
Auswandern als Versuch sein Lebensglück zu finden? Kann man machen. Aber vor dem Elend in der Heimat kann man ebenso wenig flüchten, wie vor seinen persönlichen Problemen.
Natürlich habe ich darüber nachgedacht, Deutschland zu verlassen. Geht es denn nicht jedem so in diesen Zeiten? Stellt sich nicht auch jeder hin und wieder vor, wie es wäre, wenn er zu einem Vermögen käme? Die Frage ist nur, ob das Auswandern so ein Gewinn wäre, wie der Umstand, unvermutet zu Reichtümern zu kommen. Ich kann mir das für mich nicht vorstellen – und wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch, dass man auf der Flucht nicht glücklich oder wenigstens zufrieden wird. Denn eine Flucht ist es ja, die viele von denen, die Deutschland heute aus gesellschaftlichen oder politischen Gründen den Rücken kehren, antreten. Eine Flucht nach vorne? Ich wünsche ihnen, das sie finden, was sie suchen.
Neulich wurde hier rege ein Interview mit Rechtsanwalt Alexander Christ kommentiert und besprochen. Er hat Deutschland – wenigstens zu großen Teilen – hinter sich gelassen. Aufzubrechen, wegzugehen, ein besseres Leben zu finden: Das ist ganz offenbar ein Thema in diesen Tagen. Es polarisiert – und die meisten sind sich einig, dass die Flucht im Grunde eine vernünftige Handlung ist, auch wenn sie nicht jeder antreten kann. Ich bezweifle das stark. Hierbleiben empfinde ich als mutiger – und außerdem: Einen Aufbruch überhaupt in Angriff nehmen zu können, ist ein eher elitäres Bestreben. Für die Mehrzahl der Bürger ist er keine Option – aus verschiedensten Gründen.
Flucht oder Vertreibung?
Deutschland: Ein krankes Land – so spiegelt es der Titel jenes Buches wider, in dem auch Alexander Christ einen Beitrag platzieren konnte. Man mag sich darüber streiten, wie krank dieses Land tatsächlich ist. Ob es aber vielleicht gar nicht darniederliegt, vielleicht sogar bei relativer Gesundheit ist: Das ist gar nicht mehr diskutabel. Natürlich darbt dieses Land nicht nur intellektuell vor sich hin, sondern zunehmend auch akademisch und ganz besonders wirtschaftlich. Prognose: Kein Silberstreif am Horizont – jetzt nicht und wohl auch demnächst nicht. Die Energiekosten werden im kommenden Jahr nochmals drückender, das Leben zunehmend unbezahlbarer.
Bürgerkrieg? Als Option sehe ich das schon auf uns zurollen. Es waren die Brotpreise, die die Bastille ermöglicht haben – von steigenden Benzin-, Strom- und Gaskosten wussten die Stürmer damals nichts. Hätten sie es, hätten sie die Bastille endgültig dem Erdboden gleichgemacht. Sollte man diese Befürchtung nicht in eine etwaige Auswanderungsplanung aufnehmen? Das grenzt die Ausweichmöglichkeiten ein, einige Länder in Europa scheinen in die Gefahr einer solchen dramatischen Bürgerkriegsentwicklung zu geraten – darüber sprechen sollte man nur nicht, denn wer es tut, gilt nicht mehr nur als ordninärer Untergangs- und Crashapologet, nein, der bespielt die vielen »Formen des Rechtsextremismus«, wie es heute offiziell heißt – auch so eine Floskel, die man heute immer häufiger vernimmt, offenbar stellt dies das offizielle Wording der Nazimacher-Community dar. Vielleicht bald mal mehr über diese Sprachregelung an dieser Stelle. Es ist ja gerade dieses Klima, das viele forttreibt aus Schlaaand. Ständig ist man einen Schritt davon entfernt, »ein Nazi« zu sein. Alles wird nur noch hysterisch und wahnhaft besprochen; Argumente sind Überzeugungselemente aus einer längst verflossenen Zeit. Wer heute gelassen bleibt im Dialog, sich nicht an den richtigen Stellen empört und apriorisch distanziert, wird umgehend als verdächtigt. Dazu diese Simulation von Geschichtsbewusstsein, die so tut, als wehre sie den Anfängen und die aber genau dort geschichtsvergessen wegschaut, wo das neue Grauen seinen Anfang nimmt und die Knobelbecher schnürt.
Seit Wochen bemüht jede noch so unbedarfte Flitzpiepe im Land das »Stadtbild«, um sich irgendwie originell von Friedrich Merz zu distanzieren. Wie öde sind doch »die Guten«, wie langweilig vorhersehbar. Stadtbild: Was sind das eigentlich zuweilen für Diskussionen, die wir hierzulande führen? Führen sollen? Im Ausland würde ich den Schwachsinn, der dort salbadert wird nicht verstehen, das wäre ein Vorteil – aber will ich so sein wie jene, denen ich durchaus vorwerfe, seit Jahren in Deutschland zu leben, ohne die Sprache zu beherrschen? Das ist einfach nicht meine Vorstellung vom Leben, Teilhabe ist für mich Sprachbeherrschung. Es ist fürwahr sehr eng geworden in diesem Land – und es war wirklich mal anders, was hegten wir in den Neunzigern noch für Hoffnungen! Natürlich waren wir naiv, glaubten an einen neuen Aufbruch, was auch immer wir damit meinten. Das war auch ein Stück weit das Vorrecht der Jugend. Man durfte sich noch mehr zutrauen, die Gesellschaft war kein Safe Space, austeilen war erlaubt, einstecken musste man können; Harald Schmidt provozierte in seiner Late-Night-Show und nur einige Verbiesterte des Bürgertums ärgerten sich darüber – ähnlich bei Stefan Raab, der sensationell frech war, wenn auch nicht besonders intellektuell. Beide wären heute nicht mehr vorstellbar, Raab scheitert gerade mit seinem Comeback, auch weil er Schwulenwitze gemacht hat, die – Oh! Mein! Gott! – Hass und Hetze darstellten. Ich möchte plakativ festhalten, dass ein Land, in dem Harald Schmidt nicht mehr auf Sendung gehen könnte, ein Stück Heimatverlust sind.
Also doch Flucht? Immerhin: Die Flucht ist ein proaktiver Vorgang. Man entscheidet sich dafür, bevor andere für einen entscheiden. Die Flucht erlaubt es, Herr seiner Situation zu bleiben – sie ist ein bewusst gewählter Schritt, der – im besten Falle – einem Fluchtplan zugrunde liegt. Nur drängt sich mir ein Gedanke auf: Eigentlich ist dieser Schritt etwas anderes, nämlich das Gegenteil dessen – eine Vertreibung nämlich. Und bei vielen, die ich kenne und die ihr Heimatland hinter sich ließen, glaube ich auch das Muster einer Vertreibung erkennen zu kennen. Die Vertreibung widerfährt einen, sie ist kein Schicksal, das man selbst gewählt hat. Sie ist genauer gesagt ein Schicksalsschlag. Wie viele, die dieses zeitgenössische Deutschland, dieses Krankland, aufgegeben haben, sitzen in ihrem Exil und hadern mit einer Entwicklung, die ihnen aufgedrängt wurde? Fühlen sie sich als Herr der Lage oder als Opfer der Umstände?
Nicht weichen!
Im Grunde ist es aber einerlei, ob man nun geplant wegläuft oder sich nicht in den Weg stellt, wenn man vertrieben werden soll: Eigentlich betrachte ich für mich das Auswandern als eine Unterlassung. Da zu bleiben, es nicht nur auszuhalten, sondern im besten Falle sich gegen den Verfall der Heimat auf diesen vielen Ebenen zu stellen: Ist das nicht auch eine Form heiliger Pflicht? Denn wer geht, überlässt das Land denen, die es in Grund und Boden wirtschaften und die eine Gesellschaft im Sinn haben, die aus Brüssel zentralisiert geführt und mit einer illiberalen Nationalverwaltung ausgestattet werden soll. Längst hat man in der chinesischen Form der Staatsführung etwas erblickt, was man für Europas Zukunft vorstellbar hält: Eine kollektivistische Gesellschaft, in der gewisse Themen nicht mehr öffentlich verhandelbar sein sollen und die rigide auf offen vorgetragene Regierungskritik reagiert. Man muss davon ausgehen, dass das in großen Stücken auch eine deutsche Vision für die Europäische Union ist, denn diese Tendenzen sind stark mit der Amtszeit der deutschen Kommissionspräsidentin verwoben. Dazu bedarf es des andauernden Notstandes. Ein eventueller Friedensschluss mit Russland steht demgemäß dem Vorhaben, Europa zu einer unterwürfigen Konsensgesellschaft zu erziehen, gehörig im Wege.
Gehen, alles hinter mir lassen: Ich fragte mich, ob mir die Sprache, in der ich schreibe, nicht fehlte, wenn ich nicht mehr im Sprachraum zugegen bin, in dem ich mich ausdrücke. Und je länger ich die Heimat hinter mir lasse, desto mehr geht mir der Bezug dazu verloren. Bei meinem Vater habe ich das ja aus nächster Nähe beobachten können; er ging nicht fort aus Spanien, weil ihm das Klima des franquistischen Spaniens zusetzte, sondern weil er Geld verdienen wollte – und ein klein wenig Abenteuerlust dürfte ihn auch getrieben haben. Damals waren die Deutschen noch Exoten für die Südeuropäer. Irgendwie blieb er dann in Deutschland hängen, später gründete er eine Familie – noch später starb er, ganz brav für einen Gastarbeiter, sozialverträglich einige Monate vor seinem möglichen Renteneintritt. Seine Heimat verlor er nie aus dem Blick, aber er begriff zunehmen weniger, wie die Menschen dort dachten, tickten und fühlten; er sprach außerdem ein Spanisch, das man in den Fünfzigern parlierte – und das sich in den Neunzigern bereits altbacken anhörte. Manche älteren Leute lobten ihn dafür, für die Jungen war er ein Exponat. Ich sah einen Mann, der sich nie richtig in Deutschland akklimatisierte, der sich oft fremd fühlte, weil er die Mentalität der Menschen hier nicht begriff – und der gleichermaßen ein Fremder in seiner Heimat war und für den eine Rückkehr ins Land seiner Väter immer weniger vorstellbar wurde. Wenn ich das Auswandern für mich ausschließe, habe ich auch das im Kopf.
Oder vielleicht ist dies sogar der eigentliche Grund, weswegen ich es für mich für ausgeschlossen halte, Deutschland – das Land meiner Geburt, meine Heimat also – zu verlassen. Freilich gibt sich bekanntlich jeder Mensch eine eigene Geschichte, die er für sein Leben hält. Oder eben für seine Motivation. Den persönlichen Gründen für meiner Abwanderungsabsage stelle ich auf diese Weise noch die Widerständigkeit gegenüber. Ist es nicht wohlfeil zu gehen, wenn gerade jetzt Charaktere benötigt werden, die sich eben nicht von den Planern der neuen Gesellschaftsform der Kollektivierung, Einhegung und des Notstandskapitalismus überfahren lassen wollen?
Braucht man sie nicht, um sich das Land zurückzuholen? Apropos viele »Formen des Rechtsextremismus«: Diese Floskel vom Land, dessen man wieder habhaft werden wolle, gehört auch in diese Liga. Spätestens seit in Bayern Hubert Aiwanger das von einem Podium Richtung Berlin und Ampel-Koalition schrie, galt diese Parole als hochgradig verdächtig. Kurios ist das allemal, denn dafür zu sorgen, dass das Land allen gehört, jeder darin sein Glück finden kann, ist eigentlich ein Ansatz linker Politik – so sie sich auch wirklich so versteht. Es war stets der historische Auftrag der Linken, das Land aus den Händen der Vermögenden zu entwenden, es denen zu entreißen, die alles und alle nach ihrer Pfeife tanzen ließen. In diesen glorreichen Zeiten verschiebt man diese Prämisse einfach: Alles was stört und das herrschende Narrativ des jeweiligen Augenblickes behindert, ist als Rechtsextremismus zu brandmarken – alle Störenfriede sind damit gleich. Oder eben nicht mehr im Lande …
Denk ich an Deutschland in der Nacht …
Wenn ich es recht bedenke: Aiwanger wollte sich gar nicht das Land, er wollte sich die Demokratie zurückholen. Ob er jetzt ein guter Sachwalter der demokratischen Idee wäre oder nicht, weiß ich nicht. Was aber unterschied damals ihn von der Sprechweise der Grünen und der Sozialdemokraten? Richtig: Der Besitzstand – er sprach wie einer, dem was abhandengekommen ist. Die anderen Genannten klangen – und klingen noch immer so – wie Eigentümer. Aiwanger will seine Demokratie zurückhaben – die Anderen sagen, wir haben sie schon und sprechen ungeniert von »unserer Demokratie« und meinen das exklusiv. Die Idee dieser Leute von Demokratie und Gesellschaft, die dem zugrunde liegt, ist nicht kompliziert: Sie ist ein Modell der Auserwähltheit und nicht der Bedingungslosigkeit, die eigentlich das Ideal einer demokratischen Grundordnung wäre. Sie sollte für jeden gelten, ganz gleich wie er denkt oder fühlt, wie er spricht oder wo er schweigt. Daher steht es jedem frei, sich Land oder Demokratie zurückholen zu wollen – richtiger wäre: Eigentlich sollte in einem solchen System niemand in eine Lage kommen müssen, eine solche Rückholaktion für nötig zu erachten.
Aber mir erscheint es nötig, ganz gleich ob das nun verdächtig ist oder nicht. Nehmen wir die Arbeitnehmer: Sie sind in dieser »unserer Demokratie«, die deren und nicht unsere ist, vollkommen unterrepräsentiert – Menschen, die von ihrer Hände Arbeit über die Runden kommen müssen, haben es zunehmend schwer und ihre Mitsprache hat keine Relevanz mehr. Sie sollen zwar privat auf Demokratiekundgebungen gehen, arbeiten aber in Prozessen, in denen es keine Leitkultur gibt, die auch nur im Ansatz an demokratische Standards erinnern. Die Märkte regeln, wie sie morgen leben und wie sie sich unterordnen werden. Dürfen diese Menschen nicht mal davon träumen, in einem Land zu leben, in denen ihre Leistung nicht nur sonntags von irgendeinem windigen Bundesotto gelobhudelt wird, sondern in dem die Politik denen dient, die die wahren Leistungsträger sind und deren Kinder demnächst die Kohlen aus dem Höllenfeuer holen sollen? Zur Causa Aiwanger wusste der Stern, dass die Floskel von der Demokratie, die man sich wiederholen wolle, etwas Fatales suggeriere: Dass die Demokratie nicht mehr funktioniere. Und so reden nur – natürlich: Rechte. Anders gesagt: Alles funktioniert noch, gehen Sie bitte weiter, es gibt nichts zu sehen.
Wenn ich darüber so nachdenke, sollte mir das Weggehen deutlich leichter fallen. Dieses unbändige Verlangen deutscher Untertanen, sich dem Zeitgeist wie ein billiges Flittchen mit aufgetragenem Ein-Euro-Shop-Parfüm an den Hals zu werfen, nicht mehr täglich ertragen zu müssen: Das wäre in der Tat schon sehr verlockend. Aber gleichwohl: Es können doch nicht alle gehen, die das Kranke dieses Landes nicht mehr aushalten können. Wer soll denn denen, die das Land nach ihren Vorstellungen unterwerfen, noch Widerspruch entgegenschleudern? Gehen heißt aus meiner Sicht – ich will niemanden zu nahetreten, schließlich weiß ich auch Freunde unter jenen, die es hier nicht mehr aushielten – immer auch aufzugeben. Heißt, das Land den Falschen zu überlassen – den Hysterikern und Kleinkarierten, den Shitbürgern und der NGO-Bourgeoisie, den NATO-Strichern und den Konzerngunstgewerblern. Wenn die jüngere deutsche Geschichte wirklich zu Widerstand verpflichtet, muss man dann nicht ausharren und dagegenhalten?
Nicht alle die unzufrieden in ihrem Land bleiben, sind ja widerständig – sie sind noch nicht mal aus Überzeugung da, sondern weil ihr Beruf oder ihre Familie keinen anderen Entschluss zulassen. Weil ihnen für das Auswandern die Mittel fehlen. Aber dennoch ist das tröstlich. Es können doch nicht alle, die sich noch einen klaren Kopf leisten, fortgehen und dieses Land in der Mitte Europas zu einer Insel der Denkfaulen und Totalitaristen verkümmern lassen. Wenn man dann fort ist und auf seine Heimat schaut und den Verfall aus der Ferne beobachtet, wird einem dann nicht klar, was man im Grunde immer wusste: Vor seinen Problemen kann man nicht weglaufen. Weder vor persönlichen noch vor gesellschaftlichen. Sie quälen einen auch dann, wenn man Distanz zwischen sich und ihnen bringt. Man geht doch nie so ganz …
Ähnliche Beiträge:
- »Die Trauer ist allgegenwärtig, mir fehlt die Heimat«
- Die Demokratie als Wille und Vorstellung
- Zur sogenannten Migrationswende
- „Dr. Schäuble sagte zu mir: Wir können uns den Sozialstaat nicht mehr leisten!“
- Das gelobte Land





Danke für dieses reflektierte Großreinemachen zum Thema. Für alle, die genug Geld haben, könnte es verlockend sein, einfach nur abzuhauen, die Schuld tragen die anderen – oder der Staat. So wie am Ende die reichen Römer sich in ihre Villa am Meer zurückzogen und keiner mehr ein Staatsamt ausüben wollte, das ihm früher eine große Ehre gewesen wäre.
Aber wem haben sie ihren Wohlstand zu verdanken, wem ihre Ausbildung? Nur sich selbst?
Das Weglaufen, das Rübermachen, zeigt vor allem eines: Die Betreffenden haben es aufgegeben, sich für das Wohlergehen der Gemeinschaft, der Gesellschaft aus der sie kommen, einzusetzen. Solche Wegzüge könnten den Machthabern durchaus recht sein, denn sie mindern die Anzahl der Unzufriedenen.
@Routard
„Das Weglaufen, das Rübermachen, zeigt vor allem eines: Die Betreffenden haben es aufgegeben, sich für das Wohlergehen der Gemeinschaft, der Gesellschaft aus der sie kommen, einzusetzen“
Wir haben schon vor 12 Jahren schon „Rüber“ gemacht und zwar nicht weil uns das Wohlergehen der Gemeinschaft nicht interessiert, sondern weil geschätzte 75% eben dieser Gemeinschaft damit zufrieden ist so wie es bei euch läuft.
Wir konnten und wollten in solch einem Land nicht mehr leben, denn gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens. Wenn ich nach dem Spruch „dumm ist der der dummes tut“ ( Forrest Gump )gehe muss ich nach Covid und Ukraine den Deutschen ebendiese Dummheit bescheinigen. Natürlich fehlt die Heimat und das gewohnte Umfeld, aber es muss jeder für sich entscheiden ob er dieses, inzwischen an der Schwelle zur Diktatur stehende Land, noch unterstützen will.
Ich wollte das nicht mehr und bin gegangen .
@guazu
Es ist immer eine individuelle Entscheidung und niemand sollte denen, die gehen, deshalb einen Vorwurf machen. Andererseits (das sind ja auch meine Überlegungen für mich selbst): Wären die Widerständigen in der Nazizeit nicht dageblieben (ich spreche nicht von Juden, oder von den bekannten Mitgliedern der KPD usw., denn für diese war das Auswandern eine Überlebensfrage), worauf, auf wen, könnten wir Oppositionelle heute in Deutschland stolz sein? Auf wen, worauf, in Frankreich, das seine ganze Nachkriegsgeschichte auf die Résistance aufbaute?
Und wie damals sehe ich die Aufgabe von uns heutigen, Netze auszuwerfen, nicht überfliegend, nein: naheliegend, dort, wo es Fische gibt zu fischen und zu versuchen, den Kopf – gemeinsam mit anderen – immer über Wasser zu halten und dabei wird man sich mit Leuten verbünden müssen, die man früher für „Untouchables“ gehalten hätte. Dass uns Leute wie Roberto J. De Lapuente dabei helfen, dafür sei ihm von meiner Seite aus hier einmal herzlich gedankt – denn reich wird er damit nicht!
Ich habe immer versucht mich für das Wohlergehen der Gemeinschaft zu sorgen. Aber
die Gemeinschaft die ich einmal kannte, gibt es nicht mehr. Früher hielt man wenigstens
auf dem Dorf zusammen. Heute sind die ehemaligen Großstädter hier, viele aus Berlin,
und die haben ihre Mentalität nicht abgelegt. Man gibt sich großkotzig, bleibt unter sich,
und Nachbarschaftshilfe ist ein Fremdwort. Ich habe seit fast vier Jahren neue Nachbarn
aus Berlin. Ich kenne immer noch nicht deren Namen, obwohl sie nur 25 m entfernt wohnen.
Jetzt wohnen die Eltern von Ihm ein Haus weiter. Mit einem riesigen Aufwand an Handwerkern
haben sie Haus und Garten für alle schön sichtbar saniert. Rücksicht dabei auf die Nachbarn:
Fehlanzeige. Gegrüßt wird nicht, man ist sich zu fein. Soll man sich im Ernstfall für diese Menschen
einsetzen? Ganz ehrlich: Ich würde denen nicht einmal mit etwas Salz aushelfen.
My home is my castle. Zum Glück gibt es auch neue Nachbarn die nicht so sind. Leute aus dem
Ruhrpott und eine sehr nette Familie aus Polen.
Ich meine aus einem ihrer Posts zu erinnern, dass sie irgendwo im Wendland wohnen.
Dort ist trotz der gemeinsamen Castor-Widerstandsgeschichte viel an Gemeinsamkeit verlorengegangen. Ich habe selbst noch mit CDU-lern und Autonomen gemeinsam dort Aktionen gemacht. Heute ist auch dort leider in den wenigen noch vorhandenen Zusammenhängen die Ausschließeritis ausgebrochen. Aber jammern und picheln hilft nichts. 🙂
(Mit „den Berlinern“ haben sie recht, aber „die Hamburger“ sind auch nicht besser) 🙂
Ich bin als Hamburger vor 28 Jahren hier her gekommen. Es gibt noch ein paar hier.
Die Hamburger sind doch etwas offener, als die Berliner. Die “ Alternative Szene“
hier im Wendland besteht aus irgendwie komischen Leuten. Zu denen bekommt man
als relativ normaler Mensch schwer Kontakt. Weil man nie weiß auf wen man beim
Auswandern trifft, habe ich das schon vor 40 Jahren verworfen. So ging es auch
Bekannten von mir, die in verschiedene Länder gegangen sind, dann aber nach einigen
Jahren wieder zurück kamen.
Ich höre einige Verbitterung aus Ihren Kommentaren. Vielleicht als Anregung: In einem kleinen Städtchen in Süddeutschland organisiert die örtliche Buchhändlerin einmal monatlich eine Buchpräsentation. Jedesmal stellt jemand sein Lieblingsbuch, oder eben eines, das ihm wichtig erscheint vor. Wie sie mir sagte, kommen erstaunlich viele Leute. Das ist nur ein Beispiel: Man muss neue Wege beschreiten, manche auch erst neu ebnen, die alten (Vor-)urteile über Bord werfen.
Ich halte mich an eine ganz einfache Regel: Wer gegen den Natokrieg in der Ukraine ist, ist mein Verbündeter – alles andere (politische Einstellung, Vegetarier, LBGT, Einwandere usw. usf.) ist unwichtig. Wer dafür ist und ein Russenhasser, zu dem halte ich Distanz.
Auswandern wohin?
China, ich kenne das Land ein wenig, könnte ich mir als Emigrationsziel vorstellen. Ein paar Publizisten ausgerechnet von der politischen Rechten, sind dorthin ausgewandert. Das erstaunt!
Aber die Emigration nach China scheitert an nahezu unüberwindlichem kulturellen Schranken. Man muß Mandarin können, eine Sprache ohne Gramatik (ein Genderproblem gibt es nicht), bei der aber die Aussprache entscheidend ist. „hey“ und „dreckiger Graben“ unterscheidet sich nur durch die Aussprache. Um einigermaßen Chinesisch zu sprechen benötigt man 88 Monate intensiven Sprachtrainings, also 8 Stunden am Tag sechs Tage die Woche. Um WeChat zu beherrschen ist die Kenntnis von mindestens 1200 Schriftzeichen erforderlich. In der BRD soll es nur 6000 Personen geben, die gut Chinesisch sprechen. Logischerweise sprechen viel mehr Chinesen Deutsch als umgekehrt.
China hat sehr strenge Einwanderungsvorschriften, an denen sich Deutschland ein Beispiel nehmen könnte. Einwandern können nur diejenigen, die nachweisen können sich selbst ernähren zu können. Das wären Reiche, die in China nachweislich ein Unternehmen gründen wollen oder Normalos mit Arbeitsvertrag. Anders als in Deutschland gibt es keine politischen Einwanderungsbedingungen. Was Harmonie bedeutet, bringt dir schon die indigene Milliardenbevölkerung bei.
Viele DDR-Bürger sind in die Schweiz oder skandinavische Länder ausgewandert und ihnen gefällt es dort ganz gut. Lateinamerika scheidet eher aus, wegen der chaotischen Bedingungen dort.
Übrigens gibt es in Beijing eine kleine deutsche Community aus überwiegend arbeitslos gewordenen DDR-Botschaftsangehörigen. Sie kommen dort auch mit geringen Chinesischkenntnissen gut durch. Einige haben Unternehmen gegründet und so thüringischer Bratwürste in China bekannt gemacht, verkaufen diese online.
Es bleibt das innere Exil mit inneren Boykott des deutschen Staates!
Der Autor diskutiert das Thema leider sehr oberflächlich.
Es geht schlicht darum, wie ist die Prognose hier und wie wo anders.
In UK sitzten jetzt bereits ca, 10.000 Menschen wegen Äußerungs-„delikten“ [sic] im Gefängnis !!!
Die ukrainischen Männer die rechtzeitig das Land verlassen haben sind noch am Leben, im Gegensatz zu den 1.000.000 ihrer Landsleute, die bereits an der Ostfront verreckt sind.
Wenn man also die Frage des Auswanderns diskutieren will, sollte mal vielleicht genau analysieren: Was sind die Perspektiven hier und wo anders? Wie die Risiken?
Es macht einen Unterschied, ob man das Risiko für eine direkte Kriegbeteiligung der NATO mit 1%, mit 50% oder mit 99% ansieht. Es macht einen Unterschied, ob man das Risiko für das entstehen einer neuen totalitären Diktatur in Europa als gering, als möglich oder als wahrscheinlich ansieht.
Und dabei geht es dann ggf. nicht ums Wohlfühlen, sondern schlicht um die Existenz, ums Überleben!
@Overton
Macht doch mal einen Artikel über’s wohin?
Analytisch aufbereitet eine Aufstellung der Optionen mit Pro&Cons.
DAS wäre ein viel interessanterer Artikel.
Diesen Beitrag haben Sie bereits einmal a. a O. gepostet. Mich würde einmal interessieren,
was verbindet Sie mit China?
Sie sollen sich hier nicht rechtfertigen, aber welche sinnvolle, tragende und gestaltende
Vorraussetzung bringen Sie mit, um in diesem
Land und der Kultur Fuss zu fassen? Vielleicht bereits dort zeitweise gearbeitet, gelebt etc. ?
mfG
Dort leben Freunde von mir. Ihnen geht es gut.
Außerdem sollte klar sein, die chinesische Kultur wird alleine durch ihre wachsende Softpower die Zukunft der Menschheit entscheidet mitgestalten. Ohne China läuft auch hier gar nichts. Leider ist das zu vielen Leuten hier aus eurozentrischer Arroganz nicht bewußt.
Details sind natürlich Privatsache. Du darfst hierzulande niemanden mehr vertrauen, denn alles was du sagst kann gegen dich verwendet werden!
Hypernormalisation vs. Inneres-Exil
Die Hyper-Normalisation hat schon längst alles erfasst die meisten Menschen, hier haben schon lange die innere Kündigung gebilligt.
Warum denn nicht das eigene Leben verbessern in Asien oder Afrika wenn mann oder frau eine gute Berufliche Zukunft hat statt hier auf ein nächstes Wirtschaftswunder zu warten.
Die Beantwortung dieser Frage hängt ausschließlich vom vorhandenen oder fehlenden Geld ab, sie ist für die meisten also belanglos. Aber: Ich würde nicht in einem Land bleiben, das ich mittlerweile bis aufs Blut hasse und in dem sich in absehbarer Zeit nichts mehr bessern wird. Keiner hat die „Pflicht“, in einem Land zu bleiben, das ihn wie Dreck behandelt und in dem sein Leben nichts wert ist (s. Wehr“pflicht“). Wenn ich dann wie heute in der „Welt“ lese, dass angeblich 62 Prozent der Befragten die Musterung aller jungen Männer für gut halten, möchte ich auch mit über der Hälfte der deutschen Bevölkerung nichts mehr zu tun haben. Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.
Auswandern? Es gibt zwei Realitäten: Eine Seite ist die, von denen in den Medien gesprochen wird, also entweder eine linksgrüne Welt oder eine national-konservative. Die andere Seite ist die wirkliche, echte Realität, wie sie hinter der Haustür anfängt. Eine Realität, in der gefühlt 95% aller Autos mit Benzin fahren, in der in Spermärkten auf den Laufbändern der Kassen sich all das stapelt, was schon immer gekauft wurde, nämlich Fleisch in Mengen, Tiefkühlprodukte, Zigaretten, Schnaps und Süßigkeiten. In dieser wirklichen und echten Realität gibt es in unserer Kleinstadtgemeinde immerhin zwei Kneipen, in denen beim Fußballgucken genau wie früher gequalmt wird, was das Zeug hält und das in Bier in Mengen fließt. Die jungen Leute kaufen sich auch Eigentumswohnungen oder Reihenhäuschen für ihre Familien und weder Tiny-Hütten noch Elektrokarren. All´diese in den Medien propagierten Einstellungen und Auffassungen begegnen mir als kleinem Durchschnittskaufmann in der wahren und wirklichen Realität im Leben draußen fast so gut wie nie. Noch leben wir hier gefühlt auf einer Insel der Seligen, in der das „was im Fensehen so gesendet wird“ als übertriebener Quatsch ankommt. Die Leute sehen der Politik entweder mit ungläubigem Kopfschütteln zu oder quittieren sie mit Gelächter. Ich bin seit fast 29 Jahren als Einzelkämpfer selbständig und komme immer noch ganz gut durch. Okay, wir haben auch schon ein Haus in den Tropen erworben und auch der Bruder hat sich im Ausland eine Immobilie zum Überwintern zugelegt, aber noch brauchen wir hier nicht weg. Noch gehen die Geschäfte gut. Und das ist tröstlich. Der syrische Nachbar arbeitet bei der Gepäckabfertigung am Flughafen und ist sicherlich froh, sich einen alten Benz-SUV leisten zu können. Der ist gefühlt integriert, grüßt freundlich, man quatscht auch hier und da. Okay, in bestimmten Gebieten oder Großstädten, in denen bestimmte Bevölkerungsanteile zu groß geworden sind und zu erwartenden Eigenynamiken mit Stress und Gewalt führen, mag das ausgeufert sein. Dehalb haben wir ja das Haus im Ausland, damit wir wegkönnen, wenn hier der Laden auseinanderfällt, aber noch hält er recht gut.
Wir haben vor einem Jahr unseren Lebensmittelpunkt verlagert. Sicher kam auch die Frage auf, ob Auswandern eine Option ist. Die Probleme in diesem Land werden sich ja eher noch verschärfen, als dass sie gelöst werden.
Aber wie ist das mit den Problemen in einer potentiellen neuen Heimat?
– Kommunikationsprobleme durch eine andere Sprache. Besonders bei Behörden, Ärzten usw. schwierig
– Unterschiede in der Kultur, die vielleicht erst auf den zweiten Blick sichtbar werden
– Soziale Kontakte in der neuen Heimat sind zunächst bei Null
– Familie, Freunde, lieb gewordene Dinge aus der alten Heimat fehlen
Es gilt halt in einem anderen land (besonders außerhalb der EU) sich vielen Problemen zu stellen. Es gibt andere Probleme zu lösen, als in Deutschland. Familie und Freunde sind uns zu wichtig, als dass wir diese Kontakte auf einen gelegentlichen Video-Call reduzieren wollen. Somit sind wir im Land geblieben und nur innerhalb des Bundeslandes umgezogen.
Glückwunsch zu Ihrer Entscheidung.
Sie wissen ganz genug was sie wollen und was nicht, und Sie können die Stolpersteine im Ausland ( wo auch immer) realistisch einschätzen.
Nach meiner Einschätzung und Erfahrung kommt es zumindest oft anders als „man“ es erwartet.
Genug Geld ist nach vielen Jahren im Ausland
kein Garant für Erfolg und Zufriedenheit im
Alltagsleben sondern ein Puzzleteil von vielen.
Viel Erfolg und Gesundheit für Sie.
Schon wieder so ein Artikel?
Soll Auswandern jetzt hier als Dauerthema gesetzt werden?
Ich würde hier zum Beispiel gerne mal etwas explizit über Kinderarmut oder über die Bahn lesen, über den Zustand des Gesundheitswesens oder Wirtschafts- und Energiepolitik.
Die Themen hier werden mir zu eng gesetzt, seid Wochen mehr oder weniger das Gleiche, die Kommentare daher auch mehr oder weniger das Gleiche, klar, wenn immer wieder dasselbe hier gesetzt ist, was Naomi da über China schreibt z.B. hat sie doch vor ein paar Tagen auch schon geschrieben!
Wenn ich dieses Magazin schon finanziell unterstütze, nehme ich mir einfach mal das Recht, das zu benennen!
Auch sind es immer wieder die üblichen Autoren, die LaPuentes, Rötzers, Zuckermans und auch noch Hübschen.
An thematischer Vielfalt jedenfalls lässt Overton gegenüber den NDS arg zu wünschen übrig!
Werde morgen mal lesen, wie man jetzt über mich herfallen wird….:-)
Ich stimme dir zu!
Um Wirkung zu erzielen mußt du dasselbe immer wieder wiederholen bis es nervt. Das ist ein Marketing-Gesetzt, das die bürgerlichen Medien strikt befolgen und damit Erfolg haben.
Das Problem ist doch, dass hier Leute lesen und schreiben, die sich sowieso noch eigene Gedanken machen und nicht im MSM-Laufställchen kriechen. Die „Overtoner“ braucht man nicht zu überzeugen. Eine zentrale Aufgabe der „Alternativen“ wäre, die Bewusstseins-Schranke zu überwinden. Ich habe leider auch kein Patentrezept…
Vor gut einem Jahr hatte Erich Kästner seinen 50. Todestag. Die Berichterstattung vor allem von konservativen Medien drehte sich im wesentlichen darum warum Erich Kästner nicht das Nazi-deutschland verlassen hat, warum er geblieben ist und an Nazi-Filmprojekten beteiligt war Dabei verkannte vor allem die Springer-Presse wie Welt wesentliches:
1. Erich Kästner war Herzkrank.
Chronisch Kranke Menschen werden nirgendwo in der Fremde gern gesehen, denn sie verursachen Kosten. Das sollte vor allem die „Welt“ wissen wo man ja gerne solche Menschen in den Fokus nimmt.
2. Erich Kästner konnte sich eine Ausreise gar nicht leisten
Im Gegensatz zu Erich Maria Remarque der „Im Westen nichts neues“ einen Millionenbestseller+Hollywoodverfilmung hingelegt hatte und schon vor der Machtergreifung eine Villa in der Schweiz und die käuflich zu erwerbende Staatsbürgerschaft von Panama hatte, war Kästner bloß ein umstrittener Theater-Journalist und Romanautor. Es war also finanziell auch gar nicht möglich das Land zu verlassen.
3. Erich Kästner war Zeuge
Erich Kästner verdanken wir Beschreibungen von Bücherverbrennungen an denen er persönlich teilnahm. Er arbeitete nach 1933 weiter wenn auch ohne Einkommen. Nach dem Krieg wurden einige der Texte veröffenlicht.
4. Die Beschäftigung von Erich Kästner bei der Ufa war illegal.
Erich Kästner nutzte Pseudonyme von Freunden und wurde so bei der Ufa eingesetzt das seine wahre Identität nicht bekanntwurde. Das bedeutete große Gefahr für alle die ihn unterstützten. Letztlich wurde Kästner am 30.April 1945 von Freunden aus Berlin herausgeschmuggelt.
5. Seine Mutter
Nicht nur Kästner war Krank sondern auch nahe Verwandte wie z.B. seine Mutter. Da wurden im vergangenen Jahr ganze Theoriegebäude über das Verhältnis Sohn-Mutter aufgestellt. Fakt ist jedoch das Mutter Kästner nur mit sehr viel Glück die Bombardierung ihres Hauses in Dresden 1945 überlebt hat (sie war am 14.Februar 1945 nicht im Keller sondern draußen, während das Haus bombardiert wurde) 1946 kam Mutter Kästner in eine psychatrische Klinik in Dresden – Erich Kästner hat seine Mutter trotz der widrigen Umstände wegen des Reisens zwischen den Zonen-Grenzen oft besucht (und das auch beschrieben) und blieb auch später Dresden seiner Heimatstadt verbunden auch wenn er in München lebte.
Es sagt sich so leicht – dann gehe ich eben. Aber man muß es auch können (finanziell, gesundheitlich, sprachlich, von der Ausbildung her)
Sie haben schon recht, man muss es sich leisten können, aber ich persönlich kenne viele die es sich locker leisten könnten, aber lieber den ganzen Tag jammern anstatt ihre Zukunft in die eigene Hand zu nehmen.
Die traurige Wahrheit: solange der SUV vor der Haustür steht und es ein Mal im Jahr nach Malle geht, sagt der Durchschnitt „ist doch alles gut, was hat denn der VT’ler schon wieder? Ist der vielleicht krank im Kopf?“ – die meisten werden es buchstäblich erst begreifen, wenn es knallt.
Juli/ August 1913: „Familie Brecht verbringt den Urlaub im Kurort Bad Steben im Frankenwald. Auch Eugen, der an chronischen Herzbeschwerden leidet, nimmt Bäder und trinkt Stahlwasser.“
„Eugen“ ist natürlich der damals 15-jährige Eugen Berthold Friedrich Brecht, der später trotz seines Herzleidens ins Exil ging. (Es blieb ihm nichts anderes übrig, im Unterschied zu Kästner.)
Der Philosoph Günther Anders, den zumindest ich für deutlich talentierter halte als Herrn Kästner, arbeitete im us-amerikanischen Exil in der Fabrik. Als ihm die ebenfalls exilierten Horkheimers bei einem seiner Besuche aus Mitleid ein Wurstpaket schnürten, statt ihn zumindest zeitweilig mit einer bezahlten Arbeit in ihrem Institut zu betrauen, bracht er die Verbindung ab.
Was reden Sie denn da?
Wir lesen _beispielsweise_ zu Kästners „Drei Männer im Schnee“ das 1934 erschien:
„Im Dritten Reich wurde der Roman kaum beachtet, da er nach einer ersten Anzeige im Börsenblatt nicht weiter beworben werden durfte. Im Ausland dagegen verkaufte er sich sehr gut. So berichtete der dänische Übersetzer Herbert Steinthal in einem Brief an Kästner, dass man schon das 56. Tausend verkaufe, wobei die auf Kriegspapier gedruckten Bücher immer „dicker und dicker“ würden. Weitere Ausgaben erschienen noch während der Naziherrschaft in ungarischen und niederländischen Übersetzungen sowie im angelsächsischen Sprachraum eine deutsche Ausgabe.[7]“
https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_M%C3%A4nner_im_Schnee
Verfilmt wurde „Drei Männer im Schnee“ zwischen 1935 und 1938 in Frankreich, der Tschechoslowakei, den USA und Schweden.
Selbstverständlich hat Kästner nicht „ohne Einkommen“ gearbeitet.
„Mit einer Ausnahmegenehmigung lieferte Kästner, angeblich auf Wunsch von Goebbels, 1942 unter dem Pseudonym Berthold Bürger auch das Drehbuch zu Münchhausen,[2] dem prestigeträchtigen Jubiläumsfilm der Ufa, der 1943 ins Kino kam.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_K%C3%A4stner#Berlin_1933%E2%80%931945
Einige Kommentatoren haben die thematische Enge der Themen hier angesprochen. Dem stimme ich zu und schlage aus meiner Sicht eine thematische Erweiterung vor:
– über die Palästinasolidarität und ihre Verfolgung durch den deutschen Staat wird hier gar nicht berichtet, wahrscheinlich weil die beiden Redakteure hier zu proisraelisch eingestellt sind. Das entspricht zwar der deutschen Staatsräson, wird aber von der Weltmeinung anders gesehen.
– über Asien, da wo die Zukunft der Menschheit stattfindet, wird hier gar nicht berichtet, nicht über die Konflikte dort usw. Wenn Berichte über China kommen, dann von Autoren, die der rechtsradikalen Falun Gong Sekte nahestehen. Der derzeitige Konflikt zwischen Japan und China findet in der deutschen Presse, wie bei Overton, nicht statt. Während die Finanzpresse hier die Vorschläge des ZK der KPCh zum 15. Fünfjahrplan diskutiert, findet dies auch hier nicht statt. Der 15. Fünfjahrplan Chinas wird die Weltwirtschaft mehr bewegen als ein paar dumme Bemerkungen des deutschen Kanzlers.
– wie schon meine Vorredner sagten, finden hier soziale Themen wie Gesundheit oder Rente sehr untergewichtet statt.
Overton lebt von der finanziellen Unterstützung seiner Leser. Diese haben Erwartungen an Euch. Wenn ihr diese nicht erfüllt, wird euch die finanzielle Unterstützung entzogen. Die dann arbeitslosen Redakteure können dann den deutschen Sozialstaat real erleben und erleiden. Das wollt Ihr doch vermeiden?
Wenn ich nicht zu alt zum Auswandern wäre, würde ich es tun. Sicher ist es schon manchem aufgefallen, dass die Leute hier nicht vor dem Abbiegen blinken, sondern erst beim Abbiegen. Gedankenlos hält man sich an Vorschriften und kapiert nicht, wozu sie da sind. Das war früher nicht so, und als man mir sagte, dass man beim Abbiegen die Hand raushalten muss, war mir klar, dass man das vor dem Abbiegen macht. Die Deutschen machen alles zu spät oder zu früh, und hängen den absurdesten Weltuntergangsphantasien an.
Wenn ich jung wäre, würde ich nach China auswandern. Ich war vor ein paar Jahren dort. Dort ist es nicht so. Sie fahren Elektroautos nicht wegen Klimawandel, sondern damit man in den Megacitys die Luft atmen kann. Auf den Autobahnen ist nicht viel los, denn größere Strecken legt man mit Bahn oder Flieger zurück.
Am besten gefiel mir, dass die Leute so gut drauf sind, wie in Deutschland in den Sechzigern. Denn es geht bergauf. Da ist nicht viel Raum für Depression. Chinesen sind auch sehr verständnisvoll. Als ich in Xian bemerkte, dass in Pudong die Zeit zum Umsteigen zu kurz war, stellte man jemanden bereit, der meine Gruppe durch den Flughafen lotste. In den Klöstern Tibets verkaufte man lachend Glücksbringer mit Hackenkreuz. Mein Anwalt meinte, es sei nicht verboten, riet mir aber ab, den an den Rückspiegel im Auto zu hängen.
Über das politische System in China weiß ich nichts. Die Literatur ist tendenziös. Mir kommt es wie eine Scheindiktatur vor, so wie die BRD eine Scheindemokratie ist.
Ich sehe es ganz ähnlich, aus eigenen Erfahrungen, die aber in Detail privat bleiben sollen. Der Sohn einer ausländischen Freundin hat jetzt in China sein Praktikum bei einer Firma dort beendet und bemüht sich um eine Verlängerung des Arbeitsvisums. So wie es aussieht, wird er dort hängen bleiben. Kommunist – was immer das auch ist – muß er deshalb nicht werden. Damit Schluß mit den persönlichen Erleben.
Es gibt hier Bücher von Ostdeutschen, die lange in China gelebt haben. Diese kann ich empfehlen, ohne die Autoren persönlich zu kennen. Uwe Behrens hat ein neues Buch über China geschrieben, das auch meinen persönlichen Erfahrungen entspricht. Ihr könnte es lesen, dann wißt ihr mehr
https://www.hugendubel.de/de/taschenbuch/uwe_behrens-chinas_gegenentwurf-49912273-produkt-details.html?utm_source=google&utm_medium=cpc&utm_campaign=22557801486&adCode=120R10L02Y22Q&utm_term=&gad_source=1&gad_campaignid=22557801486&gbraid=0AAAAADi36RBMbuwkd07XcUvUghCkvd2PU&gclid=EAIaIQobChMIu_zCqo-IkQMVr5KDBx1-uBn2EAQYASABEgK4_PD_BwE
Ich kann Euch jetzt nicht ersparen den Link zu öffnen, denn eine Buchbesprechung mach ich hier nicht
viele gute nachdenkswerte gedanken von lapuente – sehr traurig, daß sein vater hier so unglücklich war und nicht mal mehr in den ‚genuß‘ einer rentenzeit kam …
lieber herr lapuente senior: ihr roberto ist ein kluger kopf geworden, er ist gedankenmutig und macht seine sache gut
Auswandern ist durchaus eine Option, wenn man nicht möchte, dass die eigenen Kinder früher oder später zu Kriegstoten mutieren oder man am Ende gar in einer verstrahlten Gegend leben muss (sofern man es kann).
Allerdings muss man dann schon etwas weiter auswandern – ein Wechsel des Kontinents dürfte aber ausreichend sein.
Meine Tochter ist ausgewandert, weil sie mit „Ostbiographie“ keine Chance in De als Wissenschaftlerin hat. Während ihrer Promotion wurde ihr klar gesagt, wenn sie „ die Beine nicht breit macht“, kann sie die Promotion vergessen. Sie hat es vorgezogen, in De nicht zu promovieren und in einem anderen Land ihre Ausbildung zu beenden. Aufgrund ihrer Fähigkeiten hat sie sofort eine verantwortungsvolle Position bekommen. Sie hat zwei Kinder und keine De- Staatsbürgerschaft mehr…
Einer meiner Söhne ist mit einer Frau verheiratet, die in der ehemaligen UdSSR geboren wurde. Beider Kinder wachsen zweisprachig auf. Schon während der Corona- Diktatur wuchs das Interesse am Auswandern. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine gab es mehrfach deutliche „Belehrungen“ für meinen Sohn, das er mit seiner Frau ein Sicherheitsrisiko darstelle und seinen Arbeitsplatz aufgeben müsse….
Die Kinder, obwohl sie akzentfrei deutsch sprechen, wurden beschimpft und gemobbt…Die Familie lebt jetzt nicht mehr in De….
Mein zweiter Sohn lebt schon länger wegen der Arbeit in einem asiatischen Land. Er hat eine Daueraufendhaltserlaubnis. Dort hat er eine Frau aus den Philippinen kennengelernt. Und mit dieser Frau drei bildhübsche Kinder… Zu seinen Lebensplänen gehört garantiert nicht die Rückkehr nach De….
Der Sohn eines Schulfreundes hat hier in De studiert und habilitiert. Als „Ossi“ hat er keine Chance, in De als Professor zu arbeiten. Der Zufall wollte es, das er sich in eine Japanerin verliebte….nun lebt er mit Frau und Kindern in Japan und ist dort Professor an einer der dortigen Universitäten. Zurück nach De? Bestenfalls zu Besuch…Zwei Schulfreunde sind ebenfalls ausgewandert… und von den Lehrlingen, die ich in einem anderen Leben ausgebildet hatte, sind ebenfalls einige in einem anderen Land sesshaft geworden…
Auswandern ist rechts. Da gilt noch wirklich das alte Rechts-Links Schema. Die Tür mit lautem Knall hinter sich zuwerfen, dass die Gläser wackeln, um diesen Staat dazu zu zwingen, etwas zur Rückkehr dieses verdienten Patrioten zu tun.
Vor zehn Jahren war das die Behauptung, es stehe ein Crash bevor. Wozu man in abgelegene Gebiete flüchtetete, in der Annahme, dass er dort nicht hinkommt, der Crash. Ich habe die übers Netz ein wenig verfolgt. Sehr naturnah lebten sie da. Man könne sich üble Krankheiten holen, wenn man in einen Tümpel springt. Auch der Wert eines in der Heimat als doof empfundenen Aldi schien manchem dann zu dämmern. Und einer Apotheke. Und der tägliche Kampf gegen das Gefühl, Mist gebaut zu haben. Sie blieben tapfer.
Nun erinnern wir uns, dass Roberto vor nicht langer Zeit seinem Töchterchen das Auswandern empfahl. Aus einem Land, in dem der Papa eine äußerst kritische Netzseite betreibt. Wo könnte denn das Töchterchen in Papas Fußstapfen steigen? Also in Europa sehe ich da wenig.
Und zwar aus einem gewissen Grund. Unten in Spanien ist man von Wasser umgeben und nur im Nordosten hinter einer Engstelle beginnt dann Europa. Das kann man mit Gelassenheit sehen. Oder die Schweden mit der Arktis im Rücken. Die wurden lange Zeit zu ihrer Zufriedenheit von den Sozialdemokraten regiert. Die vertrauen ihrer Regierung, was aus unserer Sicht die Grenze zur Naivität überschreitet.
Ganz anders bei uns. Wir haben die Mittellage und egal, was in den vier Himmelsrichtungen passiert, es tangiert immer uns. Da will Gelassenheit nicht recht aufkommen. Und wie schon Otto von Bismarck feststellte, hat der Deutsche die Tendenz, die Regierung beim Biere schlecht zu reden. Das geht aber auch ohne Bier, wie man in diesen puritanischen Zeiten sieht.
Eben drum bleibe ich hier. Ich suche keine Gelassenheit. Ich will wissen, wo die Ganoven sitzen. Eine urdeutsche Tugend.
Am Ende sind wir Linken die wahren Deutschen. Es wird Zeit, das festzustellen.
Artur_C, ich teile Ihre Meinung oft nicht, vor allem nicht zur Coronoia, aber hier +++!
Wer an Flucht denkt, sollte sich eilen. Nachdem nun schon eine Reichsfluchtsteuer besteht, ist es nicht auszuschliessen, dass die Grenzen für kriegsverwertbare Menschen geschlossen werden, was hauptsächlich junge Männer betreffen wird.
Endlich! wird macher AfDler nun rufen, bevor ihm klar wird, dass es die falsche Richtung ist in die sich die Tore schliessen.. und irgendwie auch die falschen jungen Männer. Ihn selber ficht das natürlich nicht an, denn als urdeutscher Patriot wird er seine Heimat nicht nur entschlossen gegen die Islamisierung des Abendlandes verteidigen, sondern gegen alles Fremde, wozu die Russen ja nun eindeutig gehören.
Die Patrioten bleiben also hier auf ihrer Scholle, lassen sich als Nazis beschimpfen, was sie nicht gerne hören, selbst wenn sie welche sein sollten, und werden das Teutsche bis zum letzten blauen Parteibuch verteidigen. Danke schon mal dafür!
Allen anderen, abgesehen von den Grünen natürlich, die die Windräder bewachen müssen, und den Christlichen, die darauf achten, dass die anderen für sie kämpfen, den Gelben, die die Banken schützen und den Roten, die immer noch den Sozialstaat suchen, genauso wie die anderen Roten, die so auf die Schnelle ihr Gender nicht finden können.. allen anderen also.. rate ich dringend:
Flieht! Flieht, solange es nocht geht!
„Die Idee dieser Leute von Demokratie und Gesellschaft, die dem zugrunde liegt, ist nicht kompliziert: Sie ist ein Modell der Auserwähltheit und nicht der Bedingungslosigkeit, die eigentlich das Ideal einer demokratischen Grundordnung wäre.“ – sehr gut formuliert.👍👍👍
Ich bleibe auch, denn meine persönlichen Probleme würden im Ausland nach ca einem halben Jahr genauso wieder aufploppen, egal wo ich bin. Und das dann ohne die Unterstützung der sehr wenigen Freunde die ich noch habe.
Zudem muss ich noch auf etwas hinweisen. Trotz allem Elend und auch wenn man nur anderes hört, ist die medizinische Versorgung in Deutschland im Vergleich immer noch sehr gut. Ich war schon das eine oder andere Mal in Frankreich beim Arzt und kann nur sagen: der Standard ist ein anderer. Ich liebe Frankreich und denke oft sehnsuchtsvoll darüber nach dorthin zu ziehen. Ich war vor einiger Zeit ein halbes Jahr im Westen von Paris in der Nähe von Versailles. Eine herrliche Gegend! Auch die französische Gesellschaft gefällt mir sehr gut!
Selbstbewusster, viel mehr citoyen als wir!
Dennoch, genauso eine Klassengesellschaft.
Um Versailles rum wird Tesla gefahren und Tennis gespielt und in Nanterre oder Argenteuil sieht das „Stadtbild“ auch sehr anders aus. Elendsgestalten geben sich hier die Klinke. Tennis spielen die nicht. Und die Bourgeoisie in Frankreich hat genauso wenig Ahnung von der Lebensrealität der wenig Begünstigten.
Der Unterschied zu Deutschland besteht darin dass die Kassiererin oder die Reinigungskraft deutlich mehr Selbstbewusstsein an den Tag legt und sich nicht selbst so abwertend beäugte wie das hier üblich ist.
Ich sage auch grundsätzlich: in Deutschland stimmt vieles ganz und gar nicht.
Aber trotz allem ist es derzeit immer noch so, dass zb in der Stadt in der ich lebe die Stadt anstandslos eine Klassenfahrt bezahlt wenn Eltern mit geringem Einkommen einen Antrag stellen. Ich weiß das ist nicht die tollste Lösung. Man könnte auch einfach Menschen angemessen bezahlen, aber es ist besser als nichts!
1. Doch früher oder später geht jeder ganz. Außer man glaubt an Geister.
2. Wer die Probleme der Nation als die seinen betrachtet, macht höflich gesprochen einen Fehler. So jemand ist ein Nationalist, erkennbar daran, dass er an der Verkommenheit der eigenen Nation leidet. Wen diese Verkommenheit quält, der leidet zurecht. Crucio! Den Folterfluch fügen sich die Nationalisten selbst zu. Wer die Nation zu einem Teil seiner Identität macht, der nimmt diese mit, wohin er auch geht. Und er tut sich damit nichts gutes, wohin er auch geht. Denn die Nation ist die Barbarei eines nationalen Gewaltsubjekts in seiner Konkurrenz gegen andere. Und dieser Zweck ist und bleibt gegen die Individuen gerichtet, die sich ihm verschreiben und gegen die auswärtigen erst recht.
In meinem Leben habe ich schon öfters im Ausland gelebt, damals in den ’90, zwotausender und heute stetig im Ausland.
Einen speziellen Grund dazu anzugeben ist schwierig, da wenn man jung ist, mehr aus einem Gefühl sich dazu entschließt.
Jedoch, heute möchte ich euch eines mitteilen, lasst euch von euren Gefühlen leiten und argiert nicht so kalkulierend.
Unsere Erde mit ihren Nationen verfahren alle nach den gleichen Normen, Willkür /Korruption und pseudo nationalistische Interessen…
Es existiert ein Paradies Namens Erde, aber solange der Satan über diese Erde herrscht, existiert kein Paradies.
@RdL
Lieber RdL. Netter Artikel aber was war die Motivation?
Angst, dass sie eines Morgens ein Schild finden, auf dem steht „Machs Licht aus. Du bist der Letzt“ ?
„Was hegten wir in den Neunzigern noch für Hoffnungen!“
Yep, kann ich bestätigen, bin etwa dasselbe Baujahr wie der Autor. Ein Grund für den Optimismus der 90er war auch die technologische Entwicklung, der Siegeszug des Internets, welcher damals begann. Heute hingegen herrscht ein Gefühl der Stagnation vor, neue Produkte verkommen zu teurem Technokitsch.
Man muss ja nicht gleich nach Südamerika, wie wäre es mit der deutschsprachigen Schweiz oder Österreich? Oder das Elsass zurückerobern? (Späßle.)
„ Mir kommt es wie eine Scheindiktatur (auf China bezogen) vor, so wie die BRD eine Scheindemokratie ist.“
Dieser Satz von Torwächter ist der klügste, den ich hier gelesen habe. Der Satz hat mich nachdenklich gemacht.
Ein anderer Schreiberling hier meint, auswandern sei rechts. Das ist der mit Abstand dümmste Satz den ich hier gelesen habe. Er offenbart die moralisch-politische Verkommenheit der radikalen Mitte und er ist totalitär. Die Entscheidung auszuwandern oder nicht ist immer überwiegend persönlich motiviert, auch von sie durch politische Umstände erzwungen wird. Das Persönliche aber in Kategorien wie links oder rechts einzuordnen, zeigt milde gesprochen Dummheit, hart ausgedrückt, totalitäres Denken. Dieses neue totalitäre Denken kommt aus der Mitte der Gesellschaft, von der radikalisierten Mitte und ist ein weiterer Ausdruck des Niedergangs dieser westlichen Zivilisation.
Im übrigen bestätigen mich die Erzählungen meiner Landsleute aus meiner verlorenen Heimat. Ähnliche Geschichten höre ich täglich. Westdeutsche wollen das aber nicht hören. Deshalb ist frei nach Frank Castorf die AfD die Strafe für die Kolonialisierung des Osten. Wie Castorf wähle ich natürlich nicht die AfD. Ich gehe nicht mehr zur Wahl, fordere aber Wahlunterlagen an, um diesen Staat ein wenig Umstände zu machen, kleine politische Selbstbefriedigung
Krim kommt im Style des „Gegenstandspunkts“ wieder theoretisch daher und erzählt uns der Staat, die Nationen – nicht die Klassenspaltung – sei Ursache allen Übels
In meiner Jugend, im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, habe ich in mehreren europäischen Ländern gelebt und gearbeitet (studieren konnte ich mir nicht leisten) und v.a. viel gelernt, u.a. auch, wie deutsch ich doch war. Nicht offiziell, aber praktisch ging das auch ohne Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis (hätte man gebraucht) man war ja schließlich nicht als Ausländer in Deutschland.
Die Zeit möchte ich nicht missen. Ich habe in jedem Land wunderbare Menschen aller Couleur kennengelernt, die auch in schwierigen Situationen einfach und ganz selbstverständlich solidarisch und hilfsbereit waren. Die jeweilige politische Kultur und ihre Werte wurden ganz praktisch erfahrbar.
Ich würde jedem jungen Menschen raten (heute ist das ja um soviel einfacher) eine Zeitlang in welchem Ausland auch immer zu verbringen, um Land, Leute, die Sprache und sich selbst besser kennenzulernen. Besser als in die Bundeswehr zu gehen ist das allemal. Ob man dann bleiben möchte, kann man ja nach der jeweilgen Erfahrung entscheiden.
Für mich (bin> 80) wäre das natürlich keine Alternative mehr; ich werfe hier Sand ins Getriebe, wo und wie immer das geht, auch, wenn einem das Leben ohne Smartphone immer beschwerlicher gemacht wird. Widerstand bleibt wichtig, auch wenn er nur aus Lesen, Schreiben und Reden besteht.
„Kann man denn das Vaterland an den Schuhsolen mitnehmen?“ Geog Büchner, Dantons Tod.
Mein Vaterland ist 89 untergegangen. Ich weiß, es war eine nichtemanzipatorische Bonzenherrschaft, die ich mir nicht zurückwünsche. Aber es war MEIN Vaterland und ich lebte in der Fantasie, ich könnte dazu beitragen, dass es, wenn meine Zeit abgelaufen ist, besser sein würde. Hochgradig doof? Wahrscheinlich. Aber so war es.
Mit dem Land, in das ich dann eingemeindet wurde, konnte ich vielleicht weniger anfangen als der Vater des Autoren, der es sich zumindest selbst gewählt hat. Ich habe mich an die Gesetze gehalten, Steuern bezahlt, beherrschte die Sprache und konnte immer Geld verdienen, um mit meiner Familie durchaus angenehm zu leben. Mehr nicht. Ich bin diesem Land nichts schuldig, wirklich gar nichts. Und so, wie ich es heute erlebe, ähnelt es immer mehr dem Deutschland, dass Tucholsky einst beschrieb und das ich zutiefst ablehne. Aber wenigstens hat es mich bis vor gar nicht so langer Zeit in Ruhe gelassen und nicht erwartet, dass die Meinen und ich für sie töten und sterben sollen. Vielleicht müssen wir mit euch sterben, aber wirklich niemals und unter keinen Umständen für euch.
Zum Weggehen zu alt und sozial mit meiner Heimatstadt verbunden, bleibe ich und, nachdem ich viel von der Welt gesehen habe, ich war in sechzig verschiedenen Ländern, habe ich auch nicht die Illusion, dass es woanders besser funktioniert. Meine Söhne sollten fliehen, wenn es hier, weil wir in diesem Land einfach nicht lernen wollen oder können, endgültig zu Ende geht. Ich schau mir den letzten Akt dieses üblen Stückes bis zu Ende an und bleibe bis der Vorhang fällt.
„Konzerngunstgewerblern“ – Was bitte soll das sein?
„Shitbürgern“ – Ulf Poschardt lässt grüssen.
„NGO-Bourgeoisie, den NATO-Strichern“ – Die gibt es in Europa und auch ausserhalb dessen überall.
Das ganze Thema „Auswandern“ wird völlig überbewertet und i.d.R. von wohlhabenden, rechten Kreisen forciert.
Es sind Leute, die nur an sich denken und denen alles andere völlig egal ist.
Dann sollen diese Leute doch bitte nach Dubai, Kuwait, Katar, Saudi-Arabien und in die VAE auswandern. Aber bitte mit One-Way-Ticket.
Ich muss bei diesem Thema immer an die Menschen im Dritten Reich denken, die Deutschland verlassen mussten, weil sie sonst ermordet worden wären. Und zwar ganz konkret und unmittelbar. Sie wollten nicht, aber sie mussten.
Aber sowas kommt rechten Publizisten wie Lapuente natürlich nicht in den Sinn.