Sakrosankte Statistik

Mann hat Panik wegen Statistik. Symbolbild für Statistikwahn.
Quelle: Dieses Bild wurde mittels ChatGPT entwickelt.

Über den vielleicht nicht immer ganz glücklichen Umgang des abendländischen Kulturmenschen mit Zahlen.

Ohne Statistik geht es bekanntlich nicht. Ohne Zählen, Messen, Vergleichen, Buchführen und so weiter, ohne das ständige Verbessern aller damit verbundenen Techniken, vom Rechenbrett bis zum QR-Code und so fort, würde die Menschheit niemals die Chance gehabt haben, innerhalb nur weniger tausend Jahre in atemberaubendem Tempo die verschiedensten und vielfältigsten Kulturstufen zu durchlaufen. Freilich nur, um heute näher denn je am Abgrund der Selbstauslöschung zu stehen. Ein gehöriger Fehltritt (wie im Wettbewerb um „Kriegstüchtigkeit“ schon einmal passieren kann), ein ordentliches Missverständnis, ein sauberer Irrtum oder auch eine technische Panne, die sich gewaschen hat – und es wird nichts mehr zu zählen geben. Es wird kein zählendes Subjekt mehr geben, das auch nur rhetorisch fragen könnte:

Weißt du, wie viel Sternlein stehen

an dem blauen Himmelszelt?

Weißt du, wie viel Wolken gehen

weithin über alle Welt?

Und auch „dem Herrn“ (der alle „Sternlein“ und „Wolken“, alle „Mücklein“ und „Fischlein“ – wie es im Evangelischen Gesangbuch weiter heißt – „gezählet“ haben soll, „dass ihm auch nicht eines fehlet, an der ganzen großen Zahl“) würde dann von seiner Schöpfung nicht mehr viel Zählbares übriggeblieben sein: Es würde sich für Mensch wie für Gott für immer ausgezählt haben.

Was sich nicht zählen läßt, das gibt es nicht!

Noch aber zählen wir Menschen fleißig, ja kommen mit der ganzen Zählerei kaum noch hinterher. Wie schon Erich Kästner vor bald hundert Jahren über seine „haufenweise“ unsympathischen „Zeitgenossen“ dichtete (Weltbühne, 25.12.1928):

In ihren Händen wird aus allem Ware.

In ihrer Seele brennt elektrisch Licht.

Sie messen auch das Unberechenbare.

Was sich nicht zählen läßt, das gibt es nicht!

Wobei wir uns bei hohen Zahlen und schlechten Lichtverhältnissen manchmal auch ein wenig vertun. Wie schon in Kurt Tucholskys „Colloquium in utero“ der das „Reichsverbandsblatt Deutscher Leibesfrüchtchen“ studierende Max gegenüber seiner Zwillingsschwester Erna bemerkte:

„Hundertunddreißigtausend stellenlose Akademiker, es kann auch eine Null mehr sein, ich kann das bei der Beleuchtung nicht so genau unterscheiden.“

Worauf sich zwischen den beiden Embryonen ein heftiger Streit darüber entwickelt, ob man überhaupt „rausgehen“ wolle (Weltbühne, 22.03.1932). Historisch denkenden Menschen aber stellt sich an dieser Stelle die Frage: Wann mag das mit der unglücklichen Zählerei wohl angefangen haben?

603.550 Kriegstüchtige?

Sicher ist, dass schon vor dreitausend Jahren viel gezählt und fleißig Statistik geführt wurde – man braucht nur in die Bibel zu schauen! Schon im ersten der fünf Bücher Mose finden sich ellenlang israelitische Stammväter aufgelistet, unter Angabe genauer, in der Regel absurd hoher Zahlen über das von ihnen jeweils erreichte Lebensalter wie auch das genaue Alter, in dem sie den jeweils nachfolgenden Stammhalter zeugten (vgl. Gen 5,1-32; 11,10-26).

Noch eindrucksvoller aber das vierte Buch Mose, das nicht umsonst in der lateinischen Bibel unter dem Titel „Liber Numeri“ geführt wird: Springen doch gleich in den ersten beiden Abschnitten haufenweise fünfstellige Zahlen ins Auge! Sie geben Auskunft über die Anzahl der kriegstauglichen Männer eines jeden der zwölf israelitischen Stämme. Jener Statistik zufolge habe es um die vierzig-, fünfzig- oder sechzigtausend Kriegstüchtige pro Stamm gegeben. An einsamer Spitze steht Juda mit ganzen 74.600 Mann. Abschließend wird eine Gesamtzahl von sage und schreibe 603.550 kriegstauglichen oder kriegstüchtigen Söhnen Israels proklamiert („omnis numerus filiorum Israël qui poterant ad bella procedere“) – eine Zahl, die zwar im zweiten Buch Mose (vgl. Ex 12,37) bestätigt wird, deshalb aber für moderne Ohren nicht weniger unglaubwürdig klingt.

Nur einmal so zum Vergleich: Die deutsche Bundeswehr verfügt heute über 182.357 Berufssoldaten (Stand: 31. August 2025) und hat sich für die Zukunft eine Truppenstärke von rund 460.000 Mann (einschließlich Reservisten) zum Ziel gesetzt. Erstaunlich wenig, nicht wahr? Ob sich damit in einer leider unsicher gewordenen Welt der Frieden auch weiterhin erfolgreich vorwärtsverteidigen lässt? Wären wir mit doppelt soviel Mannen nicht besser gerüstet, nicht „resilienter“?

Noch hundertmal so zahlreich!

Doch zurück zum Buch der Bücher: Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die oben genannte Gesamtzahl der von Mose in der Wüste Sinai versammelten israelitischen Streitkräfte maßlos übertrieben ist. Denn dass jenes im 13. Jahrhundert v. Chr. unter der Herrschaft Ramses II. für die Ägypter Frondienst leistende und nun wieder ostwärts abziehende Nomadenvolk zwei bis drei Millionen Menschen (nämlich unter Hinzurechnung aller Frauen und Kinder) gezählt haben könnte, sprengt jeden vernünftigen wissenschaftlichen Rahmen. In der Tat darf man wohl davon ausgehen, dass die letzten beiden Stellen jener sechsstelligen Gesamtzahl getrost gestrichen werden können, zumal ja auch im zweiten Buch des Propheten Samuel (der rund zweihundert Jahre nach Mose lebte und wirkte) folgende verräterischen Worte des Heerführers Joab an König David zu lesen sind:

„Mein Herr und König! Ich wünsche von Herzen, dass der Herr, dein Gott, das Heer Israels noch hundertmal so zahlreich macht, wie es schon ist.“ (2 Sam 24,3)

Ist damit an den heutigen Historiker nicht die Empfehlung ausgesprochen, bei alttestamentarischen Zahlenangaben am besten immer gleich durch hundert zu dividieren? Womit wir im vorliegenden Fall auf ein Heer nicht von 603.550, sondern von kaum mehr als 6000 Mann kämen.

Zu knapp bemessen?

Wem das für den unter Josua ca. 1230 v. Chr. in die Wege geleiteten Überfall auf das „Gelobte Land“ und die systematische Abschlachtung aller dort lebenden Menschen (vgl. Num 21,2-3; Dtn 2,34-35; 3,6-7; 7,2-4; 7,23; 12,29; 20,16-17; 25,19; Jos 8,24-28; 9,24; 10,1; 10,28-42; 11,10-22; Ri 1,17; 1,25; 21,10-11), manchmal auch noch die systematische Abschlachtung allen dort lebenden Viehs (Dtn 13,16; Jos 6,21; 1 Sam 15,3) etwas zu knapp bemessen erscheint, der kann ja immer noch die Wunder des „selbst auf der Seite der Israeliten kämpfenden“ Herrn in Rechnung stellen. Etwa (ich zitiere nach der von der Evangelischen Haupt-Bibelgesellschaft zu Berlin und Altenburg in der 3. Auflage 1986 herausgegebenen „Bibel in heutigem Deutsch“):

„Als die Amoriter gerade die Steige von Bet-Horon hinabflohen, ließ der Herr riesige Hagelkörner auf sie fallen, durch sie kamen mehr Amoriter ums Leben als durch die Schwerter der Israeliten.“ (Jos 10,11)

Bei solch energischer Unterstützung von oben wird Josua wohl kaum mehr als 6000 Krieger benötigt haben. Oder sollen wir zur Sicherheit doch besser eine Null hinzufügen? Also 60.000, genauer gesagt 60.355 Kriegstüchtige? Womit wir uns ja auch nicht mehr über den halben Kriegstüchtigen hinter dem Komma, das sich beim Herunterdrücken auf eine vierstellige Zahl leider ergibt, den Kopf zu zerbrechen hätten!

Mit Blick auf die Gegenwart freilich ist anzuerkennen, dass es – Stand Februar 2023, neuere Zahlen waren nicht verfügbar – den Israel Defense Forces (IDF) tatsächlich gelungen ist, mit 634.500 Kriegstüchtigen (169.000 Berufssoldaten + 465.000 Reservisten) die Zahlenphantasien ihrer fernen Vorfahren Wirklichkeit werden zu lassen, ja sogar noch um rund 30.000 Mann zu übertreffen!

Wobei die militärische Maßeinheit „Mann“ insofern unpassend geworden ist, als ja zur Verteidigung von Sicherheit, Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Wohlstand, Demokratie usw. im Nahen Osten längst auch die Töchter Israels zum Dienst an der Waffe aufgerufen sind. Nicht umsonst werben die Israel Defense Forces auf ihrer „official website“ mit der frohen Botschaft, in den letzten Jahrzehnten gnadenlos „gender stereotype barriers“ abgebaut und die israelischen Frauen in einen „future full of possibilities“ geführt zu haben. Wenn das einmal kein leuchtendes Vorbild auch für die Bundeswehr ist?

Zwei Nullen zu viel?

Aber lassen wir das moderne Israel, diesen besten aller möglichen Staaten, und wenden wir uns wieder der Heiligen Schrift zu! Alttestamentarische Statistik, so läßt sich zusammenfassen, pflegt regelmäßig stark übertriebene Zahlen herauszuposaunen (neudeutsch: „herauszuhauen“), so als ob man immer noch dabei wäre, unter immer lauterem Kriegsgebrüll wieder und wieder die Mauern von Jericho zu umkreisen (Jos 6,1-21). Längst heiser geschrien hat sich – um ein weiteres höchst erstaunliches Beispiel anzuführen – auch der im 10. Jahrhundert v. Chr. von Salomos Tempelbau berichtende Chronist:

„Er [Salomo] ließ 80.000 Mann zum Frondienst ausheben, die als Steinbrecher in den Bergen Judas arbeiten mußten, und 70.000 Mann, die die Steinblöcke abtransportierten. Weitere 3600 Mann setzte er als Aufseher ein.“ (2 Chr 2,1)

Man könnte meinen, dass hier vom Bau der gigantischen Pyramiden die Rede sei! In dieser Art geht es dann weiter: Der befreundete König Hiram aus dem benachbarten Libanon habe Edelhölzer für den Tempel geliefert, wofür Salomo ihm „zur Verpflegung seiner Leute, die das Holz fällen, 3000 Tonnen Weizen, 3000 Tonnen Gerste, 6000 Hektoliter Olivenöl und 6000 Hektoliter Wein“ zugesagt habe. Ist nicht auch hier durch das Streichen zweier Nullen der Realität näherzukommen?

Zwei Nullen zu wenig?

Übrigens störe man sich nicht allzu sehr daran, dass es sich bei „Tonne“ und „Hektoliter“ natürlich um moderne Mengenangaben handelt, denn auch unter Respektierung althebräischer Hohl- und Flüssigmaße (1 kor = 393,84 kg; 1 bat =  39,38 l) büßt der Text keinesfalls an Übertreibung ein. In der Lutherbibel von 1546 lesen wir:

„Und sihe/ ich wil den Zimmerleuten deinen knechten die das holz hawen/ zwenzig tausent Cor gestossen weizen/ und zwenzig tausent Cor gersten/ und zwenzig tausent Bath weins/ und zwenzig tausent Bath oeles/ geben.“

Demnach wären 7876 Tonnen Weizen bzw. Gerste und 7876 Hektoliter Wein bzw. Olivenöl in den Libanon geliefert worden. Verblüffend, nicht wahr? Und wie sollten wir nicht geneigt sein, auch hier wieder zwei Nullen zu streichen?

Nur einmal so zum Vergleich: Was zur Verpflegung nicht einiger tausend Holzfäller, sondern einer hungernden Millionenbevölkerung in der Zeit vom 19.-25. Juli 2025 auf 349 Lastkraftwagen an Lebensmitteln insgesamt in den Gaza-Streifen geliefert wurde, beläuft sich nach Angaben des UN World Food Programme (WFP) auf geschätzte 4200 Tonnen. Hier würden die meisten von uns – damit es für alle Hungernden reicht! – tatsächlich einmal ganz gerne zwei Nullen hinzufügen. Doch der Unterschied zwischen Fiktion und Realität ist eben leider der: Hier protzt man mit zusätzlichen Nullen, dort fehlen sie!

„Speisung der 5000“ oder „Speisung der 50“?

Was Jesus (der knapp tausend Jahre nach Salomo an der Reihe war) zu all dem wohl gesagt hätte? Würde er sich in seinem Grab (sofern er ein solches hätte, was von theologischer Seite freilich bestritten wird) nicht mehrfach umgedreht, ja qualvoll seufzend hin- und hergeworfen haben? Doch liegt der Verdacht nicht ganz fern, dass auch bei ihm mit den Zahlen etwas nicht stimmt. Ob unser Korrektiv „Teile durch hundert!“ bzw. „Haue einfach zwei Nullen weg!“ auch für das Neue Testament gilt? Jesus also beispielsweise am See Gennesaret in Wirklichkeit nicht 5000, sondern nur 50 Männer (nebst Frauen und Kinder) mit Brot und Fischen bespeiste? Denkbar auch, dass – sofern die Zahl der versammelten Männer sich wirklich auf 5000 belaufen haben sollte – die in Sachen „catering“ nicht unerfahrenen Jünger für einen Mundvorrat nicht von 5 Broten und 2 Fischen, sondern – „Multipliziere mit hundert!“ – 500 Broten und 200 Fischen gesorgt hätten. Womit sich im einen wie im anderen Fall das kirchliche Gerede von einem „Speisungswunder“ erübrigt hätte…

Und heute?

Nun ist – wie der Autor selber gerne zugibt – aus zwei- bis dreitausendjähriger Distanz heraus natürlich leicht zu spotten. Thronte einst „Gott, der Herr, hoch über der Erde, so dass die Menschen für ihn so klein wie Heuschrecken sind“ (Jes 40,22), so haben gewisse Veränderungen innerhalb der Moderne dazu geführt, dass wir nun selbst dort oben thronen und in der Lage sind, geringschätzig etwa auf die heuschreckenartig aus der Wüste Sinai in das „Gelobte Land“ einfallenden Israeliten herabzublicken. Oh Hybris! Als ob wir selbst, die wir uns nach wie vor für „auserwählt“ halten (was wir allerdings nicht mehr so gerne mit dem erfolgreichen Abschlachten von Feinden, sondern lieber dem Erbringen kultureller Leistungen begründen wollen), nicht noch viel größere Meister darin wären, mit Hilfe phantasievoll gestalteten Zahlenmaterials irgendwelche schillernden Seifenblasen zu produzieren!

Covid-19 oder: „Wir messen, was nicht ist!“

Es ist ja schwer zu leugnen, geduldiger Leser, dass „Statistik“ nicht auch über 3000 Jahre nach Mose immer noch voller Übertreibung und Täuschung wäre! Mittlerweile wissen wir, dass nicht einmal auf so hochangesehene, am Himmel der Wissenschaft hell leuchtende Sterne wie das Robert Koch-Institut (RKI) oder das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Verlass ist. Fühlte man sich doch an jener Stelle bemüßigt, auf der Grundlage im ganzen Lande auch für gesunde Menschen obligatorisch gewordener, angeblich über „Viruslast“ Auskunft gebender Massentests Tag für Tag das scheinbare Auf und Ab einer „Pandemie“ in dramatischen Farben abzubilden, wozu man sich sogenannter Inzidenzzahlen, R-Werte und anderer frisch aus dem Hut gezauberter Größen in schlauer Weise zu bedienen wusste.

Doch was in Tabellen, Kurven und in verschiedenen Warnfarben eingefärbten Deutschlandkarten statistisch abgebildet wurde, war in Wirklichkeit gar nicht die Dynamik einer „epidemischen Lage nationaler Tragweite“. Diese wäre – so lautete zumindest bis zum Ausbruch der „Schweinegrippe“ im Jahre 2009 der wissenschaftliche Konsens – allein durch die Zahl der Pandemie-Toten zu bemessen und abzubilden gewesen, wobei diese Zahl selbstverständlich nie als eine absolute herauszuposaunen oder „herauszuhauen“ gewesen wäre, sondern stets als eine in vernünftige Relation zur Gesamtzahl der Toten und zum Sterbealter gesetzte. Nicht zu vergessen natürlich auch die wichtige Unterscheidung in „mit “ oder „durch das Virus“ Gestorbener, die idealerweise eine Rolle hätte spielen müssen und so weiter.

Nein, liebe Franziska Hoppermann, liebe Mechthilde Wittmann, liebe Lina Seitzl, liebe Paula Piechotta, lieber Ates Gürpinar (um der Vorsitzenden der vom Deutschen Bundestag eingesetzten Enquête-Kommission „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ sowie einigen von Mut und Sachverstand – „sapere aude“! – geradezu überquellenden Komissions-Obleuten hier die verdiente Ehre zu geben): Was objektiv in irgendwelchen Tabellen, Kurven und in verschiedenen Warnfarben eingefärbten Deutschlandkarten statistisch abgebildet wurde, war immer nur die Dynamik einer ungeheuren politischen Vereinnahmung, Unterwerfung und Gleichschaltung der Wissenschaft, die Dynamik einer damit verbundenen allgemeinen Volksverdummung und Verblödung, die Dynamik einer zunehmend dogmatisch-religiöse Züge annehmenden kollektiven Wahnvorstellung. Das alles spiegelt sich noch heute in den Tabellen und Graphiken des RKI, man muss sie nur genauer lesen.

Was folgt daraus?

Statistik machte es möglich: Mit Hilfe scheinbar objektiver, scheinbar rational begründeter, jedenfalls aber mit imponierendem wissenschaftlichen Gütesiegel versehener Zahlen wurde im besten Deutschland aller Zeiten eine mit jedem Tag grotesker und lächerlicher werdende Pandemievision totalitär durchgesetzt, während alle vom erklärten Dogma abweichenden Meinungen geradezu mit Bienenfleiß ausgeschlossen, geächtet und auf verschiedene Weise – zur Not auch mit Gewalt – zum Verstummen gebracht wurden.

So wie die Söhne Israels in ihrem Kampf um das „Gelobte Land“ über die von Mose in diversen Büchern vorgelegten Zahlen nicht lachen und spotten durften, so auch die Söhne und Töchter Deutschlands in ihrem gemeinsamen „Kampf gegen das Virus“ über die vom RKI in seinen Epidemiologischen Bulletins wöchentlich vorgelegten Zahlen. Sakrosankte Statistik! Auf deine Kraft baute das Corona-Gebrüll ebenso wie das Gebrüll vor den Mauern Jerichos!

Mag es dazwischen (nämlich zwischen biblischem und postmodernem Gebrüll) auch Zeiten gegeben haben, in denen der abendländische Kulturmensch einen sehr viel glücklicheren Umgang mit Zahlen pflegte, so scheint uns momentan eher unsicher, ob diese Zeiten so bald wiederkommen. Was sich im historischen Rückblick zeigt ist doch dies: Die statistische Methode konnte ihren gesellschaftlichen Nutzen immer nur dann entfalten, wenn sie bewusst als Waffe gegen Religion, Aberglaube und ideologische Verblendung eingesetzt wurde. Während sie in genau dem Maße unnütz zu werden droht, wie sie selbst zur Religion bzw. zum Religionsersatz verkommt.

Joachim Wink

Dr. Joachim Wink ist romanistischer Literaturwissenschaftler und forscht zur frühneuzeitlichen Religions- und Herrschaftskritik. Veröffentlichung mehrerer wissenschaftlicher Bücher.
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11 Kommentare

  1. MSM-Gehirnwäsche-update:

    im MoMa wurde heute die Sterbehilfe diskutiert. der Zielgruppe wird dazu der Doppelselbstmord der Kesslerzwillinge als Vorbild präsentiert.
    was die Sache so lecker macht: die hatten jemanden vom Ekelrat als Gast, der erklärte, wie die moderne Form der ‚freiwilligen‘ Euthanasie im Einzelenen abläuft. – dank ihrer tatkräftigen Mittäterschaft am mRNA-Holocaust nur folgerichtig

    die Goebbels-journaille ist voll mit der PR-Nummer:
    https://duckduckgo.com/?q=moma+ethikrat+kessler+zwillinge

  2. Nun kann der Zählwut der Handel treibenden Menschen in der frühen Bronzezeit eines auf die Habenseite geschrieben werden: Sie haben die Schrift erfunden, um die gezählten Güter aufzulisten. Wohl eher als Gedächtnisstütze, denn als phantasievolle Übertreibung für denn sonntäglichen Gottesdienst.

    In der Ära des Covidtiums illusoris wurde deutlich, dass die durchschnittlich zehnjährige Ausbildung der mathematischen Fähigkeit, Zahlen zu erkennen und ihre Plausibilität einzuordnen, nur unzureichend gelehrt wurde und wird. Liegt wohl an dem vom Autor beschriebenen Glaube an Zahlen und nicht der Berechenbarkeit oder dem Bezug zu Fakten, die ja auch nur noch Möglichkeiten sind.

    Der postfaktische Mensch lebt also weiterhin mit der Zahlenmystik (was bei der Beurteilung der Bedeutung des eigenen Lebensalters weitläufig zutage tritt), derer sich der moderne Mensch allzu gerne unterwirft. Denn der unverrückbare Glaube gibt hier mehr halt, als ein sich veränderndes Wissen. Und fühlt sich auch besser an.

    Das mag man, wie der Autor, landläufig beklagen, unterschlägt dann aber, dass die wenigen Wissenden schon damit umzugehen wissen – zuerst zu ihrem Vorteil, geschenkt, aber letztendlich zum Vorteil aller. Oder auch nicht.

    Weiter hat das Schreiben und Sprechen eine höhere Mehrdeutigkeit als das Zählen (Hauptsache mehr!), dem wollte das Zählen wohl nicht nachstehen und bot sich an, ins Unendliche zu gehen. Gerade bei den zukünftigen Rüstungsausgaben gut zu beobachten. Trotzdem ist die Enttäuschung bei einem gebrochenen Versprechen weiterhin größer, als bei einem phantasievollen Verzählen. Verzeihung, vielleicht ist es auch Erzählen.

  3. Eine der dringensten Lehren aus der „Pandemie“ sollte sein:

    „Traue nur der Statistik, die Du selbst interpretieren kannst.“

    In der Enqueté-Kommission des Landes Brandenburg sind dazu zwei Experten aufgetreten.
    Prof. Krüger war bis 2016 Chef des Institutes für Virologie an der Charité Berlin und wurde von der CDU nominiert.
    Prof. Antes hat die evidenzbasierte Medizin wie kein anderer in D gefördert und wurde vom BSW eingelden.
    Beide Vorträge sind auf dem Youtube-Kanal des „Erbsenzählers“ Marcel Barz anzusehen.
    https://www.youtube.com/watch?v=9eLOrRywtUI
    https://www.youtube.com/watch?v=vUHTaxhDUXc

    Es gibt noch viel zu viele Innumeraten (https://de.wikipedia.org/wiki/Zahlenanalphabetismus) in Deutschland.

  4. Buchführung ist wohl der Beginn jeder Schriftkultur.
    Fehler gibt es dabei nicht erst seit der Stimmauszählung von Bundestagswahlen. Die Diskrepanz zwischen den notierten Zahlen und der Wirklichkeit kann deshalb auch als Macht definiert werden. Nicht nur die katholische Kirche, sondern auch der Adel verbrieften sich nicht selten selbst ihre hoch herrschaftlichen Rechte. Die Wissenschaft war einst der Versuch, dem keinen Glauben mehr zu schenken und einem jedem zu gestatten penibel nachzuzählen. Doch Klima und Corona haben uns gelehrt, dass das Pendel längst wieder umgeschlagen ist. Wer nachzählt ist ein Ketzer im Angesicht der von den Kanzeln der Massenmedien verkündeten Wahrheit. Er wird geächtet und um die Existenz gebracht.

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