
Ein Blick aus der Zwischengeneration.
„Damals war es Friedrich“, so heißt ein Buch, das wir vor ca. 45 Jahren als Teenager in der Schule lasen. Der Eingangssatz, der den Titel erklärt, ging mir immer nach, so wie er sich mir damals eingeprägt hat: Damals waren es die Juden, heute sind es die Ausländer, morgen werden es vielleicht die Weißen, die Christen oder die Beamten sein.
Ich war christlich und weiß und mein Vater Beamter; darum hat es mich getroffen. Und während wir drinnen im Klassenraum lasen, wie es damals für die Juden war, stand draußen an zig Fassaden zu lesen: „Ausländer raus“.
Das geschmierte „Ausländer raus“ war der Hintergrund unserer Jugend. Es kam eine neue Generation; als unsere Kinder jugendlich wurden, geschahen verborgen im Untergrund die Morde des NSU, an Ausländern, weil sie Ausländer sind. Als Erwachsene erlebten unsere Kinder offen im Vordergrund die Morde von Hanau an migrantischen Menschen, getötet für Migrationshintergrund.
Heute gewöhnen wir uns an das schmierige Wort „Remigration“, werden daran gewöhnt nicht nur dort, wo es offen und gerne gebraucht wird, sondern auch und erst recht, wo man sich vornehmer ausdrückt, wo es „nur“ heißt: Rückführung, Ausweisung, Abweisen, schon an den Grenzen, im großen Stil. Dieser Stil wird heute modern.
Früher waren es Juden, später wurde es Migranten. Kürzlich habe ich noch mal geschaut nach unserer Schullektüre: „Damals war es Friedrich“, das Buch von Hans Peter Richter. Erstaunt bemerkte ich nun: im Originalzitat war von Ausländern noch gar keine Rede. Veröffentlicht in den 60er-Jahren, bezieht sich der Eingangssatz, der den Titel erklärt, auf ein anderes Heute. Tatsächlich steht da:
„Damals waren es die Juden. Heute sind es dort die Schwarzen, hier die Studenten.
Morgen werden es vielleicht die Weißen, die Christen oder die Beamten sein.“
Das Heute, in dem Richter von Damals schrieb, war das der Bürgerrechtsbewegung und der Proteste gegen den Krieg damals im Fernen Osten Vietnams. Es war die Zeit der Schüsse auf Martin Luther King, auf Benno Ohnesorg und Rudi Dutschke, Zeit der Verhaftungen fürs Schwarzsein und fürs Demonstrieren gegen Krieg. Wen lassen wir heute verhaften?
Und wer wird es morgen?
Martin Niemöller könnte uns dazu wohl Folgendes sagen:
Als sie die Sozialisten verhafteten, habe ich nichts gesagt, ich war ja kein Sozialist.
Als sie die Juden holten, habe ich nicht protestiert, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, war niemand mehr übrig, um für mich zu sprechen.
Damals waren es die Juden, davon erzählt das Buch „Damals war es Friedrich“. Heute wäre es nicht Friedrich. Noch bevor ich auch nur den Vornamen ausschreiben kann, ergänzt meine Autokorrektur: ‘Merz’. Doch dieser Friedrich muss heute nicht fürchten, was damals dem jüdischen Jungen im Buch und in der deutschen Wirklichkeit geschah: Damals stirbt Friedrich bei einem Luftangriff, weil ihm der Zutritt zum Luftschutzbunker verwehrt wird. Wem verweigern wir heute den Schutz vor Krieg und Gewalt? Und wer wird es morgen sein?
Damals sprach man von unwertem Leben, heute spricht man von Sozialschmarotzern; werden es morgen (wieder) die Behinderten sein, die Invaliden? Denn was heißt ‘In-valide’, wenn man es schlicht übersetzt: Es bedeutet tatsächlich ‘un-wert’. Wer wird uns morgen noch alles un-wert sein, angeblich nicht produktiv, vielleicht depressiv, arbeitslos oder in Frührente?
Doch halt nein, keine Sorge, nicht mit der AfD – da wird’s keine Frührente geben. Rente gibt es da erst nach 45 Beitragsjahren (oder Pension nach kurzer Zeit im Parlament).
Wenn wir erst wieder „kriegstüchtig“ sind, was werden uns Kriegsinvaliden wert sein?
Wer ist uns heute und morgen noch wert, in unserer Gesellschaft zu leben?
Damals waren es die Juden, denen man ironisch ‘Fahrscheine’ erteilte, nach Jerusalem ohne Rückfahrt, um ihnen schon mal Angst zu machen, damit sie „freiwillig“ gehen. Heute finden migrantische Menschen zynische Abschiebetickets im Briefkasten. Wer wird morgen ausgewiesen, eingeschüchtert, abgewiesen? Kriegst Du morgen noch einen deutschen Pass, wenn Du keinen „biodeutschen“ Namen hast?
Damals waren es die Juden. Heute sind es v.a. Muslime. Werden es morgen die Christen sein?
Hoppla, im Nahen Osten sind sie’s ja schon, wenn sie arabisch stämmig sind, z.B. im Westjordanland, in dem auch das Christentum seine Wurzeln hat.
Damals wurde jüdische Kunst als „entartet“ bezeichnet. Heute werden traditionelle arabische Tücher „Terrorlappen“ genannt. Und morgen eröffnen wir mit dem Papst eine Boutique in Wuppertal – aber wehe, er betrachtet „unser“ Christkind in palästinensischem Tuch und Gewebe.
Als wären wir nicht alle verwoben.
Als ob es mich nicht selbst betrifft, solang es nur die andern trifft. Ab wann und wo betrifft es mich? Bei wem zeigen wir uns betroffen? Fragen wir noch mal Niemöller.
Damals waren es außer Juden und Kommunisten Homosexuelle und noch viele andere und es wurden immer mehr. Viele sind es auch heute: verachtet, rechtlos, bedroht.
Für manche ist es besser geworden. Wir haben ja aus der Geschichte gelernt.
Damals kamen Schwule ins KZ. Heute kannst Du offen homo leben und gleichgeschlechtlich Eltern sein. Aber wehe, Du bist transgender. Welche Lebensform wird morgen verachtet? Kinderlos, Patchwork, alleinerziehend?
Glauben wir wirklich, wo wir andere missachten, kann es uns selber nicht passieren? (Hast Du auch in der Schule andre gemobbt, damit es Dich nicht selbst erwischt?) Wenn die migranitschen Menschen wirklich weg wären, wem wird es wohl dann an den Kragen gehen? In einem System, das auf Sündenböcke setzt, gibt es keine sichere Seite. Und wann kann wer was noch sagen?Damals wurden Witze verboten, heute wollen manche das Gendern verbieten. An welche Worte wollen wir uns gewöhnen? Welche Aussprache wird morgen unerhört? Wird Dein Tonfall, Akzent oder Dialekt öffentlich unaussprechlich werden?Wenn Du freie Rede willst, wähle nicht Worte mit Gewalt, als könnte es Dich nicht selber treffen.
Wenn Dein Leben Dir etwas wert ist, schätze den Wert des Lebens der andern.
Damals Die, Heute Die, Morgen Die. Können wir aufhören von „denen“ zu reden, als wären „Die“ immer alle gleich, als ginge es nicht immer um echte Personen, mit Namen, Familien, Geschichten.
Wenn unser Heute Damals wird, was wird man morgen von uns sagen?
Welche Rolle spielen wir in den historischen Filmen, die sie morgen drehen?
Sind wir Statisten, die im Tenor mitblöken oder die einfach nur schweigen?
Auf welchen Seiten im Geschichtsbuch werden wir morgen erscheinen ?
Bitte weiter denken. Danke
PS: Aus Angst vor aktuellen Gewaltandrohungen gegen Menschen, die den Genozid in Gaza ansprechen, habe ich zuletzt ein Gedicht nur unter Pseudonym veröffentlicht. Nicht zuletzt diese Erfahrung der berechtigten Angst, für freie Rede bedroht zu werden, hat mich zu diesem Artikel bewogen.
Schöner Text, aber einen Einwand hätte ich als religionsferner Mensch schon:
Das Christentum ist Antisemitismus pur, und im angelsächsischen Wales hat das sogar mal ein Philosoph vor 100 Jahren, in einem Klassiker der Religionskritik, so auf den Punkt gebracht, und nein, auch in Deutschland wissen das religionskritische Menschen durchaus bis dato – die Verharmlosung fängt schon damit an, dass man von “christlichem Judenhass” im deutschen Sprachraum, statt “christlichem Antisemitismus” spricht.
Es ist purer Antisemitismus in allen christlichen Konfessionen – tausend Jahrhunderte vor Hitler (der übrigens, wie alle Faschisten, bekennender gläubiger Christ war), der direkt zu Auschwitz, und der Vernichtung der europäischen Juden Beitrug.
Das Christentum übrigens geht auf den Antisemiten Paulus zurück, was auch jeder Religionskritiker weis, der sich einmal kritisch mit den Evangelien auseinandergesetzt hat.
Fazit:
Hört endlich auf mit der Heuchelei, und Schonung, sämtlicher christlicher Konfessionen, und benennt endlich den im Alltag vorhandenen christlichen Antisemitismus als die Urquelle der Shoa.
Bei der ständigen Zunahme der Konfessionslosen wäre es endlich Zeit (auch) hier reinen Tisch mit den beiden Großkirchen in Deutschland zu machen – die, rein nach der Lehre des Paulus, immer der Obrigkeit geben was sie will, auch in der Zeit von 1933 – 1945, und auch heute, seit Corona, und Ukrainekrieg, sind die kirchlich frommen Christen obrigkeitshörig bis zu geht nicht mehr 🙁
Gruß
Bernie
Das Christentum wurde von den Römern als anti-jüdischer Kult rund um einen falschen Rom-freundlichen Messias nach der Eroberung im Jahr 70 durch Titus gegründet. Im “Neuen Testamant” sind etliche wirklich haarstäubende antisemitische Geschichten versteckt, die sich aber nur gebildeten und aufmerksamen Lesern im Zusammenhang mit der Begleitliteratur erschließen.
Für die Entwicklung zur universellen Sklavenreligion unter Titus’ Bruder Domitian waren die Einbringung von Paulus’ new-age pseudo-Judentum und die Vermischung mit klassischen Ideen der griechischen Philosophie die entscheidenden Punkte. Am Ende hat der Blödsinn dann im Zug des wirtschaftlichen Scheiterns des Staats die ganze römische Staatsreligion, von der heutzutage kaum jemand eine auch nur eine Ahnung hat, ersetzt .
Lieber Emil, danke für die Erörterung, aber die sogenannte “Heidenmission” geht auf Paulus zurück – Christus, sollte es ihn je real gegeben haben, wollte das Judentum reformieren. Er hielt nichts von der Bekehrung der “Ungläubligen”. Ein hochaktuelles Buch eines bekannten Religionskritikers weist genau auf diesen Punkt hin, denn die ersten Christen gingen von der “baldigen Apocalypse” aus. Erst Paulus bog die Sache, entgegen der ersten Christen in Israel, so hin, dass die Religion für “Heiden” aufnahmefähig wurde – er stellte sich damit gegen die Lehre von Jesus, verkaufte das aber als die Lehre des Jesus – eine Taktik die bis dato – leider – mehr als aufging.
Im übrigen, ich bleibe dabei, es sollte endlich mal hier eine Aufklärung 2.0 stattfinden, den die christliche Religion – die sich heute weitgehend auf Paulus, einen Antisemiten, beruft – ist Antisemitismus pur.
Wie schon gesagt, die Schonzeit für die Christen sollte – auch in dieser Hinsicht – alltäglich endlich vorbei sein…..
Ja, ich weis, bleibt ein frommer Wunsch, da ja im Bundestag eine “Christliche Partei” – und andere kirchlich gebundene Parteien – dem entgegenstehen…..der Aufklärung 2.0.
Im angelsächsischen Sprachraum, zumindest in GB, waren die da schon um einiges weiter, ob das heute noch so ist lasse ich mal dahingestellt.
Gruß
Bernie
PS: Oben geschriebenes gilt natürlich auch für Religionen, die auf das Christentum aufbauen, und dem nachfolgen – dem Islam z.B…..;-)
Allgemein zu Religion – ein Klassiker von Ludwig Feuerbach:
“Nicht Gott schuf den Menschen, nein der Mensch schuf sich Gott!”
Ein zeitlos gültiger Ausspruch, aber das ist ein anderes Thema, was New Age und sogenannte “neue” Religionen – oder Götter – angeht 😉
Lies doch mal Joseph Atwill, der hat da eine Menge rausgefunden. Ich beschäftige mich seit langem damit weil ich darüber zur Beschäftigung mit der antiken Literatur gefunden habe. Die “Evangelien” und die damit verbundenen Werke von Josephus sind zugleich das großartigste Werk der Literatur und auch der größte Betrug aller Zeiten.
Zum Glück waren die Autoren so eitel das sie das Angeben mit ihren Taten nicht lassen konnten. Es ist wirklich faszinierend, dass das zwei Jahrtausende lang offenbar niemand rational betrachtet hat, und auch heute kaum jemand wirklich versteht wie die Mächtigen immer noch solche Geschichten unters Volk bringen.
Danke für den Hinweis und von mir einer aus neuerer Zeit:
https://www.alibri.de/Shop/Produktdetail/ProductID/879/txtSearch/Luther
Kein geringerer als Martin Luther war ein (großer) Antisemit vor dem Herrn, wie Paulus eben auch….
Gruß
Bernie
PS: DIe Seite ist auch sonst sehr ergiebig was Religionskritik (queerbeet durch alle Religionen) angeht – nur so als Tipp von mir 😉
Das ist zu einfach gedacht. Natürlich gab es auch Christlichen Judenhass. Die mittelalterliche, christliche und ständisch streng nach Zünften organisierte Gesellschaft hatte Juden streng aus vielen Bereichen wirtschaftlich ausgeschlossen. Und Luthers Schriften lesen sich an vielen Stellen wie antijüdische Streitschriften. Hier gab es durch religiös verbreiten Judenhass. Diesem religiösen Judenhass konnte sich jeder durch konvertieren entziehen. Einmal getauft, galten die judenfeindlichen gesellschaftlichen Restriktionen nicht mehr
Doch und da gebe ich Dir recht, dieser hat nur wenig zu tun mit dem neuzeitlichen, modernen Antisemitismus.
Doch woher kommt dieser nun? Mit der wissenschaftlichen Beschreibung und Klassifikation begann auch die rassistisch begründete Einteilung von Menschen. Ein methodisch fragwürdiger Baustein waren zweifellos Schädelvermessungen in Paris in der zweiten Hälfte des 19.Jhh., bei denen die nach Europa verbrachten Schädel von Afrikanern (statistisch vor allem schlecht ernährte Kinder und Frauen, früh gestorben) vermessen und mit denen von Europäern (statistisch mehrheitlich alte, gut gewährte weiße Männer) verglichen worden. Die, aufgrund ihrer methodischen Fehler völlig wertlosen Messungen, waren Ausgangspunkt der rassebiologischen Ideologie, bei denen sich weiße Männer ihre herrenmenschliche Überlegenheit über andere Menschen pseudowissenschaftlich selbst attestiert haben. Diese pseudowissenschaftliche Rassenbiologie bildete den Hintergrund, vor dem der Faschismus sowohl höherwertige Menschen züchten versuchte, als auch unseres Leben ausselektieren zu versuchte. Das kulmunierte in der industriellen Menschenvernichtung von unwertem Leben ebenso wie im Gerede vom slawischen Untermenschen, je weiter ostslawisch um so uneerter zu Leben.
Die Lehre aus Auschwitz kann so nur sein: Alle Menschen sind gleich, kein Mensch steht über einem anderen.
Die Lehren von Auschwitz dürfen eben nicht auf eine moderne Version von schützenwerterem Leben gegenüber weniger schützenswertem Leben führeb! Auch darf die Vorstellung eines
Untermenschen nicht in kulturelle, wissenschaftliche, politische Gebiete übersetzt und transferiert werden, wie wir es heute oftmals sowohl in Bezug auf Russen und Russland wie auch auf die Palästinenser in Nahost erleben.
Hallo klaudie,
ich neige zuzustimmen, aber mit dem “christlichen Judenhass” bleibe ich bei meiner Ansicht, dass ist eine Umschreibung, und Verharmlosung, des Begriffes “Antisemitismus”, der direkt zur Shoa, zum Holocaust an den europäischen Juden geführt hat.
Wollte eigentlich den angelsächsischen, walisischen, Religionkritiker (ein Klassiker der britischen Religionskritik) nicht erwähnen, aber tue es jetzt doch – “Warum ich KEIN CHRIST BIN” von Bertrand Russell (im Original vom Buchtitel abgeschrieben) – er schreibt eben davon, dass der “christliche Judenhass” eben der ganz banale “Antisemitismus” ist, aber wie gesagt, dass soll jeder bei Russell selbst nachlesen.
Beide Großkirchen übrigens, dass weis jeder Religionskritiker, waren Stützen des deutschen, und internationalen, Faschismus – auch so ein Thema, dass gerne totgeschwiegen wird – wie gesagt sie beriefen sich auf Paulus von dem der Satz im Original stimmt, und nicht vom (angeblichen) Jesus Christus, “Gebt der Obrigkeit was die Obrigkeit verlangt”…..das praktizieren die Kirchen, nicht nur in Deutschland, bis heute…..
Gruß
Bernie
Man sollte schon die Sorgfalt aufbringen, zwischen dem christlichen Judenhass ( mit der Taufe vorbei) und dem faschistischen,
pseudowissenschaftlich rassebiologisch begründeten Antisemitismus (Abstammung ererbt und nicht auflösbar) zu unterscheiden. Das sind zwei qualitativ völlig unterschiedliche Dinge, die eine Entwicklung vom christlich-religiös geprägten Vorurteil hin zu einem totalitären faschistisch-rassistischen Weltbild aufzeigen.
Natürlich gab es noch weitere Quellen für den faschistischen Antisemitismus, insbesondere die zunehmende Stärke der sozialistische Arbeiterbewegung, die für das Bürgertum als Gefahr wahrgenommen wurde. Gehörten doch zu den sozialistischen Revolutionären Juden wie Heine, Marx, Luxemburg, Levi, Mühsam, Levine, Landauer und und und. Selbst Lenin als Vierteljude ließe sich in diese Reihe einordnen. Für Hitler war die Novemberrevolution seine traumatische Erschütterung schlechthin.
Der angebliche Dolchstoß durch die Novemberrevolution war für den Faschismus nicht das Aufbegehren der unter dem imperialistischen Schlachthaus des Weltkrieges leidenden und hungernden Arbeiter, sondern lediglich eine jüdisch-bolschewistische Verschwörung.
Ich halte nichts von einem ahistorischem, als Weltgeist durch die Geschichte wabernden Antisemitismus. Zumal dadurch weder dessen Herkunft erklärt werden kann, noch dessen historisch jeweils unterschiedliche Ausprägungen.
In diesem Sinne verweise ich auf einen Text zim Antisemitismus aus der von Ossietzky und Tucholsky herausgegeben Weltbühne von 1920:
https://das-blaettchen.de/wordpress/wp-content/uploads/2025/01/01_Gerlach_Antisemitismus_WP.pdf
Na ja, wie gesagt Religionskritker sind da völlig anderer Meinung denn zwischen “christlichem Judenhass” und “Antisemitismus” gibt es keinen Unterschied – ist beides dasselbe, dass direkt zur Shoa geführt hat…..bitte daher nicht verharmlosen.
Übrigens kein geringerer als Mel Gibson fiel mit seinem Film “Die Passion Christi” unter den Verdacht des Antisemitismus – dabei hat er eigentlich nur die Evangelien korrekt verfilmt…..daher bleibe ich dabei – es passt kein Blatt zwischen Antisemitismus und Judenhass – beide Seiten derselben Münze.
Übrigens eigentlich müßte ja ein anderes Volk seit Jahrhunderten dafür büßen “den Messias” ans Kreuz geschlagen zu haben, aber “die Römer” sind ja erstens längst ausgestorben, und die wollte Paulus in seiner “Heidenmission” bekehren, also mußten “die Juden” dafür die Schuld auf sich nehmen, mit eigenen Worten sogar – für alle Zeiten – bestätigend siehe Mel Gibsons Film, wenn Bibellektüre zu aufwendig, und das erwähnte Zitat der Bibel im Film – Antisemitismus eben, und für mich schon längst einer der vielen Gründe der christlichen Religion den Rücken zuzukehren, ebenso wie jeder anderen Religion die auf dem Christentum aufbaut (z.B. dem Islam)….
Gruß
Bernie
PS: Buchtipp:
https://www.alibri.de/Shop/Suchergebnis/ProductID/908
Ich halte Religionskritik für ein ziemlich fruchtloses Unterfangen. Sie bleibt zwangsweise ihre Gegenstand, der Religion verhaftet, führt niemals über ihn hinaus. Religion selbst ist viel zu irrelevant und intellektuell anspruchslos, als dass ich mein Denken durch Beschäftigung mit ihr kastrieren lassen würde.
Interessant und ich teile Ihre Ansicht nicht, aber respektiere sie, daher betrachte ich die Diskussion auch für beendet 😉
Schönen Abend noch
Bernie
‘Das Christentum ist Antisemitismus pur’-
da kennst du aber die Fundi-Christen nicht.
Ganz krudes Zeug aus deren Ecke:
‘Juhu! Endlich Krieg in Israel!
Offenbarung! wir erleben die Endzeit!
dazu muss Israel alles beherrschen (vermutlich den ganzen nahen Osten),
die Palestinenser müssen alle weg, Gottes Plan will es so,
wir freuen uns schon, der Herr ist nahe!
Auf Rückfrage, ob es denn gerechtfertigt sei, dass dabei so viele Kinder sterben:
die sind doch alle indoktriniert. Schon dreijährige wären auf der falschen Seite,
wenn die alle sterben, umso besser für die Endzeit!’
Da klappt einem die Kinnlade runter!
Diese Leute laufen hier frei rum, sind Chefs und Ingenieure,
schicken ihre Kinder in Camps, wo sie genau mit diesem menschenverachtenden Mist geschult werden.
Es gibt Hardcore-Wettbewerbe, wer von denen der bessere Christ ist.
Leider kenne ich ziemlich viele von denen.
@Jane Otto
Will das Thema nicht vertiefen, aber auch “Philosemitismus” ist Antisemitismus pur…..die Evangelikalen sind ja reine Chamäleons was das angeht…..und die Bibel kann, wie jede andere religiöse Schrift, x-beliebig ausgelegt werden – je nach Evangelist……”Paulus war eben ein lupenreiner Antisemit”…..und die Evangelikalen in den USA nehme ich ja extra aus, da mir durchaus bewußt ist, wie die vorgehen, die sind nicht aus purer Menschenliebe “Freunde Israels” sondern aus der Erwartung der “Wiederkehr des Messias”, der in einer endzeitlichen Apocalypse – oder “Entrückung” wie die das nennen – die Juden letztendlich zum Christentum bekehrt ….. kein Witz, aber dazu sollte man sich mal näher mit den Aussagen sämtlicher evangelikalen Sekte(n) beschäftigen, um das zu wissen….soviel zum Thema Evangelikale, oder AfDler bzw. “Trumpisten”, wären “Freunde Israels”…..da sieht sich dann, sollte “die Entrückung” und “die Wiederkunft des Messias” wirklich stattfinden jeder eines besseren belehrt, der diesen Quatsch der Evangelikalen für bare Münze nimmt…..
Nichts für ungut, aber hab mich mit deren Lehre mal beschäftigt, und da geht einen rasch ein Kronleuchter auf…..nicht als religionsfernem Menschen…..
Gruß
Bernie
@ jane otto
“Leider kenne ich ziemlich viele von denen.”
Persönlich? Falls ja stellt sich mir die Frage, wie man ziemlich viele solcher kranken Leute zu seinem Bekanntenkreis zählen kann. Mir ist in 6 Jahrzehnten nicht einer dieser Sorte untergekommen und selbst wenn: Ein zweites Mal wäre mir ein Bekannter dieser Sorte sicher nicht passiert. Aber “ziemlich viele von denen” in sein Leben zu lassen… Ich meine: das muss man schon selbst wollen; einen solchen Umgang zuzulassen, oder? Was genau stimmt mit Ihnen nicht, Jane Otto?
In mein Leben lassen?
Können Sie sich nähere und fernere Verwandte aussuchen?
Kennen Sie Gebirgstäler, die auch heute noch trotz allverfügbarem Internet merkwürdig abgeschnitten sind von der Außenwelt?
Leute glauben alles mögliche, völlig kontroverses Zeug.
Manche Leute glauben auch, dass mit noch mehr Waffen Frieden geschaffen werden kann, dass für den Frieden gestorben werden muss, dass nur raketenstrotzende Arsenale unser aller Wohlergehen zu erhalten imstande sein werden-
lauter solche absurden Sachen.
Ich finde: der zivilisatorische Lack ist wirklich sehr dünn,
und wenn der abblättert, da ist schnell Essig mit der Menschlichkeit.
Oh der Bernie, mit zu wenig wissen über Antisemitismus.
Kleine Nachhilfe, Semiten sind die Nachfahren von Sem, der mit seiner Familie nach der Sintflut am Berg Ararat strandete. Die Nachfahren von Sem , Völker wie die Hethiter, Girgasiter, Amoriter, Kanaaniter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter – deren Nachfahren die heutigen Palästinenser, Sunniten, Schiiten, Aleviten, Jesiden, viele mehr und nicht zuletzt die Kurden sind. Die aus Ägypten Ausgezogenen haben lt. der alten Schrift die Nachfahren von Sem aus dem sog. Heiligen Land vertrieben. Und jetzt ich wieder mit dem Blick auf die Essener Friedensevangelien, in denen folgende Worte von Jesus stehen: »Sucht das Gesetz nicht in euren heiligen Schriften; denn das Leben ist das Gesetz, die Schrift jedoch ist tot.“
Antisemitismus, ein Begriff, den die Zionisten um 1880 erfunden haben, um ihre Kritiker zu verunglimpfen. Im Leben ist das Gesetz und zwar in dem friedlich zusammengelebt wird.
So Bernie nun die Losung des Artikels: „Bitte weiter denken.“
Olaf Thomas Opelt, Plauen, 1.2.2025
Schön Ihre Ansicht, aber ich füttere Sie nicht weiter, bleiben Sie bei Ihrer Ansicht. Ich bleibe bei meiner *grins* 😉
Schönen Abend noch
trotz Alledem (Don’t feed….)
@ Bernie
“… tausend Jahrhunderte vor Hitler”
Magst deine Aussage erklären? Anderenfalls fühle ich mich an die Geistesblitze unserer 🐻🐏 à la “360° Wende” oder “Orte, Hunderttausende Kilometer von uns entfernt” erinnert…
Danke im Voraus!
Soll ich Sie wirklich füttern in ihrer skandinavischen Höhle ? 🙂
Don’t feed—-
“Verharmlosung fängt schon damit an, dass man von “christlichem Judenhass” im deutschen Sprachraum, statt “christlichem Antisemitismus” spricht.”
Diese angebliche Verharmlosung ist auch nur in ihrem Kopf. Antisemitismus wurde im 19. Jahrhundert als Wort geprägt damit man das hässliche Wort Hass umgeht. Harmlos ist Hass nun wirklich auch nicht. Vor allem wenn er zu Pogrimen verleitet. Antisemitismus klingt dagegen so schön “wissenschaftlich” und “vernünftig”. Also genau umgekehrt.
Sorry lieber Alfred Nonym, sie haben natürlich auch recht 😉
LG Bernie 😉
Ist ja auch kein Wunder, hier in Nazideutschland. Zwar war die erste Garde des 3 Reichs, spätestens nach Nürnberg Tot oder wie im Fall Heß eingesperrt, nur all die anderen Täter wurden nie bestraft, weil sie ja so nützlich, insbesondere für Amerikaner und Briten wurden. All die ganzen Nazijuristen, haben da weitergemacht wo sie im Mai 45 Aufgehört hatten, trotz Mitgliedschaft in der NS Juristenorganisation war eine Entnazifizierung im neuen Nazideutschland nicht nötig, auch die Verwaltung durfte mit den Alten Kameraden der NSDAP weitermachen, als hätte dieser Apparat nicht Millionen Menschen Ermordet.
Der ganze Rest ist dann nur die übliche Mischung aus Lügen und Selbstbetrug, von wegen Entnazifizierung und Demokratie. Dabei hat es Deutschland noch nie mit der Demokratie gehalten, Deutschland ist ein Land mit einer starken Antidemokratischen Tradition und dem Hang zum totalitären Staat wie wir ihn ja jetzt auch wieder haben.
Ich fürchte das erst eine genügende Menge Abgeworfener Atombomben diese Deutsche Krankheit heilt, auf eine Einsicht zu hoffen ist dabei wohl vertane Zeit in Nazideutschland, dem Land in dem es immer nur eine Meinung für alle geben darf.
Wenn es denn mal so einfach wäre, könnte ich wohl zustimmen.
Aber die angesprochenen Probleme haben komplexere Ursachen.
Wenn sich alle nur lieb haben, wird alles wieder gut.
Ich vermute, das ist zu einfach gedacht.
Der Faschismus zeigt sich u.a. in Verachtung und Ausgrenzung. Das ist richtig.
Aber verachtet und ausgegrenzt werden nicht nur Migranten, sondern auch andere Subgruppen unserer Gesellschaft, wie zB der “alte weiße Mann”, die Feministinnen vom Schlage Schwarzer, die heute als TERFs beschimpft werden, Friedensfreunde, die als “Putinknechte” diffamiert werden.
Die Kriegsbegeisterung in unserer Gesellschaft, bis in die Spitzen der Politik, sowie der wachsende antirussische Rassismus (wie damals vor und während des 2. Weltkriegs), sind Anzeichen von wachsendem Faschismus.
Das kommt mir hier zu kurz.
Zuallererst werden Arme verachtet, solche die auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Sind Migraanten reich, gebildet und polyglott, haben sie wohl kaum ein Problem.
Und wenn das “Migrantenproblem”, das in erster Linie ein soziales ist, kommen die armen dran. Die US-amerikanischen und inzwischen auch englischen Zeltstädte grüßen schon mal rüber und künden von unserer Zukunft.
Ja, die grüßen und winken.
Kann man nur hoffen in Siberia noch ein Holzhaus zu ergattern.
Autark leben, statt am Gängelband des hiesigen Systems geführt zu werden-
das wär’s doch!
Ich habe einen Satzteil vergessen:–“gelöst” ist–
Eränzung:
Und ich halte es für keinen Zufall, dass heutige Politiker der Grünen wie Baerbock und Habeck, die sich besonders menschenfreundlich gebärden, aber stramme russophobe Befürworter des menschenverachtenden weiteren Tötens (bis zum Sieg) in der Ukraine sind, Enkelkinder von Großeltern sind, die Nazis waren. Habecks Großvater hatte zB eine Führungspostion in der SA.
Das kann man den Enkeln zwar nicht vorwerfen, aber wenn sie heute gegen Russland die gleiche Politik (Russland ruinieren) machen, wie ihre Großeltern, sollte das schon zu denken geben
Es ist definitiv ein Indiz, dass es gewisse Kontinuitäten in der Geschichte der BRD gibt, die nie wirklich aufgearbeitet wurden, weil es schlicht im Interesse der westlichen Siegermächte war. Die haben ja auch nicht wirklich gegen den Faschismus gekämpft, sondern hauptsächlich um ihre Vormachtstellung in (West)Europa und gegen den Kommunismus, was der BRD nicht nur etliche fremde Militärstützpunkte einbrachte, sondern auch wertvolle Rüstungsaufträge für das amerikanische Militär, was sich auf einen Krieg in Korea vorbereitete. Deutsche Waffen waren also ab 1951 schon wieder im Einsatz gegen die selben politischen Gegner, die wenige Jahre zuvor in Nazi-Deutschland als Feinde galten und in der BRD weiterhin ein schweres Schicksal hatten.
Das Narrativ einer „unprovoziert Russophobie“ der deutschen politischen Führung ist falsch. Die aktuelle politische Haltung der Bundesregierung gründet sich auf der aktuellen politischen Situation, nicht auf den Ansichten ihrer Großväter.
Frau Baerbock sprach aber anders, nicht wahr? Da hatte ihr unfreiwillig offen die Epigenetik einen Streich gespielt…
Das halte ich für einen Trugschluß.
Seit Jahrzehnten wird das Feindbild Russland aufgebaut.
Georgien 2008 wird von unseren Medien als unprovozierte “Aggression” Russlands beschrieben, …
Den deutlichsten Bezug zur historischen Russophobie lieferten deutsche Politiker im Bundestag 2022, als sie ihre Reden mit dem Gruß der historischen ukrainischen Faschisten der OUN “slava ukraini” beendeten. Die deutschen “Kollegen” und Originalfaschisten hatten damals einen entsprechenden Gruß, bei dem von Sieg und Heil die Rede war. Das trauten sich unsere Parlamentarier denn doch nicht und wichen auf den ukrainischen Faschistengruß aus, der heute eine harmlos klingende Übersetzung findet.
Man könnte aber auch den damaligen deutschen Gruß mit Sieg und Gesundheit übersetzen, käme damit aber wohl bei keinem Gericht durch
Es ist für die russische Propaganda sehr praktisch, diejenigen, die der russischen Expansion entgegenwirken, als Faschisten zu diffamieren.
Scholz seine Aussage man kann Merz nicht mehr trauen ist fehlerhaft man kann den ganzen verlogenen etablierten Parteien nicht mehr trauen dazu gehört auch Scholz der Lakei der Grünen.
Mäh.
Die Menschen sind nun mal wie sie sind. Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral. Da werden dann natürlich Schuldige gesucht wenn dieser simple Grundsatz aufgegeben wird und man versucht die Moral über allem zu stellen. Das Kürzertreten und das Gürtel-enger-schnallen lässt sich nur zu einem gewissen Grad mit Moral rechtfertigen. Irgendwann wirkt die Moral nicht mehr und das unmoralische Fressen wird dann zur Normalität.
Es ist die Politik die es dazu hat kommen lassen: Die Idee von einer marktgerechten Demokratie der Kanzlerin und ihre Einladung an die Flüchtlinge. Der Markt hat die entstehenden Probleme aber keineswegs gelöst. Und es ist auch nicht absehbar, dass eine Oligarchen-gerechte Demokratie des Friedrich Merz (mit Vorbild USA) das besser machen kann. Deshalb bleibt für Merz auch nur der populistische Weg, der mit auch noch so großem moralischen Gejammer nicht verhindert werden kann, sondern nur mit einer besseren Politik, die die Bedürfnisse der Menschen befriedigt.
Faule Ausrede, es sind die Menschen, das Volk, die der Politik gestatten so zu agieren.
https://x.com/Die_Gruenen/status/1440316635126980623?lang=de
„Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’ and’re an!”
.
1.) Der Unterschied zwischen Deutschen mit biodeutschen Wurzeln und Deutschen mit migrantischen Wurzeln, ist, was die Remigrationswünsche mancher Leute betrifft nicht sonderlich groß. Meiner Mutter beispielsweise, die vor dem 2. Weltkrieg zur deutschen Minderheit in Polen gehörte, hat ein Vertreter dieser Remigrationspolitik einen halbstündigen Vortrag gehalten, in dem er ihr das Recht absprach in Deutschland zu leben und sie aufforderte in ihr Scheißpolen zurückzukehren.
2.) In meiner Firma schreibe ich und sehe ich die Rechnungen für Computer, die heute als Steuersparmodelle an die Mitarbeiter großer deutscher Firmen verkauft werden. Es geht dabei um das mittlere und obere Management von deutschen Konzernen, und die Bandbreite der eindeutig nicht biodeutschen oder europäischen Namen ist zahlenmässig so groß, dass ich mir nur einen Zusammenbruch dieser Firmen vorstellen kann, sollten die Remigrationswünsche sich auf diese Gruppe beziehen.
3) Es ist ja nicht so, dass Biodeutsche die Opfer und migrantische Deutsche die Täter stellen. Sowohl Opfer als auch Täter stellen beide Gruppen. Darum sollte man diese Gewalttaten nicht zum Angelpunkt migrantischer Politik machen.
Wenn es danach ginge, müssten sie das halbe Ruhrgebiet “nach Hause” schicken. Allerdings täten sich auch in deren eigenen Reihen große Lücken auf, wenn ich da an die Chrupallas u.ä. “undeutsch” klingende Namen der gewissen Partei denke…
Die gegen beide dt. Amtskirchen engagierte Theologin hat sich so in ihr Kritikobjekt verbissen, daß sie begriffslos und in der Überschrift FASCHISMUS auf die Ideologie des Antisemitismus mit rabiat-mörderischer Praxis der Judenfeindschaft verkürzt. Der hist. Fascismus (so wurde er damals entspr. seiner ursprünglichen Erscheinungsform: fasci in Italien seit 1922 auch hierzulande geschrieben) ist per se oder an sich nicht mit Antisemitismus verbunden. Die Autorin bewegt sich insofern auf einem aus dem dt. Nationalsozialismus hergeleiteten falschen Pfad. So entwertet sie selbst ihr moralisches Engagement.
Frage an die Admin :
Wie ist es möglich, daß ein Pseudonym von zwei verschiedenen Personen genutzt werden kann ?
Ich wiederhole mich : der einzig wahre Brian bin ich. 🤨
Ich bin wohl ein wenig simpel strukturiert. Aber mir erschließt sich der Sinn des Textes nicht wirklich.
Für mich steht da, dass Grenzen falsch sind und jeder in Deutschland leben soll der dies möchte. Traditionelle arabische Tücher haben niemals einen politischen Hintergrund. Und ein Staat oder auch ein Mensch, ist jedem Menschen gleichermassen verpflichtet, nicht nur seinen (Mit)Bürgern.
Ich versteh den Text so, dass alles mögliche zusammengerührt wird um dann zu sagen ein Staat ist eine unmenschliche Wahnvorstellung.
Da ich es für unwahrscheinlich halte, dass ich den Kern des Textes erfasst habe, würde ich mich über eine Interpretationshilfe freuen.
Bienchen sagt:
„Ich bin wohl ein wenig simpel strukturiert.“
Keineswegs.
„Aber mir erschließt sich der Sinn des Textes nicht wirklich.“
Weil der Sinn des Textes darin besteht, manipulativ durch Auslassung den Leser zu beeinflussen. Diese Auslassungen bewirken das Gefühl der halben Wahrheit, und eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge.
‚Coroner’ hat einiges davon aufgezählt.
Ich bin wohl ein wenig simpel strukturiert. Aber mir erschließt sich der Sinn des Textes nicht wirklich.
Für mich steht da, dass Grenzen falsch sind und jeder in Deutschland leben soll der dies möchte. Traditionelle arabische Tücher haben niemals einen politischen Hintergrund. Und ein Staat oder auch ein Mensch, ist jedem Menschen gleichermassen verpflichtet, nicht nur seinen (Mit)Bürgern.
Ich versteh den Text so, dass alles mögliche zusammengerührt wird um dann zu sagen ein Staat ist eine unmenschliche Wahnvorstellung.
Da ich es für unwahrscheinlich halte, dass ich den Kern des Textes erfasst habe, würde ich mich über eine Interpretationshilfe freuen.
Ausgrenzung mag faschistoid sein, begründet aber noch keinen Faschismus. Faschismus ist nicht einfach die ‘Bündelung’ von irgendwas (wie Ulrike Guerot hier erklärt), sondern die von Staat und (kapitalistischer) Wirtschaft zu Nutz und Frommen oder auch ‘nur’ zur Rettung letzterer. Und insofern sind unsere Gesellschaften tatsächlich bereits seit geraumer Zeit faschistisch, John Ralston Saul stellt schon Mitte der 90er in ‘Voltaire’s Bastards’ fest, dass der Mussolini-Faschismus zumindest im Westen auf ganzer Linie gesiegt habe, sein modernes ideologisches Gewand ist der Neoliberalismus.
Ohne diese polit-ökonomische Dimension wird man Wesen und Funktion des Faschismus nicht begreifen und auch nicht wirksam bekämpfen können. Wie beim ersten Schub ist es die Dysfunktionalität eines in sich zutiefst widersprüchlichen Wirtschaftssystems, das inzwischen nur noch durch exorbitante Verschuldung simuliert werden kann, ohne das ein erneuter ‘fordistischer Boom’ auch nur noch denkbar wäre. Und auch der war nur von kurzer Dauer. Wollen wir dafür nochmal alles in Schutt und Asche legen und Millionen – wenn nicht sogar ‘alles’ – opfern?
Die politische Idee vom Recht des Stärkeren übersetzt sich kapitalistisch in: the winner Takes it all.
Natürlich hat Frau Kauer-Hain recht, wenn sie die immer wiederkehrenden Situationen von Diskriminierung und Verfolgung beklagt.
Und ja, es kann jeden treffen. Buchstäblich jeden.
Jeden, der zu irgendeinem Zeitpunkt in der Gesellschaft anders ist und anders handelt als es die jeweils tonangebenden Meinungsführer und Mächtigen wollen. Bezeichnenderweise trifft es ja heute auch andere Leute als vor 40, 60 oder 85 Jahren. Heute trifft es jeden, der dem aktuellen rot-grünen Eiapopeia nicht zustimmt, z.B. konservative Christen, Lebensschützer, Abtreibungsgegner oder AfD-Anhänger. Und in 20 Jahren wird es vermutlich wieder andere treffen, vielleicht Transhumanismus-Verweigerer?!
Das hat sie gut geschrieben:
“Damals Die, Heute Die, Morgen Die. Können wir aufhören von „denen“ zu reden, als wären „Die“ immer alle gleich, als ginge es nicht immer um echte Personen, mit Namen, Familien, Geschichten.”
Nein, “wir” können damit offenbar nicht aufhören.
Nebenbei bemerkt: “Wir” ist ein manipulatives Wort, denn es gibt immer nur dann ein “Wir”, wenn alle damit gemeinten Personen sich selbst freiwillig diesem “Wir” zugehörig fühlen. Ich kann es nicht leiden, wenn ein Publizist vereinnahmend von “wir” schreibt.
Aber das am Rande.
Es geht bei dieser Diskriminierung und Verfolgung also offenbar um etwas, was immer wiederkehren kann, was es auch in der Geschichte schon zuhauf gab und was anscheinend etwas mit dem Menschen an sich zu tun hat. Stichwort Anthropologie.
Daraus folgt, dass man damit rechnen muss und als guter Politiker versuchen sollte, Situationen zu vermeiden und schon gar nicht zu provozieren, wo dieser alte Drache erwachen könnte. (Ein schlechter Politiker macht es andesrum und reitet den Drachen.)
—
Noch ein Gedanke.
Einst war “Faschismus” – von der Selbstbezeichnung der “Fascismo italiano” einmal abgesehen – ein klassischer kommunistischer Ideologiebegriff. Auch ein Kampfbegriff.
In dem Maße, wie das orthodoxe ideologische Denken der Altlinken aber dabei ist, in Vergessenheit zu geraten, erfährt der Begriff jene Aufweichung und Umdeutung, die die Autorin streift.
Wie viele Linke von heute unter 25 Jahren kennen denn auch bloß noch die Grundbegriffe altlinken Denkens??
Diese Umdeutung des Faschismusbegriffs läuft im Grunde darauf hinaus, dass man alles, was man selbst(!) auf mehr oder weniger diffuse Weise als “böse”, “gewaltsam”, “autoritär”, “bedrohlich” usw. betrachtet, als “faschistisch” bezeichnet. Das Böse schlechthin.
Die Grenze zum magischen Denken wird hier fließend. Und jeder, der sich zum Ritter und Retter im Kampf gegen “das Böse” aufschwingt, der kämpft natürlich gegen die neunköpfige Hydra des sog. “Faschismus”. Das erklärt die Inflationierung des Wortes.
Damit ist der Begriff “Faschismus” heute noch viel unbrauchbarer als bereits in der Zeit der Sowjetkommunisten, weil er damals immerhin noch eine klare – wenn auch sehr einseitige und ideologisch-gebastelte – Bedeutung hatte.
Sehr zutreffend geschrieben
@ Emirades
Merci!
Wolfgang Wirth: „Es geht bei dieser Diskriminierung und Verfolgung also offenbar um etwas, was immer wiederkehren kann, was es auch in der Geschichte schon zuhauf gab und was anscheinend etwas mit dem Menschen an sich zu tun hat. Stichwort Anthropologie.
Daraus folgt, dass man damit rechnen muss und als guter Politiker versuchen sollte, Situationen zu vermeiden und schon gar nicht zu provozieren, wo dieser alte Drache erwachen könnte. (Ein schlechter Politiker macht es andesrum und reitet den Drachen.)“
Das unterschreibe ich, besonders der letzte Satz in Klammern gefällt mir. Da stellt sich mir sofort die Frage: Hat Merkel den Drachen geritten als sie 2015 die Flüchtlinge nach Deutschland einlud? Ja, sie hat den Drachen geritten. Nur meinte sie in ihrer Naivität vermutlich es wäre ein Esel, so dumm wie das Volk, das sich in autoritärer Manier lenken ließe. Alles weitere würde dann der Markt zur Zufriedenheit aller regeln. Dass sie den Drachen ritt, das hatte sie gar nicht bemerkt, der machte sich mit voller Wucht auch erst später bemerkbar.
Im Übrigen zeichnet das die Politiker in den liberalen Demokratien aus: Sie haben weder Strategie noch Plan und sind sich der Konsequenzen ihrer Politik nicht bewusst. Sie lassen sich allein von ihren Werten leiten und versuchen Russland zu ruinieren, wie Baerbock so schön sagte.
@ garno
Ja, so unterschiedlich sehen wir die Dinge gar nicht, wie es anfangs mal schien.
Zum “Drachenreiten”:
Spalten ist aus Sicht der Mächtigen immer schon ein wichtiges Herrschaftsmittel. Zynisch wird es natürlich, wenn die Drachenreiter dann wiederum die Spaltung der Gesellschaft beklagen und nach Zusammenhalt
rufen. Nun ja, sie meinen damit ja nur ihr eigenes Lager.
Ob jene bewusste Frau die losgetretenen Entwicklungen unterschätzt hat?
Mag sein.
Noch in den 80ern zu Hochzeiten der Friedensbewegung hieß die Mauer in der DDR antifaschistischer Schutzwall.
Ich hab mir das irgendwann so zusammengereimt, dass die bis zum Schluss die DDR regierende Kriegsgeneration die ganze Gesellschaft zum Sklaven ihrer Traumata gemacht hat. Zur Entleerung des Begriffs haben sie dadurch auch schon tüchtig beigetragen, ich sehe hier eher eine Kontinuität bis zu den Antifanten der Gegenwart.
@ Ralf
Eine bemerkenswerte und wie ich meine sehr kluge und zutreffende Sicht:
“…, dass die bis zum Schluss die DDR regierende Kriegsgeneration die ganze Gesellschaft zum Sklaven ihrer Traumata gemacht hat. “
Tja und in der BRD hat eben die regierende Kaste einfach die Methoden, mit denen jene Traumata ausgelöst worden waren, konserviert und bis heute gut geölt in Schuss geholten, um sie je nach Anlass und Zielgruppe passgenau wieder einzusetzen (Stichworte: AIDS, Querdenker, Hartzer, Gelbwesten…) . 🤷♂️ Wenn sie nicht gerade dabei war, sie in alle Welt zu exportieren… ⚙️ 💰
Guten Abend @ Wolfgang Wirth!
Das ist weniger etwas, das sich in „der“ Natur des Menschen findet, zumal es „die“ per se nicht gibt, sondern eine Folge der jeweiligen Gesellschaftsstruktur. Ich habe ja schon öfters darauf verwiesen, dass man beispielsweise lebensverneinende und lebensbejahende oder normopathische und nicht-normopathische Systeme zwingend voneinander scheiden müsste.
In lebensbejahenden Gesellschaften, wo jeder Mensch als gleichwertig erachtet wird (was etwas anderes ist als „identisch“ oder „gleich“!), keine Ausbeutung herrscht bzw. materiellem Reichtum geringe oder keine Bedeutung geschenkt wird sowie Kooperation an die Stelle von Egoismus tritt beziehungsweise Friedfertigkeit anstelle von Bellizismus wirkt – da gibt es diese Destruktivität, diese Verfolgung, diese Ausgrenzung von Andersgearteten und Andersdenkenden nicht. Da wird im Konsens gehandelt oder bei aller Unterschiedlichkeit der Mensch im Gegenüber entdeckt und nicht ein Anderer, ein Feind.
Die vom Westen über den Globus verbreitete Gesellschaftsform dagegen prägt ja Zerstörungslust, Todestrieb, Grausamkeit, das Ausgrenzen von Anderen und sogenannten Schwachen – sie ist inhärent lebensfeindlich. Und war so manchen Völkern vor dem Kulturkontakt gar nicht bekannt! Beispiele lassen sich nachlesen bei diversen Anthropologen und Psychiatern wie Maaz, Fromm, Gruen…
Andere Völker und Gesellschaften haben übrigens auch ein ganz anderes, ein umarmendes Schmerzverständnis. Da wird Schmerz nicht verdrängt und unterdrückt, sondern ausgelebt oder zumindest als normaler Bestandteil des Menschseins aufgefasst. Demgemäß ist der Andere / Andersdenkende dort auch nicht bedrohlich wie für so viele hiesige Leute. In einer algophobischen Gesellschaft wie der deutschen hält ja durch das Auftreten eines Andersdenkenden im Debattenraum ein Riss – der Schmerz – Einzug. Da man aber eingeimpft bekam, dass Schmerz immer verdrängt werden muss, muss logischerweise auch die Schmerzquelle – der Andersdenkende – verdrängt und unterdrückt werden. Dementsprechend ist dann in Debatten kein Platz mehr für andere Meinungen, weil die ja schmerzen. 🤷♂️
Das waren / sind Kommunismus und Anarchismus ja bis heute. Nur gibt es eben kaum noch Kommunisten und Anarchisten sind so gut wie verschwunden. Logischerweise mussten dann Surrogate gesucht werden – der pöse Rechte ist nur eines davon. Ein ziemlich dummes obendrein, denn die herrschende Rechte – das System – die wird ja nie angegangen, mit der macht man sich gemein. Wahrscheinlich um ja nicht wieder Schmerzen spüren zu müssen…
Gruß
Gutern Abend, alter Rebell,
oder sollte ich sagen “ewiger Rebell”?!
Sie schreiben:
“Das ist weniger etwas, das sich in „der“ Natur des Menschen findet, zumal es „die“ per se nicht gibt, sondern eine Folge der jeweiligen Gesellschaftsstruktur. Ich habe ja schon öfters darauf verwiesen, dass man beispielsweise lebensverneinende und lebensbejahende oder normopathische und nicht-normopathische Systeme zwingend voneinander scheiden müsste.”
Hmm, nur weil Sie darauf hinweisen oder behaupten, dass es keine “Natur des Menschen gäbe”, muss es ja nicht stimmen.
Das ist Ihre MEINUNG. Eine Tatsache ist es für mich nicht.
Gewiss gibt es AUCH hier und da weniger destruktive Stämme (von Völkern würde ich hier nicht reden), aber es sind erstens in quantitativer Hinsicht eher seltene Ausnahmen und sie sind zweitens in der Regel nur bei vergleichsweise einfachen, ja archaischen, vortechnischen und gesellschaftlich wenig differenzierten Verhältnissen möglich.
Kann man daher die allgemeine Möglichkeit von Fall B aus der Tatsache begründen, dass B vereinzelt und auch dann nur bei speziellen, heute nicht mehr vorhandenen Rahmenbedingungen vorkommt?
Anders gesagt: Kann man aus der Ausnahme einen Normalfall ableiten?
Das ist doch der Punkt!
Aber das Thema hatten wir ja schon mehrfach.
Hier wird es keine Einigung geben, aber das ist ja, wie Sie auch selbst gerne schreiben, kein Unglück.
—
Wahrscheinlich ist es eben dieser Punkt, nämlich die Weigerung der Linken, der ewigen Linken, die durchschnittliche(!) Wesensart des Menschen als Gattungswesen zu akzeptieren, die letztlich den ENTSCHEIDENDEN Unterschied zwischen Linken und Konservativen ausmacht.
Beachten Sie bitte das Atrribut “durchschnittlich”. Konservative leugnen ja nicht, dass Einzelne sich in ethischer Hinsicht sich über den Durchschnitt erheben.
Einzelne.
Witzigerweise haben Linke mit diesem Optimismus aber heute eine Gemeinsamkeit, eine Schnittmenge mit den Mächtigen und den Herren des Geldes, die ja etwa in Form der Ausführungen eines Yuval Noah Harari auch an die Formbarkeit des Menschen glauben und den Menschen zum Götzen erheben (“Homo deus”).
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!
Grüße Sie nochmals, guten Abend!
Naja, ob „wir“ Menschen jemals irgendwo Tatsachen finden werden, weiß ich gar nicht. Sie erzählten mal von Ihrem Bruder, der Naturwissenschaftler ist, wenn ich mich recht entsinne. Selbst dieser Forschungszweig ist ja alles andere als sicher und Tatsachen-produzierend. Was ist schwarze Materie? Gibt es sie? Wie(so)? Was macht sie? Ist Pluto ein Planet, ein Zwergplanet, etwas anderes? Wer definiert das? Warum ist Plutos Bahn so wie sie ist? Gibt’s da Planet Neun? Ein kleines schwarzes Loch? Was anderes? Ist 2+3 immer 5, weil es momentan stimmt, in unserem Sonnensystem, in unseren Mathebüchern? Unter welchen Umständen nicht? Ach, der Mensch kennt so viele Ecken vor seiner Haustür nicht, die Weltmeere schlechter als das All, von dem er auch nur Bruchteile von Bruchteilen verstanden hat… „Wir“ sollten uns bewusst machen, dass Wissenschaft ein so weites wie kaum ausgeleuchtetes Feld ist und das „Wissen“ sehr limitiert und nie abgeschlossen ist.
Was die Völker – also die genannten Autoren machen durchaus klar, dass das nicht nur „50 Leute im Urwald“ sind – betrifft – so quantitativ selten sind die nicht. Man sieht heute viele nicht mehr, viele sind ausgestorben worden und es wird eben viel von der einen Ordnung, für die die Geschichte abgeschlossen ist, überstrahlt oder normiert. Illich hat verschiedentlich aufgezeigt wie beispielsweise in Lateinamerika Gemeinschaften durch den Westen verschult und umgestaltet worden sind. Man gab ihnen insbesondere Wissenswaren an die Hand (anstelle echter Bildung) und zertrümmerte ihren vorherigen Charakter. In Peru hätte man dortigen Bauern und Fischern ein paar Kniffe und neue Erfindungen an die Hand geben können, die das alte Leben massiv aufgewertet hätten ohne es grundständig zu transformieren. Doch statt leicht zu reparierender Motorkarren und Werkzeugen für Boote und Häuser, bekamen sie Straßen, Betongebäude und Außenmotoren, die alle drei, vier, fünf Jahre hinüber sind und nicht mehr repariert werden könnten, sondern ersetzt werden müssen. Das Gesicht der Gesellschaften wandelte sich enorm durch den „Fortschritt“ – und Illich schrieb das bereits vor über einem halben Jahrhundert.
Allgemein habe ich da einfach nur meine Position, eigentlich bloß ein weiteres Argument, neben das Ihre gestellt. Mitleser können dann etwas mitnehmen oder auch nicht. Können Ihrer Position, meiner oder keiner von uns beiden zustimmen oder sie vielleicht andererseits sogar verbinden. Das wäre zumindest meine Vorstellung wie es in einem Debattenforum ablaufen sollte.
Deswegen, wenn Sie fragen:
Möchte ich entgegnen: Wer definiert denn den Normalfall? Wer blickt auf den? Seit wann sind es Ausnahmen? Werden es morgen noch Ausnahmen sein?
Das scheint mir wieder dieser Rückgriff aufs Mehrheitsargument zu sein, den auch @ Prosecco immer wieder unternimmt. Souverän ist dann, wer über den Normalfall entscheidet und „die Mehrheit“ ist. Aber das heißt ja nicht, dass das stimmig, klug oder diese Position eben das Ende der Geschichte ist.
Ich ticke da ganz allgemein einfach anders, das haben Sie schon richtig festgehalten. Mir ging es bloß darum diese gesetzte Normalität, diese Norm, zu hinterfragen und fehlende Teile aufzuzeigen. Schauen Sie, wenn sie hier 99 Leute mit Blutgruppe A haben und plötzlich finden wir einen und stellen fest: „Oh, der hat eine andere Blutgruppe, eine Blutgruppe B“. Dann mag der nur 1 % der Leute und nicht den Normalfall darstellen, aber er zeigt eben auf, dass es nicht nur eine Blutgruppe gibt, sondern mindestens zwei. Und darum ging es mir – ich wollte die Pluralität aufzeigen. Dieses System hier – wie die anderen lebensverneinenden – ist kein fixer Standard. Diese Formen stellen vielleicht momentan die dominante Möglichkeit dar, aber es gibt noch andere Pfade und manche haben diese bereits beschritten bzw. manche wollen diese jetzt oder zukünftig wählen, um eine Alternative an die Stelle der vermeintlichen Normalität zu setzen.
Dementsprechend weiß ich auch nicht was die „durchschnittliche Wesensart“ des Menschen ist oder sein soll. Es gibt so viele Persönlichkeiten und das menschliche Wesen ist von so vielen Faktoren (Umwelt, Zeit, Gesellschaft, Gene, Prägungen, Klima, Ernährung, was auch immer) geprägt, dass ich mir da kein Urteil anmaße.
Und ob „die“ Linken das so sehen weiß ich ebenfalls nicht, da müssten Sie die diversen linken Mitforisten fragen. Ich weiß freilich nicht einmal was ein „durchschnittlicher Linker“ ist. Das was hierzulande durchschnittlich als „links“ verkauft wird, spricht mich ja überhaupt nicht an, die sich so nennen verfolgen mich ja vielmehr und nennen mich „rechts“ oder sonstwas, weil ich mich nirgends normieren lasse.
Dieses Festlegen von Durchschnitten und Normierungen erscheint mir aber in der Tat „rechts“ – nicht unbedingt konservativ (die wehren sich glaube ich durchaus auch gegen Normierung), aber systemisch-rechts. Es passt zu der allgemeinen Vereindeutigung der Welt, die mit dem Verlust echter Vielfalt („Diversität“) und dem Schwinden der Ausnahmen einhergeht. So wie die Zahl der Schweinerassen, Gurkensorten, parteipolitischen Unterschiede, Haustypen, Blumenarten, Insekten, Sprachen und vieler anderer Lebewesen und Dinge schwindet und alles auf eine bestimmte Norm geeicht zu werden scheint, so scheinen mir inzwischen auch die Menschenbilder und -wesenszüge auf fixe Attribute festgelegt worden zu sein.
Gruß und Ihnen ebenfalls einen guten Sonntag – bin die Tage hier raus, sofern nicht einer meiner neuen Beiträge erscheint
CR 🦢
PS: Naja, „ewig“ bin ich ganz sicher nicht und auch nicht so „alt“ (zumindest im Forumsvergleich). Der Nutzername ist ja nur eine Anspielung auf die Neulandrebellen gewesen – ich habe es gar nicht mit dem „Neuland“ und der Technisierung im Gegensatz zu manchen / vielen (?) meiner Altersgenossen. Treffender wäre wohl gewesen, ich hätte meinen Schülerzeitungsnamen Cygnus Ruber gleich ausgebuddelt. Mit dem Schwan teile ich ja so manche Eigenschaft (ein sehr sozialkonservatives und wehrhaftes Tier, finden Sie nicht?), zugleich bin ich aber kein Weißer, sondern eben ein Roter…
@ Altlandrebell
Guten Vormittag, alter Rebell,
wusste gar nicht, dass Sie sich mit ihrem Nutzernamen lediglich von den „Neulandrebellen“ absetzen wollten.
Ich war bisher nur selten auf der Neuland-Seite, obwohl sie mir eigentlich ganz gut gefiel. Hmm, kann eigentlich gar nicht sagen, warum ich dort nicht öfter bin? Ich weiß bloß, dass dort Herr De Lapuente schreibt, den ich wirklich schätze.
Von Schwänen weiß ich auch nicht so viel. Wo ich wohne, sind sie selten.
Mit „ewig“ meinte ich nicht ihre Existenz, sondern ihr geistiges Rebellentum, ihre innere Haltung …
—
Mit Ihren Worten über Meinungen und Tatsachen begeben Sie sich – unabhängig davon, ob Sie objektiv recht haben – auf ein gefährlich dünnes Eis. Wenn Sie nämlich die Möglichkeit von Wahrheit, also von so weit wie möglich gesicherter objektiver Wahrheit in Zweifel ziehen – dann sägen Sie sich ja selbst den Ast ab. Dann bliebe ja nur noch die subjektive Meinung übrig und das offene Bekenntnis dazu, subjektiv zu sein. Welche Gefahren das birgt, brauche ich wohl nicht zu erklären … !
Sie werden mich nun als Positivisten betrachten. Darauf antworte ich: Selbstverständlich! Zwar ist mir bekannt, dass von bestimmten Seiten her ein positivistisches Denken in Zweifel gezogen wird, doch ist mir das egal, da ich mir das Privileg gönne, selbst zu denken.
Jenseits eines positivistischen Ansatzes ist im Bereich der gewöhnlichen physisch-materiellen Umwelt (und auch der Gesellschaft) überhaupt keine seriöse und aufgeklärte Wissenschaft möglich. Philosophen und „Geistesarbeiter“ (auch Intellektuelle“ genannt) sehen das vermutlich anders, aber die sind in meinen Augen erstens nicht so wichtig und zweitens sogar oft eher schädlich, da sie letztlich das Bewusstsein anderer Menschen verändern verändern wollen. Natürlich hat ein positivistisches Vorgehen aber auch Grenzen, denn ins religiöse Feld passt es nicht.
—
Ja, der Normalfall ist natürlich das statistisch(!) Vorherrschende. Klar! Was denn sonst? Da bin ich ganz bei @ proseco. Überdies gibt es doch das Sprichwort, dass die Ausnahme die Regel bestätigt.
Ich möchte die Debatte an dieser eigentlichen und letztlich entscheidenden Grenz- oder gar Frontlinie zwischen Konservativen und Linken aber gar nicht vertiefen. Erstens wäre das sowieso ergebnislos und zweitens möchte ich Sie ja gar nicht überzeugen, weil sie dadurch noch unzufriedener würden … Soll ich Sie unglücklich machen? Nein.
Sehen Sie: Ein Konservativer sieht die aus seiner Sicht dauerhaft(!) unvollkommene, ungerechte und schlechte Welt, doch verzweifelt er daran nicht, denn er schöpft aus anderen Quellen – Religion, Familie, Tradition und Natur. Das hält ihn aufrecht.
Der Linke sieht die reale Welt als mindestens genauso unvollkommen, ungerecht und schlecht an, aber er betrachtet diesen unerfreulichen Zustand nicht als dauerhaft, sondern er glaubt an die Möglichkeit von Veränderung. Allerdings hat er dazu auch gar keine Alternative, denn die Quellen, aus denen der Konservative seine Kraft zieht, stehen ihm ja nicht zur Verfügung. Also setzt er in einer Art von „Flucht nach vorn“ seine ganze Hoffnung auf Fortschritt und die Möglichkeit, alles anders zu machen. Das „Prinzip Hoffnung“ (Bloch) und der Glaube(!) an die Veränderbarkeit der Gesellschaft und des Menschen also als Ausweg aus einer auch persönlichen(!) Notlage!
Würde ich Ihnen nun beweisen, dass diese Hoffnung ein Irrtum ist, dann würden Sie unglücklich, denn die Hoffnung auf die Zukunft ist doch ihre Kraftquelle. (Okay, der Glaube an Kollektive und „gute Gruppen“ kommt noch hinzu; das mag aber bei Ihnen persönlich weniger ausgeprägt sein.)
Da ich ihn nun weiß, dass Sie jetzt schon mit vielen Dingen hadern und unzufrieden scheinen, würde Ihnen die Einsicht in meine konservative Skepsis nicht helfen, sondern sie noch unzufriedener machen. Das möchte ich nicht, denn Sie scheinen mir ein lieber Kerl zu sein.
Der einzige Ausweg wäre dann für Sie, dass Sie religiös würden. Das wünsche ich Ihnen. Und haben Sie nicht schon mal Mark Aurel erwähnt?! Da sind Sie ja schon auf einem ganz guten Wege.
—
Sie haben gewiss recht, dass ein Konservativer die Vielfalt schätzt. Er schätzt sie vermutlich weit mehr als ein Vertreter der Machtseite (d.h. als echter Rechter) – egal welcher. Allerdings heißt das für den Konservativen noch nicht, dass alle Varianten der Vielfalt gleich wichtig und auch gleich berechtigt sein sollen …
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Sie schreiben:
„Ich weiß freilich nicht einmal was ein ´durchschnittlicher Linker´ ist. Das, was hierzulande durchschnittlich als „links“ verkauft wird, spricht mich ja überhaupt nicht an, die sich so nennen verfolgen mich ja vielmehr und nennen mich ´rechts´ oder sonst was, weil ich mich nirgends normieren lasse.“
Tja, das ist nun schon fast eine Art Regel, dass es sowohl bei Religionen als auch auf linker Seite immer wieder Spaltungen um die wahre Lehre gibt. Wahrscheinlich, weil beide (d.h. Religionen, politische Linke“ sich irgendwie ähnlich sind.
Kommen Sie gut durch die grauen Tage!
Gruß
Sie scheinen ein großes Bedürfnis nach Einordnung zu haben.
“Wenn Sie nämlich die Möglichkeit von Wahrheit, also von so weit wie möglich gesicherter objektiver Wahrheit in Zweifel ziehen”
Was soll denn Ihrer Meinung nach eine “so weit wie möglich gesicherte objektive Wahrheit” sein ? Brauchen Sie immer die Bestätigung eines sogenannten “Experten”, einer Studie, eines Vertreters der “Wissenschaft”, etc., um Ihrer eigenen Wahrnehmung und Erfahrung vertrauen zu können ?
“Jenseits eines positivistischen Ansatzes ist im Bereich der gewöhnlichen physisch-materiellen Umwelt (und auch der Gesellschaft) überhaupt keine seriöse und aufgeklärte Wissenschaft möglich. Philosophen und „Geistesarbeiter“ (auch Intellektuelle“ genannt) sehen das vermutlich anders, aber die sind in meinen Augen erstens nicht so wichtig und zweitens sogar oft eher schädlich, da sie letztlich das Bewusstsein anderer Menschen verändern verändern wollen.”
Warum so despektierlich ? Das ist genau die Art von Arroganz und Ignoranz, die gerade in diesem Land so weit verbreitet ist und mit der man sich über andere erhebt und das Ganze auch noch als “selber denken” verkauft. Vielleicht mißverstehe ich Sie oder Sie haben Ihre Äußerungen möglicherweise anders gemeint, aber vieles daran wirkt wie “Ich weiß, wie der Hase läuft und ich erkläre dir das jetzt mal”.
Im Übrigen entsteht bei mir der Eindruck, daß Sie die Äußerungen von ALR höchstens bruchstückhaft verstanden haben. Und m.M.n. u.a. deshalb, weil Sie gar nicht erst versuchen, zu verstehen, was er gesagt hat, sondern direkt über Ihr doch recht geschlossenes Weltbild dozieren.
“Dieses System hier – wie die anderen lebensverneinenden – ist kein fixer Standard. Diese Formen stellen vielleicht momentan die dominante Möglichkeit dar, aber es gibt noch andere Pfade und manche haben diese bereits beschritten bzw. manche wollen diese jetzt oder zukünftig wählen, um eine Alternative an die Stelle der vermeintlichen Normalität zu setzen.” Ist – wie ich finde – ein gutes Schlusswort.
@ Brian
Das überrascht mich ja, dass Sie sich hier als Unbeteiligter zu Wort melden.
Aber okay.
Sie stellen fest:
“Sie scheinen ein großes Bedürfnis nach Einordnung zu haben.”
Antwort: Ja.
—
Sie fragen:
“Warum so despektierlich [gegenüber Intellektuellen] ?
Na ja, ich hab´s doch im Kommentar begründet: deren zu starke Ablösung von objektiven (positivistischen) Sicherheiten und zu starke Orientierung an bloßen Ideen und gedanklichen Konstrukten.
Nein, ich glaube natürlich nicht, dass ich alles verstehe.
Andererseits meine ich aber, auf Grund von Alter und Lebenserfahrung einige Dinge, also solche, bei denen ich mich auskenne und Erfahrung habe, schon halbwegs gut beurteilen zu können. Und dazu zählen vor allem historische Dinge.
—
“…, daß Sie die Äußerungen von ALR höchstens bruchstückhaft verstanden haben. ”
Nö! Irrtum.
Das scheint nur so.
Ja, ich bin mir recht sicher, seine Gedanken und Argumente verstanden zu haben. Wenn ich auf manches nicht einging, so deshalb, weil es früher schon mal ausführlicher behandelt worden war und außerdem aus den Gründen, die ich schon im vorigen Kommentar erwähnt habe.
Es war gar nicht mein Ziel, auf alle seine Gedanken einzugehen.
Ich beschränkte mich jetzt auf das, was m.E. zum echten Kern des Dissens dazugehört. Und ja, da dozierte ich über einiges.
Warum auch nicht?
—
Zu Ihrem Schlusswort:
“Dieses System hier – wie die anderen lebensverneinenden – ist kein fixer Standard. Diese Formen stellen vielleicht momentan die dominante Möglichkeit dar, aber es gibt noch andere Pfade und manche haben diese bereits beschritten bzw. manche wollen diese jetzt oder zukünftig wählen, um eine Alternative an die Stelle der vermeintlichen Normalität zu setzen.”
Klingt schön.
Klingt für mich aber auch nach “Prinzip Hoffnung”.
Ich erkenne schlichtweg keine belastbaren Gründe dafür. Aber mir fehlt jetzt die Zeit, länger zu schreiben. Vieles hängt mit dem Ausmaß der technischen Entwicklung zusammen.
Die Dinge sind nie zufällig so, wie sie sind.
Und sie sind so, wie sie sind, meist aus einer Vielzahl von Gründen.
Das reale Geschehen ist – physikalisch gesprochen – sozusagen die resultierende Kraft angesichts einer kaum überschaubaren Vielzahl von einzelnen Kräften.
Ok, ich korrigiere mich : das ist kein geschlossenes, das ist ein zubetoniertes Weltbild.
“Das überrascht mich ja, dass Sie sich hier als Unbeteiligter zu Wort melden.”
Ah, ok. Das hier ist ein öffentliches Forum und ich bin also ein “Unbeteiligter” ? Warum schreiben Sie nicht direkt “Ruhe da auf den billigen Plätzen” ?
Ist immer wieder spannend, Ihre Dünkelhaftigkeit auf’s Neue bestätigt zu bekommen.
“Andererseits meine ich aber, auf Grund von Alter und Lebenserfahrung einige Dinge, also solche, bei denen ich mich auskenne und Erfahrung habe, schon halbwegs gut beurteilen zu können.”
Mal abgesehen davon, daß Sie auch anderen diesbezüglich Erfahrung zugestehen sollten und daß das Alter letztlich gar nichts über Weisheit und Wissen aussagt : selbst der intelligenteste, weiseste und gebildetste Mensch kennt nur einen minimalen Ausschnitt aus der Welt. Und ein wirklich intelligenter Mensch wird dem mit einer gewissen Demut begegnen. Wenn jemand noch extra betonen muss, wieviel Erfahrung und “Wissen” er doch hat, sagt das recht viel über ihn aus. Selbstbewußtsein ist nicht der Begriff, der mir in diesem Zusammenhang einfällt.
Aber Sie bemerkten es ja selbst : Sie beleeren gerne. Keine weiteren Fragen, euer Ehren !
@ Brian
Hä?
Was soll das?
Was soll dieses Geschreibsel??
Nachdem ich Ihnen höflich und sachlich geantwortet habe, kommen Sie mir hier nur mit abwertenden, rein persönlichen und vollkommen subjektiven Meinungen und bloßen Gefühlsäußerungen.
Alles nur Ressentiment und keinerlei inhaltliche Bezugnahme.
Sie wollen stänkern, das ist alles.
Ja, “Brian” will stänkern.
—
Ist doch irgendwie komisch, gerade Linke (wie Sie) müssten doch, da sie stets glauben, für das Gute zu stehen, in Wirklichkeit besonders höflich, einfühlsam und menschenfreundlich auftreten.
Aber das können Sie eben nicht. Der Hass auf das von Ihnen für falsch und für böse Gehaltene ist immer stärker vorhanden als die angebliche Güte und Menschenfreundlichkeit.
Heuchler!
—
Erwarten Sie von mir keinerlei Antwort, egal was Sie schreiben.
@ Brian
Danke für Ihre interessanten Gedanken, gerade auch heute Früh zu den Tees unter dem anderen Artikel.
Heute Abend fehlt mir leider die Zeit für eine Antwort – und obendrein hängt wieder die Maske, sodass sich manche Kommentare nicht einstellen / bearbeiten lassen. Ich werde meine Gedanken bei Gelegenheit nachtragen.
Ihnen einen guten Abend und bis zum Wiederschreiben!
@ Wolfgang Wirth
Guten Abend Herr Wirth!
Ein paar Gedanken meinerseits zu Ihren heutigen Punkten:
Nicht absetzen, sondern bloß anspielen, Wortspielen. Der Chefred ist ja ein “Neulandrebell”, ich halte es eher mit dem Altland, dem Analogen.
Die Neulandrebellen sind beendet worden – aber im Guten und ohne Löschung des Archivs wie bei Neuberpolis. Der Chefred ist vor über einem Jahr ausgestiegen, u.a. weil er keine Zeit hatte (Gerüchte es ginge um Frauen und Geld sind Quatsch) und Tom J. Wellbrock macht inzwischen hier die Seitenwende. Gert-Ewen Ungar schreibt weiter für RT Deutsch und zu dritt machen sie noch immer hin und wieder Podcasts.
Ach, ich dachte immer die seien bundesweit auf Flüssen und Seen anzutreffen? Ich sehe die öfters, ob hier oder in anderen Regionen. In Stuttgart begegnete ich mal einem ganzen Rudel vor dem Parlament. Gut, vielleicht leben Sie nicht so gewässernah.
Schwäne sind sehr territorial sowie protektiv und ihnen wird etwas sozialkonservatives zugeschrieben. Ich bin ja, wie schon öfters hier geschrieben, in meinen persönlichen Einstellungen auch sehr sozialkonservativ – ich dusche kalt, lege Wert auf Verbindlichkeit statt dauernd wechselnder Bekanntenkreise und „Komm ich heut nicht, komm ich morgen“-Einstellungen, nehme keine Drogen, betreibe keine Polygamie, trage keinen Bart, ziehe feste Abläufe und Strukturen vor, schätze Eigengewichttraining (Fitness ist reeechts!), klassische Musik (noch rechter!) Minimalismus / Selbstgenügsamkeit und Ablehnung von Konsumismus / Prasserei. So was eben. Das wäre die Cygnus-Komponente. Aber die Ruber-Komponente ist eben meine politische Einstellung, dass ich sehr freiheitsverbunden bin und meine Haltungen nicht zur Norm für mein Gegenüber und schon gar nicht für alle mache. Wenn Sie also Bart tragen oder Warmduscher sind, dann ist mir das wumpe, solange Sie mich dazu nicht bekehren wollen. Dann werde ich grantig, ich mag Missionieren nicht. Aber ich kämpfe eben dafür, dass jedem nach seinen Bedürfnissen gegeben wird und jeder leben kann, wie er möchte, solange er damit die Grenzen Dritter nicht verletzt.
Okay, jetzt verstehe ich Ihren Punkt.
Wobei ich das gar nicht direkt als Rebellentum gelesen und verstanden haben möchte. Ich habe einfach eine aufgrund meiner Erfahrungen und Verhältnisse stark ausgeprägte Ablehnung gegen Unaufrichtigkeit und Heuchelei und das System hier ist nun einmal extrem unaufrichtig und heuchelnd. Das ist mein Impetus dagegen auf die Barrikaden zu gehen.
Sie befürchten wohl eine Erosion von Vertrauen, einen Mangel an Glaubwürdigkeit oder dass man keine gemeinsame Grundsätze und keine Verständigung mehr finden könnte? Kurzum: Anomie? Das muss aber nicht die Folge sein, ich lese und verstehe das nicht so zwingend.
Ich sehe eher die Gefahr, dass das Postulieren „objektiver Wahrheiten“ zu Dogmatismus führt und den Raum für Weiterentwicklung und Veränderung verengt. Da hat @ Brian schon drauf hingewiesen, denn diese Gesellschaft ist voller zur Norm erhobenen Dogmen und einem Meinungskorridor der beständig auf eine bestimmte Meinung und Haltung verengt wird, der dann als „objektive Wahrheit“ ausgegeben wird. Denken Sie nur daran, was die Leidmedien und die herrschende Klasse während der Pandemie alles als „Wahrheit“ verkauft haben! Oder denken Sie an die „Wahrheiten“ über Russland und die in Kursk eingesetzten „Nordkoreaner“, für die der Westen „Beweise“ hat – genauso wie damals für die irakischen Massenvernichtungswaffen. Die Geschichte ist doch voll von „objektiven Wahrheiten“ in Natur- wie Geisteswissenschaften und Politik, die sich später als völlig falsch herausgestellt haben!
In meiner Vorstellung von Wissenschaft sind die Methoden und Techniken nur Werkzeuge um dem Sein und der ominösen Wahrheit näherzukommen. Es gibt für mich einfach nirgends eine endgültige, unbestreitbare „Wahrheit“ und jede These kann und muss falsifiziert werden können. Ihre, wie auch die Haltungen und Positionen, die ich hier bei Overton vertrete. Ansonsten sind es keine Thesen, sondern Gebote. Gebote mag ich nicht.
Debatte wie Forschung sind für mich dynamisch, also ein fortwährender Prozess des Hinterfragens, Testens und Anpassens. Des Zu-verstehen-suchens. Wir haben hier manche Positionen, von denen wir sehr überzeugt sind – aber wir sollten eben immer offenbleiben, sie wieder auseinander zu nehmen und unsere Meinung zu revidieren. Deswegen fand ich @ Two Moons Einwurf an @ Panicman von heute früh wichtig. Letzterer hat ja in manchen Punkten sehr klare, harte Positionen – und bei @ Two Moon drückte sich aus, dass man die auch selbstständig kritisch hinterfragen können müsse.
Wir beide, Herr Wirth, wir sind eben unterschiedlich politisch sozialisiert und geprägt. Ich bin jemand, der mit der Idee einer festen, objektiven Wahrheit und einer dieses Tun begleitenden, von oben festgelegten Ordnung nichts anfangen kann. Für mich kann „Wahrheit“ schlicht nicht von irgendeinem „Souverän“ oder einer (wissenschaftlichen) „Institution“ / „Autorität“ verordnet werden, weil das die Vielfalt menschlicher Erfahrungen, die unergründlichen Seiten der Natur und die uns noch unbekannten Perspektiven nie adäquat widerspiegeln würde. Erkenntnisse und Fakten sind für mich deshalb stets zu hinterfragen. Ich verallgemeinere meine Einstellungen darum auch nicht – und schreibe vielen hier immer, dass sie alles gerne anders sehen dürfen.
„Wahrheit“ ist für mich einfach ein alter, ungebändigter Fluss, der für sich weiterströmt und die Menschen an seinen Ufern in Austausch und Reflexion bringt. Und dieser Fluss enthält eine Einladung – nämlich die traditionellen „Ufer“ (also die Dogmen und absoluten Wahrheitsbegriffe) zu betrachten, zu prüfen, gegebenenfalls hinter sich zu lassen und zu neuen Welten aufzubrechen. Die Herrschenden dagegen schotten lieber das hiesige Ufer ab, mauern den Fluss ein und versuchen ihn zu „zähmen“ (nur um dann über das Hochwasser zu jammern) und / oder drohen der gegenüberliegenden Seite…
Ist Ihnen vielleicht zu poetisch oder trifft nicht Ihren Geschmack – muss es ja auch nicht. Sie können auch Ihr eigenes „Fluss-Verständnis“ daneben stellen, dann können Mitleser wieder auswählen, was ihnen zusagt. Abschließend zu dem Punkt möchte ich vielleicht einfach noch für Pragmatismus plädieren, vielleicht können wir so unsere Positionen verbinden. Dass wir „Wahrheit” also nicht als festgelegte, unveränderliche Tatsache ansehen, als Absolutheit – sondern schauen, wo man gemeinsam Brücken bauen und Dinge entdecken kann, die für alle funktionieren und nützlich sind. „Wahrheit“ wäre dann etwas, was sich prinzipiell für alle bewährt. Worauf sich alle einigen können. Sie sehen also – hier kommt auch meine Ablehnung von Repräsentativ- und Direktdemokratien her, welche auf Mehrheiten und absolute Wahrheiten ausgerichtet sind. Und das Plädieren für Konsensualhandeln und Lösungsfinden. Für „Konsensdemokratie“ (auch wenn das ein widersprüchliches Wort und missverständlich ist).
Darum sage ich hier auch: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Und keinen Fallzahlen, die du nicht selbst definiertest.
Der „Normalfall“ ist eine Machtfrage – das haben die Pandemie-, die Russlandsanktionen und viele andere Beispiele gezeigt. Normen werden von denen festgelegt, die die Gewalt haben – Wissen spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Die USA und restlichen Westler wussten genau wer in Halabdscha 1988 die Giftgasangriffe getätigt hatte – aber die Presse ließ munter verbreiten, dass „irgendwie beide Seiten“ beteiligt gewesen wären und ordnete entsprechend ein (um mal ein älteres und schon in Vergessenheit geratenes Beispiel zu bringen). Später, als niemand mehr danach krähte, hat man das dann „korrigiert“. So wie man in Sachen Pandemie, Amri, Klima, Ukraine… später dann „korrigiert“ hat. Aber nicht, weil man meinem Flussverständnis von Wissenschaft und Wahrheit folgt, sondern natürlich aus ganz anderen Gründen…
Souverän ist nicht nur, wer über den Ausnahmezustand entscheidend, sondern auch den Normalfall normiert…
Weiß ich nicht. Es gibt genügend religiöse Linke, Linke mit Familie, Linke mit Traditionen und Linke in der Natur.
Ich bin oft in der Natur. Ich habe keine Familie, aber das hat zunächst nichts mit der Politik zu tun, sondern ganz andere Gründe. Einen Glauben habe ich auch. Meine „Traditionen“ leiten sich anderswo her – denn mit den Traditionen hier in der Region habe ich mich schlicht nie anfreunden können, eben auch weil die von oben verordnet oder bis zur Unkenntlichkeit entkernt worden sind. Es gibt hier bspw. ein Fest für Holzverarbeiter. Allerdings hat das letzte Sägewerk hier vor über 30 Jahren dicht gemacht. Das Fest ist heute ein von der Stadt alljährlich mit Hunderttausenden bezuschusstes Besäufnis mit Rummel und Fressbuden – Holzhandwerker und -verarbeiter sieht man dort vergeblich, auch passende Stände gibt es schon ewig nicht mehr. Dafür am Anfang einen Fassbieranstich mit Trachtenkappelle und am Ende Geböller durch den Schützenverein. Naja. Die Zeitung hat vor ein paar Jahren die Besucher befragt, ob sie wissen, was gefeiert wird – ne, die meisten sind eh von auswärts und es geht um Bier und Rummel, wer will da noch was von Anlässen hören? So viel zum Thema hiesige „Tradition“.
Da kennen Sie mich aber schlecht – auf Fortschritt und Technisierung setze ich ganz sicher nicht. Anders machen – nun, das schon, aber das ergibt sich mir nicht aufgrund eines Mangels an Kraftquellen, sondern weil ich eben diese Abneigung gegen Unaufrichtigkeit habe. Es ist etwas Faul im Staate Dänemark, er stinkt, Herr Wirth und ich finde einfach, dass man dagegen auftreten und für etwas Anderes eintreten muss.
Ganz sicher nicht. Ich ziehe meine Kraft sicher nicht aus irgendeiner Heilserwartung oder weil ich denke, es müsste und werde schon irgendwann besser werden. Sie kennen doch meine skeptischen Beiträge zur Umsetzung von Revolutionen, meine Verweise auf Souchy und meinen Pessimismus – ich weiß genau, dass in Zukunft nur mehr Überwachung, mehr Gewalt, mehr Zwang, mehr Technik, mehr Roboter, mehr sonstiges Unbill warten. Kaum was wird besser werden! Ich teile Houellebecqs Position: es wird von Jahr zu Jahr ein wenig schlechter.
Wenn ich eine Hoffnung auf die Zukunft habe, dann, dass es vielleicht bestimmten Menschen gelingt Gegenstrukturen aufzubauen und Sanktuarien zu schaffen, denn die bestehende Ordnung wird zerfallen, aber ihr Fluchtpunkt im Moment des Kataklysmos wird nicht die Linke sein, sondern der Faschismus. Eine normopathische Gesellschaft wie die hiesige kann nicht ad hoc “ins Gute” (was immer das dann wäre) drehen – es ist viel wahrscheinlicher, dass sie ein noch normopathischeres Monster, einen noch autoritären Nachfolger hervorbringt. Dazu genügt mir ein Blick auf die Umfragen, in denen die Leute ihre Zustimmung zu Pandemiemaßnahmen, Sanktionen und sonstigem Dreck kundtun. Oder die Nebensitzer in der Bahn und ihre Gespräche.
Das ist nett gemeint, aber ich habe schon meinen eigenen Glauben gefunden. Er kommt aus anderen Richtung, weder von einer dogmatischen Buchreligion, noch Marcus Aurelius und ist hier nicht so wichtig. Epikur hat aber durchaus etwas beigesteuert und die Stoa auch.
Diese Spaltungen finden sie bei allen identitär-konstituierten Bewegungen, Schulen und Institutionen. Nicht nur linken Parteien / Gruppen. Auch die Konservativen, Liberalen und Rechten haben viele Häutungen, Intrigen und die AfD galt manchen gar als „gäriger“ Haufen. Wo Identität ins Spiel kommt, wird es immer schwer. Ich setze deshalb auf Authentizität. Vermutlich bin ich deshalb weder bei Linken, noch Liberalen, noch Konservativen richtig noch wohlgelitten (und ich war schon in verschiedenen Parteien und Bewegungen aktiv).
Ihnen einen guten Start in die neue Woche!
Gruß
CR 🦢
PS:
Nun, Herr Wirth – wie pflegen hier eben keinen privaten E-Mail-Austausch, sondern schreiben in einem Meinungsforum. 🙂 Wir sollten damit rechnen, dass Mitforisten ihre Gedanken beifügen und einhaken. Ich habe @ Brians Gedanken als ergänzend und interessant empfunden und er – wie andere – dürfen gerne auf meine Kommentare zu wem oder was auch immer eingehen. Die Pöbler und Trolle dagegen – nun, die ignorieren wir am besten einfach. Denen sollten wir keine große Zeit und Beachtung schenken.
Kennen Sie eigentlich die Tetralogie von Jochen Kirchhoff (auf die ich schon in mehreren Kommentaren verwies) ?
Ich habe schon öfter gedacht, daß diese für Sie eigentlich ganz interessant sein müsste (für mich war/ist sie’s auf jeden Fall).
@ Altlandrebell
2. Februar 2025 um 22:57 Uhr
Gott zum Gruße,
und einen guten Tag außerdem!
Noch ein paar vielleicht doch eher abschließende abschließende “Groschen”, wie Sie es nennen; die Zeilen werden nämlich schon schmal.
Dass mir Ihre, wie Sie es sagen, „sozialkonservative“ Art gefällt, können Sie sich ja denken!
Wahrscheinlich ist das ein wichtiger Grund für den Erfolg unseres Gedankenaustauschs.
—
Mich wundert aber mitunter, WIE umfangreich und lang Sie schreiben.
Sie tippen anscheinend so schnell wie andere reden. Ich les ´ es ja gerne, obwohl es mitunter von der Länge her hart an der Grenze ist. Nehmen sie´s mir nicht übel.
Mitunter könnte es hilfreicher sein, sich kürzer zu fassen. (Ja, ich weiß, das ist manchmal sogar zeitaufwändiger, und ich selbst bin ja auch kein gutes Vorbild.)
Das Problem besteht nämlich nicht nur darin, dass ein Leser womöglich beginnt, flüchtiger zu lesen, sondern auch darin, dass zu viele Themen/Fragestellungen gleichzeitig aufgemacht werden. Würde man dann wiederum auf fast alle eingehen, so würde das Textvolumen aller Antworten rasch sehr stark anwachsen. Gleichzeitig würden aber wegen dieser Verzettlung wiederum Zeit und Raum fehlen, die dann immer mehr zahlreicheren Themen auch nur halbwegs ausführlich zu erörtern.
—
Der Kern Ihres jüngsten Texten an mich ist m.E. die ins Wissenschaftstheoretische oder gar Philosophische gehende Frage, inwieweit wahre und objektive Erkenntnis überhaupt möglich ist. Deshalb schreibe ich auch fast nur dazu.
Ich verstehe durchaus Ihre Bedenken gegen das Postulieren von Gewissheiten und vermeintlich objektiven Wahrheiten. Und ja, Poppers Hinweis auf die stets nur noch nicht widerlegte vorläufige Wahrheit der wissenschaftlichen Erkenntnisse ist mir bekannt.
Nun kommt das Aber und der Versuch einer Synthese:
→ Es ist zu unterscheiden zwischen einerseits den Randbereichen der wissenschaftlichen Erkenntnis und andererseits den alltäglichen und durch eigene sinnliche Erfahrung bestätigten Gewissheiten, die sich – zumindest im Bereich unseres Alltags und unserer gewohnten physikalischen Größeneinheiten – als bewährt und zutreffend herausgestellt haben. (Dass das schon sehr viel weniger für die von den Bewusstseinsindustrien gebastelten „Wirklichkeiten“ gilt, wissen wir beide.)
Es gibt daher im Bereich unseres Alltagsleben sehr wohl annähernd objektive Wahrheiten. Das Zweifeln an objektiven Wahrheiten betrifft daher eher den Randbereich des Wissens, aber nicht generell alles von uns Menschen Gewusste und als wahr Erkannte überhaupt. Und ich bin mir recht sicher, dass mir hier auch Popper folgen würde!
Wenn bei normalem Luftdruck Wasser bei 100° C siedet, dann ist dieser Siedepunkt eine objektive Tatsache.
Wenn ich über ein Tischbein stolpere, so ist das physische Hindernis objektiv das Tischbein.
Wenn es regnet, so sind es objektiv Wassertropfen aus Wolken.
Wenn eine statistisch hochsignifikante Anzahl von Messerstechern heute in Deutschland eine ganz bestimmte Herkunft hat, so sind das eben objektiv keine Männer aus Norwegen oder Island, sondern aus dem orientalischen Raum.
Wenn ein Impfstoff, der auch die Verbreitung von Viren verhindern sollte, nicht davor schützt, dass Geimpfte die Viren verbreiten, dann können Geimpfte nach dieser Impfung eben dennoch objektiv ansteckend sein.
Usw. usf.
Wahrscheinlich spielt hier für unsere Sicht der Dinge eine wichtige Rolle, dass ich letztlich aus dem Bereich der Naturwissenschaften komme, während Sie eher Sozialwissenschaftler sind und Ihnen daher jener markante Wahrheitsanspruch, den Naturwissenschaftler verwenden, womöglich für Ihre gesellschaftswissenschaftlichen Themen eher ungewohnt ist. Hinzu kommt, dass es (jenseits der empirischen Sozialforschung) in den Gesellschaftswissenschaften doch oft eher um Gedankengebilde und bloße Interpretationen geht.
Hinzu kommt vielleicht noch, dass Sie vermutlich im Studium von der Frankfurter Schule und ihrer sog. “kritischen Theorie” mehr beeinflusst worden sind als ich.
Über den tiefen Graben und die häufigen Verständnisschwierigkeiten zwischen diesen Naturwissenschaftlern und Geisteswissenschafdtlern (sowie vielen Sozialwissenschaftlern) wurde ja schon oft geschrieben.
Ich will das jetzt nicht wiederholen.
Eine naturwissenschaftliche Sicht der Dinge habe ich ebenfalls, das gilt auch, obwohl ich mich hier bei Overton eher auf historische und politische Themen beziehe.
Das führt dazu, dass mir im Grunde viele abstrakten Begriffsbildungen von Geistes- und Sozialwissenschaftlern mehr oder weniger suspekt sind. Ich nehme das nicht wirklich ernst.
Und je abstrakter, desto mehr!
“Wortbildungsakrobaten”.
Natürlich gilt Poppers Forderung auch in den Naturwissenschaften, doch gelingt die bewusste Falsifizierung eben in der Regel fast nur in den aktuellen Grenzbereichen der Forschung und des Wissens und bei Zusammenhängen und Kausalitäten, die vielleicht auch etwas voreilig und spekulativ erfolgt waren. Diesseits davon gibt es sehr wohl vieles, was man zwar nicht mit 100%iger Sicherheit, aber doch mit 99%iger Sicherheit als wahr und richtig ansehen darf.
Aber Ähnliches schreiben Sie ja auch:
„´Wahrheit´ wäre dann etwas, was sich prinzipiell für alle bewährt.“
Ihre Skepsis gegenüber sicheren Wahrheiten scheint mir aber dennoch weit größer zu sein als meine, und Ihre Skepsis scheint mir auch Themen und Zusammenhänge zu berühren, die vermutlich nicht nur ich als gesicherten Wissensbestand betrachte.
Aussagen wie diese …
„´Wahrheit´ ist für mich einfach ein alter, ungebändigter Fluss, der für sich weiterströmt und die Menschen an seinen Ufern in Austausch und Reflexion bringt. Und dieser Fluss enthält eine Einladung – nämlich die traditionellen „Ufer“ (also die Dogmen und absoluten Wahrheitsbegriffe) zu betrachten, zu prüfen, gegebenenfalls hinter sich zu lassen und zu neuen Welten aufzubrechen.“
oder
„Ich bin jemand, der mit der Idee einer festen, objektiven Wahrheit und einer dieses Tun begleitenden, von oben festgelegten Ordnung nichts anfangen kann.“
… scheinen mir daher in dieser Allgemeinheit doch über das Ziel hinauszuschießen.
—
Wenn Sie hingegen jene Dogmen und jenes „offizielle“ Wissen kritisieren, das uns von Institutionen, Machteliten usw. verkündet und für „wahr“ erklärt wird, also das „politisch-korrekte“ Wissen, so bin ich natürlich sofort auf Ihrer Seite
—
Ihre pessimistische Zukunftssicht ähnelt teilweise meiner eigenen, doch würde es jetzt zu weit führen, das hier und heute zu erörtern. Vielleicht später mal.
Alles Gute
Wolfi, dein Expertentum für’s Umdeuten bezweifelt ohnehin kaum jemand. Wo werden denn konservative Christen, Lebensschützer(?), Abtreibungsgegner oder AfD-Anhänger verfolgt, dabei mal von der dir implantierten Phantasie abgesehen? Euch bläst man permanent publizistisch auf, damit man im Windschatten das tun kann, was eure Herrchen noch so alles geplant haben.
Im Übrigen findest du Verfolgung und was so dazugehört doch gar nicht so schlecht:
“Und was sind für Domke-Schulz die entscheidenden Gründe?
Aha, dass man im Westen die Kommunisten verfolgt hat.
Oh, böse, ganz böse.
Na und, das war doch richtig und notwendig ! !”
https://overton-magazin.de/dialog/die-brd-hat-die-ursachen-fuer-faschismus-und-krieg-nie-beseitigt/#comment-195028
Dein geheuchelter Sermon wird auch nicht dadurch legitimer, daß ihr euch hier ein paar Bälle hin und her schubst. Die Janusköpfigkeit stinkt wie stets bereits vom Kopf. Von Saulus zu Paulus und bei Bedarf wieder zurück:
AfD
Alice Weidel: COVID19 – Nichtstun der Bundesregierung gefährdet Leib und Leben der Menschen
Berlin, 12. März 2020. Die stellvertretende Bundessprecherin Dr. Alice Weidel, Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, fordert die Bundesregierung auf, konkrete Schritte zum Schutz der Menschen bzgl. des Corona-Virus einzuleiten statt ‚Handlungsempfehlungen‘ zu geben:„Man überlässt die Bürger sich selbst – eine Praxis, die sich schon seit 2015 quer durch alle politischen Felder zieht. Lediglich da, wo man den Menschen in diesem Land noch ein bisschen Geld aus der Tasche ziehen kann, also zum Beispiel in Sachen Klimapaket, interessieren sich die Regierenden noch für das Volk. Ich fordere die Bundes- und Landesregierungen auf, dem Beispiel vieler europäischer Länder zu folgen und endlich die entsprechenden Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten. Das Handeln der Politik ist fahrlässig und gefährdet Leib und Leben der Menschen in unserem Land.“Drucken
Angaben ohne Gewähr. Stand: 13.03.2020
https://polit-x.de/de/documents/3177313/
@ Gracchus Babeuf
Vielleicht sind manche Dinge ganz einfach zu kompliziert für den Babeuf?!
Nebenbei: Ist das nicht etwas übertrieben und doppelt gemoppelt:
Tiberius Graccus UND François Noël Babeuf auf einmal
—
Ansonsten:
Was soll dieses wirre Geschreibsel?
Warum spart er sich denn nicht die Zeit?
Krass, du kannst Google. Dann könntest du dir sogar die ‘Verschwörung für die Gleichheit’ besorgen. Sry, das konnt ich mir jetzt nicht verkneifen. Das kannst du natürlich nicht. Mglw. sind dir ja die Dinge etwas zu komplex, da es dir nicht möglich ist überzeugend zu lügen. Deshalb ist Verwirrung im Allgemeinen, also angewandt und erlebt, dein Metier. Die Zeit nehm ich mir und wenn es dir hundertmal nicht passt.
Viel Vergnügen noch beim Ping Pong.
Faschismus, ein Begriff wie ein bunter Luftballon in den man alles hinein interpretieren kann, wenn er nur dazu taugt sich vom Bösem, als gut zu unterscheiden. Böse kann dabei allerhand sein, vor allem wenn man sich die Deutungshoheit dabei zu eigen macht.
Also was genau ist Faschismus und was nicht?
Jedenfalls leutet bei mir sofort die rote Lampe auf. Man denkt an die Mussolinidiktatur in Italien, die Naziverbündeten – und sogleich hat man die Verbrechen und Verbrecher vor Augen, oder deren Opfer.
Welche Denkmuster sind damit verbunden, woran genau kann man Faschismus fest machen?
So richtig wird man nicht schlau, wenn man dem Begriff nachspürt.
Aus Wikipedia: “Eine Definition von „Faschismus“ gestaltet sich schwierig, da weder der Begriff an sich etwas über sein Wesen aussagt…”
Leider bringen auch die vielen damit verbundenen zusätzlichen Begriffe kaum Licht ins Dunkel, weil sie ebenfalls recht schwammig sind aber absolut zum Negativen gehören, wie Antisemitismus oder Rassismus und auch dabei stellt sich wiederum die Frage, wo z.B. Rassismus beginnt oder Antisemitusmus beginnt.
Wer irgendwie Kritik an Juden oder POC äußert ist der sogleich unter den Begriffen zu subsummieren, oder muss da dann doch noch etwas ( ? ) hinzu kommen. Man kritisiert ja durchaus auch Freunde, ohne ihnen Schlechtes zu wollen.
Vielleicht geht es darum, die Andersartigkeit im Glauben, in der Hautfarbe, oder im Verhalten mit Überheblichkeit als minderwertig herabzuwürdigen. Das würde einleuchten. Natürlich kann auch die Andersartigkeit so ausgelebt werden, dass sie durchaus kritikwürdig ist, ohne sogleich die Begrifflichkeit von Rassismus u.a. zu erfüllen.
Strafbares Handel z.B. kann nicht dazu führen, dass man von Kritik und Strafe wegen seines Andersseins befreit wird.
Ja, es kann jeden treffen in einer Gesellschaft, in der das Anderssein stigmatisiert wird – und wie man bei der Lektüre “Die Welle” schnell erkennen kann, lassen sich Menschen in dieser Richtung durchaus beeinflussen und instrumentalisieren. Irgendwie gehört das wohl zur Natur der Menschen. Vielleicht gibt es genau deshalb überhaupt Staaten mit Gemeinschaften gleicher oder zumindest ähnlichen Vorstellungen. Man spricht von Staatsgebieten und Staatsvolk – ohne beides gäbe es keinen Staat, keine staatliche Ordnung, keinen Rahmen für Recht und Unrecht. Man redet von Sprachgemeinschaften, von Glaubensgemeinschaften und jeder Menge anderer Gemeinschaften, die ein geminsames Interesse verfolgen. Jede Gemienschaft hat aber Regeln aufgestellt und wer dazu gehören will, muss sich diese Regeln zueigen machen und sich ihnen anpassen.
Das betonte Anderssein macht einen dabei zum Fremdkörper, zum Außenseiter und führt bei begründeten Verstößen zum Ausschluß.
Der Wegweiser zum Faschismus (was immer das genau sein mag) ist nicht fern, wenn eine Gemeinschaft auseinander bricht, weil sie ihre eigenen Regeln nicht mehr einhält und sich selbst infrage stellt, weil zuviel Anderssein wie Salz im Wasser wirken kann und ein zuviel davon alles ungenießbar versalzt.
Faschismus ist, um das allgemeine Phänomen zu fassen und ihn von seinen italienischen begrifflichen Wurzeln zu lösen, ein extremer Korporatismus, der dem Andersartigen und Außenstehenden jede Teilhabe und jedes Recht, bis hin zum Recht auf Leben, abspricht und daher im Extremfall gewalttätig gegen das Andersartige vorgehen muss. Was “andersartig” ist, ergibt sich aus dem Selbstverständnis der jeweils Inkorporierten. Und selbstverständlich gibt es auch Abstufungen, die vom Ausgrenzen über Benachteiligen und Drangsalieren bis hin zur physischen Vernichtung reichen. Insofern gab es “Faschismus” schon vor Mussolini und es gab und gibt ihn auch danach.
Die ganze Debatte um Migranten ist vor allem absolut verlogen und realitätsfern. Schon seit der Kolonialisierung leben reiche Staaten im Norden auch von der billigen Arbeitskraft der Menschen im Süden. Mit der Globalisierung der Märkte fing man dann auch die billigen Arbeitskräfte für die eigene Wirtschaft zu importieren, vordergründig mit dem Ziel die Kosten für die Arbeit niedrig zu halten.
Wer hier also die Migranten zum Sündenbock machen will, lenkt nur von der eigentlichen Problematik ab, nämlich, dass die durch Privatinteressen orientierte Politik am Ende ihrer Latein angekommen ist. Ihr sog. “freier Markt” regelt gar nichts, außer, dass damit immer mehr Nischen für allerlei kriminelle Machenschaften entstehen und das Leben der gewöhnlichen Menschen zur Hölle wird. Westliche Länder fallen auseinander nicht aufgrund von ein paar Migranten, sondern aufgrund der eklatanten materiellen Ungleichheit und eines politischen Elitarismus, dem jeder Bezug zu den gewöhnlichen Menschen und ihren Leben fehlt.
Das sieht man auch an dem aktuellen “Wahlkampf”: da wird nur billige Hetze betrieben gegen gesellschaftlich Schwache, Das eigentliche Thema, nämlich der wirtschaftliche und gesellschaftliche Niedergang, ist dabei gar kein Thema.
Dumpfschland, Land der Richter und Henker.Fotzen Fritze und Affen für Deutschland wollen zurück in die goldenen 50 er oder sogar 30 er Jahre. Nix gelernt, sich selbst verleugnet und den Amis den A…. geleckt!
Fairerweise muss ich hinzufügen das die restlichen Parteien und Mainstream Journallie auch nicht besser sind. Und diese Russophobie, wo kommt sie nur her? Erst warens die Juden, dann die Türken, dann die faulen Griechen und jetzt wieder der Ivan Die Haschspritzer werden auch bald wieder kriminalisiert. Macht keinen Spaß….Churchill sagte entweder hast du den Deutschen unter dem Stiefel 🥾 oder an der Kehle! Lol
Kennt jemand noch “Onur” von Gröhlemeyer? Über türkische Gastarbeiter?
… ihm gehört ein grosses Stück von unserem Heimatglück.
Jetzt ist er schuld dass es uns nicht noch besser geht …
Aber ist ja auch egal. Es ist und bleibt das Volk, das zuschaut, schweigt, nichts tut, hetzt etc. Das war in Nachkriegsdeutschland so und ist es immer noch. Auf andere zu zeigen ist billig, denn jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Politikerfratzen sind nur das Spiegelbild von den Stammtischgesellen, die weiter seit 45 ihr Unwesen trieben und deren Sprüche noch weit über das gingen, was man heute aus Politikermaul hört und die weiter verachteten, ausgrenzten, immer besser waren als die anderen.
Ich halte es da mit Heine und denke in der Nacht lieber nicht an D-Land.
„Auf andere zu zeigen ist billig, denn jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.“
Putsch in Chile 1973
Was den Faschismus angeht, da bin ich der Ansicht, dass es da noch dunkle Flecken gibt, die erforscht gehören. Während man über NS-Deutschland, und die NS-Verbrechen, hervorragend aufgeklärt wird, und wurde, fehlt ein Kapitel des Wiederauflebens des Faschismus nach seiner militärischen Niederlage 1945 völlig.
Kleiner Exkurs:
Im 19./20. Jahrhundert wanderten viele Menschen aus Europa in die USA, und nach Mittel- und Südamerika aus. Während 1933 – 1945, und auch nach Kriegsende bis heute, gab es dort Regierungen die Mensch durchaus als nationalsozialistisch bzw. faschistisch bezeichnen konnte, d.h. die NS-Verbrecher, die über die sogenannte “Rattenlinie des Vatikan” nach Südamerika auswandern konnten kamen in ein gemachtes Bett…..viele Ex-Nazis, und Faschisten, wurden in den jeweiligen mittel- und südamerikanischen Regierungen hohe Tiere…..und da schließt sich der Kreis zum unerforschten Kapitel der Faschismusgeschichte – Was wurde aus denen? Wie haben die jeweiligen Auswanderergemeinden die Neuankömmlinge integriert? Liegt da der Hase im Pfeffer begraben, dass der – eigentlich militärisch besiegte – Faschismus bis heute weiterexistiert, ja sogar neue Blüten treibt, siehe Mileis Argentinien heute, oder Pinoquets Chile früher…..
Auch das kann Mensch nicht oft genug erwähnen, da dieses Kapitel der Nachkriegsgeschichte zumindest im deutschen Schulunterricht nie thematisiert wurde – die Auswanderergemeinden, die entweder selber Nazis/Faschisten waren, oder solche integriert haben – in die neue Heimat in Mittel- und Südamerika….
Übrigens sogar in den USA hatten Teile der deutschen Einwanderer 1933 eine “Faschist-Party” gegründet, aber die USA hat dem bald Einhalt geboten – spätestens nach Kriegsbeginn 1939……;-)
Gruß
Bernie
PS: Ein anderes Thema ist, dass die Entnazifierung in der alten Heimat nie richtig durchgesetzt wurde – rein auf Westdeutschland bezogen (bin im Westen zu Hause, wo man den “alten Feind” bald für den Kalten Krieg gegen die UDSSR benötigte), was dazu führt, dass Mensch heute im Alltag sogar bei Ur-Enkeln von Nazis einkaufen geht, oder deren Produkte im Discounter kaufen kann – kein Witz, war selber total baff….;-) “Schock*
3 Beispiele gefällig?
Die Familie Öetker zum Beispiel, oder VW bzw. Produkte wie Tempo Taschentücher…..;-)
Gibt noch zig mehr, aber das soll der/die Leser selbst herausfinden – wie schon gesagt ich war selber mehr als baff, da darunter Produkte, oder Firmen waren auf die Normalbürger/-in im Alltag täglich stößt *schock*
Zumindest in der Bundesrepublik gab es nie eine wirkliche Aufarbeitung des Faschismus. Man beschränkte sich im wesentlichen auf die Darstellung individueller Einzelschicksale, vermied aber tunlichst, die gesellschaftliche Dimension zu erfassen. Letzteres blieb dann der heute, auch aus diesem Grunde, stigmatisierten DDR-Wissenschaft überlassen.
Prof. T. Kuczinsky verwies in seinem Gutachten ” Brosamen vom Herrentisch” zur Ausbeutung der Zwangsarbeiter im Faschismus nicht nur auf die erworbenen sagenhaften Profite, sondern auch auf den kriegsbedingten Innovationsdruck hin, wodurch die deutsche Wirtschaft 1944 die weltweit produktivste Wirtschaft war. Diese Produktivität war gemeinsam mit den Kriegsprofiten der Grundstein für das Wirtschaftswachstum der BRD. Der Marschallplan stimulierte lediglich die Kapitalakkumulation nach der westlichen Währungsreform wieder und wird darum häufig in seiner Bedeutung überschätzt
Die blinden Flecken gibt es ganz sicher, Bernie. Und auch Klaudie hat den wunden Punkt mit der Verschleierung der gesellschaftlichen Dimension getroffen. All das sind Gründe dafür, dass es wieder kriecht, aus dem fruchtbaren Schoße noch (frei nach Bert Brecht😉). Aber nicht nur, die Krise des marktradikalen Kapitalismus tut ihr Übriges.
Stimme zu, aber ehrlich gesagt ich hab was das Thema angeht bereits schockiert resigniert – ich hab gar nicht alles aufgezählt an Firmen, oder Produkten, die bis dato von NS-Verbrechen (z.B. Arisierung, Zwangsarbeit etc. usf. ) profitieren – “Braunes Erbe” eben. in Deutschland.
Lösung?????
Mensch kann ja kaum den alltäglichen Einkauf boykottieren…..dafür ist der Zug längst abgefahren…..und auf eine Entnazifizierung 2.0 warten wir wohl bis zum berühmten St. Nimmerleinstag….:(
Gruß
Bernie
Die einzige Antwort wäre die Enteignung der Profiteure gewesen. Doch dieser Zug ist mittlerweile abgefahren.
Eben, und daher macht eine Diskussion darüber ebensowenig Sinn wie ein Boykott der Waren im alltäglichen Einkauf…..wie oben schon erwähnt soll jeder selbst recherchieren….ist einfach unglaublich was für Firmen, oder Produkte, bis dato von eben “braunem Erbe” profitieren……:-(
Schönen Abend noch
Bernie
Als ausschließlich moralische Kampfparole der guten Bürger und Demokraten, taugt “Faschismus” (je nach gusto auch gern mal “Kommunismus” oder “Totalitarismus”) auschließlich aIs Invektive. Gegen das Böse und für das Gute schlechthin.
In der methodischen Anwendung ihrer Invektiven allerdings, unterscheiden sich rechte und linke Demokraten in keinster Weise voneinander.
Erklären wollen die alle nix.
Man kann hier mal wieder unter verschiedenen Artikeln nicht auf Kommentare antworten, Kommentare nicht mehr bearbeiten bzw. gar nicht erst eigene Beiträge einstellen, weil die Maske einen sofort wieder zur Startseite schickt. 😠😤 😡🤬💣💥
Wollte hier noch etwas zur im Artikel m.E. nicht vorkommenden Gruppe der “Asozialen” kommentieren – geht nicht. Dann werde ich das unter einem anderen Artikel einstellen oder wann anders was draus machen. 🤷♂️🦙🥗🥘⛷️
Hinweis: Konnte es jetzt posten, aber ohne Quellen. Wer die Artikel lesen, will, muss also selbst die Suchmaschine bedienen.
Da haben die Mitforisten ja bereits wieder viele kluge Gedanken hinterlassen. Von mir nur ein Punkt: Die Autorin geht zwar auf „lebensunwertes Leben“ und „Sozialschmarotzer“ ein – aber „Asoziale“ werden expressis verbis glaube ich nicht genannt. Und die fehlen mir. (Man korrigiere mich, wenn ich was überlesen haben sollte.)
„Asoziale“ – das konnten nämlich viele sein, zumal der Begriff nicht genau ausdefiniert war und nach Gusto auf weitere Personen und Gruppen angewandt wurde. Meistens betraf es „gefallene Frauen“ (Prostituierte, wie solche Damen, die einfach „zu viel Männerumgang“ hatten), „Landstreicher“, „Fürsorgeempfänger“… oder bestimmte „Ungeimpfte“. Alles Leute, die „nutzlos“ oder „gesellschaftsschädigend“ waren, die die Volkshygiene bedrohten. Die der panhygienischen, rassereinen deutschen Gesellschaft im Weg standen. Während heldenhafte SS-Männer aus Wallonien und dem Baltikum von der BRD jahrelang Renten bekamen, erhielten die „Asozialen“ genau wie die sogenannten „Berufsverbrecher“ nach 1945 – nix. Oder doch: jede Menge Häme, Verleugnung, Diffamierung, fortgesetzte Verfolgung (wenn auch ggf. mit anderen Mitteln). Als Opfer wurden sie nicht anerkannt, für die meisten Menschen – ob im Staatsapparat oder „uff de Gass“ – waren sie schon zurecht den „Maßnahmen“ ausgesetzt und oder im KZ gewesen. Ihre Verfolgung sei ja nicht NS-spezifisch gewesen. Das mag in einem spezifischen Punkt sogar zutreffend sein – es gab sie nämlich davor wie danach.
In einem Land wie Deutschland, in dem die Ursachen des Faschismus bis heute fortbestehen und die NS-Zeit nur in kommodifzierter Form aufgearbeitet worden ist (um Cash aus ihr zu schlagen), während die wichtigsten Punkte hübsch unter den Teppich gekehrt und die entscheidenden Lehren nie gezogen wurden, muss man gar nicht fragen, wo es heute zum Faschismus langgeht. Er ist schon da. Nein: Er ist immer noch da, er war nämlich nie weg. Und so wie die Gazetten allenthalben eine neue Sau durchs Dorf treiben, helfen sie den Herrschenden auch neue alte Ängste von Zeit zu Zeit neu durchs Land zu treiben.
Für die man dann die entsprechenden Sündenböcke braucht, sucht – und findet. Für jede Identitätsgruppe die passende Angst und das zugehörige passende Feindbild. Pöse Ausländer, pöse Muslime, pöse Russenversteher, pöse Umweltsäue, pöse Antieuropäer, pöse alte Männer, pöse Maskus, pöse Linke, pöse Israelkritiker, pöse sonst was. Pöse Hartzer. Die Hatz gegen (Langzeit)arbeitslose und die „Reformen“ der Agenda 2010 wären ohne die entsprechende Stimmungsmache über Jahrzehnte und gerade in den 1990ern gar nicht möglich gewesen. Ohne das Anknüpfen an bestehende wie tradierte Vorurteile über „Arbeitsscheue“. Demgemäß stimmten im Bundestag am 19.12.2003 auch (fast) alle zu. (Wer die 16 Abweichler nennen kann, bekommt einen Orden „Held der Arbeit“).
Oder eben: Pöse Asoziale.
Die pösen Asozialen sind nämlich immer noch da und der Begriff wird wie eh und je nach Gusto verwendet. „Asoziale“, das sind – wie nicht erst die Pandemiemaßnahmen zeigten – natürlich auch die Ungeimpften und sonstigen Gesundheitsschädlinge.
Beispiel I (Gauweiler, Bayern in den 80ern):
Quelle: SZ
(Virusschleudern – na, erinnert euch das an was? Vielleicht an „Kondompflichten“? Vielleicht an Böhmermanns „Ratten“, Bosettis „Blinddärme“, an „Schlagstocksaskia“ oder ganz allgemein an Ungeimpfte als „Treiber der Pandemie“?)
Beispiel II (Hirschhausen 2018): „”Wer sich nicht impfen lässt, ist ein asozialer Trittbrettfahrer”“
Quelle: Die Welt
Der Boden war auch hier bereits gut bereitet, als man dann 2020 ff. so was titelte:
„Tyrannei der Ungeimpften“? Zugespitzt, aber ethisch richtig!
Quelle: Philomag
Ja, so sind sie die edlen Philosph*innen wie *außen. Die stolzen Deutschen, die so viel aus der Geschichte gelernt haben. Ja – wie man eben Geld aus ihr macht…
Es gehörte auch viel Mut dazu, sich 2021 ff. nicht impfen zu lassen.
PS: In meiner Familie selbst gab es zwei „Asoziale“, die seit den 30ern in KZs einsaßen. Sie waren „Elemente“, über die man in der sonst zwischen Mitläufern, Mittättern und strammen Gottgläubigen oszillierenden Familie wenig sprach und auch nichts erinnerte oder gar viel mehr wusste. Der eine war wohl „Landstreicher“. Sie starben bald nach dem Krieg in den 1950ern.
@ Altlandrebell
Etwas, was ich schon lange mal loswerden wollte, bisher aber auf die Gefahr des Eindrucks “sich einschleimen zu wollen” unterliess: Ohne Ihre Kommentare wäre der Konsum von Overton oft nur die Hälfte wert.
Nicht das ich Ihre Anmerkungen immer zu 100% teilen würde, aber sie sind stets konstruktiv und regen die grauen Zellen an. Daher von meiner Seite an Sie ein herzliches “Weiter so!”
Danke für Ihre freundlichen Worte und die Ermunterung!
Man muss meine Ausführungen auch gar nicht zu 100 % teilen. Man kann sie sogar nur zu 1% teilen und nur ab und zu etwas dran finden. Oder gar nicht teilen. Mir geht es nur um genau das, was sie ansprachen: das Anregen der grauen Zellen. Damit finde ich, ist immer was gewonnen!
Artikel von mir finden Sie auf Overton übrigens hier. Demnächst sollten wieder welche erscheinen. 🙂
Gruß
Altlandrebell
Dem kann ich mich nur anschließen.
(Gerade auch, was die grundsätzlichen Anmerkungen zu Verlogenheit und Heuchelei betrifft; aber auch zu Authentizität und Verbindlichkeit).
Die Fähigkeit bzw. in manchen Fällen auch explizit die Bereitschaft zur Diplomatie kommt mir da durchaus mal abhanden. Da stehe ich allerdings auch zu. Denn an einigen Kommentatoren ist ja klar erkennbar, daß es möglich ist, einander mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen. Wer meint, anderen herablassend begegnen und sie beleeren zu müssen, muss sich über eine entsprechende Antwort nicht wundern.
Man möge mir Inhalt, Sinn und Zweck von “Aufarbeitung” darlegen.
Wie arbeitet man Impfschäden auf, Kriegsfolgen, Vernichtung von Menschenleben?
Stühle oder Sessel kann man aufarbeiten oder Wollsocken.
Wenn man lange genug drüber labert, kann man dann vergessen oder abschließen? Irgendwann kommt man an den Punkt, wo eine Aufrechnung abgeschlossen werden kann?
Wie arbeitet man auf? Eine gute Frage. Indem man die Wahrheit auftut!
Wahrheit, dass der verfassungsgebende Kraftakt des deutschen Volks, der 1990 zum 2. Mal in der Präambel des GG steht, erstunken und erlogen ist.
Mit der Losung -weiterdenken im Artikel kommt man darauf, dass das deutsche Volk als Souverän/Herrscher noch nie eine Verfassung in Kraft gesetzt hat und nochmals die Losung Weiter denken – es braucht eine wahrhafte und vom deutschen Volk tatsächlich in Kraft gesetzte Verfassung, um alles, die tausenden und aber tausenden Dinge, auch das von ihnen Gesagte, aufarbeiten zu können.
Olaf Thomas Opelt, Plauen, 1.2.2025
Ein schöner, satirischer Film, wer mag kann den ansehen, ich hab’s gestern getan, und stell den Link hier mal von mir unkommentiert rein:
“[…]Plötzlich Staatsfeind – Suddenly enemy of the state (English subtitles)[….]”
“[….] Plötzlich Staatsfeind” ist der filmische Versuch einer frontalen Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Wahnsinn in meiner Wahlheimat Deutschland. https://www.ploetzlich-staatsfeind.de[…]”
https://www.youtube.com/watch?v=CTOA7EQpxeY
Gruß
Bernie
Der Artikel gefällt mir nicht obwohl inhaltlich was dran ist.
Mich nerven die Deutschen auch. Aber ewig der Jammerton. Das ist schon pathologisch. Es gibt auch viele Beispiele von gelungenem Zusammenleben in Deutschland und Beispiele für Zivilcourage und Solidarität. Das letzte Wort widert mich seit der Coronanummer zwar an aber mir fällt kein anderes ein.
Liegt wohl an den News (nicht nur den Fake-News) die machen depressiv, daher besser mal rausgehen und das schöne Wetter genießen statt ständig “News” zu verfolgen und hinher zu “jammern” 🙂
Ist schon auffällig, und kein rein deutsches Phänomen, die News berichten nie was Positives, immer nur was Quoten bringt – eben das absolut spannende und Negative – also ist das jammern der News-Konsumenten daher vorprogrammiert…..
Sarkastische Grüße
Bernie
. Es wird immer die Ausnahme berichtet.I Deswegen mache ich mir erst wirklich Sorgen, wenn nur noch gute Nachrichten kommen sollten.
Ja, wo geht´s denn lang zum Faschismus? Wer die letzten 10 Jahre nicht geschlafen hat, wird mitbekommen haben, daß sich der Faschismus längst eingenistet hat, nicht nur in Deutschland, sondern in der EU. Deutschland hat sich allerdings den größten Happen auf den Teller gepackt, wir sind eben Meister in allem.
Der Autor bekommt von mir ein Bienchen dafür, daß er so schön pflichtschuldig die AfD verächtlich macht. Wer sich über die Remigration mokiert, hat wohl den Schuß nicht gehört. Ja, klar, wir können natürlich einfach so weitermachen und reinschaufeln und versorgen – aber es wird nicht gut ausgehen. Die Vorhersagen der Rechtspopulisten sind bisher alle wahr geworden, es ist bestürzend. Dabei sind die noch gar nicht an der Macht.
” Immer wenn von einem großen “Wir” auf den Bühnen der Politik gesprochen wird, sollte man wissen, daß jemand betrügen und manipulieren will.” So meinte zumindest mein Großvater immer. Ich würde dem beipflichten, so ich den Text richtig gelesen habe.
👍👏 🤝
Bei “wir” und “die” sollte man immer die Ohren spitzen und sofort misstrauisch werden.
Faschismus ist die terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals! Die Herrschaftskasten kleiden sich ,antifaschistisch‘ und tun gleichzeitig das Gegenteil……
“Haltet den Dieb!” ruft der Dieb. Oder in diesem Fall “überall Nazis” sieht der…
Danke Frau Monika Kauer-Hain.
Ihre Losung – Bitte weiter denken, einfach genial und von mir erweitert, aber bitte selbstbewusst und eigenverantwortlich.
Olaf Thomas Opelt, Plauen, 1.2.2025
Ja, der Schoß ist fruchtbar noch. Ob ich es Faschismus nennen soll, weiß ich nicht, aber das, was ich mit Faschismus verbinde, ist a) Regieren mittels Gewalt, Mord und Totschlag, b) entsprechende Abschaffung von parlamentarischer Demokratie und Pluralismus, einschließlich Bekämpfung der Opposition mit allen Mitteln, c) eine revolutionäre Vision für ein neues Land, aufbauend auf der Ideologie der Herrschenden, neben der keine andere Ideologie mehr geduldet wird
Das mit den Sündenböcken ist da eigentlich eher ein Ablenkungsmanöver, das den Zorn der Massen lenken und damit den eigenen Machterhalt sichern soll. Man sollte nicht vergessen, dass nach Hitlers Machtergreifung zuerst die Kommunisten durch die Reichstagsbrandverordnung vom 28.2. bekämpft wurden. Am 1.4., nach der von den Nazis gewonnenen erneuten Wahl, begann die organisierte Judenverfolgung zunächst auf der Straße mit dem Judenboykott, einer auf einen Tag begrenzten politischen Aktion, die die eigenen Anhänger mobilisieren sollte, gegen durchweg eher kleinere jüdische Geschäfte. Die Hitler-Regierung hielt sich dabei im Hintergrund, weil man Volkes Stimme zur Rechtfertigung für das, was folgte, heranziehen wollte.
ln der Folge begann die Verdrängung von Juden aus der Wirtschaft auf allen Ebenen, der gesetzliche Einstieg war das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.33.
Das alles ändert aber nichts daran, dass due Judenverfolgung, und selbst der Holocaust, nicht eigentliches Ziel, sondern Mittel zum Zweck der Schaffung eines “neuen Deutschland” war.
Bei unseren heutigen Eigenbau-Nazis, wenn man die AfD so nennen will, ich sehe das nicht, wirkt es heute erst mal so, als seien eher sie der Sündenbock für die Verfehlungen der aktuellen Regierung, und wenn Letztere heute im ganzen Land gegen Rechts demonstrieren lässt, dann hat das was von Opposition mit allen Mitteln bekämpfen. Wir werden sehen, was daraus folgt. Wenn die Omas gegen Rechts sich quasi mit “Deutsche, kauft nicht bei Rechten” als oberwoke Oberdemokratinnen inszenieren, und dafür geadelt werden, steht hier ein kleines Zeichen doch schon mal an der Wand. Die Definition von “Rechte” scheint mir dabei heute übrigens genauso diffus zu sein wie damals die der “Juden”.
Die letzten Regierungen haben sich solidarisch gezeigt mit Islamnazis bspw. in Syrien, aber auch tschetschenischen oder uygurischen, mit den Nazis in der Ukraine, auch mit russischen Nazis vom Schlage Nawalny. Die hiesigen Nazis werden eher inoffiziell über V-Leute unterstützt.
Dass die AfD sich da benachteiligt fühlt, ist verständlich. Sind sie doch ganz dicke mit Israels rechtsradikaler Regierung. Nur mit Islamnazis werden sie nicht warm (im Gegensatz zu Netanjahu, der die Hamas über Jahre hochgepäppelt hat). Und da lauert auch eine tatsächliche Gefahr: AfD an der Macht heißt Pegida auf der Straße, herzlichen Glückwunsch.
Zum autoritären Regieren gehört das Regieren mit der Angst. Dazu wurde Corona genutzt, und jetzt der Ukrainekrieg mit Dämonisierung Russlands, aktuell die mutwillig herbeigeführte Wirtschaftskrise, aber die gefühlt pausenlos stattfindenden Attentate und Messermorde lassen genauso den Ruf nach einem starken Staat laut werden. Das neue Deutschland, das uns bevorsteht, ist das Deutschland der Zeitenwende, die unter Merz sicher mit Turbo vorangetrieben wird. Vorzeitige Wahlen gab es 1932/1933 auch.
Bleibt das Thema Zuwanderung. Ist es rechts, wenn man darauf hinweist, dass für den hoch bleibenden Zustrom an Flüchtlingen nicht genug Wohnungen da sind, für ihre Kinder nicht genug Lehrer, gerade auch für den Deutschunterricht, und für die vielen Traumatisierten keine Therapeuten? Das sind jedenfalls die Bedenken, die das BSW vorbringt. Der Begriff strukturelle Disktiminierung, hier wäre er mal sinnvoll verwendet.
Auf mich wirkt das Scheinmoralisieren von RotRotGrün und anderen, hier im Text lese ich manches wie ein Echo davon, eher wie die zynische Ausbeutung der hilflosen Lage von Flüchtlingen rein zum eigenen Machterhalt, indem man sich als die Guten verkaufen will, reiner Wahlkampf auf Kosten der Betroffenen, ohne auch nur die geringsten Anstrengungen erkennen zu lassen, deren Probleme anzugehen.
Eigentlich wollte ich einen etwas anderen Tenor in dem Kommentar unterbringen, aber dann habe ich mich noch mal in die Machtergreifung anno 33 eingelesen. Ich komme mir vor wie im Spiegelkabinett.
Ein Einspruch – es war keine Machtergreifung, sondern eine Machtübergabe. Der Staffelstab wurde an die Rückfalloption übergeben.
Ja, ich habe der Einfachheit halber den etablierten Sprachgebrauch übernommen. Allerdings scheint mir die Einschätzung Konsens zu sein, dass Hitlers Steigbügelhalter sich verzockt hatten mit der Einschätzung, dass sie ihn einhegen könnten. Hitler hat insofern wenigstens die Chance ergriffen, die ihm von Papen, Hugenberg und Hindenburg, aber allen voran Schleicher, gaben, auch gegen deren Willen agiert und diese fanden sich dann recht schnell auf der Ersatzbank wieder, was sicher nicht ihr Plan war. Die Nacht der langen Messer am 30.6.34 räumte dann alle Widerstände beiseite.
Wer sagt denn, dass Hitlers Steigbügelhalter ihn überhaupt einhegen wollten? Das waren von Anfang an Gegner der Weimarer Republik, die ihre Zeit nun gekommen sahen, die ungeliebten Verhältnisse abzuschaffen.
(Revanche-)Krieg und Diktatur standen auf ihrer politischen Agenda, die Kriegspläne lagen vor und Hitler war williger Volkstrecker. Kriegsfähig, bis auf die einzelne Division genau und genau im vorgegeben Zeitplan von 7 Jahren!
Zum Glück ist dieser Abschnitt der deutschen Geschichte so gut historisch aufgearbeitet wie kaum ein anderer, und selbst die Wikipedia liefert sehr brauchbare Zusammenfassungen. Hier zum Kabinett Papen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kabinett_Papen
Die Phase ab Mitte 1932 bis zum 30.6.1934 liest sich für mich wie ein Politkrimi. Man muss das so einschätzen, dass Hitlers Steigbügelhalter wie Schleicher und von Papen ja gerne selbst das Land in eine leuchtende diktatorische Zukunft anführen wollten, wofür sie aber Hitler als Steigbügelhalter für sich selbst gebraucht hätten. Der drehte dann aber den Spieß um. Die Aristokraten mochten die Nazis nicht wegen ihrem proletarischen Anhang, der auch gerne mal sozialistischen Parolen folgte und solche waren ja auch in der NSDAP-Programmatik zu finden. Franz von Papen war bis zum 30.6.34 Vize-Kanzler unter Hitler, seine engsten Vertrauten wurden von den Nazis in der Nacht der langen Messer ermordet, so wie Schleicher und dessen Frau. Von Papen wurde verschont, musste aber zurücktreten, blieb aber der Regierung als Botschafter weiter zu Diensten, zunächst in Wien, wo er den Anschluss Österreichs vorbereitete.
Die SA-Oberen wurden von den Nazis (wohl zu unrecht) verdächtigt, gegen Hitler nun putschartig die Umsetzung der sozialistischen Forderungen aus der Nazi-Programmatik durchsetzen zu wollen, während die bürgerlich-aristokratischen Koalitionspartner der Nazis es tatsächlich für an der Zeit hielten, die Naziherrschaft zu zivilisieren. In der Nacht der langen Messer (von den Nazis als “Röhm-Putsch” geframet) entledigten sich die Nazis per amtlich gebilligtem Mord mindestens 83 politischer Führungspersönlichkeiten, die ihrer Herrschaft hätten gefährlich werden können. Gleichzeitig näherten sich die Nazis ihren großbürgerlichen Unterstützern an, indem sie die bis dahin sehr eigenständig agierende proletarische SA auflösten, und die mit ihr verbundene politische Programmatik aufgaben. Damit hatten von Papen und sein Umfeld ein wichtiges politisches Ziel erreicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6hm-Putsch
Die Ermordung der SA-Führung traf nicht die Falschen, weil sie es waren, die im März 1933 mit der Einrichtung provisorischer KZs begannen – die damals einfach improvisierte Gefängnisse waren und in einem rechtsfreien Raum betrieben worden zu sein scheinen -, vor Allem um Sozialisten und Kommunisten festzusetzen, zu foltern und umzubringen. Das betraf im Frühjahr 1933 100.000 Menschen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Konzentrationslager#1933_bis_1935
Wäre die SA-Führung nicht von Hitlers Schergen, sondern einem anarchistischen Attentäter ermordet worden, stünde der heute vielleicht in einer Reihe mit Oberst Stauffenberg.
Andererseits traf es die SA-Führung anscheinend auch deshalb, weil Röhm und einige seiner Kollegen aus der SA-Leitung recht offen homosexuell waren. Das war Himmler ein Dorn im Auge, der womöglich Hitler und dessen Umfeld mit der Lüge (oder sagen wir Übertreibung) vom geplanten Röhm-Putsch dazu brachte, sie ermorden zu lassen. So deute ich das, was ich hier fand. Man könnte diesen Aspekt der Geschichte also womöglich als einen geplanten Mord aus Schwulenhass verstehen.
Also langer Rede kurzer Sinn, ja, die waren alle Gegner der Weimarer Republik, aber sie wollten halt selbst regieren und hatten für diesen österreichischen Gefreiten und seine ungehobelte Truppe nicht viel übrig.
Ob Du da nicht Dinge zusammenmischst, die nicht zusammengehören? Wikipedia als Quelle ist fragwürdig.
Also Kurz: Die Pläne zur Wiederaufrüstung, kurz Remilitarisierung, Deutschlands mit dem Ziel eine angriffsfähige Kriegsarmee innerhalb von 7 Jahren zu schaffen, stammen von der Reichswehrführung aus der Zeit 1923-25. Die wurde Hitler am 21.02. 33 ganz offiziell präsentiert, informelle Vorgespräche sind historisch dokumentiert. Die Pläne führte Hitler bis auf das Konma genau aus.
Es gab unter en Faschisten eine sozialromantische Strömung, die von einem völkischen Ausgleich zwischen Kapitalinteresse und Volk fantasierte. Nach der Machtübergabe an Hitler waren diese lediglich als Wahlversprechen gedachten Vorstellungen überflüssig und hinderlich geworden.
Aus genau diesem Grunde wurde sie im Rahmen des sogenannten Röhmputsches ausgeschaltet und deren führen Vertreter eliminiert.
Die individuellen Fehleindchätzungen Papens und Schleichers sind irrelevant. Wären sie für die nationalistischen Eliten relevant gewesen, hätte die Opposition beginnend mit dem Reichstagsbrand im Februar nicht so reibungslos mit Hilfe des konservativen Machtapparates ausgeschaltet werden können!
Apropos Richtung zum Faschismus:
In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1932 regierte in Deutschland das Kabinett unter dem parteilosen Franz von Papen, auf Wikipedia steht dazu Folgendes:
“Das Kabinett Papen, ein Präsidialkabinett, war während der Weimarer Republik in der Zeit vom 1. Juni 1932 bis zum 3. Dezember 1932 die Regierung des Deutschen Reiches. Von Zeitgenossen wurde das Kabinett, dem der Adelige Franz von Papen als Reichskanzler vorstand und dem nahezu ausschließlich parteilose Fachminister mit adliger Abstammung oder akademischem Hintergrund angehörten, auch spöttisch als Kabinett der Barone bezeichnet. Nach Angaben des ehemaligen Papen-Mitarbeiters Fritz Günther von Tschirschky war der Name, den auch sozialdemokratische und kommunistische Gegner der Regierung benutzten, eine Erfindung des nationalsozialistischen Propagandachefs Joseph Goebbels.”
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kabinett_Papen
Wer sind wohl heutzutage die Barone und wo wird gerade so ein Kabinett zusammengebaut?
Wobei man diese Konservativen, die an die Regierung kamen, um eine Regierungsbeteiligung der Nazis zu verhindern, Stichwort Brandmauer, auch nicht mit den Nazis verrühren darf.
heute in den News:
Baerbock, Özdemir, Merz und Spahn feiern in Laschets Wohnung
https://www.stern.de/politik/deutschland/schwarz-gruene-top-politiker-feiern-bei-armin-laschet-35431280.html
@ jane otto
“Baerbock, Özdemir, Merz und Spahn feiern in Laschets Wohnung”
So what? Privat können die feiern mit wem sie wollen, auch wenn es bezeichnend ist, seine Zeit auch über das Nötigste hinaus mit dem Dummchen der Nation (🐻🐏) zu vertrödeln…
Sich jedoch hier öffentlich die Blöße zu geben, entweder ein “Stern Plus Abo” zu zahlen oder aber den verlinkten Artikel selbst nicht über die Schlagzeile hinaus gelesen zu haben, sagt über Sie genau was aus? Das Sie wohlmöglich bei der Party goldrichtig gewesen wären…
“Damals kamen Schwule ins KZ. Heute kannst Du offen homo leben und gleichgeschlechtlich Eltern sein. Aber wehe, Du bist transgender. ”
Aus welchem Paralleluniversum kommt dieser SchreiberlingInnen?
Oder sich an dem Begriff “In-valide” aufzugeilen – den heute kein Mensch mehr benutzt – oder sicher nicht in dem Sinn wie das Schreiber es hier nahe legt. Das ist wie mit Mohr (Wort-Herkunft von “Mauretanier”), Zigeuner (“Zigan” ist eine Selbstbezeichnung), Neger (von negro=schwarz, wegen dunkler Hautfarbe), …., nicht das Wort ist böse, genau so wenig wie ein generisches Maskulin Frauen unterdrückt oder verächtlich macht …
Mensch, bleibt doch einfach in Eurem Paralleluniversum und macht es Euch DORT gemütlich!
Ich habe ein Verständnisproblemchen:
– alle Schwäne sind weiß
– in Australien wurde ein schwarzer Schwan gesichtet
> Ausnahmen bestätigen die Regel
= alle Schwäne sind weiß
Wo liegt der Fehler?
.
Übrigens, Donald Trump ist auch ein Faschist wenn es nach den woken Demokraten in den USA geht – kein Witz, da hat so einer sogar ein ganzes Buch darüber geschrieben – frei nach dem Motto wer alles woke, die Genderei und sonstigen Schw…n ablehnt, der ist ein Faschist…..siehe mein Filmtipp weiter oben.
Der Film existiert unabhängig von den Ereignissen in den USA, aber er bringt die Diskussion schön auf den Punkt alle “Weißen alten Männer” wahlweise als Nazis – oder Faschisten – zu bezeichnen, und die woke Ideologie entlarvt sich nebenbei als neuer Totalitarismus.
Daher noch einmal der Tipp, und bitte wirklich ansehen, vor Kommentierung:
https://www.ploetzlich-staatsfeind.de
Ein echter Augenöffner, und wie gesagt, auch in den USA gab es – vor der Wahl von Donald Trump – von den Demokraten ausgehend – die Tendenz alles was die woke Ideologie ablehnt als Faschismus zu bezeichnen – für Lesefaule hier lieber ein Filmtipp…..das Buch kann ich nachliefern, aber der Filmtipp bringt es auch auf den Punkt, weil er sich auf Deutschland bezieht…..
Gruß
Bernie