
Das Gendern verändert die Gesellschaft tatsächlich. Aber grundlegend anders, als die Genderwilligen es beabsichtigen.
Wer gendert, der verändert – die Gesellschaft. Das sagt uns das Narrativ, entschuldigen Sie: Die Vernunft. Vulgär auch als veröffentlichte Meinung bezeichnet. Denn wer gendert, der denkt an die Frau. Was aber an sich auch schon wieder falsch ist, denn man muss über die Frau hinausgehen, hinwegschreiten, sie sitzen lassen gewissermaßen – wie es über Jahrhunderte traurige Tradition war. Jetzt geht es um mindestens alle Geschlechter, die mensch sich denken kann.
Denn im Gendersternchen liegen alle Geschlechter begraben – was für eine beerdigende Wortwahl. Jedenfalls zeigt der Genderist an, dass er nicht mehr gewillt ist, mit seiner Sprache »This is a Man’s World« anzunehmen. Wer gendert, will besonders sensibel für die Ungerechtigkeiten auf Erden sein. Mit der Sprache fängt er an – und wenn er mal Zeit hat, lässt er sogar noch Taten folgen.
Der Nachbar und seine Scheißtürken
Ich hatte mal einen Nachbarn, der eine unserer anatolischen Nachbarsfamilien nicht mochte. Denn er hatte was gegen Türken. Sie seien laut und aufmüpfig, ihre Speisen würden gotterbärmlich stinken. Außerdem nehmen sie uns – er meinte nicht sich, er war bereits in Rente – die Arbeit und wahlweise die Frauen weg. Überhaupt wollten viele Türken auch nur Sozialhilfe beziehen. Ob sie das täten, während sie uns die Arbeit wegnähmen, traute ich mich nicht zu fragen: Wer bin ich, ganze Weltbilder zu zerschießen? Wieviel Mühsal im Errichten eines solchen doch zuweilen steckt. Mancher braucht ein ganzes Leben!
Die Eltern der besagten Familie haben den Deutschen Arbeit weggenommen, was heißen soll: Sie waren beide berufstätig und die zwei Kleinen, Tochter und Sohn, schätzungsweise 10 und 12 Jahre alt, waren bis in den späten Nachmittag unbetreut. Wissen Sie, was dann geschah? Der Türkenhasser – ich nenne ihn mal so, das Wort ist vielleicht zu hart, er hat nie zum Hass und zu Taten gegen die Leute aufgerufen – nahm sich des Nachwuchses an. Wie es dazu kam, habe ich nie erfahren. Plötzlich kümmerte er sich um die beiden Rotznasen; ja, er schien regelrecht verliebt zu sein. Oje, man muss heutzutage mit jedem Wort aufpassen: Nein, er war nicht so verliebt, wie schlechte Menschen von heute vielleicht glauben wollen. Es waren die verliebten Augen eines Opas, die glänzten, wenn er gebraucht wurde. Und die Kleinen, sie sahen zu ihm auf, wie es nur Enkeln gelingt.
Der Türkenhasser war kein Freund des Genderns. Das war damals auch noch gar nicht so in Mode. Dies taten nur irgendwelche Antifanten, wenn sie sich den schwarzen Hoodie mit der Fusselrolle ausbürsteten und dabei den WG-Plan besprachen. Denen zeigte man aber gemeinhin den Vogel und man glaubte, die würden auch noch erwachsen und dann so sprechen, dass man sich nicht genieren muss. Tja, da haben wir uns getäuscht! Sie wurden leider nicht erwachsen, die Gesellschaft nahm sie sich als Beispiel und infantilisierte sich gewaltig.
Dass der türkenverachtende Nachbar also besonders sensibel gewesen wäre in seiner Ausdrucksweise: Das kann man wirklich nicht behaupten. Scheißtürken: Das war noch die nette Titulierung. Wenn er noch leben sollte, hat er sicher kein Faible für das Gendern entwickelt. Wie ein Großteil der Deutschen generell. Gendern ist der Soziolekt einer kleinen Gruppe von Menschen, die damit vorgibt Gerechtigkeit und Gleichheit zu forcieren. Dahinter steckt etwas anderes, dazu komme ich gleich noch.
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen
Worauf ich zunächst hinauswill ist dies: Wer den Nachbarn nur seinen Worten nach kannte, hätte ihn vermutlich für einen verbitterten alten Mann, einen Spinner oder gar ein riesengroßes Arschloch gehalten – die im aufgebürsteten Hoodie hätten »Nazis raus!« gerufen. Heute schreien das auch Leute im schlechtsitzenden Hosenanzug oder Verfassungsschutzregierungsschützer im Schlips. Nun bestand der Mann nicht nur aus Worten – wie keiner von uns. Wir alle sagen viel und machen auch so einiges. Und manchmal sagen wir dies und machen plötzlich jenes. So war es bei ihm. An was soll man ihn jetzt messen?
Nähme man seine Worte zur Grundlage, wäre der Fall glasklar: Wir verdammen dieses Arschloch, schließen ihn aus, machen ihn sozial unmöglich oder erdrosseln ihn sogar auf sozialer Basis. So einem keinen Fußbreit. Nie wieder ist jetzt! Wir kennen die Parolen. Sie sind Kulturgut in einer an sich kulturlosen Zeit geworden. Er würde vielleicht aus seinem Verein geworfen, dürfte nicht mehr beim Tanztee teilnehmen, weil er sonst die anderen Senioren behelligte oder auf einen falschen Weg lotsen würde, dieser schlimmste Hetzer seit Goebbels. Und keiner würde ihn missen, den bösen alten Zausel.
Vielleicht führte das bei ihm zu einer weiteren, zu einer viel hartnäckigeren Verbitterung. Und er würde sich nun sagen: Jetzt erst recht! Und: Die Türken waren mein Unglück! Verstehen Sie mich nicht falsch, ich fände nicht, dass das eine nachvollziehbare Erwiderung auf das wäre, was ihm da widerfahren ist. Aber Menschen sind nun mal irrational. Jetzt erst recht: In der Sprache unserer Zeit nennt man das: Reaktanz. Wer Menschen als rückständig bezeichnet, weil sie Auto fahren, Fleisch essen oder nicht gendern wollen, der sät im Grunde einen Menschentypus an, der jetzt erst recht Auto fahren, Fleisch essen oder das Gendern vermeiden möchte. Denn niemand will von Leuten bevormundet werden, denen der Moralismus aus jeder Pore sickert. Wer mit solchen Menschen konfrontiert wird, der streikt fast automatisch. Die Reaktanz meines ehemaligen Nachbarn, sie hätte vielleicht dazu geführt, dass er die türkischen Kinder nicht betreut hätte.
Das ist freilich nur eine Annahme. Vielleicht wäre er ja schon im Betreuungsmodus gewesen, während er seine soziale Ächtung erfahren hätte. Seine Taten hätten die, die ihn gecancelt hätten, jedenfalls nicht gesehen. Und wenn sie sie doch irgendwie mitbekommen hätten? Fiele ihre Entscheidung dann anders aus? Versöhnlicher? Schließlich misst man Menschen nach dem, was sie tun – oder?
Modernes Initiationsritual: Wir und Die!
So sollte es jedenfalls sein. Der Rechtsstaat funktioniert im Wesentlichen nach dieser Prämisse. Heute spricht man etwa vom Hassverbrechen. Aber was soll das sein? Hass ist zunächst mal ein Gefühl. Hass ist außerdem nicht selten Ohnmacht. Eine kriminelle Handlung kann Hass nicht sein – denn wenn ein Gefühl verbrecherisch sein soll, könnte das als Nächstes die Liebe treffen. Wollen wir uns auf so eine Gesellschaft zubewegen? Soll das Gefühl, ganz gleich welches, ein Akt sein, der polizeilich verfolgt wird? Hass ist zugegebenermaßen unschön – aber zunächst keine kriminelle Handlung, wenn man daran keine Aufwiegelungen knüpft oder selbst zum Handeln schreitet. Sprich: Wenn man also beispielsweise Gewalt einsetzt.
Geschieht das, dann wird es justiziabel. Und warum? Weil man Taten folgen lässt. Das Subjekt im Rechtsstaat wird an seinen Taten gemessen. Nur das, was getan wurde, zählt wirklich. Worte sind zweitrangig. Die falschen Propheten, so liest man im Evangelium des Matthäus, wird man an ihren Taten erkennen können. Die Unterscheidung zwischen dem, was jemand sagt und dem, was einer tut: Sie hat also ein biblisches Alter und ist bereits lange menschlicher Wissensschatz. Aber wie alles, was der Welt von früher entstammt, gibt es heute bei etlichen einen Drang zur Dekonstruktion und ja – zur Reaktanz: Sie setzen alles daran, die Welt von gestern zu überwinden. Als habe die nur Krieg, Ungerechtigkeit und Hass fabriziert – und nicht zugleich Wissen gesammelt und Werke der Nächstenliebe erzeugt.
Man sollte davon ausgehen, dass diejenigen, die meinen Nachbarn gecancelt hätten, auch mit dem Wissen seiner guten Taten, zum Ausschluss geschritten wären. Denn ihnen zählt die Sprache mehr als das Tun. Für sie ist die Sprache das Mittel, um sich besser verkaufen, besser anpreisen zu können. Mit ihr machen sie Moralmarketing. Wer dazugehören will, muss so sprechen. Gendern ist insofern ein Initiationsritual, um zu denen zu gehören, die erkannt haben, dass eine sensible Sprache den Einsatz ersetzt. Wer so spricht, redet sich ein, dass er schon handelt. Aber was tut er wirklich? Hilft das der Alleinerziehenden, die Arbeit und Kind kaum unter einen Hut bringen soll und jeden Tag neuerdings scheitert? Braucht sie eine sensible Ansprache – oder wäre ihr unsensible Hilfe lieber? Schläft der Obdachlose heute Abend wie ein Baby, weil alle Welt ihn einen Wohnsitzlosen nennt und nicht mehr einen Penner? »Wer die Dinge beim falschen Namen nennt, trägt zum Unglück der Welt bei«, schrieb Albert Camus irgendwo mal. Meinte er das?
Und am Ende geht es doch nur um die einfache Tatsache, dass die Genderisten sich selbst nicht nur etwas Fortschrittliches einreden können, sondern einen Hebel besitzen, mit dem sie sich auf eine Empore heben können. Von der aus schaut man auf die herab, die es nicht so halten. Dass die vielleicht etwas tun, nicht nur reden: Kann ja sein! Kümmert aber nicht. Denn beim Gendern geht es genau darum: Es ist die Simulation aktiver Sprache, die dazu dient, die eigene Passivität zu kaschieren. Am Ende kann ich persönlich nur eines sagen: Mein Nachbar war ein guter Mensch – trotz häufig böser Worte. Wenn alle unsensibler redeten und nächstenliebender handelten: Uns wäre ein ganzes Stück geholfen.
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Sehr, sehr gut Roberto. Du sprichst mir aus der Seele und auch aus dem Herzen.
Auch die meisten meiner Nachbarn und in meinem Umfeld sind solche wie dein „Türkenhasser“. Aber sie wissen, was sich gehört, man kann sich auf sie verlassen. Sie nennen unsern Nachbarn, der schwarz ist, „Neger“, aber sie grüßen ihn freundlich und würden sich sicher gegen jeden wenden, der ihn und seine Familie bedroht. Und sie hätten auch kein Problem damit, wenn der „Neger“ sie „Weißarsch“ nennt. Denn sie haben trotz aller Derbheit Humor, und der fehlt den meisten Genderisten. Die können nicht unterscheiden zwischen derbem Spaß und Feindseligkeit, die sich als bevormundende Fürsorge tarnt..
Man denkt sich nichts dabei – nennt man das.
Ganz anders die Leute, die über alte weiße Männer oder Remigration philosophieren.
Ein Mann namens Ove und sein Gran Torino. So, sind Sie die alten weißen Menschen.
Nicht nur die. Alte Eddie Murphy Filme geben eine gute Idee davon. Oder die „Ruhrpott-Trilogie“ (u.a. “ was nicht passt, wird passend gemacht“). Illustriert top, wie schwachsinnig die sprachpolizeilichen Diktate der woken Faschos sind.
Ein wirklich herausragender, ja brillanter Kommentar!
Noch nirgends sonst habe ich eine so gut herausgearbeitete Kritik an der böswilligen Verwechslung des Redens mit dem Tun gelesen.
Mit der Höhergewichtung der Worte, des Sprechens, der Empfindungen wird automatisch eine Sphäre des Unfreien und des Totalitären betreten. Wenn man in der Geschichte zurückblickt, wird man sehen, dass es hierfür zwar ab und an schon Vorläufer gegeben hat … doch sind es nicht viele. Selbst Zeiten, die ansonsten bei vielen Leuten einen eher schlechten Ruf haben, z.B. das wilhelminische Kaiserreich, waren in dieser Hinsicht liberaler. Glücklicherweise haben sich jene bewussten Vorläuferzeiten regelmäßig als nicht besonders dauerhaft erwiesen. Auch von einem McCarthy hatten die Leute bald genug.
Wem die Beurteilung des Handelns nicht ausreicht, der offenbart, dass er die vollständige Kontrolle über uns will, über unseren Geist, über unser Denken, über unsere Gefühle. Dass wir uns unterwerfen sollen, Sklaven sein sollen.
Toller Satz:
„Denn ihnen zählt die Sprache mehr als das Tun.“
Formulierungen, die man sich notiert:
– Gendern als Soziolekt
– Gendern als Initiationsritual
– Simulation aktiver Sprache
– Moralmarketing
—
Sehr gut auch der Hinweis von @ Miss Information auf den Film „Gran Torino“ und den alten Clint Eastwood.
dito, notiert.
Ea gibt natürlich auch den umgekehrten Fall, also Leute, die gendern und auch ansonsten so einige „woke“ Ansichten haben, aber trotzdem ganz anständige Menschen sind, die nicht gleich jeden verurteilen oder maßregeln wollen.
Sehr schön, volle Zustimmung.
Ich kenne übrigens auch das Umgekehrte: Mein Schwager glaubt, dass er etwas von Politik verstünde – und nicht nur etwas, sondern sogar sehr viel! -, weil sein Kopf vollständig angefüllt ist mit der Weisheit aus ZEIT, Spiegel, Süddeutscher, Tagesschau etc. Diskussionen mit ihm haben keinen Zweck und führen umgehend in Sarkasmus und Streit.
Aber er engagiert sich aufopferungsvoll zunächst für syrische Flüchtlinge, jetzt für ukrainische. Vermutlich würde er auch russischen helfen, wenn es sie gäbe. Und er sitzt in seiner Heimatstadt im Rat. Und macht dort richtig gute Arbeit. Und dafür achte ich ihn, obwohl ich von seinem politischen Verständnis keine hohe Meinung habe.
Übrigens, @Wolfram Wirth: Die Unterscheidung von Wort und Tat gerade in der aktuellen Rechtsprechung ist eines der regelmäßigen Themen der großartigen Dagmar Henn auf RT DE. Das nur als Lesetipp.
WEnn ich „rt.de“ eingebe, kommt- nichts. Als ob ich schneeblind bin.
Seit heute kommt sogar in meinem Firefox ein „Server nicht gefunden“, wenn ich eine korrekte URL eingebe. Das muss diese wertewestliche Rede- und Meinungsfreiheit sein, von der man immer hört!
(Über den eingebauten VPN bei Opera kommt man aber immer noch auf rtde.website)
Kleiner Tipp:
Probieren Sie es mal mit: https://luuul.ru/
Die URL der Seite ist de.rt.com/
Die Schneeblindheit läßt sich duch Simple DNSCrypt, eine kostenfreie kleine Applikation, auflösen.
RT schreibt im Moment selbst, daß sie derzeit wieder besonders heftigen Angriffen ausgesetzt sind. Ich konnte die Website gerade mit Firefox und ohne irgendwelche besonderen Einstellungen unter
https://rtde.me/gesellschaft/202885-in-eigener-sache-rt-de/
erreichen. Auf dieser Seite listen sie einige andere Adressen für die derzeitige Problemlage auf:
https://dert.online
https://dert.site
https://dert.tech
https://rtnewsde.online
Vielleicht funktioniert ja irgendwas davon.
Und weil hier auch der Name Dagmar Henn fiel: Sie hat inzwischen von der russischen Regierung den Bescheid bekommen, daß sie in Russland asylberechtigt ist und rübermachen kann.
Wer hat das eigentlich aufgebracht, dass es unendlich wichtig sei, wie wir sprechen? Denn, so die Behauptung, die Sprache sei es, die das Bewußtsein formt. Meiner Beobachtung nach waren das Linguisten um Noam Chomsky herum. Chomsky hat seine Verdienste, aber in diesem Punkt lag er vermutlich falsch.
Wer gendert jetzt? Das sind die, die schon immer die Frauenrechte im Auge hatten. Die anderen hingegen empfinden es als Umerziehung durch die Hintertür, was man ihnen nicht übel nehmen kann. Das Sternchen hat der AfD Prozente gebracht, das ist dabei heraus gekommen. Wobei eine Verschwörungstheorie, dass genau das die Absicht war, nicht von der Hand zu weisen ist.
Ich bin ja bisweilen Polemiker, was vielleicht schon aufgefallen ist. Als solcher muss ich das Sternchen meiden, denn das setzt jeder Polemik ein jähes Ende. Aber auch im Nichtpolemischen kann es Probleme geben: neulich war zu lesen, es hätten im Jahr 1945 Nationalsozialist*innen den Krieg verloren. Das sind Nazis, würde ich sagen.
Als Linker hat man es nicht leicht. Die anderen haben das Geld, die Presse und die Institute. Man muss halt besser sein als die: man muss überzeugender und fundierter argumentieren. Wozu die Heutigen zu faul sind. Das Sternchen soll’s richten.
Tut es aber nicht.
Ich denke meine Anmerkung ist nötig. Wer Chomsky unterstellt, er gehe davon aus, dass die Sprache das Bewusstsein formt, hat sich vermutlich nicht mit seinen linguistischen Ansätzen beaschäftigt. Der kritische Intellektuelle N. C. ist nicht mit dem Linguisten gleich zu setzen.
Vielleicht hilft folgendes weiter: Der Mensch ist zur Sprache fähig und es gibt Wechselwirkungen zwischen ihrem gesellschaftlichen Gebrauch, dem Individuum und den anderen Individuen. Nach der Geburt beginnt der Mensch seine Sprache zu entwickeln, zu entfalten. Viele bezeichnen diese als Muttersprache. Sie ist aber nicht die Muttersprache, sondern die gesellschaftlich geforderte. Die Muttersprache ist eben NICHT die vom bildungsbürgerlichen Dünkel geprägte, sondern die erfahrene, die von der frühkindlichen Umgebung geprägte, die Sprache die jeder lernt. Außer Menschen mit bestimmbaren körperlichen Unzulänglichkeiten.
Kurz gefasst: Weder die deutsche noch eine sonstige Verkehrssprache sind das, was Nationalisten behaupten: Die „Muttersprache“. Auch wer gut Deutsch kann, hat in aller Regel noch seine Muttersprache, in der ca. 40-60 g schwere, runde oder ovale Teile, mit oder ohne Einschnitte, gebacken aus Weizenmehl unter Verwendung von Hefe unter anderem folgende Namen haben: Semmeln, Laabla, Brödla, Schrippen, Runde, Kaiser, Brötchen, …. . Der Bäcker im Fremdenverkehrsort kann an den verwendeten Wörtern ablesen, woher der Muttersprachler kommt. Der Klang von Henry Kissingers wirklicher Muttersprache war noch in den letzten, öffentlich gesprochenen Aussagen in englischer Sprache vor seinem Tod zu erkennen,
ups, da kann man als Linguist gar nicht anders als sich zu Wort melden:
die Politisierung von Grammatik hat eine Tradition, die im deutschen Sprachraum etwa in die Zeit des Barock zurückreicht, wo eine vor allem literarisch interessierte Elite daran interessiert war, eine überregional verständliche Nationalsprache im Interesse der Herausbildung einer deutschen Nationalliteratur (so wie bei den Engländern und Franzosen) zu erzeugen. Abgegrenzt wurde das Literaturdeutsch als bestes Deutsch naserümpfend von den Dialekten (die aber praktisch alle sprachen), die den unteren und ungebildeten Schichten zugeordnet wurden, über die man gerne herzog. Die politische Verfassung des deutschen Sprachraums war gleichzeitig die Kleinstaaterei, so dass es immer diese beiden politisierenden Moment gab: Abwertung der Sprache der kleinen Leute, und die nationale Mission einer überregionalen deutschen Schriftsprache als Startpunkt für die Herausbildung einer deutschen Kulturnation (der die politische Nation folgen sollte).
Denker jener Zeiten haben übrigens gerne darüber spekuliert, warum ausgerechnet ihre eigene Sprache, wahlweise Englisch, Französisch, Deutsch, sich am besten für die Wissenschaft eignet; das war natürlich pure Sprachideologie, die auf unausgegorenen Mythen über das „Wesen“ ihrer Sprache beruhten. Man findet so was auch noch bis in die 1940er Jahre in linguistischen Texten: das sind voraufklärerische und im Grunde vorwissenschaftliche Vorstellungen von Sprache.
Das 19. Jahrhundert war zunächst die Blütezeit der historischen Sprachwissenschaft. Hier hat die Irrlehre vom Sprachverfall ihren Ursprung, dass bspw. der Abbau von Endungen an Verben und Substantiven eine solche Verfallserscheinung sei. Heute wissen wir, dass wir es da eher mit einem ewigen Kreislauf von Abbau und Erneuerung zu tun haben. Nach der Gründung des deutschen Reichs gab es ein herausragendes wissenschaftliches Interesse an der Erkundung der deutschen Dialektvielfalt. Davon zehren wir heute noch.
Und gleichzeitig entstanden Vereine der Sprachpflege, die sich um die Reinheit der deutschen Sprache sorgten. In diesem Kontext entstand die absurde Idee, dass menschliches Denken durch grammatische oder andere rein formale Aspekte der Sprache gelenkt würde – wenn es nicht so wäre, müsste man sich um die Verwendung von Fremdwörtern ja auch keine Sorgen machen, weil sie genauso gut wären wie einheimische. Ein, wenn nicht DER Protagonist sowohl der Sprachpflege wie des sogenannten Sprechdeterminismus ist Leo Weisgerber, mit dessen Vita sich jeder vertraut machen sollte, der meint, dass man sich mit dieser Auffassung in guter, progressiver Gesellschaft befindet. In dessen Denke ist es nicht das Individuum, das die deutsche Sprache zum Denken benutzt, sondern es ist buchstäblich die deutsche Sprache, die Muttersprache, die im deutschen Menschen denkt.
Populär wurde dieses Denken allerdings international als „Sapir-Whorf-Hypothese“ (und hat mit Chomsky einfach gar nichts zu tun, und zwar so sehr nichts, dass man aus seinem linguistischen Ansatz weder ein pro, noch ein contra ableiten könnte), zurückgehend auf Benjamin Lee Whorf, einen Schüler von Edward Sapir (der mit der Hypothese tatsächlich nichts zu tun hatte). Sapir erwarb sich riesengroße Verdienste im frühen 20. Jahrhundert bei der Erforschung der indigenen nordamerikanischen Sprachen und damit einhergehend der Weiterentwicklung linguistischer Analysemethoden. Die Herausforderungen an die linguistische Methodik der Zeit waren enorm, weil diese Sprachen Eigenschaften haben, die sie von den europäischen, an denen die linguistische Methodik entwickelt wurde, sehr stark unterschieden. In der Regel schickte Sapir für diese Forschung seine Schüler in die Reservate, so auch Benjamin Whorf, der aus dieser Beschäftigung die sehr weitreichende und eher ideologische als wissenschaftliche Ansicht mitbrachte, dass diese Kulturen und ihre Sprachen, in diesem Fall die der Hopi, so anders seien, dass wir völlig andere wissenschaftliche Modelle, sogar in der Physik, hätten, wenn sie in der Hopi-Kultur entstanden und mit deren Sprache formuliert worden wären. Was Whorf für Aktivisten von heute anschlussfähig macht, ist seine massive antikolonialistische Rhetorik. Er hat sich die Nöte der indigenen Nordamerikaner wirklich zu eigen gemacht und ging mit den Europäern und deren Kolonialismus sehr hart ins Gericht. Weniger bekannt ist sein aktivistischer religiöser Fundamentalismus und seine Ablehnung der Evolutionstheorie.
Die ideologische Klammer zwischen Weisgerber/Whorf, Postmoderne und Wokismus ist die Verabschiedung des freien Individuums, dem es möglich ist, sich aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit zu befreien, kurz: ideologisch steht hier die ganze Aufklärung auf dem Spiel. Identitätspolitik ist die Aufgabe von Identität (die ja nur Individuen zukommt) und deren Ersetzung durch grobe Gruppenmerkmale (Hautfarbe, Geschlecht …), wodurch das Individuum mit all seinen Rechten und Pflichten gleich mit entsorgt wird. Willkommen im Mittelalter.
In wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Beiträgen pro Gendern findet man sehr häufig einen positiven Bezug zur sog. Sapir-Whorf-Hypothese (eigentlich müsste es Weisgerber-Whorf-Hypothese heißen), aus der man auch die Art von moralisierender Rechtfertigung ableitet, die Roberto de Lapuente hier beschreibt („man denkt nur an Männer“ etc.). Einerseits kann als linguistisch gesichert gelten, dass diese Hypothese eine maßlose Übertreibung ist und dass sie die Relevanz der Sprache für das Denken völlig schief und falsch darstellt.
Andererseits ist es leider so, dass aus den Sozialwissenschaften und der Psychologie oder auch anderen Disziplinen heraus immer wieder mit linguistischem Halbwissen gefütterte „Forschungs“ansätze entstehen, die die Mystik von Weisgerber und Whorf nicht durchschauen und sich positiv darauf beziehen, als ob es gesichertes Wissen wäre. Die Forschung zu geschlechtergerechter Sprache gehört auch in diese Rubrik. Leider gibt es auch viele Linguisten, die aus ihrem eigenen Aktivismus heraus diesen Zirkus mitmachen.
In NRW ist die Sapir-Whorf-Hypothese aktuell übrigens Oberstufenstoff in Deutsch.
Wahrnehmen – Analysieren – Erkennen – Denken – Reden – Handeln – Beibehalten – Verbessern – Wahrnehmen …
Wer meint, nur durch Reden schon alle vorhergehenden und nachfolgenden Schritte erledigt zu haben, täuscht sich. Das Ganze ist ein immerwährender Kreislaufprozess. Was heute stimmt, muss morgen noch lange nicht richtig sein. Warum sollte das ausgerechnet beim Gendern anders sein? Schreiben wir jetzt etwas fest, meißeln wir es in Stein, um das Ende der gesellschaftlichen Entwicklung einzuläuten? Eine jede Gesellschaft, die nicht auf dem Weg ist, ist zum Untergang verdammt. Es ist unmöglich, etwas für immer Festschreiben zu wollen. Panta Rhei – alles ist im Fluss, war die grundlegende philosophische Erkenntnis der Antike. In vielen Fragen waren Vordenker der Antike weiter als jetzige Vordenker. Sicher, damals gab es Sklaven und Sklavenhalter. Und heute? Wenn imperiale Machthaber wie Biden, Macrons, Von der Leyen und Co. afrikanische Länder auf Linie bringen wollen, das westliche System die Welt ausbeutet, dann ist das schlimmer als Sklaverei. Und dann ist das nicht mit Verweis, das man die Fehler der Vergangenheit so ganz doll schlimm findet, abgetan, zumal wenn man so tut, als ob das alles bloß Geschichte ist, und heute nicht mehr stattfindet. Den Afrikanern ist nicht geholfen, wenn man sie nicht mehr N… nennt, und deren Land, Ressourcen und Lebensgrundlagen raubt. An den Taten werdet ihr sie erkennen. Außerdem ist das Wort N… nicht das abwertende Ni… sondern bloß die lateinische Übersetzung von Schwarzer. Somit dürfte man mit der gleichen Berechtigung nicht mehr Schwarzer sagen. Und Aborigines oder Ureinwohner geht auch nicht, weil darin die Abwertung: minderwertig, unterentwickelt steckt. Somit stecken die Wolken in einem Dilemma. Was auch immer sie sagen oder erfinden, es ist nicht richtig gut. Und das wollen alle sein: total richtig gut. Übrig bleibt dabei allerdings nur total(itär).
P.S. entschuldigt nicht die Nichtklarschrift der N-Wörter, aber auf Antihauskampagnen habe ich keinen Bock, die verbale Diskriminierung verfolgt mich mein halbes Leben.
Ein wirklich guter Text, da kann ich mich nur anschließen.
Zwei kleine Flüchtigkeitsfehler:
So einem keinen Fußbreit.
[…] mit dem sie sich auf eine Empore heben können.
Herzlichen Dank. Habe es verbessert.
Ein böser, abartiger und von besinnungsloser Hetze durchzogener Querfront-Artikel. Kein Wunder, dass er in diesem Schwurbelmagazin erscheint.
Hat de*x Verfasser*ix eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, wie sehr das Gendern seine Gesundheit positiv beeinflussen kann? Studien von Profe*x Achim*ix Hackwitz (Anatol-Stefanowitsch-Follow an der Margarete Stockowski Univerity in Leipzig-Connewitz) haben gezeigt, dass das bewusste Rezitieren geschlechtergerechte Sprache nicht nur zu mehr Gleichberechtigung führt, sondern auch eine erstaunliche Wirkung auf Körper*in und Geist*in hat.
Zum einen schaffen es die autogenen Chakr*innen durch regelmäßiges Gendern die magische Heilenergie der Einhörner*innen anzuziehen. Einhorn*instimulation hilft insbesondere bei Mundfäule, Nachtschweiß und Blasenschwäche und kann auch gegen den bösen Blick, Russlandversteher*innentum und Fußpilz helfen.
Wer gendert, schafft zudem eine harmonische Balance zwischen seinen inneren Yin*in und Yang*in. Durch die Integration von Gender-Wellness-Rituale in den Alltag – beispielsweise ein intensives Good-Morning-Gendergespräch mit der Kaffeetass*in bei linksdrehendem Umrühren oder dem mantraartigen wiederholen kleiner, einfacher Gendersätze wie „I*x bin*ix fre*in u_n_d mein*innen Chakr*innen sin*innen erleucht*ix“ – kann man sich von negativen Nachtenergien befreien und sein Unterbewusstsein in einen Zustand der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit versetzen.
Hinzu kommt, dass viele Krankheit*innen und Beschwerd*innen durch russische, chinesische und iranische Krankheitsdämon*innen verursacht werden, die in einer ungleichberechtigten Sprache kommunzieren. Doch keine Sorge – denn durch das Gendern können Sie verhindern, dass diese Dämon*innen in Ihren Leib einfahren bzw. sie aus diesem wieder vertreiben und so Ihre Gesundheit stärken. Gegenderte Sätze wirken wie Schutzzauber*innen gegen Krankheitsdämon*innen und vermögen es Sie vor den meisten Beschwerden zu schützen. Nur gegen SARS-Co-2 brauchen Sie weiterhin eine Impfung.
Unterm Strich gilt: Gendern führt zu einem gesunden und glückliches Leben – daher sollte auch de*x Verfasser*ix sich von Magie der geschlechtergerechten Sprache verzaubern lassen und ihre positiven Auswirkung*innen auf seine Gesundheit erleben. Darauf einen Druidentee!
PS: Auch ich schließe mich an, das war ein sehr schöner Beitrag von Robert*o. 😉
😴..
Tja, so reagiert man, wenn man sachlich nichts beizutragen hat.
@ Altlandrebell
>>“„I*x bin*ix fre*in u_n_d mein*innen Chakr*innen sin*innen erleucht*ix“ – “
Bleibt die Frage, ob so etwas als Frühklingonisch oder Urborgianisch in die Geschichte eingehen wird.
Irgendetwas mit vulkanisch kommt nicht in Frage, da die obwohl etwas steif doch irgendwie nett sind.
Grüße
sry vertan
Was sollen Narrative bewirken?
Sie sind dazu da, das Gegenteil zu erwirken.
Klimawandel = wie schaffen Frieden durch Waffen
Gendern = wir fördern das Familienleben
Zeitenwende = wir wenden uns, aber die Zeit ist gkeich
Man gibt sich gegen „rechts“ = man ist rechter als rechts
Oder man simuliert sich das Dasein so, das man etwas unternimmt, um das Gegenteil zu erreichen.
Jeder Bürger kann nun was dagegen tun, dass man nicht über den Verordnungsweg durch eine ideologisch belastete Landesregierung am Parlament vorbei das Gendern zwangsweise an Universitäten, Schulen und Behörden einführt. Wir benötigen 70.000 Unterschriften von wahlberechtigten Bürgern aus Niedersachen bis zum 7.3.2025, damit das Thema im Landtag behandelt wird! Ladet euch die Unterschriftenliste runter: https://www.stoppt-gendern-in-niedersachsen.de/
Also wie man vom Gendern in der Sprache auf Haßverbrechen kommt…. Da muß man schon sehr lange im Dickicht der Sprache unterwegs sein, mehrere falsche Abzweigungen inklusive. Egal…
Die entscheidende Frage, die bei Strafe der gesellschaftlichen Ächtung schon gar nicht mehr gestellt werden darf ist doch die: Was genau soll sich durch das Erzwingen einer solchen gekünstelten Un-Sprache in der Gesellschaft verbessern, und wie soll das gehen?
Das konnte mir bislang noch niemand schlüssig erklären!
Und an Versuchen hat es ja nicht gemangelt, wobei sich die Aktivisten über kurz oder lang (eher kurz) immer wieder herrlich vergaloppierten. Ich denke immer noch mit Tränen in den Augen an Anton Hofreiter. aus der Zeit, bevor er rückhaltloser Russenhasser, Kriegshetzer und „Waffenexperte“ wurde. Da galt der studierte Biologe noch als potenzieller Kandidat für das Amt des Landwirtschaftsministers. Er wurde es dann doch nicht, wie wir heute wissen, weil der Diplom-Soziologe Özdemir wohl die besseren transatlantischen Verbindungen hatte, sich also besser mit Schweinen und Mist auskannte….
Jedenfalls saß der „Toni“ damals in einer Talkshow, in der um die „Gendersprache“ gestritten wurde, und setzte sich so vehement FÜR das Gendern ein, wie heute für mehr Waffen, mehr Krieg und mehr getötete Ukrainer. Sein Hauptargument war, daß durch die „zu männliche Sprache“ Frauen in der Gesellschaft nicht nur sprachlich sondern auch real stark benachteiligt würden. Und brachte zur Untermauerung seiner These die Hüftprothese an! Diese sei nämlich lange Zeit ausschließlich nach der männlichen Anatomie geformt worden, was für Frauen logischerweise Probleme mit sich brachte, weil sie nicht so gut zu ihnen paßte.
Aha…
Ich weiß jetzt nicht, ob dieser Sachverhalt an sich wenigstens korrekt ist, möglich wäre es, aber in seinem missionarischen Eifer hatte Hofreiter eine nicht ganz unwichtige „Kleinigkeit“ übersehen: Es heißt und hieß schon immer „DIE“ Hüftprothese! Das Substantiv ist hier also sprachlich eindeutig mit dem weiblichen Genus definiert! Hofreiters steiler These zufolge, nach der die Sprache das geschlechtlich-soziale Bewußtsein prägt, hätte es also genau umgekehrt sein müssen, und die Hüftprothesen an der weiblichen Anatomie ausgerichtet worden sein müssen!
Das Beispiel taugt also nicht! So wie die ganze These von der „männlichen Sprache“, welche die „Unterdrückung der Frau maßgeblich verursache“. Wenn dem so wäre, dann sollte sich das ja in Gesellschaften manifestieren, die von Haus aus „gendergerechte“ Sprachen benutzen. Und zwar nicht erst in neuerer Zeit von oben/außen oktroyiert, sondern historisch gewachsen. Kleines Problem dabei: Solche Sprachen sind selten. Aber drei seien hier exemplarisch genannt, welche keinen Genus kennen, also weder männlich noch weiblich „dominiert“ sind: Japanisch, Persisch und Türkisch!
Problem erkannt? Die traditionelle Rolle der Frau in der japanischen Gesellschaft ist nicht wirklich emanzipiert. Trotz „gendergerechter“ Sprache. Und vom Iran (Persien) und der Türkei schweigen wir lieber….
Damit wäre die ganze „Wissenschaft“ eigentlich erledigt, aber was sollten dann all die mühsam in Hochschulen und Unis gehievten verlorenen Seelen tun, die aktuell „Genderstudies“ lehren und studieren? Arbeiten gehen? Nö! Da ist es doch viel zielführender, wenn diese Leute stattdessen an diesen Universitäten Shitstorms gegen Biologieprofessoren und -dozenten organisieren, die es wagen, immer noch die „Irrlehre“ von den (in der Regel zwei) biologischen Geschlechtern zu lehren! Wo doch jeder „weiß“, daß das Geschlecht „sozial definiert wird“ und es sowieso unendlich viele davon gibt….
😉
Kannte mal so nen Vollassi, der auf dem Bolzplatz gern mal Leuten aufs Maul gehauen hat, und der hatte einen türkischen Kumpel.
Begrüßungsritual: „Servus Kanak“. Der Türke: Hallo „Scheiß Deutscher“. Danach haben sie sich bestens verstanden. Ich konnte den Typen nicht ab, aber er verstand mehr von Integration als unsere korrekten Schlauberger.
Diejenigen die heute lautstark ihr Gutsein mit der Sprache heurausposaunen, sind auch die ersten die sofort komplett auf offene Hetze umschalten würden, wäre es wieder angesagt.
Danke, mal wieder ein Beitrag der ans Eingemachte geht. Es wäre ja schon viel erreicht, wenn Politiker ebenso an Taten statt an Worten gemessen würden. Das ist es, was uns als Menschen ausmacht. Was Vertrauenswürdigkeit herstellt. Selbst wenn Meinungen und Worte diametral gegenüberstehen. Unsere Taten definieren uns, nicht die Worte.
Das Gendergewitter ist nur eine Seite der Medaille, die Herrschaften haben auch das Gegenmodell im Katalog. Dazu, in Übersetzung, Caitlin Johnstone:
Erscheint es Ihnen nicht seltsam, dass die eine Hälfte der herrschenden Klasse die Hälfte der Bevölkerung dazu gebracht hat, sich auf Identitätspolitik zu fixieren, während die andere Hälfte die Hälfte der Bevölkerung zunehmend in Panik über „Wokeness“ versetzt hat? Erscheint es Ihnen nicht ein wenig zu bequem, dass alle Politiker des rechten Mainstreams den Anti-Wokeismus zu einem Hauptbestandteil ihrer Programme machen, dass alle Experten des rechten Mainstreams alles tun, was sie können, um ihr Publikum noch mehr in Panik darüber zu versetzen, wie „woke“ alles wird, und dass Elon Musk über den „Virus des woken Geistes“ spricht, und zwar auf genau die gleiche Weise, wie liberalere Oligarchen für soziale Gerechtigkeit eintreten?
Das liegt daran, dass sowohl der Anti-Wokeismus als auch die Identitätspolitik denselben Zielen des Establishments dienen, und zwar ganz bewusst. Je mehr die Menschen auf den Mainstream-Kulturkrieg fixiert sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie sich dazu entschließen, Dinge zu tun wie dem Pentagon die Finanzierung zu entziehen oder alles zurückzunehmen, was die Reichen ihnen gestohlen haben. Die Zeit, die man damit verbringt, die andere Seite der kulturellen Kluft anzuschreien, ist Zeit, die man nicht damit verbringt, seinen Vermieter zu essen, wie Gott und die Natur es vorgesehen haben.
Aus:
The Ruling Class Promotes Identity Politics And ‘Anti-Wokeism’ For The Exact Same Reasons
https://caitlinjohnstone.com/2022/12/17/the-ruling-class-promotes-identity-politics-and-anti-wokeism-for-the-exact-same-reasons/
Die Idenditätspolitik hat die politische Linke in weiten Teilen gelähmt und abgehalten von der sozialen Frage, daher war und ist es notwendig sie zu thematisieren.
Außerdem sind Krisen nie nur sozial oder nur kulturell, sie sind immer beides, und kulturelle Frgaen sind auch für sich selbst betrachtet wichtig, es geht nicht „nur“ ums Geld, sonst denkt man rein materialistisch und damit so wie Neoliberale.
Dennoch stimmt es, daß man beides miteinander verbinden sollte und die soziale Frage im Fokus behalten muß, bei gleichzeitiger Kritik an Gender und Konsorten.
Das Bedauerliche an dieser Art des Journalismus ist halt, der zugegebenermaßen heutzutage leider allgegenwärtig ist, dass es sich dabei schlicht um Meinungsbeiträge ohne differenzierte Auseinandersetzung mit dem Sujet handelt. In vorliegendem Text sollen Narrative bedient werden, die dem Meinungsbild der Rezensenten entsprechen, das jedwede Form des Genderns ablehnt. Eine Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Studien zum Betrachtungsgegenstand bleibt hier vollends außen vor, stattdessen wird anekdotische Evidenz bemüht, deren Aussagekraft ohne jegliche Relevanz ist, möchte man ein differenziertes Bild generieren. Hätte sich der Autor zumindest einen groben Überblick über wissenschaftliche Diskurse verschafft, wäre ihm zum einen kaum entgangen, dass die Verwendung des generischen Maskulinums sprachgeschichtlich nicht immer eine Doppelfunktion innehatte. Schon im Mittelalter gab es Phasen, in denen beide Geschlechter auf Schriftstücken explizit erwähnt wurden. Zum anderen finden psycholinguistische Studien keinerlei Würdigung, nach denen positive Effekte auf das Rollenverständnis und damit auch auf die Emanzipation der Frau als halbwegs gesichert angesehen werden können.
Was ich jedoch als weitaus unangenehmer empfinde als die Manifestierung von Rollenbildern mittels Sprache, ist diese hier publizierte Art des Barrikadenjournalismus, der letztlich nur dazu dient, Fronten zu verhärten. Ein fundierter Debattenbeitrag wäre meines Erachtens wünschenswert.
Es ist schlicht so, dass die Genderei die Sprache ohne Erkenntnisgewinn
verumständlicht.
MfG Bernays
Den Wunsch nach Einfachheit kann ich nachvollziehen, obgleich ich es charmant finde, versucht zumindest Sprache die Wirklichkeit abzubilden. Zur Güte schlage ich jedoch vor, einheitlich das generische Femininum zu verwenden, dann sind wir beide gewiss halbwegs zufrieden. Einverstanden? 😉
Die eigentlich Sachverständigen sind die Dichter und Schriftsteller.
Um jemanden zu nennen, etwa Handke.
Deren Meinung interessiert mich. Zur Zeit scheinen sie sich
zurückzuhalten. Sie fürchten wohl wie Gauss die Böotier(
oder wie die sich schreiben).
MfG Bernays
„Wenn alle unsensibler redeten und nächstenliebender handelten: Uns wäre ein ganzes Stück geholfen.“
Dem ist nichts hinzuzufügen!