Brief an einen Soldaten

Brief
Quelle: Pixabay

Es ist mal wieder an der Zeit das Tintenfass aufzuschrauben. Heute ein paar Worte an einen der stolzen deutschen Soldaten, die morgen gegen Russland ziehen wollen.

Verehrter Kamerad!

Heute soll es also wieder soweit sein. Endlich ist Kriegszeit! Nicht nur für die Verdammten dieser Erde, vom Sahel bis Afghanistan, in deren Heimaten du aufregende Kolonialabenteuer erlebtest. Und auch nicht bloß für die Verdammten hier im Zentrum. Die sind bekanntlich schon länger raus aus der feinen Gesellschaft, bekommen dafür aber die volle Härte des Gesetzes zu spüren. Nein – jetzt ist Kriegszeit für alle! Für Mutti, Vati, Omi, Opi, alle Tanten und Verwandten – dieses Mal darf wirklich jeder mitmachen. Und du wirst „den Krieg nach Russland tragen“ wie Oberst Kiesewetter es formulierte. Opi erinnert sich noch wie es beim letzten Mal war. Damals, als sein Vater gegen den russischen Anmarsch auf Europa kämpfte und die ganzen bösen Iwans jagte. Uropa weilte dann längere Zeit im Ausland und wollte nachher nicht so viele Worte über jenen Aufenthalt verlieren. Irgendwie mysteriös.

Aber dieses Mal ziehst du ja nicht alleine. Gut, das zog Uropa damals auch nicht. Italiener, Balten und Rumänen waren mit am Start. Aber dieses Mal machen auch die Tommies mit und die Franzosen scharrten vorfreudig wochenlang mit den Hufen. Also zumindest die Franzosen, die etwas zu sagen haben und nur auf die kommt es bekanntlich an. Und wenn wir etwas Glück haben, kommt bald noch Uncle Sam vorbei. Vielleicht lacht er auch bloß mit den Hühnern oder sich einen ins Fäustchen. Aber jetzt mal genug mit dem Zynismus. Ich will dir ein paar Fragen stellen, bevor du gleich im Schlafwagen nach Moskau aufbrichst.

Was tust du da?

Zuallererst: Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was für ein „Handwerk“ du da eigentlich betreibst? Kannst du jeden Morgen aufstehen und zufrieden in den Spiegel gucken bevor du dich an deine „Arbeit“ machst? Wie ist es eigentlich das Leben eines anderen Menschen zu nehmen? Wie muss man sich das vorstellen? Und kommt man da nicht in einen Konflikt mit dem eigenen Gewissen? Oder hast du das Töten bisher nur an PC und Glotze erlebt? Oder aus sicherer Entfernung per Joystick? Oder… oder findest du es vielleicht sogar richtig geil, einen anderen Typen beim Krepieren zu beobachten? Seinen Tod zu spüren, zu hören und zu riechen? Zu sehen wie seine Gehirnmasse rausspritzt? Wie seine Gedärme hervorquellen, er vor Schmerz erzittert und elendig schreit, sein Blut in Strömen fließt oder seine Knochen durch die Gegend wirbeln? Macht dich das an? Spürst du dann Genugtuung? Ja vielleicht sogar eine tiefe Befriedigung? Oder Rache? Und wenn ja für wen? Für Uropa, weil der nach Sibirien musste? Für Oma, weil die aus Königsberg fliehen musste wegen den ganzen fiesen Iwans? Vergisst du da nicht ein bisschen die Vorgeschichte? Und wie riecht eigentlich diese Rache, diese Genugtuung? Erzähl doch mal! Riecht die süß? Metallisch-süß, vielleicht? Oder doch eher nussig? Einem anderen Menschen den Bauch aufschlitzen – das ist doch nicht nur ziemlich scheiße, das riecht ganz sicher auch danach.

Wem dienst du?

Und bist du dir eigentlich darüber im Klaren, welche politischen Interessen hinter diesem Krieg stehen? Für wen trägst du denn den Krieg nach Russland? Verstehst du die komplexen Zusammenhänge und die wirklichen Motive derjenigen, die ihn führen? Weißt du wessen Handwerk du da betreibst? Was hast du eigentlich im Geschichtsunterricht gelernt? Hast du Lehren aus der deutschen Vergangenheit mitgenommen oder bloß die als unumstößliche „Fakten“ präsentierten Glaubenssätze? Und was denkst du überhaupt über die Perspektiven und die Motive der „anderen Seite“? Oder glaubst du etwa, dass es nicht wichtig ist, sich in deren Lage zu versetzen und ihre Sichtweise zu verstehen? Ist dir bewusst, dass der Krieg nicht begann, weil „Kremlzar“ Putin, eine weiße Katze streichelnd, aus einer Laune heraus entschied sein armes, hilfloses Nachbarland zu überfallen? Das erzählen dir täglich Tagesschau, SPIEGEL und die anderen sprichwörtlichen Sturmgeschütze der Demokratie. Aber hast du mal andere Stimmen angehört? Oder vielleicht mal andere Quellen durchgelesen? Nein, ich rede jetzt nicht vom pösen Querdenkermagazin Overton mit seinem umstrittenen Redakteur. Oder dem so umstrittenen wie abgerutschten Blog Nachdenkseiten. Oder den umstrittenen Beiträgen bei den Neulandrebellen. Von der RT-Feindpropaganda und dem umstrittenen Russlandversteher Röper ganz zu schweigen. Die zu lesen empfehle ich zwar auch, einfach um mal alle Seiten und Positionen kennen zu lernen. Zumal es nicht darauf ankommt wer etwas sagt, sondern was er zu sagen hat. Aber ich meinte heute vielmehr die Wissenschaftler. Jaja, echte Experten! Die Experten sind doch heute so wichtig. In der Schule hast du ständig gehört, dass gilt: Follow the science! Na, dann mal los! Ließ dir durch was Forscher wie Ivan Katchanovski, Richard Sakwa, Anna Matwejewa oder Serhiy Kudelia über den Ausbruch des Donbasskrieges vor zehn Jahren zu sagen haben. Oder wie der böse alte weiße Mann John Mearsheimer den Konflikt mit der NATO analysiert. Der Mearsheimer und der Sakwa sind sogar richtige Professoren. Im Gegensatz zu manchem Talkshowdauerbewohner bei den Öffentlich-Rechtlichen.

Weißt du, was auf dich zukommt?

Kamerad, bist du dir eigentlich bewusst, welche physischen und psychologischen Auswirkungen so ein Krieg für dich persönlich haben kann? Bist du bereit, mit den Traumata umzugehen, die du demnächst bekommen wirst? Hast du mal In Stahlgewittern oder Im Westen nichts Neues gelesen? Da schimmern die Erfahrungen älterer Kameraden so ein kleines bisschen durch. Jaja, ich weiß, das ist bloß Erbauungsliteratur, defätistischer Müll oder ewig lange her. Aber vielleicht kennst du ja die aktuellen Berichte von der Ukrainefront? Denkst du, du packst das schon mit den x Stunden an täglichem Artilleriefeuer? Mit den ganzen Lancets und FAB-1500s? Mit den ganzen zerfetzten Leibern? Eben noch ein Kamerad, ein Freund, ein Mensch – jetzt bloß Hack mit Hirnsülze? So wie deine Arme vielleicht? Oder deine Beine? Aber du stehst das durch, nicht wahr? Bist eben ein stolzer Deutscher, so schneidig und super taff. Du bist hart wie Kruppstahl und zäh wie Leder. Dir macht es sicher nichts aus, das tägliche Verrecken zu sehen, richtig? Flink wie ein Windhund bist du sowieso, du entkommst einfach jeder Granate. Oder? Und wenn nicht – man kann sicher auch auf Prothesen gehen und seinen Spaß haben, nicht wahr? Überhaupt, du weißt es ganz sicher: am Ende werden sich all die Mühen, all die verlorenen Gliedmaßen, alles sonstige Leid gelohnt haben. Weil wir im Westen eben so viel besser sind als die dreckigen Russen-Orks. Wir so viel bessere Waffen und alles haben, stimmt‘s? Dann erwartet uns der Sieg und dich die Parade in Moskau. Oder deine Frau zumindest ein Orden mit Schleifchen. Nothing like a scrap of ribbon to cheer up a widow, innit?

Allzeit bereit?

Und – bist du jetzt bereit? Nein, ich meine nicht, ob du fertig gepackt hast. Gewiss hast du die Stiefel schön gewichst, das Koppel umgeschnallt, den Marschrucksack gefüllt und alles, was du zum Töten sonst noch brauchst bei dir. Nein, ich meinte: Bist du bereit Verantwortung zu übernehmen? Für die Konsequenzen deiner Handlungen im Krieg. Bist du bereit, die Verantwortung zu übernehmen für Schäden und Verluste, für von dir Abgestochene und Verstümmelte? Für Vergewaltigte und Entwurzelte? Für durch deine Munition und deine Bomben verseuchte Äcker? Wie willst du dein ganzes Tun überhaupt rechtfertigen? Komm, erkläre es mir. Gib mir nur einen gescheiten Grund. Oder glaubst du, du brauchst dir darüber auch keine Sorgen zu machen? Nicht einmal Angst vor besoffenen Geschichten? Vor etwas lustigem Ballern und Spaßhaben am Abend? Glaub mir, am Ende kommt es immer raus. Ihr könnt die Leichen vergraben, die Vergewaltigen dazu schmeißen. Ihr könnt den Kindern drohen und ihnen einschärfen, dass sie nichts gesehen haben. Ihr könnt die Schuld an den kaputten Gebäuden auf andere schieben, aber am Ende holen euch eure Taten ein. Immer. Selbst wenn ihr die Sieger sein und mit Gold und Lorbeeren heimkehren solltet.

Wenn ihr nicht vor einem irdischen Gericht landet oder einem himmlischen, dann vor einem inneren. Irgendwann kommen diese Bilder zurück. Irgendwann holen sie dich ein. Du magst mit neunzig Jahren am Lebensabend wohlbehütet im Bettchen liegen. Aber in irgendeiner kalten, dunklen Nacht, wirst du aufwachen und sie sind wieder da. Die Frauen, die du vergewaltigt hast, mit deinen Kameraden zusammen. Weil es so geil war. Die Kinder, die du abgeknallt hast, mit deinen Kameraden zusammen. Weil es so witzig war. Die abgeschlachteten Kühe mit ihren empor gereckten, verdrehten Hufen oder das zu Klumpen geschossene Häuschen mit der schreienden Oma davor, deren Lebenswerk ihr in Rauch aufgehen liest. Deren Heimat ihr niederbranntet. Damals war es alles zum Schmunzeln, zum Schreien komisch. Damals mit den Kameraden. Aber später wird die Erinnerung nicht mehr lustig sein, sondern fahl. Du wirst die Schreie hören, nicht das Lachen. Du wirst den Tod riechen, nicht die Leidenschaft. Du wirst die Kälte fühlen, nicht die Lust. Sie wird dir die Luft zum Atmen nehmen, diese Kälte, glaub mir. Sie wird Eiswasser in deine Adern kippen. Du wirst merken, dass du Leben zerstört und genommen hast. Dass andere es nicht lustig fanden von dir vergewaltigt, beraubt und abgeschlachtet zu werden. Du wirst fühlen, dass du schon lange keinen Funken Menschlichkeit und Anstand mehr in dir hast. Nur Leere, Kälte, Hass. Dass du nichts hast, auf das du in deinem Leben mit Stolz zurückblicken kannst. Da sind nur Mordtaten und sonstige Verbrechen. Heiß wird es dir dann werden und gleichzeitig kalt. So schrecklich kalt. Und niemand wird da sein, der dich hört oder versteht. Weil es da auch nichts mehr zu verstehen gibt.

Wer bist du wirklich?

Sag mal, Kamerad – ist dir das alles wirklich egal? Hast du wirklich keine Skrupel wie viele Menschenleben durch deinen Einsatz gefährdet sind? Bist du bereit, die menschlichen Kosten des Krieges samt und sonders zu akzeptieren? Und die langfristigen Folgen für die betroffenen Regionen und den Rest der Welt auch? Ja, auch die für dein Heim, dein Reihenhäuschen. Oder hoffst du sie den anderen aufbürden zu können? Dem Feind? Du willst ja über ihn triumphieren, willst Sieger sein. Stolzer deutscher Sieger, so haben wir’s gern. Denkst du es wird wieder ein Spaziergang? Denkst du, die Russen hauen einfach ab, sobald du mit deinen Kameraden aufkreuzt? Die Russen sollen ja feige sein, erschöpft, am Ende. Das hat Uropa auch geglaubt, damals vor achtzig Jahren. Das hast du letztes Jahr auch geglaubt, als ihr in eurer Kaserne die Ukrainer für die „Gegenoffensive“ ausgebildet habt. „Free the Leos“ – und wenn die Iwans erst mal wieder deutsche Panzer sähen, dann nähmen sie flugs die Beine in die Hand und flöhen bis hinter den Ural. Bis hinter den wollte Uropa sie auch jagen. Aber damals wie heute hat es leider nicht sollen sein.

Ach, jetzt meinst du ich sei nur noch zynisch? Machte deine Arbeit madig? Das sei doch alles Gewäsch. Du tätest so viel Gutes. Und dientest schließlich Deutschland. So sagt es ja auch dein Arbeitgeber. Ja, du seist sogar für meine Sicherheit mitverantwortlich, obwohl ich dich hier so schamlos ankeifte. Nun, tut mir leid – durch dein Tun fühle ich mich nämlich ganz und gar nicht sicher. Zumal ich nicht weiß, ob du wirklich möchtest, dass Leute wie ich überhaupt in Sicherheit sind. Ungeimpfte Hartz-IV-Krüppel sind jetzt nicht so sexy in deinem Land. Wir sind allenfalls temporär geduldet. Asoziale in der Warteschleife. Vor allem wenn wir auch noch Kriegsdienstverweigerer sind. Also Lumpenpazifisten. Gefallene Engel wie sie dein Kanzler nannte. Meiner ist er nämlich nicht. Und Nationalismus ist leider auch so gar nicht meins. Ich bin offen gestanden mit meinem kleinen bisschen Menschsein so ausgefüllt, dass ich zum Deutschsein gar nicht erst komme. Aber gut – drehen wir es mal um, denn du bist ja Nationalist oder zumindest „Verfassungspatriot“. Also die in Wolle gewaschene Version des ersteren. Du willst deinem Deutschland dienen? Was ist das denn für ein Land? Eines, in dem man gut und gerne leben kann? Wer lebt denn hierzulande wirklich gut? Die Kinder nach zwölf Stunden Maskenfolter oder dem üblichen Konkurrenzdruck in der Systemfabrik namens Schule? Die Alleinerziehenden, die ihnen zum Abendessen wieder „Toastbrotzeit“ verkünden dürfen? Die Paketsklaven und Arschabwischer aus aller Herren Länder, die dafür sorgen, dass deine Fressalien in die Kaserne kommen und Mutti Opa endlich ins Heim abschieben kann? Die Omas, die nach 45 Jahren Arbeit im Müll die Pfandflaschen für ihre Rente suchen dürfen? Oder vielleicht eher die, die von den ganzen Landnahmen und Kapitalakkumulationen profitieren? Und wie lebt man bei dir zulande eigentlich gut? In so einem Staat voller Massenüberwachung, Chatkontrollen, Scheren im Kopf, Cancel Culture, Impfpflichten, Bargeldverdrängung et cetera? Wo man selbst als Vizeadmiral besser die Schnauze hält? Was „verteidigst“ du da eigentlich für ein Land? Oder sagen wir besser: was für ein System? Und kannst du auf diesen Dienst wirklich stolz sein? Ja? Dann bist du vielleicht gar kein Soldat, sondern ein (Lands)knecht. Ein Knecht des Systems. Ein Söldner des Kapitals. Und das erfüllt dich und macht glücklich?

Für welche Werte kämpfst du?

Ach, du meinst, bei uns sei trotzdem immer noch alles besser als in Russland. Bei uns gäbe es ja Freiheit. Ja, was für eine Freiheit ist das denn, Kamerad? Freiheit zum Konsum? Freiheit zum Reisen? Freiheit zum Ausbeuten? Ja, schön wenn man sich Konsum und Reisen leisten kann und es zum Ausbeuter gebracht hat. Freiheit zum Meinen und Demonstrieren erodiert ja munter weiter und materielle Freiheit – nun, die ist gar nicht vorgesehen im System. Und komm mir nicht mit Grund- und Menschenrechten und dass wir keine Nachbarn überfielen. Ich erinnere dich nur an deine Kolonialabenteuer, die du für deinen Wertewesten fernab jeglichen Völkerrechts vollführt hast. Oder an die „Privilegien“, die hierzulande jedem entzogen werden können, der nicht vor den jeweiligen Moden den Gesslerhut zückt. Die entzogen werden können, zusammen mit Konto, Auto, Haus und Arbeit. Ruf mal beim Ballweg an. Bei den kanadischen Truckern oder diversen streikenden Arbeitern. Oder frag die Leute vom Team Assange. An Julian kommt man ja genauso gut ran wie an die in Beugehaft genommenen RAF-Mitglieder der 70er. Oder die Menschen, die man – Kontaktschuld und Blockwarten sei Dank – bloß dafür hielt.

Welche Werte verteidigst du also wirklich? Frieden, Freiheit, Fortschrittlichkeit? Oder eher die Scheinmoral, Privilegien und Asozialität der herrschenden Klasse des Westens? Fange mal an darüber Fragen zu stellen. Fange an zu hinterfragen. Bist du bereit, für ein Regime zu kämpfen, das die Interessen und Rechte so vieler Völker untergräbt? Das so viele Menschen opfert, angefangen bei den eigenen Untertanen? Den Beherrschten? Und bist du bereit, ihm dabei zu helfen noch mehr Menschen zu opfern, bloß damit die herrschende Kaste ihre Ziele erreicht? Damit das System gestützt und geschützt ist? Für wen kämpfst du da wirklich? Und wenn du es mir schon nicht erklären magst – magst du es vielleicht deinen Freunden und Verwandten erklären, warum du das alles tust? Oder deinen Kindern? Warum wählst du den Pfad von Gewalt und Zerstörung? Nenn doch nur einen Grund.

Nein, Kamerad, in unserem System ist wahrlich nichts besser. Wir lügen und betrügen höchstens geschickter. Haben andere Worte, um den ganzen Müll und all die Verbrechen schöner aussehen zu lassen. Korruption heißt bei uns „Vitamin D“. Verarmungspolitik „Reformen“. Und Kapitalismus „Leistungsgesellschaft“. Bei uns wird einfach mehr Show und Glamour betrieben und jede Menge PR und Spektakel veranstaltet. Wir bieten die Scheiße in verschiedenen Geschmackssorten an und nennen es „Demokratie“, wenn wir dich alle vier Jahre über die Position der Kirsche auf der Torte mitbestimmen lassen. Und die, die keine Kirschen und Torten, sondern echtes Brot wollen, die nennen wir „Schwurbler“, „Linksradikale“ und „Nazis“. Oder linksradikale Schwurbelnazis. Die bekommen nix vom Kuchen, sondern bloß die Torte ins Gesicht. Oder landen in der Badewanne. Der umstrittene Patrik Baab hat zu letzterem recherchiert, genau wie zu deinem morgigen Einsatzgebiet.

Was ab morgen ansteht

Und weil ich gerade so schön in Fahrt komme, will ich es dir nochmals direkt sagen, Kamerad. Ich sage dir jetzt einfach, was ab morgen für dich ansteht:

Du wirst Menschen töten. So ist das. Du wirst Menschen töten, insbesondere völlig wehrlose. Im Krieg werden die Wehrlosen immer zu Opfern. Sie haben nichts mit alle dem zu tun und trotzdem werden sie zu Opfern. Zu Opfern deiner Handlungen. Deiner Kugeln, deiner Granaten, deiner Bomben. Du feuerst sie ab. Du nimmst ihre Leben. Du wirst das niemals rechtfertigen können. Du wirst nichts sein als ein Mörder.

Du wirst traumatisiert werden. Denn jeder Krieg hinterlässt tiefe seelische Wunden. Wunden, die ein Leben lang nicht heilen. Du wirst Jüngers Stahlgewitter persönlich erleben und Remarques Kattun. Und du wirst weiterkämpfen müssen. Weiterringen müssen. Aber nicht mit dem Feind. Sondern mit den Schrecken und Grausamkeiten, die du erlebt hast. Die du anderen zugefügt hast – als Mörder. Freust du dich schon darauf? Jedes Schlagen einer Autotür, jedes Kindergeplärr im Supermarkt, jedes Brummen eines Rettungshubschraubers und du wirst wieder im Krieg sein. Auf 180 sein. Dein Herz wird rasen, deine Lunge pumpen, der Schweiß dir ausbrechen. Du wirst nicht wissen – sitzt du im Graben oder kauerst du bloß neben dem Warenband an der Kasse? Und sind die Leute, die dich so verdattert anstarren jetzt deine Feinde oder nur verwirrte Kunden mit ihren Einkäufen?

Du wirst noch mehr Teil unseres kranken, zerstörerischen Systems. Denn Kriege bringen nichts als Zerstörung, Leid und Elend. Indem du dich an diesem Angriffskrieg beteiligst, unterstützt du das herrschende System und trägst dazu bei, dass es weitergeführt wird. Du schützt nicht dein „Volk“, dein „Land“ oder gar deine „Liebsten“. Ja nicht einmal dich selbst! Du schützt nur die Interessen der Mächtigen; der Kapitalisten, Imperialisten und ihrer Trusts. Die Interessen deiner Soldgeber. Du verteidigst ihr Reich, ihr Empire. Ihre Leben. Und vernichtest dafür zehn-, hundert-, zehnhunderttausend andere. Wenn dir deine Liebsten so teuer sind – dann fang jetzt wirklich an nachzudenken.

Alles verlieren?

Denn du wirst auch den letzten Funken Anstand und Moral verlieren, den du heute vielleicht noch in dir trägst. Indem du Gewalt und Zerstörung ausübst, wirst du die letzten Teile von dir selbst verlieren. Du wirst deine Seele endgültig zerreißen. Du wirst mit Schuldgefühlen und Gewissensbissen kämpfen müssen, die dich bis ans Ende deines Lebens begleiten. Ich wiederhole, was ich vorhin schrieb: der Erinnerung entkommt man nie. Das innerste Gericht ist häufig das schlimmste von allen.

Und vor allem: Du wirst keinen Frieden finden. Nie. Weder innerlich noch äußerlich. Denn der Krieg bringt niemals Frieden. Indem du dich an diesem Mordbrennertum beteiligst, wirst du nur weiteren Hass und Gewalt schüren. Du wirst nur weitere Verbitterte, nur weitere „Feinde“ erschaffen. Nur Tod und Zerstörung säen. Säe doch lieber Hoffnung und Zukunft. Säe Frieden! Der einzige Weg zum Frieden aber ist die Straße von Dialog, Verständnis und Versöhnung. Es kostet Mut, Kraft und sehr viel Anstrengung sie zu beschreiten. Man muss viele Hürden überwinden und heftig gegen den Strom schwimmen bis man an ihr Ende kommt. Sie ist nämlich dornig, verworren und das Ziel lange nicht sichtbar. Aber es ist da.

Und ich wäre auch da. Ich wäre bereit diese Straße mit dir zu gehen, wenn du nicht ausziehst, um zu töten. Du kannst jetzt noch innehalten und deine Entscheidung überdenken. Es gibt viel bessere Wege seinen Beitrag auf dieser Welt zu leisten, als das was du tust. Noch ist niemand hierzulande offiziell gezwungen Soldat zu sein; das unterscheidet dich von Uropa. Du musst nicht töten gehen. Du brauchst nur deine Uniform an den Nagel hängen und nach Hause laufen. Es warten tausende Ideen und Projekte, um diese Gesellschaft wirklich voranzubringen. Denn es ist nie zu spät, sich für den Frieden und eine gerechte Welt einzusetzen. Aber es ist immer zu früh für Krieg.

Du hast die Wahl

Sag mir noch eines an, Kamerad. Hast du überhaupt jemals über irgendwelche alternativen Wege nachgedacht? Darüber, Konflikte zu lösen und Frieden zu schaffen, ohne auf Gewalt zurückzugreifen? Glaubst du wirklich, dass der Krieg die einzige Lösung ist? Die einzig richtige? Dass alle anderen Optionen ausgereizt seien? Und nein, Kamerad – nichts am Krieg ist mutig und edel. An deinem am allerwenigsten. Krieg ist nur Blut, Schmutz, Krach und Gestank. Und Morden. Tausendfaches Morden. Du bist auch nicht eine Unze tapfer für mich. Wenn du mutig, edel und tapfer sein willst, dann richte dein Gewehr nicht auf die Russen. Du musst es beileibe nicht gegen dich oder deine Vorgesetzen richten. Wende dich einfach nicht nach Osten, wende dich hier gegen das System. Und hau dein verdammtes Mordwerkzeug an die Wand, auf dass es in tausend Teile zerspringt anstelle der Knochen einer alten Babuschka oder der Träume ihrer zu Waisen gewordenen Enkel.

Dir macht das alles wirklich nichts aus? Dich interessiert mein Geschreibsel ohnehin nicht? Hast schon nach drei Zeilen abgebrochen zu lesen? Bist ja ein stolzer Deutscher? Ein stolzer deutscher Soldat? Na dann geh raus, Kamerad. Aber lass dir gesagt sein: du hast keinen Grund stolz zu sein! Du bist auch nicht mutig. Ganz und gar nicht! Du bist bloß ein ziemlich mieser, feiger Mitläufer. Einer, der nicht den wirklichen Kampf führt und nicht den bekämpft, der wahrhaftig zu bekämpfen wäre. Beschimpfe mich ruhig als Vaterlands- und Volksverräter. Obgleich du es mit deinem sündhaften Tun bist, der die Menschen hier verrät und hintergeht – hier wie in Russland, wie überall. Geh also. Geh, feiere und fühle deinen Scheißkrieg! Wenn du jetzt gehst, dann willst du ihn. Dann suhle dich auch in seinem Dreck und anschließend in deinem Selbstmitleid, wenn das Morden wieder in die Hose geht. Schlachte die Unschuldigen und jammere, wenn Bomben auch das Zuhause deiner Liebsten treffen. Ja, führe und erlebe die Gewalt! Die rohe, sinnlose Brutalität. Aber in meinem Namen gehst und führst du diesen Kampf nicht. Und stolz bin ich auf Typen wie dich auch nicht. Ganz und gar nicht.

Kamerad – ich reiche dir nochmals die Hand. Überlege dir was du tust. Du kannst jetzt deine Uniform ablegen, innehalten – und ein Mensch bleiben. Du kannst Leben retten statt sie zu nehmen. Du kannst deine Fähigkeiten, deine Talente und deine ganze Kraft für Sinnvolleres einsetzen. Für eine gerechte Gesellschaft, für eine gute Welt und eine bessere Zukunft. Oder du kannst rausgehen und noch den letzten Funken Menschlichkeit aus dir rausdrehen lassen. Die Entscheidung liegt bei dir.

Rote Grüße
Cygnus Ruber

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70 Kommentare

  1. 1. Richtig.
    2. Für einen Soldaten zu lang.
    3. Müsste man im Moment erst mal an den russischen, ukrainischen oder israelischen Soldaten schicken, sowie an deutsche Söldner in der Ukraine, die in der Regel Neonazis sind …
    4. … denn ich glaube, dass die allermeisten Bundeswehrsoldaten nicht Soldaten geworden sind, weil sie dachten, dass es nie wieder einen echten Krieg geben wird.

    1. „. … denn ich glaube, dass die allermeisten Bundeswehrsoldaten nicht Soldaten geworden sind, weil sie dachten, dass es nie wieder einen echten Krieg geben wird.“

      also ich könnt mir schon vorstellen dass die meisten bundeswehrler Soldaten geworden sind, weil sie dachten dass es nie wieder einen echten krieg geben wird.

  2. Topp!👍👍👍 Passend zum Palmsonntag! Jetzt muss es nur der Kamerad und seine Hintermänner und -frauen lesen und zu Herzen nehmen… Die Hoffnung, die stirbt zuletzt.

  3. Das ist gut. Aber viel zu lang für die Aufmerksamkeitspanne des heutigen Europäers. Wisch und weg.
    Und ehrenwert aber sinnlos an Moral, Verstand und sowas zu appellieren. Das hat der durchschnittliche Mensch, längst alles verloren in dem Orkan aus verblödender Dauerbespaßung und geschicktester Propaganda, dem er seit Jahrzehnten ausgesetzt ist. (falls er es in nennenswerter Anzahl überhaupt je hatte)

    1. @ Grottenolm

      Da haben Sie natürlich nicht unrecht. Für viele ist heute alles, das länger ist als ein Einkaufszettel, ein Tolstoi-Roman, durch den sie sich „quälen“ müssen. Tja, ich bin leider noch vom Lateinunterricht geprägt; mit Reden und Briefen von Cicero und Co., die durchaus ähnlich lang waren und sich auch viel um Moral und Tugend drehten. Diese Perverslinge schrieben aber auch noch per Hand und das einzige, was man damals wischte, war der Fußboden. 😉

      Ich wollte die Tage bloß „etwas Kreatives“ ausprobieren und einen Brief aufsetzen. Der Chefred meinte der Text könnte sich gut für einen Kaffee am Sonntagmorgen eignen. Ich hoffe, dass einige trotzdem eine angenehme Lektüre hatten und nicht beim Lesen über ausgerissene Gedärme angeekelt Croissant und Tasse wegschoben.

      PS: Ich arbeite gerade auch an etwas kürzerem. Also, für meine Verhältnisse kürzerem. 😉

  4. „Und Nationalismus ist leider auch so gar nicht meins. Ich bin offen gestanden mit meinem kleinen bisschen Menschsein so ausgefüllt, dass ich zum Deutschsein gar nicht erst komme.“

    Mit dieser Einstellung wäre jede Armee überflüssig. Keine Nationen, keine Armeen, keine Kriege.

    Erinnert mich an John Lennons Friedenshymne „Imagine“.

    Wenn Kriege lustig wären, müsste
    man den Kriegsdienst nicht erzwingen. Kriegsdienst ist Sklaverei. Es ist erstaunlich, dass Sklaverei und Massenmord-Events im 21. Jahrhundert immer noch so populär sind. Woran mag das liegen?

    1. Ich muss mir gleich selber widersprechen.
      Es gab schon Kriege, bevor es Nationen gab. Zum Beispiel Stammeskriege.
      Organisierte Aggression und Gewalt gibt es seit Menschengedenken.
      Auch das Streben nach imperialer Größe.
      Gäbe es keine nationalen Armeen, gäbe es einen Haufen Privatarmeen.
      John Lennons „Imagine“ ist Fiktion.
      Der Mensch ist nicht geschaffen für dauerhaften Frieden.
      Ewigen Frieden gibt es nur in Religionen – als Sehnsuchtsort.
      Das Beste, was Nationen ihren Soldaten anbieten können, sind Auszeichnungen für Heldentum und Denkmäler..

    2. „. … denn ich glaube, dass die allermeisten Bundeswehrsoldaten nicht Soldaten geworden sind, weil sie dachten, dass es nie wieder einen echten Krieg geben wird.“

      also ich könnt mir schon vorstellen dass die meisten bundeswehrler Soldaten geworden sind, weil sie dachten dass es nie wieder einen echten krieg geben wird.

    3. @ Prosecco

      Viele werden nicht gezwungen, sondern machen das aus durchaus freiem Willen. Wenn aber wenigstens einer durch Texte wie meinen oder einen von Bertha von Suttner, Augustin Souchy oder wen auch immer (ich bezweifle das viele Suttner und Souchy überhaupt noch kennen) zum Nachdenken gebracht wird, hat es sich gelohnt.

      Der Mensch ist nicht geschaffen für dauerhaften Frieden.

      Diesen biologistischen Determinismus teile ich nicht. Autoren wie Arno Gruen und Wolfram Wette haben auch immer wieder Gegenbeispiele in ihren Schriften versammelt. Ansonsten stellt sich natürlich die Frage: welcher Mensch ist dafür nicht geschaffen? Oder eher: welche Menschengruppe / -typ? Oder noch eher: welches von welchen Menschen geschaffene System?

      1. Der Brief ist rundum gelungen, weil er die Routine des staatlich befohlenen Massenmordens minuziös zerlegt und alle mit ihm verbundenen Absurditäten begreiflich macht. Gut gemacht!

        Ich würde meine Entgegnung nicht
        mit „biologistischem Determinismus“ apostrophieren. Was ich zu schildern versuchte, halte ich eher für empirische Evidenz.
        Natürlich sind Menschen zu Frieden fähig. Mir ist allerdings kein Gesellschaftsmodell bekannt, dem es gelungen ist, Kriege ein für allemal auszurotten. Kennen Sie ein Beispiel?

      2. Sozialistische Staaten führen keine Angriffskriege. Natürlich können sie den Krieg nicht „ausrotten“, solange es kapitalistische Staaten gibt, die sie angreifen.

  5. Danke!
    👍

    Man könnte zwar noch expliziter das „Kamerad“-Sein hinterfragen. Aber das kann ja noch folgen, wenn der Inhalt dieses Beitrages den Adressaten erreichen sollte.

  6. Der Text bewegt, ist aber etwas zu lange und weist etliche Wiederholungen auf. Für den gedachten Empfänger, den deutschen Soldaten, in dieser Form wahrscheinlich nicht zu erreichen. Der Link für eine Recherche für Patrik Baab bezüglich „Badewanne“ (???) funktioniert nicht. Das nur am Rande, aber hätte mich interessiert was es damit auf sich hat.

    1. @ Vororterocker
      Bei mir funktionieren die Links einwandfrei.

      Bei den „Buchkomplizen“ gab es aber die letzten Tage Schwierigkeiten beim Laden der Seite. Vielleicht legt sich das auch wieder oder liegt nicht mal an deren Seite selbst.

  7. Lieber „Cygnus Ruber“.
    Die Intention Ihres Artikels ist überaus löblich, aber die trefflichste Aussage, so leid es mir auch tut, ist folgende:
    „Du kannst deine Fähigkeiten, deine Talente und deine ganze Kraft für Sinnvolleres einsetzen. Für eine gerechte Gesellschaft, für eine gute Welt und eine bessere Zukunft.“

    Leider, leider verschwindet diese überaus sinnvolle „Anregung“ im sich hier überschlagenden „Kriegsticker“ komplett und überbietet sogar die Quantität der MSM; selbstverständlich unter rigoroser Auslassung anderer, katastrophaler und paralleler Entwicklungen*.

    Jeder, der sich noch “ dunkel“ an seine Kindheit erinnert, weiß, dass Begrifflichkeiten wie „das tut weh, weil es heiß, scharf, spitz etc ist“ erst mit schmerzhaften Erfahrung verknüpft werden mussten.
    Wie also soll jemand, der Bellum als Game erlebt oder der weit verbreiteten Annahme ist, dass es sich dabei um einen harmlosen, aber erfolgreichen Pfadfinderausflug mit Lagerfeuerromantik, aber ohne Konsequenzen handelt, erkennen können, was die Realität ist!?

    Davon abgesehen gab und gibt es stets viele Exemplare, die genau dafür prädestiniert sind, weil mit „Macht“ verbunden und diese gebirt Gewalt.
    So war es seit Angedenken und wird es bis zum bitteren Ende bleiben – und keineswegs jeder leidet zeitlebens unter seinen Taten, da es dafür eines gewissen Maßes an Intellekt, Moral und Empathie bedarf. Nur woher nehmen, da erfolgreich entwöhnt?

    * Diese liegen, ohne dass Hinweise notwendig wären, zuhauf auf der „Straße“ und müssten nur aufbereitet werden.
    Wenn diese ein „alternatives Magazin“ jedoch als thematisch unwürdig erachtet, kann es mit der verlautbarten „Aufklärung“ entweder nicht konform gehen, oder die Auslassungen sind förderlich und gewollt.

    1. Lieber cui bono,

      danke für Ihre Antwort.

      Welche drei „katastrophalen und parallelen Entwicklungen“ bewegen Sie denn gerade persönlich? Ich meine die Frage ernst. Nennen Sie mir ruhig ein paar, die Ihnen durch den Kopf gehen. Vielleicht mache ich über die ein oder andere einen Artikel. 🙂

      Ihnen einen angenehmen Sonntagnachmittag!

      PS: Manchmal braucht „Overton“ – nach meiner Beobachtung – etwas beim Laden, gerade bei längeren Kommentaren oder solchen mit vielen Links und HTML-Befehlen. Mir musste der Chefred wohl auch die Tage öfters meine Kommentare freischalten, weil ich mehrere Links drinnen hatte. Mehr als vier Links mag das System glaube ich nicht, dann verlangt es erst eine Freigabe, bevor andere den Text lesen dürfen.

      1. Danke für die Antwort, aber ich muss gestehen, dass es nicht dies oder jenes gibt, das mich besonders bewegt.
        Es ist vielmehr die Summe dessen, was sich gegenseitig – wie Zahnräder- bedingt.
        Und noch mehr, dass das Gros freiwillig und mittlerweile begierig ein „Großereignis X oder Y“ bespannt, ohne zu bemerken, dass es nebenbei und über kurz oder lang nicht nur nackt sein wird.

        Es sind existentielle Dinge wie Wohnen, Lebensmittel, Gesundheit, ePA, (Bar)Geld, Existenzgrundlage, „neue Grundsicherung“, freie und selbstbestimmte Zukunft; ach ja: Bildung im Wortsinne nicht zu vergessen und und und. Es würde episch, da es an allen Ecken und Enden einen sich selbst verstärkenden Mottenfraß gibt.
        Die einen interessiert nichts, die anderen glauben, für ewig auf der Brennsuppe zu schwimmen und der Rest ist aus Prinzip gegen alle. Ein kognitiver, moralischer, emotionaler Verfall, der normalerweise lange dauert, ist wie ein Unfall in QuickMotion zu beobachten.

        Die beiden ersten könnte man eventuell noch „woken“😁, aber nur, wenn die Erkenntnis durch Aufklärung greift, dass längst „Zeitenwenden“ begonnen haben, welche die erdachte Idylle zerstören und vor allem in welcher radikalen Form es (fast) jeden be/treffen wird.

        Aber so ganz unter uns, wobei Pessimismus und Realismus bitte streng voneinander zu trennen sind: ich persönlich glaube nicht, dass es erst 5 vor 12 ist, da zu spät.🫣
        Beste Grüße und einen schönen Abend.

        1. Sie sind also sozusagen „mit der Gesamtsituation unzufrieden“? Geht mir genauso! Vielleicht ist einer meiner nächsten Texte darum passender, denn in dem möchte ich stärker auf die allgemeine gesellschaftliche Situation eingehen und was ich für mich daraus ableitete.

          Ansonsten: ich werde auch immer Pessimist geschimpft, obwohl ich mich als Realisten erachte. 😉 Dabei sage ich bloß, dass der Zug längst abgefahren ist.

          Beste Grüße und Ihnen auch einen guten Tagesausklang

  8. Ich persönlich quäle mich ja gerne durch solche langen, schwülstigen Texte wo Cygnus mit allen Wässerchen des Pazifismus versucht dem deutschen Soldaten das deutsche Soldatentum auszutreiben, ABER DER DEUTSCHE SOLDAT??

  9. Mal wieder verschwunden, aber selbst wenn mein Kommentar noch auftauchen sollte: doppelt hält besser.

    Lieber „Cygnus Ruber“.
    Die Intention Ihres Artikels ist überaus löblich, aber die trefflichste Aussage, so leid es mir auch tut, ist folgende:
    „Du kannst deine Fähigkeiten, deine Talente und deine ganze Kraft für Sinnvolleres einsetzen. Für eine gerechte Gesellschaft, für eine gute Welt und eine bessere Zukunft.“

    Leider, leider verschwindet diese überaus sinnvolle „Anregung“ im sich hier überschlagenden „Kriegsticker“ komplett und überbietet sogar die Quantität der MSM; selbstverständlich unter rigoroser Auslassung anderer, katastrophaler und paralleler Entwicklungen*.

    Jeder, der sich noch “ dunkel“ an seine Kindheit erinnert, weiß, dass Begrifflichkeiten wie „das tut weh, weil es heiß, scharf, spitz etc ist“ erst mit schmerzhaften Erfahrung verknüpft werden mussten.
    Wie also soll jemand, der Bellum als Game erlebt oder der weit verbreiteten Annahme ist, dass es sich dabei um einen harmlosen, aber erfolgreichen Pfadfinderausflug mit Lagerfeuerromantik, aber ohne Konsequenzen handelt, erkennen können, was die Realität ist!?

    Davon abgesehen gab und gibt es stets viele Exemplare, die genau dafür prädestiniert sind, weil mit „Macht“ verbunden und diese gebirt Gewalt.
    So war es seit Angedenken und wird es bis zum bitteren Ende bleiben – und keineswegs jeder leidet zeitlebens unter seinen Taten, da es dafür eines gewissen Maßes an Intellekt, Moral und Empathie bedarf. Nur woher nehmen, da erfolgreich entwöhnt?

    * Diese liegen, ohne dass Hinweise notwendig wären, zuhauf auf der „Straße“ und müssten nur aufbereitet werden.
    Wenn diese ein „alternatives Magazin“ jedoch als thematisch unwürdig erachtet, kann es mit der verlautbarten „Aufklärung“ entweder nicht konform gehen, oder die Auslassungen sind förderlich und gewollt.

  10. Mit Herzblut geschrieben.
    Beeindruckender Text.
    Lohnende Lektüre.
    Zum Weitergeben.

    Es ist wichtig, dass gerade heute in der deutschen Öffenentlichkeit – und dieses Forum gehört dazu – solche Texte erscheinen.
    Danke!

    Krieg an sich ist grauenvoll genug – der Artikel beschreibt das mit schrecklicher Genauigkeit – sodass die wiederholten Vergleiche mit der NS-Vergangenheit teils unnötig, teils gekünstelt wirken. Jeder Krieg ist furchtbar. Auch in der Sache sind diese Vergleiche problematisch, denn wir würden selbst im Kriegsfalle keine Wiederholung des „Unternehmens Barbarossa“ haben und auch nicht Hitlers barbarische Anordnungen (z.B. Kommissarbefehl). Geschichte wiederholt sich nicht, sondern zeigt allenfalls gewisse Ähnlichkeiten bei den großen Mustern. Die sind aber auch schon erschreckend genug.

    1. Geschichte wiederholt sich nicht – sie wird von dummen oder bösen Menschen wiederholt.
      Heute bezeichnet die SPD mit ihrem (Reichs)Kanzler das, was vor dem ersten Weltkrieg noch Kriegskredite hieß, mit „Sondervermögen“. Ihrer Tradition als willige Kriegsfinanzierer bleibt die SPD jedoch treu. Dahingehend ist es eher eine Nuance, dass vor 100 Jahren noch die Zustimmung zu anderer Parteien Forderung reichte und nun endlich auch mal die Initiative ergriffen werden darf.

    2. Grüße Sie @ Wolfgang Wirth!

      Danke für Ihre lieben Worte!

      Habe letztens meine Reclams (Caesars „De bello Gallico“, Ciceros „Reden gegen Verres“, Seneca etc.) abgestaubt und durchgeblättert. Da kam mir der Gedanke auch mal einen moralischen Brief aufzusetzen. Womöglich merkt man das.

      Kurz noch hierzu:

      und auch nicht Hitlers barbarische Anordnungen (z.B. Kommissarbefehl).

      Da bin ich mir eben nicht so sicher. Es gibt durchaus Aspekte, die sich wiederholen (mehr als nur bloße Muster). Wenn man sieht, dass bspw. viele ukrainische Einheiten im Stil ihrer Vorgänger von vor 80 Jahren operieren, Kriegsgefangene und Zivilisten erschießen und Russen als „Orks“ etc. (die modernisierte Variante der „Untermenschen“) erachten, dann denke ich, dass im kommenden Großkrieg auch der Westen sehr schnell seine „Maske der Zivilisiertheit“ fallen lassen und die blanke Fratze des Barbarischen zeigen würde. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

      So, muss mich sputen und leider an den Frühjahrsputz machen, daher heute etwas kürzer. Ihnen noch einen guten Nachmittag und bis die Tage

      Altlandrebell

      PS: Ich hab’s leider nicht zum Antworten geschafft, auf Ihre letzten beiden Repliken. Vielleicht greife ich die noch auf; war aber zu 80 % bei Ihnen, daher thematisiere ich wahrscheinlich nur die Unterschiede.

      PPS: Demnächst kommt vielleicht auch ein Artikel warum man keine Kinder haben sollte. Da bin ich gespannt, wie Sie den beurteilen werden.

  11. Weshalb macht der Autor dem kameraden Hoffnung aufs Überleben?
    Die entscheidende Frage lautet doch: „Dort drüben liegt ein Metzgerbeil. Hacke Dir selbst den rechten Arm, das linke Bein und den Unterkiefer ab, dann ersparst Du Dir jede Menge Qualen im Schützengraben. Falls Du das überlebst. Wie, das hältst Du für blödes Gerede? Nein mein Freund, GENAU DAS ist die Realität. “

    Einen ideologischen Idioten, der bereit ist in den Krieg zu ziehen überzeugt man nicht, indem man ihm das Leid der Anderen oder irgendwelche Gewissensbisse vor Augen führt. Der Autor hats gut gemeint, ein paar Bilder von frischen abgerissenen Gliedmaßen oder – noch besser – verstümmelten Fratzen wirkt wesentlich besser. Außer, natürlich, der Adressat muß gar nicht in den Krieg ziehen, sondern läßt diese unappetitliche Sache von Anderen erledigen. Solchen die gezwungen werden.

    1. „Dort drüben liegt ein Metzgerbeil. Hacke Dir selbst den rechten Arm, das linke Bein und den Unterkiefer ab, dann ersparst Du Dir jede Menge Qualen im Schützengraben.

      oder, bevor es ernst wird hau ab, wie 100.000 -de ukrainische Männer im wehrfähigem Alter
      nach dem Motte „es gibt Krieg und keiner geht hin“

      1. Nein.
        Leute die meinen Helden oder Märtyrer werden zu müssen, sollen sich gegenseitig dezimieren. Und zwar so viele wie möglich. Solche die den Hintern hochkriegen und den Saustall verlassen, werden es ihnen danken. Eine Welt mit einem massiv reduzierten Soldaten-Stand wäre eindeutig eine bessere…

        Man fasst es nicht, was dieses Drecksgesindel sich heutzutage schon wieder erlaubt.

    2. Ob abgerissene Gliedmaßen und verstümmelte Fratzen im künftigen Kriegsvorbe… äh ich meine Zivilschutzkunde-Unterricht einer gewissen Schwach-Dummdreist vorkommen werden? Wohl eher nicht… wer das als Lehrer in den 80er Jahren im Geschichtsunterricht tat, wurde in die Wüste verbannt. Das wird heute (wieder) nicht anders sein…

    3. @ Luisa

      Weshalb macht der Autor dem kameraden Hoffnung aufs Überleben?

      Tue ich das? Also doch nicht in Bezug auf den Krieg. Ich habe relativ zu Beginn meines Textes die persönlichen Folgen des Krieges, die der Soldat dort erleiden könnte, geschildert. Abgerissene Gliedmaßen, tote Kameraden etc. kamen vor. Später auch PTBS.

      Mein Text war ein Appell nicht in den Krieg zu ziehen, in einer Form, die @Gottfried dann so umriss:

      oder, bevor es ernst wird hau ab, wie 100.000 -de ukrainische Männer im wehrfähigem Alter

      Wobei ich es nicht als „Abhauen“ bezeichnen würde, das klingt mir zu pejorativ. Abhauen tun für mich die, die wissentlich und gewollt in den Krieg ziehen. Diejenigen, die sich widersetzen, zeigten m.E. den Mut. Sie kehren um und bleiben Mensch (bzw. versuchen es zu bleiben).

      Einen ideologischen Idioten, der bereit ist in den Krieg zu ziehen überzeugt man nicht, indem man ihm das Leid der Anderen oder irgendwelche Gewissensbisse vor Augen führt. Der Autor hats gut gemeint, ein paar Bilder von frischen abgerissenen Gliedmaßen oder – noch besser – verstümmelten Fratzen wirkt wesentlich besser.

      Wie gesagt, ich habe das durchaus im Text zu beschreiben versucht – Stichwort „Hack mit Hirnsülze“. Ich hätte dem Chefred auch noch Fotos aus meiner in Konfliktforscherzeiten angelegten Sammlung mitgeben können, um den Text zu bebildern. Aber da hätten wohl gewisse Gründe gegen die Veröffentlichung gesprochen und so glaube ich, dass Roberto mit seinem Foto eine sehr gute Wahl getroffen hat.

      Und ja – die ideologisch verblendeten erreiche ich sicherlich nicht. Aber wenn es nur einen handelsüblichen Kameraden ins Nachdenken bringt, erscheint es mir das schon wert gewesen zu sein.

      Gruß
      Altlandrebell

      1. Ich hoffe ja immer noch, dass außer den ideologisch Hirnamputierten so gut wie Keiner freiwillig in D in den Krieg zieht….Bin ich da vielleicht zu optimistisch ?

    4. Dort drüben liegt ein Metzgerbeil. Hacke Dir selbst den rechten Arm, das linke Bein und den Unterkiefer ab, dann ersparst Du Dir jede Menge Qualen im Schützengraben. Falls Du das überlebst.

      Das ist eine sehr plastische Darstellung – die Frage kommt jedoch für über eine Million Ukrainer zu spät, die leben schon mit diesem Horror. Die große Mehrheit von uns weigert sich ohnehin, das Bild in die Hirnrinde sickern zu lassen, und tröstet sich damit, es werde nur irgendwelche „Anderen“ treffen.

      Wenn diese „Anderen“ dann noch der „Gegner“ sind, hört sowieso jegliches Mitgefühl auf: ich habe mir einige drastische Kriegserlebnisse von der Ostfront erzählen lassen, mit „spritzenden Hirnen“ und schreienden Verwundeten zwischen den Linien – kein einziger der 27 Millionen toter Russen spielte darin auch nur eine Nebenrolle.

      Missverstehen Sie mich nicht: Ich bin sehr dafür, die Schrecken des Krieges ins Bewusstsein zu rufen, das Entsetzliche begreifbar zu machen, damit jeder kapiert, dass Frieden die einzige Option ist. Stattdessen sucht die Bundeswehr nach „Handwerkern“, wegen irgendwas mit „Frieden“ oder so. Wie soll man dem etwas entgegen halten? Vielleicht mit Tucholsky: Soldaten sind Mörder!

  12. die, die sich diesem interpunktionsgestörten Wir.Dienen.Deutschland.- Verein angedient haben, wird dieser hervorragende Text nicht erreichen. Die sind im Allgemeinen schon mit einem simplen Zweizeiler intellektuell komplett überfordert.
    Ich wäre froh, hätten wir noch eine Wehrpflicht. Zu diesen Zeiten mussten auch noch kritische und intelligente Menschen bei diesem Verein eine Zeit lang zubringen. Was zu Diskussionen und Widerspruch führte, den es dort in der Form mit Sicherheit nicht mehr gibt.

    1. @ kollemolle

      Danke für Ihre Anmerkungen!

      Kurz zu dem Punkt, den ich anders sehe:

      Ich wäre froh, hätten wir noch eine Wehrpflicht.

      Als freiheitsliebender Zwangsdienstverweigerer sage ich: Ich wäre darüber nicht froh. Solche Tätigkeiten vertragen sich m.E. nicht mit einer aufgeklärten, freien Gesellschaft mündiger Menschen (die es in Deutschland freilich ohnehin nie gab und auch ggw. natürlich nicht gibt).

      Da @ zero fox ja noch einen weiteren Aspekt kritisch angemerkt hat, kurz dazu. Denn auch ich weiß von einigen durchaus intelligenten Zeitgenossen, die voller Inbrunst zu dem Laden gingen und dort ihre „Erfüllung“ fanden. „Diskussion und Widerspruch“ sind bei der BW ohnehin fehl am Platz – dort heißt es „dienen“ und „gehorchen“ (wie bei anderen Zwangsdiensten aber auch). Wer Befehle hinterfragt, wird zum Fall für die „Kettenhunde“. Ob man strohdumm oder blitzgescheit ist, spielt dabei keine Rolle.

      1. So ist es, die Vorstellung ist irgendwie niedlich. Ich selbst dachte ja die würden mich mit meiner kritischen Meinung gleich wieder nach Hause schicken. Das ist nicht genau was dann passierte, aber offenbar rechnen die selbst auch nur mit höchstens 80%, die im Ernstfall tatsächlich auftauchen würden. Es wurde jedenfalls an mich gedacht!

      2. Eine eigenartige Vorstellung… mit solchen Leuten diskustieren zu wollen.
        Ich hatte damals meinen Einberufungsbefehl in der Tasche, als ich eine Woche vor diesem Termin in Frankfurt in ein Lufthansa Flugzeug stieg und nach Australien abdüste. Gesegnet sei die Computer-freie Vergangenheit!
        Nur drei Jahre später kam ich zurück und konnte problemlos mein Studium antreten…

        18 Monate meiner Zeit daran verschwenden mich zu einem professionellen Massenmörder ausbilden zu lassen ? Echt ?

  13. Der Text ist vergebliche Liebesmüh. Berufs-, Zeit- bzw. Vertragssoldaten funktionieren völlig anders. Man kann davon ausgehen, daß jeder seinen Beruf gern macht, ihn richtig findet und ihn so gut wie möglich machen will. Selbstverständlich freut sich der Feuerwehrmann über einen großen Brand, in dem er helfen und sich beweisen kann, und er wird seinen Mann stehen. Bei anderen Berufen und bei Soldaten ist das nicht anders.
    Ich lernte mal einen niederländischen Offizier kennen, als das gerade mit Affganistan losging. Er erzählte mir, daß er in den nächsten Tagen abreisen werde, und ich wollte gerade anfangen, ihn zu bedauern, da antwortete er mir: Nein nein, du hast mich falsch verstanden, ich mache das gerne, es ist mein Beruf, ich will das. Ich hatte noch mehr solche Einsichten mit Bundeswehrsoldaten, und ich erinnere mich gut an einen Bericht über britische Soldaten, die sich jahrelang auf den 2. Irak-Krieg gefreut und vorbereitet haben und voller Tatendrang dann endlich los durften. Für die stand jahrelang fest, daß sie das machen wollten und selbst deren Ehefrauen standen schon hinter der Entscheidung.

    1. Bei Irak und Afghanistan hatte die westlichen Armeen ein leichtes spiel , da weit überlegen.
      Frage ist, ob die Soldaten auch noch so reagieren, wenn sie einen viel stärkeren Gegner hatten.
      Es gab doch vom Ukraine-Krieg schon von erfahrenen Söldnern, die sagten das sei viel schlimmer als alles was sie bisher erlebt haben.

      Ich muss an den alten Film „Die Brücke“ denken. Da sind die Jungs voller Eifer, endlich ranzudürfen, und freuen sich als ihr einberufungsbefehl kommt.
      und als sie danach im Granatenhagel sind, fangen sie an zu heulen.

    2. @ BertT.0

      Berufs-, Zeit- bzw. Vertragssoldaten funktionieren völlig anders. Man kann davon ausgehen, daß jeder seinen Beruf gern macht, ihn richtig findet und ihn so gut wie möglich machen will.

      Da haben Sie einerseits vollauf recht.

      Andererseits ging es mir mit meinem Brief nur darum Zweifel zu säen. Nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wenn es jeden Tag solche Briefe – ob kurz oder lang – und dazu noch Filme, Bücher etc. gäbe, analog zur Quantität der medialen Offensive der Kriegsliebhaber, wäre der Stein vielleicht schon richtig hohl geworden.

      Wenn ich nun bloß einen einzigen Soldaten ins Grübeln bringe, scheint mir bereits etwas gewonnen. Ich erinnere mich gerade auch an Schorlaus Buch zum Afghanistaneinsatz hier, das wohl zumindest ein paar Soldaten dazu gebracht haben soll ihr Tun zu hinterfragen; zumindest glaube ich mich zu entsinnen, dass er das in einem Interview sagte. Oder es war ein anderer Autor, der von ein paar soldatischen Lesern solche Rückmeldungen zu seinem Werk erhielt.

  14. Dieser Text müsste eigentlich im deutschen BT öffentlich verlesen werden, allerdings hören Die eh nicht hin, spielen lieber auf ihren Smartphones oder hetzen gegeneinander!

  15. Leider geht dieser Text von Kriegen bis zum Ende des zweiten Jahrtausend aus. Die meisten der geschilderten Verbrechen kann kaum ein Soldat überhaupt begehen. Zu direkten Gefechten, Aug in Aug mit dem Feind, kommt es kaum noch und umkämpfte Städte sind nach Eroberung menschenleere Sandhaufen mit vereinzelt herumliegenden Stahlbetonklumpen. Fast immer ist der Feind mehrere zehn Kilometer weit weg und wirft Artilleriemunition in die Schützengräben, Unterstände, Truppenkonvois und Versorgungskonvois.
    Krieg im dritten Jahrtausend besteht für den einzelnen Fußsoldaten, also für die überwältigende Mehrheit, ausschließlich aus der Tätigkeit des Sterbens. Sollte jemand das trotzdem überleben, ist der danach ein psychisches Wrack – die überleben, bleiben Zeit Lebens in diesem Krieg gefangen.

    1. @ Hartwin

      Die meisten der geschilderten Verbrechen kann kaum ein Soldat überhaupt begehen.

      Sehe ich anders. Gerade in Mariupol, Awdejewka und Artjomowsk kam es auch zu ausgeprägten Kämpfen Mann gegen Mann. Und gerade die ukrainischen Verbände haben bei ihrem Vorgehen im Donbass wiederholt gezeigt, dass Vergewaltigung oder die Tötung von Kindern weiterhin verbreitet sind. Von Kriegen im subsaharischen Afrika, wo Artillerie und Luftwaffe allein aus Beschaffungskostengründen eine geringere Rolle spielen, ganz zu schweigen.

      Ihr Einwand mag für gewisse Signaturen der westlichen Kolonialkriege („War on terror“9 seine Gültigkeit haben. Aber selbst in Irak und Afghanistan kam es zu persönlichen Konfronatationen zwischen Soldaten und Aufständischen bzw. zu jeder Menge Kriegsverbrechen. Somit würde ich sagen: das Bild des Krieges mag sich wandeln, aber seine Essenz blieb erhalten.

      Damit möchte ich im Übrigen gar nicht negieren, dass durch Artillerie und (un)bemannte Luftwaffe noch andere Waffengattungen ins Spiel gekommen und Distanzen geschaffen worden sind. Aber selbst im Luftkrieg kommt es mitunter zum Kampf Mann gegen Mann – oder solchen Ereignissen hier.

    2. Nur weil man ihnen im deutschenTV sowas nichtzeigt, heisst noch lange nicht, dass es das in der Ukraine nicht gibt.

      Im britischen itv1 lief vor kurzem eine Doku: „Ukraine’s War The Other Side „. Ein englischer Journalist, auf Seiten der NATO(!) drehte umfassend, wie es in Baerbocks Krieg tatsächlich zugeht.
      Sollten sie sich mal antun, dann schrieben sie künftig nicht mehr solchen Schwachfug…

      https://www.youtube.com/watch?v=2FAcyKhM8Wg

  16. Dazu passt die Episode vom Weihnachtsfrieden 1914.
    Damals sind an vielen Frontabschnitten in Frankreich die Soldaten aus den Schützengräben gestiegen, haben zusammen Weihnachten gefeiert, Lieder gesungen, Essen, Trinken, zigaretten getauscht. Sie spielten sogar Fussball gegeneinander.
    Das passierte an vielen Frontabschnitten.
    Leider haben nach wenigen Tagen die Offiziere das unterbunden, und sie mussten wieder aufeinander schiessen.

    Ich finde hier wird so deutlich wie bescheuert Krieg ist.
    Wenn man aufeinander zugeht, merkt man dass der andere auch nur ein ganz normaler Mensch so wie man selbst ist.
    Warum dann aufeinander schiessen?
    Weil es einem befohlen wird ?

    1. Absolute Zustimmung.

      Wenn man aufeinander zugeht, merkt man dass der andere auch nur ein ganz normaler Mensch so wie man selbst ist.
      Warum dann aufeinander schiessen?

      Erinnert mich gerade an die Geschichte, wonach ein Brite beim Weihnachtsfrieden zufällig seinem deutschen Friseur begegnete, der bis Kriegsbeginn in London lebte…

      Oder so etwas hier.

      Weil es einem befohlen wird ?

      Ja, vermutlich. Denn hinter dem Befehl stehen die Kettenhunde der Militärpolizei. Von vorne fliegen die Kugeln und Granaten – und von hinten eben durchaus auch. Sich davon schleichen ist durchaus nicht so einfach, wie man manchmal glaubt und wie ich vielleicht auch etwas zu einfach in meinem Text umriss (wobei der eben vor Einsatzbeginn angesiedelt war, wo die Möglichkeit abzutauchen größer ist).

      Beispiel: Wer sich wundert, warum die Ukrainer noch immer kämpfen trotz ihrer horrenden Verluste, der sollte sich immer vergegenwärtigen, dass hinter deren Linien die westlichen Söldner und Freunde bzw. Mitglieder von Asow und Co. stehen. Für einige ukrainische Soldaten ist die eigene Situation eine zwischen Skylla und Charybdis. Zumal wenn auch noch potentielle Geiseln (in der Ukraine lebende Familienangehörige) ins Spiel kommen…

  17. Wenn Soldaten, zumal solche, die das als Beruf machen, lesen und verstehen könnten, wären sie keine Soldaten.
    Danke für den klugen und richtigen Text. Aber ich bin ratlos. Ich hatte tatsächlich mal mit einem Soldaten zu tun gehabt, der in Afghanistan diente. Er hat sich zwar demobilisieren lassen, weil seiner Frau der Job nicht gefiel, aber von solchen Überlegungen war er meilenweit entfernt. Er ist kein übler Schlagetot aber im Kern sagte er, dass sein Einsatz gerechtfertigt sei, weil sie ein demokratisch legitimiertes Mandat des Bundestages hatten. Irgendwie brauchte es nie mehr als eine Obrigkeit. Egal ob von Gott, von der Vorsehung oder durch irgendwelche Wahlen bestimmt. Ich weiß es natürlich nicht wirklich, vermute aber, dass die meisten der Soldaten, die in WKI gezwungen wurden, wussten, dass sie nicht gegen Feinde kämpften. Aber die Mechanismen, die bewirken, dass man zuletzt doch auf seine Brüder schießt, sind offensichtlich so universell, so vollkommen unüberwindbar, dass sie uns bis zum letzten Gefecht führen werden. Man kann nichts dagegen machen. Das Einzige, was für mich klar ist, ist, dass wenn man mich zwingt, eine Waffe in die Hand zu nehmen, und ich kann wahrscheinlich besser damit umgehen, als mancher Schreihals, wüsste ich, dass mein Feind immer in meinem Rücken steht.
    Aber zum Schluss werden die Nukes gezündet und es ist egal.
    Und ich schreibe es immer und wieder, bis es nichts zu mehr zu schreiben gibt: wenigstens bleibt uns die Genugtuung, dass die war pigs mit uns zur Hölle fahren. Oder im Bunker vegetieren. Ein Leben, das ich nicht mit ihnen teilen wollte.

    Wäre ich religiös, würde ich schreiben, dass der Herr sich ihrer erbarmen möge. Da ich es nicht bin, meine ich, das die Bastarde sich selbst ficken sollen.
    Beides sinnlose Wünsche.

    1. also in Wk1 sind viele noch voller Begeisterung reingegangen.
      aber nach einer Weile haben sie germerkt war für ein Grauen das ist.

      1. @ bert huber

        also in Wk1 sind viele noch voller Begeisterung reingegangen

        Ja, ist aber eine sehr milieu-abhängige Geschichte gewesen. Es gab in der Tat die Mittel- und Oberschichtenangehörigen, die das Augusterlebnis als Moment der nationalen Erweckung und den Krieg als Stunde der Katharsis bzw. des Kairos und weniger als Kataklysmus erachteten.

        Zudem die Kautskyaner (Vorläufer der heutigen Bobos und Woken), die den Krieg ebenfalls unterstützen. Auch Käthe Kollwitz will ich mal dort einfügen, die in ihrem Tagebuch beschrieb wie sie Schwarz-Weiß-Rot aus dem Fenster hängte (sie rechtfertigte es mit ihrem Sohn, der sich freiwillig ins Feld meldete).

        Aber es gab auch viele, die weitaus kritischer, pessimistischer oder schlicht apathisch waren. Arbeiter, die wussten, was für sie anstand. Bauern, die sich um die Ernte sorgten und obendrein niemanden hatten, der sich um den Hof kümmerte. Selbst Gutsbesitzer, die sich vor drohenden Konsequenzen und den Auswirkungen für ihren Besitz und ihre Angehörigen fürchteten, soll es gegeben haben.

        Das Augusterlebnis war nicht so groß, wie es gerne gemacht wurde und das „viele“ darum relativ.

    2. @ 1211

      Wenn Soldaten, zumal solche, die das als Beruf machen, lesen und verstehen könnten, wären sie keine Soldaten.

      Da haben Sie sicher recht, aber im Grunde gilt das, was Sie beschreiben, für viele andere „Trooper“ auch. Denken Sie an die Polizisten, die als Büttel des Systems dessen Ordnung zementieren helfen. Die Ministerialbeamten, die die Vorlagen schreiben, mit denen weitere Schikanen (Hartz V, Pandemieregime 4.0, Bargeldverbot) in naher oder ferner Zukunft in Gesetzesform gegossen werden. Die Leute vor den Geräten, die brav die Maske aufsetzen und kein Jota von der Regierungslinie abweichen. Allgemein gibt es da draußen jede Menge Typen, die in Reih und Glied marschieren. Ob bis zum „Endsieg“ oder bis zur „Energiewende“, ist wuppe. Für viele ist’s ja auch geil und am Ende gibt’s „fett Kohle“ – was will man mehr?

      Diejenigen, die sich hier bei Overton versammeln, sind dagegen wohl durchaus die falschen Adressaten für solche „Briefe“. Die sind ja die eigentlich „woken“, da aufgewachten. Aber wo hätte ich mein Geschreibsel sonst hinschicken sollen? Ans Kreiswehrersatzamt? Okay, hab ich sogar mal. Das meiste ist nämlich aus meinem Verweigerungsschreiben von 2010 entlehnt. 😉 Oder hätte ich versuchen sollen den „Brief“ bei SPON oder ZEIT unterzubringen? Da hätte ich es gleich bei der Bundeswehr selbst probieren und die fragen können, ob sie ihn auf ihrer Homepage veröffentlichen.

      Aber die Mechanismen, die bewirken, dass man zuletzt doch auf seine Brüder schießt, sind offensichtlich so universell, so vollkommen unüberwindbar, dass sie uns bis zum letzten Gefecht führen werden.

      Ja, wobei es einen nicht unerheblichen Teil von Leuten gibt, die dann im Feld doch wieder nicht schießen. Die Zahlen sind umstritten, habe jetzt auch keine validen zur Hand, aber es sind beileibe nicht 90 % im Ballermodus.

      Und man sollte zugleich nicht die Repressions- und Disziplinierungswirkung durch Medien, Kettenhunde und andere Instanzen berücksichtigen. Damit ein Krieg ins Rollen kommt und viele Männer sich gegenseitig in Stücke schießen, muss er erst gemacht werden

      1. Ja, die müssen erst gemacht werden. Ist aber dann auch wieder nicht sooo schwer. Manchmal muss man schwer am Rad drehen, wie bei 911, weniger Aufwand wurde in Gleiwitz betrieben. Tonking war noch weniger anspruchsvoll. Es reicht, wenn es die Idioten glauben, um die Mehrheit auf seiner Seite zu haben. Und selbst wenn man die nicht hat, ist es egal. Wenn du ins Feld geführt wirst und auf dich wird geschossen -was sonst sollten die auf der anderen Seite tun?- wirst auch du schießen.
        Alles nicht so lustig. Fällt mir trotzdem ein alter jüdischer Witz ein: Cohn wird muss in den Krieg. Er kommt in den Graben und die eigenen fangen an, auf den Gegner zu schießen. Ruft er aufgeregt, so sollen sofort aufhören: Sehr ihr den nicht, dass da vorn Menschen sind, die ihr treffen könntet?!

  18. Es ist sehr viel banaler als dieses viel zu lange Pamphlet, das ausser gut gemeint, nicht viel ist. Und gut gemeint ist ja bekanntlich das Gegenteil von gut!

    Im Alter von so um die 20, muss sich jeder entscheiden, ob er sich zu einem Menschen weiterentwickeln will… oder ob er sich zum professionellen Massenmörder ausbilden lassen will, um mit seinem Leben anderer Leute Besitz zu verteidigen. Fern liegt es mir dabei anderer Eintscheidungen zu kritisieren…
    Noch nie war es so einfach zu erkennen, wer, und aus welchen Gründen, gegen wen Krieg führen will.
    Wenn sich Nietzsches Viel-zu-Viele für den „guten“ Zweck gegenseitig massakrieren wollen, bitte, gern geschehen.
    Die anderen können sich fragen ob das tatsächlich noch IHR LAND ist, das da, zwar nicht mehr für Gott und Vaterland, aber für „Demokratie“ und Baerbock in einen moralisch gerechten Kieg ziehen will.

    Man kann das, was da abläuft ganz einfach verstehen, noch einfacher als zur Zeit ging das noch nie !!!
    Wer es jetzt immer noch nicht versteht, der soll ruhig gegen seinesgleichen in den Krieg ziehen. Ich danke all denen im Namen Darwins!

    Wo soll da ein Problem sein, mein lieber Schwan?

    1. viel zu lange Pamphlet

      Ja gut, ich hätte mich kürzer fassen oder gleich bei Manova um Veröffentlichung bitten können – für deren Verhältnisse war das hier ja bloß eine Kurzmeldung. Andererseits – warum tun Sie sich den langen Schinken dann an?

      Zur allgemeinen Beruhigung: Meine nächsten beiden Artikel sollten Drei- bis Vierseiter werden und kein Sechsseiter wie dieser hier. Aber ich wollte mein Verweigerungsschreiben eben nochmals für etwas gebrauchen und eine Akklamation am Ende (das was ein paar Mitforisten als Wiederholung lasen) erschien mir stilistisch interessant.

      Kurzum: Ich sehe den Punkt mit der Länge, bin aber irritiert, dass Sie dann das ganze Stück lesen. 😉

      Im Alter von so um die 20, muss sich jeder entscheiden, ob er sich zu einem Menschen weiterentwickeln will… oder ob er sich zum professionellen Massenmörder ausbilden lassen will, um mit seinem Leben anderer Leute Besitz zu verteidigen.

      Ja, als Freigeist glaube ich einerseits an das Individuum, das befähigt ist im Erwachsenenalter solche Entscheidungen zu treffen. Aber andererseits sollten wir nicht vergessen in was für einer Gesellschaft wir leben und wie begrenzt der freie Wille tatsächlich ist. Mögen Sie vielleicht anders sehen – no hard feelings there.

      In meinen Augen jedoch gibt es enorm viele Zwänge, aus denen die Leute sich erst einmal herausschälen müssen (vom Erkennen der Zwänge gar nicht zu reden), bevor sie dann zur Entscheidung vordringen, ob man sich dem System andient oder ihm entgegentritt. Ich glaube zu wissen, von was ich schreibe, denn ich komme aus einem ganz anderen politischen Quadranten, als ich ihn heute vertrete und habe da selbst eine gewisse Transformation hinter mir.

      Noch nie war es so einfach zu erkennen, wer, und aus welchen Gründen, gegen wen Krieg führen will.

      Finde ich offen gestanden nicht. Das mag formal stimmig klingen, de facto jedoch ist das eine Kärrnerarbeit, die – wenn richtig betrieben – sehr viel Schmerz mit sich bringen kann. Inneren Schmerz, weil Weltbilder erodieren. Äußerer Schmerz, weil Freunde und Verwandte von der Stange gehen, weil man gewisse Alternativlosigkeiten zu hinterfragen begann. Und in der algophobischen Gegenwart wollen die meisten Leute nichts weniger als Schmerz. Dann bleibt man lieber in Nietzsches „Heerde“:

      „Was sie mit allen Kräften erstreben möchten, ist das allgemeine grüne Weide-Glück der Heerde, mit Sicherheit, Ungefährlichkeit, Behagen, Erleichterung des Lebens für Jedermann (…) und das Leiden selbst wird von ihnen als Etwas genommen, das man abschaffen muss“ (KSA 5: 61).

      Tja.

      Wo soll da ein Problem sein, mein lieber Schwan?

      Das Problem ist, dass die nicht nur gegen ihresgleichen in den Krieg ziehen – sondern auch gegen uns.

      1. „Andererseits – warum tun Sie sich den langen Schinken dann an?”

        Weil ich überall die Folgen des selektiven Lesens sehe! Ich liebe meine eigenen Meinungen nur wenn sie BEGRÜNDET sind. Und auch nur genau dann lese ich auch lange Artikel

        „Aber andererseits sollten wir nicht vergessen in was für einer Gesellschaft wir leben und wie begrenzt der freie Wille tatsächlich ist.”

        Und genau da unterscheiden wir uns. Ab einem gewissen Alter sollte man verstanden haben, dass es ein Fehler ist, die eigene, begrenzte Zeit an Dummköpfe und ihre Ausreden zu verschwenden… Schon während des Philosophie Studiums hatte ich begriffen, das wir natürlich keinen Freien Willen haben, aber nichts desto trotz so leben können/sollten, als hätten wir einen. Eine banale Grundregel für ALLE.
        Konsequenz daraus ist dann natürlich, dass man die Verantwortung für seine Entscheidungen, OHNE wenn und aber akzeptiert…. also, im Gegensatz zum grossen blöden Haufen der nur nach Ausreden sucht. Auch sie reden lang und breit von Zwängen…. Wenns ans Sterben geht begreift auch der Letzte, dass man mit solchen Ausreden so viel an eigener so sehr begrenzter Lebenszeit verschwendet hat.

        <>

        „Finde ich offen gestanden nicht.“

        Was genau kann man denn da nicht verstehen?
        Wir sind mal wieder beim Thema: die Blöden angekommen… ausser denen findet sich keiner, der nicht einerseits schon am Tag Eins kapiert hat, in wessen Auftrag sich Frau Baerbock verpflichtet fühlt zu arbeiten, und der sich andererseits tatsächlich von Russland bedroht fühlt…
        Dass die Angestellten des politisch-industriellen Komplexes der Rüstungswirtschaft dies ausnützen, muss man ihn gar nicht mal vorwerfen….

        So wie sie, bzw Nietzsche, diese Schafherde beschreiben, ist es schon richtig. Aber… sieh oben… Ausreden interessieren mich nicht. Das gilt auch für ihren eigenen, letzten Satz: „Das Problem ist, dass die nicht nur gegen ihresgleichen in den Krieg ziehen – sondern auch gegen uns.” Echt ?
        Die Welt wird kleiner, die friedlichen Orte fürs schöne Leben werden weniger, aber wer aus Bequemlichkeit, oder aus Angst vor materiellen Verlusten wohnen bleibt wo ein Krieg immer mehr droht, der verdient all das was kommt. Sie machen nicht den Eindruck als wüssten sie nicht, wie viele, sogar Spiessbürger wie Thomas Mann, vor fast 100 Jahren vorhersahen was kommen wird und dann abgehauen sind.
        Oder fragen sie sechs Millionen Juden, was man nicht tun sollte!

        Wunderbarer Film: Die Gärten der Finzi Contini…

  19. Ich denke man sollte diesen Artikel (leicht abgewandelt) so vielen deutschen Soldaten wie möglich zukommen lassen. Als Flugblätter über Kasernen abwerfen. Oder in Whats-App-Gruppen von Soldaten einschmuggeln. Und am besten noch auf weitere Dutzend Arten.
    Solche Art „Wehrkraftzersetzung“ (heute nennt man es in der BRD jedoch „Straftaten gegen die Landesverteidigung“) ist natürlich nicht ganz ungefährlich, gerade jetzt wo die Bundeswehr dringend Personal sucht. Es wäre aber sicher lohnenswert.

    Ottono wird jetzt sicher sagen: „Aber die Russen, den Russen sollte man das zeigen, die sind doch die Angreifer.“
    Ja Ottono, auch den russ. Soldaten sollte man es zukommen lassen und natürlich den Ukrainern und den Briten und…

    Ich selber habe übrigens Jüngers „In Stahlgewittern“ erst vor 3 Monaten zum ersten Mal gelesen. Ich kannte diese intensiven Beschreibungen ja schon aus „Im Westen nichts Neues“, das ich vor langer Zeit mehrfach gelesen hatte. Und in der Tat sind die Beschreibungen in beiden Büchern ziemlich ähnlich, und genau und gut. Und obwohl ich diese Beschreibungen kannte und auch gute Filme gesehen hatte (wie z.B. 2017), hat mich Jüngers Buch doch wieder umgehauen und fassungslos gemacht wie sich Meschen in solch eine Hölle manövrieren konnten.

    Und dennoch ist Jüngers Buch dann wieder ganz anders, erschreckend anders. Denn es ist irgendwie distanziert, nicht gefühllos, aber distanziert. Und trotz der furchtbaren Hölle, durch die er geangen ist, fröhnt er dem Heroismus, dem Patriotismus und dem Todesmut fürs Vaterland. Dazu ist er offenbar ein Adrenalin-Junkie, irgendwie verliebt in gefährliche Kämpfe mit Todesverachtung. Diese scheinen ihm enorme Kraft gegeben zu haben, und noch etwas, was ich nicht wirklich beschreiben kann, weil es mir fern ist. Dabei scheint Jünger kein Rassist gewesen zu sein oder jemand, der andere Nationen und Völker gering schätze, jedenfalls lassen das seine Beschreibungen der Soldaten anderer Nationen nicht erkennen. Ein seltsamer Vogel irgendwie. Mir unverständlich wie er die Hölle des Krieges so genau wahrnehmen konnte, wie er das getan hat, und das Ganze dennoch nicht wirklich veurteilt hat. Es muss an der enormen Kraft gelegen haben, die ihm sein Todemut verliehen hat. Dabei müsste ihm aber doch klar gewesen sein, dass er nur einer von wenigen gewesen ist, mit solch einem „Talent“ und welch ein Verbrechen es ist Millionen dazu zu zwingen, die nicht ein solches Talent haben. Nun ja, er war immer noch sehr jung als er seinen Bericht über seine Kriegserfahrung verfasst hat und wohl auch berauscht von seinem „Pour le Merite“. Vielleicht aber, dass scheint mir dann auch plausibel, konnte man zu der Zeit wo er das Buch veröffentlicht hat, noch nicht allzu viel Kritik üben, wenn man es sich mit bestimmten Kreisen, die Jünger vielleicht brauchte, nicht verderben wollte.

    1. Guten Abend @ Two Moon!

      Bin kein Experte für die Jünger-Biografie und mögliche Motive seinerseits, ich glaube da kann @ Wolfgang Wirth wohl mehr beitragen. Aber ja, dieser Passus, den Sie hier nennen:

      Denn es ist irgendwie distanziert, nicht gefühllos, aber distanziert.

      Das fiel mir auch auf.

      Und ja, es gibt eben eine gewisse Beschreibungsähnlichkeit. Wobei sie sogar durch das literarische Format noch gedämpft, gefiltert wird. Es gibt bekanntlich auch ganz rohe, nicht-prosaische Schilderungen etwa aus Briefen oder Erinnerungen, wie sie hier oder in diesem und jenem Werk versammelt wurden (Links für interessierte Mitleser). Die sind teilweise noch weitaus heftiger, da eben frei aus der Erfahrung heraus geschrieben.

      Ich hatte mir überlegt, ein paar der Zitate mit reinzunehmen, bin dann aber bei meinem eher zurückhaltenden und nicht so plastisch-expliziten „Brief“ geblieben, der auf meinem Kriegsdienstverweigerungsschreiben aufbaute.

      Dazu ist er offenbar ein Adrenalin-Junkie, irgendwie verliebt in gefährliche Kämpfe mit Todesverachtung.

      Ja, das könnte zutreffen. Oder zumindest gibt es diesen Typus und obendrein wohl nicht gerade selten.

      Der beste Freund eines russischen Bekannten „arbeitet“ als eine Art „Fernspäher“ oder andere Form von Elitesoldat in der russischen Armee (er hat es nicht genau beschreiben können, zumal der Freund nicht viel über sein Tun verraten darf). Dieser war auf jeden Fall Anfang Januar 2022 erst auf einem „Auslandseinsatz“ irgendwo in Afrika. Dann war er Mitte Februar kurz in seinem Heimatort und bekam über Nacht die Info sich in der Kaserne für die „Spezialoperation“ einzufinden. Seither war er im Kampfeinsatz. Ich weiß nicht, ob er es immer noch ist, da ich den Bekannten länger nicht sprach, aber zumindest im Herbst 2023 war er wohl immer noch vor Ort. Mal in der Etappe, mal kurz im Urlaub, aber er schlug anscheinend mehrere Angebote zur „Rotation“ aus. Er hat Freunde / Kameraden sterben sehen, ist wohl selbst mehrfach knapp Tod / Verwundung entkommen. Aber mein Bekannter meinte zu mir, dass sein Freund den Einsatz „braucht“. Dass er die „Arbeit“, die er täglich macht, „liebt“ und anscheinend auch Vorgesetzte „bearbeitet“, um vor Ort bleiben zu dürfen. Dass er unruhig wird und verstört ist, wenn er nicht im Feld sein kann. Dass diese „Arbeit“ ihm „Erfüllung“ bietet.

      Ich weiß nicht, ob das an Kraft oder Adrenalin (allein) liegt. Vielleicht sind da andere, psychische, Faktoren eher das treibende Element. Doch wie bereits andere Mitforisten schrieben, ist das Soldatsein und Töten wohl für manche auch schlicht ein Teil der Identität und „Berufung“.

      Mir persönlich hat sich das nie erschlossen. Für mich ist das weder eine „Arbeit“ noch ein „Dienst“, wie ich auch in meinem Text zum Ausdruck bringen wollte.

      Ihnen noch einen guten Start in die neue Woche
      Altlandrebell

      1. Es gibt da vermutlich einige wirkende Faktoren. Wenn man sich vorstellt, man war an der Front und kommt dann in ein annähernd normales Leben zurück.
        Da ist vielleicht eine gewisse Entfremdung, ähnlich dem ersten Rambo, den ich von der Story her recht interessant fand.
        Andere haben sich vielleicht sich selbst durch ihre Taten entfremdet.
        Andere haben sich durch die erlebte Grausamkeit der Menschheit an sich entfremdet.
        An der Front ist man ständig im Einsatz und wird gebraucht. Zuhause interessiert sich niemand mehr für einen.
        Das mit dem Adrenalin … ich sah mal einen Bericht über die bösen, bösen Sportwetten, die angeblich zur Spielsucht führen. Da wurden drei Beispiele vorgeführt, einer war Afghanistan-Veteran, der in die Privatinsolvenz gegangen ist. Der hat (und das war m.e. der entscheidende Moment, in dem er die Kontrolle verloren hat) irgendwann angefangen, diese Online-Variante der Automatenspiele zu spielen, bei der man dann drei Zitronen haben muß, um zu gewinnen, weil eben für ein paar Stunden keine aktuellen Wetten im Angebot waren. Der dödelige Filmemacher ist aber gar nicht auf die Idee gekommen, zu fragen, inwieweit die Spielsucht in Zusammenhang mit seinem Vorleben steht und was die Bundeswehr eigentlich zur Reintegration ihrer Soldaten in das „normale“ Leben tut.

    2. @ Two Moon

      Guten Vormittag,
      angeregt durch Ihre zutreffenden Äußerungen über Ernst Jüngers „Stahlgewitter“ und auch @ Altlandrebells Worte möchte ich mich mal kurz einklinken und ein paar Gedanken zu Ernst Jünger loswerden.

      Vorweg:
      In der Tat beschäftige ich mich schon sehr lange mit ihm und habe wirklich viel von und auch über ihn gelesen. Das begann schon vor 35 oder 40 Jahren. Dabei begann ich allerdings gerade nicht mit seinen frühen Werken, sondern mit den Tagebüchern zum Zweiten Weltkrieg und mit Teilen seines sehr anspruchsvollen Spätwerkes (z.B. „An der Zeitmauer“). Er hat sich im Leben sehr verändert und weiterentwickelt. Unmöglich und auch falsch, ihn allein an seinen Jugendschriften (1918 war er erst 23 Jahre alt) zu messen.

      Ausgerechnet die „Stahlgewitter“ habe ich aber nie gelesen, auch nicht lesen wollen und das Buch steht nicht im Bücherschrank. Ein wenig habe ich lediglich in zwei anderen Texten von ihm zum Ersten Weltkrieg gelesen, nämlich in „Sturm“ und „Der Kampf als inneres Erlebnis“. Das ist allerdings schon viele Jahre her, sodass ich nachher mal in „Kampf als inneres Erlebnis“ reinschauen werde.

      Für mich persönlich sind diese Frühschriften aber nicht wichtig, allenfalls als zeithistorisches Dokument. Wobei übrigens zu erwähnen ist, dass seine „Stahlgewitter“ auch bei den ehemaligen Kriegsgegnern, also in England und Frankreich, schon früh als sehr wahre, echte und realistische Schilderung gelobt und geschätzt wurde. Das mag überraschen.

      Trotzdem meine ich, etwas zum Thema beitragen zu können.
      Es gibt bzw. gab bei ihm in diesen jungen Jahren wirklich so eine Art Draufgängertum. So ist er mehrfach von der Schule geflogen und kurz vor 1914 ist er mit erst 19 Jahren, also nach damaligem Recht noch minderjährig, aus dem Elternhaus nach Südfrankreich abgehauen (konnte also gut genug Französisch), hat sich in Marseille bei der Fremdenlegion anheuern lassen (um dann in Afrika auch von dort abzuhauen zu wollen und im Dschungel Abenteuer zu erleben!) Angst kannte er nicht so. Das mag verwundern, aber es gibt solche Menschen. Seine Flucht aus der Fremdenlegion scheiterte jedoch in Nordafrika, sodass sein Vater ihn aus dem Gefängnis freikaufen und rausholen musste. Als der Erste Weltkrieg anfing, meldete er sich sogleich freiwillig.

      Den Kampf hatte Jünger bis dahin in einer auch schon damals absolut altmodischen, ja geradezu mittelalterlichen Art als vergleichsweise fairen Zweikampf zweier selbstbestimmter, freier und mutiger Menschen gesehen. Er hatte eben viele alte Abenteuerromane gelesen!

      Insofern war er von der Realität des Grabenkrieges und der Dominanz der Maschinen (z.B. Artillerie, Maschinengewehre) und des Maschinenhaften des industriellen Krieges überrascht und enttäuscht. Daher auch der Buchtitel: „Stahlgewitter“, Gewitter aus Stahl, also aus Artilleriegranaten und MG-Salven, denen man sich nicht entziehen konnte, die jeden treffen konnten und auch oft trafen – egal ob mutig, intelligent, dumm usw.

      Das hatte er nicht erwartet. Deshalb wurde er dann auch Stoßtruppführer, weil bei solchen kleinen Kommandounternehmen diese Vorstellung eines vergleichsweise fairen Kampfes eher möglich war oder anders gesagt: Ob man überlebte oder nicht, hing vielleicht etwas weniger vom Zufall ab wie bei den Besatzungen im Schützengraben. Es blieb ein Rest (ein winziger Rest) von Freiheit und der Möglichkeit, durch Mut, Intelligenz und Hilfe von Kameraden dem eigenen Tod zu entkommen. Man muss diese Haltung sicherlich nicht gut finden! Dieser gewisse Rest von Freiheit und Chance blieb aber auch dem Gegner (der für ihn ein Gleichwertiger war, zwar Gegner, aber nicht gehasster Feind). Dass im Krieg an sich gestorben und getötet wird, war ihm allerdings ein unvermeidlicher Begleitumstand, den man sozusagen zu akzeptieren hatte wie das Wetter. Auch daran mag man sich zu recht stören.

      Nun kommt aber noch etwas Zweites und Drittes hinzu, was weniger bekannt ist.
      Jünger hatte auch damals schon die Fähigkeit, sich von der aktuellen Situation zu distanzieren, aus dem Feld herauszutreten, zu beobachten oder auch in Tagträumen oder Büchern in andere „Welten“ abzutauchen. Insofern überwältigte und belastete ihn der Krieg verblüffenderweise weniger als andere. War der Beschuss vorbei, holte er gleich wieder sein Buch raus, vertiefte sich darin, las lange, schrieb Tagebuch oder ging spazieren.
      Diese Distanz zum umgebenden Grauen und Sterben verwundert – und entsetzt gleichzeitig auch etwas.

      Nun kommt aber noch etwas Drittes hinzu, dass womöglich seine relative Angstfreiheit und Distanz erklärt. Es deutet einiges darauf hin, dass er bei mindestens einer seiner Verwundungen eine Art Nahtoderlebnis hatte und in seiner ohnehin schon vorhandenen Sicht, dass es hinter der sichtbaren Welt auch noch etwas anderes gibt, bestärkte. Der Gedanke, dass mit dem Tod nicht alles aus sei, findet sich bei ihm auch in den vielen späteren Büchern. Wer ohnehin davon überzeugt ist, dass mit dem körperlichen Tod nicht alles vorbei ist und wer gleichzeitig auch sowieso schon mutig und neugierig ist, der fürchtet sich dann vom dem Tod auch nicht mehr so viel, der hat Distanz zum vordergründigen Geschehen und auch zu sich selbst.

      Übrigens hatte er an der Front im Kampf auch ein absolut ungewöhnliches und extrem unwahrscheinliches Erlebnis, bei dem er (obwohl Tausende Menschen da waren und alles völlig unübersichtlich war) im Getümmel seinen schwerverletzten Bruder fand und rettete. Er hatte gar nicht gewusst, dass der Bruder überhaupt in diesem Frontabschnitt eingesetzt wurde. Auch ein Erlebnis, das für ihn nicht bloß Zufall gewesen sein dürfte.

      Übrigens soll Ernst Jünger schon als Kind und Jugendlicher (so heißt es in der Biographie bei Heimo Schwilk) den angenehm empfundenen Eindruck von der hilfreichen Nähe einer geistähnlichen Person („Dorothea“) gespürt haben.

      Sich an dieses Andere, diese Welt hinter der Welt, für die er aber nur selten christlich-religiöse Worte fand, anzunähern, blieb ihm lebenslang wichtig.
      In dieser Richtung ist auch seine langjährige Beschäftigung mit Drogen (einschl. diverser Selbstversuche) zu erklären. Das diesbezügliche Buch hat denn auch den passenden Titel „Annäherungen“ (1970).

      Auch Träume waren für ihn immer, selbst bis ins hohe Alter, sehr bedeutsam, da sie ihn mit jener anderen Wirklichkeit verbanden. Er war anscheinend von der Realität dieser Dinge wirklich überzeugt. Das ganze Leben als Prozess der Annäherung – und der Tod (egal wobei) bloß als ein Schritt dabei.

      Seine Geringschätzung des Lebens – sowohl des eigenen, als auch des Lebens der Gegner, hatte – da bin ich mir recht sicher – viel mit diesem seltsamen Sicherheitsgefühl durch das (subjektive) Wissen um jenes Andere zu tun. Gleichzeitig erleichterte ihm dies seine berühmte Distanz, seine „Desinvolture“.

      1. Vielen Dank, Wolfgang Wirth für diese umfangreichen und sehr vertiefenden Erklärungen zu Ernst Jünger!
        Die erscheinen mir durchaus zutreffend zu sein und hinreichend um zu verstehen warum er so war, wie er war. Und sie erklären mir auch meine Empfindungen, die ich beim Lesen von Stahlgewittern hatte.
        Ohne Zweifel ein sehr außergewöhnlicher Mensch, wo man ruhig auch eine direkte Wertung erst einmal hinten anstellen kann.

  20. ich finde den Text gut,
    Ich denke es muss weiter in die Richtung gearbeitet werden.
    Die Kriegstreiber versuchen ja grad die ganze Gesellschaft zu packen, nicht nur die berufssoldaten.
    es wird ja nach reaktivierung der Wehrpflicht geschrien.

    Im Focus wird aktuell viel Kriegswerbung gemacht. Es kam ein artikel über die Bereitschaft der Deutschen in den Krieg zu ziehen. es gab über 2800 leserkommentare , und sie waren erstaunt, dass die weit übergehende mehrheit sagte, sie würde für Deutschland nicht zur Waffe greifen.

    Und wir haben ein Beispiel vor augen, wie es auch anders geht: hundertausende ukrainische Männer, die keine Lust haben sich verheizen zu lassen, und sich daher ins ausland abgesetzt haben.

  21. Die Atombombe ist die extremste Form menschlicher Aggression.
    Warum wurde sie erfunden?
    Sie wurde erfunden, um andere extreme Formen der Aggression zu verhindern.
    Also zum Beispiel den Versuch, einen Staat mit konventionellen Waffen zu besiegen und die dort lebende Bevölkerung zu unterwerfen oder niederzumetzeln.
    Wer hat es je gewagt, einen Staat anzugreifen, der Atomwaffen besitzt?
    Es ist ziemlich sicher, dass heute kein Krieg in der Ukraine stattfinden würde, wenn die Ukraine im Besitz von Atomwaffen wäre.
    Das ist die simple Logik hinter dem Selbstverteidigungsprinzip „Abschreckung“.
    Der Westen kann Russland nicht angreifen, ohne zu riskieren, selber immensen Schaden zu nehmen. Alternativ versucht er, Russland mit Sanktionen und Waffenlieferungen einen möglichst hohen Preis für den Angriff auf die Ukraine zahlen zu lassen. Das scheint bis jetzt nicht zu funktionieren, weil Russland bereit ist, fast jeden Preis für die Annexion der Ukraine zu zahlen.
    Das treibt auch den Preis der Unterstützung des Angegriffenen immer höher.
    Dieser Krieg endet erst, wenn eine Seite zur Einsicht kommt, dass die Ukraine den Preis nicht wert ist.
    Russland betrachtet die Unterwerfung der Ukraine als absolut notwendige Bedingung für die eigene Existenzsicherung.
    Das bedeutet, Russland ist bereit, Atomwaffen einzusetzen, um seine Kriegsziele zu erreichen.
    Das ist Wahnsinn, denn Russland ist als stärkste Atommacht existenziell nicht bedroht.
    Den russischen Wahnsinn einkalkulierend, bleibt dem Westen daher nichts anderes übrig, als die Unterstützung für die Ukraine rechtzeitig zu beenden, wenn es den eigenen Untergang nicht riskieren will.
    Putins Kalkül dürfte am Ende aufgehen.
    Mit diesem Kalkül kann er theoretisch weitere Territorien in der Nachbarschaft erobern. Was nicht heisst, dass er es tut. Aber ein erfolgreiches Kalkül kann immer multipliziert werden.
    Genau davor fürchtet sich der Westen. Er traut Putin nämlich zu, dass er die NATO-Osterweiterung mit Gewalt rückgängig machen will.
    Man kann es ihm nicht verdenken. Die NATO braucht es nicht. Der Westen hat sich mit der NATO-Osterweiterung einen Bärendienst erwiesen.
    Es zeichnet sich ab, dass der Krieg in Europa noch sehr lange dauern wird und der Preis für beide Seiten immer höher wird.
    So viel zum hehren Brief an den Soldaten.

  22. Text ist nach meinem Empfinden teilweise zu moralisch gehalten. Dadurch bekommt man niemanden überzeugt, der es nicht sowieso schon ist. Die mit Uniformen und mit der uniformierenden Lügenpresse verbundene Dressur ist einfach zu stark. Die Herrschenden wissen natürlich ganz genau, welche Denkgifte sie da einteufeln.

    Und solange es den Herrschenden wichtig ist, werden sie nicht nur zu verhindern wissen, dass ihr menschliches Verbrauchmaterial irgendwelche Gewissenbisse oder Granatenschocks kriegt beim Abschlachten und Krepieren, beim Verstümmeln und Verstümmeltwerden. Nein, die führenden demokratischen Charaktermasken und ihre Lügenpresse werden auch dafür sorgen, dass Schütze Arsch in die Stahlgewitter an Hauptkampflinie und Heimatfront geht, „wie in einen Gottesdienst“. So würden es die widerwärtigsten und feigsten Kriegshetzer wie der Kiesewetter Roderich von seinem Schlangenledersofa aus intonieren, hätte ein dem Kiesewetter physiognomisch, charakterlich und interessenmäßig verwandter Schrumpfgermane sich diese Worte nicht längt patentieren und urheberrechtlich schützen lassen.

    Trotzdem habe ich mich gefreut, den Text hier zu finden. Der vom Altlandrebell empfohlenen Literatur kann ich teilweise nur bedingt etwas abgewinnen. „In Stahlgewittern“ berichtet nämlich trotz der manchmal geschilderten Schrecken nicht nur emotional seltsam unbeteiligt, sondern klingt eben nach „Gottesdienst“ – auch wenn Jünger diese Ansicht ein paar Jahre früher als der Schrumpfermane vertrat.
    Und wer gesehen hat, wie der Jünger noch über 70 Jahre danach ebenso respektvoll wie glücksselig und entrückt den Helm in Kamera hielt, den er als Stoßtruppführer einem englischen Offizier vom zerschmetterten Schädel geschossen hatte, der weiß, dass Jünger als Antikrieger nichts taugt.

    „Im Westen nichts Neues“ ist natürlich das hierzulande bekannteste unter den Antikriegsbüchern. Und der Schrumpfgermane hatte es verboten. Die Rechtsnachfolger des Schrumpfgermanen brauchen diesen Aufwand nicht mehr zu betreiben, denn sie verfügen heute über die ausgefeilten Hirnwäschemethoden ihrer System- und Lügenpresse.
    Den Remarque kann man lesen. Empfehlen möchte ich zum Thema allerdings ein anderes, heute weitgehend unbekanntes Werk von damals (wird aber wieder aufgelegt), das für mich noch authentischer und näher dran ist und noch besser als Remarque die Bestialität und die Blutmühle des Krieges veranschaulicht, also das, was auch Altlandrebell hier tun möchte.

    Die Pflasterkästen. Ein Feldsanitätsroman (von Alexander Moritz Frey bzw. Moritz Alexander Frey)

    Und wenn wir schon beim kriegsbesoffenen Jünger sind, fällt mir noch ein gleichgelagertes, aber viel jüngeres Werk ein: „Schutzengel“ (2012) von und mit Schnapsdrossel Schweiger. Kriegsverherrlichend, bundeswehrgeil, frontschweinaffin. Aber einer Szene darin können Pazifisten und Kommunisten eine Vorgehensweise entnehmen, mit der sie den Kriegshetzern von heute hochwirksam in den Arm fallen können, auch wenn das im Film anders gemeint ist. Da lässt nämlich der Lauterbach den Henri wissen:

    „Wenn ich untergehe, gehst du mit!“

    Und das sollte das menschliche Verbrauchsmaterial von heute auch seine Herrschenden wissen lassen. Die Herrschenden sollten überzeugt sein, dass es für sie kein ruhiges Hinterland geben wird, kein Schlangenledersofa, kein Taurus-T-Shirt, kein Rattenloch, aus dem sie noch herauskrabbeln könnten, wenn sie uns für ihre Zwecke gegeneinanderhetzen.

    Letzte Woche habe ich in den Alternativmedien einen Journalisten sagen hören: „Wenn mir einer eine Waffe in die Hand drückt und mir befiehlt, ich soll damit andere töten: Den knall´ ich ab!“

    Und ebenfalls letzte Woche wurde ich zufällig Ohrenzeuge, wie sich bei Aldi 2 Mittsechziger über die demokratische Kriegshetze der Einheitsfront im Bundestag unterhielten. Es fragte der eine:

    „Wie können wir überleben und das Schlimmste verhindern?“

    Es sagte der andere:

    „Den Krieg nach Kiesewetter tragen.“

  23. Immer so schwere Themen…. und noch dazu kurz vor Ostern, dem christlichsten Fest aller Zeiten, wo der Deutsche – vom Frühling bedroht – bei Sonne den Vorgarten poliert und den Rasen bohnert.
    Das kann er gut, konnte er schon immer: Verdrängung bei hohem Fleiß, durch schwitzen… allein aus Tradition…. immer wichtig geschäftig irgendwo wie blöd rumswuseln, um später wie üblich rumzujammern, wie wir all das zulassen konnten.
    Bei den hiesigen Gartenzwergen ist Hopfen und Malz verloren.

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