
Dass die SPD die letzte Bundestagswahl »gewann«, das war ein historischer Irrtum – das war keine Renaissance, sondern Urlaub vom Abstieg.
Die Umfragewerte für die Sozialdemokraten sind katastrophal – aber nicht ungewohnt. Solche Werte hat man schon vor der Kanzlerschaft Olaf Scholzens gesehen. Man denke nur mal an Martin »Luther« Schulz zurück – an jenen sozialdemokratischen Reformator und 100-Prozent-Ikone, die am Ende ins Bodenlose fiel. Gabor Steingart sieht indes die SPD auf unter zehn Prozent rutschen. Unrealistisch ist das nicht. Womöglich erleben wir spätestens 2025 – vielleicht ja schon früher – den tiefsten Fall eines Kanzlers, den es bislang in der Bundesrepublik gab. Wo andere einen Kanzlerbonus »erwirtschaftet« haben, gelang ihm einen Malus zu generieren: Er ist ein geradezu einzigartiger Kanzler, dieser Olaf Scholz.
Dabei war die Sozialdemokratie so erfolgversprechend aus der Wahl gekommen. Nicht, dass 25,7 Prozent so einen großen Erfolg darstellen würde, es war immer noch das drittschlechteste Wahlresultat der SPD bei einer Bundestagswahl und damit aller bundesrepublikanischen Zeiten. Aber was die Sozis da hineininterpretierten – und mit ihnen die Medien! Da las man viel davon, dass die SPD wieder zurück, wieder obenauf sei. Das stimmte schon im September 2021 nicht, nachdem am Wahlabend die Hochrechnungen diese Tendenz auswiesen. Die Sozis waren nicht obenauf, das sah nur so aus.
Bloß kein Russenfreund
Klar war, dass Armin Laschet die Bundestagswahl gewinnen würde. Bis er lachte. Was zwar so nicht stimmt, aber so will es die Legende, die wie so oft in diesem Lande zur Wahrheit wird. Zwar lachte der Unionspolitiker im Ahrtal, zwar zogen die Medien über »diesen Aussetzer« – selbst auf Beerdigungen lachen Menschen zuweilen! – her, aber das war nur der Aufhänger, die Steilvorlage, die der Politiker seinen Kritikern lieferte . Laschet hatte ein ganz anderes Problem: Er war kein Russenfresser.
Im Januar 2021 haderte die Süddeutsche Zeitung mit dem designierten Merkel-Nachfolger, nannte ihn gar einen »Putin-Versteher«. Laschet hätte in Sachen Syrien den Amerikanern kritischer gegenübergestanden als den Russen. Der Spiegel zog kurz darauf nach, 2014 habe er gesagt, es gäbe in Deutschland einen »marktgängigen Anti-Putin-Populismus«, schrieb das Magazin – und machte es ihm zum Vorwurf, denn Populismus sei das ja keiner, sondern Realität. Im Juni 2021 sagte Laschet der Deutschen Welle, dass »eine klare Haltung« gegenüber Russland nicht ausschließe, »dass man auch Möglichkeiten der Kooperation finden muss.« Kurz vor diesem Interview erklärte er in einer Rede, dass »zu starke Abgrenzung von China« ein »falscher Weg« sei. Einen Monat später geriet Laschet zufälligerweise wegen seiner unkontrollierten Gesichtsmuskeln ins mediale Visier.
Schon davor schlich sich jemand an, Laschets Rolle als Nachfolger der ewigen Bundeskanzlerin streitig zu machen: Annalena Baerbock. Einen Augenblick lang wuchs ihre Beliebtheit, von einer grünen Kanzlerin war bereits die Rede, dann stagnierte auch ihre Kampagne – böse Zungen behaupten, viele Bürger haben sie reden gehört und spontan entschieden, einer solchen Frau nicht das Kanzleramt in Aussicht stellen zu wollen. Übrig blieb nach dem Zwischenhoch der heutigen Außenministerin der Kandidat der SPD: Olaf Scholz.
Der rangierte im Meinungsbild vorher noch auf den dritten Platz. Mit der Flut im Ahrtal kam der Hamburger über das Land. Das Narrativ der Stunde war damals, dass die Deutschen niemanden wollten, der in einem Katastrophengebiet keine Pietät zeigt. Die Frage ist nun nur, was war zuerst da: Die empörten Deutschen oder die Pressekampagne, die die Deutschen in dieser Sache zur Empörung veranlasste?
Wiedergeburt?
Vieles spricht dafür, dass Armin Laschet runtergeschrieben wurde. Eben weil er in Aussicht stellte, kein konfrontativer Bundeskanzler in der Welt sein zu wollen, wenn es um Russland und eben China geht. Dass er die US-Administration in der syrischen Angelegenheit dezent kritisierte, brachte ihn als potenziellen Bundeskanzler in keine sonderlich aussichtsreiche Position. Hätte Laschet nicht gelacht, hätte man etwas anderes gefunden, womit man ihn aus dem Verkehr zieht.
Olaf Scholz ist demnach Kanzler, weil sonst keiner verfügbar war – und man darf sich mal aus dem Fenster hinauslehnen: Der konservative Laschet wäre, jedenfalls was die Russlandpolitik betrifft, ein zuverlässigerer Kanzler gewesen. Und genau das galt es zu verhindern. Zudem darf man vermuten, dass Olaf Scholz als erpressbar galt. Denn dass die Geheimdienste, speziell auch die amerikanischen, nicht wissen, was mit der Warburg-Bank wirklich lief, kann geradezu ausgeschlossen werden.
Und so geriet die Sozialdemokratie in Deutschland in eine Rolle, die sie in ihren kühnsten Träumen nicht mehr für möglich hielt: Sie wurde stärkste Kraft – und stellte doch nochmal einen Bundeskanzler. Am 26. September 2021 feierten die Genossen sich selbst, ihre Wiedergeburt, auferstanden von den Toten; die SPD war doch noch nicht beerdigt, sie kann es immer noch. Das galt in den Jahren vorher als ziemlich ausgeschlossen, seit dem Abgang Gerhard Schröders verpasste die Partei regelmäßig die 30-Prozent-Hürde – und das immer recht deutlich. Das Kanzleramt lag so fern wie nie in ihrer Geschichte.
Aus der Volkspartei war eine Klientelpartei geworden. Dass die nochmal einer Regierung vorsitzen würde, war kaum vorstellbar. Es waren Zufälle und Kampagnen, die Olaf Scholz mittels eines unterdurchschnittlichen Wahlergebnisses ins Kanzleramt brachten. Aber die Sozis kümmerte das wenig, sie waren wieder obenauf, fühlten, dass es jetzt straff aufwärts ging. Das war freilich ein Irrtum, den man nur zu gerne beging und zelebrierte.
Was bleibt vo2n diesem Zwischenhoch?
Das war keine Wiedergeburt der Sozialdemokratie. Es war nur eine Unterbrechung des Niederganges, ganz so, wie es todkranken Patienten manchmal urplötzlich für einen Wimpernschlag lang wieder gut geht, sie nochmal ein Vanilleeis schlecken, ein Schnitzel verdrücken wollen, obwohl sie vorher kaum noch Nahrung zu sich nahmen. Es ist das letzte Aufflackern von Lebensgier, bevor sich das Ende dann endgültig abzeichnet.
Dabei hätte diese Zufälligkeitskanzlerschaft, diese Richtlinienkompetenz, die auf Laschets Russlandfreundlichkeit fußte, ja durchaus eine Chance für die SPD sein können. Über fast zwei Jahrzehnte dachte die Partei, nie mehr einer Regierung vorsitzen zu können, dann tat sie es doch: Wie also umgehen mit einer Chance, die nicht für möglich gehalten wurde? Sicher: Man nutzt sie. Gnadenlos! Doch nicht so die Sozialdemokraten.
In der letzten Kanzlerschaft hat sich die SPD von ihrem sozialstaatlichen Erbe verabschiedet, es wie Ballast abgeworfen – kaum erneut Kanzler warf sie ihr außenpolitisches Erbe über Bord und spottet Willy Brandt und seiner Entspannungspolitik Hohn. Die historische Chance zerronnen. Erwartet hat man freilich nicht, dass die SPD sich besinnt – dazu hätte sie vielleicht viele Jahre in der Opposition benötigt. Die gönnte sie sich aber nicht; sie wurde stattdessen in den Jahren Merkels bis zur Unkenntlichkeit geschliffen.
Wir erleben dieser Tage das Ende des kurzen Zwischenhochs der Sozialdemokratie. Sie verliert sich in weiten Teilen Deutschlands schon in der Bedeutungslosigkeit, ehemalige SPD-Bundesländer verzeichnen dramatische Einbrüche, in anderen Teilen des Landes findet sie nur noch in Minimalbesetzung statt. 2021 darf nicht über das Ende dieser einst stolzen Partei hinwegtäuschen. Sie kam nochmal ans Ruder, weil der geopolitische Kurs es nötig werden ließ, einen verlässlichen Mann an der Spitze zu haben. Das kurze Zwischenhoch der SPD, ja man könnte sagen, es ist Russland und Putin zu verdanken – oder den USA und den US-Geheimdiensten, je nach Lesart. So oder so ist Scholz demnach ein Kanzler für die Geschichtsbücher.
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Kürzung bei der Rente: Jetzt schlägt auch die Rentenversicherung Alarm
https://www.telepolis.de/features/Kuerzung-bei-der-Rente-Jetzt-schlaegt-auch-die-Rentenversicherung-Alarm-9580335.html
Rentner gehen (noch???) nicht auf die Straße wie die Bauern um sich für ihre Interessen einzusetzen.
Sie sagen stillschweigend DANKE und wählen weiter ihre Henker!
@“Wir erleben dieser Tage das Ende des kurzen Zwischenhochs der Sozialdemokratie. Sie verliert sich in weiten Teilen Deutschlands schon in der Bedeutungslosigkeit, ehemalige SPD-Bundesländer verzeichnen dramatische Einbrüche, in anderen Teilen des Landes findet sie nur noch in Minimalbesetzung statt. 2021 darf nicht über das Ende dieser einst stolzen Partei hinwegtäuschen. Sie kam nochmal ans Ruder, weil der geopolitische Kurs es nötig werden ließ, einen verlässlichen Mann an der Spitze zu haben. Das kurze Zwischenhoch der SPD, ja man könnte sagen, es ist Russland und Putin zu verdanken – oder den USA und den US-Geheimdiensten, je nach Lesart. So oder so ist Scholz demnach ein Kanzler für die Geschichtsbücher.“
Die SPD hat einen Auftrag bekommen und den wird sie auf Gedeih und Verderb umsetzen, auch wenn Scholz als Totengräber Deutschlands in die Geschichte eingehen wird!
Die Partei ist zum Kanzlerwahlverein verkommen und die Parteisoldaten nicken alles ab was von oben vorgetütert wird. Das man sich da noch traut von Demokratie zu reden ist die reinste Verhöhnung. (Parteidisziplin)
Nach dem Abdanken von Scholz kommt dann laut Umfragen der flotte Friederich ans Ruder und übernimmt den Rest.
Da wir es als Bürger stillschweigend dulden und nichts unternehmen marschieren wir treulichst mit in unseren eigenen Untergang.
Ich empfehle daher: Weiter JAMMERN und PICHELN statt HAMMERN und SICHELN
Trotzdem frohes Weihnachtsfest
Wäre toll gewesen, wenn sich Scholz für Solidarität mit der Ukraine, für humanitäre Hilfe und gegen Waffenlieferungen sowie gegen die Sanktionen im Energiebereich entschieden hätte. Ein Profil, das die AFD klein und die SPD groß gemacht hätte. Allerdings hätte es eine richtige Schlacht mit den Kriegslüsteren, Ideologen und Kleinkarierten gegeben. Und Deutschland wäre nicht allein geblieben.
Ist halt so, wenn das Format des Leitungspersonal nicht ausreicht.
„Wäre toll gewesen, wenn sich Scholz für Solidarität mit der Ukraine,“
Weshalb? Weil es ok ist, dass die „Separatisten“ von rechtsextremen Einheiten, die sich in der Nachfolge der Waffen-SS sehen, brutal getötet werden?
Alternative: Wäre toll gewesen, wenn Scholz ein ernsthaftes Interesse an der Aufklärung der Pipeline-Sprengungen zeigen und aus den Resultaten Konsequenzen ziehen würde!
(Da findet der kostspieligste Anschlag der Weltgeschichte statt, der Deutschland ruiniert und (fast) kein Oink interessiert es. Leute, seid Ihr eigentlich geistig völlig derangiert?)
„Alternative: Wäre toll gewesen, wenn Scholz ein ernsthaftes Interesse an der Aufklärung der Pipeline-Sprengungen zeigen und aus den Resultaten Konsequenzen ziehen würde!“
JEPP
Nee, weil es nicht okay ist dabei zuzusehen, wie Zivilisten vergewaltigt und abgeschlachtet werden. Könnte man aber auch von selbst drauf kommen, wenn es die intellektuellen Kapazitäten denn zuließen.
Glaubhafter wird es, wenn das Völkerrecht und die Menschenrechte FÜR ALLE gelten würde, nicht wahr?
Bitte keine Propaganda Absonderungen, die gibt es woanders schon genug. Danke.
Danke für den Artikel.
So wie beschrieben sah ich Laschet noch nie. Allerdings sollte man auch das böse Spiel des unbedarften Herrn Habeck beachten. Eine andere Politik wäre nur mit viel Rückgrat und mit einem gehörigen Maß an Masochismus möglich gewesen. Die grünen Moralisten hätte die Regierung auflaufen lassen. Innerparteilich auch sehr schwer durchzusetzen, es hängen Pfründe für die auserwählten Genossen an solchen Entscheidungen. Es ist, auch für einen Kanzler, fast unmöglich gegen alle Nutznießer, gegen die gesteuerte öffentliche Meinung und gegen den Wunsch unserer „Freunde und Partner“ anzugehen.
Selbst Scholzens anfängliches Zaudern wird momentan in den MSM breitgetreten und fällt den Spezialdemokraten auf die Füße.
Wo ist die Alternative? Reaktivierung von Laschet?
Schölzchen gehört zu den Leuten, bei denen ich mich frage, wann und zu welchen Konditionen sie von einer fremden Macht unter Vertrag genommen wurden! (Klingt irre? Nunja …)
https://www.sueddeutsche.de/politik/egon-bahr-verstand-ohne-gefuehl-ist-unmenschlich-1.2614596
Das stimmt. Adenauer wurde wegen seiner Russlandfeindlichkeit und weil er führ die Wiederbewaffnung war durch eine beeinflusste (manipulierte) Öffentlichkeit zum Kanzler.
Heute übernimmt die Sozialdemokratie diese Rolle. Sie hält die Arbeiter über die stark mit der SPD verbundenen Gewerkschaften ruhig und bei der Stange.
Daher kann sie viel leichter ohne größere Widerstände Kürzungen im Sozialsystem vornehmen.
So ist es im kapitalischem System vorgesehen
Bahr sagte „alle“!
(Gibt es eigentlich Aufnahmen der genannten Veranstaltung?)
Warum unternimmt denn sonst jeder neue Kanzler die erste Dienstreise in die USA? Bestimmt nicht zum Erdbeerpflücken.
Experten (TM) haben ja auch inzwischen herausgefunden, dass dieser Frahm ein Putin-Versteher war! ;->
„Die Frage ist nun nur, was war zuerst da: Die empörten Deutschen oder die Pressekampagne“
Es kann gar nicht oft genug, erwähnt werden, dass die deutschen Kanzler von den Medien gemacht (Kohl, Merkel, Scholz) und auch zerstört (Schröder) werden.
Häufig ist die Haltung zu US-Plänen der wichtigste Grund. Dann folgt die Haltung zu den Verdienstmöglichkeiten für Milliardäre.
Es kann gar nicht oft genug erwähnt werden, dass in Deutschland CDU-Kanzler eher lang regieren (Kohl und Merkel jeweils ~16 Jahre), während bei SPD-Kanzlern immer „Dinge passieren“, die dazu führen, dass die Kanzlerschaft verkürzt ausfällt! (Brandt, Schmidt, Schröder, Schölzchen(?))
sehr eigenartig,
sehr eigenartig, nicht ? Geht das mit
rechten 😉 Dingen zu ?
Wenn sich die Dinge in eine Richtung entwickeln, die die Superreichen erfreut, dann ist das natürlich stets nur ein für sie glücklicher Zufall! Wie auch zum Beispiel in dieser ursprünglich wirklich lästigen Angelegenheit:
https://i.ibb.co/Sckrrv7/Occupy.jpg
Wenn ich das vor der Wahl gelesen hätte, ich hätte, für mich eigentlich unvorstellbar, CDU gewählt.
So blieb meine Stimme, wie schon seit Jahrzehnten, unter der 5%-Hürde.
Aber nächstes Mal Black Rock oder ähnliches zu wählen geht natürlich gar nicht.
@ Noly
Es hätte sich vermutlich auch mit einer CDU-Ampel nichts geändert.
So ziemlich alle derzeitigen Parteien im Buntentag sind komplett transatlantisch unterwandert. Auch der provozierte Konflikt mit Russland ist seit den EU- und NATO-Erweiterungen gen Osten vorprogrammiert. Die CDU wollte und sollte nicht regieren um als politische Alternative für einen vermeintlichen Politikwechsel bereitzustehen. Für meinen Geschmack hat bisher alles zu gut gepasst. Die Null-Diplomatie-Auftritte von Baehbock (Steuerfrau dürfte J. Morgan sein) und dem Kanzel-Gnom in Moskau zeigten deren offensichtliche kriegstreiberische Marionetten-Funktion. Und für die US-Plutokraten läuft’s, finanziell gesehen, bestens.
So wie es geschildert wird, ist es noch eine Verschwörungstheorie um Armin Laschet. Beweisen lässt sich das nicht, aber ich gehe bei Robertos Analyse durchaus mit.
Das war vor stark zwei Jahren, wir müssen aber die Jetztzeit beobachten. Das Umfragetief trifft keineswegs nur die SPD, sondern die gesamte Ampel. Und das kommt nicht von ungefähr: die Presse nutzt das Karlsruher Urteil, um der Ampel generelles Versagen vorzuwerfen. In einer Geschlossenheit, die immer nur beim Thema Ukraine zu beobachten ist. Sie wollten die Ampel sprengen, wissend, dass der nächste Kanzler dann Friedrich Merz heißen wird. Ein absoluter Hardliner, der auch die letzten Reserven für die Ukraine mobilisieren wird, koste es, was es wolle. Um die inzwischen als Totalausfall zu betrachtenden USA zu ersetzen. Roberto hat diesbezüglich keine Bedenken? Nebenbei wird der Merz das Bürgergeld halbieren und die anderen Sozialleistungen auch.
Es ist in der Ukraine analog zu 2014 so, dass der Westen plötzlich verhandeln will, wenn die Separatisten (damals) oder jetzt die Russen auf dem Vormarsch sind. Sie kommen schon, sagt Sergeij Lawrow. Wer genau, sagt er nicht, aber es könnten durchaus die Deutschen sein. Sehr wohl Scholz. Baerbock ist derzeit für ihre Verhältnisse äußerst kleinlaut. Auch das ein Anzeichen.
Denn eins ist klar: Scholz weiß durchaus, dass ihn der Krieg alles kosten wird. Einen vernünftigen Haushalt, das Wählervertrauen und die nächsten Wahlen.
Ein ganz klein wenig Überlegung wäre das ja wert, ob man da jetzt in der Weise draufhaut, wie Roberto das tut.
Mit der Einschätzung Herrn De Lapuentes bin ich ebenfalls einverstanden und habe die Demontage Laschets nach dem „Ahrtal-Grinser“ bestens in Erinnerung, zumal nie nachgefragt wurde, warum Herr Laschet eigentlich gelacht hat.
Die Ampel wird in dieser Legislaturperiode erreichen, was von ihr erwartet worden war: ein zu Gunsten des Hegemons deindustrialisierter Wirtschaftsstandort mit einer desillusionierten Gesellschaft, deren Frust sich perfekt auf den imaginären Feind im Osten kanalisieren lässt.
Allerdings sehe ich in Friedrich Merz nicht den „absoluten Hardliner, der auch die letzten Reserven für die Ukraine mobilisieren wird, koste es, was es wolle“. Für die markigen Sprüche in der Union stehen andere zur Verfügung, Kiesewetter, Röttgen usw., während Merz sich eher zurückhält.
Seine Stunde wird schlagen, wenn es denn ums Geschäft geht.
Sie haben längst erkannt, dass die Ukraine in ihrem Staatsgebiet von 2014 nicht mehr zu halten ist, und sie haben ebenfalls erkannt, dass der Krieg in der Ukraine mit einer Niederlage endet.
Aber Merz wird vielleicht dann der „richtige“ Mann sein, der die BlackRock’schen Interessen in der Restukraine wieder auf eine Wirtschaftsebene ziehen kann. Wenn man schon nicht Russland ruinieren und seine Schwarzerde den Agrarkonzernen des Westens eingliedern kann (Mackinder), könnte der Rest der Ukraine schon einmal ein Anfang sein.
Die SPD ist Geschichte, sie wird noch unter den Grünen landen, und zwar zu Recht. Nicht nur Scholz ist nicht vertrauenswürdig, sondern die gesamte SPD-Riege. Wer Appartheidregimes massiv unterstützt, die Rentner bestraft, Wettbewerb im Land abwürgt und das Land nach Übersee verkauft hat den Niedergang verdient. Natürlich ist Merz auch nicht besser, aber von der CDU erwartet man auch nichts anderes. Aber auch die Grünen dürften ihren Beliebtheitsgipfel hinter sich haben, wenn sich herumspricht, dass ihre Maßnahmen der Umwelt mehr schaden als nutzen, außenpolitisch sind sie in der kommenden neuen Welt eh nicht mehr tragbar. Und die AFD?, stellt sich demonstrativ hinter Netanjahu! …und tschüss! Man kann nur abwarten, was neue Parteien zu bieten haben oder aber abwarten, bis der Hegemon dann doch kein Geld mehr drucken kann. Bis dahin durchwurschteln und ganz genau hinsehen, wohin das eigene Geld geht.
Laschet wurde vor allem auch kaputtgeschrieben, weil er behauptete, die BRD sei ein Sanierungsfall. Das lassen sich die Konzerne nicht bieten, dass jemand die Ausplünderung Deutschlands beenden will. Und der Niedergang der SPD begann schon unter Willy Brandt. Er versprach, mehr Demokratie zu wagen, und musste den Radikalenerlass akzeptieren und wurde mit der Guillaume-Intrige gestürzt. Helmut Schmidt führte das Idiotenabitur ein, um Arbeitslosigkeit durch Langzeitstudenten zu bekämpfen, und schuf die Grundlage für den Fachkräftemangel. Gerhard Schröder verdanken wir den Niedriglohnsektor und die Teilnahme an Jugoslawienkrieg. In grauer Vorzeit unterhielt ich mich mit einem Arbeiter, der sagte, er wähle nie mehr SPD, weil das Arbeiterverräter seien. Und was wählst du jetzt, fragte ich. CDU, antwortete er. Dieses Wahlverhalten ist mir immer unverständlich geblieben. Aber ich glaube, in den nächsten Jahren erwischt es auch die CDU.
Vielleicht ein wenig OT, aber ich sehe gerade keine andere Stelle, an der in diesen Hinweis unterbringen könnte:
Ganz frisch: „Staatsknete für die richtige Meinung: Teil 2 – Küppersbusch TV“
https://www.youtube.com/watch?v=4AjKPoM7GiQ
(Wenn das das Schölzchen wüsste!)
Ja habe ich auch schon gesehen. Mal schauen wieviel Wellen das schlägt. Aber wahrscheinlich…“Still ruht der See“
Die SPD hat schon unter Schröder bewiesen, dass sie sich hervorragend für die dreckigsten Jobs in der Politik eignet. In diesem Sinn werden Wahlergebnisse geplant. Die CDU bleibt als gutbürgerliche Partei erhalten und kann dann den Laden wieder übernehmen. Das Schema wurde jetzt schon mehrere Male erfolgreich praktiziert.
Anders als Lapuente glaube ich nicht, dass Laschet eine europäische Handlungsfähigkeit – gegenüber den US Neocons (*) – erreicht hätte. Laschet hat nicht das Format, einen außenpolitischen Kurs ähnlich wie Sahra Wagenknecht zu steuern. Laschet hätte die Interessen Deutschlands und Europas nicht gewahrt – genau so wenig wie vor ihm Merkel, wie heute der Cum-Exer oder künftig und am allerwenigsten der Blackrocker.
Wo Lapuente recht hat: Laschet hatte wenig Unterstützer im staatstragenden rechten Medienkartell. Dem war der Cum-Exer, der sich zu jeder „Gedächtnisstörung“ bereitfand und als GroKo-Vizekanzler harmlos zeigte, ebenso recht wie dieses Relikt aus Aachens Adenauer-CDU namens Laschet. Der schien wie zufällig(?) nach oben gespült, da der Kanzlerwahlverein nach Merkels Abgang in den Seilen hing.
Aber jetzt haben sie wieder einen zünftigen Wirtschaftsanwalt in Aussicht, der die Geschäfte für die Reichen so deichseln wird, wie einst Schäuble die DDR und Griechenland zerstörte. Ein echter Blackrocker und Schwarzgeldwäscher der Londoner Hongkong-Bank auf den Spuren der Deutsch-Nationalen, ohne Berührungsängste mit Nazis. Was wollen sie da noch mit Laschet?
(*) Über die Kumpels des Blackrockers:
https://das-blaettchen.de/2022/07/die-ukraine-ist-die-neueste-katastrophe-amerikanischer-neocons-62256.html
Schöner Exkurs zur politischen Simulation, Gratulation!
Wer konnte soetwas erahnen?
Danke @ Roberto, da sind sehr viele treffende Beobachtungen dabei.
Bei Laschet war aber nicht nur seine angebliche „Russland-Nähe“ ursächlich für die Kampagne der Machtmaschine, sondern auch sein Zucken in der Pandemiemaßnahmen- und Impffrage sowie einige andere Aspekte (siehe @ Torwächters Kommentar). In meinen Augen kann davon ausgegangen werden, dass sich die Mehrheit der herrschenden Eliten hinter Scholz versammelt hat, da er in Hamburg sowie in seiner Zeit als Arbeitsminister bereits zur Genüge unter Beweis stellte, dass er „ihr Mann“ ist. Zum anderen weil er aufgrund seiner Kuhhaut (Wirecard, Warburg, HAPAG, Kinderheime…) leicht steuerbar ist. Laschet war demgegenüber ein unsicherer Kantonist und deswegen wurden die Pressegeschütze gegen ihn in Stellung gebracht.
Auch der Aspekt, dass „Sozialdemokraten“ immer dann in (west-)deutsche Regierungsämter gehievt werden, wenn größere Umbrüche verkauft werden müssen, ist interessant. Nur eine sozial-liberale Regierung konnte den modernen Überwachungs- und Kontrollstaat ab den 1970ern ins Rollen bringen (beginnend mit heute geradezu harmlos erscheinenden Geschichten wie „Rastfahndung“ oder dem weniger harmlosen, aber verdrängten westdeutschen Pendant zum britischen internment). Nur ein Sozialdemokrat aus der Arbeiterklasse den Sozialstaat schrödern. Und nur ein Sozialdemokrat den endgültigen Bruch mit Russland und die vollständige Beerdigung der Verständigungspolitik einleiten. (Auch wenn natürlich der Polizeistaat bereits vor 1969 existierte, der Sozialstaat auch unter Brand nur messingen und die Außenpolitik – Stichwort Diktaturen- und Faschistenunterstützung in aller Welt – stets imperial war). Aber für’s Verkaufen nach außen wird die SPD gebraucht und natürlich zum Kanalisieren von Opposition. Only Nixon could go to China and only a Scholz could completly dismantle the Ostpolitik. Und Scholz war den US-Amerikanern ja ohnehin gut bekannt seit seiner Wende vom Stamokap zum Third-Way-Sozi.
Dass er jetzt bei der nächsten Wahl abstürzt ist freilich nicht ausgemacht – es könnte auch eine „Anti-Merz-Kampagne“ geben, welche die SPD als „Schutzschild“ gegen dessen Blackrock-Paläo-Kapitalismus verkauft. Gab es schone einmal: Schröder lag in den Umfragen 2005 auch bis zu fünfzehn Prozentpunkte hinter Angela „Irakkriegssolidarität“ Merkel. Am Wahlabend war es nur noch einer und danach gab es Groko statt dem allseits erwarteten Schwarz-Geld. Zu dem hat Wirecard-Ole aus Sicht der Eliten ja nicht so viel falsch gemacht – warum ihn also bereits absägen? Heute bei fünfzehn Prozent – morgen wieder bei 25. Lässt sich alles machen. Das Best of der SPD-Schandtaten 1893 bis 2023 kennen die Leute ohnehin nicht oder haben es längst verdrängt. Und dass „SPD“ für „Sammelbewegung zur Proletarierdemütigung“ sowieso.
Lieber Altlandrebell
„Auch der Aspekt, dass „Sozialdemokraten“ immer dann in (west-)deutsche Regierungsämter gehievt werden, wenn größere Umbrüche verkauft werden müssen, ist interessant.“
Das Phänomen ist augenfällig, aber kann so etwas geplant werden? Da bin ich mir nicht sicher, weil das Wahlverhalten der Bürger schwerlich planbar ist. Die Evidenz ist allerdings frappant. Das würde aber letztlich bedeuten, dass Parteien, insbesondere die SPD, Marionetten sind und die Agenda durch Hintermänner bestimmt wird, womit wir beim Thema Verschwörung wären plus Medien als Akteure mit geheimer Mission …
Klar ist das planbar. Heißt ja nicht, dass das immer klappt.
Was machen denn die ganzen Stiftungen, Thinktanks, Netzwerke für viel Geld? Sie erstellen Analysen zur Entscheidungsfindung und planen Kampagnen! Und bekanntermaßen gibt sogar vielfache personelle Überschneidungen mit den Medien als Transmissionsriemen in die Öffentlichkeit.
Spätestens seit Edward Bernays, sozusagen einem (sehr erfolgreichen) „Verschwörungspraktiker“ ist bekannt, dass und wie die öffentliche Meinung gesteuert wird (die Methoden werden auch heute immer noch verfeinert).
Also ja: planbar und geplant. Und das ist nur deshalb ein „Geheimnis“, weil die Bevölkerung akzeptiert, nicht hinzusehen.
„Das würde aber letztlich bedeuten, dass Parteien, insbesondere die SPD, Marionetten sind und die Agenda durch Hintermänner bestimmt wird, womit wir beim Thema Verschwörung wären plus Medien als Akteure mit geheimer Mission …“
Ich hätte Ideen, mit welchen Ansätzen ein sehr tapferer Journalist dazu recherchieren könnte! Aber es droht dann natürlich großes Pech im Straßenverkehr (und auch sonst):
https://www.focus.de/panorama/welt/er-stuerzte-general-mcchrystal-enthuellungs-journalist-stirbt-bei-mysterioesem-unfall_id_2843947.html
https://www.youtube.com/watch?v=3LSY3wVuASg
@ Guido Biland
Die Wahl Brandts – beziehungsweise das Zustandekommen der sozialliberalen Koalition 1969 – war wohl nicht von oben geplant oder intendiert. Das war ein zufälliges Ereignis, eigentlich war damals fest mit einem Einzug der NPD in den Bonner Bundestag gerechnet worden. Die SPD hat natürlich auf einen eigenen Erfolg hingearbeitet, Gründe für den Wahlsieg gab es viele. Die Zurücktretung Brandts 1974 war dann schon weniger zufällig, auf den Kanzlerwechsel haben viele hingearbeitet, angefangen von Kissinger, der Brandt auf den Tod nicht ausstehen konnte bis hin zu nationalen und innerparteilichen Konkurrenten. An Brandts Stuhl sägten viele.
1990 gab es eine gezielte Kampagne gegen Lafontaine, da er vor den Folgen der deutschen Einheit und ihren Kosten warnte. Die westdeutschen Eliten wollten die feindliche Übernahme des DDR-Gebiets und die nationale Vereinigung jedoch um jeden Preis und haben deshalb gegen jegliche kritischen Stimmen mobilgemacht. Man darf nicht vergessen – im März 1990 waren SPD und Union beinahe gleich auf, bei der Wahl im Dezember trennten sie dann Welten. Das war ein Erfolg jener Kampagne, die aus dem DDR-Protestslogan „Wir sind das Volk“ das legendäre deutschnational-grundierte „Wir sind ein Volk“ gemacht hat.
Ende der 1990er gab es immer diese „Reformstau“-Debatten – und es gab auch eine Menge Leute und Medienmacher, die Schröder im Kanzleramt sehen wollten. Kohl hat man das Jahrzehnt ausschlurfen lassen, aber für das neue Jahrtausend wollte man dann Herzogs „Ruck“ durch das Land gehen lassen. Und zwar nicht mit Lafontaine, sondern einem wirklichen „Genossen der Bosse“. @ Bernd Neves verwies bereits auf Think Tanks und Netzwerke. Von Albrecht Müller wurde immer wieder das sogenannte „Große Geld“ analysiert, das ebenfalls auf die Ablösung Brandts hinarbeitete. Ich möchte jetzt bloß an die Landtagswahl in Niedersachsen im Frühjahr 1998 erinnern, die zu so etwas wie einer „Volksabstimmung über den SPD-Kandidaten“ wurde. War nicht bereits damals Maschmeyer an Schröders Seite aktiv? Selbst wenn nicht, kam die Wahl Schröders ihm und anderen Elitenfiguren gut zupass.
Scholz wiederum scheint mir der „geplanteste“ von allen – aus den oben genannten Gründen.
Interessant wären noch die SPD-Kanzler der Weimarer Zeit – zumindest Ebert ist bewusst von Elitenkreisen unterstützt, wenn nicht reingehievt worden, um die Revolution abzuwürgen. Müsste nochmals bei Haffner und Co. nachschauen, vielleicht kann auch @ Besdomny aushelfen, so er mitliest und Lust zu ergänzen hat.
@Altlandrebell:
Einen großen Einfluss auf die Regierung haben die Parteien mit ihren Nominationen. Es werden tendenziell eher „mehrheitsfähige“ Spitzenkandidaten nominiert, da diese mehr Chancen auf einen Wahlerfolg haben. Das sind typischerweise Mitte-Figuren. Merkel und Scholz sind klassische Vertreter dieser Sorte. Letztlich wollen Parteien an die Macht kommen, und in einer Demokratie ist das nur möglich, wenn ihre Exponenten mehrheitsfähig sind. Ich denke, man sollte in dieser Debatte das Parteikalkül nicht unterschätzen. Anders kalkulieren die „Protestparteien“. Sie nominieren eher Kandidaten, die sich prononciert gegen die Mitte positionieren, siehe AfD und BSW. Wie mächtig diese dann wirklich werden, wird sich zeigen.