er als Denker wirksam, der Doktor der Philosophie lehrte Kunsttheorie in Lund, Stockholm und Oslo.

Bekannt wurde er durch seine Schwemmholzskulpturen „Nimis“ am Strand eines schwedischen Naturschutzgebiets, die er in den Achtziger Jahren aufbaute und einen zwanzigjährigen Rechtsstreit nach sich zogen. Gleichzeitig gründete er die fiktive Nation Ladonien um sein Werk. Kunst ohne Reaktion auf das Werk hatte für ihn keine Relevanz.

Mit der Veröffentlichung der Karikatur des Propheten Mohammed als Hund in einer schwedischen Lokalzeitung veränderten die Reaktionen sein Leben. Drohungen aus der islamischen Welt bewirkten, dass die Beamten des schwedischen Inlandgeheimdiensts Säpo seit 2010 an seiner Seite waren – bis zum 3. Oktober.

Er wurde geschlagen, sein Haus in seiner Abwesenheit angezündet, er galt auch als mögliches Ziel des Anschlags in Kopenhagen 2015, wo ein dänischstämmiger Islamist versuchte, in die Veranstaltung zu dringen und dabei den Dokumentarfilmer Finn Nørgaard erschoss.

„Es kann nicht sein, dass einige Überzeugungen heiliger als andere und Scherze über sie verboten sind“, erklärte Vilks seine Motivation, für die er mit einem Leben im Verborgenen einstehen musste.

„Er wurde gezwungen, in Unfreiheit zu leben, da er von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch machte“, schrieb der schwedische Premierminister Stefan Löfven via Twitter über den Künstler, an dem sich die Geister schieden.

Allgemein herrschte in Schweden offiziell Bestürzung über den Verlust des Künstlers, Politiker jeder Couleur äußerten ihre Betroffenheit. Doch viele Kritiker sahen Vilks vor seinem Tod als jemanden, der die Meinungsfreiheit ausnutzte, um gegen Muslime zu agitieren, beispielsweise als er einen Porno mit zwei Männern mit Mohammed-Maske an der Universität Uppsala zeigte.

Die Unterstützung des Künstlers aus seinem Heimatland sei darum „langsam, verzagt und mit Zweifeln behaftet“ gewesen, so ein selbstkritischer Rückblick des öffentlich-rechtlichen Senders SVT.  Er habe den Ruf gehabt, „ein Verrückter“ zu sein, so ein Kommentar in einer schwedischen Zeitung. Aus dem schwedischen Kulturleben sei er weitgehend ausgeschlossen worden.

Seine Einschränkungen trug er nach außen hin gelassen, Vertraute berichten nun, dass ihn die mangelnde Unterstützung in Schweden bitter gemacht habe. Vilks, der sich selbst als Linker verstand, hatte aber auch eine Theorie für seine Isolierung. Die  Linken in Schweden hätten die Muslime als neue „Arbeiterklasse“ entdeckt, die sie nun schützen müssten.

Die begeisterten „Lars! Lars!“-Rufe schallten ihm hingegen stets im Nachbarland entgegen. In Dänemark, wo die rechtsliberale Zeitung „Jyllands Posten“ mit den Mohamed-Karikaturen für Furore sorgte, gilt der Künstler weit mehr Menschen als Held.

In Dänemark, bekannt für seinen weitaus strengeren Kurs gegen Migranten aus Nahost, wurde auch 2012 auch das „Lars Vilks Komitee“ gegründet. „Es war ein kleiner Protest dagegen, dass er so eine schlechte Presse hatte – vor allem in Schweden“, erklärte Mitgründer Mikael Jalving.

Es soll jedoch Augenzeugen geben, die den teilweisen beziehungsweise ganzen Verlauf des Zusammenstoßes gesehen haben. Ihre Aussagen werden ausgewertet. Der Experte Bernt Wahlberg von „The Scandinavian Tire & Rim Organization“ glaubt, dass das Unglück durch eine Übersteuerung des Lenkrads zustande kam. Eine Reifenexplosion schloss er aus, da die heutigen Reifen dafür nicht mehr anfällig wären.

Auch sorgt das nachfolgende Polizeiauto des verunglückten Wagens für Spekulationen. Es sei zu weit weg gewesen, als dass die Insassen Angaben über den Unfallhergang machen könnten.Warum der Abstand so groß war, will die Polizei nicht erklären.

Die Berichterstattung der dänischen Medien über den Fall Vilks ist auch weitaus härter als die schwedische. So bemängelte die Zeitung „Berlingske“ die mangelnde Kommunikationspolitik der schwedischen Polizei. Weder über die mögliche hohe Geschwindigkeit des Fahrzeugs noch über den Wagentyp sei Auskunft gegeben worden. Für diejenigen in den Sozialen Medien, die nicht an unglückliche Umstände sowie an schwedische Polizeiarbeit glauben, bestätigt die Geheimniskrämerei die Theorie eines Anschlages.

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