
Demokratie ist für die »Demokratieretter« zunehmend eine Veranstaltung, über die nur noch zuvor zu Experten erhobene Köpfe sprechen dürfen.
Was hat er sich nur dabei gedacht? Spricht der doch wirklich von Demokratie und Brandmauer, von den Sorgen, die er sich um sein Heimatland macht – und von Russland, das als Partner Deutschlands wünschenswert wäre. Dieter Bohlen sprach letzte Woche im Interview mit Dominik Kettner diese und noch andere Themen an. Dass ihm das wenig Zuspruch einbringen würde, lag auf der Hand. Selbst in den Mainstreammedien fanden seine Statements zum zeitgenössischen Deutschland Beachtung – wenn auch keine wohlwollende. Der mediale Abriss seiner Aussagen war wie gewohnt nicht sehr phantasievoll; man ordnete das Interview zusammengefasst wie folgt ein: Goldhändler spricht mit Pop-Titan – denn das Gespräch wurde für den Kanal von Kettner Edelmetalle geführt.
Nun kann man durchaus kritisieren, wenn Werbung und Geschäft mit journalistischer Arbeit vermischt werden – wie es auf jenem Kanal offenbar der Fall ist. Wesentlich weniger Bedenken zeigen diese Kritiker der Stunde allerdings, wenn irgendein an sich unpolitischer Influencer etwas zum Besten gibt, dessen Botschaft man gern weit verbreitet sehen möchte (AfD-Verbot, »Lass dich impfen«, »Stay with the Ukraine« und ähnliche Botschaften) – dann schaut man darüber hinweg, dass dessen Aussage durchaus als Werbestrategie für sich und seine Werbekunden genutzt wird. Dennoch stimmt es natürlich: Kettner Edelmetalle dürfte Journalismus und Werbegeschäft gleichermaßen bedienen. Doch das ist auch nicht die Problematik, die man dem Interviewer Bohlens jetzt anhängen möchte. Etwas anderes soll damit ausgedrückt werden: Dass ein Goldhändler sich überhaupt politisch inszeniert, hält man für untragbar. Und Bohlen bekam in den Netzwerken denselben Vorwurf zu hören– zusammengefasst in folgender Frage: Wer ist er eigentlich, um so eine Meinung kundtun zu dürfen?
Was erlaubt er sich nur?
Das waren gleichwohl sogar noch die freundlicheren Widerworte, die Dieter Bohlen erfuhr. Viele Kommentatoren bei X rückten Bohlen umgehend in die Nähe der Nationalsozialisten – ja, er würde sprechen wie jene, die 1946 in Nürnberg vor Gericht saßen. Der Musiker soll also tatsächlich sein wie Ernst Kaltenbrunner oder Julius Streicher, also wie zum Tode verurteilte Verbrecher gegen die Menschlichkeit? Oder waren die beiden genannten Nationalsozialisten auch nur unterhaltsame, manchmal leicht krawallige, aber an sich ganz brave und biedere Männer wie jener Pop-Titan? Wenn das so wäre, müsste man sich doch gar nicht so sehr fürchten vor der vermeintlichen Rückkehr der Nazis – oder wie muss man diese Gleichsetzung jetzt werten? Es ist schon erstaunlich, wie jene Massenpsychose, die reflexhaft jeden kritischen Geist sofort zu »nazifizieren« trachtet, alles abräumt, was vorher in der Erinnerungskultur von Bedeutung war. Der Nationalsozialismus galt als singulär in der deutschen Geschichte – nun kann offenbar jeder Musiker, der ein launiges Interview gibt, schon einer sein, der bei der SS anheuern könnte. Früher hätte man so ein Gebaren noch als Relativierung des Nationalsozialismus eingeordnet.
Aktuell ist zu vernehmen, dass der Deutsche Filmverband einigen Filmschaffenden von früher die Ehrenmedaille entziehen wird – unter anderem auch Heinz Rühmann. Die Betroffenen hatten eine NS-Vergangenheit und wären daher einer Auszeichnung nicht würdig. Kann ja sein – aber wem nützt es, Toten eine Ehrung zu nehmen? Das erinnert an posthume Exkommunizierungen der mittelalterlichen Kirche – damals buddelte man Häretiker (oder solche, die man dafür hielt) schon mal aus dem Grab und machte ihnen den Prozess. Gleichzeitig zeigen sich die Herrschaften aus dem Kulturbetrieb aber reichlich unsensibel in Bezug auf die Rüstungs- und Mobilisierungspolitik der Bundesregierung. Sollte uns die Erinnerungskultur nicht künftig vor solchen Entwicklungen wie jenen der Kriegsertüchtigung bewahren? Längst hat sich die Pflege dieser Erinnerung gewandelt, sie ist zur Popkultur geworden und der Nazi ist zu einer Stilikone des Bösen mutiert, die keinen Realitätsbezug mehr aufweist.
Aber zurück zu Bohlen. Dessen Untat: Er hat sich zur Situation geäußert. Leider nicht wohlwollend; das hätte man ihm gerne durchgehen lassen. Nein, er äußerte sich kritisch zur Politik. Und das ist offenbar nur Menschen vorbehalten, die eine gesonderte Qualifikation aufweisen. Wer sei er eigentlich, dass er glaube, sich auf so eine verwegene Art und Weise äußern zu dürfen? In diese Richtung lief die Empörung in den Netzwerken. Constanze Stelzenmüller, vormalige Journalistin und mittlerweile Direktorin des Center on the United States and Europe (CUSE), das Teil der Brookings Institution ist – dabei handelt es sich um eine transatlantische Nichtregierungsorganisation (NGO), die im Jahr 2024 unter anderem von der Bundesregierung mit zwei Millionen Dollar unterstützt wurde – verhöhnte Bohlens Aussagen wie folgt: »Bekannter Demokratieexperte zu den deutsch-russischen Beziehungen.«
Wer ist er denn? Was weiß er denn?
In Äußerungen wie jener von Stelzenmüller kommt die vollumfängliche Verachtung für demokratische Standards zur Geltung – und auch die Verachtung für jene, die in der Demokratie etwas wagen, was mittlerweile sogenannten Fachleuten vorbehalten ist: Über Politik und Gesellschaft zu sprechen. Hierzu haben sich jene, die fortwährend und gezielt von »unserer Demokratie« schwafeln, eine Art Brandmauer gegen jene errichtet, die ihnen mit ihrer Meinung – die ihrer eigenen zuwiderläuft – lästig erscheinen und die sie gerne ausgemerzt sähen. Solchen Leuten sprechen diese Kreise ab, sich zur Situation überhaupt adäquat äußern zu können. Tut es dann doch jemand, im aktuellen Fall eben jener Musiker und ehemaliger Castingshow-Juror, dann gibt man sich pikiert und fragt laut in die Runde: »Wer ist er? Was weiß er? Ja, was glaubt er denn, was er kann?«Dann höhnt man: Wenn ein Edelmetallverkäufer Fragen stellt und ein Pop-Troubadour darauf antwortet, dann müsse das ja sehr fundiert sein. Diese Verachtung ist kein bedauernswerter Ausfall, auch kein Zufall, sondern hat System und wird strategisch repetiert und plakativ angewandt – Stichwort: Stigmatisierung.
Denn »unsere Demokratie« hat sich ein Geflecht aus sogenannten Fachleuten und Experten geschaffen, die als Instanzen hochgejubelt werden, die den einzig wahrhaftigen Durchblick haben und denen man deshalb vertrauen soll. Dabei handelt es sich freilich um Köpfe und Nasen aus dem Sektor sogenannter Nichtregierungsorganisationen, die nur noch existieren können, weil sie von der Bundesregierung monetär gestützt und beatmet werden. Diese Einrichtungen betonen immer wieder, dass die Finanzierung der Zivilgesellschaft – so nennen sie sich selbst, um den Schein von Unabhängigkeit aufrechterhalten zu können – existenziell für die Demokratie ist. Würde man die Förderprogramme einstellen, fiele das Land in ein dunkles Mittelalter zurück und sei quasi nicht mehr zu retten. So positioniert sich dieser Sektor voller »Fachgrößen«, »Kenner« und »Geisteskapazitäten« als systemrelevant – denn nur dort fänden sich Leute, die das Zeug dazu hätten, die Demokratie richtig zu bewerten.
Mainstreamdeutschland wurde darauf eingeschworen, dass dieses Themenfeld der Demokratie etwas sein sollte, worüber nur Sachkenner zu sprechen hätten. Klar, man kann den anderen das Mitreden nicht verbieten – aber man kann sie lächerlich machen, sie ächten und ihnen die Zurechnungsfähigkeit absprechen. Frisch geframt weiß dann der brave Bürger, was er von solchen Meinungsbeiträgern zu halten hat: Dieter Bohlen darf dann zwar mit Kettner Edelmetalle sprechen und seine Sicht auf die Lage darlegen, aber den Leuten ist klarzumachen, dass hier nur einer spricht, der nicht vorher in den Stand versetzt wurde, wirklich und wahrhaftig von der großen Sache der Demokratie zu sprechen – so wie all jene Gelehrten, die sich von Nichtregierungsorganisationen einen Teil des Geldes wehrloser Steuerzahler abzweigen lassen.. Diese seien die wirklichen Eingeweihten, ja die Hohenpriester des Demokratischen – nur sie wüssten, wie die Dinge zu betrachten seien. Die anderen stochern im Dunkeln, sind Stümper. Ihre Interpretation der systemischen Abläufe sind laienhaftes Geschwätz und nicht erhabene Analysen, wie man sie nur bei den Experten »unserer Demokratie« finden kann.
Alle anderen sind Stümper und Scharlatane
Dieses Label »unserer Demokratie« ist schonungslos ehrlich. Es macht mittels Possessivpronomen sichtbar, wem das System gehört oder gehören sollte: Mainstreamdeutschland – dem selbsterklärten hellen Teil des Landes, der sofort vom Sofa kriecht, wenn die nationale Einheitsfront der NGOs aufruft, auf den Straßen Plakate hochzuhalten. Die, die sich von solchen Organisationen aufrütteln lassen, gehört »deren Demokratie« auch ein kleines Stück weit. Aber nur solange sie den Parolen und Losungen widerwortlos folgen. Tun sie das an einer Stelle nicht, gehen sie zum Beispiel in der Frage der no borders, der nationalstaatlichen Auflösung durch Grenzenlosigkeit, nicht in vollem Umfang mit, sind auch sie nicht mehr Teil »deren Demokratie«. Dann kann es schnell passieren, dass sie zu Dunkeldeutschland gezählt werden: Zur AfD, diversen Leugnern, zum BSW, zu den Kriegsgegnern, den Ungeimpften, zu Dieter Bohlen, Dieter Nuhr, Dieter Hallervorden und anderen Leuten, die nicht Dieter heißen und sich anmaßen, etwas über Staat, Gesellschaft und Demokratie zum Besten zu geben, ohne dafür ausreichende Kenntnisse zu besitzen.
Die demokratische Grundidee wäre – wenn es sie tatsächlich irgendwo gäbe – so grandios simpel: Jeder Mensch hat eine Stimme und ist damit Teil des Souveräns. Dass Demokratie eine hochdiffizile Angelegenheit sein soll, die nur von Menschen verstanden und begangen werden kann, die sich irgendeine Expertise erworben haben sollen, ist völlig abwegig. Schlimmer noch: Es stellt den Versuch dar, die Grundidee, wonach Demokratie ein System für alle und jeden sein sollte, zu pervertieren und sie stattdessen zu einem Elitenprojekt zu erheben. Das war Demokratie im Westen freilich immer: Die Eliten der vordemokratischen Zeit begriffen schnell, wie sie das System für sich nutzen konnten. Exemplarisch hat das Giuseppe Tomasi di Lampedusa in seinem Roman »Der Leopard« dem alten Fürsten in den Mund gelegt: Der Aristokrat schaute gelassen auf das drohende Risorgimento, die Nationalverstaatlichung Italiens, das den alten Ständecharakter Siziliens durch eine Demokratie ersetzen sollte und meinte: »Es muss sich alles ändern, damit alles so bleiben kann, wie es ist.« Die Eliten verinnerlichten diese Erkenntnis schnell, sie wurden oberflächlich zu Demokraten und machten weiter wie eh und je.
Heute aber gesellen sich von Steuergeldern und global investierenden Mäzenen fremdfinanzierte Organisationen in den Mittelpunkt des Geschehens und wollen dieses System abermals zu einem Elitenprojekt nach ihren Vorstellungen formen. Zu diesem Zweck haben sie sich selbst zu Fachleuten ernannt, die die Demokratie lesen und deuten können, wie einst nur Priester den Lauf der Sterne. Diese »Expertise« war es in fernen Zeiten, mit der die Religion und die Schaffung eines neuen Standes – der Priester – ihren Anfang nahmen. Eine Kaste von Interpretationsingenieuren prägte sich heraus, die Transzendenz bewerkstelligte und sich so einen bequemen Platz in der Gesellschaft sicherte. Die vermeintlichen Fachleute »unserer Demokratie« ähneln diesen Sternendeutern von früher ungemein. Natürlich konnte damals auch der am Pyramidenbau beteiligte Ägypter nachts zum Himmel blicken und sich seine Gedanken zum Sternenbild machen. Aber seine Beobachtungen galten als tapsige Laienversuche, die man milde belächeln oder eben rüde abkanzeln konnte. Die Fachleute aus dem Zivilgesellschaftsbusiness handhaben es ganz ähnlich. Sie streben die Exklusivität der Deutungshoheit an und erklären, dass nur sie die Demokratie – für sie: »unsere Demokratie« – begreifen. Alle anderen sind Stümper und Scharlatane und sollen sich lieber am Pyramidenbau beteiligen.
Dieser Artikel erschien erstmals bei Manova.
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Nochmal für alle!
Es hat niemals eine Demokratie gegeben nirgendwo auf der Welt!
Und die mit KI gebildeten Bilder würde ich auch unterlassen, allein schon wegen der Haltung, aus rein ethischen Gründen.
Das ist genau so wie an der Kasse Bargeldlos zu zahlen.
Mann muss den Widerstand auch Leben ™1974 und nicht nur propagieren.
++++
so ist es.
………… ich weiß, wie DEHMOKRATIE geht, hier ist meine Kontonummer : DÄ08 7721 4367 7089 10 …. auch kleine Beiträge machen frei …..
RDL macht sich hier offensichtlich der Selbstzensur schuldig, da er das schlimmste Vergehen von D. Bohlen unterschlägt:
Die Töne (sarkastisch auch Musik genannt), die Herr Bohlen gewinnbringend produzierte.
Scherz beiseite…
Jeder Wahlberechtigte kann und sollte sich zur Politik der gewählten Vertreter äußern, wenn er möchte.
Aber nicht jede Reaktion von „sogenannten Demokratiewächtern“ (aka. Reflexamöben) muss kommentiert zu werden.
Ende.
Es ist peinlich, das gerade Leute wie Bohlen, aber auch Nena, die Demokratie Kicher 😉 hochhalten müssen, während die Intellektuellen sich im Opportunismus suhlen.
»Peinlich« trifft es.
Und einerseits, wenn man innerhalb des Systems denkt, muss man diesen Entertainern tatsächlich dankbar sein, dass sie sich so prominent äußern.
Andererseits warte ich darauf, dass endlich ein Scheinwerfer herunter fällt und ich mit Sicherheit weiß, dass ich die Hauptrolle in meiner eigenen Truman-Show bin…
Ein Fachmann sagt dazu (https://overton-magazin.de/kommentar/politik-kommentar/hohepriester-der-demokratie/#comment-322627):
Demokratie, also Volksherrschaft, wo also das Volk bestimmt, wie das verdiente Geld, der erwirtschaftete Reichtum zu verwenden ist. Und noch besser: wie er zu erwirtschaften ist – also im Privateigentum, in Genossenschaften, in LPGs. Na klingelt’s? Das hatten wir schon mal? Hieß DDR? Nicht ganz. Zwar ist es richtig, dass die DDR dem Ziel einer humanen Gesellschaft auf deutschem Boden so nahe gekommen war, wie noch nie in unserer Geschichte, aber sie war auch noch ganz schön weit davon entfernt. Doch man hat sie ja auch nicht wirklich in Ruhe ausprobieren lassen , oder?
Wer will da über die alten Kämpfer des Antifaschistischen Widerstands rechten von uns? – etwa (ach nein, ich nenne jetzt lieber keine Namen).
Und natürlich bekommt man sie nicht umsonst, die Demokratie – und ja, sehr gerne verwandelt sie sich in eine Autokratie, wenn man nicht aufpasst als Staatsbürger; dann wird man ruckzuck über den Tisch, über den Teppich gezogen, in den See geworfen und auch unter Wasser gedrückt. Hört hört!
Das ist Demokratie: Die Athener Republik im 4. Jahrhundert (Perikles usw., schon vergessen?) v.u.Z., manche Stadtstaaten der Renaissance, die Schweiz, auch im einzelnen interessant, z.B. die Geschichte des Stadtkantons Genf, die Französische Revolution und die kurze Zeit bis Napoleon, die sowjetische Revolution und die Sowjetunion, die chinesische und viele andere Beispiele (in Deutschland: die Bauernkriege, die Zeit um 1848, die Weimarer Republik) mehr. Lest die Geschichte – Bürger (und auch Bürgerinnen, denn die Freiheit führt das Volk!) – und vor allem: gebt nicht auf!
Quod licet Iovi, non licet bovi.
Harald Schmidt, Thomas Gottschalk und jetzt auch noch der Dieter Bohlen.
Aber eben auch nur mit gebremsten Schaum.
Zu den aberkannten Ehrungen:
Man sollte verinnerlichen, dass jegliche Ehrungen und Preise an sich Propaganda und Politik sind, auch für Bereiche, die mit Politik eigentlich nichts zu tun haben, also kulturelle Preise, Musik, Literatur z.B..
Dahingehend werden Ehrungen, je nach politischer Verkommenheit der aktuell Ehrenden, natürlich auch zurückgenommen, schließlich gab es ja eine Zeitenwende. Was böse war, ist nun gut und umgekehrt. Das betrifft, wie allgemein bekannt ist und auch von der ehemaligen Außenbarbie (das ist die, die nun durch „demokratische“ Seilschaften die UN-Vollversammlung mit ihrem Denglisch leiten darf) benannt wurde, auch Hakenkreuze als Tätowierungen bei unseren banderistischen Freiheitskämpfern.
Ich warte nur noch auf den Tag, an dem z.B. Herrn Gorbatschow der Friedensnobelpreis aberkannt wird und Willy Brandt aus der SPD-Geschichte verschwindet, einschließlich der nach ihm benannten Immobilien und Straßen.
Ein schwacher Trost bleibt, nach 1945 war dann erst mal alles wieder anders, und dieses Jahr scheint sich demnächst zu wiederholen.
[+++]
Herrn Gorbatschow der Friedensnobelpreis aberkannt wird- warum? Er hat doch den Kommunismus besiegt.
Welche Demokratie soll das sein? Der Faschismus der als „unsere Demokratie“ bezeichnet wird, inklusive Wahlfälschungen? Darauf kann wohl jeder Bürger prima verzichten, diesen Faschismus kann man doch einfach als Faschismus bezeichnen. Jedenfalls kann man dieses korrupte, Rechtsfreie Deutschland wohl kaum als demokratischen Staat bezeichnet wenn man tatsächlich Demokratie meint.
Deutschland ist ein klassischer Faschistischer Staat nach der Lehre eines gewissen Benito Mussolini.
Faschismus, das ist die Einheit von Staat und Kapital!
Besagter Beniti Mussolini.
Was Deutschland nicht hat: Einen Rechtsstaat, freie Medien, keine Zensur, ein Grundgesetz welches tatsächlich gilt, eine politische Klasse die nicht korrupt bis auf die Knochen ist, eine Verwaltung deren Spitzen nicht nach dem Parteibuch und ansonsten völliger Unfähigkeit besetzt sind. Und noch viel mehr dieser Dinge die es in Deutschland nicht gibt.
Steht im Artikel irgendwo, was Dieter Bohlen gesagt hat?
Ganz oben.
Zweiter Satz.
„Spricht der doch wirklich von Demokratie und Brandmauer, von den Sorgen, die er sich um sein Heimatland macht – und von Russland, das als Partner Deutschlands wünschenswert wäre“
Tja, die Globalisten wollen ja auch gerne eine Weltregierung, die von „Experten“ geleitet wird. Man braucht sich über deren Ansätze also nicht allzu sehr wundern.
Trotzdem ein sehr schöner Artikel, Herr De Lapuente, danke!
WOKE fehlt, Herr Lapuente.
Nazi ‒ check
NGO ‒ check
Unseredemokratie ‒ check
„Wer sei er (Bohlen, d. Verf.) eigentlich, dass er glaube, sich auf so eine verwegene Art und Weise äußern zu dürfen?“
Fragte ich mich vor 4 Jahren schon, als Dietääär (unter vielen anderen auch mit Tausenden seiner Kollegen aus der Schaubranje) die Zögerlichen im Nationalen Verteidigungskrieg gegen „die Seuche“ mahnte, sich gefälligst endlich „imprfen“ und „boostern“ zu lassen:
„Lasst euch gegen Corona impfen – und lasst in der Politik Experten ran!“
Schöner hätte es damals auch die TAZ oder der „Gegenstandpunkt“ nicht titeln können.
https://www.berliner-kurier.de/show/dieter-bohlen-ruft-zur-impfung-gegen-corona-auf-und-aetzt-gegen-die-bundespolitik-li.197020
Hier gibt es immerhin 9 Zitate Dieter Bohlens aus dem Interview für Interessierte:
https://www.kettner-edelmetalle.de/wissen/dieter-bohlen-interview
.
Wie schwer das Leben für ihn und seinesgleichen hier geworden ist belegt der Titan überzeugend und souverän.
Mein Lieblingszitat und wahrlich ein echter Bohlen, mindestens 100 Schwachkopf-Punkte:
„Wenn ich hier ankomme, Hamburger Flughafen – in Dubai kommst du da an, boom, da steht der Koffer, bevor du überhaupt einen Fuß in den Flughafen setzt. In Hamburg warte ich eine halbe Stunde auf meinen Koffer.“
Ja, die Werbung für Dubai hat er geschickt untergebracht. Die zahlen auch mehr als die Lamettabude.
Für die nächsten 10 Jahre habe ich heute genug Zitate von Herrn B. gelesen. Bitte nicht noch eines…😉
„Der Nationalsozialismus galt als singulär in der deutschen Geschichte – …“
Und nun erleben wir – er war es nicht. Die Verbreitung des Glaubens an die Singularität sollte die Geschichte vernebeln. Jetzt erkennen wir, den Geist des Faschismus kann man nicht an den Galgen hängen. Er schafft es wieder zu kommen und zu sagen – ich bin der Antifaschismus.
Mal ein längeres Zitat, weil’s so schön passt:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude![2] Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Theil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen [482] (naturaliter majorennes), dennoch gerne Zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt der für mich die Diät beurtheilt, u. s. w. so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nöthig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Theil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben, und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften; so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemahl Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern, und schrekt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab.“
Quelle: Erübrigt sich hoffentlich…
Und weil es so gut passt etwas von Schiller : „Wir müssen uns nach einer Klasse von Menschen umsehen, welche, ohne zu arbeiten, tätig ist und idealisieren kann, ohne zu schwärmen, welche alle Realitäten des Lebens mit den wenigst-möglichen Schranken desselben in sich vereinigt und vom Strom der Begebenheiten getragen wird, ohne der Raub desselben zu werden. Nur eine solche Klasse kann das schöne Ganze menschlicher Natur, welches durch jede Arbeit augenblicklich und durch ein arbeitendes Leben anhaltend zerstört wird, aufbewahren und in allem, was rein menschlich ist, durch ihre Gefühle dem allgemeinen Urteil Gesetze geben“.
Ja, war ja klar……
Wo ich letzns in meine Kneipe am sitzn wah, da sacht de Ärwinn, wat mein Kumpel iss, bei mich, hömma, sachta, hasse datt von demm Dida Boohlen gehöört, weisse doch, der früa mit den langhaarigen sonne Scheisse am singn wah, un dann späda da voll die Kazapität am markiern, mann, kennse doch, Suppastah, da wah der do da die Obbapriemel, na, weisse doch, na der Aasch da, der wo da voll die Leute am fertich machn wah, na, gezz weisse wiedda, ne?
Jau, genau der Freia, der wo bei die Pamdemie imma am zetan wah, wennse keine Impfung am habn was.
Ich mein, mir hatta gezz nich gemeint, ne,
weil, singn tu ich nich un von meine Doktöse hab ich mich da fünf odda sechs Mah den Buster da rein knalln lassen, also ich hatt da mitt Koronna eh nix am Hut.
Un gezz kommta da rübba un will uns da watt übba Polletikk ährzähln, also weisse, der hatt do woll schonn genuch Kacke gelabbert in sein Lebn…datt solla doch dann ma ächt die Leute übbalassn, die da watt von am Vastehn sinn, näh?
Da muss Dich do nua die Eckspertn da ma anhörn, da bei den Lanz, die wissn do watt Sache iss, sinn do alle so am erzähln, wo de am hinhörn biss, opp inne Taagesschau, odda bei Heute, datt wenn wa uns gezz nich am Riem reißn, dann hasse den Iwan razzfazz bei uns an Rhein-Härne-Kanaal stehn.
Ich sach au mein Änkel, datta ruich ma zum Barras kann, mich hatt datt au nich geschaadett, Dich valleicht?
Nee, ne, sisse, sach ich doch, aussadem lernta da ma datt saufn, iss mich doch peinlich, wenna nahm drittn Pills schonn blau iss, abba saufn willa nich, am Ball hatta zwei linkke Füüße un seine Pärle iss au no sonne bebrillte dürre Hippe, wo den Jungn imma mit am nehm iss, nach so Friednsdemmos, datt hälste ächt nich aus. Da laaban die sonne Scheisse, Friedn inne Ukreine un so, anstatt datt se froh sinn, datt die führ unns den Aasch hinhalten, weil, da hatt de Klingelbeil vonne EsPäDe au letzns ärst gesacht, datt, wenn die erss ma platt sinn, dann lecht der Iwan ärst ma richtich los!
Na, wennse Dich dann die Jungs von heute so am bekukken biss, dann hasse da so Fettklöppse, die iahn Wanst no nich ma übba ne Eskalladierwand am kriegn sinn,
odda hasse so Hungahaaken wie mein Änkel, die beide Knarre sowieso nich wissn, wo voane un hintn iss.
Da gewinnste au kein Kriech mitt!
Da einzich gute iss, datt se alle den Boohln Scheisse findn!
Was du aber auch für Leute kennst… Aber sehr schön, vielen Dank!
Das meiste ist da gar nicht ausgedacht, in verbliebenen Kneipen, wo alte echte Ruhrpottler noch zu finden sind, unser aussterbender Dialekt noch gesprochen wird, hört sich das wirklich so an!
Da ist tatsächlich viel O-Ton dabei!
So ist die Mehrheit, egal welche Sprache se am Labern is…
Stimmt!
Was ich nicht verstehe und was auch in diesem Artikel leider nicht thematisiert wird: Wo bleiben in der Debatte um die Demokratie die Demokratietheorien? Das ist uralte Geistesgeschichte, liebe Leute! Jaja, ist schon klar, das klingt akademisch, hochnäsig, nach dem (pöbelhaften) Motto: Ach, der feine Herr Professor äußert Wünsche…
Aber genau das ist der faszinierende intellektuelle Knackpunkt an der Sache, nämlich die Frage, ob tatsächlich jedes menschliches Wesen – oder zumindest jeder Wähler – überhaupt geistig dazu in der Lage ist, eine Wahl zu treffen. Und weiter: Soll er allein seinen Interessen folgen, also das wählen, was für ihn am besten ist, oder soll er sich lieber nach dem Gemeinwohl orientieren, gibt es dazwischen überhaupt eine Trennung, oder auch: woher weiß er denn, was am besten für ihn ist usw.
In jeder Talkshow, in welcher mal wieder die Gefährdung der Demokratie heraufbeschworen wird, könnte der feine Herr Professor den Pöbel fragen – ja, was ist das denn eigentlich, die Demokratie? Oder besser: Was sind die wesentlichen Merkmale einer Demokratie, wie sie sich in den letzten Jahrhunderten herausgebildet hat? Wie viel Prozenten der Befragten könnten darauf spontan eine adäquate, halbwegs vollständige Antwort geben? Stattdessen wird der Demokratie-Begriff mal wieder emotionalisiert – in dieser Geschmacksrichtung kommt er mit positiven Konnotationen, einem diffusen „Gut und Richtig“ daher. Dabei ist Demokratie erst einmal eine bestimmte Organisation von Herrschaft, die gewissen Spielregeln folgen sollte, nicht mehr und nicht weniger.
„ist schon klar, das klingt akademisch, hochnäsig, nach dem (pöbelhaften) Motto: Ach, der feine Herr Professor äußert Wünsche…“
ja vermisse ich auch… habe ich viel lernen können damals aus solch Art disputen…
Voraussetzung für Debatten sind da zum einen die Inforationen, die neutral und umfänglich jedem Wähler leicht zugänglich gemacht werden müssen (müssten), damit ein Sachverhalt überhaupt beurteilt werden kann. Das findet nicht statt, es wird verkürzt, vernebelt oder glatt gelogen.
Zum anderen gibt es eine Schulpflicht und da findet die Bildung des zukünftigen Wählers statt, die in der Gegenwart eher als Verformung oder Beschränkung bezeichnet werden muss.
Diese Frage so zu stellen, ist doch schon ein gutes Beispiel für Verformung, denn da jeder wollende Wähler ein Teil eines Gemeinwesens ist (sein sollte), liegt es in seinem eigenen Interesse, sich an »dem Gemeinwohl [zu] orientieren«, denn damit nutzt er sich selbst.
Das liberale Credo »wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht«, ist nun nicht ganz so neu und wird durch die perverse Konditionierung zum uneingeschränkten Konkurrenzdenken bis ins kleinste und private oder auch „Die Ausweitung der Kampfzone“ weiter voran getrieben.
Somit findet eine Emotionalisierung nicht auf der Ebene „ich habe etwas verstanden und an etwas partizipiert und fühle mich gut dabei“ statt, sondern wird über den verordneten Glauben an ein sakrosanktes Demokratie-Märchen („frag nicht Kleiner, du bist kein Experte/Priester“) konstruiert, wobei der oder das notwendige Böse alle anderen und überall ist; das wird dann nur noch angesungen oder angeschrien, um sich irgendwie zu erleichtern, und fertig ist die Show.
Zweifellos ist es richtig, dass sich vermutlich nur 5% bis 20% der Bevölkerung demokratietheoretisch qualifiziert äußern können. Dennoch gilt m.E. für alle nahezu 100%, dass sie ein sehr feines Gespür dafür haben, wann sie verarscht werden, und dass ihr Votum darum unbedingt gelten muss!
Ich halte Volksherrschaft (sprich: Demokratie) statt Elitenherrschaft (durch z.B. Pseudodemokratie) für den einzig zielführenden Weg, um Angriffskriege einzudämmen. Ist das sicher? Nein, natürlich nicht. Aber es erschwert ihn. Und es bedarf flankierender Maßnahmen, zum Beispiel einer wirklich unabhängigen öff.-rechtl. Presse in Konkurrenz zur Milliardärspresse, die ich bevorzugt in den Händen von Genossenschaften sehen würde.
Just my 2 Cent.
Wieder ein brillanter Artikel von Herrn De Lapuente!
Formulierungen, die im Gedächtnis haften bleiben:
„Es ist schon erstaunlich, wie jene Massenpsychose, die reflexhaft jeden kritischen Geist sofort zu »nazifizieren« trachtet, alles abräumt, was vorher in der Erinnerungskultur von Bedeutung war.“
und
„Dieses Label »unserer Demokratie« ist schonungslos ehrlich. Es macht mittels Possessivpronomen sichtbar, wem das System gehört oder gehören sollte.“
—
Ich möchte einmal die These aufstellen, dass die Vertreter von „Unsere Demokratie“ sich des Widersinnes und des Anmaßenden ihrer Sichtweise nicht oder nur wenig bewusst sind. Das dürfte insbesondere die jüngeren Vertreter betreffen, also jene, die unter 40 Jahre alt sind. Sie kennen gar nichts anderes mehr!
Der Grund liegt m.E. darin, dass diese Kreise schon allzu lange und auch viel zu viel vom gefährlichen Geist der Habermann´schen Ideologie verinnerlicht haben – nämlich der höheren Berechtigung der bessermoralischen Kreise in der „Zivilgesellschaft“, die von der Überlegenheit ihrer angeblich höheren Moral zutiefst durchdrungen und überzeugt sind und „Demokratie“ überhaupt nur noch in dem Sinne denken und akzeptieren kann, dass sie vom eigenen Morallager praktiziert wird.
Anders gesagt: Die Ersetzung der Demokratie durch die Moralherrschaft einer selbsternannten geistigen Elite.
Da sich der Prozess schleichend vollzieht, wird er von vielen nicht ausreichend wahrgenommen.
Dass das Neue aber exakt KEINE Demokratie ist, das können die einen in ihrer Hypermoral nicht erkennen und die anderen können es zwar erkennen, doch sehen sie in ihrer selbstverliebten Überheblichkeit darin kein Problem, sondern halten das Vorgehen wirklich für gerechtfertigt.
—
Die traurige Pointe liegt nun darin, dass gerade jene links stehenden Kreise um Habermas u.a., die wirklich zutiefst davon überzeugt waren und sind, für das Richtige und Gute einzustehen, genau jene Strukturen abräumen und zerstören, die eigentlich der Macht der Reichen und Superreichen einen Widerstand entgegensetzen sollte und vielleicht auch etwas(!) gekonnt hätte.
Anders gesagt: Jene hypermoralischen Kreise ebenen in ihrer selbstverliebten Verblendung defacto gerade jenen den Weg, die mit Demokratie noch weniger am Hut haben dürften …
—
Zu jener Unart, verstorbenen Schauspielern posthum die Ehrung abzuerkennen,
fallen einem natürlich nicht nur historische Versuche hinsichtlich einer „damnatio memoriae“ ein,
https://de.wikipedia.org/wiki/Damnatio_memoriae
sondern auch Botho Strauß´ hellsichtiges Wort von der „Totalherrschaft der Gegenwart“ (1993 im „Bocksgesang“).
Eine Totalherrschaft der Gegenwart hat aber immer etwas Totalitäres an sich, weil das Gewordensein der Dinge und die Andersartigkeit selbst der nahen Vergangenheit mit ihren etwas anderen Maßstäben ausradiert werden sollen.
Feinde der Freiheit!
Mit Verlaub, vergessen Sie’s!
Dieses „Unbewusste“ bzw. „Nichtwissen“ zieht sich durch alle Generationen, alle Bildungsstände (so man es denn so nennen möchte) und vor allem(!) durch alle Klassen. Die systemimmanente Konditionierung – geleistet durch das Bildungswesen, die mediale Begleitmusik, die Ikonografie des individuellen Erfolges – zu „jeder gegen jeden“ sieht im Gegenüber immer einen Gegner und nicht eine Möglichkeit. Deswegen wird jede, das Individuum betreffende Veränderung als Einschränkung, als Angriff wahrgenommen, denn „Ich“ ist der Maßstab in einer »marktkonformen Demokratie«; eigentlich unnötig zu erwähnen, hier ist der „Markt“ nicht Ort des Austausches, sondern Arena, Kampfplatz, Schlachtfeld, ein Ort des Kriegens.
Die Aufmerksamkeit der Demokratie-Masse richtet sich (oder wird gerichtet) hauptsächlich auf die erfolgreichen und selbstevozierenden Schreihälse, nicht auf die leiseren und vernünftigeren Stimmen, die es in jedem Alter gibt. Hinzu kommt als negatives Korrektiv ein unterschwelliger und nie abwesend gewesener Dünkel (die Uniform), der sich in allen Klassen und und Altersgruppen findet und immer schamloser gezeigt wird. Eine prominente bzw. notorische Vertreterin des Dünkels ist Frau vdL, aber auch ein Gerhard Schröder, als selbstverliebter Darsteller des Malochers, der es verdient hat, als »Genosse der Bosse« mit Bier, Bratwurst und Anzug (Uniform) jeden oberflächlichen, symbolischen Schrott in sich zu vereinen.
Vermutlich hätte Habermas den gegenwärtigen „Demokratiewächtern“ einiges unangenehme zu sagen. Und Botho Strauß als eine der (meistens) leiseren und kritischeren Stimmen einer Kultur-Elite ist auch fast verschwunden und vielleicht nur noch Dekoration des „Bildungs-Dünkels“…
Das sehe ich auch so und denke, eine Umkehrung wäre ähnlich langsam und schleichend und vor allem sehr, sehr anstrengend.
Ja, und damit das so bleibt, werden noch dazu Gruppen auf Gruppen gehetzt. Z.B. Leute aus arabischen Ländern hergeholt, mit denen die Hiergeborenen niemals im gleichen Boot sitzen möchten.