Kriegsuntüchtigkeit – ja bitte!

Bundeswehrsoldaten
isafmedia, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Ein Lied für den Frieden – zu „kontrovers“ für den SWR? Reinhard Meys Klassiker „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ fliegt aus der Hitparade.

Reinhard Mey ist seit Jahrzehnten im Genre der deutschsprachigen Poeten/Singer/Songwriter ein überragender Kopf. Seinen 1986 erschienen Anti-Kriegs-Klassiker “Nein, meine Söhne geb` ich nicht” hat er unlängst mit einer Gruppe befreundeter Musiker noch einmal eingespielt, und es ist kein Zufall, dass  er schon über 22 Millionen mal angehört wurde. Das Lied eines Vaters, der seine Söhne für das Leben und nicht zum Töten, für den  Frieden statt zum Krieg erzieht,  geht unter die Haut und ins Herz, es berührt – emotional, klar, wahr.

In der jährlichen  SWR1-Hörer-Hitparade des Südwestfunks war der Song denn auch regelmäßig hoch platziert – im letzten Jahr auf Platz 13 von 1000 – kann aber in diesem Jahr nicht mehr gewählt werden, er wurde in der Nominierungsliste gestrichen.  Zu “kontrovers” befand die Redaktion des öffentlich-rechtlichen Senders. Und weist darauf hin, dass man den Titel “selbstverständlich” per manueller Eingabe weiterhin wählen kann und er nicht aus politischen, sondern aus technischen Gründen aus der offiziellen Nominierungsliste gestrichen worden sei – um  “Manipulationsversuche” auszuschließen.

Haben da im letzten Jahr etwa “russische Hacker” zugeschlagen und den Friedenssong in die Top-20 gepusht ? Und wenn nicht Putin, hat etwa der millionenstarke Verein “Vater und Mutter gegen Kanonenfutter” die Hitparade unterwandert und alle anderen Fanclubs, die ihren Hit nach oben manipulieren, aus dem Feld geschlagen ?

Natürlich nicht. Gewählt und hoch geschätzt wurde und wird dieses Lied von den Menschen, die es gehört haben – nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt, wie die zahlreichen weltweiten Reaktionen von Youtubern und Podcastern zeigen: “heartbreaking”, “passionate”, “deep”, “most powerfull german song”. Nicht wenigen kommen beim Anhören die Tränen, auch wenn sie die Lyrik nur grob übersetzt mit englischen Untertiteln verstehen. Mit einer englischen Fassung könnte der gute Reinhard Mey auf die alten Tage sogar noch einen regelrechten Welthit landen. Was deutlich machen würde, wie tief die deutschen Staatsfunker in Zeiten der Kriegsertüchtigung schon gesunken sind, dass sie diesen Song verbannen, als “kontrovers”. Im vorigen Jahrhundert nannte man es glaube ich “wehrkraftzersetzend”….

Der Artikel erschien auf Mathias Bröckers‘ Website.

Mathias Bröckers

Mathias Bröckers ist Autor und freier Journalist. Seine Werke „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ (1993), „Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.“ (2002) und „Wir sind die Guten – Ansichten eines Putinverstehers“ (2014) wurden internationale Bestseller. Er lebt in Berlin und Zürich und bloggt auf broeckers.com
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17 Kommentare

    1. Den SWR sinngemäß zitierend: „Wer behauptet, wir hätten das Lied aus der Nominierungsliste entfernt, der sagt ganz doll riesig die Unwahrheit, jawoll! Richtig ist: das Ding nennt sich VORSCHLAGSliste!!“

      Kann man sich geben, muss man aber nicht.

  1. Dies deutschen ÖR-Prpagandkanäle sind mit die kriminellsten Kriegstreiber Europas!
    Billige Propagandahuren der ekelhaftesten Art! Schämen solltet ihr euch bis ans Ende eurer miserablen Tage!

    1. „kriminellsten Kriegstreiber …. der ekelhaftesten Art!“

      Sind Sie @Faber schon zurück aus Rio und als „Brasil-Liebender“ alle Leichen nach dem Abschlachten letzte Woche ordnungsgemäss eingesackt, dass Sie uns in unserem friedvollen German Reich wieder per Datenleitung mit Ihrem Gelaber langweilen müssen?

    1. Ich hab grade ein Werbebanner mitten durch Ihren Beitrag. Zielgruppengemäß zur Alzheimervorsorge. Jedenfalls kriege ich aufm Smartphone mehr Werbung als Content angezeigt, aber nur im Forum.

  2. Wahrscheinlich spielt man jetzt lieber Mike Krüger: Ich bin ein Bundeswehrsoldat, ein
    toller Typ….und ich hab mein Vaterland so furchtbar lieb. Leute, auch das ist ein kritisches
    Lied!!!

  3. Genau das löst Ängste bei Menschen …
    Ein Staat der sich für solche Dinge hergibt , vernichtet damit die Grundlagen auf die Er selber aufbaut ..

  4. Das Lied hat inzwischen noch mehr internationale Beachtung gefunden, wobei man erwähnen sollte, dass das schon vor einigen Monaten begonnen hat. Nur einige Beispiele:
    https://www.youtube.com/watch?v=zvlEGgnRDNs
    https://www.youtube.com/watch?v=MzJvD0hFd1w
    https://www.youtube.com/watch?v=D5tw6qSEwP0

    Das hatte ich nicht gedacht, dass dieser alte Liedermacher, der mit dem harmlos-hübschen „Über den Wolken“ bekannt wurde, als ich damals noch zur Schule ging, noch einmal etwas Wirbel machen würde. Obwohl – er hat ja zuletzt auch andere kritische Stücke geschrieben, etwa „Sei wachsam“ https://www.youtube.com/watch?v=CdBo34ycvkw&list=RDCdBo34ycvkw&start_radio=1
    oder „Das Narrenschiff“ https://www.youtube.com/watch?v=46hobUy4mc4&list=RD46hobUy4mc4&start_radio=1

    Tja, man muss in diesen neuen Zeiten nur aufrecht bleiben wer man einstmals war – und gilt dann gleich als radikal …

  5. Im Netz war übrigens zu lesen, dass die Filmaufnahmen für die Neuaufnahme des Titels “Nein, meine Söhne geb` ich nicht” in jenem tristen Waldgebiet bei Halbe in Südbrandenburg gedreht wurden. Für jene Leute, denen „Halbe“ nichts sagt: Dort fand Ende April 1945 eine der letzten großen Kesselschlachten des Zweiten Weltkriegs statt. Noch heute werden immer wieder weitere Knochen gefunden.
    Quelle: Kommentare unter diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=XHj-s3UjZ2A

    Irgendein ein Gegner Liedes soll es kürzlich als „Friedenskitsch“ bezeichnet haben.
    Da ist man sprachlos.

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