
Die Ampel kann Sozialpolitik. Neben einem enttäuschenden Bürgergeld spricht sie sich jetzt dafür aus, das Containern straffrei zu machen. Weggeschmissenes und Abgelaufenes für die Armen: So geht der Zeitenwende-Sozialstaat.
Endlich mal eine richtig gute Nachricht: Die kleinen Ampelmännchen sind sich einig – FDP und Grüne wollen das Containern straffrei stellen. Wer künftig im Müll anderer Leute oder Supermärkte buddelt, soll keine Strafe mehr fürchten müssen. Es sei denn, es liegt ein Hausfriedensbruch vor. Bislang wurden Menschen, die sich weggeschmissene Lebensmittel aneigneten, strafrechtlich verfolgt. Aber die gute Menschen der Ampelkoalition möchten in keinem Staat mehr leben, in dem nicht jeder straffrei an Weggeschmissenes kommt. So viel soziales Gewissen haben sie dann doch.
Natürlich verweist man auf die Lebensmittelverschwendung, der man so entgegentreten würde. Warum gute Lebensmittel nicht denen ohne Strafe zukommen lassen, die sie brauchen können? Das ist Sozialstaat 3.0: Nach der Armenspeisung, die wir heute Tafel nennen, jetzt der Müllcontainer. Ganz pragmatisch und liberal. Was sich hier zeigt ist der sattgefressene Pragmatismus von Leuten, die es als soziale Errungenschaft sehen, einem Obdachlosen eine Pfanddose zu überlassen – und die sich dafür feiern lassen.
Abfall als Sozialleistung
Das, was man für sich selbst oder eine Kundschaft nicht mehr kulinarisch in Anspruch nehmen möchte, an andere zu verschenken, hat in Deutschland eine gewisse Tradition. Jedenfalls dann, wenn die Empfänger solcher milder Gaben arme Menschen sind. So war es vor vielen Jahren schon, als man BSE-Rinder keulte und einige auf die Idee kamen, dass in Nordkorea oder wer weiß wo noch Menschen hungerten, die sich über eine Rinderroulade freuen würden. Ganz nach dem Motto: Besser Schädliches fressen als gar nichts.
In Erinnerung ist auch noch der Gammelfleisch- und Pferdefleischskandal: Tiefgekühlte Lasagne beinhaltete Pferdefleisch, das nicht deklariert war. Und was fiel den gütigen Herzen aus Deutschlands satter Mittelschicht ein: Na klar, Hartz-IV-Empfänger könnte man damit doch beglücken und effektiv abfüttern. Lasagne al cavallo: Gastronomisches Herz, was willst du mehr?
Wenn man es genauer betrachtet, fußt das System der Tafeln auf exakt dem gleichen Prinzip: Bevor was im Abfall landet, lieber in des Armen Magen. Das schont die Umwelt – und den Steuerzahler. Natürlich wird man dort nicht müde zu betonen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum ja nichts über den Zustand des Produktes aussage. Und diese Einwand ist ja auch richtig. Dennoch ist es so, dass die Mehrzahl der Menschen in diesem Lande solche Produkte lieber wegschmeißen als verzehren wollen. Ob zu recht oder unrecht, sei mal dahingestellt. Etwas ganz anderes schwingt in dieser Angelegenheit mit, nämlich eine Haltung, die nach dem Motto funktioniert: Ich bin mir zu schade dafür, aber andere sollen es nicht sein.
Deutlicher gesagt: Mein Müll soll die Freude des Anderen sein. Abfall als Sozialleistung. Genau das sollte der Sozialstaat ja, im Gegensatz zum Suppenküchenstaat vorhergehender Zeiten, besser machen.
Was ist Abfall?
Aber was heißt hier Abfall? Die Lebensmittel bei den Tafeln und in den Containern hinter Supermärkten sind ja nicht schlecht, sind im Grunde ja gar kein Abfall. Sie werden aus Bequemlichkeit weggeschmissen. Das stimmt zwar, aber Müll sind sie trotzdem, denn dass sie es sind, darüber scheint es einen breiten Konsens zu geben: Bei wem gibt es schon Käse zum Abendbrot, der zwei Stunden vorher noch neben welken Kartoffeln und schimmeligen Porree in der Tonne lag? Auch wenn er noch gut ist, noch essbar: Die Wenigsten tischen ihren Lieben solche Milcherzeugnisse auf.
Was ist also Abfall? Was Müll ist und was nicht ist ein gesellschaftliches Konzept. Die Frage der Verwertbarkeit von Materialien fällt insofern immer in die sozialwissenschaftliche Deutungshoheit. Für die Mehrzahl der Menschen in unserer Gesellschaft ist tierische Scheiße nutzlos und damit Abfall; andere düngen damit ihr Feld – und in anderen Weltregionen kachelt man damit seine Hütte. Hier isst man bestimmte Tierpartien nicht, dort gelten sie als besonders delikat. Was Abfall ist und was nicht, ist ein Konzept, basierend auf sozio-ökonomische, teils ökologische Entwürfe.
Nicht alle Menschen sehen dasselbe Erzeugnis als Abfall. Wir nennen es Abfall, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist oder wenn nicht mehr viel fehlt, bis diese Grenze hinüber zum Abfall, erreicht ist. Unser Konzept von Wertigkeit eines Artikels, das sich aus der allzeitigen Verfügbarkeit von Lebensmittel rekrutiert, macht etwas schon vorab zum Müll, noch bevor die offizielle Zeitgrenze überschritten ist.
Letzteres mag man als schlechte Entwicklung betrachten, das ändert aber nichts daran, dass wir es mit Produkten zu tun haben, die kaum jemand regulär erwerben möchte. Aber bestimmte Leute im Lande sollten sie dennoch essen: Und diese Doppelmoral im Hinblick auf die Frische von Lebensmittel darf sich dann sogar noch rege Hoffnungen machen, als soziales Gewissen durchzugehen.
In Würde wühlen
Dieser vermeintliche Pragmatismus, der sich hinter der Ansicht versteckt, das alles sei ja noch gut, das könne man noch essen, offenbart natürlich das sozialstaatliche Defizit, das bei den Liberalen und den Grünen vorherrscht. Statt über Strukturen nachzudenken, die ein menschenwürdiges Leben garantieren können, übt man sich im libertären Gutmenschentum, das ein soziales Gewissen lediglich simuliert. Schließlich kann man sich so beruhigt zurücklehnen und einreden: Man habe alles getan, um die schlimmste Not zu lindern.
Von der FDP hat man freilich nichts anderes erwartet, seit Jahrzehnten ist genau das ihre Vorstellung von Sozialpolitik. Die Grünen jedoch geben regelmäßig zu Protokoll, sie seien eine gänzlich soziale Partei, hätten ein Herz für die Habenichtse. Und was fällt ihnen für sie ein? Ein Freifahrtschein zum Wühlen im Müll. Sei der auch noch so gut, noch so essbar: Für die, die das Containern straffrei machen wollen, bleibt es dennoch Müll. Sie würden sich kein Mahl aus Zutaten zaubern, die eben noch im Abfall lagen.
Es ist keine Frage der Nützlichkeit oder des Pragmatismus, die sich hier stellt: Wir haben es mit einer ethischen Frage zu tun. Und die geht so: Ist es sittlich, anderen das zuzuteilen, was ich in den Müll werfen würde?
Wer das mit Ja beantwortet, sagt damit auch: Ich bin etwas Besseres. Aber es ist und bleibt eines in diesem Deutschland eindeutig: Arme Menschen haben keine Würde, wegen der es sich um Sittlichkeit zu diskutieren lohnte. Deren Würde liegt auf dem Müll. Und wenn sie demnächst nach essbaren Resten suchen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie gleich die Polizei mit auf das Revier nimmt, finden sie vielleicht zufällig irgendeine entsorgte Würde. Eine, die gleich neben den abgelaufenen Fischstäbchen lag. Die ausrangierte Würde anderer Leute aufzutragen: Mehr kann man als Mensch in Armut in Deutschland nicht erwarten. Auch nicht von einer Bundesregierung, die sich selbst als sozial und progressiv anpreist.
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Containern straffrei = du darfst straffrei und gesetzlich Legal in Armut leben.
Also Reichtum ist eben Geschmackssache!
Habe letzten’s Ilija Trojanow der Überflüssige Mensch auf der Straße zum mitnehmen, gerettet und gelesen. Das Buch ist 2013 heraus gekommen. Heutzutage (10 Jahre später) ist es noch schlimmer geworden!
Es ist nur noch ein kleiner Schritt und Soylent Green (Eat the Rich) wird Realität!
Diese DraußenKaufläden unterstütze ich aus vollen Herzen: da wird etwas nach Draußen gestellt und es kamn vom Vorbeigehenden mitgenommen!!
Das größere „entwürdigenden“ Dramen sind ja: die Institutionalisierubg dieser Armenspeisen und Armenversorgungeb:
Die Mittelschicht und Oberschicht im Kaufrausch … und die Mittelschicht macht Ablasshandel indem sie es den Armen in „Häusern“ zur Verfügung stellen!
Und wer lobpreist sich da? Politiker und die Mittelschicht die die Verteilung „überwachen“ und nach wohlverhalten vergeben …. ekelhaft…
S.Breitner und „seine“ Tafel..
S.die vielen Armenversorgungen die Stichtag Corona komplett eingestellt oder nur nach Liebsein zugännglich machten ….
#DraußenMärkte finde ich wirtschaften, ökologisch und würdig!!
@ Marla
„Draußen-Kaufläden“ – finde ich – ist ein aparter Begriff. Gegenstände auf die Straße zu stellen, macht sie nicht zur Ware und den Mitnehmer nicht zum Kunden. Ähnlich gelagert wie das Verbot des „Containerns“ ist die seit Jahren eingeführte Praxis, keine allgemeine Sperrmüllabfuhr mehr durchzuführen. Begeht man die Straßen auf der Suche nach einem gewünschten Gegenstand, kann man weniger fündig werden, wenn die Breite des „Angebots“ nicht mehr zugänglich gemacht wird. Statt dessen sprießen private „Second-Hand“ – Läden mit Preisen, die dem Kunden suggerieren, er verfüge über eine höher entwickelte Kaufmoral. Seit ich denken kann sind Tausch-Märkte z. B. von Vereinen, Kindergärten, Schulen eine gute Beschaffungsmöglichkeit für alle, die daraus einen Nutzen ziehen wollen, dass Brauchbares durch Umzug, „Hinauswachsen“ der Kinder, altersbedingtes Aufgeben einer Sportart … neue Verwender sucht und findet. Damit verbunden, dass der Erstkäufer einen Teil seiner ursprünglichen Beschaffungskosten ausgleicht. Wer den Wiederverkauf berücksichtigt erleichtert die Beschaffung höherwertiger Güter. Weniger Tinnef, geringere Kosten.
Mit „#DraußenMärkte finde ich wirtschaften, ökologisch und würdig“ wird eine Praxis ins Feld der Moral verschoben, die schlichtweg vom Kapitalismus nicht geduldet werden kann, weil sie den Waren-Charakter der Güter in Teilen aufhebt.
Wirklich grandios was (sich) die Ampel alles so leistet …
Dieser Dokumentarfilm gibt ebenfalls einen guten Einblick in die Thematik:
Arm trotz Arbeit – Die Krise der Mittelschicht
https://www.arte.tv/de/videos/110347-000-A/arm-trotz-arbeit-die-krise-der-mittelschicht/
Jammer jammer jammer …
Sind doch eh nur ein paar Aktivisten und einige wenige, denen es nichts weiter ausmacht.
Wirklich davon leben oder danach suchen machen nicht mal Obdachlose, wäre mir nicht aufgefallen.
Im bild wohl eher eine Person beim Flaschensammeln, was daran verwerflich ist, möchte ich mal wissen.
Wer da sammelt sitzt nicht herum und kann sich ein gutes Zubrot verdienen und räumt nebenbei das weg, was anderen nicht genug Wert hatte zum Supermarkt zu bringen.
Muss das jemand? Vermutlich. Weil manche einfach nicht genug Aufklärung erhalten von denen, die sich mit dem Recht auskennen könnten – Wo sind die ganzen Weltverbesserer wenn es um die Beratungsleistungen geht? Irgendwo an der Klagemauer, klagen das es nicht besser ist, und sonst?
Das Recht auf Sozialleistungen auch umsetzen können? Leistungsberechtigte dazu ermutigen und sie befähigen? Ach gar nicht so einfach?
Man kann da tolles erleben!
Hey, ich mach dir die Klage fertig, helf dir als Beistand und schreib die Briefe – Du kriegst auf jeden Fall Recht! – Aber es dauert so ein zwei Jahre und dann ein paar hundert bis 2000 Euro Nachzahlung, das was da steht ist falsch und darf nicht so berechnet werden! – Antwort: „Ja ne echt? Nee weiß nicht las mal … “
Wer im Müll nach Essen graben will, soll das tun und damit leben das die Supermärkte nicht auf die Hoheit über diese Tonnen verzichten werden – es gibt häufiger wieder halbe Preis Ware in manchen Abteilungen und es gibt die Tafeln, die sich das was noch sicher genießbar und zumutbar ist, abholen.
Rest kommt in die Tonne und die ist auf dem Grundstück des Supermarktes und verschlossen. Wer hier einbricht, aufbricht wird auch weiterhin seine Strafe für Hausfriedensbruch erhalten und das ist gut so.
Bios und Ökos ist Lebensmittelsicherheit nicht so wichtig.
Der gesunde Menschenverstand sagt aber das ein Lebensmittel als erstes hygienisch einwandfrei sein muss, damit es nicht nur essbar sondern „Genießbar“ ist und die Gesundheit nicht ruinieren kann. Ein paar der passenden Keime, einmal zu wenig abgekocht, ein Salat etwas zu wenig abgespült aus der Tonne und die Schäden durch Krankheit fürs Individuum können von ein paar Zwangs-Zusatz-Sitzungen bis kaputter Niere oder Tod alles mögliche passieren.
Die Bio-Bockshornkleesamen-Esser wissen das – zumindest diejenigen, die heute auf Dialyse angewiesen sind, weil man ihnen das Zeuch verkeimt verkauft hat.
Vom Containern ist abzuraten. Es geht hier nur um reinen Aktivismus. Die Entscheidung das scheinbar Straffrei zu stellen, versucht nur ihrer eigene Klientel, die sich damit hauptsächlich beschäftigt, zu bedienen.
Guten Tag und auf Wiedersehen
da du so auf „recht“ stehst, weißt du vielleicht, ob diese neue abfallrechtslage auch schon fürs „wegwerfen“ gilt? dann wär edeka-fleisch-/wurst-/käsetheke vielleicht doch wieder ne lohn(ende)arbeitsmöglichkeit (wenn die einer masketragen erlauben 🙄 ) ….das müllsammeln war streng überwacht, der gang zum bestromten containergatter dann nicht mehr, naja, aber da wolltest dann auch nix mehr „fischen“ ….
dürfen nun supermarkt-arbeitende auch schon müll trennen und einstecken oder gilt das recht erst ab öffentlicher containersuppe?
Die Qualität der Waren aus den Sektoren Essen, Kleidung und Unterkunft markiert seit Jahrtausenden die Grenze zwischen armen und wohlhabenden Menschen. Man kann sich davon ein Bild verschaffen, wenn man man „historische“ Werke zur Entwicklung von „Esskultur“, Hygiene, Mode… zur Kenntnis nimmt.
Der Gebrauch von „Mindesthaltbarkeit“ im Unterschied zu „Best before…“ veranschaulicht in Bezug auf Lebensmittel diesen Klassenbezug der Ernährungs“qualität“. Begriffe wie „frisch“, „rückstandsfrei“ oder „Verlängerung der Haltbarkeit durch Sterilisation, Salzen, Zuckern, Säuern, Trocknen … sind nicht mehr üblich. Nicht weil es die dazugehörigen Vorgehensweisen nicht mehr gäbe, sondern weil Hersteller Unterscheidungen erfinden müssen, die einer werbenden Verwendung nicht im Wege stehen. Keine der üblichen „Qualitätskennzeichnungen“ wie z. B. Energieklassen für Elektrogeräte, Bio- oder Tierwohllabels, vegan oder vegetarisch, für Diabetiker geeignet, für Allergiker geeignet, glutenfrei o. ä. … haben im engeren Sinn etwas mit der realen Qualität der Waren zu tun. Ihre Verwendung entspringt den Zielsetzungen der Herrschenden und korreliert mit „Kanonen statt Butter“ – nicht mit ernährungsmäßig gehaltvoll und ernährungsmäßig leer.
Wer sich auf solche Kennzeichnungen bezieht um Lebensmittel für Begüterte und Arme zu unterscheiden, folgt der Logik der werbenden Wirtschaft und bekräftigt die aus wirtschaftlichem Kalkül herbeigeführte Dummheit in allen Fragen, die aus dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur erwachsen . Die Sinne fast aller Menschen befähigen jeden einzelnen, ein Urteil zum möglichen Verzehr abzugeben.
Wie in anderen Bereichen auch, geht es mit „Qualitätsmerkmalen“ in erster Linie darum, die Urteilsfähigkeit des Individuums in Frage zu stellen.
Die Qualität der Waren aus den Sektoren Essen, Kleidung und Unterkunft markiert seit Jahrtausenden die Grenze zwischen armen und wohlhabenden Menschen. Man kann sich davon ein Bild verschaffen, wenn man man „historische“ Werke zur Entwicklung von „Esskultur“, Hygiene, Mode… zur Kenntnis nimmt.
Der Gebrauch von „Mindesthaltbarkeit“ im Unterschied zu „Best before…“ veranschaulicht in Bezug auf Lebensmittel diesen Klassenbezug der Ernährungs“qualität“. Begriffe wie „frisch“, „rückstandsfrei“ oder „Verlängerung der Haltbarkeit durch Sterilisation, Salzen, Zuckern, Säuern, Trocknen … sind nicht mehr üblich. Nicht weil es die dazugehörigen Vorgehensweisen nicht mehr gäbe, sondern weil Hersteller Unterscheidungen erfinden müssen, die einer werbenden Verwendung nicht im Wege stehen. Keine der üblichen „Qualitätskennzeichnungen“ wie z. B. Energieklassen für Elektrogeräte, Bio- oder Tierwohllabels, vegan oder vegetarisch, für Diabetiker geeignet, für Allergiker geeignet, glutenfrei o. ä. … haben im engeren Sinn etwas mit der realen Qualität der Waren zu tun. Ihre Verwendung entspringt den Zielsetzungen der Herrschenden und korreliert mit „Kanonen statt Butter“ – nicht mit ernährungsmäßig gehaltvoll und ernährungsmäßig leer.
Wer sich auf solche Kennzeichnungen bezieht um Lebensmittel für Begüterte und Arme zu unterscheiden, folgt der Logik der werbenden Wirtschaft und bekräftigt die aus wirtschaftlichem Kalkül herbeigeführte Dummheit in allen Fragen, die aus dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur erwachsen . Die Sinne fast aller Menschen befähigen jeden einzelnen, ein Urteil zum möglichen Verzehr abzugeben.
Wie in anderen Bereichen auch, geht es bei den von Wirtschaftsverbänden entwickelten „Qualitätsmerkmalen“ in erster Linie darum, die Urteilsfähigkeit des Individuums in Frage zu stellen und durch ein werbewirksames Kriterium zu ersetzen. .
„Wenn der Mindestlohn von 12 Euro nicht passt, muss man ihn auf 18 Euro anheben, bzw. so hoch bis er passt.“ Das sagte Heiner Flasseck hier die Tage im Interview, nur sinngemäß zitiert.
Einige kritisierten ihn in den Kommentaren dafür, dass er sich für Wachstum ausgesprochen hat.
Höhere Löhne bringen Wachstum.
Gesunde Ökolebensmittel und nachhaltige Gebrauchsgüter muss man sich leisten können.
Das Ökologische funktioniert ohne das Soziale nicht.
Hóhere Lóhne ziehen die Regelsätze von Sozialtransferleistungen durch Lohnabstandsmechanismen automatisch mit nach oben.
Hóhere Löhne ergeben prozentual höhere Sozialabgaben, was widerum mehr Geld in die Sozialkassen spült.
Löhne anheben !
Tafeln schließen !
@ Andreas
Das ist nicht falsch, trifft aber die Frage nicht, warum Arme anders leben als weniger arme Menschen oder gar Reiche. Ein höherer Mindestlohn mag hinreichen qualitativ bessere Waren zu kaufen, reicht aber nicht für Bildung, kulturelle Teilhabe und erleichtert vor allem nicht die Aufgabe elterliche Sorge wahrzunehmen, die dazu hilft, dass aus gesunden Säuglingen glückliche Kinder und autonome Erwachsene werden. Gleichheit der menschlichen Individuen meint etwas anderes als gleiches Konsumtionsvermögen: ein gleiches Recht auf Beteiligung am gesellschaftlichen Leben.
Der Artikel von Herrn De Lapuente gefällt mir sehr, sowohl inhaltlich, als auch sprachlich; ich wünschte, ich könnte auch so schreiben !
Mich hat besonders gefreut, dass der Autor – indirekt – die Upperclass ermahnt, die „goldene Regel“ einzuhalten :
– Wer es völlig OK findet, dass arme Leute Müll fressen, der sollte es mal einen Monat lang selber tun !
– Wer der Meinung ist, Prostitution sei ein Beruf wie jeder andere, der sollte sich selber mal einen Monat lang, von jedem x-beliebigen Typen, 5-10mal täglich, für 20 Euro pro Nummer, in jede Körperöffnung ficken lassen, die von der Größe gerade eben noch zur Penetration geeignet ist !
– Wer fordert, Waffen an eine Nation zu liefern, die ihren Bürgern im Kriegsfall kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung und keine Möglichkeit zur Flucht bietet, der sollte selbst für diese Nation in den Krieg ziehen ( oder stellvertretend seine eigenen Blagen an die Front schicken ) !