Wer die Demokratie verteidigen will, muss den Kapitalismus zähmen. Ein Wort zu einem vergessenen Thema.
Gegen rechts, gegen Nazis zu sein, erfährt breite Zustimmung. Wer aber ist gegen den Kapitalismus? Sehr lange war es eine Grundüberzeugung von Sozialdemokraten und Sozialisten: Kapitalismus und Demokratie schließen sich gegenseitig aus. Wer für Demokratie ist – so lautete ein Lehrsatz der Linken – darf den Kapitalismus nicht schonen. Doch genau das geschieht zurzeit: Die Demokratie soll erhalten bleiben und der Kapitalismus ebenfalls. Zu allem Überfluss gilt diese Haltung auch noch als „links“. Was ist los in dieser Republik?
Die Vermögenden setzen sich durch
Eigentlich ist es nicht schwer zu verstehen: Wenn internationale Konzerne, wenn die Finanzwirtschaft, wenn Superreiche über den Löwenanteil des so genannten Volksvermögens verfügen, ist es im Grunde egal, was der kleine Mann auf der Straße denkt und will. Die Interessen der finanziell haushoch Überlegenen setzen sich überall durch. „Demokratie“ ist dabei kaum etwas Anderes als eine aufgehübschte Fassade, hinter der sich ein Trümmerfeld verbirgt.
Weg also mit der Fassade, endlich tatsächliche Demokratie! Vor langer Zeit war solches eine sozialdemokratische Parole. Kaum jemand weiß mehr, was sie bedeuten könnte. Freiheit, Menschenrechte, Diversität, Frieden! Nazis raus, Rechte verbieten! Je schöner heute die Phrasen klingen, desto hohler letztlich der Sinn. Denn man kämpft für etwas, das es schon lange nicht mehr gibt. Allenfalls als der Rest dessen, was nach dem Zweiten Weltkrieg einmal aufgebaut werden sollte. Solange die Fassade noch ein wenig glänzt, verteidigt man diese Oberfläche. Ausschließlich steht der Feind angeblich rechts und die wahren Totengräber der Demokratie geraten nicht mehr ins Blickfeld.
Die Demontage der Demokratie kommt aus der politischen Mitte
Werfen wir also einen Blick auf die reale Demontage der Demokratie während der letzten Jahrzehnte. In den USA und in Europa wurde sie nicht von „Nazis“ betrieben. Der Hauptfeind der Demokratie stand nicht rechts, sondern in der Mitte. Margaret Thatcher in Großbritannien und Ronald Reagan in den USA waren Figuren der politischen Mitte, keine Faschisten. In Deutschland – man höre und staune – waren es auch maßgeblich die SPD und die Grünen. Etwa durch die Etablierung eines Niedriglohnsektors oder die Kürzung und Streichung sozialer Leistungen.
Die Rede ist von jener neoliberalen Wende, die wiederherstellen wollte, was der eigentliche Zweck des Kapitalismus ist: nämlich Profite zu maximieren und zwar ohne die lästigen Einsprüche demokratischer Mehrheiten. Demokratie wurde als Bremsklotz gesehen. Die inkompetente Masse hat zu schweigen, wenn die „Leistungsträger“ Beute machen. Was Spekulation, Aktien und weltweite Ausbeutung abwerfen – sprechen jene maßgeblich mit, die nichts unmittelbar davon haben oder zu den Opfern des Verfahrens gehören, gerät der Kapitalismus ins Schleudern. „Wohltaten“ werden ausgestreut und Leute beglückt, die nicht dazu gehören. Aus der Sicht der Profiteure ist Demokratie ein System der Zweckentfremdung. Das sollte geändert werden.
Umverteilung von unten nach oben
Nüchterne Zahlen zeigen das. In den USA ging der ökonomische Zuwachs, der zwischen 1986 und 2012 erzielt wurde, zu nur einem einzigen (!) Prozent an die unteren 90 Prozent der Haushalte. Die obersten 0,1 Prozent konnten dagegen 42 Prozent für sich einstreichen. Demokratie, verstanden als Mehrheitsherrschaft, wäre da lästig gewesen. Mehrheiten, die sich wirklich durchsetzen, hätte solchen Wahnsinn korrigiert. Und wie schön es auch klingt, was so alles in der US-Verfassung steht – die gefräßigen Eliten fanden Mittel und Wege, trotzdem auf ihre Kosten zu kommen. So kürzte Präsident Reagan den Spitzensteuersatz von 70 auf 38,5 Prozent, George W. Bush schließlich auf 35 Prozent. Die Abgaben auf Kapitalgewinne – als unzumutbar betrachtet, wo es ums große Geld geht – reduzierten sich auf eine symbolische Geste: 15 Prozent zahlte man noch, sofern man das nicht vermeiden konnte.[i]
Was hat das mit Demokratie zu tun? Vielleicht mit der nachvollziehbaren Hoffnung der unteren 90 Prozent, Demokratie möge auch ihnen einen Nutzen bringen. Lebenschancen etwa, Sicherheit, ein wenig Glück. Weil aber alles Wählen dazu nicht führte, bekamen die Populisten eine Chance. Im so genannten Rust Belt der USA, rund um die großen Seen, wo flächendeckend die industriellen Arbeitsplätze verschwanden, hat sich Donald Trump eingenistet. Während sich die Quellen des Profits nach sonst wo in der Welt verlagerten, ließ man geprellte Menschen zurück. „Demokratie“ ist dort kaum mehr das Zauberwort, das Wunden heilt.
Nichts zeigt deutlicher, worum es geht: Nicht das Gerede über Freiheit oder Menschenrechte sind der Kern der Demokratie. Die Essenz der Demokratie liegt in der Antwort auf eine einzige Frage: Wie lebt die große Mehrheit, wie geht es – ganz schlicht gesagt – dem Demos, dem „Volk“, was haben die Allermeisten von ihrer Demokratie? Sind es die Allerwenigstens, denen Demokratie etwas nützt, kann „Demokratie“ auch getrost verschwinden.
Oben Milliardäre, unten Resignation
Das beginnt mit Resignation. Die Mehrheiten sehen, dass sie nichts zu sagen haben. Die oben bereichern sich auch bei noch so viel Demokratie. Mehrfach haben Politikwissenschaftler untersucht, ob die weniger Betuchten Einfluss auf „die da oben“ haben. Ergebnis: Sie haben keinen. Deutlich zeigte sich, dass die Politik ihrer Wege geht, ohne die Belange der großen Mehrheiten zu berücksichtigen, von ein paar Brotkrümeln einmal abgesehen.
Von Herrn Premierminister Rishi Sunak in Großbritannien etwa (nur ein Beispiel) steht kaum zu erwarten, dass er sich brennend für „die da unten“ interessiert. Er gehört zu den reichsten Vermögenden des Landes. Überhaupt scheint es eine Voraussetzung für die Lenkung von Gemeinwesen zu sein, dass man wohlhabend ist und sich im Leben vor allem mit dem Abwickeln von Geldgeschäften befasst. Macron in Frankreich war Investmentbanker. Der als Hansdampf in allen Geldbereichen tätige Friedrich Merz, steinreich wie er ist, wäre bei uns der passende Bundeskanzler. Man sollte sich auskennen, wo es um Reichtumsförderung geht. Jedenfalls leben „die da oben“ in einer völlig anderen Welt als die Masse der als demokratisch angesehenen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Diese fliegen keine Privatjets und telefonieren nicht mit Finanzministern. Ab einem Jahreseinkommen von – sagen wir wenigstens einer Million – ist Demokratie ein bequemer Ort, an dem es sich gut leben lässt. Hinter Mauern und Videokameras.
Viel weiter unten wie gesagt Resignation. Das betrifft auch die ständig sinkende Wahlbeteiligung gerade der unteren Schichten. Was soll die ganze Wählerei, wenn doch nichts dabei herauskommt? Läuft die wirkliche Politik letztendlich über die finanzielle Schiene, sind auch Tonnen von Wahlzetteln schließlich nur Altpapier. Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler und Experte für diese Fragen, sieht es so: „Wirtschaftlich und sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen ziehen sich aufgrund einer Regierungspolitik, die ihre materiellen Interessen seit Jahrzehnten sträflich vernachlässigt, resigniert aus den politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen zurück, was die etablierten Parteien ihrerseits veranlasst, fortan noch weniger Rücksicht auf die Unterprivilegierten zu nehmen.“[ii]
Der Kapitalismus raubt die Freiheit
Denn der Niedergang der Demokratie ist die Folge einer Art Vergewaltigung. Das zarte Pflänzchen Freiheit wurde mit einem Kannibalen und Allesfresser zusammengesperrt. Die Politikwissenschaftlerin und Professorin an der New School of Social Research in New York Nancy Fraser verwendet diese Bezeichnungen, um den Kapitalismus zu charakterisieren. Kannibalisch schlinge der Allesfresser alles in sich hinein und natürlich auch die Demokratie. Der Kapitalismus – so Fraser – „raubt uns die kollektive Freiheit, wie wir leben wollen.“[iii]
Man kann es auch so sagen: Wie wir leben wollen, gar unsere Freiheit interessiert den hungrigen Kannibalen überhaupt nicht. Im Spiel um Geld und Macht gewinnt – auch in der Demokratie – immer derjenige, der beides bereits besitzt. Ist das gesichert, lohnt es sich nicht, nachzufragen, was das Fußvolk so will und möchte.
Berechtigt kann gefragt werden: Gibt es wirklich Gründe, dieses Spiel mit gezinkten Karten weiter mitzuspielen? Ist es völlig unverständlich, wenn jemand die Karten hinwirft und beleidigt aus dem Spiel aussteigt? Wenn er den Rosstäuschern von rechts hinterher läuft, die Besserung versprechen? Und nicht merkt, dass die einen neuen Dreh gefunden haben, um ihn zu betrügen. Jetzt heißt es: Die Zuwanderer sind es! Sie sind die Bösen! Sperren wir die erst aus oder ein, ist das Problem gelöst.
Was für ein haarsträubender Unsinn! Den Kapitalismus thematisieren die Rosstäuscher ebenso wenig wie ihre Gegner. Den kannibalistischen Allesfresser behelligen beide nicht. Und während die einen begeistert auf die Fassade deuten, die unbedingt erhalten werden muss, inszenieren die anderen das ganz große Illusionstheater.
Welche der beiden Seiten ist eigentlich die Schlimmere? Die Verteidiger einer Angelegenheit, die es nicht mehr gibt oder jene Leute, die das Volk schamlos für dumm verkaufen. Irgendwie ist ja gut, fast rührend, dass so viel für Demokratie demonstrieren. Daher sind es wohl jene, die in keiner Weise das Glück der Mehrheit im Sinn haben und den Kapitalismus nur neu organisieren wollen. Noch autoritärer, noch gemeiner. Vielleicht so ähnlich wie in Russland? Ein starker Multimilliardär an der Spitze? Gerede von Volk und Vaterland? Germany first? Feinde im Osten, Westen oder Süden?
So etwas Ähnliches hatten wir schon mal.
Fußnoten
[i] Yascha Mounk, Der Zerfall der Demokratie. Wie der Populismus den Rechtsstaat bedroht. München 2018 (Droemer), S. 252.
[ii] Christoph Butterwegge, Die zerrissene Republik, Weinheim, Basel 2020 (Beltz / Juventa), S. 377f.
[iii] Nancy Fraser, Der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt, 3. Aufl. Berlin 2023 (Suhrkamp), S. 240.
Heute keine langen Predigten von Pfarrer Nolte.
Sondern vehementer Widerspruch zur steilen These des Autors, Kapitalismus und Demokratie vertrügen sich schlecht, in Form einer Buchempfehlung:
“Demokratie – Die perfekte Form bürgerlicher (kapitalistischer) Herrschaft”
https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/demokratie
Da Alles, auch im Kleinsten, nach dem Yin -Yang-Prinzip funktioniert, gleiche ich aus.😉
Bevor Studenten unter Anleitung ihrer Professoren berechneten, wie vieler Individuen es bedarf, um eine Population zu erhalten, stellten wir eben diese Frage. Ergebnis: nach spätestens 70 Jahren wäre das Überleben der Spezies (mit etwas weniger Exemplaren), natürlich unter rigiden Voraussetzungen und Gemeinschaftsstrukturen, gesichert und auf Wachstum programmiert.
Das daraus resultierende Problem: der unabdingbare Zusammenhalt in sozialer, empathische, physischer usw. Hinsicht bezüglich des “Überlebens” wäre zwangsläufig inexistent geworden.
Und um diesmal mit Epikur einzuleiten:
“Wenn der Gott den Gebeten der Menschen entsprechen würde, dann wären schon längst alle Menschen zugrunde gegangen, weil sie unablässig viel Schlimmes gegeneinander erbitten.”
Was also würde zwangsläufig – wie seit Angedenken – geschehen (nur Beispiele):
Der Arzt; ich muss Tag und Nacht raus, also *1) steht mir ein größeres Haus, mehr Land, mehr dies oder das zu.
Der Handwerker; hätte ich euch nicht Unterkünfte gebaut, wäret ihr längst erfroren, darum *1).
Der Bauer; ohne mich würdet ihr verhungert sein, deshalb *1).
Der Lehrer; Blödsinn, denn ohne mich hocktet ihr noch immer auf Bäumen.Ergo *1).
+++
Es würden infolge dessen wieder Grüppchen oder einen “Gescheiten Dritten” nach oben gespült, die zu partizipieren verstehen.
Der Mensch kann und wird nie etwas anderes sein als das, was er seit Jahrtausenden bewiesen hat.
Nicht die Verpackung ist das Problem, sondern der Inhalt, der sich erst seine Verpackung freiwillig bastelt.
Heute gibt es nur den Vorteil, dass es immer weniger bemerken!🤫
Oh, heute entgegen der selbst auferlegten Schreibregel keine Kürze-Würze…
Pfarrer Nolte befindet sich gerade im Ritualfasten, hat schon länger keinerlei Kalorien mehr zu sich genommen. Daher ist nicht gesichert, dass die grauen Zellen aktuell auf großer Fahrt arbeiten (sarkastische Bemerkungen incoming?).
Aber wenn ich das richtig sehe, bemühen Sie hier eine Variante des Kollegen Hobbes, nämlich: cui bono ist des Sozialismus Wolf.
Da Pfarrer Nolte heute ebenso “schlichte Lebensgründe” vorschützen muss wie letztens Forist arche, nur das Wichtigste dazu.
Solchen biologistischen Erklärungen in hobbesscher Tradition ist immer gleich anzumerken, dass sie nicht erklären, sich nicht etwas klarlegen wollen, sondern das a a priori feststehende, gewünschte Ergebnis, nämlich TINA zum Kapitalismus, rechtfertigen sollen.
Pfarrer Nolte plädiert demgegenüber dringend dafür, sich erstmal klarzumachen, warum i m K a p i t a l i s m u s – um Mal in Ihren Beispielen zu bleiben – der Bäcker immer größere Brötchen (mit viel heißer Luft drin) braucht und Doktor Eisenbart die Leut auf seine Art kurieren will.
Und zwar systemisch bedingt.
Diese schöne Aufgabe, sich das klarzumachen, ist aller Laster Anfang.
Wenn Pfarrer Nolte im Sozialismus/Kommunismus Handwerker wäre, dann würde er keinen Admiralspalast beanspruchen. Wozu auch, wenn es um etwas anderes geht, wo dort doch für andere Ziele und Zwecke produziert wird? Aber das ist natürlich nur anekdotische Evidenz.
Oder anders: Wenn im Sozialismus/Kommunismus lauter Admiralspaläste für jeden gebaut werden, weil wir das gemeinsam so beschlossen haben, warum sollte dann nicht auch Pfarrer Nolte in einem wohnen, wenn er möchte (Spoiler: würde er aber trotzdem nicht wollen, sondern lieber in freier Wildbahn leben, was auch möglich wäre).
Ihr Einwand setzt einfach alle Umstände als fest gegeben, die uns der demokratische Kapitalismus aufherrscht, nämlich z. B.
– Konkurrenz jeder gegen jeden,
– ein auf dem Fetischcharakter der Ware beruhendes Distinktionsbedürfnis,
– notorischer Mangel selbst am Notwendigsten für all jene, die nicht zahlungskräftig sind,
– die Notwendigkeit einer überlegenen (Staats-)Gewalt, die alle Leute unter ihre Knute zwingt und ihnen befielt (im demoratischen Kapitalismus eher durch strukturellen, indirekten Zwang, in seiner faschistischen Variante eher direkt-autoritär)
– Fernsehsendungen und Presseerzeugnisse, in denen “Experten” unablässig wiederholen, der Mensch wäre des Menschen Wolf, was man schon an der Steinzeit sehen könnte, weshalb es jetzt unbedingt so eine tollen demokratischen Kapitalismus bräuchte, dem auch noch der zynische Ehrentitel “Soziale Marktwirtschaft” verliehen wird.
– usw.
Und wenn Sie all das als gegeben und unumstößlich voraussetzen und es dann auf irgendeine andere Form der Existenz auf der Erde übertragen, dann muss notwendig als Ergebnis rauskommen, was bei Ihnen rausgekommen ist: Es geht nur schlechter, als es jetzt im demokratischen Kapitalismus ist.
Lieber mal klarmachen, warum all das im aktuellen System so ist wie es ist.
Sollte ich Sie falsch verstanden und Ihnen Unrecht getan haben, erteile ich Ihnen für diesen Fall hiermit Absolution.
So oder so sollten Sie sich aber nicht von vornherein selbst um die Möglichkeit bringen, dem Kapitalismus zumindest ideologisch und gedanklich von der Fahne zu gehen.
😯
Boah – also, habe es bisher noch nie versucht, aber das Ritualfasten mit diesen Auswirkungen ist nunmehr keine Option für mich.
.
Man KANN natürlich alles nach Belieben auslegen, interpretieren, zerpflücken, aber zu meiner “Schande” muss ich gestehen, dass die obigen Ausführungen keinerlei Bezug zu irgendeiner Gesellschafts- /Staatsform hatten, sondern lediglich das “Material” beleuchteten, mit dem man “Paläste” bauen kann, oder eben auch nicht.
Gestehe freimütig, dass ich intellektuell eher am Boden herumdümpel, indem ich versucht bin, die Wurzel (eines Übels) zu erkennen, als über deren zwangsläufigen Fehlwüchse zu schwadronieren. Aber umso dankbarer bin ich natürlich für eine vorauseilende Absolution bezüglich meiner Minderleistung.
Er, Pfarrer Nolte, die “Dritte Person”, übt sich hoffentlich huldvoll in Großzügigkeit ob der Unvermessenheit meiner Erwiderung.
Mea culpa
“Er, Pfarrer Nolte, die „Dritte Person“, übt sich hoffentlich huldvoll in Großzügigkeit ob der Unvermessenheit meiner Erwiderung.”
Klar doch. Pfarrer Nolte und Konfuzius bleiben Ihnen gewogen. Yin Yang. 💖 💖💖
Die MG löste sich im Sommer 1991 selbst auf, weil dem Vernehmen nach der Druck durch den VS zu groß geworden war. Zuvor war es bereits regelmäßig zu Entlassungen aus dem öff. Dienst und sogar aus der Privatwirtschaft gekommen.
Dennoch bezeichnen diese Leute die entsprechende Ordnung weiter als “Demokratie” und pädieren dafür, nicht an den institutionellen Formen dieser “Demokratie” teilzunehmen – was viel über ihr analytisches Vermögen aussagt.
Genau, so ist auch mir das bekannt.
Die führenden Demokraten haben die MG über viele Jahre nach allen demokratischen Regeln der Kunst terrorisiert und haben u. a. Gemeindienstbüttel an die (privatwirtschaftlichen) Arbeitsstellen von Mitgliedern und Sympatisanten geschickt und die dortigen Chefs aufgefordert, die Leute zu feuern oder gar nicht erst einzustellen. Hat auch nachhaltig funktioniert.
Wer mehr dazu wissen will, kann ja z. B. die Auflösungserklärung lesen.
Dass diese Leute, die mal die MG waren, dieses System weiter Demokratie nennen, macht Sie, Besdomny, sprachlos.
Aber warum eigentlich? Die Antwort ist ganz einfach: Weil es in Ihrem Kopf so etwas nur im Faschismus geben kann (oder zumindest nicht in einer so richtig knorken Demokratie).
Dass die MG das so sieht, sagt ganz objektiv erstmal überhaupt nichts aus über das “analytische Vermögen” der MG bzw. ihrer Nachfolger. Sondern es zeigt vielmehr nur deutlich, dass Sie, Besdomny, ein starker Demokratieidealist sind. Und das selbst dann, wenn Sie meinen, wir würden aktuell im Faschismus leben (vermeintlicher und ziemlich tautologischer Beweis: in der Demokratie würde es so etwas nicht geben).
Ihr einziges Argument gegen die Einschätzung der MG lautet, dass die MG die Sache anders einschätzt als Sie. Und dann kann die MG nur blöd sein. Eine inhaltliche Auseinandersetzung findet überhaupt nicht statt.
Im Hinblick darauf kommt Pfarrer Noltes analytisches Vermögen zu dem Schluss, dass dieses System, diese kapitalistische Demokratie und ihre idelogischen Apparate, an Ihnen ganze Arbeit geleistet haben. Und wenn Sie das jetzt als Beleidigung verstehen sollten und nicht so, wie es gemeint ist, nämlich als sachlich-kritische Analyse, dann fände ich das bedauerlich.
Aber zeigen Sie doch einfach mal, was an der Analyse der MG, dass es sich um eine Demokratie handelt, falsch ist.
Zeigen Sie doch einfach mal inhaltlich an dem oben empfohlenen Buch, inwiefern die Demokratie eben aus Ihrer Sicht n i c h t die perfekte Form bürgerlicher Herrschaft ist bzw. wo das Buch falsch liegt.
“und pädieren dafür, nicht an den institutionellen Formen dieser „Demokratie“ teilzunehmen”
Das trifft meines Wissens implizit zu. Die Leute machen aber viel mehr! Die zeigen und belegen umgekehrt inhaltlich-sachlich, was es bedeutet und was es bringt, wenn man “an den institutionellen Formen dieser „Demokratie”” sehr wohl teilnimmt. Das ist sehr interessant und aufschlussreich. Z. B. in dem obigen Buch kann man das nachlesen.
Hier habe ich jedoch nicht verstanden, was Ihre Botschaft im Kontext Ihres Beitrages ist “dass diese Leute für Nichtteilnahme plädieren. Was möchten Sie da denn sagen?
Bitte erläutern Sie das doch mal.
Es gab verschiedene Formen der Demokratie im Altertum, auch auf dem Territorium, wo wir heute leben. Da kenne ich mich nicht aus.
Die Demokratie, um die es heute geht, ist wohl vor knapp 1000 Jahren entstanden und eine Errungenschaft des Bürgertums. Dabei ging es, ganz profan, eigentlich nur um zwei Ziele: Die Rechtssicherheit für den Produzenten und Händler und der Schutz seines Eigentums. Die freien Bürger hatten nur eine Möglichkeit, sich durchzusetzen, siemussten sich gegen ihre militärisch überlegenen Gegner zusammenschließen. So entstand z. B. die Hanse oder die norditalienischen Stadtstaaten. So entstanden die demokratischen Systeme der Neuzeit und es ist schlau, alles, was wir heute unter Demokratie verstehen, darauf zurück zurückzuführen.
Wenn Steinmeier heute ein Bündnis für Demokratie fordert, dann meint er nur das Geschäft. Das sagt er auch unverfälscht.
Die Kommunisten haben als sie an der Macht waren, viele Fehler gemacht. Einer davon war, zu glauben, sie könnten den Demokratiebegriff vom Bürgertum kapern.
“So entstand z. B. die Hanse oder die norditalienischen Stadtstaaten.”
Wenn ich Sie richtig verstehe, meinen Sie, der Hanse und den norditalienischen Stadtstaaten wäre es, anders als Steinmeier, nicht nur ums Geschäft gegangen.
“Die Kommunisten haben als sie an der Macht waren, viele Fehler gemacht.”
Ganz genau. Einer davon war ihr Liebäugeln mit dem Wertgesetz. Und natürlich die ganze Hebelwirtschaft.
„So entstand z. B. die Hanse oder die norditalienischen Stadtstaaten.“
Wenn ich Sie richtig verstehe, meinen Sie, der Hanse und den norditalienischen Stadtstaaten wäre es, anders als Steinmeier, nicht nur ums Geschäft gegangen.
Allen ging es immer nur ums Geschäft. Das wollte ich sagen.
Die Kritik oder zumindest die Beschreibung der Probleme trifft zu. Was aber ist die Alternative zur Marktwirtschaft? Das fehlt einfach immer bei solchen Artikeln. Die Antwort lautet Planwirtschaft, die, wie wir wissen könnten, nicht einmal in der Theorie funktioniert.
Es gibt auch einen Mittelweg, welchen China erfolgreich demonstriert. Politisch klar sozialistisch eine Diktatur des Proletariats. Eine einzige Partei, die sich selbst als kommunistisch definiert. Aber ökonomisch dennoch keine Planwirtschaft. Stattdessen eine kontrollierte (keine freie) Marktwirtschaft. Bei Bedarf werden die Zügel angezogen, bei Bedarf nachgelassen. Scheint viel besser zu funktionieren als das klassische Modell der Sowjetunion mit Planwirtschaft. Und scheint besser zu funktionieren als der zügellose westliche Kapitalismus. Die Volkswirtschaft Chinas hat USA längst hinter sich gelassen.
Dass Planwirtschaft nicht funktioniert, ist natürlich eine steile These um nicht zu sagen Schwachsinn. Jedes kapitalistische Unternehmen beweist das Gegenteil. Im Betrieb herrscht nämlich nichts anderes als Planwirtschaft. Dass Planwirtschaft nicht funktioniert, ist wieder mal so ein Dogma, das Kapitalismusfreunde seit Generationen in die Köpfe der Leute dreschen, damit die bloß nicht auf falsche Gedanken kommen.
Wenn man, wie dein Kommentar zeigt, nicht die geringste Ahnung davon hat, was Planwirtschaft in diesem Zusammenhang heißt also völlig inkompetent ist, sollte man lieber schweigen und die Sache nochmal durchgehen. Wenn es dieses überlegene Konzept gäbe, müsste man auch darlegen können wie es funktionieren soll. Das kannst du mit Sicherheit nicht.
Und woran machst du fest, dass ich “nicht die geringste Ahnung” habe? Weil ich dir widersprochen habe? Sag doch mal e i n Argument. Du gibst immer nur höflich gesprochen Behauptungen von dir. Eigentlich sind es Dogmen und Dogmen muss man nicht begründen, die muss man nur beschließen oder erlassen.
Zuerst müsstest du dir Klarheit darüber verschaffen, welchen Zweck die Ökonomie eigentlich haben soll. Wofür sie funktional sein soll. Wenn man zwei Ökonomien vergleicht, müssen sie ja den selben Zweck haben, sonst vergleich man Äpfel mit Birnen. Wenn die eine Ökonomie abstrakten Reichtum produziert, die andere aber gar nicht den Zweck hat abstrakten Reichtum zu produzieren, kann man natürlich sagen, letztere Ökonomie, die keinen abstrakten Reichtum produziert, ist der Ökonomie die abstrakten Reichtum produziert im Produzieren von abstraktem Reichtum unterlegen. Aber das ist keine großartige Erkenntnis, weil es ja nie ihr Zweck war abstrakten Reichtum zu produzieren. Das war der Ausgangspunkt. Wenn man also die Planwirtschaft daran blamieren will keinen abstrakten Reichtum zu produzieren, dann spricht das nur für eines, – für die Parteinahme für eine Ökonomie, die sich die Produktion von abstraktem Reichtum auf die Fahnen geschrieben hat.
Wenn es aber sowieso nur um Parteinahme geht, dann soll man gefälligst sein blödes Maul halten und nicht davon schwadronieren es ginge um “Ahnung” also um Wissen. Mit anderen Worten: Wenn du ernsthaft diskutieren willst, musst du auch mal ein Argument vorbringen, statt nur deine Gewissheiten zum Besten zu geben.
Ein Irrtum. Das geht schon, aber das führt auf kurz oder lang zwangsläufig zum Faschismus in der einen oder anderen Form. Hitler wurde schließlich auch vom Großkapital aufgebaut und schließlich vom Volk gewählt. Demokratie und Liberalismus ist dabei nur eine Tarnung. Eine Maske, die dann hemmungslos abgelegt wird, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
“Demokratie und Liberalismus ist dabei nur eine Tarnung.”
Man freut sich ja schon, so etwas hier zu lesen. Deshalb nur ganz leichtes Meckern: Es ist schon ein bisschen mehr als Tarnung. Demokratie ist schon Demokratie und Liberalismus schon Liberalismus. Und nicht bloß die Fassade, um den Faschismus zuzukleistern. Vermutlich kommt dieses Tarnungsargument daher, dass es der Kapitalismus geschafft hat, so eine gute Meinung von der Demokratie in die Köpfe zu implantieren, beispielsweise beim Autor des Artikels.
Dabei ist doch überall sichtbar, dass die schöne Demokratie nicht weniger barbarisch ist als der Faschismus, nur ist sie dabei vielleicht ein bisschen leiser.
“Eine Maske, die dann hemmungslos abgelegt wird, wenn die Zeit dafür gekommen ist.”
Weitgehend richtig (eben bis auf die Maske- und Tarnungs-Metapher, s. o.). Die Zeit für den Faschismus ist dann gekommen, wenn sich der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit anders nicht mehr unter eine überlegene (Staats-)Gewalt pressen lässt bzw. wenn die Verwertungskrisen des Kapitals sich anders nicht mehr beheben lassen.
Zum letzten Satz wäre zweierlei anzumerken. Erstens, dass es mal wieder soweit ist. Das westliche Finanzkapital steckt erkennbar in einer Sackgasse, auch das nominelle Wachstum der USA ist rein schuldengetrieben bei gleichzeitigem Rückgang der realen Produktion, wobei Europa dieser auch nur zeitweilige Ausweg durch Regelungen auf unterschiedlichen Ebenen weitgehend versperrt ist und die fortgesetzte Auspressung der arbeitenden Bevölkerung auch so langsam an ihre Grenzen stößt.
Siehe dazu auch einen Vortrag von Michael Parenti – ‘The Functions of Fascism’:
https://www.youtube.com/watch?v=-slBwfTHaxM
Zweitens, dass dies letztlich auch die Frage von Krieg und Frieden wieder aktuell werden lässt. Das ganze aktuelle, nur scheinbar absurde Kriegsgetrommel – ‘all out war’ mit Russland und womöglich auch noch China in den nächsten Jahren – sollte einen mehr als unruhig werden lassen. Der durchaus richtige Hinweis, dass offenbar weder Russland noch China entsprechende Absichten hegen, ändert daran leider wenig. “We have tools…”
Eine zunehmende autoritäre Formierung ist in den letzten Jahren unübersehbar geworden.
Dass die fortgesetzte Auspressung ”so langsam am ihre Grenzen stößt”, kann ich aus meinem Erdgeschossfenster hier aktuell nicht erkennen.
“Das ganze aktuelle, nur scheinbar absurde Kriegsgetrommel – ‚all out war‘ mit Russland und womöglich auch noch China in den nächsten Jahren – sollte einen mehr als unruhig werden lassen.”
Auch dafür, dass das Kriegsgetrommel absurd ist oder je gewesen wäre, sehe ich keine Anzeichen. Wenn nicht ein Kontrahent vorher aufgibt, werden die uns für ihren Kapitalismus an der Front verheizen. Ein todsicherer Trost bleibt uns dabei immerhin:
“Wir” werden die Guten sein. Und unsere Genossen im gegnerischen Schützengraben auch.
“Dabei ist doch überall sichtbar, dass die schöne Demokratie nicht weniger barbarisch ist als der Faschismus, nur ist sie dabei vielleicht ein bisschen leiser.”
Wer der Unterschied zwischen Demokratie und Faschismus zu einer Frage der Lautstärke verharmlost, weil beide angeblich gleich barbarisch seien, hat aufgegeben, die Unterschiede zwischen Demokratie und Faschismus erkennen zu wollen.
Wenn Demokratie die perfekte Form bürgerlich-kapitalistischer Herrschaft ist – diesen Befund halte ich für richtig (wie Sie übrigens auch) – dann muss sich Demokratie vom Faschismus unterscheiden, weil dieser ja logischerweise weniger perfekt ist.
Anders formuliert: Die Geschmeidigkeit, “Eleganz” und Effizienz der Demokratie kann nur dann funktionieren, wenn in ihr auch für die Beherrschten substanziell etwas geboten wird, was im Faschismus nicht vorhanden ist, nicht vorhanden sein kann. Umgekehrt formuliert, in faschistischer Herrschaft gibt es Herrschaftspraktiken, die v.a. für die Staatsbürger deutlich über die Zumutungen demokratischer Herrschaft hinausgehen.
“Die Zeit für den Faschismus ist dann gekommen, wenn sich der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit anders nicht mehr unter eine überlegene (Staats-)Gewalt pressen lässt bzw. wenn die Verwertungskrisen des Kapitals sich anders nicht mehr beheben lassen”, schreiben Sie. Der Widerspruch, der Faschismus hervortreiben kann (!) ist richtig identifiziert, Ihre deterministische Sicht – “Zeit … ist … gekommen” und “lässt sich anders nicht mehr beheben” – ist falsch. Die Widerspruchszuspitzung im prozessierenden Widerspruch der Kapitalverwertung treibt auch widersprüchliche Transformationen an, so eben auch die Möglichkeit einer Überwindung des Kapitalismus als Widerspruch zur “Radikalisierung” des Kapitalismus im Faschismus.
Wahrscheinlicher, und da treffe ich mich wahrscheinlich wieder mit Ihnen, erscheint zur Zeit eine faschistische Entwicklung, aber determiniert ist sie nicht.
Zusatz: Es gibt historische Phasen in kapitalistischen Widersprüchen, in denen antikapitalistische Kräfte als Zwischenschritt Demokratie gegen Faschismus verteidigen müssen, um diesen zu verhindern, um von da aus die Überwindung des Kapitalismus anzupacken und eine Herrschaftsform frei assoziierter Individuen zu entwickeln.
Wenn’s denn der Wahrheitsfindung dient, nehme ich diese Herausforderung gerne an.
“Der Widerspruch, der Faschismus hervortreiben kann (!) ist richtig identifiziert, Ihre deterministische Sicht – „Zeit … ist … gekommen“ und „lässt sich anders nicht mehr beheben“ – ist falsch.”
Meine Einlassung, “Zeit … ist … gekommen” , ist eine direkte Bezug- und Uebernahme zur Formulierung vom Russischen Hacker, um sprachlich eine stärkere, deutlichere Verbindung zu schaffen.
Genau, die Widerspruchszuspitzung könnte auch anders ausgehen, was sie aber voraussichtlich so schnell nicht tut.
Weder beim Russischen Hacker wäre ich auf die Idee gekommen, dass seine Formulierung “Zeit … ist … gekommen” deterministisch gemeint sein könnte noch enthält meine eigene Formulierung – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – einen Determinismus – außer wenn man den Satz mit ganz viel schlechtem Willen liest.
Ein Indiz dafür, dass bei Ihnen unter Umständen ganz viel schlechter Wille vorliegen könnte, ist Ihre verkürzte und entstellende Wiedergabe meiner Formulierung “lässt sich anders nicht mehr beheben” .
Wie man sieht, habe abweichend davon nämlich geschrieben,
“w e n n die Verwertungskrisen des Kapitals sich anders nicht mehr beheben lassen.”
“Wenn” bedeutet sprachlich B e d i n g u n g, nicht Determinismus.
Aber prima, dass Sie so gut aufgepasst und darauf hingewiesen haben, was missverständlich sein könnte, wenn man jemanden – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – missverstehen will.
“Wer der Unterschied zwischen Demokratie und Faschismus zu einer Frage der Lautstärke verharmlost, weil beide angeblich gleich barbarisch seien, hat aufgegeben, die Unterschiede zwischen Demokratie und Faschismus erkennen zu wollen.”
Auch hier wieder: Ich habe doch ganz deutlich hingeschrieben, dass es einen Unterschied gibt zwischen Demokratie und Faschismus. Sie haben es sogar selbst erkannt und leisten sich dazu gleich selbst einen fundamentalen Widerspruch zwischen ihrer o.g. Behauptung und der folgenden Einlassung in Ihrem Kommentar:
“Wenn Demokratie die perfekte Form bürgerlich-kapitalistischer Herrschaft ist – diesen Befund halte ich für richtig (wie Sie übrigens auch) – dann muss sich Demokratie vom Faschismus unterscheiden, weil dieser ja logischerweise weniger perfekt ist.”
Demokratie p e r f e k t, Faschismus was anderes. Da isser, der Unterschied.
Von “Verharmlosung” kann übrigens keine Rede sein. Das fällt vielmehr auf Sie selbst zurück.
“Es gibt historische Phasen in kapitalistischen Widersprüchen, in denen antikapitalistische Kräfte als Zwischenschritt Demokratie gegen Faschismus verteidigen müssen, um diesen zu verhindern, um von da aus die Überwindung des Kapitalismus anzupacken und eine Herrschaftsform frei assoziierter Individuen zu entwickeln.”
Autsch. Solchen Auffassungen, wie Sie sie hier vertreten und dabei die aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten und Entwicklungen inkl. der schönen heutigen Demokratie wiederum missverstehen (wollen?), hat schon Marx den Wind aus den Segeln genommen.
Und was Marx dazu gesagt hat, können Sie untendrunter in dem Kommentarstrang von aquadraht mit Krim und Pfarrer Nolte lesen.
Weil das so deutlich im Zusammenhang steht, möchte ich abschließend erinnern an den Austausch zwischen Ihnen und mir anlässlich der Bauernproteste.
Dort hatten Sie ebenfalls unzutreffend postuliert, es stünde fünf vor zwölf auf Faschismus, haben einige Fehlurteile verbreitet (u.a. zum Gemütszustand der Jubelperser) und in meine Aussagen Sachen reininterpretiert, die ich erkennbar gar nicht gesagt hatte.
Und als ich Sie widerlegt und Sie um Nachweise gebeten hatte, haben Sie nicht mehr geantwortet.
Im Kapitalismus ist Privatbesitz heilig und damit unantastbar, je mehr jemand privat besitzt, umso mehr kann er kontrollieren, theoretisch könnte einer allein alles besitzen und somit über alle herrschen.
Natürlich ist dieses Extrem äußerst unwahrscheinlich, aber unbegrenztes Geldvermögen führt zwangsläufig zum Missbrauch, sehr viel Geld ermöglicht es Politiker zu kaufen, und jeder kann in eine Situation kommen in der er der Korruption nicht widerstehen kann.
Ja – also wirklich – die ältesten Kamellen des Demokratieidealismus. Demokratie ist d i e Herrschaftsform des Kapitalismus, neben dem Faschismus. Da gibt es keinen Widerspruch. Demokratie ist dazu da, das Wachstum im Kapitalismus best möglich zu fördern unter anderem dadurch, dass durch Wahlen garantiert wird, dass die Regierung sich auf den Mehrheitswillen der Wähler berufen kann. Demokratie ist nicht die Herrschaft des Volkes, sondern die Herrschaft von Parteien, die die Volks(Wähler)mehrheit repräsentieren.
“Wer die Demokratie verteidigen will, muss den Kapitalismus zähmen.” –
Nehmen wir den Satz mal auseinander. 1. Offenbar führt der ungezähmte Kapitalismus zum Krieg gegen die Demokratie, denn sie muss ja verteidigt werden. 2. Warum den Kapitalismus eigentlich nicht gleich abschaffen, wenn der ungezähmte Kapitalismus regelmäßig zu Angriff auf die Demokratie führt. Sein Wesen muss dann ja demokratiefeindlich sein. Und gesetzt der Kapitalismus sei gezähmt, kann jederzeit die ungezähmte Seite wieder durchschlagen. 3. Warum überhaupt die Demokratie verteidigen, wenn die immer zusammen mit dem Kapitalismus auftritt. 4. Der Satz verlangt zweierlei. a. Demokratie verteidigen b. Kapitalismus zähmen. Also muss man erstmal zwei Dinge tun, damit Demokratie und Kapitalismus zusammengeht. Warum soll ich eigentlich für beide tätig werden? Was tut Demokratie und Kapitalismus eigentlich für mich. Irgendwie wird “Demokratie Verteidigen” immer als unhinterfragbare Selbstverständlichkeit unterstellt. Vielleicht ist die Demokratie gar nicht der Dompteur des Kapitalismus, sondern der Herr des Monsters, das dieses von der Kette lässt. Statt einen Konflikt zwischen Herr und Monster zu erfinden, sollte man sich vielleicht mal fragen, welche Zwecke der Herr des Monsters verfolgt, die es erforderlich machen, dass er dafür ein Monster braucht, um diese Zwecke zu verwirklichen.
Der Artikel von Herrn Waldrich vermengt für meine Begriffe absolut zutreffende Beobachtungen mit eher zweifelhaften.
Zutreffend ist gewiss die Beobachtung, dass die Demokratie in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht durch jene Grüppchen beschädigt und unterhöhlt wurde, die gemeinhin als “rechts” bezeichnet werden, sondern durch die Organisationen der Reichen und ohnehin schon Mächtigen.
Schon allein deswegen sollte man nicht auf den Etikettenschwinden hereinfallen, die falschen Leute als “rechts” zu bezeichnen und eben nicht jene reichen und mächtigen Leute, die mit der Demokratie nicht viel am Hut haben.
(Dass sich Leute wie Sellner selbst als rechts bezeichnen, ist dumm und im Grunde falsch.)
Zu der Agenda der Reichen und Mächtigen hier übrigens ein schon viral gegangenes Video mit Klaus Schwab, in dem er sich dafür ausspricht, dass man ja künftig auf demokratische Wahlen verzichten könne, weil man durch KI ohnehin gut weiß, was die Leute denken und wollen …
https://deref-gmx.net/mail/client/v90IguVZ-tk/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Ftwitter.com%2FHaintz_Media%2Fstatus%2F1748048554352849332
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Zutreffend sind im Artikel natürlich auch die Bemerkungen über die Vermögenskonzentration und die Resignation der unteren Schichten.
Wo der Autor aber schlichtweg irrt, dass ist die Vorstellung, dass es bei Demokratie in erster Linie um soziale Wohlfahrt ginge.
Darum geht es bei Demokratie ebenso wenig in erster Linie wie um Werte.
Demokratie ist bekanntlich lediglich eine politische Ordnung, die einen zivilisierten Machtwechsel gemäß Mehrheitswunsch und -votum ermöglicht. Es ist eine Ordnung, um die Macht zu zähmen und die Mehrheit entscheiden zu lassen.
Dem folgenden Satz ist insofern zu widersprechen:
“Nicht das Gerede über Freiheit oder Menschenrechte sind der Kern der Demokratie. Die Essenz der Demokratie liegt in der Antwort auf eine einzige Frage: Wie lebt die große Mehrheit, wie geht es – ganz schlicht gesagt – dem Demos, dem „Volk“ (…) ”
Die Synthese ergibt sich allerdings recht rasch insofern, als dass in einer funktionierenden Demokratie die Interessen des Demos natürlich nicht so vernachlässigt werden können, dass es hier große Klagen geben dürfte.
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Nun zur Überschrift:
Demokratie ist schwer zu verwirklichen. Sie benötigt bekanntlich bestimmte Rahmenbedingungen und Voraussetzungen.
Inwieweit sie überhaupt noch – in historischen Dimensionen gedacht – eine Zukunft hat, ist leider ungewiss.
Am meisten ist sie allerdings gerade in einer freiheitlich-kapitalistischen Ordnung zu verwirklichen, die beim “Monopoly”-Spiel noch nicht in der zweiten Spielhälfte ist. Eine unverzichtbare Einschränkung.
Wir sind heute in der zweiten Spielhälfte.
Soweit, so schlecht. Gibt es einen Ausweg?
Was wäre denn die Alternative? Da bleiben ja im Grunde nur noch die unterschiedlichen Varianten sozialistischer Systeme übrig. Egal, ob es sich nun um braunen, roten, grünen oder gelben Sozialismus handelt.
Doch dort hat die Demokratie bekanntermaßen noch schlechtere Aussichten. Sie vertrocknet dort im übermächtigen Staatsapparat, wird von den politisch-korrekten Systemhütern vergewaltigt, hat nicht genügend Gedankenfreiheit zum Atmen.
Am Ende bleibt etwas übrig, was vielleicht den relativen(!) Wohlstand der Massen gewährleistet, aber alle Wohlhabenden, Leistungsorientierten, Freidenker und Unangepassten maßregelt, deckelt und unterdrückt. Die relative Wohlfahrt der Massen ist dann auf Kosten von Freiheit, Selbstbestimmung, Individualismus erkauft. Die dann Herrschenden wüden das zwar “Demokratie” nennen – doch wäre sie es dann ebenso demokratisch wenig wie die DDR.
Was übrig bleibt von dieser Verfallsform der Demokratie, nennt man “Ochlokratie”.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ochlokratie
Es gibt keine andere Demokratie als jene in freiheitlich-bürgerlich-kapitalistischen Staaten mit ausgeprägtem Mittelstand. Wer das bestreitet, der irrt oder er will – unausgesprochen – keine Demokratie sondern immer noch die “Diktatur des Prolerariats”.
Und so einen Mist kann man ja nicht wollen!
Wie wäre es denn, wenn wir mit der Demokratie mal da ansetzen, wo Marx tatsächlich den ‘Knackpunkt’ des Kapitalismus und der Verteilung des Reichtums verortete – in der Produktion…? Die ‘Diktatur des Proletariats’ war ja schließlich gar keine, vielmehr eine ‘Diktatur der Avantgarde’ bzw der Partei.
@ renard
Sie spielen vermutlich auf eine Verstaatlichung der Produktionsmittel an.
Das wäre für mich keine Lösung, da dann denjenigen, die den Staatsapparat kontrollieren, enorme Macht zukäme.
Mit der ‚Diktatur der Avantgarde‘ bzw der Partei haben Sie natürlich recht. Genau das ist es.
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Vielleicht fragen Sie sich, was ich dann eigentlich will oder wo ich eine Lösung sehe.
Ich sehe keine.
Nein, gerade keine Verstaatlichung, sondern demokratisch organisierte Betriebe, Genossenschaften oder Worker-Coops. Das wäre ein erster und mE unverzichtbarer Schritt in Richtung einer tatsächlichen und nicht nur repräsentativ-parlamentarischer Demokratie. Den Übergang könnte am fließend gestalten, zB als Vorkaufsrecht der Beschäftigten bei jedem anstehenden Besitzerwechsel mit Bereitstellung entsprechender Kredite.
@ renard
Wenn ich Sie recht verstehe, schwebt Ihnen also eine Marktwirtschaft vor, aber mit Unternehmen, die in viel höherem Maße als heute – etwa als Genossenschaft – den Beschäftigten gehören.
Ja, ein gutes Modell, das hier und da möglich wäre. Ich halte viel vom Genossenschaftsgedanken.
Andererseits stößt dies an seine Grenzen, wenn es um Unternehmen geht, die dafür sozusagen zu kapitalintensiv und zu groß sind – aber auch so groß sein müssen, um international wettbewerbsfähig zu sein.
Und was machen Sie dann mit den heutigen Eigentümern?
Zu bedenken ist auch, dass diese heutigen Eigentümer oft Aktionäre aus dem Ausland sind.
Für ein Beispiel, wie auch ein großes und kapitalintensives und im internationalen Wettbewerb erfolgreiches Unternehmen genossenschaftlich organisiert sein kann, werfen Sie mal einen Blick auf Mondragon in Spanien, das freilich von vornherein so organisiert war.
Was große Aktiengesellschaften und dergleichen betrifft, haben Sie natürlich Recht. Da könnte eine vorübergehende(!) Verstaatlichung (und eventuelle Zerschlagung) mit dem Ziel, es solcherart zu überführen, durchaus angesagt sein. Es käme auf den politischen Willen bzw den gesellschaftlichen Druck an.
Wenn ein Assetunternehmen 7,4Trillionen innehält, kann dieser sehr viel bewirken.
Denn das Geschäft der Huren ist eines der ältesten.
Das Modell Jugoslawien war so ein Mittelweg. Das hat auch funktioniert solange die Blockfreien eine Nische und ein charismatischer Anführer in Jugoslawien (Tito) regierte.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR krallten unsere “kalten Krieger” Jugoslawien. Eine wie auch immer geartete sozialistische Gesellschaft durfte, nach den westlichen Wertevorstellung, in Europa nicht weiter existieren.
Der naive Pfarrer Eppelmann verschenkte die NVA Waffen an die Teilrepubliken, Genscher bestärkte die dortigen Nationalisten, die Militärs wollten einen Krieg gewinnen. Die Anderen haben ja ohne Krieg aufgegeben, 🙁
Jugoslawien hatte keine Chance weiterhin zu existieren.
Bisschen grob vereinfacht, aber so habe ich das Damals empfunden.
Und von Westeuropa ständig die Ansagen “Ihr könnt von uns noch viel mehr Unterstützung haben, wenn ihr euch von den anderen trennen wollt”.
Das ist die typische Art der Gemeinwohl-Killer: Im Kleinen, wenn es um Provisionen und Pöstchen geht, und im Großen, wenn es um Krieg geht.
@Artikel:
Schöner Artikel, aber in den Milliardärslisten taucht Putin nicht auf. Die Erklärtexte, wieso er doch einer sein soll, tragen alle die Handschriften der bekannten und weniger bekannten Nawalnys (Goldpalast in Krasnodar, die Töchter u.Ä.).
Als Vorwort möchte ich vorausschicken, dass der Kapitalismus nicht zu zähmen ist und eben auch nicht einzelne Bereiche ausgenommen werden können.
Die herrschende Klasse ist mittlerweile so gut aufgestellt, so das sie uns ganz offen anträgt uns total zu überwachen, zu manipulieren, die Behausungen, die Autos, überhaupt den Individualverkehr, respektive das Reisen, das Bargeld, mit vorausgehender Inflation und sogar Milchprodukte, wie den Käse und sogar das Fleisch wegzunehmen.
Ganz nebenbei werden wir quasi dazu gezwungen an einem Genexperiment teilzunehmen, das schon Millionen Menschen das Leben gekostet hat.
Die sich anschickende neue Weltordnung mit dem für 2024 angekündigten Pandemievertrag, durch die Führung des Jesus von der WHO, sorgt gerade dafür, dass unsere Versklavung international verechtlicht wird.
Auf diese Weise hat die herrschende Klasse somit die Handhabe, dass das immer so weitergeht.
Selbst wenn der Pandemievertrag 2024 nicht durchkommt, ist die Agenda gesetzt worden und die Reichen werden dann weiterhin in bewährter Salamitaktik unsere letzten Rechte beschneiden.
Das alles steht uns in den nächsten Jahren bis 2030 bevor.
Wenn ihr also was dagegen tun wollt, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, denn, die Zeit arbeitet leider gegen uns….
Der Kapitalismus ist aber elementarer Bestandteil des Problems
Nur wenn diese Strukturen abgeschafft sind, kann überhaupt etwas neues entstehen.
Letztendlich haben wir diese Krise diesem barbarischen System zu verdanken, das nur den Reichen zur Akkumulation enormer Reichtümer und Macht dient.
Denn, gibt es kein Profit, gibt es auch keine Korruption mehr.
Kooperation anstelle von Konkurrenz.
Wir brauchen den Umbruch von einer Konsum zu einer Bedarfsgemeinschaft.
Weg von der Leistungsgesellschaft, hin zu einem paritätischem Miteinander.
Schon allein ökologisch gesehen ist es allerhöchste Zeit dies zu verwirklichen.
Das geht nur mit so wenig Staat wie möglich und dezentralen eher anarchisch geprägten und selbstbestimmten Verwaltungen, um so neue Rahmenbedingungen zu schaffen.
Und dazu werden Köpfe rollen müssen, da die Reichen und Superreichen sich nicht die Butter und die Wurst vom Brot nehmen lassen werden.
Im Gegenteil, die werden auf uns schießen, sollte sich wirklich ein nennenswerter Widerstand bilden.
Ach, ich vergaß, Kapitalismus führt letztendlich wenn der Mehrwert nicht mehr erreicht werden kann, immer zu einem großen Krieg.
Denkt mal darüber nach….
“Im Gegenteil, die werden auf uns schießen, sollte sich wirklich ein nennenswerter Widerstand bilden.”
Das stimmt. So friedfertig wie Honecker wird der Kapitalismus niemals abdanken.
“Ach, ich vergaß, Kapitalismus führt letztendlich wenn der Mehrwert nicht mehr erreicht werden kann, immer zu einem großen Krieg.”
Konfuzius sagt:
Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.
Zähmen ist schon mal gut. Abschaffen hieße, auch den Bäcker zu enteignen und das lehnt eine Mehrheit aus gutem Grunde ab. Abzuschaffen sind hingegen die Verbünde der multinationalen Konzerne, die in der Lage sind, die Politik vor sich her zu treiben. Wen haben wir denn da? Och schau mal die Öl-, Gas- und Kohleindustrie, mit der Atomindustrie im Schlepptau. Mit zunehmender Tendenz, teuerstes Unternehmen ist jetzt nicht mehr Apple, sondern Saudi Aramco. Diese, durch Kartelle wie OPEC geprägte Industrie hat den Inflationschub ausgelöst und zwar ausschließlich. Sie zerstört die Natur wo sie nur kann und natürlich ist sie schuld am Klimawandel. Aber genau hier könnte man ansetzen. Sie ist durch Erneuerbare ersetzbar.
Der Ansatz der Erneuerbaren war von seinen Gründern her ein dezentraler. Energieerzeugung nicht durch Konzerne, sondern lokal durch Bürgerwind- oder Solarparks. Das hat hervorragend geklappt, bis EU und Berlin dem ein jähes Ende setzten. Gefolgt vom totalen Einbruch des Ausbaus nach 2016:
https://c02.purpledshub.com/uploads/sites/43/files/sites/35/2023/05/bfwindenergieanlagendeste.png?w=921&webp=1
Ich weiß, was jetzt kommt: da haben doch nur Zahnärzte und Rechtsanwälte investiert. Das kommt von Leuten, die an anderer Stelle dann die Enteignung des Sparers beklagt haben. Die Investoren des Windparks aber haben sich genau so zusammengesetzt wie die übrigen Sparer und sie hatten hier eine Möglichkeit, dem Nullzins etwas entgegen zu setzen. Und hauptsächlich eben: der Rechtanwalt wird m ir gegenüber keine Machtposition einnehmen. Im Gegensatz zu Exxon Mobile.
Was im nächsten Schritt auch eine deutliche Reduzierung der Kriegsgründe bedeutet. Um Wind und Sonne wird niemals ein Krieg ausbrechen. Um Öl sehr wohl: klassischerweise gehört der Irakkrieg dazu, er ist auch Kern des Ukrainekonflikts. Und eben auch Afghanistan: die USA wollten die Südflanke Russlands neu ordnen, insbesondere die Ölquellen. Dazu wollten sie militärisch präsent sein in der Region. Krönung sollte die Nabucco-Pipeline unter Leitung von Joschka Fischer sein. Der hat es vermasselt. Erwartungsgemäß würde ich sagen.
Und eben auch die Finanzindustrie. Derzeit versucht wie weltweit, die Aktien der Erneuerbaren mit Shortsellern in den Keller zu hauen. Unternehmen wie BYD und Jinkosolar, deren Gewinn und Umsatz sprunghaft anwachsen, gehen an der Börse gen Süden. Man glaubt es nicht. Sind übrigens ein Tipp, diese Aktien. Irgendwann geht auch den Shortsellern die Luft aus.
All das ist erreichbar durch eine proaktiv voran getriebene Energiewende. Es wird aber nicht erkannt. Auch Wagenknecht zeigt sich angefressen vom AfD-Gelaber. Die nämlich wäre der Gegner, wenn sie etwas begriffen hätte. Das sind die Agenten der Fossil-, Atom-, Rüstungs- und Finanzindustrie.
Das große Erwachen, bei dem dies erkannt wird, steht noch aus. Vielleicht jetzt, nach diesen wirklich beeindruckenden Demonstrationen.
Kapitalismus kann man nicht zähmen und den Bäcker möchte auch keiner Enteignen…??
Kapitalismus entsteht nicht mit der Gründung von marktwirtschaftlichen Personengesellschaften, sondern erst mit der Gründung von Kapitalgesellschaften (AGs, etc.); wer den Kapitalismus abschaffen will, der will also nicht notwendig gleich auch den Bäcker enteignen, sondern womöglich lediglich Aktiengesellschaften durch Stiftungen und Genossenschaften ersetzen.
Ahem, habe ich etwas anderes gesagt? Exakt da will ich hin und gleichzeitig zu klimaneutraler Energieerzeugung.
Es gibt keinen menschengemachten Klimawandel!
Alles dummes Zeug!
Warum hört bloß niemand auf solche Experten wie Sie?
“Abschaffen hieße, auch den Bäcker zu enteignen und das lehnt eine Mehrheit aus gutem Grunde ab.”
Oh je. Warum? Weil Bäcker ein sakrosankter Berufsstand sind, der nicht angefasst werden darf. Es gibt doch sowieso nur noch Bäckereiketten und Backabteilungen in den Discountern. Die Bäcker s i n d längst enteignet. Der Kapitalismus macht ständig ganze Berufsstände überflüssig. Mit dem Bäcker anzukommen, weil man unbedingt das Eigentum an Produktionsmitteln erhalten will – echt, mir kommen die Tränen. Brot und Brötchen werden auch in einer Gesellschaft ohne Privateigentum gebacken. Da kannst du sicher sein.
Nun war ja der Bäcker wirklich nur ein Randthema. Zu Aramco hat Du nichts zu sagen? Um den Bäcker kümmern wir uns, wenn das erledigt ist.
“Brot und Brötchen werden auch in einer Gesellschaft ohne Privateigentum gebacken. Da kannst du sicher sein.”
Aber die Ossis sagen, dass sie nach der Wende besser schmeckten.
Welche Ossis? Die selben Ossis, die sagen, dass die Brötchen nach der Wende quasi aus Luft bestanden? Außerdem rede ich von der Abschaffung des Privateigentums und nicht von der Einführung des Realsozialismus. Das ist ein Unterschied. Ich denke das Brötchenproblem ist ein lösbares.
“Zähmen ist schon mal gut. Abschaffen hieße, auch den Bäcker zu enteignen und das lehnt eine Mehrheit aus gutem Grunde ab. ”
Nun die gab es auch im ersten deutschen Staat der bisher es geschafft hat den Kapitalismus abzuschaffen. Neben privaten Fleischern, Handwerkern, Eiscafebetreibern, Uhrenmacher und Uhrenverkäufer Transportunternehmern, Müllaufkäufer, Kleindruckereien usw. Natürlich alles nur bis zu einer bestimmten Größe eine Kette von Bäckereien oder viele Filialen von Fleischerereien oder Niederlassungen von anderen Unternehmen gab es nicht. Es existierte aber die Möglichkeit der Teilnahme an Genossenschaftsbetrieben wie PGH (Produktivgenossenschaft des Handwerks), LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) oder KONSUM.
Der Staat favorisierte Volkseigenes Vermögen dazu zählte z.B. auch die Handelskette HO -sprich Hah-Oh- (während KONSUM Genossenschaftlich war). Die HO, die eigentlich Kaufhäuser betrieb, betrieb Gaststättten unter dem Label HO-G (HO-Gaststätten), viele private Gastwirte arbeiteten auf die Art und Weise mit dem Staat zusammen in dem sie als Pächter die Gaststätten übernahmen (im Prinzip also Franchaising). Andere Formen waren die bekannten VEBs, die Kombinate, die Volkseigenen Güter (was im Prinzip die staatliche Alternative zur LPG darstellte)
Für Parteien gab es Organisationsbetriebe, die SED-Zeitungen oder die DEFA gehörten der SED, die CDU hielt sich Hotels wie “Russischen Hof” in Weimar und die Liberalen die es in der DDR auch gab betrieben Großdruckereien wenn ich mich richtig erinnere. Privates Eigentum gehörte dem Bürger.
Private Großkonzerne gab es in der DDR dagegen nicht, die wurden nach Volksabstimmungen enteignet. Und auch ausländische Direktinvestitionen scheiterteten (wie z.B. 1973 als Citroen in Eisenach ein Getriebewerk in der Rechtsform GmbH bauen wollte). Währenddessen arbeitete Rumänien mit Renault zusammen – Dacia entstand.
1972 wurden in der DDR auch Mittelständische Unternehmen enteignet, ein umstrittener Schritt unter Erich Honecker. In den 1980ern wurden wieder vermehrt private Unternehmen wieder zugelassen z.B. im Gaststättensegment oder Transport oder im Handwerksbereich
Der Artikel und die Foristen marxistischen Glaubens hier im Forum machen alle denselben Denkfehler: Sie meinen, dass es einen Kapitalismus in Reinkultur gibt, also eine omnipotente Ausbeuterklasse, die nichts anderes vorhat, als Arbeiter auszubeuten und Gewinne zu maximieren.
Mit Verlaub, diese Vorstellung greift zu kurz. Die Wahrheit ist, dass der Kapitalismus unendlich viele Gesichter hat. Der alteingesessene Bäcker in der dritten Generation, das neue Restaurant um die Ecke und der Friseursalon gehören genauso zum Kapitalismus wie die Deutsche Bank und BlackRock. Sie alle bewegen sich in Rechtsstaaten. Für alle gelten Gesetze und Vorschriften. Alle haben Rechte und Pflichten. Die Realität ist hybrid. Westliche demokratische Gesellschaften haben von allem etwas – Liberalismus, Pluralismus, Kapitalismus, Sozialismus, Autoritarismus, Traditionalismus usw.
Die Ausgangslage ist offenkundig zu komplex für pauschale anitkapitalistische Kritik. Wo also muss Kritik ansetzen, wenn man mit dem Zustand des Systems nicht zufrieden ist? Sie muss dort ansetzen, wo Mist gebaut wird. Zum Beispiel in der Steuerpolitik, in der Bildungspolitik, in der Migrationspolitik, in der Sozialpolitik, in der Energiepolitik, kurz: in der Politik.
Jede Gesellschaftsordnung produziert Reiche und Arme. Egalitäre und gerechte Gesellschaften sind und bleiben eine Utopie. Es kommt nur darauf an, dass jeder Bürger Politik mitgestalten kann. Ob er das auch will, ist seine Entscheidung. Es zählt die Möglichkeit.
Vereinfacht gesagt, basiert Kapitalismus auf Profit und Wachstum und resultiert in die Akkumulation des Kapitals bei einigen Wenigen auf Kosten von dem Rest.
Kapitalismus fördert auch immer das Konkurrenzdenken, anstelle von kooperativem Einvernehmen.
Ohne Kooperation funktioniert weder die Wirtschaft noch die Gesellschaft. Wettbewerb ist übrigens nicht nur schlecht.
Gegen Akkumulation würde eine Besteuerung helfen. Das müsste allerdings auf internationaler Ebene geregelt werden. Hier liegt das größte Problem. Staaten befinden sich heute ebenfalls im Wettbewerb. Sie wollen sich möglichst attraktiv für Großinvestoren machen, weil sie sich von ihren Investitionen Arbeitsplätze und Steuersubstrat versprechen. Bei freiem Kapitalverkehr werden die Staaten gegeneinander ausgespielt. Neoliberale Regierungen lassen sich gerne erpressen. Darum werden diese Regierungen auch immer unpopulärer.
Wieder dieser Kapitalismus-Blödsinn, was ist “Kapitalismus”?
Für Arbeitsteilung braucht es einen Tauschwert. Geld an sich ist nicht das Problem, aber dass es mit Macht und Einfluss korreliert, schon eher.
Der Elefant im Raum, den keiner sieht bzw. sehen soll, heißt Hierarchie.
Wie kann es sein, dass sich hochrangige Leute Einkommen und Privilegien selbst genehmigen? Mit welchem Recht stehen sie über anderen, mit denen sie gar nichts zu tun haben?
Ist der Scholzgangster Chef von 87 Mio.? Nein, er ist nur Verwaltungsleiter und führt vielleicht nen Dutzend Leute an. An der Anzahl direkt Unterstellter sollte sich das Einkommen bemessen und nicht an frei phantasierten, logarithmischen Skalen.
Ich habe mal einen Chef am Telefon sagen hören, dass der Chef einer viel größeren Firma auch viel wichtiger und mächtiger als er wäre. Das ist Malen nach Zahlen auf Kindergartenniveau, welches vermutlich die Erde ruinieren wird.
Nicht irgendwas abstraktes wie das Wirtschaftssystem muss “gezähmt”, sondern Einkommen und Eigentum müssen begrenzt werden bzw. mit Pflichten und Nachteilen korrelieren. Die Hierarchie muss hinterfragt werden.
siehe auch: Robert Michels – Das eherne Gesetz der Oligarchie
“An der Anzahl direkt Unterstellter sollte sich das Einkommen bemessen” Ja klar. Daran krankt die Welt, an der Nichtnachvollziehbarkeit der Gehälter der Gutverdiener. Ein gutes Mittel dagegen wäre übrigens, das Einkommen der Niedrigverdiener zu erhöhen. Dann bleibt für Manager automatisch weniger.
Genau das ist der Punkt: die Ungleichverteilung der Einkommen, das saugt das Baby scheinbar mit der Muttermilch auf, wäre “nachvollziehbar”.
Nein! Ist sie nicht.
Der einzige Grund dafür ist das hierarchisch erzeugte Machtgefälle.
Schon aus den Wörtern Gut- und Niedrigverdiener spricht die Selbstgerechtigkeit derer, die nur Glück beim Spiel “Reise nach Jerusalem” hatten.
“Der einzige Grund dafür ist das hierarchisch erzeugte Machtgefälle.” Na also. Dann sollte man sich auch keine Gedanken darum machen, ob die gut dotierten Posten gerecht bezahlt werden, sondern darum dass die schlecht bezahlten Posten besser bezahlt werden.
Was hat denn jemand mit einem mickrigen Lohn davon, wenn das Einkommen seines Chef sich “An der Anzahl direkt Unterstellter” bemisst? Wieso sollte ich mir denn Gedanken um die Gerechtigkeit der Bezahlung von Leuten machen, die sowieso mehr als genug zum Leben haben. Das ist der selbe Schwachsinn, wie Feministen, die sich beklagen, dass Frauen in den Chefetagen unterrepräsentiert sind. Was hat denn eine Putze davon, wenn irgendein Weib Vorstandsmitglied wird.
Die KaDeWe-Gruppe hat heute Insolvenz angemeldet, Signa-Benko war nur der erste Domino Stein demnächst geht’s hier richtig los. Daß Kapitalismus Versprechen erfüllt sich wenn keine neuen Märkte mehr entstehen die Gier hat sich, an sich selbst überfressen.
Das Benko-Problem ist also allgemein kapitalistischer Natur und nicht vielmehr eines von Fristenkongruenz bzw. Ähnlichem wie bei der Depfa inc. oder der Hypo Real Estate.
Eigentlich wäre mit Hasselsteiner ja ein erfahrener Fachmann mit am Werk gewesen.
Und der Aufsichtsratsvorsitzende aus der hohen Politik hätte eigentlich auch gelernt haben können, wie man Dinge so organisiert, dass man Imponderabilien gewachsen ist.
Aber Kapitalisten sind analytisch oft sehr schwach auf der Brust und beherrschen nicht mal ihr Metier vollständig.
Da kann es eben nur noch für dumme Bemerkungen reichen, wenn man irgendwie von gesellschaftlicher Sozialarchitektur mit der Ökonomie als ihrem wichtigsten Handlungsfeld spricht.
Der Kapitalismus ist ohne Interventionen dauerhaft nicht lebensfähig, sofern man gewisse Anforderungen an ihn stellt.
Austauschbeziehungen nach kapitalistischen Regeln reduzieren sich immer mehr, je weiter Einkommen und Vermögen und damit Kaufkraft auseinander klappen.
Kapitalismus heisst nichts anderes, als dass sich wirtschaftliche Aktivität an der erzielbaren Rendite orientiert.
Sozialismus dagegen orientiert sich (eigentlich) an den menschlichen Bedürfnissen bzw. Bedarfen.
Solange genügend Kaufkraft vorhanden ist, um Bedürfnisse zu befriedigen, fungiert eine kapitalistisch organisierte Wirtschaft relativ sozial.
ENTSCHEIDEND ist dabei nicht, wem die Produktionsmittel gehören, sondern für sie arbeiten.
Je nach Höhe der Kosten und damit wesentlich des Zinssatzes entscheidet sich dann, ob (vor allem) existenzielle Bedürfnisse befriedigt werden können oder nicht.
Sobald sich etwas lohnt, kann man ein Geschäftsmodell errichten. Und selbst wenn die Gesamtrendite des Kapitaleinsatzes gering ist, kann sich dennoch die Eigenkapitalrendite sehen lassen. Der sichere Gewinn schlägt immer den potentiell höheren, aber unsicheren.
Und wenn der reale Zinssatz negativ ist, gibt es massiv Freiraum dafür, Geschäftsmodelle zu kreieren, welche dabei helfen, zumindest existenzielle Bedürfnisse über den Markt zu befriedigen.
Aber wenn der Markt nicht in der Lage ist, hinreichend Zahlungsmittel zu verteilen, sondern immer stärker wie auf einer schiefen Ebene allokiert, braucht es einen Ersatz.
Das könnte ein effektives Steuersystem sein.
Die Parameter dafür würden aber selbst Experten überfordern, weil ihr gewohnter Gedankengang eher einer Sackgassenlogik ähnelt als analytisch gewitzten Lösungen.
Weil der Staat mittels einer Zentralbank ein Geldschöpfungsrecht hat, das im Grunde keine Ersparnis erfordert, sofern man diese sinnlose Hürde aus dem Weg räumt und damit nicht beachtet, wäre auch dieses angebliche Problem nur eines, wenn man dem Kulturhintergrund einer schwäbischen Hausfrau oder dem von Quantitätsgleichungs-Fetischisten nicht entweichen kann.
Und wer sich ernsthaft mit dem weiten Feld der economies of scale auseinander gesetzt hat, wird hier auch die Reserven erkennen, welche das Wertgesetz von Marx wohl anspricht, was bedeutet, dass nur so viele aktive Zahlungsäquivalente pro Zeiteinheit verteilt werden können, wie auch Produktionskapazitäten vorhanden sind. Aber nach Marx leidet ja der Kapitalismus vor allem daran, dass die Produktionsverhältnisse die eigentlich vorhandenen Produktivkräfte einzwängen.
Durch Kaufkraftersatz und flankierenden Maßnahmen müsste das nicht sein.
Ich weiß zwar, dass ein Großteil der Ökonomie-Professoren in Ohnmacht fallen, wenn sie so etwas lesen. Aber das interessiert mich nicht und hat dazu noch den Vorteil, dass sie nicht beschämt und verstört dreinblicken müssen.
Wer natürlich meint, dass der Markt die Probleme mit der unsichtbaren Hand von selbst regelt, meint nichts anderes, als dass er seine analytische Unfähigkeit dem Glaubensgut seiner Esoterik überlässt. Eigentlich bietet die Great Depression genügend Anschauungsmaterial, um halbwegs vernünftig selbst auf klare Gedanken zu kommen.
So sieht auf Basis des Status Quo eine wirkliche Revolutionsanleitung aus. Nicht vollständig, aber für den Anfang reicht es vollständig. Und der Rest ergibt sich dann von selbst.
Immer wieder gähnend langweilig, wie die GSPler die ganze Welt verstehen. Dann schreiben sie ein Traktat.
Ein gewisser Karl Marx meinte mal, die Voraussetzung des Sozialismus sei die Erkämpfung der Demokratie.
Was wusste der schon?
“Aber wenn der Markt nicht in der Lage ist, hinreichend Zahlungsmittel zu verteilen, …” Das würde ein GSPler nicht schreiben. An mich sind leider noch nie Zahlungsmittel verteilt worden, weder geringfügig noch hinreichend.
Allerdings bezweifle ich auch die Richtigkeit deines Marxsatzes, dass die Voraussetzung des Sozialismus die Erkämpfung der Demokratie sei. Entweder Marx verstand unter Demokratie und Sozialismus etwas anderes oder der Satz stimmt nicht.
Netter Versucher, aber naja, offenkundig ohne Kontext dargestellt und allenfalls ein scheinbarer Beleg.
Bei Marx gilt nämlich wie bei Juristen: Lies stets den nächsten Satz (und am besten den davor auch). Und in diesem nächsten Satz heißt es:
“Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstruments in den Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren. Es kann dies zunächst nur geschehn vermittelst despotischer Eingriffe in das Eigentumsrecht und in die bürgerlichen Produktionsverhältnisse (…)”
Allein daran ist schon abzulesen, dass hier etwas ganz anderes gemeint ist als das, was unbedarft-staatlich-indoktrinierte Foristen anhand Ihrer Passage augenscheinlich herauszulesen meinen.
Marx meint erkennbar etwas ganz anderes als der Autor Waldrich in seinem Artikel und etwas ganz anderes, als Sie mit der zitierten Passage belegen möchten.
Für Interessierte: Alle bisher zitierten Textstellen von aquadraht und Pfarrer Nolte stammen aus dem Kommunistischen Manifest, einem vielfach aufgrund verschiedener Aspekte insbesondere von Kommunisten kritisierten Werk. Aber das ist eine Spezialdiskussion, die bei OT irrelevant ist.
Denn obwohl vielfach kritisiert, ist, wie gezeigt, bereits im Manifest ersichtlich, dass Marx etwas ganz anderes meint als Waldrich und aquadraht. Das betrifft sowohl die inhaltliche Ebene als auch den beschriebenen Stand des Produktionsniveaus, der mit dem heutigen in keinster Weise mehr vergleichbar ist.
In einer späteren, erst nach dem Kommunistischen Manifest entstandenen Schrift kann man noch deutlicher lesen, dass Marx’ Ansinnen mit Waldrichs und aquadrahts Demokratie überhaupt nichts am Hut hat. Z. B. hier:
“Das Verhältnis der revolutionären Arbeiterpartei zur kleinbügerlichen Demokratie ist dies: Sie geht mir ihr zusammen gegen die Fraktion, deren Sturz sie bezweckt; sie tritt ihr gegenüber in allem, wodruch sie sich für sich selbst festsetzen wollen.
Die demokratischen Kleinbürger, weit entfernt, für die revolutionären Proletarier die ganze Gesellschaft umwälzen zu wollen, erstreben eine Aenderung der gesellschaftlichen Zustände, wodurch ihnen die bestehende Gesellschaft möglichst erträglich und bequem gemacht wird [Anm. Pfarrer Nolte: S o ist auch Waldrichs Artikel zu verstehen].
(…)
Im gegenwärtigen Augenblicke, wo die demokratischen Kleinbürger überall unterdrückt sind, predigen sie dem Proletariat allgemeine Einigung und Versöhnung (…) sie streben danach, die Arbeiter in eine Parteiorganisation zu verwickeln, in der die allgemein sozial-demokratischen Phrasen vorherrschend sind, hinter welchen ihre besonderen Interessen sich verstecken, und in der die bestimmten Forderungen des Proletariats um des lieben Friedens willen nicht vorgebracht werden dürfen. Eine solche Vereinigung würde allein zu ihrem Vorteile und ganz zum Nachteil des Proletariats ausfallen (…) Diese Vereinigung muss also a u f d a s e n t s c h i e d e n s t e z u r ü c k g e w i e s e n w e r d e n!”
Im Uebrigen überlasse ich hier nun Krim das Feld.
Wer bei Deinen Marx-Zitaten keinen Bezug zur aktuellsten politischen Realität herstellen kann, dürfte auch mit Blindheit geschlagen sein…
Hervorragend herausgesucht! Danke!
@aquadraht und Pfarrer Nolte:
An dieser Stelle der Diskussion möchte ich auf ein gutes Buch hinweisen. Ab und zu sollte man ja ein gutes Buch lesen, heißt es. 🙂
Domenico Losurdo: Der Kapitalismus, Geschichte Erbe und Zukunft
Das ist die letzte Arbeit dieses wichtigen Philosophen, nach seinem Tod herausgegeben von einem seiner Schüler und jetzt erst ins Deutsche übersetzt. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ein wirklich lehrreiches und Mut machendes Buch.
Falls man (wie ich) gelegentlich dazu neigt, an den herrschenden Zeitläuften zu verzweifeln. Allerdings hat Losurdo die neuesten Verschärfungen der spätkapitalistischen Krisen nicht mehr berücksichtigen können – er starb 2018.
Sänk ju for Empfehlung. Bisschen Zukunftsperspektiven könnte auch ich gebrauchen. Nicht, dass man angesichts dieser bleiernen Zeit noch ins Wasser geht.
Forist Luck, der hier wohl gemeint ist, hat neulich den bürgerlich-demokratischen Höchstwert Freiheitgleichheitbrüderlichkeit hochgehalten. Und er behauptet, der Kapitalimus würde gerade “untertunnelt” .
Beides würde keinem GSPler je über die Lippen kommen.
@ Pfarrer Nolte:
Ich habe in einem Beitrag bzw. mehreren Beiträgen vor einigen Wochen von der Möglichkeit geschrieben, den Kapitalismus zu untertunneln.
Ein Beginn wäre dabei die Etablierung von Ausgleichszahlungen für all jene, welche über den Markt strukturell zu wenig Einkommen beziehen, um damit vernünftig und ohne große Sorgen zu leben.
Das geht ohne Verschuldung, aber mit Geldschöpfung oder entsprechender Besteuerung Privilegierter.
Entscheidend ist nur, dass die gesellschaftliche Produktivkraft dafür organisiert wird.
Und das gesellschaftliche Bewusstsein kann sich so massiv ändern und die bisherigen kapitalistisch induzierten Restriktionen erkennen.
Derzeit ist es ja so, dass die Notenbanken Soekulationen finanzieren, welche durch den Arbitrage- bzw. Non-Arbitrage-Effekt zu höheren Preisen führen uns später mit dem falschen Instrument der Geldpolitik zu bekämpfen versucht wird, was die gesellschaftlichen Produktivkräfte dann noch mehr lähmt.
Im Kapitalusmus ändern sich die Zustände laufend, aber sie wiederholen sich nicht wie in einem Kreis. Deswegen sind alle vermeintlichen Erkenntnisse, welche dies nicht berücksichtigen, ziemlich unvollständig und oft erheblich fehlerhaft.
Ökonomie soll ich für die Menschen da sein und nicht umgekehrt. Und dabei vor allem für diejenigen, welche noch einer Zustandsänderung bedürfen, wie sie Marx in der Einleitung der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie als Kategorischen Imperativ formuliert.
Mein Freiheit/Gleichheit/Brüderlichkeit ist kein idealistisches Hirngespinst, sondern von der Realität geprägt und gegerbt.
Marx ist für mich DER Philosoph der Freiheit.
Das verstehen Bürgerliche in aller Regel nicht und verstehen Freiheit im wesentlichen so, dass sie von einem Großteil Verantwortung entlassen werden, weil dies nach ihrer ideologischen Definition nicht nur unnötig, sondern sogar schädlich wäre.
Marx geht es aber um die (relative) Freiheit Aller und nicht um Privilegien für Wenige.
Und weil dies nur durch die entsprechende Organisation der Gesellschaft zu erreichen ist, ist Marx aufgrund dieser Erkenntnis Sozialist geworden.
Es gibt dabei durchaus Differenzen zwischen einem Pro-Forma-Sozialismus und einem funktionalen.
Abramowitsch und Chodorkowski waren Mitglieder der Kommunistischen Partei, deren Türen nicht für jeden offen waren.
Und dennoch haben sie sich später wie die Sau verhalten und ihre Privilegien (durch die Perestroika) als Komsomolsken schamlos ausgenutzt.
Von welcher Überzeugung waren sie dann beseelt?
Einem Tolstoi wäre dies nie passiert. Genauso wie es einem Demokratie-oder-was-auch-immer-Idealismus gibt, gibt es einen solchen auch in Bezug auf Sozialismus/Kommunismus. Insofern halte ich Vorwürfe in dieser Hinsicht materialistisch für ziemlich belanglos, selbst wenn sie zu einem gewissen Grad zutreffen. Sie haben nur funktional keine wesentliche Bedeutung, außer man meint, es führte nur ein Weg nach Rom.
Gesellschaftliche Ausbeutung hat heutzutage vor allem mit einer Fehlallokation der Produktionsmittel zu tun. Den wesentlichen Grund dafür habe ich benannt und in Bezug auf Skaleneffekte einen daraus resultierenden verwiesen.
Wenn ich dies ausführen sollte, kommt die Arbeitswerttheorie etwas in Unordnung.
Aber es verschafft ganz wichtige Erkenntnisse.
Vielen Dank. Sehr interessant.
“Fehlallokation der Produktionsmittel”. Da musste ich schmunzeln. Haben Sie schön gesagt.
Ob Ihr Konzept in der Realität funktionieren würde, weiß ich natürlich nicht. Für Pfarrer Noltes feines Näschen verströmt es aber ehrlich gesagt einen stark reformistischen Stallgeruch. Ein Riechfläschchen, mit dem der Patient Kapitalismus wohl kaum “untertunnelt”, sondern allenfalls gesundgebetet werden könnte.
“Ein Beginn wäre dabei die Etablierung von Ausgleichszahlungen für all jene, welche über den Markt strukturell zu wenig Einkommen beziehen, um damit vernünftig und ohne große Sorgen zu leben.”
Das musste ich zweimal lesen. Meinen Sie das ernst? Mich erinnert das an ein bedingungsloses Grundeinkommen. Damit wollen Sie den Kapitalismus “untertunneln”? Wenn ich mal so polemisch fragen darf: Sind Sie mit Felberismus infiziert?
Welches Interesse sollte die herrschende Klasse bzw. der bürgerliche Staat mit seinem Gewaltmonopol haben, Leuten “welche über den Markt strukturell zu wenig Einkommen beziehen” , ein weitgehend sorgloses Leben zu ermöglichen?
Und umgekehrt: Wenn es wirklich gelänge, die Kräfteverhältnisse so zugunsten des Proletariats zu ändern, dass die “Fehlallokation der Produktionsmittel” beseitigt werden könnte, und es also keinen Markt mehr gäbe, warum sollte man dann den armen Schweinen ausgerechnet mit marktgerechten “Ausgleichszahlungen” zu Leibe rücken?
Leuchtet mir nicht ein.
Also falls Ihnen da wirklich so ein bedingsloses Grundeinkommen vorschweben sollte, dann ist dazu anzumerken, dass das Kapital in letzter ja selbst häufiger davon schwadroniert. Allein daran, dass die Gegenseite selbst auf solche Ideen kommt, ist schon erkennbar, dass Ihre “Ausgleichszahlungen” wohl kaum geeignet sein dürften, den Kapitalismus zu “untertunneln”.
Empfehlen würde ich daher die Auseinandersetzung mit folgendem Text:
‚Arbeiten 4.0‘ im Zukunftsdialog
Das Kapital wirbt für das ‚bedingungslose Grundeinkommen‘, die Politik hält ‚gute Arbeit‘ dagegen.
Spitzenmäßige Antworten auf die widersprüchliche Inanspruchnahme der Lohnarbeit
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/bedingungsloses-grundeinkommen
Jetzt aber zum spaßigen Teil meiner Antwort. Muss ja nicht immer alles bierernst zugehen.
Sollte ihr Konzept tatsächlich umgesetzt werden und der Kapitalismus “untertunnelt” werden können, werde ich Sie für die Verleihung der Walter-Ulbricht-Gedenkmedaille in Gold und den NÖP-Anerkennungspreis vorschlagen.
Das Problem ist eher, dass wir heute keinen Kapitalismus mehr haben. Das Geld liegt in den Händen einiger weniger Finanzjongleure, die an mehr oder weniger allen großen Konzernen beteiligt sind. Also leben wir derzeit eher in einer Korporatokratie, die sowohl den Kapitalismus, als auch die Demokratie aushebelt und ihre eigenen gewinnbringenden Agenden durchsetzt. Dazu gehört einerseits, dass diese Finanzkonzerne in nahezu allen größeren Medienkonzernen ihre Anteile eingedeckt haben und so auf großer Ebene öffentlich Einfluss ausüben können. Andererseits gehört dazu, dass die ihre Pflänzchen in Form von Staatssekretären in der Politik einsetzen, um die Politik direkt zu beeinflussen(Beispiel: Elga Bartsch – BlackRock oder Jörg Kukies von Goldman Sachs). Das geht sogar noch besser, als über Lobbyverbände .
Inwiefern war es im Vorfeld von 1929 mit den Trusts etc. soviel anders, wenn auch auf einer anderen Verwertungsstufe?
Nochmal für alle:
“Kapitalismus führt u.a. dazu, dass immer weniger Menschen immer reicher werden”!
Heute 20 Uhr Peter Decker (Gegenstandpunkt) zur perfekten Demokratie
https://www.youtube.com/watch?v=CGO6kM2hIy4
Tipp für diejenigen, die lieber hören als lesen – Grüße an den Pfarrer.
Längst notiert. Termin steht ja schon seit 4 Wochen.
Trotzdem vielen Dank. Freu mich, dass noch jemand hier die von 99 zu eins aufm Schirm hat. Machen oft gute Sachen.
Vielleicht kann Decker Sie heute Abend ja überzeugen, Ihrem Demokratieidealismus abzuschwören.
Abschwören setzt einen Schwur voraus, den es von mir nicht gibt.
Auf etwas zu schwören, lehne ich aus grundsätzlichen Erwägungen ohnehin ab.
Und “Demokratieidealismus” habe ich schon gar nicht.
Bin gespannt, ob Decker argumentativ im Vergleich zu 2003 und 2013 noch zulegen kann (und seine fragwürdigen Mätzchen bleiben lässt, obwohl sie amüsant sind).
https://www.youtube.com/watch?v=arP0lAGheMU
https://www.youtube.com/watch?v=Nhvqt7U2KhY
Ich denke, dass die Annahme, dass “Demokratie” das ist, womit kapitalistische Herrschaft realisiert wird, nicht zutrifft. Kapitalismus ist erstmal nichts anderes, als die Form gesellschaftlicher Reproduktion über den Umweg abstrakter Geldvermehrung. Alles andere ist dem zunächst untergeordnet. Es wird kein Brot gebacken, kein Kleid genäht, wenn am Ende nicht mehr Geld vorhanden ist, als davor. Den Rest regelt der Konkursrichter. Und das ist durch nichts zu hintergehen, solange Menschen nicht in der Lage sind, etwas grundlegend anderes zu etablieren. Der einstige tp -Autor Tomasz Koniecz hatte das in einer Reiche von Artikeln gut dargelegt. Leider in der Sprache der “Politischen Ökonomie”, die für journalistische Texte ungeeignet ist.
Die politischen Formen, in denen die Veranstaltung abgewickelt wird, sind davon nicht unabhängig, aber keineswegs, geradezu gesetzmäßig, festgelegt. Das, was wir als Demokratie begreifen, also sowas wie eine parlamentarische Demokratie mit Wahlen, Gesetzen, an Gesetze gebundene Verwaltungen und Gerichte, war historisch die Form, in der das Bürgertum sich gegen feudale Herrschaft emanzipierte und zum anderen ihre eigenen Angelegenheiten untereinander regelte. Die Vorstellung, dass damit sowas wie eine “Volksherrschaft” etabliert werden sollte, war der Klasse, mit Ausnahme weniger in Erinnerung gebliebenen Autoren, vollkommen fremd. Im Gegenteil – es wurde schon immer alles unternommen, um die zu verhindern. Zensuswahlrecht, Einschränkung des Kreises der Wahlberechtigten, Partei – und Organisationsverbote, Verfolgung oder Tötung politischer Störer und immer schon mediale Gehirnwäsche und solche durch Kirchen und Schulen. Und wenn das nicht ausreichte, war die unmittelbare blutige Diktatur das Mittel der Wahl. Wer von uns könnte auf Anhieb die vielen Putsche und Militärdiktaturen allein während seiner eigenen Lebenszeit aufzählen?
Vielleicht wird das alles – sicher auch durch die Jahrhunderte der Apologetik, oder bleiben wir beim Begriff “Gehirnwäsche”- nicht
immer deutlich. Bürgerliche Herrschaft ist kein auf strenger Rationalität gegründeten Vorgang, um ausschließlich die Bedingungen für die Profitmaximierung zu sichern . Da agieren Menschen mit ihrer Begrenztheit, Eitelkeit, Emotion, Fehleinschätzungen, mit Traditionen.
Aber zurück zur parlamentarischen Demokratie. Ein Teil der Deutschen, und nach dem Untergang der DDR auch die restlichen, haben nach WKII tatsächlich erlebt, dass sie durch Wahlen so was wie Einfluss auf die Art hatten, wie sie regiert wurden. Ein historisch gesehen sehr kurzer Zeitraum, der klare Grenzen hatte. Berufsverbote, Verbot von KPD und FDJ usw. Aber auch Tarifautonomie, betriebliche Mitbestimmung und die Möglichkeit, abweichende Meinungen zu verkünden, ohne im Umerziehungslager oder im Knast zu landen.
Das alles geht jetzt zu Ende. Nach dem Scheitern der Oktoberrevolution, und die scheiterte schon in den 30ern in den Kellern der GPU und den Lagern, nicht erst in den 90ern mit dem Untergang der SU, mit dem späteren Untergang einer emanzipatorischen Linken und deren Substitution durch wokeschistische Schwachköpfe, kann eine Alternative nicht mal mehr gedacht werden.
Und ohne eine Alternative fürchten zu müssen, gibt es keine Grenzen bürgerlicher Macht. Nicht durch die “universellen Menschenrechte ” , nicht durch Verfassungen und Parlamente. Vor unser aller Augen wird Zensur etabliert, unverholen wird erklärt, dass Wahlen, wenn dann nicht die Richtigen gewählt werden, begrenzt werden müsse, das Streikrecht, wenn es dann missbraucht wird, um eigene Interessen durchzusetzen, wäre zwingend einzuschränken. Und das die war pigs wieder uns und unsere Kinder für ihre Interessen und ihren Wahn opfern wollen, hören wir jeden Tag.
Es ist vorbei. Das wird nichts Gescheites mehr.
“Den Kapitalismus thematisieren die Rosstäuscher ebenso wenig wie ihre Gegner. Den kannibalistischen Allesfresser behelligen beide nicht. Und während die einen begeistert auf die Fassade deuten, die unbedingt erhalten werden muss, inszenieren die anderen das ganz große Illusionstheater.”
Die gegenwärtige, teilweise medial und von Regierungsseite inszenierte “Gegen-Rechts”-Demo-Foklore auf den Punkt gebracht, danke.
Und nebenbei mal das grundsätzliche Fass aufgemacht, an dem das alles be-und gemessen werden sollte. Denn die politische Gretchenfrage lautet immer noch, auch heute: “Wie hältst Du’s mit dem Kapitalismus?”.
-Guckst du mal in die Parteiprogramme…
Ab welcher Summe fängt denn Kapitalismus an? Das Geld abschaffen und auf Tauschwirtschaft umstellen wird nicht praktikabel sein.
Man könnte ab 1 Million Gewinn und Vermögen mit 60% besteuern unter der Vorgabe, dass dieses Geld gemeinwirtschaftlichen Zwecken zufliesst. Die EU-Staaten konnten sich aber nur mühsam auf 15% Mindestbesteuerung einigen. Also müssen noch andere Maßnahmen kommen, die einen Kapitalabfluss verhindern und gleichzeitig Anreize für Investitionen und Innovationen setzen.
Letztlich geht das alles nur voran, wenn die vorherrschende Industrielobbypolitik endlich beendet wird, denn sie ist in der Tat gesellschafts- und demokratiezersetzend. Eigentlich müssen alle Leute dagegen auf die Straße gehen, aber das wird ihnen medial natürlich nicht vermittelt.
“Das Geld abschaffen und auf Tauschwirtschaft umstellen wird nicht praktikabel sein.”
Für die Herstellung aller Produkte ist Arbeit pro Zeit notwendig. Die Arbeitszeit ist – auch für alle Vorprodukte – erfassbar. Selbst erbrachte Arbeitszeit könnte man sehr wohl als Tauschmittel gegen begehrte Güter einsetzen, ohne den Umweg über das (Lohn-) Geld.
Reiche Erben müssen keine Arbeitszeit nachweisen, um an begehrte Waren zu gelangen: Sie verfügen über genügend universellen Reichtum: Geld!