Umfrage: Krieg soll den Anteil der Glücklichen in der Ukraine erhöhen, 86% wollen weiterkämpfen

Bild: AFUStratCom

In Russland soll das Vertrauen in Putin weiterhin hoch sein, auch wenn sich die Stimmung eintrübt. Das Glück der Ukraine habe durch den kriegsbedingt gewachsenen Zusammenhalt der Gesellschaft zugenommen.

Umfragen unter Kriegsbedingungen können, wenn sie den Krieg betreffen, höchstens eine Tendenz zum Ausdruck bringen, sofern nicht von vorneherein manipuliert wird. Eine Umfrage aus der Ukraine des Kyiv International Institute of Sociology (KIIS) kommt zum erstaunlichen Ergebnis, dass 86 Prozent der telefonisch Befragten sich dafür aussprechen, weiter zu kämpfen, auch wenn der Beschuss der Infrastruktur anhält. Nur 10 Prozent sind für Verhandlungen, im Osten sind es allerdings 29 Prozent.

Kommentiert wird das Ergebnis so, dass es deutlich wird, dass es ein erwünschtes ist: „Wenn das Ziel des terroristischen Beschusses ukrainischer Städte für Russland darin bestand, Panik und Verzweiflung zu säen und die Ukrainer zur Kapitulation zu zwingen, dann sehen wir einmal mehr, wie Russland seine Ziele „brillant“ verwirklicht. …  Das ukrainische Volk bewahrt seine starke Einheit und Stabilität und ist bereit, den Kampf um den Sieg fortzusetzen.“ Letzteres war allerdings nicht gefragt, auch nicht, wo die Schmerzgrenze liegt.

Die Umfrage ist allerdings nicht für die gesamte Ukraine, die von Kiew beansprucht wird, repräsentativ. Ausgespart blieben – notwendigerweise – die Menschen, die in den „Volksrepubliken“, auf der Krim und in den nach Februar besetzten Gebieten leben. Wer die Ukraine nach Beginn des Kriegs verlassen hat, wurde ebenfalls nicht befragt, es handelt sich um einige Millionen. Unklar bleibt, wie es mit den Binnenvertriebenen steht, dazu kommt, dass Telefonverbindungen in manchen Regionen nicht funktionieren oder dass Menschen mit pro-russischen oder nicht regierungskonformen Einstellungen entweder nicht an Umfragen teilnehmen oder nicht ihre Meinung äußern könnten. Macht nichts, sagt KIIS: „Im Allgemeinen glauben wir, dass die erhaltenen Ergebnisse immer noch sehr repräsentativ sind und eine ziemlich zuverlässige Analyse der öffentlichen Einstellungen der Bevölkerung ermöglichen.“

In Russland kommt das staatliche Institut VTSIOM bei einer Umfrage, die zwischen 10. und 16. Oktober gemacht wurde, zu dem Ergebnis, dass weiterhin 80,6 Prozent Wladimir Putin ihr Vertrauen aussprechen. 77 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden. Der Abstand zu anderen Politikern und der Regierung ist wie immer groß. Allerdings kam das unabhängige Levada-Institut im September zu einem ähnlichen Ergebnis, auch wenn die Zustimmungswerte vermutlich durch die Teilmobilisierung und die Verluste in der Ukraine leicht zurückgegangen sind.

Ende September habe sich die Stimmung in der russischen Bevölkerung eingetrübt, wird als am 12. Oktober veröffentlichtes Ergebnis einer Umfrage Ende September konstatiert. Tatsächlich sagen nur noch 7 Prozent, sie seien in guter Stimmung, im August sagten dies noch 15 Prozent. Statt 65 Prozent sind jetzt noch 45 Prozent ausgeglichen. Anspannung und Gereiztheit nahmen von 17 auf 32 Prozent und  und Angst von 4 auf 15 Prozent zu. Ängstlich sind vor allem Geringverdiener, die einer unsicheren Zukunft entgegensehen. 69 Prozent sehen sich allerdings als freie Menschen, eine Haltung, die ab 2014 um diesen Wert pendelt und früher geringer verbreitet war.

Zurück zur Ukraine. Anfang September fragte das KIIS, ob die Menschen in der Ukraine – mit den oben beschriebenen Einschränkungen der Umfrage – glücklich sind. Angeblich sind 68 Prozent glücklich, nur ein leichter Rückgang von den 71 Prozent im Januar 2022. Ab 2018 nahm der Anteil der Glücklichen bereits stark zu. Erstaunlich ist auch, dass der Anteil derjenigen, die nicht als glücklich bezeichnen, von 15 Prozent im Januar auf 13 Prozent im September zurückgegangen ist.

Nach der Umfrage scheinen die Ukrainer nicht sonderlich unter dem Krieg zu leiden. Wie immer gibt es aber einen Unterschied zwischen der Westukraine, der Mitte und dem Süden und der Ostukraine. In der Westukraine sehen sich 77 Prozent als glücklich und 4 Prozent nicht, im Januar waren es 75 bzw. 12 Prozent. Es gibt also im Krieg weniger Unglückliche als davor. Im Osten sank der Anteil der Glücklichen am stärksten von 69 auf 59 Prozent, während der der Unglücklichen von 14 auf 22 Prozent stieg.

Der Kommentator sieht eine größere Gemeinsamkeit durch den Krieg. Man rückt zusammen und ist glücklicher (zumindest dort, wo nicht die Kämpfe wüten): „Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft hat deutlich zugenommen, regionale Unterschiede haben abgenommen, der Wert des Staates für die Bevölkerung der Ukraine ist gestiegen, die gegenseitige Unterstützung hat zugenommen und das soziale und psychologische Klima hat sich verbessert. All dies erhöht das Glücksniveau der Ukrainer.“ Das ist natürlich ein Argument für die Kriegsführung.

Kriege fördern die Einheit der Nation, für Hegel, der nichts vom ewigen Frieden Kants hielt, sind sie gut und notwendig für die “sittliche Gesundheit” von Völkern. Dann haben wir gute Zeiten für die sittliche Gesundheit. Wenn die Nation zusammenrückt, sind das allerdings schlechte Zeiten für Oppositionelle und einen offenen Diskurs.

Ähnliche Beiträge:

42 Kommentare

  1. Klar, warum sollte man leiden, wegen der paar Hunderttausend toten Soldaten? Aber gewiss nicht. Und das Bisschen Kälte, das auf die Ukraine zukommt – da macht man es eben wie die Fledermäuse, rückt zusammen, kein Problem das.

    Hauptsache, dem soziologischen Institut in Kiew geht der Schnee nicht aus, dann ist alles paletti.

    1. Dank Herrn Rötzer weiß ich jetzt, es gibt in Kiev auch unabhängige Institute, wie die sich finanzieren hat aber niemand geschrieben. Ja, es ist logisch, wenn die Menschen glücklich sind durch den Krieg, weil da etwas los ist, keine Langeweile, eben Action. Und Action wollen ja die Menschen. Sicherheit, Wohlstand, Geborgenheit, das ist nicht erstrebenswert. Mal sehen, wann die ersten Umfragen bei uns veröffentlicht werden mit dem Ergebnis, wir frieren gerne, wir wollen auch einfach viel mehr bezahlen für die bisher viel zu billigen Lebensmittel und Lohnerhöhungen sind was für Luschen.

    1. @Asrael

      Und dienen nun der Industrie der Länder in die sie geflohen sind als willige und billige Arbeitskräfte und Lohndrücker.

      Die zu Hause zurück gebliebenen leben hauptsächlich von der “Mordarbeit,” im Krieg Ukraine gegen Russland und den Geld, dass ihre geflohenen Familienmitglieder aus unseren “Wertewesten” in die Ukraine schicken

      Zynische Grüße
      Bernie

      1. Karl Marx nannte die überzähligen Arbeiter ( mehr Arbeiter als Arbeitsplätze )”Industrielle Reservearmee”. Mit ihr hat der Fabrikant die gesamte Arbeiterschaft gegeneinander ausgespielt.
        Wenn man nichts zu verkaufen hat außer seiner Arbeitskraft, muss man Arbeit zu allen Löhnen annehmen, auch zu unterirdischen Löhnen für 12 € Mindestlohn, oder/und prekär als Leiharbeiter beim Sklaventreiber.
        Karl Marx ist also noch aktuell.

        Um den Effekt des gegenseitigen Niederkonkurrierens von Arbeitern zu unterbinden, war es früher Flüchtlingen nicht gestattet, Arbeit in Deutschland aufzunehmen.

        Das sie es nun doch dürfen, ist eine politische Entscheidung die erst wenige Jahre alt ist. Die Menschen, die zu uns flüchten, machen nichts Verbotenes. Sie dürfen das.
        Deshalb darf man ihnen das nicht vorwerfen.

        1. @Asrael

          Wo werfe ich das ihnen den vor? Würde mich mal interessieren? Wenn ich den ukrainischen Flüchtlingen etwas vorwerfen wollte hätte ich sogar einen persönlichen Grund, aber da weis ich ganz genau das der Sachbearbeiter meinen Fall der aufstockenden Grundsicherung ( ich habe eine.sehr geringfügige Rente) wegen “ukrainischer Flüchtlinge” so schnell nicht bearbeiten kann.
          Kein Witz, aber wie schon gesagt ich bin auf den Sachbearbeiter sauer der meinen Fall Juli 2022 bearbeiten sollte und nicht in die Gänge kommt, nicht auf die ukrainischen Flüchtlinge. Auch nicht selbstverständlich den ich vermute einmal der besagte Sachbearbeiter bei “Sozialamt für Grundsicherung und Flüchtlinge” verärgert auch andere Betroffene mit dieser Ausrede und die haben keine Nichte, deren russlanddeutscher Mann seiner geflohenen Verwandtschaft aus Mariupol hilft in .de Fuss zu fassen.

          Gruß
          Bernie

        2. Ich habe überhaupt kein Mitleid, mit den Ukrainern: Was ich für persönliche Erfahrung, mit den geflüchteten MÄNNERN habe, weckt in mir nur noch heftige Aggressionen. Sie sind primitives Gesindel im schäbigen Pelz des “Herrenmenschen”.

  2. In dem Fall sollten sie “Putin” dankbar sein.

    Ich glaube solchen Umfragen aber nicht. Die genannten Fehlerquellen – nicht alle repräsentativ befragt, Antworten fallen auch bei Kritikern linientreu aus, etc. – sind zu stark.

  3. Ein Aspekt dieser Umfragewerte könnte sein, dass im ärmsten und korruptesten Land Europas, dass durch eine hohe Arbeitslosigkeit litt nun endlich viele junge Männer und Frauen eine Arbeit bei der ukrainischen Armee gefunden haben.

    War doch bei unseren eigenen Großeltern bze Urgroßeltern auch nichts anderes.

    80 Jahre nach der Niederlage der Wehrmacht bei Stalingrad vergisst man das gerne ich weiß.

    Der Krieg ist eine gewaltige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme das wußte Hitler ebenso wie Mussolini sowie weis Selenskij ebenso wie Putin sowie Biden auch heute wieder

    Zynische Grüße
    Bernie

  4. Es gibt doch Pläne, statt des Bruttoinlandsprodukts einen geeigneten Glücksindex zum Maßstab der Entwicklung zu machen. Auf einem geplünderten Planeten schien mir das eine gute Idee zu sein. Jetzt kommen mir Zweifel.

  5. “Jeden Tag” fragt die ukrainische Regierung nach finanziellen Mitteln um den Apparat am Leben zum erhalten.
    Was zahlt der Staat an die Bürger? Wieviel Menschen üben noch einen Beruf aus, oder gehen einer Arbeit nach?
    Die Stromversorgung liegt im “Grenzbereich”, hat die Industrie genügend Energie um zu produzieren?
    Ja, die Ukrainer müssen ein tapferes Volk sein, unbeirrt will man diesen Zustand bis zum letzten Ukrainer durchziehen…
    Jahrelang mussten die “Wessis” dem Spardiktat folgen, jahrelang haben die Menschen verzichten müssen, jahrelang wurde der Sozialstaat abgebaut und heute soll man gefälligst frieren für einen Krieg, der niemals politisch mit dem Wähler kommuniziert wurde. Man erwartet kollektives handeln für einen Staat der nicht in der EU/Nato ist.
    Stattdessen wird Ungarn sanktioniert oder andere EUmitglieder! Wie war das damals mit Griechenland, alles schon vergessen?
    Die Leitzinspolitik wird einigen (besser vielen) EU Staaten schmerzlich wehtun, aber die Ukraine soll die täglichen Realitäten verdecken was auf Mikro/Makro Ökonomie geschieht.
    Ein extrem brachialer Umbau…

    1. Mein Kommentar dazu ! ich übersetze mal „[…] wollt Ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler […]“ kurz danach ganz Still, alle stehen auf, rufen Jaaaaaaaaaaaa! Irgend wie bekannt ?

  6. Mein Kommentar dazu ! ich übersetze mal „[…] wollt Ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler […]“ kurz danach ganz Still, alle stehen auf, rufen Jaaaaaaaaaaaa! Irgend wie bekannt ?

  7. Klar rücken viele Menschen in der Not etwas näher zusammen. Aber ob das was mit Glück zu tun hat, ist schwer zu bezweifeln. Immerhin haben schon vor dem russischen Einmarsch rund 10 Mio der Ukrainer das Land verlassen, das ihnen nichts mehr bieten konnte. Das waren offenbar keine Glücksbürger. Was man so hört, sind die in ihrer “neuen Heimat” oft nicht glücklich; sie jammern und motzen herum. Einige sind glücklich, wenn sie Arbeit finden und ihre Angehörigen etwas unterstützen können. Ich erinnnere mich an einen ukrainischen Truckfahrer, dem ich am Strynsvatn in Norwegen begegnete. Der Mann jubelte geradezu vor Glück und Euphorie über die gewaltige Kulisse rundum. Dann gab er mir sein Handy und bat mich, verschiedene Bilder von sich vor dem Hintergrund zu machen. Der Mann empfand sehr sichtbar Glück!
    Natürlich kann man im Krieg morgens aufwachen und froh sein, dass man noch lebt. Aber was hat das mit Glück zu tun? Es ist eher eine Perversion dessen.
    Es wäre ein Glück, wenn die Kriegsparteien kapieren würden, dass sie nur verlieren können und sich verdammt nochmal zusammensetzen, um wenigstens einen Waffenstillstand auszuhandeln. Dann kann man weitersehen.

  8. Gaga-Umfragen. “Es gibt also im Krieg weniger Unglückliche als davor. ” Putin macht die Menschen in der Ukraine glücklicher (als sie je waren). Alles Gaga.

  9. Ein paar zusammengetragene Fakten die kaum einer hier in Deutschland von der Ukraine und Russland weiß:

    + In der Ukraine verschmelzen Neoliberalismus und Faschismus zu einer neuen Regierungsform. Das zeigt sich jetzt auch in der Politik gegenüber Frauen und Kindern. Galina Tretjakowa, Vorsitzende des ukrainischen Parlamentskomitees für Sozialpolitik, forderte 2019 die Sterilisierung von Frauen aus armen Familien, da Kinder aus diesen Familien von „schlechter Qualität“ seien und dem Staat nur auf der Tasche liegen würden.

    + Gut bezahlte Arbeitsplätze für Frauen gibt es nur wenige. Es gibt nicht genug Geld, um sich neue Kleidung, geschweige denn eine Wohnung zu leisten. Eine Leihmutterschaft bietet eine attraktive Alternative für diese verzweifelten Frauen. Leihmutterschaft, die in den meisten europäischen Ländern verboten ist, in der Ukraine aber erlaubt ist, zu einem für ukrainische Vermittlerfirmen profitablen Geschäftszweig geworden ist. Eine Ukrainerin bekommt dafür 300 Euro im Monat – und 14.000 Euro Prämie bei erfolgreicher Geburt plus Zuschläge für Zwillinge oder bei einem Kaiserschnitt.

    + Bei der ersten Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in der Ukraine, im Jahre 2015, betrug er 0,34 Euro, also 34 Cent pro Stunde. Danach wurde er erhöht: 2017 betrug er 68 Cent, 2019 betrug er 10 Cent mehr, also immerhin 78 Cent, und seit 2021 liegt er bei 1,21 Euro. Selbst dieser Niedrigstlohn wird nicht immer bezahlt. Zum Beispiel in der Textil- und Lederindustrie kam dieser Mindestlohn bei einem Drittel der meist weiblichen Beschäftigten nur durch erzwungene und nicht eigens bezahlte Überstunden zustande. Wenn keine Aufträge vorlagen, wurde unbezahlter Urlaub angeordnet.

    + Obwohl die Niedriglöhne in der Ukraine viel niedriger sind, denken wir bei dem Thema unmenschlische Ausbeutung eher an Länder in Asien wie Bangladesh. Die Textil- und Lederindustrie ist Lieferer von Bekleidung für z.B. C&A, Hugo Boss, Adidas, Marks&Spencer, New Balance, Esprit, Zara, Mexx. 41 Prozent der Schuhe gehen als Hungerlohn-Halbfertigware aus der Ukraine erstmal in die Niedriglohnfabriken Rumäniens, Ungarns und Italiens: Dort kriegen sie dann das unschuldige und schöne Etikett „Made in EU“.

    + Tausende Unternehmen vor allem aus den USA und EU-Staaten – allein aus Deutschland etwa 2.000 – vergeben Zuliefer-Aufträge für eher einfachere Teile: Porsche, VW, BMW, Schaeffler, Bosch und Leoni etwa für Autokabel; Pharma-Konzerne wie Bayer, BASF, Henkel, Ratiopharm und Wella lassen ihre Produkte abfüllen und verpacken; Arcelor Mittal, Siemens, Demag, Vaillant, Viessmann unterhalten Montage- und Verkaufsfilialen. Hier werden durchaus Löhne von zwei bis drei Euro gezahlt, also mehr als der Mindestlohn, aber eben noch niedriger als in den angrenzenden EU-Staaten Ungarn, Polen, Rumänien.

    + Bis Ende der 1990er Jahre wanderten mehrere hunderttausend Ukrainer nach Russland aus. Die Löhne waren zwar damals nicht viel höher, aber in Russland schlagen nicht die exzessive Verwestlichung des Lebensstils und die Verteuerung der Lebenshaltungskosten für Nahrung, Mieten, Gesundheit und staatliche Gebühren durch. Heute hat man in der RF fast westliche Werte erreicht. Ein typisches Gehalt beträgt in Russland ca. 716ooo Rubel, was ca. 12ooo US-Dollar im Jahr entspricht. Die Gehälter in Deutschland werden in brutto angegeben, in Russland hingegen in netto.Die obligatorische Krankenversicherung in Russland ist Teil der staatlichen Sozialprogramme.

    + Ich war sehr überrascht, als ich erfahren habe, wie umfangreich Familien in Russland gefördert werden. In Deutschland können Eltern davon nur träumen. Eltern haben einen Anspruch auf einen kostenlosen Kitaplatz und weil Kitas überall gebaut werden müssen, gibt es auch keinerlei Probleme.
    Was man in Deutschland Kindergeld nennt, gibt es in Russland in der Form nicht. Dafür gibt es, abhängig vom Alter des Kindes, verschiedene Programme für verschiedene Altersgruppen. Die pauschale Summe, die man für jedes minderjährige Kind bekommt, liegt bei etwa 125 Euro pro Monat.
    Dazu kommen in den ersten 18 Lebensmonaten des Kindes noch 75 Euro monatlich. Danach gibt es bis zum 7. Lebensjahr nur 20 Euro pro Monat zusätzlich zu den 125 Euro. Ab dem 7. Lebensjahr, also für Schulkinder, ändert sich die Summe wieder, ab dem 7. Lebensjahr kommen zu dem Grundbetrag etwas über 250 Euro hinzu.
    Zu diesen Unterstützungsprogrammen kommen sehr viele andere hinzu, zum Beispiel bekommen junge Eltern, die noch studieren, monatlich nochmal 125 Euro obendrauf. Wenn eine junge Mutter ihr Kind im Alter von 20 bis 24 Jahren bekommt, bekommt sie bei der Geburt des Kindes nochmal knapp 1.000 Euro zusätzlich. Kinderreiche Familien werden besonders gefördert, so gibt es für das dritte Kind beispielsweise etwa 215 Euro monatlich zusätzlich zu den anderen Leistungen, außerdem bekommt eine kinderreiche Mutter (ab drei Kindern) für sich noch einmal zusätzlich knapp 60 Euro monatlich.

    + In den 1990er Jahren konnte jeder Russe die Wohnung, in der er wohnte, für eine kleine Bearbeitungsgebühr privatisieren, daher gibt es in jeder russischen Familie eine oder mehrere schuldenfreie Eigentumswohnungen.
    In Russland wurde als eine der ersten Familienförderungen schon vor über zehn Jahren das Mutterkapital eingeführt. Dabei handelt es sich um eine Einmalzahlung bei der Geburt eines Kindes. Diese Geld bekommt man auf gesondertes Konto ausbezahlt und darf es nur zweckgebunden ausgeben. Es kann nur für die Bedürfnisse des Kindes ausgegeben werden. Man kann es aber auch als Eigenkapital bei einem Immobilienkauf verwenden, bei dem eine junge Familie auch noch staatlich geförderte Hypotheken bekommt. Da Wohnungen in Russland wesentlich billiger sind als in Deutschland, ist das eine echte Hilfe. In Petersburg setzt sich das Mutterkapital aus mehreren Komponenten zusammen, die sich auf insgesamt über 23.000 Euro (je Kind) summieren, wobei es beim ersten Kind etwas weniger ist.

    + Die Ukraine im Vergleich:
    Seit dem 1. April 2019 erhält jede Familie mit mindestens drei Kindern ein Kindergeld in Höhe von umgerechnet etwa 57 Euro für das dritte und für jedes weitere Kind bis zum Alter von sechs Jahren.

    Wer diese Fakten kennt, kann sich auch ganz anders die Wahlergebnisse zu den Referenden im letzten Monat erklären. Die Unterschiede für die normalen Menschen sind schon gewaltig zwischen der Ukraine und Russland.

    Vielleicht kann der @Russische Hacker etwas dazu noch sagen.

    Vieles klingt unglaublich, ich weiß. Deshalb kommen die Quellen wieder im nächsten Kommentar.

    1. Danke für die interessanten Infos.
      In der Uk gibt es daneben auch eine sehr wohlhabende Schicht. Sieht man zb an den Fahrzeugen die hier sind.
      Oder an den Männern die hier sind, trotz Ausreiseverbot.
      In D sind 28% der Ukr. die in Folge des Krieges gekommen sind, Männer.
      Es war ja zu lesen, dass es die Möglichkeit gab sich rauszukaufen.
      Die armen Schlucker dürfen dann als Kanonenfutter dienen.

      Ganz am Anfang des Krieges begegnete ich hier einem Ukrainer, der seit mehreren Jahren mit Familie hier wohnte, guter Job, Wohnung, sprach sehr gut Deutsch, bemühte sich grad um Einbürgerung.
      Er erzählte dass seine Freunde in der Ukrainer (IT ler) viel mehr verdienen als er.

      1. Sicherlich wird es auch in der Ukraine eine sehr wohlhabende Schicht geben.

        Aber der Unterschied zu Russland isr gewaltig.
        Die “Welt” berichtet für 2021 von einem Durchschnittsverdienst in Ukraine (1) von 2550 Euro im Jahr zu 12ooo US-Dollar in RF. Hinzu kommt, dass die Energiekosten dem Westen gleich sind. Wie es mit den Lebenshaltungskosten aussieht, kann ich nicht genau sagen. In Russland sind die Energiekosten und Lebenshaltungskosten 30 bis 40% niedriger. So liegt im Moment der Dieselpreis in Russland bei 9,88 Euro (2) und bei uns in Deutschland bei über 2 Euros.
        Und wie gesagt, die 12ooo Dollar sind ein typisches Gehalt, wahrscheinlich wie in Ost-Deutschland 16oo Euro. Dann ist der Unterschied nicht so groß, wie uns die Journalisten es versuchen einzureden.

        Und die Zahlen für die Ukraine stammen aus Vorkriegszeiten. Heute dürfte die Lage sich nicht verbessert haben. Wo gegen man in Russland (außer vielleicht an der ukrainischen Grenze) keine Veränderungen groß mitbekommt. Es gibt im russischen Supermarkt keine Milkaschokolade (aber RitterSport) mehr, aber dafür drängen andere Anbieter aus anderen Länder auf dem Markt.

        (1) https://www.welt.de/wirtschaft/gallery125392415/So-viel-Geld-verdienen-die-Ukrainer.html
        (2) https://de.globalpetrolprices.com/Russia/diesel_prices/

          1. Ja wrmfr, erstaunlich… oder eben nicht, wenn die Regierung eines rohstoffreichen Landes diese Einnahmen nicht nur als “Gewinn für ausländische Investoren” ausschüttet.

            Die letzte Frage, das weiß ich, kannst du selber beantworten. Außerdem verstehst du sehr wohl die Rolle des Journalismus dabei.

            Dabei hat Russland durch aus auch Probleme….

    2. Was man in Deutschland Kindergeld nennt, gibt es in Russland in der Form nicht. Dafür gibt es, abhängig vom Alter des Kindes, verschiedene Programme für verschiedene Altersgruppen.

      Es gibt etwas ähnliches. Eine Förderung auf Monatsbasis. Aber darüber hinaus (das hast du vergessen) gibt es das s.g. Mütterkapital. Bei der Geburt eines Kindes bekommt die Familie (genauer die Mutter) Anspruch auf das Mütterkapital. Das ist eine recht große Summe, welche zweckgebunden auf einmal zur Verfügung gestellt wird. Es wird ein Konto für die Mutter eröffnet und dort das Geld hinterlegt. Es ist Zweckgebunden, heißt kann nur für bestimmte Zwecke verwendet werden. Für Ausbildung des Kindes z.b. Schulsachen, neue Wohnung (oder Erweiterungsumbau), kann aber auch in bestimmten Fällen als Unterhalt der Mutter bezogen werden.
      Das Geld gibt wird für jedes neu geborene (oder adoptierte) Kind aufgestockt.

      Beim ersten Kind 524.527 Rubel (ca 8.600 €)
      für jedes weitere Kind kommt 168 616 Rubel (2.760 €) oben drauf.

      Eine Familie mit zwei Kindern erhält also etwa 693 T.Rubel (~ 11.300 €)
      Bei einem Durchschnittsgehalt von ca. 62.000 Rubel (~ 1000 €) Umgerechnet auf Deutsche Verhältnisse, mit einem Durchschnittsgehalt von ca. 50.000 € wäre es also eine Summe von ca. 560.000 €. Reicht für eine neue Wohnung.

      wohlgemerkt, eine monatliche Auszahlung ähnlich wie das Deutsche Kindergeld gibt es auch, das ist aber von Region zur Region sehr unterschiedlich. In Moskau gibt es natürlich viel mehr als in Sibirien, die Preise sind auch andere.

      Bei Großfamilien (ab 4 Kindern) gibt es noch zusätzliche Privelegien. Der Staat übernimmt dann so ziemlich Alle Kosten welche für die Kinder anfallen. Etwa Mitgliedschaften in Sportvereinen. Urlaubskosten für die ganze Familie einmal im Jahr.

      Also Eltern sein in Russland ist gar nicht so übel.

      1. Sollen die 62.000 Rubel im Jahr sein? Dann geht die Rechnung auf.
        Kommt mir aber sehr gering vor.
        Und eine russische Familie bekommt für die 693.000 Rubel auch eine Wohnung gekauft?

        “Also Eltern sein in Russland ist gar nicht so übel.”
        Man muss die männlichen Kinder zwar irgendwann an den Staat abgeben, damit der Unsinn mit ihnen treibt, aber ansonsten prima.

        1. Und eine russische Familie bekommt für die 693.000 Rubel auch eine Wohnung gekauft?

          Kommt drauf an wo. In Moskau reicht es nur für eine recht kleine Wohnung und auch nur am Stadtrand. Außerhalb Moskaus und St. Petersburgs reicht das jedoch locker für eine neue Vierzimmer-Wohnung und auf dem Land für ein Einfamilienhaus und da bleibt noch was übrig für Möblierung. Wir haben hier ja auch ganz andere Preise.

      2. Danke für deine Ergänzung.

        Hatte schon vermutet, dass ich nicht vollständig alles aufgeführt habe.

        Diese Förderung von Kindern bzw. Familien mit Kindern finde ich persönlich richtig gut.
        Kinder sind die Zukunft!

        Hier in Deutschland sind Menschen mit Kindern die finanziell gearschten.

    3. Die Ukrainer scheinen aber trotz dieser sozialen Misere und des “russischen Vernichtungskrieges” (Der Spiegel) “glücklich” wie nie zu sein…. ((Ironie))

      1. Hast eines vergessen zu erwähnen die osteuropäischen Pflegeagenturen der 24-Stundenpflege bekommen neues, noch billigeres Menschenmaterial zum Ausbeuten in der sogenannten häuslichen Pflege in Westeuropa.

        Die Frauen, gelernt oder ungelernte, sind große Konkurrenz für andere Frauen aus anderen osteuropaischen Staaten, die schon lange in Westeuropa tätig sind, und das war schon vor den 24. Februar 2022; so.

        Das man mich nicht wieder.falsvh versteht, dass soll kein Vorwurf gegen ukrainische Frauen sein sondern die Beschreibung einer Tatsache der westeuropäischen hausgemachten Pflegemisere, wenn schon Vorwurf dann gegen die westeuropäischen Regierungen die allesamt Angehörige und zu Pflegende im Regen stehen lassen.

        Gäbe es die osteuropaischen “Engel” nicht wäre so mancher Pflegebedürftige samt Angehöriger weniger froh.

        Wir hatten 2020 eine solche Erfahrung gemacht, und sind der Hilfe der Frau die kein Wort Deutsch sprach, sie hatte ein Smartphone mit Übersetzungsapp, noch heute für ihre Hilfe dankbar.

        Einzig Corona hat verhindert, dass sie sich noch einmal um meine Sterbenskranke, demente Mutter kümmern konnte.

        Meine Mutter ist 2020 verstorben, aber wie schon gesagt “Ludmila” hat sich gut gekümmert und konnte meine Mutter vor ihrem Tod nicht mehr besuchen. Ich hoffe “Luda”, so durften wir sie nennen, hat etwas Anderes gefunden bzw. es geht ihr gut.

        Gruß
        Bernie

        1. Hi Bernie,

          als ich gehört hatte, dass die EU die Grenzen für die Ukrainer öffnet, diese gleich hier arbeiten können und alle Unterstützung für einen Neuanfang erhalten, habe ich nur zu meiner Frau gesagt:
          “Wäre ich Ukrainer mit euch als Familie, ich würde sofort mit euch nach Deutschland, Österreich, Niederlande, Dänemark, Schweden oder so ausreisen.”

          Ich verstehe diese Menschen absolut. Worum ich nur bitte, dass diese Menschen auch die Sorgen der deutschen Unterschicht verstehen, welche von der Bundesregierung im Regen stehen gelassen werden. Die Regierung veranlasst keinen sofortigen sozialen Wohnungsbau, um diese Menschen ohne Probleme für die hiesigen Mieter zu integrieren. Gegen den Lohndruck nach unten durch eine große Anzahl an zusätzlichen Billigarbeitern kann die Bundesregierung auch nichts unternehmen. In wie weit die Ukrainer mit deutschen Normen wie LGTBQ-Akzeptanz, Gleichbehandlung der Frauen, keine Verharmlosung oder Tolerierung von Kriegsverbrechen der Nazizeit, gleiche Rechte für alle Ethnien klar kommen, kann ich nur bedingt einschätzen.

          1. Den Ukrainern, sind deine Bedenken völlig egal. Sie haben sich daran gewöhnt, dem dummen Deutschen alles aus der Tasche zu ziehen, was man ihnen dumm-freiwillig gibt. Mit dieser Kategorie der “Flüchtlinge”, dürfen wir ein Vorspiel genießen, wenn die Ukraine in spätestens fünf Jahren in der EU ist.

            1. Die EU kann in 5 Jahren so wieso lustig oder eben weniger davon für Deutschland sein.
              Eine ukrainische Ethnie in Deutschland mit autonomen Rechten… ?
              Eine polnische Regierung die über deutsche Energielieferungen durch die Hafen- und Pipelineinfrastruktur das sagen hat…. ?
              Reputationszahlungen … ?
              polnischer Zugriff in die Kasse zum Wideraufbau der Ukraine… ?
              Wer soll das bezahlen ohne industrielles Rückrad?

              Ich sehe schwarz….

            2. wenn die Ukraine in spätestens fünf Jahren in der EU ist.

              Du bist ja optimistisch.
              Ich glaube nicht, dass es in fünf Jahren noch eine EU gibt.

  10. Australien ensendet jetzt 70 militärische Ausbilder für ukraineische Freiheitskämpfer.
    Die Opfer bekommen ihre Schulung in England, damit Australineum nicht auch noch als Kriegspartei auftreten muss.
    Mittlerweile dürften sich zahlenmäßig mehr internationale Grundausbilder kümmern, als Kanonenfutter bereit steht.

    Gut für Soros, den Bodenspekulanten. Je mehr Kleinbauern der Ukraine im Schützengraben verrecken, desto einfacher die Flurbereinung und der Erwerb von Großflächen.

    1. …..und der ukrainische Ackerboden wird ausreichend mit den Knochen, dem Fleisch und dem Blut der “gefallenen” Kleinbauern gedüngt – oder noch fruchtbarer als eh schon….

      Man sollte zu meinen Anmerkungen wissen, dass Waterloo z.B. auch Knochen für Knochenmehl lieferte – als Dünger für Landwirte schon einmal knapp war. Gibt sogar ein Gedicht über “brave britische Boy” die man dann eben zum Frühstück aß – als Brot oder Marmelade aus den mit Knochenmehl gedüngten Feldern Großbritanniens.

      Zynische Grüße
      Bernie

  11. Danke für diese umfangreichen Informationen!
    Sehr interessant!

    Und zeigt, einmal mehr, das absolute Desinteresse des überwiegenden Teils der Journalisten
    an Recherche und echter Information.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert