Die Besten bei der Weltmeisterschaft

Flugzeug der Qatar Airways
Md Shaifuzzaman Ayon, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

 

Pünktlich zur Weltmeisterschaft hat es Katar auf die deutsche Hitliste der Schurkenstaaten geschafft. Die Aufregung darum wächst stündlich.

ZDF-Journalist Jochen Breyer war schon mal vor der Weltmeisterschaft in Katar. Dort hat er sich mit verantwortlichen Katarern, WM-Botschaftern genauer gesagt, unterhalten. Logischerweise trafen Welten aufeinander. Es ging um Homosexualität als Sünde und Schaden. Und um Frauen, die man wie eine schöne Süßigkeit verpacken sollte.

Schlagartig hat es Katar auf einen Spitzenplatz in der deutschen Schurkenstaatliste geschafft. Nicht, dass man vorher glaubte, das Emirat sei eine lupenreine Demokratie. Aber irgendwie schien es so, als habe man hierzulande seinen Frieden mit dem kleinen Land gemacht, in dem zum Vergnügen der fußballbegeisterten Welt, mal eben Tausende Sklavenarbeiter ihr Leben lassen mussten.

An Nancys Wesen …

Zeitlich passend haben Deutschlands Quantitätsmedien dann doch noch Katar für sich entdeckt. Knapp vor der WM geht man der Sache jetzt doch nochmal auf den Grund. Die zeitliche Nähe ist wichtig, denn so entsteht vermutlich keine Debatte mehr darüber, ob man an diesem Turnier teilnehmen soll oder nicht. So kurz vor Beginn kann man ja nicht mehr abspringen.

Versprochen hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen dem WM-Zuschauer aber auch, während des kompletten Turniers eine kritische Sportberichterstattung zu liefern. Sportreporter sind jetzt nicht einfach nur Kommentatoren des sportlichen Geschehens, sondern müssen als politische Kommissare an die Sache rangehen. Das kann ja was werden …

Es ist ja alles richtig, Katar ist kein Land, dem man Vertrauen schenken würde. Es sei denn man ist ein europäischer Topverein, der das Emblem von Katar Airways als Sponsor auf der Brust trägt: Dann vertraut man gerne – und kassiert noch lieber. Aber für unsere europäischen Augen und Ohren ist Katar nicht wirklich verlockend. Nur was kann man machen außer durch Abwesenheit, sprich: Boykott, glänzen? Und selbst der ist nur Symbolik.

Nancy Faeser hat das sinngemäß so erklärt. Sie fährt jetzt lieber mal doch zur Weltmeisterschaft, vermutlich als politische Repräsentantin – und auch um den Prozess in Katar zu begleiten. Will heißen: Sie nimmt die Katarer an die Hand und will ein leuchtendes Beispiel dafür sein, wie es Katar richtig machen könnte. Nämlich so wie Nancy und ihre demokratiebewährten Deutschen, die alle, wirklich alle Menschen lieben. Mittlerweile klingt die ganze Debatte um Katar nach dem traditionellen Konzept des Westens: Nämlich nach Doppelmoral.

Werden wie wir

Sicherlich muss man echt keine Sympathie für die Scheichs und ihr System pflegen, aber warum ausgerechnet wieder mal das deutsche Wesen glaubt, es müsse andere Nationen – gleich wie drakonisch sie sind, gleich wie tyrannisch sie in ihrem Inneren agieren – genesen lassen? Das macht die gesamte Berichterstattung um den WM-Gastgeber Katar von Stunde zu Stunde unerträglicher.

Nehmen wir nur nochmal Jochen Breyer als Beispiel. Dieser Tage strampelt er sich daran ab, Katar als Diktatur zu präsentieren, gerade so, als habe man das eben erst entdeckt. In einem ZDF-Video heißt es gar, Katar habe sich entlarvt. Ganz so, als ob das alles was Neues wäre. In einigen Tagen wird Breyer dann vor dem Mikrofon stehen und über Taktiken, Fouls und Kader fabulieren. Natürlich mit dem in Aussicht gestellten kritischen Unterton. Ob er über die in Katar auch von deutscher Firmenhilfe errichtete Infrastruktur sprechen wird, weiß man nicht. Wohl eher nicht. Denn die bösen Jungs sind die Katarer und nicht deutsche Unternehmer, die Geld verdienen wollen, ganz gleich unter welchem Regime.

Es bleibt ja nur ein Ausweg, wenn man den neuesten Erkenntnissen über den neuesten Schurken konsequent begegnen will: Man fährt nicht hin, man berichtet nicht davon. Das wären Sanktionen, die anders als die Sanktionen gegen russisches Gas, nicht wehtäten. Ohne Energie kann man zwar leben, friert aber und büßt beträchtlich Lebensqualität ein – Blasenentzündung inklusive. Ohne Weltmeisterschaft ändert sich für einen faktisch nichts. Dennoch: Diese einfache Sanktion, die kaum jemanden schadet, man ergreift sie nicht. Stattdessen empört man sich aber, wie schlecht die Welt außerhalb Deutschlands zuweilen ist.

Dem kann man offenbar nur begegnen, indem man jemanden nicht nur als Repräsentanten Deutschlands schickt, sondern ihn auch als Botschafter der Menschlichkeit, des Anstandes und des richtigen Haltung dorthin schickt. Auf dass die Katarer es endlich einsehen und die Welt es endlich begreift: Wir sind nicht die Guten – nein, wir sind die Besten! Fehlerlos ohnehin. Ihr müsst nur werden wie wir, mehr verlangen wir gar nicht.

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10 Kommentare

  1. Empörung ist In. Da kann man die eigenen Sünden kleiner reden. „Journalistische Sorgfalt, Informationsbedarf…“
    Sanktionen nur gegen Kommunisten oder Ex-Kommunisten oder Perser, denen soll es sauber reinziehen.
    Ich schaue gern Fussball, habe mich jedoch köstlich amüsiert, als die Mannschaft um Stolperstar Thomas Müller von den agilen Koreanern 2018 aus dem Turnier geworfen wurde. Und jetzt: Männer in kurzen Hosen bei Novemberkälte in der fernen Heimat und Habeck sitzt bei uns im Keller und regelt die Heizung- nein danke, ich habe keine Lust mich beim Zuschauen zu erkälten.

  2. Na denn, die nächste mediale Sau wird durch das MSM-Dorf getrieben.
    Die Tageschau, mutiert zur Tages-Sau.
    Es war ein Trauerspiel, nach über fünfzig Jahren islamischer Präsenz in D, einen bildungsresisten Reporter zu erleben, der nicht einmal in der Lage ist den religiösen Begriff Haram und die Bedeutung desselben zu erfassen.
    Allah sei Dank wurde Hallal nicht angesprochen, das hätte wohl den Reporter-Minimal-Geist vollends verknotet.
    Tip an die Kataris das aktuelle Motto des deutschen Regimes nicht zu beherzigen: Am deutschen Wesen soll die Welt verwesen!

  3. Was wohl der Kaiser dazu meint?
    War es nicht er, der sich so dafür einsetzte?
    Der Herr Blattler sagte doch ganz unverblümt, die Kataris erhielten die WM, weil diese eine Bestellung an franz. Raphael Kampfflugzeuge erhielten. Er sagte auch das der Deal die Amis aus dem Rennen schickten. Herr Platini sollte beim abschmieren auch erwähnt werden, was für ein Trio!
    Also wenn Katar die Nase voll hat mit „woken Geschwätz“, könnten diese ja mal selbst eine Untersuchung zur Korruption eröffnen…
    Die Arenen fürs Volk, damals durften die Gladiatoren noch mit richtigen Bestien kämpfen, nur heute geht es um das bezahlen…
    Menschenrechte anprangern, aber das eigene Land unterdrücken, die Wirtschaft ruinieren, lockdown für die Gesundheit einer kleinen Klique, hallo spahn, lauterbach…

  4. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Irgendwie kommt es mir ständig so vor, als inszeniere man etwas,
    ignoriert dabei sämtliche mahnenden Stimmen und am Ende gibt
    es dann den fürchterlichen Katzenjammer und mimimi und „Das
    konnte doch wirklich keiner wissen.“
    Na ja, das es dabei um Geld und nichts als Geld geht wird immer wieder
    geflissentlich ausgeblendet.
    Der Kaiser konnte damals auch keine Zwangsarbeiter auf den Baustellen
    erkennen und überhaupt hat er dann am Schluß noch nicht mal mehr gewusst,
    was er da überhaupt unterschrieben hat.
    Ist ja auch überaus praktisch. Statt Verantwortung zu übernehmen, erinnert man sich einfach
    an nix mehr.
    Das wusste auch schon Chris Roberts 🙂
    https://youtu.be/BXeu8VqhENE

  5. In der Tat, die Moralinisierung hat Hochkonjunktur, und Ministerin Faeser gehört zu ihren Fackelträgern, das spiesst De Lapuente ganz richtig auf. Die Verlogenheit feiert Triumphe – aber halt, das ist auch schon wieder moralisierend. Vielleicht reicht es, darauf hinzuweisen, dass man mit seiner Selbstgerechtigkeit, die sich im deutschen Fall wohl aus dem Bedürfnis speist, überkompensierend die aus dem begangenen Zivilisationsbruch resultierende Schmach vergessen zu machen, sich keine Freunde schafft.

    Selbstverständlich werden auch die Katarer weiterhin und zu ihrem Vorteil mit Deutschen geschäften, bietet sich allerdings eine Gelegenheit, den Almanis elegant ein Bein zu stellen, werden sie sie nicht auslassen. Ebenso wenig wie all die anderen von den Wesen-Exporteuren geschuhriegelten Staatsregierungen. Und da die westliche und damit auch deutsche Macht merklich geschrumpft ist, wird das nicht ohne Wirkung bleiben.

  6. War nicht gerade eben noch unser weiser Wirtschaftführer Rrrrrobäääärt just in Katar zum Kniefall vorgeflogen, um für Flüssiggaslieferungen zu betteln ? Da waren die Zustände dort seltsamerweise noch so gar kein Thema in den Gleischschrittmedien.

    Ist das nun stattfindende woke Bekreischen altbekannter Tatbestände jetzt die Retourkutsche für mangelnden Lieferwillen der Kataris ? Oder erfolgt das im Auftrag der USA, weil die OPEC sich deren Anordnungen nicht nur dreist widersetzt, sondern auch noch dem pöhsen Vladi zugunsten auch noch einfach mal die Fördermengen massiv reduziert hat ?

  7. Die Vergabe der WM an Katar fand ich wirklich hanebüchen.
    Aber die jetzige Kampagne, so kurz vor Beginn finde ich verlogen und scheinheilig.
    Beispiel Goretzka, der grad groß tönte gegen katar.
    Aber sein fürstliches Gehalt, dass auch zu wesentlichem Teil durch Sponsoer qatar airways finanziert wird,
    kassiert er gern.
    Ebenso geht er mit dem FC bayern wie jedes Jahr ins Trainingslager dorthin.

  8. Hier mal ein Serien und ein Film-Tipp aus der Heimat Schweiz – der FIFA-Präsidenten:

    „[…]Schweizer Alltag in Katar und den Emiraten – Im Bann der Fussball WM 2022 (1/4) | Doku | SRF Dok[…]“

    Quelle und weitere Folgen (2-4) von Schweizern, die in Katar leben und arbeiten hier zu finden:

    https://www.youtube.com/watch?v=_rNwaEdm8DE

    ….und hier ein (angeblich kritischer) Report aus der Schweizer Heimat der FIFA-Präsidenten und wie es zu Katar kam als Austragungsort der Fussbal-WM 2022:

    „[…]FIFA schickt Fussball-WM 2022 in die Wüste – Katars Kampf für ein modernes Image | Doku | SRF Dok[…]“

    Quelle:

    https://www.youtube.com/watch?v=6aq6JugtFQo

    ….wer des Schweizer Deutschen nicht mächtig ist, der kann diese interessanten Dokus auch mit deutschen Untertiteln ansehen….

    ….die Kommentare zu der Serien und dem Doku-Film aus der Schweiz sind auch interessant (und teilweise sehr kritisch über das „weißwaschen“ der WM bzw. Katars, aber schaut dort selber vorbei um euch eine Meinung zu bilden.

    Gruß
    Bernie

  9. Die Berichterstattung kommt einzig und allein als „Vergeltung“ für die OPEC+ Beschlüsse, die Katar vollumfänglich unterstützt und auch als Retourkutsche für den gescheiterten Gas-Bettel-Versuch vom Schweinebauern.
    Würde Katar, wie gewünscht, seine Vertragspartner in den Allerwertesten treten und Gas zum Dumpingpreis nach Europa liefern, kein schwarzer Fleck wäre im ÖRR auf den weißen Kaftanen zu sehen.

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