Auswandern? Nee!

Mann mit Koffer am Bahnsteig.
Quelle: Dieses Bild wurde mittels Grok entwickelt.

Auswandern als Versuch sein Lebensglück zu finden? Kann man machen. Aber vor dem Elend in der Heimat kann man ebenso wenig flüchten, wie vor seinen persönlichen Problemen.

Natürlich habe ich darüber nachgedacht, Deutschland zu verlassen. Geht es denn nicht jedem so in diesen Zeiten? Stellt sich nicht auch jeder hin und wieder vor, wie es wäre, wenn er zu einem Vermögen käme? Die Frage ist nur, ob das Auswandern so ein Gewinn wäre, wie der Umstand, unvermutet zu Reichtümern zu kommen. Ich kann mir das für mich nicht vorstellen – und wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch, dass man auf der Flucht nicht glücklich oder wenigstens zufrieden wird. Denn eine Flucht ist es ja, die viele von denen, die Deutschland heute aus gesellschaftlichen oder politischen Gründen den Rücken kehren, antreten. Eine Flucht nach vorne? Ich wünsche ihnen, das sie finden, was sie suchen.

Neulich wurde hier rege ein Interview mit Rechtsanwalt Alexander Christ kommentiert und besprochen. Er hat Deutschland – wenigstens zu großen Teilen – hinter sich gelassen. Aufzubrechen, wegzugehen, ein besseres Leben zu finden: Das ist ganz offenbar ein Thema in diesen Tagen. Es polarisiert – und die meisten sind sich einig, dass die Flucht im Grunde eine vernünftige Handlung ist, auch wenn sie nicht jeder antreten kann. Ich bezweifle das stark. Hierbleiben empfinde ich als mutiger – und außerdem: Einen Aufbruch überhaupt in Angriff nehmen zu können, ist ein eher elitäres Bestreben. Für die Mehrzahl der Bürger ist er keine Option – aus verschiedensten Gründen.

Flucht oder Vertreibung?

Deutschland: Ein krankes Land – so spiegelt es der Titel jenes Buches wider, in dem auch Alexander Christ einen Beitrag platzieren konnte. Man mag sich darüber streiten, wie krank dieses Land tatsächlich ist. Ob es aber vielleicht gar nicht darniederliegt, vielleicht sogar bei relativer Gesundheit ist: Das ist gar nicht mehr diskutabel. Natürlich darbt dieses Land nicht nur intellektuell vor sich hin, sondern zunehmend auch akademisch und ganz besonders wirtschaftlich. Prognose: Kein Silberstreif am Horizont – jetzt nicht und wohl auch demnächst nicht. Die Energiekosten werden im kommenden Jahr nochmals drückender, das Leben zunehmend unbezahlbarer.

Bürgerkrieg? Als Option sehe ich das schon auf uns zurollen. Es waren die Brotpreise, die die Bastille ermöglicht haben – von steigenden Benzin-, Strom- und Gaskosten wussten die Stürmer damals nichts. Hätten sie es, hätten sie die Bastille endgültig dem Erdboden gleichgemacht. Sollte man diese Befürchtung nicht in eine etwaige Auswanderungsplanung aufnehmen? Das grenzt die Ausweichmöglichkeiten ein, einige Länder in Europa scheinen in die Gefahr einer solchen dramatischen Bürgerkriegsentwicklung zu geraten – darüber sprechen sollte man nur nicht, denn wer es tut, gilt nicht mehr nur als ordninärer Untergangs- und Crashapologet, nein, der bespielt die vielen »Formen des Rechtsextremismus«, wie es heute offiziell heißt – auch so eine Floskel, die man heute immer häufiger vernimmt, offenbar stellt dies das offizielle Wording der Nazimacher-Community dar. Vielleicht bald mal mehr über diese Sprachregelung an dieser Stelle. Es ist ja gerade dieses Klima, das viele forttreibt aus Schlaaand. Ständig ist man einen Schritt davon entfernt, »ein Nazi« zu sein. Alles wird nur noch hysterisch und wahnhaft besprochen; Argumente sind Überzeugungselemente aus einer längst verflossenen Zeit. Wer heute gelassen bleibt im Dialog, sich nicht an den richtigen Stellen empört und apriorisch distanziert, wird umgehend als verdächtigt. Dazu diese Simulation von Geschichtsbewusstsein, die so tut, als wehre sie den Anfängen und die aber genau dort geschichtsvergessen wegschaut, wo das neue Grauen seinen Anfang nimmt und die Knobelbecher schnürt.

Seit Wochen bemüht jede noch so unbedarfte Flitzpiepe im Land das »Stadtbild«, um sich irgendwie originell von Friedrich Merz zu distanzieren. Wie öde sind doch »die Guten«, wie langweilig vorhersehbar. Stadtbild: Was sind das eigentlich zuweilen für Diskussionen, die wir hierzulande führen? Führen sollen? Im Ausland würde ich den Schwachsinn, der dort salbadert wird nicht verstehen, das wäre ein Vorteil – aber will ich so sein wie jene, denen ich durchaus vorwerfe, seit Jahren in Deutschland zu leben, ohne die Sprache zu beherrschen? Das ist einfach nicht meine Vorstellung vom Leben, Teilhabe ist für mich Sprachbeherrschung. Es ist fürwahr sehr eng geworden in diesem Land – und es war wirklich mal anders, was hegten wir in den Neunzigern noch für Hoffnungen! Natürlich waren wir naiv, glaubten an einen neuen Aufbruch, was auch immer wir damit meinten. Das war auch ein Stück weit das Vorrecht der Jugend. Man durfte sich noch mehr zutrauen, die Gesellschaft war kein Safe Space, austeilen war erlaubt, einstecken musste man können; Harald Schmidt provozierte in seiner Late-Night-Show und nur einige Verbiesterte des Bürgertums ärgerten sich darüber – ähnlich bei Stefan Raab, der sensationell frech war, wenn auch nicht besonders intellektuell. Beide wären heute nicht mehr vorstellbar, Raab scheitert gerade mit seinem Comeback, auch weil er Schwulenwitze gemacht hat, die – Oh! Mein! Gott! – Hass und Hetze darstellten. Ich möchte plakativ festhalten, dass ein Land, in dem Harald Schmidt nicht mehr auf Sendung gehen könnte, ein Stück Heimatverlust sind.

Also doch Flucht? Immerhin: Die Flucht ist ein proaktiver Vorgang. Man entscheidet sich dafür, bevor andere für einen entscheiden. Die Flucht erlaubt es, Herr seiner Situation zu bleiben – sie ist ein bewusst gewählter Schritt, der – im besten Falle – einem Fluchtplan zugrunde liegt. Nur drängt sich mir ein Gedanke auf: Eigentlich ist dieser Schritt etwas anderes, nämlich das Gegenteil dessen – eine Vertreibung nämlich. Und bei vielen, die ich kenne und die ihr Heimatland hinter sich ließen, glaube ich auch das Muster einer Vertreibung erkennen zu kennen. Die Vertreibung widerfährt einen, sie ist kein Schicksal, das man selbst gewählt hat. Sie ist genauer gesagt ein Schicksalsschlag. Wie viele, die dieses zeitgenössische Deutschland, dieses Krankland, aufgegeben haben, sitzen in ihrem Exil und hadern mit einer Entwicklung, die ihnen aufgedrängt wurde? Fühlen sie sich als Herr der Lage oder als Opfer der Umstände?

Nicht weichen!

Im Grunde ist es aber einerlei, ob man nun geplant wegläuft oder sich nicht in den Weg stellt, wenn man vertrieben werden soll: Eigentlich betrachte ich für mich das Auswandern als eine Unterlassung. Da zu bleiben, es nicht nur auszuhalten, sondern im besten Falle sich gegen den Verfall der Heimat auf diesen vielen Ebenen zu stellen: Ist das nicht auch eine Form heiliger Pflicht? Denn wer geht, überlässt das Land denen, die es in Grund und Boden wirtschaften und die eine Gesellschaft im Sinn haben, die aus Brüssel zentralisiert geführt und mit einer illiberalen Nationalverwaltung ausgestattet werden soll. Längst hat man in der chinesischen Form der Staatsführung etwas erblickt, was man für Europas Zukunft vorstellbar hält: Eine kollektivistische Gesellschaft, in der gewisse Themen nicht mehr öffentlich verhandelbar sein sollen und die rigide auf offen vorgetragene Regierungskritik reagiert. Man muss davon ausgehen, dass das in großen Stücken auch eine deutsche Vision für die Europäische Union ist, denn diese Tendenzen sind stark mit der Amtszeit der deutschen Kommissionspräsidentin verwoben. Dazu bedarf es des andauernden Notstandes. Ein eventueller Friedensschluss mit Russland steht demgemäß dem Vorhaben, Europa zu einer unterwürfigen Konsensgesellschaft zu erziehen, gehörig im Wege.

Gehen, alles hinter mir lassen: Ich fragte mich, ob mir die Sprache, in der ich schreibe, nicht fehlte, wenn ich nicht mehr im Sprachraum zugegen bin, in dem ich mich ausdrücke. Und je länger ich die Heimat hinter mir lasse, desto mehr geht mir der Bezug dazu verloren. Bei meinem Vater habe ich das ja aus nächster Nähe beobachten können; er ging nicht fort aus Spanien, weil ihm das Klima des franquistischen Spaniens zusetzte, sondern weil er Geld verdienen wollte – und ein klein wenig Abenteuerlust dürfte ihn auch getrieben haben. Damals waren die Deutschen noch Exoten für die Südeuropäer. Irgendwie blieb er dann in Deutschland hängen, später gründete er eine Familie – noch später starb er, ganz brav für einen Gastarbeiter, sozialverträglich einige Monate vor seinem möglichen Renteneintritt. Seine Heimat verlor er nie aus dem Blick, aber er begriff zunehmen weniger, wie die Menschen dort dachten, tickten und fühlten; er sprach außerdem ein Spanisch, das man in den Fünfzigern parlierte – und das sich in den Neunzigern bereits altbacken anhörte. Manche älteren Leute lobten ihn dafür, für die Jungen war er ein Exponat. Ich sah einen Mann, der sich nie richtig in Deutschland akklimatisierte, der sich oft fremd fühlte, weil er die Mentalität der Menschen hier nicht begriff – und der gleichermaßen ein Fremder in seiner Heimat war und für den eine Rückkehr ins Land seiner Väter immer weniger vorstellbar wurde. Wenn ich das Auswandern für mich ausschließe, habe ich auch das im Kopf.

Oder vielleicht ist dies sogar der eigentliche Grund, weswegen ich es für mich für ausgeschlossen halte, Deutschland – das Land meiner Geburt, meine Heimat also – zu verlassen. Freilich gibt sich bekanntlich jeder Mensch eine eigene Geschichte, die er für sein Leben hält. Oder eben für seine Motivation. Den persönlichen Gründen für meiner Abwanderungsabsage stelle ich auf diese Weise noch die Widerständigkeit gegenüber. Ist es nicht wohlfeil zu gehen, wenn gerade jetzt Charaktere benötigt werden, die sich eben nicht von den Planern der neuen Gesellschaftsform der Kollektivierung, Einhegung und des Notstandskapitalismus überfahren lassen wollen?

Braucht man sie nicht, um sich das Land zurückzuholen? Apropos viele »Formen des Rechtsextremismus«: Diese Floskel vom Land, dessen man wieder habhaft werden wolle, gehört auch in diese Liga. Spätestens seit in Bayern Hubert Aiwanger das von einem Podium Richtung Berlin und Ampel-Koalition schrie, galt diese Parole als hochgradig verdächtig. Kurios ist das allemal, denn dafür zu sorgen, dass das Land allen gehört, jeder darin sein Glück finden kann, ist eigentlich ein Ansatz linker Politik – so sie sich auch wirklich so versteht. Es war stets der historische Auftrag der Linken, das Land aus den Händen der Vermögenden zu entwenden, es denen zu entreißen, die alles und alle nach ihrer Pfeife tanzen ließen. In diesen glorreichen Zeiten verschiebt man diese Prämisse einfach: Alles was stört und das herrschende Narrativ des jeweiligen Augenblickes behindert, ist als Rechtsextremismus zu brandmarken – alle Störenfriede sind damit gleich. Oder eben nicht mehr im Lande …

Denk ich an Deutschland in der Nacht …

Wenn ich es recht bedenke: Aiwanger wollte sich gar nicht das Land, er wollte sich die Demokratie zurückholen. Ob er jetzt ein guter Sachwalter der demokratischen Idee wäre oder nicht, weiß ich nicht. Was aber unterschied damals ihn von der Sprechweise der Grünen und der Sozialdemokraten? Richtig: Der Besitzstand – er sprach wie einer, dem was abhandengekommen ist. Die anderen Genannten klangen – und klingen noch immer so – wie Eigentümer. Aiwanger will seine Demokratie zurückhaben – die Anderen sagen, wir haben sie schon und sprechen ungeniert von »unserer Demokratie« und meinen das exklusiv. Die Idee dieser Leute von Demokratie und Gesellschaft, die dem zugrunde liegt, ist nicht kompliziert: Sie ist ein Modell der Auserwähltheit und nicht der Bedingungslosigkeit, die eigentlich das Ideal einer demokratischen Grundordnung wäre. Sie sollte für jeden gelten, ganz gleich wie er denkt oder fühlt, wie er spricht oder wo er schweigt. Daher steht es jedem frei, sich Land oder Demokratie zurückholen zu wollen – richtiger wäre: Eigentlich sollte in einem solchen System niemand in eine Lage kommen müssen, eine solche Rückholaktion für nötig zu erachten.

Aber mir erscheint es nötig, ganz gleich ob das nun verdächtig ist oder nicht. Nehmen wir die Arbeitnehmer: Sie sind in dieser »unserer Demokratie«, die deren und nicht unsere ist, vollkommen unterrepräsentiert – Menschen, die von ihrer Hände Arbeit über die Runden kommen müssen, haben es zunehmend schwer und ihre Mitsprache hat keine Relevanz mehr. Sie sollen zwar privat auf Demokratiekundgebungen gehen, arbeiten aber in Prozessen, in denen es keine Leitkultur gibt, die auch nur im Ansatz an demokratische Standards erinnern. Die Märkte regeln, wie sie morgen leben und wie sie sich unterordnen werden. Dürfen diese Menschen nicht mal davon träumen, in einem Land zu leben, in denen ihre Leistung nicht nur sonntags von irgendeinem windigen Bundesotto gelobhudelt wird, sondern in dem die Politik denen dient, die die wahren Leistungsträger sind und deren Kinder demnächst die Kohlen aus dem Höllenfeuer holen sollen? Zur Causa Aiwanger wusste der Stern, dass die Floskel von der Demokratie, die man sich wiederholen wolle, etwas Fatales suggeriere: Dass die Demokratie nicht mehr funktioniere. Und so reden nur – natürlich: Rechte. Anders gesagt: Alles funktioniert noch, gehen Sie bitte weiter, es gibt nichts zu sehen.

Wenn ich darüber so nachdenke, sollte mir das Weggehen deutlich leichter fallen. Dieses unbändige Verlangen deutscher Untertanen, sich dem Zeitgeist wie ein billiges Flittchen mit aufgetragenem Ein-Euro-Shop-Parfüm an den Hals zu werfen, nicht mehr täglich ertragen zu müssen: Das wäre in der Tat schon sehr verlockend. Aber gleichwohl: Es können doch nicht alle gehen, die das Kranke dieses Landes nicht mehr aushalten können. Wer soll denn denen, die das Land nach ihren Vorstellungen unterwerfen, noch Widerspruch entgegenschleudern? Gehen heißt aus meiner Sicht – ich will niemanden zu nahetreten, schließlich weiß ich auch Freunde unter jenen, die es hier nicht mehr aushielten – immer auch aufzugeben. Heißt, das Land den Falschen zu überlassen – den Hysterikern und Kleinkarierten, den Shitbürgern und der NGO-Bourgeoisie, den NATO-Strichern und den Konzerngunstgewerblern. Wenn die jüngere deutsche Geschichte wirklich zu Widerstand verpflichtet, muss man dann nicht ausharren und dagegenhalten?

Nicht alle die unzufrieden in ihrem Land bleiben, sind ja widerständig – sie sind noch nicht mal aus Überzeugung da, sondern weil ihr Beruf oder ihre Familie keinen anderen Entschluss zulassen. Weil ihnen für das Auswandern die Mittel fehlen. Aber dennoch ist das tröstlich. Es können doch nicht alle, die sich noch einen klaren Kopf leisten, fortgehen und dieses Land in der Mitte Europas zu einer Insel der Denkfaulen und Totalitaristen verkümmern lassen. Wenn man dann fort ist und auf seine Heimat schaut und den Verfall aus der Ferne beobachtet, wird einem dann nicht klar, was man im Grunde immer wusste: Vor seinen Problemen kann man nicht weglaufen. Weder vor persönlichen noch vor gesellschaftlichen. Sie quälen einen auch dann, wenn man Distanz zwischen sich und ihnen bringt. Man geht doch nie so ganz …

Roberto De Lapuente

Roberto J. De Lapuente, Jahrgang 1978, ist gelernter Industriemechaniker und betrieb acht Jahre lang den Blog »ad sinistram«. Von 2017 bis 2024 war er Mitherausgeber des Blogs »neulandrebellen«. Er war Kolumnist beim »Neuen Deutschland« und schrieb regelmäßig für »Makroskop«. Seit 2022 ist er Redakteur bei »Overton Magazin«. De Lapuente hat eine erwachsene Tochter und wohnt in Frankfurt am Main.
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11 Kommentare

  1. Danke für dieses reflektierte Großreinemachen zum Thema. Für alle, die genug Geld haben, könnte es verlockend sein, einfach nur abzuhauen, die Schuld tragen die anderen – oder der Staat. So wie am Ende die reichen Römer sich in ihre Villa am Meer zurückzogen und keiner mehr ein Staatsamt ausüben wollte, das ihm früher eine große Ehre gewesen wäre.
    Aber wem haben sie ihren Wohlstand zu verdanken, wem ihre Ausbildung? Nur sich selbst?
    Das Weglaufen, das Rübermachen, zeigt vor allem eines: Die Betreffenden haben es aufgegeben, sich für das Wohlergehen der Gemeinschaft, der Gesellschaft aus der sie kommen, einzusetzen. Solche Wegzüge könnten den Machthabern durchaus recht sein, denn sie mindern die Anzahl der Unzufriedenen.

    1. @Routard
      „Das Weglaufen, das Rübermachen, zeigt vor allem eines: Die Betreffenden haben es aufgegeben, sich für das Wohlergehen der Gemeinschaft, der Gesellschaft aus der sie kommen, einzusetzen“
      Wir haben schon vor 12 Jahren schon „Rüber“ gemacht und zwar nicht weil uns das Wohlergehen der Gemeinschaft nicht interessiert, sondern weil geschätzte 75% eben dieser Gemeinschaft damit zufrieden ist so wie es bei euch läuft.
      Wir konnten und wollten in solch einem Land nicht mehr leben, denn gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens. Wenn ich nach dem Spruch „dumm ist der der dummes tut“ ( Forrest Gump )gehe muss ich nach Covid und Ukraine den Deutschen ebendiese Dummheit bescheinigen. Natürlich fehlt die Heimat und das gewohnte Umfeld, aber es muss jeder für sich entscheiden ob er dieses, inzwischen an der Schwelle zur Diktatur stehende Land, noch unterstützen will.
      Ich wollte das nicht mehr und bin gegangen .

  2. Auswandern wohin?

    China, ich kenne das Land ein wenig, könnte ich mir als Emigrationsziel vorstellen. Ein paar Publizisten ausgerechnet von der politischen Rechten, sind dorthin ausgewandert. Das erstaunt!

    Aber die Emigration nach China scheitert an nahezu unüberwindlichem kulturellen Schranken. Man muß Mandarin können, eine Sprache ohne Gramatik (ein Genderproblem gibt es nicht), bei der aber die Aussprache entscheidend ist. „hey“ und „dreckiger Graben“ unterscheidet sich nur durch die Aussprache. Um einigermaßen Chinesisch zu sprechen benötigt man 88 Monate intensiven Sprachtrainings, also 8 Stunden am Tag sechs Tage die Woche. Um WeChat zu beherrschen ist die Kenntnis von mindestens 1200 Schriftzeichen erforderlich. In der BRD soll es nur 6000 Personen geben, die gut Chinesisch sprechen. Logischerweise sprechen viel mehr Chinesen Deutsch als umgekehrt.

    China hat sehr strenge Einwanderungsvorschriften, an denen sich Deutschland ein Beispiel nehmen könnte. Einwandern können nur diejenigen, die nachweisen können sich selbst ernähren zu können. Das wären Reiche, die in China nachweislich ein Unternehmen gründen wollen oder Normalos mit Arbeitsvertrag. Anders als in Deutschland gibt es keine politischen Einwanderungsbedingungen. Was Harmonie bedeutet, bringt dir schon die indigene Milliardenbevölkerung bei.

    Viele DDR-Bürger sind in die Schweiz oder skandinavische Länder ausgewandert und ihnen gefällt es dort ganz gut. Lateinamerika scheidet eher aus, wegen der chaotischen Bedingungen dort.

    Übrigens gibt es in Beijing eine kleine deutsche Community aus überwiegend arbeitslos gewordenen DDR-Botschaftsangehörigen. Sie kommen dort auch mit geringen Chinesischkenntnissen gut durch. Einige haben Unternehmen gegründet und so thüringischer Bratwürste in China bekannt gemacht, verkaufen diese online.

    Es bleibt das innere Exil mit inneren Boykott des deutschen Staates!

    1. Der Autor diskutiert das Thema leider sehr oberflächlich.
      Es geht schlicht darum, wie ist die Prognose hier und wie wo anders.
      In UK sitzten jetzt bereits ca, 10.000 Menschen wegen Äußerungs-„delikten“ [sic] im Gefängnis !!!
      Die ukrainischen Männer die rechtzeitig das Land verlassen haben sind noch am Leben, im Gegensatz zu den 1.000.000 ihrer Landsleute, die bereits an der Ostfront verreckt sind.
      Wenn man also die Frage des Auswanderns diskutieren will, sollte mal vielleicht genau analysieren: Was sind die Perspektiven hier und wo anders? Wie die Risiken?
      Es macht einen Unterschied, ob man das Risiko für eine direkte Kriegbeteiligung der NATO mit 1%, mit 50% oder mit 99% ansieht. Es macht einen Unterschied, ob man das Risiko für das entstehen einer neuen totalitären Diktatur in Europa als gering, als möglich oder als wahrscheinlich ansieht.
      Und dabei geht es dann ggf. nicht ums Wohlfühlen, sondern schlicht um die Existenz, ums Überleben!

      @Overton
      Macht doch mal einen Artikel über’s wohin?
      Analytisch aufbereitet eine Aufstellung der Optionen mit Pro&Cons.
      DAS wäre ein viel interessanterer Artikel.

  3. Hypernormalisation vs. Inneres-Exil

    Die Hyper-Normalisation hat schon längst alles erfasst die meisten Menschen, hier haben schon lange die innere Kündigung gebilligt.

    Warum denn nicht das eigene Leben verbessern in Asien oder Afrika wenn mann oder frau eine gute Berufliche Zukunft hat statt hier auf ein nächstes Wirtschaftswunder zu warten.

  4. Die Beantwortung dieser Frage hängt ausschließlich vom vorhandenen oder fehlenden Geld ab, sie ist für die meisten also belanglos. Aber: Ich würde nicht in einem Land bleiben, das ich mittlerweile bis aufs Blut hasse und in dem sich in absehbarer Zeit nichts mehr bessern wird. Keiner hat die „Pflicht“, in einem Land zu bleiben, das ihn wie Dreck behandelt und in dem sein Leben nichts wert ist (s. Wehr“pflicht“). Wenn ich dann wie heute in der „Welt“ lese, dass angeblich 62 Prozent der Befragten die Musterung aller jungen Männer für gut halten, möchte ich auch mit über der Hälfte der deutschen Bevölkerung nichts mehr zu tun haben. Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.

  5. Auswandern? Es gibt zwei Realitäten: Eine Seite ist die, von denen in den Medien gesprochen wird, also entweder eine linksgrüne Welt oder eine national-konservative. Die andere Seite ist die wirkliche, echte Realität, wie sie hinter der Haustür anfängt. Eine Realität, in der gefühlt 95% aller Autos mit Benzin fahren, in der in Spermärkten auf den Laufbändern der Kassen sich all das stapelt, was schon immer gekauft wurde, nämlich Fleisch in Mengen, Tiefkühlprodukte, Zigaretten, Schnaps und Süßigkeiten. In dieser wirklichen und echten Realität gibt es in unserer Kleinstadtgemeinde immerhin zwei Kneipen, in denen beim Fußballgucken genau wie früher gequalmt wird, was das Zeug hält und das in Bier in Mengen fließt. Die jungen Leute kaufen sich auch Eigentumswohnungen oder Reihenhäuschen für ihre Familien und weder Tiny-Hütten noch Elektrokarren. All´diese in den Medien propagierten Einstellungen und Auffassungen begegnen mir als kleinem Durchschnittskaufmann in der wahren und wirklichen Realität im Leben draußen fast so gut wie nie. Noch leben wir hier gefühlt auf einer Insel der Seligen, in der das „was im Fensehen so gesendet wird“ als übertriebener Quatsch ankommt. Die Leute sehen der Politik entweder mit ungläubigem Kopfschütteln zu oder quittieren sie mit Gelächter. Ich bin seit fast 29 Jahren als Einzelkämpfer selbständig und komme immer noch ganz gut durch. Okay, wir haben auch schon ein Haus in den Tropen erworben und auch der Bruder hat sich im Ausland eine Immobilie zum Überwintern zugelegt, aber noch brauchen wir hier nicht weg. Noch gehen die Geschäfte gut. Und das ist tröstlich. Der syrische Nachbar arbeitet bei der Gepäckabfertigung am Flughafen und ist sicherlich froh, sich einen alten Benz-SUV leisten zu können. Der ist gefühlt integriert, grüßt freundlich, man quatscht auch hier und da. Okay, in bestimmten Gebieten oder Großstädten, in denen bestimmte Bevölkerungsanteile zu groß geworden sind und zu erwartenden Eigenynamiken mit Stress und Gewalt führen, mag das ausgeufert sein. Dehalb haben wir ja das Haus im Ausland, damit wir wegkönnen, wenn hier der Laden auseinanderfällt, aber noch hält er recht gut.

  6. Wir haben vor einem Jahr unseren Lebensmittelpunkt verlagert. Sicher kam auch die Frage auf, ob Auswandern eine Option ist. Die Probleme in diesem Land werden sich ja eher noch verschärfen, als dass sie gelöst werden.
    Aber wie ist das mit den Problemen in einer potentiellen neuen Heimat?
    – Kommunikationsprobleme durch eine andere Sprache. Besonders bei Behörden, Ärzten usw. schwierig
    – Unterschiede in der Kultur, die vielleicht erst auf den zweiten Blick sichtbar werden
    – Soziale Kontakte in der neuen Heimat sind zunächst bei Null
    – Familie, Freunde, lieb gewordene Dinge aus der alten Heimat fehlen
    Es gilt halt in einem anderen land (besonders außerhalb der EU) sich vielen Problemen zu stellen. Es gibt andere Probleme zu lösen, als in Deutschland. Familie und Freunde sind uns zu wichtig, als dass wir diese Kontakte auf einen gelegentlichen Video-Call reduzieren wollen. Somit sind wir im Land geblieben und nur innerhalb des Bundeslandes umgezogen.

  7. Schon wieder so ein Artikel?
    Soll Auswandern jetzt hier als Dauerthema gesetzt werden?
    Ich würde hier zum Beispiel gerne mal etwas explizit über Kinderarmut oder über die Bahn lesen, über den Zustand des Gesundheitswesens oder Wirtschafts- und Energiepolitik.
    Die Themen hier werden mir zu eng gesetzt, seid Wochen mehr oder weniger das Gleiche, die Kommentare daher auch mehr oder weniger das Gleiche, klar, wenn immer wieder dasselbe hier gesetzt ist, was Naomi da über China schreibt z.B. hat sie doch vor ein paar Tagen auch schon geschrieben!
    Wenn ich dieses Magazin schon finanziell unterstütze, nehme ich mir einfach mal das Recht, das zu benennen!
    Auch sind es immer wieder die üblichen Autoren, die LaPuentes, Rötzers, Zuckermans und auch noch Hübschen.
    An thematischer Vielfalt jedenfalls lässt Overton gegenüber den NDS arg zu wünschen übrig!
    Werde morgen mal lesen, wie man jetzt über mich herfallen wird….:-)

    1. Ich stimme dir zu!
      Um Wirkung zu erzielen mußt du dasselbe immer wieder wiederholen bis es nervt. Das ist ein Marketing-Gesetzt, das die bürgerlichen Medien strikt befolgen und damit Erfolg haben.

  8. Vor gut einem Jahr hatte Erich Kästner seinen 50. Todestag. Die Berichterstattung vor allem von konservativen Medien drehte sich im wesentlichen darum warum Erich Kästner nicht das Nazi-deutschland verlassen hat, warum er geblieben ist und an Nazi-Filmprojekten beteiligt war Dabei verkannte vor allem die Springer-Presse wie Welt wesentliches:
    1. Erich Kästner war Herzkrank.
    Chronisch Kranke Menschen werden nirgendwo in der Fremde gern gesehen, denn sie verursachen Kosten. Das sollte vor allem die „Welt“ wissen wo man ja gerne solche Menschen in den Fokus nimmt.
    2. Erich Kästner konnte sich eine Ausreise gar nicht leisten
    Im Gegensatz zu Erich Maria Remarque der „Im Westen nichts neues“ einen Millionenbestseller+Hollywoodverfilmung hingelegt hatte und schon vor der Machtergreifung eine Villa in der Schweiz und die käuflich zu erwerbende Staatsbürgerschaft von Panama hatte, war Kästner bloß ein umstrittener Theater-Journalist und Romanautor. Es war also finanziell auch gar nicht möglich das Land zu verlassen.
    3. Erich Kästner war Zeuge
    Erich Kästner verdanken wir Beschreibungen von Bücherverbrennungen an denen er persönlich teilnahm. Er arbeitete nach 1933 weiter wenn auch ohne Einkommen. Nach dem Krieg wurden einige der Texte veröffenlicht.
    4. Die Beschäftigung von Erich Kästner bei der Ufa war illegal.
    Erich Kästner nutzte Pseudonyme von Freunden und wurde so bei der Ufa eingesetzt das seine wahre Identität nicht bekanntwurde. Das bedeutete große Gefahr für alle die ihn unterstützten. Letztlich wurde Kästner am 30.April 1945 von Freunden aus Berlin herausgeschmuggelt.
    5. Seine Mutter
    Nicht nur Kästner war Krank sondern auch nahe Verwandte wie z.B. seine Mutter. Da wurden im vergangenen Jahr ganze Theoriegebäude über das Verhältnis Sohn-Mutter aufgestellt. Fakt ist jedoch das Mutter Kästner nur mit sehr viel Glück die Bombardierung ihres Hauses in Dresden 1945 überlebt hat (sie war am 14.Februar 1945 nicht im Keller sondern draußen, während das Haus bombardiert wurde) 1946 kam Mutter Kästner in eine psychatrische Klinik in Dresden – Erich Kästner hat seine Mutter trotz der widrigen Umstände wegen des Reisens zwischen den Zonen-Grenzen oft besucht (und das auch beschrieben) und blieb auch später Dresden seiner Heimatstadt verbunden auch wenn er in München lebte.

    Es sagt sich so leicht – dann gehe ich eben. Aber man muß es auch können (finanziell, gesundheitlich, sprachlich, von der Ausbildung her)

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