Nach den Landtagswahlen am letzten Wochenende sehen wir: Alles im Butter – die Ampel macht gute Arbeit. Sagt jedenfalls Bertelsmann. Ein Kommentar.
Nach den beiden Wahlen in Hessen und Bayern gab Anne Will mal wieder Audienz. Die übliche Klientel kam angereist, nichts Außergewöhnliches. In diesem Land hat sich ja eine Klasse von Sitzschwadronierern etabliert, die von Sendung zu Sendung und von Anne Will zu Luisa Neubauers Galan eilt, um dort mal eben für ein Stündchen zu hocken und Sprechblasen abzusondern. Diese Stuhlgänger setzt man den Zuschauern immer wieder vor. Solange bis die glauben, dass diese Figuren Relevanz hätten.
Am Sonntag stellte sich mal wieder Saskia Esken den Stichwortkarten der Anne Will. Stellte ist falsch – sie setzte sich. Wie es sich gehört: Sitzen – aussitzen. Warum erreiche die Ampel nicht die Bürger, fragte die Moderatorin recht früh an diesem Abend. Kritischer wird es in jener Sendung nie. Wir hatten es hier also mit dem schärfsten Ton zu tun, zu dem Anne Will fähig und willens ist. Esken konterte: Das stimme so ja gar nicht, denn eine Bertelsmann-Studie habe der Ampel ein gutes Zeugnis ausgestellt.
So viele Versprechen erfüllt
Na dann! Was diskutieren wir eigentlich noch? Die Ampelkoalition ist offenbar voll im Soll. Denn die Bertelsmann-Stiftung ist zufrieden. Das ist alles was zählt in dieser Republik. Bürger? Wähler? Klar, die dürfen schon ihre Meinung kundtun und ja sogar wählen. Aber das Resultat nach Urnengang ist nun wirklich nicht zu hoch zu hängen. Was zählt sind die Ansichten potenter Influencer wie die Bertelsmänner welche sind.
Mitte September verkündigte die Stiftung, dass die Koalition viele Versprechen umgesetzt habe – die Halbzeitbilanz sei vielversprechend. Zwei Drittel der Wahlversprechen seien nämlich umgesetzt oder wenigstens angepackt worden.
Ausgezeichnet, was Bertelsmann da zusammengetragen hat, um der Ampel freundlich unter die Arme zu greifen. Detailliert schlüsseln die Studienmacher auf, in welchen Ressorts Versprechen umgesetzt wurden und wo die Ampel ihre Versprechungen nicht erfüllt hat. Im puncto Gesundheit hat sie 83 Prozent nicht erfüllt. In der Kultur 60 Prozent nicht – ebenso 60 Prozent sind im Ressort der Verteidigung. Und das trotz 100 Milliarden extra für die Wehr. Da kann doch etwas nicht stimmen.
Um Stimmigkeit geht es bei solchen Studien ohnehin nicht. Die ganze Analyse gründet ja auf einer ganz falschen Prämisse: Sie geht von Wahlversprechen aus. Seit Müntefering wissen wir, dass es unfair sei, Parteien an Versprechungen zu erinnern. Aber im Falle der Studie stellt es sich noch anders dar: Die Bürger im Lande sind doch nicht wegen Versprechungen von 2021 so ampelmüde. Sie sind es, weil sie der Krieg und die Folgen am Wickel haben. Als die Parteien im Bundestagswahlkampf Versprechen abgaben, waren Kriegs- und Sanktionsfolgen überhaupt kein Thema.
Regieren nach Zahlen
Heute sind die Menschen im Lande mit Deindustrialisierung konfrontiert, mit einem Wirtschaftsabschwung, mit Preissteigerungen und drohender Arbeitslosigkeit, während gleichzeitig immer mehr Menschen ins Land und in die Brennpunkte drängen. Sie sehen, dass diese Regierung einen außenpolitischen Kurs fährt, der der eigenen Bevölkerung massiven Schaden zufügt.
Das Zeugnis von Bertelsmann baut also auf völlig falsche Grundannahmen auf. Außerdem wägt sie nicht ab, was wichtige und weniger wichtige Versprechungen waren. Und noch so ein Prämissenfehler: Sie tut so, als sei diese Regierung wegen ihrer Versprechungen gewählt worden – und nicht etwa als ein Zufallssprodukt allgemeiner Alternativlosigkeiten entstanden. Natürlich ärgern sich Menschen, wenn man ihnen falsche Wahlversprechen macht. Aber eine solche Aversion gegen die eigene Regierung erzeugt das gemeinhin nicht. Wo in der Auflistung erfüllter oder nicht erfüllter Versprechen ordnet man zum Beispiel Bekenntnisse ein wie jene der Außenministerin, wonach ihr ihre Wähler egal seien?
Saskia Esken belegt mit dieser Antwort, wonach die Ampel im Grunde auf einem guten Kurs sei – und das trotz katastrophaler Verluste bei den Landtagswahlen, trotz einer Bundesinnenministerin, die als Kandidatin in ihrer Heimat kläglich scheiterte –, worauf es ihrer Kaste ankommt: Auf Parameter, auf Indizes, Studien, Rankings und Messwerten. Es muss doch alles okay sein, irgendwelche Experten haben doch Zahlen aufbereitet: Das kann doch um Himmels willen nicht falsch sein!
Die Bürgernähe der hiesigen Politik zeigt sich genau an solchen Antworten. Die Obersozialdemokratin ignoriert die breite Unzufriedenheit in Deutschland selbst noch am desaströsen Wahlabend. Sie lebt in einer Parallelgesellschaft, in der man sich Studienergebnisse und Beliebtheitsskalen zumailt und sich dann zufrieden zurücklehnt. Wer in diesem Land wirklich den Staat delegitimiert, kann man fast immer bei Anne Will genau beobachten. Wahlweise auch in einer Bertelsmann-Studie.
(Roberto De Lapuente)
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Na, dann seien wir doch konsequent, und lassen die Bertelsmann Stiftung wählen. 🙂
Im Ernst, diese Demokratie Show ist nur noch absurd. Völlig verlogen, völlig verbogen.
Zusammen mit einer völlig verlogenen sogenannten 4. Gewalt.
Die Artie der großen Hure Presse. Von Walter Mehring.
Wer sich die Sendungen von Frau Will und Kosorten allwöchentlich noch reinzieht, hat die Kontrolle über sein Leben endgültig verloren. Oder sucht einen Grund zum Alkohol zu greifen.
Bertelsmann! Die Internetzensurfirma für Deutschland. Und die Firma, die vor Jahren mit Drückerkolonnen die Wohnzimmer von gutgläubigen Menschen stundenlang enterte bis ein 5000 DM teures Lexikon verkauft war. Oder am Telefon oder der Haustür solange nervte, bis ein Buchabo verkauft war, aus dem man so leicht nicht mehr heraus kam. Keine weiteren Fragen.
Das ist aber eine Beschreibung, die nur leicht an der Oberfläche kratzt!😬
Also das Brockhaus könnten die ruhig wieder herausbringen, würde sogar dann die aktuelle Ausgabe, für jeden sichtbar in den Schrank stellen.
Keine Ahnung, bei mir waren die nie. Auch die Zeugen Jehovas mußte ich erst einladen und dann nach längerer Diskussioin, gingen bei denen die Argumente aus. Bin jetzt wohl auf einer Sperrliste, die wollen von mir gar nichts mehr wissen. Obwohl es spaß gemacht hat, deren Aussagen zu entkräften. Also wenn es mal wieder möglich ist, können diese mal wieder vorbeischauen, bin immer wieder bereit auf eine Diskussion. 🤗
Was nervt sind immer noch die Drückerkollonen die einem eine SEPA Einverständnis abluchsen wollen, Da den Hilfsorganisationen das Geld ausgeht. Dann ein paar Wochen später melden sich die nächsten, mit dem gelichen Anliegen. Wer läßt sich da nach einem Versuch, noch auf solche Leute ein?
@ R. De Lapuente
Danke für die Aufklärung über Bertelsmann/Stiftung, von deren Objektivität und Neutralität bisher JEDER überzeugt gewesen sein muss!
Nur gut, dass es sonst keine wirklichen Probleme – natürlich außer der jeweiligen Feldpostille oder Lobbyarbeit – gibt.
Sollte sich OT (“… sondern fühlt sich der Aufklärung verpflichtet…”) aufgrund globaler Befriedung mit Themenlosigkeit konfrontiert sehen, gäbe es ein schier unerschöpflich weites Feld innerhalb D, welches dessen Bewohner “eventuell” direkt betrifft und interessieren könnte.
Ein reines Aufbereiten von Headlines wäre möglicherweise durch Vielfalt und Recherche 🤔 aufwertbar?
Selbst bei MSM finden sich gelegentlich Perlen wie z.B die folgende, die nicht nur für unmittelbar Betroffene Auswirkungen hat, sondern auch mittelbar auf Versicherungsnehmer. Aber es ist durchaus möglich, dass die Entwicklung nicht im Sinne von OT “Es hinterfragt die allgemeinen Narrative …” ist, sondern einfach zu profan.
Dann entschuldige ich mich untertänigst für die überzogene Erwartungshaltung.😱
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/krebs-medikamente-apotheke-108.html
politisches Europa: nicht reformierbar
ÖRR: nicht reformierbar
parlamentarische Demokratie: nicht reformierbar
NATO: nicht reformierbar
etc. p.p.
Wählt Nachbars Katze !
Nachbars Katze soll Bunsenkanzler werden, oder sogar Bumsenkanzler !
Mit Nachbars Katze wird alles besser !
Wählt und beschwert euch nicht !
Hallo Roberto De Lapuente,
vielen Dank für die Wasserstands Meldungen in’s “Tal der Ahnungslosen” ohne euren Mut sich daß anzuschauen, wüsste ich nie was in der Idioten-Laterne passiert ist.
In der guten alten Telepolis gab’s mal Youtube und Co vielleicht könnt ihr daß ja so ähnlich hier wieder posten.
Gruß Prepperoni
Allein schon die Tatsache, dass diese “Studie” von Bertelsmann kommt, sagt ja alles.
Die Bertelsmann Stiftung ist als massiv parteilicher Unterstützer und Zuarbeiter der heute herrschenden neoliberalen Agenda bekannt. Immer wieder kommen von dort Initiativen zu bestimmten “Transformationen” – sei in der Bildungspolitik, sei es in der Migrations- oder Wirtschaftspolitik.
Das ist ein deutscher “Thinktank” mit internationaler Verflechtung zur Förderung bestimmter Vorhaben. Und der Bertelsmann-Konzern, zu dem ja eine Vielzahl von Geschäftszweigen und “Produkten” gehören, ist natürlich in gleicher Weise aktiv.
Mit dem alten Bertelsmann-Buchclub hat das nichts mehr zu tun!
Frau Eskens Antwort ist ja in mindestens zweifacher Hinsicht verräterisch:
Erstens offenbart sie, dass sie in ihrer Bewusstseinsblase die Probleme der Menschen und des Landes gar nicht wahrnimmt und
zweitens ist für sie – als SPD-Vorsitzende(!) – die Meinung einer neoliberalen Denkfabrik ein Maßstab.
Off
DNA-Verunreinigungen in mRNA-Coronaimpfstoff könnte Erbschäden
und Herzstillstand verursachen
https://www.infosperber.ch/gesundheit/potenziell-riskante-verunreinigung-im-pfizer-impfstoff-gefunden/
Link zu substack-Interview im Text
Kommentare teils auch interessant
Ich bin Sozialdemokrat. Und mir wir übel, wenn meine Parteivorsitzende für die Rechtfertigung der Politik der Regierung eine Bertelsmann Studie bemüht. Ausgerechnet diese „Stiftung“ als Quasi-Regierungs-TüV in Stellung zu bringen grenzt neben der politischen Lächerlichkeit schon fast ans verfassungswidrige. Demokratie kennt nur einen Souverän, das ist das wahlberechtigte Staatsvolk. Der Wähler entscheidet. Und nicht eine interessengeleitete Privatinstitution. Das eine Parteivorsitzende offenbar gar nicht erkennt, wie klein sie sich mit so etwas macht, zeigt entweder eigene politische Dummheit oder arrogante Wählerverachtung. Wähler brauchen bei aller Manipulation durch Medien und Lobbyisten eins ganz bestimmt nicht: die Respektlosigkeit, sich durch die Bertelsmänner ersetzen zu lassen.
Als SPD – Mitglied bist kein Sozialdemokrat. Die Sozialdemokraten stehen für Frieden und Wohlstand und sind schon längst aus der Partei ausgetreten.
Würde mich mal interessieren, was einen dazu treibt, SPD-Mitglied zu werden. War ein entsprechendes Parteibuch für die höhere Beamtenlaufbahn notwendig?
Ich bin kein Beamter. Ich bin in einem Privatunternehmen tätig. Bin dort auch gewerkschaftlich aktiv und mache aus meiner SPD-Mitgliedschaft keinen Hehl. Meiner „Karriere“ ist das sicherlich nicht zuträglich. Solche Sozis gibts auch noch.
“Heute sind die Menschen im Lande mit Deindustrialisierung konfrontiert, mit einem Wirtschaftsabschwung, mit Preissteigerungen und drohender Arbeitslosigkeit, während gleichzeitig immer mehr Menschen ins Land und in die Brennpunkte drängen. Sie sehen, dass diese Regierung einen außenpolitischen Kurs fährt, der der eigenen Bevölkerung massiven Schaden zufügt.”
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Außer vielleicht noch, dass sich diese “Regierung” zu allem Übel auch noch aus abgrundtief ungebildeten, dummen Menschen zusammensetzt und es einfach nervt, von geistigen Zwergpinschern, siehe unsere Außenministerin, regiert zu werden….
Tja.
Dann mal ein Hoch auf die Ampelmänner*innen. 😉
So viel Erfolg am Stück muss doch gefeiert werden.
Bertelsmann taktet unser Bildungssystem. Ergebniss : Kaputt
Bertelsmann taktet unser Hochschulsystem. Ergebniss : Made in Germany abgeschafft
Bertelsmann taktet unser Gesundheitssystem Ergebniss : Schwächelt
Bertelsmann taktet unsere Polizei/Executive. Ergebniss : Semi
Bertelsmann taktet vieles in unserem Land, zb. Bahn, Post … naja
Bertelsmann ist eine Instituion in diesem Land, eine sehr große, in vielen Bereichen.
Bertelsmann taktet unser Leben. Ergebniss : TippTop für das Kapital
Wir lassen uns ja takten!
Was kotzen Briefzusteller/innen ab, weil nun getaktet wird, was rackern die Pflegekräfte sich für Sichende nach genauen Taktzeiten ab. Es ist sehr übel hier geworden.
Die Ampel macht unterm Strich ziemlich gute Arbeit. Das sollte jeder, der sich mal vorurteilsfrei beginnt mit ihr auseinanderzusetzen, eigentlich nachvollziehen können. Wer natürlich mit den üblichen ideologischen Scheuklappen auf den Augen durchs Leben rennt, eine Querfront-Blockflöte ist, oder einfach nur ein Ventil für seinen kleingeistigen Hass sucht, der kann natürlich nicht anders als die Lebensleistung anderer Menschen in den Schmutz zu ziehen. Wobei zu ergänzen ist, dass es sich im Falle der Ampel auch noch um schlauere mutigere Menschen handelt als bei den Hasspredigern und Schmutzwerfern, die sie von der Seitenlinie des Lebens aus ankläffen. Wirklich, ich kann die hier geäußerte Häme nicht im Geringsten nachvollziehen. Viele Mitforisten müssen offenkundig ziemlich armselige Halunken sein, die sich wohl nicht vorstellen können wie hart ein Politiker täglich arbeitet und was er dafür im Leben alles opfern muss. Aus anderen spricht einfach nur der blanke Neid. Nur ein paar Beispiele für die Leistungen der Bundesregierung:
Sie hat zum Beispiel viel dafür getan, dass Familien in Lohn und Brot kommen, ja sogar ganze Clans. So sind die Schwäger Patrick Graichen und Michael Kellner beispielsweise im Wirtschaftsministerium unterkommen, wo sie dem „Habeck-Clan“ zuarbeiten. Gelebte Familienförderung und Integration in einem – wahrlich bemerkenswert!
Die Ampel hat es zudem ermöglicht, dass wieder mehr Menschen ihren Hauskredit tilgen können. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat jetzt ein „sehr sehr gutes Gehalt“ und sein Haus bald im Trockenen. Zugleich arbeitet er tagtäglich hart dafür, dass auch viele Bundesbürger endlich etwas tilgen können – ihrer Träume vom Eigenheim zum Beispiel. Eine Leistung, die anerkannt gehört. Zudem wäre es falsch zu behaupten, dass die deutsche Wirtschaft heuer in die Knie ginge – sie setzt lediglich zum Sprung an. Ins Ungewisse zwar, aber ein Sprung bleibt ein Sprung!
Dank der Ampel konnten viele Menschen in Deutschland ferner das Leben mal wieder in vollen Zügen genießen – das 9-Euro-Ticket machte es möglich und wurde nun sogar mit dem 49-Euro-Ticket verstetigt! 49 Euro – das sind nur schlappe vier Euro über dem Monatsbudget für „Verkehr“ wie es der Regelbedarf für Hartz IV – pardon: Bürgergeld –ausweist. Man braucht sich beispielsweise nur die „Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen“ in Höhe von 13,11 € sparen und schwupps kann man monatlich mit dem 49-Euro-Ticket fahren – vorausgesetzt man hat ein Smartphone und rückt auch sonst genügend Daten raus. Aber mal ehrlich: in welchem Restaurant kann man schon für 13,11 € gescheit essen gehen? Na also, sehen Sie. Lieber ins 49-Euro-Ticket investieren und dann hat man noch sieben Groschen, die man auf das monatliche Bildungsbudget draufschlagen kann (liegt bei 1,81 €).
Die Bundesregierung hat außerdem – trotz aller geopolitischen Schwierigkeiten und Firnisse – auch viel für die Entwicklung der Beziehungen zu Russland getan. Diese entwickelten sich so stetig wie dynamisch. Nach unten zwar, aber wer wie die Außenministerin mal eine 360°-Wende hingelegt hat, der weiß, dass wenn man ganz lange nach unten geht, man oben wieder rauskommt. Also irgendwie. Und ich finde die Russlandpolitik Berlins ist wirklich ein Beispiel außerordentlichen Muts und großer Chuzpe – nicht wenige Länder vergraulen ihren wichtigsten Energie- und Rohstofflieferanten so nachhaltig und ohne Plan wie es danach weitergehen soll. Das ist wirklich äußerst mutig – und zudem erfolgreich. Zahlreiche US-Unternehmen und solche aus Katar oder Indien haben nämlich von der Politik der Ampel sehr wohl profitiert. Ihrer wird aufgrund kleingeistigem Nationalismus’ einfach viel zu wenig gedacht.
Zudem – und das sollte wirklich nicht unter den Tisch fallen – sind viele Menschen dank der Entscheidungen der Ampel-Parteien zu einem kleinen Vermögen gekommen. Gut, sie hatten vorher ein großes – aber ein Vermögen ist ein Vermögen und auch diese Leistung sollte anerkannt werden.
Ich könnte stundenlang so weitermachen und viele andere Ruhmestaten der Ampel aufzählen. Man sollte andächtig ihrer Leistungen gedenken, statt bloß einfältig über sie herzuziehen. Vielleicht wollen auch ein paar Mitleser die Erfolgsliste ergänzen. Aber wozu eigentlich die Mühe? Die niederen Kretins und Banausen hier werden niemals die glorreichen Leistungen unserer tapferen Bundesregierung anerkennen. Ihnen sage ich daher zum Abschluss nur noch eines: Sie sollten sich schämen! So wie es all die verstorbenen Leute täten, die sich über Jahre auf diversen Ebenen für den Sozialstaat, die Ostpolitik oder eine funktionierende Bundesbahn eingesetzt haben, wenn sie sähen wie ihre Erben im Kanzleramt mit ihren Lebensleistungen umgehen…
+++
Ja, tapfer sind sie schon. Andere Leute mit so einer Bilanz würden sich nicht mehr über die Straße trauen.
(Wie schön, daß es Dienstwagen gibt…)
Die extrem schnelle Rotation der verstorbenen Leute in ihren Gräbern kann man doch für die Energiewende nutzen, oder? Das ist bestimmt so beabsichtigt. Boah,einfach supi! Das hatten die Ampel-Genies in ihrer unendlichen Weisheit schon eingeplant!! Bestimmt. Das erklärt einiges, denn dann braucht es auch die teure Infrastruktur NS 1 und 2 gar nicht mehr…Naja das “Abschalten” hat ja nur so semi geklappt, natürlich mit Absicht. Einen Strang hat man zur Sicherheit belassen, falls einige Rotierende ausfallen, wenn sie des Nächtens aufsteigen und mit ihren Nachfolgern Tacheles reden wollen…
Ich finde es sehr wohl als anzuerkennende Leistung, ein halbwegs funktionierendes Land innerhalb kürzester Zeit ( knapp 2 Jahre ) auf das Niveau eines Entwicklungslandes ( obacht, die richtigen Einschläge, die kommen noch, bisheriges ist vorgeplänkel ) hinzuarbeiten, das muss man/frau auch erstmal schaffen.
@ Ralf Peter Balke
Naja, im Grunde wird (West-)Deutschland doch bereits seit der geistig-moralischen Wende von ’82 auf Verschleiß gefahren, finden Sie nicht? Mein Wohnort wurde beispielsweise bereits Mitte der 1990er vom Fernverkehrsnetz der Bahn abgekoppelt.
Ich konzediere aber, dass Scholz, Habeck und Co. beim Niveau-Limbo neue Maßstäbe gesetzt haben. Zugleich graut mir vor den von Ihnen skizzierten Einschlägen. Ich will gar nicht wissen, wer oder was die Nachfolger und Fortsetzer des Scholzismus sein werden. Ob in Gestalt von Schwarz-Rot, Schwarz-Grün, Schwarz-Geld, Deutschland-, Kenia-, Bahamas- oder Was-auch-immer-Koalition, Ampel, Schwampel oder Hampel…
@Altlandrebell und @Roberto De Lapuente Mit wem haben wir es in punkto Bertelsmann zu tun?
Z.B. Ein Bericht von Wilfried Prill, Georg Restle
MONITOR 20.05.99 http://www.ard.de – http://www.wdr.de
Klaus Bednarz: “Unser Bericht (MONITOR – 20-05-1998) führt uns in die Zeit, in der, wie wir bis vor kurzem irrtümlicherweise glaubten, Deutschland zum letzten Mal Krieg geführt hat, in die Zeit des Dritten Reiches. Es geht um den größten deutschen Medienkonzern, eines der größten Unternehmen unseres Landes überhaupt, um Bertelsmann, und um die Rolle, die dieser Konzern in der Nazi-Zeit gespielt hat. Ein “Widerstandsverlag” sei er gewesen, verkündet heute voller Stolz die Firmenleitung. Ein Verlag, der von den Nazis verfolgt und schließlich sogar geschlossen wurde.
Eine schöne Geschichte, die nur einen Haken hat: Sie stimmt nicht.
Im Gegenteil: Die Erfolgsgeschichte von Bertelsmann wäre ohne die Geschäfte mit der Kriegs- und Nazi-Propaganda kaum möglich gewesen.”
Die braune Vergangenheit von Bertelsmann
http://www.hagalil.com/archiv/99/05/bertelsmann.htm
und
Bertelsmann – die Krake aus Gütersloh
https://stoerenfriedas.de/bertelsmann-die-krake-aus-guetersloh/
Viel wurde geschrieben und gesagt über die Machtausübung in Deutschland durch den Bertelsmann Konzern oder die entsprechende Stiftung. Aber kaum jemand macht sich bewusst, wie weit diese Macht wirklich reicht.
Immer wieder wird eine neue Sau durchs Mediendorf gejagt, und das Ganze wirkt wie abgesprochen und geplant. Wie ist das möglich, tatsächlich, fragen wir uns oft. Allerdings wird im Falle von Bertelsmann nicht nur eine Sau durch die Medien gejagt, sondern dazu noch durch alle gesellschaftlichen Institutionen.
Die Bertelsmann SE & Co. KGaA mit Hauptsitz in Gütersloh ist ein internationaler Medienkonzern und wurde vor kurzem vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) im internationalen Ranking für 2013 auf Platz 8 geführt. Was den Gesamtumsatz betrifft, ist Bertelsmann eines der größten Medienunternehmen weltweit und ist in über 50 Ländern präsentiert.
Zum Bertelsmann-Konzern gehören seit dem 1. Juli 2013 fünf Unternehmensbereiche: Gruner und Jahr, die RTL Group, die Verlagsgruppe Penguin Random House, Arvato, und Be Printers Group, ebenso das BMG Rights Management.
Im Jahr 2000 entstand unter dem Namen RTL Group der größte Hörfunk- und Fernsehveranstalter Europas. Im selben Jahr wurde der Verkauf der Anteile an AOL Europe für 6,75 Milliarden US-Dollar verkündet durch Bertelsmann.
Die RTL Group SA (abgeleitet aus Radio Télévision Luxembourg) ist mit 53 Fernseh- und 28 Radiosendern Europas größter Betreiber von werbefinanziertem Privatfernsehen und Privatradio. Hauptsitz des Konzerns ist die Stadt Luxemburg. Die Gruppe gehört mehrheitlich zu Bertelsmann.
Im Februar 2001 übernahm die Bertelsmann AG durch einen Aktientausch mit der belgischen Groupe Bruxelles Lambert (GBL) die Mehrheit von 67 % an der RTL Group (RTL, RTL II, VOX, n-tv, Super RTL, RTL Nitro)
RTL II gehört zu der RTL Group S.A. mit 35,9%.
Die für die Sendelizenz von RTL II zuständige hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk hat verschiedene Programme von RTL II beanstandet. So wurde 2000 die Ausstrahlung von pornografischen Filmen beanstandet.
RTLII ist insbesondere bekannt als Unterstützer der Prostitutionslobby durch häufiges Cross-Over Placement (Pornostars, prostituierte Frauen oder Zuhälter als DarstellerInnen in allen Sendeformaten) oder auch direkten Berichten aus der sogenannten „Erotik“ und Bordellbranche.
Seit 1992 ist die Bauer Media Group an dem Fernsehsender RTL 2 auch mit 31,5 % beteiligt. Diese Verbindung ist auch sehr interessant. Die Bauer Media Group publiziert 570 Zeitschriften in 15 Ländern, und 54 Zeitschriften und die regionale Tageszeitung Volksstimme in Deutschland. Mit ihren Zeitschriften erreicht sie eine Auflage von 14 Millionen Exemplaren in Deutschland (durchschnittlich verkaufte Auflage nach IVW II/2011) und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatz von hochgerechnet 2,18 Milliarden Euro.
Die Bauer Media Group ist sowohl Marktführer im Segment der Programmzeitschriften mit einer Auflage von 7,2 Millionen Exemplaren (durchschnittlich verkaufte Auflage nach IVW II/2011) als auch im Segment der wöchentlichen Frauenzeitschriften und Jugendzeitschriften, zu denen Europas größte Jugendzeitschrift Bravo gehört. Die Bravo wiederum trägt selbst maßgeblich zur Pornofizierung von Jugendlichen bei, denn in ihrer print- und digitalen Veröffentlichungen informiert sie unter anderem, dass Pornos ganz normal für Jungen sind und Mädchen das akzeptieren müssen.
In den neunziger Jahren hatte sich die Bertelsmann Stiftung passenderweise verstärkt dafür eingesetzt, dass Aufsichtsbehörden über das Privatfernsehen abgeschafft werden.
Weitere Vernetzungen zwischen Prostitutionslobby und Pornoindustrie und Bertelsmann sind leider nicht nachweisbar, aber das Mainstreaming der Lobby wurde sicherlich durch die RTL Group maßgeblich vorangetrieben. RTL hat zusammen mit anderen Medien Porno und die Sexindustrie gesellschaftsfähig gemacht.
Bertelsmann privatisiert unter anderem über seinen Arvato-Konzern Teile der öffentlichen Verwaltung um Gewinn damit zu machen. Die EDV vieler Stadtverwaltungen befinden sich in der Hand von Arvato durch Exklusivrechte. Dies kann sicherlich auch im Zusammenhang von Datenschutz und den weiteren Bertelsmannaktivitäten nicht unerheblich sein.
Als Spezialist unter anderem für Logistik und IT-Anwendungen aller Art kommt Arvato sowohl für zivile wie militärische Governmentservices in Frage. Das Tochterunternehmen “VAW arvato” erstellt bereits seit über 30 Jahren “militärische Technische Dokumentationen für die deutsche Bundeswehr, die niederländische Armee und andere NATO-Partner”. So hat es die niederländische Dokumentation des Spähfahrzeugs “Fennek” erstellt, der in Afghanistan zum Einsatz kam. Das Kriegsgeschäft ist für Bertelsmann lukrativ. Arvato bewarb sich 2007 um die Übernahme der Bundeswehr-Logistik. Die Privatisierung von Transport und Lagerung von Material hat ein geschätztes Volumen von vier bis fünf Milliarden Euro. Arvato Systems bietet IT-Solutions auch im Bereich Gesundheit an, für Ärzte und Pharmakonzerne. Auch hier ergeben sich spannende Möglichkeiten durch die Zielsetzung der Bertelsmannstiftung im Bereich Krankenhausmanagement und Gesundheit.
Arvato ist mittlerweile in 40 Ländern vertreten.
Beprinters befasst sich mit Medientechnologie, Druck- und Kommunikationsdienstleistungen. Es gibt Tief- und Offsetdruckereien in Deutschland und Großbritannien (Prinovis). Auch das ist ein marktwirtschaftlich sinnvolles Konzept, da somit der Konzern seine vielen medialen Veröffentlichungen gleich selbst drucken kann.
Das wirtschaftliche Konstrukt ist auch spannend. Aktionäre von Bertelsmann sind die Bertelsmann Stiftung (77,6 %) und die Familie Mohn (19,1 %). Die restlichen Anteile im Umfang von 3,3 % werden von der Reinhard Mohn Stiftung und der BVG-Stiftung (Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft) gehalten. Die Bertelsmann Stiftung agiert steuerfrei und dies ist wirklich amüsant, denn so zahlen SteuerzahlerInnen für ihre eigene Medienbeeinflussung indirekt mit und für den Profit anderer ebenso. Eine wirklich tolle Nummer!
Im Ranking der 500 größten Familienunternehmen der Zeitschrift Wirtschaftsblatt nimmt das Unternehmen den siebten Platz ein (Stand: 31. Dezember 2013).
2003 publizierte Reinhard Mohn ein Buch mit dem Titel „Die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmers“. Diese Verantwortung sieht letztendlich so aus, dass es die Zielsetzung des Unternehmers ist, die Welt zu privatisieren und somit eine andere Gesellschaft entstehen zu lassen.
Selbstverständlich wurde das Buch sozusagen im Eigenverlag veröffentlicht, nämlich durch Random House. Die Marketingmöglichkeiten der eigenen Ideen waren vorhanden und sicherlich schafft Medienöffentlichkeit zugleich Wahrheit. Sehr praktisch, wenn man die Gesellschaft verändern möchte.
Die Geschichte von Bertelsmann beginnt durchaus interessant.
Am 1. Juli 1835 gründete der Drucker und Buchhändler Carl Bertelsmann den C. Bertelsmann Verlag mit angeschlossener Druckerei in Gütersloh. Der Verlag war ursprünglich auf christliche Lieder ausgerichtet.
Bertelsmann wurde im Zweiten Weltkrieg mit den sogenannten „Feldausgaben“ (Feldposthefte) zum wichtigsten Buchlieferanten der Soldaten an der Front. Die Auflage von Veröffentlichungen für die Wehrmacht betrug ungefähr 20 Millionen. Weitere Titel des selbsternannten Widerstandsverlages waren: “Deutsche Tanks fahren in die Hölle” – “Wir knacken einen Geleitzug” – “Der Berg des Blutes” – “Sturm auf den Annaberg” – “Ein Stoßtrupp dringt in Warschau ein”. Es wurden unter anderem Bücher von nationalsozialistischen Autoren wie Will Vesper oder Hans Grimm verlegt. Mit Titeln wie „Mit Bomben und MGs über Polen“ und „Wir funken für Franco“ oder auch der Heftreihe “Spannende Geschichten” erzielte man Millionenauflagen. Auch Ahnenpässe wurden hier gedruckt.
Jörg Räuber, Deutsche Bücherei Leipzig: “Diese Literatur vermittelte stark anti-semitische, rassistische, militaristische Inhalte und die nationalsozialistische Propaganda, und der Bertelsmann-Verlag war einer der herausragenden Vertreter, der solche Literatur produzierte.”
Weitere Veröffentlichungen waren “Sterilisation und Euthanasie”, eine Rechtfertigungsschrift für das spätere NS-Erbgesundheitsgesetz, erschien bereits 1933. 1934 wurde der “Kleine Katechismus für den braunen Mann” verlegt. Immer wieder wurde offener Antisemitismus von Bertelsmann veröffentlicht.
Der Konzern Bertelsmann versuchte diese unerfreuliche Verbindung zum Nazi-Regime zu verschleiern. Der damalige Vorstandsvorsitzende Middelhoff sagte zum Beispiel beim Kauf von Random House, einer ehemals jüdischen Verlagsgruppe in den USA: “Ich schätze mich sehr glücklich, für ein Unternehmen zu arbeiten, das sich schon immer eingesetzt hat für die Freiheit der Religionen und der Rassen. Während des Zweiten Weltkrieges haben wir Bücher publiziert, die vom Dritten Reich als ‘subversiv’ verboten wurden.
Die fortlaufende Existenz von Bertelsmann war eine Bedrohung für die Nazis bei ihrem Versuch, die Meinungsfreiheit unter ihre Kontrolle zu bringen.” http://www.hagalil.com/archiv/99/05/bertelsmann.htm
In den Kriegsjahren war der Konzern zwar von der Schließung bedroht, wie viele Konzerne, da Ressourcen nur direkt kriegswichtigen Aufgaben zukommen sollten. Kriegswichtige Aufgaben sind natürlich auch eine Auslegungssache, zumindest zum Teil. Es gab Materialengpässe und während den Kriegsjahren wurde Seitens des Konzerns verhandelt um nicht von einer Schließung betroffen zu sein. Nicht kriegswirtschaftlich wichtige Unternehmen wurden damals geschlossen um die Arbeitskräfte für die Kriegswirtschaft frei zu setzen.
Dokumente aus dem Staatsarchiv von Detmold belegen tatsächlich: Wegen seiner kriegswichtigen Aufgaben, so steht es in den Akten der Staatsanwaltschaft Bielefeld aus dem Jahr 1944, sollte der C. Bertelsmann Verlag von einer Schließung ausdrücklich verschont bleiben. Und weiter heißt es:
“Die Firma C. Bertelsmann hat … sich auch bei den maßgeblichen Stellen des Staates, der Wehrmacht und der Partei außerordentliches Ansehen erworben.”
Der Konzern zählte zu den Gewinnern im Krieg. Der Bertelsmann Verlag wurde nur aus kriegswirtschaftlichen Gründen geschlossen. Die Schließungsverfügung erging im August 1944 zwecks “totaler Mobilisierung” für den Endsieg. Das Dokument kann hier besichtigt werden: http://www.polunbi.de/inst/bertelsmann-06.html
Die Korruptionsermittlungen, die Bertelsmann dann Ende August 1943 erfassten, begannen bereits im Frühjahr des Jahres. Sie setzten zuerst bei Matthias Lackas an, der mit der Luftwaffe und dem Heer Geschäfte tätigte.
Letztendlich handelte sich um ganz banale Schiebereien mit dem gegen Kriegsende immer knapper werdenden Rohstoff Papier durch die Bertelsmann mit den staatlichen Behörden aneinandergeriet.
Die Schließungsverfügung erging im August 1944 zwecks “totaler Mobilisierung” für den Endsieg. Das Dokument kann hier besichtigt werden: http://www.polunbi.de/inst/bertelsmann-06.html
1945 wurden durch einen alliierten Bombenangriff die Produktionsstätten dann völlig zerstört. Nach dem Kriegsende begann der sofortige Wiederaufbau. 1946 bekam Bertelsmann in der britischen Besatzungszone eine Verlagslizenz erteilt. Diese sehr prompte Erteilung der Vertragslizenz ist überraschend angesichts der Geschichte des Konzerns als Hauslieferant des Nazi-Regimes sozusagen. Allerdings auch nicht ungewöhnlich angesichts der vielfachen Rehabilitation von Naziregimekollaborateuren.
Der Aufbau und Ausbau von Bertelsmann in den folgenden Jahren und Jahrzehnten war rasant und strategisch überlegt. Käufe und Beteiligungen in den folgenden Jahren waren, in nicht chronologischer Reihenfolge: Schallplattenlabels Ariola, Ufa- Filmproduktionsgesellschaft, Club-Center, Verlagshaus (Gruner und Jahr), Bantam Books (dem bis dato größten Verlag der Welt), Arista, Plattenlabel RCA, Doubleday, BMG, Berlin Verlag, Random House (der größte englischsprachige Buchverlag der Welt), Zomba Records, und der Heyne Verlag.
Die Bertelsmann AG ist mittlerweile eines der weltgrößten Medienunternehmen mit Niederlassungen in 63 Ländern und mehr als 104.000 Mitarbeitern (31. Dezember 2010). Der Umsatz betrug konzernweit im Jahre 2010 15,8 Milliarden Euro.
In New York, am Times Square, der Medienhauptstadt der USA, steht der Bertelsmann-Tower. 30 % des weltweiten Geschäftes des Konzerns werden von hier aus gesteuert.
Wie zuvor erwähnt, besitzt die Stiftung Bertelsmann mit 76,9 Prozent der Anteile mehr als zwei Drittel der Bertelsmann AG. Im Geschäftsjahr 2010 betrug der Gesamtaufwand der Bertelsmann Stiftung 60,3 Mio. Euro. Sie finanziert ihre Arbeit überwiegend aus den Erträgen ihrer Beteiligung an der Bertelsmann AG. Die jährliche Dividenden-Zahlung an die Stiftung ist steuerfrei.
Wie die Ausschüttung an die Stiftung im Einzelnen zustande kommt, ist durch kompliziert verflochtene Zwischengesellschaften intransparent.
Die Bertelsmann-Stiftung ist eine der mächtigsten Denkfabriken im Lande und als solche Leitakteur für ähnlich operierende Berater und Stiftungen. Sie greift aktiv in die Politik auf allen Ebenen von Regierungspolitik bis zur Kommune und zu Netzwerken von Einzeleinrichtungen ein. Die Bertelsmann Stiftung vergibt nach ihrer Satzung keine Stipendien und unterstützt auch keine Projekte Dritter. Sie betreibt eigene Projekte, die sie für geeignet hält, die strategischen Ziele des Stifters zu fördern.
Die Stiftung gründete zum Beispiel 1994 das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Es ist eine gemeinsame Institution der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und der Bertelsmannstiftung, wobei die HRK vor allem die Legitimität und die Bertelsmannstiftung das Geld zusteuert. Das CHE entwickelte Konzepte, Strategien und Gutachten zu allen möglichen Fragen, die Uni und Hochschule betreffen. Die Strategie des CHE ist dabei, durch eine ungeheuer große Anzahl an Publikationen und durch die Beteiligung an etlichen hochschulpolitischen Versuchen und Projekten, die politische Diskussion zu dominieren und die Richtung der Hochschulpolitik zu bestimmen. Ganz nach dem Motto, wer am lautesten schreit hat Recht. Studiengebühren gingen zum Beispiel auf das Konto des CHE. Weiterhin ist das CHE für das jährliche Hochschulranking bekannt.
Zielsetzung der Stiftung, und so auch im Bereich der Hochschulen, ist die Neoliberalisierung, die Privatisierung der Welt. Bildung sollte zunehmend zur Ware werden.
Im Gesundheitswesen ist Bertelsmann mit dem Centrum für Krankenhausmanagement (CKM) und dem “Health Policy Monitor” aktiv, welcher im internationalen Vergleich nach den profitabelsten Reformideen Ausschau hält. Selbstdarstellung des CKM:
..“Ziel unserer Arbeit ist es, Wege aufzuzeigen, wie praxisbewährte Management-Methoden aus Industrie, Handel und Dienstleistungsbranche in Krankenhäusern und anderen Institutionen des Gesundheitswesens genutzt werden können. Wir stellen uns der Aufgabe, vermeintlich Unvereinbares in Einklang zu bringen: Qualitätssteigerung bei tendenziell sinkenden Kosten“… Brigitte Mohn sitzt außerdem im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG.
Nicht nur Bildung, sondern auch Gesundheit sollen und sollten also mit Hilfe der Stiftung zur Ware werden.
Die Werbekampagne ..“Du bist Deutschland“ ging auf das Konto der Bertelsmannstiftung, ebenso wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.
Die Hartz IV Gesetze wurden mit Unterstützung von Bertelsmann entwickelt.
Aufstieg in Richtung Weltmacht unterstützte die Bertelsmann-Stiftung durch das wissenschaftliche Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) bis 2010. Sie versuchte mit verschiedenen “sicherheitspolitischen” oder “strategischen” Konzepten eine die weltpolitische Rolle der EU zu stärken. Die Venusberg-Gruppe der Stiftung spielte hier eine relevante Rolle.
Die Bertelsmannstiftung schuf auch CEPI, die Congressional European Parliament Initiative, mit der Zielsetzung die Beziehungen und Kooperation zwischen dem Europäischen Parlament und dem US Congress zu fördern..
Die Bertelsmann Stiftung ist auch Mitglied des Transatlantic Economic Council (TEC), dem Beratungsgremium des Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA (TTIP)Die Bertelsmann AG selbst ist Mitglied des Transatlantic Policy Network (TPN), das Interessenvertreter/Berater des Transatlantic Economic Council (TEC) ist. Weiter gibt es enge Kontakte zu: American Institute for Contemporary German Studies (AICGS), USA, Council on Foreign Relations (CFR), USA, Transatlantic Community Foundation Network (TCFN), USA und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).
Die Bertelsmann-Stiftung hat sich auch für den Ausbau der Dritten Säule der EU, der Polizeilich- Justiziellen Zusammenarbeit eingesetzt. Der Ausbau von Europol zu einem europäischen FBI wurde vorgeschlagen. Desweiteren wird der Ausbau des europäischen Geheimdienstes Sitcen, welche bis jetzt nur eine Analysten-Gruppe des Rates ohne selbständigen Status und Infrastruktur war, vorgeschlagen.
Die Vernetzungen und Aktivitäten des Bertelsmannkonzerns und der Stiftung reichen noch viel weiter, durch unzählig viele Beteiligungen und Kooperationen. Allerdings gab dieser kurze Anriss sicherlich einen Eindruck der Macht von Bertelsmann und von der Familie Mohn. Deutschland ist fast schon Bertelsmann. Vielleicht auch nicht mehr fast. In anderen Worten: Nicht “Du bist Deutschland”, sondern Bertelsmann ist Deutschland und Deutschland ist Bertelsmann.
http://www.hagalil.com/archiv/99/05/bertelsmann
http://www.bfna.org/ Bertelsmann Foundation
http://bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/nachrichten_116768.htm
http://www.cap-lmu.de/publikationen/2007/beyond2010.php
https://de.indymedia.org/2009/10/262644.shtml
junge welt 15.03.2006 / Thema / Seite 10
https://lobbypedia.de/wiki/Bertelsmann_Stiftung
http://www.taz.de/!41661/
http://www.bertelsmannkritik.de/index.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Bauer_Media_Group
Diese Auflistung von Macht ist erschreckend.