Keinen Euro für den Krieg

Kinder fordern weniger Krieg.
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Die Welt ist in einem erbärmlichen Zustand. Aber es gibt keinen Weg zurück in vermeintlich gute alte Zeiten. Die Menschheit ist verurteilt, nach vorne zu gehen.

Dieser Weg führt nicht über die Werteorientierung sondern über das Erkennen der eigenen Interessen und entschiedenes Eintreten für diese.

Wenn die Lebensgrundlagen auf dem Treibsand der Veränderung zusammenzubrechen drohen, verstärkt sich die Suche nach gesicherten Fundamenten für die Gestaltung der Zukunft. Dabei suchen viele nach Lösungen bei Denkern und Philosophen vergangener Zeiten. Wieder andere nehmen Anleihen bei Religionen, Sekten, den Glaubenswelten anderer Kulturen oder der Esoterik, was gerade mal eben Konjunktur hat.

Wirklichkeit als Ausgangspunkt

Die meisten Menschen jedoch suchen in unsicheren Zeiten Halt in Entwürfen für die Zukunft. Sie schaffen Modelle über eine zukünftige, eine erstrebenswerte Welt, die sich deckt mit den eigenen Idealen und Werten. Solche Denker werden oft als Visionäre bezeichnet. Aber ihre Visionen halten meistens nicht lange und werden oft sehr schnell ersetzt durch neue Visionen neuer Visionäre.

All diesen Ansätzen ist gemeinsam die Verweigerung der Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Analyse und Verstehen der Gegenwart wird ersetzt durch die Schaffung von Gegenwelten. Weltbilder, entnommen aus der Vergangenheit oder Zukunft, werden als Ersatz angeboten für die unbefriedigende aktuelle Welt.

Aber gerade die Gegenwart ist der Zustand, wo die Vergangenheit Zukunft werden will. In ihr werden die Erfahrungen der Vergangenheit umgewandelt in die Möglichkeiten der Zukunft. Nur in der Gegenwart herrscht die Wirklichkeit, das heißt die Summe all jener Kräfte, die in einer Situation wirken und diese bestimmen. Deshalb ist auch nur die Gegenwart gestaltbare Wirklichkeit.

Natürlich ist es sinnvoll, sich über die Entwicklung der Welt und unseres Lebens Gedanken zu machen. Aber es macht nur Sinn, zu erkennen zu versuchen, wie die Welt tatsächlich ist. Denn im Erkennen der Wirklichkeit liegt auch schon die Antwort darauf, wie die Welt im Begriffe ist, anders werden zu wollen. Wohin will die Menschheit und welche Strecke wurde auf diesem Weg bereits zurückgelegt? Was ist der Zug in dieser Entwicklung und worauf deutet er hin?

Wirklichkeit und Wahrheit

Dabei ist das Erkennen der Wirklichkeit der schwierigste Teil der Übung. Denn der Mensch betrachtet die Welt nicht vorurteilsfrei, sondern durch die Brille seines Weltbildes. Das ist normal. Aber die Frage ist, ob man das eigene Weltbild in Frage stellt, wenn es nicht zur Welt passt oder   werden Widersprüche zurechtgebogen nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf?

Bis zu Kopernikus und Galilei galt die Erde den Menschen als Scheibe und als Mittelpunkt des Universums, um den sich alle anderen Himmelskörper zu drehen schienen. Und da über die Jahrhunderte sich dieses Weltbild als richtig erwiesen zu haben schien, waren Zweifel nicht angebracht. Ähnliches galt auch für die Theorie des früheren US-Notenbankchefs Alain Greenspan, dass mit der Geldpolitik die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus überwunden worden sei.

Aber die Entwicklung des Menschen schreitet voran und bringt zum Einsturz, was als unerschütterliche Wahrheit galt. Heute weiß jeder, dass die Erde keine Scheibe ist und auch nicht der Mittelpunkt des Universums. Und auch Greenspans frohe Botschaft von der heilsamen Wirkung der Geldpolitik hat sich herausgestellt als das, was sie war: (Selbst-)Täuschung. Die Wirklichkeit hat all diese unerschütterlichen Wahrheiten in einen Scherbenhaufen verwandelt.

Wirklichkeit ist nicht gleich Wahrheit, aber die Wahrheit will Wirklichkeit werden. In der Auseinandersetzung um den Irak-Krieg hatten sich in der Welt die Kräfte durchgesetzt, die unter Verwendung von Halbwahrheiten und Lügen auf den Krieg hinarbeiteten. In dieser Situation waren Lüge und Täuschung die Wirklichkeit, nicht die Wahrheit.

Der Kapitalismus ist die wirtschaftliche Grundlage der meisten Gesellschaftssysteme auf unserem Planeten. Das ist die Wirklichkeit, in der die Mehrheit der Menschen lebt. Die Wahrheit aber ist, dass er mit all seinem Reichtum immer weniger in der Lage ist, den Bedürfnissen der Menschheit gerecht zu werden. Das bezieht sich nicht nur auf die materiellen Lebensgrundlagen.

Er ist auch immer weniger in der Lage, dem schöpferischen Potential der Menschen, ihrer Genialität Raum zu geben. Er bietet ihnen immer weniger Ausblick in eine Welt, in der gerade diese menschliche Schaffenskraft der gesellschaftlichen Entwicklung neuen Schub geben und neue Kräfte freisetzen könnte. Es bedarf der genauen Beobachtung, sachlicher Analyse und der ehrlichen Deutung der Vorgänge in der Welt, um die Frage zu beantworten: „Wohin wollen sich die Menschen und ihre Gesellschaften entwickeln?“

Ja, es geht um die Menschenrechte. Das ist die Wahrheit, die Wirklichkeit werden will. Aber für die einen bedeuten sie das Recht auf gesicherte Lebensgrundlagen und Aufbau eines bescheidenen Wohlstands nach den eigenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorstellungen. Für die anderen, die Wertemissionare, geht es darum, die eigenen Ideale dem Rest der Welt als Richtschnur aufzuzwingen.

Bei solch einem Vorgehen haben diese Werte nichts Befreiendes, denn sie schließen aus, wer sich ihnen nicht unterwirft. Die westlichen Werte sind ein Mittel der Ausgrenzung. Sie sind die Grundlage für die Anmaßung, sich moralisch über andere zu erheben und die eigenen Bedürfnisse über den Rest der Menschheit zu stellen. Diese Haltung richtet sich nicht nur gegen andere Staaten, sondern auch gegen Andersdenkende in der eigenen Gesellschaft. Das ist die Wirklichkeit.

Hoffnungsträger

Gerade die Entwicklung der Grünen und manch anderer ehemaliger Friedenstauben hin zu den heftigsten Befürwortern von Waffenlieferungen, zeigt die Fragwürdigkeit von Werteorientierung. Werte sind für viele weniger Richtschnur für eigenes Handeln, sondern in viel stärkerem Maße Grundlage ihres Selbstverständnisses von der eigenen moralischen und intellektuellen Überlegenheit.

Doch trotz dieser eingebildeten Überlegenheit erkennen jene aber nicht, dass auch Werte dem Wandel unterliegen.

Im Feudalismus, der Vorgängergesellschaft des bürgerlich-kapitalistischen Systems, waren andere Werte erstrebenswert als die heutigen – beispielsweise die Gottgefälligkeit. Wer sich selbstgefällig über das damalige Denken erhebt, übersieht, dass er jene Werte von heutigem Bewusstsein aus beurteilt und dass dazwischen Jahrhunderte geistiger Entwicklung liegen. Vielleicht schütteln spätere Generationen den Kopf über die Verblendung der heutigen Werteorientierten.

Wer aber die Zeichen der Zeit nicht erkennt, taugt nicht als Hoffnungsträger. Und die heutige Welt hat sie bitter nötig. Die Hoffnungsträger einer neuen Zeit ist jene gesellschaftliche Gruppe, die in den öffentlichen Diskussionen heute kaum noch in Erscheinung tritt weder als Thema noch als Vertreter. Das sind jene Menschen, die sich abgewendet haben von den Selbstdarstellern und der allgegenwärtigen Rechthaberei und Besserwisserei im Meinungstohuwabohu.

Das sind jene Menschen, die durch ihre alltägliche, zuverlässige und unauffällige Arbeit dafür sorgen, dass die Gesellschaft funktioniert. Jene Menschen, die ohne zänkische Diskussionen, aber durch selbstverständliches Handeln dafür sorgen, dass Busse und Züge fahren, Häuser gebaut, Kranke geheilt, Abflussrohre freigemacht werden und Brötchen pünktlich in der Auslage liegen.

Jene Menschen wurden in früheren Zeiten als das Proletariat bezeichnet. Sie verstanden sich als eigene Klasse, die sich ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und Macht bewusst ist. Ihre Kraft kam aus ihrem politischen Bewusstsein. Dieses Klassenbewusstsein beruhte auf Bildung und dem Wissen über den Lauf gesellschaftlicher Entwicklung. Zur Verfolgung seiner Interessen hatte sich das Proletariat eigene Organisationen geschaffen. Besonders die kommunistischen Parteien gaben Orientierung über die eigene Klasse hinaus. Diese Fähigkeit haben sie mittlerweile verloren.

Das Proletariat existiert zwar immer noch, gleicht aber nicht mehr jenen verelendeten Malochern, die in den Zeiten von Marx und Engels zu Tausenden die Fabrikhallen des frühen Kapitalismus bevölkerten. Dennoch ist die Lohnabhängigkeit als das wesentliche Merkmal des Proletariats bei den meisten Menschen nicht überwunden. Weltweit sind es eher mehr geworden.

Das Proletariat hat eine praktische Sicht auf die Welt. Diese ist geprägt durch Bodenständigkeit, durch den Materialismus der Produktion, die sein Leben bestimmt. Im Takt der Produktionsabläufe, unter dem Druck der Produktivitätssteigerung und der Rendite ist kein Platz für intellektuelle Selbstdarstellung und Traumtänzerei. Materialistische Weltsicht macht den Blick frei auf die Wirklichkeit.

Interessen statt Werte

Auch wenn die Menschen besonders im Westen sich nicht mehr als Proletarier verstehen, decken sich ihre Interessen immer weniger mit jenen, die die bürgerlichen Parteien vertreten. Sie und die Medien schüren Konflikte, die das Überleben der Menschheit gefährden. In seinem Vormachtstreben hat der Westen den Nahen Osten zertrümmert, seine NATO sich an die russischen Grenzen herangerobbt und will nun auch noch China bekämpfen.

Das sind aber nicht die Interessen der einfachen Menschen. Diese Interessen gilt es zu benennen, und dieser Findungsprozess scheint gerade im Gange zu sein. Der Prozess ist schwierig und voller Irrwege, denn die freie Sicht wird behindert durch die Nebel der Werteorientierung. Sie verstellt den klaren Blick, stößt aber andererseits auch zunehmend an ihre Grenzen.

Gerade der Krieg in der Ukraine zeigt die Launenhaftigkeit der Werte. Von einem Tag auf den anderen war nicht nur die Zeitenwende ausgerufen, gleichzeitig wurden auch die Werte neu gedeutet. Wer gegen den Krieg ist, ist nun rechts, was früher gerade für Kriegsbefürworter galt. Und immer mehr Waffen bringen uns dem Frieden näher, sagen heute jene, die vor kurzem noch gegen Waffenlieferungen waren. Die Werte sind entwertet, weil ihre Auslegung beliebig geworden ist.

Was bleibt als klare Orientierung? Die Interessen! Sie sind nicht so leicht umzudeuten. Sie sind nicht immer leicht zu erkennen. Aber wenn sie erkannt sind, ist es schwer, sie zu ignorieren. Die Werteorientierten rufen: Frieden! Frieden! Frieden! Aber die einen wollen den Frieden erreichen durch Verhandlungen, die anderen durch mehr Waffen. Beide sehen sich als Vertreter von Werten, und beiden zusammen stehen den Interessen gegenüber.

Das Interesse der kleinen Leute im heutigen Konflikt lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: „Keinen Euro für den Krieg!“ Wir brauchen das Geld zur Linderung der Not im eigenen Land, zur Unterstützung der Menschen gegen die immer unerträglicheren Preissteigungen von Lebensmitteln und Energie. Zur Unterstützung der Tafeln! Zur Förderung des Wohnungsbaus! Zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und des Bildungssystems. Überall herrscht Mangel. Nur für den Krieg ist Geld im Überfluss vorhanden.

Wenn die neue Friedensbewegung um Wagenknecht und Schwarzer Erfolg haben will, muss sie sich lösen von der Werteorientierung. Damit erreicht sie zwar diejenigen, die selbst werteorientiert sind, aber nicht jene große Mehrheit der Bevölkerung. Denn diese richtet sich nach wie vor an ihren Interessen aus. Ohne diese große Mehrheit wird es aber nicht gehen. Wer für den Frieden ist, darf sich nicht darauf beschränken, nach Frieden zu rufen, sondern muss fordern: „Keinen Euro für den Krieg!“ Denn letztlich ist es egal, weshalb er endet, ob aus Mangel an Waffen oder aus Mangel an Geld. Die Hauptsache ist, er endet.

Ansätze

So wie das Proletariat sich seinerzeit seine Organisationen schaffen musste zur Durchsetzung seiner Interessen, so werden auch die einfachen Menschen in Zeiten wie diesen nicht umhinkommen, sich neue Organisationen zu schaffen zum Schutz ihrer Interessen. Das ist die Lektion, die es in der Zukunft zu lernen gilt: Die eigenen Interessen erkennen und sich für diese Interessen organisieren.

Ansätze dazu sind in Frankreich zu erkennen, wo sich der Konflikt zwischen der Regierung und großen Teilen der Bevölkerung um die Anhebung des Renteneintrittsalters immer mehr verschärft. Da geht es um Interessen, nicht um Werte, und die Menschen sind sich darüber im Klaren. Das Bewusstsein über die eigenen Interessen entwickelt die nötige Entschlossenheit und Kampfkraft.

Ähnliches entwickelt sich auch in den Niederlanden, wo die Bauern-Bürger-Bewegung (BBB) gegen eine Klimapolitik der eigenen Regierung zu Felde zieht, die die Lebensgrundlagen der meisten bäuerlichen Betriebe bedroht. Offensichtlich ist es dieser Bewegung innerhalb kürzester Zeit gelungen, nicht nur die eigenen Interessen zu bedienen, sondern darüber hinaus weitere Teile der Bevölkerung zu erreichen.

Bei den Provinzwahlen am 15. März 2023 wurden die Bauern-Bürger-Bewegung in neun der zwölf Provinzen stärkste politische Kraft und deklassierte die bisherigen Parteien auf den Rang von Splittergruppen. Es war ein Erdrutsch, wie selbst die Vertreter der etablierten Parteien zugeben mussten. Die BBB setzte sich gerade nicht für Werte ein, die die Partei in Freunde und Feinde der Ukraine gespaltet hätte, in Anhänger und Gegner Putins oder ähnliche Fragen, die für das Leben der Menschen nur eine untergeordnete Bedeutung haben.

Sie ließen sich auch nicht durch die Links-Rechts-Propaganda jener Kräfte spalten, gegen die sie sich im Kampf befinden für ihre eigenen Interessen. Für sie stand der Kampf gegen die umweltpolitischen Pläne der Regierung im Vordergrund. Wie die Mitstreiter zu anderen politischen Themen stehen, spielt für die Bewegung eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, wie sie zu den Plänen stehen, die ihre Lebensgrundlagen bedrohen, und welchen Einsatz sie dafür zu leisten bereit sind. Folgerichtig hat die BBB Koalitionen zur Regierungsbildung in den Provinzen mit jenen politischen Kräften ausgeschlossen, die die umweltpolitischen Pläne der Regierung unterstützen. Das ist interessenorientierte Politik.

Die Probleme in Deutschland sind von denen der Holländer nicht so verschieden und nicht minder bedrohlich. Aber es gibt noch keine Bewegung, die Themen aufgreift wie beispielsweise die Folgen der energetischen Gebäudesanierung, die in der Brüsseler Vorlage für Millionen die Gefahr des Ruins oder der Obdachlosigkeit in sich trägt. Im Vordergrund der öffentlichen Debatte in Deutschland steht der Ukraine-Krieg. Auch in dieser Frage dient die deutsche Politik nicht den Interessen der deutschen Bevölkerung. Deren Interesse entspricht der Forderung: „Keinen Euro für den Krieg“.

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12 Kommentare

  1. Keinen Euro für den Krieg bedeutet, dass die Welt gefälligst einen Schrecken ohne Ende zu ertragen hat.
    Kleiner Hinweis, dieser böse, böse Ukrainekrieg, befreit gerade Milliarden Menschen aus neokolonialistischen Verhältnissen.
    Der Nahe Osten, Afrika, Lateinamerika und Asien emanzipieren sich gerade von ihren Sklavenhaltern, die sie mittels Krediten, Zollbestimmungen, Subventionen, Erpressung und Putschen für Jahrhunderte in Schach gehalten hatten. Sicher, das war nicht der Grund für die Intervention der Russen in der Ukraine, aber das Ergebnis ist wunderbar, geradezu euphorisierend.
    Ich bin sicher, dass in ein paar Jahren Putin, sowohl im Islam als auch im Christentum als eine Art Heiliger gehandelt wird, jemand der einem die Freiheit gab. Da kann er im Westen noch so verhasst sein, der Rest der Welt ist ihm dankbar.

      1. Gib es zu, es stört dich, dass die Zeit deines unverdient erworbenen Wohlstandes vorbei geht. Deswegen sind sich westliche Linke und Neocons auch einig – wenn es um ihren Wohlstand geht, dann ist der Rest egal. Auch wenn es sich, im Falle der Linken nur um Brotkrumen handelt die vom Tisch der Mächtigen herunterfallen ist das doch mehr, als sie es ohne den seit Jahrhunderten gelebten Neokolonialismus hätten erreichen können.

        Meine Familie kommt aus dem nahen Osten und was ich von den Leuten vor Ort höre, ist genau das was ich hier schreibe. Russland Hui, der Westen Pfui – egal ob sich Westler als Links, Rechts, Mitte oder was auch immer bezeichnen.

        1. Asche auf mein Haupt! Sorry – ich hatte nach dem ersten Absatz einfach nicht weiter gelesen.
          Ich bin im Wesentlichen auch Deiner Meinung.
          😀

          Nur – den Krieg als sinnstiftenden Kataklysmus zu rechtfertigen, fällt mir sehr schwer…

          1. „Nur – den Krieg als sinnstiftenden Kataklysmus zu rechtfertigen, fällt mir sehr schwer…“
            Klar, ist es auch. Es wäre sicher schöner gewesen, wenn die USA, Deutschland und all die anderen einfach gesagt hätten „Genug geraubt, ab heute handeln wir ehrlich“. Wäre auch für den Westen besser gewesen und selbst die Milliardäre hätten langfristig davon mehr profitiert als sie es jetzt tun werden.
            Leider funktioniert diese Art des intelligenten Handelns im Westen nicht. Der kennt nur Herren und Sklaven, während es woanders auch Partnerschaften zum beiderseitigen Vorteil gibt. Für die Chinesen z.B. ist ein entwickeltes Afrika, wo die Menschen im Wohlstand leben, viel besser als eines, welches sie um ihre Bodenschätze berauben müssten.
            Der Osten möchte den Kuchen vergrößern, damit jeder ein größeres Stück abbekommt, während der Westen den Kuchen für sich alleine haben möchte, selbst wenn der ganze Kuchen dann kleiner ist als es ein Stück des östlichen Kuchens ist. Und deswegen muss man dem Dieb halt man auf die Finger hauen.

  2. Die Probleme in Deutschland: es hat noch nie Bewegung gegeben, die realpolitische Themen aufgreift, wie beispielsweise die Folgen der energetischen Gebäudesanierung, die definitiv für Millionen die Gefahr des Ruins oder der Obdachlosigkeit in sich trägt…
    Der Michel ordnet sein Denken in von der Obrigkeit erlaubten Bahnen. Siehe „Heinrich Mann – Der Untertan“

  3. Ein Interesse an Nahrung und / oder Heizung braucht keine Werte, und es beruht nicht auf Werten, das stimmt, jawoll. Es braucht und verlangt Nahrungsmittel, Heizmaterial und Heizgelegenheiten.

    Aber wie sieht das mit einem Interesse an Euronen aus?

    Das trifft immer und überall, im ganzen Universum, in den Weiten des Alles, auf ein gegenläufiges Interesse an Euronen, stellt euch das nur vor!

    Und wer oder was entscheidet über die gegenläufigen Interessen an Euronen?
    Richtig, Gewalt. Kinetische Gewalt.

    Und mit welchem Maßstab wird über den Einsatz kinetischer Gewalt entschieden?
    Interessen?
    Wohl kaum. Geht nicht, da beißt sich die Katze in den Schwanz, vere?
    Also – und das weiß natürlich ein jeder – sind Werte Maßstab des Gewalteinsatzes, und was die Sache komplizierter macht, und deshalb nicht jeder weiß, diese Werte sind nicht nur Maßstab, sie sind vielmehr das Maß an und für sich selbst von und über Interessen bzw. deren Gegensätze.

    Wie das zugehen soll?
    Trivial ist das ja nicht gerade. Obwohl – ein „Meter“ ist und bleibt ein Maßstab, wird niemals Maß einer Distanz. Schritte sind beispielsweise Maß einer Distanz. Mache ich tausend Schritte, habe ich eine Arbeit zur Überwindung der Distanz geleistet, egal, ob ich pro Schritt 100 oder nur 85 cm Raum gewonnen habe.
    Oder, um die Sach von der Schrittlänge frei zu machen, wenn ich beim Klootscheeten
    (https://nds.wikipedia.org/wiki/Klootscheeten)
    die gegnerische Mannschaft hinter mir lassen will, Rüdiger, muß ich bei gleicher Geschicklichkeit dem Kloot mehr Energie mitgeben, damit er proportional zu dieser Mehrenergie weiter rollt, gelle!
    Beim Euronen ist das anders, nicht wahr? Du hast ihn – oder haßt … äh, Verzeihung, hast ihn nicht. Du kannst ihn drehen und wenden, wie Du willst, du kannst ihn anhauchen, Dir vor’s Knie nageln und wieder abnehmen, oder mit Blei umgießen, ein Euro ist ein Euro ist ein Euro – Maß UND Maßstab Deiner Kaufkraft, Deiner Zugriffsmacht auf Gebrauchs- und Genußmittel außerhalb Deines Besitzes.
    Und damit haben wir das dunkle Geheimnis um Maß und Maßstab eigentlich aufgehellt:
    Der Euro ist beides, weil er eine eingebaute „Kinetik“ hat.
    Die Polizeigewalt ist ihm einbegriffen, ist in ihn einkodiert.
    Wie das?
    Kein Geheimnis, oder? Es ist ein übergeordnetes Interesse an „Euronen“, die auch „Dollares“ heißen können, das ihnen diese Gewalt zuspricht, weshalb diese „Euronen“, oder allgemein „ein Geld“, die Polizeigewalt aus einem gesellschaftlichen Gewaltreservoir gleichsam an und auf sich zu ziehen scheint.
    Das scheint nur so, aber diese Seite der Angelegenheit lasse ich hier auf sich beruhen, weil es ein realer Schein ist, nicht einfach eine Wahnvorstellung oder schlichter Irrtum.

    Der Euro oder „ein Geld“ ist also nach allem, was wir wissen können, ein Wert.
    Ich sage Dir, Rüdiger, er ist sogar der oberste Wert, ja, mehr noch, er ist die Mutter aller Werte.
    Die Römer oder Germanen, bevor sie ein Geld hatten, hatten keine Werte, obwohl man, alte Texte lesend, fälschlich meinen könnte, sie hätten welche gekannt. Schaut man da genauer hin, hat es sich jedoch nicht um Werte, sondern um Tugenden gehandelt. Ein Euro ist und hat keine Tugend, newoar, „Freiheit“ auch nicht, und „Demokratie“ braucht sogenannte „Regeln“, weil sie eben auch Tugend weder hat noch ist …
    Intellektuelle können das beim Aristoteles nachlesen, wenn sie lustig sind …
    (Beim Plato auch, aber der ist schon ein Protochrist gewesen und da wird die Sach‘ a weng komplizierter, braucht Dich aber nicht interessieren, Rüdiger, sog i dir amoal.)

    Egal. Wer über Werte und Interessen redet, sie obendrein gegeneinander hält, sollte schon ein wenig darüber wissen, wovon er da schwätzt.

  4. Jede Simulation benötigt Simulanten um die kapitalistische Simulierung fort zuführen.
    Dieser Planet Erde zeichnet sich dadurch aus, das alles in ‚Staaten‘ eingeteilt sind und diese Einteilung ermöglicht das Herrsche und Teilen. Wie würde diese Erde aussehen ohne staatliche Gebilde? Ein Gebilde von Millionen kleiner regionaler Organisationen? Brauchen wir demokratische Formen oder brauchen wir wirkliche ‚Institutionen‘ die auf die Bedürfnisse der jeweiligen ‚Gruppen‘ eingeht? Oder benötigt diese Erde wirklich nur einen menschlichen Führer?
    Propaganda oder Öffentliche Vereinnahmung (Public Relation) dient einer Klientel, aber nicht der Menschheit. Warum haben Indigene Völker sich dazu entschlossen im ‚Urwald‘ zu leben, das wiederum von der ‚Zivilisation‘ in Frage gestellt wird? Warum existiert Animismus ,obwohl fast jeder auf dieser Erde einen anderen Glauben zu vertreten hat?

  5. Werteorientierung ist an sich schon ein problematischer Begriff. Gibt es denn absolute, universelle Werte? Oder sind sie vielmehr von der Kultur, der Gesellschaft, der Zeit und Epoche, in der man lebt, geprägt – und von vielen weiteren Faktoren. Auch die Nazis hatten ihre „Werte“ und wie sie sie hatten! Die Werte, die einem heute richtig erscheinen, „sich gut anfühlen“, könnten sich morgen schon als die schlimmsten moralischen Irrtümer und Verblendungen herausstellen.
    Dass selbst das Leben kein absoluter, universeller Wert ist, sehen wir gerade an den moralisch und rhetorisch pervertierten“Waffen retten Leben“-Argumenten. Und wenn schon das Leben kein absoluter, universeller Wert ist – was könnte bittschön dann ein universeller Wert sein?
    Am wertvollsten finde ich, wenn jeder nach seinem eigenen moralischen Imperativ lebt und nicht ständig abgleicht, ob es mit den Wertvorstellungen der gerade herrschenden breiten Masse übereinstimmt. Denn Mehrheiten (auch selbsterklärte) kommen und gehen…

  6. Alles gut und soweit richtig, Herr Rüdiger Rauls, hätten Sie nicht das 19.Jhdt nicht nur wegen Frühkapitalismus und Marx bemüht, sondern auch seine Sicht auf die Menschen früherer Zeitalter. Denn, dass mindestens bis zu Kolumbus alle Welt glaubte, dass die Erde eine Scheibe sei (und im Mittelpunkt des Universums ruhe), ist eine Erfindung des 19.Jhdts, illustriert durch den berühmten Holzschnitt, der mittelalterlich wirk(en soll)t, aber tatsächlich aus eben diesem Jhdt stammt. Daher stammt also dieser leider weitverbreitete Irrtum, der bereits durch die Kroninsignien europäischer christlicher Könige widerlegt wird. Was hat wohl der sog Reichsapfel für eine Bedeutung? Die Kugel symbolisiert die Erde und das Kreuz darauf die Herrschaft des christlichen Gottes über sie. Das ist dann auch in 2dimensional das astronomische Symbol der Erde.
    Die Kugelgestalt der Erde ist seit der Antike, seit ca 2500 Jahren bekannt, zumindest Wissenschaftlern, Priestern und Seefahrern. Ptolemaios hatte sie in seine Naturkunde übernommen und die war auch für die Kirche die Grundlage ihrer Natursicht. Nicht übernommen hatte er das ebenfalls bereits in der Antike gefundene heliozentrische Weltbild, was sich deshalb erst mit anderthalb Jahrtausenden Verspätung durchsetzte. Allerdings bedeutete die Erde im Zentrum des Universums nicht ihre und ihrer Bewohner herausragende Bedeutung, sondern sollte im Gegensatz zu den himmlischen Sphären nur zeigen, in welchem Abgrund die Menschen in Dreck und Sünde leben mussten, um dereinst, falls sie diese Prüfung erfolgreich bestanden hatten, in das himmlische Sphärenparadies einzugehen. Ähnliche Vorstellungen muss man schon in der vorchristlichen Antike gehabt haben, denn bedeutende Menschen wurden nach ihrem Tod von den Göttern ebenfalls an die himmlischen Kristallsphären versetzt.
    Man nennt solche falschen und nahezu unausrottbaren Ansichten über unsere Vorfahren auch Chrono-Rassismus, der eben nicht nur die Überlegenheit des modernen (bürgerlich-kapitalistischen) Europäers (ab 19.Jhdt) über andere Völker und ihre Kulturen, sondern auch über die eigenen Vorfahren demonstrieren soll. Das macht kein anderes Volk auf diesem Planeten!

  7. Wie schon Lucqx angemerkt hat, war schon lange vor Kopenicus bekannt, dass die Erde eine Kugel sei, was ja auch nicht ganz stimmt. Nur spielie das im Alltag keine Rolle, angesichst der realen Risegeschwindugkeiten Für diw katholische Kirche war nur entscheidend, dass die Erde den Mittelpunkt des Universums bildet. Eine Vorstellung von Harmionie, der in anderer Weise auch Kopenicus, Kepler, Giorano Bruno, Gallilei u.a anhingen. Erst durch die Erdordenisse der Seefahrt des Frühkapitalimszs wurde es praktisch relevant ob das heliozentrische Weltmodell stimz, wobei zunäöchst das Sonnensystem als Mittelpunkt des All gesehen wurde.

    Zu den Menscherechten. Die Idee ist zuächst entstanden als Umdrehubg der cheistlichen Vorstellung, dass alle Menschen Kinder Gottes seien, also nur eine neue Ideologie, deren Formulierungen ethisch-systematisch nie konsistent waren. Vielleicht sollte man darauf verichten, und von kronkter spezifischer Menschlichkeit ausgehen.

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