
Dieser Tage heißt es oft, dass die Grünen sich selbst verraten hätten. Aus einer linken Partei seien Erzreaktionäre geworden. Stimmt das so? Nur bedingt, die Grünen stammen nur bedingt aus dem linken Lager.
Dieser Tage scheint eines ja ganz deutlich zu werden: Das linke Projekt der Grünen ist jetzt endgültig im Eimer. Man hat das ja schon lange vermutet, ja auch an politischen Entscheidungen oder Unterlassungen erkennen können, aber nun, da Anton Hofreiter durch die Talkshows tingelt und mehr und stärkere, durchschlagendere Waffen für die Ukraine fordert oder Annalena Baerbock selbst kürzester feiertagsbedingter Waffenruhen eine Abfuhr erteilt, kann man wirklich nicht mehr leugnen, dass die Grünen ihre Wurzeln aufgegeben haben.
Die Grünen sind also nicht mehr links. Ach ja? Man darf den Grünen jetzt bitte nur nicht unterstellen, wie es so viel Entrüstete im Lande nun tun, sie hätten einen gravierenden Selbstverrat begangen. Denn so richtig links waren sie nie. Sie speisten sich ja aus vielen politischen Strömungen. Linke waren freilich auch darunter. Deutungshoheit hatten die aber selten.
Wer war noch gleich Herbert Gruhl?
So einfach ist die Angelegenheit nicht: Die Grünen sind nie als spezifisch linkes Projekt ins Leben gerufen worden. In Zeiten der Parteigründung fanden sich Menschen verschiedener sozialer Herkünfte zusammen, um Ökologie und Pazifismus in die Parteienlandschaft zu tragen. Da gab es (ehemalige) K-Gruppen-Leute ebenso, wie Menschen, die die Natur gottesfürchtig als »die Schöpfung« bezeichneten. Erinnert sich heute eigentlich noch jemand an Herbert Gruhl, den Konservativen, der in der Anfangszeit eines der besonders präsenten Gesichter dieser neuen Partei war?
Progressive und Konservative gaben sich damals die Klinke in die Hand. Übrigens auch Leute, die eher aus dem völkischen Spektrum stammten. Rechtsextreme versuchten kurzfristig auch mal Fuß zu fassen. Der rechte Flügel verabschiedete sich aber schon recht früh wieder, ihm war nicht ganz geheuer, mit etwaigen Leuten zusammenzusitzen, die man mit Linken verwechseln könnte.
Die eher Konservativen, die Schöpfungsbewahrer mit christlichem Weltbild und bürgerlicher Wertevorstellung, Leute wie Winfried Kretschmann zum Beispiel, blieben aber der Partei erhalten und prägten deren Image mit. Der Streit zwischen ökosozialistischen Linken und allen anderen Fraktionen in der Partei, die man unter dem Label »Realos« erfasste, sollte noch ein Weilchen auf sich warten lassen.
Erst Anfang der Neunzigerjahre wichen die Fundis dann den Realos. Schon in den Achtzigerjahren wurden die Ökosozialisten jedoch bedrängt von Karrieristen, den Spontis um Joschka Fischer nämlich. Die waren nicht links, nicht rechts, sondern wollten nach vorne, wie Matthias Rude in seinem aktuellen Buch »Die Grünen. Von der Protestpartei zum Kriegsakteur« skizziert.
Typisch linker Fluchtinstinkt
Die Mär will es allerdings, dass ab 1991 die Grünen anfingen, ihr linkes Erbe zu verraten. Das war, als die Ökosozialisten aus der Partei austraten. Dieses linke Erbe war aber nur eines von vielen. Stets schwangen im grünen Protest auch christliche Motive mit. Es gab Stimmen, die den großen Umsturz wollten, aber auch solche, die Reformen für machbar hielten. Man fand auch grüne Gründungsmitglieder, die eben nicht der Ansicht waren, dass Schwangerschaftsabbruch eine Entscheidung sei, die man einfach mal so treffen sollte; die zudem kein Problem mit den kapitalistischen Strukturen und Hierarchien hatten. All diese Leute gehören mindestens so zum grünen Erbe wie auch die Parteilinken.
Ja, selbst NATO-Befürworter waren gar nicht mal so isoliert. Mit dem Ende der DDR bekamen die noch mehr Oberwasser, schnell stimmte man der Osterweiterung der NATO zu, immer mit den sprichwörtlichen vermeintlichen Bauchschmerzen, die solche Entscheidungen nach sich zogen. Die Partei gehörte den Karrieristen. Vermutlich viel früher, als es die Chronik der Grünen simuliert. Nach den Konservativen, die die Partei mitgründeten, übernahmen die Leute, die Karriere machen wollten und Pöstchen anstrebten. Die Linken turnten eine Weile nebenbei mit, sie waren aber nie die Partei.
Zwar beschreibt Jutta Ditfurth, Mitbegründerin der Grünen, diese Abläufe und Diversität auch in ihrem Buch »Das waren die Grünen«, aber am Ende destillierte sie ein Parteibild, das kaum haltbar ist. Sie stellte es nämlich so dar: Die Grünen waren immer links, bis sie sich selbst verraten haben. Dann ging Ditfurth raus aus den Grünen. Und weil sie raus war, war die Partei schlagartig nicht mehr links. Der typisch linke Fluchtinstinkt halt: Was hätte es gegeben, wenn sie dennoch geblieben wäre als Stachel im karrieristischen Fleisch? Hätte das die Partei heute differenzierter gemacht? Oder würde heute zu lesen sein, dass auch Frau Ditfurth für Waffenlieferungen wäre?
Diese Vorstellung von den Grünen hat sich etabliert. Unterstützt wurde die These ja auch von der öffentlichen Wahrnehmung ganz generell − und von den anfänglichen Ökovölkischen um Springmann und Gruhl, für die die Partei irgendwie zu links war.
Grüne Grundtugend: Beliebigkeit
Die Partei war von ihrer Anlage her immer nach allen Seiten offen. Im Grunde wie jede neue Partei, die sich formiert. Ähnlich ist es ja auch innerhalb der AfD gewesen. Sie war in den ersten Jahren durchaus Tummelplatz für Menschen verschiedener Auffassungen und Ansichten. Vor Jahren bei den Piraten war es ähnlich: Auch sie galten als links, obgleich sie verschiedene Denkrichtungen anzogen. So gab es Markt- und Neoliberale, die das FDP-Programm als vorbildliche Richtschnur nahmen; Computerleute, die rein am Ursprung der Piraten klebten; es gab sozial Gesonnene, aber auch Leute aus dem rechten Milieu. Zudem Umweltschützer, denen die Grünen zu sehr Establishment geworden waren − und Esoteriker, Spinner und Kommunarden, die die Piraten als anarchistischen Flügel bereichern wollten. Und natürlich gab es auch Verbitterte und Karrieristen, die auf Veränderung oder Posten hofften.
Dass die Grünen irgendwann sichtbar im konservativen oder gar reaktionären Lager angelangt sein würden, war freilich nicht vorprogrammiert, aber zumindest nie ausgeschlossen. Denn die Grünen waren niemals eine geschlossene ökosozialistische und damit linke Plattform, die dann dummerweise überrannt wurde.
Menschen verschiedener Denkrichtungen hatten am Anfang durchaus ein gemeinsames Ziel, schwammig formuliert: Eine bessere Welt – aber bei den Idealen und Wertevorstellungen lagen zwischen den Mitgliedern des Anfangs Welten.
Dieser Tage liest man viel von dieser Ditfurth-Mär, wonach das linke Projekt der Grünen gekapert wurde. Dabei ist es nur wenigen bewusst, dass sie ihre Bedenken zu den heutigen Grünen, ganz besonders auf Frau Ditfurths Deutungshoheit bei der Analyse grüner Angelegenheiten gründen. Sie beschrieb ja im Titel ihres Buches, dass das die Grünen waren. Aber die Grünen waren nicht nur das – sie waren auch was anderes. Sie waren offen für alles. Ihre heute ausgelebte Beliebigkeit ist eine historische Konsequenz, Erzeugnis eines Prozesses, in dem viele soziale Gruppen mitgewirkt haben. Die Grünen waren ein beliebiges Projekt: Bis zu einem gewissen Punkt. Und an diesem Punkt sind sie jetzt. Und rücken nicht mehr ab von ihm.
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Die Grünen sind ein Produkt der kleinkarriert-spiesigen Mittelschicht,der Mitläufer und Mittäter.
Ihr Opportunismus,hat nur ein Ziel:den Reichen und Mächtigen zu Diensten zu sein.Damit möglichst viel vom Futtertrog,den die“Deplorables “stetig füllen,für sie abfällt.
LECHTS /RINKS sind nur leere Schlagworte,ohne jeden Inhalt.Das dient nur zur Verschleierung er wahren Ziele.Mit zu den Parasiten zu zählen und möglichst hohe Leistungslose
Einkommen zu erzielen.
Baldur Springmann, Pädophile/Hebephilie Männchen und Weibchen sind auch noch Gründungsmythos der Grünen!
Und Korruption ist deren einzige “Idiotologie”
Sehr schön, dass die Seite mal beleuchtet wird. Allerdings ist mir da zuviel Ditfurt, die macht auch lediglich Wind, damit ihre Bücher verkaufen.
Was unterbelichtet ist, sind die ganzen KBWler, KB nord usw. waren in den radikalen Linken schon aus der von Mittelschicht. Die haben da schon mit draufhauen nach “vorne” gewollt und haben das mit in die Grünen genommen.
Es war ja bei den Grünen zu Anfang recht interessant. Die Kelly mit Ihrem General waren schon zukunftsweisend. ABER alle die, die auf Versammlungen was sagen wollten, das, weil es sie gibt, war schön öde.
Der Niedergang war festgelegt als es um Wahlteilnahme ging. Damit werden Menschen heute noch gefangen. Das die Mächtigen mit dem Grundgesetz machen können, was sie wollen, ist seit Corona klar. Allen voran die Grünen.
Es wäre doch einmal gut zu wissen, was deren politisches Ziel ist und wie dahin.
Ich befürchte, es gibt kein Programm außer der beschriebenen Karrierelinie. Denn dabei stört jede Programmatik nur und fällt den typischen Karrieristen irgendwann auf die Füße.
„Was unterbelichtet ist, sind die ganzen KBWler, KB nord usw. waren in den radikalen Linken schon aus der von Mittelschicht.“
Ja, sicherlich, Mittelschicht. Doch etwas genauer sollte man schon analysieren!
Der KBW hing (insofern maoistisch) der ‚3 Welten Theorie‘ an, die sich zuspitzte in der Verurteilung der Sovietunion als die gefährlichere der 3 Welten, weil sie die aufstrebende Supermacht sei.
Davon haben sich ihre Mitglieder leider nicht erholt, wie man sieht, sind eh. fuehrende Kader des KBW (z.B. Fuecks und Kretchmann) immer noch dabei den Nachfolgestaat der SU als die gefährlichere Macht gegenueber Nato/USA/EU zu brandmarken.
Kann mich noch sehr gut an den in „grünen“ Kreisen beliebten Aufkleber erinnern: „Eine Taube allein’ bringt noch keinen Frieden“.
Setzen die derzeitigen „Grünen“ diesen Spruch nicht konsequent in die Praxis um? Durch Lieferung allerlei hässlicher Tötungsmaschinerie bei gleichzeitiger Verweigerung jeglicher Diplomatie?
Die „Grünen“ haben weiterhin hohe Akzeptanz (siehe aktuell Berlin-Qual / -Wahl). Gemäß ihrer Wählerschaft machen sie somit alles richtig! Warten wir ab, wie sich das alles weiterentwickeln wird.
Wird unter einem durchaus möglichen künftigen Kriegsminister Hofreiter eine „Division Galizien“ in die sogenannte Bundeswehr integriert? Neben dem Mann mit dem Bärtchen würde dies der rüpelhafte Ex-Botschafter vermutlich ganz, ganz toll finden…….
Die olivgrüne Jugend putzt derweil für billige PR-Zwecke die zahlreichen Stolpersteine in diesem Land. Wer putzt die Stolpersteine im Raum Lemberg?
Dass die Grünen alles andere sind, nur nur nicht grün, dürfte jedem denkenden Menschen mittlerweile aufgefallen sein. Fracking, Kohle und Atom statt Röhrengas, ja selbst E-Autos und Windräder sind nicht zweiefelsfrei umweltschonend. Dass sie aber auch nicht links sind, bedarf noch etwas Reife bei den Konsumenten. Wer Leute, die Duschen und Auto fahren verteufelt, sich selbst aber gern in die Lüfte schwingt, hat kein Gespür für die arbeitende Masse. Aber es ist wie bei der Mc Donalds-Werbung, es verbleiben Konsumenten, die sich keinen Kopf machen. Mögen sie über kurz oder lang aus der Parteienlandschaft verschwinden, wegen aufrichtiger Unehrlichkeit.
Ich selbst bin sehr überzeugt, dass sich viele seltsame Symptome in Politik und Medien, die den Einen am gesunden Menschenverstand zweifeln lassen und den Anderen über Verschwörungen oder Gleichschaltung nachdenken lassen, sich mit dem immer weiter ausbreitenden Karrieristentum erklären lässt.
Es gibt heute kaum einen Beruf, der noch aussieht wie vor 40 oder 50 Jahren. Es gibt so viele Helferlein elektrischer, mechanischer und elektronischer Art, dass man einen Beruf heute nicht mehr lieben oder wirklich wollen muss, um ihn irgendwie ausführen zu können.
Das führt dazu, dass bei Einstellungen und Beförderungen über die Jahre nicht mehr berufliche Kriterien im Vordergrund stehen, sondern Softskills – und da sind begabte Karrieristen immer im Vorteil.
Die aktuelle Regierungsriege der Grünen, insbesondere Frau Baerbock, sind dafür herrliche Studienobjekte. Frau Baerbock brachte praktisch nichts mit – und ganz sicher keine diplomatische Begabung – wurde aber nur ganz zu Anfang für ihren improvisierten Lebenslauf ein bisschen veräppelt.
Wie Habeck, liebt sie Markt-Lösungen (die Lieblingslösung der wirtschaftlich Starken) und steht fest auf US/Nato-Seite (die Seite des mächtigsten und in Europa und Deutschland weit dominierendem Imperiums).
Beiden destillieren mit ihrer karrieristischen Herangehensweise daraus Lösungen, die mitunter – zur Zeit bei Frau Baerbock immer wieder zu beobachten – weit über die Kampfeinstellung führender US-Militärs in der Sache Ukraine hinausgehen. Oder bei Habeck die Energiesanktionen (Pipeline-Gas und -Öl), die nicht wenigen heute noch wirtschaftlich starken Marktteilnehmern, das Leben in Europa und insbesondere in Deutschland schwer machen werden.
Damit lässt sich die Wichtigkeitsskala der heutigen Top-Grünen eichen.
Ganz oben US-Interessen. Dann Konzerninteressen (inkl. Kohle, improvisierte LNG-Terminals inkl. Leitung durch Naturschutzgebiet). Dann evtl. noch ein paar Ideen, die derzeit nicht so dominant sind, dass sie über Tagesschau-Gucken offenbar werden. Dann Klima – und zwar in die Richtung, dass Konzernen CO2-Zertifikkate gegeben werden, die die Endkunden, die Konsumenten am Ende bezahlen.
Aber positiv denken ist Pflicht: Alle Befürchtungen aus den 80ern und 90ern, dass die Grünen in die Steinzeit zurück wollen könnten, wurden durch die Karrieristen abgebogen. Und falls die USA die Ukraine fallen lassen, wie zuvor Afghanistan oder die Proxy-Kämpfer in Syrien, und die Chinesen über ihren Handel zu mehr Macht in Europa kommen, werden sie auch schnell ihre anti-chinesische Haltung fahren lassen.
Auf den wahlplakaten outen sich die grünen als links,, Reichtum ist wenn alle Kinder frei von Armut sind,, wollten sie damit die armen Leute zur Wahlurne locken? Oder den Segen der Kirche bekommen? Der Wahre Geist wird somit verschleiert. Lug und Trug nein Danke ich hab schon genug!
In diesem Beitrag heißt es:
“Die eher Konservativen, die Schöpfungsbewahrer mit christlichem Weltbild und bürgerlicher Wertevorstellung, Leute wie Winfried Kretschmann zum Beispiel, blieben aber der Partei erhalten und prägten deren Image mit.”
Winfried Kretschmanns ursprüngliche politische Heimat waren die K-Gruppen. Als KBWler zählte Kretschmann zum maoistischen Flügel dieser K-Gruppen. Den politischen Extremismus hat sich Kretschmann bewahrt: Sein maoistischer Extremismus ist lediglich in einen spießig-reaktionären Extremismus mutiert, wie auch dessen Corona-Äußerungen immer wieder deutlich machten.
Ein Beispiel für den “völkischen” Flügel der Grünen war der “Öko-Bauer” Baldur Springmann.
Die Naive Baerbock und daß Hüpfspiel im Atombonker in Helsinki!
Bilder sagen mehr als tausend Worte!!
Ich hoffe das diese Person nur noch Stunden als Außenminister*Innen tätig ist !!!
Das Image einer Protestpartei haben die Grünen in den späten 90er Jahren überwunden und seinerzeit durch den Nachweis der Politik- und Regierungsfähigkeit ersetzt. Der praktische Beweis kam postwendend in Gestalt von Amtsinhaber Fischer. Damit war ihr parteipolitisches Programm als wählbare Lösung endgültig auf die nationalen Herausforderungen zugeschnitten. Die Grünen-Vorstellungen von Umwelt, Demokratie, Sicherheit und Menschenrechte sollten durch Teilhabe an den Machthebeln deutscher Standort- und Außenpolitik umgesetzt werden. Erfolgsmaßstab ist ein effizienter Staat, der sich die Grünen-Ideale zueigen macht und das fachmännische Mitgestalten der nationalen Anliegen durch Grünen-Politiker erfordert. Erst recht wenn es um die Neuausrichtung der Marktwirtschaft zu einem klimaneutralen Kapitalismus geht. Denn da kann man sogar noch mit ein paar alten Überzeugungen gegen die anderen Parteien punkten. Dasselbe in punkto Ukraine-Krieg. Freiheit und Sicherheit Deutschlands sind gefährdet, also stellt sich die Grünenpartei rigoros der Herausforderung, deutsche Sicherheit zu schützen. Man wächst halt mit der Aufgabe.
Vielleicht kann man sich ja drauf einigen, dass es sich um eine Vereinigung von Gattopardisten, also Menschen, die überzeugt sind, man müsse alles ändern, damit alles gleich bleibe, handelt, von denen allerdings der grösste Teil dem Selbstmissverständnis aufsass, sich selbst als Progressive zu sehen, was nur zu oft als links missverstanden wird. In Abständen bringt die bürgerliche Küche ein angeblich neues Gericht auf den Tisch, die italienischen Faschisten, um nur ein Beispiel zu nennen, hingen nicht nur altrömischen Vorbildern, sondern auch kontemporanen Futuristen an, waren ausgesprochen modernistische Fortschrittsgläubige.
Der Kern des ‘Fortschritts’ ist wandelbar, in den Siebzigern begann er ökologisch zu werden. Mittlerweile ist vieles davon im bürgerlichen Mainstream fest verankert, fest amalgamiert mit älteren Iterationen, so dass viele grün Wählende oder zumindenst Sympathisierende und auch Parteimitglieder kein Problem damit haben, den Technofix de jour als Panazee emphatisch zu begrüssen. Stichwort Wasserstoff. (Wohl eine Art Metamorphose des Wassermannzeitalters, das als solches aus der Mode geraten ist.)
Wenn man eine essentialistische Debatte über die Frage des Links-Seins anzettelt, sollte man schon zumindest eine Annäherung an eine Definition wagen. Das vermeidet De Lapuente. In vielen Fällen ist Links-Sein nur negativ definiert, als nicht Einverstandensein mit einer realexistierenden bürgerlichen Gesellschaft. Die Allerwenigsten möchten bürgerliche Herrschaft als solche ablösen – davon war bei den Grünen wohl kaum je die Rede -, es ist auch extrem schwierig, dem allgegenwärtigen Framing der Wirklichkeit durch bürgerliche Intellektuelle und ihre zahlreichen, dem Erfolg folgenden Apologeten zu entkommen. Viele Begriffe sind hermetisch abgeriegelt durch einen moralistischen Panzer. Wenn ich etwa bezweifle, dass ‘Demokratie’ der politischen Weisheit letzter Schluss sei, bin ich offenbar Anhänger repressiv-diktatorischer Systeme und daher des Teufels.
Aber das führt für einen Kommentar zu weit und ich lasse es mal bei diesen Splittern bewenden.
Das mit dem moralischen Panzer finde ich etwas zynisch, aber tatsächlich braucht jede Moral eine gewisse Durchschlagskraft sonst ist sie als Handlungsschnur unbrauchbar. Jede moralische Maxime scheidet gutes vom bösen Handeln, enthält die Parteilichkeit für das Gute und die Verurteilung des Bösen, kommt folglich ohne Gewalt nicht aus. Diese Gewalt ist moralisch gerechtfertigt, erhält vom Moralisten ein Mehr an Gewicht als das übliche Zuschlagen. Das traurige dabei: es bleibt ein Zuschlagen.
Sie interpretieren die Welt manichäisch. Wie, wenn es die klar getrennten Sphären gar nicht gibt und die Moralisierung bloss ein Mittel ist, die Durchsetzung eigner Interessen zu legitimieren und damit den Widerstand dagegen zu lähmen?
Moral ist ein individualistisches Konzept. Für den Einzelnen macht sie Sinn. Geht es um Intersubjektivität und schliesslich Objektivität versperrt sie bloss die Sicht auf die Tatsachen, wirkt obskurant.
Nur noch so eim bißchen nachtarokt: Der Unterschied zwischen einem Interesse und einem berechtigten Interesse ist der Adelstitel den sich letzeres durch entsprechende Bezüge zu höheren Werten einholt. Diese Übung lässt sich nicht nur intersubjektiv in den privaten Sphären dieser Gesellschaft beobachten sondern ist ein sehr beliebtes Mittel in Kultur, Politik ja auch beim Geschäftemachen. Wer rechtmäßig handelt verdient ja alle Freiheiten um ans Ziel zu gelangen, er hat den Persilschein zum Durchsetzen seiner Interessen.
Die OlivGrünKhakiBraunen haben schon lange die Verlogenheit einer SED erreicht, gepaart mit absolutistischer Rechthaberei und Machtanspruch eines deutschen Kaisers und sind kriegsgeil wie einst Dschingis Khan. Mit ihrer proamerikanisch ausgerichteten (Nicht)Bildung sind sie Anbeter des reinen Kapitalismus in pseudoökologischen Gewand, welches nur dem Schutz ihrer Wirtschaftsoligarchie dient. Die Interessen der Bevölkerung in diesem Land ist für diese Politikergeneration nicht beachtenswert.
Kurz und knapp. Die Grünen zählen zu den drei schlimmsten Parteien, welche im 20. Jahrhundert in Deutschland Regierungsverantwortung übernommen haben. Sie sind zur Zeit die gefährlichste Partei!
Jens Berger bringt deine Aussage genau auf den Punkt:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=93763
“…Diese Gedanken lassen sich auch bei den Politpredigern der Grünen so eins zu eins wiederfinden – egal ob sie nun Baerbock, Hofreiter oder Göring-Eckardt heißen. Das macht diese Politiker auch so gefährlich. Mit rational denkenden Menschen kann man zumindest diskutieren. Mit Überzeugungstätern, die sich selbst von einer höheren Kraft, Ideologie oder eben einer – wenn auch pervertierten – Moral getrieben sehen, ist das nicht möglich. Historisch war es die Aufklärung, die dem religiösen Eifer, dem Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind, ein vorübergehendes Ende gesetzt hat. Soll die Welt nicht auf einen Dritten Weltkrieg zusteuern, braucht es eine neue Aufklärung. Das „Manifest für den Frieden“ ist da zumindest ein Anfang und dass die Zeloten nun Gift und Galle spucken, gehört dazu. “
Baerbock huldigt ihrem Meister
https://www.jungewelt.de/img/450/177388.jpg
Kann ja alles sein, ist auch durchaus interessant und nachvollziehbar entwickelt. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass das aktuelle zentrale Thema Ukrainekrieg mit der Waffen- und Kriegseuphorie der Grünen ein ungeheuerlicher Verrat an der bisherigen Linie ist, die immerhin einige zu Wählerinnen und Wählern gemacht hat, die sich jetzt aber lieber wegducken und schweigen. Wer jede Fledermaus und jeden Regenwurm – zu Recht – verteidigt sollte nicht mit deutschen Waffen den Tod von abertausenden Menschen, ob Ukrainer oder Russe, ermöglichen und weiterhin befördern. Da nützt auch die wundersame Umkehrung “Waffen retten Leben” nicht, so doof kann auch kein Lastenradfahrender sein. Waffen töten Menschen, es sind hier – noch – nicht die eigenen Blagen und Enkelchen die an die Front müssen um für Baerbocks und Hofreiters Ideale zu sterben. Ich befürchte das aktuell auch der Papst als moralischer Bankrotteur verteufelt würde, wenn er predigte das Granaten, Raketen und Patronen Löcher in Menschen machen, die dann ziemlich tot sind. “Pflugscharen zu Schwerter” wäre ein aktuell ehrliches Motto der Grünen. Und komme mir jetzt keiner mit Putinversteherei, Angsthaserei und schon gar nicht mit der Verteidigung meiner und der europäischen Freiheit.
Gestern sah ich einen kurzen Auftritt von Frau Baerbock anlässlich des Berliner Wahlkampfes. All ihre Propagandalügen und ihre falschen Behauptungen wurden vom Publikum mit Beifall begrüsst. Ich fürchte da gibt es kein Wegducken, eher stolze Zustimmung.
Die einzige “Freiheit“, die hier mit Hilfe faschistischer Kräfte verteidigt werden soll, ist die Freiheit der angelsächsischen Geldeliten und ihrer europäischen neoliberalen Speichellecker, weiterhin ausbeuten und machen zu können, was sie wollen. Die Grünen sind Teil dieses perfiden Spiels, wie m.E. auch die AfD, die als agent provocateur auftritt und die Aufgabe hat, Themen zu besetzen und mit dem Odeur “Rechts“ umzudrehen oder unmöglich zu machen.
Es gibt ein historisches Beispiel für das Verhalten der Grünen, nämlich das von Karl Marx mit einem schön zweideutigen Ausdruck bezeichnete Lumpenproletariat. Die Grünen sind zwar nicht aus der passiven Verfaulung der untersten Schichten hervorgegangen, sondern nur aus der Verfaulung der untersten akademischen Schichten. Ohne Chance auf eine existenzsichernde anständige Arbeit müssen aber auch viele von ihnen ihrer ganzen Lebenslage nach “bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen”. (Marx Engels Manifest der Kommunistischen Partei) Das Schlimmste aber ist, dass die Grünen den Menschen an sich auf ihr eigenes Niveau herabziehen und hinabdrücken möchten. Denn es ist so, dass die Grünen besonders vom echten Lumpenproletariat unterstützt werden, und ihre Hochburgen in Multikulti-Universitätsstädten mit einer wenig begüterten Bevölkerung haben. Das Märchen von den wohlhabenden Wählern entsteht dadurch, dass man die Studenten herausrechnet, von denen besonders Scheinstudenten und Studenten der Geisteswissenschaften grün wählen, die überhaupt nicht über ein Berufseinkommen verfügen, sondern von ihren Eltern oder Bafög leben. Es ist auch von den Wurzeln der Grünen her kein Wunder, dass die Partei der Volkbetrüger alle vorgegebenen Ziele aufgegeben hat und stattdessen Hysterien schürt. Denn sie ist nicht aus der antiautoritären Studentenbewegung hervorgegangen, sondern aus den Formationen der Entwurzelten, der Hippie-, Körnerfresser-, Drogen-, Gammler- und Pädophilen-Bewegung. Diese üble Mischung wurde von ehemaligen Kadern des KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschland) wie Trittin und Kretschmann organisiert. Sie propagierten den Kampf gegen Krieg, Monopolkapitalismus und Umweltzerstörung, waren aber nicht einmal an einer Geschwindigkeitsbegrenzung interessiert, erfanden den ökologischen Friedenskrieg und arbeiten jetzt für die Pharmaindustrie und die globalen Konzerne, betreiben die Beseitigung der Menschenrechte, sogar des Rechts auf das Leben durch Kriegstreiberei und Befürwortung von informellem und formellem Impfzwangs. Und der ganze CO2 Schwindel dient nur dazu, Atomenergie als klimafreundlich einzustufen.
Festzuhalten bleibt: Kaum sind die Grünen in der Regierung, befindet sich das Land im Krieg.
Spannende Frage, ob sich die Gruenen in der Opposition anders verhalten hätten.
Mein Tipp: nein, denn ihr Haltungsfetischismus hätte ihnen keine andere Strategie erlaubt. Sie sind die Guten, die Besten und selbst wenn die ganze Welt mitdraufgeht: Haltung! Diese krampfige Haltungzeigerei hat bei mir ganz widerliche Anklänge zu früheren “Haltung!”-Zeigereien in Deutschland.