Nach den jüngsten Luftangriffen auf zivile Ziele verlangen immer mehr Stimmen die Lieferung deutscher Marschflugkörper. Die Kanzlerin bleibt bei ihrem „strikten Nein“. Doch aus der Opposition und dem Ausland wächst der Druck auf Berlin.
Eine Glosse. Oder vielleicht doch nicht?
Mehr als 30 Tote, dutzende Verletzte – so lautet die entsetzliche Bilanz der letzten israelischen Luftschläge im Gazastreifen. Besonders der Angriff auf ein Schulgebäude in Abasan al-Kabira hat weltweit Fassungslosigkeit hervorgerufen. Die palästinensische Regierung sprach von massivem Terror gegen die Zivilbevölkerung. Zugleich kündigte sie eine gezielte Reaktion an: „Israel wird für jedes getötete Leben geradestehen“, hieß es aus Regierungskreisen in Ramallah. Molwanîen, San Sombrèro sowie Phaic Tǎn beantragten bereits eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Er soll am Donnerstag zusammentreten. „Wir werden Israels feigen und verwerflichen Angriff auf die Schule anprangern“, erklärte der molwanîsche UN-Botschafter Leonid Tuchatschewski auf Y (vormals Tinder).
Das deutsche Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit kündigte an, zehn Millionen Euro für den Wiederaufbau der Schule bereitzustellen. Dies gab der zuständige Minister Bogomir Pütz (ADAV) heute Mittag in der Sendung Zwei bei De Lapuente bekannt. „Die Zerstörung der Schule zeigt, wie rücksichtslos und menschenverachtend Israel seinen Vernichtungskrieg führt“, äußerte Pütz gegenüber dem Moderator. Er betonte, dass Kinder am meisten unter dem Krieg litten. „Wir dürfen und werden uns nicht damit abfinden, dass es diesen Ort des Lernens in Gaza nicht mehr gibt“, so der Minister weiter. Israel greift seit Beginn seiner vollständigen Invasion im Gazastreifen vor neun Monaten wiederholt zivile Infrastruktur in der dicht besiedelten Küstenregion an. Die Luftschläge gelten Experten zufolge als gezielter Versuch der israelischen Militärführung, den Widerstand der Palästinenser gegen die von Premierminister Benjamin Netanjahu befohlene Militärkampagne zu brechen.
Auch die fast zeitgleich erfolgten Luftschläge gegen die jemenitische Hafenstadt Al-Hudaida lösten vielerorts große Besorgnis aus. Bundeskanzlerin Sieglinde Hackenberger (ADAV) verurteilte die israelischen Angriffe scharf. Mit dieser unverantwortlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Attacke „riskiert Tel Aviv einen regionalen Flächenbrand“, teilte Regierungssprecher Steve-Mike Radunski mit. Deutschland stehe eng an der Seite Sanaas. Über weitere Reaktionen werde die Bundesregierung mit G36-Partnern und Verbündeten beraten. Ähnlich äußerte sich UN-Generalsekretär Um-Lai Tung. Er rief alle Parteien zu Zurückhaltung auf. Dagegen prüft der Kreml laut unbestätigten Meldungen bereits die Lieferung von Antischiffsraketen an die jemenitische Regierung. Diese gelten als wichtige Defensivwaffe und könnten sich als „Gamechanger“ in der Region erweisen.
Reaktion auf Schul-Angriff: Palästinenser wollen westliche Langstreckenraketen
Die palästinensische Führung wiederum plant nach der verheerenden Angriffswelle Tel Avivs eine größere militärische Reaktion. Wie diese aussehen könnte, scheint gegenwärtig noch unklar. Die Beraterin des palästinensischen Präsidenten Omar Al-Amin, Samira Al-Hamadi, schrieb aber, dass Gaza die Zustimmung des Westens für den Einsatz taktischer Raketensysteme mit größerer Reichweite für Angriffe innerhalb Israels benötige. Diese Waffen werden bereits bei Angriffen auf grenznahe Gebiete eingesetzt, jedoch will gerade die Hamas sie auch gegen Ziele in anderen Teilen Israels einsetzen dürfen. „Jeder weitere Tag mit Diskussionen, mit Koordinierungstreffen, mit Reflexionsprozessen kostet Palästina Menschenleben“, schrieb Al-Hamadi auf Y.
Die Palästinenser verlangen seit Monaten insbesondere die Lieferung deutscher „Taurus“-Flugkörper, um Stellungen der israelischen Streitkräfte weit hinter der Frontlinie angreifen zu können. Der palästinensischer Verteidigungsminister Adel Faris verlautbarte, es gebe „keine andere Möglichkeit, die israelische Logistik und die Nachhut zu zerstören, also wird Taurus gebraucht“. Ziel sei nicht, „das israelische Territorium anzugreifen“, sondern „die Ressourcen der Besatzer zu zerstören“. „Es passiert sehr viel an der Front, aber es ist eine komplizierte Lage. Doch wir werden weiter kämpfen, bis wir die Grenzen von 1947 wiederhergestellt haben.“, meinte Faris gegenüber der Nachrichtenagentur Euter.
Die deutschen Flugkörper könnten in jedem Fall dabei helfen, im israelischen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser die Logistikketten Tel Avivs zu unterbrechen und somit dessen Munitionsversorgung zu stören, bestätigte auch der renommierte Militärexperte Francisco Esteban Gustavo Gadí y Largo gegenüber Overton. Der „Taurus“ sei eine der modernsten Waffen der Luftwaffe und habe mit einer Reichweite von rund 500 Kilometern „eine große Abstandswirkung“. Hergestellt werde das naturbelassene, vollwertige deutsche Mordprodukt von einem kleinen mittelständischen Familienunternehmen in Handarbeit unter ausschließlicher Verwendung regionaler Zusatzstoffe – und gänzlich ohne Kinderarbeit. Es sei vegan, frei von Gentechnik, künstlichen Zusatzstoffen und Aromen sowie über die Jahrmillionen biologisch abbaubar. Ob Deutschland den „Taurus“ an die Palästinenser liefere, sei einzig und allein eine politische Entscheidung.
Internationale Forderungen …
In der Weltgemeinschaft mehren sich seit Monaten die Stimmen, die ein entschlosseneres Vorgehen gegen die israelische Aggression verlangen. „Schließt den Himmel über Gaza!“, appellierte der molwanîsche Premierminister Innokentij Jewgraf erst kürzlich vor der UN-Vollversammlung in New York. Mit der Waffe des Wortes werde man die Palästinenser nicht verteidigen können. Er veranschaulichte seine Forderung anhand eines emotionalen Videos, welches die durch israelische Luftangriffe verursachten Zerstörungen in Rafah zeigen soll. Der Premier stellte zudem die Wirksamkeit der Telefon-Diplomatie zwischen Netanjahu und westlichen Politikern infrage. „Wir haben es mit einem Kriegsverbrecher zu tun. Haben sie Hitler angerufen, um ihn zu fragen, ob sie drüben ein bisschen netter sein könnten? Absurd!“, sagte Jewgraf.
San Sombrèros Ministerpräsidentin Doña Patricia Teresa Ramírez de la Serna wiederum bekräftigte die Perspektive ihres Landes, Palästina den Einsatz von Waffen auch auf israelischem Territorium zu gestatten. In einem Interview mit der Kölnischen Zeitung äußerte sie, dass sombrèanische Lieferungen außerhalb der Palästinenser-Gebiete eingesetzt werden könnten, solange sie dem Völkerrecht entsprechen. „Ich habe nie sehr aktiv rote Linien für Gaza gezogen, weil ich denke, das gibt Israel eine zu gute Position.“ Den Palästinensern nur das zu geben, was sie zur akuten Verteidigung gegen die Kolonisatoren benötigten, reiche nicht aus: „Wir müssen liefern, was das Land braucht, um Israel zurückzudrängen.“ Das Wichtigste sei jetzt aber, mehr Luftverteidigungssysteme in den Gazastreifen zu bringen.
… und Druck aus dem Inland.
Ähnliche Stimmen erheben sich verstärkt auch hierzulande. „Ich glaube, zum Herstellen der Luftüberlegenheit oder zum Brechen der israelischen Luftüberlegenheit ist in erster Linie die Stärkung der Luftverteidigung erforderlich“, erklärte etwa Generalleutnant Friedrich von Hohenberg, Leiter des Palästina-Stabes im Bundesverteidigungsministerium. Er wies zugleich darauf hin, dass die zugesicherten F16-Kampfjets gerade am Boden „natürlich in erheblichem Maße geschützt werden“ müssten. Von Hohenberg geht davon aus, dass die Palästinenser unterirdische Flugplätze und Ausweichlandebahnen aufbauen würden. Im Bedarfsfall müssten die Flugzeuge schnell verlegbar sein, um „das Risiko einer Zerstörung zu minimieren“.
Weiteren Druck auf die Kanzlerin übte der königlich-bayerische Abgeordnete Luitpold Sachsenhuber aus, der vor kurzem nach Gaza-Stadt gereist war und den Krieg aus nächster Nähe erlebt hat. Die Palästinenser sollen „ausgeblutet und ausgehungert“ werden, befand der gut aussehende 42-jährige gegenüber der ZEITUNG. „Was sich dort abspielt, ist so unvorstellbar, was die Menschen erleiden müssen, dass wir doch vielleicht nochmal neu denken müssen, was wir aushalten können.“ Die israelische Bombardierung der Strecken und der Wege müsse endlich eingestellt werden, damit unschuldige Menschen in Sicherheit gebracht werden könnten. Sollte die UN weiterhin von einer Flugverbotszone absehen, müsse man die palästinensischen Streitkräfte entsprechend ausrüsten. „Aus unserer Sicht, aus Sicht der freien Bayern, gehört auch der Taurus mit dazu.“, so Sachsenhuber weiter. Zudem plädierte er dafür, den Import von israelischen Südfrüchten und Erdgas zu stoppen: „Wir müssen aufhören, die Kriegskasse von Netanjahu zu füllen“. Die bisherigen Maßnahmen kämen zu spät und seien zu wenig. „Die Bitterkeit in der arabischen Welt und die Enttäuschung über die Deutschen ist kaum zu fassen“.
Wie lange hält das „Nein“ der Kanzlerin?
Doch werden die Palästinenser für ihren Verteidigungskampf gegen die Kolonialmacht Israel wohl bis auf Weiteres keine deutschen „Taurus“-Marschflugkörper erhalten. Die Bundeskanzlerin wies gleichlautende Forderungen erneut zurück. „Niemand hat eine Veränderung der bisherigen Maßgaben und Richtlinien vor – aus gutem Grund“, sagte Hackenberger am Sonntag zum Abschluss der Landesgartenschau in Bückeburg. Sie betonte, dass die Unterstützung des historischen Palästinas maximal sein müsse. „Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um einen Sieg Israels zu verhindern. Wir müssen an der Seite der Kolonisierten stehen, solange dies nötig ist.“ Zugleich müsse die Eskalation zu einem großen Nahostkrieg unbedingt verhindert werden. „Es geht um die Beteiligung daran, wohin gezielt wird, wohin geschossen wird und wohin getroffen wird. Und das sollte nicht mit deutschen Soldaten passieren.“, erläuterte die Kanzlerin beim Gießen einer Staude Rittersporn. Die Genossin der Bosse zeigte sich von der „Taurus“-Debatte zunehmend genervt, zumal sie diese bereits vor Wochen für beendet erklärt hatte – trotz ständig steigenden Drucks.
Beispielhaft für letzteren steht weiterhin Barthel Trautwein vom lilafarbenen Koalitionspartner. Der freiheitliche Bundestagsabgeordnete äußerte bei LTR: „Ich fürchte, die Kanzlerin wurde falsch bereiten“. Er wandte sich angesichts der verbreiteten Skepsis gegen Waffenlieferungen dagegen, dass weiterhin nur verhandelt oder bloß Hilfsgüter nach Gaza geschickt würden. „Wir wollen ein klares Bekenntnis zum Taurus abgeben, das ist ein sicherer und guter Marschflugkörper.“, verkündete er feierlich. Die Empfehlung der Ständigen Waffenkommission, den Marschflugkörper nicht in Spannungsgebiete zu liefern, „hat offenkundig dem Taurus geschadet, viele sehen ihn unberechtigterweise als Marschflugkörper zweiter Klasse“, kritisierte Trautwein. Der verteidigungspolitische Sprecher des Ökobundes, Gisbert Edelfink, sekundierte und bezeichnete die Aussagen Hackenbergers als „Ausflüchte und Pseudo-Erklärungen“. Die Kanzlerin wolle schlicht Palästina nicht mit „Taurus“ unterstützen, weil diese Marschflugkörper so effektiv seien und etwa die israelischen Anlagen im Hermon-Bergmassiv neutralisieren könnten. Hackenberger wolle offenbar nicht, dass Israel von den völkerrechtswidrig besetzten Territorien zurückgedrängt werde, erklärte Edelfink gegenüber dem Fachmagazin Wild & Weidwerk.
Die Bundeskanzlerin besteht derweil Kabinett wie Parlament gegenüber auf ihrer Entscheidungsgewalt in dieser unter Sicherheitsaspekten mehr als heiklen Angelegenheit. Solange sie den „Taurus“ nicht liefern wolle, werde der „Taurus“ nicht geliefert werden. Doch wie lange das so bleibt, kann niemand vorhersagen. Bei einer weiteren Eskalation des Kriegsgeschehens könnte Hackenberger sich gezwungen sehen, die Waffen den Palästinensern doch noch zur Verfügung zu stellen. Sie bleibt in ihrer Entscheidung frei. Im Gegensatz zum Gazastreifen. Dessen Schicksal und das seiner Bewohner bleiben weiter ungewiss. Nur das Sterben geht weiter.
Altlandrebell, Sie Strolch ….
Na, was denn? Das ist ein seriöser Nachrichtenbeitrag über ein aktuelles Ereignis. 😉
Die Kanzlerin?!
Hat sich Scholz geoutet?
🤣
“Glosse” überlesen?
(wobei es mir Spaß gemacht hat, zwischen den “oder doch nicht” hin und her zu springen – jedenfalls bis der Brechreiz nicht zu stark wurde – was allerdings nicht am Text liegt, sondern an der friedensliebenden und unterdrückungsbekämpfenden einheimischen Realpolitik.
/sarcasm
PS: Bitte jetzt den Rücksprung nicht verpassen! )
👌🏻👍👍👍
“Gisbert Edelfink”… 🤣🤣🤣
Der Name kam mir beim Kochen. 😉
🤣
Hast Du etwa Finken gekocht?
Oder doch nur Edelweiß?
🤣🤣🤣
Ne, bloß Altlandrebells mediterranen Nudelsalat. 😀 Oder das was ich für halte. 😉
Aber wie ich so beim Schneiden aus dem Fenster guckte, hatte ich plötzlich den Namen im Kopf. Vielleicht lag’s an den Singvögeln auf dem Balkon.
Und wer den Salat nachkochen will, hier noch die Zutaten: Emulsion aus Leinöl + Pfeffer + Balsamicocreme + halbe Avocado + 30g geriebenen Parmesan, ein Teil Nudeln, ein Teil Kirschtomaten, ein Teil Walnüsse, ein Teil Mozzarella, diverse Kräuter + eine Handvoll Rauke. Dann eine Runde im Kühlschrank ziehen lassen. Bonaparte oder bon appetit.
Mmmm, lecker! Wir machen den allerdings mit Olivenöl und ohne Walnüsse, jedenfalls bislang. Werd ich ausprobieren, danke!
Bei Olivenöl bin ich ja auf Abstand gegangen. Das herkömmliche ist gestreckt, oftmals in der Qualität miserabel und zudem mit Erdöl belastet – das will ich nicht mehr als Olivenöl bezeichnen. Gut, wenden Sie ein – gilt das nicht für Lein-, Kürbis- und Motoröl auch? Mag sein, aber die Olivenölpreise sind obendrein nichts mehr für ein Normalsterblichenbudget, von solchen für Hartzer ganz zu schweigen. Ist wie bei Macadamia-Nüssen. Da kostet hier die Packung ohne Extraladung Salz 6,00 € aufwärts. Vielleicht sind sie aber in anderen Landesteilen erschwinglicher…
Trotzdem – Bon appetit und Spaß beim Ausprobieren / Nachkochen. 🙂
Leider hat sich die Kanzlerin nicht zu den geleakten RKI Dokumente geäussert.
Das Netanyahu besuchte seinen grossen Bruder oder langzeit Unterstützer, wie das so ist mit dem Frieden, die Plädoyers sind ausgesprochen, aber jegliche Unterstützung läuft weiter. Es geht hat nichts über Neoliberalismus oder Faschismus im Gewand dessen. Da sind natürlich manchmal die Finessen der Bundeskanzlerin von Belang, nur ist diese Glosse, meine Antwort auf die Frage, eben keine.
Die RKI-Doks wären jetzt nicht ganz so thematisch passend gewesen, aber ich habe immerhin den Lauterbach mit seiner guten Impfung verwurstet.
Und ich habe schon länger einen Text angefangen zum Pandemieregime und meinen persönlichen Eindrücken als Ungeimpfter, vielleicht schaffe ich es den in den nächsten Wochen fertigzustellen (ist ne Zeit- und Kapazitätenfrage). Der Beitrag wäre dann auch garantiert wieder ernsthaft.
Entschuldigung für meinen Exkurs und danke Ihnen für ihren Fleiß!
Ich warte dann geduldig auf ihren Artikel oder halt im Forum, lächelnd ein Augenzwinkern
LG
Mit dem Pandemie-Artikel wird’s sicher noch etwas dauern, da ich zuvor wie gesagt noch andere am Start habe. Aber danke für Ihre Geduld.
Gruß + schönen Abend
Altlandrebell
Die Flasche und ihr Label hat es ja in sich, da diese sogar im postmodernen denglisch geschrieben ist.
Welch ein riesiger Lacher, Nationslisten aller Länder vereinigt euch, um am denglisch euch zu genesen!
Ist egal was wir machen, 2026 wird es Deutschland nicht mehr geben.
https://youtu.be/1jBIUT8JtoQ?t=2122
Taurus…son Quatsch
Deutschland sollte das neueste Waffensystem “Annalen” senden.
Als Nachfolger des Systems “Roland” gibt es derzeit und weltweit kein System, das tiefer fliegt und gefährlicher ist.
Dagegen ist Taurus nur ein Silvesterknaller
“Annalen”
Anallena triffts besser.
Hach ja, wieder Klassentreffen der Incellebensloser mit kleinen Schwänzen und Aknevisage.
Auch Femischismus ist heilbar.
–> https://www.ratiopharm.de/
Böse, böse Diskriminiererin. Auch nicht jederfrau hat ne Große.
Aber eine Riesenf…e bleibt Anallena trotzdem.
Genial… diese Namen… und bei jedem Satz dreht sich der Kopf ob der Schreibkunst. Altlandrebell: Chapeau! Man möchte laut aufschrein vor Lachen, wenn es nicht so traurig und real wäre.
Was für ein Kontrast zu dem medikamentösen “Humor” des Hurra-Artikels vor ein paar Tagen. Schnief.
Nachdenklich macht natürlich, dass solch ein Artikel dafür steht (zu recht!), dass es sich auf ein Ende hin zu bewegt. Wollen wir hoffen, dass es vielleicht nochmal gut ausgeht?
Merci, monsieur!
Ansonsten habe ich da nicht so viel Hoffnung, halte es eher mit Houellebecq: Es wird von Jahr zu Jahr ein wenig schlechter…
Wollte man etwas ändern, müsste man ans System ran. Das wollen bekanntlich die wenigsten, also ist die Debatte für die Katz und so ein kleiner Text taugt bestenfalls als kleiner Stimmungsaufheller oder zum Mundwinkelauflockern der Spartenforenbewohner. Doch wenn ich Ihnen und ein paar Mitforisten ein paar vergnügliche Minuten verschafft haben sollte, dann freut es mich und das Tagesziel ist erfüllt. 🙂
Rien a ajouter… 😉
Trotzdem sollte man immer betonen, dass “Kapitalismus ” das eigentliche Problem darstellt!
Noch’n Gruß
Der Viewer
@ Publikviewer
Ist das System etwa nicht mehr kapitalistisch-imperialistisch? 😉
Natürlich, aber ich hätte es manchmal, ganz gerne etwas dezidierter.
Etwas mehr Oldschool tut dem sicher keinen Abbruch.
P.S. und ja, ohne Triggerwarnung, und ohne Bindestrich, geht es natürlich ganz neuzeitlich schon lange nicht mehr… 😉
Dann ist vielleicht der andere Artikel, den ich die Tage dem Chefred einreichte, interessanter, da nenne ich das kapitalistisch-imperialistische System zumindest expressis verbis… 😉
@ Altlandrebell: Unterschätzen Sie nicht die Wirkung Ihrer herrlichen Artikel und Kommentare auf die (laut Dr. Maaz in seiner psychanalytischen Studie/Vortrag: “Dr. Hans-Joachim Maaz über den Zustand unserer Gesellschaft”, YouTube, vor ca. 1 Monat) 1 oder vielleicht 4%. Auch er, wie Sie und ich und 1211 und der Poet Houellebecq und Schopenhauer und Nietzsche und Plato und etc. etc. sind/waren eher pessimistisch gestimmt.
Aber: die 1% könnten es vielleicht doch reißen. So, wie das “Mindset” es vorhat? Die 99% Tagesschau/Heuteshow-Verstörten lesen Ihre Artikel, egal wie intelligent, informierend und amüsant, sowieso nicht und verbleiben passiv. Im Krieg wie im Konsum. Amen.
Da haben Sie natürlich auch wieder recht. Für Revolutionen braucht es statistisch gesehen nur einen sehr geringen Teil der Gesamtbevölkerung, wenn ich mich recht entsinne. Er lag glaube ich bei um die 2,5 %.
Aber das Problem ist, dass die herrschende Kaste im Rahmen ihrer gegenrevolutionären Bestrebungen (Bernard Harcourt) schon prophylaktisch gegen jeden vorgeht, der auch nur potentiell eine sog. “aktive Minderheit” darstellen könnte. Daher hat bspw. auch @Pfarrer Nolte nicht so unrecht, der unten auf die Gefahr verwies, dass Westend / Overton über Nacht zum Verein erklärt werden könnte. Andere (NachDenkSeiten, Tichys Einblick – oder aus welcher Richtung auch immer) sind ebenfalls Kandidaten.
Von Maaz kann ich übrigens noch die Schriften “Friedensfähigkeit und Kriegslust” sowie “Das falsche Leben” empfehlen. Selbst lese ich gerade aber Fromms “Anatomie der menschlichen Destruktivität”.
Nicht schlecht! Aber ich wehre mich kontinuierlich gegen meinen inneren Schweinehund des Pessimismus und der totalen Aufgabe des sozialen Wesens Mensch (ist zugegebenermassen sehr, sehr schwer). Ja, Kritiker und Vertreter eines offenen Diskurses kamen und mussten immer gehen (Sokrates war bestimmt nicht der erste). Ich bin da sehr naiv: Irgendwie klingt es natürlich logisch, wie Freud, Fromm, Houellebecq und Wilhelm Reich (zu dem ich tendiere) nachträglich-verstehend uns die Psyche / das Wesen begründen. Maaz ist Realist bzw. Pragmatiker. Und der von Ihnen genannte Anhänger der Kritischen Theorie auch. Hatten die sich nicht in erster Linie gerade gebildet, um pragmatisch (= hier: kritisch) zu verstehen, warum Marx und Engels damals – nicht heute in der Retrospektive! – scheiterten? Lassen Sie uns eben langfristig denken, so schwer das für Menschen auch ist bzw. sein muss. Ich bin überzeugt: das hat ein Mindset, so es denn existierte, uns vereinzelten 1-4% voraus. (Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es nicht hier mitliest? Tip: Douglas Rushkoff “Survival of the Richest”)
@ BastianDerGute
Die Auffassung teile ich. Und auch hierzu eine Buchempfehlung: Der Mythos des Sisyphos. Ein Buch über das Absurde – nicht nur aus aktuellem Anlass passend, weil der Verfasser aus dem Land der diesjährigen „Olympiade“ stammt, die an sich schon jede Menge Merkmale des Absurden und Grotesken auf sich vereint.
Auf jeden Fall hat Camus ja den Imperativ an seine Leser hinterlassen, zwar die Absurdität des Lebens zu akzeptieren, zugleich aber ein Leben zu führen, das den eigenen Werten und Überzeugungen entspricht und sich ferner zu erheben, zu revoltieren, anstatt sich in Verzweiflung oder Nihilismus zu verlieren. Wenn ich mich richtig erinnere, fand sich für ihn gerade in der Rebellion gegen die Absurdität die Freiheit, die es dem Einzelnen ermöglichte seinen eigenen Sinn zu schaffen und letztlich somit auch der Schlüssel zur Authentizität.
Da stimme ich Ihnen ebenfalls zu. Und dann wären wir hier bei Augustin Souchy angelangt. Wobei ich auf seine Prognose immer noch ein paar Jahrhunderte obendrauf geben würde:
@ Altlandrebell
Hey, Sie stimmen (wieder absolut zu recht, und dafür schätze ich Sie, wie auch die Leser Ihrer Artikel) ein schwieriges Argument an: wieviel Selbstbestimmung darf es denn sein in diesem Chaos oder… what?…”Demokratie”??… oder nennen wir es mal: “in dieser Gesellschaft – mit von korrupten Möchtegerns auferlegten Obligationen einschliesslich Zwang zur Destrukrivität wegen gezielter Nichterziehung bzw. missverstandener Holschuld”… oh, ja, wo ist die Aufklärung abgezweigt… und warum??
Muss es schon Anarchismus sein oder reicht noch Existenzialismus? Ich bin glühender Anhänger der Selbstbestimmung alla Marx, Nietzsche & Sarte sowie der de Beauvoir – auch mit Vertrag, da zeigten sich beide sehr empathisch-menschlich :-).
@Pfarrer Nolte bezieht sich gern auf Konfuzius. Somit weis er exakt, dass die “Zeit die Lösung bringt”. Das ist nie ein Aufruf zur Passivität – im Gegenteil: Eine Aufforderung zum vorausschauenden Schachspiel. (Das! meinte ich in meinem vorhergehenden Post.)
Sisiphos ist selbstverständlich ein Standard, den der Franzose (unter anderen) verewigt hat… (vielleicht nicht unbedingt mit Jean-Paul’s approbation – weil: der konnte mit dem inneren Schw.-Hund viel besser umgehen als Camus… (natürlich auch 1000-mal besser als ich) – er war positiver als Freud/Fromm/Reich/Schopenhauer/Foucault mit ihren brillanten Anslysen etc etc.).
Anyway, ein Verehrer Ihrer Artikel harrt ruhelos der Dinge bis ein Neuer erscheint.
Dafür darf ich auch Overton nochmals meinen expliziten Dank aussprechen (sollten sie es so spät im Thread noch lesen), dass Overton – neben Ihnen auch Anderen (max 1%!) in Artikel wie Forum solch dezidierte Bühne bieten.
@ BastianDerGute
Einen zweiten Artikel hatte ich noch eingereicht, der sollte die Tage veröffentlicht werden. 🙂 Ansonsten ist es bei mir eine Kapazitätsfrage – ich habe immer viel vor und zugleich viel um die Ohren, dementsprechend geht es sich öfters nicht aus mit dem Schreiben. Wenn ich es zum Beruf machen könnte oder Overton noch einen zweiten Journalisten neben dem Chefred brauchte, würde ich mich melden und dann auch wöchentlich Artikel und Gedanken raushauen. 😉
Sie scheinen, wenn ich mir das zu schreiben erlauben darf, aber auch viele Werke gelesen / studiert bzw. viele Erfahrungen gesammelt zu haben. De Beauvoir und Sartre habe ich bisher beispielsweise nur auszugsweise aufgenommen.
Abschließend, weil Sie fragten:
Gibt es überhaupt feststehende Definitionen für beide? Stehen die sich unversöhnlich-antagonistisch gegenüber? Oder ließen sie sich nicht auch verbinden, beispielsweise in puncto Betonung von Freiheit, individueller Selbstbestimmung oder Authentizität?
Das Gegenteil von Destruktivität, – Konstruktivität -, ist das Zauberwort.
Kritische Konstruktivität und damit konstruktive Ketzerei (von Offensichtlichem) ist das Werkzeug und der Modus, das/der wirkliche beeusste Veränderungen erst möglich und nachhaltig macht.
Eine Grundhaltung als Basis, welche erzieht und dialektisch zielend korrektiv wirkt.
@ Luck
Finden Sie denn nicht, dass in Erziehung immer bereits Zwang – und somit Destruktivität – enthalten ist?
Konstruktivität geht für mich vielmehr mit Aufklärung und Bildung einher. Das Darlegen von Offensichtlichem führte dann zur zwanglosen Bewusstseinsänderung beim Gegenüber
Bei „Erziehung“ würde jemanden dagegen schlicht ein fremdes Bild übergestülpt – oder eben „anerzogen“. Das wäre dann aber nicht mehr selbst erarbeitet oder authentisch, sondern bliebe immer fremd und niemals richtig verankert.
Damit ist ja keine Fremd-, sondern vor allem eine Selbsterziehung gemeint. Aber keine anpassend sich unterordnende, sondern eine die grundsätzlich auf gleicher Augenhöhe agiert.
Mit wirklichem Wohlwollen dem Nächsten gegenüber lassen sich viele Zwänge überwinden.
Und einer der wesentlichen ist ein (oft unbewusst) entfremdendes Kalkül, man müsse im Input-Output-Saldo möglichst gut dastehen.
Entscheidend ist immer der Antrieb. Und der Weg und die Etappe sind die wesentlichen Ziel-Parameter.
Wenn Menschen einem anstrengenden Hobby nachgehen, beuten sie sich dann aus?
Es gäbe auch im real existierenden Kapitalismus noch genügend Freiräume, zumindest für ansatzweise Privilegierte, sich dem automatischen Subjekt auf konstruktive Weise zu entziehen. Aber dafür bräuchte es erstmals einer Bewusstwerdung der eigenen Handlungen und der Motive dahinter.
Basieren diese auf Angst oder Herrschaftswillen, ist etwas faul im Staate Dänemark. Und es ist auch durch nichts kompensierbar.
Ich kenne keinen glücklichen Erfolgssüchtigen.
Ich kenne aber einen glücklichen Malocher, der ohne Kalkül seine Arbeitskraft zum Wohle seiner Mitmenschen einsetzt, aber bei plumpen Egoisten auch mal konsequent verweigert.
Und der ohne diese nachhaltig und konsequent praktizierte Bereitschaft einen Reflexionsraum “geschenkt” bekommen hat, den Bücher nur in Ansätzen zu vermitteln wissen.
@ Luck, yo!! Zustimmung. Soweit die Theorie. (Das mit dem glücklichen Arbeiter war hoffentlich zynisch gemeint?)
Nur, seit 2500 Jahren, oder länger?, fragt jeder uns bekannte Philosoph: warum klappt es denn nicht?… in der Masse? Foucault ist hier ein (hart zu schluckender) Lesetip!! Wir schreiben und schreiben und schreiben und wiederholen uns doch.
Ich wünschte mir so sehr, eine sogenannte Mehrheit würde Ihren Anregungen folgen – bezüglich der bildenden, kreativen Möglichkeiten – egal wie, müssen nicht nur Bücher sein, gar keine Frage. Meine Theorie: niemand, niemand, der einem anstrengendem Hobby nachgeht, gar sich bildet, egal wie, beutet sich aus. Sofern er die Zeit & Muße bekommt oder den (fordernden) Willen hat. Investigative Frage: Hat Otto-Normal-Malocher die/den? Oder gar der Mittelständler von heute?
Aber daher kommt wahrscheinlicher Ihrer wie auch mein Pessimismus.
Aufkläung hilft. Unbedingt! wenn man nur Zeit dafür hätte…
@ BastianDerGute:
Das mit dem Arbeiter/Malocher war ernst und nicht zynisch gemeint. Und diese Person bin ich. Völlig verrückt, wenn man dies als Abweichung von der Norm definiert, aber völlig klar im Denken mit Integration auch anderer und weniger geläufiger Maßstäbe.
Ein Mittelständler ist eigentlich unbewusst gezwungen, nach den Maßstäben eines homo oeconomicus vorzugehen. Aber er dürfte diesen Zwang gar nicht bemerken, weil er so konditioniert und damit dressiert worden ist.
Ein Arbeiter hat aufgrund seines Verdienstes, welcher im Vergleich zur Konkurrenz meist niedriger ist, wenig Spielraum, wenn er noch irgendwie dazu gehören will.
Und wie soll er in eine ihm fremde Gedankenwelt eindringen können, wenn er überhaupt keinen Kontakt mit dieser bekommt?
Wenn aber ein Arbeitender mehr Gestaltungsspielräume bei seiner Tätigkeit hat, kann er sich besser mit dieser identifizieren und er ist einem geringeren Maß an Entfremdung ausgesetzt.
Und Entfremdung stresst und raubt Energien und Antrieb.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu bemerken, dass die Sichtweise eines Mittelständlers, welche vor allem Konkurrenz-induziert ist, nicht auf die volkswirtschaftliche Erklärungsebene verlagert wird. Denn da sind die Dinge dann doch anders.
Das ist aber im Mainstream noch nicht angekommen.
Es wird vielmehr mit der Sucht auf Überrenditen immer schlimmer und dafür werden selbst gesellschaftliche Lebensgrundlagen zur Disposition gestellt.
Und das selbst von Werte-geleiteter Außenpolitik.
@ Luck
Sie nennen da einige wichtige Punkte, insbesondere den zur Bewusstwerdung kann ich unterschreiben. Ansonsten will ich mich an @BasitanDerGute anschließen, der bereits festhielt, dass Leute, die einem anstrengenden Hobby nachgehen, sich natürlich nicht selbstausbeuten. Hinzufügen möchte ich lediglich die triviale – wenn mir auch nochmals notwendig erscheinende – Betonung: Wenn es aus eigenem Antrieb geschieht.
Denn Sie verweisen zurecht auf den Antriebsaspekt. Gibt ja genügend Leute, die für fremde Interessen zum Leistungssport geschleppt und dort dann weiter gequält und zugerichtet wurden. Deren Tränen nach dem „Sieg“ meistens keine Freudentränen, sondern welche des Schmerzes sind, welche des Leids, Gefühlsstaus. Andere Kennzeichnen der Sportfolter sind Flucht in Körperbemalungen, Klamotten, Karren, Kinder und sonstige „große Ks“. Zum einen, um sich wieder zu spüren. Und zum anderen, weil man solche Statussymbole in dieser Gesellschaft haben muss, um dazuzugehören und „uff de Gass un vor de Leit“ wer zu sein.
Gerade bei Spitzensportlern sind viele gebrochene Persönlichkeiten dabei. Der Wolfsgrußzeiger Merih Demiral, um ein aktuelles Beispiel zu nehmen, vereint eine ganze Menge Kennzeichen auf sich, angefangen beim Umstand, dass er von seinem Vater in die örtliche Fußballschule geschickt wurde (sein älterer, weniger fußballerisch begabter Bruder, hatte Kellner zu werden, wenn meine Türkischkenntnisse nicht ganz für die Katz sind).
@ Altlandrebell:
Warum muss man dazugehörigen und sich nicht nur Initial-, sondern sogar Dauerriten unterwerfen?
Der andere Ansatz steht ja im Vorwort zum 1. Band des Kapitals:
” Segui il tuo corso e lascia dir le genti!
Diesen Satz hat Marx von Dante übernommen.
Marx hat seine Tätigkeit auch als “Knechtsdienste für die Freiheit” bezeichnet.
Es lag aber damit kein Herrschaftsverhältnis vor.
Er identifizierte sich aber mit der überindividuellen Aufgabe allgemeiner Freiheit, welcher er im Grunde alles gab: Seine Kraft, seine Gesundheit, sein Leben.
Aber selbst wenn man alles gibt – und das nicht aus unmittelbarem Selbstzweck -, kann man so mehr Freiheitspotential für sich selbst schaffen, als wenn man sich anpasst, um dazu zu gehören und somit (oft) Anteil an Privilegien erhält.
Aber wer kennt schon Marx und wer ist sich schon der apriorischen Anpassung und damit Unterwerfung an die gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse bewusst?
Meine Tätigkeit ist anstrengend, macht oft dreckig, ist gefährlich und erfordert meist großen Zeitaufwand.
Wenn ich mir gestern mal den Luxus gegönnt habe, Gedankem von mir hier, auf Facebook, auf Substack und noch wo anders darzulegrn, stellt das eine große Ausnahme vom Alltag dar.
Ansonsten bleibt mir nur der Restabend, die Nacht oder der Sonntag.
Aber ich fühle mich in eigentlich eher unwirtlichen Verhältnissen wohl, weil ich gelernt habe, diese zu akzeptieren und mich mit meinen Tätigkeiten identifizieren kann.
Nicht liegt mir näher als das Wohl meiner Mitmenschen. Damit ist natürlich kein herrschaftliches Wohl, garniert mit Privilegien, gemeint.
Aber wenn dies mein zentrales Wollen ist, welches darin kulminiert, dass die der Zentralantrieb aller Menschen sein sollte und das zu ihrem eigenen Wohl, dann ist es nur eine Frage meiner Energie-Reserven und meines Antriebes, meiner Anima, wie weit ich damit gehen kann.
Und ich kann maßlos dabei sein und hätte das Wesentliche im Leben verpasst, wenn ich diesen Weg nicht gegangen wäre.
Ich war noch nie am Meer, beim Skifahren, auf einer Städtereise oder so.
Nach allgemeinen Vorstellungen habe ich mein Leben aufgrund meiner Entbehrungen verpasst.
Real ist aber genau das Gegenteil der Fall.
Ich kann mich über so viele kleine Dinge wie ein kleines Kind freuen.
Wenn ich arbeite, komme ich ganz oft in einem Flow. So ähnlich, wie wenn ein Kind im Sandkasten spielt und seiner Kreativität freien Lauf lassen darf.
Und ich hatte die letzten 6 Jahre keine Fehlzeiten, kein Schlechtwettergeld oder Saisonkurzarbeitergeld bezogen.
Mir wurde vor 12 Jahren geraten, nicht mit Lasten zu springen. Gehalten habe ich mich daran aber immer noch nicht.
Irgrndetwas ist also mit mir faul.
Denn eigentlich müsste ich völlig kaputt sein und bin eher das Gegenteil davon.
Letztes Jahr am 13. Fubruar hat mich ein Michael Buschheuer gefragt, was man mir zu essen gäbe. Denn ich hätte “die Kraft von 3 bis 4 Leit (Leute)”.
Das ist zwar übertrieben, aber es zeigt eine Tendenz auf.
Wettbewerbe, wenn es um die Verteilung von Privilegien geht, lehne ich aber ab. Da stelle ich mich freiwillig hinten an. Denn alles andere wäre für mich persönliche Schwäche.
Ich könnte jetzt weit ausholen und darlegen, wie in dieser Gesellschaft Privilegien (und auch Arschkarten) verteilt werden und wie sich diese damit immer mehr schwächt und damit immer mehr Freiräume (unbewusst) reduziert.
Aber das wäre zu umfangreich, um es hier ausführlich genug darzulegen.
@ Altlandrebell @ Luck
Eigentlich wollte ich nicht mehr antworten. Da Sie @Altlandrebell aber mit einer expliziten Frage enden, verbrauche ich noch etwas (für künftige Posts zu sparende) Kraft. Und, weil der Thread sich für mich sehr, sehr interessant gestaltet.
Existenzialismus und Anarchie widersprechen sich natürlich nicht. Sie können sich gegenseitig befruchten bzw. vom einen in das andere übergehen.
Die Frage ist: sind dies Tools, um der geistigen Dystopie, die sich unter dem sozial nicht-existierenden Menschen, dem Konsumenten und angstvoll Dienenden und Indoktrinierten festgesetzt hat, zu entgehen?
Marx&Engels waren eben sehr enttäuscht nach ihrem berühmten Aufruf; die Frankfurter Schule wollte es erklären, @Luck hat hier im Thread interessante Einblicke geliefert. Philosophen mahnen seit Jahrtausenden: Holschuld, Willen, vielseitige Lehre, Eigenständigkeit & Selbstbestimmung, Rückbesinnung auf Natur (Voltaire: https://www.gazettelitteraire.com/2018/11/voltaire-candide-potager-cultiver-son-jardin-voltaire.html)
Hesse greift den Buddhismus (neben anderem) auf. Dieser fordert zusätzlich Ethik und Meditation. Ist das ein Weg, nicht dem Pessimismus zu verfallen? Kann also Homo Magister in seiner Ignoranz überhaupt der Auslöschung entgehen und wird wieder zum Homo Sapiens? Oder ist der angeblich moderne Mensch mit dem Genannten schlicht überfordert? (Um ultimativ und folgerichtig dann die Sache einer KI alla Matrix zu überlassen…)
Ich muss gestehen, ich werde den Thread und Ihre Anmerkungen noch einmal lesen müssen.
Herrlich, dieses singende, klingende Monstrositätenkabinett.
Besonders gut gelungen finde ich
Innokentij Jewgraf
Francisco Esteban Gustavo Gadí y Largo
Luitpold Sachsenhuber von den freien Bayern
Letzterer Name hat mich auch sofort an Gruf Hans Rattenhuber erinnert. Aber alle Ereignisse sowie die Charaktere der Handlung sind selbstverständlich frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen bzw. tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Gefehlt hat nur noch
“Egal, was meine deutschen Wähler denken”
“unprovozierter Angriffskrieg” und natürlich
“Putin”
Sonst war alles dabei.
Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen war zudem mittlerweile zu erfahren, dass sich Regierungssprecher Radunski rechtliche Schritte gemäß Selbstbestimmungsgesetz ausdrücklich vorbehält. Ens erklärte, ens habe zwischenzeitlich von ens Recht gebraucht gemacht, einmal pro Jahr ens Namen zu ändern. Ens heiße nun Steve-Meike Radunski und habe sich im Übrigen vorher nicht Steve-Mike genannt, sondern die altdeutsche Schreibweise Steve-Maik verwendet. Misgendern sei längst kein Kavaliersdelikt mehr! Ens Pronomen lauteten aber unverändert xier/them. Und ens identifiziere sich weiterhin als Schweigefuchs.
Zwar ist ersichtlich, dass es sich beim Text um Ironie, Sarkasmus und bisweilen auch ein wenig Zynismus handelt. Ist ja auch als Glosse gekennzeichnet.
Dennoch sollte Overton/Buchkomplizen in nächster Zeit gut aufpassen, dass Fancy Fieser den Laden nicht über Nacht zum Verein erklärt.
Verdammt, Sie haben natürlich recht. Er / sie / es war von Ihnen damals Steve-Maik getauft worden! Ich wusste, dass ich da irgendwo einen Lapsus drin hatte. Mea culpa. Danke ansonsten nochmals für die Namensanregungen. 😉
Was Rattenhuber betrifft – so ihn jemand von unseren Mitlesern nicht kennen sollte, der war natürlich ein absolut anständiger Mann. Waren alles gute Menschen. Damals wie heute.
Alle Zitate, die man so hören und lesen muss, ließen sich freilich nicht unterbringen. Nicht einmal die besten, weil nicht immer thematisch passend. Vielleicht sollte man einen eigenen Roman schreiben, dessen wörtliche Rede nur aus dem Müll der letzten zwei bis vier Jahre besteht. Oder gleich eine Heptalogie. „Herz der Finsternis“ oder so – ach, der Titel ist ja schon vergeben.
Die Trigger-Warnung mit der Glosse hat übrigens der Chefred angebracht – das war die einzige Änderung / Ergänzung, die er an meinem Text vornahm. Die Kommafehler durfte ich behalten. 😀
>>Rattenhuber<< finde ich diskriminierend, weil selbst im traditionell rechtsradikal dominierten Bayern auch vereinzelt Personen anzutreffen sind, auf die diese abwertende Beschreibung nicht zutrifft. Ich durfte zum Beispiel einmal ein Exemplar aus Unterfranken kennenlernen, das meiner Empfindung nach definitiv keine Ratte war sondern den wohl erzogenen und ehrbaren Charakter einer Pfarrerstochter aufwies. Ok, Unterfranken sind eigentlich keine Bayern und Rattenhuber gibt es auch in Nordkorea.
Als Freund von Kraus/Schütz darf ich Sie bitten, den im Kommentar direkt über Ihnen von Altlandrebell verlinkten Beitrag anzuklicken.
Darüber hinaus konzediere ich natürlich, dass Rattenhuber ein absolut honoriger Zeitgenosse war, der zweifellos zu den Wohlgesinnten gehörte.
Und wenn Ihnen das immer noch nicht reicht, dann ersetzen Sie den Rattenhuber einfach gegen den freien Bayer August Schneidhuber (nicht: Schönhuber), auch wenn ich an den nicht denken musste bei der Lektüre von Altlandrebells Glosse und Schneidhuber in der heißen Phase schon unfreiwillig abgedankt hatte, vermutlich unter tätiger Mithilfe von Rattenhuber.
Mit Kraus/Schütz meinen Sie jetzt aber nicht Erwin Kraus und Carl-Theodor Schütz, oder? Bin in den SA- und SS-Welten nur oberflächlich bewandert, meine gottgläubigen Verwandtschaftsteile und ihr Gejammer darüber, was die Böhmen und Tschuschen “unserer armen SS” so alles angetan hätten, ließ mich mehr als dezent auf Abstand gehen…
Na, die zwoa zugroastn Saupreißn net. Des sindo koane Bayern, koane Franken.
I moan die zwoa Grubnhund von die Ostmark.
Ah, jetzt verstehe ich die Anspielung. 🙂 Sie meinten wohl Karl Kraus und Arthur Schütz. Letzteren kannte ich – peinlich für jemanden mit österreichischen Wurzeln – noch gar nicht.
Danke auf jeden Fall für den Hinweis; ich sehe, ich brauche in manchen Wissensbereichen dringend – wie die heutige Jugend zu sagen pflegt – ein “Level up”.
Genau diese beiden Schmähführer sind gemeint.
Bei Interesse hier noch Lesenswertes zum Grubenhund nebst Beispiel.
https://fackel.oeaw.ac.at/index.html?q=857,078
https://fackel.oeaw.ac.at/index.html?q=852,029
https://fackel.oeaw.ac.at/index.html?q=336,005
Wäre in jedem Fall erbaulicher als die Nekrophilie in Fromms Anatomie der menschlichen Destruktivität.
Aber falls Sie sich nach der Fromm-Lektüre noch nicht vom Dolferl trennen können, könnte man noch Millers mit Fromm verbundenen Titel
Am Anfang war Erziehung
nachschieben.
@ Pfarrer Nolte
Danke für die Link- und Lektüretipps. 🙂
Sie scheinen mir allgemein sehr belesen zu sein – haben Sie, wenn ich mir die Frage erlauben darf, in die Richtung studiert bzw. gearbeitet? Ihre Beiträge halten auf jeden Fall immer wieder einen Fundus an interessanten Quellen bereit.
Ansonsten: Fromm mag nicht erbaulich sein, aber er hilft die herrschende Normopathie weiter zu verstehen und auszuleuchten, finden Sie nicht? Die Passagen zu den Sadismen von Stalin und Himmler oder Nekrophilie und Technikabhängigkeit haben doch heute noch hohen Wiederkennungswert, gerade wenn man nach Berlin schaut. Oder zu den Smombies auf der Straße…
“Sie scheinen mir allgemein sehr belesen zu sein – haben Sie, wenn ich mir die Frage erlauben darf, in die Richtung studiert bzw. gearbeitet?”
Der Legende nach wurde Pfarrer Nolte mit angelegtem Blaumann geboren, sah sich später in ganz verschiedenen Fachbereichen des Wissenschaftsbetriebs um und muss(te) seine Lohnarbeit Brotherren unterschiedlichster Provenienz zur Verfügung stellen.
Wenn Sie wüssten, was ich beim Lesen alles links liegen gelassen habe…Z.B. durch den Mythos von Sisyphos musste ich mich durchquälen und den Werther nach höchstens 50 Seiten wegen Ermüdung endgültig vorzeitig beenden (wobei hierdurch allein noch keine Kritik am Inhalt der Texte zum Ausdruck gebracht werden soll).
“Ansonsten: Fromm mag nicht erbaulich sein, aber er hilft die herrschende Normopathie weiter zu verstehen und auszuleuchten, finden Sie nicht?”
Wenn ich Ihnen ehrlich antworten darf: Fromms Beschreibungen fand ich gruselig. Haben mich tagelang verfolgt.
Vom Maaz habe ich bisher glaube ich nur mal in ein Buch reingelesen. Aber viele seine Vorträge etc. habe ich mir angeschaut, daher weiß ich, was Maaz so sagt.
Natürlich sind solche Psychogramme wie sie Fromm oder Miller vorlegen, sehr interessant und spannend zu lesen (und auch die Darstellungen von Maaz). Aus meiner Sicht sollte man das aber nicht überbewerten und auch nicht als schlüssigen Erklärungsansatz verstehen.
Bleiben wir einfach mal beim Adik.
Miller behauptet, das Dolferl sei so ein böser Zeitgenosse geworden, weil es insgesamt eine schwere Kindheit (in einem inzestuös-kleinbürgerlichen Haushalt) gehabt habe und schon mit 3 oder 4 regelmäßig ausgepeitscht worden sei.
Horstmann dagegen meint, dass ein böser Irrenarzt das Dolferl irre gemacht habe, weil jener das Dolferl 1918 (also erst mit knapp 30!) im Pasewalker Lazarett falsch bzw. nicht bis zum Ende behandelt habe:
https://www.nordkurier.de/regional/pasewalk/nahm-adolf-hitlers-wahn-in-pasewalk-seinen-ursprung-1156633
Das klingt alles erstmal schlüssig. Man ist unmittelbar geneigt, so etwas als einleuchtende Erklärung zu glauben.
Man sollte sich dann aber daran erinnern, dass es massenhaft führende deutschnationale Massenmörder aus gutem, bildungs- und großbürgerlichem, teilweise adligem Hause gab, mit untadeligem Stammbaum und unbeschwert-sorgloser Kindheit ohne Nilpferdpeitsche oder Ochsenziemer. Dadurch ist dieser Erklärungsansatz sofort widerlegt.
Beispielhaft sei hier genannt ein Landsmann Ihrer Vorfahren aus der Ostmark:
Gruf Odilo Globocnik (“Zwei Millionen ham´ma erledigt”)
Oder der KZ-Arzt Sigmund Rascher aus einem anthroposophischen Mediziner- und Musikerhaushalt, der sogar eine Waldorfschule besuchte.
Oder Ogruf Erich von dem Bach-Zelewski, der wegen seiner vielen Massenmordaktionen in der Sowjetunion sogar aktenkundig durchgedreht ist und trotzdem weitergemacht hat.
Oder Himmler.
Oder wie erklärt es sich, dass zwar der Hermann Göring zum Obernazi und brutalen Metzger wurde, sein Bruder Albert aber entschiedener Nazigegner – obwohl sie dieselbe Erziehung “genossen” hatten?
Das Problematische an diesen Psychogrammen ist immer, dass sie auch noch die allerschlimmsten Weltzustände aus (angeblichen) individuellen Defekten (einzelner) herleiten wollen.
Damit passen diese Psychogramme natürlich perfekt auch noch zum heutigen Zeitgeist, der sich im Mainstream genau wie in der Alternativmedienszene Missstände aller Art immer nur durch angebliche persönliche Mängel von Verantwortlichen und vorgebliche Fehlbesetzungen an den Schalthebeln der Macht erklären kann/will.
Die Strukturen, das System (Faschismus ebenso wie Demokratie) und die Zwecke, denen es dient, bleiben dabei vollständig ausgeblendet und damit auch garantiert unangetastet. Und genau deshalb sind solche Psychogramme auch so nützlich für das System. Sie lenken den Blick auf falsche Erklärungen, bestenfalls auf marginale Nebenschauplätze “unter ferner liefen”.
Naheliegendes Beispiel (rein fiktiv): Hypothetisch angenommen, es gäbe eine sprachakrobatische Trampolina im AA, einen Bankkaufmann als Oberaufseher über den Gesundheitszustand des Volkskörpers und eine pseudodemente Glatze im Kanzleramt. Weiter hypothetisch angenommen, diese Charaktermasken würden deshalb gemeinhin als astreine Fehlbesetzungen in ihrem Beritt gelten.
Kein BRD-Insasse mit mehr als 2 Hirnzellen und mit mehr als 2 Jahren Lebenserfahrung auf dem Buckel könnte doch dann ernsthaft annehmen, dass es ihm besser erginge, dass er weniger einem Atomkrieg ausgesetzt würde, unter einer unfallfrei parlierenden Figur im AA, einem Bundeskanzler mit Elefantengedächtnis und einem Gesundheitsminister mit Fachkenntnis.
Hätte denn der (ebenfalls rein fiktive) ordentlich bestallte Mediziner Dr. Tod KL (frühere Abkürzung für KZ) die angeblichen “Fehler” seines Vorgängers, des Bankkaufmanns, abgestellt? Nein, er hätte sie gezielt fortgeführt und perfektioniert. Bis heute.
Naheliegendes Beispiel umgekehrt (wieder so fiktiv wie Ihre Glosse): Dass die sprachakrobatische Trampolina im AA, die pseudodemente Glatze im Kanzleramt, der Bankkaufmann als oberster Gesundheitswächter über den Volkskörper oder dessen Nachfolger Dr. Tod KL als 3-Jährige mit Nilpferdpeitsche oder Ochsenziemer traktiert worden wären, dass einer von denen mit 30 dem Kunstfehler eines Kurpfuschers erlegen wäre, dürfte ziemlich ausgeschlossen sein.
Dennoch zweifele ich keine Sekunde daran, dass jede dieser Figuren (genau wie jede andere Figur an deren Stelle) als Befehlshaber einer Einsatzgruppe in der ehemaligen Sowjetunion, Lagerkommandant oder Menschenversuchsleiter eine gute Figur machen würde und dabei sogar noch “anständig geblieben” wäre, wenn die Nation dieses “niemals genannte und niemals zu nennende Ruhmesblatt” verlangen würde.
Die Figuren sind also beliebig austauschbar. Wenn man Zusammenhänge verstehen möchte, sollte man sich mit dieser Ebene nicht zu lange aufhalten. Es geht vielmehr um den Blick auf das große Ganze, auf das System. Und dabei lenken solche Psychogramme über Einzelschicksale nur ab, führen tatsächlich in die “Irre”, selbst dann, wenn diese Psychogramme zutreffen würden.
Diesen Fehler macht auch Maaz. Der bricht das zwar auch auf die angeblichen Defekte der vielen kleinen Leute runter. Aber er will partout nicht die Strukturen des kapitalistischen Systems sehen (jedenfalls habe ich das noch nie von ihm gehört, korrigieren Sie mich also gerne, falls ich mich irre).
Nach Maaz könnte die Selbstverwertung des Werts ruhig so weiterlaufen und es könnte so schön sein, wenn bloß der Psychoknacks bzw. der Erziehungsfehler bei Groß und Klein, Jung und Alt behoben würde.
Aber auch wenn ich Maaz´ Ansatz für teilweise verfehlt und mindestens unvollständig halte, bin ich immer wieder beeindruckt, dass er sich mit ü80 und aus tiefster innerer Überzeugung noch regelmäßig öffentlich für sagen wir mal allgemein: eine bessere Welt einsetzt.
Fazit: Solche Psychogramme sind interessant und man sollte sie auch mal gelesen haben. Aber man sollte da nicht stehen bleiben und sich unbedingt auch die andere Seite anschauen. Und diese andere Seite beleuchten z. B. (bereits ältere) kritische Texte zur Psychologie
https://msz.gegenstandpunkt.com/1986-3-eine-wissenschaft-namens-psychologie
https://msz.gegenstandpunkt.com/1984-11-vom-unsinn-klage-ueber-unfriedlichkeit-politik
Und ganz besonders dieses bereits mehrfach empfohlene Buch (kostenlos kann man nur den Anfang lesen):
https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buecher/psychologie-buergerlichen-individuums
Rien a ajouter!
Chapeu
Ich nache hier auch mal einen Repost weiter unten!
Dass das kapitalistisch-imperialistische System etwas mit dem Bauplan des Menschen zu tun haben könnte, ist natürlich völlig ausgeschlossen. Erwiesenermaßen kommt der Mensch als Jesus oder Edelmarx zur Welt und degeneriert dann durch systemische Indoktrination wider seine Natur zum Kapitalistenschwein. Klar. Man muss nur das System ändern, und schon bleiben alle Menschen von der Wiege bis zur Bahre friedliebende und glückliche Edelwesen, denen jede Form von Ausbeutung und Vorteilsnahme gänzlich fremd oder zuwider ist. Systeme sind ja wie der Klimawandel nicht menschengemacht. Menschen sind systemgemacht. Da gibt es keine Wechselwirkung, sondern nur die Gestaltungsmacht des Systems …
Vermutlich habe ich zu wenig Bücher gelesen, um den höheren Sinn solcher Kommentare zu verstehen.
Voll auf die Zwölf. Besser kann man die verrotteten Werte des Wertewestens nicht beschreiben. Danke für das Kunstwerk.
Musste mehrmals laut lachen, danke Altlandrebell!
Durchaus gute Unterhaltung, wenn auch später etwas vorhersehbar.
In der Gefahr überheblich zu wirken möchte ich dennoch anmerken, dass ich die Fähigkeiten des Autors eigentlich zu Höherem bestimmt sehe. Ich möchte es ihm aber natürlich nicht mies machen sich auch mal in unterhaltsamen Glossen auszuleben.
Gisbert Edelfink ist aber auch mein Favorit 😀
Ja, vielleicht ist ja auch nur noch gute Unterhaltung als einziges noch möglich, da wohl eh bald alles den Bach runtergehen wird.
Ich trinke meinen guten Wein mittlerweile auf, da ich mir gesagt habe: “Wenn nicht jetzt wann dann”!
P.S. Der Champagner ist schon alle… 😉
@ Two Moon
Ach, aufrichtige Kritik ist doch kein Miesmachen!
Ich mag einfach Satire und schwarzen Humor, zeichnete mich schon zu Schülerzeitungszeiten für die Witzeseite hauptverantwortlich (wie gelungen die auch immer war mögen andere beurteilen). Aus alter Tradition wird es in meiner Kolumne darum neben den Analysen und Gedanken immer auch Geschichten wie die heutige geben oder die Glosse zu den Kontaktregeln mit Regierungsverstehern an Ostern. Ich habe es einfach auch bei seriös-ernsten Seiten gern, wenn sie hier und da einen Kalauerversuch einstreuen.
Ansonsten kann ich verraten, dass ich dem Chefred die Tage bereits einen zweiten – längeren – Artikel eingereicht habe. Der ist deutlich witzfreier und nachdenklicher (zumindest in meinen Augen). 🙂
Ich fände total faszinierend, wenn sich Russland und Amerika über Deutschland die ultimative, atomare Entscheidungsschlacht lieferten, weil das zwar eine in ihren wirtschaftlichen Folgen relativ überschaubare Kriegshandlung darstellen würde aber nur etwa 200 geboosterte, schmutzige H-Bomben im Gigatonnenbereich völlig ausreichen würden, ganz Deutschland und darüber hinaus auf unabsehbare Zeit in einen radioaktiven Supervulkan zu verwandeln aber auf mich hört ja niemand, obwohl der Russe schon freiwillig 100 Bomben gäbe, und der Ami noch mal 80 oben drauf. Den Rest steuern unsere europäischen, atomar bewaffneten Verbündeten bei. Da Deutschland außer Nordkorea das derzeit hässlichste Land der Welt ist, würde sich sonst kaum jemand durch diesen nuklearen Schlagabtausch gestört fühlen. Die in Stratosphäre aufsteigende, radioaktive Vulkanasche könnte zwar zum vorübergehnenden Erliegen der irdischen Biosphäre führen aber in der Zwischenzeit hätten unsere findigen Ingenieure längst bewohnbare Exoplaneten ausgemacht, und KI-gesteuerte, interstellaren Raumtransporter erfunden, um diese mit den tiefgefrorenen Genom derjenigen Exemplare unserer Spezies zu beimpfen, die sich das leisten können, z.B. Elton Muscle oder Wladivostok Plutin. So und nicht anders kann es offenbar funktionieren.
Danke…
Noch 2,3 derartige Artikel und wir haben die Weltrevolution. Hoffentlich liegt dann auch die Fregatte “Hessen” in Wilhelmshafen vor Anker (und torkelt nicht wieder durch das Südchinesische oder anliegende Meere) um diese per Salutschuss einzuleiten.
Das mit der Weltrevolution bezweifle ich ja ernsthaft. Aber interessant würde es sicherlich schon.
Die Vorstellung über “die” Weltrevolution und deren Reasisierung(en) sind mehr als nur meilenweit voneinander entfernt.
Besser die Weltrevolution, als ein thermonuklearer Krieg.
Also weiter so Monsieur…
Aber auf die Fregatte Hessen kann ich dankend auch verzichten… ;-))
Bonne nuit
Sie Schlitzohr !
Schön gemacht.
Kein Schlitzohr oder Strolch kommt an die Raffinesse eines Altlandrebells heran.
Aber das nur am Rande.
Die Madenzucht der israelischen Aggressoren im Gazastreifen, teilweise vermeintlich im göttlichen Auftrag, toppt heutzutage aber leider selbst glossale Kunst derart, dass es nahezu keine Worte gibt, um diese Banalität des Bösen der Akteure und Komplizen in passende Worte zu packen.
Und ein Großteil der Bevölkerung scheint zu blöd dafür zu sein, um diese auf einer Baumschule Nachholunterricht erteilen zu wollen.
Dagegen war ja früher establishmente Dekadenz noch eine kulturelle Höchstleistung.
@ Luck
Merci für die Blumen! 🙂
Ich glaube aber nicht, dass die Masse bloß „blöd“ ist. Wäre sie es, könnte man dem ja einfach abhelfen – mittels Bildung.
Vielmehr ist die Masse gespalten und fluide, nicht fassbar, letztlich als solche nicht existent. Manche Teile der Mehrheitsgesellschaft mögen wohl in der Tat blöde oder – die akademische Ausgabe davon – verbildet sein. Noch mehr sind aber verhetzt, verführt, entseelt, verroht und andere schlicht belliphil und willig, weil sie das System mögen, sich mit ihm identifizieren und sich ihr geiferndes, nekrophiles Mütchen kühlen, wenn über die Mattscheibe die Bilder leidender oder zerfetzter Araber flimmern. Weil sie die Hingeschlachteten nicht als Menschen, sondern bloß als „Kameltreiber“, „Ziegenficker“, „Schwarzköpfe“, „Messermänner“ – oder welches Synonym von undermen auch immer gerade en vogue ist – wahrnehmen.
Die Gesellschaft ist schlicht falsch und normopathisch – dementsprechend das Problem viel tiefgreifender als wenn sie bloß blöde wäre.
Ansonsten, Stichwort „hinschlachten“: Auch heute haben die Kolonialisten wieder eine Schule – pardon: einen Außenposten der Terroristen – plattgemacht. Diesmal in Deir-al Balah, wieder mit > 30 Toten…
Da hab ich noch was.
Vor ein paar Wochen, als ich mit einer Malschülerin meiner Freundin über politische Themen, wagte, zu diskutieren.
Als die Ukraine in den Fokus geriet, empörte sie sich über die bösen Russen, die ein Krankenhaus beschossen haben sollen.
Ich wußte natürlich, auf welchen Vorfall sie sich bezog und sagte, dass sie wohl damit die Israelis meinte, legte sich eine sekundenlange Stille in ihren ansonsten ausufernden Schmähungen der russischen Aggressoren….die dann auch im Abbruch der weiteren Konversation mündete… 😉
Was ich damit verdeutlichen wollte ist, das m.E. der Großteil der Bevölkerung völlig ahnungslos dessen ist, was wirklich vor sich geht.
Ahnungslos urteilt es sich eben leicht.
Aber wenn eine Bildungsgesellschaft nicht per se in der Lage ist, diesen Mangel nach Jahren zu beheben, dann kann man eine solche Bildung in die Tonne treten.
Denn Defizite sind dann im Alltag völlig offensichtlich, wenn es über den Bereich der Fachidiotie hinaus geht.
Was ist der Unterschied zwischen dieser Malschülerin und einem Hinterwäldler?
Hinterwäldler sind zwar oft borniert, aber selten in diesem Maße.
Und Hinterwäldler haben meist genügend zu tun, während die Meute der anderen Seite sußer verstörendem Gackern und Gegeifer oft wenig auf die Reihe bringen, obwohl die Möglichkeiten erheblich größer wären.
Ein gewisses Maß an mehr Bodenständigkeit ist dem einfachen Volke sicherlich nicht abzusprechen. 😉
Das meinte ich ja mit “blöd”.
Der zwanghafte Verzicht auf Herzensbildung und die oft bedingungslose Anpassung-Mentalitäten hinterlassen Defizite, die es unbewusst zu kompensieren gilt. Das kann Erfolgszwang sein, das kann das Herabschauen auf andere sein. Aber all dies hat mehr oder weniger Strohfeuer-Charakter und kann der eigentlichen Leere nicht abhelfen. Innere Zufriedenheit, welche man daran erkennt, dass man mit (bewältigbaren) Belastungen umzugehen in der Lage ist, wird sich so nie dauerhaft einstellungen.
Und die Kollateralschäden, die daraus erwachsen, werden tendenziell immer untolerierbarer.
Ich habe auf Substack so einiges abonmiert, die mich über die vielen Grausamkeiten auf dem laufenden halten. Und auch Bernhard vom Moon of Alabama oder dessen Forenten geizen nicht unbedingt mit Informationen darüber.
Aber der Wertewesten scheint besonders in Deutschland bewusst und herzlos wegzuschauen.
Man hat anscheinend vom letzten Jahrhundert nichts gelernt.
Da kann man eigentlich nur konstatieren: Bildungs-Philister aller Herren-Länder, verpisst euch!.
@ Luck
Sie setzen voraus, dass es hier eine Bildungsgesellschaft gibt. Die mögen wir beide vielleicht anstreben, ich bin allerdings der Auffassung, dass die skizzierten Bildungsdefizite und Ahnungslosigkeiten kein Fehler, sondern eine Funktion sind, die von der herrschenden Klasse auch bewusst angestrebt und gefördert wird. Ebenso die Fachidiotie. Milosz Matuschek, von dem man halten kann, was man will, hat das in einem seiner Werke mal schöner und ausführlicher beschrieben als ich es am späten Abend kann.
Die als solche vorgestellte und verkaufte „Bildung“ ist letztlich eine Chimäre, ein Fetisch, bedrucktes Papier. Ein Mittel um Leute zu konditionieren und abzulenken – wer zwanghaft versucht die innere Leere mit „Topnoten“ und „Erfolgen“ zu füllen, versucht vielleicht – wie Sie zurecht erwähnten – seine innere Leere zwanghaft zu füllen, wird aber sicherlich nicht zum Revoluzzertum schreiten. (Oder nur in den seltensten Fällen.) Wirkliche Bildung kann man sich ohnehin m.E. nicht in hiesigen (Hoch)Schulen aneignen, sondern nur in Kärnerarbeit abseits davon. Auch ich habe da riesige Lücken und dann kommen bei vielen noch Zeit- und sonstige Kapazitätsmangel hinzu, die auch ein Stück weit systemisch bedingt bzw. gewollt sind.
In Foren schaue ich zu selten rein, zumal es nur wenig gute gibt (Overton und MoA sind eine Ausnahme, aber bei letzterem fehlt mir dann ebenfalls oft der Faktor Zeit). Die Foren von „Standard“, „ZEIT“ und „SPON“ sind ja eher ein Anreiz selbst zum Hinterwäldler zu werden und in sich in eine internet- und kommunikationslose Hütte in den Bergen zurückzuziehen… Und „Freitag“ und „Neuberpolis“ wiederum zensurieren bis zum geht nicht mehr…
Wenn Sie ein paar Substack-Kanäle haben, die Sie empfehlen können, nur raus damit. Wir haben hier sicher interessierte Mitleser, die sich über Ideen freuen. Ich selbst schaue gelegentlich – wenngleich ohne Abo – bei Tarik Cyril Amar, John Mearsheimer, Simplicius 76 sowie Big Serge vorbei.
Ich hab grad das hier im Visier: https://matthewehret.substack.com/p/sir-henry-kissinger-midwife-to-new
Multipolar sowieso, dort sind fast alle Artikel lesenswert.
Moon of Alabama: https://www.moonofalabama.org/
Und die 4 Teile von “Feistel” bei Apolut finde ich derzeit am Interessantesten: https://apolut.net/das-totalitaere-erbe-1-von-felix-feistel/
Das mal nur auf die Schnelle…
Noch’n Gruß
@ Altlandrebell:
Die herrschende Klasse ist selbst viel zu sehr Knecht ihres Weltbildes, um bewusst überhaupt andere Freiräume denken zu können oder es sich zu erlauben.
Spätestens mit der Bologna-Reform und dem Zwang für Hochschulen, Drittmittel erwerben zu müssen, gibt es keine finanziellen Spielräume für eine universelle Bildung.
Und letztendlich müsste diese ein Leben lang begleiten. Denn für bestimmte Dinge ist die Interessenlage in jungen Jahren eben anders als in schon etwas reiferen.
Die Schulleiter, mit denen ich es zu tun hatte bemühten sich in ihren Eröffnungsreden aber, von einem universellen Bildungsziel zu schwärmen, das man anstrebe.
Ich habe mein Abitur schon vor über 30 Jahren gemacht und es dürfte sich seitdem einiges geändert haben.
Aber eine universelle Bildung verschafft kreatives Potential, das mit bürokratischer Fachidiotie unerreichbar sein wird. Besonders klug ist solch ein Schachzug also nicht.
Aber wo Beschränktheit regiert, hat Klugheit keinen Entfaltungsraum. Cleverness ist ja gerade keine Form von Klugheit, obwohl es viele Mitbürger darunter einordnen mögen.
Zu den Substack-Kanälen:
Ich habe “Geld für die Welt” von Maurice Hoefgen und “garden of knowledge” von simplicius kostenpflichtig abonniert. Zum letzteren gehört auch “dark futura”.
Interessant finde ich auch die “Nachrichten einer Leuchtturmwärterin” von Petra Erler, den “Newsletter” von Caitlin Johnstone, “Normal Island News” von Laura K. und noch viele andere, die ich gelegentlich lese, weil substack auf diese hinwies.
Vor gut eineinhalb Jahren wusste ich noch gar nicht, dass es substack überhaupt gibt und habe und bin nur durch Zufall auf Hoefgens Thread und damit auf substack gestoßen.
Weitere empfehlenswerte Substack-Autoren bzw Kanäle:
– Aurelien (Trying to Understand the World)
– Scott Ritter
– Jim Kavanagh (The Polemicist)
– Tarik Cyril Amar
– Alex Krainer
– Aleks (Black Mountain Analysis)
Sowie die Webseiten naked capitalism und Consortium News.
Repost von Pfarrer Nolte in diesem Themenbaum, als Antwort für den “Altlandrebell”!!!
vom 28. Juli 2024 um 16:18 Uhr
“Sie scheinen mir allgemein sehr belesen zu sein – haben Sie, wenn ich mir die Frage erlauben darf, in die Richtung studiert bzw. gearbeitet?”
Der Legende nach wurde Pfarrer Nolte mit angelegtem Blaumann geboren, sah sich später in ganz verschiedenen Fachbereichen des Wissenschaftsbetriebs um und muss(te) seine Lohnarbeit Brotherren unterschiedlichster Provenienz zur Verfügung stellen.
Wenn Sie wüssten, was ich beim Lesen alles links liegen gelassen habe…Z.B. durch den Mythos von Sisyphos musste ich mich durchquälen und den Werther nach höchstens 50 Seiten wegen Ermüdung endgültig vorzeitig beenden (wobei hierdurch allein noch keine Kritik am Inhalt der Texte zum Ausdruck gebracht werden soll).
“Ansonsten: Fromm mag nicht erbaulich sein, aber er hilft die herrschende Normopathie weiter zu verstehen und auszuleuchten, finden Sie nicht?”
Wenn ich Ihnen ehrlich antworten darf: Fromms Beschreibungen fand ich gruselig. Haben mich tagelang verfolgt.
Vom Maaz habe ich bisher glaube ich nur mal in ein Buch reingelesen. Aber viele seine Vorträge etc. habe ich mir angeschaut, daher weiß ich, was Maaz so sagt.
Natürlich sind solche Psychogramme wie sie Fromm oder Miller vorlegen, sehr interessant und spannend zu lesen (und auch die Darstellungen von Maaz). Aus meiner Sicht sollte man das aber nicht überbewerten und auch nicht als schlüssigen Erklärungsansatz verstehen.
Bleiben wir einfach mal beim Adik.
Miller behauptet, das Dolferl sei so ein böser Zeitgenosse geworden, weil es insgesamt eine schwere Kindheit (in einem inzestuös-kleinbürgerlichen Haushalt) gehabt habe und schon mit 3 oder 4 regelmäßig ausgepeitscht worden sei.
Horstmann dagegen meint, dass ein böser Irrenarzt das Dolferl irre gemacht habe, weil jener das Dolferl 1918 (also erst mit knapp 30!) im Pasewalker Lazarett falsch bzw. nicht bis zum Ende behandelt habe:
https://www.nordkurier.de/regional/pasewalk/nahm-adolf-hitlers-wahn-in-pasewalk-seinen-ursprung-1156633
Das klingt alles erstmal schlüssig. Man ist unmittelbar geneigt, so etwas als einleuchtende Erklärung zu glauben.
Man sollte sich dann aber daran erinnern, dass es massenhaft führende deutschnationale Massenmörder aus gutem, bildungs- und großbürgerlichem, teilweise adligem Hause gab, mit untadeligem Stammbaum und unbeschwert-sorgloser Kindheit ohne Nilpferdpeitsche oder Ochsenziemer. Dadurch ist dieser Erklärungsansatz sofort widerlegt.
Beispielhaft sei hier genannt ein Landsmann Ihrer Vorfahren aus der Ostmark:
Gruf Odilo Globocnik (“Zwei Millionen ham´ma erledigt”)
Oder der KZ-Arzt Sigmund Rascher aus einem anthroposophischen Mediziner- und Musikerhaushalt, der sogar eine Waldorfschule besuchte.
Oder Ogruf Erich von dem Bach-Zelewski, der wegen seiner vielen Massenmordaktionen in der Sowjetunion sogar aktenkundig durchgedreht ist und trotzdem weitergemacht hat.
Oder Himmler.
Oder wie erklärt es sich, dass zwar der Hermann Göring zum Obernazi und brutalen Metzger wurde, sein Bruder Albert aber entschiedener Nazigegner – obwohl sie dieselbe Erziehung “genossen” hatten?
Das Problematische an diesen Psychogrammen ist immer, dass sie auch noch die allerschlimmsten Weltzustände aus (angeblichen) individuellen Defekten (einzelner) herleiten wollen.
Damit passen diese Psychogramme natürlich perfekt auch noch zum heutigen Zeitgeist, der sich im Mainstream genau wie in der Alternativmedienszene Missstände aller Art immer nur durch angebliche persönliche Mängel von Verantwortlichen und vorgebliche Fehlbesetzungen an den Schalthebeln der Macht erklären kann/will.
Die Strukturen, das System (Faschismus ebenso wie Demokratie) und die Zwecke, denen es dient, bleiben dabei vollständig ausgeblendet und damit auch garantiert unangetastet. Und genau deshalb sind solche Psychogramme auch so nützlich für das System. Sie lenken den Blick auf falsche Erklärungen, bestenfalls auf marginale Nebenschauplätze “unter ferner liefen”.
Naheliegendes Beispiel (rein fiktiv): Hypothetisch angenommen, es gäbe eine sprachakrobatische Trampolina im AA, einen Bankkaufmann als Oberaufseher über den Gesundheitszustand des Volkskörpers und eine pseudodemente Glatze im Kanzleramt. Weiter hypothetisch angenommen, diese Charaktermasken würden deshalb gemeinhin als astreine Fehlbesetzungen in ihrem Beritt gelten.
Kein BRD-Insasse mit mehr als 2 Hirnzellen und mit mehr als 2 Jahren Lebenserfahrung auf dem Buckel könnte doch dann ernsthaft annehmen, dass es ihm besser erginge, dass er weniger einem Atomkrieg ausgesetzt würde, unter einer unfallfrei parlierenden Figur im AA, einem Bundeskanzler mit Elefantengedächtnis und einem Gesundheitsminister mit Fachkenntnis.
Hätte denn der (ebenfalls rein fiktive) ordentlich bestallte Mediziner Dr. Tod KL (frühere Abkürzung für KZ) die angeblichen “Fehler” seines Vorgängers, des Bankkaufmanns, abgestellt? Nein, er hätte sie gezielt fortgeführt und perfektioniert. Bis heute.
Naheliegendes Beispiel umgekehrt (wieder so fiktiv wie Ihre Glosse): Dass die sprachakrobatische Trampolina im AA, die pseudodemente Glatze im Kanzleramt, der Bankkaufmann als oberster Gesundheitswächter über den Volkskörper oder dessen Nachfolger Dr. Tod KL als 3-Jährige mit Nilpferdpeitsche oder Ochsenziemer traktiert worden wären, dass einer von denen mit 30 dem Kunstfehler eines Kurpfuschers erlegen wäre, dürfte ziemlich ausgeschlossen sein.
Dennoch zweifele ich keine Sekunde daran, dass jede dieser Figuren (genau wie jede andere Figur an deren Stelle) als Befehlshaber einer Einsatzgruppe in der ehemaligen Sowjetunion, Lagerkommandant oder Menschenversuchsleiter eine gute Figur machen würde und dabei sogar noch “anständig geblieben” wäre, wenn die Nation dieses “niemals genannte und niemals zu nennende Ruhmesblatt” verlangen würde.
Die Figuren sind also beliebig austauschbar. Wenn man Zusammenhänge verstehen möchte, sollte man sich mit dieser Ebene nicht zu lange aufhalten. Es geht vielmehr um den Blick auf das große Ganze, auf das System. Und dabei lenken solche Psychogramme über Einzelschicksale nur ab, führen tatsächlich in die “Irre”, selbst dann, wenn diese Psychogramme zutreffen würden.
Diesen Fehler macht auch Maaz. Der bricht das zwar auch auf die angeblichen Defekte der vielen kleinen Leute runter. Aber er will partout nicht die Strukturen des kapitalistischen Systems sehen (jedenfalls habe ich das noch nie von ihm gehört, korrigieren Sie mich also gerne, falls ich mich irre).
Nach Maaz könnte die Selbstverwertung des Werts ruhig so weiterlaufen und es könnte so schön sein, wenn bloß der Psychoknacks bzw. der Erziehungsfehler bei Groß und Klein, Jung und Alt behoben würde.
Aber auch wenn ich Maaz´ Ansatz für teilweise verfehlt und mindestens unvollständig halte, bin ich immer wieder beeindruckt, dass er sich mit ü80 und aus tiefster innerer Überzeugung noch regelmäßig öffentlich für sagen wir mal allgemein: eine bessere Welt einsetzt.
Fazit: Solche Psychogramme sind interessant und man sollte sie auch mal gelesen haben. Aber man sollte da nicht stehen bleiben und sich unbedingt auch die andere Seite anschauen. Und diese andere Seite beleuchten z. B. (bereits ältere) kritische Texte zur Psychologie
https://msz.gegenstandpunkt.com/1986-3-eine-wissenschaft-namens-psychologie
https://msz.gegenstandpunkt.com/1984-11-vom-unsinn-klage-ueber-unfriedlichkeit-politik
Und ganz besonders dieses bereits mehrfach empfohlene Buch (kostenlos kann man nur den Anfang lesen):
https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buecher/psychologie-buergerlichen-individuums
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P.S. Ich war der Meinung, dieser Beitrag sollte doch nochmal entsprechend gewürdigt werden, also nahm ich mir die Freiheit den hier nochmal gut leserlich einzustellen.
Habe die Ehre
Der Viewer
Ziemlich interessant und glaubwürdig, insbesondere bezüglich der derzeit absolut tabuisierten Psychogramme des Nazi-Horrors. Macht zwar keinen Spaß, wirkt aber.
@ Pfarrer Nolte und Mitleser
Ich glaube da sind wir gar nicht so weit auseinander – und auch Fromm nicht. Der schreibt (S. 486, Anatomie):
Also: hier haben wir den expliziten Hinweis auf die soziopolitische Situation. Es reicht nicht eine schwere Kindheit zu haben, da muss mehr zusammenkommen und vor allem müssen dergestalt misshandelten auch die Gelegenheit bekommen an die Macht zu gelangen etc.. An anderen Stellen seines Werks (gerade nicht zur Hand), stellt Fromm das soweit ich mich erinnere noch deutlicher dar.
Ich möchte im Übrigen darauf hinweisen, dass ich keinesfalls die psychologischen Ansätze als allumfassende oder einzige Erklärungstheorie vorbringen wollte. Oder dass ich die Zwänge des kapitalistisch-imperialistischen Systems negierte bzw. die Dominanz der gesellschaftlichen Strukturen als Ursache. Für mich sind psychologische Theorien bloß eine weitere Ergänzung, um die herrschenden Verhältnisse zu verstehen. Im anderen Artikel (ich weiß nicht, wann er hier erscheint) verweise ich darauf, wie das System auf den Menschen wirkt – wie die von ihm geformten – oder besser: deformierten – Menschen aber ihrerseits auch wieder das System erhalten und erweitern. Ich bringe das immer auf die Formel: Ein krankes System wie das kapitalistisch-imperialistische bringt kranke Menschen hervor. Und diese kranken Menschen wiederum stabilisieren das kranke System. Die Psychologie erklärt also allenfalls einen Ausschnitt, sie ist Ergänzung, nicht einziger Erkenntnisspender. Hauptursache bleiben die Verhältnisse.
Zum Sadisten Himmler, der ganz anders wurde als sein Bruder (den er wohl sehr beneidete), schreibt Fromm übrigens ein eigenes Kapitel. Von Miller habe ich nichts gelesen – eine Peitsche oder einer Fehlbehandlung im Lazarett in Bezug auf Hitler erwähnt Fromm nicht, vielmehr hält er fest (S. 417 Anatomie) „–soweit aus den uns bekannten Daten zu ersehen ist – waren sowohl sein Vater, als auch seine Mutter stabile, wohlmeinende und nicht destruktive Leute“. Alois beispielsweise war allenfalls autoritär, aber das waren damals (wie heute) viele. Ein Nilpferdpeitsche schwingender Haustyrann soll er nicht gewesen sein. Damit kommen wir dann aber bereits zu einer weiteren Schwierigkeiten der psychologischen Ansätze.
Deren große Schwäche liegt darin, dass diese sich oft – gerade in Bezug auf Kindheitsaspekte – auf biografische Quellen und „Zeugenaussagen“ stützen (müssen) – die gleichwohl extrem verzerrt, lückenhaft oder schlicht falsch sein können. Im Gegensatz zu den gesellschaftlichen Verhältnissen, die man ja relativ einfach betrachten und analysieren kann, sind die „uns bekannten Daten“ und Beobachtungen zum Geschehen in der Hitlerschen Küche und anderswo sehr spärlich und interpretationswürdig. Ich verweise nur auf die Darstellungen von Hitlers Kumpel August Kubizek. Brigitte Hamann fand den recht glaubwürdig, andere (darunter Fromm, wenn ich es richtig verstand) eher nicht. Was nun? Für eine psychologische Analyse erscheint mir eine bestenfalls „umstrittene“ Quelle ziemlich untauglich.
Dann noch kurz hier zu:
Maaz erwähnt in seinem Buch „Friedensfähigkeit und Kriegslust“ sehr wohl auch strukturelle Faktoren. Allerdings bleibt seine Analyse im Wagenknecht-konformen Verweis auf das “Finanzkapital” stehen – die anderen Kapitalformen scheinen nicht so schlimm zu sein. In “Das falsche Leben” haut er dagegen Brüller wie den raus:
Ja, fragt sich nur wie man “materialle Not”, “Mehrheit” und “so gut wie” definiert. Klar, die 25 % Armen und Armutsgefährdeten sind ja nur “relativ” arm und eben eine Minderheit. Zu dem Punkt schreibe ich vielleicht an anderer Stelle nochmals mehr. Ansonsten gibt es auch bei Maaz einige sinnvolle Überlegungen, weswegen ich seine Bücher durchaus weiterempfehle.
Für heute soweit, habe gerade nicht so viel Zeit.
Gut, dann sind wir hier doch nicht so weit auseinander. Allerdings hat mich Ihre Antwort noch zu weiteren Überlegungen inspiriert. Da dieser Artikel schon fast im Gedächtnisloch versunken ist, sollen diese nun relativ kurz sein.
„vielmehr hält er fest (S. 417 Anatomie) `–soweit aus den uns bekannten Daten zu ersehen ist – waren sowohl sein Vater, als auch seine Mutter stabile, wohlmeinende und nicht destruktive Leute`. Alois beispielsweise war allenfalls autoritär, aber das waren damals (wie heute) viele. Ein Nilpferdpeitsche schwingender Haustyrann soll er nicht gewesen sein. Damit kommen wir dann aber bereits zu einer weiteren Schwierigkeit der psychologischen Ansätze.“
Nicht nur Schwierigkeit der psychologischen Ansätze. Sie zitieren Fromm schon genau richtig. Und Fromm wird noch deutlicher:
„Man hat Alois Hitler gelegentlich als einen brutalen Tyrannen beschrieben – vermutlich deshalb, weil dies eine einfachere Erklärung für den Charakter seines Sohnes wäre. Er war aber kein Tyrann, sondern nur ein autoritärer Mensch, der an Pflicht und Verantwortungsgefühl glaubte und der Ansicht war, dass es seine Aufgabe war, das Leben seines Sohnes zu bestimmen, bis dieser mündig war. S o w e i t b e k a n n t, h a t e r i h n N I E g e s c h l a g e n.“
Fromms Anatomie erschien 1973/74 zum ersten Mal. Alice Millers „Am Anfang war Erziehung“ 7 bzw. in Schland 10 Jahre später 1980/1983. Miller beruft sich bei ihrer Darstellung teilweise auf verschiedene Hitler-Versteher wie Fest, Stierlin und Toland, teilweise auch auf Hitler selbst.
Völlig im Gegensatz zu Fromm schreibt Miller:
„John Toland berichtet:
`Er [Hitlers Großvater Alois] war streitsüchtig und reizbar geworden. Zum Hauptobjekt der väterlichen Mißstimmung wurde Alois jr. [Hitler Vater] (…) Später beklagte sich Alois jr. bitter darüber, daß sein Vater ihn häufig `unbarmherzig mit der Nilpferdpeitsche geschlagen` habe (…) Einigen Erzählungen zufolge wurde auch Adolf [unser Dolferl] – wenn auch nicht so häufig – mit der Peitsche gezüchtigt, und den Hund schlug der Herr des Hauses [Hitlers Vater Alois jr.] so lange, bis er sich krümmte und den Fußboden nässte.`“
Miller dazu weiter:
„Wenn die Schwester Paula John Toland persönlich erzählte, dass ihr Bruder Adolf jeden Tag `sein gehöriges Maß an Prügel` vom Vater bekam, besteht kein Grund, daran zu zweifeln.“
Miller zitiert einen weiteren Kronzeugen, nämlich Jetzinger (1957), der zwar aufgreift, Hitler sei verprügelt worden, allerdings behauptet, das sei falsch. Hitler sei gar nicht verprügelt worden. Vielmehr habe Vater Alois seinen 9- oder 10-jährigen Adolf eher im Laissez-faire-Stil erzogen.
Für Psychoanalytikern Miller ist das aber gar kein Beweis, dass Hitler NICHT verprügelt worden ist, sondern vielmehr – ohne jeden weiteren Beleg – im Gegenteil ein Beweis dafür, dass Hitler dann eben FRÜHER verprügelt worden ist, nämlich mit 3 oder jünger:
„Wenn Jetzingers historische Belege stimmen, und es besteht kein Grund, daran zu zweifeln, so bestätigt er mir mit seiner `Beweisführung` meine feste Überzeugung, dass Adolf nicht erst als großer Junge, sondern bereits als sehr kleines Kind, nämlich unter 4 Jahren, geschlagen wurde.“
So eine Logik bringt nur ein echter Seelenklempner fertig.
Doch damit nicht genug. Als weiteren „Beweis“ für ihre steile These ruft Miller unser Dolferl selbst auf und zitiert aus „Mein Kampf“. Hier dazu das Zitat aus Millers eigenem Buch.
„Eigentlich bedarf es dieser Beweise nicht, denn das ganze Leben Adolfs ist ein Beweis dafür. Er selbst schreibt in “Mein Kampf” nicht zufällig vom `sagen wir` dreijährigen Kind.“
Das ist nun merkwürdig und entlarvt entweder Millers Willen, sich die Dinge mit Gewalt so zurechtzubiegen, wie sie es braucht oder Millers Unfähigkeit zum ordnungsgemäßen Quellenstudium. Oder beides.
Denn die inkriminierte Stelle im „Mein Kampf“ lautet zwar:
„Aus dem dreijährigen Kinde ist ein fünfzehnjähriger Verächter jeder Autorität geworden. Der junge Mensch ist nur mit Schmutz und Unrat in Berührung gekommen und hat noch nichts kennengelernt, das ihn zu irgendeiner höheren Begeisterung anzuregen vermöchte. Jetzt aber kommt er erst noch in die Hohe Schule dieses Daseins. Nun setzt das gleiche Leben ein, das er vom Vater die Jahre der Kindheit entlang in sich aufgenommen hatte. Er streunt herum und kommt weiß Gott wann nach Hause, prügelt zur Abwechslung auch noch selber das zusammengerissene Wesen, das einst seine Mutter war, flucht aber Gott und die Welt und wird endlich aus irgendeinem besonderen Anlaß verurteilt und in ein Jugendlichengefängnis verbracht.“
Der Witz ist bloß, dass Hitler hier nicht seine eigene Kindheit beschreibt, sondern er geißelt hier eine fiktive Familie aus dem Lumpenproletariat, die keine Struktur hat, massenhaft Erziehungsfehler begeht und sich so zum Volksschädling entwickelt:
„Man stelle sich doch einmal folgendes vor: In einer Kellerwohnung, aus zwei dumpfen Zimmern bestehend, haust eine siebenköpfige Arbeiterfamilie. Unter den fünf Kindern auch ein Junge von, nehmen wir an, drei Jahren.“
Miller bringt es fertig, das als „Beweis“ dafür zu präsentieren, unser Dolferl habe selbst gestanden, jung verprügelt worden zu sein. Das ist sportlich. Sollte unser Dolferl seine Kindheit tatsächlich ungeschoren überstanden haben, versetzt Millers ihm damit posthum ein paar Dampfhammerschläger mit der Nilpferdpeitsche.
Wie gesagt: Man kann und sollte das ganze Zeug mal lesen (schließlich will man ja mitreden können!), aber nicht allzu ernst nehmen.
„Ich verweise nur auf die Darstellungen von Hitlers Kumpel August Kubizek. Brigitte Hamann fand den recht glaubwürdig, andere (darunter Fromm, wenn ich es richtig verstand) eher nicht.“
Genau. Fromm dazu:
„Die Schilderung seiner Freundlichkeit und Besorgnis um die Mutter steht im Widerspruch zu Hitlers Gesamtverhalten ihr gegenüber, so dass Kubizeks Beschreibung nicht sehr überzeugend ist.“
Auch Werner Maser, ein anderer bekannter Hitlerversteher, attestierte Kubizek, sich „zwischen Dichtung und Wahrheit“ zu bewegen. Aber ob (der rechtsoffene) Maser und Fromm wahrhaftiger sind als Miller…?
Jedenfalls schreibt Kubizek selbst über Hitler:
„Die Autorität des Vaters aber bildete, wie zu dessen Lebzeiten, noch lange nach dem Tode für Adolf die Gegenkraft, an der er seine eigenen Kräfte entwickelte. In steter Auseinandersetzung mit dieser Gegenkraft war er herangewachsen. Die Haltung des Vaters hatte ihn erst zu heimlicher, dann zu offener Auflehnung geführt. Es hatte heftige Auftritte gegeben, die, wie mir Adolf erzählt hat, oftmals damit endeten, daß ihn der Vater prügelte. Doch dieser Gewalt setzte Adolf seinen jugendlichen Trotz entgegen.“
Jetzt mal weiter zum Himmler. Sie schreiben:
„Zum Sadisten Himmler, der ganz anders wurde als sein Bruder (den er wohl sehr beneidete), schreibt Fromm übrigens ein eigenes Kapitel.“
Richtig, so schreibt es auch Fromm:
„Gebhard war in der Tat das Gegenteil von Heinrich; er war aufgeschlossen, beliebt, unerschrocken und anziehend für junge Mädchen. Als die beiden noch jünger waren, scheint Heinrich Gebhard bewundert zu haben, doch verwandelte sich diese Bewunderung in bitteren Neid, als Gebhard auf verschiedenen Gebieten, auf denen Heinrich scheiterte, Erfolge aufzuweisen hatte.“
Ob der olle Gebhard aber „ganz anders wurde als sein Bruder“, gar „das Gegenteil von Heinrich“, wage ich doch stark zu bezweifeln (selbst wenn Gebhard wirklich so viel mehr Schlag bei den Frauen gehabt haben sollte als Heinrich). Immerhin war auch Gebhard ein Nazi der ersten Stunde, ging als „Alter Kämpfer“ durch, nahm 1923 am Hitlerputsch teil, brachte es bis zum SS-Standartenführer (Oberst) und schaute mit seiner Familie jahrelang zu, wie Himmlers Frau, die im selben Haus wohnte, KZ-Häftlinge kommandierte.
Dass es Gebhard „nur zu einem tüchtigen Mitglied der SS gebracht hat“, nicht aber bis zum Reichsführer, muss nicht – wie Fromm meint – daran gelegen haben, dass Gebhard angeblich „Hitlers (oder Himmlers) Talente“ abgegangen seien, sondern allein daran, dass es nur eine Stelle als Reichsführer SS gab und keine 2.
Ich jedenfalls halte das ganze Psychozeug zwar für interessant, aber auch für weitestgehend beliebig. Das stellt sich jeder die Sachen so zusammen, wie er sie gerade braucht.
Danke für Ihren Hinweis zu Maaz´ Finanzkapitalthese. Damit bewegt er sich ja vollständig im Narrativ auch der Alternativmedienszene, die es ständig allein auf das vagabundiere Weltkapital und alle seine Blackrocker abgesehen hat.
Danke für die Ergänzungen. Da haben Sie ja noch ein paar schöne Stellen ausgegraben, die das Problem weiter verdeutlichen. Das mit Himmlers Bruder wusste ich zudem noch nicht – so tief bin ich in dessen Familienverhältnisse gar nicht vorgedrungen. Es zeigt aber, dass man die Angaben jedes Autors weiter prüfen sollte, denn ich habe jetzt in der Eile heute Früh bloß Fromms Angaben übernommen. Ansonsten noch hierzu:
Das gilt nämlich m.E. auch für andere Disziplinen. Schauen Sie sich bloß die „Historiker“-Riege an, die vor zehn, fünfzehn Jahren mit angeblich neuen „Quellen“ ankam, wonach die Julikrise ein Versagen „europäischer Diplomatie“ gewesen sei und die beteiligten Mächte in den Krieg „hineinstolperten“ bzw. wie Clark es nannte (freilich erst am Ende seines „Fachbuch“ genannten germanophilen Zierschrift): „schlafwandelten“. Oder eben die „Taliban des Balkans“, die bösen Tschuschen, schuld gewesen seien, weil sie den Franz Ferdinand meuchelten. Röhl, Fischer und die Marxisten seien auf jeden Fall endgültig widerlegt und Deutschland nicht länger (haupt)verantwortlich, wurde landauf dann (die Älteren erinnern sich) landab von Lanz bis Maischberger und taz bis FAZ erleichtert geseufzt. Und das nur weil „Seelentröster“ wie Clark, McMeekin, Münkler oder Barberowski („Hitler war kein Psychopath, er war nicht grausam. Er wollte nicht, dass an seinem Tisch über die Judenvernichtung geredet wird.“) ein bestenfalls selektiv zu nennendes Quellenstudium betrieben und nur diejenigen Versatzstücke wählten, die ihnen für ihren kruden Retrokult – pardon: ihre „Forschungen“ – in den Kram passten. Den Schmu von den schlafwandelnden Mächten und der Schuldlosigkeit des von bösen Nachbarn eingekreisten Deutschlands schwätzt die Rechte ja seit über 100 Jahren.
Das Zusammenstellen und Zurechbiegen ist für mich somit kein Problem der Psychologen allein, auch andere Disziplinen weisen ihre Schlagseiten und Irrungen auf oder wie man neudeutsch sagt: sind „gebiased“.
Und von den regierungsamtlichen Faktenfummlern und ihrem liter-arischen Sprengstoff in Pflanzenform will ich gar nicht erst anfangen…
In Deutschland kehrt materielle Not immer mehr zurück.
Von der Differenz zwischen dem Produktionspotential und den Produktionsverhältnissen, welche eine Realisierung immer stärker verhindern, reden wir erst gar nicht.
Und der Grund dafür ist nicht der tendenzielle Fall der Profitrate.
Und der Grund ist auch nicht, dass viele Marktteilnehmer sich an Durchschnitts-Profitraten bei ihrem ökonomischen Handeln orientieren.
Und der Grund ist auch nicht, dass das Finanzkapital das schaffende Kapital auspressen würde.
Wenn ich tausend Ökonomen frage, was der eigentliche Grund für die Finanzkrise 2007/2008 war, wissen sicher keine 5 die eigentliche (funktionale) Ursache.
Die Vorstellungswelt gibt es eben nicht her, obwohl das noch ziemlich leicht zu lösen wäre.
Die Kommentare von Altlandrebell und Pfarrer Nolte lenken die Aufmerksamkeit immer wieder auf das “normopathische System”. Vereinfacht gesagt, argumentieren sie mit folgender Hypothese: Menschen sind schlecht, weil das System schlecht ist. Wäre das System anders, wären die Menschen anders.
Mit Verlaub, ich halte das für intellektuellen Eskapismus.
Im Lauf der menschlichen Evolution wurden verschiedene Gesellschaftsordnungen bzw. Systeme ausprobiert. Kann mir jemand ein System nennen, in dem es keine Herrscher und Beherrschten gab, keine Ausbeuter und Ausgebeuteten, keine Unterdrücker und Unterdrückten? Meines Wissens waren und sind alle sozialen Systeme von diesem Oben-Unten-Dualismus geprägt.
Das bedeutet, dass Systeme etwas mit dem Bauplan des Menschen zu tun haben müssen. Sie sind dessen Ergebnis. Sonst würde es diesen roten Faden nicht geben.
Systeme können sich nur ändern, wenn sich Menschen ändern. Für grundlegende Änderungen des Systems braucht es grundlegende Änderungen des Menschen. Der Bauplan des Menschen ist aber so alt und so stabil, dass Revolutionen letztlich nur an der Oberfläche kratzen können. Wer von der Weltrevolution träumt, muss den menschlichen Bauplan knacken. Viele haben es versucht, bisher ist es keinem gelungen.
Die Anarchie natürlich, denn da kann keiner Reich werden.
Den Bauplan des Menschen zu verändern, wollen die Transhumanisten.
Sollten wir es denen gleichtun?
Jedes System hat Regeln und die Regeln des Kapitalismus werden uns letztendlich alle vernichten.
Es kommt einfach nur darauf an, sich endlich die Frage zustellen: Wie wir denn leben wollen”!
Das System zwingt Menschen oft, schlechter zu sein, als sie es sein müssten.
Aber kennt auch nur 1 von 1 Mio. das System wirklich so gut, dass er präzise Fallunterscheidungen vornehmen kann?
Ein Wolfgang Wirth hat hier zurecht vor Erwartungen gewarnt, dass nach einem Systemwechsel alles ganz easy wäre und es “allen” sofort besser gehen würde.
Hätte es der real existierende Sozialismus verstanden, jenseits von Allgemein-Plattitüden differenzierende Analysrn zu veranstalten, hätte es die Fraktion von Kohl nicht so leicht gehabt, mit dem goldenen Manna in den künftigen Brieftaschen zu locken. Dass Kohl seine Erwartungen selbst glaubte, braucht dabei nicht besonders verwundern. Jenseits von Plusmacherei sieht es mit der ökonomischen Kompetenz im Westen ziemlich mau aus. Zumindest von der, welche die Schalthebel in ihren Händen hält.
Der menschliche Bauplan ist vom Potential her ziemlich dialektisch angelegt.
Eine umfassende Emanzipierungs-Analyse hat es dabei noch nicht gegeben.
Und sie wird es auch nicht geben, solange “heilige Kühe” ein bedingungsloses Recht haben, an deren “Heiligkeit” zu zweifeln.
Wer etwas verändern will, geht vom Setup aus.
Wenn dieses umfangreiche Änderungen braucht, um überhaupt eine Wirkweise absehen zu können, braucht man sich nicht wundern, wenn es in nächster Zeit nichts wird und auch bisher nicht so richtig geworden ist.
Die “Zeugen Karls” kennen zwar ebenso wie die Zeugen Jehovas die Bibel irgendwie auswendig, Mit dem Verstehen klappt es aber dann doch nicht so recht.
Aber es wird sich ändern….
>>Systeme können sich nur ändern, wenn sich Menschen ändern. Für grundlegende Änderungen des Systems braucht es grundlegende Änderungen des Menschen. Der Bauplan des Menschen ist aber so alt und so stabil, dass Revolutionen letztlich nur an der Oberfläche kratzen können. <<
Das kann sehr plötzlich eintreten, wenn dominierende menschliche Machtstrukturen urplötzlich massiv an Macht einbüßen, wie etwa nach der NS-Diktatur. Zum Glück gibt es aber in der Zwischenzeit wieder genügend Vollidioten, die selbst in einem Russlandvernichtungsfeldzug absolut kein militärisches oder humanitäres Problem zu sehen scheinen.
Ich schlage vor, dass wir die erst mal so lange machen lassen, bis ihnen wieder mal die Puste ausgeht.
Naturlich stellen größenwahnsinnige Diktatoren wie Putin, Xi Jinping oder der beinahe noch noch seltsamere Lukaschenko westliche Verteidigungsbündnisse vor erhebliche Probleme aber dann muss eben der atomare Erstschlag über die Befindlichkeiten der Menschheit entscheiden, die kaum etwas besseres verdient hat.
Machst du dich jetzt mit Yuval Harari und Konsorten gemein?
Da bietet sich die Anarchie natürlich an, denn da kann keiner Reich werden.
Den Bauplan des Menschen zu verändern, wollen die Transhumanisten.
Sollten wir es denen gleichtun?
Jedes System hat Regeln und die Regeln des Kapitalismus werden uns letztendlich alle vernichten.
Es kommt einfach nur darauf an, sich endlich die Frage zustellen: Wie wir denn leben wollen”!
Wir dürfen auch keinesfalls vergessen, das die herrschende Klasse, erst mit diesem kapitalistischem System so reich und mächtig geworden ist, dass sie uns nicht mehr benötigen und uns demzufolge beseitigen und einen kleinen Rest versklaven wollen.
Welchen Nutzen hat Reichtum, wenn man sich dafür keine Arbeitskraft kaufen kann?
Was geschieht, wenn man diese Privilegierten auf eine einsame Insel sperrt, auf der sie sich ohne Entourage selbst helfen müssen?
Und eine Entourage lässt sich dauerhaft versklaven, wenn sie ziemlich schnell weiß, dass sie das eigentliche Heft in der Hand hat?
Ich möchte an dieser Stelle noch allen für den interessanten Austausch vom Wochenende danken, stellvertretend @ Luck und @ BastianDerGute. Auch ich will die Beiträge nochmals lesen bzw. abspeichern, denn da war sehr viel Nachdenkenswertes dabei. Interessant auch wie sich die Debatte – ausgehend von meinem zynischen Artikel, der im Grunde bloß die Sprechakte aus der Ukraine-Debatte zum Nahostkonflikt transferierte, um die herrschende Doppelmoral aufzuzeigen – zu einer tiefgründigeren Diskussion entwickelte.
Gerne hätte ich noch ausführlicher geantwortet, aber zwei längere Kommentare hat das System nicht verkraftet, zumindest landete ich jedes Mal nach dem Einstellen auf der Hausseite und hatte nach dem x-ten Versuch keinen Bock mehr es erneut zu probieren. Vielleicht bringe ich sie woanders noch unter.
Gruß
Altlandrebell