Wir sind wieder wer

Bundeskanzleramt in Berlin.
Bild via Pixabay License

Für Baerbocks Schönheit: 136.552,50 Euro. Für den neuen Kanzleramts-Protz-Bau: 800 Millionen Euro, mindestens.

Heute mal ein kleiner Ausflug nach Berlin, das sei erlaubt, aber zuerst ein kleiner Rückblick ins Jahr 2000. Ich traf damals Angela Merkel, und wir hatten ein aufwühlendes Gespräch, das später unter dem Titel erschien: „Als die Mauer fiel, war ich in der Sauna“.

Was ich damals an Angela Merkel wunderbar fand, war, dass sie sich nach diesem Schlagabtausch fotografieren ließ – ohne Allüren, ohne das Haar groß nachzurichten, einfach so.

Make-Up für 136.552,50 Euro im Jahr

Allerdings muss der Akkuratesse wegen hinzugefügt werden, das war wohl das letzte Mal, dass sie sich so echt präsentierte; später trat die Kanzlerin vor die Kameras nur noch geschützt durch dickes Make-up und unter einer Frisur, die helmartig festgeschweißt erschien.

Die Kanzlerin löste aus, was die heutigen Regierenden zum Exzess beherrschen: den perfekten Maskenauftritt. Kein Härchen darf heute mehr unkontrolliert ins Gesicht wehen, kein Schweiß darf auf der Stirn glänzen. Egal ob Annalena Baerbock in der Ukraine durch Matsch stapft, sich in indischer Hitze durch den Straßenverkehr müht – sie will stets perfekt aussehen, wie für eine Modestrecke inszeniert.

Dieser Einsatz fürs Schöne ist teuer, und nun muss kurz daran erinnert werden, dass hierzulande die Nachfrage für Tafeln wächst und wächst, dass die Armut um sich greift, immer mehr Leute Mühe haben, den Alltag frei von finanziellen Sorgen zu bestehen – und in diesen rauen Zeiten reist die Außenministerin mit einer Visagistin um die Welt, gibt für ihr Aussehen 136.552,50 Euro aus. Pro Jahr. Nein, nicht sie gibt das viele Geld aus, wir, die Steuerzahler tun das.

Versailles lässt grüßen

Und Olaf Scholz? Im Jahr 2021 war der Hamburger noch bescheiden, da setzte er gerade mal 381, 57 Euro für den schönen Kosmetik-Schein ein. Im vergangenen Jahr waren es dann schon 39.910,95 Euro.

Es geht auch anders. Finanzminister Christian Lindner, man glaubt es kaum, er, der oft wie ein Modell in den besten Jahren daherkommt, hat bisher Verschönerungskosten in Höhe von 650 Euro in Rechnung gestellt – gut 200 Mal weniger als die Ministerin des Äußeren.

Und Robert Habeck? Der knufflig-wuschlige Regierungsbär? Der den Bürgern empfiehlt, an der Heizung zu sparen, überhaupt zu sparen? Er hat einen Hoffotografen engagiert, ihm einen Vierjahresvertrag über 400.000 Euro gegönnt – also mehr als 8.000 Euro monatlich.

Nicht schlecht, diese Ausgaben für die regierungsamtliche Schönfärberei. Irgendwie, ich kann mich dagegen kaum wehren, steigt in mir das Gefühl hoch, das erinnert doch an Versailles – den Sonnenkönig Ludwig XIV., seine Hofschranzen, die gepudert und geschminkt und unter Perücken umherwandelten, weit weg vom Plebs und seinen Nöten.

Bin ich ungerecht?

Der Luxus-Kindergarten

Aber irgendwie scheint da etwas zu verrutschen in Berlin, eine Maßlosigkeit um sich zu greifen – auch bei Olaf Scholz. Er regiert im Bundeskanzleramt – einem der größten Regierungssitze der Welt, 25.000 Quadratmeter Nutzfläche. Doch nun scheint ihm nicht mehr zu reichen, dass sein Regierungssitz achtmal so groß ist wie das Weiße Haus, er will mehr, viel mehr. Er will die Berliner Regierungszentrale verdoppeln, nach Plänen seiner Vorgängerin.

Geradezu fassungslos schrieb unlängst die eher scholzfreundliche „Süddeutsche Zeitung“ dazu: „Das ist schon auf geradezu barocke Weise bizarr und lässt den Kanzler zur Abwechslung gar nicht wie Olaf Scholz dastehen, sondern eher wie einen Sonnenkönig, der hier selbstherrlich gegen alle Einwände ein Versailles an der Spree durchsetzen will“.

Was da in Berlin passiert, wenn es nicht im letzten Augenblick gestoppt wird, empört. Auch weil diese Gigantonomie-Architektur (Beton, riesige Glasflächen, verschwenderische Bodenversiegelung) klimatechnisch auf dem Stand der 90er Jahre sein wird.

Was soll’s, scheint die Devise in Berlin zu sein, Klotzen und Protzen muss sein. Baukosten je Quadratmeter Nutzfläche für diesen aus der Zeit gefallenen Herrscher-Betonbau: 31.517,46 Euro. Zum Vergleich: Der Neubau des Innenministeriums kostet pro Quadratmeter 6.499 Euro.

Auch für die Kleinsten der Regierenden wird im neuen Bundeskanzleramt sorgfältigst gesorgt: Eine Kita soll es für zwölf bis 15 Kinder geben. Die Kosten dafür: 2,8 Millionen Euro. Dies entspricht, sagt der Rechnungshof, dem Dreifachen eines normalen Kindergartenplatzes.

Neues wilhelminisches Machtbewusstsein

Außerdem gönnen sich die Regenten noch etwas: Der grüne Vizekanzler soll eine Wohnung mit 200 Quadratmetern erhalten, sein Chef eine Kanzlerwohnung mit 250 Quadratmetern beziehen dürfen.

Und damit man dem ganzen Wahnsinn standesgemäß entfliehen kann, gibt es noch einen neuen Hubschrauberlandeplatz:  auf einem 23 Meter hohen Betonturm. Für zehn Millionen Euro.

Geht’s noch?

Ja klar, und zwar so: Für dieses Spree-Ungetüm muss natürlich Platz geschaffen werden. Ökologisches Bauen, Rücksicht auf die Umwelt, nachhaltiges Agieren ist moralische Pflicht, höchste Bürgerpflicht sozusagen. Und die Berliner Regenten zeigen ihren Bürgern, was sie von all dem halten. Für ihren „Erweiterungsbau“, wie sie diesen Provokationsbau auf der Regierungs-Homepage ganz bescheiden nennen, wird nachhaltigst geholzt: Mehr als 200 große, oft mehr als 60 Jahre alte Bäume sollen fallen, Eichen, Linden, Robinien, Ahornbäume, Buchen, Pappeln und noch einiges mehr.

Gebäude sind ja nicht bloß Gebäude, sie sagen immer etwas über das Selbstverständnis der darin Agierenden aus. Der Kanzlerbungalow in Bonn war bescheiden, unauffällig. Was nun an der Spree für derzeit 800 Millionen Euro entstehen soll, tatsächlich wohl aber weit über eine Milliarde Euro kosten wird, demonstriert das neue wilhelminische Machtbewusstsein: Wir sind wieder wer!

Ich brauche das nicht.

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20 Kommentare

  1. Quod licet Jovi non licet bovi!

    So geht eben Demokratie, wer seine Freiheit gebraucht weiß daß, wer seine Stimme abgibt ist ebenso glücklich und zufrieden.

  2. Schon die Überschrift ist falsch. Frau Baerbock mag zwar vielleicht etwas mehr weibliche Reize haben als diverse Parteikolleginnen, über ihre „Schönheit“ darf man geteilter Meinung sein. Und die umgeschminkten Fotos gehen trotz der Fasadenklitterei viral. Die o.g. Ausgaben wären eigentlich etwas für den Bund der Steuerzahler.

    1. Ja. Da hat der Autor eventuell nicht gut genug nachgeschaut. Es kann auch sein, dass Lindner privat sich verschönern lässt – also privat von „edlen“ Spendern für seine Partei.

      Ich erinnere mich noch, dass Lindner damals im Wahlkampf als sie wieder über die 5 % kamen, auch einen Starfotografen angeheuert hatte. Dazu hatte die FDP, wie alle konventionellen Mafia äh Parteien, viele hochbezahlte Kampagnen-Manager für ihren Wahlkampf. Es war ja auch mal der letzte Schrei, dass sie alle Signalfarben in ihre Parteifarben einbauten. Die CDU hatte noch orange drin, FDP Magenta. Diese „Beratung“ hat auch gekostet.

      Dafür geben die Geld aus! Und es gibt noch viel mehr, wenn wir davon wüsste, wäre sicherlich mehr Ernüchterung zu sehen. Andererseits gibt denen ihr „Erfolg“ auch Recht. Es gibt ja z.B. genug FDP-Wähler, die auf die Auftritte von Lindner reingefallen sind oder auf deren Social Media-Kampagne. Die meisten Wähler sind eben keine mündigen Demokraten, weil sie das nie gelernt haben. Es ist eben keine Demokratie, wenn man sich die Entscheidungen anschaut, die dominiert werden von Big Money. Natürlich ist da der Schein wichtiger als das Sein der Demokratie.

  3. Solche Artikel brauchen wir viel mehr.

    Mir fiel diese unglaubliche Dekadenz bei wikileaks auf, wo eine Mail von Hillary Clinton drin war.

    Hillary Clinton’s Speech Rider Reveals BIG Money & Luxurious ‚Standards‘

    https://www.youtube.com/watch?v=Kxf5DJ_kVgI

    225.000 $ + Privatjet, kostenlose Übernachtung und Logis. Dazu noch Shopping-Geld für eine 30 min Rede. Diese Redeagenturen vermitteln auch deutsche Politiker, die natürlich nicht so „wertvoll“ sind wie US-Präsidenten oder US-Senatoren.

    Von diesen Ausbauplänen für das Regierungsviertel hatte ich auch noch nichts gelesen. Aber das passt ja. Dazu noch die Geheimdienstzentrale für einen der größten Geheimdienste der Welt und all das Geld für Waffen für die Bundeswehr.

    Man möchte gerne die Europazentrale des US-Imperiums werden. Dumm nur, dass für deutsche Provinzen genau das Gleiche gilt wie für alle Provinzen des Imperiums: Need to know-Prinzip. Deshalb sind die alle auch so zum Fremdschämen verblödet und mit Oberflächlichkeiten beschäftigt.

    ps: Die Architektur der BRD ist übrigens kaum schöner als Nazi-Architektur. Man versucht eine klinisch sterile Kunstwelt aus englischem Rasen, Betonbunker und glitzerndem Glas zu schaffen. All das soll möglichst protzig wirken.

  4. Erstaunlich ist doch eher, dass das Make-up überhaupt zu Buche schlägt. Erinnert doch mehr an „Davos, 12 Uhr, Regen – das Gesicht sitzt, dank 3-Wetter-Maske“.
    Die Bauvorhaben sind eigentlich der größten Cäsaren würdig, welche schließlich big und bigger dachten. Fehlen nur noch „Brot und Spiele“… obwohl?!

  5. Es würde mich ja mal interessieren, ob an der von Visagisten bearbeiteten Visage genau so viele Vögel zerschellen wie an den Glasfassaden der Protzbauten.

  6. WAS hat das mit „WIR sind wieder WER“ ????

    Ich sehe nur (dumme) Menschen, die diesen Irrsinn finanzieren !!!
    Aber das scheint ja so wie mit den überbezahlten Fußballer – WIR sind Weltmeister !!! Millionen machen sich vor
    sich auf gleiche Stufe stellen zu können.
    Nur weil Klatten u.co. Milliardäre sind – schreit jeder H4-Empfänger – WIR sind ein reiches Land !!

  7. Es ist eine Unverschämtheit unserer Politiker. Uns gibt man zu verstehen, dass wir auf große Teile unseres erarbeiteten Wohlstands künftig verzichten müssen, Heizung, Auto, ausreichende Wärme im Winter, Einfamilienhaus …. . Wahrscheinlich müssen wir demnächst für’s Ausatmen eine CO2-Abgabe entrichten und die Werbung für eine Sterbefallvorsorge flattert einem jetzt schon ins Haus, sobald man das 60. Lebensjahr vollendet hat.
    Dafür bekommen wir immer Beamte, vor allem solche, die bei einem Regierungswechsel ohne Gegenleistung weiteralimentieren dürfen und die brauchen Büroräume ohne Ende. Dazu dürfen wir jetzt noch die Eitelkeiten unsere Regierenden finanzieren, auch wenn wir die schlechteste Regierung haben, die wir je hatten. Und das angesichts von Merkel II. Und für den miesen öffentlich rechtlichen Propagandafunk, der ansonsten nichts zu bieten hat außer Krimiserien, unsere 3 Morde pro Tag gib und heute, sollen wir auch noch deutlich höhere Gebühren zahlen. Es reicht. Ich arbeite doch nicht weiter, um diesen Mist zu finanzieren und dazu noch die Interessen der EU und der USA.

  8. „Wir sind wieder wer“, ja mei zappalot noch a mol.
    Vor der ‚Krise‘ hatte D sein europäisches Moloch über Jahre als Exportweltmeister unterjocht. Die Zins Erhöhung setzt die beteiligten nochmehr unter Druck, ja, Deutschland ist wieder wer und leistet sich die USA.
    Aber, ein Problem besteht, 80+ Mio in der Republik werden zusätzlich zum Federlass gebeten.
    Diese BRDGmbH gehört wem? Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung handelt auf/für welche privaten Institute / Klans / Personen?

  9. Hier wurde -der grande dame entsprechend- ein #Präsidialamt erkoren!
    (Passend wurde ja schon Schloß wieder erbaut!)

    Wozu braucht es die Hofschranzen im Bundestag noch? Corona Maßnahmen haben doch gezeigt: Frau Merkel und ihre 20 Zwerge beherrschten das Land?

    Und: es ist sonst niemanden aufgefallen dass die knapp 100 000 bezahlten Politiker in diesem Land niemand brauchte! Lustig fand ich damals: jene die sonst empört aufschreien wenn pöbel sich zum Bürger macht und mitreden will …. sagten taten machten nix ob ihrer Bettvorlegerdegeneration!

    Auch sogenannten Experten, sogenannten Journalisten fiel die Kastrierung nicht auf!

  10. Ja, leider nur „wilhelminisches Machtbewußtsein“ – mit uns Menschen, die in Deutschland leben und arbeiten, kann man das ja machen….ich stelle mir selbiges im Land das vor meiner Haustür liegt vor – in Frankreich.

    Wie war das anno 1789?

    „Wenn das Volk kein Brot hat, soll es doch Kuchen essen“ – so soll es Marie Antoinette, die Frau Ludwig XVI und Königin, gesagt haben.

    Das französische Volk dankte ihr, und ihrem Mann dem König Ludwig XVI, dafür mit der Großen Französischen Revolution, und der Guilottine…..aber auch demokratischen Reformen, die diesen Namen bis heute verdienen, und der Aufstand gegen Macrons unsoziale „Reformen“ beweist.

    …ja, ich weis, das wird im obrigkeitshörigen Deutschland nie passieren, dass mal so eine richtige erfolgreiche Deutsche Revolution stattfindet – die letzte scheiterte ja in meinem Bundesland vor 175 Jahren,
    die 1918/19 scheiterte auch, und die freche Nicht-Diplomation, und Außenministerin, Baerbock wußte schon damals, 2021(22, als sie von „Volksaufständen in Deutschland“ schwaffelte, dass das so nie passieren wird.

    Ganz einfach, wir sind kein Volk von Berufsrevolutionären, und da dann sich dann eine Polit-Elite eben frech alles herausnehmen – im Wissen, dass so etwas wie eine Große Französische Revolution in Deutschland undenkbar ist, und bleibt…..leider, muss man sagen….und neidisch auf unsere französischen Nachbarn sein, die eben eine andere Tradition, die revolutionäre, und nicht die obrigkeitshörige, kultiviert haben – siehe derzeitige Rufe in Frankreich nach einer „Sechsten Republik“ und dem Sturz Macrons….das ist durchaus möglich, aber eben nur weil die Franzosen eine andere Tradition der Revolution haben als wir, um es noch einmal bedauernd zu erwähnen.

    Unschwer zu erraten, dass ich gerne von Französischen Zuständen ala 1789 in Deutschland träume, aber leider bleibt das nur ein Traum…..wir in .de sind einfach nur gute „Untertanen“, die sich alles gefallen lassen, ganz anders als unsere französischen Freunde und Nachbarn….

    Gruß
    Bernie

  11. Artikel dieser Art, die von Verschwendung und Überfluss diverser Eliten berichten, die auf Kosten von Menschen mit geringem Einkommen leben sind zwar wichtig, wenn auch alles andere als aufbauend.

    Klagen alleine verändert an den vorherrschenden Verwerfungen kaum etwas. Wo sind die Visionen im Sinne von gutem Leben für alle?

    Würde mich freuen, wenn im Overton-Magazin z. B. Ideen einer bedingungslosen Existenzsicherung debattiert würden:

    https://www.pw-portal.de/themen/rezension-kritik-der-linken-kritik-am-grundeinkommen

    1. Liebe Ute,
      das geht vielleicht fast überall, außer in Germanistan, wie nicht zuletzt die Misere mit den E-Rollern, wenn man ein volkstümliches Beispiel bevorzugt, oder die Fälle Cum-Ex, Hoeness, der komische Küchenschwengel, dessen Name mir gerade nicht einfallen will, mit zusammen mit unzähligen anderen, nicht zuletzt den o.g. beweist.
      Also, frei nach Strauß (nein, nicht F.J. aber auch):
      Vergiss, was doch nicht zu ändern ist.

  12. Es ist bürgerliche Idiotie sich an Äußerlichkeiten aufzugeilen ohne die Idee der Herrschaft anzufassen.
    Man kann Menschen ohne System nicht verstehen.

    Nicht Menschen machen das System sondern das System sucht sich Menschen für Rollen.
    Es melden sich nur Persönlichkeiten die nicht aus der Rolle fallen, wo nötig erteilt das System Nachhilfe.
    Die Rollenträger fühlen sich subjektiv frei weil sie schon immer wollten, andere Menschen verhindert das System..

    Bürgerliche Idiotie, weil bürgerliche Ideologie der Liberalismus ist, die Sicht des Kaufmanns auf die Welt,
    nach der es keine Gesellschaft gibt, nur Individuen.

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