James Comey und die Suche nach der Wahrheit

James Comey im Weißen Haus
The White House from Washington, DC, Public domain, via Wikimedia Commons

Der ehemalige Direktor des FBI verdingt sich als Autor und Geschichtenerzähler. Aber eigentlich erfährt man nichts von ihm.

Wer hätte gedacht, dass es beim FBI so fröhlich zugeht? Das erzählt jedenfalls James Comey, der frühere FBI-Direktor. Es werde dort viel gelacht, es würden Scherze gemacht und einander Streiche gespielt. Aber beim Bureau herrsche auch ein Geist des Zusammenhalts. „Wir sind keine linken Deep-Stater“, sagt Comey. Traue niemanden – das sei sein Motto. Trust no One. Wer ist Comey, Walter Skinner?

Das FBI bestehe aus engagierten Leuten, die das Richtige tun wollten. Das Furchtbarste für die braven Agenten sei, erklärt er weiter, wenn sie vor einen Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses geladen würden und Rede und Antwort stehen müssten. „Da reinzugehen, das ist wie die Bar-Szene in Star Wars“, meint Comey.

Freie Rede oder nicht?

Comey erzählt das alles, während er sein neues Buch vorstellt. Einen Roman. Einen Krimi. Einen Krimi, der in New York spielt, FDR Drive heißt er, nach der mehrspurigen Schnellstraße die am East River, an den Brücken und dem UN-Gelände verläuft. Die Älteren unter uns kennen den aus dem Film Taxi Driver – oder auch aus Annie Hall, der in Deutschland Der Stadtneurotiker heißt.

Über den Krimi redet Comey bei Barnes & Noble am Broadway, im Herzen des Universums respektive von Manhattan, demokratisches Kernland, wo der Zwei-Meter-Mann mit freundlichen Beifall empfangen wird. Heldin des Buches ist die Strafverfolgerin Nora Carleton, die lose auf Comeys Tochter Maurene basiert. Maurene Comey hat gegen Jeffrey Epstein und dessen Freundin Ghislaine Maxwell ermittelt.

Aber darum geht es in dem Buch nicht. Es geht um freie Rede. Carleton kämpft gegen politischen Extremismus, personifiziert durch einen Podcaster, der zur Gewalt aufruft und Desinformation verbreitet. Darf sie den verfolgen oder steht das First Amendment in der Verfassung, das die Meinungsfreiheit garantiert, dem entgegen? Und dann passiert natürlich auch noch ein Anschlag … Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich habe das Gefühl, darin wird die freie Rede den Kürzeren ziehen.

Comey ist nicht irgendein früherer FBI-Direktor. Der Republikaner wurde nach einer steilen Karriere in der Justizverwaltung, wo er die Gambino-Familie hinter Gittern gebracht hat und nach einem Abstecher zur Rüstungsfirma Lockheed Martin, von Barack Obama ins Amt berufen. Der damalige Präsident wollte sich einen parteipolitisch neutralen Anstrich verpassen, um die Republikaner einzubinden.

Der Feind von Trump und Hillary

Gefeuert wurde Comey 2017 von Donald Trump. Danach wurde er Buchautor; sein erstes Buch, A Higher Loyalty, in dem er die erste Trump-Regierung mit der Mafia verglich, wurde verfilmt. FDR Drive ist sein viertes Buch, es ist bei Bloomsbury erschienen.

Nun also sitzt Comey bei Barnes&Noble und erklärt uns die Welt. Leben wir heute in einer „Post Truth World“, einer Welt jenseits der Wahrheit? Ja, die Wahrheit sei bedroht, sagt er. Aber ergebt euch nicht! Never give up, never surrender. Immerhin, das Justizsystem in Amerika funktioniere noch, davon ist Comey überzeugt.

Warum wurde Comey von Trump gefeuert? Es ist eine lange und sehr komplizierte Geschichte. Offiziell deshalb, weil er ein Memo an die Presse geleakt hat, tatsächlich aber wegen seine Position in „Russiagate“, die immer noch nicht gänzlich aufgeklärte Frage, ob Trump womöglich von Wladimir Putin bestochen oder erpresst wurde mit Videoaufnahmen aus einem Moskauer Hotel, wo es um pinkelnde Prostituierte ging.

Ist das heute noch wichtig? Wahrscheinlich könnte Videos zirkulieren, wo Trump mit Putin höchstselbst im Bett wäre, und seinen Anhängern wäre das egal. Aber auch die Demokraten waren zwischendurch auch nicht glücklich mit James Comey.

Comey hatte gegen Hillary Clinton wegen der E-Mail-Affäre ermittelt – die frühere Außenministerin hatte statt eines dienstlichen einen privaten E-Mail-Sever benutzt, auch für vertrauliche Emails –; und erst mal Entwarnung gegeben. Kurz vor der Wahl von 2016, bei der Hillary gegen Trump antrat, hat er die Ermittlungen wiederaufgenommen. Ganz schlechtes Timing aus Sicht der Demokraten!

Das habe Hillary den Hals gebrochen, behaupteten damals viele. Ich denke eher, dass ihre Selbstinszenierung als kalte Machtpolitikerin daran schuld war. So ähnlich wie Kamala die Wahl auch nicht verloren hatte, weil sie schwarz war, sondern intellektuell überfordert. Und Biden nicht, weil er alt wirkt, sondern weil er alt ist. Aber heute, wo das Verteidigungsministerium versehentlich Angriffspläne gegen die Huthis im Jemen streut, wirkt die E-Mail-Affäre ohnehin bieder.

Das integre FBI?

Würde Comey das heute wieder zu tun? Der ehemalige Direktor sagt, er habe damals schon gewusst, er sei verdammt, er habe nur zwei Möglichkeiten gehabt, eine schlechte und eine noch schlechtere. Er sei gefragt worden, ob er denn wisse, dass er Trump womöglich ins Weiße Haus hieven werde. „Von sowas darf man sich nicht abhängig machen“. Und: „Ich bin nicht stolz auf diese Entscheidung, aber ich musste sie treffen.“

Denn das FBI, das sei immer integer, ehrlich und reputierlich gewesen. Das FBI, wirklich? J. Edgar Hoover hatte Akten über die Affären jedes einzelnen Präsidenten angelegt, als Versicherungskapital, damit er nicht entlassen würde. Was passieren hätte können, denn er lebte in einer homosexuellen Partnerschaft. Hoover spionierte auch Charlie Chaplin und Albert Einstein wegen des Verdachtes aus, dass diese mit dem Kommunismus sympathisierten. Sein Stellvertreter Mark Felt, besser bekannt als „Deep Throat“ trug dazu bei, Richard Nixon wegen Watergate zu stürzen, indem er Informationen an die Washington Post weitergab.

Wie Deep Throat, schafft es auch Comey nicht aus den Schlagzeilen. Vor ein paar Tagen postete er ein Bild auf Instagram; Muscheln am Strand, die die Zahlen „8647“ bilden. 47 ist, klar, Präsident Trump, und 86 heißt im Slang so viel wie „weg damit“. Nicht nur erregte sich Trump und die rechten Medien, dass dies ein Aufruf zu einem Anschlag war; Comey wurde gar von seinen früheren Kollegen in Washington vorgeladen und verhört.

Der frühere FBI-Direktor fühlt sich ganz unschuldig; er habe einfach nur die Muscheln bei einem Strandspaziergang entdeckt, fotografiert und gepostet, weil er dachte, das sei ein nettes Bild. Langweilig sogar eigentlich. Das wäre J. Edgar Hoover nicht passiert.

Der derzeitige Direktor Kash Patel will das Hauptquartier des FBI zu einem Museum für Spionage machen. Vielleicht erfahren wir dann endlich, welche Akten J. Edgar Hoover über welchen Präsidenten hatte und wer hinter dem Kettenraucher steckt. Und wer eigentlich Kennedy ermordet hat. The Truth is out There. Was Comey angeht, der scheint seine endgültige Bestimmung als Geschichtenerzähler gefunden zu haben.

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5 Kommentare

  1. In Wirklichkeit ist das die MH370 Muschelverschwörung jeder der sich mit den Meeresfrüchtchen auskennt weiß was damit anzufangen, das Walroß und der Zimmermann möchten sich möglichst gut dabei geben.

  2. Dieser super-sympathische Afroamerikaner da links auf dem Bild, hat der nicht den Friedensnobel-Preis bekommen, statt als einer der schlimmsten US-Drohnen-Killer im Weißen Haus in Den Haag zu landen?

  3. Mit untertänigstem Verlaub: Muß das wirklich sein? Haben wir wahrlich nicht genug an sonstigen Gründen für senile Bettflucht?

    1. Achtung – Test, Test, Test!

      Wollte nur wissen, ob mir immer das „Kommentar bearbeiten“ verweigert wird.

      Jetzt weiß ich es: Mitnichten!

  4. Was war da mit Hillary Clinton? Sie war im ersten Kabinett Obamas Außenministerin und damit zuständig für den Sturz Gaddafis (we came, we saw and he died). Sie hatte keine Lust, ihre Politik mit dem Kabinett abzusprechen und kochte von zuhause aus ihr eigenes Süppchen. Da natürlich völlig ungeschützt und die Mails wurden gehackt. Die Inhalte sind zum Teil bekannt, darunter auch Passagen, in denen George Soros ihr quasi Anweisungen erteilt.
    Barrack Obama hat das bemerkt und wollte sie in seinem zweiten Kabinett nicht weiter beschäftigen. Selbstverständlich hätte das FBI hier tätig werden müssen, unter anderem wegen Geheimnisverrat. Dann hätten die Dems Gelegenheit gehabt, sich einen anderen Kanditaten zu suchen. Das tat es erst kurz vor der Wahl 2016. Was natürlich ein Geschmäckle hat.
    Wenn die Dems tatsächlich einen Skandal an der Backe haben, ist auch die Rechtspresse auffallend zahm. Wie später bei Hunter Biden. Natürlich wäre auch bei den Reps etwas zu finden und zwar eher mehr. Sieht nach einem gegenseitigen Stillhalteabkommen aus.

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