In diesen Kreisen

Friedhof
Pudelek, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Vorgestern

Hunderttausende auf Friedensdemonstrationen. Man fordert: „Abrüstung muss sein.“„Kampf dem militärisch-industriellen Komplex.“ „Stoppt den Atomtod.“„Bundesrepublik ohne Armee.“

Weil Menschenrechte, die Gleichberechtigung und für eine bessere Welt.

Und wählt grün.

Man tut das so in diesen Kreisen.

Gestern

Der erste innereuropäische Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Die NATO greift, ohne UN-Mandat, Jugoslawien an. Man bombardiert Elektrizitätswerke, chemische Fabriken, Brücken und den Fernsehsender. Und tötet Tausende.

Weil Menschenrechte, die Gleichberechtigung und für eine bessere Welt.

Und wählt grün.

Man tut das so in diesen Kreisen.

Heute

Man hetzt die Menschen zum Krieg. Deutschland muss sich verteidigen. Wieder einmal. Kanonen statt Butter. Der Feind steht im Osten. Diplomatie ist was für Russlandversteher. Russland versteht nur eine Sprache. Deutschland braucht Europas größte Armee.

Weil Menschenrechte, die Gleichberechtigung und für eine bessere Welt.

Und wählt grün.

Man tut das so in diesen Kreisen.

Morgen

In den ersten Wochen des neuen Krieges. Als deutsche Panzer wieder gegen Osten rollen und in Moskau deutsche Raketen einschlagen und Abertausende im deutschen Bombenhagel sterben, jubelt man. Die haben es nicht besser verdient.

Weil Menschenrechte, die Gleichberechtigung und für eine bessere Welt.

Und wählt grün.

Man tut das so in diesen Kreisen.

 

Übermorgen

Man sagt: „Wir dürfen uns von der atomaren Drohung nicht einschüchtern lassen.“ – „Das trauen sie sich sowieso nicht.“ Bis zu dem Tag als die Bomben fallen, kein Vogel mehr singt und die Zeit aufhört zu existieren und der Tod allgegenwärtig wird. Und denkt selbst im Sterben noch, die anderen sind schuld, wir haben doch alles richtiggemacht.

Weil Menschenrechte, die Gleichberechtigung und für eine bessere Welt.

Und stirbt.

Und wählt nun nicht mehr grün.

Man tat das so in diesen Kreisen.

Jörg Djuren

Jörg Djuren, Jahrgang 1963, definiert sich seit seinem fünfzehnten
Lebensjahr als Anarchist, politisiert in der Anti-AKW-Bewegung, der
Auseinandersetzungen um BürgerInnenrechte, u.v.a.. Sozialpsychologe und
Politikwissenschaftler, Physikstudium mit Abstechern in die Philosophie,
Mathematik und Informatik. Er schreibt unter diversen Pseudonymen (Tuja,
Yuriko Yushimata, Ada Frankiewicz, u.a.). Bücher und Texte von ihm
finden sich auf den Webseiten www.irrliche.org, www.ethikkommission.info
und auf www.archive.org.
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17 Kommentare

  1. Und was gilt für CDU SPD FDP und ANTIFA Parteien. Die Leute sind dumm, verlogen, hinterhältig und prinzipienlos und mögen Parteien, die genau so sind. Sie sind mit den unglaubwürdigsten Versprechen zu locken.

    1. > Die Leute sind […] und prinzipienlos

      Das stimmt ja gerade nicht. Überall dort, wo man sich mit etwas Klimpergeld Biogemüse, vegane Schnitzel u.Ä. billig Distinktion kaufen kann und mit etwas mehr Klimpergeld Solarzelle, Flugmeilenkompensation und Elektroauto-Carport zeigt man gerne, wie prinzipienfest und weltrettungsaffin man ist.

      @Artikel: „…kein Vogel mehr singt“

      Gerade die Vögel haben schon vor 65 Millionen Jahren den Hyperbombeneinschlag im Golf von Mexiko ganz fidel überstanden.
      Ich würde auch sagen, dass all die Grünen, die Joschkas Weg folgen wollen und eisern und ohne Rücksicht auf Verluste die Nähe zur Nato/USA suchen, einfach nur grün angestrichene Karrieristen sind. Die sind grün, weil viele Karrieristen in den Medien ebenfalls grün angestrichen sind. Umwelt zieht. Klima zieht. Abrüstung zieht nicht mehr.

      Grün sein ist ein Wohlstandsnebenprodukt. Indem die Politik den Wohlstand verkümmern lässt, verödet auch der Nährboden für grüne Politik.
      So wie die AfD durch Angst vor Wohlstandsverlust gewinnt, so verlieren die Grünen. Die SPD und mehr und mehr auch die CDU stehen daneben und wissen nicht recht, wie ihnen geschieht. Ihre Funktionäre sind durch jahrelang trainierten Neoliberalismus unempfindlich gegen die Befindlichkeiten der Wähler geworden. Die Medien der Milliardäre stehen jederzeit bereit, ihr Mantra von der notwendigen korrekten Kommunikation der Einschränkungen und Grausamkeiten mitzusingen und alle Einwürfe und Bedenken mit nur gefühlten Missständen zu erklären.

      Die Menschen, die die Welt eher fühlen, als schlau darüber zu räsonieren und mit rechtgläubigen Lehrsätzen zu flankieren, überzeugt’s nicht so recht.

  2. Wenn das Demo-Theater und bürgerliche Parteien einen Sinn haben, dann Demokratie vorspielen. Es ist egal, welche Parteien die Wahlen gewinnen, es kommt immer eine politische Variante heraus, die das Manipulationssystem aufrecht erhält und die Kapitalherrschaft nicht gefährdet.
    Ich bin mir nicht sicher, ob das mit BSW nicht genauso laufen würde. Entweder werden ihm die „Sachzwänge“ so plausibel gemacht, dass es denen folgen muss, oder es gäbe einen „demokratischen Unfall „.

      1. „Das macht mich jetzt traurig, und auch ein bisschen wütend.“

        keine Ahnung, wo ich das her habe , aber es war zutiefst sarkastisch/zynisch gemeint und ich liebe es.

  3. Grün wählen ist für die Leute so etwas wie die Beichte in der katholischen Kirche, man bereinigt sein Gewissen, alle Sünden sind vergeben. Und damit auch die von Baerbock getätigten Waffenlieferungen an Israel, der Maledivenurlaub, die Fahrt mit dem SUV, um 1 kg Lebensmittel zu holen,…und man ist schließlich gegen rechts und Rassismus, außer es betrifft derzeit Russen und Palästinenser. Und nicht zuletzt ist man für die Forcierung der Erneuerbaren, also Zerstörung von Biotopen alle paar Kilometer, PV auf Wiesen statt an kilometerlange Schallschutzwände und -wälle an Autobahnen, die nach Süden zeigen, man ist für Straßenbahnen, die Verkehrsraum weg nehmen und mehrmals so teuer sind wie Busse, und dazu noch vielfach mit Rollstuhl nicht erreichbar sind,….kurzum. die haben es drauf, haben ja schlieslich studiert, irgendwas philosophisches.

  4. „Jugoslawien an. Man bombardiert Elektrizitätswerke, chemische Fabriken, Brücken und den Fernsehsender. Und tötet Tausende“.
    Vor Jahren konnte man auf YuoTube den Sprecher der Nato hören und sehen: „80 Prozent der Infrastruktur Jugoslawiens sind zerstört“.
    Heute hört man fast täglich von der zerstörten Infrastruktur der Ukraine. Natürlich mit dem Zusatz der bösen Russen.

  5. Naja.
    Die Grünen scheinen unverwüstlich zu sein. Sie erfinden sich irgendwie immer wieder neu und können auf eine Wählerschaft bauen, die Ihnen alles, aber auch wirklich alles verzeiht und vergibt, denn – aufgepasst – sie wollen ja nur das Gute.
    Und um dieses Gute zu erreichen, muss man sich in einer bösen Welt, in der wir ja nun mal leben, eben auch verbiegen und anpassen. Da kann man halt nichts machen. Aber wir halten unsere Ideale hoch.
    Was man soll denn gegen einen Putin machen, der halt keinen Frieden will und lieber ein Nachbarland bombardiert? Dann müssen wir eben Waffen an die arme Ukraine liefern, es geht halt nicht anders, so ist das dann eben. Es ist schade, ja und auch nicht gerade toll, aber wir haben halt keine Wahl.
    Die Grünen werden auch bei der nächsten Bundestagswahl wieder ziemlich gut abschneiden.

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