Wie umgehen mit Atommächten?

Nuclear bomb - Prima Air Museum
Dave Bezaire & Susi Havens-Bezaire, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Reflexionen zum Metakonflikt unserer Zeit.

Die westliche Welt steht heute vor der größten und schwierigsten Frage aller Zeiten:

Was fängt man mit einer aggressiven Atommacht an?

Es gibt drei mögliche Antworten darauf:

  1. Man unterwirft sich ihr und verliert die Freiheit.
  2. Man bekämpft sie auf dem Schlachtfeld und riskiert die Apokalypse.
  3. Man überzeugt sie von der Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz.

In seiner Rede zur Lage der Nation sagte Präsident Putin, dass Russland auf dem Schlachtfeld nicht besiegt werden könne. Man kann das als Propaganda abtun. Das ändert nichts daran, dass er die Wahrheit sagt. Wenn auf dem Schlachtfeld alles schiefgeht, ist da immer noch der rote Knopf. Wer entschlossen ist, die Massenvernichtung der Kapitulation vorzuziehen, hat jederzeit die Macht, den Sieg des Gegners zu sabotieren.

Antwort 1) will niemand.

Antwort 2) ist Wahnsinn.

Wer bei klarem Verstand ist, wählt Antwort 3). Und zwar zuerst im eigenen Interesse.

Aggression ist ein archaischer Baustein der Natur. Sie kommt in der Regel dann zum Vorschein, wenn eine Bedrohung auftritt. Was eine Bedrohung ist, liegt immer im individuellen Ermessen des Subjekts.

Wie überzeugt man eine aggressive Atommacht von der Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz?

Man muss als Erstes die Naturgesetze würdigen. Solange sich der Aggressor bedroht fühlt, wird seine Aggression nicht abnehmen. Je bedrohter er sich fühlt, desto aggressiver wird er handeln.

Es funktioniert nicht, vom Aggressor immer und immer wieder zu fordern, die Aggressionen zu beenden.

Es funktioniert nicht, von Putin immer wieder zu verlangen, die Truppen abzuziehen und zu versichern, dass die NATO nur ein Verteidigungsbündnis sei, das keinen Angriff auf Russland beabsichtige.

Jeder sieht, dass es nicht funktioniert.

Was funktioniert dann?

Man muss dem Aggressor glaubhaft vermitteln, dass er nicht bedroht ist.

Das ist der einzige Weg, um eine aggressive Atommacht von der Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz zu überzeugen.

Wir können nicht verhindern, dass es Atommächte gibt. Wir haben aber die Wahl zwischen friedlichen und aggressiven Atommächten.

Der Westen glaubt, dass die USA eine friedliche Atommacht sind und Russland eine aggressive Atommacht ist.

Russland sieht das genau umgekehrt.

Faktisch haben wir also zwei aggressive Atommächte – die USA und Russland.

Im Allgemeinen tendieren wir dazu, die Aggression gegen Aggressoren so lange zu verdoppeln, bis sich der Aggressor unterwirft oder nichts mehr von ihm übrigbleibt. Mit diesem Rezept haben Völker während vielen Jahrtausenden ihre Konflikte gelöst. Taugt dieses Rezept in Anbetracht der heutigen Waffenarsenale noch? Hat die «Zeitenwende» nicht bereits unmittelbar nach der Explosion der ersten Atombombe stattgefunden? Seit Aggressoren und Konteraggressoren über Massenvernichtungswaffen verfügen, können Konflikte nicht mehr nach den «bewährten» Rezepten gelöst werden. Die erste Spielregel im Konflikt zwischen Atommächten lautet: Geht der Aggressor unter, geht auch der Konteraggressor unter.

Der Dritte Weltkrieg kann nur verhindert werden, wenn beide Atommächte anerkennen, dass sie für die andere Seite eine existenzielle Bedrohung sind, und sich an den Tisch setzen, um nach Lösungen zu suchen, diese Bedrohung aus der Welt zu schaffen. Das wäre die Lösung im Geist der UN-Charta, der Pazifisten und von ChatGPT.

(Ist Russland eine existenzielle Bedrohung für die USA? Offensichtlich ja, sonst hätten die USA nicht die Expansion der NATO bis an die russischen Grenzen vorangetrieben.)

Ohne diese Erkenntnis auf beiden Seiten und einen sofortigen Abbau von Bedrohungen sind wir dem Wahnsinn ausgeliefert.

Wir müssen verstehen: Der Rückbau der Aggression beginnt immer mit dem Rückbau der Bedrohung. Alles andere ist wider die Natur.

Der Schlüssel zur Befriedung der Ukraine liegt in der Lösung des Metakonflikts zwischen den Atommächten USA und Russland.

Ich wünsche weder den USA noch Russland den Sieg. Möge der Frieden siegen.

PS: Das herrschende Narrativ besagt, dass Wladimir Putin ein ideologisch verblendeter Imperialist sei, der die Sowjetunion wiederherstellen und die ganze Welt mit Krieg überziehen wolle. So einer verstehe nur die Sprache der Gewalt. Darf man diesem Narrativ Glauben schenken? Es ist für mich schwer vorstellbar, dass bevölkerungsreiche Länder wie China und Indien und viele weitere Länder des Südens freundschaftliche Beziehungen mit einem größenwahnsinnigen und kriegsgeilen Diktator unterhalten.

Ja, es geht Putin auch um eine neue Weltordnung. Er favorisiert eine multilaterale Welt und stellt sich gegen die globale Hegemonie der USA. Ihm dürfte aber auch klar sein, dass ein Angriff auf NATO-Territorium das baldige Ende der Russischen Föderation wäre. Welchen Sinn hätte dieser Plan? Der Zweck der Kriegseskalation in der Ukraine ist hingegen offenkundig: Geht die Ukraine an die NATO, verliert Russland die militärische Kontrolle im Schwarzen Meer. Die Folge wäre eine massive Schwächung seiner Verteidigungsfähigkeit. Kein russischer Präsident kann und wird das zulassen, solange das mächtigste Militärbündnis der Welt Russland offiziell als Feind deklariert.

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45 Kommentare

  1. Leider regiert hier nicht die Vernunft. Es geht um irrationale Dinge wie Exceptionalismus, Hegemoniestreben und Imperialismus, den sich die Atommächte gegenseitig vorwerfen. Es geht um Wahlkämpfe, um Investitionsmöglichkeiten, um wahrscheinlich noch viel mehr, von dem wir nicht wissen. Dann gibt es da noch die, die einen Platz an der Sonne dicht bei der Atommacht haben wollen.
    Und kleine Atommächte, die sich vor den großen Atommächten schützen wollen, indem sie Atomwaffen entwickeln.

    Wir werden das nicht ändern. Vielleicht lässt Gott Hirn regnen auf God’s own country.

  2. Der Text zieht falsche Schlüsse, weil er ein verzerrtes Bild darstellt und wichtige Daten ausspart, also unter komplex ist.

    Die USA haben auf der Welt um die 1000 Militärbasen, waren seit 1990 in 251 großen Militäraktionen in ca. 150 Ländern aktiv. Alleine seit 2001 haben sie Millionen Menschen ermordet und deren Tod durch die Folgen ihrer weltweiten Kriege zu verantworten. Sie haben noch mehr Menschen zu Flüchtlingen gemacht und deren Leben zerstört. Sie haben ein Budget weit über einer Billion Euro jedes Jahr für Militär und die NATO hat weit über 80 % des weltweiten Militärbudgets.

    Henry Kissinger hat Egon Bar gesagt, dass es nur um Interessen geht, also um Rohstoffe und darum Vermögen aus anderen Ländern zu plündern. Brzezinski sagte, dass in Russland 25 % der Rohstoffe der Welt liegen. George Kennan sagte, dass die USA einen unverhältnismäßig großen Anteil des Weltvermögens und der Welt kontrollieren und dieses Privileg mit allen Mitteln verteidigt werden muss, dass das auch so bleibt. Andere sprechen von full spectrum dominance usw.

    Wir erleben hier, dass die Brics in einer multipolaren Welt leben wollen, also den Reichtum in ihren Ländern behalten wollen und nicht Schutzgeld davon in einer unipolaren Welt an die USA bezahlen. Auch die Länder des globalen Süden, die für unseren Wohlstand und Kapitalismus ausgebeutet werden, hoffen auf eine zweite Möglichkeit, z.B. Alternative zur Weltbank. Wir erleben das Scheitern der Neocons, die Russland besiegen wollen, um dann in Taiwan das Gleiche gegen China zu machen wie in der Ukraine. Mit ihnen wird noch einiges mehr scheitern. Die Frage ist nur was und ob es nicht in einen Atomkrieg ausarten wird.

    Die friedliche Lösung für die Ukraine war schon auf dem Tisch und ausgehandelt. Die Minsk-Abkommen hatten die Neutralitäts- und Souveränitätserklärung von Österreich von 1954/55 als Vorbild. Garantiemächte waren Frankreich und Deutschland. Es stellte sich heraus, dass die politischen Eliten dort nur korrupt (korrumpiert durch US-Eliten) sind und sich den Krieg gegen die Ukraine von USA, der ukrainischen Regierung und der Visegrad-Gruppe (ohne Ungarn) aufzwingen liesen. Damit war auch der multipolare Anspruch von Europa vom Tisch.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Intermarium

    1. Wenn Russland tatsächlich die Neutralität der Ukraine wollte, sollte es seine Flotte in 2017 von der Krim abziehen, wie es im russisch-ukrainischen Vertrag von 1996 vereinbart wurde.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-ukrainischer_Flottenvertrag

      Es gab viele offizielle Verträge zwischen Ukraine und Russland, die alle territorialen Fragen zwischen Russland und Ukraine vollständig geregelt haben. Sogar Putin sagte, dass die Krim Teil der Ukraine ist und die Frage darüber geschlossen ist.

      https://www.rferl.org/a/putin-crimea-ukraine/26942862.html
      https://de.wikipedia.org/wiki/Budapester_Memorandum
      https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-ukrainischer_Freundschaftsvertrag
      https://dokipedia.ru/document/5191455

      Aber (in der Putinversteher-Logik) hat Putin ein besonderes Recht, seine eigenen Worte oder eigenen Verträge jederzeit zu „überdenken“ und zu brechen. Er hat das Recht, jeden anderen jede Zeit zu betrügen. Aber seine Opfer müssen sich immer seinen Lügen unterwerfen und gegenüber bekannten und systematischen Betrüger „fair“ spielen.

      Übrigens – wo in Minsk-Abkommen wurde etwas über „DNR“ / „LNR“ ein Wort gesagt? Russland hat es immer sabotiert. Und deswegen hat Merkel auch ihre Kommentar gemacht – weil sie nicht geglaubt hatte, dass Russland wird eigene Teil des Abkommens irgenwann ausführen (z.B. Punkt 3 – komplette Abzug von russischen Truppen aus Ukraine – also inklusiv Donbass. Und Krim eigentlich).

      1. Phz 2000, hör auf deine dumme NATO-Propaganda unter meine Beiträge zu spammen.

        Das Budapester Memorandum gilt spätestens seit dem CIA-Putsch 2014 in der Ukraine nicht mehr. Es wurde da gebrochen von den USA.

        Es bringt auch nichts Putin-Aussagen aus dem Zusammenhang und Kontext zu reißen. 2004 fand er auch die NATO-Erweiterung noch in Ordnung, weil er auf eine friedliche Lösung hoffte. 2008 bei der dritten Tranche, und dem Versuch Ukraine und Georgien in die NATO zu bringen, war es vorbei. Die hätten auch keine Nordstream gebaut oder irgendeine Pipeline, wenn sie gewusst hätten, dass das so endet.

        Wenn bei Minsk II die Ukraine keinen der 13 Punkte erfüllt hat und Merkel, Macron und Poroschenko zugegeben haben, dass sie nie vor hatten den Vertrag zu erfüllen, brauchst du Hirnzwerg nicht damit anfangen, ob Russland ihren Marinestützpunkt in Sevastopol hätten aufgeben müssen.

        Deine Position, dass die USA und NATO keine Interessen hätten, dass es alles die Schuld der crazy Ivans war, die ist das Dümmste, was man hier und überhaupt zu dem Thema lesen kann.

        Du arbeitest auf einer US-Militärbasis in Deutschland.
        Du hast doch seit dem Irakkrieg damals, wo du überzeugt warst, dass der Irak WMD hätte, nichts dazu gelernt. Du bist leider nicht der Hellste (Euphemismus). Du machst für jeden NATO-Krieg diese irrwitzig dumme und plumpe Propaganda. Warum das so ist, ist klar.

        1. Aber warum beschäftigt man einen solchen Vollpfosten und versucht nicht wenigstens, dass er seinen Job mit einer Putzfrau wechselt?
          Befürchtet man zuviel Schmutz in seinen Einrichtungen?

  3. Was funktioniert?
    Vor ein paar Tagen war ein Bericht über Amerika und ihre Atomwaffen.
    Jeder der Atomsilos der USA muss nach und nach auf dem ’neuesten‘ Stand umgebaut und angepasst werden, dazu gehört auch ein ‚modernes‘ IT System und jedes Silo wurde mit schlappen 600mio $ veranschlagt. Der Bericht erwähnte auch das alter der Waffen „50plus“. Und wir hatten im vergangenen Jahr alle medialen ‚Gamechanger‘ gelesen, nichts hat das für die Ukraine entschieden. Im Gegenteil alles wurde dezimiert, aber der „fliegende Zirkus der Werteeinheit“ fordert irrationale Wirrheiten die nicht der realen Situation entsprechen.
    Ist es möglich das dieses korrupte Parteiensystem darauf hofft durch das Volk ihre politischen Verfehlungen zu korrigieren? Und wir „feiern“ danach die Demokratie, mit dem gleichen Komödiendarsteller?

  4. Wie geht man mit einer Atommacht um? , oder einer ‚angehenden‘.
    Man kommt aus dem Iran und sendet zwei Schiffe auf Seereise und beruft sich auf
    https://sites.tufts.edu/lawofthesea/chapter-three/
    Und wenn es einem nicht passt, wird das Recht aufgehoben und mit Sanktionen gedroht!
    Wir Menschen überall auf dieser Welt müssen die alten aufoktroyierten Ideologien über Bord werfen, wir werden in einer multipolaren Ordnung leben und dies bedeutet ‚andere Wahrheiten‘ zu respektieren!

  5. Der Angreifer glaubt, dass er stark genug ist, um etwas von „schwacher Beute“ zu nehmen. Nicht weil er sich bedroht fühlt.

    Könnte zumindest einen von Putin-Versteher ein paar einfache Fragen beantworten?

    Wenn Putin und seine Clique so schreckliche Angst vor der Nato haben – warum haben sie sich in Nato-Länder mit ihren Bankkonten, Yachten, Villen und Kindern in Privatschulen oder Universitäten ständig „erweitert“? Sogar Putin beide „offiziellen“ Töchter wohnten in NATO-Staaten (Niederlande und Deutschland) – warum hatte weder Putin noch seine Umgebung keine Angst davor?

    Zweitens – Putin verholz gerade alle seine strategischen Reserven an Raketen, kampffähige Truppen und militärischer Ausrüstung in der Ukraine. Hat er keine Angst, dann mit „nacktem Hintern“ gegen „nachfolgende Nato-Invasion“ zu bleiben? Würde er das tun, wenn er wirklich glaubte, dass die NATO dann die Russland angreifen und erobern will? Oder er spottet nur über eine solche Idee und setzt furchtlos alles auf va-banque?

    Putinversteher appellieren gerne an die Indifferenz des „globalen Südens“. Aber es war das gleiche während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Südamerika wurde gerade deshalb zum sicheren Hafen für die ex-Nazis, weil es den Menschen dort tiefst egal war, wer wen und warum in Dachau und Auschwitz vergast und verbrannt hat. „Es war nicht unser Problem“ – wie auch heute.

    Genauso wie in der „neutralen“ Schweiz, die ohne dumme Fragen Goldzähne und Kulturgegenstände von Nazi-Deutschland in Verwahrung nahm. „Geschäft muss nicht leiden, Sanktionen sind nutzlos“ – auch Motto von moderne „Friedenstieftler“.

    Und ja – haben einige von Putinversteher schon einmal von „Bosporus“ gehört?
    Ja, dies ist ein einziger Ausgang aus dem Schwarzen Meer, das seit vielen Jahrhunderten geografisch von der Türkei (NATO-Mitglied) kontrolliert wird. Und das nicht irgendein einzelner Nato-Stützpunkt, sondern geografisch bedingte „Flaschenhals“ – der mit militärischer Gewalt kaum zu passieren ist.

    Die russische Schwarze Flotte wird damit „standardmäßig“ von der NATO blockiert (seit einem halben Jahrhundert) und Krim wird daran nichts ändern. Zum Beispiel: aktuell blockiert die Türkei jede Bewegung der russischen Marine durch Bosphorus seit Beginn der große russische Invasion.

      1. Ich bin selbst nicht glücklich mit meiner zweiten „Quelle“. Die ist schlecht. Vergesst das mal. Ich hatte noch andere Quellen, aber nicht parat. Angeblich hat sich die russische Flotte im schwarzen Meer vergrößert. Entweder haben sie die irgendwo gebaut an einer Werft zum schwarzen Meer oder sie kamen doch durch die Dardanellen und den Bosporus.

        Ich weiß es nicht, ob die durch die Meerengen kamen oder nicht. Außerdem ist die Frage, ob U-Boote durch dürfen oder nicht.

        Es ist jedenfalls so, dass es nicht so einfach ist, in dem Wust aus NATO-Kriegspropaganda überhaupt eine glaubhafte Information zu finden. Ich bin gerade gescheitert. Man findet natürlich gleich massenhaft so Propaganda-Müll wie „Russian warship fuck off“, um die low-IQ-Schwachmaten zu emotionalisieren.

    1. Es war jüngst eine Abstimmung in der UN zur Russlands ‚Aggresivitat‘, gehen sie auf die Seite und schauen sie sich die Welt unspannende Isolation an!
      Für mich ist es wichtig, zu lesen wie andere Staaten sich verhalten um aus meiner eigenen Blase Abstand zu gewinnen.

    2. Gerne.
      Erstens: Müsste man Putin fragen. Ich vermute mal, dass er sich weder vor einem zivilen Europa noch vor einer zivilen Ukraine bedroht fühlt, sondern vom Waffenarsenal des grössten Militärbündnisses der Welt, das zufällig auch noch russlandfeindlich ist.
      Zweitens: Bisher ist keine Generalmobilmachung erfolgt. Und dann gibt es noch die Hyperschall-Atomwaffen. Von einem „nackten Hintern“ kann keine Rede sein.
      Die Bosporus-Situation ist ein Grund mehr für Russland, die Kontrolle im Schwarzen Meer nicht an die NATO zu verschenken.

    3. @GRA: ich hätte mich gern mit Ihrem Text auseinandergesetzt, aber es stört mich, dass Sie hier Leute pauschal Putinversteher nennen. Möchten Sie als Selenskij-Buddy oder als Bandera-Fan bezeichnet werden? Mir fallen auch noch ganz andere, wenig schmeichelhafte Bezeichnungen ein, angesichts des Verhaltens Ihrer Regierung.

      1. Wie er sich selbst gern bezeichnet sehen würde, ist völlig belanglos. Faktisch ist er eine ukrofaschistische Propagandatröte.

    4. Wenn Putin und seine Clique so schreckliche Angst vor der Nato haben

      Es gibt einen Unterschied zwischen sich bedroht fühlen und Angst haben.
      Um es zu verdeutlichen, ein profanes Beispiel.

      Da steht also ein Türsteher, gut trainierter Kampfsportler und Experte in Selbstverteidigung.
      Und dann kommt ein besoffener Halbstarker daher, der sich in seinem Rausch für den Größten hält und meint es wäre eine gute Idee dem Türsteher ein Messer an den Hals zu halten. Muss der Türsteher sich das gefallen lassen? Nein, natürlich nicht, er fühlt sich zurecht bedroht und Niemand würde ihm einen Vorwurf machen, wenn er den Vollpforsten einfach ausknockt. Muss er wegen dem Messer vor dem Vollpforsten zittern? Nein auch nicht, denn er weiß wie man solche Vollpforsten ausknockt und hat darin Erfahrung.

      Russland hat überhaupt keine Angst vor der NATO. Das hat auch Putin schon oft gesagt, wörtlich: „Russland ist stärker als Jeder potentielle Aggressor“ und erst vor kurzem: „Russland kann auf dem Schlachtfeld nicht besiegt werden“. Jedoch fühlt sich Russland zurecht durch die NATO und vor Allem durch die USA bedroht. Schon alleine deshalb, weil USA und NATO schon viele Jahre vor der Ukrainekrise Russland als ihren „Gegner“ bezeichnete. Das Expandieren der NATO nach Osten und Konzentrierung von immer mehr Militär, Basen, Raketen an Russlands Grenzen ist wenn du so willst das Messer welches der Westen versucht an Russlands Hals zu halten. Zurecht fühlt sich Russland dadurch bedroht, und es wäre feige und fahrlässig sich das gefallen zu lassen.

      USA würde sich das ja auch nicht gefallen lassen wenn Russland oder China direkt unter ihrem Arsch Truppen konzentrieren und immer mehr Stützpunkte errichten würde.

  6. „Ist Russland eine existenzielle Bedrohung für die USA? Offensichtlich ja, sonst hätten die USA nicht die Expansion der NATO bis an die russischen Grenzen vorangetrieben.“

    Das ist ein offensiv kindisches Urteil – und dies Attribut wähle ich nicht in abwertender Absicht! Kindische Urteile, wenn sie nicht offensiv, sondern herausfordernd vorgetragen werden, sind notwenig und nützlich – wenn sie nutzbar gemacht werden.
    Ich sage stattdessen nur die Gegenposition hin. Der von den USA selbst in maßgeblicher Rolle geschaffene Weltmarkt bedroht die US-Föderationsregierung – ausschließlich diese, und ausschließlich von innen.
    Die Ausdehnung der Ökonomie der Volksrepublik auf den Weltmarkt, die politische, ökonomische und militärische Selbstbehauptung der russischen Föderationsregierung, die Gefahren, die daraus für die militärische Hegemonie der NATO über Westeuropa erwachsen – und manches andere, sekundäre Moment – sind Vermittlungsformen dieser inneren Bedrohung der US-Föderation in deren gegenwärtiger Gestalt und Rolle.

    Für die NATO und die EU-Bürokratie ist die Selbstbehauptung der russischen Föderationsregierung gar keine, und die chinesische Weltmarktausdehnung erst nur eine antizipierte Gefahr. Eine existentielle Gefahr für beide wären allerdings weitere substanzielle Schritte in Richtung auf einen Zerfall der US-Föderation bzw. deren Rückzug auf „kontinentale Hausmacht“.

    Deshalb geht die Zuspitzung des Krieges maßgeblich von Europa aus. Platt gesagt: Einen Zerfall oder Rückzug der USA könnte „Europa“ nicht „verkraften“, eine nukleare Wüste und „Zone“ in Südwestdeutschland schon viel eher!

      1. Die heilige Einfalt, der Kinderglaube an „Artikel 5“ liegt eher bei dir, wschira, aber das will ich nicht zum x-ten Mal auffalten.
        Doch vielleicht läßt du dich mal anregen, zu überlegen, ob und inwieweit ein ostentativer nuklearer Befreiungsschlag der RF ihr nukleares Waffenarsenal im Gesamtgefüge der Wirkkräfte, Föderationspolitik eingerechnet, entwerten könnte.

        1. Weisst Du, mein Bester, mir geht nicht nur Dein bisweilen wirres Geschwafel auf den Geist, sondern dein arroganter Stil, andere Forenteilnehmer ständig als Deppen zu bezeichnen, und Du hättest den alleinigen Durchblick (nach eigenem Verständnis natürlich).

          1. Es gibt hier ziemlich wenig Leute, die ich „Depp“ heißen würde. Du zählst dazu, von dir hab ich noch nie ein Argument, eine Überlegung gelesen. RH ist entschieden kein Depp, allerdings halte ich seine Anbetung russischer Militärmacht für deppert.

    1. Natürlich ist Russland eine existentielle Bedrohung für die USA.
      1. Weil Russland in der Lage wäre USA ins Meer zu spülen.
      2. Weil Russland wegen des nuklearen Potentials mit militärischer Überlegenheit nicht erpresst werden kann, weshalb es die amerikanische Weltordnung in Frage stellt, von welcher das Schicksal der USA abhängig ist.

      1. Ich fürchte, viele Leute teilen solchen bestialischen Irrsinn, andernfalls würde ich nix sagen.

        1) Will „Russland“ das denn? Wenn ja, wechsle ich augenblicklich zur „Regime-Change“ Fraktion, und wer nicht mitziehen wollte, sollte mit Fug stumm gemacht werden.

        2) Dein Chef hat gerade verkündet, „Russland ist militärisch nicht zu besiegen“.
        Warum nicht gleich so? Dann sind doch – systemisch gewertet – volle drei Viertel der Putin’schen Kriegsbegründung vor einem Jahr als Lüge und Vorwand entlarvt?
        Was das restliche Viertel anbelangt, die Erhaltung der „russischen“ Territorien der Ukraine als Siedlungsgebiet derjenigen Leute, deren Evakuierung nach Russland vollumfänglich in die WEge geleitet war, hätte ein konzentrierter Angriff auf die ukrainischen Belagerungskräfte dem Spuk binnen zwei Wochen ein Ende gesetzt.

        3) Die diplomatischen Ultimaten Russlands vor Beginn der Gefechte haben die vermeintliche „amerikanische Weltordnung“ überhaupt nicht angegriffen. Was sie angriffen, war einzig und allein die Freizügigkeit der NATO in Osteuropa.
        Warum das Imperium diese Forderung unannehmbar gestellt hat, habe ich oben stichwortartig erklärt: Der Grund dafür sind die inneren Widersprüche in diesem Imperium, die schon seit über einem Jahrzehnt die Schwelle hybrider Kriege überschritten haben. Ich nenne jetzt namentlich den angelsächsischen Feldzug gegen die deutsche Mittelmacht, angeführt vom UK, gestützt durch – abermals systemisch gewertet – vielleicht zwei Drittel der US-Militäraristokratie. Der Aristokratie, wohlgemerkt, nicht den Chargen.
        Russland stellt da nix in Frage, es sind die maßgeblichen Mächte im Imperium, die einander und darüber sich selbst in Frage stellen!

        1. Will „Russland“ das denn?

          Natürlich nicht, für Russland dienen Atomwaffen dem einzigen Zweck der Abschreckung.

          Aber darum geht es nicht. Was ich meine, USA haben eine gewisse Manie der eigenen Unverwundbarkeit. Sie können nicht ruhig schlafen, wenn sie sich der eigenen Unverwundbarkeit nicht gewiss sein können. Darüber sind schon viele Artikel und ganze Bücher geschrieben worden. Daher wurmt sie natürlich alleine die Tatsache sehr, dass jemand den sie nicht kontrollieren können wenn auch nur theoretisch bloß mit dem Finger zu schnipsen braucht und Nordamerika verwandelte sich in den „Putinschen Golf“, und was sie dabei am meisten nervt ist, dass sie es nicht verhindern könnten. Solange dieser Zustand anhält, werden sie nie aufhören Alles zu versuchen Russland diese Fähigkeit zu nehmen. Sie können sich damit einfach nicht abfinden sogar sehr verwundbar zu sein.

          Dein Chef hat gerade verkündet, „Russland ist militärisch nicht zu besiegen“.

          Er ist eigentlich nicht mein Chef. Bloß ein Präsident meines Landes. Nicht mehr und nicht weniger.

          Warum nicht gleich so?

          Das hat er eigentlich schon oft gesagt, auch lange vor dem Krieg. Und auch solche Dinge wie: „Russland ist stärker als jeder potentielle Aggressor“ und vieles in diese Richtung.

          Dann sind doch – systemisch gewertet – volle drei Viertel der Putin’schen Kriegsbegründung vor einem Jahr als Lüge und Vorwand entlarvt?

          Ich kann dir wieder nicht folgen offen gesagt.
          Die NATO Osterweiterung ist trotzdem eine reale Bedrohung für Russland. Es währe grob fahrlässig, unverantwortlich gegenüber der eigenen Bevölkerung und feige diese Bedrohung einfach hinzunehmen. Diesen Fehler hat Russland schon einmal gemacht und hat dabei zugesehen wie Truppen an seiner Ostgrenze konzentriert wurden und hat dafür bitter bezahlt. Einen 22. Juni soll es nicht noch einmal geben. Und weil Russland militärisch nicht besiegt werden kann, lässt es sich das auch nicht gefallen. Das Resultat ist das was wir eben haben.

          1. Was ich meine, USA haben eine gewisse Manie der eigenen Unverwundbarkeit.

            Das ist aber keine Manie, also eine psychische Wahnstörung und auch kein Wahn der Unverwundbarkeit, sondern das liegt in der Logik der Machtkonkurrenz. Ein Hegemon, der jederzeit vernichtet werden kann, dessen Vorherrschaft ist eben nicht unangefochten. Und wer den Anspruch hat die Weltordnung zu bestimmen und festzulegen, für den ist es ein Widerspruch, wenn diese Weltordnungsmacht durch eine andere Staatsgewalt bestritten werden kann. Nicht dass Russland das im Moment wollte, also statt der USA Regelsetzer in der Welt zu sein, – allein dass sie es kann ist entscheidend für die unverbrüchliche Feindschaft der USA.

            1. „Und wer den Anspruch hat die Weltordnung zu bestimmen und festzulegen, für den ist es ein Widerspruch, wenn diese Weltordnungsmacht durch eine andere Staatsgewalt bestritten werden kann.“

              Hat die RF einen „Dollar“ zum Staatskredit?
              Nein, hat sie nicht.
              Hat sie einen „Euro“ zum Staatskredit?
              Nein, hat sie auch nicht.
              „Yuan“?
              Schon gleich gar nicht!

              Du streichst jeden Inhalt aus „Weltordnung“, ganz wie der Hacker das tut, und so macht ihr Beide aus der Selbstbehauptung der US-Föderation auf dem Weltmarkt eine Art Religionskrieg!

              Es ist ja nicht zu bestreiten, daß die Kriegsideologien im Westen diesen manischen Zug aufweisen, aber ihr wollt doch nicht wirklich an Satan und Satanismus glauben? Oder? Wenn ja, dann werdet gefälligst „Iraner“, Sakraheini!

              (Gruß von meinem Freund Ghaddafi aus dem Grab)

              1. „Du streichst jeden Inhalt aus „Weltordnung“, ganz wie der Hacker das tut,“

                Ganz im Gegenteil. Ich nehme den Inhalt der Weltordnung ernst. Was ist denn der Inhalt der Weltordnung?
                Weltordnung ist der einer Gewaltordnung. Nicht nur – aber das ist der abstrakteste Inhalt (abstrakt ist nicht inhaltslos) davon. Da muss ich erstmal gar nicht wissen wer über Weltgeld verfügt und wer nicht. Erstmal geht es um Gewalten, die gegeneinander stehen. Und wenn eine Gewalt den Anspruch der Vorherrschaft hat, dann will sie den anderen Staatsgewalten die Regeln vorschreiben, nach denen sie ihre Gewalt einzusetzen haben. Sie sind also untergeordnete Souveränitäten – was ein Widerspruch zu Souveränität ist. Und erst recht ist es ein Widerspruch, wenn eine dieser untergeordneten Gewalten über Gewaltmittel verfügt, die den Hegemon vom Globus radieren kann – zwar um den Preis des eigenen Untergangs. Aber trotzdem. Vom Anspruch der Weltherrschaft ist eine gleichrangige Atommacht einfach ein nicht wegzudiskutierender Widerspruch. Schon auf dieser abstrakten begrifflichen Ebene.

                Das hat deshalb auch nichts mit einer speziellen amerikanischen Manie zu tun. Wenn Indien der Hegemon wäre und Europa oder Deutschland hätte eine vergleichbare Ausstattung mit Atomwaffen, wäre der Widerspruch derselbe. Und dann würde Indien auf Deutschland losgehen. Deshalb sind Staaten ja so eine verflixt üble Angelegenheit. Dankt die ein Weltmacht ab – und normalerweise geht das nicht ohne Krieg ab – dann geht die gleiche Scheiße mit anderen Mächten von vorne los.

    2. „„Ist Russland eine existenzielle Bedrohung für die USA? Offensichtlich ja, sonst hätten die USA nicht die Expansion der NATO bis an die russischen Grenzen vorangetrieben.“
      Warum hatte damals uranium one stattgefunden?
      https://www.politico.com/story/2017/11/14/hillary-clinton-uranium-one-deal-russia-explainer-244895
      Russland hat sich aus dem ‚Atomvertrag‘ zurück gezogen, aber nicht gekündigt und hat auf der anderen die Kontrolle über Uran.
      Ich finde hier passt was nicht…

  7. Wie geht man mit Atommächten um? Ich würde sagen, am besten strikt rational. Keine Atommacht legt sich ein Nukleararsenal zu, um es ja niemals, unter keinen Umständen, never zu verwenden. Die atomare Abschreckung funktioniert nur bis zu dem Punkt, an dem einer sich existenziell bedroht fühlt und was eine existenzielle Bedrohung ist, beurteilt und entscheidet jeder Staat für sich. Zu glauben, dass jemand selbst bei einer existenziellen Bedrohungswahrnehmung NICHT zum Atom greifen würde, ist einfach nur lächerlich – man befürchtet, mit wehenden Fahnen unterzugehen und rührt die vorhandenen Nuklearwaffen trotzdem nicht an???? Wann denn sonst?
    Die blöden Sprüche wie „der Putin/der Medwedew sagt das nur so, die werden schon nicht, die wissen doch, wer als erster nuke-t, ist als zweiter tot, blablabla“ sind nur für die Galerie, sprich für die Manipulation und Einschläferung der Bevölkerung. Selbstverständlich wissen alle Regierungen, alle Sicherheitsberater und alle Militärstrategen ganz genau, dass Nuklearwaffen im „Notfall“ eine sehr reale Option sind. Deshalb: rationaler Umgang damit wäre eigentlich lebensnotwendig, Überheblichkeit, Grössenwahn und Selbstüberschätzung bei den Konfliktpartnern von Atommächten, wie bei der Ukraine und ihrem best buddy USA zu beobachten – ganz schlecht.

  8. „(Ist Russland eine existenzielle Bedrohung für die USA? Offensichtlich ja, sonst hätten die USA nicht die Expansion der NATO bis an die russischen Grenzen vorangetrieben.)“
    Das ist natürlich auch in Klammern Unsinn. Mit solch einer Behauptung unterwirft man sich dem westlichen Framing und rechtfertigt eine Politik, vor der auch einflussreiche u.s.-Amerikaner schon vor Jahrzehnten gewarnt haben. Bilands Text blendet aus, dass die usa drauf und dran ist, auch mit China in den Kriegszustand zu treten, was genauso verantwortungslos ist wie im Fall Russland. Zudem ist es problematisch, Russland als den Aggressor zu bezeichnen, da wird wieder einmal die Ereignisinterpunktion so gewählt, wie sie ins eigne Weltbild passt. Wäre der russische Angriff nicht erfolgt, hätte die ukrainische Regierung ihren Angriff auf die beiden abtrünnigen Entitäten fortgesetzt, eventuell diese Auseinandersetzung für sich entschieden. Danach hätte es kein Hindernis für einen nato-Beitritt mehr gegeben, worauf auf strategisch entscheidendem Gebiet Raketen aufgestellt worden wären, damit ein grosses Potential zur Erpressung Russlands schaffend. Und dabei wärs natürlich nicht geblieben, die Versuche, Russland zu zerstückeln, hätten an Intensität zugenommen. In etwa so jedenfalls die Erwartungen der russischen Seite. Und daher die vorbeugende Aktion. Was wiederum die u.s.-amerikanische leicht voraussehen konnte und daher auch voraussagte.

    1. Die eigentliche Bedrohung der USA ist die unreflektierte und imperialistische Hab- und Profitsucht ihrer Eliten, welche weltweit exportiert worden ist (sich selbst rechtfertigende kapitalistische Ideologie.
      Was war 1999?
      Was sah der Vertrag von Ramboillet vor?
      Jugoswawien und damit Serbien sollte Einflussphäre der USA werden.
      Weil diese Pläne nicht mit den Interessen Serbiens korrelierten und auch keine käuflichen Eliten entsprechende Positionen bekleideten, wurde dies mit dem Nato-Luftwaffeneinsatz ohne Mandat des Sicherheitsrates und damit völkerrechtswidrig zu erreichen versucht.
      Militärisch war dies zwar eine gehörige Blamage, aber durch die wesentlich weitergehende Zerstörung der zivilen Infrastruktur Serbiens als in weiten Teilen der Ukraine erreichte man dann doch ein Übereinkommen, welches die Flucht und Vertreibung eines Großteils der serbischen Bevölkerung und der Roma im Kosovo zur Folge hatte.
      Das war der eigentliche Grund für das politische Ende Jelzins.
      Und die USA haben nun auch einen großen militärischen Stützpunkt im Kosovo.

  9. @Guido Biland

    Zunächst sehr richtig erkannt, dass es sich vor Allem um ein Kräftemessen zwischen USA und Russland handelt, und die Ukraine ist im Grunde nur ein Schlachtfeld wo die heiße Phase ausgetragen wird. Grundsätzlich ist der Ansatz richtig, dass ein Ausgleich der gegenseitigen Interessen für eine Entspannung und einen stabilen Frieden in Europa sorgen kann. Dies setzt jedoch zwei wesentliche Dinge voraus.
    Zum einem ein gewisses Maß an gegenseitigem Vertrauen, welches in der heutigen Situation so ziemlich komplett zerstört ist. Zum anderen die gegenseitige Anerkennung der gegenseitigen Interessen, womit sich vor Allem USA aber sehr schwer tut.

    Also welche Interessen spielen hier eine Rolle?

    USA sieht sich natürlich vor Allem deshalb in einer existentiellen Weise von Russland bedroht, weil Russland als einzige Atommacht der Welt über nukleare Kapazitäten verfügt, welche deren eigenen mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen sind, da Russland bereits über Hyperschalltechnologie verfügt. Russland ist das einzige Land der Welt, welche in der Lage wäre einen Punkt in der Geschichte der Vereinigten Staaten zu setzen. Und das wurmt sie natürlich sehr.
    Darüber hinaus basiert der Erfolg der Vereinigten Staaten auf ihrer militärischen und ökonomischen Überlegenheit und ihrer darauf aufgebauten Dominanz. Das Schicksal der USA hängt also im Wesentlichen davon ab in wie weit sie in der Lage ist den Rest der Welt zu dominieren und ihre Hegemonie durchzusetzen um überlegen zu bleiben. Dem stehen Russlands Interessen (Anerkennung, Selbstbestimmung und Sicherheit) im Weg. Russland lässt sich wegen ihres nuklearen Potenzials, nicht mit militärischer Überlegenheit unterwerfen. Russland bedroht also das ganze amerikanische Modell einer Weltordnung, die Diktatur der Vereinigten Staaten. Ohne die Diktatur der Vereinigten Staaten wäre USA nur ein Schatten seiner selbst. Daher fühlt sich USA von Russland durchaus bedroht und herausgefordert.

    Außerdem spielt noch eine Rolle, dass USA sich als Sieger des kalten Krieges versteht und daher natürlich nicht bereit ist Russlands berechtigte Interessen anzuerkennen. USA meint Russland müsse man behandeln wie man Besiegte eben behandelt. Plündern und unterdrücken. Das funktionierte auch noch bis in die späten 90ger Jahre, bis den Vereinigten Staaten jedoch die Kontrolle über Russland entglitten ist, was sie natürlich ebenfalls stark wurmt.

    Darüber hinaus fühlt sich USA von Russland auch noch herausgefordert, da Russland der Umsetzung der US Agenda z.b. in Syrien (Assad muss weg) und anderen Teilen der Welt erfolgreich vereiteln konnte. Russland ist also aus Sicht der USA eine besiegte Nation, welche sich von der Kette gerissen hat und wegen des nuklearen Potentials der USA ernsthaft gefährlich werden kann. Das kann USA natürlich nicht dulden, und daher ist es zu mindestens nachvollziehbar, was die USA antreibt.

    Und jetzt zu Russland.
    Russland sieht sich erstmal keineswegs als eine im kalten Krieg von USA besiegte Nation und erkennt den Siegesanspruch der USA daher nicht an. In Russland sieht man ganz andere vor Allem inneren Ursachen für das Scheitern der Sowjetunion und die Rolle der USA dabei schätzt man als sehr gering ein. Die Sowjetunion hat sich aus russischer Perspektive nicht etwa im Wettrüsten mit USA totgerüstet, sondern scheiterte vielmehr an einer ideologisch bedingten konzeptionellen Erneuerungs- und Reformunfähigkeit sowie mangelnden Anpassungsfähigkeit und in Folge einer akuten Krise der Eliten. Im Gegenteil sogar, Russland versteht sich nach wie vor als eine Siegernation, denn es hat eine Tausendjährige Geschichte in welcher es mehr als einmal den mächtigsten Armeen der Welt trotzen musste und dabei in der Regel als Sieger hervorging. Hitler, Napoleon, Karl XIII scheiterten Alle beim Versuch Russland zu unterwerfen. Darauf bildet sich Russland schon was ein und hält sich für wenn nicht unbesiegbar, aber zu mindestens für nicht unterwerfbar und ziemlich stark, wenn es darauf ankommt.

    Das heutige Russland ist auch nicht mehr das Russland der 90ger Jahre, es hat sich enorm entwickelt, wenn nicht zu sagen, wie ein Phönix aus der Asche auferstanden. Von diesem Erfolg ist Russland natürlich noch zusätzlich beflügelt und erhebt daher einen Anspruch auf Anerkennung als eine Weltmacht. Jedoch anders als USA nicht als einzige Weltmacht, sondern als eine von Vielen, neben USA, Europa und China.

    Und hier haben wir schon den wesentlichen Interessenskonflikt.

    Russland erhebt Anspruch auf Freiheit und Souveränität und will daher als ebenbürtig anerkannt und auf Augenhöhe behandelt werden. Dass die aus russischer Sicht berechtigte Interessen berücksichtigt werden. Für USA dagegen ist Russland nach wie vor sowas wie ein entflohener Sklave der auf seinen Platz verwiesen gehört.

    Da man in USA durchaus begreift, dass man Russland trotz konventioneller militärischer Überlegenheit nicht einfach in einer direkten militärischen Konfrontation besiegen kann ohne dabei die eigene Vernichtung zu riskieren, und weil sie meinen im kalten Krieg die Sowjetunion von innen zersetzt zu haben, versuchen sie es natürlich erneut und probieren ihre Rezepte aus ihrem Standardrepertoire aus. Russland isolieren, Krisenherde an ihren Grenzen provozieren und es in regionale Konflikte hineinziehen, damit sich Russland verausgabt. Das Kalkül dabei ist, Russland soll durch internationale Isolierung und Verwicklung in diverse Regionale Konflikte an ihren Grenzen geschwächt werden und sich totrüsten bis der Kühlschrank irgendwann über das Fernsehgerät siegt und die Bevölkerung sich gegen die Regierung erhebt. Was schon einmal funktionierte müsste auch ein zweites mal funktionieren, meint man wohl in USA.

    Wenn man so will, ist es also einfach die Fortsetzung des kalten Krieges.

    Wie kann man hier also einen Ausgleich der gegenseitigen Interessen und Frieden schaffen?
    USA werden wohl kaum ihren Anspruch auf globale Dominanz aufgeben und Russland oder China oder auch Europa als ebenbürtig anerkennen. Auf der globalen Dominanz basiert ihr Wohlstand. USA lebt auf Kosten der unterworfenen Nationen. Sie werden Niemanden auf Augenhöhe sehen und stets ihre Überlegenheit anstreben.

    Und Russland wird sich seinerseits nie im Leben die Überlegenheit der USA anerkennen und sich unterordnen oder sich gar destabilisieren, zersetzen, aufteilen und damit liquidieren lassen. Im Zweifelsfall wird Russland auch nicht zögern Atomwaffen einzusetzen, und zwar eher nicht im begrenztem Maßstab, wenn schon, dann gleich das Armageddon-Szenario. Wie Putin eins sagte: „Eine Welt ohne Russland, brauchen wir nicht“.

    Ich sehe also wenig Chancen für einen Interessensausgleich durch Verhandlungen und befürchte, dass diese Schlacht tatsächlich auf dem Schlachtfeld Ukraine entschieden werden muss. Blutig und schrecklich, aber so wie die Dinge liegen, fürchte ich, es ist nicht mehr umkehrbar oder noch irgendwie vermeidbar.

    Wenn man langfristig am stabilen Frieden interessiert ist, dann ist das letzte was man sich wünschen kann, ist dass USA in der Ukraine als Sieger hervorgeht. Denn wenn Russland in der Ukraine scheitert, kann es keinen Zweifel geben, dass USA dann das so geschwächte Russland erst recht fertig zu machen versucht und keine Ruhe gibt solange Russland das größte Land der Welt mit den meisten Atomsprengköpfen bleibt. Sie würden sich eine so einmalige Chance kaum entgehen lassen das „Russland-Problem“ ein für Alle mal zu lösen. Sie würden dann erst recht versuchen Russland komplett aus der Welt zu schaffen und an seiner Stelle viele kleine der US Diktatur unterworfene Staaten machen. Moskauer Republik, Republik Sibirien, Ural-Republik usw… Entsprechende Pläne gibt es und man macht daraus eigentlich auch gar keinen Hehl. Man google „Decolonization Russia“. Das wiederum aber würde garantiert den allumfassenden Atomkrieg bedeuten. Russland würde sich nicht einfach so liquidieren lassen, und wenn es untergehen müsste, würde es auch den Westen mitnehmen.

    Auf der anderen Seite muss man sich fragen welche Konsequenzen aus einer Niederlage der USA in der Ukraine folgen würden. Also wenn es USA allen Anstrengungen (einschließlich dem Ausräumen der eigenen Waffenbestände) zum Trotz nicht gelänge Russland eine Niederlage zuzufügen, und die Ukraine eine vernichtende Niederlage einstecken müsste, wäre das ein so epischer Fail, dass dies die gesamte amerikanische Weltordnung in Frage stellen würde. Das wäre der Sargnagel der NATO und würde die transatlantische Solidarität wahrscheinlich komplett auflösen und Europa spalten. Aber ein Atomkrieg, könnte so zu mindestens bestimmt verhindert werden. Denn Russland will USA nicht aus der Welt schaffen. Die Niederlage der USA würde USA nicht vernichten, nur ihre Weltdiktatur beenden und die multipolare Weltordnung einleiten. USA hätten keinen wirklich triftigen Grund die ganze Welt untergehen zu lassen. Sie wären immer noch eine der mächtigsten Nationen, nur müssten sie sich halt auch mit Interessen anderer Weltmächte abfinden und sich abgewöhnen jedem ihren Willen zu diktieren.

    So gesehen, wäre eine Niederlage des Westens in der Ukraine das günstigste Szenario für Alle Beteiligten.
    Der Krieg könnte morgen vorbei sein, wenn USA seine Niederlage anerkennen würde. Die Ukraine ist politisch, militärisch und ökonomisch vollständig vom Westen abhängig. In dem Moment, indem USA ihre Unterstützung einstellt und die Ukraine fallen lässt, ist der Krieg vorbei. Europa würde USA folgen und das Selensky Regime würde ohne Rückhalt des Westens keinen Tag überleben und wäre gezwungen die Bedienungen Russlands zu akzeptieren. Das ist die einzige Möglichkeit zu mindestens den Rest der Ukraine noch als Staat zu erhalten. Russland will sie nicht erobern. Es will dass seine Sicherheitsinteressen anerkannt werden. Wenn USA die Ukraine fallen ließe und das ukrainische Regime kapitulieren würde, hätte Russland dieses Ziel vollständig erreicht und es gäbe für Russland keinen Grund mehr für die Fortsetzung der Kampfhandlungen und weiteres Blutvergießen.

    1. @Russischer Hacker
      Herzlichen Dank für diesen interessanten Beitrag. Ich bin froh, dass sich russische Bürger in unsere Debatten einbringen und ihre Sicht auf den Konflikt erläutern. Leider geschieht das viel zu wenig. In den Foren der Mainstreammedien haben solche Dialoge keine Chance. Danke auch an das Overton Magazin für die liberale Haltung.

    2. Russischer Hacker,
      wenn man ein Einsehen der USA, damit gescheitert zu sein, Russland totsanktionieren zu können, und auch militärisch ohne zuviel Risiko und Vernichtungsgefahr dies droht, nicht als Niederlage bezeichnen würde, sondern als das Zeigen von Größe bei Akzeptierung der Realitäten, würde man sowohl dem Frieden, als auch dem eigenen Anliegen dienen.
      Russland hat sich nicht zu der Aktion am 24.02.2022 entschieden, weil man den Verlust eigenen Einflussraumes befürchtete, sondern weil vitalste Sicherheitsinteressen und das Leben der Bevölkerung im Donbass bedroht war.
      Dass schon juristische und verwaltungsadministrative Gründe Putin eigentlich keinen anderen Spielraum ließen, braucht man dabei gar nicht zu betonen.

      Das eigentliche Grundproblem, dass Herrschaft immer noch über andere, anstatt für andere ausgeübt wird, könnte man auch mal thematisieren.
      Und warum die Bevölkerung von marktwirtschaftlichen Staaten bereit ist, die imperiale Sucht ihrer Eliten meist kritiklos hinzunehmen, steht noch viel früher auf der Tagesordnung.

      Es heißt übrigens „bedingungslos“, nicht „bedienungslos“ .

  10. Sehr guter Artikel Herr Biland.
    Danke dafür.

    Im Grunde geht es um die Stärke.
    Als die USA den Irak 2003 überfielen, gab es zwar viele Proteste, aber ansonsten keinerlei Konsequenzen. Die Amis sind die stärksten. Mit ihnen kann man sich nicht anlegen.

    Als der Irak 1991 Kuweit überfiel hat die internationale Staatengemeinschaft eingegriffen. Irak war im Verhältnis klein und schwach. Da konnte man das tun.

    Und heute mit Russland Ukraine ?
    Russland ist vielleicht nicht so stark wie es den äußeren Anschein macht.
    Aber immer noch viel zu stark, als das man so verfahren könnte, wie im Irak 1991.
    Denn man riskiert selbst immensen Schaden bis hin zur eigenen Vernichtung.

    Ja. der einzig richtige Weg ist friedliche Koexistenz.
    Man hätte alles tun müssen um diesen Krieg zu verhindern.
    Die Amis wollten aber diesen Krieg und haben die Ukraine dafür eingespannt.
    Jetzt sitzen sie und der ganze Westen in der Sackgasse.
    die Waffenlieferungen helfen nicht weiter.
    Ausserdem kommt die Nato an die grenzen ihrer Kapazitäten.
    Und direkt eingreifen wollen sie nicht, auch wenn Selensky versucht das zu erreichen.
    Die Amis wissen sehr wohl wie die Folgen wären.

  11. Bla, bla, bla: Wieder so ein langatmiger Text aus der Philosophen-Klause, sowohl vom Artikel, als auch von den Kommentaren her. Leute, was ist das denn für eine Frage: „wie mit Atommächten umgehen“????? Nicht WIR, sondern SIE gehen – nicht gerade sanft – mit uns um.

    RH: Wenn „Mütterchen Russland“ weiterhin Angriffe auf grenznahe Gebiete innerhalb des eigenen Territoriums unbeantwortet lässt, macht sich Russland zum Gespött, wird nicht ernstgenommen und macht sich in westlichen Augen, nur noch lächerlich. Russland müsste doch jetzt endlich begriffen haben, dass noble „Fairness“ vom Westen nur noch zu weiterer Eskalation reizt und als Schwäche, ausgelegt wird.

    Begonnen hat schon die peinliche – pardon – „Schwanzlutscherei“, als der kleine „große“ Chuzpenik, mit Tross, einen Truppenbesuch absolviert hat, Russland davon gewusst – und die Waffen schweigen ließ. Warum wurde nicht das Regierungsviertel am Tag eins, eingeäschert? Der „Gentlemen-Krieg“, wird nicht honoriert, die fatalen Versäumnisse, wirklich harte Fakten zu schaffen, rächen sich jetzt.

    Aber vielleicht wendet sich auch das Blatt und plötzlich versiegen die Waffenleiferungen, die USA sagen „nein“ – und lassen nach bewährter Art, die Ukraine allein. Denn schließlich muss die USA, sich ja auf den künftigen Krieg mit China vorbereiten.

    1. RH: Wenn „Mütterchen Russland“ weiterhin Angriffe auf grenznahe Gebiete innerhalb des eigenen Territoriums unbeantwortet lässt, macht sich Russland zum Gespött, wird nicht ernstgenommen und macht sich in westlichen Augen, nur noch lächerlich.

      Es ist nicht so, dass Russland das unbeantwortet ließe. Es wird jedes mal massiv vergolten. Gestern haben sie wieder mit Drohnen grenznahen Regionen Russlands und diesmal auch Weißrusslands angegriffen. Auch gab es einen Drohnenangriff auf Sevastopol auf der Krim. Bis auf eine getroffene Raffinerie wurden die Angriffe aber gut abgewehrt. Eine der Drohnen mit Sprengstoff hat es diesmal jedoch bis fast nach Moskau geschafft.

      Jetzt gerade während ich das schreibe ist die Ukraine einer massiven Bombardierung ausgesetzt. Dabei kommen unter Anderem schwere strategische Bomber zum Einsatz. In der gesamten Ukraine heulen die Sirenen und explodieren Kraftwerke und Umspannwerke. Jedes mal wenn sie frech werden, gibt es Raketenhagel ihre Stromversorgung und strategische Infrastruktur wird weiter dezimiert. Ich habe immer wieder den Eindruck, dass sie mit diesen Aktionen genau das auch provozieren wollen um die Grausamkeit Russlands zur Schau zu stellen.

      Außerdem, es ist völlig egal was Russland macht oder nicht macht, wird man im Westen immer einen Grund finden über Russland in der Öffentlichkeit zu spotten. Das kann Russland doch egal sein, also man legt in Russland keinen Wert darauf im Westen nicht verspottet zu werden. Was zählt sind Resultate. Daher konzentriert man sich in Russland auf das wesentliche und orientiert sich nicht daran ob man im Westen verspottet wird oder nicht. Im Westen mag man in den Medien und in der politischen Öffentlichkeit Russland verspotten, soll ihnen gegönnt sein, umso heftiger wird die Enttäuschung und Erklärungsnot hinterher sein. Aber dem aufmerksamen Beobachter sollte nicht entgangen sein, dass im Westen hinter der Propagandafassade bereits regelrechte Panik herrscht.
      Zum Beispiel kann ich empfehlen sich mit dem vertraut zu machen was Stephen Walt in Foreign Policy zuletzt geschrieben hat. Er war bei der Münchner Sicherheitskonferenz dabei und meint, dass vor der Kamera Alle immer noch Bullshit absondern und Geschlossenheit demonstrieren, aber hinter den Kulissen bereits eine ganz andere Stimmung herrscht. Da spottet wohl keiner mehr ernsthaft über die militärischen Qualitäten Russlands.

    2. Russland müsste doch jetzt endlich begriffen haben, dass noble „Fairness“ vom Westen nur noch zu weiterer Eskalation reizt und als Schwäche, ausgelegt wird.

      Das hat man schon begriffen. Man nimmt keine Rücksicht auf den Westen und möchte dem Westen auch nicht gefallen oder sowas. Russland hat schon seine Gründe warum es keinen Blitzkrieg führt, was wohl der Westen erwartet und an Stelle Russlands gemacht hätte.

      Warum wurde nicht das Regierungsviertel am Tag eins, eingeäschert? Der „Gentlemen-Krieg“, wird nicht honoriert, die fatalen Versäumnisse, wirklich harte Fakten zu schaffen, rächen sich jetzt.

      Das hat nichts mit „Gentleman-Krieg“ zutun, der ist schon lange vorbei. Es würde nichts bringen das Regierungsviertel zu bombardieren. Die Entscheidungszentren liegen eigentlich ganz wo anders. Selensky ist nur ein Strohmann, der hat wenig bis überhaupt nichts zu entscheiden. Den zum Märtyrer machen, das würde dem Westen gut in den Kram passen ja, aber Russland hätte davon eigentlich nichts. Abgesehen davon kann er lebendig noch nützlich sein. Warts ab 🙂

      1. Du hast schon recht: Würde man das Regierungsviertel endgültig einäschern – und der Keller, vielleicht doch nicht standhält – und der Chuzpenik unter den Trümmern läge: Klar, wäre er dann ein zweiter Bandera als Märtyrer. Aber: Da Russland ohnehin an allem Schuld ist, bleibt es doch eigentlich völlig egal, was die „regelbasierte Welt“ darüber denkt.

  12. @Guido Biland konkret zum Artikel

    Was fängt man mit einer aggressiven Atommacht an?

    Also das hat was. Das ist so wie wenn man einen schlafenden Bär in seinem Winterbau stundenlang mit einem Stock piekst und wenn er dann in voller Größe vor einem steht und brüllt sich dann fragt, was macht man mit einem aggressiven Bären? Gar nicht erst provozieren wäre mal eine gute Idee gewesen.

    Wie überzeugt man eine aggressive Atommacht von der Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz?

    Jedenfalls nicht indem man sie einkreist, sie als Gegner bezeichnet, Militärische Infrastruktur an ihre Grenzen bringt und dort immer mehr Truppen konzentriert, sie wirtschaftlich zu erdrosseln versucht, Scheiße vor ihrer Tür anzündet, ihr Alles Übel in der Welt in die Schuhe schiebt, ihre Sicherheitsinteressen ignoriert, sie andauernd verarscht, ihr nicht zuhört, sie zum Teufel schickt wenn sie sich beschwert. So jedenfalls sicher nicht.

    Man muss dem Aggressor glaubhaft vermitteln, dass er nicht bedroht ist.

    Das ist ungefähr so wie wenn man jemanden ein Messer am Hals hält, sich über einen Notwehrversucht wundert und sich fragt wie könnte man ihm wohl glaubhaft vermitteln, dass er nicht durch das Messer an seinem Hals bedroht ist?

    Versuchen wirs mal so. Stellen wir uns mal hypothetisch vor Russland würde, sagen wir mal in Kanada eine bewaffnete Machtergreifung von Nationalisten aktiv unterstützen. Der russische Außenminister Lawrow würde von der Protestbühne herab für Stimmung sorgen: Kämpft weiter! Ihr schreibt hier Geschichte! Russland ist hinter euch! Nehmen wir an „unbekannte Scharfschützen“ schießen wahllos in die Menge wie auch auf die Polizei, verursachen ein Blutbad und eine Gewalteskalation in deren Folge die Kanadische Regierung sich ins Exil nach USA absetzt. Die neue s.g. „Übergangsregierung“ wird sofort von Russland anerkannt und als demokratisch bezeichnet. Diese will sobald wie möglich ein militärisches Bündnis mit Russland eingehen mit der Aussicht, dass nur wenige Kilometer von der Grenze zur USA bald russische Atomraketen stationiert werden würden.

    Wie würde sich wohl USA verhalten? Einfach dabei zusehen?

    Und was ist, wenn diese neue nationalistische Regierung anfängt Nazikult zu kultivieren. Straßen und Stadien werden nach NS Größen genannt, zu deren Ehren auch Monumente errichtet werden. Die englische Sprache wird verboten. Darf jetzt nur noch französisch oder gerne auch russisch gesprochen werden. Die englischsprachigen Kanadier werden massiv diskriminiert. Mancherorts auch in Gewerkschaftshäuser getrieben und bei lebendigen Leibe verbrannt. Der von englisch-sprachigen Kanadiern bevölkerte Teil Kanadas will sich das nicht gefallen lassen, es gibt riesige Massenproteste. Die Naziregierung erklärt Millionen protestierende Kanadier kurzer Hand zu Terroristen und beginnt also eine s.g. „Antiterror-Operation“ oder besser gesagt, schickt das Militär um die Proteste mit Gewalt zu unterdrücken und dabei möglichst viele englischsprachige Kanadier umzubringen. Dabei wird hemmungslos Artillerie, Panzer und Luftwaffe eingesetzt. Die Städte die von englischsprachigen Kanadiern bevölkert sind werden hemmungslos bombardiert. Viele Kanadier greifen zur Waffe und wehren sich, aber Millionen fliehen auch über die Grenze in die USA.

    Und USA schaut immer noch tatenlos zu nicht wahr? Und wartet einfach darauf bis Kanada von allem was englischsprachig ist gesäubert wurde und an deren Stelle russische Stützpunkte gebaut wurden, und russische Atomraketen stationiert wurden. Weil Russland ja sagt, Amerika entspann dich, wir machen mit der „demokratischen Kanada“ jetzt ein Verteidigungsbündnis und das geht euch einen Scheißdreck an.

  13. Ulrich Reitz für den „Focus“ vor drei Tagen:
    https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/analyse-die-ukraine-ist-fuer-verhandlungen-offen-was-das-fuer-den-krieg-bedeutet_id_186976854.html

    Fazit: Was der Westen will, wird allmählich klarer. Der Ukraine wird, entgegen den öffentlichen Treue- und Durchhalteparolen, signalisiert, dass die militärische Hilfe zeitlich limitiert ist. Von Selenskyj wird erwartet, dass er sich vom Kriegspräsidenten zum Friedenspräsidenten entwickelt, oder wie ihm Macron gesagt haben soll – zum „Staatsmann“. Alles, was die Russen besetzt haben zu befreien, halten immer mehr Alliierte im Westen für illusionär. Die Ukraine soll zwar später moderne West-Waffen bekommen, aber nicht Nato-Mitglied werden können.

    Reitz beruft sich im Wesentlichen auf einen ungenannten WSJ-Artikel. Schätze, es muß der Einzige sein, den ich lesen konnte:
    „Europe Pledges Support for Ukraine in War, Seeks Diplomatic Ways Out“
    bereits am 17.2. veröffentlicht, und das erklärt den fehlenden Link bei Reitz. Der Artikel gibt nämlich allenfalls eine Hälfte von dem her, was Reitz daraus macht.
    Also ein Windbeutel?
    Ich denke nicht. Ich bin überzeugt, Reitz Artikel beruht tatsächlich auf ungenannten Leaks, sei es aus dem Kanzleramt, sei es vom BND, der solche Durchstechereien nicht zum ersten Mal praktiziert. Zum Beispiel stammt vom BND die Durchsage vom Herbst 2014, die Luftraumüberwachung der NATO habe erwiesen, daß vor dem Absturz von MH17 keine Luftabwehrrakete im fraglichen ukrainischen Luftraum gestartet worden sei.
    Außerdem fiel der Reitz-Artikel mit der Veröffentlichung der chinesischen „Friedensinitiative“ zusammen.

    Um das potentielle Leak zu wägen, ziehe ich erstens Verkündungen von UvdL und Stoltenberg bei.
    Die haben umgehend Öl ins Feuer gegossen. UvdL sprach vom „imperialistischen Krieg“ Russlands und Stoltenberg gab die Formel wieder, der Sieg der Ukraine habe dergestalt auszufallen, „daß sich die Geschichte nicht wiederholen“ könne, de facto also: Regime Change in Moskau.
    Seither hat Stoltenberg noch nachgelegt, gestern oder vorgestern in Finnland, wo er behauptet hat

    Die Nato-Verbündeten haben sich darauf geeinigt, dass die Ukraine Mitglied des Bündnisses werden wird.

    Das ist eine unzweideutige Lüge, nicht die erste der Sorte, mit der Stoltenberg sich zum „Imperator“ aufschwingt, eine Rolle, die er allenfalls durch die Erzwingungsmacht der führenden NATO-Generäle im Rücken spielen kann. Die zuständigen Außenministerien der NATO-Staaten haben keinen Vorratsbeschluss gefaßt, wozu sie nicht einmal technisch imstande wären, weil die Ukraine als Partei eines laufenden Krieges nach den NATO-Statuten nicht aufnahmefähig ist. Ob eine künftige ukrainische Regierung am Beitrittsbegehren festhalten wird, steht in den Sternen.
    Deshalb ist umgekehrt Stoltenbergs Einschränkung, die fiktive „Einigung“ gelte „langfristig“, eine substanzielle Drohung gegen die ukrainische Bevölkerung, sagt sie doch an, die NATO würde eine Abstandnahme vom Beitrittsbegehr künftiger Regierungen nicht akzeptieren und hinnehmen!

    Zweitens mehren sich seit drei Tagen semioffizielle ukrainische und westliche Drohungen mit einer Ausweitung des Russlandkrieges auf die 2000 Mann starke russische Garnison in Transnistrien. Selensky sah sich andererseits veranlaßt, zu verkünden, eine Ausweitung des Krieges auf Weißrussland sei „zwecklos“, die weißrussische Regierung sei dazu „zu stabil“. Und schließlich warnen die russischen Ministerien zunehmend vor angeblich konkret in Vorbereitung befindlichen „Provokationen“, False-Flag-Attacken namentlich mit Nuklearmaterial und chemischen / biologischen Waffen.

    Und drittens zeigt die russische Presse auf, daß die vorgesehene und vorbereitete Offensive im Raum Wuhledar zugunsten defensiver Maßnahmen aufgegeben wurde, anscheinend – glaubt man den Kommentarspalten – weil das Oberkommando mit einer ukrainischen „Verzweiflungs“offensive auf die Landbrücke zur Krim in absehbarer Zukunft rechnet.

    Alle drei Umgebungsvariablen validieren nach meiner Erfahrung und bescheidenen Ansicht Reitz Darstellung der Sachlage.
    Und ich wiederhole, was ich seit Monaten schreibe: Ein „russischer Sieg“ wäre die Einfrierung des Krieges nach einer unweigerlich scheiternden ukrainschen Offensive definitiv nicht, ganz im Gegenteil, es wäre eine krachende Niederlage gemessen an den verkündeten Kriegszielen. Allerdings nur vorerst und vorbehaltlich einer Wiederaufnahme von Kampfhandlungen in der Ukraine, oder an anderen Schauplätzen.
    Gleichwohl könnte die chinesische Initiative dem Kreml eine Trasse öffnen, solche Niederlage als „Zwischenerfolg“ zu verkaufen und dann, und nur dann, wäre einem Nuklearschlag auf NATO-Territorium ein kräftiger Riegel vorgeschoben, der sich eine geraume Zeit belastbar zeigen könnte.

    1. Philipp Fess hat „drüben“ dasselbe Thema und zitiert einen weiteren WSJ – Artikel, den ich nicht lesen kann, und der am 24.2. „ergänzt“ worden ist:
      https://www.wsj.com/articles/natos-biggest-european-members-float-defense-pact-with-ukraine-38966950
      Komplettes Verwirrspiel. Demnach hätten Frankreich, Uk und Deutschland Selenski „unabhängig“ von der NATO (namentlich den USA) einen „Verteidigungspakt“ gegen Verhandlungsbereitschaft angeboten, was Stoltenberg dann gleich für die NATO in Anspruch genommen und den Vorstoß damit sabotiert hätte.

  14. „Was fängt man mit einer aggressiven Atommacht an?

    Es gibt drei mögliche Antworten darauf:

    Man unterwirft sich ihr und verliert die Freiheit.
    Man bekämpft sie auf dem Schlachtfeld und riskiert die Apokalypse.
    Man überzeugt sie von der Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz.“

    Dies genau war die Versuchsanordnung, auf die sich die US-Neocons und der Präsident, beraten von der CIA, geeinigt hatten. Wie Ekkehard Siekker in seinem Vortag erläutert, geht aus einem FOIA Dokument, dass Aussagen von George Beebe enthält vom CIA, hervor, dass eine diplomatische Lösung des Einspruchs der Russen gegen die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht stattfinden sollte. Statt dessen hatte man sich für die militärische Variante entschieden. Und genau so lief es ab.
    https://www.youtube.com/watch?v=S7TjRO7sLfY&t=5472s

    Die Russen sollten also klein beigeben und sich unterwerfen – siehe oben – oder einen Krieg machen, bei dem man ihnen einen auf die Nase zu hauen gedachte. Die Annahme war wohl, dass die Russen sich nicht trauen. Hat nicht funktioniert und inzwischen ist der große russische Rohstoff-Jackpot in weite Ferne gerückt und der Westen gerät mehr und mehr ins Hintertreffen.

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