Friedensstiftung als Feindpropaganda: Abwege einer moralisierenden Politik

bearbeiteter Screenshot; alter russischer Panzer, dessen Rohr auf die russische Botschaft zielt; Berlin, 24.2.2023
bearbeiteter Screenshot; alter russischer Panzer, dessen Rohr auf die russische Botschaft zielt; Berlin, 24.2.2023

Wer steht hier eigentlich rechts, die Friedensfreunde oder die Kriegstreiber? Ein Rückgriff auf Carl Schmitt, den Kronjuristen Hitlers, zeigt, in welches Fahrwasser Politik und Medien zurzeit geraten.

„Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns“: Diese biblische Empfehlung, die Welt in schwarz und weiß einzuteilen, feiert fröhliche Urstände. Nun gibt es nur noch solche, die den Anschauungen der politischen Klasse Folge leisten, und jene, die es nicht tun, die bösartig, auf jeden Fall schwerwiegend irren. Es sind dies: Querfrontler, Putin-Trolle, Rechtsradikale, Lumpenpazifisten oder mindestens fragwürdige Dummköpfe, die Putins Propaganda auf den Leim gekrochen sind. Vor allem aber gibt es Moralische und Unmoralische. Die einen wenden sich mitleidsvoll den geplagten Menschen der Ukraine zu und helfen, wo sie können, die anderen bagatellisieren, dass dort Schlimmes passiert und fordern Frieden, wo doch nur der Krieg jetzt dem Unrecht wehren kann.

Somit gilt eine deutliche Einteilung: hier die Rechtschaffenen, die empathisch Mitfühlenden, die Guten, dort die Kalten, die Wegschauer, letztlich also die Bösen.

Nicht nur an der ukrainischen Front, auch in Deutschland ist nun dem Bösen zu wehren. Eine Kampfzone gibt es jedenfalls auch hier. Und ist eine solche Zweiteilung auch eine alte Leier, denn immer wird in Kriegszeiten auf diese Weise polarisiert; die uralte Propagandamethode wirkt noch immer. Gerade die tausendste Wiederholung verbürgt ihre Effektivität. Denn auch Unsinn wird zum Sinn, sofern man ihn nur oft genug hört.

Querfront allerorten

Die durch Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht angestoßene Demonstration am 25. Februar war ein erneutes Beispiel. Die Mainstream-Medien, allen voran die öffentlich-rechtlichen, überschlugen sich darin, die Welt nach ihrem Gusto zu ordnen. Kaum bekümmert um Realitäten verkündeten sie die von der politischen Klasse vorgezeichnete Weltsicht. Der Schreckensruf lautete: Querfront! Alle Kanäle meldeten: Achtung Querfront! Querfront wohin man auch blickte. Jede Friedenstaube auf den Fahnen der Demonstrierenden symbolisierte: Querfront. Jeder Satz der Rednerinnen und Redner bedeute lediglich eines: Querfront!

Nun könnte eine „Querfront“ auch etwas Wünschenswertes sein, denn wer rechts ist, rückt vielleicht weiter nach links, eine vernünftige Mitte bildet sich heraus. Freilich war das nicht gemeint. Den Medien ging es um die Etablierung einer einheitlichen Negativkategorie, die es abzulehnen gilt. Daher schwingt bei „Querfront“ etwas viel Schlimmeres mit, denn Querfrontler sind im Grunde Rechte. Sagen wir es deutlicher: Rechtsradikale. Und diese wiederum sind Nazis. Von ein paar Dummen und Verführten einmal abgesehen, waren –  geht man mit der Intention dieser Suggestionen – letztlich alle, die da demonstrierten, Neonazis. Jedenfalls ist diese Assoziation nicht gänzlich verboten, sie lenkt ein gutes Stück in die gewünschte Richtung.

Polare Realität

Schauen wir einmal auf das Verfahren einer solchen Kategorisierung. Was geschieht da genau? Die medial erzeugte „Realität“ ist gewissermaßen binär: Es gibt nur zwei Kategorien. Die Guten und die Schlechten. Von wem – so können wir weiter fragen – wurde diese Art Zweiteilung der Welt mit besonderer Konsequenz angewandt? Richtig: von den Stalinisten und in Deutschland in erster Linie von den Nazis. Deren gesamtes System basierte auf der binären Reduktion aller Differenzierungen auf die Zweiheit.

Nur die eigene Sicht auf die Welt absolut zu setzen und ansonsten Feinde zu entdecken, das war faschistische Gepflogenheit. Zerstörer, Wühlmäuse, Verblendete, Kollaborateure, Defätisten, fünfte Kolonnen zu identifizieren, war geradezu das Merkmal derartiger Systeme. Wo offene Debatten, wo der Diskurs als hinderlich galten, wo hinter jedem Gegenargument der böse Feind zu lauern schien, da war jeder Realitätsbezug kaputt. Die Wirklichkeit wurde gewissermaßen halbiert und die verbliebene Hälfte galt als Nonplusultra. Bis dann alles kollabierte.

Propaganda und Public Relations

Die binäre Sicht auf die Welt ist vor allem mit dem berüchtigten Nazi-Staatsrechtler Carl Schmitt verbunden. Bei ihm lässt sich genauer zeigen, wohin solche Polarisierung führt.

Schmitt gilt als der „Kronjurist“ Hitlers. 1934 rechtfertigte er die von Hitler befohlene Mordaktion an der Führungsmannschaft der SA als staatstragend. Nach Carl Schmitt bringt es nichts, über politische Angelegenheiten zu debattieren. Für und Wider, Argument und Gegenargument sind sinnloses Hin und Her und führen, gesamtgesellschaftlich gesehen, ins Chaos. Im Übrigen kosten sie Zeit. So kann man keinen Staat machen. Den Parlamentarismus lehnte Schmitt daher als überholt ab. Nach seiner Meinung müsse der „Souverän“ von oben her entscheiden, was richtig und was falsch ist. Anschließend müsse ein einheitlicher Volkswille erzeugt, also künstlich hergestellt werden – vor allem durch Propaganda, die man nicht unbedingt so nennen muss.

Denn Ähnliches hatte man auch bereits in den USA entdeckt. Ein gewisser Edward Bernays hielt die Debattendemokratie für unfähig, zu Entscheidungen zu kommen. Entschieden wird auch nach seiner Auffassung ausschließlich ganz oben. Die unten müssen überredet werden mitzumachen. Ihre Rolle ist die von Stimmvieh und Mitläufern. Sie dazu zu bekommen, hieß bei ihm Public Relations. Kein Trommelfeuer von Slogans war gemeint, eher eine sanftes Nudging, wie man das heute nennt.

Carl Schmitt sah die Angelegenheit, wenn man so will, etwas zackiger: Zunächst geht es um die Einteilung der Bürgerinnen und Bürger in Freunde und Feinde. Sind die Feinde identifiziert und ausgeschaltet, sagen wir in ein Lager gesteckt worden, gibt es nur noch Freunde. Nun ist die wahre Demokratie entstanden, denn wo sich alle einig sind, sind Regierte und Regierende identisch. So kommt Schmitt zu der überraschenden Schlussfolgerung, dass Diktatur und Demokratie genau das Gleiche seien. „Diktatur ist ebenso wenig der entscheidende Gegensatz zu Demokratie wie Demokratie zu Diktatur“, schrieb er.1

Bis dahin ist allerdings ein ordentliches Stück Arbeit zu leisten. Wer sich nicht auf Kurs befindet, muss deutlich stigmatisiert werden. Nörgler und Troublemaker sollen sich ins Privatleben zurückziehen. Ansonsten bleibt nur noch die Verhaftung, „Schutzhaft“ nannte man das, die diktatorische Demokratie oder demokratische Diktatur, sie müssen geschützt werden.

Willkür als Norm

Nun ja, das war einmal, und niemand sollte behaupten, die Bundesrepublik Deutschland sei ein faschistisches Land. Aber ist es denn vollkommen ausgeschlossen, dass manches, was einmal war, verändert und angepasst zurückkehrt? “Wehret den Anfängen!“ Das heißt doch, dass sehr genau hingeschaut werden, mit vielem gerechnet werden sollte. Edward Bernays etwa war kein Faschist, aber ein Demokrat im freiheitlichen Sinn eben auch nicht.

Schauen wir noch einmal bei Carl Schmitt nach. Der staatliche Souverän entscheidet, so Schmitt, von oben, was die unten zu tun haben. Die Feinde sind hinter Schloss und Riegel. Man hört nichts mehr von ihnen, Verwirrungen durch Gegenargumente bleiben aus. Die Welt hat sich beruhigt. Es existiert nur noch die Einheitssicht. Aber welche ist das? Die Einheit der Bevölkerung ist hergestellt, aber welche Einheit?

Hier liegt nun der entscheidende Unterschied zum Parlamentarismus, den Carl Schmitt bekämpfte. Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, das wusste auch Schmitt. Wenn niemand die wahre Weltsicht hat, ist alles Entscheiden Willkür. Schmitt war Nihilist.

Das heißt, er glaubte an gar nichts. Schon gar nicht an Humanität oder an Menschenrechte. Wohin soll sich ein Staatswesen bewegen? Welches politische Programm ist ein gutes? An welchen Maßstäben sollen sich politische Entscheidungen orientieren? Ein Nihilist kann darauf keine Antwort geben. Alles ist richtig, Hauptsache, es kann durchgesetzt werden und alle machen mit. Schmitt nennt dieses Verfahren „Dezision“. Der Dezisionismus – so die Bezeichnung für Schmitts Ansatz, der immer noch Gefolgschaft findet – beendet das Chaos der Meinungen. An die Stelle von Rede und Gegenrede setzt er die ordnungsstiftende Tat.2 1934 war das Hitlers Mord an seinen SA-Rivalen.

Moral als Zündstoff

So weit, so faschistisch. Was hat das mit heute zu tun? Feinde zu entdecken, war bereits während der Corona-Phase ein großes Thema. Feinde, Covidioten vor allem, wurden deutlich stigmatisiert. Das war schon ein wenig Carl Schmitt. Fast lässt sich dieses Manöver während der Pandemie als eine Art Vorübung betrachten, die unter veränderten Vorzeichen nun ein weiteres Mal durchexerziert wird.

Und wie während des ersten Durchlaufs wird auch die Angst instrumentalisiert, die Menschen nun einmal haben, wenn eine Infektion rund läuft oder ein Krieg unweit der Grenzen tobt. Damals wie jetzt setzt man aber vor allem auf die Moral. Moral ist jener Zündstoff, der die Polarisierung zur Explosion bringt. Moralisch ist es, Waffen zu liefern, moralisch den Außenfeind anzuprangern, permanent und ohne Unterlass. Und wie schräg es auch für manche Ohren immer noch klingen mag, dass nun Tötungsgeräte Leben retten und Verhandlungen plötzlich sinnlos sind –, wird nur fleißig umkodiert, ist heute weiß, was gestern schwarz war. Auch das ist Carl Schmitt und Edward Bernays lässt grüßen.

Links und rechts – Kategorien im Zerrbild

Was aber ist mit dem Stigma, der Feind stehe rechts?  Mit „rechts“ und „links“ geht zurzeit schier alles durcheinander. Links (auch „liberal“): das war einmal die Überzeugung, dass über politische Grundsatzfragen ein Austausch stattfinden sollte. Gründe und Gegengründe sollten abgewogen werden. Für und Wider sollten dabei eine Rolle spielen. Das bessere Argument sollte siegen, Kompromiss sollten verbinden. Das ist vorbei. Wer Gegengründe vorbringt, wird abgewertet, nach Möglichkeit mundtot gemacht. Jedenfalls soll er schweigen.

Links, das hieß auch: Antimilitarismus, Kriege sollten vermieden oder baldmöglichst beendet werden. Verhandlungen galten als anstrebenswert. Und seit 1945 war es auch links, vor dem Atomkrieg zu warnen. „Kampf dem Atomtod“ hieß das einmal. Das ist alles vorbei. Krieg ist wieder „in“, das steigende Risiko atomarer Vernichtung wird ausgeblendet. Keinen soll es kümmern.

Dagegen steht rechts. Wer den „Neusprech“ vermeiden will, sich an älteren Einordnungen orientiert, fragt sich, wo etwa die Ampel-Koalition steht? Oder vielleicht Frau Strack-Zimmermann. Eher links oder eher rechts? Wo steht Herr Hofreiter, der grüne Waffennarr? Mit welchem Recht jedenfalls wird eine lästige Opposition auf der Straße oder sonst wo beharrlich in die rechte Ecke gedrängt? Und das von Leuten, die sich vielleicht eher rechten Vorstellungen verpflichtet fühlen, als diejenigen, die sie bekämpfen?

Es kann nur einen einzigen Grund geben: Man will sich Opposition vom Hals schaffen, indem man ihre Vertreter zu Feinden erklärt. Zwar sind die politischen Entscheidungen, die dem zugrunde liegen, durchaus fragwürdig und sollten unbedingt auch befragt werden. Aber es geht um Dezision im Schmittschen Sinn. Vielleicht um Übernahme von Entscheidungen, die woanders getroffen wurden und schon deshalb nicht diskutiert werden sollen. Demokratie aber geht auf jeden Fall anders.

Armes Vaterland!

 

1 Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, 1926, zit: Kurt Sontheimer, Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, Studienausgabe, München 1968, S. 173.

2 Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen. Synoptische Darstellung der Texte. Im Auftrag der Carl-Schmitt-Gesellschaft hrsg. v. Marco Walter, Berlin 2018, S. 76.

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32 Kommentare

    1. Wer nicht gegen uns ist, ist für uns oder wer gegen uns ist, ist für uns?
      Ich habe auch schon öffters in dem Buch gelesen und kann mich auch nicht an diesen Satz erinnern.
      Aber altes und neues Testament sind ja teilweise zwei verschieden Welten.

    2. Hans Herzfeld
      Armes Deutschland

      Der Habeck doof,
      Die Baerbock ist besoffen.
      Sie schreien nach Krieg,
      Die Grünen wieder da.
      Die Klimakatastrophe – Gestern noch betroffen.
      Heut woll’n sie Russland ruinieren, klar!

      Die GAF soll weg
      Nach Stammheim in den Knast.
      Oder die Front,
      Wo Krieg für sie real.
      Junge Soldaten lassen dort ihr Leben.
      Warum nicht Kriegstreiber endlich einmal?

      Strack-Zimmermann,
      Die Waffenlobbyistin.
      Selensky strahlt,
      Milliarden kommen an.
      Amerika macht riesige Profite,
      Die Ukraine kämpft – bis zum letzten Mann.

      Ne Gasleitung
      Ist in die Luft geflogen.
      Der Olaf glotzt.
      Hat nichts dazu gesagt.
      Die Russen waren’s selber, tönt gleich der Westen.
      Versprochen hat’s Joe Biden und das am selben Tag.

      Die Presse schweigt
      Zu all den klaren Fakten.
      Ukraine gut,
      Obwohl total korrupt.
      Die „vierte Macht“ denkt, WIR sind die Beknackten.
      Sie selber haben sich als Lügener entpuppt.

      Armes Deutschland!
      Das hast du nicht verdient.
      Bist selber schuld.
      Die Bildung zählt nichts mehr.
      Regierung zeigt sich völlig überfordert.
      Und plappert ständig, „Noch mehr Waffen her“.

      Entschuldigt mich.
      Habe sie auch gewählt.
      Hätt ich gewusst,
      Wie deren wahrer Plan.
      Waren denn Panzer jemals Friedensengel?
      Ich könnte kotzen – nicht nur dann und wann.

  1. Traurig vor allem, das die Dezisionisten wieder einmal so umfassend erfolgreich sind.
    Und das obwohl nur Wenige „Ausgelagert“ wurden, die Desinformation reicht vollkommen aus.

  2. Abwege einer moralisierenden Politik“ – passt irgendwie nicht zur Metapher vom „Fahrwasser, in welches Politik und Medien zurzeit geraten„. Denn, auf Abwegen in den Faschismus, »(das) war ja einmal, und niemand sollte behaupten, die Bundesrepublik Deutschland sei ein faschistisches Land«, auch wenn der vom Fahrwasser vorgegebene Kurs erkennbar in diese Richtung führt, möchte man an das Gute glaubend annehmen, die zum Wohle der Allgemeinheit und vielleicht ganz besonders zum Staatswohl moraliserende Politik führt nur zeitweilig weg, vom sicheren Hafen der europäischen Demokratien ins nationale Fahrwasser, auf dem deutschen Seelenverkäufer mit sozialdemokratischem Klabautermann als Kapitän, der vom Ausguck ausgerechnet Jemand »Armes Vaterland« stöhnen hört, was der Mannschaft wohl wie zum Signal des „weiter so“ erscheint, können ja nix dafür, dass Deutschland wieder so „stark“ (wirtschaftlich, dank autoritärer Bürokratie) wurde. Mit Verlaub.
    Armes Europa!

  3. Sehr gute Analyse. Aber das auch da wieder auf die völlig verkommenen Kategorien „politisch links“ versus „politisch rechts“ Bezug genommen wird. Diese Kategorien sind so etwas von wertlos. Außer für die Spalt-Agenda der Herrschenden. Dafür sind sie Gold wert.
    Erst wenn dieser Schwachsinn überwunden wurde, erst wenn sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass es nicht um „links“ oder „rechts“ sondern einzig um „oben“ oder „unten“ geht, können sich die Gesellschaften wieder weiterentwickeln. Es geht auch nicht um „Kommunismus“ oder „Sozialismus“ versus „freier Markt“ (der niemals irgendwo je existiert hat, und heute weniger denn je) oder so, sondern es geht einzig darum, dass einzelne Personen oder Gruppen keine überbordende unkontrollierte Macht erlangen und ausüben können dürfen. Und genau das ist aber unser Problem. Superzigmultimilliardäre und Hochfinanzmagnate sind unser Problem. Und deren Heerscharen von Einflusskräften allerorten. Und deren effektives Bemühen die Gesellschaften nach ihrem Bilde und einzig zu ihrem Frommen zu formen.

    1. Mit Klassenanalyse wird ein Schuh draus. Wir erleben derzeit (insbesondere seit Corona) einen Angriff der Klasse der Monopolkapitalisten. Dass die nicht-monopolistischen Klassen, namentlich Arbeiter und nicht-monopolistisches Bürgertum beginnen, sich zu wehren, ist da nicht verwunderlich. Dass dabei nicht alle ein ausgereift „linkes“ Weltbild haben, versteht sich von selbst. Politische Weltbilder formen sich erst in der konkreten Auseinandersetzung miteinander und mit den herrschenden Kräften, es kommt zu Informations- und Erfahrungsaustausch, Schärfungen des Bewusstseins und zu Solidaritätserfahrungen, etc…
      Lesetipp:

      Beitrag von Kurt Gosseiler:
      Über Wesen und Funktion des Faschismus
      https://linksunten.indymedia.org/de/system/files/data/2017/04/1866644481.pdf

      Am Ende geht es nicht um Markt- oder Planwirtschaft, bzw. „Abschaffung des Kapitalismus“, es geht um Macht und Gegenmacht, und um die Befähigung der Bevölkerung, ihre allgemeinen Interessen gegen einen von wenigen Superreichen organisierten „Deep State“ durchzusetzen. Dazu ist einerseits Wissen notwendig, andererseits die Fähigkeit, sich kollektiv zu organisieren und zu solidarisieren. Das wird nicht funktionieren, ohne dass alle einen Beitrag leisten, Zeit und Geld für ein gemeinsames Ziel investieren. Und hier besteht aus meiner Sicht jedoch noch viel Diskussionsbedarf und Verhandlung zwischen jenen, die sich „links, sozialistisch“ bzw. „rechts, konservativ, freiheitlich“ verorten, bis sie zusammengehen und gemeinsam etwas bewirken können.

    2. …dem kann ich nur beipflichten. Ich empfehle einfach, im Kreis zu denken – z.B. einem „parlamentarischen Vollkreis“. Dort könnten es die extremen Rechten den extremen Linken ggf. sogar von hinten besorgen oder natürlich umgekehrt! Wer wirklich seinen Standort „zweidimensional-bipolar“ festlegen möchte, der prüfe sich wenigstens an hand von ein paar hundert Problemen aus der Encyclopedia of World Problems (https://uia.org/encyclopedia). Dann wird er vielleicht schnell merken, „das Problem ist das Problem!“.

    3. vollkommen richtig auf den Punkt gebracht. Genau das ist der Elefant im Raum in der Berichterstattung. Was nicht weiter verwundert, gehören die Medien doch genau diesen Superreichen.

  4. Gibt’s schon kleine Unterschiede!¡

    Edward Bernays ist Soft Power
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Soft_Power

    Carl Schmitt steht für Hard Power, in der Politik ist harte Macht der Einsatz militärischer, wirtschaftlicher Mittel und Gesetze, um das Verhalten der Gegner (Menschen) zu beeinflussen.

    Beides zusammen ist Smart Power, aktuelles Beispiel ist Nordstream 1&2
    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Smart_power oder https://de.m.wikipedia.org/wiki/Big_Stick

    Ganz einfach :
    “ Sprich sanft und trage einen großen Knüppel, dann wirst du weit kommen „

    1. Das Konzept „Smart Power“ stammt übrigens von Suzanne Nossel, damals als Managerin beim deutschen Bertelsmann-Konzern beschäftigt… https://www.foreignaffairs.com/articles/united-states/2004-03-01/smart-power

      Allerdings beansprucht auch Joseph Nye, Vorsitzender der amerikanischen Gruppe der Trilateralen Kommission (einem Ableger der berüchtigten Bilderberg-Gruppe), den Begriff erfunden zu haben: https://en.wikipedia.org/wiki/Smart_power

  5. „[…]Auch das ist Carl Schmitt und Edward Bernays lässt grüßen[…]“

    Gute Analyse, die zutreffend sein könnte. Ich warte jetzt noch auf die Analyse des Philosophen der Nazis Sprüche wie diese „Gelobt sei was hart macht.“ – schenkte, Friedrich Nietzsche (der Philospoph wird heute noch, auch bei „linken“ verehrt, aber die wenigsten wissen, dass dessen Schwester eine glühende Anhängerin Adolf Hitlers – der ein Fan von Nietzsche war, würde man heute sagen – gewesen sein soll).

    Nietzsche selber kann man übrigens getrost nicht schwarz-weiß ansehen sondern grau. Er lebte längst nicht mehr als Hitler an die Macht kam, sondern war längst tot, in einem Irrenhaus gestorben, aber seine eigene Schwester verkaufte Nietzsches Sprüche und Philosophie, aus „seinem Nachlass“, an Hitlers Nazis – die markigen Sprüche, die so mancher NSDAPler, SS-Mann oder SA-Mann abließ kamen von Nietzsche….wie oben erwähnt, und heute wird eben dieser „umstrittene“ deutsche Philosoph – aus Unkernntnis dieser Sache? – immer noch in humanistischen, oder atheistischen bzw. religionskritischen
    Kreisen zitiert.

    Nietzsche war auch ein „Rassen“anhänger, aber das war weil er ein Kind seiner Zeit war, sollte aber dennoch nicht unter den Tisch gekehrt werden, da viele seine Sprüche heute noch von Neonazis bzw. Faschisten zitiert werden….

    Ob auch Carl Schmitt ein „Fan Nietzsches“ war weis ich gerade nicht, aber es könnte durchaus sein, da er eben sehr beliebt war – in diesen Kreisen vor 1933 – 1945, und danach auch…..

    Hier mal ein Porträt von Friedrich Nietzsches Schwester:

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/ihr-wille-zur-macht-5236459.html

    Gruß
    Bernie

    1. Kontaktschuld und gefährliches Halbgoogeln, Bernie bleib lieber bei deinem Warporn!

      Deine Empörung ist ein schönes Beispiel für kleinliche Sklaven-Moral !!!

      Gruß Ich glaub nicht an Gott, aber die Götter glauben an Mich 😉

      1. @Jock the Prepper

        *grins* Hab ich da einen „Nietzschejaner“ ins Mark getroffen?

        Vortrefflicher Sarkasmus deinerseits….*grins*

        Übrigens, der gute alte Nietzsche konnte ja nichts für seine Schwester – wer weis wie der hofiert worden wäre wäre er noch am Leben gewesen als sein größter „Fan“ Deutschland ins „Tausendjährige Reich“ führte…..

        Ja, ich weis „Sklavenmoral“ *grins*—mir fehlt halt der berühmte „absolute Wille zur Macht“….*grins*

        Amüsierte Grüße
        Bernie

        1. Hallo Bernie, als Alpha-Nietzscheaner würde ich mich nicht betrachten, zuviele Makel !¡

          Aber Halbgott geht schon!

          Erhabene grüße der Prepperoni 😎

  6. Es ist keine Überraschung. Denn Menschen entwickeln sich in Phasen. Nach der Pubertät folgt beispielsweise die Konformität. Bereits vor vielen Jahrzehnten wurde erarbeitet, wie sich die Moral des Einzelnen entwickelt.
    In der Wikipedia beispielsweise Stichworte: Lawrence Kohlberg oder Ich-Entwicklung.
    In der Konformität ist das Denken vorwiegend zweiseitig (dichotome) – gut/böse, richtig/falsch, schön/hässlich, … .
    Der Selbstwert wird in dieser Phase vorwiegend durch das Gefühl Zugehörigkeit bestimmt. Dabei wird kontinuierlich die in- und out-group als ‚wir‘ und ‚die anderen‘ definiert – entsprechend gut/böse, richtig/falsch, … .
    Die Konformität kann nicht einfach verlassen werden, denn Phasen Wechsel werden durch die Bewältigung persönlicher Konflikte von dem Einzelnen erarbeitet. Im Fall der Konformität wird beim Versuch sie zu verlassen die Zugehörigkeit zur Bezugsgruppe riskiert.
    Daher ist das aktuelle Verhalten keine Überraschung. Denn es wiederholt sich seit Jahrtausenden. Die Muster können beispielsweise in jeder Dokumentation zur Inquisition nachgestellt werden.

  7. Durch die Reduktion von Schmidt auf nihilistische Willkür wird hier auch wieder ein manichäisches Schwarzweißbild aufgebaut. Man kann Schmidt ähnlich wie Macchiavelli auch als einen Autor lesen, der darüber aufklärt, wie die Dinge wirklich funktionieren. So z.B. seine Kritik am Völkerrecht, welches, indem es den Ausnahmezustand namens Krieg zu verrechtlichen versucht, die Dinge eigentlich verschlimmbessert, indem es z.B. alle Seiten dazu zwingt, Falschflaggenangriffe und Gräuelpropaganda zu inszenieren und alle regionalen Interessenkonflikte zum globalen Harmageddon hochzujazzen. Kommt uns das nciht bekannt vor? Oder auch der Satz „Souverän ist, wer den Ausnahmezustand beherrscht“, der uns zeigt, warum unsere ganzen Oberdemokraten ständig überall nach Nazis jagen und warum unsere wehrhaften Demokraten die Demokratie nur als Vorwand zur Wehrhaftigkeit lieben. Demokratischer Diskurs ist nämlich zum Gähnen. Aufwachen tun die Leute i.d.R. erst dann, wenn man Undemokraten bekämpfen und Ausnahmezustände beherrschen kann.

    1. Schmidts Rechtfertigung des Röhm-Putsches ist wohl auch nicht eine Lehrmeinung sondern dezisionistische Willkür. Er war eben auf Hitlers Wagen aufgestiegen und kam nicht so leicht wieder runter.

  8. Viele „Promis“ stimmen in diese in diese Propaganda ein. Schwarzenegger verweist auf seinen Vater, der sich den Rest seines Lebens als Verlierer fühlte, weil er den Nazis gefolgt war. Ich hoffe, dass es ihm so ergeht wie seinem Vater, dass er erkennt, dass er falschen Propheten nachgelaufen ist, die ihre Hysterien mit Sendungsbewusstsein und Intoleranz durch Zwang und Gewalt nicht nur im eigenen Land, sondern auf der ganzen Welt durchsetzen wollen, und eine Führerrolle für Deutschland beanspruchen. Wer den Grenzkonflikt zwischen Russland und Ukraine zum Anlass nimmt, den Krieg der NATO gegen Russland zu unterstützen, hat nicht das Recht, Befürworter von Frieden und Vernunft als Nazis zu bezeichnen. Übrigens schafften die Nazis mit 33% in der letzten freien Wahl nie eine Legitimation für die Machtergreifung, sondern wurden zwischen dem 30.1.33 und 23.3.33 in gerade mal sieben Wochen durch einen Putsch bürgerlichen Kräfte an die Macht gebracht, bestehend aus Ernennung Hitlers zum Kanzler, Einsetzung des Notstands durch die Reichstagsbrandverordnung und Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz. Daran muss ich denken, wenn in der BRD eine Partei die Agenda bestimmt, die bei der letzten Wahl nicht einmal halb so viele Stimmen wie die NSDAP erzielte, aber von den anderen “bürgerlichen” Parteien zum Motor der Zeitenwende gemacht wird.

  9. Als ich in den 1960ern meine Oma fragte, wie das 1933ff hat alles passieren können, meinte sie: „das war wie ein Sumpf aus dem es für den Einzelnen kein Entrinnen gab.“ Während der Plandemie habe ich diese Aussage erst richtig begriffen und nun hat sich das Ganze noch stark beschleunigt.

  10. Pragmatiker, die sich von lähmenden, spaltenden und inzwischen nur noch destruktiven Links-Rechts-Kategorisierungen nicht aufhalten lassen möchten, könnten es auch mit Sahra Wagenknecht halten: „Nur weil die AfD sagt, dass der Himmel blau ist, soll ich jetzt sagen, dass er grün ist?“

    Letztes Jahr bin ich mit maoistischen Altlinken in der Friedensdemo mitgelaufen, dieses Jahr mit der AfD und anderen „Rechten“ (angeblich war das so, ich habe sie nicht wahrgenommen). So what? Wie es sich gezeigt hat, war das jeweilige Gedankengut nicht ansteckend.

  11. Aus meiner Sicht bedarf es nicht einer Heranziehung von links oder rechts und es bedarf auch nicht der Zitierung von Wem auch immer für eine Bewertung der Vorgänge rund um diese und andere Friedensiniativen und friedenswillige Menschen. Es gab und gibt eine Überschrift und die lautet „Frieden und Diplomatie“. Ich habe das Wort für Wort gelesen, unterschrieben und bin auch dafür auf die Straße gegangen. Ich lass mir das von Menschen, die das offenbar nicht vollständig gelesen oder nicht unterschrieben haben und nicht auf der Straße gewesen sind, nicht umdeuten. Wer für Krieg, Vernichtung und Tod ist kann sich bitte selbst organisieren und sein eigenes Ding machen. Es ist ein absurdes Schauspiel der Demokratie, zahlreicher Medien und der Andersdenkenden im Besonderen, hier so ein unzutreffendes und in hohem Maße unredliches Bild zu zeichnen.

  12. Auch Waldrich haut daneben, wenn er umstandslos die Reaktion auf eine Seuche mit derjenigen auf ein rein politisches Ereignis gleichsetzt. Im Fall der Seuche spielt Ideologie keine Rolle, ebenso wenig wie Moral, dem Seuchenerreger ist es herzlich egal, wen er befällt. Er macht keine Unterschiede zwischen Nationalitäten, Identitäten, Klassen – halt, der sozioökonomische Status spielt allerdings in den meisten Fällen eine Rolle, zumindest wenn der Übertragungsweg durch die Luft verläuft. Denn Ärmere leben dichter gedrängt, oft unter prekären hygienischen Verhältnissen.

    Jedenfalls aber gibt es bei einer Seuche objektiv unbestreitbare Tatsachen, die in keiner Weise von irgendeinem politischen Standpunkt abhängig sind. Der Schutz des Lebens ist auch im deutschen Grundgesetz ein primäres Gut, der Staat ist also verpflichtet, zu reagieren. Wie er es tut, wie er es in den letzten Jahren getan hat, darüber kann man streiten. Von Anfang wurden viele Fehler begangen und später spielten Interessen des nationalen Kapitals eine entscheidende Rolle. Da ist viel Raum für Kritik. Die manichäischen Tendenzen – Schmitt hat den harten Dualismus nicht erfunden -, die in der medialen Diskussion zum Vorschein kamen, bedurften aber keiner staatlichen Induzierung, sie sind ubiquitär, Schwarzweiss-Denken ist sehr bequem und daher beliebt.

    Im Fall des Ukraine-Krieges ist das anders. Man hätte ihn auch behandeln können, wie viele andere bewaffnete Auseinandersetzungen, also Stellungsnahmen ohne oder mit nur marginaler Involvierung. Aber es ist anders, weil der deutsche Staat eben involvierte Partei ist, nicht nur seit einem Jahr, sondern im Grunde seit den späten Neunzigern. Davon wird alles eingefärbt, die manichäische Frontenbildung ist integrierter Bestandteil eines Krieges, natürlich auch schon, wenn er – noch nicht – auf eigenem Territorium stattfindet.

    1. Danke! 👍

      Sie haben mir die Worte aus der Tastatur genommen. Freut mich, dass meine Zustimmung unter Ihrem Beitrag schon erscheint, bevor die ersten Kritiker kommen.

  13. Fast hätte ich es vergessen, der Freiburger Philosoph Heidegger war ja auch ein Nazi, als der Begriff noch nicht so entwertet war wie heute….nur mal so am Rande erwähnt….sollte man wie Hannah Ahrendt auch mal analysieren den guten alten Heidegger…..?

    Gruß
    Bernie

      1. sie hatte bei ihm studiert und dann warnse halt ne ganze weile „mitnander“….ich kenne keine direkte kritik an seinem zeugs/ihm von ihr, aber im gespräch
        https://www.youtube.com/watch?v=J9SyTEUi6Kw

        „…
        Arendt: Sehen Sie, ich kam aus einer rein akademischen Tätigkeit. Und in der Hinsicht hat das Jahr ‘33 bei mir einen sehr nachhaltigen Eindruck gemacht. Und zwar erstens positiv und zweitens negativ – vielleicht sollte ich sagen: erstens negativ und zweitens positiv. Man denkt heute oft, daß der Schock der deutschen Juden 1933 sich damit erklärt, daß Hitler die Macht ergriff. Nun, was mich und Menschen meiner Generation betrifft, kann ich sagen, daß das ein kurioses Mißverständnis ist. Das war natürlich sehr schlimm. Aber es war politisch. Es war nicht persönlich. Daß die Nazis unsere Feinde sind – mein Gott, wir brauchten doch, bitteschön, nicht Hitlers Machtergreifung, um das zu wissen! Das war doch seit mindestens vier Jahren jedem Menschen, der nicht schwachsinnig war, völlig evident. Daß ein großer Teil des deutschen Volkes dahinterstand, das wußten wir ja auch. Davon konnten wir doch nicht ‘33 schockartig überrascht sein.

        Gaus: Sie meinen, der Schock lag 1933 darin, daß die Vorgänge vom allgemein politischen ins Persönliche gewendet wurden?

        Arendt: Nein, nicht einmal. Oder: das auch. Erstens wurde das allgemein Politische ein persönliches Schicksal, sofern man herausging. Zweitens aber wissen Sie ja, was Gleichschaltung ist. Und das hieß, daß die Freunde sich gleichschalteten! Das Problem, das persönliche Problem war doch nicht etwa, was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten. Was damals in der Welle von Gleichschaltung, die ja ziemlich freiwillig war, jedenfalls noch nicht unter dem Druck des Terrors, vorging: Das war, als ob sich ein leerer Raum um einen bildete. Ich lebte in einem intellektuellen Milieu, ich kannte aber auch andere Menschen. Und ich konnte feststellen, daß unter den Intellektuellen die Gleichschaltung sozusagen die Regel war. Aber unter den anderen nicht. Und das hab ich nie vergessen. Ich ging aus Deutschland, beherrscht von der Vorstellung – natürlich immer etwas übertreibend –: Nie wieder! Ich rühre nie wieder irgendeine intellektuelle Geschichte an. Ich will mit dieser Gesellschaft nichts zu tun haben. Ich war natürlich nicht der Meinung, daß deutsche Juden und deutschjüdische Intellektuelle, wenn sie in einer anderen Situation gewesen wären, als in der sie waren, sich wesentlich anders verhalten hätten. Der Meinung war ich nicht. Ich war der Meinung, das hängt mit diesem Beruf, mit der Intellektualität zusammen. Ich spreche in der Vergangenheit. Ich weiß heute mehr darüber …

        Gaus: Ich wollte Sie gerade fragen: Glauben Sie das noch?

        Arendt: Nicht mehr so in dieser Schärfe. Aber daß es im Wesen dieser ganzen Sachen liegt, daß man sich sozusagen zu jeder Sache etwas einfallen lassen kann, das sehe ich immer noch so. Sehen Sie, daß jemand sich gleichschaltete, weil er für Frau und Kind zu sorgen hatte, das hat nie ein Mensch übelgenommen. Das Schlimme war doch, daß die dann wirklich daran glaubten! Für kurze Zeit, manche für sehr kurze Zeit. Aber das heißt doch: Zu Hitler fiel ihnen was ein; und zum Teil ungeheuer interessante Dinge! Ganz phantastische und interessante und komplizierte! Und hoch über dem gewöhnlichen Niveau schwebende Dinge! Das habe ich als grotesk empfunden. Sie gingen ihren eigenen Einfällen in die Falle, würde ich heute sagen. Das ist das, was passierte. Das habe ich damals nicht so übersehen.

        Gaus: Und deswegen lag ein besonderer Wert für Sie darin, aus diesen Kreisen, von denen Sie damals radikal Abschied nehmen wollten, in eine praktische Arbeit zu kommen?

        Arendt: Ja, die positive Seite ist folgendes: Ich gelangte zu einer Erkenntnis, die ich damals immer wieder in einem Satz ausgedrückt habe, darauf besinne ich mich: „Wenn man als Jude angegriffen ist, muß man sich als Jude verteidigen.“ Nicht als Deutscher oder als Bürger der Welt oder der Menschenrechte oder so. Sondern: Was kann ich ganz konkret als Jude machen? Hinzu kam zweitens die klare Absicht: Jetzt will ich mich in der Tat organisieren. Zum erstenmal.
        …“
        https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/arendt_hannah.html

        (für mich is heidegger n äußerst gewitzter wort(be)spieler/lustig, aber wollt halt ganz unbedingt ein furchtbar anerkannter/einflußnehmender philosoph sein…..naja, ….kann mir n „mitnander spaß haben“ der beiden ganz gut vorstellen/verstehen 😉 …..aber was sie da sagt, gilt nunmal für philosophen/innen allgemein, weshalbse wohl so unbedingt drauf bestehen mußt, keine sein zu wollen/zu sein …. = keine rechtfertigungen ersinnen zu wollen….
        https://www.youtube.com/watch?v=_a1nESbq8lU )

  14. Es ist ziemlich gedankenlos, Carl Schmitt – wie übrigens auch Machiavelli – normativ zu lesen. Der Wert ihrer Werke liegt im Deskriptiven. Gerade durch die Brille von C.S. kann man erkennen, auf welchem Pfad die sog. „Linke“, der Woke-ismus, unterwegs ist.
    Die Entwicklung der Psychologie und Soziologie seit Bernays hat die neo-feudale Schicht der Globalisten – die ( i. A.) westlichen Oligarchen – in die Lage versetzt, das Vokabular der Linken und der gerecht Denkenden zu kapern und mit neuen Bedeutungen zu instrumentalisieren. Nicht zuletzt hilft C.S. zu erkennen, dass diese Globalisten dabei sind, unter der Flagge des „Internationalismus“ einen Faschismus (mussolinischen Typs), also einen „Internationalsozialismus“, zu errichten.

  15. Die „Mitte“ ist die größte politische Lüge mindestens unserer jüngeren Zeit wenn nicht sogar der Nachkriegszeit. Dieses Konstrukt, in Frankreich „juste milieu genannt“, ist nichts weniger als die Querfront der kapitalistischen Resterampe Zugerichteter, Motto: …wer jetzt kein´Job hatt´kriegt auch kein´n mehr, wer jetzt noch arm ist, wird es lange bleiben…
    Hier vereinen sich Rechts und noch weiter Rechts mit den „antiintellektuellen Intellektuellen“ der Laufsteglinken und der Eigentlichen, die jeden verabscheuen der „nicht eigentlich genug“ ist.
    Ein Countryclub der Kriegsgeilen in der Golfhose, mit Spezialgrün in der Ukraine.

    1. Wie recht du hast!

      „“ Zum Wahlkampf 1972 in Westdeutschland schrieb Werner A. Perger in der Zeit, dass der Kanzler der sozialliberalen Koalition Willy Brandt bei seinem Amtsantritt das konservative „Juste Milieu“, hier waren die CDU/CSU und deren Verbündete in Wirtschaft und Gesellschaft gemeint, mit den Worten schockiert habe: „Wir stehen nicht am Ende unserer Demokratie, wir fangen erst richtig an.““

  16. Ist ja auch verständlich, dass die Hauptmedien so verleumderisch gegen diese Demonstration hetzen. Wie frustrierend, wenn man ein Jahr lang Kriegspropaganda gemacht hat und sich trotzdem noch so viele Menschen für Frieden einsetzen. Erfolgreich sieht anders aus.

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