Keine Züge für die Rechtsossis

Am Bahnhof wartende Menschen.
Quelle: Pixabay

Vergessen Sie alles, was Sie über die New York Times über Deutschlands Bahn zu wissen glaubten. Es kommt noch schlimmer. Ein Kommentar.

Der Journalist Sebastian Stafford-Bloor war für die New York Times in Deutschland, genauer gesagt bei der Europameisterschaft. Zwar attestierte er eine gute Stimmung, die von den Fans ausgehe. Aber ansonsten scheint Deutschland ein anderes Land geworden zu sein – denn das Turnier werde unter miserablen Bedingungen vollzogen. Züge blieben wegen Überlastung stehen, überall Gedränge, man liest von »mäßiger Organisation«.

Stafford-Bloor erzählt, wie die Deutschen mit der Immobilität der Bahn umgehen. Sie rollten dabei mit den Augen, als sei dies alles eine Pointe. Zum Lachen ist das nicht, dass sich die Menschen hierzulande damit abgefunden haben, über keinen zuverlässigen Schienenbetreiber zu verfügen. Die Deutschen haben resigniert. Über die Verspätung der Bahn zu sprechen, das ist in etwa so, als würde man über das Wetter plaudern wollen: Es wird als Smalltalk über etwas betrachtet, das offenbar den Gesetzen der Natur folgt und nicht der Rede wert sei.

Prima Klima

Die Welt berichtete vom Artikel in der New York Times und sprach von einem Verriss der Europameisterschaft. Diese Umschreibung ist unzutreffend. Dem Verriss wohnt eine Übertreibung inne, etwas Aufbauschendes, vorgetragen im polemischen Stil. Aber hier ist nun wirklich nichts übertrieben, aufgebauscht oder polemisch überhöht. Im Gegenteil, der Journalist aus New York war sogar zuvorkommend. Denn eigentlich ist es noch viel schlimmer. Und es soll noch schlimmer werden. Vergessen Sie also alles, was die New York Times über Deutschland schrieb.

Dem Spiegel wurde ein geheimes Schreiben der Deutschen Bahn an die Bundesnetzagentur zugespielt. Geplant sind demnach weitere Streichungen von Fernzügen. Insbesondere Bahnhöfe in Ostdeutschland sollen vom ICE nicht mehr behelligt werden.

Nachdem Bahnchef Richard Lutz der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vor einigen Wochen erklärte, was die Deutsche Bahn wirklich umtreibe, darf man schon auf die Erklärung gespannt sein. Damals erzählte er dem Blatt, dass Pünktlichkeit gar kein Kriterium für die Deutsche Bahn sei. Schließlich sei Klimawandel und da wäre Klimaneutralität viel wichtiger. Pünktlich könne die Bahn nur wieder werden, wenn weniger Züge fahren – aber dann würden wieder mehr Menschen mit dem Auto fahren und dem Klima zusetzen. Eleganter war Greenwashing nie. Platter auch nicht.

Die Bahn im Kampf gegen rechts?

Nun sollen also weniger Fernzüge fahren. Besonders im Osten. Man sieht schon Lutz im klebrigen Ledersessel vor sich, wie er einem devoten Journalisten in den Block diktiert, dass der Abbau von Mobilität in Ostdeutschland ein Beitrag der Deutschen Bahn zum Kampf gegen rechts sei. Mit Blick auf die Wahlprognosen für die drei Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen gilt das Motto: Nazis nicht mehr reisen lassen. Nur wenn man die ostdeutschen Anhänger der AfD vom Schienennetz abschneidet, kommt der Bahn ihrem gesellschaftlichen Auftrag einer pluralistischen Gesellschaft nach. Während er so spricht, flattern stolz die Regenbogenflaggen an allen deutschen Bahnhöfen.

Maßlos überzogen? Vielleicht schon. Einerseits. Andererseits: Weiß man das heute noch so genau? Dass der Bahnchef das Versagen seines Unternehmens zu einem Klimaschutzauftrag umfunktionierte, das hätte sich ja nun auch kein normal tickender Mensch ausmalen können. Deutschland ist das Land der unbeschränkten Dreistigkeiten.

Die Züge, die gestrichen werden sollen, seien laut Deutscher Bahn ohnehin schlecht ausgelastet. Daher wäre eine Streichung unumgänglich. Nach demselben Muster hat man schon Anfang der Neunzigerjahre Strecken stillgelegt. Man erklärte, dass die Streckenauslastung gering sei, wer will schon in den Odenwald? Und wer aus ihm raus möchte, fährt mit dem Auto – denn im Odenwald hat eh jeder eines. Der Nahverkehr ist dort so primitiv, wer keines hat, legt sich gewissermaßen selbst Hausarrest auf.

Sehen Sie noch eine Chance, dass die Deutsche Bahn zuverlässiger wird?
  • Nein, der Zug ist längst abgefahren. 74%, 185 votes
    185 votes 74%
    185 votes - 74% of all votes
  • Mir egal, ich fahre Auto. 14%, 34 votes
    34 votes 14%
    34 votes - 14% of all votes
  • Ja, so kann es ja nicht bleiben. 12%, 30 votes
    30 votes 12%
    30 votes - 12% of all votes
Abstimmungen insgesamt: 249
26. Juni 2024 - 30. Juni 2024
Umfrage beendet

Überdies kündigt die Bahn an, die Ticketpreise zu heben. Das Tarifsystem ist ohnehin undurchdringlich. Und wer spontan ein Ticket benötigt, der muss richtig was hinblättern. ICE-Sprinter von Berlin nach Frankfurt, einen Tag vorher reserviert: Hätte knapp 160 Euro gekostet. Im Vorverkauf einige Tage zuvor »nur« etwa 90 Euro. Der Sprinter kam dann übrigens mit anderthalb Stunden Verspätung in Frankfurt an. Eine Stunde dieser Verspätung geht auf das Kerbholz einer anderen Bahn, die zu spät war und in der der Lokführer saß. Von einer Oberleitungsstörung in Hanau wusste man schon in Berlin, Stunden später gab es sie noch. Regen, Schnee, Hitze und Oberleitungen: Gegen die Natur ist die Bahn chancenlos.

Kenianische Reiseleitung

Gut, ich höre schon auf zu klagen. Wem man es auch erzählt, er oder sie winkt ab. Denn jeder hat solche Geschichten. Eine deutsche Vita im 21. Jahrhundert ist voller solcher Anekdoten. Kennt man eine, kennt man alle. Damit verbringt man in Deutschland wirklich keinen unterhaltsamen Abend mehr. Die Leute wollen Geschichten über Erlebnisse hören, die sie selbst nicht erleben. Aber seine Lebenszeit totschlagen, weil ein Bahnunternehmen aufgehört hat, sein Kerngeschäft mit dem Ethos zu verfolgen, den es immer dann an den Tag legt, wenn es ums Kassieren von horrenden Ticketpreisen geht: Darüber weiß jeder zu klagen. Im Regen wird man nass, im Schnee friert man und in der Bahn verliert man kostbare Lebenszeit. Naturgesetze halt!

Stafford-Bloor, der Journalist der New York Times, kommt zu dem Fazit, dass es sich »um ein Problem [handelt], das der Euro 2024 um Jahrzehnte vorausgeht und noch viele Jahre andauern wird.« Optimismus braucht der Mensch. Aber hier lohnt er sich nicht.

Der Bahnbetrieb ist irreversibel zerstört – oder schon gleich so geplant worden, dass es eine Lösung des Problems kaum gibt. Ehemalige Bahnhofsgebäude wurden verkauft oder verpachtet. Gleise herausgerissen. Es gibt zu viele Nadelöhre im deutschen Streckennetz. Fast auf keiner Strecke können Hochgeschwindigkeitszüge ihre volle Geschwindigkeit ausfahren. Oft auch deshalb nicht, weil marode Substanz Geschwindigkeitsbeschränkungen zur Folge haben – manche Brücke hält eben keine 250 Stundenkilometer mehr aus. Vergessen Sie alles, was Sie über Deutschland 2024 wussten – schon 2034 wird es so sein, dass Sie zurückblicken und sagen werden: Mensch, vor zehn Jahren war nicht alles gut, aber wenigstens waren die Verspätungen noch überschaubar. Vielleicht wird man 2034 den Zugbetrieb wie eine Busfahrt in Kenia organisieren: Wenn der Zug voll ist, erst dann fährt er los. Meetings laufen dann ähnlich ab: Wenn alle da sind, fängt man an. Die Eisenbahn hat die Standardisierung der Uhrzeit eingeführt – sie wird die Uhr wohl auch wieder abschaffen können.

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53 Kommentare

  1. Wenn wenigstens bei der Arbeit dann kenianische Umgangsweise gelten würde, nun ja.
    Motto ab 2024: Kommt er heute nicht, kommt er morgen – oder gar nicht. Egal. Irgendwann wird dann schon mal ein Zug von Berlin nach München fahren. Zur Not kann man ja auch fliegen. Wobei man dann wohl am Münchener Flughafen was nehmen muss? Richtig, die Bahn. Und bis zum BER? Auch die Bahn.
    Hauptsache, die Bahn ist privatisiert. Da läuft alles besser. Man stelle sich die Bahn als reinen Staatsbetrieb vor. Wahrscheinlich wäre die mittlere Verspätung bei 5 Stunden! Oder? Wie war das noch mal vor 1991? Da müssen solche Verspätungen die Regel gewesen sein. Weit daneben, Verspätungen waren südeuropäischen Tradition. Zugausfälle schon bemerkenswert.

    1. Ich erinnere mich an eine Fahrt 1996 oder ’97 von Dresden nach Hamburg. In Berlin-Lichterfelde verreckte die Lok. Nach einer dreiviertel Stunde ohne jegliche Ansage erfolgte dann die Aufforderung, sich per U- und S-Bahn zum Bahnhof Zoo zu begeben, dort warte ein Anschlusszug. Nicht jeder Mitreisende hatte nur leichtes Gepäck und nicht jeder war gut zu Fuß. Ein ‘Reiseleiter’ wurde natürlich nicht gestellt, und Hinweise auf die günstigsten Verbindungen und wo diese zu finden seien, gab es auch nicht.

  2. Dafür werden demnächst die Bahnlinien und Autobahnen Richtung Ukraine für schwere Lasten fit gemacht, um schneller noch mehr Panzer gegen Russland anzukarren, soll auch nur schlappe 30 Milliarden kosten, man muss halt Prioritäten setzen.

    1. Aber bestimmt nicht für die Scheiß Ukraine,wenn Selenskyj endlich mal seine eigenen Millionen für diesen Krieg einsetzen würde,würde er etwas in meinem Ansehen steigen,aber so nicht der Nimmersatt zerstört nur unser Land.Ich hasse diesen unsympathischen Gnom.

  3. Die IC-Strecke Köln-Weimar-Gera-Leipzig war erst 2023 eingerichtet worden. Und nicht nur eingerichtet sondern die Bahn hat extra für diese Strecke neue Triebwagen beschafft. Denn die Intercitys dieser Strecke sind keine Standardzüge mit Loks sondern Doppelstocktriebwagen, wie die früheren Personenzüge der Reichsbahn.

    Eingerichtet wurde die Strecke da mit der neuen ICE-Strecke Berlin-Leipzig-Erfurt-München, z.B. die Touristenfalle Weimar keine Fernverkehrsanbindung mehr hatte (japanische Touristen können ja von Frankfurt/M mit der Bummelbahn und 10x umsteigen nach Weimar fahren). Von Ost-Thüringen gar nicht erst zu reden. Außerdem gibt es jetzt auch noch einen Streit um das Geld denn die Intercitys sind zwar einerseits nicht ausgelastet aber andererseits genau da wo die teuren Intercity die einzige Anbindung darstellen. Der Vorschlag der ostdeutschen Kommunen war deshalb das die Bahn nur Nahverkehrstarif erhebt, das möchte die Bahn jedoch nicht und damit beiß sich die Sache mit Anbindung-Rentabilität in den Schwanz. Selbst auf Subventionen aus Erfurt möchte die Bahn verzichten, dabei wäre das mit den Nahverkehrstarif ein guter Gedanke denn u.a. würde das “Deutschland-Ticket” und andere Nahverkehrsverbundtarife in diesen Zügen gelten.

    “Der Regionalzug kann nicht rechtzeitig abfahren da das Personal mit einem anderen Zug nicht rechtzeitig eingetroffen ist”.

    Konnte man am Dienstag Nachmittag in Erfurt Hauptbahnhof hören. Abellio ist ein niederländischer Betreiber der seit 2020 pleite ist und deren Betrieb von Nahverkehrsstrecken nur notdürftig durch die Bundesländer aufrechterhalten wird. Ein Zug in fast die gleiche Richtung war eine halbe Stunde zuvor bereits gestrichen worden und dieser Zug hatte dann 24 Minuten verspätung bei Abfahrt (Der Lokführer fuhr unter Applaus den Publikums los)

  4. “Züge blieben wegen Überlastung stehen, überall Gedränge, man liest von »mäßiger Organisation«.

    Das ist ja nicht nur bei der Bahn so, dass alles so perfekt funktioniert, sondern bei allen staatlichen und staatsnahen Betrieben und Organisationen.

    Fast überall in den deutschen Organisationen und Verbänden (und inzwischen auch in vielen Unternehmen) sind inzwischen Bezug auf Intelligenz und Fachkompetenz gleichartige Personen in Führungsrollen, wie es sie derzeit in der Politik gibt.
    Das aktuelle deutsche politische System spült fast ausschließlich nur Ihresgleiche in Führungspositionen. Jeder Mensch macht (nur) das, was er kann – mehr geht nicht.

    Was “unten” passiert ist dann logischerweise das Spiegelbild von oben, genauso wie die Mitarbeiter eines Unternehmens das Spiegelbild der Führungsebene sind bzw. nur das abliefern, was der Qualität der Führungsmannschaft entspricht.

    1. Hat aber mit dem Staat nichts zu tun. Wie man in GB sieht, ist das Chaos noch größer (und die Todeszahlen auch), wenn man die Bahn den privaten Betreibern überläßt. Konkurrenz kostet Geld und dessen Einsparung kostet eben Sicherheit und in der Konsequenz am Ende Menschenleben.

      Wie es viel, viel besser geht, zeigt die Schweiz – mit einem Staatskonzern. Man muß das aber auch wollen.

      1. Das Disaster hat mit der überstürzten Privatisierung und der Zerschlagung der internen Strukturen der DB angefangen. Wichtige Schnittstellen wurden abgebaut bzw. wurden nicht mehr besetzt. Der Focus lag auf Zerschlagung und Zersplitterung, auf der Heraustrennung lukrativer Teile aus dem Konzern. Dazu kam dann noch die Teilprivatisierung im Personennah- und Güterverkehr.
        Personennahverkehr .
        Im Personennahverkehr werden die Bedienstrecken von den Ländern ausgeschrieben. Der billigste Leistungsanbieter, wenn der einigermaßen den Anschein eines Verkehrsunternehmens hat, bekommt den Zuschlag. Des Öfteren ist der dann schon mal Pleite gegangen. Die DB muss diese Strecke dann bedienen. Die DB kann aber schon aus Kostengründen nicht für alle diese Fälle Personal vorhalten. Die Länder geben den Takt und das Material vor. Die DB stellt, bei Zuschlag, das Personal für die Züge.
        Güterverkehr
        Die Traktionen der lukrativen Ganzzüge mit privaten Waggons wurden teilweise der DB abgenommen. Dies ist für die Kalkulation des DB Güterverkehrs sehr ungünstig, weil kostenintensiven Vor-oder Nachläufe sowie Lokausfälle etc. muss die DB auffangen muss. Die Ganzzüge bestehen oft aus privaten Waggons, z.B. in der Petrochemie, Agrarwirtschaft. Für diese Wagons bestand in vergangenen Zeit ein Reparaturabkommen mit den Eigentümern, was sich auch anbot, da nur die DB für die Traktion zuständig war. Mittlerweile wird die Traktion der privaten Waggons auch von anderen Bahnen durchgeführt. In den ersten Jahren nach rigorosen Stellenabbau, möglicherweise noch heute, bestand das Reparaturabkommen immer noch. Die DB zahlte also auch die Reparatur der privaten Waggon, die nicht mit der DB befördert wurden.
        Witz der Vergangenheit:
        Ein kleiner Buchhalter meldete dieses nach oben. Ein feedback hat er leider nicht erhalten, eine Belobigung schon mal gar nicht 🙂

        1. Der einzige Lichtblick ist, daß der Bahnverkehr in der Bundesrepublik Deutschland nicht kriegstauglich ist. Die Straßen werden den Nachschub nicht an die Ostfront bringen können mangels Kapazität und wegen ihrer Zustandes.

      2. Jein…man muss wollen, das ist der Punkt. Ich habe selbst in der Corona Zeit mangels Alternative ein neues kleines Unternehmen (ne nix mit Medizin) aufgebaut. Es fehlt in allen Kreisen an unternehmerischen Denken. Man fängt mit Gründer Krediten an und lässt sich mit EU Krediten weiter finanzieren ohne persönliches Risiko und endet mit einer staatlich subventionierten Insolvenz wenn der Betrieb groß genug war….Der alte Mittelständler der Kaufmann und Macher war stirbt aus. Er ist ja auch nicht mehr woke, klimahysterisch und einalter weisser Mann. ( Ich bin übrigens eine Frau….)

  5. Da kann sich ja jetzt die Spiegel-Kommentatorin freuen, die vor Jahren schon “zu berichten” wußte, daß Freunde von ihr sich nicht mal mehr trauen würden, im ICE durch Ostdeutschland zu fahren, weil ja jederzeit Nazis zusteigen könnten….

  6. Es ist der 2. große Wahlbetrug. Der öffentliche Verkehr sollte ausgebaut und zuverlässiger werden, das Gegenteil ist der Fall. Und man schiebt die Verantwortung auf die Vorgängerregierung. Nein, so einfach ist das nicht. In der Zeit der Ampel ist es schlechter geworden. ICE’s fallen aus, und das weiß man eine Stunde vorher noch nicht. Man empfiehlt den nächsten, wohlwissend das die Oma dann stehen müsste, was nicht geht, aber dieser fällt dann auch aus. Leute rennen durch Unterführungen, damit sie sehen können, wie ihr Anschlusszug vor der Nase wegfährt. Wir leben im besten Deutschland aller Zeiten. Hauptsache ist, dass die Schienen für Kriegsgerät frei bleiben. Auf den Fernstraßen ist es nicht besser. Man wirbt mit einer 15-min-City, die nur über Schlaglöcher erreichbar ist. Sicher haben die Vorrregierungen auch falsche Prioritäten gesetzt, aber es wird ja schlechter und nicht besser. Aber wir sind uns nicht zu dämlich, China Handlungsanweisungen zu geben, dort fahren 98% der Züge pünktlich, hier ist es eher andersrum. Wann endet dieser Schwachsinn?

  7. Worüber regen sich den nur alle auf?

    Hauptsache, die Führungsetage verdient 7-stellig pro Jahr und die Renditen passen.
    Notfalls werden wieder Steuergelder reingepumpt.

    Wie hat das die Presse mal genannt? Leistungslose Einkommen?

  8. Wenn es eine Tradition deutscher Regierungsgewohnheiten gibt, dann die Unfähigkeit aus den Fehlern anderer – in diesem Fall England mit der Privatisierung von Wasser und Bahn – etwas zu lernen. Die Deutschen brauchen IMMER Einzelunterricht.

    1. Solange preußische Disziplin als unreflektierte Unterordnung interpretiert wird, reicht selbst Einzelunterricht nicht.
      Würde aber die andere preußische Tradition der Auftragsführung umgesetzt, sähe die Lage schon anders aus.
      Aber warum sehen sich im öffentlichen Dienst Beschäftigte oft gezwungen, die erste Variante zu beherzigen?
      Sobald man eine Antwort auf diese Frage hat, gibt es das Potential für überschäumende Effizienzgewinne. Dann muss jedes Uka nach unten fachlich im öffentlichen Diskurs gerechtfertigt werden. Und zwar nicht qua Befehlskette.

  9. Man hatte uns Jet-Packs, Flugtaxis und Freies Internet versprochen. Früher war die Zukunft einfach Besser, heutzutage ist es Gotham City mit Wärmepumpe zur Demokratieförderung und assistierten Suizid im Öffentlichen Raum (Homelessness)

    1. Ja, so isses, aber die Wärmepumpen sollen doch dem Kampf gegen den Klimawandel dienen, oder hab ich da etwas falsch verstanden? 😉

    2. Sobald eintritt, was vorher als utopisch galt, wird Mensch hilflos. Man hatte ihm nämlich nichts versprochen, sondern nur etwas verkündet. Fürs Glauben ist jeder selbst verantwortlich.

    3. Ich habe neuerdings 224 kb/s Upload DSL.
      Vor 10 Jahren war es das Zehnfache, gleicher Anschluss.
      Eventell hatte man das mit “Freies Internet” gemeint o)))

    4. Gegen so etwas wie den Artikel und die Beiträge darauf, gibt’s jetzt ein “Fake Train”

      Ob der auch Pünktlich kommt oder nur der Demokratie-Beförderrungspflicht dient? Auf jeden Fall ist das Kursbuch für die Demokratie schon länger beschlossen.

  10. Es ist schon erstaunlich, daß dieses Thema erst jetzt, also 2024 verstärkt in die Medien gelangt.
    Bereits am 3. Juni 1998 ereignete sich das Bahnunglück in Eschede. Wer damals
    die Sache weiter verfolgte, durfte erfahren, daß es sich hier um eine Schlamperei,
    bzw. ein Versäumnis der DB handelte. Das Zauberwort heißt wie immer “Einsparungen”.
    Ich bin zu diesen Zeiten noch sehr viel mit Öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen.
    Schon damals waren gravierende Mängel nicht mehr übersehbar. Von den allerorts verdreckten, verrotteten Bahnhöfen möchte ich erst gar nicht anfangen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_von_Eschede#Strukturelle_Probleme

    1. Volle Zustimmung, Zauberfee. Damals war ich bei der deutschen Tochtergesellschaft eines französischen Rückversicherungskonzerns angestellt. Das Zugünglück von Eschede betraf den Rückversicherungsvertrag “Deutsche Bundesbahn Landkasko”. Unsere Niederlassung hatte den Auftrag, die SPIEGEL-Berichte zu den haarsträubenden Unterlassungen bei der Zugwartung vor der Katastrophe zusammenzufassen und an die Zentrale in Paris zu übermitteln. Die prompte Antwort des Konzernvorstands in Paris lautete: “Sofortige Kündigung des Vertrags”.

      1. Es war ja nicht nur die aus Kostengründen mangelhafte Zugwartung. Bei den ICEs kamen damals aus Komfortgründen mehrteilige Radscheiben mit Gummipuffer-Zwischenlage zum Einsatz, die nie für ICE-Geschwindigkeiten getestet und zugelassen worden waren, sondern eigentlich nur für Nahverkehrszüge und S-Bahnen.

        1. Daß die letzte Brücke auf der Strecke mit Stütze in der Mitte erwischt wurde in dem Unfall war aber Pech. Alles andere systematische Schlamperei wegen Knauserigkeit für den immer noch nicht erfolgten Börsengang der DB AG.

    2. Der immer noch im Bau befindliche Tiefbahnhof Stuttgart21 ist heißer Anwärter auf das nächste Großschadensereignis nach Eschede. Dann wird es nicht heißen können: “Stuttgart sehen und sterben”, denn im Brandfall werden die im Tiefbahnhof Eingeschlossenen es kaum aus der Feuer- und Rauchhölle herausschaffen.

      https://wikireal.info/wiki/Stuttgart_21

      1. Wenn man auf Google Zugunglück eingibt erscheinen sofort ganz viele.
        Bei dieser schnelllebigen Zeit wird das einfach viel zu schnell vergessen.
        Ein Beispiel ist z.B. das Zugunglück von Garmisch im Juni 2022. Da lag es an
        der mangelnden Wartung der Gleise. Wenn ich mich recht erinnere hat man
        es geschafft, den Zugführer dafür verantwortlich zu machen. Nach dem Motto:
        Den letzten beißen die Hunde.
        Menschleben sind denen vollkommen egal. Das sind dann eben Kollateralschäden.
        Hauptsache man kann sich zu Weihnachten bzw. am Jahresende wieder einen Boni in Millionenhöhe in die Tasche stecken. Man gönnt sich ja schließlich sonst nichts.

        Das wir mit Stuttgart 21 evtl. unschöne Dinge erleben dürften ist fast vorprogrammiert.
        Mir ist diese Brandschutzproblematik auch bekannt.

        1. Tja solange die Chefetage fette Boni für ihre gute Arbeit kassiert angesichts des offensichtlich kaputten Bahnverkehrs, haben die Chefs keinen Grund etwas zu ändern. Der alleinige Anteilseigner Bundesrepublik Deutschland repräsentiert durch die Bundesregierung entlastet jedes Mal den Vorstand der DB AG. Also alles in Ordnung. Die Führung der Bahngeschäfte ist so gewünscht.

  11. Durchaus zutreffende Beobachtungen. Aber warum regen sich plötzlich alle so über den Zustand der teutschen Infrastruktur auf? Dass die Bahn unpünktlich ist, Strecken eingemottet werden oder verrotten, ICEs Probleme haben, die vier Jahreszeiten für das „rollende Material“ eine Herausforderung darstellen und jede Menge Baustellen, Notarzteinsätze am Zug oder frisch niedergemähte Schafherden am Gleis obendrauf kommen ist nun wirklich nicht neu. Alles Normalzustand. Warum also das Gejaule? Hat man in den Redaktionsstuben den Fontane ausgegraben – Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand? Spielen die Kinder der Edelfedern gerade besonders viel mit ihren Dampfloks? Liegt’s an der Fußball-EM, dank der gewisse Peinlichkeiten und Folgen der sonst so vielgepriesenen deutschen Austerität auch von ausländischen Beobachtern mal hautnah erlebt werden können? (Pro-Tipp: zukünftig nur noch in gated cities spielen lassen, dann kann man die Schmuddelecken geflissentlich übersehen!) Oder gibt es noch einen anderen Grund für das besondere Interesse?

    Nun, mich dünkt, von hier furzt die Kuh:

    Berliner Regierungsberater fordern kurzfristig für „die dringendsten“ Maßnahmen zur Vorbereitung der deutschen Verkehrsinfrastruktur auf einen Krieg gegen Russland „mindestens“ 30 Milliarden Euro. Wie die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in einer aktuellen Studie schreibt, sei diese Summe erforderlich, um insbesondere Straßen, Schienen und Brücken für den Transport von Truppen und großen Mengen militärischen Materials in Richtung Osten vorzubereiten. Hinzu kommen – aufgrund des ausgeprägten Dual-Use-Charakters der Verkehrsinfrastruktur – milliardenschwere Investitionen, die Berlin für zivile Verkehrsprojekte zur Verfügung stellt.

    (…)

    Die Bundesregierung bestätigt, die „militärischen Bedarfe an die Verkehrsinfrastruktur“ würden bei der zivilen „Gesamtverkehrswegeplanung“ berücksichtigt; welche Gelder speziell den Belangen der Streitkräfte zugute kämen, könne „daher nicht einzeln ausgewiesen werden“. Erhalt und Ausbau der zivilen Infrastruktur decke sich „im Wesentlichen mit den Bedarfen der Bundeswehr“.

    (…)

    Noch höhere Bedeutung für Militärtransporte als die Straßen besitzt das Schienennetz. Das Gleissystem sei „der wichtigste Bestandteil der militärischen Logistik“, heißt es in der DGAP-Studie zur militärischen Mobilität. Die Transportkapazitäten der Bahn seien weder durch Straßen noch durch Wasserwege oder Lufttransporte zu kompensieren; Gleise seien bei einem Aufmarsch gegen Russland „der Hauptkanal“, um „große Mengen an Truppen und schwerem Gerät“ von Bundeswehr und verbündeten Streitkräften zu verlegen. Allein für die dringendsten Bahn-Investitionen der nächsten drei Jahre seien 88 Milliarden Euro notwendig, heißt es in der Studie.

    (…)

    Trotz umfassender Probleme beim Sicherstellen des zivilen Bahnverkehrs, der seit Jahren unter immer gravierenderen Verspätungen und Zugausfällen leidet, fordert die DGAP bei Investitionen in das Schienennetz eine Priorisierung der militärisch relevanten Streckenabschnitte – ausdrücklich der Strecken zwischen Bremen und Osnabrück bzw. Osnabrück und Münster.

    Tja, das gute alte „Räder müssen rollen für den Sieg“. Die verrottete Infrastruktur fällt auf, weil sie auffallen soll. Man muss etwas tun – aber nicht für die Menschen, die jucken keine Sau. Sondern für den Endsieg. Gestern war die Infrastruktur noch egal, man fährt eh mit dem Bentley oder nimmt den Heli. Doch in fünf Jahren soll das Reich ja kriegsfähig sein. Und dann muss – wie einst Böll titelte – gelten: der Zug war pünktlich. Man stelle sich das auch mal vor: Das Zurückschießen ab 5:45 Uhr verzögert sich um eine Dreiviertelstunde wegen Verspätung aus vorangegangener Fahrt! Oder vorangegangenem Krieg. Oder: Der Sonderzug nach Dachau mit den Russlandverstehern, gefangenen genommenen russischen Untermenschen und sonstigem lebensunwerten Leben, kann nicht pünktlich losfahren wegen einer defekten Weiche. Ein entsetzlicher Anblick – also die defekte Weiche. Die armen Menschen interessierte wie zu Opas Zeiten keine deutsche Sau.

    Wenn Roberto also summiert:

    Mensch, vor zehn Jahren war nicht alles gut, aber wenigstens waren die Verspätungen noch überschaubar. Vielleicht wird man 2034 den Zugbetrieb wie eine Busfahrt in Kenia organisieren: Wenn der Zug voll ist, erst dann fährt er los.

    Will ich entgegnen: Jein. Dass alles von Jahr zu Jahr „ein bisschen schlechter“ wird, wissen eingefleischte Houebellecq-Leser natürlich. Aber vermutlich wird die Bahn schlicht mehr und mehr zum preußischen Dreiklassentakt mutieren und somit nicht für alle pfui sein. Hui, first class und mit den geringsten Problemen werden Militärzüge und Sprinter zwischen den Edelecken und Frontbögen verkehren. Second class reisen jene Güter, die selbst von den bis dato en masse herumrasenden autonomen Monster-LKWs nicht adäquat transportiert werden können. Sowie die gehobene Mittelschicht zwischen saturierten, touristisch wertvollen Mittelstädten. Und in der Sklavenklasse wird der große Rest, inklusive der Masse an „menschlichem Material“, transportiert, das von der Wirtschaft, dem Staat oder seinem Militär gerade für was auch immer gebraucht wird. Und sich hierzu mit seinem Handy zwei Wochen in Voraus gegen Aufpreis seinen Fußbodenplatz am Toilettenfenster zu reservieren hat – denn ohne Handy und Irisscan kommt keiner mehr rein. Wegen der Sicherheit, versteht sich.

    PS: Und was die @ ausländische Journaille betrifft – warum regt die sich eigentlich so über Gelsenkirchen auf? War die Stadt 2006 in einem besonderen Zustand? War die nicht neben Pirmasens und Ludwigshafen schon damals eine der ärmsten Ecken Westdeutschlands? Oder hat man sie damals frisch gebügelt und hübsch hergerichtet präsentiert, was man dieses Mal irgendwie unterließ? Mal im Ernst: Die Umgebung von Schalke war doch schon vor 18 Jahren so gruselig wie die Bochums, Nürnbergs, Pforzheims, Heidelbergs und anderer Ekelecken, von denen es in Deutschland wahrlich nicht zu wenige gibt. Schlicht noch so ein Problem, „das der Euro 2024 um Jahrzehnte vorausgeht“.

    Ansonsten: Sind die Briten zu verwöhnt oder bloß zu viel in Kensington und ihren Hipstergegenden unterwegs? Ich empfehle denen dringend mal vor der eigenen Haustüre zu recherchieren, etwa den Weg nach Wigan Pier zu gehen und nach Yorkshire oder in die Midlands zu fahren. Mansfield, Middlesbrough und Co. bieten sich für den Start an. Dagegen wirkt Gelsenkirchen glatt wie eine Edelloft.

    Grußlos glücklich
    Altlandrebell (nicht aus Gelsenkirchen, aber lieber Blau-Weiß als Schwarz-Geld-Rheinmetall)

    1. Danke. Alles nötige beigetragen. Nur in einem Punkt würde ich Kritik anmelden “Ansonsten: Sind die Briten zu verwöhnt oder bloß zu viel in Kensington und ihren Hipstergegenden unterwegs? Ich empfehle denen dringend mal vor der eigenen Haustüre zu recherchieren, etwa den Weg nach Wigan Pier zu gehen und nach Yorkshire oder in die Midlands zu fahren. Mansfield, Middlesbrough und Co. bieten sich für den Start an. Dagegen wirkt Gelsenkirchen glatt wie eine Edelloft.” Was machen ein paar Jahre lokaler Verzögerung schon aus?
      [ “Briten” gibt es genauso wenig wie “Deutsche”. Ein Blau-Weißer weiß das doch. Der Nationalstaat ist ein Konstrukt des 19. Jahrunderts mit Folgen, die angesichts der Klassenverhältnisse vorhersehbar waren. Leider nicht für alle.]

      1. Mein Schreiber war jetzt auf die britischen Journalisten bezogen, die sich nach dem Vorrundenspiel Englands gegen Serbien in Berichten über Gelsenkirchen überboten. Die stehen aber natürlich nicht für alle Briten, ja nicht mal für alle britischen Journalisten. Aber Sie haben natürlich recht, das hätte ich präziser darstellen können, zumal ich hier immer derjenige bin, der gegen den Gebrauch des “die” anschreibt.

        Darum: Die Briten gibt es so wenig wie die Deutschen, die Muslime, die Liberalen oder die Frauen.

        Neben der Religion gibt es aber leider noch jede Menge andere Opiate – Nationalismus, Genderismus, Rassismus und sonstige Ideologismen.

        [Natürlich kommt jeder irgendwoher, glaubt an irgendetwas (und sei es die Nichtexistenz Gottes oder eben an Blau-Weiß), ist irgendwo politisch verortet und hat irgendein Geschlecht. Aber die Institutionalisierung wie Kommodifizierung solcher “Identitäten” folgt natürlich bestimmten Mechanismen und Zwecken und originiert in den herrschenden Verhältnissen. In einer alternativen Welt würden diese -ismen überwunden sein.]

        1. Diese ismen unserer Welt wären überwunden, aber sie sind in der anderen Welt durch andere Kategorisierungen ersetzt. Menschen denken und sortieren die Welt in Schubladen um mit der überwältigenden Wrklichkeit und ihre endlosen Details zurecht zukommen. Es werden nur andere Vorurteile sein.

  12. Das ist halt die Wirkung von 20 Jahrem Bertelsmännern und McKinsey.
    Aber die DB hat sich ein schönes weltweites Logistikimperium aufgebaut.
    Bei den Profitaussichten musste die Schiene weichen, zumal es viel Jahre usus war einen autoaffinen CSUler ins Verkehrsministerium zu postieren.
    Besser, wird hier nichts mehr.
    20 Jahre Raffen und Plündern neigen sich dem Ende zu, die Dritte Welt ist die Zukunft.

  13. Müßig darüber zu fabulieren woran es liegt – wer hat hier schon die Möglichkeit in diverse Pläne etc. zu schauen. Alle auf allen Seiten wissen es besser.
    Ich weiß nur, dass 16 Jahre eine wirtschaftsorientierte Partei regiert hat, deren Ziehvater und Vorbild auch schon 16 Jahre dieses Land “geführt” hat. * Dass “Kompetenzteam” was z.Z. am Ruder ist hat tolle Eckpunkte gesetzt (Klimaschutz – weniger Auto etc. und blalabla), welche jetzt in wilden Slalom umfahren werden – weil andere Prioritäten (Räder müssen rollen für den Sieg). Ergo – jeder weiß wiedermal was richtig ist und wichtig – ändern wird sich nix.

    *nach 40 Jahren ist der Sozialismus sang und klanglos untergegangen – mit diesem System wird’s wohl noch ein Weilchen dauern…leider

    1. Ob der Sozialismus untergegangen ist, kann man durchaus bestreiten.
      Infineon ist damals auch nicht untergegangen, als es sich auf technologisch weniger anspruchsvolle Aufgaben konzentriert hat.
      Im Gegenteil war dies die Rettung.

      Ein Sozialismus mag zwar temporär weniger leistungsfähig sein als Kapitalismus.
      Sobald sich dieser Kapitalismus aber in seine inneren Widersprüche verheddert und nur nach Plusmacher-Lösungen Ausschau gehalten wird, kann man durch eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit gewisse Probleme zwar exportieren, aber keinesfalls lösen.
      Ich kann das so selbstbewusst schreiben, weil ich aufgrund eigener Analyse weiß, wovon ich “spreche”.

      Die Versprechungen der “Sozialen Marktwirtschaft” haben die Menschen verblendet. Dies konnte aber nur auf der Basis realsozialiatischer Klassenkampf-Ideologie mit unreflektierten Erlösungsversprechen geschehen, deren Lack schon längst nicht mehr vorhanden war und dafür nicht nur Flugrost angesetzt hatte.

      Und nach dem “point of no return” war der Weg zurück versperrt, um noch eine andere Alternative zu versuchen.

      Überzeugte Kommunisten haben sich in China den Tatsachen gestellt, nachdem sie von der “Großen Sprung nach vorn”-Ideologie geheilt worden waren.
      Und interessanterweise wurde dies schon vor über 100 Jahren bei den russischen Kommunisten erörtert.

      1. “Ob der Sozialismus untergegangen ist, kann man durchaus bestreiten.
        Infineon ist damals auch nicht untergegangen, als es sich auf technologisch weniger anspruchsvolle Aufgaben konzentriert hat.
        Im Gegenteil war dies die Rettung.”

        Ich maße nicht an, bezüglich Infineon ausreichend Wissen zu besitzen, erinnern kann ich mich nur daran, dass zumindest einer der wichtigen Manager und somit einer jener, der dieses Unternehmen in den “Ruin” geführt hat, bei Siemens sehr gut untergekommen ist. Ob ein Großteil der damalig Angestellten die gleiche Chance oder zumindest angemessen hohe Abfindungen bekommen haben, ist mir nicht bekannt. Allerdings hat dies durchaus etwas mit dem Untergang des Sozialismus gemein – EINIGE der am Untergang Beteiligten sind im Kapitalismus sehr gut untergekommen, während VIELE ziemlich in die Röhre geguckt haben. Letzteres System feiere ich nicht, aber dem Sozialismus alà Ostblock weine ich nicht mal die Spur einer Träne nach. Hätte daher gern den Hinweis, wo dieser (der nach der Implusion von einigen als der “demokratische Sozialismus” noch propagiert wurde) noch nicht untergegangen ist – Kuba, Nordkorea und China scheiden aus. Bin durchaus gespannt.

  14. Das Problem ist, es sind einfach zu viele Leute unterwegs. Oder auch gefragt, wieso fahren die überhaupt durch die Gegend? Wie bei C geübt maximal 10km von zu Hause entfernen. Und schon funktioniert es.

  15. Dafür werden die Autobahnen ausgebaut. Wenn schon nicht für die Bürger dann wenigstens für die Panzer die Richtung Osten rollen sollen.

  16. Die Bahn ausgeplündert – von einer Managerkaste.
    Jede 2. Weiche bundesweit im Bahnnetz ausgebaut, um Unterhaltungskosten zu sparen. Von den Bahnmanagern hätte sogar Potemkin lernen können.
    Freuen sich natürlich die USA, denn sie wollen wissen, ob sich Deutschland gegen seine Deindustrialisierung wehren wird. Ob es seine Pipeline nach Russland wieder in Betrieb nehmen wird.
    New York Times kann berichten: Nee, das interessiert die oberen 10% nicht. Die wollen nur wissen, ob ihre Vermögensrenten pünktlich auf ihrem Konto eingehen. Das ist die Pünktlichkeit, die heutzutage in Deutschland geschätzt wird!
    Und der deutsche Michel: duckt sich und schweigt.

      1. Ziemlich lang. Sind ja schon einmal mehr als genug hierzlande unter Mottos wie “Treu bis in den Tod” bis zum Endsieg marschiert…

        Davon abgesehen gilt: Der Kairos der Revolution ergibt sich im Moment des Kataklysmos des herrschenden Systems. Nur: Allzu oft kippt ein kollabierendes System nicht etwa ins Gute, sondern dorthin wo sein Fluchtpunkt ist. Und der ist beim Kapitalismus aber nicht selten der Faschismus.

        1. Faschismus ist keine langfristige Lösung, sondern verschlimmert die Probleme nur eskalierend in die Zukunft.
          Und zu den “deutschen” Michels zählen viele mit Migrationshintergrund oder keinem deutschen Pass.

          Die besten “Revolutionen” sind im übrigen die, welche geordnet und über eine lange Phase wenig spektakulär ablaufen.
          Als Sahnehäubchen für die analytischen Grobmotoriker kann man dann zwar einen “Sturm auf die Bastille” inszenieren.
          Die entscheidenden Fakten wurden aber schon vorher gesetzt und vollzogen.
          Ein bißchen Folklore kann das ganze dann zwar untermauern, braucht es aber nicht.
          Revolution und Evolution sind keineswegs antagonistisch, sondern oft als zweieiige Zwillinge zu verstehen.
          Was sagt die Abstraktion des Wertgesetzes denn eigentlich aus?

    1. Das nennt sich fit machen für die Börse. Die 100% Aktien die noch der Staat hält sollten ja noch versilbert werden.
      Wieder was gelernt “fit machen für die Börse” neudeutsch für “kaputtsparen”

  17. @ Estragon und Mitleser

    Die “oberen 10 %” können wie der Rest der Herrscher- und Machtkaste doch nur walten schalten, weil sie so viele Wasserträger und Mitläufer haben, die sie walten und schalten lassen.

    Das bourgeoise System ist aus Schichten aufgebaut wie eine Zwiebel. Drinnen der Machtkern (weitaus größer als man gemeinhin denkt), drum herum die Adlaten, Co-Profiteure und Zuarbeiter, dann die Wasserträger und Speichellecker, sowie ganz außen die Mitläufer und jene “Ist-halt-so-“-Fraktion der von Ihnen skizzierten Wegducker.

    Wenn es nur ein Prozent oder zehn Prozent wären, könnte man noch was machen. Wobei das natürlich ausch schwierig genug wäre, ich will es gar nicht abstreiten. Der Dritte Stand in Frankreich brauchte ja auch lange um sich zu finden und zu regen. Nur: wir haben es mit 30, 40, 50, in manchen Fällen 75 % zu tun, die hinter dem Laden stehen. Für ein paar Goodies oder eine Bratwurst vergessen die noch den härtesten Hieb und den gefährlichsten Stich. Und viele leben ohnehin nach dem Motto: “Solange ich mich nicht beweg, spüre ich die Fesseln ja gar nicht!” Bzw. moderner: “Natürlich sammeln die meine Daten, aber auf FB, Candy Crush und Co. verzichten – ach, ich hab’ eh nix zu verbergen.”

    Kurzum: Es wäre an der Zeit die Zwiebel zu häuten – das mag Tränen geben, aber es werden Freudentränen sein.

    1. Zumindest Einer, der es kapiert hat und nicht von einem 1-zu-99-%-Antagonismus ausgeht.
      Wenn man dann noch mit berücksichtigt, wer wie und warum “profitiert”, wird das ganze schon klarer.
      Aber vom Denken über “Standard”-Klassen muss man sich dann verabschieden.
      Und das “gerecht” wesentlich präziser als Marx & Konsorten ausarbeiten. Und es setzt vor allem in der Produktion und nicht in der Verteidigung an. Denn was nicht produziert wird, kann auch nicht verteilt werden. Und wenn jemand keine ausreichenden Zahlungsmittel besitzt, kann man die Produktion auch nicht bedarfsinduziert “dressieren”.

  18. Dieses Foto, dieser Bahnhof …

    Neueröffnung, wollte nach Sachsen aber bin im Zug nach Hamburg gelandet , weil niemand so wirklich durchblickte damals o)
    Und dann 3 Stunden warten und ich habe mir das teil genauer angesehen, musste mich bewegen, weiter rumstehen , wäre Ich erforen.
    Neuer Deutscher Größenwahn ..
    Bin oft diese Strecke gefahren als Ich in Berlin noch wohnte, und habe oft halben Fahrpreis zurück bekommen weil Ich 6 Stunden stehen musste im Zug o))
    Aber die Leute haben mir oft leid getan, nicht wenige hatten oft Fahrkarten von der Bahn erworben, und die hatten da keine Gültigkeit. Nächste Haltestelle mussten die raus , egal ob Winter oder Sommer , oder der Ort.. Die mussten raus ..
    Damals konnte man schon diese ” neue Kälte” spüren, die durch die ganze Gesellschaft wehte .

  19. Es hat fast immer nicht vorhersehbare Folgen, wenn unter Menschen aus einer guten Idee eines Einzelnen eine Möglichkeit für viele wird. Einer erfand eine Technik, die Innenseite der Felle erlegter Tiere abzuschaben. Kurz danach gingen Menschen mit den steinernen Enden langer Stöcke auf einander los. Im Vergleich zu den vorher verwendeten Holzprügeln nach Meinung von Anthropologen ein ansehnlicher Fortschritt.
    Die oben eingebrachte Erinnerung an die Rede vom freien Internet erinnert mich an die vom Herrn Rockefeller verschenkten Lampen. Geschenkte Freiheit bekommt irgendwann ihren Preis und läuft oft sogar aus. An eine Debatte unter Lehrern im Jahre 2001 zur Entscheidung in der Frage “`Kostenlose Einführungskurse für das Microsoft-Office-Paket, kostenlose Programm CD inkl.´ oder `Basteln Logischer Schaltungen´ ” als Fortbildungsthema kann ich mich noch erinnern. Zweiteres hätten sachkundige Kollegen zum Stichwort `Computerunterricht´ anbieten können, wollen, sollen, dürfen. Raten Sie mal, wie die demokratische Entscheidung ausfiel. Das Fortschreiten hat schon seit sehr langer Zeit einen Preis, den meistens diejenigen bezahlen, denen Schlauies IMMER vorwerfen, zu spät gekommen zu sein.
    Heute sind alle zu spät gekommen, die bedauerlicherweise die Arbeit von Herrn Zuse und seinen Nachfolgern nicht mit dem nötigen Ernst verfolgt haben und denen die seitherige technische Entwicklung entging. Sie haben in aller Regel ein magisches Verständnis bezüglich der Kästchen in denen sich angeblich Intelligenz versteckt. Auch – vielleicht sogar gerade dann – wenn sie eine Schwäche für Schrödingers Katze haben.
    Ein gestern erlebtes kurzes Gespräch zur Frage, warum im selben Wirtshaus das Bild bei der Übertragung eines Fußballspiels über Satellit auf einen Bildschirm gewohnter Größe für die Fleißigen hinter dem Ausschank NICHT ruckelt, das gebeamte Bild für die trinkfreudigen Gäste auf eine größere Leinwand im aufgestellten Zelt aber schon, hat mir das Problem vor Augen geführt. Auf ausdrückliche Nachfrage gebe ich die Vielfalt der Vemutungen in dieser Frage als Liste von Kurzantworten – auf Wunsch mit einem Vermerk zum Merkmal Schulbildung – gerne weiter. Gerne auch meine eigene, die ungeäußert blieb, weil ich nicht wusste ob ich richtig lag.
    Die vielfältigen, realen Inhalte des Fortschreitens werden (sehr) selten thematisiert. Hauptsache es wird fortgeschritten. Gegenwärtig sogar in Echtzeit. So schritt man z. B. fort vom Protest gegen neuartige Waffen auf deutschem Boden (1981) zum gerechten Frieden (2024). Sobald Moralisten den politischen Diskurs, Slogans und Texte der Aktiven bestimmen, fängt die Kacke an zu dampfen. Das ist meine eigene bescheidene Lebenserfahrung. Langsam fange ich an zu begreifen, warum wissenschaftliche Arbeiten in der DDR immer (?) einen ideologischen Vorspann hatten, der die Bedeutung der Arbeit im Rahmen des dialektischen und historischen Materialismus beschrieb.
    “Moral” kennzeichnet leider die menschliche Art. Deshalb hat die Gattung gute Aussichten auf eigenen Wunsch nach relativ kurzer Anwesenheit auf diesem Planeten wieder zu verschwinden. Wohin und auf welche Weise ist bisher unklar. Die unterschiedlichen Ansätze werden auch hier auf Overton be-sprochen, eigentlich korrekt wäre be-schrieben. Und?
    “Zu viel Panzer – zu wenig Hirn” trifft auf die menschliche Art seit sehr langer Zeit zu. Bisher half oft “Auswandern”. Wohin auch immer. Ob das – gerechtigkeitshalber natürlich für Alle – sich als zukunftstauglich herausstellt wird möglicherweise von der Art erkannt werden können. Glauben tu ich´s nicht.
    Sicher kann sich jetzt jeder hier vorstellen, wofür gegenwärtig ein Großteil der Rechnerleistung gebraucht wird. In einem Umfang dass ALLES wackelt. Nicht nur die Bahn.

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