
So ein Feigling wird es schwer haben im neuen Deutschland 2025.
Tja, ich bin ein Feigling. Punkt. Basta. Keine weitere Diskussion euer Ehren.
Ich scheue es verletzt zu werden, auch wenn ich das oft auf verschiedene Arten wurde (wie die Mehrheit aller Menschen) und ich scheue mich andere zu verletzen (was man trotzdem aus Unwissenheit, Unverständnis oder Primatenhaftigkeit zwangsläufig tut).
Die einzige Gewalt die ich noch anwende, ist gegen mich selbst oder leblose Dinge gerichtet. Denn Aggression, als alter Pan Narrans, ist mir nicht fremd. Ich mag es nur nicht, wenn andere dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Deswegen bin ich schon in den Keller gegangen, um meine Wut auszutoben, damit ich Mitbewohner nicht belästige.
Ich habe auf meine Art gekämpft. Nicht heroisch, naja auf der Bühne manchmal vielleicht doch, eher im Versuch zu versöhnen, zuzuhören, mitzufühlen. Ich habe demonstriert und gestreikt, aber ich war feige genug, den Braten früh zu riechen, wo die Bullen den Kessel vorbereiten. Und nicht stark genug, dass die Anderen meinem Rat gefolgt wären. Oder meinem Gefühl. Mehr war es nicht.
Der Geschlagene sieht die Schläger schon von weitem. Und davon habe ich in meiner Kindheit genug abbekommen. Was kein Vorwurf an meine Eltern ist, sie waren bei weitem nicht so streng wie ihre Eltern.
Zumindest konnte ich den Kreis durchbrechen und habe meine Kinder nie geschlagen. Vielleicht sogar ein Fehler, wer weiß das schon so genau? Nachher ist man immer schlauer. Aber man ist immer im Jetzt und nie im Nachher.
Ich war mal eine Zeitlang in der Terrorismusdatei, weil ich eine Seite des käuflichen Titanic-Magazins im Auto aufgehängt habe (sollte Zuckerberg verklagen, ich hab eigentlich Facebook erfunden, nur ohne Computer aber mobil, Grinsesmiley). Jeder Grenzübertritt war nicht nur für mich sondern auch für meine Familie inklusive Kinder eine mehr als demütigende Erfahrung. Und dies über mehr als zehn Jahre. Demokratisches, schriftlich verbrieftes Recht, gilt halt nur, wenn man es nicht in Anspruch nimmt, eine bittere Lektion. Dafür habe ich sogar noch schriftliche Beweise aus dem Polizeipräsidium der entsprechenden Stadt.
Ich habe auch noch jede Menge weitere Ausreden, was ich nicht alles gemacht habe und was für ein toller Hecht ich doch bin. Nein, bin ich nicht. Weder toll, noch Hecht. Eher Lachs oder Forelle. Gut gegen die Strömung schwimmen ohne sich vom Bären erwischen zu lassen. Ein Feigling eben. Der halt noch lebt.
Und jetzt bin ich so alt und krank, dass die zweihundert Meter zum Einkaufen ein Marathon sind. Von dem Rückweg wollen wir gar nicht reden.
Könnte mich jetzt herausreden, dass es für Demos nicht so gut wäre, wenn ein alter Knacker dabei stirbt. Die heutigen Medien würden das zweifelsfrei ausschlachten, Lumpenpazifisten treiben alten Mann in der Tod oder so. Aber das ist auch nur Feigheit.
Ich habe immer noch nicht die Größe meiner Großmutter väterlicherseits, einfach loszulassen. Bewusst. Sie konnte das. Darum beneide ich sie. Sie war mutig. Ich bin immer noch feige. Ein Feigling halt.
Vielleicht sollte ich vor dem Ende doch mal wieder auf ne Demo gehen, wahrscheinlich müsste ich die sogar noch selbst organisieren, um dann vielleicht dabei endlich loszulassen, egal was daraus wird. Aber es ist euer Leben, nicht mehr meins. Ich bin einfach zu alt für den Scheiß, so als Standardausrede eines bekennenden Feiglings.
Schaumer mal. Ich hoffe doch arg, dass die Hoffnung erst nach mir stirbt!
P.S.: Ich kämpfe weiterhin, als Feigling, für das Seelenheil meiner Mitmenschen und mein eigenes. Ich höre ihnen zu, versuche zu verstehen und bin oft überrascht, was da alles so aus dem tiefen Teich auftaucht und freue mich wenn man mir zuhört. Aber diese Form von Mut ist in dieser Gesellschaft keinen Heller wert. Daher bleibe ich gern und weiter ein Feigling, ein alternder Lachs, der auf den Bären wartet. Es wird weder für den Bären noch für mich ein erwartbares Erlebnis sein. Auch wenn es erwartbar scheint. Ein Blick kann immer noch mehr sagen als tausend Worte.
P.P.S.: Mit Schrecken sehe ich die Entwicklung in Deutschland und bin ganz nach Heine um den Schlaf gebracht. Kriegstüchtig war ich nie und wollte ich nie sein, diese Form der Feigheit (ich unterwerfe mich dem Militär) habe ich mir als bekennender Feigling nie zu eigen gemacht. Mögen sie mich standrechtlich erschießen, wenn ich mich weigere Krieg zu spielen. Ist wenigstens ein schneller Tod.
ich bin ein Feigling. Darum bin ich weg…
Allein massiver Gewalt ausgesetzt zu sein, nur weil anderer Meinung ist…
Man nuss gehen und echte Freunde finden. DE ist seit 90 zu einem furchtbaren Land mutiert.
Lieber Feige, wenn man nicht Demokratie, Rechtstaatlichkeit etc. erhalten bzw. erweben kann.
Bei diesem faschistischen Scheiss nicht mitmachen ist die höchste Priorität.
Einen Kampf beginnt man erst, wenn man ihn auch gewinnen kann.
Liebe Grüsse von einem Republikflüchtling.
Bin auch Republikflüchtling, seit 2010. Habe dann Corona in Frankreich erlebt und als gestandener Feigling schnell (?) erkannt, daß es wurscht ist, in welchem Land man ausgebeutet und verarscht wird. Wenn ich jünger wäre, würde ich aber doch noch einen Versuch machen: Sibirien!
👍
Leider hat ihre Meinung „Einen Kampf beginnt man erst, wenn man ihn gewinnen kann.“ Die heutige Situation verursacht. Sehr wohl braucht es für den Kampf reines Wissen/Wahrheit, um ihn führen zu können und beim Erwerb dieses fängt der Kampf an und nicht bei der Landesflucht, um dann trotzdem sehen zu müssen wie alles zusammenbricht, selbst das eigene Leben in der Fremde.
Herzlichen Dank für diesen schönen Beitrag.
Feiglinge aller Länder vereinigt euch!
Hoch die Internationale Feigheit!
👍
Naaaaaaaa Super
Dann bleibt alles wieder an den Eigenbrötlern, Sturköpfen, Sonderlingen und QuerFakeDenkerKauzen hängen 😭😭😭😭
nö, eher nicht. Hängen bleibt es bei den Altnazis, die neues Kanonenfutter gezüchtet haben.
„Ich höre ihnen zu, versuche zu verstehen …“
Was wäre DAS für eine Welt, wenn ALLE das täten! Verstehen. Verständnis haben. Wir wären dem Frieden ein großes Stück näher. Ihr Beitrag hat mich berührt, denn ich fühle einen Schmerz und eine Ohnmacht angesichts der politischen Entwicklung in Deutschland und der Lethargie vieler Menschen. Die Frösche sitzen im Kochtopf und schauen zu, wie sie langsam abgekocht werden.
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Ob Sie es glauben oder nicht Sie haben da einen „kleinen“ großen Artikel abgeliefert. Für mich persönlich viel mehr groß als „klein“.
Und ja verdammt, ich bin auch ein stolzer Feigling. Meine Vorfahren und ich gehören zu denjenigen die sich am „Mamut-Tag“ ohne Gewissensbisse krank schreiben haben lassen. 🙂
https://youtu.be/qSmHR1xzDOw?t=266
Und ja, ich bin da sogar auch ein wenig stolz drauf. Also auf mich.
👍
Toller Artikel, herzlichen Dank dafür!
Herr Lindenau, Sie sind kein Feigling, sondern ein Mensch mit Herz und Verstand, der noch klar denken kann!
Ich würde mir auf Overton noch viel mehr solcher Beiträge wünschen.
mit dieser Haltung wird man halt so von Mitläufern so bezeichnet, die ganz Tapfer sind, solange deren Schlägergruppe noch besteht, und danach auf eine Rattenlinie hoffen…
Abgesehen von der Frage ob man selbst wirklich besser ist, eines der Probleme unserer heutigen Zeit ist es, dass Begriffe sinnentleert, in der Bedeutung umgekehrt oder missverständlich verwendet werden. Das gab es bereits. Die Russen wandten sich damals dem Nihilismus zu, revolutionär gemeint, und erklärten alle Begriffe als sinnentleert (was nicht ausschliesst, dass man diese Begriffe mit neuem oder altem Sinn erfüllt, eine Frage der Sieger meistens).
Aus meiner Sicht lassen wir uns zu sehr und zu gern spalten. Der Mitläufer, der ohne Verstand, der, den wir als minderwertig erachten, wenn man es auf die Goldwaage legt.
Sei er ohne Verstand (weil er nie eine Chance hatte Bildung zu bekommen und trotzdem mehr weiss als man selbst), sei er ein Mitläufer (der gerade ein weiteres Kind in der Familie hat und um seine Existenz bangt), sei er ein Schläger (der immer geschlagen wurde und den noch niemand in den Arm genommen hat), sei er ein Mensch, Primat, ein Lebewesen. Sofern wir nicht um unser Leben mit Krallen und Zähnen kämpfen müssen, fände ich es erfrischend, wenn man sich vielleicht vor dem Urteil zusammensetzt, Brücken baut, gemeinsam speist, einfach mal menschlich miteinander umgeht.
Ich erinnere mich noch, als ich mir seinerzeit die hüftlangen Haare schneiden liess und dann auch noch im Anzug in meine Stammkneipe ging, die so eher hippie-flowerpower-mässig war. Abgesehen von denen die mich nicht mehr erkannten und mich feindselig anblickten, hatte ich noch jene, die mich erkannten und mit Blicken zum Verräter stempelten. War mein Woke Moment. Hippies sind auch nur Spiesser.
Das Problem ist, wenn wir nicht zu diesen ultrareichen Typen gehören, dann sind wir auf der gleichen Seite, auch wenn diese Wenigkeiten uns einreden wollen, es wäre nicht so. Das ist, meiner Meinung nach, dass was sie fürchten, wie der Teufel das Weihwasser. Warum ist ein Generalstreik eigentlich verboten?
Wenn wir auf der gleichen Seite sind, sollten wir lernen, uns zu verstehen. Fight Club, dieser Film, war eine nette Hommage daran. Wir haben soviel Hass, dass wir das rauslassen müssen, aber wir sind deswegen keine Feinde, könnte man sagen.
Ich kann nur sagen, lasst euch nicht weiter teilen, divide et impera sollte doch wirklich langsam mal durch sein. Tausende von Jahren und immer noch da? Zivilisation? War da was? Evolution vielleicht? Lernen und Weiterentwickeln. Ich denke es wäre ein guter Zeitpunkt damit anzufangen. Und dabei schliesse ich mich nicht aus, bin auch nur ein Mensch.
Lieber Gruss
Michael Lindenau
„Aus meiner Sicht lassen wir uns zu sehr und zu gern spalten. Der Mitläufer, der ohne Verstand, der, den wir als minderwertig erachten, wenn man es auf die Goldwaage legt.“
GENAU das ist der PUNKT
Vielen Dank für ihren Artikel
LG
Otto0815
Apropos, auch ich verfalle immer wieder in diese Rhetorik. Wie ich schon bei meiner Antwort auf Herrn Opelt erwähnte, ich muss und musste immer wieder gegen diesen Reflex ankämpfen. Aus meiner Sicht ist es ein eintrainierter Reflex, er entspricht nicht mir. Aber er ist da. Deswegen der Hinweis auf Fight Club.
Lieber Gruss
Michael Lindenau
Vielen Dank für die herzerwärmenden Kommentare an alle Forenten hier.
@notabene: Keine Panik es bleibt immer an allen hängen, die nicht das Glück haben, schon gestorben oder noch nicht geboren zu sein, selbst wenn da ein paar Eigenbrötler dabei sind. Gehört zum Leben und ich schätze mal jede Familie hat mindestens einen.
@jemp1965: Solange es noch geht, werde ich weiter schreiben oder berichten, etwas zudem ich noch fähig bin. Bitte sein sie nicht enttäuscht, wenn ich etwas länger brauche für den nächsten Beitrag. Einerseits sitzt einem die Muse nicht jeden Tag im Nacken und andererseits bin ich nicht mehr so fit, dass ich in schnellem Takt etwas beitragen könnte. Es gibt aber bestimmt noch andere Menschen, die das besser können als ich.
Sehr geehrter Herr Lindenau,
vielen Dank für Ihren Kampf! Ein ganzes Volk solcher Feiglinge wie Sie und die Kriegstreiber würden von deutschem Boden verschwinden. Aber leider fehlt dem deutschen Michel die Vernunft dazu und leider auch vielen der Verstand, mit dem diese Ihre Worte verstehen könnten. Danke auch, dass Sie Ihren Kampf nicht aufgeben. Nur so können wir der Jugend zeigen, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben Sinn darin zu sehen für den Frieden einzutreten.
Olaf Thomas Opelt, Plauen, 4.4.25
Vielen Dank für die Laudatio sehr geehrter Herr Opelt,
aber ich erlaube mir in einigen Punkten zu widersprechen:
Es fehlt nicht an Vernunft und Verstand, es fehlt an Bildung, an den Möglichkeiten, dass sich Menschen zu mehr entwickeln als hörige Primaten, es fehlt an dem, was eine Zivilisation zu einer Zivilisation macht. Das Miteinander, statt dem Gegeneinander. Es gibt da ein Paradoxon. Wenn Wissen ein unendlicher Raum ist, erkenne ich dann nur besser wie dumm ich bin, wenn ich mehr weiss? Und was wissen wir schon?
Ich fand da die Bergpredigt einen recht guten Ansatz, liebe deine Feinde, war das da? Ich kann mich irren und schlage jetzt nicht nach. Oder das mit dem Splitter und dem Balken im Auge?
Zuhören ist ein Anfang, auch und gerade wenn man meint, dass Vernunft und Verstand fehlen. Nur der, der sich verstanden fühlt, wird auch versuchen, den Verstehenden zu verstehen. So mal lapidar in den Raum geschmissen, nichts mehr als eine Behauptung. Ich weiss aus meinem subjektiven Bias, denn ich habe vielen zugehört und viele haben dann mir zugehört, dass dies vielleicht nicht die ultimative und schnellste Methode ist, aber sie funktioniert. In beide Richtungen. Und oft musste ich darum kämpfen zuzuhören, statt anzunehmen und zu vermuten.
Geben auch sie den Kampf nicht auf. Den Kampf der mit Liebe, Verständnis und Vergebung geführt wird, nicht mit scharfen Waffen oder Worten.
Lieber Gruss
Michael Lindenau