Das größte Problem der westlichen Linken ist, dass es sie nicht gibt

 

Marx, Ikone
Quelle: Pixabay

Wenn man sich den linken Diskurs anschaut, könnte man meinen, dass das größte Problem der Linken darin besteht, dass einige Linke die falschen Überzeugungen zu diesem oder jenem Thema haben.

Caitlin Johnstone hat im Westend Verlag ein »Kleines Erste-Hilfe-Büchlein gegen Propaganda« herausgebracht. Es hilft dabei, gegen den Schwachsinn unserer Zeit gewappnet zu sein.

Man könnte auch meinen, dass die Linke der Identitätspolitik zu viel oder zu wenig Aufmerksamkeit schenkt oder dass sie zu viel oder zu wenig Wert auf die Wahlpolitik legt oder dass sie mit den Feinden des US-Imperiums zu sympathisch oder nicht sympathisch genug ist oder dass diese oder jene Fraktion alles falsch versteht – aber das ist nicht der Fall. Das größte Problem ist, dass es nicht einmal annähernd genug Linke gibt, um im Westen heute etwas zu erreichen.

Und mit Linken meine ich natürlich nicht Demokraten oder »Progressive« oder irgendjemanden, der sich nur ein paar Anpassungen im kapitalistischen Imperium wünscht, damit er sich Medikamente oder einen Hochschulabschluss oder was auch immer leisten kann. Ich meine echte Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten, die den Kapitalismus und den Imperialismus ablehnen und die drastischen, revolutionären Veränderungen anstreben, die diese Zivilisation dringend braucht. Diejenigen, die verstehen, dass das System nicht kaputt und reparaturbedürftig ist, sondern genau so funktioniert, wie es beabsichtigt ist, und dass es vollständig auseinandergenommen werden muss.

Eine winzige, politisch ohnmächtige Minderheit

Die letztgenannte Kategorie hat in der westlichen Welt kaum noch eine Bedeutung. Die »westliche Linke« in der heutigen Zeit ist entweder eine kontrollierte Opposition oder läuft auf ein verherrlichtes Online-Nachrichtenbrett hinaus. Das ist nicht unsere Schuld; das Imperium hat massiven Reichtum und Aufwand in diese Entwicklung gesteckt. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein und wir müssen es ändern.

Es ist für mich einfach unfassbar, dass dies nicht immer im Zentrum jeglichen linken Diskurses steht. Die Tatsache, dass die westliche Linke eine winzige, politisch ohnmächtige Minderheit ist, die bei Weitem nicht die nötigen Zahlen hat, um ihre Ziele zu erreichen, ist mit großem Abstand das Bemerkenswerteste an der westlichen Linken.

Ich meine, wenn Sie ein General wären, der in den Krieg zieht und nur eine Handvoll Soldaten hat, um gegen eine ganze feindliche Nation zu kämpfen, dann wäre das bei Weitem Ihre größte Sorge. Sie würden Ihre Zeit nicht damit verbringen, über militärische Strategien oder die Geschichte des Reiterkampfes zu diskutieren, und Sie würden sicherlich nicht Ihre Energie darauf verschwenden, gegen diejenigen zu kämpfen, die im Grunde auf Ihrer Seite sind. Im Mittelpunkt Ihrer Gedanken stünde, dass Sie nicht genug Truppen haben, um diesen Krieg zu führen, und die Frage, woher Sie Nachschub kriegen können.

Wenn Sie ein Architekt wären, der mit dem Bau eines Wolkenkratzers beauftragt wurde, Ihre Arbeitskräfte kämen und da stünde nur ein Typ mit einem Plastikspielzeughammer, dann würden Sie sich primär darauf konzentrieren. Sie würden nicht über Ihren Plänen und Architekturtheorie-Büchern brüten und über die Feinheiten der Fundamentintegrität nachdenken, sondern Sie würden versuchen, herauszufinden, wie Sie mehr Arbeiter dazu bringen können, das verdammte Ding zu bauen.

Die Woken tun so, als wären sie Teil einer echten Revolution

Man sollte also meinen, dass dies auch bei der westlichen Linken der Fall wäre, weil wir uns mehr oder weniger in der gleichen Situation befinden. Aber das ist nicht der Fall. Wenn man sich die Schriften vieler westlicher Linker anschaut, könnte man meinen, dass der beste Weg, seine Ideologie in der Welt durchzusetzen, darin besteht, seine Zeit damit zu verbringen, mit anderen Linken unter Verwendung eines esoterischen marxistischen Jargons über obskure Punkte zu streiten, die niemand außerhalb ihrer winzigen Blase kennt oder sich für sie interessiert. Oder sich selbstgefällig zurückzulehnen und mit besserwisserischer Miene darauf zu warten, dass die dem Kapitalismus innewohnenden Widersprüche seinen Untergang herbeiführen.

Was das Organisieren und Demonstrieren angeht, sieht es nicht viel besser aus. Da gibt es spärlich besuchte Versammlungen mit zunehmend atomisierten Sekten, Antikriegsproteste mit einer Handvoll Menschen und einem Banner und ein paar schwarz gekleidete LARPer (Live-action-role-player), die hier und da auf Rassisten und Transphobe einschlagen, um so zu tun, als wären sie Teil einer echten Revolution gegen eine reale Macht. Also im Grunde gar nichts.

Das erste und wichtigste Ziel der westlichen Linken sollte es sein, dafür zu sorgen, dass es mehr westliche Linke gibt. Das erreicht man nicht, indem man all die »richtigen« Meinungen vertritt und all die »richtigen« Bücher liest und sich selbst in einer Diskussion nach der anderen als Vertreter der besten Meinung erweist, man erreicht es auch nicht, indem man darauf wartet, dass sich die materiellen Bedingungen im Westen verschlechtern wie ein Haufen Fundamentalisten, die auf die Entrückung warten. Man schafft es, indem man auf Menschen zugeht, ihre Herzen und ihren Verstand für sich gewinnt, ihnen zeigt, dass alles, was ihnen über ihre Nation und ihre Welt beigebracht wurde, Lügen sind, und ihnen zeigt, dass es besser werden kann.

Natürlich habe ich nicht alle Antworten darauf, wie dieses Dilemma gelöst werden kann, ich weise nur auf ein massives, eklatantes Problem hin, das nicht einmal den kleinsten Bruchteil der Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient hat. Ich gehe dieses Problem mit meiner eigenen Arbeit an, so gut ich kann, aber ich bin nur eine Person mit einer Meinung. Ich hoffe, dass sich in Zukunft noch viel mehr Menschen mit diesem Problem befassen werden, damit wir uns alle zusammen Wege ausdenken können, um es zu lösen.

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120 Kommentare

  1. Sehr schöner Text. Und grundsätzlich stimme ich zu, auch wenn mir zu viel Gewalt- und Konfliktlogik daraus sprechen. Denn eines sollte überlegenswert sein: Wer in den Kampf zieht, benötigt Gegner. Und ist oft an ihrer Entwicklung und Gegenerschaft beteiligt.
    Konfliktlogik ist es ja, die “das System” durchtränkt und offenbar auch den Autor in der Mitte seiner Gedanken beeinflusst.
    Man kann ein bestehendes System nicht überwinden, indem man die ihm innewohnende Logik adaptiert. Das würde nur zu einem anderen System mit ähnlicjen Regeln auf gleicher Entwicklungsstufe führen und seinerseits erneut Widerstand hervorrufen.
    Die psychomentale Befreiung des Individuums wird Veränderung bringen.

    Bei, Zitat: “…dass das System nicht kaputt und reparaturbedürftig ist, sondern genau so funktioniert, wie es beabsichtigt ist,” stellt sich mir die Frage: von WEM beabsichtigt? Gibt es wirklich eine weitgehend homogene Absicht irgendwelcher Akteure? Das ist mir zu wenig durchdacht und eine Behauptung, die man gerne annimmt, auch ohne Belege zu haben.
    “Die da oben” eben. Dass es Verschwörungen gibt, Vorteilsnahmen und Korruption in fast offener Durchführung steht außer Frage.
    Daraus aber eine Absicht zu formulieren, wie ein System mit unzähligen Beteiligten mit unterschiedlichen Machtmitteln zu funktionieren hat, ist doch etwas weit gegriffen. Es folgt aber der Konfliktlogik und der kolportierten Absicht, Truppen zu sammeln, in diesem Fall mit ähnlich unlauteren Mitteln, wie so im System zu Hauf zu finden sind. Es wird ein abstrakter Gegner, eine graue Macht hinter dem System projiziert, die nicht greifbar, aber scheinbar angreifbar ist. Das kennen wir, das hat selten gutes bewirkt.
    Ich lehne solche Methoden ab.

    1. “Bei, Zitat: „…dass das System nicht kaputt und reparaturbedürftig ist, sondern genau so funktioniert, wie es beabsichtigt ist,“ stellt sich mir die Frage: von WEM beabsichtigt? Gibt es wirklich eine weitgehend homogene Absicht irgendwelcher Akteure?”

      Ich kann und will nicht für Catlin sprechen, aber “Homogenität”, erst recht “homogene Absicht”, unterstellst Du willkürlich, wenngleich Du Dich durch die Bezeichnung “System” natürlich dazu “berechtigt” sehen kannst. Aber jeder weiß, weil er es befürworten soll, daß es ein “System” des “Gegeneinander” und der “Konkurrenz” sein soll.
      Der Rest ist dann Strohmanndreschen mit sozialpsychologischer Verballhornung von Spieltheorie: “Konfliktlogik”. Sowas gibt es auf keinem Schiff! Da geht es immer um irgendwas, den Kurs z.b., und der Gegenstand bestimmt den Konflikt, nicht der Konflikt den Gegenstand, gelle? Falls das anders erscheint, dann liegt dem auch anderes, nämlich unausgesprochene, bzw. unbegriffene Konfliktgegenstände zugrunde.

      1. Dann kurz konkret: Eine beabsichtigte Wirkung setzt eine Absicht voraus, die, so man konkret werden will, irgendjemanden (oder mehrere) voraussetzt, die etwas beabsichtigen. Mithin also diejenigen, deren Absicht verwirklicht wird.
        Und die hätte ich eben gerne mal bemannt. Dibsagst, dass “es ein System des Gegeneinander und der Konkurrenz” sein soll. “Es soll sein” von wem bestimmt?

        Vielleicht, nur mal ganz vielleicht, gibt es keine “Absicht” hinter dem aktuellen System, zumindest keine geoße, steuernde, sondern nur Partikularinteressen, aus deren Wiederstreit und Zusammenarbeit sich in SUMME das aktuelle System ergibt.

        “Der Gegenstand bestimmt den Konflikt”. Der Schiffsvergleich hinkt etwas, denn a) gibt es auf jeden Schiff eine natürliche Beschränkung der Handlungsfreiheit, nämlich die Reling, und b) aus Gründen der Praktikabilität eine Hierarchie, die in der Regel von allen Reisenden akzeptiert wird, gelle?
        Die Aussage “der Gegenstand bestimmt den Konflikt” vereinfacht sehr, denn es ist niemals nur “ein” Gegenstand, der Konflikt begründet, sondern immer ein ganzes Sammelsurium an Teilaspekten vieler Gegenständlichkeiten.

        Was ohnedies fehlt ist ein Mindestgrad an gemeinsamer Vorstellung von Ziel und Zweck des menschlichen Miteinanders, weniger als eine Vorstellung der dafür geeigneten Mittel.
        Sobald klar ist, dass es nie um EINE Sache geht, sondern immer um viele, ja unzählige, je nachdem, wie weit man ein Untersystem fassen will, wird auch klar, dass man nicht Recht haben kann.
        Da sind wir dann wieder bei den Herzen und Köpfen der Mitmenschen, um die es sich zu bemühen gilt. Aber nicht im Sinne der Überzeugung, sondern in Sinne der Erkenntnis des Notwendigen.

        Nun, das ist hier aber sicher nicht der geeignete Rahmen dafür. Und letztlich dicht es mich nicht an, was wer wie sieht. Zumindest nicht soweit, dass ich mehr Zeit dafür erübrigen mag, als bis hierher.
        Alles Liebe also soweit.
        Gruß

  2. “Das größte Problem der westlichen Linken ist, dass es sie nicht gibt”

    Das größte Problem der westlichen Linken ist, dass sie verboten ist.
    Dank Willy Brandt und seiner Angst vor “kommunistischer Unterwanderung”.

    Wie wird man denn Linker/Linke ?
    Ritzt man sich in die Arme und feiert Blutsbrüderschaft, oder ist das ein Lernprozess ?
    Linker wird man auf keiner Party mit
    schlechtem Punkrock, oder durch Ritt auf einem pinken Einhorn als
    Lifestyle-Autonomer im schwarzen Kapuzer von Lacoste.

    “Die Schriften westlicher Linker” sind
    deshalb wichtig, weil sich sonst niemand aus dem kapitalistischen System herausdenken kann.
    Der Parallelraum und die Wegbeschreibung dorthin fehlen sonst.
    Mühevoll geschaffene Freiräume
    sind durch Ignoranz und Dummheit der Betreiber weitgehend entpolitisiert worden.

    Es geht nicht um die reine Lehre
    oder um Ersatzreligionen.

    Blinder Aktivismus führt schlichtweg zu nichts.

      1. Die Linkspartei ist korrupt. Die ehemals linken Grünen sind korrupt.
        Beide repräsentieren keine linken Positionen mehr.
        Warum sollen das “Linke” sein ?

      2. Die Linken haben 1990 ihr ideelles Fundament verloren, als der “real existierende Sozialismus” als Gegenentwurf zum Kapitalismus gescheitert war und zusammenbrach. Seither haben sie sich politisch und ideologisch nicht mehr wirklich erholt und suchen ihr Heil in woken Scheindebatten und in der billigen, hoffnungslosen Nachahmung der “Grünen”. Das “System” war insgesamt nach rechts gerutscht und mit ihm die Linken. Von diesen Scheindebatten müssen sie sich wieder lösen und neue linke Antworten auf im Prinzip alte Fragen finden. Wenn das gelingt, könnten sie wieder den heute neoliberalen Profiteuren das Fürchten lehren. Das wird jedoch nicht von heute auf morgen geschehen. Es wird ein langer Weg der intellektuellen Mühen.

        1. Was habt ihr eigentlich immer mit dem “real existierendem Sozialismus” ?
          Staatssozialismus ist kein Sozialismus.

          Warum sind die Kubaner zufrieden ?

          Weil sie sich aufs Wesentliche beschränken ?

          Weil sie Macht der Gewohnheit keine blinden Konsumaffen sind ?

          Fahrt mal raus in die Welt und saugt andere Lebensgefühle auf, schaut andere Entwürfe von Zusammenleben an.

          Deutschland stinkt nach reaktionärem Mief und ist nicht der Nabel der Welt.

          1. Was für eine Welt? Da draußen ist doch gar keine Welt mehr, sondern allenfalls noch ein zweitklassiger Abklatsch des Internets!

  3. Eine deutliche Bestätigung dieser Auffassung findet sich in Thüringen. Dort zeigt eine Linke Landesregierung unmißverständlich, daß sie zu einer Ordnungsmacht des Systems verkommen ist. Da ich Jahrgang 1951 und in der DDR sozialisiert bin, meine ich mit Linke besonders die aus dem anderen System überkommenen Kräfte, die sich ja auch tatsächlich durch die Instanzen der PDS, der WASG und der daraus entstandenen Linken in das Establishment der Bundesrepublik hineingeschleimt haben und jetzt so tun, als wäre die Gesellschaft grundsätzlich in Ordnung und benötige nur ein paar kosmetische Retuschen. Schaut man sich die dem Etikett nach Linke Politik in Thüringen an, dann kann man bis auf Marginalien wie kostenlose Kindergartenjahre keinerlei Unterschied zur Politik von CDU, Grünen oder SPD in den anderen Bundesländern erkennen. Ich stimme der Ausgangsthese vorbehaltlos zu, es gibt keine Linke mehr in Deutschland.

    1. Bitte schreiben sie besser von “Linkspartei” damit klarer wird daß Sie die Partei meinen.

      Ansonsten stimme ich ihnen zu, daß der Westexport Ramelow ein Spezialdemokrat ist, der sich wenn es entscheidend ist immer “dem System” anbiedert und brav den Gleichschritt aufnimmt. Aber als Miprä von Merkles Gnaden und immer noch ausstehenden versprochenen Neuwahlen zeigt er sowieso, daß er nur ein Systemling ist. Neuwahlen hat man jetzt inbThüringen natürlich berechtigt Angst. Und es ist nicjt die Schuld der AfD, daß die jetzt so weit vorne lieht in Umfragen und Prognosen. Das hat man sich dort selbst eingbrockt durch die Rückgängigmachung der Mipräwahl und der anderen Politik insbesondere Coronamaßnahmen die letzten Jahre.

  4. Man prüfe die Agenda der hierzulande selbstzugewiesenen “Linken” von “Antifa” über dieLinke, über Kommunisten, Maoisten, “linke Grüne”, “Menschenrechtsaktivisten”, “open border”-Aktivisten, “kein-Mensch-ist-illegal”-Aktivisten, “Alerta, Alerta-Antifascista!”, und “hoch die internationale Solidarität”, etc pp

    und die Agenda des WEF, des Davos-Klüngels, der Supermilliardärs-Organisationen, KilBillkrankesBabyGates und CO KG AG

    und staune über die Überschneidungen, ja Inhalts-Gleichheit.

    Es ist völlig offensichtlich – aber gerade “Linke” können so prima krampfhaft ihre Augen vor der sie umgebenden Realität zupressen …. (dieser Blog hier ist dazu ein Musterbeispiel)

    Ach, klar doch: die Supermilliardäre und deren Büttel und Schergen sind ja alles “Linke” – ich vergaß ;-( ;-( ;-(

  5. Links sein beruht immer auf Propaganda und Welterklärung durch Konstruktion. Jede Staatsmacht begründet sich auf Kollektivierung und Ansprache an den Einzelnen als Teil eines Kollektivs. Die Individualisten und Befürworter der Rechte des Einzelnen gehen walden und wer von den Linken liest schon Emerson oder Thoreau.

    1. “Die Individualisten und Befürworter der Rechte des Einzelnen gehen walden und wer von den Linken liest schon Emerson oder Thoreau.”

      Oder Proudhon ? Alle drei sind Anarchisten und begründeten im Gegensatz zum kollektivistischen Anarchismus dessen individuelle Form. Der Einzelne ist frei, wird jedoch in die soziale Verantwortung genommen. Genau dieser libertäre ( nicht mit “liberal” zu verwechseln ) Sozialismus sollte uns die Zukunft weisen.
      Du befasst dich also mit Anarchismus. Bei dir besteht noch Hoffnung.

      Übrigens stammt die Pyramide der Räte, das Rätesystem überhaupt von Proudhon. Die ausgrufene Räterepublik in München, Bremen usw. geht auf die Idee Proudhons zurück, auch die Sowjets ( übers. Räte ) der Sowjetunion….dummerweise totalitär abgeschmiert. Dafür gabs vom Anarchisten Proudhon aber keine Vorlage.
      Von Thoreau hat der Öko-Anarchismus überlebt, der mit den schwarz-grünen Flagen und Sternen. Auch die gehören in die Diskussion.

  6. Die gute Caitlin ist auch schon ruhiger geworden, was ihr nicht schlecht zu Gesicht steht, gemessen an ihrem führen wortradikalen Auftreten. Großspurige Worte und Gesten kommen in der eigenen Blase vielleicht gut an, aber nicht bei jener überwiegenden Mehrzahl der Menschheit, die nichts weiter will, als ein menschenwürdiges Leben führen. Das wird von vielen Revoluzzern nicht gerne gesehen, zum Teil sogar verabscheut und überheblich gering geschätzt. Aber die Menschen sind nicht doof. Sie wollen sich nicht von solchen in Auseinandersetzungen treiben lassen, die sie nicht kennen, die vielleicht sogar aus anderen Milieus kommen und vor allem, deren Sichtweisen sie nicht nachvollziehen können. Das ist das Problem der heutigen Linken. Sie reden in einer Sprache, die die meisten Menschen nicht verstehen. Die einen reden in den Phrasen der Elfenbeintürme, der Uni-Seminare, der Politikwissenschafts-Theorien. Die anderen reden in den Agitprop-Parolen, die sie für Klassenkampf halten. Sie greifen zurück auf das Auftreten und Denken von radikalen oder kommunistischen Parteien aus den Zeiten des zugespitzten Klassenkampfes zwischen den beiden Weltkriegen. Was beide aber übersehen: Derzeit gibt es keine Klassenkämpfe. Zwar bestehen die gesellschaftlichen Klassen des Proletariats und der Bourgeoisie objektiv weiterhin, aber die Menschen verstehen sich nicht mehr als Angehörige einer Klasse. Sie verfügen nicht mehr über ein Klassenbewusstsein, weder die Proletarier noch die Bourgeois. Das aber wollen unsere radikalen Weltverbesserer nicht wahrhaben oder sie können es nicht sehen. Sie glauben, man muss die richtigen Strategien anwenden, Marx, Engels und Lenin nur richtig interpretieren und damit auf die Leute losgehen und schon klappts auch mit dem Klassenkampf, der Revolution und dem Kommunismus.
    Aber die Menschen wollen keine Revolution. Die Menschen wollen auch keinen Kommunismus, sie wollen keinen Sozialismus, keinen Kapitalismus, keinen Feudalismus oder sonstigen Ismus. Die Menschen wollen ein menschenwürdiges Leben und eine freundliche Zukunft für ihre Kinder. Mehr wollen die meisten nicht, denn die Menschen sind bescheiden. (Wenn es auch sicherlich andere gibt, die mehr wollen und nie genug bekommen). NUR! NUR und nochmals NUR: Das revolutionäre Moment kommt nicht in die Menschen durch irgendwelche intellektuellen Revolutionsprediger oder radikale Revoluzzer. Revolutionäre Situationen entstehen, wenn die gesellschaftlichen Bedingungen die Wünsche der Menschen nach einem menschenwürdigen Leben in immer weitere Ferne rücken lassen. Wenn die Lebensgrundlagen unter der herrschenden Gesellschaftsform immer zerbrechlicher werden, wenn das herrschende System immer weniger Ausblick bietet auf Verbesserung der Lebenslage. Dann entstehen Situationen wie 1789 in Frankreich, wie 1917 bis 1920 in Europa von Russland bis Deutschland und selbst in den USA, 1929 im Deutschen Reich oder auch wie 1989 im Osten Europas, wo die Gesellschaftssysteme an ihre Grenzen stoßen. Dann breitet sich unter den Menschen die Erkenntnis aus, dass alles anders werden muss, damit alles besser wird. Dann wird immer mehr Menschen deutlich, dass sie ein anderes Gesellschaftssystem schaffen müssen, damit Menschheit insgesamt und der einzelne in ihr eine Zukunft haben.
    Caitlin Jones überschätzt den persönlichen und gutgemeinten Einsatz, wenn sie glaubt: „Man schafft es, indem man auf Menschen zugeht, ihre Herzen und ihren Verstand für sich gewinnt, ihnen zeigt, dass alles, was ihnen über ihre Nation und ihre Welt beigebracht wurde, Lügen sind, und ihnen zeigt, dass es besser werden kann.“
    Warum sollten die Menschen ihr glauben, dass alles Lügen sind, was man ihnen beigebracht hat. Sie vergisst, dass die Lügen von denen kommen, die die Macht haben. Dafür man sie persönlich vielleicht unempfänglich sein, die meisten Menschen aber wissen schon, was es bedeutet, wenn andere die Macht haben. Das ist kein Kinderspiel. Sie kann es sich vielleicht leisten, wider den Stachel zu löcken, die meisten anderen Menschen aber nicht, die auf Arbeitsplätze und die Sicherung der Lebensgrundlagen für ihre Familien angewiesen sind. Es ist auch sehr fraglich, ob Jones wirklich weiß, wie „es besser werden kann“. Sie glaubt es vielleicht, aber das nützt ihr nichts, wenn die Mehrheit der Menschen davon nicht überzeugt ist. Es ist nicht damit getan, auf die Menschen zuzugehen. Sie hat sicherlich Recht, wenn sie aufruft, Herzen und Verstand der andere für sich zu gewinnen. Aber die entscheidende Frage ist doch die nach dem WIE. Wie gewinnt man die Herzen und den Verstand? Man gewinnt ihn nicht, wenn man die Mächtigen als Lügner bezeichnet. Das ist sicherlich nicht falsch. Aber Es nützt nichts bei den Menschen. Die wissen weitestgehend auch, dass sie den Herrschenden nicht vertrauen können. Aber sie wissen auch, dass es sich bei den Herrschenden um die handelt, die über Macht verfügen, eine Macht, die sie vernichten kann. Und deshalb sind sie vorsichtig. Aber Caitlin hat trotzdem recht mit ihren Forderungen. Nur sie übersieht, dass wir in der Zeit der kleinen Brötchen leben, nicht der Zeit der großen, vollmundigen Worte. Es geht in erster Linie darum, den Verstand der Menschen zu gewinnen. Das geht aber nur, wenn wie Sichtweisen und Weltbilder vorstellen, die die Welt erklären, Weltbilder, von denen die Menschen sagen können: „Ja so ist es“. Nicht gewundene Weltbilder von der Verschwörung irgendwelcher Eliten, wo die Menschen sagen? Hä, was soll das denn?“. Statt Verschwörungen zu konstruieren aus Indizien, Ähnlichkeiten und Vermutungen, müssen wir die bestehenden Zusammenhänge deutlich machen, die Mechanismen, die arbeiten, offenlegen, die Strukturen aufzeigen, die die kapitalistische Gesellschaft über die Jahrhunderte geschaffen hat, die ihr Stabilität geben. Kurz: wir müssen die Wirklichkeit zeigen, die wirkliche Wirklichkeit, nicht irgendwelche alternativen Wirklichkeiten ausbreiten. Die tatsächliche Wirklichkeit offenzulegen, ist die schwieriger Aufgabe. Wie es Rosa Luxemburg so einfach ausdrückte: Zu sagen, was ist, ist die revolutionärste Tat.

    1. Die “revolutionärste Tat” des Rüdiger Rauls ist es also, folgendes hinzuschreiben:

      ” … die meisten Menschen aber wissen schon, was es bedeutet, wenn andere die Macht haben. Das ist kein Kinderspiel. Sie kann es sich vielleicht leisten, wider den Stachel zu löcken, die meisten anderen Menschen aber nicht, die auf Arbeitsplätze und die Sicherung der Lebensgrundlagen für ihre Familien angewiesen sind … [deshalb müssen] wir(!!) Sichtweisen und Weltbilder vorstellen, die die Welt erklären, Weltbilder, von denen die Menschen sagen können: „Ja so ist es“.”

      Politische Proselytenmacherei, damit “die Menschen” bleiben können, was sie sind, Manövriermasse eines elitären “Wir”. Herzlichen Dank für die Auskunft.

        1. Krim hat es unten zum Teil ausgeführt.
          Ich würde ergänzen:
          Weltbilder werden dazu konstruiert, Adressaten dazu zu bringen, etwas zu tun. Zum Beispiel beten. Ein Kommunist hingegen will seine Adressaten dazu bewegen (“agitieren”), etwas zu lassen. Zum Beispiel beten.
          Ja, Nein. Diese Adressaten tun mehr, als “genug”, sie reproduzieren nicht nur sich selbst und ihre Lieben, sondern …
          Ach Quatsch.
          Weitermachen!

    2. “Derzeit gibt es keine Klassenkämpfe. Zwar bestehen die gesellschaftlichen Klassen des Proletariats und der Bourgeoisie objektiv weiterhin, aber die Menschen verstehen sich nicht mehr als Angehörige einer Klasse. Sie verfügen nicht mehr über ein Klassenbewusstsein, weder die Proletarier noch die Bourgeois. “

      Was für ein Quatsch. Natürlich gibt es Klassenkämpfe. An erster Stelle nämlich die Klassenkämpfe die von Oben nach unten, die vom Kapital und Staat geführt werden. Der Neoliberalismus ist im Kern nichts anderes als Klassenkampf.
      Der Klassenkampf der Proletarier von unten nach oben, die Gegenwehr also, sieht allerdings ziemlich mau aus. Das liegt zu nicht einem erheblich Teil daran, dass die Gewerkschaften sich der Nation verpflichtet haben und gemeinsam mit dem Kapital Deutschland nach vorn bringen wollen und sich deshalb für maßvolle Lohntarifabschlüsse loben. Und die Bourgeois, also das Kapital hat sehr wohl ein Klassenbewusstsein. Das heißt bei denen natürlich nicht so.

      “Die Menschen wollen auch keinen Kommunismus, sie wollen keinen Sozialismus, keinen Kapitalismus, keinen Feudalismus oder sonstigen Ismus. Die Menschen wollen ein menschenwürdiges Leben und eine freundliche Zukunft für ihre Kinder. Mehr wollen die meisten nicht, denn die Menschen sind bescheiden. “

      Letzteres geht aber eben nur in einer Gesellschaftsform, also einem Ismus. Die Ismusse sind doch keine Form der Ideologie, sondern sie sind die ökonomische Bestimmtheit einer Gesellschaft. Wer als ein menschenwürdiges Leben will, der wird sich schon ein paar Gedanken dazu machen müssen, ob “menschwürdiges Leben” überhaupt in der Zielvorgabe des aktuellen Ismus vorkommt. Für den Kapital-ismus kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass es um “Menschenwürde” was immer das auch sein mag, nicht geht.

      “Revolutionäre Situationen entstehen, wenn die gesellschaftlichen Bedingungen die Wünsche der Menschen nach einem menschenwürdigen Leben in immer weitere Ferne rücken lassen.”

      Wie fern denn 500 m, ein Lichtjahr? Revolutionäre Situationen entstehen nicht einfach. Die muss man schaffen, herstellen. Die Menschen wollen auch nicht einfach menschenwürdig leben. Welchen Inhalt soll dieses Abstraktum denn haben? Die Menschen bilden sich ihre Interessen in der Gesellschaft in der sie leben. Für den einen ist menschenwürdig eine Wohnung für den anderen eine Villa, je nach seinen Verhältnissen und je mehr die Leute haben desto anspruchsvoller werden sie.

      “Warum sollten die Menschen ihr glauben, dass alles Lügen sind, was man ihnen beigebracht hat.”

      Die sollen gar nicht glauben, sondern ihren Verstand benutzen. Man muss ihnen ein paar richtige Argumente sagen, damit sie die Lügen selbst erkennen und sie nicht glauben müssen.

      ” Man gewinnt ihn nicht, wenn man die Mächtigen als Lügner bezeichnet. “

      Na durch die Bezeichnung gewinnt man keinen Verstand, aber durch das Erklären und nachweisen der Lüge schon.

      “Nur sie übersieht, dass wir in der Zeit der kleinen Brötchen leben, nicht der Zeit der großen, vollmundigen Worte.”

      Welch vollmundige Worte.

      ” die die Welt erklären, Weltbilder, von denen die Menschen sagen können: „Ja so ist es“. “

      Die Erklärung der gesellschaftlichen Verhältnisse ist das genaue Gegenteil von einem Weltbild. Zudem ist die hier ausgedrückte Funktionalität falsch. Ja wenn die “Weltbilder” so Beschaffen sein müssen, dass die Menschen sagen “ja so ist es”, dann sind sie garantiert falsch. Der Maßstab des Weltbilds ist es dann, die Menschen zu bestätigen. Das würde aber bedeuten, dass ihr Weltbild schon vorher richtig sein müsste.

      1. @Krim: Sehr guter Kommentar, danke!

        Natürlich hat der Klassenkampf eine objektive Grundlage aufgrund der Eigentumsverhältnisse, welche nun mal Klassen schaffen. Dass das Bewusstsein der Arbeitsklassen hinterher hinkt, ändert an dieser Objektivität gar nichts.

        Wir haben ja derzeit durchaus Initiativen für die Vergesellschaftung von Wohnraum, nicht nur in Berlin und das geht sehr wohl in Richtung Sozialismus und wird von der Bourgeoisie auch so verstanden, also bekämpft.

        Dass also “die Menschen” keinen Kommunismus wollen, wie Rüdiger Rauls schrieb, halte ich für falsch. Ein Großteil will so etwas sehr wohl und das zeigen ja auch bestimmte Umfragen mit überraschenden Ergebnissen pro Sozialismus und contra Kapitalismus.

        Aber natürlich ist das jetzt kein Grund für naiven Optimismus. Aber die Klassenausbeutung schafft selber immer wieder aus sich heraus Wünsche, Bewegungen, Gedanken und Theorien zur Überwindung ebendieser Klassenspaltung.

        Und hier gilt es, sich genau anzugucken, wie diese Bewegungen konkret immer wieder erfolgreich unterdrückt und/oder zerschlagen werden. Hierfür gibt es ein ganzes Arsenal an Methoden.

    3. @Tom Gard und @Krim

      Leute wie Sie sind die Prototypen des rechthaberischen, dogmatischen und unsympathischen Linken, die jedem mit einer anderen Meinung mit Feindseligkeit begegnen. Da spielt die politische Richtung keine Rolle. Da wird nicht unterschieden zwischen Freund oder Feind. Da wird auch nicht gesehen, dass es andere Meinungen geben kann, die trotzdem zum selben Ziel führen wollen oder sollen. Jeder ist Feind, der anders denkt als Sie, wird abgekanzelt und von oben herab behandelt. Sie haben kein Mitgefühl für die Menschen, kein Wohlwollen, keine Solidarität. Ich hoffe nur, dass Sie niemals Macht haben werden.

      1. “Da wird auch nicht gesehen, dass es andere Meinungen geben kann,”

        Es geht bei aller Kritik nicht um deine Meinung, sondern um deine logischen Brüche und Abrisse.

        Verglichen mit dem Fach Mathe stünde deine Leistung hier zwischen den Noten 5 und 6.

        Da haben nur die geklatscht, die hier ohnehin fortwährend mit der Eselsmütze im Klassenraum sitzen.

      2. “die jedem mit einer anderen Meinung mit Feindseligkeit begegnen.”

        Also erstmal sind Sie ja nicht jeder. Oder doch? 2. Geht es nicht um die a n d e r e Meinung, sondern den Inhalt dieser anderen Meinung. Diesen Inhalt habe ich kritisiert. Bei Ihnen kommt aber anscheinend nichts anderes als “Feindseligkeit” an, weswegen sie auch nicht bereit sind auf der inhaltlichen sachlichen Ebene zu diskutieren.

        “Da wird nicht unterschieden zwischen Freund oder Feind.”

        Wozu auch? Wird sind ja nicht im Krieg. Ein falsches Urteil bleibt ein falsches Urteil. Soll man das etwa je nach Einsortierung in die Schublade Freund/Feind ändern? Wäre das nicht Opportunismus, Hetze oder Schleimerei?

        “Da wird auch nicht gesehen, dass es andere Meinungen geben kann, die trotzdem zum selben Ziel führen wollen oder sollen.”

        Ich glaube nicht, dass wir uns im Ziel einig sind.

      3. “Feindselig” habe ich mich geäußert, nicht Krim, wenn Sarkasmus unter “Feindseligkeit” abgeheftet wird. Und Sie sind, um Krim zu wiederholen, “nicht jeder”. Die Unterstellung kennzeichnet Ihre Feindseligkeit und Entschlossenheit, Kritiker mit wohlfeilen populistischen Verurteilungen unterzubügeln, wenn sich das für Sie anbietet.
        Was zu erwarten war. Deshalb mein Sarkasmus und mein Angebot, ihn als Feindseligkeit zu nehmen.
        Das kürzt verlogenes Gelaber ab und mindert verschwendete Lebenszeit.

      4. Der Forist TH ist einfach nur verrückt! Das gibt es, muß man großzügig darüber hinwegsehen.
        Der Forist Krim sympathisiert mit der untergegangenen Westdeutschen Studentengruppe „Marxistische Gruppe“. Mit denen war NIE eine vernünftige Diskussion möglich. Die beiden sind aber eine winzige, unbedeutende Minderheit.
        Das Problem der Westlinken ist ganz generell, daß sie die Welt mit westlich-eurozentrischen Augen sehen – wie übrigens auch der gute alte Charly.
        Aber die Welt ist viel größer als das kleine Europa, der niedergehende Westen.
        Die Zukunft der Menschheit wird in Asien entschieden, forget the west

      5. Manchmal sagt ein Satz alles: “Leute wie Sie sind die Prototypen des rechthaberischen, dogmatischen und unsympathischen Linken, die jedem mit einer anderen Meinung mit Feindseligkeit begegnen.”. Perfekt auf den Punkt gebracht!

  7. n i c h t s . . . g e l e r n t

    „Ich meine echte Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten, (…) Diejenigen, die verstehen, dass das System nicht kaputt und reparaturbedürftig ist, sondern genau so funktioniert, wie es beabsichtigt ist, und dass es vollständig auseinandergenommen werden muss.”

    Sie sind …
    “Eine winzige, politisch ohnmächtige Minderheit“

    Na, dann gibt es ja heute wenigstens eine GUTE Nachricht!

    1. Sehenswert

      Alles Apokalypse: Wie kommen wir aus dem Krisenmodus?
      https://www.servustv.com/aktuelles/v/aairj9jqeqdy8fxn9myy/
      74 Min

      Verfügbar seit 21. Sept. 2023

      Talk Spezial vom Philosophicum Lech. Flüchtlinge stürmen Lampedusa, die Menschheit bewegt sich auf direktem Weg in die Klimahölle, Europa steht an der Schwelle eines Weltkriegs: Kaum ein Tag vergeht, an dem wir keine neuen Hiobsbotschaften verarbeiten müssen. Pandemie, Teuerung, Energieknappheit – eine Krise löst die nächste ab, der drohende Weltuntergang gehört schon fast zum Alltag, und Optimismus wird zu einer immer größeren Herausforderung.

      Stehen wir tatsächlich am Rande des Abgrunds? Oder werden Angst und Panik bewusst geschürt, um politische Ziele zu erreichen? Was macht die Furcht mit uns? Woraus schöpfen wir Hoffnung? Brauchen wir neue Werkzeuge, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen? Und wann wird endlich alles wieder gut? Darüber diskutiert eine hochkarätige Gäste-Runde bei Moderator Michael Fleischhacker bei einem „Talk Spezial“ vom renommierten Symposium „Philosophicum Lech“ in Lech am Arlberg: Helga Rabl-Stadler hat als Präsidentin die Salzburger Festspiele durch die Coronakrise gesteuert. Ihre Devise: Weniger jammern, mehr tun. Der Philosoph und IT-Unternehmer Jörg Phil Friedrich sieht eine unheilvolle Verflechtung von Wissenschaft und Politik: Einige Forscher würden versuchen, die Politik mit Schreckensszenarien vor sich her zu treiben. Pater Martin Werlen, Probst in St. Gerold in Vorarlberg, wertet die zunehmende Spaltung der Gesellschaft als größte Herausforderung, denn die aktuellen Krisen seien nur gemeinsam bewältigbar. Der Philosoph und Kulturpublizist Konrad Paul Liessmann rät zu einem Blick hinaus aus der eigenen politischen Blase: Die Krise der einen sei die Chance der anderen. Die Politikwissenschaftlerin und Autorin Nermin Ismail hat für ihr aktuelles Buch „Hoffnung“ mit Menschen über ihre schwersten Stunden gesprochen – und darüber, was ihnen geholfen hat.

      1. @ Otto0815

        Danke für den Hinweis. Habe soeben mit dem Hören begonnen.
        Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht, dass Sie mir “Servus” verlinken.
        Schön! Mein Lieblingssender.

        1. @Wolfgang Wirth

          Talkshows bei ARD und ZDF kann man sich nicht mehr ansehen. Bei Talk im Hangar 7 wird der Moderator noch seiner Aufgabe gerecht und moderiert anstatt zu hetzen.

    2. “Na, dann gibt es ja heute wenigstens eine GUTE Nachricht!”

      Jau, für die fettgefressenen, moralisch sowie intellektuell bankrotten Konservativen, die sich einen Dreck um ihre Mitmenschen scheren. Die keine Kinder und/oder Enkelkinder haben oder ihnen wünschen, dass sie eine möglichst lebensunwerte Zukunft haben mögen, schrieb das schlecht erzogene Kind.

  8. @Rüdiger Pauls
    Gut, daß dieser so platte wie unsägliche Beitrag dieser Autorin, die möglicherweise nicht mal weiß wo Westeuropa liegt und daß es hier nach beiden Weltkriegen revolutionäre Bewegungen gab, bei Ihnen so anregenden Überlegungen auslöste. (Wobei “die Menschen” die aktuellste WDR-Formel für das ist, was früher im analogen SED-Jargon drüben “unsere Menschen” hieß.)
    Be it as it may. Was Sie beschreiben: Leben leben und nicht ums Überleben kämpfen zu müssen ist m.E. der zentrale praktische Kern. Den übrigens wie jeder Westmarxist weiß auch Marx in seiner unsäglich aufgeblasenen “Theorie”-Sprache erkannte und in seiner Kritik der pol. Ökonomie als den zentralen Widerspruch zwischen Produktivkräften und ihre Entwicklung hemmenden Produktionsverhältnissen beschrieb. Aber das ist nix für diesen Blog mit Autoren wie Mrs. Johnston.

    1. Dein Kommentar fällt in 1.Linie durch Verunglimpfung einer aufrechten Journalistin auf, die auch von vielen eher konservativ Eingestellten geschätzt wird.
      Die Grundlagen des Kapitalismus lt Marx sind mir durchaus vertraut und dass sie bei den Pseudolinken kaum noch eine Rolle spielen, ist mir bewusst. Wie man zum Sozialismus kommt und wie der über die Grundlagen hinaus ausgestaltet wird, vor allem auch gegen den Widerstand der Mächte alter Ordnung, hat erst Lenin Etliches geschrieben und versucht, das auch in die Wege zu leiten. Auch, dass für den Sieg auch Bündnispolitik erforderlich ist. Am Bsp der USA kann man gut sehen, wie unter den mit der NeoCon-Politik Unzufriedenen eine große Begriffsverwirrnis herrscht, die viel mit langjähriger Diffamierung und Unkenntnis der Alternative(n) und ihrer theoretischen Grundlage(n) zu tun hat.
      Denk mal darüber nach!

  9. Wer meint, „dass das System vollständig auseinandergenommen werden muss.“, der muss eine Alternative dazu formulieren!
    Und bislang traut sich niemand einen Namen zu benennen: Kommunismus, Sozialismus, Diktatur des Proletariats, alles verbrannte Begriffe, weil diese Systeme unattraktiv und voller Unterdrückung waren und völlig anders als von den Klassikern erdacht.

    Das nicht zuletzt deshalb, weil „das Imperium massiven Reichtum und Aufwand auch in diese Entwicklung gesteckt hat“.
    Eine funktionierende „Demokratische Ökonomie“, was es ja sein sollte, gab es noch nie. Nennen wir dieses Ziel doch einfach mal so!

    1. Exakt. “Sozialismus” als erstrebenswertes Gegenbild zum Kapitalismus ist verbrannt. Und die heutigen Linken, die ihn noch beschwören, wissen selber nicht, wie denn eine sozialistische Gesellschaft und Wirtschaft funktionieren kann. Jenseits von Verstaatlichungen und Diktatur der Partei.

      1. Vielleicht sperrt man Leute wie dich ein paar Jahre weg, bis sie sich aktiv an der Gestaltung einer Gesellschaft beteiligen, statt auf “Ergebnisse” und Führer von rechts zu warten.

        Was haltet ihr davon ?

    2. Volle Zustimmung.
      Vielliecht sollte man wirklich mal mit dem ewigen Lamento über Die Linken, Den Kapitalismus und Neoliberalismus, Den Sozialismus/Kommunismus usw. aufhören… ganz aufhören und nur noch daüber nachdenken welche Wirtschafts- und Gesellschaftsform es jenseits dieser Genannten geben kann. Denn oft wird ja so getan als wäre das nichts anderes möglich, als gäbe es da nur diese Wahl zwischen der Pest des Kapitalismus und der Cholera des (real existierenden) Sozialismus. Halte ich aber eigentlich für Unsinn. Es muss andere Möglichkeiten geben. Doch ernsthafte Denkversuche in diese Richtung kann ich leider auch kaum erkennen.

      1. Welche anderen denn? Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus sind theoretisch genau definiert und als Gesellschaftsphasen bzw -formationen nicht mit den verschiedenen gesellschaftspolitischen Spielarten, politischen Programmen und Parteien, die bestimmte Ziele innerhalb dieser Definitionsrahmen erreichen wollen, zu verwechseln. Kapitalismus ist lt Marxscher Definition die letzte Stufe seiner Zivilisationsdefinition (die auf Ausbeutung beruht) und selbst wieder diverse Phasen und Formen haben bzw annehmen kann. Dieser Zivilisation stehen als Vorgänger die Urgesellschaft und als Nachfolger der Kommunismus gegenüber. Zwischen diesen Stufen liegen Übergangsphasen, die man nur zusammenfassend benennen kann, da sie durch multiple Spielarten und Ausprägungen gekennzeichnet sind. Das wären protozivilisatorisch die Stammesdemokratien, die letztlich zur Gründung 1.Staaten führten, womit die Zivilisation im gesellschafts-polit-ökonomisch Marxschen Sinne erst begann, und postzivilisatorisch sozialistische Gesellschaftsformen, die organisatorisch-strukturell unterschiedlich ausgeprägt sein können. Die Phasen dessen, was danach kommt, kennen wir (noch) nicht, da sie immer noch (weit) in der Zukunft liegen (mögen), wahrscheinlich sogar mit einem Typ rein wissenschaftlich-technisch definierter Zivilisationen beginnen, der von unserem, noch in Stufe 0 (lt Kardaschow) befindlichen, deutlich unterschieden ist. Diese (alle) werden von Marx zusammenfassend als kommunistische Gesellschaftsformation bezeichnet, denn nur ihre polit-ökonomisch-gesellschaftliche Grundlage ist bisher definier- und vorstellbar. Alle gesellschaftlichen Konkreta können wir genauso wie die wissenschaftlich-technischen, genau wie weiland Thomas Moore bzw Jules Verne, nur erahnen, für uns quasi SciFi.
        Diese Definition ist fast genauso breit und allgemein wie die philosophische von Idealismus und Materialismus, wobei letztere sogar die ältere ist, wenn man schon bei den alten Indern und nicht erst bei den Griechen anfängt, oder Lenins philosophische Definition von Materie oder die der Astrowissenschaften von Metallizität. Folglich kann es wohl auch nichts geben, was nicht irgendwie in diese Definitionen passt, egal wie wir es benennen mögen. Und in der Wissenschaft ist es eigentlich üblich, beim erstvergebenen Namen zu bleiben, solange der noch zutrifft. (Wobei die Naturwissenschaftler den Gesellschaftswissenschaftlern gern vorwerfen, nicht nach gleich strengen Kriterien zu arbeiten wie sie es tun.)
        Die einzig verbleibende Alternative zum Kapitalismus, die einen gewissen “Fortschritt” darstellt und nicht als Sozialismus oder gar Kommunismus bezeichnet werden kann, wäre folglich die Apokalypse, das Scheitern an der wohl größten rein gesellschaftlichen Herausforderung jeder technischen Zivilisation vor Erreichen des Typs 1 (oder kurz danach) und unsere ganz eigene Lösung des Fermi-Paradoxons…

  10. Das größte Problem ist, dass es nicht einmal annähernd genug Linke gibt, um im Westen heute etwas zu erreichen. Und mit Linken meine ich natürlich nicht Demokraten oder »Progressive« oder irgendjemanden, der sich nur ein paar Anpassungen im kapitalistischen Imperium wünscht

    Die von der Autorin skizzierten „Linken“ sind systemkritische Linke. Diese gab es im Westen bestenfalls zu Momenten wie 1871, 1918/19 und in den 30ern (Spanien) in nennenswerter, sprich systemkritischer, Zahl. Deswegen war bereits damals von Seiten der herrschenden Kaste alles unternommen worden, um sie kleinzuhalten, aufzuspalten und abzulenken. Marx, Engels und viele andere haben dies ausführlich und aus eigener Erfahrung geschildert (was immer man von ihren jeweiligen Positionen halten will). Die Überbleibsel der anti-systemischen Linken, wo es heute noch gibt, werden heutzutage genauso bekämpft wie andere Systemabweichler auch – egal aus welcher weltanschaulichen Richtung sie stammen. Ob es linke oder bloß sozialdemokratische (Andrej Holm), liberalkonservative (Aiwanger) oder rechte (Strache) sind. Ob sie gar keine Politiker, sondern bloß Musiker (Lindemann, ganz frisch: Heino), Schriftsteller (Handke), oder Komiker (ganz frisch: Russell Brand) sind, die aber in der Öffentlichkeit stehen. Manchmal muss man selbst das nicht, es genügt das bloße Potential aufzuweisen, um ins Visier zu geraten. Es genügt eines oder mehrere der heiligen Gebote – Impfung, Massenüberwachung, Transatlantizismus, Neoliberalismus, Genderismus et cetera – lediglich zu hinterfragen, man muss sich nicht einmal offen dagegen aussprechen. Es genügt einen Raum zur Diskussion eines „sensiblen“ Themas anmieten zu wollen oder einen „umstrittenen“ Gast dorthin einzuladen. Dann ist man „raus aus der Gesellschaft“ wie es der frühere Saar-Ministerpräsident Hans formuliert hat. Dann sind andere sonst hochgepriesene Eigenschaften unwichtig. Dann spielt es keine Rolle, ob man sogar die richtige Hautfarbe, Weltanschauung, Diätpläne, Religionszugehörigkeit oder die richtige Sexualität und sieben Impforden vorzuweisen vermag. Ein Mosaiksteinchen genügt und man wird zum bekämpfenswürdigen Anderen. Zur aktiven Minderheit und zum Feind der Gesellschaft, gegen den jedes Mittel recht und billig ist. Von der Torte (Wagenknecht) bis zur Badewanne (Barschel).

    Diese Herrschaftspraktik des amtierenden Regimes hat im Laufe der Zeit unterschiedliche Namen erhalten. Der französisch-US-amerikanische Forscher Bernard Harcourt bezeichnete sie beispielsweise als Gegenrevolution. Sein Buch lohnt die Lektüre, auch wenn das Phänomen weitaus älter ist, als er glaubt und nicht erst in den 2000ern einsetzte. Ein Willy Brandt beispielsweise hatte, wie ein anderer Forist zurecht anmerkte, Angst vor „kommunistischer Unterwanderung“. Er bezeichnete die RAF sogar als „Anarchisten“ (das hätte er wirklich aus persönlicher Erfahrung schon besser wissen müssen) und half mit gegen die „Nelkenrevolution“ vorzugehen. Aber all das genügte nicht, am Ende wurde selbst er, ein biederer Sozialdemokrat, vom System zurückgetreten, weil er in anderen Sachgebieten zu sehr abwich. Immerhin war sein Los um Welten besser als das Allendes und anderer.

    Diejenigen, die verstehen, dass das System nicht kaputt und reparaturbedürftig ist, sondern genau so funktioniert, wie es beabsichtigt ist, und dass es vollständig auseinandergenommen werden muss.

    Ein Mitforist fragte weiter oben, von wem dies eigentlich beabsichtigt sei. Die Antwort lautet: von den herrschenden Eliten- und Kapitalfraktionen; dem herrschenden militärisch-industriell-finanziell-medialen Entertainment-Komplex und seinen angeschlossenen Lobbyistenzirkeln, „NGOs“, Verbänden, Gewerkschaften, Kirchen und Co. KG. Diese Fraktionen sind keineswegs monolithisch zu verstehen. Der Komplex ist kein homogenes Ganzes. Alle mitwirkenden Gruppen haben durchaus unterschiedliche Interessen und ihre jeweiligen Reibereien, gerade wenn es um die Fleischtöpfe geht, möchte niemand im zweiten Glied stehen und bloß die Piccolo-Harfe spielen. In der Causa Aiwanger prallten beispielsweise diejenigen Gruppen aufeinander, die in Schwarz-Grün den besten Durchsetzer für die herrschaftliche Agenda zu erkennen glauben und ihre Kostgänger in bestimmte Ämter zu heben suchten. Ihnen gegenüber stand die Fraktion, die sich von der Einbindung der FW momentan am meisten erhofften und zudem ihre Pfründe zu verteidigen suchten. Aber am Ende des Tages teilen diese Gruppen allesamt gewisse Grundüberzeugungen (siehe oben). Ihre Differenzen und Meinungsverschiedenheiten liegen lediglich in Punkten wie der konkreten Umsetzungsform, den hierzu notwendigen Mitteln und der anvisierten Dauer einzelner Projekte sowie den Personen, die diese sprichwörtlich vermarkten sollen. In der allgemeinen Sache (dass die Projekte umzusetzen sind) denkt man jedoch gleich.

    Alle sind beispielsweise neoliberal. Gerade die sogenannte „Linkspartei“, die sich als „Sozialstaatsverteidigerin“ und „Anwältin des Kleinen Mannes“ versteht, ist seit Jahren Teil der kontrollierten Opposition. Würde sie nicht das Gebot des Neoliberalismus befolgen, hätte sie vor Jahren ja in Sachsen gegen die Verankerung der sogenannten „Schuldenbremse“ in der Landesverfassung gestimmt oder in Bremen den Eintritt in die dortige R2G-Koalition verweigert, wo sie als erstes das Mit- und Weitertragen der Agenda-Politik (gegen die sich ja eigentlich gründete!) zu verantworten hatte. Hat sie aber nicht, denn das Gros ihrer Funktionäre sind Kostgänger des Systems.

    Die »westliche Linke« in der heutigen Zeit ist entweder eine kontrollierte Opposition oder läuft auf ein verherrlichtes Online-Nachrichtenbrett hinaus.

    Das folgt aus den unter Ziffer 1 geschilderten Mechanismen. Es gibt auch kontrolliere „liberale“ (FDP) und „rechte“ (Union) Oppositionelle. In der DDR gab es bekanntlich auch verschiedene Parteien, zwischen ihnen bestanden im Rückblick sogar weitaus mehr Unterschiede als zwischen den Flügeln der heutigen großen Kartellpartei im Bundestag, die bald womöglich noch um zwei weitere Anbauten (Kipping-Linke und AfD) erweitert werden wird.

    Das ist nicht unsere Schuld; das Imperium hat massiven Reichtum und Aufwand in diese Entwicklung gesteckt.

    Das ist mir persönlich zu einfach. Natürlich stimmt es, dass die herrschende Kaste – beziehungsweise das „Imperium“ in den Worten der Autorin – großen Aufwand betrieb und betreibt. Aber auch die Bekämpften müssen sich fragen, wo sie hätten besser oder anders reagieren und handeln können. Wo sie mögliche Gegenstrategien hätten anbringen können. Ich habe da ja auch keine Patentrezepte zur Hand; nur klingt dieses „Das ist nicht unsere Schuld“ zu sehr nach Ausrede, zu sehr nach „wir konnten halt nichts machen“.

    Die Woken tun so, als wären sie Teil einer echten Revolution

    Aber das sind sie ja auch! Sie sind Teil jener von Harcourt geschilderten Gegen revolution des herrschenden Systems gegen die breite, mehr oder weniger passive Masse der Bevölkerung sowie die wenigen – weltanschaulich diversen – Stimmen Gruppen, die heute (noch) widersprechen (dürfen). Die Woken – oder Bobos, oder Kaviarlinken, oder Kautskyaner wie Lenin sie bereits nannte – sind die Vorreiter und Hauptexekutoren der Cancel Culture, jenem alten Herrschaftsinstrument, das seit ein paar Jahren in zeitgemäß adaptieren Design auf die Systemkritiker von heute losgelassen wird. (Schon die Römer kannten ihre Damnatio memoriae – und auch mit durchaus ähnlichem Sinn, nämlich die Gebrandmarkten als abschreckendes Beispiel in Erinnerung zu halten). Die Woken sind (Konter-)Revolutionäre – und ihre Flagge anpassungsfähig wie ein Chamäleon. Mal schimmert sie in den Farben des Regenbogens, mal in denen der Ukraine, mal in denen der EU, mal zieren sie rote Punkte, dann Spritzen, morgen sind es vielleicht Wärmepumpen oder Secondhand-Aufrufe (Sie kaufen immer noch neue Kleidung trotz Klimakatastrophe – was sind sie nur für ein schmutziges Schwein!). Sie pervertieren gute Ideen ins Totalitäre und ergänzen sie mit reaktionärem Schmu und Lügen. Am deutlichsten wird diese Entwicklung hierzulande am Beispiel der woken Kettenhunde, den „Antifas“, die Sinn und Begriff des klassischen Antifaschismus ad absurdum führen und im Grunde bloß die Saat des neuen Faschismus säen. Es würde wahrlich nicht wundern, wenn sie bei dem auch mit Feuer und Fackel mitmarschieren werden wie weiland ihre (Ur)großväter beim Original (die waren natürlich alle im Widerstand).

    1. Der Schlußstein dieses belletristisch dick geschminkten Populismus fiele aus dem gotischen Bogen, wenn einer nachfragte: Gegen – Revolution gegen WAS, bittschön?!
      Es gehe um “die Tyrannei unseres Zeitalters”, sagt der Rezensent deines akademischen Zeugen Jehovas. Hoi, wozu denn das? “Sie” wollen unbedingt Tyrannen sein? Weil “sie” “eben” so “sind” / “ticken”? Zweckfreie Gewalt- und Unterdrückungsorgien zwecks Befriedigung sexueller / ersatzbefriedigender Triebe? “Es geht immer nur um Macht”?

      Totaler Schwachsinn, aber wie jeder Schwachsinn, egal, wie total, hat er auch ein Korn Wahrheit.
      Politische Konkurrenz wird im Maße zum reinen, professionellen Machtgerangel, wie die anstehenden Entscheidungen prinzipiell schon alle gefallen sind, militärisch vorentschieden oder politökonomisch unumkehrbar auf den Weg gebracht.
      Und unter denselben Umständen wird ein Generationenwechsel in den herrschenden Kasten / Seilschaften zum Machtkampf mit Haken und Ösen, falls nicht der Übergang in Erbdynastien erfolgt.
      Weil aber umgekehrt die Bildung solcher Erbdynastien und – Seilschaften unausweichliche Folgeerscheinung der Geschichte “des Westens” seit 1945 ist, wird jedes Kampffeld breit genutzt und breit getreten und alle ursprünglichen Motive und Ursachen in die Unkenntlichkeit erweitert.
      Alle Protagonisten zusammen tun dann das, was sie in bzw. unter jeder anderen Form auch getan hätten, wenn kein Widerstand kommt: Unter den Anreizen und Zwängen der imperialen Konkurrenz versuchen, Ausbeutung maximal auszudehnen und / oder zu optimieren.

      1. @ TomGard
        Mir ging es in meinem Post vor allem um Repression gegen Systemkritiker aller Couleur. Ich habe jetzt nicht verstanden, ob Sie das anders beurteilen, oder es Ihnen in Ihrer Kritik vornehmlich um Harcourt ging.

        Deshalb nochmals etwas zu diesem: er postuliert in seinem Buch, dass Techniken der Aufstandsbekämpfung, die „westliche“ Staaten in der imperialen Peripherie und in ihren Kolonien erprobt haben, seit ein paar Jahrzehnten „zurückgewandert“ seien und nun im Inland verstärkt gegen politisch missliebige Gruppen angewandt würden. Er schildert beispielsweise, dass viele US-amerikanische Polizisten zuvor bei der Army im Irak oder Afghanistan gedient hätten und nach ihrer Rückkehr im Inland dann mit ähnlichen (oder sogar identischen) Methoden, Praktiken und Materialien gegen Demonstranten, Protestgruppen und Minderheiten vorgingen. Hundsgewöhnliche öffentliche Proteste erschienen den hiesigen Elitenfraktionen zunehmend nicht mehr als das was sie eigentlich sind – hundsgewöhnliche Proteste – sondern als Aufstände, die mit aller Macht zu unterdrücken seien. Demonstranten und bloße Andersdenkende erscheinen demgemäß auch nicht mehr als bloße Demonstranten oder Personen, die bei einem x-beliebigen politischen Thema bloß anders denken, sondern als sogenannte „aktive Minderheiten“. Diese würden nun wie Aufständische in Kolonien überwacht, bekämpft und (politisch) ausgeschaltet. Mit „Gegenrevolution“ beschreibt er dann – so auch der Untertitel des Buches – den zeitgenössischen Kampf der [westlichen] Regierungen gegen die eigenen Bürger.

        Seine Positionen kann man selbstverständlich hinterfragen. Ebenso ob „Gegenrevolution“ begrifflich verständlich und angemessen ist. Seine Beobachtungen zur Militarisierung der Polizei und zur Anwendung von Aufstandsbekämpfungsmaßnahmen gegen Andersdenkende im Inland fand ich nachvollziehbar.

        Ebenso Ihre Passage ab „Politische Konkurrenz wird“, auch wenn ich finde, dass diese Phänomene bereits vor 1945 im „Westen“ beobachtet werden konnten. Vielleicht habe ich Sie aber bloß missverstanden.

        1. Das Phänomen, oder besser Phänomenenbündel, das du jetzt beschreibst, nenne ich seit 2012 “Verpalästinenserung der Unterschichten”. Nicht zuletzt deshalb, weil es in US-amerikanischen Polizeien direkt mit Hilfe und unter Beratung israelischer “Counterinsurgency” – Theoretiker und Praktiker aus IDF und JAMAM implementiert worden ist. Der militärische Teil davon ist in den USA und Frankreich im Wesentlichen abgeschlossen, für Italien und Spanien kann man schmutzig sagen, daß die alte feodal – koloniale Tradition bloß technisch und administrativ modernisiert worden ist.
          Der ökonomische Teil ist die Überführung einer wachsenden Fraktion der Arbeitsbevölkerung in Staatssklaverei, am Fortgeschrittensten im UK und in Deutschland, die man alternativ “Metökisierung” nennen könnte.

          Dies “Labeling” und seine angedeuteten theoretische Unterfütterung wäre natürlich schwer diskutabel, aber sie vermeidet immerhin in erheblichem Umfang den kapitalen Fehler und Unfug, die darunter gefaßten Phänomene sogleich in den Himmel der bürgerlich-demokratischen Staatsidealismen zu verschieben, um sie im Vergleich mit Maximen und Idealen zu direkt zu politisieren.
          Letzteres Verfahren nenne ich “populistisch”. Es ist inhaltslos und zweckfrei auf maximales Zustimmungspotential berechnet.

    2. “Die von der Autorin skizzierten „Linken“ sind systemkritische Linke. Diese gab es im Westen bestenfalls zu Momenten wie 1871, 1918/19 und in den 30ern (Spanien) in nennenswerter, sprich systemkritischer, Zahl.”

      Und weshalb hat dann die herrschende Klasse in Italien über 10 Jahre hinweg eine “Strategie der Spannung” gefahren?
      Oder Griechenland nach dem Krieg, als ein Bürger – und Interventionskrieg (die Briten waren ja mit von der Partie) losgetreten wurde, um die kommunistischen Partisanen aus dem politischen Spektrum zu eliminieren. Oder Frankreich nach dem Krieg und in den späten 1960-ern.
      Auch die “engagierten Intellektuellen” wie Sartre et al nach dem Krieg oder Brecht et al vor dem Krieg (man kann sie ja nicht einmal alle aufzählen) sind überhaupt nicht vorstellbar ohne ein einflussreiches antikapitalistisches politisches Millieu.
      Das sind nur Beispiele. Deshalb Gegenthese: Es gab’s in vielen Staaten Westeuropas im letzten Jahrhundert bis in die späten 1970-er Jahre einen erheblichen antikapitalistischen Block. Und es ist erstaunlich, dass Sie davon nichts mehr wissen wollen. (postmoderne Geschitsvergessenheit?)

      1. @ Besdomny

        “Es gab’s in vielen Staaten Westeuropas im letzten Jahrhundert bis in die späten 1970-er Jahre einen erheblichen antikapitalistischen Block.”

        Ja, den hat es wohl hier und da gegeben, aber zwischen “erheblich” und überlegen oder gar mehrheitsfähig ist doch noch ein gewaltiger Unterschied!

        Viele Linke verwechseln die eigene Gruppe – also zumeist Akademiker aus der bürgerlichen Mitte oder gar oberen Mitte – mit einem revolutionären Subjekt.
        Einige Tausende oder meinetwegen auch Zehntausende Linksaktivisten waren und sind aber kein revolutionäres Subjekt! Die sind eine Bewusstseinsblase und Parallelgesellschaft ohne Verankerung im Volk.
        Ohne die Volksmasse geht es aber nicht. Und die Volksmasse war auch in den 1950er, 1960ern und 1970ern nur zu kleinen Teilen zum Anschluss bereit.
        Und heute noch weniger. Okay, in Südeuropa war es etwas anders.

        1. @ Wolfgang Wirth

          Ohne die Volksmasse geht es aber nicht. Und die Volksmasse war auch in den 1950er, 1960ern und 1970ern nur zu kleinen Teilen zum Anschluss bereit.

          Exakt. Das haben schon Marx und (vor allem) Engels festgehalten (Lenin und Mao schrieben dann bei ihnen ab). Unterstützung durch die Volksmasse ist, wie wir schon einmal diskutiert haben, ein Schlüsselkriterium bei Aufständen und Revolutionen. Und diese Unterstützung gab es eben beispielsweise 1918, aber nicht 1968 und auch nicht 1848 (zumindest nicht in Frankfurt, sonst hätte Engels nicht dazu gebloggt, pardon geschrieben).

          Gruß und schönen Abend
          Ihr Altlandrebell

      2. @ Besdomny

        (man kann sie ja nicht einmal alle aufzählen)

        Deswegen schrieb ich „zu Momenten wie“. Weil es eine unvollständige Aufzählung war. Wie Sie, so bin auch ich der Auffassung, dass man nicht alle Momente auf einmal aufzählen kann, zumal es je nach westlichem Land unterschiedliche Bewegungen und Scheitpunkte gab.

        Ich habe meinen Text vorhin schnell runtergeschrieben, deswegen kam es wohl missverständlich rüber. Mir ging es vor allem um wirklich systemgefährdende (revolutionäre) Momente und Bewegungen. Momente, in denen es für das herrschende System wirklich kritisch wurde. Da gab es im Westen m.E. nicht allzu viele, insbesondere nicht in den letzten fünf Jahrzehnten (oder zählt „Blockupy“ bereits als systemgefährdender Protest oder die G-20-Krawalle?). Dass es nicht zu viele gab, liegt in meinen Augen daran, dass die Herrschenden schon seit langem diverse Herrschaftssicherungstechniken anwenden, um „die“ Linke zu spalten und kleinzuhalten (oder eben auch andere, es ging mir wie gesagt nicht nur um Politik).

        Deshalb Gegenthese: Es gab’s in vielen Staaten Westeuropas im letzten Jahrhundert bis in die späten 1970-er Jahre einen erheblichen antikapitalistischen Block.

        Das möchte ich gar nicht bestreiten. Man denke bloß an die „Stuttgarter Vorfälle“ von 1948 (gerne in Westdeutschland vergessen, aber der 17.06. wurde dann Feiertag). Allerdings würde ich sagen, dass diese Blöcke (sie waren ja auch nicht ein homogener ganzer) bereits seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs unter starkem Druck standen. Ihre Existenz ist für systemkritische Momente zwar sicher notwendig, reicht aber noch nicht aus, um diese auszulösen. Demgemäß gehe ich mit @ Wolfgang Wirth d‘accord, dass zwischen „erheblich“ und „überlegen“ ein großer Unterschied besteht. „Mehrheitsfähig“ ist allerdings auch nicht das entscheidende, es reichten unter den richtigen Umständen prinzipiell sogar nur wenige Prozente oder letztlich auch nur ein paar entschlossene Gesellen.

        Es braucht deshalb noch weitere Faktoren und diese waren nach dem Zweiten Weltkrieg im Gegensatz zu vorherigen Jahrzehnten m.E. nicht (mehr) gegeben. Malaparte zählte beispielsweise die vorangegangene Erschütterung von Staatsordnung und Gesellschaft dazu. In meinen Originalbeispielen 1870 in Frankreich, 1918 in Deutschland und in den 30ern in Spanien gab es die. Und nach dem Zweiten Weltkrieg? Da wurde doch gerade von Seiten der USA viel dafür getan, die Erschütterungen in Westeuropa zuzukleistern und Kritiker abzuwürgen. In Stuttgart wurden die Proteste demgemäß auch rasch niederkartätscht, in Italien mittels CIA der kommunistische Einfluss vor den Wahlen 1948 kleingedrückt. Hier kommt dann der Faktor einer (ideologischen) “Anlehnungsmacht” zum Tragen, die den herrschenden Regimes zu überdauern hilft.

        Und der Mai ’68? Der erreichte in meinen Augen beileibe nicht die Kraft von bspw. 1918/19. Vielleicht lesen Sie letzteren ja anders oder haben eine andere Erinnerung an ihn; ich persönlich finde, dass im Nachhinein viel verklärt worden ist. Von „rechts“ behauptet man natürlich bis heute, wie einflussreich die 68er und ihre „Revolution“ gewesen seien und dass sie bis ins letzte Dorf gewirkt hätten. Aber hat das Substanz?

        Und weshalb hat dann die herrschende Klasse in Italien über 10 Jahre hinweg eine „Strategie der Spannung“ gefahren?

        Ging es bei der Strategie der Spannung nicht gerade darum den Eindruck zu erwecken, die politische Linke sei immer noch bedrohlich und extrem einflussreich? Zu einer Zeit, als bereits ihre Kraft nachließ und sie z.B. zum „Historischen Kompromiss“ bereit war statt zum Barrikadenbau für die Revolution? Ging es nicht darum Angst in der Bevölkerung zu schüren vor kommunistischen Revoluzzern und gleichzeitig jeglichen Protest gegen die Herrschenden zu delegitimieren und somit Andersdenkende zu kriminalisieren? Im Grunde scheint mir da doch vieles dabei gewesen zu sein, was Harcourt heute in „Gegenrevolution“ abhandelt. Aufstandsbekämpfung ohne wirkliche Aufständische. Deswegen schrieb ich ja auch, dass das Phänomen älter ist, als er meint. Aber ich bin nur ein einfacher Beobachter und ich kann mich irren.

  11. “Man schafft es, indem man auf Menschen zugeht, ihre Herzen und ihren Verstand für sich gewinnt, ihnen zeigt, dass alles, was ihnen über ihre Nation und ihre Welt beigebracht wurde, Lügen sind, und ihnen zeigt, dass es besser werden kann.”
    Hier in der Schweiz – wie wohl überall – machen das die Linken mit genau diesen Themen, welche den (arbeitenden) Menschen am Herzen liegen bzw Sorgen machen: Gendern bis der Arzt kommt, LGBT, Kindes-Vergewaltigung (sprich: Trans-Verbrechen unterstützen), Familienzerstörung, natürlich auch den ganzen Klimarettungs-Quark, und nicht zu vergessen die ewige Leier der armen Frauen, welche zuwenig verdienen, Wahlrecht für alle, Ehe für alle (aber meinen Hund soll ich dann doch nicht heiraten dürfen, obwohl er mich total liebt), und das Neueste, dass Nicht-Urteilsfähige (Behinderte) ebenfalls sollen wählen dürfen.
    Also passgenau alles Themen, welche die Welt braucht.

  12. Ein sehr schöner Textauszug, werde mir das Buch definitiv kaufen, musste doch mehrfach schmunzeln…
    Bin gespannt, ob und wie sie weiter die (mMn gewollte) Zerklüftung der Linken beschreibt, und ob sie Ideen hat, wie es wieder zu einer großen Bewegung werden kann-ich weiß es nämlich nicht… allerdings sollten die Zeiten aktuell doch sehr passend für eine solche Bewegung sein…

  13. @Altlandrebell
    Den zweiten (leider auch wieder überlangen) systemkritischen Beitrag find ich wichtig im Doppelhinweis auf die Borniert- und Begrenztheit dieser “kontrollierten Opposition” wie Sie`s nennen, also von Staatsknete abhängigen “Kostgängern” – eine Tendenz, die auf alle vollentwickelten spätkapital. Gesellschaften in Westeuropa zutrifft. ( Insofern hat dies Blog trotz aller Rötzereien doch ´ne anregende Funktion des systemkritisch-alternativen Austausches.)

    Möglich, daß ich irre: auffällig, daß es in D keinerlei antizentristisch-regionale Separationsbewegungen gibt (wie im Süden in Catalonien und im Norden in Schottland). Dafür gibt`s, auf Grundlage dieser “kontrollierten Opposition” als Ausdruck der Übermächtigkeit der Staatsorientierung aller Politik in D, diese AfD im parlamentarischen Bereich als das, was “unique selling proposition” (als Alleinstellungmerkmal) genannt werden könnte. Insofern macht`s aktuelle Haudrauf aller anderen Politparteien von rechts bis links Sinn …

  14. Der Schwachsinn der heutigen Zeit ist, das links nicht Link sein darf und das rechts nicht konservativ sein darf, weil jegliche Richtung im gleichen Atemzug angegriffen wird.
    Ein politische Ausrichtung, wird also gleich umgehend in Frage gestellt, sobald diese außerhalb des Narrativ steht.
    Vielleicht sollte man diverse Philantropen oder NGOs einfach ihre Tätigkeiten unterbinden.
    Vielleicht sollte man seine diversen Geheimdienste in ein transparenteres System bringen.

      1. Ich hatte das Leben vom Brian gesehen, bitte man verschone mich mit ghosting.
        Wenn ein Brian ein Hirn besitzt, dann bitte diskutiere über Inhalte und nicht irgendwelchen Wortschöpfungen modernen Nihilismus.
        Danke Brian, ich warte auf eine substanzielle Antwort.

  15. “Natürlich habe ich nicht alle Antworten darauf, wie dieses Dilemma gelöst werden kann…”

    Es kommt, sokratisch – dialektisch – auf die richtigen Fragen an; aufzeigen und bewusstmachen von Widersprüchen.
    DAS ist links….

  16. Sozialismus, Kommunismus waren ein Spektakel um diesen Ländern durchweg mit Bomben zu belegen oder Umstürze zu innizieren oder einfach einen politisch gesinnten Genozid zu vollziehen!
    Das übelste an diesen Massenmördern ist, sie taten das aufgrund ihrer Ideologie und rechtfertigen das mit ihrem erhobenen System. Das Ergebnis aus solchen Taten ist, daß keine rechte oder linke Politik sich entfalten konnte, da die gravierende Angst tief in der Psyche verankert wurde.
    Bestes Beispiel die Ukraine, dort wurde angeblich ein Leo mit BWinsassen getroffen, der Leo Führer sagte zum Feind, bitte nicht schiessen, und starb kurz danach an den folgen der Verletzungen.
    Jetzt hat D eine Ampel und diese sagt soviel zur Ukraine und verheizt schlussendlich eigene Menschen, weil wir Frieden schaffen mit Waffen.
    Das sollte man parteiideologisch aufdröseln, um zu erkennen mit welchen Lügen die Menschen beschäftigt werden.

  17. Warum es sie nicht mehr gibt?

    Der entscheidenden zwei Gründe sind doch:

    1. Das krachende Scheitern aller linken Ideologien des 20. Jahrhunderts.

    Wer es schon vergessen haben sollte:
    – Herausbildung von Diktaturen,
    – Ignorieren der nun einmal gegeben Natur des Menschen … und deshalb:
    – Intoleranz, Kontrolle, Gehirnwäsche, Jugendmanipulation und Unterdrückung,
    – Gewaltbereitschaft bis hin zum exzessiven Massenmord unter Stalin und Mao,
    – wirtschaftliche Erfolglosigkeit,

    2. Das Fehlen eines revolutionären Subjekts.
    @ Rüdiger Rauls hat ja deutlich darauf hingewiesen. Die Leute wollen nicht, es geht ihnen dafür noch längst nicht schlecht genug und sie haben die Vergehen und das Scheitern des real existierenden Sozialismus´ zum Glück noch nicht vergessen.

    Natürlich spielt auch die immer ausgefeiltere Repression und Propaganda des herrschenden Komplexes gegen Systemantagonisten eine wichtige Rolle – @ Altlandrebell hat das hier ja schon mehrfach gut ausgeführt.

    Aber machen wir uns nichts vor: Die Repression, die etwa im Gefolge der Bismarck´schen Sozialistengesetze gegeben war, war auch nicht ganz ohne … und trotzdem gelang der Bebel´schen Sozialdemokratie nach 1878 der weitere Aufstieg. Die linke Idee hatte also einerseits noch Zugkraft und die Verhältnisse wurden andererseits noch als problematisch genug empfunden.

    1. und trotzdem gelang der Bebel´schen Sozialdemokratie nach 1878 der weitere Aufstieg.

      Eben der Bebel’schen – nicht der Luxemburg’schen oder Zetkin’schen! Die Bebelianer (oder Kautskyaner wie Lenin zu sagen pflegte) schlossen ihren Frieden mit Kaiser und System. Sie blockierten demgemäß auch nicht die Kriegskredite 1914 und organisierten keine Generalstreiks gegen die Mobilmachung, sondern halfen mit den Gewerkschaften zusammen alles reibungslos zu machen. Im Grunde sehen wir doch bei der SPD im ausgehenden 19. Jahrhundert bereits die Radix der „kontrollierten Opposition“ nach Johnstone.

      1. Hallo @ Altlandrebell

        “Die Bebelianer (oder Kautskyaner wie Lenin zu sagen pflegte) schlossen ihren Frieden mit Kaiser und System. ”

        Ich würde es zwar etwas weniger pointiert sagen, aber von der Tendenz her stimmt es natürlich, dass die Bebel´sche Linie der späteren(!) Zeit weniger systemfeindlich war als die der Gründer der späteren USPD. Damit meine ich die Zeit nach 1890.

        Allerdings bezog ich ich mich auf die Zeit der Sozialistengesetze, also die Jahre von 1878 bis 1890, und in dieser Zeit war Bebel zwar kein extremer Hardliner, aber immerhin doch ein ganz klarer Systemantagonist. Er saß deswegen ja auch im Gefängnis.
        Das Wachstum der unterdrückten Sozialdemokratie vollzog sich aber trotzdem wie die Stimmanteile bei den Reichstagswahlen belegen:
        1878 …… 7,6 %
        1890 …..19,8 %

        Fazit:
        Die ideologische Zugkraft der sozialistischen Bewegung war damals trotz der Repression noch hoch, denn noch war ja – abgesehen von den Gräueltaten der Französischen Revolultion – das Scheitern der linken bzw. marxistischen Ideologie noch nicht für alle deutlich geworden.

        Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag, den Sie hoffentlich auch in der freien Natur verbringen werden und nicht bloß am Bildschirm …
        Gruß, Ihr @ Wolfgang Wirth

        1. Guten Abend @ Wolfgang Wirth (und @ Majestyk so Sie mitlesen sollten)!

          Die ideologische Zugkraft der sozialistischen Bewegung war damals trotz der Repression noch hoch

          Man könnte nun natürlich das Fass aufmachen, ob trotz oder wegen oder aufgrund beidem zugleich. Die Zustände im Deutschen Kaiserreich waren eben nicht so berauschend, wie sie heute von den Clarks und Münklers gerne gezeichnet werden. Wer da profitierte, war bekanntlich extrem zeit-, orts- und vor allem klassenabhängig. Dementsprechend gab es einen wachsenden Pool, der politisch nicht vertreten wurde, seine Anliegen nicht repräsentiert sah und eine Alternative suchte. Und durch die Sozialistengesetze und die Verbote wurde die Sozialdemokratie natürlich für einen Teil der Bevölkerung zu einer solchen. (Andere suchten ihr Heil bei „Interessenparteien“ (Max Weber).) Insofern steht die damalige SPD pars pro toto für ein Phänomen, dass man in der Weltgeschichte bei diversen delegitimierten und verfolgten Parteien (ob von „links“ oder „rechts“) beobachten kann.

          Eine ähnliche Entwicklung gab es im Kaiserreich ja auch bezüglich Minderheiten wie den Polen. Die hatten zurvor jahrzehntelang kein Problem in einem dynastischen Staat „gute Preußen“ zu sein, aber in einem deutschen Nationalstaat konnten sie eben nie existieren, ohne ihr Polentum zu verleugnen und schlussendlich aufgeben zu müssen – oder sich zu wehren und sprichwörtlich auf die Barrikaden zu gehen. Insbesondere nicht in einem so repressiven und militaristischen wie dem deutschen Kaiserreich, wo quer durch alle Schichten und Parteien extreme antislawische Vorurteile im Allgemeinen und antipolnische im Speziellen kursierten. Ob sie der Kaiser an der Spitze äußerte, zeitgenössische „Experten“ und (tatsächliche) Wissenschaftler wie Weber, oder der einfache Mann auf der Straße. Oder eben „Staatsvater“ Bismarck, der 1863 verkündet hatte, er wolle die Polen germanisieren. Er hat mit seinen Polen- wie Sozialistengesetzen bloß das Gegenteil dessen erreicht, was er sich erhoffte. Die Gräben zwischen Deutschen und Polen vertieften sich (im Grunde wurde er so auch zu einem der Geburtshelfer des polnisch-nationalen Aufbruchs) und die SPD konnte er ebenfalls nicht parlamentarisch kleinhalten. Im Gegensatz zu den Polen konnten seine Nachfolger die Sozen aber letztlich noch dauerhaft einkaufen, wodurch sich deren Stimmenzuwachs zu keiner systemischen Bedrohung mehr auswuchs. Deswegen irrte Engels, als er nach der von Ihnen zitierten Reichstagswahl 1890 meinte „der 20. Februar 1890 ist der Tag des Beginns der deutschen Revolution“ und glaubte die „alte Stabilität ist für immer dahin“. Mag sein, dass die alte Stabilität dahin war, aber man sie eben bloß durch eine neue ersetzt und musste auch später bloß ein paar Stellschrauben drehen – Fleischtöpfe und Goodies umverteilen, beziehungsweise neu einrichten – wenn es brenzlig wurde. Waren es nicht auch die Bebelianer, die die Einführung von Diäten im Reichstag vorantrieben?

          Scheitern der linken bzw. marxistischen Ideologie

          Da kommen wir wohl nicht zusammen. In meinen Augen gäbe es durchaus linke Strömungen, die nicht gescheitert sind und die auch eine Zukunft besäßen. Es gab – und gibt – eben nie bloß die eine linke Ideologie, so wenig wie es „die“ Konservativen gab und gibt. Wobei wir das ja bereits diskutiert haben.

          Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag, den Sie hoffentlich auch in der freien Natur verbringen werden und nicht bloß am Bildschirm

          Danke! Ich hoffe auch, dass Sie einen angenehmen Tag verbracht haben und ebenso wie Majestyk einen schönen Spaziergang oder andere gute Unternehmungen tätigen durften.

          Stichwort konservativ – ich bin ja in meinem persönlichen Habitus sehr sozialkonservativ, vielleicht ein Erbe meiner Herkunftsverhältnisse. Ich gehe beispielsweise jeden Morgen um 8:00 Uhr eine Dreiviertelstunde spazieren, an Fluss und Wald entlang, und danach erst mal kalt duschen. Angeblich sollen Spazieren und Kälte am Morgen ja die innere Uhr stärken helfen und einen ruhigen Schlaf ermöglichen – naja, ich liege trotzdem häufig nachts wach und lese dann analog oder im Netz oder schreibe hier einen Kommentar. Aber dieses gewissermaßen „kantianische“ Ritual sagt mir sehr zu. Es lässt einen abschalten und zugleich vergegenwärtigen, dass es noch andere Seiten und Welten im Leben gibt.

          Am Bildschirm bin ich also nicht immer und im Oktober vermutlich auch weniger. Da habe ich eine OP anstehen und mich um ein paar andere Dinge zu kümmern. Hier gibt es ohnehin – in meinen Augen – eine gewisse Redundanz in den behandelten Themen. Heute wieder ein Wagenknecht-Artikel, wieder etwas Geraune zur Ukraine, wozu sich auch die Debatten bloß wiederholen. Und so sehr ich Overton anderen Diskussionsplattformen vorziehe, finde ich doch, dass die Aggressivität im Forum wieder zugenommen hat. Mehr Gekeife, mehr persönliche Attacken, mehr Plattmachen. Auch antisemitische und sonstige Hetzen, obgleich die wohl von der Redaktion gelöscht wurden. Mit Ihnen, Majestyk und ein paar anderen kann man sich angenehm austauschen, aber bei manchen Artikeln vergeht einem jede Lust zu schreiben, wenn man in die Kommentarspalte und Repliken blickt. In diesem Sinne werde ich hier auch etwas kürzertreten.

          Nun wünsche ich Ihnen aber einen schönen Abend und einen guten Start in die Woche

          Ihr Altlandrebell

          1. Hallo @ Altlandrebell,

            das haben Sie schön geschrieben mit den Spaziergängen und der Natur.
            Ich lebe auch nicht in der Stadt. Und in Kürze werde ich razusgegen und Anmachholz für den Winter hacken.
            Genau: “… , dass es noch andere Seiten und Welten im Leben gibt.”

            Wunderbare Angewohnheit: der tägliche Spaziergang.
            Im Hinblick auf die Spaziergänge und die kalte Dusche wäre ja sogar Ernst Jünger mit Ihnen zufrieden.
            Übrigens einer der am häufigsten unterschätzten oder leider auch verkannten Autoren, da es eben nicht nur den immer wieder vorgekramten nationalistischen Jünger der “Stahlgewitter” oder den der “Konservativen Revolution” gab, sondern auch einen späteren.
            Nach Erscheinen der “Marmorklippen” im Jahre 1939 wollte der NS-Politiker Philipp Bouhler ihn aburteilen und der “Völkische Beobachter” schrieb wütend, Jünger nähere sich nun der „Sphäre der Kopfschüsse“.
            Bezogen auf die Gegenwart würde ich zusätzlich den “Waldgang” empfehlen, übrigens auch als Lesung im Netz:
            https://duckduckgo.com/?hps=1&q=j%C3%BCnger+%2B+waldgang&atb=v332-1&iax=videos&ia=videos&iai=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DabFIsqwU4hw

            Wenn man nicht schlafen kann, sollte man aufstehen und was Ungeistig-Physisches tun – wie wärs mit Geschirr abwaschen oder Aufräumen?

            Im Hinblick auf die Verhältnisse im Deutschen Kaiserreich haben Sie mich ehrlich gesagt nicht überzeugt.

            Kann Ihnen aber hier sofort zustimmen:
            “… finde ich doch, dass die Aggressivität im Forum wieder zugenommen hat. Mehr Gekeife, mehr persönliche Attacken, mehr Plattmachen. Auch antisemitische und sonstige Hetzen,…”

            Ja, man sollte das Lesen und Kommentieren eh´ nicht zu ernst oder wichtig nehmen. Wie ich schon mal woanders schrieb: Was wir hier denken oder wissen, das bewegt so wie nichts.
            Hat Hobbycharakter.

            So, jetzt geht´s ans Holz!

            Noch einen schönen Tag und später erholsamen Schlaf!
            Gruß

          2. @ Altlandrebell

            Ergänzung:
            zum Scheitern der linken bzw. marxistischen Ideologie:

            Ich stimme Ihnen zu, dass es auch konstruktive linke Strömungen gab (und vielleicht auch noch gibt).
            Und ja, als Korrektiv ist eine Linke sogar wichtig und nötig. Eine Welt ganz ohne linkes Korrektiv ist im wahrsten Sinn des Wortes arm dran.
            Da für mich aber alles sein Maß haben muss, sollte eine Linke aber auch nie mehr sein als ein Korrektiv.

            Und im obigen Artikel von Frau Cailin Johnstone Träume geht es ja um den extremen und maßlosen Flügel der Linken.

    2. Servus allerseits,

      in einem Buch von Sebastian Haffner über den wir ja schon gesprochen haben, führt dieser aus, daß der Arbeiterprotest die Sozialgesetzgebung Bismarcks nicht herbei geführt, sondern sogar verzögert hat, da Bismarck nicht den Eindruck erwecken wollte erpressbar zu sein. Wobei ich ja ohnehin der festen Überzeugung bin, staatlich geregelte Sozialgesetze behindern echte Solidargemeinschaften und damit echte Solidarität. Das eine kommt nämlich von unten, das andere von oben und von oben kommt nie was Gutes, es sei denn Regen für die Felder.

      Soziale Gesetzgebung erfolgt natürlich nicht aus Altruismus (den ich eh für eine Chimäre halte), sondern aus der Erkenntnis, daß diese einen Wettbewerbsvorteil bringen, vor allem als Märkte und strategische Räume noch so etwas wie Grenzen hatten. Außerdem befrieden soziale Gesetze Konflikte und stellen ein wunderbares Steuerungsinstrument dar. Man könnte auch sagen, Herrschaft durch Sozialstaat. Der heißt aber nur bei uns so, die Amerikaner, die man als Rednecks bezeichnet nennen so eine Konstruktion Deep State.

      Ich bleibe dabei, Fortschritt gibt es nur durch Innovationen, nicht durch Proteste und vermeintlich philosophische Schriften. Nicht Simon de Beauvoir hat die Lebenswirklichkeit der Frauen verbessert, sondern Carl Miele und Robert Bosch. Und Fortschritt und Wohlstand werden erarbeitet und nicht herbei lamentiert, erst recht nicht durch Umverteilung erzeugt. Selbst wenn ich umverteile habe ich in Summe ja nicht mehr.

      Es ist übrigens eine Legende, daß der Kapitalismus Menschen per se ärmer macht. Man weiß heute nur mehr über andere Teile der Welt. Eigentlich geht es den Menschen heute aber besser als vor hundert Jahren. Einfach mal die Arbeitsbedingungen hier in Europa betrachten und dann schauen, wie es früher in anderen Teilen der Welt mit Dingen wie Wasserverrsorgung etc. aussah. Vor 100 Jahren oder mehr gab es nur in Europa mehr Kindersterblichkeit, in der dritten Welt sowieso. Der Bevölkerungsanstieg spricht eine deutliche Sprache. Die Menschen werden nicht mehr, weil zu wenig Futter da ist. Dank Haber-Bosch sind die Ernten heute verläßlicher. Und das ist das Kernproblem. Der Wohlstand verbreitet sich nicht so schnell, daß er mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten kann. Ich gehe aber mal davon aus, der Zenit ist bald erreicht, auch ohne Bevölkerungskontrolle.

      Zum Linkssein gehört nicht nur die falschen Lösungen zu präsentieren, sondern auch dank Verzerrung die falschen Probleme wahrzunehmen, siehe auch Klimadebatte oder bei gerade populären Themen wie “Bienensterben” oder dem Dauerthema “Waldsterben”. Einfach mal selber recherchieren, was wovon die Ursache ist und wie falsche Lösungen auf nicht vorhandene Probleme neue Probleme schaffen.

      Ich vermute aber inzwischen stark, die politische Gesinnung hat auch mit der Amygdala zu tun, deswegen haben Linke auch Probleme sich als Teil einer Art zu identifizieren. Vermutlich dürften künstliche Lebensumgebungen eine natürliche Sicht auf die Welt auch nicht gerade begünstigen. Insofern sind bestimmte politische Positionen womöglich auch eine Folge der Entfermdung des Menschen von der Natur und vom eigentlichen Ich.

      In diesem Sinne gehe ich nach dem Essen mal in den ziemlich unnatürlichen Kulturraum Wald, vielleicht bis zum ebenfalls unnatürlichen Stausee und genieße das, was der moderne Mensch heute so Natur nennt.

      Schönen Sonntag und herbstlich-sonnige Grüße!

      1. @ Majestyc / Michael

        Dieser Satz ist derart brillant, den können Sie sich patentieren lassen:

        “Nicht Simon de Beauvoir hat die Lebenswirklichkeit der Frauen verbessert, sondern Carl Miele und Robert Bosch.”

        Welches Buch von Haffner meinen Sie?
        Wir hatten uns nur ganz allgemein über ihn ausgetauscht.

        “Außerdem befrieden soziale Gesetze Konflikte und stellen ein wunderbares Steuerungsinstrument dar. Man könnte auch sagen, Herrschaft durch Sozialstaat.”
        Ja, da ist viel dran. Man bzw. der Staat schafft sich so ja auch Abhängige. Es entsteht eine Klientel – die klassische Strategie insbesondere der PDS, äh Linkspartei.

        Den Kapitalismus sehe ich kritischer als Sie, da man die stattfindenden Konzentrationsprozesse ja auch berücksichtigen muss, die letztlich die (gute) Marktwirtschaft aushebeln und zu destruktiven Machtballungen führen. Andererseits ist die planwirtschaftlich-sozialistische Alternative nicht besser. Wenn´s denn möglich wäre, würde ich für eine regelmäßige Entflechtung bzw. Teilung zu großer Unternehmen / Kartelle eintreten. Doch weiß ich, dass das eher Theorie ist.

        Grüße, Wolfgang

        1. @ Wolfgang Wirth:

          Mein Vater war zwar gelernter Handwerker, aber den größten Teil seines Lebens Berufsfahrer. Ich habe selber später in meinem Betrieb mit Frachtverkehr zu tun gehabt, Warenannahme, Versand, später auch die Versandplanung.

          Seit Jahren geistert ja nun schon durch die Welt, endlich dürfen auch die Frauen LKW fahren. Darüber habe ich sogar schon mal mit einer Speditionseigentümerin diskutiert. Das ist alles ziemlicher Unsinn. Einen LKW heute kann man mit den Fahrzeugen von einst nicht mehr vergleichen. Erstens sieht man kaum noch einen Gliederzug, die LKW fahren sich im Grunde wie PKW, nichts mehr mit Zwischengasgetriebe. Man nutzt heute Paletten, bis Anfang der 70er wurde die Ware noch von Hand be- und entladen. Auch deswegen fuhren die früher immer mit zwei Mann. Es gibt Navigationsgeräte und wenn der LKW eine Reifenpanne hat, dann wechselt den Reifen nicht mehr der Fahrer, dafür gibt es Sevice-Partner.

          Es ist ja schön, wenn Frauen LKW fahren wollen, es ist aber eine Legende zu behaupten sie hätten es nicht gedurft, die Mehrheit war schlichtweg körperlich nicht dazu in der Lage. Alles andere ist eine konstruierte Sicht und die kann man auch bezüglich vieler anderer Berufe widerlegen und zwar sehr leicht, wenn man etwas Einblick hat und einfach mal logisch nachdenkt.

          Macht man das konsequent, dann belitb von der Unterdrückungsrhetorik nichts mehr übrig. Führt hier zu weit und sowieso ist dafür die Zeit noch nicht reif.

          Haffner, müßte “Von Bismarck bis Hitler” sein. Kann mich aber auch irren und bin gerade nicht zu Hause.

          Den Sozialstaat heutiger Prägung lehne ich aus vielen Gründen ab. Erstens gibt dieser dem Staat zu viel Einfluß, zweitens ist es bizarr arbeitsfähige Menschen fürs Nichtstun zu entlohnen, sowas gab es im “echten” Sozialismus nicht. Es ist ungerecht gegenüber jenen die Steuern und Sozialbeiträge erwirtschaften, es verändert aber auch das Binnenleben der Transferabhängigen nachteilig. Sich selbst seinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften schafft ja auch ein anderes Selbstwertgefühl.

          Gerade solche Dinge wie Krankenversicherung sollten solidarisch organisiert sein. Erst die staatliche Kontrolle ermöglicht ja lobbyistische Eingriffe. Bei einem echten Solidarsystem könnten hier zig Leute her kommen, Da könnte der Staat nicht einfach die Kosten auf die Allgemenheit übertragen und sowas wie Corona wäre ohne staatliche Kontrolle des Gesundheitssystems nicht möglich gewesen.

          Wie kommen Sie darauf, ich würde den jetzigen Zustand des Kapitalismus nicht kritisch sehen?

          Ich mache nur das Wirtschaftssystem als solches nicht verantwortlich. Das Ganze ist keine Systemfrage, es ist eine Frage der Staatstiefe. Nicht das System ist grundsätzlich falsch, ein Systemwechsel bringt auch nichts. Die Ursache für die Schieflage liegt beim Staat.

          Wenn wie ich schon mal hier ausgeführt habe (eigentlich arbeite ich auch an einem Buch, ob es je fertig wird weiß ich nicht) der Steuerbaum ein anderer wäre und das Geld zunächst in die Kommune ginge und nicht an den Zentralstaat, wenn dieser also Macht verlieren würde, dann könnte jemand der in Hamburg reich wird nicht automatisch auch in München Einfluß nehmen. Das ist vereinfacht.

          Erst der starke Staat schafft einerseits den schwachen Bürger, durch den Zugriff auf den starken Staat können dann erst diese Megavermögen entstehen. Und es ist eben kein Zufall, daß man zwar nationale Ideen verteufelt, aber trotz allem Globalismus an den staatlichen Strukturen festhält und diese aufbaut. Die WHO könnte beschließen was sie will, wären die Staaten in ihrem inneren Einfluß begrenzt, man könnte den Pandemievertrag nie als “Ersatzregierung” nutzen.

          Die Ursache der Schieflage des Kapitalismus ist staatliche Macht und eine staatliche Struktur die ganz tief in alle Lebensbereiche hinein geht. Und ein Werkzeug dafür ist eben jener Sozialstaat, der sehr wohlmeinend klingt, es aber nicht ist. Und Sozialstaat ist im Grunde sogar das Gegenteil von solidarisch. Samarita ist eine Solidarkasse, die AOK ist ein politisches Steuerungsinstrument. Solidarisch ist eine Kasse nur dann, wenn die Beitragszahler die Kontrolle haben. Bei den gesetzlichen Krankenkassen verkauft man zwar eine vermeintliche Solidaridee, aber in Wirklichkeit sind es Einrichtungen um Versicherte unter die Kontrolle der Pharmalobby zu bekommen. Eigentlich ist das auch leicht durchschaubar. Bei der Rente läuft das ähnlich, deswegen kann man da ja auch so beliebig ändern und streichen. Nur wenn man das alles kritisiert, dann ist der Kritiker der Asoziale, der Gierige. Das ist schlichtweg Quatsch, nur kann man sich den Mund fusselig reden.

          Nein, der Kapitalismus läuft komplett falsch. Jahrzehntelang hat die wirtschaftliche Entwicklung aber Wohlstand für immer mehr Bevölkerungsschichten gebracht. Fortschritt verbessert Arbeit und schafft Wohlstand. Leider hebelt die staatliche Macht die Fortschrittsentwicklung aus und sie kann es, durch eine Verkehrung aller Demokratieprinzipien und mittels linker Ideologien. Das geht nur durch das “wohlgemeinte”.

          “Eine Regierung muss sparsam sein, weil das Geld, das sie erhält, aus dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt. Es ist gerecht, dass jeder einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen. Aber es ist nicht gerecht, dass er die Hälfte seines jährlichen Einkommens mit dem Staate teilen muss.”

          Hat wer gesagt? Friedrich II. der Große

          Wie soll Bevölkerung eigentlich prosperieren, wenn mehr als 50 Prozent des eigenen Ertrags an den Staat gehen? Und es ist ja nicht nur die Einkommenssteuer, es sind Mehrwertsteuern, Versicherungssteuern, Grund- und Gebäudesteuern, selbst die eigene Beerdigung wird noch versteuert.

          Wenn ich mir mit versteuertem Geld ein Haus bauen will, dann zahle ich für jede einzelne Holzlatte Steuern, der diese fertigt zahlt aber auch Steuern.

          Ich könnte diese Liste beliebig fortführen, es sind die Steuern und Abgaben die einen Staat reich machen und so nicht nur den eigenen Bürger unterwerfen, nein der reiche Staat ist auch noch in der Lage die armen Staaten unter seine Kontrolle zu bringen.

          Deswegen tötet man zwar nationale Ideen ab, nie aber die Idee des Staates der alle Lebensbereiche kontrolliert. Und das läuft schief. Wenn Kapitalismus schon immer eine Art Glücksspiel war, dann ist moderner Kapitalismus ein Glücksspiel bei dem der reichste Spieler die Bank kontrolliert und der Geber ist und diese Bank heißt Staat.

          Es geht nicht um die Reform von Wirtschaftssystemen, vorrangig reformiert werden müssen unsere Staaten, die alles kontrollieren, nicht nur Sozialkassen, sondern auch Bildung, Erziehung, Wissenschaft, Medien und dank fehlender echter Gewaltenteilung auch die Justiz.
          Gleichzeitig sind diese Staaten in ein Regelwerk eingebunden was alle Funktiuonsinhaber abhängig macht und die Demokratie als solche lächerlich.

          Kapitalismus als solcher ist nur die Möglichkeit der Nutzung von nicht an Bodenbesitz gebundenem Kapital um dieses in Produktionsprozesse zu investieren. Mehr nicht. Alles andere ist Beiwerk und sowieso Verhandlungssache. Jeden Markt kann man regeln wenn man will und Kontrolle über den eigenen Marktplatz hat. Wenn dieser Kapitaleinsatz nicht geregelt wird, dann liegt es daran, daß man nicht will und unser Staat will nicht. Er gehört uns aber auch nicht, wir gehören immer mehr ihm.

          Freiheitliche Grüße und einen schönen Wochenstart!

          1. @ Majestyk (25. September 2023 um 12:58 Uhr)

            Nein, ich habe Ihren letzten längeren Beitrag nicht vergessen.
            Im Wesentlichen ging es darin ja um die immer mehr ausufernde Rolle des Staates und die daraus resultierenden negativen Folgen für die freie kapitalistische Wirtschaft.

            Ich will Ihnen da gar nicht groß widersprechen. Die negative Rolle des Staates kommt zu dem von mir genannten Problem des ewigen Trends einer kapitalistischen Ordnung zum “Wachsen der Großen” noch hinzu. Mit letzterem meine ich den Trend in Richtung auf die Bildung sehr großer Vermögen was dann wieder zu einer Markt- und Wettbewerbsbeeinträchtigung durch Entstehen übergroßer Unternehmen oder gar der Bildung von Bildung von Kartellen oder Monopolen führt.

            Wettbewerbsverzerrung durch übergroße Unternehmen und staatliche Lenkung wirken gleichermaßen und nebeneinander.

            Dass eine florierende kapitalistische Wirtschaft auch zu höheren Einkommen der abhängig Beschäftigen führen KANN, will ich nicht bestreiten. Ich sage “kann”, weil es ja auch Gegenbeispiele gibt.

            Im Falle von Deutschland gestaltete sich die Einkommensentwicklung der abhängig Beschäftigten nach 1990 im Zuge der Globalisierung und der neuen Konkurrenz aus Niedriglohnländern in Osteuropa und Fernost nämlich keineswegs zum Wohle der einheimischen Arbeitnehmer – obwohl es den Unternehmen durchaus gut ging.
            Es lässt sich also nicht uneingeschränkt behaupten, dass freier Kapitalismus grundsätzlich auch zu Einkommensverbesserungen bei den Arbeitnehmern führt.

            Das Wachstum der Staaten zu gigantischen krakenhaften Organisationen mit der Tendenz, immer mehr Dinge an sich zu reißen, zu regeln, zu kontrollieren usw. ist in der Tat ein sehr großes Problem, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Den Menschen werden ja nicht nur zunehmend individuelle Freiheitsspielräume genommen (Erziehung, Heizen, Bauweise, Ernährung, Verkehr usw.), sondern die freie Marktwirtschaft wird durch ständige Eingriffe auch außer Kraft gesetzt.

            Im Grunde haben wir in Deutschland mittlerweile eine halbsozialistische Wirtschaftsform. Dazu gibt es übrigens eine lohnende Einschätzung von Michael Klonowsky: “Die Linke ist heute nicht mehr der Widerpart des Kapitalismus, sondern sein Parasit.” Wahrscheinlich kennen Sie es schon, wenn nicht, dann hier …
            https://www.youtube.com/watch?v=PAY5jx1Pc3E&t=912s

            Hinzu kommt ja auch noch die viel zu hohe Staatsquote am BIP.
            Ja, Friedrich II. der Große. Ein schönes Zitat. Damals gab es aber auch noch echtes Geld! Das konnte man nicht per Knopfdruck vermehren!

            Aber wie gegen diese Entwicklungen ankommen?
            Ich sehe da im Moment kaum eine Möglichkeit.
            Erstens sind viele Menschen bereits zu abhängigen Leistungsempfängern herabgesunken – also Klientel des Staates – und damit zu keiner Kritik bereit.
            Zweitens stört es die Großunternehmen gar nicht.
            Drittens wird der Mittelstand, der sehr wohl unzufrieden ist, wird hingegen immer machtloser …
            Viertens ist auch über diese Gruppen hinaus keine wirksame Kraft erkennbar, die diesem Treiben Einhalt gebieten könnte. Die Myzele der Staatsapparate dürften also auch in Zukunft wuchern und noch mehr Lebensbereiche als bisher vereinnahmen und manipulieren.

            Wie sich der Einzelne hierzu stellt und in Würde überlebt, das ist die wahre Aufgabe dieser Zeit.

            Für mich liegt im Bedeutungsrückgang des Mittelstandes das eigentliche Problem, denn ein selbstbewusster und vielfältiger Mittelstand ermöglichte jahrzehntelang eine funktionierende Marktwirtschaft mit vielen Wettbewerbern und war außerdem in der Lage, im politischen Raum den Machtanmaßungen des Staates in gewissem Maße zu widerstehen.
            Man könnte es auch so formulieren: Eine parlamentarische Demokratie gemäß unserem Grundgesetz braucht einfach einen gut entwickelten Mittelstand und kann ohne ihn gar nicht richtig funktionieren. Den ansonsten eintretenden Verfall der politischen Ordnung und Kultur erleben wir gerade …

            Diese günstigen Verhältnisse eines noch ausgeprägten Mittelstandes kennzeichneten die ALTE Bundesrepublik und trugen zu ihrer Blüte bei. Seit den 1990er Jahren ist dieses Modell aber im Niedergang begriffen und nach 2020 scheinen zuerst der Corona-Lockdown und dann die aktuelle Energiepreisverteuerung dem Mittelstand erneut bittere Schläge versetzt zu haben. Wie viel wird von ihm um 2023 noch übrig sein ?

            Es ist wie beim “Monopoly”-Spiel zu fortgeschrittener Stunde … Die Zahl der Spieler nimmt ab …

            Gleichzeitig setzen die wirklich großen Unternehmen, also jene, die im Weltwirtschaftsforum vertreten sind, dazu an, die übermächtigen Staatsapparate ihrerseits noch mehr zu beeinflussen und zu durchdringen. Mit der Forderung nach einer „public private partnership“ sind Leute wie Gates, Schwab & Co. ja längst dabei, staatliche Hoheitsrechte zu privatisieren. Das ist ja im Zuge von Corona recht deutlich geworden.

            Wie dagegen ankommen?
            Dass die linken Träume von einem erneuten Aufstehen und Rebellieren der Massen abwegig sind, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Die Rahmenbedingungen fehlen. Die heutige Linke ist ohnehin nur existent durch die Gnade des Großen Geldes, die sie sich als Haustier hält. Die Mächtigen haben der real existierenden Linken nach 1990 sozusagen eine neue DNS verpasst und benutzen sie. Würde sich die Linke nun wieder auf Widerstand besinnen, was ja hier im Forum viele wollen, so wäre mit einer Neuauflage der Sozialistengesetze zu rechnen. Allerdings mit dem Unterschied zu 1878/90, dass die Arbeitnehmer heute in Zeiten von KI und Globalisierung keine effektiven Machtmittel für Arbeitskämpfe mehr besitzen …

            Den Sozialstaat sehe ich weniger kritisch als Sie, stimme aber zu, dass seine gegenwärtige Ausgestaltung nicht gut ist. Völlig abwegig ist natürlich die aktuelle Situation, dass von Jahr zu Jahr mehr Leistungsbezieher ins Land strömen („Goldstücke“, „Fachkräfte“), die die Solidargemeinschaften (z.B. der Krankenkasse, der Steuerzahler) belasten, ohne je eingezahlt zu haben und die zu erheblichen Teilen vermutlich auch nie in nennenswertem Maße einzahlen werden.

            Haffners „Von Bismarck bis Hitler“ habe ich mal im Studium gelesen. Hier zu Hause habe ich nur sein Preußen-Buch.

            Kommen Sie gut durch den Rest der Woche!
            Alles Gute, Gruß Wolfgang

  18. Sunzi (544 – 496 v. Chr.), Die Kunst des Krieges:
    Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.
    und Warren Buffett, NYT 26.11.2006:
    There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning
    Übersetzung: “Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen”

    Es ist leider so, dass die Klasse des W. Buffett die empirisch feststellbaren evolutionspsychologischen Denkstrukturen, die psychologischen und soziologischen Mechanismen des Menschen nicht nur kennen sondern dieses Wissen auch praktisch anwenden. (Ist z. B. Werbung etwa wirkungslos?)
    Solange diejenigen, die eine bessere Welt für die Menschen und nicht für die Reichen im real existierenden Neofeudalismus wünschen, sich nicht die empirische Widerlegung ihrer philosophischen Gedankengebäude eingestehen und sich für ihren Gegenangriff dieses Wissen des Gegners aneignen und daraus eine entsprechende Praxis entwickeln, haben sie keine Chance. Die hier in diesem Thread zu Tage tretenden Argumentationen, mir seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhundert geläufig, werden von eben dieser Klasse mit Wohlwollen beobachtet und wo es geht gefördert.

  19. Ich komme grad vom Skatepark heim.
    Hab nach 30 Jahren Skateboardabstinenz nen dollen Slam in ner Halfpipe hingelegt.
    Ein verunglückter Boneless úber die Coping….Bumm !
    Ellenbogen und Hüfte kapott.

    Die jungen Menschen drumherum bestätigen meine politischen Ansichten und stehen dahinter.

    Vergesst die Jugend nicht !
    Die Jugend ist links !

    1. @ Hinnack

      Ja, die Jugend ist meistens eher links. Ich weiß!

      Aber Sie kennen ja bestimmt auch diesen in mehreren Abwandlungen existierenden Spruch:

      “Wer mit 20 nicht links ist, der hat kein Herz und wer es noch mit 40 ist, der hat kein Hirn.”

      Es spielt jetzt keine Rolle, wer den Spruch erfunden hat; Churchill war es nicht.
      Wenn es Sie interessiert, können Sie hier nachlesen:
      https://falschzitate.blogspot.com/2019/07/wer-mit-20-jahren-nicht-sozialist-ist.html

      1. @Wolfgang Wirth

        Das ist doch Schnickschnack.

        Da kommen wir doch mal lieber zur Realtität, insbesondere zum Fachkräftemangel.
        Dazu hier mal eine schöne, wenn auch nicht vollständige, Tabelle.

        Für eine Linke gäbe es genug zu tun.

        “Wenn es so aussieht, als würde ein 40-Tonner Lkw alleine von einem Lastenrad gezogen und dabei mit neuem Deutschland-Tempo sogar immer schneller, dann könnte das daran liegen, dass es gerade steil bergab geht.” (Egon W. Kreutzer)
        https://egon-w-kreutzer.de/jobwunder-deutschland-archiv-9

        1. @ Otto0815

          Danke für den Link zu dieser interessanten Seite.

          Ich glaube, es gab noch nie seit 1871 einen deutschen Wirtschaftsminister (weiß jetzt aber spontan nicht, ob es den im Kaiserreich überhaupt schon einen gegeben hat), der angesichts einer derart katastrophalen Wirtschaftsentwicklung so selbstzufrieden gegrinst hat wie Habeck.

          Zu jenem Spruch: Er ist natürlich wie alle pointierten Sprüche etwas zugespitzt und übertrieben, doch halte ich die Tendenz schon für zutreffend. Eine reformerische Linke ist als Korrektiv allerdings gleichwohl immer wichtig. Aber eben nur als Korrektiv, nie als bestimmende Größe.

          Gruß
          Wolfgang Wirth

    1. Toll Du kannst Fahrradfahren. Deshalb werde ich jedoch nicht vor Ehrfurcht vor Dir niederknien.
      Lehrt der Islam nicht die Bescheidenheit?

      Sure 4 Vers 173:

      Was nun diejenigen angeht, die glauben und rechtschaffene Werke tun, so wird Er ihnen ihren Lohn in vollem Maß zukommen lassen und ihnen von Seiner Huld noch mehr erweisen. Was aber diejenigen angeht, die es verschmähen und sich hochmütig verhalten, so wird Er sie mit schmerzhafter Strafe strafen. Und sie werden für sich außer Allah weder Schutzherrn noch Helfer finden.

  20. In Europa, in der westlichen Welt, ist die Linke tot!

    Das ist schade aber noch lange kein Weltuntergang, denn in der westlichen Blase lebt nur eine kleine, arrogante, rechthaberische menschliche Minderheit, egal ob links oder rechts.

    Im großen Rest der Welt ist die Linke quicklebendig! Sie stellt in Lateinamerika zahlreiche Regierungen, mit deren Politik man nicht unbedingt einverstanden sein muß. Gerne reproduziert die westliche Linke ihre verlorenen Träume nach Lateinamerika, wo niemand mehr diese RestWestLinke ernst nimmt!

    China, die älteste Zivilisation der Menschheit, wird von einer linken Partei regiert. Jetzt werden Westlinke aufheulen und bestreiten, das China sich noch immer – nach vielen Wirren und Irrungen – sich auf den Weg zum Sozialismus befindet. Das können Westlinke nicht hören. Aber das macht nichts, denn die Westlinke ist unbedeutet, westlich rechthaberisch und hat – wie der Ostblock zeigt – total versagt. Dieses Versagen des europäischen Sozialismus hat die Linke einfach vergessen, schlicht nicht aufgearbeitet. Deshalb hat die westliche Versagerlinke nicht das mindeste moralische und politische Recht China von links zu kritisieren.

    Wer selbst nichts zustande gebracht hat, soll bitte in Demut den Mund halten und von den Siegern lernen. Dann wird es vielleicht – aber nur vielleicht- irgend wann mal was werden. mit der Westlinken… bessert Euch!

    1. Man darf als West-Linker die Entscheidungen der KP der VRC durchaus kritisieren. Im Unterschied zu anderen politischen Ideologien ist im linken Diskurs weder etwas »heilig« noch ist »Demut« notwendig.

      Kritiker sollten dabei nicht vergessen die Partikularinteressen des Kapitals, der Industrie und Dienstleister, die dafür Sorgen das Chinesen nun Chinesen oder andere Minderheiten ausbeuten aus dem Blick zu nehmen.

      Oder, von den Siegern lernen, heisst von Profiteuren lernen und ein 300jähriges System der kapitalistischen Industrialiserung voranzutreiben, das den Wohlstand, die Gesundheit aller Menschen bedroht. Wer bis dato nichts zustande gebracht hat, ist sehr umweltfreundlich oder CO²-arm. Ich erlaube mir Dich als Artikulatorin milieuspezifischer Präferenzen von ökonomisch Privilegierten im Wagenknecht’schen Sinne zu bezeichnen. In Süd- und Mittelamerika emanzipiert man sich von der nord-amerikanischen Hegemonie, ein Prozess der für Europa längst überfällig ist.

      Diese Emanzipation ist für viele Westeuropäer aufgrund der deutschen oder europäischen Bündispolitik unvorstellbar, oder Bellas Standpunkt nach unnötig.

    2. Sehr schöner Kommentar. Fast wortgleich wollte ich dasselbe schreiben.

      Sie schlagen sich gut, die Linken in Südamerika. Sie regieren inzwischen in allen größeren Staaten. Da ist jetzt Schluss mit Monroe-Doktrin. Und sie haben Erfolg:

      https://www.telepolis.de/features/Lula-in-Brasilien-Vom-politischen-Gefangenen-zum-Erfolgspraesidenten-9289420.html

      Und: sie setzen eindeutig auf eine Energiewende hin zu Erneuerbaren. Weg von Öl, Gas, Kohle und Uran. Damit ist zwar nicht der ganze Kapitalismus verschwunden, wohl aber seine aggressivste und mächtigste Fraktion.

      Und die Fraktion, die für die Mehrzahl der Kriege verantwortlich ist. Der Irakkrieg war ein Ölkrieg und selbstverständlich hat der Ukrainekrieg diese Komponente auch.

      1. Wenn der kolumbianische Präsident in der UN spricht, ist es immer ein Genuß ihn zuzuhören!
        Lula ist fast progressiver als der heruntergekommene ANC, aber da gibt es linke Opposition.
        Überall auf der Welt tut sich was nur im kleinen Europa nicht.

        1. Am Ende sind sich europäische Linke und Rechte viel ähnlicher als es ihnen lieb ist. Beide leben nämlich von der Ausbeutung der Staaten des Südens. Die einen direkt und die anderen indirekt.

  21. Der gesamte Artikel enthält Paradoxe (nichtexistierende politische Gruppierungen z.B. haben keine Probleme, bestenfalls Partikularinteressen), Pleonasmen, Relativierungen und ist in großen Teilen redundant. Eine andere Lesart wäre, das Linke hat sich soweit marginalisiert, es ist schlicht und ergreifend nicht mehr rezipierbar. Caitlin wäre in diesem Fall die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

    Eines der Grundprobleme (ihres Buchs) ist die Annahme eine Demokratie diene dem Volk, es bedeutet leidglich Regierung des Volkes, durch das Volk. Alles weitere ist verhandelbar. Caitlin übersieht, Links ist eine relative Positionsangabe. Verlagert sich eine Gesellschaft zunehmend von links-progressiv nach rechts-konservativ entsteht im linken politischen Spektrum ein Vakuum an linken Konzepten und Ideen, die von vorhandenen Parteien besetzt allerdings nicht umgesetzt werden. Diese Beobachtungen sind keineswegs neu (»Querfront«).

    Der Vollständigkeit halber, »Woke« ist mittlerweile eine nicht definierbare politische Herabsetzung. Und Identitätspolitik ist opportun und fester Bestandteil des gesamten politischen Spektrums wie Populismus und Antagonismus. Wagenknecht beschreibt Identitätspolitik in »Die Selbstgerechten« als »Artikulation milieuspezifischer Präferenzen von ökonomisch Privilegierten.«

    Linke Opposition oder Politik, soweit vorhanden, ist in Deutschland mittlerweile komplett in die Interessen des von linker Seite beschriebenen Überwachungskapitalismus eingehegt (umzäumt). Eine sozialistische Utopie oder Idee und dessen Umsetzung und Scheitern, die DDR als »Unrechtsstaat« oder »Regime«, hat bei vielen Alt-Linken zu einem Wechsel der Auseinandersetzung mit den Stigmata, Symptomen anstatt Ursachen von Problemen der Gesellschaft geführt. Es ist mittlerweile Usus bei allen Volksparteien Arme gegen die Ärmsten oder Flüchtlinge, politische Randgruppen gegeneinander auszuspielen während das linke Spektrum, die Opposition dazu schweigt.

    Identitätspolitik, im Gegensatz zu Sozialpolitik, benötigt keine Budgets und ausschliesslich legislative Resourcen. Den Mehraufwand trägt anschliessend die Exekutive und indirekt der Bürger als Steuerzahler doppelt, durch den Verlust an gefühlter Sicherheit.

    Identitätspolitik erspart den in der Vergangenheit marginalisierten oder unterdrückten Gruppen bestenfalls Repressalien für die eine universale Legislatur (»Menschenrechte«) bereits existiert und oft genug noch nicht anerkannt werden.

    Identitätspolitik produziert gesamtgesellschaftlich keine seit langen notwendigen Auseinadersetzungen, Veränderungen und Lösungen. Die Definition des Unsagbaren und die Einschränkungen der Rede- oder Meinungsfreiheit führt zu einer Fragmentierung und Zersetzung des Bürgerwillens und fördert wirtschaftliche Partikularinteressen.

    Dazu kommt, Kritik an ökonomisch privilegierten Menschen wird mittlerweile als Neid erfolgloser Menschen rezipiert. Es entbehrt nicht einer gewissen Form von Ironie, die Autorin akzeptiert auf ihrer Webseite Bitcoin und Etherum. Kurzum, TLDR: Caitlins Diktion vereinfacht, sie spricht von einer »kranken Gesellschaft (Profoundly Sick Society)« in der es den Menschen, wie die Kommentierenden hier anmerken, gut genug geht und verkürzt den notwendigen Diskurs auf billige, redundante Metaphorik oder linken Populismus ohne Alternativen oder Lösungen aufzuzeigen.

    Am Anfang und Ende von Illusionen findet Realität statt.

  22. Links ist zumindest in Deutschland verbrannt. Das haben die Linken selber geschafft. Vielfach ist sie mit den Rechten gleichgesetzt, wenn nicht oft noch als viel schlimmer gesehen. Da können Rechte einen ganzen Krieg starten, mit 50 Mio. Toten, doch einen Mauer mit Schießbefehl toppt das locker. Warum? Nun, die Rechten werden kurzerhand zu Linken undefiniert, schließlich war ja dieses S in NSDAP. Und schon sind es die Linken, die an allem Schuld sind. Und dann unausgesprochen die Dolchstoßlegende. Kurz, Deutschland ist ein durchweg antilinkes Land. Doch, wie sieht das anderswo in Europa aus? In Frankreich ist die Linke systemkonform und militaristisch. In Italien kaum mehr vorhanden. In den osteuropäischen Staaten in der Versenkung verschwunden. Warum haben die Bürgerlichen eigentlich keine Scham, denn der massenhafte Einsatz der Guillotine geht auf ihre Kappe? Ach, ich vergaß, das waren ja die Linken. Dass es heute kaum mehr wahre Linke gibt, liegt unter anderem daran, dass sie systematisch ihrer Führungspersönlichkeiten beraubt wurde, ich sage nur Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Deutschland. Das hat die Linken in eine Sektentruppe verwandelt. Das ist der Hauptfehler der deutschen Linken.

  23. @ Altlandrebell schrieb in einem Unterfaden:

    @ Wolfgang Wirth

    Ohne die Volksmasse geht es aber nicht. Und die Volksmasse war auch in den 1950er, 1960ern und 1970ern nur zu kleinen Teilen zum Anschluss bereit.

    Exakt. Das haben schon Marx und (vor allem) Engels festgehalten (Lenin und Mao schrieben dann bei ihnen ab). Unterstützung durch die Volksmasse ist, wie wir schon einmal diskutiert haben, ein Schlüsselkriterium bei Aufständen und Revolutionen.

    Weil ich das Thema für den zentralen rationellen Punkt in der Gespensterdebatte um Caitlins Buchausschnitt halte, hier meine Stellungnahme dazu:

    Den allgemeinsten Kern dessen, was gegen Marx Willen “Marxismus” geheißen wurde, könnte man heute mit
    “There is no such thing as ‘Volksmasse'”
    paraphrasieren.
    “Volksmasse” ist eine politische Variable, die von bürgerlichen Staatswesen, seien sie faschistisch oder demokratisch unterwegs, militärisch ausgehoben worden ist, und dieser Aushebungsprozess endet nie. Die Phänomene vorgreifender Aufstandsbekämpfung und dazugehörigen Formierung der Funktionseliten, die “Altlandrebell” weiter oben populistisch** illustriert, um damit bei einer “Volksmasse” zu “punkten”, zählen dazu. “Volkserziehung”, gewalttätige Disziplinierung des Nachwuchses, ist ein Basisprodukt und -verfahren dazu.
    Womit mittelbar schon gesagt ist:
    “Volksmasse” ist das ideelle Objekt politischer Zurichtung für administrative oder akademisch schweinepriesterliche Sachwalter einer Nation.

    Nur im Maße, wie die Objekte dieser ideellen wie praktischen Zurichtung sie massenweise individuell annehmen, kann eine “Volksmasse” zur Realabstraktion und in dieser Gestalt auch zum Subjekt werden, nämlich zum Mob.
    Ein solcher Mob ist entweder völkische Manövriermasse einer Nation in imperialistischen Kriegen oder nationalen Mobilisierungskampagnen, oder Subjekt von Rebellionen.
    In dieser Subjektgestalt hat der Mob genau einen Gegenstand: Das Staatswesen und sein administrativ – militärisches Potential zur Aushebung von “Volksmassen”.
    Es ist und bleibt ein selbstreferentielles Produkt bürgerlicher Herrschaft.

    ** Dazu ein weiterer Kommentar:

    Das Phänomen, oder besser Phänomenenbündel, das du jetzt beschreibst, nenne ich seit 2012 „Verpalästinenserung der Unterschichten“. Nicht zuletzt deshalb, weil es in US-amerikanischen Polizeien direkt mit Hilfe und unter Beratung israelischer „Counterinsurgency“ – Theoretiker und Praktiker aus IDF und JAMAM implementiert worden ist. Der militärische Teil davon ist in den USA und Frankreich im Wesentlichen abgeschlossen, für Italien und Spanien kann man schmutzig sagen, daß die alte feodal – koloniale Tradition bloß technisch und administrativ modernisiert worden ist.
    Der ökonomische Teil ist die Überführung einer wachsenden Fraktion der Arbeitsbevölkerung in Staatssklaverei, am Fortgeschrittensten im UK und in Deutschland, die man alternativ „Metökisierung“ nennen könnte.
    Dies „Labeling“ und seine angedeuteten theoretische Unterfütterung wäre natürlich schwer diskutabel, aber sie vermeidet immerhin in erheblichem Umfang den kapitalen Fehler und Unfug, die darunter gefaßten Phänomene sogleich in den Himmel der bürgerlich-demokratischen Staatsidealismen zu verschieben, um sie im Vergleich mit Maximen und Idealen zu direkt zu politisieren.
    Letzteres Verfahren nenne ich „populistisch“. Es ist inhaltslos und zweckfrei auf maximales Zustimmungspotential berechnet.

  24. Die Linke versteht die Verhältnisse nicht, die sie umstürzen will. Das zweite ohne das erste wurde mal IDEALISMUS genannt. Das Gegenteil wäre: Beim Sich-Klarmachen dieser Verhältnisse anzufangen mit dem Stand, auf dem die Produktivkräfte angelangt sind (um es marxistisch auszudrücken). Das ist nicht nur ein tolles Inventar an Möglichkeiten. Sondern auch an Problemen. Beides stellt Aufgaben. Welche, und wie weite Spielräume für Vergesellschaftungsformen dann bleiben, hängt vom Kennen und Erkennen dieser Aufgaben ab.
    Ich sag mal nur diese Stichworte zum erreichten (Problembe)Stand der Produktivkräfte:

    1. Das technische “Benutzungs”-Paradigma der Wissensverwertung, wo man Geräte Verfahren Substanzen zuverlässig benutzen kann, ohne die Theorie dahinter oder die Herstellungsweise zu kennen, funktioniert nicht mehr, wenn es um Versuche “wissenschaftlicher” Erschliessung von Systembereichen der uns umgebenden Wirklichkeit geht, also die Gegenstände von Geo- (uU auch Astro)physik, Biologie, aber auch die zunehmend System-artigen Technologien. (Wenn man nicht gleich das Gesellschaftssystem selbst (Markt, Politik) mit einbeziehen will.)
    Diese Systeme also sind zu gross, zu klein und zugleich komplex, und, da System, an Bedingungen ihres Erhalts geknüpft, in die wir entweder nicht einwirken können oder nicht ohne weiteres dürfen, weil das System sonst zerstört wird. Das System hat unübersehbar viele Aspekte, die einzeln aufwendig aus dem Zusammenhang gelöst untersucht werden müssen, das ist teuer; die Resultate zu überprüfen, zusammenzuführen, die theoretischen Schlüsse zu ziehen gelingt schon nicht mehr. Die Resultate, die man sich trotzdem von dafür erklärten, bevorzugt finanzierten, durch jahrzehntelange Gewoihnheit ohne Aussenkontakt schliesslich sich selbst dafür haltendeUniversaldisziplinen (wie “Virologie”, “Klimawissenschaft” usw) liefern lässt, haben die Form von Prognosen, solchen bzgl bestehender Gefahren, zugleich aber auch Chancen von deren Behebung. Solche Prognosen aber kann man nicht mehr einfach durch “Nutzung” überprüfen, denn die kostet entweder Ressourcen für möglicherweise überflüssige Massnahmen, oder bestünde im Warten auf das Eintreffen der prognostizierten Schäden. Die Industriegesellschaften haben für die rationale Überprüfung der ihr von der sog. DIE WISSENSCHAFT vorgelegten Prognosen keinerlei Format. (Stattdessen bilden sich diverse Gruppen MEINUNGEN. Die zunehmende Nicht-Nachvollziehbarkeit bzw Zerklüftetheit der Gründe für und gegen Prognosen fällt daher erstmal nicht auf…)

    2. Das Verhältnis von Techno- und Biosphäre bzw der je dahin gehörenden Anteile der Produktion ist völlig ungeklärt, die vagen Ideen zu einer “endgültigen” Regulierung reichen von Primitivismus, Radikalökologie bis hin zu Transhumanismus und Ökomodernismus (Rückzug aus der Kulturlandschaft (die wieder “Wildnis” weren soll; als könnte sie das noch) in Metropolen…).

    3. Die gesamte Produktionsarchitektur ist auf immer weiter gesteigerte Produktivität (Effektivität und Effizienz) ausgelegt, sie ist darum extrem zentralisiert, mit der Folge extrem anfälliger Produktionszusammenhänge.Die Frage, wieviel Produktivitätseinbussen für wieviel Dezentralität und Zugewinne an Robustheit inkaufzunehmen wäre, ist völlig ungeklärt. Speziell unter Gesichtspunkten der Gleichverteilung von Ressourcen, und der Berücksichtigung von Punkt 2.

    4. Natur und Menschen sind von 300-500 Jahren Kolonialisierung, Industrialisierung, Modernisierung, Globalisierung erschöpft.
    ———————–
    Davon abgesehen (soweit das möglich ist), stimme ich den Ausführungen von Tom Gard zu.

    1. Du thematisierst das Selbstbewußtsein der Produzenten von der ökonomischen (reproduktiven) Seite, ich von der politischen, nicht wahr? Natürlich gehört das zusammen.
      Gruß

      1. Wenn das das Selbstbewusstsein DER Produzenten wär, wärn wir tief in der nächsten historischen Epoche.
        Ich führ diese Kategorie (aus einer bislang nicht existierenden materialistischen Geschichtstheorie) mal ein, weil sich da womöglich ein Ansatz ergibt, um die geradezu irrwitzige Unberatenheit der gegenwärtigen intellektuellen Szene, der (systemkritisch-)linken vorneweg, zu verstehen. Ich führe das jetzt nicht aus, wie könnte ich, sondern illustriere das für Einsteiger nur mit einem Vergleich: 1400, 1700 war die Unzufriedenheit, das Brennen der Probleme allgegenwärtig spürbar. Und doch dauerte es ein Jahrhundert und brauchte Vorarbeit von grob drei bis vier Generationen, auf ganz verschiedenen Feldern, bis zu Reformation und Revolution. So schaut das aus, wenn man vor einer Epochenschranke steht. Epoché, griechisch, heisst ja: Inne- und Anhalten. Damit kann beides gemeint sein: Das lange Durchhalten eines Epochenprogramms, etwa, sagen wir, der Moderne. Mitsamt zugehörigen Produktionsverhältnissen (womöglich ein ganzer Strauss aus solchen…). Oder aber… die kürzere, aber für die Zeitgenossen durchaus qualvoll lang sich hinziehende Latenz-, Warte- und Aufbauphase für den nächsten “Epoche”-machenden Umschwung (Revolution in diesem Sinn). Die Artikulation der “ökonomischen (reproduktiven) Seite” der bekannten Zivilisationsgeschichte wurde eigenartigerweise im bisherigen Versuch einer materialistischen Geschichtsheorie garnicht für nötig gehalten, da gabs ja nur die schnell zusammengestoppelte und leicht eurozentrische Abfolge der Ausbeutungs- und Klassengegensatz-Epochen. Die Produktivkräfte aber, da ihnen nichts andres übrig blieb, wuchsen, bekanntlich, unaufhörlich (nur zwischenzeitlich leicht behindert durch überholte Produktionsverhältnisse).
        Dass “die Klassiker” es so sahen, ist ja auch erklärlich, nicht nur hatten sie nicht soviel Geschichtskenntnisse, da war ja noch nicht so viel erschlossen; sondern vor allem hatten sie kein MOTIV – sie befanden sich ja mitten IN ihrer Epoche. Epochenbewusstsein entwickelt man aber erst am Ende (Eule der Minerva usw).
        Und da sind wir also jetzt…

    2. Beim Sich-Klarmachen dieser Verhältnisse anzufangen mit dem Stand, auf dem die Produktivkräfte angelangt sind (um es marxistisch auszudrücken). Das ist nicht nur ein tolles Inventar an Möglichkeiten. Sondern auch an Problemen. Beides stellt Aufgaben. Welche, und wie weite Spielräume für Vergesellschaftungsformen dann bleiben, hängt vom Kennen und Erkennen dieser Aufgaben ab.

      Franziska dein Grundfehler besteht darin, “die Produktivkräften” zu sowas wie einer gesellschaftsunabhängigen Triebfeder /Antrieb der Geschichte zu machen. Als gäbe es die Produktivkräfte unabhängig von der Gesellschaft und unabhängig vom Zweck für den produziert wird. Wozu dient denn die Produktivkraft? Im Kapitalismus ist das doch die Produktivität des Kapital. Produktivkraftsteigerung gibt es im Kapitalismus nur zu einem Zweck, entweder um Extraprofit zu machen oder um den Produktivitätsfortschritt der Konkurrenz einzuholen und zu überholen. Maschinerie, Automatisierung, Digitalisierung wird dann eingesetzt, wenn pro Stück mehr Lohn eingespart wird, als die Maschinerie zusätzlich kostet. Nochmal: wenn mehr Lohn eingespart wird, nicht wenn mehr Arbeit eingespart wird. Die Produktivität soll also dazu dienen mehr Mehrwert zu erlösen. Um weniger Arbeit, mehr Freizeit mehr, bessere, giftfreie Produkte geht es dabei nicht.

      Deshalb gibt es Produktivität nicht losgelöst von der Gesellschaft, sozusagen als neutrale Grundlage einer jeden Gesellschaft und wenn man sich erstmal klargemacht hat, wie es um die Produktivität bestellt ist, dann könne man sich eine Gesellschaft/Ökonomie aussuchen die zum erreichten Stand der Produktivität am besten passt. So funktioniert das nicht.

      1. naaa… Traditionell, das weisst du ja, haben die MLer gern vom dialektischen Verhältnis geredet (sollte ja alles iwie “dialektisch” sein bei denen…). Dass man sich Produktionsverhältnisse jederzeit einfach aussuchen kann, behaupte ich ja nun gerade NICHT, im Gegenteil, stimmt: “So funktioniert das nicht.” Das wussten, gegen ihre utopien-entwerfenden Vorgänger, die beiden Klassiker. Ich meinerseits hatte gehofft, es mit dem Stichwort MATERIALISTISCH halbwegs angedeutet zu haben.
        Ja klar ist das mit der Produktivität im Kap. so wie dus sagst.
        Wobei man vielleicht anmerken muss, dass die Legitimationsversuche für dieses unser Wirtschaftssystem schon mal enthusiastischer geklungen haben, so in Richtung: FREIHEIT!! und Belohnung von Fleiss und Talent! usw Heut haben wir allenfalls noch “der Staat kann es schon mal garnicht”, oder ganz simpel: TINA.
        Und das meint gegen die realsozialistische Planwirtschaft, im Rückblick, allenfalls noch: SOviel besser als der Markt warn sie dann nicht. Nicht so viel, dass es einen Nuklearkrieg rechtfertigen würde, und das haben die Real-Sozialdemokraten ja dann auch selber so gesehen.
        Wie also geht “weniger Arbeit, mehr Freizeit mehr, bessere, giftfreie Produkte”, weltweit, ohne Zerstörung der (unerlässlichen) Natur-Voraussetzungen (ah, welche wären das?) unserer Reproduktion? Wieviel mehr-Produktion über die blosse Reproduktion auf dem erreichten Status quo (stabil?) ist da nötig?
        Dass die Leute, die das stemmen sollen, sich erstmal der Mittel dieser ihrer ReProduktion bemächtigt haben müssen, ist eines. Das andre, aber mindestens ebenso vorauszusetzende, ist, dass sie wenigstens in den Grundzügen (Prinzipien) eine Vorstellung davon haben müssen, wie sie vorgehen wollen. Jetzt mal so rein produktionsmässig (ökonomisch, in der Ausdrucksweise von Tom Gard oben) betrachtet.
        Die Bandbreite dessen, was da derzeit in der (immer noch bürgerlichen) Debatte ist, hab ich oben ja angedeutet. Bzw mit was für Problemen wissenschaftlicher und technischer Art man es auch in eigentumsfreien Formen der Vergesellschaftung zu tun hat. Ok – wer meint, man könnt sich mit der vorhandenen Technik für den rest der Zeit einrichten, der sieht das wohl (derzeit noch) ein bisschen entspannter. Vertreter dieser Glaubensrichtung haben dann schon mal aufm Teach in erzählt, dass man heutzutag einen PKW (E oder Verbrenner, egal) in 5 min zusammenbaut. Wenns nicht gleich die Robotik erledigt, die sich mit 3D Druck selbst reproduziert, und KI mässig selbst steuert (in 5 Jahren kommt dann eh die Singularität…). Wers nicht glaubt, sieht eine Menge Arbeit auf uns (Weltbevölkerung) zukommen. Unterm Gesichtspunkt 4. in meiner Liste oben nicht unbedingt eine gute Nachricht.

      2. Das:

        “Als gäbe es die Produktivkräfte unabhängig von der Gesellschaft und unabhängig vom Zweck für den produziert wird.”

        ist ein “Hammer” aus einem Werkzeugschrank, der folgende Schraube zum Nagel erklärt und draufhaut:

        (Franziska) “Diese Systeme also sind zu gross, zu klein und zugleich komplex, und, da System, an Bedingungen ihres Erhalts geknüpft, in die wir entweder nicht einwirken können oder nicht ohne weiteres dürfen, weil das System sonst zerstört wird. Das System hat unübersehbar viele Aspekte, die einzeln aufwendig aus dem Zusammenhang gelöst untersucht werden müssen, das ist teuer; die Resultate zu überprüfen, zusammenzuführen, die theoretischen Schlüsse zu ziehen gelingt schon nicht mehr.”

        Ich will die “Schraube” nicht verteidigen, schon deshalb nicht, weil Franziskas Worte für mich ein wenig rätselhaft bleiben, aber dein “Nagel” ist es nicht – nicht der revisionistische, leninistische Klassiker, den Du adressierst.
        Nur, damit nicht eine weitere Scheindebatte Lebenszeit vernutzt …

      3. mal hier reinwerfe (abermals 🙄 )
        “produktivkraftentwicklung”….
        wenn es ein “heer” an billigen, zudem noch nationalistisch gut geschulten (verhetzten) arbeitskräften gibt, kann “wissenschaft, forschung, entwicklung” usw zur “produktivkraftsteigerung” betrieben werden ohne die ergebnisse/erzeugnisse (maschinen aller art) am zb entwickelnsstandort (da, wo so viel billige arbeitskraft rumwuselt) einzusetzen, wenn+weil anschaffung/anwendung (noch) zu teuer….diese maschinen werden für den weltmarkt produziert. finden sich nicht genug abnehmer, setzt man sie (die technologie) in “verkleinerter” form für sowas wie “luxusgutproduktion” ein, heißt: was (va aufm land) in den mittleren produktionsbetrieben/handwerksbetrieben usw nicht zum einsatz kommt, weil mit billiger arbeitskraft kostengünstiger zu produzieren/zu dienstleisten landet in den privathaushalten der produktionsmittelbesitzenden, der kreditgebenden, der forschenden, der “oberen etagen” mittlerer unternehmen, ja und auch bei den “elitearbeitern”, die noch nicht “ersetzt” wurden…..
        “polit-ökonomisch” (va natürlich wenn “geschichtlich” betrachtet) erscheints “neufeudal”….rein ökonomisch eben wie “krise” bei marx in dem stadium, wo akumulation (national) eben überwiegend in der abteilung der produktionsmittelhersteller stattfindet bzw wenn von “rückgriffen” die rede ist, schlicht auf früheren/anfängliche produktionsstufen produziert wird…sprich “erweiterte produktionsstufen” “n gang runter schalten” , jährlich “umschlagende” auf “monatlich” umstellen usw….
        ich wart ja immernoch auf die einbindung der fitnessstudios in die kommunale energieproduktion, wenn+daß all diese “bewegten gerätschaften” mit sowas wie “dynamos” ausgestattet werden….so`n fitnesscenter bringt dann sicher+zuverlässiger soviel “energie” wie ne biogasanlage und die sich-fit-haltenden zahlen auch noch für die “energieproduktion” 😉 ….

        1. neofeudal (über die wirtwahl kann man streiten) wird doch die neoliberale privatisierung bzw ihr resultat genannt: infrastruktur, daseinsvorsorge-einrichtungen an investoren verkaufen, ihnen dadurch ein monopol und rente verschaffen, mit der einkommen (lohn, mehrwert) abgeschöpft aber nicht (re/)produziert wird, so wie vorbürgerliche staaten ökonomische privilegien und damit rent-einnahmen vergaben. du, j, scheinst ein andres “rückgriff-phänomen zu besprechen, ich nenn es mal (in meinen worten) das nicht-ausschöpfen an sich vorhandener arbeits(zeit)einspar-potentiale, wegen niedrigen löhnen: ökonomisch statt technisch begründete un-produktivität.
          (hab ichs richtig verstanden?) also was ziemlich normales in der kap.produktionsweise. wie geht der zshg mit krise?, meinst dus so: verschärfter kostendruck bedeutet EINERSEITS (akkumulierende) investition in produktivitätssteigernde prod.mittel-entwicklung/produktion, UND/ODER (wg fall der löhne ins bodenlose) gerade umgekehrt; “rückgriff” auf, in tg’s ausdrucksweise, “aufgehobene” und eigentlich überholte “unproduktive” handarbeit. (wieder richtig, so?). jetzt frag ich mich zwei sachen, einmal: wird der ganze schöne maschinenkrempel denn dann nie in der nation eingesetzt, in der er produziert wird? am ende ja wohl doch, oder? das ist dann… die allseits gefürchtete automatisierte reindustrialisierung und heimkehr des zb US kapitals aus china, die “keine arbeitsplätze schafft”. wichtiger aber meine andre frage, wolltest du raus auf den gedanken, dass produktivitäts-regressionen (rückgriffe, rückfälle… ins quasifeudale..) ganz normale vorgänge sind, das vor und zurück, in dem sich die “produktivkraft-entwicklung” im kap. marktchaos “gesetzmässig” allenfalls durchsetzt – business as usual?
          ————–
          in deiner argumentation ist mir ein punkt als (für mich) zentraler aufgefallen – die behauptung, man könne “auf früheren/anfängliche produktionsstufen” weitermachen, wenn produktivere optionen ausfallen. ich fürchte, das ist nicht der fall. diese produktionsstufen sind WEG. und man kann sich fragen, wo eigentlich das auffangnetz, im sinn von: immer vorhandene reserven, sich aufspannen soll, von dem aus man sich wenigstens zu bescheideneren industriellen stufen wieder hocharbeiten kann – wenn, etwa, die EU von den welthandelsströmen ausgeschlossen bleibt, weil keine rohstoffe, zwischenprodukte, produktionsmittel mehr eingekauft werden können, mit denen man dann auch nur waren und dienstleistungen herstellen könnte, in derselben qualität, wie andre das auch können. mit den rohstoffen, die in der EU vorübergehend nicht verfügbar waren… worauf greift man dann zurück, wohin fällt man zurück… ausser ins leere?
          ————————
          gibt es eigentlich IMMER bloss das gelingen der rücksichtslos-systemischen aktionen der herrschenden, in IHREM sinn erfolgreich – MISSLINGT ihnen den nie was, und das womöglich in einem systemischen sinn, das selbst sie als misslingen anerkennen müssen – sodass, wenn sies nicht tun, das irgendwann auch keinen unterschied mehr macht, weil ihre macht zerbröselt?
          und das womöglich weltweit?
          DAS war jedenfalls inhalt meiner hypothese unten, im krim/tg thread: der bürgerliche staat als FORM wird mit den unter seinem wirken erzeugten problemen nicht mehr – oder nur um den preis immer höherer kosten für immergrössere bevölkerungsteile fertig.
          vielleicht alles zu vage, unausgeführt und unspezifisch hingestellt, als dass darauf sinnvoll zu antworten ist.
          vielleicht gibt es einne möglichkeit, den dialog anderswo fortzusetzen. ich gebe ausnahmsweise per nick eine website an, über die ich im prinzip erreicht werden kann (email im impressum).

          1. ich laß mir morgen früh um acht nen backenzahnrest rauspulen 🙄 😳 😉 , hatte aber bis eben grad rumgewühlt nach dem kapitalabschnitt, ders richtig(er) und äußerst -leichtgängig- schlüssig darstellt, die sache mit den verschiedenen abteilungen von kapitalisten/produktion/klein v-s/reproduktion(konsumtion) ….irgendein funktionieren von kreisläufen, eben in -bestimmter- krise ….sehr interessant!….naja, noch nicht aufgefunden (zuerst hab ich in “abstracts” gewühlt wegen “overton”, ich kanns ja nie richtig “einkürzen aufs wesentliche” 😉 , find dich ehrlichgesagt aber grad “wirrer” zu lesen als mich, heyheyhey…..nicht bös gemeint!….also mag ichs auffinden wie auch die stufenleiter an produktion und eben va das ausführliche vorstellen der “einfachen”…..und ich will das zusammenbringen mit: ey krim (nebst all jenen, die ….naja, das auch so tun/tätigen wie krim da an dich), bitte nimm doch mal “niedriglohnsektor riesig” und die ganze “staatssklaverei” (tg) auch von …naja, eben “dieser” ökonomischen seite: aufm land hier so erscheints rentabler, billige arbeitskraft einzukaufen statt teurer entwickelter produktivkraft…da bringen sich die (arbeits)leuts die produktionsmittel lieber mit auf arbeit (ungefährlicher, existent/verfügbar,…), um sich arbeit(szeit) zu ersparen….
            naja und nu bin/war ich beim tipseln eigentlich schon bettreif 🙄 😳 😉
            gutnacht erstmal…
            jana

  25. Was hat euer Kurs erreicht? Offener Brief an die Anti-Freie-Linke-Linke

    Freie Linke Zukunft

    Warum diese Linke gescheitert ist, wurde uns auch wieder klar, als ein Genosse der Freien Linken Zukunft (FLZ) auf der 8. Mai-Veranstaltung in Frankfurt von drei Mitgliedern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) als rechts verleumdet und als unerwünscht bezeichnet wurde. Nur eine Woche zuvor hatten sogenannte revolutionäre Linke in der gleichen Stadt zugesehen, wie Mitglieder der Kommunistischen Organisation (KO) wegen unzureichender Russophobie schikaniert wurden. In einem Land, in dem die Partei die Linke trotz des sich verschlechternden Lebensstandards und der Entfremdung der Bevölkerung von den etablierten Parteien in den Umfragen immer seltener über 5 Prozent kommt, kann man kaum glauben, dass es selbsternannte Linke gibt, die anscheinend hauptsächlich damit beschäftigt sind, bekennende linke Antifaschisten von ihren Demonstrationen fernzuhalten.

    Warum genau? Nun, natürlich, weil wir eigentlich rechts seien, erklären sie. Wie stellen sie das fest? Anders als beim letzten Mal waren die ausschließenden VVN-BdAler bereit sich zumindest auf eine Diskussion einzulassen. Die Ergebnisse waren jedoch in gewisser Weise tragischer, denn es wurde deutlich, dass sich ihre Analyse sowohl der so genannten Pandemie als auch des Protests als Reaktion darauf in drei Jahren weder weiterentwickelt noch verbessert hat. Das gleiche, düstere Bild der Krise, das von den Operationsbrigaden der psychologischen Kriegsführung der herrschenden Klasse erzeugt und verbreitet wurde, ist nach wie vor in vollem Umfang wirksam, scheinbar immun gegen jeden Widerspruch durch die empirische Realität. Wir möchten also kurz die Anschuldigungen gegen uns durchgehen, so schal sie auch sein mögen. Wir möchten die grundlegenden, unterschiedlichen Positionen, die wir in Bezug auf die angebliche Pandemie und die Protestbewegung eingenommen haben, vergleichen und gegenüberstellen. Wir sind der festen Überzeugung, dass uns, wie König Lear, mehr Sünde schlug, als dass wir sündigten.

    Wir wollen uns hier nicht nur rechtfertigen, sondern auch versuchen, die Anti-Freie-Linke-Linke einmal mehr zum nachdenken und zur kritischen Prüfung anzuregen. Denn sie führt uns alle trotz ihrer besten Absichten auf den Weg in Unfreiheit und Versklavung. Dabei wenden wir dieselben Prinzipien an, die uns dazu gebracht haben, im Kampf gegen die Corona-Maßnahmen so unterschiedliche Bündnisse zu schließen. Dabei handelt es sich um dieselben Prinzipien, die auch ein Jahrhundert zuvor die Politik der Volksfront bestimmten. Wie wir in unserem letzten Flugblatt »Auf, auf zum Kampf, denn der Faschismus ist zurück!« betont haben, könnte die Lage ernster kaum sein. Der Faschismus ist zurück. Er ist bereits da. Und zumindest ein Teil der Verantwortung dafür liegt bei den Kräften der vermeintlich antifaschistischen Linken, die ihrer historischen Pflicht nicht nachgekommen sind. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass es unter euch viele aufrichtige Menschen gibt, die von der ausgeklügelten Propaganda der herrschenden Klasse verwirrt worden sind. So wie es in der Corona-Protestbewegung viele Menschen mit verwirrten »rechten« Ansichten gibt. Wir müssen versuchen auf sie zuzugehen, wir können gar nicht anders, denn schließlich werden die Ehrlichen unter euch verstehen und mit uns und nicht gegen uns kämpfen – wir hoffen nur, dass dieser Zeitpunkt kommt, bevor es zu spät ist.

    Lest weiter in der MagMa:

    https://magma-magazin.su/2023/05/freie-linke-zukunft/was-hat-euer-kurs-erreicht-offener-brief-an-die-anti-freie-linke-linke/

  26. “Der ökonomische Teil ist die Überführung einer wachsenden Fraktion der Arbeitsbevölkerung in Staatssklaverei, am fortgeschrittensten im UK und in Deutschland, die man alternativ „Metökisierung“ nennen könnte.”

    Ein Metöke war im antiken Griechenland ein ortsansässiger Fremder ohne Bürgerrechte. Musste ich googeln. Trotzdem wäre es mir lieb, wenn du erläuterst, was du unter “die Überführung einer wachsenden Fraktion der Arbeitsbevölkerung in Staatssklaverei” genau verstehst.

    Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen? Niedriglohnsektor? Der Zwang zumutbare Arbeit annehmen zu müssen, wenn man keine Sperrzeit riskieren will? Du sagtest ja schon es sei schwer diskutabel. Ok. Ich würde gerne wissen, an was du dabei denkst. Keine Hintergedanken, kein Blödstellen meinerseits.

    1. “Ortsansässiger Fremder ohne Bürgerrechte” – das ist irreführend, weil es um Stadtstaaten handelte, mit einem Bevölkerungskern aus sklavenhaltenden Eroberern (aus dem Schwarzmeerraum), die ein Einzugsgebiet aus ehemals oder noch autochthoner Bevölkerung beherrschten, die unter verschiedenen Zwangsregimes für die Städte arbeiteten.
      Die Palästinenser des Westjordanlandes sind folglich analog zu diesem klassischen Begriff Metöken.
      Doch analog zur Klassik wandern die Metöken mehr oder minder dosiert in die Formation der Herrschaftsbevölkerung ein, wo sie allerdings einen gesonderten Stand erhalten.
      Dies ständische Moment motiviert meinen Vergleich.
      Die von staatlichen Subsidien verschiedener Art arbeitssam vegetierende Armutsbevölkerung in den imperialistischen Metropolen wird in wachsendem Maße ständisch formiert, und “Niedriglohnsektor” ist ein Hauptstichwort dafür, nicht der Lohnhöhe wegen, sondern gemäß der Unverzichtbarkeit dieses “Beschäftigungssektors” für die Reproduktion des nationalen Standortes in der internationalen Konkurrenz, obwohl ihre Beschäftigung im kapitalistischen Sinne “nicht lohnend” ist und bleibt.
      Das ist verdeckte Sklaverei.
      Die Betroffenen gehören dem Staatswesen im Sinne eines “Eigentums” – nicht individuell, aber ständisch.
      Im Falle Israels macht das den Hauptwahnsinn des “Judenstaates” aus, der sich aufstellt, als könne er zwar nicht auf die palästinensischen Territorien verzichten, wohl aber auf die Metöken, obwohl es ohne die Metöken schnell keinen “Staat der Juden” mehr geben täte …

      1. Der Rückfall in vor-bürgerlich ständische Herrschaftsformen, nur jetztmal im bezug auf die Eigentümer-Seite, firmiert ja seit längerem in linken Ökonomie-Betrachtungen als “Refeudalisierung”, gern auch mal als Oligarchenherrschaft, Korporatismus und Faschismus-nach-der-Dimitroff-Formel etikettiert.
        ((Man könnte da jetzt näher drauf eingehen, wie sich das nochmal unterscheidet von “Finanzialisierung”, relativen Oligo/Monopolen und -opsonen (immerhin eine Verlaufsform in der kap. Konkurrenz – was national Mono- kann inter-national eine stark herausgeforderte Marktposition sein…), Lobbyismen, und selbst noch den neoliberal sehr beliebten PrivatePublicPartnerships (endemisch im Bereich staatsnaher Branchen wie Gesundheit, Rüstung, Verkehr, zT Banken, Versorger, Medien, IT-Plattformen..). Mach ich aber nicht. Sondern sage:))
        Neu ist: Die eigentümliche Klüngelbildung aus einschlägigem Business, Wissenschaftsdisziplinen, think tanks, Behörden, Militär/Diensten, interessierten NGOs/Philanthrokapitalisten und diversen Einflussgruppen mit Agenda – also genau die Gebilde, die sich das bürgerliche Publikum in all seiner Ratlosigkeit mit VERSCHWÖRUNGS-ERZÄHLUNGEN vom DEEP STATE erklärt, weil die sich sichtlich ausserhalb der Regierungen und Regierungsapparate bilden, aber die Staatsressourcen (incl der rechtlichen und militärischen), und zwar möglichst viel oder gar alle, für ein Partialinteresse und -projekt zu rekrutieren versuchen, das in Teilen durchaus zum anerkannten Aufgabenspektrum bürgerlicher Staaten gehört – nur eben normalerweise (also “früher) ins Verhältnis gesetzt zu anderen Staatszielen und an diesen relativiert. Solch rücksichtslose Übergriffsversuche gabs schon immer, aber neu ist eben, in welchem Mass sie erfolgreich sind und sein können, und sich dabei allenfalls wechselseitig in die Quere kommen – Pandemie(vorsorge), Klimarettung, Ukraine, Energie, Demografie/Migration.
        ((Die gute Dagmar Henn hat sich vor kurzem mal bei RT gewundert, wieso DIE ELITEN zwei so widersprüchliche Ziele wie Klimarettung und Krieg zugleich angefangen haben. Wo sie doch sonst (Henn zufolge) alles im Blick und (Durch)Griff (auf alles) hatten…))
        An Ständegesellschaft und Ancien Regime erinnert: die Einflüsterer und Einflussnehmer konkurrieren um Gehör beim Souverän. Heute: Unter Umgehung der offenbar nicht mehr vorhandenen oder zureichenden Expertise und funktionalen Staats-Rationalität (und insofern auch: Unbestechlichkeit) des Behördenapparats.
        Um nicht zu lang zu werden, schreib ich mal meine Hypothese hin: Die FORM (National)Staat scheitert an der fortgeschrittenen Inter-nationalität der von den Staaten selbst herbeigeführten weltweiten Produktionszusammenhänge. Die regressiven Phänomene (Umgang mit Massenverarmung, Ausfälle bei der “governance” usw) sind Symptome. Die Profiteure der halb-hegemonialen rules based order verlieren mit deren weltweiter Geltung zugleich die wichtigste Reichtumsquelle, mit der erwartbaren Folge: Tendenz zum Rückfall in vor-bürgerliche Herrschaftsformen. Die erfolgreichen Herausforderer werden alsbald folgen. Sie alle zusammen scheitern schon an der Aufgabe, die sie lösen MÜSSTEN, um auf Dauer ihre FUNKTION als hoheitliche (dh Gewalt-)Garanten weltweiter Marktverhältnisse aufrechtzuerhalten: Gleiche Lebens- und Produktions- (bürgerlich: Geschäfts-)Chancen weltweit. Geschweige denn an den andern Aufgaben, mehr so Produktions-assoziiert, die ich oben aufgeführt hatte.

        Und jetzt sag nicht, das wollen sie doch garnicht. Was sie wollen, zählt nicht, wenn sie MÜSSEN. Weil sie sonst immer weiter verschleissen und zerrüttet werden. Auch wenn sie sich als Staatsgewalten (Gewaltmonopolisten) schlecht und recht und immer gewalttätiger noch eine zeitlang halten mögen…

        1. Franziska,

          1. Mein Thema war das “Ding” – falls es denn eines ist – das ich “Verpalästinenserung der Unterschichten” getauft habe. Natürlich stünde das in breiterem Kontext, aber ich mag nicht – und könnte auch nicht, dazu bin ich nicht kompetent – das “Breitere” vor dem “Engen” bereden.

          2. Es mag nahe liegen, was ich geschrieben habe, mit “Rückfall in vor-bürgerlich ständische Herrschaftsformen” zu assoziieren, aber ich habe diese Klage, oder dies “Theorem”, bewußt nicht nahe gelegt – präzise um der aufklärerischen Fortschrittsideologie des “Rückfalls” aus dem Weg zu gehen.
          Dabei wäre es umgekehrt albern, zu verleugnen, daß es sich, wenn man sich die Phänomene einzeln vornimmt, um “Rückgriffe” handeln mag. Die Ständegesellschaft ist in der bürgerlichen doch aufgehoben. Deshalb konnte es ja Generationen brauchen, und Zeit haben, die alten Ständesschranken zu beseitigen. Mit der Aufhebung der Ständeschranken fallen aber doch nicht Standesgrenzen, im Gegenteil, die werden im “Gemeinwesen des Geldes” neu gezogen – mit anderen Kriterien.
          Doch auch Rückgriffe wären eigentümlich imperialistisch, kein Rückfall auf einer fiktiven historischen “Stufenleiter”.

          Letzteres ist ein Teileinwand gegen Deine Kaskade von “Scheiterns-” und “Versagens-“urteilen bzw. Diagnosen, aber das ist ein anderes Thema.
          Nur ein kleiner Aufriss, weil das in meinen historischen Analogisierungen drinsteckt:
          Sehr offenkundig setzt der metropolitäre Imperialismus ganz neue Maßstäbe in der “Herrschaft der Städte über das Land”. Diese Herrschaft ist nicht weniger ein “aufgehobenes Moment” – der Antike nämlich.

          Darauf sollte man mal das Phänomen “Wokeness” abklopfen!
          (aber nicht mehr ich!)

          1. Selbst wenn eigentümlich-imperialistische Rückgriffe stattfänden, die das Aufgehobene StändeSTAATS-Prinzip wieder in Erscheinung treten liessen – wären sie doch auf materielle Reproduktions-Voraussetzungen angewiesen, die WENIGSTENS für ein solches Vergeselslchaftungsniveau ausreichen. Ob man auf einem fortgeschritten-globalisierten Territorium solche Regressionen versnatslten kann, wage ich zu bezweifeln, und wwenn noch soviel Machtmittel (aber woher stammen sie?) investiert würden. Umgekehrt… wenn die Produktion ins Bodenlose abstürzt, hat auch der imperialistische NeoStändeStaat keinen Grund mehr.
            Kann uns (zB EU-, US-Bevölkerung) das passieren?
            Wie denn nicht?
            Die “Kaskaden” – das könnten sich selbst verstärkende Abwärtsspiralen sein, warum? Weil hoch-produktive, hoch arbeitsteilig organisierte und in weltweite (globale) Lieferketten-Abhängigkeiten verstrickte Wirtschaften nicht mit Reserven gearbeitet haben. Darum ist ein Sanktionskrieg eben auch ein Krieg. Mit womöglich bald schon eintretenden Millionen Kollateralschäden.
            (weiterer Text in meiner Antwort an j. oben. Ich würde gern mehr Sorgfalt auf den Dialog verwenden, als mir hier gerade möglich ist. Darum der Vorschlag, ihn in einem anderen Format, anderswo, fortzusetzen. Kontaktaufnahme-Möglichkeit durch Click auf Nick, Impressum.)

        2. Sehr interessante Gedanken und wenn ich diese Gedanken versuche in eine heutige Realität zu verfrachten, dann habe ich den Eindruck, das einige ‘Nachbarn’ sich ziemlich freundlich verhalten.
          Die Gesetzmäßigkeiten für die Macht lasse ich jetzt aussen vor, jedoch existieren immer noch Nationen die gesamtheitlich agieren.
          Da sie weiterhin ‘ihre’ Interessen verfolgen, jedoch in einem Ausmaß das für eine Mehrheit erträglich ist.

  27. Divide et impera. Auch damals.

    Richard Nixon macht die Kriegsgegner lächerlich und nennt sie verächtlich bums, „Penner“. Kriegskanzler Olaf Scholz bezeichnet die Friedensdemonstranten heute als „gefallene Engel aus der Hölle“. Beides wenig originell und beides beruhend auf dem plumpen Prinzip „Teile und herrsche“.

    Wir kennen das zur Genüge.

    https://www.youtube.com/watch?v=JCS-g3HwXdc

    Dasselbe gilt für das, was heute in der Welt geschieht. Morgen zählt nicht, morgen kann alles anders sein. Protest gegen Krieg und Willkür, gegen Lügen und Unrecht ist wichtig und richtig.

    Jetzt!

    https://www.manova.news/artikel/klange-gegen-kanonen

  28. Links hat ein großes Problem. Die sich dafür halten, träumen von einer idealen Welt, für die es keine konkrete Vorlage gibt. Gleichzeitig verhindern sie konkrete Verbesserungen der realen Welt. Da das erste alles über lagert.

    Grundlage für eine erfolgreiche Politik wäre das fördern von Solidarität und damit verbunden, den Menschen zu zeigen wie das kapitalistische system ihre Arbeit ausbeutet.

    Den Zusammenhang zwischen Arbeit und Ausbeutung ist den Menschen nicht klar. Dafür sorgen die Medien und unternehmen mit Waren und der immer erfolgreicheren Propaganda, die wir als wokeismus erleben. Die Signale sind klar. Der einfache Arbeiter konsumiert und der linke Aktivist tobt sich entweder an der sex oder Klimafront aus. Beides wird ebenso erfolgreich in der public relation verwendet.

    Eine gut durchdachte Strategie der grossen US Finanzkonzern. Das system saugt alle Kapitalströme an und verringert immer mehr den Spielraum politischer Entscheidungen.

    Das meiste was wir aktuell diskutieren wird in multinationalen Gremien entschieden. Neben der NATO und deren Kriegspolitik, sind dies vor allem die Nachhaltigkeitsziele der un die fast jede Politik bis in die Kommunen beherrscht.

    Ich sehe keine reale Chance wirklich eine linke Opposition zu entwickeln. Egal ob mit oder gegen das system. Dafür wurden Medien, Wissenschaft und Politik zu nachhaltig korrumpiert.

  29. Solange den Leuten zum Thema “besser Leben” mehr Lohn und nicht die Abschaffung der Lohnarbeit einfällt und sie beim Stichwort “Eigentum” zusammenzucken, weil ihnen nicht die Fabrik des Chefs, sondern Omas Häuschen, das beerbt werden will, in den Sinn kommt, wird es notwendig linke Politk geben, aber keine Verhältnisse, in welchen der Mensch nicht ein erniedrigtes, geknechtetes, verlassenes und verächtliches Wesen ist.

  30. Lieber Mutant77,
    niemand braucht “den Menschen zeigen, wie das kapitalistische System ihre Arbeit ausbeutet”. Das wissen sie. Sie sind doch nicht blöd! – und das formuliere ich absichtsvoll entlang dem Werbekalauer, siehe weiter unten.

    Es zählt umgekehrt zum festen Bestand linker Idealismen, sich furchtbar viel auf ein Wissen um kapitalistische Ausbeutung einzubilden.
    Mit der “Coronakrise” haben massenhaft (Rechts-)Nationalisten diese linke Tour, dieses Konstrukt elitären (Selbst)bewußtseins, übernommen, mit der Überzeugung, es mit einer verfinkelten Machtergreifung transnationaler Eliten gegen die Nationalstaaten zu tun zu haben. Ich erwähne das auch deshalb, weil dies ein weiteres Symptom davon ist, daß die Betroffenen um ihre Ausbeutung wissen. Solche Überzeugungen beruhen doch auf dem Schema, daß national geführte Ausbeutung “im Prinzip” in der Ordnung ist, bei allen “Mißständen”.

    Ein Grund, daß die linke Variante solchen Elitebewußtseins heute in Deutschland nahezu unangreifbar verankert erscheint, besteht schlicht darin, daß die Betreffenden nie in ihrem Leben näher mit den Produzenten zu tun hatten, weil sie es entweder in höhere Etagen der Distributions- und Verwaltungssphäre (auch der kommerziellen, also der Angestelltenebene) “geschafft” haben, oder “(Kleine) Selbständige” und / oder Pauper sind, zu denen “anständige Arbeiter” mindestens Distanz halten, falls sie sie nicht verachten.

    Ein zugehöriger Grund ist reziproke, “linke” Verachtung des “gemeinen” und “blöden” Volkes.
    Die leitet auch Dich, zumindest teilweise:

    Der einfache Arbeiter konsumiert und der linke Aktivist tobt sich [aus]

    Ist schon ein starkes Stück für ein Modell, das vorgibt, “den Menschen” – also doch wohl in erster Linie Produzenten des kapitalistischen Reichtums – “zeigen” zu wollen, “wie das kapitalistische System ihre Arbeit ausbeutet”, daß er dieselben im nächsten Satz als “Konsumenten” denunziert – egal, wie verbreitet dieser elitäre Dummfug ist.

    Und dieser elitäre Dummfug hat in Deutschland einen weiteren “zugehörigen Grund” in diesem Argumentationsstrang, das ist der Zustand der Gewerkschaften seit ihrer antikommunistischen Säuberung, in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, für die in erster Linie der DGB selber, und weitere sozialdemokratische Gewerkschaftshierarchien verantwortlich gewesen sind.

    Ein Symptom dieses jetzt natürlich unzureichend umrissenen Zustandes ist die “linke” Überzeugung, es gebe keine Klassenkämpfe “von unten” mehr, nur noch “von oben”, eine Vorstellung, die ohnehin “paradox” ist, um es zurückhaltend auszudrücken.
    Zurückhaltend, weil diese Überzeugung immerhin eine Wahrheit hat: Der massenhafte Entfall sogenannter “fordistischer” Arbeits- und Betriebsorganisation der, am generationellen Zeitmaß gemessen, noch sehr jung ist, hat eine Menge Formen und Erscheinungsformen des Klassenkampfes marginalisiert oder zum Entfall gebracht.

    Ein Modell wie TomGard hingegen – und das ist jetzt nicht elitär, sondern banaler Fakt – hat sein Leben überwiegend mit “denen da unten” verbracht, ihnen zugehört, sich mit ihnen gefetzt, hat verachtet und ist verachtet worden, ist immer wieder “verzweifelt” und hat sich “exiliert”, und doch nie das Wissen aufgegeben, “einer von ihnen” zu sein – egal, wie “sonderlich” – und das heißt ohne Wenn und Aber jedes Einzelnen von ihnen – wenngleich in sehr unterschiedlichem Umfang und Prägung.
    Das hat ihm ermöglicht, ein bißchen besser zu verstehen, was da los ist, als der “gewöhnliche” Linke, und das schließt ein, “linke” Vorurteile fallen zu lassen, wie ein “anständiger” Klassenkampf, ein “ordentliches” Klassenbewußtsein aussehe und auszusehen habe.
    Ich kann das natürlich hier nicht vorstellen, das erforderte ein Buch.
    Aber ein abstraktes Resumeé lautet: “Linke” Urteile, “die Arbeiter”, “Menschen” hätten keine Ahnung, seien korrumpiert, täten keinen Klassenkampf führen, usw usz. klagen die Produzenten des kapitalistischen Reichtums ihrer Ausbeutung an, nichts anderes und weiter. HAST DU MICH VERSTANDEN, lieber “Mutant77”!?

    Vielleicht magst Du nach dieser, meiner Anklage, nochmal das Kapitel 23, “Allgemeines Gesetz der kapitalistischen Akkumulation” lesen – nicht weil es “die Bibel” wäre, sondern weil da die heutige Lage der kapitalistischen Produzenten tatsächlich antizipiert ist, wenngleich – wie anders – in abstrakter Form.
    Gesellschaftliche Entmächtigung der Produzenten ist der Inhalt der Akkumulation und folglich der Verarmung der Produzenten; wieviel sie zu futtern und zu spielen bekommen, gehört in die Ebene wechselhafter historischer Erscheinungsformen derselben.

    Dass die Produzenten an und unter den Werken von Kapital und Nation zu leiden haben, daß ein hoher Anteil von ihnen daran auf die eine oder andere Weise zuschanden wird, brauchen Kommunisten nicht zu beweisen, es ist ihr Ausgangspunkt. Es käme für sie darauf an, korrektes Wissen davon zu verbreiten, daß in der Welt von Marktwirtschaft und Demokratie nichts anderes zu haben und zu tun ist – egal, an welcher Position einer steht und arbeitet.
    Letzteres nicht wahr haben zu wollen – auf die vielfältigste Weise und mit einer Welt von Fehlurteilen und quasireligiösen Überzeugungen – fasst den Widerstand zusammen, auf den sowas trifft.

    Womit ich bei der nächsten Abteilung wäre, der Abteilung “ich bin doch nicht blöd”, auf die ich oben angespielt hab, aber die lasse ich jetzt entfallen.

    1. Zu Ihren wie üblich höchst ambulanten Ausführungen: wichtig im Inhalt, überlang in der Form nur (m)eine Schlichtfrage: was soll das oder ein “Modell wie TomGard” sein? Erbitte Ihre präzise, kurze, verständliche Antwort in maximal 500 Gesamtbruttozeichen (GBZ).

  31. Ein wunderbarer Text. Das Problem der Linken hierzulande ist ganz klar, dass es ihnen nicht um echte Probleme geht (sie haben die ja nicht), sondern, dass sie Probleme lösen wollen, die in der Zukunft existieren könnten.
    Hand aufs Herz, wie viele Linke haben eine Familie, die von Hunger und echter Armut betroffen sind? Eigentlich keiner, die meisten der Linken die ich bisher kennengelernt habe, sind im Kultursektor oder an den Unis unterwegs und lassen wich vom Staat sehr gut bezahlen. Dass es jetzt etwas weniger ist, ist geschenkt, aber normalerweise gehören sie dem Bürgertum an und haben mit den Arbeitern und der Unterschicht nichts zu tun, sie kennen sie nicht, sie wissen nicht wie die Unterschicht lebt, denkt und handelt. Kaum einer von denen hat sich je mit einem Harzi oder einem Penner unterhalten, keiner kennt einen Asylbewerber oder einen, der sein Haus verlassen musste, weil es für den Vermieter profitabler war, die Wohnung an Asylbewerber (also an den Staat) zu vermieten. Und solange das so bleibt, sind Linke bestenfalls für ein bisschen Unterhaltung in Foren wie diesem gut.

  32. “Das größte Problem der westlichen Linken ist, dass es sie nicht gibt”

    Dieser Satz ist falsch, es müßte heißen, “Das größte Problem mit den westlichen Linken ist deren Existez” oder noch besser: “Das größte Problem der westlichen Welt ist die Existenz von linken Ideen.”

    Das 140 Jahre nach dem Tod des alimentierten Berufsschwaflers Marx noch immer Leute auf diesen Unsinn hereinfallen und diesen ganzen Quatsch verbreiten wie andere Verwirrte ihren “Wachturm”, das ist nicht nur erstaunlich, es ist beschämend für den Zustand menschlicher Intelligenz.

      1. @ DieAfDstirbt:

        Der erste Band von “Fifthy Shades of Grey” wurde in Rekordzeit über 100 Millionen Mal verkauft. Das beweist jetzt was genau?

        Und liebe linke “Lügenpresse” Rufer hört auf Euch lächerlich zu machen, in dem Ihr immer wieder mit irgendwelchen Links um die Ecke kommt, sobald Euch der Inhalt dann doch wieder in den Kram paßt. Das ist so hochnotpeinlich. Ich lese den Scheiß eh nicht. Ich öffne nie Links, es sei denn ich pflege mit dem Forenschreiber einen guten Austausch. Bei mir zieht auch nachplappern nicht oder ewiges zitieren aus irgendeinem pseudointellektuellen Quatsch und journalistische Quellensind kein Beleg für was auch immer. Gut, wer mir auswendig “Die Glocke” rezitiert, der bekommt ein anerkennendes Fleißkärtchen.

  33. Es ist wohl sehr leicht, über Marx herzuziehen und alle bürgerlich-intellektuellen Linksliberalen und Pseudolinken für ‘Marxisten’ zu halten, wenn man keine Ahnung von Marx hat. Der hat neben naturwissenschaftlichen Arbeiten und politischen Aussagen wie zB im ‘Kommunistischen Manifest’ vor allem an einer realitären Analyse des seinerzeitigen Kapitalismus gearbeitet. Die wurde von den damaligen Kapitalisten durchaus begrüßt, half sie ihnen doch bei seiner Weiterentwicklung nachdem so seine Mechanismen nun klar waren. Gleichzeitig ging es aber auch sofort darum, dieses Wissen vor breiten Kreisen zu verstecken, weshalb sich eine ganze Armada von Polit-Ökonomen bemühte, alternative Erklärungen zu liefern und so die Wahrheit in und unter einem Berg von Informationen und Hypothesen zu verstecken* (Obfuskation, auch für sensible Daten möglich, wie ich in einschlägigen Fachforen bereits vor Jahren gezeigt hatte). Deshalb haben sich wahrhaft proletarische Parteien auch bemüht, dieses Wissen ihrer Klientel zu vermitteln, was bei Texten mit wissenschaftlichem Anspruch naturgemäß und schreibstilabhängig nicht ganz einfach ist.
    Übrigens, Konservatismus ist ein recht unscharfer Begriff, der nicht nur das Bewahren von brauchbaren, sondern auch von zukünftig eher unbrauchbaren Ideen und Verhältnissen bedeutet. Auch alle Ideologien generieren ihre konservativen Vertreter. Gewinnen die die Oberhand, entstehen Dogmen und die dazugehörigen Dogmatiker. Genau deshalb hat sich in der Natur wohl weitgehend das binäre Vererbungsprinzip durchgesetzt, zusätzlich verbunden mit zufälligen Mutationen und beweglichen, vielfach selbst kopierenden DNA-Abschnitten und Direktübernahmen von anderen Organismen. Aber gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Zufallsprinzip kann sich die Menschheit wohl kaum noch leisten, denn wir leben ja nicht mehr in der Urgesellschaft mit viel Platz in Raum & Zeit für jeden. Grundlagenwissen (Gesetze von Raum & Zeit und allem was sich darin befindet und entwickelt) ist allerdings zeitlos, falls richtig erkannt.
    ———-
    * In diesem Zusammenhang ist auch der berühmte Ausspruch von Henry Ford zu sehen; sinngemäß so: ‘Wenn die Bevölkerung heute erfahren würde wie unser Finanzsystem wirklich funktioniert, hätten wir morgen eine Revolution.’

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