Seitensprung mit Ashley Madison

Plakat, The Cheating
Universal Pictures, Public domain, via Wikimedia Commons

60 Millionen Mitglieder hat das Seitensprungportal für Verheiratete Ashley Madison heute. Dabei gab es vor zehn Jahren einen Hack, der eigentlich ein Todesstoß für das Unternehmen sein sollte. Auch daran sieht man, Aufklärung funktioniert nicht.

Sicher langweilen sich viele verheiratete Menschen und suchen einen Ausbruch aus der Monotonie der ehelichen Monogamie. Das ist nicht immer ganz einfach, denn Geheimhaltung ist schwierig. Und was ist, wenn der Partner für einen Seitensprung selbst nicht verheiratet ist und größere Ansprüche stellt? Diese Frage haben sich die Gründer der Partnervermittlung Ashley Madison 2002 auch gestellt. Ihre Antwort darauf war ein Dienst, der Kontakte anbahnen sollte. Ihr Slogan: Life is short. Have an affair. Ashley Madison nannten sie ihren Dienst, weil das beliebte Frauennamen sind.

Der Hackerangriff von 2015

Das Unternehmen wuchs und immer mehr Mitglieder meldeten sich an. Ashley Madison versprach sichere Rendezvous. Die Stoßrichtung war dabei eindeutig. Es ging nämlich nur um Stoßrichtung. Um schnellen außerehelichen Sex zwischen Leuten, die beide etwas zu verlieren hatten, wenn es bekannt wird. Darauf bauten die Anbieter des Services. Zugleich versprachen sie aber absolute Datensicherheit. Bis im Juli 2015 hatte der Dienst 32 Millionen Kunden.

Netflix präsentierte kürzlich eine dreiteilige Dokumentation über Ashley Madison. Beziehungsweise über den Hack vom Juli 2015. Damals erhielt die Zentrale des Unternehmens einen digitalen Erpresserbrief. Sollte der Dienst in 30 Tagen nicht abgeschaltet werden, würde eine gehackte Liste aller Mitglieder in der Öffentlichkeit des Darknets erscheinen. Die Erpresser, die sich selbst The Impact Team nannten, wollten offenbar keine Geldsumme, wie es aussah, ging es ihnen um Anstand und Sitte. In der Dokumentation kommen auch ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens zu Wort. Einer erklärt dabei, wer der größte Kontrahent von Ashley Madison war: Die Bibel. Vielleicht erklärt das, wer die Täter gewesen sein könnten. Bis heute weiß man nicht, wer sich für den Hackerangriff zu verantworten hat.

Nach einigen Tagen, in denen das Unternehmen wie gelähmt schien und lediglich ausländische Ermittler anheuerte, die mit den Erpressern verhandeln sollten, sickerten die Informationen zur Presse durch. Von da ab berichteten große Sendeanstalten von der Geschichte, die noch viel besser werden könnte. Was sie dann auch wurde. Ashley Madison war eine Goldgrube. Den Dienst einzustellen, weil die Identitäten der Nutzer in Gefahr waren, kam gar nicht in Frage.

Im August 2015 verwirkliche The Impact Team die Drohung. Im Darknet fand man nun die Namen, sexuellen Vorlieben, Adressen, Kreditkartennummern und die verschlüsselten Passwörter der Mitglieder des Seitensprungportals. Die Medien stürzten sich noch wilder darauf. Bekannte wie unbekannte Menschen standen nun am Pranger, Politiker entschuldigten sich öffentlich dafür, dort ein Profil gehabt zu haben. Selbstverständlich wollten die meisten der Ertappten nur mal reingeschnuppert haben. In Australien konnte man bei einer Radioanstalt anrufen und die suchte live im Datensatz, ob der Liebste der Anruferin vielleicht auch auf der Liste zu finden ist.

Betrug und Fake

Im Laufe des Skandals wurde publik, dass viele Profile, die dort angeboten wurden, gar nicht von echten Frauen angelegt wurden. Es waren Fake-Profile, die die Männer locken sollten. Und noch etwas kam heraus: Ashley Madison hatte seit längerem angeboten, Profile gegen eine Summe von 19,99 Euro zu löschen. Aber vom Server gelöscht wurden alte Profile nicht. Die Hacker haben auch Profile abgefischt, für deren Löschung sich das Unternehmen bezahlen ließ. Ein ehemaliger Mitarbeiter erklärte in der Dokumentation, dass die Sicherheitszertifikate auf der Website nicht echt waren. Man hat sich da etwas mit Photoshop zusammengebastelt.

Die Stimmung Ashley Madison betreffend war im Sommer 2015 gespalten. Natürlich empörten sich viele, weil das Unternehmen betrogen und systematisch Fakes produziert hat. Aber gleichzeitig war die Schadenfreude groß. Ashley Madison war schon vorher vielen ein Dorn im Auge, nicht nur religiös motivierten Menschen. Das Unternehmen warb aggressiv für seinen Service. Es galt vielen als unmoralisches Angebot. Aber mehr als 32 Millionen Kunden machten deutlich, dass der Seitensprung ein großer Markt war. Fremdgegangen würde sowieso. Ashley Madison sorgte nicht für die Affären, es organisierte sie nur besser. Zumindest versprach das Unternehmen das.

Im Zuge der Veröffentlichungen zerbrachen viele Ehen und einige wenige Beschämte nahmen sich das Leben. The Impact Team tat genau das: Einschlagen. Doch Ashley Madison saß es aus. Die Polizei konnte nie ermitteln, wer die Daten von 32 Millionen Menschen abgegriffen und ausgestellt hat. Was auch am Unternehmen gelegen haben dürfte, das nicht sehr kooperativ gewesen sein soll.

Größer denn je

Viele haben damals gedacht, dass das Seitensprungportal am Ende ist. Nach so einem Desaster würde sich nie wieder jemand bei diesem Dienst anmelden. Fremdgehen konnte man schließlich über Jahrtausende auch ohne digitalen Treffpunkt. Und der war nun auch nicht vor Einblicken sicherer, als die Liebschaft am Arbeitsplatz oder im Stundenhotel. Sich durch fremde Betten zu schlafen war vielleicht sogar sicherer ohne ein Unternehmen, das reale Namen und Kreditkartendaten auf seinen Servern speichert.

Ashley Madison gibt es noch immer. Größer denn je. Mehr als 60 Millionen Menschen sollen dort mittlerweile Kunde sein. Doppelt so viele wie im Sommer vor zehn Jahren, als viele Mitglieder Blut und Wasser schwitzten, als sie in den Nachrichten erfuhren, dass Erpresser die Veröffentlichung androhten.

Vielleicht steht diese Geschichte aus den digitalen Welten des Turbokapitalismus exemplarisch für das Ende der Aufklärung. Die nahm an, dass man Wissen wagen muss, damit man mündig werden könne. Was pathetisch klingt, lässt sich auf diesen Satz runterbrechen: Wenn man etwas weiß, kann man vernünftiger handeln. Auf diesem Grundsatz baut auch die Idee des Journalismus: Man informiert Menschen und die wissen dann, was zu tun ist. Aber trotz der Erfahrung, die man im Sommer 2015 machte und die man überall mitbekam, denn berichtet wurde in fast allen Ländern, lassen Seitensprungwillige nicht die Finger davon. Aufklärung funktioniert doch nicht, egal wie skandalös etwas ist, in westlichen Gesellschaften ist jeder Skandal schnell wieder vergessen. Aufklärung heute ist der selbstverschuldete Eingang in die eigene Unmündigkeit.

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34 Kommentare

  1. Man kann sich VORHER die Frage stellen und beantworten, wie man sich persönlich das weitere Leben vorstellt, was man vom Leben erwartet:

    1. Eine traditionelle Ehe, vorgeblich treu, klar mit dem Risiko behaftet, erhebliche, nicht nur finanzielle Einbußen hinzunehmen, wenn man den Treueschwur nicht einhält.

    2. Eine offene Ehe, klar definiert mit gleichen Rechten für beide Seiten.

    3. Eine offene Beziehung; unverbindlich mehr oder weniger.

    4. Als Single leben.

    Nur Rosinen picken aus den 4 Varianten geht fast immer schief – und das zu Recht! Wer keinen Respekt zeigt nur weil es gerade mal juckt, aber ansonsten sich und seinem Partner etwas vorlügt was nicht ist, braucht hinterher nicht rumzuweinen, nur weil die Lügen kein Leben lang funktionieren.

    Somit ist der Hack und der folgende Todesstoß nur konsequent, sorry Leute! Freunde oder Partner zu bescheissen ist kein schützenswertes Geschäftsmodell!

    1. Mehr Partner, stellen eine Erẃeiterung dar. keine Beschränkung… ist doch völlig logisch.
      Warum sollte man sich auf auch einen Menschen beschränken…hm?

      1. @ Panicman
        „keine Beschränkung… ist doch völlig logisch.“

        Bullshit, aber was hätte ich von dir auch anderes erwartet? Darum ging es mir auch nicht, sondern darum, das es sehr wohl unterschiedliche Ansichten zu dem Thema gibt. Das ist auch völlig legitim; nur sollte man zu seiner Einstellung dann auch stehen.

        In deinem Fall machst du aus deiner Not eben eine Tugend… Auch legitim, denn so machst nur dir selbst etwas vor

    2. Die meisten Ehen oder Beziehungen scheitern nicht an Seitensprüngen, sondern an fehlender Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Der Seitensprung ist nur ein Symptom.

      Sie scheitern an Illusionen, falschen Rollenbildern, Besitzansprüchen, Hartherzigkeit, Lernresistenz und idiotischen Regeln.

            1. Aber nein, Ehe ist ein göttliches Sakrament.

              Aber Spaß beiseite, ohne privates Eigentum und den sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Verhältnissen, gäbe es nichts, was es in einer und durch eine Ehe zu regeln gäbe. Ich weiß, dass es dies schon im antiken Ägypten gab. Nicht kodifizierte Ehen gab es wohl schon früher, von denen man annehmen kann, dass sich daraus konkrete Rechtsfolgen, meist für „legitime“ männliche Kinder als Erben ergaben. Wo es nichts zu vererben gibt, macht eine rechtliche Unterscheidung zwischen den Nachkommen keinen Sinn.

    3. “ Somit ist der Hack und der folgende Todesstoß nur konsequent, sorry Leute! Freunde oder Partner zu bescheissen ist kein schützenswertes Geschäftsmodell!“

      Ich habe dazu schon einen eigenen Kommtar geschrieben, möchte aber an dieser Stelle und direkt zu deiner Aussage die Frage direkt stellen: Was zum Teufel geht das diese Denunzianten an, wie „moralisch“ oder eben nicht ihre Mitmenschen sind, wenn es sie selbst doch so offensichtlich nicht tangiert? Wollen sie die Welt in ihrem Sinne „moralischer“ machen? Dei anderen sollen so leben, wie ich es für richtig halte, ohne dass es mit meinem eigenen Leben was zu tun hat?
      Und nein, ich finde es nicht ok, einen Menschen, mit dem man sich vereinbart hat, das und wie man einen Teil seines Lebens gemeinsam geht, zu verladen. Aber das ist etwas ganz anderes und es würde mir nicht zustehen, selbst wenn ich die Macht dazu hätte, meine Überzeugungen zum Maßstab fremden Lebens zu erheben.

      1. @ 1211

        Ich bezog mich auf das Portal, welches sich ja kaum aus gutmenschlichen Erwägungen gegründet hat, sondern aus reinen Profitgründen. Somit hat es indirekt die Denunzianten eingeladen, wie eine Bank die Räuber.

        1. Oder der Supermarkt die Ladendiebe?
          Ich denke, dass es durchaus sinnvoll ist, eine Gesellschaft zu kritisieren, in der noch aus jedem Bereich menschlichen Lebens, aus wirklich jedem, eine Geschäftsidee entspringt. Das Ergebnis ist, dass man 60 Facebookfreunde und keine richtigen menschlichen Freunde mehr hat, bei denen man unabgesprochen abends vorbeigehen kann, weil man den Blues hat.
          Das gilt so auch für dieses merkwürdige Portal, von dem ich gestern zum ersten Mal was las. Es ließe sich viel dazu schreiben und meine Zuneigung zu den smarten Betreibern des Portals, stelle dir bitte sehr begrenzt vor. Nur ist für mich vollkommen unklar, womit ich einen Anspruch begründen könnte, warum die ihre Tätigkeit einzustellen hätten? Weil es meinen Ideen widerspricht? Denen der 60 Millionen Nutzer offensichtlich nicht. Was sollte mich berechtigen, meine Vorstellungen über die der Seitenspringer zu stellen? Das machen diese Hacker – Taliban aber, die die Schließung erzwingen wollten. Sie stehen weit unterhalb jeden Ladendiebes oder Bankräubers. Es ist dann nur noch ein quantitativer Unterschied zum Steinigen der Ehebrecherin. Der Anspruch, über deren Handeln befinden zu dürfen, ist der gleiche.

          1. @ 1211

            Formulieren wir es mal so: Wenn ich schon meine Partnerin betrügen ‚muss‘, dann lege ich die Umsetzung nicht in die Hände von mir völlig fremden Leuten, deren einziges Geschäftsmodell es ist, Millionen von Leuten beim Betrug gegenüber weiteren Millionen Leuten zu unterstützen oder sie gar dazu zu animieren (und dabei noch ganz nebenbei meine Partnerin, welche ich zu betrügen beabsichtige, offenlege), sondern ‚organisiere‘ das selbst. Wenn ich dafür aber entweder zu blöd bin oder einfach nur respektlos genug, muss ich mich nicht wundern, das so eine Schnittstelle für Millionen eine voraussehbare Aufmerksamkeit erregt und zu Hacks aus welch immer gearteten Gründen einlädt. Natürlich wären auch für mich finanzielle Beweggründe nachvollziehbarer als pseudomoralische, aber mir noch die Beweggründe der Hacker für das Auffliegen meines Betrugs auswählen zu wollen, wäre ja wohl mindestens ein genauso pseudomoralischer Bullshit, nicht wahr? Hat mich nicht meine eigene Dummheit, mich einem Bertugsspezialisten anzuvertrauen selbst erst in die missliche Lage geführt? Wie doppelmoralisch ist es da, die Moralfrage auf die Hacker abwälzen zu wollen? Wie dummdreist und respektlos wäre es, sich darauf bei der betrogenen Partnerin herausreden zu wollen?

            Sich bei FB anzumelden, wohlmöglich noch um „Freundschaften“ zu schiessen, ansonsten aber gegenüber Behörden Datenschutz einzufordern ist übrigens genauso hirnverbrannt.

            Wenn ich etwas Delikates plane, dann posaune ich es nicht vorab im Netz vor Millionenpublikum hinaus; in der Hoffnung, das sich keine plappernde Baerbock findet, die es weitertratscht.

  2. Der Mensch sollte sich einmal ein Beispiel an den Bonobos, den Verwandten der Schimpansen
    nehmen. Sex wenn man gerade Lust hat! Es ist wohl eine der wenigen Lebensformen, die mir
    der Partnersuche keinen Stress hat. Im Gegenteil, des Sex baut den Stress ab, sollte er einmal
    aufkommen. Den Menschen könnte man jetzt raten auch diesen Lebensstiel zu versuchen.
    Speziell einige Politikerinnen würden sich dann wahrscheinlich auch nicht fortpflanzen.

      1. Was habe ich jetzt verpasst? Von Ricarda Lang habe ich nur gehört, dass
        sie sich wieder zur Wahl stellen läßt. Und Hofreiter ist doch ein Mann…..oder?

        1. Es dürfte sich wohl um die Trumpolinistin handeln, auch als Baerbock bekannt. Seit November öffentlich. Aber damit beginnt es schon, das verklemmte unaufgeklärte Spielchen. Warum keine Namensnennung? Wo es doch sowieso schon bekannt ist. Von ihr selbst verkündet. Sollte das als Diskretion erscheinen? Oder hat man Angst, in die Klatsch- und Tratsch-Ecke einsortiert zu werden? Dann bewegt man sich ganz auf der Linie des betreffenden Portals. Und hätte wohl besser den Mund gehalten, äh, die Tastatur. 🙂

        2. @ Träumer
          „… würden sich dann wahrscheinlich auch nicht fortpflanzen.“

          Ich meinte Weidel, welche dem von dir angesprochenen „Lebensstiel“ nichts abgewinnen kann und sich somit nicht fortpflanzt, sondern adoptiert.

  3. Kapiert’s doch, der Mensch ist eben nicht monogam!
    Ich lebe seit über 40 Jahren polyamor.
    Das funktioniert ganz toll, trotz aller gesellschaftlichen Anfeindungen.

    1. Der Mensch ist weder monogam noch polygam.
      Es gibt da mindestens so viele Varianten wie Sternzeichen und deines, nämlich Zwillinge, ist ganz besonders polygam. Das ist alles. Steinböcke wie z.B. der Rebell sind aber oft sehr monogam – obwohl bei ihm: Er ist ja auch noch Aszendent Zwillinge… Ja da weiß ich jetzt auch nicht wie das ausgeht 😀
      Aber Astrologie-Spaß beseite.
      Ich kenne eine ganze Reihe Menschen, die sehr monogam sind. Und das ganz natürlich, ohne falsche Verklemmtheit , dumme Moralvorstellungen oder sonst was. Es gibt da eben verschiedene Wesensarten in verschiedenen Menschen und beides hat Vor- und Nachteile. Ein lang andauernde monogame Beziehung kann bei entsprechend talentierten Menschen zum Beispiel viel tiefer und damit auch erfüllender sein als Geplänkel mit Mehreren und Wechselnden, was dann oft recht oberflächlich bleibt. Es gibt aber zum Beispiel auch die Variante, dass ein Mensch zwischen seinem körperliche Wesen und seinem spirituellen Wesen einigermaßen gespalten ist. Der braucht dann für jeden seiner zwei Teile ein unterschiedliches Gegenüber. Und die eine Beziehung bleibt dann quasi „platonisch“ ist aber genauso wichtig, wie die zweite, die vor allem körperlich ist.

  4. Das außereheliche Gerammel dieses VIPs interessiert doch nicht und die auf dem Titelbild sind ohnehin längst verwest, eingeäschert oder so weiter.

  5. Sicher langweilen sich viele verheiratete Menschen und suchen einen Ausbruch aus der Monotonie der ehelichen Monogamie.

    Wie kommt der Autor auf die Idee, dass sich auf dem Portal nur Verheiratete tummeln? Und wie kommt er auf die Idee, alle Verheiratete huldigen der monogamen Ehe? Nur, weil das bei einigen Religionen so gefordert wird? Und wie kommt der Autor auf die Idee, 60 Millionen stünden stellvertretend für den Rest der Menschheit?

    Das ist ein Portal für schnellen und unverbindlichen Sex. Dass sich die Mitgliederzahl nach dem Datenskandal verdoppelte, liegt einfach auch daran, dass die allermeisten Benutzer keinerlei Problem damit haben, ihre Neigung nach schnellem Sex zu verheimlichen.

    Nachdem der Autor seine albernen Gedanken darlegte, kommt er zu einer – *zensiert – recht abenteuerlichen Schlussfolgerung:

    Aufklärung funktioniert doch nicht,

    Muss man sich Sorgen machen?

    Oder will er sein puritanisch-religiöses alberne Weltbild verdeckt unter die Leute bringen? Gönnt er anderen nichts oder kriegt er – *zensiert *zensiert *zensiert

    Bei einem Kommentar hätte ich ja einfach weiter gescrollt…

    1. Prinzipiell magst du richtig liegen; mit einer Ausnahme, nämlich wenn Kinder in’s Spiel kommen. Oder hättest du es damals toll gefunden, wenn sie dich in der Schule ständig genervt hätten mit „Ey Dan! Wie man hört, echt geile Schlampe deine Mutter! Mach die mir auch mal klar…“?

      P.S.: Dein „*zensiert *zensiert *zensiert“ Geschreibsel wiederspricht deinem hier behaupteten coolen Gehabe, da drücken sich viele von dir Kritisierte weniger verklemmt aus. Just a thought…

      1. Ja bitte, was möchtest du mir mitteilen?

        Dass einige Datingsportalnutzer Kinder haben? Was hat das mit den kinderlosen oder ‚Kinder schon erwachsen‘ Personen zu tun?

        Hier geht es um die alberne Vermutung bezüglich einer gescheiterten Aufklärung; die hätte der Autor auch profan an den Millionen deutscher Lottospieler fest machen können, aber dann wäre die Albernheit seiner Vermutung wahrscheinlich jedem sofort aufgefallen.

        Im letzten Absatz widersprichst du dir übrigens selbst.

  6. Für mich ist das die falsche Diskussion. Die Art und Weise, wie meine Mitmenschen ihre Sexualität leben, ob ehrlich oder verlogen, mono- oder polygam, hetero – oder homosexuell oder überhaupt nicht, hat mich einen Scheiß anzugehen. Jedenfalls solange sie nichts mit Kindern oder nichteinvernehmlicher Gewalt machen. Was umgekehrt genau so gilt.
    Was diese 60Millionen Nutzer dieses Portals treiben, mag ich gut oder schlecht finden, es ist so überhaupt nicht meine Angelegenheit und geht ausschließlich die jeweiligen Partner, wenn es sie denn gibt, etwas an.
    Der These des Autoren, dass Aufklärung versagt, ich denke, er fast das als gesellschaftlichen Begriff, würde ich wahrscheinlich zustimmen, ohne aber zu verstehen, was das mit dieser widerwärtigen Denunziationsaktion zu tun hat. Hält er das für „aufklärerisch“? Nee jetzt? Die Initiatoren dieser Aktion sind erkennbar von noch üblerem Kaliber als Täter, die hätten Geld erpressen wollen. Sie wollen bei ihren Menschen erzwingen, dass sie sich verhalten, wie SIE es erwarten. Nun will ich nicht so tun, als wenn menschliche Gesellschaft funktioniert, ohne das Prinzipien akzeptiert und ggf. durch Sanktionen durchgesetzt werden : Du sollst nicht töten usw. Und wenn es Ergebnisse der Aufklärung gibt, viele sind es wahrscheinlich nicht, dann zum Beispiel, dass moderne Gesellschaften nicht mehr den Anspruch erheben, Ehebrecherinnen steinigen zu dürfen. Diese Hacker – Denunzianten fallen dahinter zurück und islamische Faschisten bringen das konsequent zu Ende.

  7. Der Artikel geht doch völlig am Thema vorbei.

    Schopenhauer hat erkannt, dass der Mensch keinen freien Willen hat. Er ist triebgesteuert. Einer der stärksten Triebe ist der Sexualtrieb.

    DAS ist der Grund, weshalb es diese Plattformen gibt: Mit dem Sexualtrieb lässt sich enorm viel Geld verdienen. An der Stelle bedient und „missbraucht“ der Kapitalismus ein starkes Bedürfnis. Sex sells.

    DAS ist der Grund, weshalb das Internet voll mit Pornos ist. Frustrierte Ehemänner und -frauen holen sich dort Ersatzbefriedigung.

    DAS ist der Grund, weshalb es Seitensprünge gibt und viele Ehen an Sexlosigkeit (unter Anderem!) zerbrechen.

    Erst hier kommt Kant ins Spiel: Aufklärung wäre in der Tat ein guter Lösungsansatz. Aber die würde darin bestehen, dass man diesen Trieb endlich anerkennt und nichts Böses darin sieht, sondern mit seinem Partner offen darüber spricht und nach Lösungen sucht. Offene Beziehung kann eine Lösung sein, muss aber nicht. Wichtig ist zunächst, dass man die Bedürfnisse des Partners ernst nimmt und nicht verurteilt.

    Oder wie ich immer sage: Unsere Gesellschaft ist oversexed und underfucked.

    Das hat Gründe, die nicht nur im Kapitalismus zu suchen sind, aber auch.

  8. Noch nie davon gehört. Na gut, bin auch nicht verheiratet, hätte aber als Frau ‚freien‘ Eintritt, sagt gugl. Das sagt schon alles. Geld scheffeln mit Fetischismen aller Art, in Zeiten des sich schon länger ausbreitenden Rückganges analoger Sexualität (zumindest in den Regionen des westlich-transatlantischen Kulturraums), auf den sich inzwischen auch noch das ‚woke‘ Tabu des wolllüstigen heterosexuellen Geschlechtsverkehrs mit seinen darin aufscheinenden tierischen Anteilen drauf setzt. Das erschafft Notlagen, deren sich der in monetärer Hinsixht immer kreative Kapitalismus anzunehmen weiß wie früher die katholische Kirche in vergleichbarer Situation.
    Und, hilft uns das jetzt weiter? Oder sollte das lediglich ein diskreter Hinweis auf existierende Möglichkeiten sein? Ich möchte dem Verfasser hier nix unterstellen, aber verstehen könnte ich so ein kleines Nebengeschäft wohl schon, bei den prekären Verhältnissen im Journalismus heutzutage. Ist das Unternehmen vielleicht an der Börse? 🙂
    Um Mißverständnissen vorzubeugen, kommt hier noch explizit hinterher: Sarkasmus aus!

  9. Privacy im digitalen Raum ist den meisten Menschen schlicht egal. Vermutlich ist das auch der Grund, warum die Kommentare hier alle an diesem Punkt vorbeigehen. Ich habe jedenfalls die Intention des Artikels dahingehend aufgefasst, dass man den Leuten vor Augen führen will, wie sorglos und selbst nach enormen Datenschutzpannen/Skandalen die Leute weiter mitmachen. Offenbar ist jetzt sogar auf einigen grossen Porno-Seiten Identifikationspflicht. Auch das wird den Grossteil der Leute nicht stören. Warum auch nicht den Betreibern und irgendwann (nach einem Hack) der ganzen Welt die eigenen sexuellen Präferenzen (oder Perversionen) mitteilen?
    Der Grund für den vermutlich unausweichlichen „Sieg“ des Industrie-Finanz-Digital-Komplexes liegt in wesentlichen Teilen in der erschreckenden Unbedarftheit und fahrlässigen Gleichgültigkeit der Nutzer im digitalen Raum.

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