Spätestens ab Januar drohen Stromausfälle, »die über das bisherige Maß hinausgehen«. Aber es bleibt ruhig, kaum einer regt sich: Als sei das, was uns droht, eine Naturkatastrophe, der man sich nicht entziehen kann.
Vor einigen Tagen hat uns der Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) schon mal auf das eingestimmt, was da droht: Stromausfälle nämlich – ab Januar oder Februar hat man das für uns vorgesehen. Ralph Tiesler, so der Name des BKK-Chefs, erklärte aber auch, dass andere viel schlechter dastehen als Deutschland: Wie beruhigend, wenn es anderen schlechter geht als einem selbst.
Der Strom würde auch gar nicht knapp werden: Man müsse vermutlich die Netze gezielt abschalten, um sie zu schützen und die Gesamtversorgung nicht zu gefährden. Richtig und nachvollziehbar begründet wurde das alles zwar nicht, aber eines weiß man gewiss: Es liegt irgendwie an Putin.
Putin, der Patron der deutschen Misswirtschaft
Dass es am russischen Präsidenten liegt, wenn hierzulande alles vor die Hunde geht, vernehmen wir ja immer wieder. Das Gas neigt sich dem Ende zu? Putin hat uns diesen Mangel aufgedrängt, heißt es dann. Kein Wort darüber, dass der Bedränger sogar weitere Gaslieferungen in Aussicht gestellt hat. Die Regale in Supermärkten sind leerer als früher? Putin hat das verbrochen! Die Straßenbahn kommt seltener als in vergangenen Zeiten? Raten Sie mal, wer das zu verantworten hat!
Jetzt eben die Stromausfälle, die Tiesler großtuerisch als Blackouts bezeichnet. Manche Medien taten es ihm nach, wählten diesen Anglizismus gerade so, als gäbe es kein deutsches Synonym dafür. Vielleicht versteht ja der eine oder andere Senior erst gar nicht, was der nette Herr vom BKK – klingt wie eine Krankenkasse, oder? – hier fachsimpelt. Und für die Blackouts ist eben wieder Putin verantwortlich – und das, ohne näher darauf einzugehen.
Dieser Putin ist eine wahrhaft grandiose Gestalt der deutschen Misswirtschaftspolitik. Egal was schiefläuft, ganz gleich welche Niedergänge sich auch vollziehen: Er taugt immer als Sündenbock. Das Ozonloch? Putin! Schmelzende Pole? Putin, der Schreckliche! Die deutsche Autoindustrie hat den Anschluss verloren, so ganz ohne Abgassoftware? Natürlich liegt auch das an jenem Herrn aus Russland! Herpesbläschen in den Mundwinkeln entdeckt? Sie wissen schon …
Putin ist das Naturgesetz der Zeitenwende
There is no alternative: Wieder was Englisches, tut mir leid. Das war jedoch der Wahlspruch, der uns jetzt seit einigen Dekaden begleitet hat. Zur neoliberalen und angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, so sagte man uns in Dauerschleife, gäbe es nun mal keine Alternative. Sie waren so eine Art Naturgesetz, gegen das man sich nicht auflehnen konnte: Denn wer gegen Schnee protestiert oder die Erdanziehung, wirkt ja von Haus auf ein bisschen bekloppt. Naturgesetze muss man akzeptieren. Sie sind unabänderlich. Putin ist das Naturgesetz der Zeitenwende. Man hinterfragt es gar nicht mehr.
Dass man an Naturgesetzen nicht rütteln kann, wissen die politischen Kreativköpfe natürlich. Daher fuhrwerken sie gerne mit ihnen. Denn in dieser Form Alternativloses kann man durchziehen, ohne nach links und rechts zu gucken. Alternativloser als Naturgesetze ist vielleicht nur der Tod – der ereilt jeden von uns früher oder später. Außer vielleicht die Granden aus dem Silicon Valley, die sich einfrieren lassen, um im Jahr 2091 in ein ewiges Leben aufzutauen.
Womöglich haben wir uns in diesen Jahrzehnten der vermeintlichen Alternativlosigkeit so daran gewöhnt, dass Politik ein Abspulen alternativloser Konzepte ist, dass wir jetzt auch gar nicht mehr hinterfragen können, ob Putin das Naturgesetz der Stunde ist oder ob wir Handlungsspielräume hätten: Ganz einfach deshalb nicht, weil wir diese Fähigkeit verloren haben. Man verlernt ja so schnell. Außerdem steckt uns noch Corona in den Knochen: Das war auch so ein Naturgesetz, auch so eine absolute Alternativlosigkeit. Neben der Spur zu denken, wurde sofort verdammt. There is no alternative, hieß es dann.
Journalisten als Ratgeber, die nicht hinterfragen
Alternativlos war mal das »Unwort des Jahres«. Im Jahr 2010 nämlich. Als Begründung führte die Jury damals an, dass das »Wort (…) sachlich unangemessen« simuliere, »dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe«. Es sei eines Unwortes würdig, weil Demokratie ja eine stete Argumentationsabwägung darstelle. Wer die von vornherein mittels rhetorischer Alternativlosigkeit abstelle, betreibt kein demokratisches Geschäft.
Nun also die Stromausfälle, die alternativlos zu sein scheinen: Wegen Putin und wegen seinem Krieg. In den Netzwerken liest man bei den Claqueuren des Wahnsinns, dass so ein Stromausfall ja gar nichts sei im Vergleich zu einem bombardierten, in sich zusammengefallenen Haus im Kriegsgebiet. Dieser Vergleich ist natürlich auch alternativlos: Was will man dagegenhalten? Das stimmt ja auch, wenn man es so sehen will. Aber man könnte so gesehen auch festhalten, dass ein Stromausfall ein Luxusproblem von Leuten mit Stromanschluss ist, das die Massai in Kenia gemeinhin gar nicht erst haben. Nur was bringt so ein Vergleich, der zwischen Äpfel und Birnen stattfindet, die ja beides Rosengewächse sind, aber halt dennoch unterschiedlich?
Natürlich gäbe es Handlungsspielräume und alternative Vorgehensweisen. Aber die setzten voraus, dass man endlich endlich über den eigenen arroganten und doppelmoralistischen Schatten springt und diesen Krieg zu einem diplomatischen Ende führt. Man muss, etwas anders gesagt, das Naturgesetz namens Putin aufgeben. Der jetzige Kurs ist nicht alternativlos – man suggeriert das den Menschen bloß. Indem man am besten gar nicht erst anspricht, welche Möglichkeiten man jetzt hätte, um den GAU zu verhindern. Stattdessen liefern FAZ und Co. lieber Ratgeber, wie man frierend dennoch innerlich gewärmt durch die Wintertage kommt. Journalismus heute bedeutet wohl, dass Propagandisten auch gute Lebensberater und Ratgeber sein müssen.
“Aber es bleibt ruhig, kaum einer regt sich.”
Jetzt kommt endlich mal die Moral vorm Fressen und es ist auch wieder nicht in Ordnung.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Zwei_Minuten_Hass
Gruß Prepperoni
Schade das du so empfindest, aber wenn du dich damit besser fühlst, ist es ok.
Wenns tatsächlich um Moral ginge, würden alle verfügbaren Kapazitäten für die Beendigung dieses und sämtlicher weiterer bewaffneter Konflikte verwendet werden, inkl. internationaler Ächtung derselben für die Zukunft. So bleibt es einfach bei der Doppelmoral der Profiteure.
Bei Dir kann das nicht sein, Du hast nämlich keine.
Selbstgerechtigkeit – “Wir sind die Guten!” – hat nichts mit Moral zu tun.
Sie wollen uns darauf vorbereiten, dass etwas passieren könnte. Verhindern wollen sie es ganz bewusst nicht, denn es geht darum, eine grüne Agenda, die der Dekarbonisierung, durchzusetzen. Putin hilft gerade dabei, das sich die Wut gegen ihn richtet, statt gegen diejenigen, die die Situation nutzen, um uns die von ihnen gewünschte Lebensweise auf’s Auge zu drücken. Gegen Putin muss man ja sein. Fossile Brennstoffe sind jetzt nur noch ein Durchgangsstadium und sie müssen teuer sein, damit man darauf verzichtet. Dass ein Land noch etwas produzieren muss, um seine Kosten zu decken – auf Dauer hilft nicht mal ein “Doppelwumms”, erkennen die Treiber dieser Agenda – unser hochkompetenter Wirtschaftsminister – nicht. Wenn wir wirklich aufhören zu produzieren, wird auch der Rest nicht mehr funktionieren. Wer soll dann den Sozialstaat bezahlen? Wer keine Arbeit hat, hat auch kein Geld für Dienstleistungen.
Neue Karrieremöglichkeit: Wirtschaftsvernichtungsminister
nicht nur das…..
Fuer alle, die ihr Studium abgebrochen haben lohnt eine Parteimitgliedschaft bei den Gruenen,
dann klappt’s auch mit einem Ministerposten, zB in Niedersachsen und….. mit einem Aufsichtsratsposten bei VW;
Julia Willi Hamburg zeigt wie’s geht!
Nachdem ich den Artikel durch hatte, kam mir der Gedanke kann es, “absolute Alternativlosigkeit” geben? So wie auseinanderdividieren und dergl.?
Egal, wenn wir keinen Strom haben werden, muss ich unbedingt Ralf Streck lesen. Was der über den Schrott in Frankreichs Atom Müllhaufen geschrieben hat, lässt den Schluss zu, dass sich deutsche Energiekonzerne bei den Franzosen eine Platin Nase holen wollen und in Deutschland nicht herumgeschubst werden wollen. Die Krankenkassen werden das ganze mit vertuschen wollen. Wie schön, wieder was zu aufregen.
Der Putin ist aber auch ein schlimmer Finger, was alleine sein “Nawalny Schloss” am Strom braucht, verwerflich.
Der Vizekanzel hat keine Zeit dafür, der muss hinter den Chinesen her und verbieten, dass die Globalisierung betreiben und Firmen kaufen.
Wahr ist, dass “Putin” ein guter Job ist, mal sehen, ob ich mich also sowas fürs Kündigen und solche Sauereien bewerben kann. Ginge ja auch als Teilzeit. Alternativlos wäre ich dann allemal, rausfliegen ist sicher, nur wer bekommt den Frust ab? Dass Zeit eine Naturkonstante ist, will ich glauben, aber warum wendet die sich. Ist die Zeitenwende Pro Putin?
Ich denke schon das an den Naturgesetzen rütteln kann, nur ändern werden die sich nicht. Die Versuche sind bei den Guten immer wiederzusehen.
Und schwupp sind wir bei der Demokratie, welche ist nicht gesagt, egal, Demokratie ist unisono gut.
Die Massai haben es gut, sie haben keinen Stromschluss, Europäer schon. Aus vielen Steckdosen kommt aber kein Strom. Also ein Leben, das nach oder mit Strom ausgerichtet ist, wird etwas entzogen. Das kann schon weh tun.
Da werden wir also im Januar, Februar Anschaungsuntericht haben. Heizung braucht auch Strom. Warten wir es ab.
Wenn der Gasdruck im Gasnetz um einen gewissen Wert sinkt dann schaltet sich dieses Netz an vielen Stellen ab und kann nur von Hand wieder in Berieb genommen werden. Was dann sehr lange dauert! Um dies zu vermeiden wird man den Strom abschalten um die Gasbrennen herunter zu fahren. Wenn dann wieder genug Druck in der Leitung ist, schalten diese sich selbst wieder an!
Das mit dem Gasdruck ist eine ziemlich vertrackte Sache, wenn die Speicher nicht an eine “lebende” Pipeline angeschlossen sind. Selbst bin ich kein Naturwissenschaftler, aber ich habe mir schon etwas länger einen Artikel vom Internet kopiert, den ich nachstehend verlinke. Vielleicht tut er in Ihren Händen gute Dienste.
https://thesaker.is/germanys-failing-stored-nat-gas-lng-experiment/
Putin ist schuld, dass wir den Kapitalismus haben … dass wir die Kapitalisten haben … dass wir die CDU haben … das wir die Lieberalen haben … dass wir die Oliv-Grünen haben … dass wir die SPD haben … dass wir Die Linken haben … u.s.w. Alle und viel mehr sind schuld, weil sie Naturgesetze sind.
Alternativlos ist im Besonderen, dass wir die mit Hilfe der Sanktionskrise geschaffene Energieknappheit so lange fortsetzten, bis die USA ihre geostrategischen Ziele in der Ukraine erreicht haben. Denn ohne unsere Vasallensolidarität gewinnen womöglich die Autokraten dieser Welt das Sagen und das wäre das Ende unserer gerechten “regelbasierten Ordnung”.
Dafür lohnt sich jedes Opfer und Energiesparen müssen wir sowieso, weil wir wegen des dreckigen gefrackten LNG-Gases aus den USA unsere CO2-Ziele verfehlen werden. Damit Amerika einzige Weltmacht bleibt, sollten wir das MAGA-Program (Make-America-Great- Again) von Biden unterstützen und fröhlich unsere Industriearbeitsplätze für die einzigartige Nation opfern.
“In den Netzwerken liest man bei den Claqueuren des Wahnsinns, dass so ein Stromausfall ja gar nichts sei im Vergleich zu einem bombardierten, in sich zusammengefallenen Haus im Kriegsgebiet. ”
Die gleichen Claqueure sind bei jedem gebotenen Hinweis auf die Methoden der USA mit dem Vorwurf des “Whataboutism” zur Stelle.
[…] novembre 21, 2022Roberto De Lapuente […]