So oft wie der Bundeskanzler zu Bürgerdialogen geht, könnte man glauben: Es ist gut bestellt um die Bürgernähe. Wahr ist aber: Zwischen Politik und Souverän lagen noch nicht so weite Welten.
Am Wochenende ging eine Szene aus dem aktuellen KanzlerGESPRÄCH in Mannheim viral. Ein älterer Herr nahm sich des Bundeskanzlers an. Er sorge sich um dessen Vergesslichkeit im CumEx-Skandal, erklärte er. Und außerdem, könne er nicht fähigere Minister einsetzen? Dass Deutschland die dümmste Regierung überhaupt habe, sei im Ausland längst schon Thema.
Der Kanzler »antwortete« darauf. Er könne sich an das erinnern, an das er sich erinnert. Erfinden könne er nichts. Es gäbe ja eine Wahrheitspflicht. Unter uns: Er müsste sich gar nicht erinnern, es gibt ja Laptops – ach ja, wo sind die noch gleich hingekommen? Und zu den Ministern Habeck und Baerbock äußerte er sich so: Sie gäben sich große Mühe. Sie waren also stets bemüht: In einem Arbeitszeugnis steht das für ungenügende Arbeitsleistungen. In Deutschland 2023 scheint es aber ein Qualitätssiegel zu sein.
Nur ein Quotenquerulant?
Wie kam denn dieser Rentner in den Bürgerdialog? Gemeinhin sitzen da Leute, die der Ampelkoalition nahestehen. Leute aus Ortverbänden der SPD oder der Grünen etwa. Ob das eine Selektion der Veranstalter ist oder sich aus der Tatsache ergibt, dass besonders Mitglieder der Regierungsparteien den Bürgerdialog als »Kanzler on tour« betrachten, wo man diesen Olaf Scholz mal von Angesicht zu Angesicht sehen kann, ist schwer abzuschätzen. Womöglich stimmt beides.
Das Video des kritischen Mannes wurde vielbeachtet in den Netzwerken. Man zollte ihm Respekt. Zu recht. Aber gleichzeitig wirkt er natürlich an einer Simulation mit. Denn immer wieder wurde kritisiert, dass in diesen Bürgerdialogen wenig substanzielle Fragen gestellt werden. Die dort versammelten Bürger fragten brav und zurückhaltend, trauten sich nicht in medias res zu gehen – oder wollten es, siehe oben, schlicht nicht.
Nun also ein Quotenquerulant, der dem müden Bürgerdialog den Anstrich einer ehrlichen und seriösen Veranstaltung gab. Sehen Sie, liebe zweifelnde Bürger, bei uns finden Sie auch kritische Stimmen – was Sie immer haben! Dass ein zugelassener Freigeist dann keinen Anspruch darauf hat, seine Fragen und Einwürfe auch beantwortet zu bekommen, führte Herr Scholz vor. Als der Bürger fertig war, sagte der Kanzler recht despektierlich: »Das musste mal raus!« Als ob sich bei dem Mann nur was aufgestaut hat, für das er ein Ventil braucht. Scholz war halt mal wieder gekonnt bürgernah, freundlich und aufgeschlossen: So kennt, so liebt man ihn, diesen Mann, der Engel aus der Hölle als seine schlimmsten politischen Kontrahenten erachtet.
Fünf goldene Regeln
Wie dem auch sei: Der Senior schaffte es in die »ausgesuchte« Endrunde und hatte also die Chance, seine Fragen loszuwerden. Die Dame hinter ihm hielt sich den Mund zu, so als wolle sie sagen: Das kann man doch keinen Bundeskanzler fragen. Kann man nicht? Stimmt: Man muss es sogar!
Folgende fünf goldene Ratschläge sollten Sie beherzigen, wenn Sie es mal zum Bürgerdialog oder zum KanzlerGESPRÄCH schaffen sollten:
- Sprich den Kanzler nie mit »Herrn Bundeskanzler« an! Du sprichst auch den Bäcker nicht mit »Herr Bäcker« und den Postboten mit »Herr Postbote« an, sondern mit dem Namen, wenn du ihn kennst. Der Kanzler sagt im Gegenzug ja auch nicht »Herr Bürger« oder »Frau Bürgerin« zu dir.
- Mach dich nicht kleiner also du als Souverän bist! Mach dir immer bewusst: Vor dir stehende Politiker stehen nicht über dir, sie sind dein von dir entlohntes Personal. Der, der unter dir Bundeskanzler ist, hat keinen Anspruch auf Ehrerbietung.
- Halte nichts zurück, weil du denkst, die Direktheit könnte übel aufgenommen werden! Bleib dabei ruhig und sachlich, aber rede nicht um den heißen Brei. Garniere dein Statement nicht mit entkräftenden Floskeln, weil du die Gefühle des dir gegenüberstehenden Politikers nicht verletzen möchtest. Bedenke: Wenn der zu gefühlsdusselig ist, sollte er sich eine andere Tätigkeit suchen.
- Wenn der zur Rede gestellte Politiker laviert, herumeiert, also keine Antwort liefert, hake nochmal nach! Fall ihm ruhig ins Wort, bitte darum, eine Antwort zu liefern und Sprechhülsen zu vermeiden. Falls er aber nur plant, solche zu präsentieren, bitte ihn lieber zu schweigen. Aus Respekt dir gegenüber.
- Zeige Begeisterung für kritische Anmerkungen! Wenn vor dir ein Bürger sitzt, der eine kritische Frage stellt, so wie jener Rentner zu Mannheim, dann halt dir nicht schockiert den Mund zu, sondern spende laut Applaus – auch Zwischenapplaus. Nicht jeder traut sich kritische Anmerkungen zu. Aber Applaus spenden kann nun wirklich jeder, der zwei Hände hat.
Problem an diesen Ratschlägen: Wenn es viele so halten würden, gibt es keinen Bürgerdialog, kein KanzlerGESPRÄCH mehr. So eine Veranstaltung ist nämlich nur mit »gebändigtem Publikum« denkbar. Denn sie ist weder Dialog noch Gespräch, sondern eine Attrape. Man sollte sich als Bürger nicht zu einem Teil dieser Demokratieimitation machen lassen.
Was mir bei diesem sowie bei vergangenen “Kasperdialogen” immer wieder auffällt, ist dieses zynische, überhebliche Grinsen, damit sagt er seinem Gegenüber: du armseliges Würstchen, was willst du eigentlich, du kannst mir gar nichts! Schliesslich hat er sich seinen Posten mit z.B. CumEx oder Wirecard redlich erkauft!
Das ist aber nichts ungewöhnliches. Die beschimpfen sich ja auch mit Zwischenrufen aufs Übelste oder verleumden sich gegenseitig in Wahlkampfkampagnen oder werden übel verleumdet von Medien usw.
Ich habe 2x bei CDUlern live erlebt, was passiert, wenn Publikumsfragen richtig sitzen. Dann werden Hinterbänkler eher ausfallend, die Pros haben sich etwas mehr im Griff und grinsen. Und sie drohen der Gruppe, wo die fiesen Frager herkommen, staatliches Geld zu kürzen.
In solchen Augenblicken merkt man sehr deutlich, dass da eigentlich der Mafia-Don steht – oder in seinem Rollstuhl sitzt. 😉
Putin macht auch solche Veranstaltungen. Bürger- und Journalistenfragen vor laufender Kamera zu beantworten, demonstriert Wertschätzung für das Volk.
Immerhin nimmt Putin sich Zeit dafür. Würde mich mal interessieren, wie sehr das inszeniert ist bei dem lupenreinen Demokraten?
Mit Sicherheit genau so professionell inszeniert wie in den Vorzeigesimulationen
im Westen. Er ist schließlich Politiker.
Ich verstehe nicht das Scholz überhaupt Bundeskanzler werden konnte ausgerechnet ein Lakei der Grünen.Wenn er überhaupt ein Rückrat besitzt schmeißt er die Grünen endlich raus.Es gibt da ein Sprichwort zu viele Köche verderben den Brei.
Er hat sich am Besten weggeduckt und in den Medien war die Maskenaffäre der CDU und andere Korruptionsskandale. Demobilisierung nennt man das. Der hat wahrscheinlich auch selbst nicht wirklich daran geglaubt.
Das hochgejazzte fehlplatzierte Lachen von Laschet dürfte auch beigetragen haben, daß Scholz sozusagen als einziger übrig blieb.
Das hatte ich vergessen.
Ich würde nie die CDU oder SPD wählen, bin seit über 20 Jahren Nichtwähler. So kann ich mir mit der nötigen Distanz schon die Frage erlauben, warum es Laschet mit dieser Medienkampagne erwischt hat und Scholz mit Cum-Ex (Bürgermeister) und Wirecard (Bundesfinanzminister) davon kam.
Meine These ist schon lange, dass der, der das beste Angebot in Washington macht, die “demokratische Wahl” in Deutschland gewinnt. Der gewinnt dann in den Medien im Vorfeld und da es immer mehr Wechselwähler gibt, wird der Einfluss der Medien immer wichtiger. Sie “vergessen” es nur dem Wahlvieh hier zu sagen. Auch die Spendenaffäre damals der CDU wurde nie aufgeklärt, wer geleakt hat, meines Wissens. Man könnte auch von Zufall sprechen, aber warum kommt dann nie zufällig mal eine amerika-kritische Partei an die Macht?
Aber das sind eben so häretische Fragen, genauso wie wenn man darauf hinweist, dass die CDU von den Besatzern gemacht wurde und viel Geld bekam, von der CIA und aus Nazi-Vermögen, wie auch die SPD über Fake-Gewerkschaften Geld bekam von der CIA, um die antikapitalistischen Linken zu vernichten, die nichts bekamen. Auch die Grünen, FDP und selbst die Linken sind unterwandert.
Germany made in USA.
Erschreckend ist wie viele Deutsche gar nicht mehr merken wie sehr sie amerikanisiert sind.
Herr Schlotz ist Politik Profi. Er hat so viel Rückrat wie eine spanische Wegschnecke.
OSF & YGL fahren zweigleisig: einerseits junge, unterdurchschnittlich intelligente, von allem Wissen über die Vorgänge in der Welt völlig unbeleckte Frauen, andererseits der Einsatz von KI. Der KI-Prototyp “Olaff” scheint da die erfolgversprechendere Schiene zu sein.
Genau dieser Dialog hat gezeigt, dass solche Veranstaltungen mit Herrn Scholz sinnlos sind. Der Rentner stellt richtige Fragen, Herr Scholz antwortet mit billigen Floskeln, was man schon als Beleidigung des Gegenüberstehenden werten kann. Ich nehme an, das war ein wohlkalkulierter PR-Coup.
Wann antworten Politiker nicht nur mit Floskeln? Das ist doch der Normalfall, daß die gar nicht richtig antworten sondern nur Floskeln und eingeübte Sprachregelung abspulen.
Das Beste wäre, einfach nicht hinzugehen, damit der BK seine Foto-Op bekommt. Oder die Veranstaltung richtig zu entgleisen, vielleicht ein faules Ei werfen, z.B. als Obdachloser oder Hartz IVer. Aber diese Rituale, wo sich “brave Bürger” von dem Scholzomat oder anderen albernen Polit-Killerclowns vorführen lassen dürfen, sind Mist.
Gleiches gilt auch für die BPK. Wir wissen wie es da läuft, brauchen wir nicht mehr anzuschauen. Hier geht es wieder nur um Oberflächlichkeiten. Allerdings, wer die einfach machen lässt, der lässt es eben auch mit sich machen. Reden hilft eben nichts.
meiner Ansicht nach haben wir S21-Gegner auf ganzer Linie verloren!
an einigen Stellen sogar mißbräuchlich: unseretwegen explodierten seit 2010 u.a. die Erler’schen Zufallsbürgerforen und die “Ich-sprech-so-gern-mit-meinem-Volk’ teuren (Sozialhilfe-bezahlten) Veranstaltungen (und noch einiges Mitmach-fallen ähnliches)
Es ist echt zum Verzweiflen!!
1. Stimmt!
Lissy, Lis, Lisbeth? – Gott hab sie selig – wurde ja auch nicht mit “Frau Königin” angesprochen.
2.-5. Es ist überaus lobenswert und engagiert, ANDERE auf ihre Rechte als Bürger und Souverän aufmerksam zu machen sowie Handlungsratschläge unters Volk zu bringen.
ABER – ist ein hier journalistisch Tätiger von ebendiesen ausgenommen oder gar befreit?!
Wenn man unterstellt, dass der Ratschlaggeber ebenfalls ein Bürger ist, der beherzigt: “Halte nichts zurück, weil du denkst, die Direktheit könnte übel aufgenommen werden!, dann, ja dann werden wir noch viel von Herrn de Lapuente hören, der künftig der eifrigste Verfechter seiner eigenen Theorie: – “Wenn der zur Rede gestellte Politiker laviert, herumeiert, also keine Antwort liefert, hake nochmal nach! – sein wird.
Wir werden es (nicht) erleben.😂
Aber Chapeau für den Herrn, der mutig genug war, etwas zu hinterfragen.👏
Zu 1: Richtig, aber für Monarchen gibt es die Anrede „Majestät“. Für Bundeskanzler gibt es das nicht. Für Richter gibt es „Euer Ehren”, für Diplomaten und Botschafter ist „Exzellenz“ üblich. Ansonsten gibt es eigentlich keine Anreden mehr so wirklich. Wir könnten uns wie während der französischen Revolutionszeit als „Bürger“ gegenseitig betiteln?
Das war vermutlich zu gut versteckte Ironie, denn schließlich heißt es: Euer Hoheit/Majestät oder Euer Heiligkeit!
Warum nicht lieb gewonnene und bewährte Sitten übertragen und kultivieren! Beziehungsweise dem jeweiligen Eigen-Gefühl anpassen?
Bei verallgemeinerndem “Bürger” bin ich allerdings raus – adäquat und quantitativ eignete sich eher Pöbel, Plebs, Mob usw.🤫
P.S. Wenn Richter “Euer Ehren” sind, dann ist es wohl mehr als legitim, die Anrede entsprechend der Bedeutung anzupassen. Also wirklich😁
wie gesagt, das reine Theater, allerdings von eher bescheidenem Niveau! Wo ist der Inhalt bloß geblieben? Demokratie im Sinkflug, da kann nichts Konstruktives daraus entstehen! Nach oben lecken, nach unten lächeln! ‘Oft ist weniger mehr’, pflegte schon mein Drogist zu sagen, als es den noch gab!
Sich um die Vergesslichkeit des Kanzlers sorgen und ob er nicht fähigere Minister einsetzen könne – da hat er es dem Scholz aber gegeben!
Vor einem Politikern vom Schlag eines Scholz, der reihenweise politische Kränkungen, Erniedrigungen und Ablehnung erfahren hat, sollte man – im wahrsten Wortsinn – Angst haben.
Den meisten scheint nicht klar zu sein, daß sich mit der eingeläuteten Zeitenwende eine den kapitalistischen Bedürfnissen entsprechende bürgerliche Herrschaftsform – namentlich der Faschismus – etabliert hat.
Den kann man uA an der Zahl der Menschen in der Ukraine und Palästina bemessen, die für unsere “Werte” und Staatsraison sterben mussten und noch sterben werden.
So sehe ich das auch. Die meisten können oder vielmehr wollen nicht sehen, dass die Zange immer weiter zugeht. Denunziation, Verleumdung und Ausgrenzung gibt es schon, nun sollen wir lügen, heucheln und “kriegstüchtig”:werden. Und wenn das alles nicht funktioniert, werden wir erleben, wie gewalttätig das “beste Deutschland aller Zeiten” werden kann. Wie flexibel man mit Grund- und Menschenrechten umgeht, das ist ja tagtäglich zu besichtigen. Dann wird es kein Halten mehr geben. Vielleicht ist der Bau einer Arche zu empfehlen…
Hola, volia saber el seu preu.
Wer/was soll ein Bundeskanzler sein? Ich kenne nur Kandisbunzler.
Eure Durchlauter, Ihre Durchlaucht oder Seine Durchlacht (m/w/d) ist in dem Fall die richtige Anrede!
Alles andere geziemt sich nicht für den gehorsamen Untertanen oder die gehorsame Untertan*Innen, artigen Bückling (Diener) und keuschen Knicks nicht vergessen!
Gehe nicht zu Deinem Fürst/Führer, wenn Du nicht gerufen wirst; altes deutsches Untertanen Sprichwort!
🤘Vergesst daß; alle Menschen sind gleich!
“So eine Veranstaltung ist nämlich nur mit »gebändigtem Publikum« denkbar. Denn sie ist weder Dialog noch Gespräch, sondern eine Attrape. ”
Das ist halt die Simulation. Die Matrix. Wie im Märchenbuch. Autoren haben wir ja schon eingestellt.
Als geprüfter DDR-Bürger mit Absch(l)uss kennt man diese Art der Bürgernähe und ist im Grunde weniger geschockt. Da die Zeit von rot/grün prognostiziert endlich ist, kann man es verschmerzen – man muß sich diesen Blödsinn nicht antun. Interessant wäre für mich :übertreffen sich die Nachfolger von mitte- bis ganz rechts (Letztere ganz bestimmt) in diesem Gebahren? Noch interessanter wird es allerdings wenn es eine Wiederwahl mit 99,9% für die jetzige Regierung gibt. Dann ist allerdings die Kacke so richtig am Dampfen.
Schade, die Allgegenwart dieses Rentner-Interviews macht mich nachdenklich.
Vielleicht sollte er alles rauslassen. Seine Anwürfe klangen sehr gepflegt.
Ein wenig Ventil?
Bürgerdialog – das ich nicht lache! Bei einem echten Bürgerdialog würde dieser Wichsfresse das Blech wegfliegen! Das sind SED-Operettenveranstaltungen durchgeführt von der Propagandakompanie.
“Herrn Bundeskanzler” wäre bei einem verfehlten Griff, sowieso absolut unwoke, daß geht nu ma gar net.