Schön, dass es die Ossis gibt

Berliner Mauer, 1985
KarleHorn in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Was haben wir uns da angelacht, mit diesen Ostdeutschen. Jammern, meckern, wählen rechts. So will es die selbstgerechte Wessi-Mär. In Wirklichkeit ist es doch so: Ohne die Ossis wären wir schon längst eingeschlafen.

Vor einigen Jahren schrieb Thomas Brussig seinen vielleicht besten Roman: »Das gibts in keinem Russenfilm«. Thomas Brussig heißt auch die Hauptfigur des Werkes – 1991 erscheint dessen erster Roman in der DDR. Gleichzeitig wird er zu einer Eminenz des Widerstandes gegen den Staat. Das jedoch mehr ungewollt als alles andere. Richtig gelesen: 1991 in der DDR. Denn die Prämisse des Romans ist folgende: Die Wiedervereinigung fand einfach nicht statt; kein Günter Schabowski, der stammelt und sich für einen Augenblick überrumpeln ließ. Alles blieb beim Alten, die DDR existierte weiter, immer weiter: Holzt irgendwann ihre Wälder ab, baut aus Holz Windräder, wird zu einer Art Grünstrom-Nation – in der es wegen der Rotation der Windräder durchgehend surrt, weswegen auch die Unfallquote in die Höhe schnellt: Anrauschende Rennpappen werden nicht mehr gehört.

Die Geschichte strotzt nur so vor Koketterien mit dem, was im Roman nicht, in der Wirklichkeit aber schon passiert ist. Eine Ebene behandelt aber Brussig nicht, kann er auch gar nicht, denn seine Story spielt in Ostdeutschland. Hätten die Westdeutschen was verpasst, wenn beide deutschen Völker nicht zusammengefunden hätten? Der Mainstream würde wohl hinter vorgehaltener Hand sagen: Wir hätten uns den Rechtsruck gespart. Stimmt das? Der Ostdeutsche als potenzieller Rechtsradikaler?

Deutsche (und durchaus dann doch) Demokratische Republik?

Jedes Jahr kurz vor dem Einheitstag bemühen die Medien dieses Landes solche, die sie als Experten taxieren. In dem Fall Psychodoktoren und soziologische Fachangestellte: Die sollen mal was zum Ossi sagen. Allerlei vernimmt man dann. Sie seien abgehängt, hätten in der DDR einfach nicht beigebracht bekommen, wie man demokratische Werte pflegt. Und ja, der real existierende Sozialismus habe im Grunde den Faschismus begünstigt. Eine infame Einschätzung. Ganz so, als habe der Westen nie und nimmer rechtsradikale Exzesse erlebt. Die Wehrsportgruppe Hoffmann oder die Anschläge in Mölln: Soll da auch die Stasi dahinterstecken, so wie beim Mord an Benno Ohnesorg?

Die Ostdeutschen sind so eine Art Russen im eigenen Lande. Man schiebt ihnen das Elend des Landes, die traurigen Ecken, die schlimmen Exzesse, das strukturelle Versagen gerne mal in die Schuhe. Gewinnt Donald Trump die US-Präsidentenwahlen, weiß man schnell, wer verantwortlich war: Die Russen. Hier läuft es ähnlich, nur reden unsere Russen sächsisch. Dass Ostdeutsche auch irgendwie Migranten sind, konnte man noch 2018 in der taz lesen – Interview mit einer Migrationsforscherin. Migranten verließen ihr Land, sagte sie. Die Ostdeutschen wurden von ihrem Land verlassen. Die Folgen seien ähnlich traumatisch. Da heute besonders Menschen aus dem Osten des Landes gegen diese Eskalation des Krieges sind, würde die taz dergleichen dieser Tage vermutlich nicht mehr publizieren.

Mir liegt es fern, die Ostdeutschen jetzt rein zu viktimisieren, als traumatisierte Opfer hinzustellen. Das wird ihnen nicht gerecht. Und stellt eine andere Form der Bevormundung dar. Aber es ist schon was dran an dem Umstand, dass Ostdeutsche zuweilen fremd wirken. Ganz einfach, weil sie es sind. Und sie sind es nicht, weil sie alle irgendwie die Tendenz aufweisen, rechten Parolen nachzueifern. Das Gegenteil könnte zutreffen. Mag auch die DDR in den Schulen nicht Politikwissenschaft dem Sinne nach gelehrt haben, ihre Bürger zu mündigen politischen und demokratischen Wesen zu erziehen (hier spricht vielleicht der Wessi, der es nicht besser weiß?), so hat sie doch indirekt »demokratische Bürger« heranreifen lassen.

Der Wilde Osten

Wir sehen das ja heute in ähnlicher Manier: Der Staat – nun der gesamtdeutsche – ist übergriffig wie nie. Er bevormundet seine Bürger an vielen Stellen, gibt sich arrogant-paternalistisch hier, verordnend und despotisch dort. Führt das etwa dazu, dass die Menschen sich verstärkt einlullen lassen? Man könnte das annehmen, aber ganz offenbar wächst da Widerstand, immer mehr glauben dem Mainstream wenig bis nichts, weichen auf Alternativmedien aus, kehren der Politik und den Wahlen den Rücken (oder geben der Partei eines Politikers, der einer Kampagne ausgesetzt wird, in Umfragen erst recht ihre Stimme; Stichwort: Aiwanger und Freie Wähler), machen sich also eigene Gedanken und suchen nach anderen Möglichkeiten, als denen, die einem vorgesetzt werden. Kurz und gut, sie entdecken demokratische Qualitäten.

Gleichzeitig erzählen die oben genannten Experten, dass die Ostdeutschen die Jahre der Diktatur als so prägend empfunden hätten, dass sie nicht aus dem diktatorischen Muster ausscheren könnten. Ist das so? Kann das Wort »Diktatur« überhaupt verwendet werden, ohne die Opfer von Systemen, die im diktatorischen Eifer millionenfach dem Tode überstellt wurden, zu spotten?

Dabei war es durchaus nicht so, dass die Menschen in der DDR zu dummen Maschinen erzogen wurden, die des eigenen Denkens nicht fähig wären. Wie gesagt, das System hat sie durchaus zu meinungsstarken Individuen geformt. Vielleicht ungewollt, aber in einem Staat wie jenem musste man die Vorgänge kritisch begutachten. Ohne diese Kernkompetenz wäre eine friedliche Revolution wie jene von 1989 gar nicht möglich gewesen. Dort lernte man zwischen den Zeilen zu lesen, Kontexte zu begreifen. Das Regime machte solche Qualifikationen notwendig. Dass Ostdeutsche auf dem Gebiet heute kritischer sind, hat mit dieser Geschichte zu tun – der naive Westler hat in der Zeit beigebracht bekommen, dass es die Politik schon richtet, schließlich sei das ihre Aufgabe: Arbeitsteilung halt. Du gehst malochen und die große Politik kümmert sich um die Rahmenbedingungen, misch dich da mal nicht zu sehr ein.

Heute begreift der Osten Neuigkeiten und politische Vorgaben ganz anders als der Westen: Eben weil er so sozialisiert wurde, dass er Misstrauen gegenüber denen an den Tag legt, die etwas zu sagen haben. Manchmal mag das Misstrauen sicher überzogen sein, aber grundsätzlich ist Skepsis ja ein demokratischer Wert. Denn er führt zu Überprüfung, dazu die Dinge nochmal von einer anderen Warte aus zu betrachten.

Freundschaft, liebe Ossis!

Immer wenn die Ostdeutschen mehrheitlich oder in großer Gruppe anderer Meinung sind als der Verordnungsapparat des Mainstreams, wurden sie in den letzten Jahren in die rechte Ecke gestellt. Das Label sagt aber nichts über die wirklichen Motive und Beweggründe aus. Es ist eine Kampfansage, klassisches Framing und insofern dem Krieg um die Deutungshoheit geschuldet. Nur weil Menschen in Ostdeutschland der Meinung waren, es gäbe zu viel Islamisierung in Deutschland, sind sie noch lange keine Helter-Skelter-Anhänger, gehören nicht dem Ku-Klux-Klan an oder sind irgendwelche Hardcore-Nazis. Ja, vielleicht wählen sie noch nicht mal die AfD. Ein kritischer Blick auf die Integrationspolitik: Macht das einen zum Gefährder von rechts? Falls jemand diese Frage mit Ja beantworten möchte, sollte man mit ihm direkt danach über das Wesen der Demokratie sprechen müssen.

Die Ostdeutschen haben in den letzten Jahren durch ihre differente Haltung den Meinungskorridor vergrößert. Ihre Lebenserfahrung, die die sie direkt machten und die, die sie ihren Kindern mit auf den Weg gegeben haben, ist von einer tiefen Skepsis alle Welt beglücken wollender Politikdarsteller gegenüber geprägt. Wenn die etwas in die Wege leiten, bedeutet das im Osten des Landes: Achtung, hier könnte was faul sein! Und oft liegen sie damit nicht falsch. Im Westen hat man hingegen verlernt, auch mal vom Mainstream abzuweichen. Klar, das ist auch anstrengender, man riskiert Widerreden, wird vielleicht auch mal angefeindet, kriegt Ärger auf der Arbeit.

Die Ossis? Die find ich gut! Sie sind – nicht alle, man darf nicht zu generalistisch sein – ein schöner Gegenentwurf zum glatten, zum angepassten westlichen Agendamenschen – auch die sind nicht alle so, aber zu viele sind es im Westen sicher. Daher muss man festhalten, dass die Welt, die Thomas Brussig in seinem Roman da skizziert, für den Westen weitaus ärmer wäre, als diese Realität, in der die DDR in das Gebiet der Bundesrepublik aufgenommen wurde.

Man müsste einen Roman schreiben, der in Brussigs Kosmos spielt, aber den Westen ohne Wiedervereinigung nachzeichnet. Tendenziell würde ich die Geschichte so schreiben, dass der Westen noch eine Weile ohne Probleme dastehen würde – aber die Bürger Westdeutschlands würden zunehmend unkritischer werden, kaum noch politisches Gespür haben, mehr und mehr abstumpfen und sich der verordnenden Agenda unterordnen. Sie würden wären dann also irgendwann so, wie sie sich den Deutschen der DDR immer vorgestellt haben. Sie wären ein bisschen so wie jetzt, wie in dieser Wirklichkeit. Nur ohne kritische Ossis. Und damit ohne den Versuch eines Korrektivs aus Teilen des Souveräns heraus.

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88 Kommentare

    1. Man! Da wollen sich Linke Hypochonder andere vor einem hypothetischen Virus schützen und müssen sich demaskieren. In diesem Staat kann man auch nichts recht machen. Solche Demonstranten wissen wohl noch immer nicht, das dies nur Ordnungskräfte dürfen, um eine mögliche Strafverfolgung zu erschweren. Diese müssen sogar vor einer Kennzeichnungspflicht geschützt werden, da diese sich sonst selbst verstümmeln. Da kann man wirklich nur sagen: “Deutschland, Du mieses Stück Scheiße”.

  1. Manchmal frage ich mich, wenn im Fernsehen ein Krimi gesendet wird, wo die DDR eine Rolle spielt, zu wieviel Krimis in der Zukunft die ehemalige DDR im Fernsehen noch eine negative Rolle spielen darf?

  2. Vielen Dank für die Sympathiebezeugungen an die “Ossis”. Aber brauchen die Ossis so etwas überhaupt? Teils teils, würde ich meinen. Die so etwas brauchen, sind die Abgehängten, Marginalisierten, Deprimierten, Resignierten. Das sind aber die, welche man hier eher nicht erreicht. (Insofern weiß ich nicht, ob da nicht auch ein wenig Herablassung vom Autor mitschwingt? Wäre schade…)
    Die anderen sind die, warum der Osten heute noch vom herrschenden Westen so mit Misstrauen beäugt wird. Ohne zu verstehen oder zuzugeben, daß es ein selbst produziertes, berechtigtes Misstrauen ist. Und damit komme ich zu der bedauerlichen Fehlstelle im Artikel, die aber das entscheidende Glied in der Kette der Fehlentwicklungen ist: dem lieben Geld. Denn: der Abbau Ost (sprich: die Übernahme der Konsumentenmasse im Osten und das parallele Zugrunde gehen der Hersteller in der DDR, auch durch die Währungsübernahme ) in den 90ern war die ökonomische Grundlage für die Konjunktur West, gleich danach gefolgt vom “Aufbau Ost” als zweitem Konjunkturschritt, als die Restrukturierung des Ostens nicht von der (nicht mehr vorhandenen) Industriestruktur des Ostens, sondern von der des Westens übernommen wurde. Wohin auch die Profite flossen. Und im dritten Konjunkturschritt (der bis heute andauert) wird der Osten als Billiglohnzulieferer in voller Abhängigkeit gehalten, der mit noch billigeren Zulieferern (Tschechei, Polen, Rumänien…) konkurrieren darf.
    Mit gutem Grund kann man das politökonomische Fachwort dafür benutzen: Kolonialisierung. Und genau diese Politik zu Gunsten der Ökonomie ist es auch, die dafür sorgt, daß in den ostdeutschen Machtzentren (Regierungen, Konzernzentralen, Justiz, …) so wenig Ossis zu finden sind. Wo käme man denn hin, wenn nicht die Kolonialherren an der Macht sitzen würden… (aber sie wollen und dürfen um Himmelswillen nicht als solche benannt oder gar so bezeichnet werden)
    Und vielen Ossis wird das Muster immer deutlicher.

    1. Vorweg off topic
      Diebe-stehlen-der-NATO-Hunderttausende-Liter-Kerosin
      https://www.n-tv.de/panorama/Diebe-stehlen-der-NATO-Hunderttausende-Liter-Kerosin-article24437976.html

      Zurück zum Thema
      @Noname
      “Mit gutem Grund könnte man das politökonomische Fachwort dafür benutzen: Kolonialisierung. Und genau diese Politik ist es auch, die dafür sorgt, daß in den ostdeutschen Machtzentren (Regierungen, Konzernzentralen, Justiz, …) so wenig Ossis zu finden sind. Wo käme man denn hin, wenn nicht die Kolonialherren an der Macht sitzen würden… (aber sie wollen und dürfen um Himmelswillen nicht als solche benannt oder gar so bezeichnet werden)
      Und vielen Ossis wird das Muster immer deutlicher.”

      Dem kann ich als Wessi zustimmen! Es hätte jedoch schon klar werden müssen als die Parole “Wir sind das Volk” von Leuten aus dem Konrad Adenauer Haus umgewandelt wurde in “Wir sind ein Volk”
      Daher konnte man annehmen, mit dem Volk ansich wollten die eigentlich nichts zu tun haben.

      Leute wie Lafontaine, die vor der Entwicklung warnten wurden geradezu verteufelt, die Leute waren ja wie besoffen und haben dann auch die CDU mit Kohl zur Macht verholfen obwohl der ohne die Hilfe der Ossis nicht mehr Kanzler geworden wäre.

    2. Warum es Kolonialismus nennen? Es ist der ganz normale Kapitalismus, in dem das Kapital das Sagen hat. Und das hat sich nun mal im Westen der Republik angesammelt, also bestimmt der Westen die deutsche Politik, soweit sie souverän ist.

        1. Karl Eduard lag in vielen Dingen richtig, nur traf er auf wenig Verständnis. Vielleicht weil er als SED-Propagandist auftrat. Vermutlich war er seiner Zeit voraus.
          Der unterkapitalisierte Ostblock hatte gegenüber dem gut mit Kapital gesegneten Westen eigentlich keine Chance den Wettbewerb zu bestehen.

      1. Guter Hinweis, normaler Kapitalismus.
        Gegenthese: Es gibt auch nichtkolonialen normalen Kapitalismus. Wenn auch wegen der extrem hohen Profitrate wohl jede kapitalistische Großmacht sich schon mal als Kolonialmacht versucht hat (ich müsste jetzt lange nach Gegenbeispielen suchen). Wobei es eben den Unterschied macht, ob es koloniale Eroberung nach außen ist oder normaler Konkurrenzkampf im Inneren: koloniale Eroberung zeichnet sich eben vor allem dadurch aus, daß ein extremes vor allem ökonomisches und militärisches Kräfteungleichgewicht besteht (typisch zu sehen im Vergleich BRD/DDR), das zur völligen Dominanz der einen Seite führt und zu den schon erwähnten Extraprofiten. Das ist bei der normalen inneren Konkurrenz innerhalb eines Staates i.d.R. nicht der Fall.

    3. Und weil es gerade aktuell ist, ein sehr schöner Erlebnisbericht inklusive Analyse von Anke Domscheit-Berg in der Berliner Zeitung (mit meinem dezenten Hinweis: lesen bevor er hinter Bezahlschranke verschwindet!):
      https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/tag-der-deutschen-einheit-gegen-die-ignoranz-des-westens-der-osten-muckt-endlich-auf-li.436893

      Aber auch die anderen Artikel in dem Konvolut sind lesenswert – weil vor allem von Ossis verfasst….

  3. Die deutsche Einheit war ein Glücksfall, für Ost und West. Aber nun, wenn die AFD verteufelt wird, ohne sachdienliche Argumentation oder die woken Westgrünen alle rechts überholen und dazu noch die Umwelt vernichten, wird die Spaltung wieder größer. Ob das dem Westen, dem Osten, Europa, der Welt oder dem Klima gut tut, wage ich zu bezweifeln.

    1. @Wunderlich
      Die deutsche Einheit war ein Glücksfall für die westdeutsche Industrie, sie konnte lästige Mitbewerber ausschalten und viele Errungenschaften zum kleinen Preis übernehmen.

      Die Bevölkerung wurde zum Stempeln geschickt und später durch HartzIV ausgeraubt.

      Statt Glasperlen und Feuerwasser gab es Bananen

  4. “Die Ostdeutschen sind so eine Art Russen im eigenen Lande.”
    Das ist mir auch aufgefallen, bedeutet aber auch, dass es wieder einen Buhmann braucht, den man für die von der herrschenden Politik hervorgerufenen Widersprüche verantwortlich machen kann. Ein unverkennbares Zeichen für eine gesellschaftliche Krise. Erweitert und historisch gesehen waren das die Juden, später der Erbfeind Frankreich und aktuell die Russen (und wohl bald auch die Chinesen), auf denen der Hass abgeladen werden kann und soll. Der politische Westen insgesamt (mit seinem Narrativ) steckt in der Krise.

    1. „Die Ostdeutschen sind so eine Art Russen im eigenen Lande.“
      irgendwo habe ich gelesen… zur Vervollständigung
      “In Westdeutschland leben deutsch sprechende Amerikaner”

      1. Da ist was dran. Ich bin aufgewachsen in einer Stadt mit mehreren US-Militärbasen. Die GIs gehörten zum täglichen Straßen- und Kneipenbild. Es gab ein Amerikahaus, ein amerikanisches Theater, jede Menge Vereine zur gemeinsamen Unterhaltung und v.a. AFN. Mit dem Sender lernte man, was die Schule nicht vermitteln konnte und natürlich den zugehörigen Akzent. Es gab überhaupt keine Vorbehalte gegen die Soldaten; in den Ferien arbeitete ich sogar auf einer der Basen.
        In den 60ern war ich auch öfter in Frankreich und wunderte mich, daß die Franzosen – selbst wenn sie perfekt Englisch konnten – gar nicht daran dachten, die Sprache der (damals noch) Besatzer zu sprechen. In Deutschland war immer jeder bemüht, zu zeigen, wie gut sein Englisch war.

        Das Erwachen kam dann mit dem Vietnamkrieg, als viele der Jungs, die man kannte, dorthin geschickt wurden und im Fernsehen das Kriegselend zum Abendessen serviert wurde. Da begann man dann doch, die Politik des “benevolent hegemon” zu hinterfragen. Und seitdem hat das Hinterfragen auch nicht mehr nachgelassen……

  5. Schade,
    daß hier heute keine Ostdeutschen oder Österreicher zum Tag der Einheit schreiben.
    Wobei Letztere ja den Anschluß wider rückgängig machen konnten.

    Also Freundschaft!

    1. Sind wir doch mal ehrlich die Ossis sind es die für euch die Kartoffeln aus dem Keller holen.Ihr hier jammert immer nur und seid zu feige den Mund aufzumachen.Und immer hört man nur den einen Satz wir können ja eh nichts ändern.Doch können wir aber euch hier fehlt der Zusammenhalt jeder ist sich selbst der nächste.

      1. Nu klar. Jahrelang gepampert worden, nichts geschissen bekommen, ständig am rumheulen, dies scheiße, jenes scheiße, und jetzt die eigenen Totengräber wählen. Der Durchschnittsdunkeldeutsche ist halt nicht die hellste Kerze, wie du hier immer wieder eindrücklich unter Beweis stellst.

        1. “Der Durchschnittsdunkeldeutsche ist halt nicht die hellste Kerze …”
          Zum Glück gibt es ja eine helle Kerze wie dich, der es schafft in einem Satz sich dreimal mit “Scheiße” zu “schmücken”.

      2. “…aber euch hier fehlt der Zusammenhalt jeder ist sich selbst der nächste.”
        Das bringt die liberale Ideologie, die auf das Individuum fokussiert, so mit sich. Aber das Fatale daran ist, die Wessis glauben tatsächlich, dass egoistischer Wettbewerb bereits in den Genen der Menschen angelegt und nicht gesellschaftlich anerzogen ist.

    2. Seit ich bin “Bernie” mal in einer Ostdeutschland-Diskussion aneinandergeraten bin schreibe ich nichts mehr zu Ostdeutschland bei Overton. Zumal ich mich beim Kauf der “Neuen DDR-Geschichte” von Katja Hoyer um die es ja damals ging anschließend im Buchladen auch regelrecht rechtfertigen mußte. Das Thema DDR ist also ein ziemlich “heißes Eisen” nicht nur Online sondern auch Offline.

      Dieser Tag der 3.10. ist neben dem 9.11. zudem sowieso auch nur ein Medientag, an dem Westdeutsche sich selbst feiern. Lapuente hat zwar einen guten, gut gemeinten, Artikel abgeliefert in dem er die Ostdeutschen nicht nur als “Problemkind” sieht sondern 33 Jahre nachdem praktisch alles was aus dem Osten kam und kommt, die Rolle des “Korrektivs” zuweist. Dankeschön, ich überlege noch ob ich das gut finden soll. Aber Lapuente kann ja mal drüber nachdenken wie es wäre wenn die BRD der DDR beigetreten wäre und die Alt-Bundis würden nach 33 Jahren als “Korrektiv der DDR-Gesellschaft” gesehen würden die ja verständlich in der “ehemaligen BRD keine sozialistische Erziehung genießen konnten” Aber ansonsten seit ihr Bundis schwer in Ordnung mit sozialistischen Gruß 😀

      Am Besten wäre es wenn an diesen Tagen (3.10., 9.11.) gar keine Artikel mehr erscheinen würden. Es ist in den letzten 33 Jahren alles gesagt worden, und alles falsch gesagt worden. Echte Geschichtsaufarbeitung nach dem Motto “Wir lernen aus der Geschichte um es das nächste mal besser zu machen” wird es in der gegenwärtigen Gesellschaft sowieso nicht geben davon bin ich überzeugt. Die oktrynierten Medien verfolgen mit dem ständigen Raufholen irgendwelcher DDR-Schauermärchen nur den Zweck schon im Vorfeld Gedanken an einen weiteren sozialistischen Staat unmöglich zu machen.

      Jedoch ist für uns Ossis die DDR die Heimat gewesen. Die Erinnerung daran findet man jedoch nicht in irgendwelchen Festreden und 3.Oktober Artikeln. Das hat man erlebt oder auch nicht …

  6. Früher war nicht alles gut.

    Eine DDR 2.0 mit Dreiraumwohnungen für 109 Mark, freier Krankenversicherung und Kinderbetreuung wäre heute wegen Überfüllung geschlossen.
    Das ganze Medienpräkariat samt seiner selbstgerechten Edelfedern würde im Osten leben, Homeoffice.

    Es gab sehr viele VEB die von der Belegschaft nach der Wende, genossenschaftlich geführt, hätten überleben können. Das wurde alles vom Westen als Lösungsoption ausgeschlagen, zertreten, belächelt
    und meistbietend verscheuert.

    Hass gegen Neues, Fremdes und Anderes ändert heute daran nichts mehr.

    1. “Es gab sehr viele VEB die von der Belegschaft nach der Wende, genossenschaftlich geführt, hätten überleben können. Das wurde alles vom Westen als Lösungsoption ausgeschlagen, zertreten, belächelt
      und meistbietend verscheuert.”

      Lieber Asreal, nicht die Treuhand war Schuld. Nach einem Monat D-Mark hatte sich die DDR-Industrieproduktion halbiert! Noch vor dem Anschluss. Da war die Treuhand noch gar nicht in Aktion getreten.

      Und was die genossenschaftlich geführten Betriebe anbetrifft: Unter kapitalistischen Bedingungen heißt Genossenschaft einfach nur Gruppeneigentum. Ebenso wie GmbH oder Aktiengesellschaft.
      Und Genossenschaften stellen ebenso Leute an, wie GmbHs und Aktiengesellschaften und reagieren ebenso auf kapitalistische “Sachzwänge”.

      1. Die Industrieproduktion ist eingebrochen, weil die Russen die Energielieferung in die DDR drastisch reduziert haben.

        Den Rest hätte ich selbst nachschlagen können, wenn ichs nicht schon gewusst hätte.

        Wenn ich denn schon reinschreibe, dass es damals um Vorschläge der Belegschaften zum Erhalt ihrer “Firmen” und Jobs ging, muss ein kleiner Schlauscheißer nicht daherkommen und versuchen mich zu belehren.

        Die Russen haben den Ölhahn zugedreht um der DDR-Führung mitzuteilen, dass der Ofen aus ist und eine friedliche Wende ( E. Krenz ) erwartet wird.

  7. Danke für die klaren, wahren Worte lieber Roberto J. de Lapuente, nur in einem Punkt will ich widersprechen – vor 33 Jahren sind 2 deutsche Staaten untergegangen, und eins geworden – die BRD und die DDR.

    Warte daher mal gespannt auf deine Analyse der BRD von 1948 – 1989/90……das “wiedervereinigte Deutschland”, dass ich, als “Wessi” an der französisch-schweizerischen Grenze erlebe, ist auch ein völlig anderes, undemokratischeres, als ich mir vor 33 Jahren vorgestellt habe.

    Ehrlich gesagt, ich hoffte damals schon, dass der Revolutionsfunke vom Osten auf den Westen der Republik, und Bonn, das damals die bleiernen CDU Helmut-Kohl-Jahre erlebte, überspringt……leider kam es anders….und was draus geworden ist, dass sehen jetzt auch immer mehr im ehemaligen “Westdeutschland”….2023……:-(

    Nichts Gutes, leider…..und wir können froh sein, dass die “Ossies” anders als die “Wessis” ticken……sollte mal was kommen dann sicher im Osten, den Westen kannste vergessen *daumenrunter*

    Was die “Ampel-Regierung”, und Scholz, von der deutschen Einheit halten, dass zeigt ihre Feier in der Hauptstadt der Pfeffersäcke Hamburg – und bei der Elbphilharmonie heute……

    “Das Volk hat kein Mehl zum Brot backen? Dann sollen sie doch Kuchen essen” – Marie Antoniette läßt grüßen….tja, wir sind halt keine Revolutionäre, da kann man seinem eigenen Volk schon seine Verachtung und Arroganz zeigen, am höchsten Feiertag des Landes…..

    Sarkastische Grüße
    Bernie

  8. Einen wichtigen “Standortvorteil” von Ossis gegenüber Wessis hat der Artikel nicht erwähnt: Wir Ossis kennen BEIDE Systeme aus dem direkten Erleben. Wessis nicht.

    Vor der “Wende” kannten sowohl Ossis als auch Wessis das jeweils andere System nur aus den Medien. Wobei es auch da Unterschiede gab. Ossis sahen und hörten viele Westmedien, umgekehrt war das nicht der Fall. Dafür konnten Wessis den Osten bereisen. Aber was lernt ein Tourist mit “Goldwährung” in der Tasche schon über die alltägliche Realität im Lande?

    Mit dem Anschluß änderte sich dass grundlegend – Aber eben nur für Ossis. Denn das westliche System wurde dem Osten einfach übergestülpt. Und zwar vor allem mit all seinen negativen Auswirkungen, die vor allem darin bestanden, daß innerhalb kürzester Zeit alles, was im Osten noch irgendwie von Wert war, plötzlich Westdeutschen mit Geld gehörte. Und die sahen in Ossis nie mehr als Arbeitssklaven. Dafür brach die volle ideologische Breitseite mit ihnen ein. Verbunden vor allem mit der demonstrativen Arroganz der neuen “Hausherren”, die jedem Ossi mit Abschätzigkeit entgegentraten und zugleich der zur Schau getragenen, unerschütterlichen “Gewissheit”, sie, also die Wessis, hätten sich, wären sie im Osten aufgewachsen, NIE und nimmer mit der DDR arrangiert und wären ganz selbstverständlich im “Widerstand gegen die Diktatur” gewesen.

    Und wir Ossis schauten uns diese Typen an, und dachten still: “Mein lieber Scholli…. DU wärest einer der Ersten gewesen, der einen SED-Mitgliedsantrag gestellt hätte, um Karriere zu machen!” Denn in jeder Gesellschaft kommen, egal, was draußen für ein Etikett draufpappt, immer dieselben Typen an die Fleischtröge. “Wir” wissen das aus eigenem Erleben! Wessis nicht. Was kein Vorwurf ist, da sie es einfach nicht wessen können. Aber “sie” bemühen sich nicht einmal, das zu verstehen.

    Und wohl auch deshalb wurden und werden Ossis im Osten (!!!) bis heute von vielem Karrierechancen ausgeschlossen, WEIL sie aus dem Osten kommen! Die Macht, das zu organisieren, haben “die Wessis” ja, weil sie nach 1990 das gesamte System mit eigenen Leuten an den Führungspositionen besetzt hatten. Und als Folge davon haben wir selbst heute noch, über 30 Jahre nach dem Anschluß, im Osten des “gemeinsamen Landes” administrative Strukturen, die denen einer Kolonie des britischen Empires gleichkommen: Die meisten Führungspositionen in Verwaltungen, Hochschulen und in der Justiz sind mit Westdeutschen besetzt. Und bis heute wird an der Legende festgehalten, dies hänge mit “mangelnder Qualifikation der Ostdeutschen” zusammen.

    Aha….

    Wie wäre es, sich endlich mal mit der ostdeutschen Seele zu befassen? Aber das ist ja unter der Würde eines Kolonialherren….

    1. 100% Zustimmung.Der Begriff „Kolonialisierung“ trifft eigentlich die Vorgänge nach 1990 am besten.
      Eine ehemalige Kollegin erzählte kürzlich,dass ihre Tochter mehrmals einen Antrag bei diversen Stiftungen für ein Stipendium gestellt hat. Es gab nie eine Antwort…Studienstipendien werden so gut wie nie an Studentinnen und Studenten aus dem Osten vergeben.Professoren aus dem Westen empfehlen kaum Studentinnen und Studeten aus dem Osten für ein Stipendium.Die ausschließlich westdeutsch besetzten Auswahlgremien bedienen natürlich nur ihre Netzwerke…

  9. Vor einigen Wochen habe ich meine Tochter in ihrer neuen Heimat besucht.Eigentlich nur der Enkel wegen…Sie erzählte mir,dass sie jetzt auch die Staatsbürgerschaft ihres neuen Heimatlandes angenommen hat.Sie sagte:“Hier in…..werden meine Kenntnisse,mein Talent und mein Fleiß geschätzt.Hier bin ich die nette Kollegin,die gute Freundin,hier werde ich aufgrund meiner Persönlichkeit bewertet.Mein Geburtsort,meine Nationalität spielen keinerlei Rolle.In Deutschland bin ich die aus dem Osten,die Nazi- Schlampe.Und nichts weiter.Und dazu habe ich keine Lust mehr…“
    Und jetzt kann sich der menschliche Bodensatz in Hamburg weiter mit ihren Lügen beglücken.
    Und den Menschen mit Hirn und Herz wünsche ich noch einen schönen Tag im Kreis der Familie und von Freunden.

  10. Wie wäre es zu begreifen,dass dass die normale Bevölkerung in west und ost als Verlierer aus der Vereinigung hervorgegangen ist?

    Es sollte keine Trennung der Bevölkerung zwischen west und ost geben sondern zwischen oben und unten und dass das auch begriffen wird.
    .
    Die Bevölkerung im Westen wurde so lange die DDR existierte mit einigen Sozialleistungen bei der Stange gehalten.

    Nach der Wende wurde das Rad und zwar für alle zurückgedreht,. Hartz IV ist nur ein Beispiel von vielen.

    Dem etwas zu entgegnen geht nur geneinsam!

    Wehre dich kleiner Mann, wehre dich kleine Frau, sonst machen sie und alle zur Sau!!!

    1. “Die Bevölkerung im Westen wurde so lange die DDR existierte mit einigen Sozialleistungen bei der Stange gehalten.”

      Die Bevölkerung im Westen hat bis heute nicht verstanden, daß sie ihren Lebensstandard bis zur Wende der Existenz der DDR zu verdanken hatte.

    2. @Otto0815
      Richtig so!
      Wir kleinen Leute aus dem Arbeiter- und Angestelltenkader könnten uns ja mal besinnen. Es geht nur um die da oben, wir hier unten, wie es schon Bernt Engelmann beschrieb. Ein Großteil der mitteldeutschen Bevölkerung wurde nicht zu ihrem eigenen Besseren gewendet (Wortspiel). Und die westlichen unteren arbeitenden Schichten hatten eher Nachteile von der Besetzung der DDR.

  11. Vielleicht war ‘die Vereinigung’ ein gewolltes destabilisieren der Gesellschaft, denn beide Teile hatten unterschiedliche Ideologien eingepflanzt erhalten. Die automatisch Probleme erzeugt bis zum heutigen Tag.
    Das Narrativ im Westen verdrängt allerdings, daß diese Wiedervereinigung gesamt Deutschland geschwächt hatte, weil die Massen im Westen die kosten übernahmen und die ‘Oligarchie’ bei der Deindustrialisierung fett abgesaugt haben und das sogar mit ‘Ostdeutscher’Hilfe alias Merkel und Gauck. Denn West Deutschland hatte vor der Wende einen sehr gesunden Haushalt!
    Jahre später kam die nächste Enteignung mit der Einführung zum Euro und damals wurde sogar eine demokratisches Referendum politisch abgelehnt….
    Diese sogenannte Demokratie hat durch seine eigene Historie zu dem gemacht was diese ist, keine Demokratie.
    Ist Deutschland wird bis zum heutigen von Wessis regiert, also kolonialer Idealismus!

  12. Der Anschluss nebst vorheriger Währungsunion war für die DDR-Bevölkerung natürlich der (in hohem Maße selbstgewählte) GAU. Nicht einmal nur wegen des Übergangs zum Kapitalismus.
    Stellen wir uns einfach vor, die DDR wäre eigenständig zum Kapitalismus übergegangen und hätte auch eine eigene Währung behalten. So wie Polen oder die Tschechoslowakei, gegenüber denen sie zuvor ökonomisch die Nase vorn hatte.
    Sie hätte nicht einmal ihren Namen ändern müssen.

    Wären Ostdeutsche massenhaft in den Westen abgewandert? Sicher, aber das ist auch so geschehen. Die “fünf neuen Bundesländer” verloren nach dem Anschluss über 3 Mio Menschen. Ohne Anschluss wären’s weniger gewesen, denn ihren SPIEGEL, die Birkel-Nudeln und den Mercedes hätten die Menschen dann auch mit DDR-Mark kaufen können.
    Der Hauptgrund für die Migration wäre zudem entfallen, denn in einer eigenständigen kapitalistischen DDR wären die industriellen Kerne höchstwahrscheinlich erhalten worden.

    Wäre die DDR zu einer Art “Billig-Deutschland” geworden? Ja, aber davon hätte sie vermutlich zumindest eine zeitlang profitiert. Bei einem Lohngefälle von sagen wir einem Drittel zwischen beiden deutschen Staaten hätten sich für das westdeutsche Kapital Investitionen in der DDR mehr als gelohnt.

    Interessant wäre gewesen, welchen Geschichtsdiskurs die kapitalistische DDR entwickelt. Antikommunistisch wäre er natürlich gewesen, aber in welchem Maße? Wie in Polen oder wie in der RF? Wie in Tschechien oder in der Slowakei?
    “Mauer und Stacheldraht” hätten in diesem Diskurs eine deutlich geringere Rolle gespielt als heute, denn die DDR-Bürger hätten sich ja entschieden, staatlich eigenständig zu bleiben. Wozu dann über die jahrelange Existenz der Mauer jammern?
    Wäre es ein Diskurs des “von den Russen besetzten Landes” gewesen? Jein, denn in Westdeutschland stehen bis heute die US-Stützpunkte und es gibt keinen Besatzungsdiskurs.

    Die ostdeutschen intellektuellen “Eliten”, wie man sich heutzutage ausdrückt, also sagen wir Heiner Müller, Christa Wolf, Stefan Heym, Peter Hacks, Wolfgang Harich, Hermann Kant etc. pp. sowie die ostdeutschen (dann) ex-marxistischen Geisteswissenschaftler wären jedenfalls nicht innerhalb kürzester Zeit mundtod gemacht worden und hätten weiterhin zur Diskussion beitragen können.
    (Stattdessen haben wir einen westdeutschen Diskurs über die ostdeutsche Vergangenheit, bei dem ostdeutsche Zeugen “zur Aussage” aufgerufen werden. Den meisten Ostdeutschen – vielleicht auch Westdeutschen – ist anscheinend bis heute nicht klar, dass hier ein kolonialer Diskurs gepflegt wird. Dirk Oschmann hat das in seinem Buch “Der Osten. Eine westdeutsche Erfindung” noch einmal herausgestellt.)

    Ebenfalls interessant wäre gewesen, wie der westdeutsche Staat auf diesen Affront reagiert. Wären die Vereinigungs-Paragraphen des GG gestrichen worden oder hätte man die Hallstein-Doktrin wiederbelebt? Die westdeutschen Leitartikler wären jedenfalls außer sich gewesen und die französischen und britischen Staatschefs hätten sich umgehend zum Besuch in der DDR gemeldet.

    Das ist alles nicht denkbar? Die DDR _konnte nicht_ als eigenständiger deutscher Staat überleben?
    Warum nicht? Die DDR hatte selbst am Ende doppelt soviele Einwohner wie Österreich und in Nordamerika grenzen seit mehr als 100 Jahren zwei anglophone Staaten aneinander: die USA und Kanada.

    P.S.
    Brussig war schon immer ein Hohlkopf, dessen Werk ausschließlich darin besteht, alle denkbaren westdeutschen Cliches über die DDR zu Papier zu bringen.

    1. Guter Beitrag, danke Besdommy!
      Vor allem hatte man ein westdeutsches Alliertes System übergestülpt und somit die DDR Verfassung ausser Kraft gesetzt, ohne überhaupt ein Referendum dazu zu initieren. Rechtlich, n.M.A. war das eine Alliierten Übernahme!
      MfG PRO1

    2. Die alte Illusion, dass die sog Real existierenden sozialistischen Länder einschließlich DDR nicht kapitalistisch gewesen wären. Basiert auf dem Nichtverstehen der Marxschen Analyse.
      Die ökonomische Basis war ein Versuch der “sozialistischen Marktwirtschaft”, ein Widerspruch in sich. Von Sozialismus kann man sprechen, wenn die Produktionsverhältnisse so gestaltet sind. Jede Form der Marktwirtschaft, auch wenn eine rote Fahne aufs Werksdach (“Volkseigentum”, eine rein juristische Fiktion) gesetzt wird, ist per se Kapitalismus, denn das Bewegungsgesetz Wert bleibt bestehen. Nur ist dabei der Staat nicht mehr nur ideeller, sondern auch realer Gesamtkapitalist.
      Marxens Das Kapital, nach dessen Intuition interpretiert, könnte Abhilfe schaffen. Nur mal den Teil 1.5 der Neuausgabe von Hecker und Stützle lesen. Deren Vorwort reicht da schon.

      1. Mal ehrlich Herr OberstMeyer, was hatte Besdomny eigentlich ausgesagt?
        Ist Besdomny wirklich ein verfallner alter lllusionist? Oder ist es möglich das Besdomny eine ‘neutrale’ heute Zustand Erklärung mitteilt?
        Marxens blablabla ist seit Ewigkeiten in der Senke verschwunden und hat rein gar nichts mit dem zu tun was die heutige Welt ‘versucht’ zu präsentieren.
        Alles ist in meinen Augen eine komplette Verarschung, Ideologien sind die besten Instrumente um uns auf Trab halten zu können.
        Für mich privat, erleben WIR die beste Simulation der Simulanten in einer simulierten Welt.
        MfG PRO1

      2. “Von Sozialismus kann man sprechen, wenn die Produktionsverhältnisse so gestaltet sind.”
        Das ist nur die halbe Wahrheit. Entscheidend für die Einstufung einer Gesellschaftsordnung sind die Eigentums- (also Macht-) und die Verteilungsverhältnisse (gesellschaftliche Verteilung oder auf Profit = Aneignung ohne Leistung fixiert, ebenso machtbedingt). Die Produktionsverhältnisse liegen dazwischen und sind vor allem als Organisationsform sichtbar (wie wird die Produktion organisiert: demokratisch, autoritär, genossenschaftlich, privatwirtschaftlich… usw.), sie hängen ab vom Bewusstseinsniveau der Arbeitenden (wird Arbeit als Bedürfnis gesehen oder als lästige Pflicht oder Zwang). Da dieser Bewusstseinsstand sich viel langsamer und heterogener entwickelt, aber trotzdem produziert werden muss, entstehen Entwicklungsdisparitäten, auch innere Widersprüche des Sozialismus genannt.
        Marktwirtschaft ohne Profit ist für mich nicht denkbar. Wer hätte denn in der DDR die Profite eingefahren? Wieviele Milliardäre gab es denn? Und wie wäre es der Mehrheit der Bevölkerung ergangen, hätte sie auch welche gehabt? Das war es doch, was Teilen der Wirtschaftselite der DDR so missfallen hat: die fehlende Möglichkeit, auch mal Millionär zu werden – also haben sie dafür gesorgt… innere Konterrevolution. Nix da von wegen “friedliche Revolution”.

  13. Bemerkenswert gute Analyse für einen Wessi, der es nicht anders wissen kann. Es fehlen einige wesentliche Momente, die ihm aufgrund der schon damals auf Hochtouren laufenden Desinformationsmaschine nicht ins Visier fallen können.
    Ganze Generationen von DDR-Bürgern, besonders die in höherer Ausbildung, wurden mit der Theorie des M/L vertraut, auch wenn viele das als “Rotfunk” und lästig empfanden, vieles blieb hängen. Die Saat der kritischen Analyse gesellschaftlicher Vorgänge war gelegt, der lästigen, unausrottbaren Ackerquecke nicht unähnlich.
    Dieses Potential war ein wichtiger Baustein des dann bis heute folgenden Widerstandes gegen die Oktroyierung “westlicher” Denk- und Handlungsweise. Bei allen Unzulänglichkeiten hatten und haben auch Lenin & Co für die aktuelle Analyse viel Richtiges zu sagen, Marx sowieso, dessen Verbiegung durch den M/L nicht berücksichtigt.
    Die sog Aufarbeitung der DDR-Geschichte wurde schon lange vor der sog Wiedervereinigung von westdeutschen zumeist amtlichen oder offiziösen Organen betrieben, vereinzelte Renegaten wie Werner Schulz, Klaus Richter, die sich und gegen ihre einstigen Mitstreiter die sich anbietende Entschuldigung (Marsch durch die Instanzen) erleichtert zurechtlegten, kann man als Nebensache abbuchen.
    Da die Bürgerrechtsorganisationen überhaupt nichts mit einer sofortigen Wiedervereinigung, die sie wegen der wirtschaftlichen Bedingungen als Wahnsinn betrachteten, im Sinne hatten, wurden sie nach und nach, still und leise aus den Aufarbeitungsgremien verdrängt, so auch aus dem Komitee zur Auflösung des MfS, und durch Kunstfiguren wie Gauck ersetzt. Bis heute hält sich die Propagandathese vom “Bürgerrechtler Gauck”, der sich aber standhaft geweigert hatte, mit den Bürgerrechtsorganisationen zusammen zuarbeiten, und nur notgedrungen, quasi von seinen Kollegen erpreßt, formal dem Neuen Forum beitrat, ohne auch nur einen weiteren Schritt zu tun. Eine weitere Figur in diesem Sch… spiel heißt Merkel, die aus ähnlichen Startlöchern kam. Als “Bürgerrechtlerin” machte sie sich in dem selbst mitgegründeten “Demokratischen Aufbruch” zur Spitzenperson. Als dieser als reine Stasigründung aufflog, war der/die/das Merkle schon in der CDU untergekommen, überlebte sie politisch als Einzige (stellvertretende Vorsitzende!) den Untergang. Im Neuen Forum war der Begriff “Demokratischer Auskotz” verbreitet, nicht zu Unrecht.
    Die Bürgerrechtler favorisierten eine Vereinigung nach dem Grundgesetz, mit einer Verfassung (Entwurf von Wolfgang Ullmann), die von den bestimmenden Parteien und Politikern in Bausch und Bogen abgelehnt wurde. Ihnen stand eine demokratisierte, aber zunächst selbstständige DDR im Sinn, als Ausgangspunkt einer Vereinigung auf demokratischer Basis.
    Die Kolonialisierung der DDR, Unterwerfung, war aber beschlossene Sache, jedoch ein weiteres Widerstandspotential damit aufgebaut. Die Warnungen wurden in üblich arrogant-dümmlicher Herrenart weg gebügelt. Die massenhafte Renitenz kam unausweichlich. Zu viele DDR-Bürger hatten den Überblick, was uns da erzählt wurde, war zu durchsichtig und Intelligenz beleidigend bis heute. Die dämliche Unterstellung, mit ihrer Skepsis und ihrem Widerstand rechts oder gar rechtsradikal zu sein, ist das sprichwörtliche Öl ins Feuer.
    Aber das können westdeutsche, in der Regel geistig minderbemittelte Politiker und Medienmacher nicht verstehen, fehlende Substanz.

    1. @ OberstMeyer
      Nun denn. Es wäre recht hilfreich wenn solche Ansätze Ihrer erlebten Geschichte von Ihnen und auch von anderen Zeitzeugen aus Ost-Sicht breit und ausführlich und sei es nur als Leserbeitrag beleuchtet wuerden. Beleuchtet, damit auch uns interessierten Wessis noch ein Lichtlein aufgehen könnte, wie es subjektiv zu dieser DDR-Uebernahme kam. Von Mensch zu Mensch quasi, ohne irgendwelche bezahlten Zeilenschinder.

      1. Ist alles in meinen “Memoiren” (“Von einem, der auszog, kein Schriftsteller zu werden”) zu finden, aber leider sind die nicht zur Veröffentlichung gemacht. Kann man nichts machen.
        Was mein Sohn damit dann anstellt, weiß ich nicht. Sorry!

        1. Für Wessis guten Willens gibt es genug Geschichten aus den Osten, die aber die von imperialer Westpropaganda deformierten Westhirne nicht hören wollen.
          Viele Ausländer, z.B. aus Griechenland, Kuba und Chile, verbinden mit der DDR und ihrer Solidarität mit den unterdrückten Völkern positive Gefühle. Viele aus Vietnam konnten in der DDR eine Berufsausbildung hoher Qualität abschließen.
          Deshalb ist dieser Tag auch auch ein Tag um danke zu sagen, den BürgerInnen der DeutschenDemokratischenRepublik für das gute Leben, das viele politische Flüchtlinge und Auszubildende bei Euch führen durften.
          Wir werden dies niemals vergessen
          Venceremos

      2. Gut, einige Beobachtungen kann ich auch hier wiedergegeben, systematische Untersuchungen habe ich nicht angestellt, Beweise kann ich nicht vorlegen.
        Vom Runden Tisch aus wurde das Komitee zur Auflösung des MfS initiiert und von der Volkskammer beschlossen. Als Chef war allein Werner Fischer, ein alter Bürgerrechtskämpe, unbestechlich, nominiert und allgemein erwartet. Plötzlich brach über ihn eine riesige Verleumdungswelle in den Medien hinweg, gegen die er sich nicht wehren konnte. Er gab entnervt auf. Aus dem Nichts wurde Gauck in die Spur gebracht, den in den Bewegungen kaum jemand kannte, selbst der Sprecher des Neuen Forums Rostock, in dem Gauck aktiv gewesen sein sollte, zuckte nur die Schultern. Er hatte mal von ihm gehört. Später, als die Rolle Gaucks offenbar wurde, schrieb Heiko Lietz, ein Kollege und aktiver Bürgerrechtler, wie Gauck ins Neue Forum kam. Die Kollegen beknieten Gauck förmlich, dem Verein beizutreten, der aber wich immer aus. Bis sie bei einem Treffen Gauck einen Aufnahmeantrag auf den Tisch legten und sagten, dass keiner aus dem Raum könne, bevor der Antrag ausgefüllt sei, worauf Gauck dann doch noch unterschrieb. Ob er je eine Mitgliedsbeitrag geleistet hat, steht in den Sternen, aktiv wurde er jedenfalls nie.
        Nachdem Gauck Chef des Komitees wurde, erfolgte eine Welle von Entlassungen aus diesem, vordergründig ehemalige MfS-Leute, aber auffällig von Mitgliedern der Bürgerrechtsbewegung, bis ich deren letzter war. Um dem entgegen zu wirken, wandte ich mich an Gauck, der aber abwesend war. Sein jahrelanger Radiergummi David Gill, ein werdender Jugendpfarrer, bis dahin dem Neuen Forum wohl gesonnen und mir gut bekannt, berichtete mir, dass Gauck auf Wochen nicht zu sprechen sei, sich in Bonn zur Runderneuerung aufhalte, um auf die Funktion getrimmt zu werden, aber grundsätzlich kein Mitspracherecht zu Personalfragen habe. Die läge ausschließlich bei einer Arbeitsgruppe des BMI. Als Gauck dann zurück kam, erhielt er die Chance, eine ganze Nacht ganz allein im Hauptarchiv zu verbringen und dabei von ihn Belastenden zu säubern. Es gelang ihm bis auf einige Hinweise in Protokollen, die seine Beziehung zum MfS belegen. Da fand sich noch ein Treffprotokoll eines MfS-Leutnants, der wegen Fehlens des bisherigen Führungsoffiziers einsprang, mit der Mitteilung, dass Gauck sich beschwerte, mit einem niedrigen Dienstgrad sprechen zu müssen, was er sich für die Zukunft verbat. Aber das blieb nichtöffentlich bis auf Artikel von Horch und Guck, wo das thematisiert wurde.
        Gill machte dann eine Korruptionskarriere weiter als Gaucks rechte Hand, oder war er die linke, mit der man sich abwischt?
        Ähnlich fragwürdig erlebte ich als mehr zufälliger Beobachter den Aufstieg von Merkel. Bei einer Tagung des Bürgerkomitees trat ein mir von früher bekannter Oberst auf mich zu. Er war angeblich ein Adjutant von Modrow. Er wies auf die überraschend anwesende Merkel, die gar nicht zum Bürgerkomitee gehörte. “Merk dir diese Frau. Die würde, wenn alles klappt, ganz groß rauskommen, ganz hoch.” Merkel war zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannt und bedeutungslos. Warum der Mann mich auswählte, ist mir schleierhaft. Vermutlich sahen die Führungskräfte in mir als ehemaligen Offizier eine Art graue Eminenz der Bürgerbewegung, ihrem paternalistischen Weltbild gemäß. Er gab mir den Hinweis, das alle aktuellen Politiker von Modrow als neue OibE vergattert worden seien, er selbst habe das organisiert. Die zum gleichen Zeitpunkt veröffentlichten OibE-Listen dienten nur zur Ablenkung, die Listen seien uralt und enthielten nur Namen von längst abgeschalteten OibE.
        Beide, Merkel und Gauck, erfüllen nach Erfahrung die Kriterien von typischen Doppelagenten. Merkel war nicht eine harmlose FDJ -Wandzeitungsredakteurin, wie medial kolportiert, sondern als Sekretärin für Agitation und Propaganda eine wichtige politische Person in der Akademie der Wissenschaften. Als solche war sie für die Ordnungsgruppen der FDJ und Rekrutierung von Nachwuchs des MfS aus denen zuständig. Wissenschaftliche Arbeitsergebnisse von ihr sind bis heute unbekannt. Aber sie gilt als Physikerin.
        Jetzt kann gelacht werden.

        1. @OberstMeyer
          Herzlichen Dank.
          Ich hab es mit Interesse gelesen.
          Die angeblichen Physik-Meriten des Merkels hab ich selbst schon bezweifelt. Stichwörter: Der Gatte Merkel, Aufenthalt in Moskau zu Studienzwecken, Bruder Kaser….
          Reine Spekulationen meinerseits mit Gschmaeckle.
          Zum praesidialen Pfaffen fehlen mir die Worte.

  14. @Besdomny 3. Oktober 2023 um 16:06 Uhr:
    Hätte hätte Fahrradkette.
    Müßig das noch zu diskutieren. Hat höchstens noch Sinn innerhalb einer Debatte über mögliche ANDERE Gesellschaftsmodelle, aber die darf ja eben unter keinen Umständen geführt werden – die Interessen der Bevölkerungsmehrheiten im Gegensatz zu den Kapitalinteressen könnten ja zur Sprache kommen. Außerdem müsste man dann Wege der Transformation aufzeigen, schon das ein Unding… dieser unerträgliche Duft von Revolution…

    Noch nicht mal (oder besser: schon gar nicht) in der Linkspartei wird so etwas noch besprochen. Aber alles Themen für Wagenknecht. Mal sehen ob sie es angeht.
    https://www.berliner-zeitung.de/news/umfrage-sieht-hohes-wahlerpotenzial-fur-sahra-wagenknecht-partei-li.434819?dicbo=v2-gRrgw2N

    1. Lieber Noname,
      zu Beginn des Artikels wurde eine “literarische” Alternativgeschichte vorgestellt. Ich habe meine plausiblere dem entgegengehalten. Insofern verstehe ich Ihre diesbezüglich einseitige Kritik nicht.

      An “anderen Gesellschaftsmodellen” gibt es nur eines. Den Kapitalismus, die Herrschaft des Kapitals zu überwinden heißt den Sozialismus in Angriff zu nehmen.
      Gerade deshalb wäre es so wichtig, detailliert zu verstehen, wie der “Realsozialismus” funktionierte, welche spezifischen Widersprüche ihm zu schaffen machten, was falsch gelaufen ist. Es wäre also nötig, eine Art “Kritik der politischen Ökonomie des Realsozialismus” zu erarbeiten. Vorarbeiten dafür gibt es jede Menge noch aus der Zeit von vor 1989. Nicht von westdeutschen “Marxologen”, sondern von Ökonomen und Gesellschaftswissenschaftlern der Staaten, die damit befasst waren. Viele Probleme fanden ja sogar Eingang in die DDR-Literatur.

      Solange diese Art von gründlicher Aufarbeitung nicht geschieht, solange es lediglich bei oberflächlichen Versicherungen wie “das war ja kein Sozialismus” bleibt, solange also die Probleme der Planwirtschaft nicht aufgearbeitet werden wird sie aus verständlichen Gründen keiner neu versuchen und “die Linken” werden stattdessen ihre Energie darauf verschwenden, das Binnen-i durchzusetzen.

      1. D’accord.
        Mein Ärger über genau diese nicht geschehene Aufarbeitung und Bewertung ist leider mit mir durchgegangen. Hätte ich nachdenklicher lesen müssen. Aber es freut mich, daß auch andere diese Meinung teilen.

  15. Warum hat Overtone nicht auch einen Ostdeutschen gebeten, seine Sicht zu schreiben?

    Ich lese Texte von De Lapuente an und für sich sehr gerne. In diesem Text irritiert mich aber etwas die Deutlichkeit, mit der er überhaupt zwischen Westdeutschen und Ostdeutschen unterscheidet. Wobei man nicht nur zwischen den Zeilen lesen kann, dass er selbst zu den Westdeutschen gehört.

    Diese Unterscheidung gipfelt dann in dieser merkwürdigen Passage:
    “Aber es ist schon was dran an dem Umstand, dass Ostdeutsche zuweilen fremd wirken. Ganz einfach, weil sie es sind.”

    Nun gut, das wird jeder anders und individuell sehen und empfinden, wobei natürlich auch der Ort, wo man aufgewachsen ist, eine Rolle spielt. So wird etwa jemand, der in den 1960er Jahren in Lübeck, Wolfsburg oder erst recht in West-Berlin aufgewachsen ist – also in Grenznähe – die von ihm getrennten Ostdeutschen angesichts von häufiger Verwandtschaft auf der östlichen Seite heute wahrscheinlich anders einschätzen und sehen wird als jemand, der ohne Ostverwandte in Stuttgart, München, Köln oder Aachen erwachsen wurde.

    Welche Deutschen empfinden heute eigentlich überhaupt noch einen Unterschied zwischen Ost und West? Ich würde mal behaupten, dass das mehrheitlich Leute sind, die mindestens schon über 40 Jahre alt sind, häufiger aber auch schon über 50 oder 60 Jahre alt sind.
    Wer jünger ist, hat keine eigenen Erinnerungen an die Teilung.
    Wer älter als 75 oder 80 Jahre ist, der hat häufig noch Erinneringen an ein erst gerade frisch geteiltes Land und die Wut der älteren Generation hierüber. Und wer über 90 ist, der kennt ja den alten Zustand des ungeteilten Landes noch aus seiner Kindheit und Jugend.

    Regelrecht irritierend und falsch finde ich diesen Satz:
    “Kann das Wort »Diktatur« überhaupt verwendet werden, ohne die Opfer von Systemen, die im diktatorischen Eifer millionenfach dem Tode überstellt wurden, zu spotten?”

    Das Wort “Diktatur” ist ja nun ganz bestimmt nicht nur für Regime mit Massenmordcharakter reserviert.
    So wie oben kann eigentlich nur jemand schreiben, der aus dem westlichen Westen kommt und vom Alltag der DDR ziemlich wenig erfahren hat und vielleicht auch gar nicht viel wissen wollte, weil das doch so weit weg war.
    Jemand, der sich vermutlich nicht sonderlich viel mit der SED-Diktatur, der Stasi, den brutalen Gerichtsurteilen der Hilde Benjamin, den Jugendwerkhöfen, dem menschenver-achtenden Schliff in der NVA, der extremen Meinungslenkung, den Zwangsenteig-nungen und der Zwangskollektivierung, den Berufsverboten, dem Zuchthaus Bautzen und den Mauertoten sowie den gelegentlichen Genickschüssen beschäftigt hat.
    Nehmens Sie´s mir nicht übel, Herr de Lapuente!
    Die DDR war eine üble Diktatur!

    Den Rest des Artikels und die wesentlichen Aussagen, dass die Ostdeutschen nämlich bereichernd wirken, und zwar auch im Hinblick auf ihr Misstrauen, ihre größere Widerständigkeit und ihre Diktaturerfahrung finde ich gut gelungen.

    Westdeutschland ist in mentaler Hinsicht nach dem Sieg der Kulturrevolution von 1968ff und dem sich Breitmachen der ehemaligen Rebellen an den Fleischtöpfen der Macht wirklich in einer Art von unkritischem, selbstzufriedenem und trägem Biedermeier versackt. Das fing schon in den 1990ern an.

    Nebenbei bemerkt: Der typische westdeutsche Politiker hat es doch in gewisser Weise schon in den 1950er und 1960er Jahren genossen, dass die neuen westdeutschen Länder (z.B. Nordrhein-Westfalen) jetzt – nach der Zerschlagung von Preußen – aus ihrem Schattendasein erwacht waren und ohne Bevormundung aus Berlin endlich freier schalten und walten konnten.
    Ohne Zerschlagung Preußens und Teilung wären gewisse Regionen Westdeutschlands nie zu ihrer späteren Bedeutung aufgestiegen.

    1. Warum hat Overtone nicht auch einen Ostdeutschen gebeten, seine Sicht zu schreiben?

      Pfarrer Gauck zum Bleistift, einen der Widerstandskämpfer von der ganz harten Sorte. Ja, das wäre schön gewesen.

    2. @ Wolfgang Wirth:

      Irgendwie hat sich meine Antwort verselbstständigt und findet sich nun zwei Kommentare weiter unten. Mir ist aber noch eingefallen, daß es ja durchaus auch westdeutsche Politiker gab, denen der Mauerfall gar nicht so recht war. Falls Sie Peter Haisenko kennen, der behauptet steif und fest, Kohl und Genscher wollten die Wiedervereinigung verhindern. Gebe ich nur mal so wieder, jedenfalls fiel mit der Wiedervereinigung ja auch die westdeutsche Werkbank DDR weg. Ein Geschäft an dem die Westdeutschen mehr verdienten als die Ostdeutschen. Geld gegen Ware ist zwar schlecht für die Binnenentwicklung, man gibt aber billiges Geld, also sowas wie Glasperlen gegen richtige Produkte oder wie ansonsten auch gerne mal Rohstoffe. Und wenn der wirtschaftliche Einfluß groß genug ist, dann kann man die eigene Verschuldung und Inflation auch gerne mal exportieren. Jedenfalls mußte sich Deutschland nach 1990 andere Länder suchen wo man billiger produzieren konnte, um den Illusion des Wohlstands für alle aufrecht erhalten zu können.

    3. “Bedenke, zu dem sie Satan sagen, ward als Engel Luzifer genannt.”
      Das DDR -Regime war ein Teil der Abwehr westlicher Herrschaftsansprüche, das es ermöglichte, dass wir heute darüber diskutieren können. Auch wenn das für viele unerträglich zu sein schien, war es Teil des Überlebenskampfes und von Westseite erzwungen. Die sichere Staatsgrenze gehört dazu. Denn eine Erfahrung wurde damit beachtet, allen modernen Kriege/Konflikte ging ein Aufweichen der Grenzen durch den potentiellen Aggressor voraus.
      Diese Bedingung sollte man nicht ignorieren.

      1. Sie irren:

        1. Sie tun so, als ob die Sowjetunion keine Herrschaftsansprüche gehabt hätte. Natürlich hatte sie welche!

        2. Die Mauer wurde doch nötig, weil die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone so dumm war, ein kommunistisches Regime mit Mangelwirtschaft zu installieren und sich dann gewundert hat, dass die Leute aus dem Land fliehen. Die SU hätte doch theoretisch die Möglichkeit gehabt, die DDR als freien und kapitalistischen Vasallen unter eigner Kontrolle zu belassen, was zur Folge gehabt hätte, dass sehr viel weniger DDR-Bürger versucht hätten zu fliehen. Dann wäre die ganze – wie Sie es verharmlosend nennen – “sichere Staatsgrenze” nicht nötig gewesen.

        1. @ Wolfgang Wirth:

          Sinnlos. Wer heute noch vom antifaschistischen Schutzwall faselt hat gedanklich nie den Boden der Demokratie betreten. Ich kenne einen, der will mir erzählen, ein Bürger sei schließlich Eigentum seines Staates. So sehr ich für freie Meinungsäußerung bin, solche Beispiele zeigen, solche Leute muß man klein halten, wenn man nicht irgendwann in diktatorischen Verhältnissen enden will und leider Gottes haben es mehr als genug Leute mit ähnlichen Einstellungen in wichtige Positionen geschafft.

          Gruß!

          1. Mit deiner Äusserung hast du ja bewiesen, wie sehr für freie Meinungsäusserung bist.
            Aber so endet man in diktatorischen Verhältnissen.

            1. @ Rheinpreusse:

              “Aber so endet man in diktatorischen Verhältnissen.”

              In diktatorische Verhältnisse führen einen Linke, ob sie nun Adolf, Josef, Erich, Angela, Nancy, OberstMeyer oder Rheinpreusse heißen.

              Und ich wette hiermit, den Satz “die Mauer war keine Grenzbefestigung, sondern ein Gefängniszaun” bekommen Sie nie im Leben über die Lippen. Wer das nicht schafft und es nicht schafft die UdSSR als Terrorstaat zu erkennen und zu betrachten, den muß man klein halten, sonst ändern brave Menschen als Arbeitssklaven und die BRD weird innerlich zur DDR, überwacht von Leuten die Umerziehung, Denunziation, Bespitzelung, Gulags und Schießbefehle richtig finden.

              Und dies mein guter Mann ist ein Graben über den ich garantiert niemals im Leben freundschaftlich die Hand reiche. Wer die DDR rechtfertigt, rechtfertigt automatisch Stasi und Schießbefehl. Nur dies sicherte die Existenz der DDR.

              Jetzt können Sie blöken soviel Sie wollen, gleich kommt bestimmt noch die kleine Ratte vorbei und scheißt mir unter den Kommentar, aber solche Themen sind meine rote Linie, da gibt es nichts mehr zu diskutieren.

              1. Wie hieß doch dieser junge Mann, der lange vor dem Mauerbau bei einer Demonstration gegen die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik unter Adenauer von einem Polizisten erschossen wurde? Das war doch Anfang der 50er Jahre, und nicht in Leipzig, sondern im Ruhrgebiet?
                Ich guck mal eben und finde
                https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Todesopfern_bei_Demonstrationen_in_der_Bundesrepublik_Deutschland
                Ich hab auch noch nach so einer Liste über die DDR gesucht, aber bei Wikipedia keine gefunden. Komisch. Aber die “liste der todesopfer des volksaufstandes vom 17 juni 1953” bei der Bundeszentrale gibt es:
                https://www.bpb.de/themen/deutsche-teilung/der-aufstand-des-17-juni-1953/152604/die-toten-des-volksaufstandes-vom-17-juni-1953/

                So, da hast Du die von Dir herbeibeschworene Ratte und Deinen Haufen. Ich denke zwar nicht, daß es ausreicht, damit Du Dein Hirn einschaltest und aufhörst, andere als Ratten und andere Meinungen als Sch… wahrzunehmen (Spiegelung?), aber auch ich hab Rote Linien. Und da bist Du auch diesmal weit drüber.

                1. @ Noname:

                  Bei Ihnen hatte ich aber schon beim Erstkontakt den Eindruck es mit einem rot lackierten Faschisten zu tun zu haben und ich danke Ihnen nun für die erneute Bestätigung meiner Wahrnehmung, auch wenn diese sicher unbeabsichtigt war.

                  Sie müssen mir aber nicht beweisen, daß Sie die Verfolgung Andersdenkener bis hin zum Mord als legitim betrachten, solange es der eigenen Sache dient. Ich weiß auch so, daß hier einige Schreiber Hetze, Denunziation, Enteignung, Umerziehung, Bespitzelung, Folter und die Ermordung von Oppositionellen befürworten.

                  Auch ist mir nicht neu, daß Ihresgleichen gerne mal Dinge aus dem Zusammenhang reißt oder komplett verdreht. Wer im Jahr 2023 ernsthaft wikipedia und bpb zitiert hat jegliche Kontrolle über sein politisches Leben verloren.

                  Ich habe hier ja eine eigens zur Netzkommunikation eingerichtete Mailadresse veröffentlicht und von Beschimpfungen bis Morddrohungen ist da so einiges eingetrudelt.

                  Was zwischen uns verläuft ist schon keine rote Linie mehr, das ist ein unüberwindbarer Graben, das ist eine unausgesprochene Front und ich bin nicht bereit mich mit Nazis, Kommunisten und Fachisten zu verständigen oder Leuten die sowas wie Mauer, DDR, Gestapo oder MfS rechtfertigen.

                  Gespräch beendet, das ist keine Einladung für eine weitere Kommunikation.

    4. @Wolfgang Wirth
      Wiedervereinigung” und die Politik der “Treuhand”

      Ab 1991 kam die Privatisierung der ehemaligen DDR-Betriebe dazu. Im nationalen Diskurs wird die staatliche Zusammenführung von DDR und BRD meist als “Wiedervereinigung” bezeichnet. Der Sache nach fand diese Zusammenführung allerdings als Anschluss der sozialistischen DDR an die kapitalistische BRD statt: Kein wesentlicher Bestandteil der ökonomischen oder politischen Räson der DDR blieb erhalten oder wurde von der Bundesrepublik übernommen. Alles, was in der DDR existierte, wurde unter die in der BRD geltenden Prinzipien und Gesetze subsumiert. Das gilt insbesondere für die Sozialpolitik des anderen Deutschlands

      https://www.telepolis.de/features/15-Jahre-Hartz-Reformen-4933395.html

      https://www.telepolis.de/features/Agenda-2010-Sozialpolitik-als-Waffe-4944653.html

      und

      Geheimbericht des Bundesrechnungshofs erstmals öffentlich: Die West-Bank gewinnt immer
      Ab 1990 kauften westdeutsche Banken ihre ostdeutschen Konkurrenten Milliarden D-Mark unter Wert. Der Bundesrechnungshof prangerte das an. Der Bericht war 28 Jahre lang als „geheim“ eingestuft. Wir veröffentlichen ihn erstmals.
      Ein ausgezeichnetes Geschäft für westdeutsche Banken: Im Zuge der Wiedervereinigung 1990 erhielten private Banken aus der BRD wie die Deutsche Bank Zugriff auf DDR-Staatsbanken. Sie kauften die Banken, die in der DDR für Zahlungs- und Kreditgeschäfte zuständig waren. Ein ausführlicher Bericht des Bundesrechnungshofs beklagte fünf Jahre später, dass die Kaufsummen Milliarden D-Mark zu niedrig angesetzt waren. Wir veröffentlichen hier erstmals den Bericht, der 28 Jahre lang als geheim eingestuft war. Der Bericht lag „Frontal 21“ schon 2010 vor, das ZDF veröffentlichte ihn aber nicht.
      Quelle: Frag den Staat

      1. @ Otto0815

        Hallo!
        Ja, so war es leider. Ich erinnere mich.
        Den Begriff der “Kolonisierung”, den hier jemand verwendet hat, finde ich durchaus passend.

  16. @ Wolfgang Wirth:

    “Welche Deutschen empfinden heute eigentlich überhaupt noch einen Unterschied zwischen Ost und West?”

    Teile meiner Generation und älter. Den Jahrgängen ab ca. 1882 dürfte das ziemlich schnuppe sein. Generell hatte aber auch jeder mehr als genug Zeit den anderen kennenzulernen. Was mir auffällt, die Mitteldeutschen (wir wollen schließlich korrekt sein) kennen die Westdeutschen besser als umgekehrt. Viele Ossis mußten ja auch mal eine Weile im Westen arbeiten, grundsätzlich haben die sich aber Westdeutschland auch mal angeschaut als sie endlich durften. Von meiner Abiturclique zu der ich inzwischen keinen Kontakt mehr habe, hat bis vor ein paar Jahren keiner mal einen Fuß auf ostdeutschen Boden gesetzt. Der Westdeutsche fährt eher gen Süden als in den Harz oder an die Ostsee. Und von der Sorte kenne ich viele. Keiner hier aus der näheren Nachbarschaft war jemals auch nur in der Nähe der alten innerdeutschen Grenze. Meine Mutter war nach ihrer Geburt mal bei einer Mutterkind-Landverschickung in Zittau, ansonsten noch nie “drüben”. Mein Vater war schon allein beruflich viel dort unterwegs und kennt daher auch bestimmte Befindlichkeiten und ich pendele jetzt seit fast 10 Jahren Richtung Thüringen. Für mich gibt es nur Deutsche. Ich unterscheide längst nicht mehr zwischen Ost und West. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob die Kluft wirklich echt ist oder ob das nicht auch wieder so etwas ist, was man den Leuten gerne einreden würde.

    Mir fällt nämlich auf, daß z.B. die Leute in Weimar völlig anders ticken als ein paar Kilometer weiter auf dem Land. Und ich glaube die wirkliche Trennlinie verläuft bei den Lebensbedingungen und auch bei den Beschäftigungsverhältnissen.

    Es ist auch mitnichten so als könne man sagen Ossi = AfD. Stimmt auch nicht. Viele wählen schon noch eher links, fast mein ganzes Umfeld in Weimar, inklusive der dortigen Verwandtschaft. Daher kenne ich ja auch einen der bei #aufstehen mitmacht.

    Wenn man mal genau hinschaut, ein Großteil der AfD-Vordenker ist westdeutsch. Gauland, Weigel, Brandner, Höcke, wenn man mal das Vorfeld nimmt auch ein Kubitschek. Das ist auch logisch. In der DDR wurde deutsche Identität ja nicht in Frage gestellt. Eigentlich war die DDR ja auch der letzte deutsche Nationalstaat. Sozialitisch zwar, aber eindeutig deutsch und mit Pflege eigener Kultur, wenn auch immer im Hinblick darauf, daß es ideologisch paßte.

    Englisch dauerbeschallt wurden die nicht, dewegen sagt meine Partnerin auch Apfelsine, während hier jeder Orangen ißt. Ich habe es mir inzwischen bewußt angewöhnt wieder Apfelsine zu sagen oder Pampelmuse.
    Bildungstechnisch hatten die auch die Nase vorn. Vielleicht nicht bei Geschichte oder allem was der Doktrin im weg stand, aber naturwissenschaftlich definitiv. Mag in Bayern anders gewesen sein, in NRW hatten wir dank roter Lehrpläne schon zu meiner Zeit nur eine Art Notabitur, es sei denn man hatte hier und da Lehrer die herausragten. Mein Geschichtslehrer zum Beispiel, ein Englischlehrer, der aber dann das Handtuch geworfen hat und ein Mathelehrer (leider nicht meiner), der aus eigenem Antrieb mit uns abends Computerkurse veranstaltete und dafür sogar selber Räumlichkeiten auftrieb. Die Computerkurse habe ich sogar besucht, im Unterricht hatte ich aber eine Lehrerin, die leider Gottes im Grunde völlig ungeeignet war um diesen Beruf auszuüben.

    Ich lese öfters beim Danisch, der schrieb neulich, daß Texte wie 1984 aus dem Lesekanon verschwinden, dies sei in den 80ern noch Standard im Unterricht gewesen. In Bayern oder BW vielleicht. In NRW nicht. Und ich war sogar auf einer katholischen Schule. Alles was freies Denken fördert, 1984, Mark Twain, Fänger im Roggen, Wer die Nachtigall stört habe ich gelesen, aber privat. Das einzige was ich in der Schule hatte war Die Welle, aber auch nur als Theaterprojekt, nicht direkt im Unterricht. Da ging es aber ja auch gegen Nazis. Wirklich rebllieren wie ein Huckleberry Finn sollten wir vermutlich nicht. Ich hatte aber auch schon zu mindestens 80 Prozent weibliche Lehrkräfte und von denen sind mir nur zwei oder drei positiv in Erinnerung geblieben. Die wenigen Männer waren meist strenger, mit denen kam ich aber besser aus und die meist auch mit mir. Die waren überwiegend aber auch konsequenter bei der Sache. Aber da erzähle ich ja nichts Neues.

    Jedenfalls habe ich später bemerkt, daß es Unterschiede zwischen roten und schwarzen Abiturzeugnissen gibt und jetzt könnte man denken die von der DDR waren auch Rote. Ja, aber von einer anderen Art. Die wollten, mußten ihren Staat voranbringen. Insofern brauchten die leistungsfähige Bürger. An der Motivation sind die gscheitert, aber die grundbefähigung, lesen, schreiben, rechnen, das haben die hinbekommen.

    Und um nochmal drauf zurückzukommen, diese Ausgrenzung des Nationalen die gab es so in der DDR nicht und da man ja das Besserdeutschland war, hat da auch niemand versucht so eine Art psychologischen Dauerkomplex aus der eigenen Geschichte zu machen. Und bei der Jugendinfiltration war der Westen auch schlechter als die Konkurrenz.

    Im Grunde kann man sich aufs Trennende konzentrieren oder eben auf das einende. Und ich vermute die Trennung ist erwünscht, letzten Endes schimpfen manche Bayern aber auch heute noch auf Preußen. Letzten Endes kann man sich auch in einer Familie kabbeln, nur nach außen, da sollte man Einigkeit zeigen.

    In diesem Sinne,
    Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland!

    1. Hallo!

      Ja, ich meine auch, dass die ehemaligen DDR-Bürger die Westdeutschen besser kennen als umgekehrt. Auch heute noch.

      Ich persönlich unterscheide schon seit Jahren nicht mehr zwischen der östlichen oder westlichen Herkunft – und wenn, dann höchstens in dem Sinne, dass mir wohlhabende Wessis, die sich im Osten in den Dörfern und Städten breitmachen, Häuser und Land aufkaufen, irgendwas mit “Kunst” vorhaben und glauben, man hätte dort allen ernstes auf sie als Kulturbringer gewartet, regelrecht unangenehm sind. Es gibt diesen Menschenschlag, den ich nicht als Nachbarn haben möchte.

      Ebenfalls volle Zustimmung:
      “Und ich glaube die wirkliche Trennlinie verläuft bei den Lebensbedingungen und auch bei den Beschäftigungsverhältnissen.”

      Sehr schöner Satz:
      “Im Grunde kann man sich aufs Trennende konzentrieren oder eben auf das Einende.”
      Exakt so ist es. Und manche wollen eben das Trennende sehen.

      Zu Haisenko: Ich bin mir sicher, dass er hier irrt, denn Kohls Vorpreschen mit jenem
      10-Punkte-Plan vom Novemer (?) 1990 zeigt ganz klar seine Entschlossenheit.

      ” Eigentlich war die DDR ja auch der letzte deutsche Nationalstaat. ”

      Ja, zumindest im Jahre 1990. Vor etwa 1980 war aber auch die Bundesrepublik noch ein wirklicher Nationalstaat gewesen.
      Als wir nach der Maueröffnung nach drüben fahren konnten – und wir taten das 1990 oft – da war einer meiner stärksten Eindrücke: Dieses Land ist auf eine zuvor nicht gekannte Weise deutscher und traditioneller als das Westdeutschland der 1980er Jahre. Das war eine neue Erfahrung.

      Manchmal erinnerte mich 1990 die physische Realität im Osten, (z.B. Spielplätze, Freibäder, die geringe Zahl der parkenden Autos am Straßenrand) an die Welt meiner Kindheit. Das hatte es im Westen auch mal gegeben …

      Die als kalt empfundene Gleichgültigkeit vieler Westdeutscher hat mich in jenen Monaten sehr abgestoßen und befremdet. Die Unfähigkeit insbesondere der westdeutschen Linken, sich über den Mauerfall und die Wiedervereinigung zu freuen, trug sehr dazu bei, dass mir das linksalternative Milieu meiner Studentenjahre vollkommen fremd wurde.

      Ja, in den DDR-Schulen wurde – natürlich abgesehen vom Staatsbürgerkundeunterricht – viel gelernt. Ein hohes Bildungsniveau!

      Ich stand übrigens an jenem 3. Oktober 1990 auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag. Es war schon dämmrig, fast früher Abend. Der Platz – damals eine einfache Wiese – war total überfüllt, sodass ich (bei Blick zum Reichstag) nur links am Rande stehen konnte. Es waren gewiss über 100.000 Menschen dort. Durchs Fernglas war die Politprominenz auf der anderen Seite sehr gut zu erkennen. Der große dicke Fahnenmast vor dem Reichstag war damals noch ganz neu. Dann kamen die Reden und schließlich wurde zur Nationalhymne die gewaltig große deutsche Fahne langsam hochgezogen. Anschließend Feuerwerk. Das waren schon erhebende, ja wahrhaft glückliche Augenblicke!
      Im Video höre ich nun gerade, dass das Läuten der Freiheitsglocke aus dem Rauhaus Schöneberg beim Hochziehen der Fahne per Lautsprecher übertragen wurde und dass die Hymne erst kurz danach zu hören war. So täuscht manchmal die Erinnerung.
      Video hierzu: https://www.youtube.com/watch?v=ok-nd7ZL3hk

      Ja, in diesem Sinne!
      Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland!

      Grüße Wolfgang

      1. @ Wolfgang Wirth:

        Das war sicher ein schöner und hoffnungsvoller Moment. Was die Wendejahre angeht bin ich ganz bei Ihnen, ich empfand den Umgang mit den Menschen in der DDR damals wie heute beschämend. Es gingen auch viele gute und anständige Leute zum Aufbau rüber, aber viele gebärdeten sich wie Unionsmilizen die gerade die Südstaaten erobert haben. Und ich kenne Leute die sind stinkreich geworden, weil sie drüben dann allen möglichen Scheiß verscherbelt oder Leute mit Versicherungsverträgen beschissen haben und die sind noch stolz drauf und anerkannte Bürger. In Weimar gibt es ganze Viertel, da haben sich Wessis die Pralinen gesichert und machten einen auf dicke Hose. Nein, mit Ruhm bekleckert hat sich Westdeutschland damals nicht, da helfen die “blühenden Landschaften” auch nicht weiter. Und in Funktionen kamen statt den echten Bürgerrechtlern lieber alte Kader.

        Dass Hasenko Recht hat sage ich auch nicht, ich habe sein Buch nicht selber, könnte in Weimar nochmal reinschauen, ich hatte es damals von der Person die auch bei #aufstehen mitmacht.
        Positionspapiere von 1990 zeigen nur, daß man auf eine veränderte Lage reagiert. Hasenko bezieht sich auf die Jahre davor und z.B. auf den Milliardenkredit, der das Ende der DDR ja nicht gerade beschleunigt hat. Wie gesagt, ob das stimmt kann ich nicht beurteilen.

        Die Welt Ihrer Kindheit… Sagte ich schon, daß ich Sie um die Gnade der früheren Geburt beneide?

        Mir ging es aber vor ca. 10 Jahren ähnlich als ich anfing nach Thürimgen zu pendeln. Es kam mir nicht nur gemütlicher und ehrlicher vor, sondern eindeutig noch deutscher. Das war noch vor Ramelow. Damals konnte man noch sehen, wo die Windparks aufhören, da fängt der Osten an. Und das Straßenbild war eindeutig “homogener”. Soll zwar Leute geben, die Fallafel an jeder Straßenecke brauchen, ich finde es traurig, wenn Dönerbuden den Bratwurststand verdrängen. Meine Meinung. Vielfalt ist, wenn es nicht überall gleich aussieht. Naja, heute hat sich Weimar sehr verändeet. Ich habe ein Foto von der Innenstadt, da sind alle Gebäude und Geschäfte Regenbogen beflaggt. Die Assoziation überlasse ich jedem selber. Es gibt keine einzige private Buchhandlung in Weimar mehr, wo man nicht schon am Eingang die typischen politischen Bücher serviert bekommt, Gefahr von Rechts, Vielfalt, Patriarchiat, Putin ist böse, Trump ist böse. Blablabla.

        5 Minuten von Weimar weg sieht das schon anders aus. Deswegen bin ich mir auch sicher, es sind überwiegend die Städter, überwiegend jene die direkt, indirekt für den Staat oder Verbände arbeiten die Kulturschaffenden, eher die Akademiker und die sich für schlauer halten. Auf dem Dorf oder am Bau, da gendert keiner. Letztes Jahr war ich mal bei einem Kunden der hielt “Elterngeschwister” für richtig, der Vater war aber anders. Nur hat Papa dem Jungen nicht nur den Bau finanziert, der machte auch die Eigenleistungen, Junior fand Autos ja klimaschädlich, ließ sich dann von Papa immer durch die Gegend fahren. Der sah aber auch nicht so aus als hätte er mal einen Tag in seinem Leben körperlich gearbeitet.

        Ich glaube ein Großteil liegt an der dank digitaler Möglichkeiten verzerrten Wahrnehmung der Welt. Eliten hin oder her, die Leute sind schon sehr wohlstandsverwahrlost und das führt dann dazu, daß man Realität einfach nicht wahrnehmen will.

        Gestern sah ich auf Phoenix noch so ein paar DDR Dokus. Ich finde es interessant, wenn heutige Künstler oder Medienschaffende die Haltungsgesellschaft und die Bevormundung kritisieren, aber dann nicht fähig sind mal Parallelen zu ziehen. Anschließend habe ich mir noch ein Interview mit einem Kapitalinvestor reingezogen, der auch mit China gut vertraut ist. Wie will eigentlich ein Land mit China konkurrenzfähig bleiben, welches seine Schlüsselindustrien opfert, seine Rohstofflieferanten cancelt, seinen Arbeitsmarkt mit Leuten vollstopft die über nur rudimentäre Qualifikationen verfügen, gleichzeitig mit der Gießkanne Steuergelder verteilt als wären es Kamellen und dann den Leuten einredet, es wäre Zeit für die 4 Tage Woche. China hat 20 mal mehr Menschen, die nicht dümmer sind, aber bereitwillig 50 bis 60 Stunden die Woche zu arbeiten und die sich trotz aller Differenzen als Chinesen betrachten und voller Gemeinschaftsinn mit Vollgas ihr Land vorantreiben. Und hier dürfen Drag Queens den Kindern Märchen vorlesen. Wäre ich nicht leider auch Leichtmatrose auf dem Dampfer ins Norgendwo ich käme aus dem Lachen nicht mehr raus.

        33 Jahre seit 1990 und eigentlich hat man das Land wieder in eine Trümmerwüste verwandelt. Die Gebäude sind zwar noch ganz. aber die Menschen kaputt. Gleichzeitig muß eine Politikerin von der Opposition unter Polizeischutz genommen werden und in Foren wie diesen faselt die Gegenöffentlichkeit von der Gefahr von rechts. Was soll es, Honecker hatte wohl doch irgendwie Recht: “”Den Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf” Oder wie Nicole Höchst meint “Deutschland, die kranke Frau Europas”

        Bis die Tage, viele Grüße
        Michael

        1. Hallo Michael,

          Zu Haisenko:
          “Positionspapiere von 1990 zeigen nur, daß man auf eine veränderte Lage reagiert. Haisenko bezieht sich auf die Jahre davor und z.B. auf den Milliardenkredit, der das Ende der DDR ja nicht gerade beschleunigt hat.”

          Ja, so habe ich es auch in Erinnerung. Die westdeutsche Politik hatte selbst 1988 noch nicht mit einer wirklichen Destabilisierung der DDR gerechnet, auch Strauß nicht. Der Milliardenkredit von 1983 war ja auch nicht ohne Gegenleistungen und brachte – aus Strauß´ Sicht – die DDR in eine angenehme Abhängigkeit, was gewollt war.

          Als dann im Herbst 1989 nicht die eigentlich erwartete bzw. befürchtete harte Reaktion der SED gegen die Protestierenden erfolgte (auch ich hatte damit gerechnet) – man erinnerte sich gut an die brutale Vorgehensweise der Chinesen im Frühling 1989 – sondern als ein Nachgeben und Kollabieren erkennbar wurde, da wurde Kohl ja sehr schnell aktiv.

          Noch mal zu jenem Kredit: Übrigens auch ein Hinweis auf den Verfall des Euros: 1 Mrd. DM war 1983 wirklich ziemlich viel Geld. was ist heute 1 Mrd. € ?

          “Die Welt Ihrer Kindheit… Sagte ich schon, daß ich Sie um die Gnade der früheren Geburt beneide?”

          Nee, sagten Sie noch nicht. Tja, allmählich dämmert mir auch, dass ich da doch noch Erfahrungen habe, die inzwischen längst nicht mehr selbstverständlich sind. So hatte ich etwa in meiner Grundschule überhaupt keine Ausländerkinder, von einem zeitweise anwesenden italienischer Gastarbeiterkind mal abgesehen. Auch am Gymnasium war es ganz ähnlich. Diese Erfahrung von kultureller Homogenität ist ja heutigen jungen Menschen völlig unbekannt.

          Ja, Thüringen erlebte ich in diesem Sommer auch ganz anders als 1995 … jedenfalls Erfurt. Ganz wie Sie schreiben.

          Gruß, muss jetzt arbeiten

  17. Da hat der Roberto in seiner Begeisterung für den AfD-wählenden Osten aber glatt 25 Jahre weggelassen. In denen eben die Linkspartei die führende Oppositionspartei war. Es dauerte 14 Jahre, bis eine Rechtspartei überhaupt in einen Landtag kam, das war die NPD im Jahr 2004 mit 12 Sitzen in Sachsen. Während die PDS 31 hatte. Worauf die NPD dann Naziparolen von sich gab und alsbald wieder verschwand.

    Wieso eigentlich diese Wende? Nun ja, der Verfassungsschutz war eben erfolgreich mit dem Thüringer Heimatschutz und den vielen anderen Gruppierungen, die das Leben für Linke gefährlich machten. Und die Ossis haben sich die Birne weich machen lassen: natürlich hat die AfD die bessere Presse, denn den Unternehmern kann nichts Besseres passieren, wenn sie den Osten gewerkschaftsfrei machen wollen. Die Westpresse hat die Wahlerfolge der Linken stets mit Befremden zur Kenntnis genommen. Bei der AfD ist das ganz anders: da müsse man sehen, dass der Ossi einen Bruch im Leben hatte und versuchen, das zu verstehen. 30 Jahre später. Wer die heutigen Reden angehört hat, insbesondere die von Habeck, weiß, dass jetzt die richtig dicken Investitionen in den Osten fließen. Da kommen sie, sie Westmilliarden, wenn man AfD wählt. Der Ossi ist nicht unschlau.

    Kleiner Lollateralschaden: bei den Linken gab es richtig Kultur. Die konnten feiern, da gab es Leseabende und Musik und Literatur. Fehlt halt bei der AfD. Fresse ziehen und beleidigt sein, mehr ist da nicht.

    Die Leute werden sich dran gewöhnen.

    1. Kleine Korrektur:Den Osten „Gewerkschaftsfrei“ zu machen(besser Gewerkschaftsfrei zu halten),dazu braucht es nicht die AfD.Das haben schon die Westgewerkschaften besorgt!
      Die Beschäftigten im Osten haben sehr schnell gemerkt,das die aus dem Westen kommenden Gewerkschafter ausschließlich die Interessen ihrer West-Mitglieder im Sinn hatten…
      Es gibt z.B.Konzerne,die ihren Beschäftigten im Westen einen Inflationsausgleich zahlten,den Beschäftigten im Osten aber nicht.Und das mit dem Segen der Gewerkschaft/Gesamtbetriebsrat.

      1. Das ist völliger Quatsch. Die Streikkasse der Westkollegen stand sofort auch im Osten zur Verfügung, obwohl dort nie eingezahlt wurde. Die Ossdis sollen bloß nicht jammern. Wenn sie in großer Zahl der Gewerkschaft beigetreten wären, wäre das Gefälle deutlich geringer.

        Soso, im Westen wurde Inflationsausgleich bezahlt, im Osten nicht. So eine Behauptung muss man belegen. Ich warte.

        1. Die Westgewerkschaften haben die Ostdeutschen u.a. 2003 beim Kampf um die 35-Stunden-Woche im Stich gelassen.
          Seitdem haben ostdeutsche Arbeitnehmer eine verständliche Skepsis gegenüber den Westfunktionären.
          Und die Linken mit ihren achsotollen Kulturevents haben an den Landesregierungen genauso kaltschnäuzig Wohnungen privatisiert wie CDU, SPD und FDP.
          Gut, dass Wagenknecht jetzt offensiv die Linkspartei vor den Bus wirft. Neoliberale SED-Nachfolger braucht keiner mehr.

      1. Genau, endlich mal so einen schönen, holocaustleugnenden Hitlerverschnitt an den Schalthebeln. Ganz nach dem Geschmack des minderbemittelten Durchschnittsossi.

          1. @ Linksman

            Nehmen Sie @ swingkid nicht ernst. Er will nicht diskutieren, sondern immer nur pöbeln. Ob er dafür bezahlt wird?

            Würde wirklich gerne wissen, wie sich dieser Bengel – sein Benutzername deutet ja darauf hin, dass er noch ein Kind (kid) ist – im Nationalsozialismus verhalten hätte. Ein Widerstandskämpfer wäre er bestimmt nicht gewesen, denn die hatten in der Regel ein gewisses Niveau.

  18. Es ist vermaledeit – als “Ossi”, der seit Jahren im “Westen” lebt, kotzt mich manchmal dieses geschichtslose Nichtswissen und die damit verbundene Hochnäsigkeit hier an, andererseits nervt das Gejammere östlich der ehemaligen Zonengrenze. Dass man dort sensibilisierter ist gegenüber diversen Staatsgebahren ist sicher richtig, aber man erinnert sich auch weniger daran, wie man solches auch einfach abprallen ließ – nach dem Motto: LmaA. Man musste nicht immer dagegen sein – nicht mitzumachen war und ist schon Widerstand genug.

  19. Geheimbericht des Bundesrechnungshofs erstmals öffentlich: Die West-Bank gewinnt immer
    Ab 1990 kauften westdeutsche Banken ihre ostdeutschen Konkurrenten Milliarden D-Mark unter Wert. Der Bundesrechnungshof prangerte das an. Der Bericht war 28 Jahre lang als „geheim“ eingestuft. Wir veröffentlichen ihn erstmals.
    Ein ausgezeichnetes Geschäft für westdeutsche Banken: Im Zuge der Wiedervereinigung 1990 erhielten private Banken aus der BRD wie die Deutsche Bank Zugriff auf DDR-Staatsbanken. Sie kauften die Banken, die in der DDR für Zahlungs- und Kreditgeschäfte zuständig waren. Ein ausführlicher Bericht des Bundesrechnungshofs beklagte fünf Jahre später, dass die Kaufsummen Milliarden D-Mark zu niedrig angesetzt waren. Wir veröffentlichen hier erstmals den Bericht, der 28 Jahre lang als geheim eingestuft war. Der Bericht lag „Frontal 21“ schon 2010 vor, das ZDF veröffentlichte ihn aber nicht.
    Quelle: Frag den Staat

  20. “Freundschaft, liebe Ossis!”
    Nö, der Zug ist nach über 30 Jahren Ignoranz, gewolltem Nichtverstehen, permanenter Arroganz und Überheblichkeit – abgefahren. Verallgemeinerungen begene ich nur noch ebenso.

    Zumindest durfte ich reichlich erfahren, dass Wessis untereinander gerne ebenso auftreten. Oh jeh, was sind das nur für Leute. Von daher nochmal: nö.

  21. Als gebürtiger Wessi sage ich:
    Die Ostdeutschen sind erfrischend ehrlich.
    Ist natürlich manchmal gewöhnungsbedürftig. Der Wessi taktiert mehr, wagt sich nicht aus der Deckung.
    Eine ‘ostdeutsche’ Gesellschaft wäre auf jeden Fall eine bessere.

  22. Wiedervereinigung” und die Politik der “Treuhand”

    Ab 1991 kam die Privatisierung der ehemaligen DDR-Betriebe dazu. Im nationalen Diskurs wird die staatliche Zusammenführung von DDR und BRD meist als “Wiedervereinigung” bezeichnet. Der Sache nach fand diese Zusammenführung allerdings als Anschluss der sozialistischen DDR an die kapitalistische BRD statt: Kein wesentlicher Bestandteil der ökonomischen oder politischen Räson der DDR blieb erhalten oder wurde von der Bundesrepublik übernommen. Alles, was in der DDR existierte, wurde unter die in der BRD geltenden Prinzipien und Gesetze subsumiert. Das gilt insbesondere für die Sozialpolitik des anderen Deutschlands
    https://www.telepolis.de/features/15-Jahre-Hartz-Reformen-4933395.html

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