Sie werden nicht in Reih und Glied marschieren

In Reih und Glied marschieren.
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Unsere schönsten Antikriegslieder. Heute: Meine Söhne geb’ ich nicht.

Als Reinhard Mey 1986 Meine Söhne geb’ ich nicht veröffentlichte, war die Friedensbewegung in Westdeutschland auf einem Höhepunkt angelangt. Hunderttausende demonstrierten gegen Nachrüstung, Atomraketen und militärische Konfrontation. Mey reicherte die Debatte um einen sehr persönlichen Beitrag an.

Anders als viele Protestierende damals, spricht Mey nicht vom kollektiven Wir, wenn er klarmacht, dass er seine Söhne nicht erzogen hat, um sie zu Bauernopfern zu machen. Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter, sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht. Es ist das Lied eines Mannes, der staatsbürgerliche Verantwortung übernimmt, indem er väterlichen Schutzpflichten nachkommt. Seine Kinder sind nicht die Manövriermasse für Strategen.

Der liebevolle Vater

Mey malt in seinem Lied nicht den Krieg aus. Er bedient sich ganz alltäglicher Szenen, die Eltern kennen. Er präsentiert die Fürsorge und die tiefe Liebe zum eigenen Fleisch und Blut, die uns anleiten sollten, uns im Namen unserer Kinder zu verweigern. Kinder dürfen nicht als Opfer dargebracht werden. Die Kinder schützen vor allen Gefahren, ist doch meine verdammte Vaterpflicht.

Der Song trägt sich leise und besinnlich, nur an einer Stelle unterlegt Mey ihn mit einem Marschtakt. Er stellt den Einberufungsbefehlen die Liebe entgegen. Sie lehrt Widerstandskraft und Verantwortungsgefühl. Ich werd sie lehr’n, den eig’nen Weg zu gehen, vor keinem Popanz, keinem Weltgericht, vor keinem als sich selber g′radzustehen.

Meine Söhne geb’ ich nicht ist kein Kampflied, kein Aufruf zur Demonstration. Es ist eine zärtliche Anklage, die denen gilt, die die Söhne aus den Familien reißen. Man spürt, dass Reinhard Mey nicht nur ein ausgezeichneter Poet ist, sondern ebenfalls ein liebevoller Vater.

… Vater sein dagegen sehr

Das Lied beschreibt nicht den Krieg, nicht das Militär, kein Szenario. Aber es erteilt den mentalen Vorbereitungen zum Krieg eine Abfuhr. Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten, um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab! Mey will dem Wahnsinn zuvorkommen, so leitet er auch das Lied ein: Ich denk, ich schreib euch besser schon beizeiten.

Meine Söhne geb’ ich nicht wurde zu einem der bekanntesten Antikriegslieder in Deutschland. Mey sang es bei Friedensdemonstrationen, es wurde von Chören aufgegriffen und gehört bis heute zu den Liedern, die in Gedenkveranstaltungen und Protesten zitiert werden. 2020 hat er es mit anderen Musikern aufgenommen. Das Stück wurde dabei lauter, hämmernder und hat viel von der Liebe verloren, die darin steckte.

Mey setzt der Verweigerungshaltung ein musikalisches Denkmal. Elternschaft ist nicht einfach, erkennt der Zuhörer. Sie bedeutet unbequem zu werden, wenn der Nachwuchs in Gefahr ist. Nach seinen Zeilen wünscht man sich, dass jeder Vater ein Reinhard Mey ist.

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Knut Weil

Knut Weil summt passioniert Lieder und legt Wert auf Taktgefühl. Dass er auf Antikriegslieder steht, versteckt er heutzutage lieber, um nicht staatsanwaltlich belästigt zu werden.
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30 Kommentare

  1. Die Arbeit machen dann die Trümmerfrauen.
    Wenn die Häuser nicht mehr stehen.
    Wenn alle in den Strassen die Leichen liegen sehen.
    In den Städten leben dann nur noch die Trümmerfrauen.

    Die Arbeit machen dann die Trümmerfrauen.
    Wenn die Männer tot sind.
    Und die Kinder ohne Vater sind.
    Die Arbeit macht dann die Trümmerfrau.

    Die Arbeit machen dann die Trümmerfrauen.
    Wenn es das Zuhause nicht mehr gibt.
    Wenn es ausser den Trümmern nichts mehr gibt.
    Die Gebeine tragen dann die Trümmerfrauen.

    Die Arbeit machen dann die Trümmerfrauen.
    Wenn die Vereinten Nationen die Zutaten zum Kochen bringen.
    Wenn die Kinder die leeren Mägen bringen.
    Wird es dann noch welche geben die sich ans Leben trauen?

    Reimen für den Frieden.

  2. „Sie werden nicht in Reih und Glied marschieren. Meine Söhne geb’ ich nicht“

    >Das Interesse junger Menschen am Wehrdienst wächst. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich 15 Prozent mehr für den Dienst bei der Bundeswehr entschieden.<

      1. Natürlich. die unteren Schichten stellen die Masse der Rekruten. Sie sollten sich aber klar sein, dass nach dem Dienst der Dank des Vaterlandes nicht so dolle ist.
        Denn die Eliten spielen in einer Liga mit dementen Alten der boshaften Ausprägung und verzogenen Kleinkindern im Trotzalter:
        Undankbarkeit, Egozentrik, Realitätsverweigerung, Bosheit, Alles bestimmen wollen, besser Wissen, völlige Rücksichtslosigkeit gegenüber den Bedürfnissen und Plänen anderer, wichtigster Satz: ich will, ich will, ich will.
        Also erst mal gucken was die Massen an Torsi bzw. Semi-Torsi in der Ukraine so geboten bekommen, für Perspektiven haben, bevor man unterschreibt.
        Es ist schon erstaunlich, wie sehr es die Medien schaffen diese mit dem Krieg einhergehende Tatsache, der riesen Mengen Verstümmelter, Entstellter, Traumatisierter völlig auszublenden.
        Die Zahlen dürften in letzer Zeit noch gestiegen sein. Wenn man den ins Netz gestellten Videoaufzeichnungen russischer Drohen glaubt, so war der Standard früher, Drohen auf das Fahrzeug, die Leute springen raus und rennen weg, so sie es schaffen. Standard heute, ein ganzes Rudel Drohnen, jeder einzelne fliehende Mann wird separat gejagt und erlegt. Kein Mensch interessiert sich mehr für die. Das sollten die Freiwilligen bedenken.
        Ach ja noch ein Literaturtipp für die Bundeswehranwärter:
        https://www.bing.com/images/search?q=krieg+dem+kriege+ernst+friedrich&form=HDRSC3&first=1

        hier kurze Auszüge aus dem Buch:
        https://thecharnelhouse.org/wp-content/uploads/2014/07/ernst-friedrich-krieg-dem-kriege-33.jpg
        http://davidmhart.com/liberty/WarPeace/Books/Friedrich/Images/Friedrich_Krieg-19.jpg

        1. In Kriegen sind idiotische Vorgesetzte schon immer mal von Untergegebenen in den Rücken geschossen worden. Warum sollte es im nächsten Krieg anders sein?
          Egal wieviel Rekruten, die Natonazis sind chancenlos.

  3. Insgesamt dienen in der Bundeswehr 11.334 Freiwillig Wehrdienstleistende. Stand Juli 2025.
    15% das sind 1.700 mehr. Da wird sich der Russe bestimmt einnässen.

      1. „Vermutlich alles Drohnenpiloten“

        Natürlich. Diese Waffengattung ist wahrscheinlich der neuste scheiß unter den Jugendlichen, kommt es den eigenen Erfahrungen aus Call of Duty doch „am nächsten“.

    1. Zum Glück rennen in Russland jeden Monat mehrere Tausend in einen Angriffskrieg.
      Bei den Prämien die die Russen zahlen, kann das für die Familie schon recht lukrativ sein, vor allem, wenn der „Freiwillige“ nicht zurückkommt.

      Ist schon lustig, dass das Forum Situationen in Russland begrüßt und in Deutschland verteufelt.

      1. „Ist schon lustig, dass das Forum Situationen in Russland begrüßt und in Deutschland verteufelt.“

        Wenn das BSW-Lager seine dummdreiste Putin-Propaganda weglassen und verschrotten würde, was bleibt dann vom BSW überhaupt noch übrig? Nichts. Ausser Drohungen mit russischen Atomraketen auf Berlin hat das BSW-Lager nichts anzubieten. Deswegen laufen die auch aktuell in Umfragen unter der Überschrift; „Sonstige- 3%“.

  4. What you call committing a crime is for some a fight to survive.
    Did you ever really feel cold, have you been hungry once in your life?
    I′m sick of your justice and courts and the way you spell DEMOCRACY.
    Here and now I declare myself to be stateless, outlawed and free.
    Jayah, jayah, jayah, jayah, jayah
    https://www.youtube.com/watch?v=BRx1I52C45E&list=RDX0HeZ7sWxMQ
    ——
    Yes when I was a child
    this country seemed so nice
    everyday to laugh and play
    didn` t see the fucking lies
    everyday to laugh and play
    didn` t see the fucking lies
    but I am older now
    I see things through different eyes
    the power of police
    the justice in this land
    the court will decide
    by the money in my hand
    yes the court will decide
    by the money in my hand
    cause money rules this world
    yes I know you understand
    No I can` t love this country anymore
    Too many of us were beaten by the law
    And I don` t want to die in another German war
    No I can` t love this country anymore
    The life of a politician
    the life of your pet
    ranks higher than of stranger
    ranks higher than of a black
    yes the life of a politician
    means more than of a black
    the police turn away
    and the right wing attack
    a blue helmet on your head
    a change in the law
    they will take any reason
    to start another war
    we are strong enough again
    to fight another German war
    blowin` flags, marching feet
    and the crowd starts to roar
    https://www.youtube.com/results?search_query=across%20the%20border%20i%20can%27t%20love

  5. Die sollen auch nicht mehr marschieren, sondern neue Transportmittel benutzen mit Panzerung, Wasserkocher und sogar Toilette.
    Scheißen auf die Felder fremder Völker ist nicht mehr erwünscht, Bomben da abzuwerfen ist aktuell ..

    1. Wenn dir also jemand sagt der Feind sind die Eigentümer der Rüstungsindustrien, wie Blackrock & Co=Superreiche, dann ist derjenige der dir das sagt dein Feind?
      Nein, ist unlogisch.

  6. Netter Song, leider im entscheidenden Punkt an der Sache vorbei: Nicht der Vater „gibt“ seine Söhne, sondern der Staat holt sie sich, wenn eine Handvoll Mächtiger beschlossen hat, die Untertanen sich gegenseitig massakrieren zu lassen, um die Macht des eigenen Staates zu sichern oder auszuweiten. Wie das geht, kann man ja schön an den brutalen Greifertrupps in der Ukraine erkennen, wenn es ernst wird = der Krieg zu verlieren droht. Menschen sind für den Staat Manövriermasse und im Krieg werden die Kriegstüchtigen wie nachwachsende Rohstoffe oder Wegwerfartikel benutzt. Das sind dann die „gefallenen“. Komisch, wenn ich hinfalle, steh ich einfach wieder auf.

  7. „Absage“ – von Yann Song King

    „Ich frage mich, gemeint ist hierbei wirklich jenes Land,
    das zu lieben mancher von euch stets zum Kotzen fand.
    Und dessen Fahne man in eurer Nähe selten sieht.
    Ein Land, in euren Augen seelenloses Staatsgebiet.
    Wer stolz darauf ist, den seht ihr doch nur als Idioten.
    Doch jetzt braucht ihr auf einmal kriegsbereite Patrioten.
    Sprecht bitte nicht vom Land, sprecht mal von euren Interessen.
    Dass wir für euch den Kopf hinhalten, das könnt ihr glatt vergessen.

    „Ich frage mich, gemeint sind von euch wirklich jene Werte,
    um die, als es mal nötig war, sich niemand von euch scherte.
    Als unsre Kinder Spielball wurden eurer irren Pläne,
    als alte Menschen einsam starben im Namen der Hygiene.
    Und meint ihr jene Ethik, welche grad noch propagierte,
    es wär ok, wenn man zwangsweise Impfstoff injizierte?
    Sprecht bitte nicht von Werten, sprecht von euren Interessen.
    Dass wir für euch den Kopf hinhalten, das könnt ihr glatt vergessen.

    Ich frage mich ganz ehrlich, welche Freiheit ihr wohl meint.
    Etwa die, die nur wenn‘s grade passt, zu gelten scheint?
    Wer euerm Tun und Glauben scharf und gründlich widerspricht,
    der spürt, für ihn gibts diese Freiheit immer öfter nicht.
    Meint ihr die Freiheit, die erstickt in Regeln und Verboten?
    Die wie ein ausgestoss‘nes Tier fortzieht auf leisen Pfoten?
    Sprecht bitte nicht von Freiheit, sprecht von euren Interessen,
    dass wir für euch den Kopf hinhalten, das könnt ihr glatt vergessen.

    Ist Frieden das, was nach der großen Katastrophe kommt,
    die Ruhe des Soldatenfriedhofs final herbeigebombt?
    Solang die Menschen glauben an den letzten großen Sieg,
    bleibt Frieden nur die Zwischenspanne bis zum nächsten Krieg.
    Mir bleibt die Hoffnung, dieses Mal kommts anders, als ihr denkt.
    Dass niemand mehr so trottlich ist und euch sein Leben schenkt.
    Die hohlen Phrasen fruchten nicht und ja, wir werden sehen,
    der Russe wird nicht kommen, aber ihr, ihr werdet gehen!“

    https://youtu.be/nu9WPIRXLBw

  8. Aaaaber! Reinhard Mey wurde durch den Beitrag „Der bashende Barde“ in der staatstragenden ZEIT bereits 2020 als früher Vordenker der „Neuen Rechten“ entlarvt! „Parteienkartell, Lügenpresse, Feminazis: Ressentiments sind heute Sache der neuen Rechten. Doch erschreckend viele finden sich schon bei einem eher linken Liedermacher.“ (Originalzitat aus: https://www.zeit.de/kultur/literatur/freitext/reinhard-mey-neue-rechte-protestmusik-folk).

    Da weiß man doch gleich, aus welcher Ecke das kommt, oder? Mey ist Staatsdelegitimierer, Frauenhasser, Salonpazifist und damit letztlich: Putinfreund. „Meine Söhne gebe ich nicht“ ist damit das Machwerk eines schlimmen Defätisten und Wehrkraftzersetzers.🤔🔨🤓

  9. Natürlich bekommen die meinen Sohn nicht, das steht außer Frage.
    Kann mir ja auch niemand schlüssig erklären, warum mein Kind für korrupte Verbrecher gegen einen Gegner antreten und sterben soll, der weiß wofür er kämpft.
    Völlig realitätsfremd….

    1. Hast Recht
      Die KI hatte bestimmt an „the Wallace leaping spring Tank“ oder an „Kriegsversehrte“ die das letzte Aufgebot stellen, beim kreieren des Bildes gedacht.

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