In mir wüten seit ein paar Monaten bösartige Kräfte, draußen in der Welt ist es nicht besser – Kräfte, die Angst machen.
Ein sehr persönlicher Blick auf den Wahnsinn unserer Zeit.
Im Spätsommer vergangenen Jahres bekam ich, und es haute mich aus den Schuhen (bei einer Routineuntersuchung), die Diagnose: Darmkrebs. In meinem ganzen Arbeitsleben hatte ich keinen einzigen Tag wegen Krankheit gefehlt – und nun dies. Der erste Gedanke: Scheiße!
Von einer Sekunde auf die andere, so empfand ich es, ging eine Schranke runter zwischen mir und der „normalen“ Welt. Geht sie wieder hoch? Ich hoffe es.
Ich hoffe es seit Monaten, und ich habe mich dafür einem Regime unterworfen, das mein Leben, meinen Alltag, einfach alles und das rund um die Uhr bestimmt: eine Abfolge von Untersuchungen, von Besprechungen, Bestrahlungen, Chemotherapie, Operation, und aktuell: nochmals eine Chemotherapie.
Ob es gut ausgeht mit mir? Ich weiß es noch nicht. Ich lebe nach dem Prinzip Hoffnung.
Der totale Bahnwahnsinn
Abgesehen von meinem persönlichen Schicksal leben wir in Zeiten und in einem Land, die einen (ich lass mal Aufrüstung, Ukraine-Krieg, Klimapolitik und ähnliches außen vor) nicht hoffnungsfroh stimmen, überhaupt nicht. Dazu ein paar Zahlen: 2.240.000. 35.000.000.000. 4. 100.000.000.000. 146.000. 10.000.000.000.
Was sollen diese Zahlen?
Diese Zahlen symbolisieren – zumindest für mich, vielleicht nach der Lektüre dieses Textes auch für Sie! –, dass in diesem Land etwas verrutscht, etwas aus dem Ruder gelaufen ist und läuft und läuft und läuft.
Die erste Zahl steht für das Jahresgehalt und den Bonus, den Bahnchef Richard Lutz im vergangenen Jahr erhalten hat, gut zwei Millionen Euro. Das ist das fast Siebenfache des Verdienstes von Kanzler Olaf Scholz – und Lutz, daran muss man nun unbedingt erinnern, ist bloß ein Angestellter eines staatlichen Unternehmens. Sein üppiger Verdienst wird also von uns Steuerzahlern finanziert. Warum bloß, für was eigentlich bekommt dieser DB-Chef seine so überaus opulente Vergütung – immerhin gut 6.000 Euro pro Tag? Für was? Sind die Züge pünktlich? Nein. Sie sind so unpünktlich wie noch nie. Macht der DB-Aktienkonzern Gewinn ohne Ende? Nein. Er ist faktisch pleite.
Als Richard Lutz sein Amt 2017 übernahm war der DB-Konzern mit 27 Milliarden Euro verschuldet. Heute ist diese Bahn, die Tag für Tag oft Hundertausende von Kunden enttäuscht, nervt und quält mit gut 35 Milliarden Euro in den Miesen. Tag für Tag häuft dieses Unternehmen, das es immer weniger schafft, einen Bahnbetrieb aufrecht zu erhalten, der für eine Industrienation so selbstverständlich wie notwendig sein sollte, fünf Millionen Euro Schulden auf, Tag für Tag. Spendiert aber dem dafür Verantwortlichen einen Bonus in Millionenhöhe. Wie wirkt so etwas in den Köpfen jener Bahnangestellten, die fast drei Monate arbeiten müssen, um auf den Tagesverdienst ihres Chefs zu kommen?
Wie dieses Unternehmen pfuscht und haust, das werden in den kommenden Jahren Millionen Reisende heftig spüren, Tag für Tag zig-Tausende. Dieser totale Bahnwahnsinn läuft unter dem Namen „Generalsanierung“. Das klingt super. Das klingt nach: „Alles wird gut.“ Dabei ist die „Generalsanierung“ der größte anzunehmende Unfug. General-Unfug.
Die Bahnmanager haben angekündigt, die wichtigsten Korridore der Bahn auf Vordermann zu bringen und sperren dazu acht Hauptverkehrsstrecken – bis zu elf Monate lang.
Kein kluger Eisenbahnmann würde so handeln, weltweit ist das einmalig. Bisher fanden Reparaturen unter dem „laufenden Rad“ statt, so war das mehr als 100 Jahre lang, also ohne den Zugverkehr auf einer Strecke komplett einzustellen. Reparaturen liefen unbemerkt ab, extrem kundenfreundlich.
Aber nun dies: Nehmen wir als Beispiel mal die Strecke Frankfurt – Mannheim, die sogenannte Riedbahn. Sie wird ab Juli 2024 für mindestens fünf Monate komplett gesperrt – eine der wichtigsten Bahnstrecken in Europa.
Während der Streckenvollsperrung soll der Verkehr unter anderem auf die Straße verlegt werden: Es sollen dafür mindestens 140 Busse eingesetzt werden, 400 bis 600 Fahrer müssen dafür gefunden werden. Was da geschieht, ist ein klimafeindliches Umerziehungsprogramm, nach dem Motto: Wie mache ich treue Bahnkunden zu ewigen Autofahrern?
2.240000 Euro für den Bahnchef, an dem die Bürger keine Freude haben können.
Gegen Krebs kann man nicht kämpfen
Harter Schnitt, Blende zurück zu meiner Krankheit:
Nun muss ich etwas sagen, was viele Gesunde und auch viele Kranke vielleicht nicht gerne hören: Gegen Krebs kann man nicht kämpfen.
Ich habe in meinem Berufsleben viele Gespräche mit Verzweifelten, Krebskranken, Sterbenden geführt. Kurz vor seinem Tod, er hatte Knochenkrebs, traf ich den Kinderpädagogen Wolfgang Bergmann zu einem Gespräch, es war ein offenes, freimütiges, mich damals erschütterndes Gespräch, das unter dem Titel „Gibt es am Ende nur einen Schrei?“ erschien.
Wie soll ich denn gegen Krebs kämpfen, hat mich der sterbende Wolfgang Bergmann gefragt, „was heißt denn das? Das ist ein selbstsuggestiver Satz, mit dem ich nichts anfangen kann. Wie soll ich denn kämpfen gegen diese Heimtücke, mich wehren? Ich wache morgens auf, und der Krebs ist an einer anderen Stelle ausgebrochen, aus dem Nerveninneren wird mein Körper ausgesaugt und ausgebuddelt.“
Ähnlich sah es auch der Onkologe, dem ich mich hier in Hamburg anvertraut habe, er sagte: „Ich mag dieses Slogan nicht. Gegen Krebs kann man nicht kämpfen. Sie müssen einfach versuchen, Ihre Lebenslust zu bewahren, den Humor nicht zu verlieren. Und essen Sie, was Sie wollen. Wenn Sie Lust auf ein Steak haben – ESSEN! Ihr Problem wird sein, dass Sie gar keine Lust aufs Essen mehr haben: Warum soll ich Ihnen also etwas verbieten? Sie müssen Ihr Gewicht halten. Das ist wichtig. Lebensfreude!“
Was mich bei diesem Slogan „Gegen Krebs kämpfen“ ungemein stört, ist auch seine Gemeinheit gegenüber dem Kranken: Wenn er stirbt, dann hat der Krebskranke nicht genügend gekämpft. Dann ist er an seinem Tod also letztlich selber schuld. NEIN!
Aber: Wie die Lebenslust in einer so existenziellen Situation bewahren? Den Humor nicht verlieren? Die Lebensfreude? Nicht so einfach, wenn man weiß, dass ein garstig Viech in einem wütet, die Schmerzen oft kaum erträglich sind, dass die Nächte oft unerträglich lang sind, Albträume einen quälen, die Geister poltern.
Und da ist nun immer diese Angst vor der Zukunft. Ist die Zukunft für mich geschrumpft? Was bringt sie? Ich lass sie auf mich zukommen, diese ungewisse Zukunft. Sie kommt ja eh nicht, und falls sie doch kommt, wird sie ohnehin völlig anders sein als erwartet, und vielleicht ist das eine Gnade. Es ist auf jeden Fall tröstlich, nicht zu wissen, was alles auf einen zukommen kann. Ich will mich nicht der Verzweiflung hingeben.
Sondervermögen vs. Pflegenotstand
Obwohl es so viele Gründe zum Verzweifeln gibt, und damit sind wir bei der Zahl „4“: Vor einiger Zeit hatte ich im Krankenhaus eine Operation, sie sollte um 7 Uhr 30 beginnen, bis 12 Uhr hieß es, „sind wir mit allem durch“.
Es kam anders: Auf dem Weg zur OP klingelt das Telefon der Krankenschwester. Ich werde zurück in das Wartezimmer gerollt: „Sie werden nach hinten geschoben. Wann Sie drankommen? Kann ich nicht sagen.“
Ein paar Minuten später kommen die Pfleger wieder, nun geht es also los. Wieder Telefonklingeln, wieder nix mit der OP. Warum, frage ich? „Gerade ist kein Pflegepersonal da. Lesen Sie denn keine Zeitung? Dann würden Sie wissen, was in den Krankenhäusern los ist! Pflegenotstand! Wir sind zu wenige! Ich kann auch bald nicht mehr.“
Ich liege da und warte. Nach einiger Zeit werde ich wieder Richtung OP-Saal gerrollt. Dann wieder zurück.
Zweieinhalb Stunden später werde ich wieder zur OP geschoben. Der vierte Versuch. Der Pfleger sagt: „Seien Sie froh, dass es für Sie heute noch klappt! Aber sicher wissen wir das erst, wenn Sie auf dem OP-Tisch liegen.“
Ich liege schließlich auf dem OP-Tisch. Die Gedanken rasen. Pflegenotstand allüberall, jeder, der mal ins Krankenhaus muss, spürt das, und bevor ich in die Narkose sinke, denke ich, 100 Milliarden Euro zusätzlich für die Bundeswehr, denke ich: „In der Rüstung sind sie fix, für das Gesundheitswesen tun sie nix.“
10.000.000.000!
Nach meiner Krebs-Diagnose habe ich plötzlich angefangen, was ich noch nie getan hatte, ein Tagebuch zu schreiben.
Und ganz plötzlich, völlig unbeabsichtigt, war dieses Schreiben eine Art Selbsttherapie für mich, und dann auch Grundlage für mein Buch „Rauhnächte“. „Ihr Buch“, schrieb mir vor ein paar Tagen eine Leserin, „hat die Kraft des Trostes für mich“.
Ich habe darin meine Innenansichten notiert, den Schrecken, die Albträume, meine unbändige Sehnsucht nach Leben – und plötzlich ging es da um viel mehr als um mein persönliches Drama: um diese zerrissene, malträtierte Welt. Die so schön sein könnte, wenn, zum Beispiel, die Regierenden nicht …
… nicht so etwas zuließen: durch ihr Handeln oder ihr kaltes Nichtstun. Und damit sind wir bei der Zahl 146.000.
Um diese Zahl nahm vergangenes Jahr in Deutschland die Zahl der armutsgefährdeten Kinder und Jugendliche zu – auf insgesamt über drei Millionen, ein Fünftel der unter 18-Jährigen.
Und demgegenüber steht eine andere Zahl: 10.000.000.000. In Worten: zehn Milliarden. Diese Riesensumme verschenkt – ratzfatz! – die Regierung an einen sehr reichen Konzern aus Kalifornien, der in Magdeburg eine Chip-Fabrik hinstellen will. Ein Unternehmen, das weltweit abkassiert, alles in allem einen Netto-Gewinn von fast 100 Milliarden Euro ausweist – in den letzten fünf Jahren. 10.000.000.000 Steuergeld nun für diese Reibachmacher? Geht’s noch?
Ja, es geht noch besser dank dieser rot-grün-gelben Bundesregierung. Das irre Mega-Staatskneten-Geschenk wird noch aufgehübscht, so gut, dass die Herren aus Kaliforniern ihr Glück wohl kaum fassen können. Zu dem vielen Milliardengeschenk gibt`s obendrauf noch einen Schnäppchen-Strompreis . Mit einer Laufzeit von 20 Jahren.
Nach dieser Plünderung der Staatskasse mithilfe der Bundesregierung verließ Intelchef Pat Giesinger neulich sehr breit grinsend das Bundeskanzleramt, und lobende Worte fand das Manager-Magazin für den Abzocker, „dass er dem Staat Milliardensubventionen abluchste, zeigt seinen Investoren: Er ist sein Rekordgehalt wert“.
10.000.000.000 Euro. Was ließe sich mit dem Geld alles machen? Zum Beispiel eine Politik, die nicht Tag für Tag der AfD neue Wähler zutreibt. Zum Beispiel könnte man das kranke Gesundheitswesen sinnvoll reformieren, man könnte Hunderte von Schulen bauen, man könnte viele Bürger von ihren Existenzängsten befreien, man könnte, wichtiges Beispiel, die Wohnungsnot lindern, beseitigen – doch der Gesamtetat des Bauministeriums ist gerade mal halb so hoch wie der Geldregen für den kapitalstarken US-Konzern.
Chiffren des Wahnsinns
Nicht zu verstehen, kaum auszuhalten, das alles.
Ich breche gerade manche Bücher beim Lesen ab, schalte häufig Filme ab. Immer dann, wenn ein Charakter, eine Figur, ein Mitbürger an Krebs stirbt – und das kommt so oft vor. Aber ich merke auch, dass ich immer häufiger die Nachrichten im Radio abschalte, Fernsehen ausschalte, Zeitungen fast ungelesen weglege. Das kommt immer häufiger vor. In mir wächst das Gefühl: Das Absurde ist die Realität.
Dafür stehen diese Zahlen: 2.240.000. 35.000.000.000. 4. 100.000.000.000. 146.000. 10.000.000.000. Sie sind Chiffren für den herrschenden Wahnsinn.
Ich stehe am Familiengrab. Im Kopf sind Gedanken, die mich nicht loslassen, mich nicht schlafen lassen. Sterben. Tod. Beerdigung. Werde ich Angst haben?
Aber: Ich, für mich, hoffe natürlich, so wie ich es für alle Kranken erhoffe: Dass ich wieder gesund werde.
Aber genauso sehr hoffe ich, dass diese immer mehr aus den Fugen geratende Welt nicht noch mehr aus den Fugen gerät.
Lieber Arno Luik, ich hoffe mit Ihnen. Vielleicht ist das Glück Ihnen hold, Ich hoffe es sehr. Menschen wie Sie braucht unsere Gesellschaft dringend, Menschen, die zu klarer Analyse fähig sind, so wie das aus den von Ihnen verwendeten Zahlen hervorgeht. Warum nur geht diese Fähigkeit mehr und mehr verloren, warum nur verfängt das alte Prinzip von Brot und Spielen in unsrer Gesellschaft immer mehr. Deswegen, die Hoffnung nicht verlieren und alles erdenklich Gute!
Lieber Arno Luik, ich hoffe mit Ihnen, ich kann mich dem Beitrag von Otto Bismark nur anschließen.
Hallo Arno,
vielen Dank für diesen Text!
Alles was ich tun kann ist: zu Cannabis raten (macht hungrig(!), nimmt Schmerzen etc.) und eventuell ein Heilfasten beginnen. Broccoli gilt als eines der wenigen Gemüsesorten, das eine anticancerogene Wirkung haben kann.
Ansonsten wünsche ich mir viele weitere Texte von dir!
Ich drück uns allen in jeder Hinsicht die Daumen – ‘ne Chance haben wir.
Immer wieder, wenn ich solche Texte lese, wünsche ich mir, derjenige, der da gerade so gebeutelt ist, könnte sich mal dem Thema Sterbeforschung zuwenden und z.B. die Interviews mit dem Kardiologen Pim van Lommel und dem Neuropsychiater Peter Fenwick anhören. Da liegt so viel Trost drin, denn mit dem (körperlichen) Tod ist nichts zu Ende. https://www.youtube.com/watch?v=abmxiswY9Ts
https://www.youtube.com/watch?v=bqM92biu4r0
Und es ist alles andere als eine Abwendung vom Leben, denn der Tod ist wie die Geburt ein Übergang und Teil des Lebens.
Und ja, auch ich schalte immer öfter ab, weil ich den ganzen weltlichen Irrsinn kaum noch ertragen kann.
Lieber Herr Luik
Vielen, vielen Dank für diese Innenansicht und die Analyse dessen, was gerade täglich an Absurditäten um uns herum geschehen.
Vor etlichen Jahren habe ich das Buch einer Brustkrebspatientin gelesen; leider finde ich es gerade nicht und erinnere mich weder an dessen Titel noch an den Namen der Autorin.
Sie hat darin gnadenlos mit der Positiv-Denken-Fraktion abgerechnet – und äusserte sich ebenso wie Sie hier:
Man kann nicht gegen den Krebs kämpfen!
und Krebs ist keine Einstellungssache und die Genesung davon keine Frage des korrekten Denkens
Es ist ein Hohn, was viele Menschen von sich geben, wenn sie so daher reden, als wäre das Leben eine reine Einstellungssache, eine Frage der richtigen Menge an positiver Lebenseinstellung.
Für mich spricht daraus die übliche Anmassung der Menschen, ihre Unfähigkeit, die Position des Gegenüber einzunehmen, versuchen nachzufühlen, wie es dem Anderen geht, was ihn bewegt, was ihn leiden lässt.
Wie der Krebs ist auch das eine Volkskrankheit: die völlige Abwesenheit von und die Unfähigkeit zu menschlichem und wertungsfreiem Mitgefühl.
Die Welt ist voller Menschen, die auch nie nur einen Moment daran denken, wie verletzlich sie, wir alle als Menschen sind, dass niemand von uns gegen irgendetwas gefeit ist, dass wir keinen Anspruch auf Gesundheit haben, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass es uns gut geht, es überhaupt kein Anrecht darauf gibt.
Die Demut vor dem Leben ist den meisten längst abhanden gekommen.
Und dort schliesst sich der Kreis in Ihrer Analyse der Welt um Sie herum.
Die Schamlosigkeit und Anmassung aller Akteure, die für sich in Anspruch nehmen, den Menschen, die sie gewählt haben, zu dienen, für ihr Wohlergehen zu sorgen, kennt keine Grenzen mehr.
Nichts, was heute in der Welt geschieht, könnte weiter von diesem Anspruch entfernt sein, und trotzdem wird uns von eben denjenigen rotzfrech ins Gesicht gelogen, sekundiert von einer willfährigen Meute speichelleckender Medienleute, deren einziges Interesse es ist, im Schatten der Mächtigen selbst ein wenig Prestige und Ruhm ergattern zu können, ihr kaputtes Ego daran aufzubauen.
1. Johannes 2,1-6: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen
Alles vergebene Mühe.
Wie Sie richtig sagen: was bleibt, ist Hoffnung.
Nur, dabei denke ich an zwei Geschichten:
– an Pandoras Büchse, die, nachdem alle Übel bereits entwichen sind, wieder verschlossen wird, bevor zumindest noch die Hoffnung daraus hätte entweichen können.
Mit dieser Analogie muss man heute wiederum vorsichtig sein, da die klassische Darstellung Pandoras heute als die Wurzel von Misogynie aufgefasst wird, was unverzüglich eifrige Cancel-Culture Aktivisten auf den Plan rufen könnte. In dem Sinne ‘hoffen’ wir, der Shitstorm bleibe aus.
– und, leider auch, an Ödon von Horvaths ‘Glaube, Liebe, Hoffnung’, welches so erschreckend viele Parallelen zur heutigen Zeit beinhaltet, dass einem wiederum nur die blosse Verzweiflung bleiben könnte.
In dem Sinne möchte ich aber dennoch, wider diese beiden tragischen Beispiele, die vorausgegangene Aussage, was uns allen noch übrig bleibt, erweitern:
Glaube
Liebe
Hoffnung
Bleiben wir Mensch und halten wir uns daran fest!
Ihnen alles erdenklich Gute auf diesem beschwerlichen Weg!
Zustimmung, ich bekam von manchen Leuten ähnliche Ansagen, dass meine Krankheit letztlich irgendwas mit einem Versäumnis in meinem Leben zu tun habe (bekannt ist ja auch der Quatsch von der Krebs-Persönlichkeit). Und als ich im Krankenhaus zur Diagnostik war, hatten sie mir ein sehr junges Mädchen ins Zimmer gelegt, das schon den 2. sehr schweren Krankheitsschub erleben musste. Dem wurde ganz wohlmeinend erzählt, diese Krankheit habe einen Sinn, den sie nun quasi erkennen müsse. Das wirkte wirklich wie eine zusätzliche Last.
Ich bestritt das heftig, meinte allerdings, dass auch mit einer solchen Krankheit sich die Frage nach einem sinnerfüllten Leben stellt.
Aber ebenso hat jede/r das Recht, sich einfach zu ergeben.
Das versucht man uns allen ständig einzureden, Stichwort Selbstoptimierung.
Werden wir krank, sind das unsere eigenen Versäumnisse. Dann haben wir uns eben zu wenig ausgeglichen und gesund ernährt, haben zu wenig Sport getrieben etc. pp.
Was soll man darauf sagen?
Das ist ernüchtern, enttäuschend und rührt eben genau daran, dass unsere Gesellschaft alles dafür tut, unsere menschliche Verletzlichkeit und Unzulänglichkeit ‘verschwinden’ zu lassen.
Man schiebt unbestreitbare Tatsachen des menschlichen Daseins, wie unsere Vergänglichkeit beseite und sagt den Betroffenen, die dann plötzlich mit ihrer eigenen Vergänglichkeit konfrontiert sind, es wäre ihre eigene Schuld.
Das ist auch eine Form des neoliberalen Geists. Wer versagt, wer krank wird, hat sich eben nicht genug angestrengt, genau das zu vermeiden.
Arno Gruen hatte das schon vor vielen Jahren sehr gut beschrieben.
Ich kann Ihre Gedanken sehr gut nachvollziehen. Man geht durch ein Gefühlschaos, dass sich Außenstehende nur sehr schwer vorstellen können. Man nimmt seinen Körper bis dato als selbstverständlich an. Er gehört zum Ich und Ich hab alles im Griff. Keine Beschwerden, kleine Aufs und Abs. Nichts weiter sonst. Auf einmal stellt man fest, dass nicht nur dieser Körper einem nicht gehört, sondern dass tatsächlich nichts auf dieser Welt einem gehört. Gar nichts. Und überhaupt, was heißt das eigentlich ICH? Was bedeutet das?
Dazu kommt dann die Frage, wem man sich mitteilen kann. Selbst die Familie gehört nicht unbedingt dazu, nicht, weil man sie nicht leiden kann, sondern weil man sie schützen will bzw. sehr genau weiß, dass man einige auf dem bevorstehenden Weg nicht mittragen kann. Mitfühlende Worte können wohltuend sein, können aber auch das exakte Gegenteil bewirken und einen jeden Tag wieder auf 0 zurückwerfen. Man muss darauf gefasst sein, seine nächsten Angehörigen oder Freunde zu trösten und aufzubauen, obwohl man selbst gerade in der Sch… steckt. Nichtwissen kann da sehr hilfreich sein. Es ist nahezu nichts so aufbauend wie völlig unbefangene Gespräche, die einen selbst aus der Kurve ziehen.
Diese eigene, teilweise völlig bizarre, Situation macht sensibel für das, was gerade da draußen passiert. Der Unsinn wirkt mächtiger denn je und niemand scheint den Sinn unseres Daseins tatsächlich zu erfassen. Kirchen und Religion können helfen, wenn man immer fest darin eingebettet war. Ist das nicht der Fall, gewinnen sie auch in dieser Situation nicht an Attraktivität. Ewiger Frieden scheint auch eine gute Zukunft zu sein.
Schreiben hilft auf jeden Fall. Zum einen kann man seine Gedanken sortieren, zum anderen die Dinge in Worte fassen, die man sonst nicht niedergeschrieben hätte. Ich nehme mir vor, Ihr Buch zu lesen. Vielleicht nicht jetzt, sondern zu einem späteren Zeitpunkt. Ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Kraft und den Mut zum eigenen Kopf. Krebs kann einem das Leben nehmen, aber es ist in gewissem Rahmen die eigene Entscheidung, ob er es schafft, auch das verbleibende Leben zu zerstören.
Heute war eine Sendung im Dlf, in der Patienten mit Krebsdiagnose zu Wort kamen. Mit unterschiedlichen Prognosen, aber die umfassende Genesung war bei allen ausgeschlossen. Mein Eindruck war, dass sich alle nun auf das Wesentliche konzentrieren und das Unwesentliche weglassen. Was ungefähr die Hälfte auch so sagte.
Für Arno ist nun der Kampf für Frieden und soziale Gerechtigkeit das eigentlich Wichtige geworden. Dazu kann ich ihm nur gratulieren. Und wünschen, dass er das beibehält, auch wenn er wieder genesen ist.
Was ich ihm natürlich ebenfalls wünsche.
Wir sind ungeschützt dem Wahnsinn ausgeliefert, es ist etwas Systemisches. Es ist die menschengemachte Hölle auf Erden und Jede/r hat es mehr oder weniger (infiziert) in sich… und es kann im Kleinen wie im Großen aus den Fugen geraten, oft leider bei den Sensiblen (aber auch bei anderen) – so mein ganz persönlicher Eindruck. Dabei sind besonders die sensibleren Menschen und ihre (oft leisere, differenziertere) Stimme und Sicht auf das Ganze so wichtig
Danke für diesen Beitrag. Schade, dass nur so wenig Kommentare. Aber vielleicht braucht, gibt es auch manchmal keine Worte.
Das Gefühl der völligen Absurdität der Realität überkommt uns auch oft.
Leider wird aber, wie Peter Scholl-Latour mal sagte, Politik immer von aktiven Minderheiten gemacht, alles Reden von Demokratie ist dummes Gelaber.
Und diese aktiven Minderheiten sind die Menschen, die genug Geld, Zeit, Macht, Wille und ja, gesundheitliche Kraft haben, den Lauf der Dinge zu bestimmen, nach ihren mehr oder weniger absurden Vorstellungen zu gestalten. Meist sind es aber leider auch die, die von Streben nach Macht, Reichtum, Reichweite und Geltungsbedürfnis angetrieben sind, was wir an den praktischen Auswirkungen ihres Handelns erkennen. Diese Leute haben alle Realitätsverlust. Die wissen alle nicht mehr, was im Leben wirklich zählt, auf was es ankommt, weil es ihnen zu gut geht. Und jetzt komme ich zu dem Artikel. Ich wünsche Herrn Luik alles gute, ich kenne ähnliche Situationen aus eigenem Erleben.
Ob man das sagen darf, ich weis es nicht, trotzdem: Den Machthabern, für die die Welt nur eine Spielwiese für ihre kindischen Wünsche und Eitelkeiten ist, wünsche ich persönlich und familiär alles nur erdenkliche Unglück, nicht aus Hass oder Schadenfreude, sondern im Gegenteil weil ich es gut mit ihnen meine, damit ihnen irgendwann Erleuchtung kommt.
Davon abgesehen gibt es da auch noch ein moral-theoretisches Problem. Woraus leitet jemand, der für vermeintlich höhere Ziele, das Leid, den Tot anderer in Kauf nimmt, über Leichen geht, einen moralischen Anspruch auf Gerechtigkeit und Nachsicht sich selbst gegenüber ab ?
Zitat “Man kann nicht gegen den Krebs ankämpfen”
Da bin ich anderer Meinung.
Richtig wäre zu sagen “es ist weitgehend unbekannt WIE man dagegen und auch mit Erfolg ankämpfen kann”.
Ich nehme jetzt Krebs als Beispiel für jedes schwere scheinbar unheilbare körperliche Problem.
Dr.Joe Dispensa hatte einen schweren Verkehrsunfall. Mehrere Lendenwirbel waren gebrochen und es bestand die Gefahr, dass wenn er sich aurichtet, ein Knochen Spitter in den Nervenkanal eindringt und die untere Körperhälfte gelähmt wird.
Mehrere befragte Spezialisten rieten dringen zu einer raschen Operation mit Einführung von stabilsierenden Stäben was aber bedeutet hätte, dass er sein Leben lang behindert gewesen wäre.
Was tat Dr,Dispensa?
Nichts.
Er wollte auf keinen Fall sein Leben lang behindert sein.
Da er von Beruf Osteopath war, kannte er sich mit Knochen gut aus und visualierte die Unfallstelle täglich mehrere Stunden lang – so wie sie heilt. Nach 4 Wochen konnte er das Bett wieder verlassen.
Aus dieser Selbst Heilung hat er ein Verfahren entwickelt das weltweit Erfolge erzielt. Heute gibt er Veranstaltungen wo er auf der Bühne herumläuft und Leute mit unheilbaren Krankheiten wieder geheilt, von ihrer Heilung berichten. Letztes Jahr war in Basel so eine Veranstaltung mit 7000 Teilnehmern.
Es kann sich also lohnen gegen denn Krebs anzu kämpfen, man muss allerdings wissen wie.
I
Ich wünsche Dir eine vollständige Heilung.
->”Bisher fanden Reparaturen unter dem „laufenden Rad“ statt, so war das mehr als 100 Jahre lang, also ohne den Zugverkehr auf einer Strecke komplett einzustellen. Reparaturen liefen unbemerkt ab, extrem kundenfreundlich.”
2027 wird bei uns die Strecke München-Salzburg an zehn Monaten zur Großbaustelle – mit Schienenersatzverkehr. Wir haben hier im Berchtesgadener Land gefühlt ohne Unterbrechung dauernd irgendwo einen Schienenersatzverkehr. Z.B. eine Arbeitsstelle, die mit Bahn und Rad erreicht wird, ist unmöglich durchzuhalten. Gibt es eine Erklärung für diesen Sinneswandel bei den Bahnverantwortlichen gegenüber dem bisherigen Reparieren am laufenden Rad? Oder – und das ist mein begründeter Verdacht – ist es einfach ein zu einfach strukturiertes kognitives Vermögen der Verantwortlichen?