Billy, sei kein Held, komm zu mir zurück

Soldatengrabstein, auf dem Billy steht.
Quelle: Dieses Bild wurde mittels KI entwickelt.

Unsere schönsten Antikriegslieder. Heute: Billy, Don’t Be a Hero.

Der Song erschien 1974, mitten im Klima von Vietnamkriegsprotesten und wachsender Skepsis gegenüber militärischem Heldentum. Geschrieben von Peter Callander und Mitch Murray, wurde er fast gleichzeitig in zwei Versionen veröffentlicht: von der britischen Band Paper Lace und von den amerikanischen Bo Donaldson & the Heywoods. Vor allem Letztere machten das Lied in den USA zu einem Nummer-Eins-Hit.

Während in den USA noch junge Männer für den Krieg nach Südostasien eingezogen wurden, traf das Stück einen Nerv. Es verband eingängigen Pop mit einer klaren Erzählung: Kein Heldentum, kein Ruhm, sondern der Verlust eines Lebens und einer Liebe: Billy, don’t be a hero, don’t be a fool with your life.

Der Held als Narr

Im Text spricht eine junge Verlobte zu Billy. Die Marschkapelle zieht durch die Straße, die Soldaten reihen sich ein – und Billy will mit. Sie fleht ihn an sich nicht zum Narren zu machen und den Helden zu spielen. Doch Billy zieht los. Aufhalten kann sie ihn nicht. And as Billy started to go, she said, „Keep your pretty head low.

Im Gefecht meldet er sich freiwillig, ignoriert ihre Worte. I need a volunteer to ride out / And bring us back some extra men / And Billy’s hand was up in a moment. Billy stirbt den Soldatentod, die Armee schickt einen Brief: Ihr Billy sei ein Held gewesen, man solle stolz auf ihn sein. Aber die Frau zerreißt das Schreiben. Den Narren will sie schnell vergessen: I heard she threw the letter away.

Billy, Don’t Be a Hero ist kein Metaphern-Lied, sondern erzählt eine Geschichte, die sich im Krieg seit Menschengedenken immer wieder ereignet. Gerade zieht dieser Klassiker in den Bann. Zwei Liebende werden durch die Ereignisse getrennt, das gesellschaftliche Klima presst Billy ins Rollenbild des Helden und raubt ihm so sein noch junges Leben. Der Refrain ist fast naiv einfach. Selten war ein Protestsong so beschwingt und hat die falsche Sicherheit so versiert musikalisch erfasst.

Schnell vergessen

Das Lied wurde daher häufig missverstanden: Manche hörten es als gefälligen Popschlager, andere aber auch als eine Kritik der Feigheit. Billy, Don’t Be a Hero zeigt die Sinnlosigkeit von Heldentum im Krieg – ein Orden, ein Brief, und am Ende wirft die junge Geliebte selbst diese Utensilien weg. Es stimmt einfach nicht, dass man sich immer an den Helden erinnern wird. Leichter ist es, seine Narretei zu vergessen. Ihr enttäuschter Wunsch ist zu schmerzhaft: Billy, don’t be a hero, come back and make me your wife.

Das Andenken währt nicht ewig. Es endet oft schon kurz nach der traurigen Benachrichtigung. Ob jungen Männern im Feuereifer so eine Aussicht gefiele und zur Vernunft bringen könnte?

Soldaten sind Mörder. Das sagt ein bekannter Ausspruch. Dieser Protestsong spielt eine andere Ebene aus: Soldaten sind Narren. Wer hingeht, wer sich nicht mit allen Mitteln wie ein Held zur Wehr setzt, kann schnell vergessen sein. Dieses Heldentum gegen eine Kriegsbeteiligung ist das einzige Heldentum, das die Geliebte akzeptiert hätte.

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Knut Weil

Knut Weil summt passioniert Lieder und legt Wert auf Taktgefühl. Dass er auf Antikriegslieder steht, versteckt er heutzutage lieber, um nicht staatsanwaltlich belästigt zu werden.
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37 Kommentare

  1. Fällt mir jetzt erst auf:

    Dass er auf Antikriegslieder steht, versteckt er heutzutage lieber, um nicht staatsanwaltlich belästigt zu werden.

    Gibt es nicht vorher aus pragmatischen Gründen Warnungen des Kartells, die man nur einfach richtig lesen können sollte?

    #R.Mey #DerstillePutsch

  2. Das Lied wurde daher häufig missverstanden:
    Manche hörten es als gefälligen Popschlager, andere aber auch als eine Kritik der Feigheit.

    Schlechte Voraussetzungen für eine klare Botschaft.

    Selten war ein Protestsong so beschwingt und hat die falsche Sicherheit so versiert musikalisch erfasst.

    Im Sinne von trügerischer Sicherheit durch heitere und beschwingte Musik?
    Die heitere und beschwingte Musik als Kontrastprogramm zur sich vollziehenden Katastrophe?
    Heiter-fröhlich in den Untergang.
    Kann man machen.

  3. Ist das grauslich. Um diesen Spitzensong nicht (wieder) begegnen zu müssen, würden Menschen mit Ohren sogar töten.
    Dieser Smash Hit fand höchstwahrscheinlich auch seinen Weg nach Guantanamo, als Folter-Dauerschleife.

      1. Ausgerechnet der heutige Regimeclown Kalkofe.
        Früher konnte der noch einem zum lachen bringen.
        Heut löst der nur noch Ekel und aufrichtigen Hass aus.

        1. Er hat irgendwann etwas zum Thema „Ukraine“ gesagt, das ich reichlich uninformiert fand. Aber er ist eben auch ein Kumpel von Welke!

          Habe ich sonst noch etwas verpasst?

          (Das Video ist übrigens auch von früher (TM)!)

          1. „Habe ich sonst noch etwas verpasst?“
            Ja, und dafür beneide ich dich ein wenig. 5 Jahre Hetze On Demand gegen „Leugner“, „Verschwörer“, „Nazis“, „Russenliebhaber“ und etliches anderes „Freiheitsfeindliches Gesocks(Originalton Kalkofe) in fast jedem Sender und jeder Sendung unserer Schönen Heimat.

            1. Oh? Ich sehe nicht mehr fern. Gibt es dazu Aufzeichnungen? Ich würde die dann zumindest überfliegen und evtl. meine Sympathien korrigieren. Einiges, was er gemacht hat, ist wirklich verdammt gut!

                1. Reine Notwehr! Ich habe 2015 beim Anblick von Gabriel („kommunistische Regierung, die …“) oder eines Herrn aus dem Land der Finnen und Trichinen den Fernseher angebrüllt. Das war echt nicht mehr gesund! (Was sollen denn die Nachbarn denken?)

                  1. Der Vorteil von den modernen Fernsehern ist, dass sie nicht mehr
                    implodieren, wenn man eine schweren Gegenstand auf sie wirft.
                    Trotzdem vermeide ich viel herum zu zappen um nicht dei Migosa
                    und Co. zu landen.

  4. Antikriegslied? Aha, verstehe!

    Würde stattdessen mal eher vorschlagen, diesen Streifen hier coram publico der Kriegssüchtigen zu stellen:

    https://www.youtube.com/watch?v=VSSMl8uJ11Q

    Wage zwar zu bezweifeln, dass die 4,8 Millionen, die bis vor 12 Jahren schon dieses ‚geile‘ Machwerk sich reingezogen haben, überhaupt begriffen haben, was mit ihnen geschah, die Kommentare darunter sagen wohl alles. Allein die ersten drei haben mir gereicht,

    1* That soldier who knelt to widow, I love him for respect and care he showed.
    2* who on earth could watch and listen closely and not tear up?
    3* I was an officer in charge of the funeral services and had to present to flag to the family of a fallen soldier.

    Die danach folgenden 4 bis x sind auch nicht – sagen wir mal – viel „einvernehmlicher“. Nun gut, wünsche dann auch weiterhin viel Spass beim nächsten Ausflug – Venezuela vielleicht?

    Ob dieses Opfer, diese vielen übrigens – to Make America Great AGAIN – wirklich diesen blau-weiß-rot getünchten Fetzen Stoff wert ist, den es dafür gibt? Bittere Zähren der Empfänger:Innen darob als Antwort?

    Den Buben&Mädels hierzulande – ob kriegs- und opferwillig oder nicht – sei dann wenigstens die Frage gestellt, ob sie ihren Anverwandten, vorallem ihren Kindern wie am Ende des Streifens, solche Szenen wirklich zumuten wollen.

  5. Antikriegslied? Aha, verstehe!

    Würde stattdessen mal eher vorschlagen, diesen Streifen hier coram publico der Kriegssüchtigen zu stellen:

    https://www.youtube.com/watch?v=VSSMl8uJ11Q

    Wage zwar zu bezweifeln, dass die 4,8 Millionen, die bis vor 12 Jahren schon dieses ‚geile‘ Machwerk sich reingezogen haben, überhaupt begriffen haben, was mit ihnen geschah, die Kommentare darunter sagen wohl alles. Allein die ersten drei haben mir gereicht,

    1* That soldier who knelt to widow, I love him for respect and care he showed.
    2* who on earth could watch and listen closely and not tear up?
    3* I was an officer in charge of the funeral services and had to present to flag to the family of a fallen soldier.

    Die danach folgenden 4 bis x sind auch nicht – sagen wir mal – viel „einvernehmlicher“. Nun gut, wünsche dann auch weiterhin viel Spass beim nächsten Ausflug – Venezuela vielleicht?

    Ob dieses Opfer, diese vielen übrigens – to Make America Great AGAIN – wirklich diesen blau-weiß-rot getünchten Fetzen Stoff wert ist, den es dafür gibt? Bittere Zähren der Empfänger:Innen darob als Antwort?

    Den Buben&Mädels hierzulande – ob kriegs- und opferwillig oder nicht – sei dann wenigstens die Frage gestellt, ob sie ihren Anverwandten, vorallem ihren Kindern wie am Ende des Streifens, solche Szenen wirklich zumuten wollen.

      1. „„Nein, meine Söhne geb’ ich nicht« von Reinhard Mey aus der SWR 1-»Hitparade entfernt .“

        Solche Dinge heute lesen zu müssen, habe Ich mir auch nicht träumen lassen o(
        Aber was will man verlagen .. das hier zb steht im Internet für Karusell .. o)

        „wer die rose wer die rose ehrt, der ehrt heutzutage auch den dorn
        der zur rose noch dazugehört noch solang solang man sie bedroht
        einmal wirft sie ihn ab, einmal wirft sie ihn ab
        das wird sein wenns sein wird
        und alle sie lieben

        wer die liebe wer die liebe ehrt, der ehrt heutzutage auch haß
        der zur liebe noch dazugehört noch solang solang man sie bedroht
        einmal wirft sie ihn ab, einmal wirft sie ihn ab
        das wird sein wenns sein wird
        und mensch ehrt den menschen“

        1. Ist mir nicht entgangen. Ist wirklich Sch….. in einem Albtraum zu leben! Wie muss sich Tucholsky seinerzeit gefühlt haben? Wenn man fühlt, was kommt?

          1. So geht es mir auch, bist da nicht alleine o)))

            Scheiße wenn man seine eigene Ohmacht anerkennen muss. Jedoch im Plural können die Folgen dann aber ganz andere sein !

            1. Es gibt keinen „freien Willen“. Wir können nur beobachten was so alles passiert. Und dabei gilt, was Deschner geschrieben hat: „Wer Weltgeschichte nicht als Kriminalgeschichte schreibt, ist ihr Komplize!“. So ist das eben bei der dritten Schimpansenart!

  6. We Want Peace – Emmanuel Jal
    https://www.youtube.com/watch?v=u_cRG3oIw6I&list=RDu_cRG3oIw6I&start_radio=1

    Emmanuel Jal: Die Musik eines Kriegskindes
    Fünf Jahre lang kämpfte Emmanuel Jal als Kindersoldat im Sudan. Von einer Entwicklungshelferin gerettet, wurde er zu einem internationalen Hip Hop-Star und zum Aktivisten für Kinder in Kriegsgebieten. In Worten und Texten erzählt er die Geschichte seines erstaunlichen Lebens.
    https://www.youtube.com/watch?v=nF_dHdNOgSA

    Grand Funk Railroad ~ “People Let’s Stop The War‘
    https://www.youtube.com/results?search_query=grand%20funk%20let%27s%20stop%20the%20war

    Alicia Keys – Holy War
    https://www.youtube.com/watch?v=Zed17O3vNgI&list=RDZed17O3vNgI&start_radio=1

  7. Völliger Bullshit in ein fremdes Land zu gehen und den Einheimischen zu zeigen wer hier ab sofort der große Macker ist. Davor warnen die Antikriegslieder. Absolut zu Recht.
    Kann mir aber nicht vorstellen, dass die Verteidigung der eigenen Grenzen, Städte und Regionen da drunter fallen. Wie müssten sich da die Rotarmisten im großen Vaterländischen Krieg gefühlt haben, wenn der Barde um die Ecke kommt und davon singt, die eigenen Leute im Stich zu lassen.
    Dem Barden wäre es wohl schlecht ergangen.

  8. Billy Don’t Be A Hero ?….Paper Lace?……Himmel.

    Hier mal ein Ausschnit aus was aktuellerem (von 1984. lol) mit etwas mehr Biss.

    But the foolish clan that walked the land
    Was the creature, that they called man
    They’re cannibalistic, paranoid fools
    Tricking each other with games and rules

    Training their men to kill and fight
    Moving and stearing their mechanized might
    The only thought that man had in mind
    Was to conquer the world and the rest of mankind

    And with the thought that they were right
    They gave you permission to take a man’s life
    The ones you killed fought just as hard
    Then you even had the nerve to pray to god

    But god don’t wanna hear all your mess
    When you ain’t the one that he laid to rest
    The devil’s children with no disgrace
    Crushed and killed the human race

    While they got rich off the games and war
    What in the hell were you fighting for
    A silly ass metal, a stupid parade
    For all those innocent people you slaid

    And after that, you couldn’t even get a job
    Cause fighting that war made you a slob
    A seargeant and major, a corporal, Lieutenant
    Titles and positions were all invented

    You, and me, and all this mess
    Are just a bunch of pieces in a game of chess
    It’s all the same, a third world war
    A blood thirsty massacre just like before

    It’s genocide, three billion tears
    Feeding on a war every twenty years
    Then one day we heard the sound
    Of the whole damn world tumbling down

    Just one big BOOM, and what do you know
    The world is a ghetto, high and low

    -M. Glover – Furious Five –

  9. Ich finde das Lied ganz furchtbar, ist musikalisch schon nicht meins und inhaltlich so lala!
    Was Reinhard May betrifft, so ging mir dieser Weichspüler schon immer auf den Sack!
    Das war mehr was für meine Mutter, die das Zeugs schon beim Frühstück dudeln lies.
    Mag sein, das ich dadurch etwas voreingenommen bin…..

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