Wann führt die gegenseitige Terrorisierung zur Weltkatastrophe? Nur die Durchbrechung des Teufelskreises garantiert Sicherheit – und das auch für uns in Europa. Ein Rückblick verdeutlicht das.
Am Samstag, dem 6. Oktober 1973 fand in Israel der höchst jüdische Feiertag statt: Jom Kippur. Völlig überraschend griffen ausgerechnet an diesem Tag die Ägypter im Westen auf dem Sinai und die Syrer im Norden auf den Golanhöhen an. Die ersten Tage dieses Kriegs waren für Israel eine Katastrophe. In wilder Flucht zogen sich Einheiten der Armee zurück. Fünfhundert Panzer und neunundvierzig Flugzeuge der IDF wurden zerstört, und der Feind drang tief in israelisches oder von Israel besetztes Gebiet ein. Es schien nur noch Stunden zu dauern, bis er Haifa erreichen würde. Viele Israelis dachten, die letzten Tage ihres Staates seien gekommen.
Jetzt wurde vorbereitet, was manche als Samson-Option bezeichnen. Samson oder Simson ist ein biblischer Held der alten Israeliten. Aus der Gefangenschaft der feindlichen Philister befreite er sich, indem er einen Tempel zum Einsturz brachte und damit sich selbst und die Philister tötete. „Ich will sterben mit den Philistern!“ Ein kollektiver Selbstmord also, der zugleich die Gegner mit in den Tod riss.
Der Samson-Befehl
Dementsprechend gab die damalige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir am 8. Oktober 1973 folgenden Befehl: Sofort seien 13 Atomsprengköpfe von der fast doppelten Sprengkraft der Hiroshimabombe einsatzbereit zu machen. Auf der Liste der Ziele standen die militärischen Hauptquartiere Ägyptens und Syriens, jeweils in der Nähe der Hauptstädte Kairo und Damaskus.
Atombomben auf Großstädte – was wäre geschehen? Sofort wären Millionen Menschen eingeäschert, die gesamte Region durch den Fallout verseucht worden und – diese Möglichkeit war damals nicht ausgeschlossen: ein Weltkrieg wäre die Folge gewesen. Der Nahe Osten war einer der hauptsächlichsten Zankäpfel zwischen der Sowjetunion und den USA. Im Mittelmeer belauerten sich die 6. Flotte der US-Navy und sowjetische Kriegsschiffe, F-14-Flugzeuge standen startklar auf Flugplätzen des östlichen Mittelmeers, sie hatten Nuklearwaffen an Bord. Am 25. Oktober schließlich wurden die amerikanischen Streitkräfte in den höchsten Alarmzustand versetzt.
Unser Untergang ist auch der eure!
Das Ereignis zeigte eines: Israel war bereit, seinen eigenen Untergang mit dem Untergang aller zu verknüpfen. Gewiss war der befohlene Einsatz von Nuklearwaffen zunächst als Erpressung gedacht – gegenüber den USA. Entweder ihr greift ein oder wir richten eine Katastrophe an! Tatsächlich starteten die USA daraufhin eine großangelegte Luftlandeoperation mit militärischen Lieferungen. Der Einsatz von Atomwaffen wurde überflüssig, Israel gewann den Krieg. Aber die Samson-Option enthielt eine Drohung, die immer noch aktuell ist: Wir werden nicht weichen, so die Botschaft Israels. Unser Untergang würde auch der eure sein!
Aus israelischer Sicht ist diese mörderische Perspektive nicht ganz unverständlich. Vorausgegangen war das furchtbarste Menschheitsverbrechen, die systematische, industriell betriebene Massenvernichtung von Juden. Die Wiederholung schien 1973 ganz real zu sein. Immer wieder war von arabischer Seite zu hören: Die Juden seien „ins Meer zu treiben“. Wer einmal Israel besucht hat, weiß wie nah von jedem Punkt aus gesehen das Meer ist und wie leicht eine solche Option rein geographisch betrachtet möglich sein würde. Nachvollziehbar wird auch, weshalb sich Israel Atomwaffen anschaffte und weshalb es den Atomwaffensperrvertrag, der die Weitergabe von Kernwaffen verhindern möchte und zur atomaren Abrüstung verpflichtet, niemals unterschrieben hat. Offiziell besitzt Israel gar keine Atomwaffen, doch inoffiziell weiß jeder, dass es Atomwaffen hat.
Atomwaffen überall?
Nicht nur aus diesem Grund ist der Nahostkonflikt ein Thema, das die ganze Welt betrifft. Hier eine Lösung herbeizuführen, ist für das Schicksal der gesamten Menschheit von Bedeutung. Schließlich wissen wir, dass auch ein „kleiner“, regional begrenzter Nuklearkrieg uns alle rund um den Globus betreffen würde. Es geht also nicht bloß darum, diesen regionalen Konflikt – endlich – einer Lösung zuzuführen, zugleich geht es um die Ächtung von Atomwaffen generell. Diese Waffe ist zu gefährlich, um sie in jeden Konflikt an jedem beliebigen Punkt der Welt miteinzubeziehen. Der UN-Atomwaffenverbostvertrag beweist auch an diesem Punkt seine überragende Bedeutung. Deutschland hat ihn nicht unterschrieben. Stattdessen stammen die atomar bestückbaren U-Boote Israels aus Deutschland.
Denn kaum wird der jetzige Gazakrieg vorbei sein, werden wir in Nahost die folgende Situation vor uns sehen: Iran wird über die Bombe verfügen, sein Konkurrent Saudi-Arabien wird sich darum bemühen. Die alle internationalen Regeln unterlaufende Art, in der Israel zur Atombombe kam, ist dabei ein miserables Beispiel. Da braucht es gar keinen Donald Trump, der nichts begreift und – wie gegenüber dem Iran – die Kontrolle von dessen Atomprogramm einfach kappt. Das bekannte Sicherheitsdilemma, nämlich dass die Aufrüstung des einen, die Aufrüstung des anderen zur Folge hat und damit die gemeinsame Sicherheit der Beteiligten herunterfährt, wird sich damit erneut bestätigen. Neben der Region Indien und Pakistan hätten wir damit einen zweiten Brennpunkt, von dem ein Atomkrieg mit weltweiten Konsequenzen ausgehen könnte.
Was wir gerade im Hinblick auf den Gazastreifen erleben, nämlich die rücksichtslose Tötung der Zivilbevölkerung, könnte sich also jederzeit im ganz großen Maßstab wiederholen. Es ist nun mal das Verhängnis der Menschheit, dass ihre Lernfähigkeit ausgerechnet dort, wo es schlicht ums Überleben geht, minimal ist. Was wäre echte Solidarität mit Israel? Erkennen, dass das Schicksal aller Menschen in Nahost – Juden wie Palästinensern – eng mit unserem eigenen Schicksal verbunden ist. Schon lange gibt es in dieser Region keinen Guten und Bösen mehr. Hier findet Terror und Gegenterror statt. Eine kluge Politik versucht Situationen zu verhindern, die in Verzweiflungstaten enden. Im Moment heißt das: sinnloses Töten im Gazastreifen zu stoppen. Terror mit Mord und Totschlag zu beantworten, ist ein miserables Konzept. Wo ganze Bevölkerungen traumatisiert werden, wird Schlimmeres angebahnt: Irgendwann vielleicht die finale Katastrophe.
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“[…]Wo ganze Bevölkerungen traumatisiert werden, wird Schlimmeres angebahnt: Irgendwann vielleicht die finale Katastrophe[…]”
Ich sehe die Sache viel optimistischer, denn der Atomkrieg wird ausbleiben, da weder die USA noch Israel ein Interesse an ihrer Selbstvernichtung bzw. -verseuchung haben – beim Ukraine-Russland-Krieg war die Befürchtung ja auch vorhanden, und ist es bei manche auch heute noch, aber was mich optimistisch stimmt ist, dass sehr prominente Stimmen aus den USA gerade diese Dystopie für die nähere Zukunft als mehr als unwahrscheinlich erachten – der Mensch ist eben doch vernünftiger als Mensch denkt.
Hier eine prominente Stimme, die sich, entgegen der Überschrift nicht nur mit dem Ukraine-Russland-Krieg beschäftigt, um das zu erkennen muss man jedoch das komplette Interview ansehen:
“{…]Militär-Insider spricht Klartext! (Colonel Macgregor)
Douglas Macgregor ist ein pensionierter Colonel der United States Army, Militärexperte und Autor. Mit ihm spreche ich heute über die Kriege in der Ukraine und in Israel, sowie die Rolle der USA in diesen Konflikten. Was er sagt, wird viele schockieren. Nicht verpassen![….]
Link bzw. Quelle:
https://www.youtube.com/watch?v=XRflPcXnffc
….wir werden eben global gesehen – nicht von “Selbstmördern” regiert….wie der Ex-UN-Waffeninspekteur Scott Ritter dieses Jahr in einem Interview geäußert haben soll….
Zum Atomwaffensperrvertrag, denn halte ich dennoch für notwendig, und finde es schade, dass der nicht mehr Unterstützung erhält, da Atomwaffen ja “Freund und Feind” schaden – Genau aus dem Grund setzt ja keiner mehr heute so massiv biologische, oder chemische, Waffen gegen einen möglichen Feind ein – m.E. sind die doch schon seit Ende des 1. Weltkrieges verboten, und wurden auch an keiner Front des 2. Weltkrieges gegen Kriegsteilnehmer eingesetzt – nicht aus reiner Menschenliebe (wie die Shoa an den europäischen Juden gezeigt hat) sondern die schaden ja auch den eigenen Truppen – wenn der Wind an den Fronten des 1. Weltkrieges in die falsche Richtung wehte starben eben die eigenen Soldaten am Kampfgas….und genau das dürfte auch heute der Grund sein warum weder Putin, noch andere Machthaber, bzw. dessen Gegner an einen Einsatz von Atomwaffen im großen Stil interessiert sein dürften…..die schaden doch auch den eigenen Soldaten und ZivlistInnen in der Ost-Ukraine…..
Zynischer Gruß
Bernie
Israel ist wie ihre Atomwaffen, eine künstlich kreierte Propaganda. Israel ist entstanden als Garant für Konflikte und Milliarden Absätze an Waffen.
Nur den wirklichen Juden hatte man mit diesem Land keinen Gefallen getan, im Gegenteil.
Je mehr jüdisch gläubige ins Land geholt wurden, wurde der Platz immer enger und man wuchs mit seinen Partnern über sich hinaus und annektierte fleißig.
Auch der vergessene Syrien “Terror”, wurde mit unterstützt…
Das “beste Militär der Welt” funktioniert nur so lange gut, wie Menschen und Waffensysteme zur Verfügung stehen.
Jeder Krieg besitzt Rohstofflimits und Kapitallimits und beide hat Israel nicht unerschöpflich zur Hand.
Ein Staat, der das “Alte Testament” als Grundbuch betrachtet, an den ganzen Schmafu des “auserwählten Volkes” heute immer noch mit hasserfüllter Ideologie glaubt, sollte sich endlich die Frage stellen, warum dieser religiös motivierten Ethnie, nicht gerade dauernde Sympathie entgegenschlägt.
Aber “Chuzpe”, ist leider ein prägendes Leitmotiv. Und das hat nichts mit Antisemitismus zutun, sondern ist das Ergebnis langer Empirie.
Das AT hat auch einen Vorteil, den anscheinend nur Fachleute erkennen können. Es zeigt nämlich anhand des jeweiligen Duktus seiner historischen Kapitel wer gerade das Sagen in den hebräischen Landen hatte, Priesterschaft oder König und Adel. So lässt sich auch der Übermut manchen Königs der Vergangenheit erkennen, der die Großmächte seiner Zeit gegeneinander ausspielen wollte und dabei mitunter über Gebühr herausforderte, was regelmäßig in einer Katastrophe endete. Für den Zusammenhalt des Volkes musste dann die Priesterschaft sorgen.
Genau dieser Übermut scheint erblich zu sein, auch noch nach 2000 Jahren Diaspora. Zionistische Regierungen heutiger Zeit haben sich auch mit ihren Nachbarn angelegt, ganz nach den heroisch übertriebenen Vorgaben der alten Königstreuen. Allerdings erinnert diese Auslegung der ‘Samson-Story’ doch auch an die letzten Wochen im Bunker mit der Schlussfolgerung, dass das dt Volk seinen ‘Messias’ nicht verdient hätte und gefälligst mit ihm unterzugehen habe. Das ist auch Ausdruck der Arroganz und Ignoranz der Machteliten, die heute meinen, mit eigenen Bunkern oder im fernen Neuseeland sogar einen weltweiten A-Krieg überleben zu können (den sie wohl nicht grundlos befürchten, gehören sie doch meist auch zu den Kriegsprofiteuren).
Und das die IDF immer noch nach der Hannibal-Direktive handelt, kann man ja an der Geringschätzung ziviler Opfer erkennen, seien es nun palästinensische oder israelische. Gerade erst wieder deutlich geworden durch die Erschießung 3er israelischer Geiseln in N-Gaza trotz gezeigter weißer Tücher. Bei den Bombardierungen wird ja auch keine Rücksicht auf Geiseln genommen, aber das ist noch deutlich direkter…
Was Besseres als die atomare Auslöschung der israelischen und arabischen Semiten können sich die Amerikaner gar nicht vorstellen, und die Russen hätten auch Vorteile. Denn es gäbe keine arabischen Ölressourcen mehr. Die energiearmen EU-Länder wären erledigt, die Energiekonzerne würden riesige Gewinne machen, und klimaneutrale Atomspaltungsenergie wäre endlich absolut unentbehrlich. Aber auch alternative Energien würden einen Aufschwung nehmen. Vielleicht hetzen deshalb die Grünen die Israelis noch auf.