Das Ende der Woke-Kultur?

Kamala Harris und Tim Walz auf dem Parteitag der US-Demokraten
SecretName101, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Die USA haben scheinbar verstanden: es geht um uns alle!

Spätestens seit der zweiten Amtszeit von Präsident Obama hat die Demokratische Partei der Vereinigten Staaten zunehmend verschiedene Elemente dessen in ihre politische Ideologie integriert, was man als „Woke-Kultur“ bezeichnet. Dies umfasst eine Vielzahl von Themen, darunter soziale Gerechtigkeit, rassische Gleichheit, LGBTQ+-Rechte und ökologische Nachhaltigkeit. Die Partei hat sich häufig mit bedeutenden sozialen Bewegungen identifiziert, die diese Ideale verkörpern, wie z.B. Black Lives Matter und die #MeToo-Bewegung. Prominente demokratische Führer haben diese Plattformen konsequent genutzt, um wichtige gesetzgeberische Veränderungen zu propagieren und das öffentliche Bewusstsein für drängende soziale Fragen zu schärfen.

Woke ist passé

Angesichts dieser Entwicklungen war es sehr interessant zu beobachten, dass während des letzten Kongresses der Demokraten in Chicago jeglicher Verweis auf die Woke-Kultur fehlte. Vor wenigen Tagen bot Professor Ian Buruma in einem Interview mit der italienischen Zeitung „la Repubblica“ Einblicke in diese eigenartige Abwesenheit. Er deutete an, dass es sich möglicherweise um eine strategische Entscheidung der Demokratischen Partei gehandelt habe. Seine Aussage ist faszinierend: Gerade indem sie Diskussionen über die Woke-Kultur vermeidet, könnte Kamala Harris eine echte Chance haben, die bevorstehenden Wahlen zu gewinnen. Als Psychologen fragen wir uns natürlich: Warum könnten sich die Demokraten auf einmal entschieden haben, das Konzept der Woke-Kultur zu beerdigen?

Eine mögliche Erklärung ist, dass die Demokratische Partei endlich erkannt hat, dass ihre große Vorliebe für die Woke-Kultur die politischen Gräben in den USA erheblich vertieft und so die gesellschaftliche Polarisation maßgeblich vorangetrieben hat. Der ausgeprägte Fokus auf Identitätspolitik und Cancel-Culture, zwei maßgebliche Pfeiler der Woke-Kultur, könnten viele frühere bzw. potentielle Wähler von der Partei entfremdet und vielleicht sogar in das Trump-Lager getrieben haben. Aus psychologischer Perspektive führt die Woke-Kultur nicht selten zu Ausschluss oder Ächtung von Individuen: kleine tatsächliche oder bloß wahrgenommene Übertretungen übertrieben strikter moralischer bzw. moralisierender Vorstellungen haben genügt, Karrieren ohne einen fairen,  gerechten Prozess zu vernichten. Viele der Beschuldigten konnten sich schlussendlich erfolgreich juristisch wehren, wie etwa Kevin Spacey, aber ihre Karrieren wird das nicht retten können.

Wir gegen die

Derlei Dynamiken können die freie Meinungsäußerung leicht und effektiv unterdrücken und einen ehrlichen, offenen Dialog behindern. Darüber hinaus scheint der Aufstieg der Woke-Kultur die gesellschaftliche Polarisierung in den USA (aber auch in Großbritannien und Deutschland) zusätzlich verschärft zu haben, sodass es zunehmend schwieriger wird, einen tatsächlichen gedanklichen Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten zu bewerkstelligen. Das hat bei weitem nicht nur Republikaner bzw. rechte Ideologen zum Widerstand bewegt. Auch viele linke oder liberale Intellektuelle haben zunehmend Anstoß an den Prinzipien der Woke-Kultur genommen, sich und andere marginalisiert oder angegriffen gefühlt und die Grundpfeiler der liberalen demokratischen Grundordnung der USA in Gefahr gesehen. FIRE (Foundation for Individual Rights and Expression) und die Heterodox Academy sind Organisationen, die zur Verteidigung dieser Grundordnung gegründet wurden. All dies, und die Unfähigkeit, zwischen diesen Ansätzen irgendwie zu vermitteln, hat zu einer immer größeren gesellschaftlichen Spaltung geführt.

Vor allem die zunehmende marxistische (bzw. post-strukturalistische) Überfrachtung der Woke-Kultur hat zu einem stetig wachsenden Wir-gegen-Die Mindset geführt, das in vielen früheren Sympathisanten für linke Bewegungen und Vorstellungen eine immer größere Entfremdung ausgelöst hat. Zudem stehen viele Komponenten der identitätspolitischen Agenda in einem scharfen Gegensatz zu dem grundlegenden Konzept des amerikanischen Traums, das harte Arbeit, Entschlossenheit und verdienstbasierten Erfolg betont. In den Augen vieler Amerikaner, so die Soziologin Artie Russell Hochschild, lohnt sich harte Arbeit einfach nicht mehr, weil sich viele auch ohne eigene Leistung ständig vordrängeln, wenn sie nur den Kriterien der politischen Korrektheit und der sozialen Gerechtigkeit Genüge tun. Je mehr es die Identität ist, die den eigenen Fortschritt und den Status bestimmt, und je weniger die persönlichen Meriten, desto eher klinken sich auch die politischen Bürger aus, die ursprünglich gar nicht zu politisch extremen Positionen neigen. Gerade im Süden der USA wird Trump immer noch als der Garant für den amerikanischen Traum gesehen, auch wenn viele ihn nicht wirklich leiden können. Und je schwieriger die ökonomischen Bedingungen, desto wichtiger ist die Idee des amerikanischen Traumes für die Bürger.

Leistung als Kitt

Die Stärke der Zweifel an der Bedeutung persönlicher Meriten, persönlicher Leistung und persönlicher Beiträge für das Gemeinwohl ist aber essenziell für die Erhaltung vieler Systeme und Institutionen. Die unentgeltliche, ehrenamtliche Mitwirkung ist in Deutschland überlebenswichtig für unendlich viele Bereiche, aber in den USA ist sie noch mal doppelt so bedeutsam. Wenn der amerikanische Traum einmal in Gefahr ist, untergräbt das die Teilnahme am zivilen Leben und das Vertrauen in Regierung und Gemeinschaft. Daher ist der Verzicht von Harris auf die Erneuerung der Woke-Kultur und der Schwenk auf die Bedeutung des Themas der nationalen Einheit außerordentlich vernünftig. Harris betonte: „Unsere Vereinigten Staaten von Amerika gehen nicht über uns gegen sie. Es geht um uns, das Volk.“ Diese Aussage unterstreicht die Idee, dass gemeinsame menschliche Erfahrungen Vorrang haben sollten über Identitätskategorien.

Die Beobachtung von Trends in den Vereinigten Staaten liefert oft Einblicke in mögliche Entwicklungen in Deutschland. Sozialpolitische Dynamiken, die in Amerika entstehen, können also bald die deutsche Gesellschaft widerspiegeln oder wenigstens beeinflussen. Daher gibt es die Hoffnung, dass die deutschen politischen Parteien die Botschaft, die Kamala Harris formuliert hat, zur Kenntnis nehmen und künftig deutlich mehr auf Einheit als auf Spaltung fokussieren. Nur der Dialog, das Verständnis für und die Integration von unterschiedlichen Standpunkten können ein inklusiveres Umfeld schaffen, das die Anliegen aller Bürger anspricht, anstatt bestehende Spaltungen zu verstärken. Nur die wirkliche Integration, sei es von Ost und West, sei es von Ideologien, sei es von Ansässigen und Zugezogenen, kann die gesellschaftlichen Risse heilen und die demokratischen Prozesse stärken. Gute, intelligente und wirklich umfassende Ansätze dazu können wir allerdings bei den momentan politisch aktiven nicht wirklich finden. Vielleicht sollten wir sie zu einem Praktikum in die USA schicken?

Ähnliche Beiträge:

57 Kommentare

  1. Möchten die Herrschaften ” Colzato und Hommel” uns jetzt die Demokraten schönreden, weil sie gemerkt haben, dass die Wokekultur kein Schwein haben möchte?
    Und dabei ausgerechnet noch mit dem “amerikanischen Traum” der Leistungsgesellschaft punkten, also auf das Versprechen des Kapitalismus hinweisen, der schon allein aufgrund seiner Besitzverhältnisse niemals wahr werden kann?

    1. Ich mag Colzato und Hommel weil die wirklich jedem das Stöckchen hinhalten, wo diese dann reinbeißen und rumzerrem oder wenigstens drüber springen müssen.

      1. Häh… wie darf ich das denn verstehen?
        Diese Leute entspringen den klassischen neoliberalen Bildungsinstitutionen.
        Sind also prädestiniert dem Kapitalismus die Stange zu halten und haben in diesem Forum wirklich nichts zu suchen.

      2. Stöckchen hinhalten? – Ist das nicht ein anderer Ausdruck für Triggern.
        Also du meinst, erst würden sie die Leser triggern, um dann ein Buch anzubieten:
        “Wir triggern uns zu Tode.” – Na ja, das wäre auch eine Verkaufsstrategie.

  2. Könnte mir bitte eine freundliche Seele erklären was ich unter einer post-strukturalistischen Überfrachtung zu verstehen habe? Ich habe diese buzzwords derart satt!

    Und wo, bitteschön, sind die Woken links??? Wo, bitte, setzen die sich für mehr soziale Gerechtigkeit ein? Ein Verein der weitestgehend von Soros finanziert wird? Die unter sozialer Gerechtigkeit das Gendern verstehen und allen Ernstes glauben mit drölftausenddreiundneunzig Geschlechtern wäre das Thema abgehakt????

    Der Gipfel der Verstiegenheit: Kamala als Vorbild??!!!??? Ja, geht´s noch?

    1. Grade noch gefunden:
      „Ich muss Ihnen sagen, dass sie (Kamala Harris) die Achtung der Menschenrechte von LGBTQ+ Menschen auf der ganzen Welt zu einer Priorität in der Außenpolitik des Landes gemacht hat“, sagte Walz, der demokratische Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten. „Wir müssen das Land sein, das in dieser Frage die Führung übernimmt“, fügte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in Washington hinzu.

      Aha, neee, die drölftausendreiundneunzig Geschlechter spielen wirklich keine Rolle mehr bei den Demokraten :))

      Gefunden bei: https://anti-spiegel.ru/2024/harris-partner-bezeichnete-das-lgbt-thema-als-ihre-politische-prioritaet/

      1. Das hab ich auch gedacht. Bloß weil in zwei bis drei Reden nicht auf die Woke-trommel geschlagen wird, wird hier schon ein Politikschwenk ausgemacht, den es wie du rausgefunden hast gar nicht gibt. Der Artikel ist Geraune. Zeitverschwendung.

    2. Man könnte fast versucht sein, zu sagen: Am amerikanischen Traum wird die Welt genesen.
      Habe gestern eine Tera X- Folge gesehen, in der genau dieses, trotz Zeigens des Elendes der Zugewanderten in eindrücklichen Bildern, vom Moderator, der das heutige New York in den höchsten Tönen lobt, propagiert wurde. Der amerikanische Traum sei die Zukunft, wenn er denn reaktiviert wird. Was der an den gigantomanischen Häuserschluchten so toll findet, bleibt mir ein Rätsel. Ach, und auch der Klimawandel spielte bei der Stadt,vdie Grade mal ein paar Meter über Meeresniveau steht eine große Rolle. Wahrscheinlich wird dieser Moloch in naher Zukunft von einem monströsen Deich umgeben. Schließlich muss man alles tun, um diesen Lichtblick der Welt zu schützen.

  3. Wenn “woke” dazu führt, dass sich Traditionelles verstecken muss, dann ist “woke” zu sehr gefördert worden, leider ist hier in DE noch kein Ende davon abzusehen. Und so ganz nebenbei erwirtschaften die Traditionellen wohl eher den Wohlstand der “woken” als umgekehrt, Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn ich an unser Arbeits- und Familienleben zurückdenke, wäre da kaum Zeit und Geld dafür übrig geblieben, von Stadt zu Stadt zu reisen und an entsprechenden Demos teilzunehmen, wir hatten anderes zu bewerkstelligen.

  4. So, ist nun der amerikanische Traum die Rettung? Hart arbeiten für minimalen Lohn und minimale Rechte, während andere im Schlaf Geld scheffeln?
    Oder hofft jeder,dass er als Tellerwäscher Millionär wird, wenn er nur zwei Teller mehr die Minute wäscht als andere, oder bei vier Arbeitgebern die Teller wäscht, statt bei drei?
    Der amerikanische Traum ist ja geradezu zu einem Anbeten der Erfolgreichen mutiert, die es eben alles richtig gemacht haben. Wie die Erfolgreichen letztlich zu ihrem Erfolg gekommen sind, egal. Erfolg ist Geil! So könnte man diesen “Traum” bezeichnen.
    Ich mag diesen Wokeismus in keiner Weise, aber ist denn das Anbeten der Erfolgreichen, verbunden mit betteln um die Brosamen von deren Tisch die Lösung?
    Und da ist er gleich wieder: Der prinzipielle Antimarxismus der USA. Sie lehnen den Wokeismus wegen dessen marxistischen Überfrachtung ab. Nicht weil er die Diskussion Abschnitt, nein wegen des Marxismus.
    Wo bitte wird denn diese Abschnürung der Diskussion bei den Themen LGBTIQ oder Klimawandel, Corona, Krieg angeprangert? Wer da Gegenpositionen vertritt, ist genauso in Gefahr, marginalisiert zu werden. Dann müsste Harris kurzerhand diese Themen ebenfalls über Bord werfen.

  5. Die marxistische Überfrachtung der Woke-Kultur [..].

    Bwahaha. Als Marx/Engels unterstrichen, wie wichtig es ist die Mittel der Produktion zu kontrollieren, meinten sie damit eigentlich dass ihr Penis an ungeraden Tagen und in Schaltjahren auch eine Vagina sein kann. Oder so ähnlich.

    Die Demokraten befragen “focus-groups”, weil sie keine politische Agenda haben sondern bloss Kapitalinteressen bedienen. Da kommt dann raus was die Allgemeinheit längst weiss, nämlich dass sich die Spaltung via woker Schreihälse längst tod gelaufen hat und selbst bei vielen Indoktrinierten nur noch negativ konnotiert ist. Jetzt heucheln sie dem Wahlvieh wieder mehr klassisch Volksverbundenheit und moralische Überlegenheit vor.

    Selbst in Hollywood wird frau langsam darauf aufmerksam, aber in die Filterblase der intellektuellen Bourgeoisie ist es offenbar noch nicht vorgedrungen, sie fabulieren weiterhin irgendwo auf dem Niveau von alt-right was von links und liberal (heisst schon seit Locke immer wirtschaftsliberal).

    Vielleicht bin ich etwas harsch, aber wer derart wenig über das Thema nachgedacht hat dass er es immer noch als links abtut hats nicht anders verdient.

    1. Du bist nicht harsch, sondern hast recht. Ich möchte echt mal wissen, wo die Autoren an der Woke-Kultur etwas marxistisches ausgemacht haben wollen. Die enthält nach meinem Dafürhalten kein Jota Marxismus. – Aber wahrscheinlich schreiben die Autoren das nur hin um den Marxismus schlecht zu machen. Einfach Woke und Marx in den gleichen Topf schmeißen und hoffen, dass der schlechte Geschmack des Wokeismus auch den Marxismus verdirbt.

        1. Ist das so, dass sich manche Woke-Vertreter als Marxisten bezeichnen?
          Die Autoren schreiben aber “marxistische Überfrachtung” und das weißt ja auf inhaltliche Bezüge/ ähnliche Gedanken und Grundüberzeugungen hin, die ich nicht feststellen kann.

      1. @Krim
        “Aber wahrscheinlich schreiben die Autoren das nur hin um den Marxismus schlecht zu machen”

        Sehe ich auch so. Ist ja auch der eigentliche Sinn solch pseudo-kritischer Texte:
        Deskreditieren jeglichen wahrhaft linken Kritikansatzes.
        Dafür muss man Marx nicht mal gelesen geschweige denn sich der marx`schen Intention bewusst gemacht haben.

  6. Besonders seltsam muten in den Sozialen Medien Woke-Profile mit Regenbogen- und Ukraineflaggen an, als ob die Banderisten irgend etwas mit “woke” zu tun hätten. Dennoch scheint es für mehrere (meist “grüne” und laut anscheinend nicht gänzlich ungebildete) Zeitgenossen kein Widerspruch zu sein, alle Emojis 🏳️‍🌈🇺🇦🇮🇱💉 auf einmal in der Biographie (!) aufzuführen. Nun, für einen schwulen jüdischen Impfarzt aus der Ukraine mag das noch verständlich sein. Alle anderen derartigen Profile blocke ich jedoch ohne mit der Wimper zu zucken (ebenso wie “Fellas” & Co).

    1. Woke ist eine Ideologie die genau das Gegenteil macht von dem was sie verspricht, dann passts wieder. 😉
      Statt Inklusion macht man Exklusion, der alte weiße Mann -> der weiße Mann -> am Ende alle Weißen.
      Statt Feminismus macht man Feministinnen zu TERF’s, weil die nicht wollen das Leute mit nem Schwa.. aufs Damenklo gehen.

  7. “Daher gibt es die Hoffnung, dass die deutschen politischen Parteien die Botschaft, die Kamala Harris formuliert hat, zur Kenntnis nehmen und künftig deutlich mehr auf Einheit als auf Spaltung fokussieren. ”

    Eine vergebliche Hoffnung. Die Ampelparteien setzen auf Einheit – aber eine Einheit die sie definieren und bestimmen. Alle anderen sind draußen. Einheit und Spaltung sind lediglich Instrumente des eigenen Machterhalts.
    Bis jetzt gibt es keine Hinweise, dass sich das ändert.

    1. Die Ampelparteien setzen auf Einheit – aber eine Einheit die sie definieren und bestimmen. Alle anderen sind draußen.

      Ja genau so wie es Jan Böhmermann in seinem öminösen Artikel ganz offen vorexerziert hat, den er auf Zeit Online veröffentlichen durfte.

  8. Wenn Identitätspolitik, also die Überbetonung dessen, was uns trennt, statt was uns verbindet, und Cancel Culture die Hauptpfeiler einer Kultur sind, die sich selbst als “woke”, also wach, erweckt bezeichnet, haben wir doch schon das ganze Problem erschöpfend beschrieben.

    Und auch “Black lives matter” schlug ja in dieselbe Kerbe, indem es zunehmend im Sinne von “only”, also “nur schwarze Leben zählen” auftrat, und sich in einer Art radikalisierte, daß bürgerkriegsänliche Zustände herrsch(t)en.

    Die Gesellschaft wurde von diesen Ideologien mit voller Absicht gespalten! Und zwar gleich in mehrere verfeindete Lager. Dieser jetzt vielfach und zurecht beklagte Umstand war aber eben keine Folge von “rechtem” (republikanischem) Widerstand gegen den Wokismus, er war und ist das “Lebenselixir” dieser Unkultur selbst!

    Daß die “Demokraten” sich jetzt davon distanzieren wollen, zeigt nur, daß man erkannt hat, daß damit keine Wahlen mehr zu gewinnen sind. Vor vier Jahren wurde diese Bewegung noch ausgenutzt, um Wähler für Biden und gegen Trump zu mobilisieren. Biden wurde als ein “Freund der Schwarzen” inszeniert, weil er unter Obama Vize war, während der “Teufel Trump” die Nationalgarde gegen die plündernden und brandschatzenden Horden von BLM schicken wollte.

    Als Biden dann “gewonnen” hatte, kamen die Truppen doch….

    1. “Wenn Identitätspolitik, also die Überbetonung dessen, was uns trennt, statt was uns verbindet, und Cancel Culture die Hauptpfeiler einer Kultur sind, die sich selbst als “woke”, also wach, erweckt bezeichnet, haben wir doch schon das ganze Problem erschöpfend beschrieben.”

      Das Ziel der Identitätspolitik ist ja n i c h t zu trennen, sondern die Diskriminierung (ob wirklich oder eingebildet) zu beenden. Es soll also durchaus Teilhabe dabei herauskommen. Bloß wenn dieses Programm auf Grundlage einer Konkurrenzgesellschaft durchgezogen wird, bedeutet die Berücksichtigung der Diskriminierten nur die Diskriminierung und Nichtberücksichtigung anderer. Eigentlich ist schon die Diskriminierung ideologisch – der falsche Gegner. Eigentlich müsste die Konkurrenz kritisiert werden und nicht die Zulassung zur Konkurrenz. Letzteres hat an der Konkurrenz, die letztendlich, den Ausschluss bewerkstelligt, nichts auszusetzen.

      1. Unsinn! Wir sind alle Menschen und somit gleichberechtigt. Gesetzlich sowieso und im Kopf der allermeisten Menschen auch. Egal, wer, wie was wir sind oder fühlen.

        Wenn wir aber erst anfangen, zig “Fässer” aufzumachen, da die Weißen, da die Schwarzen – tschuldigung, die “Piepel of Kaller”, da die Männer, da die Frauen, die noch unterteilt in Cis, Dis, Fis Gis, Ais, Schwule, Lesben, Heteros, Kwiehr, non-irgendwas, binär, nichtbinär….. dann noch Leute, die sich als Schrankwand fühlen….

        ..um denen dann EINZELN irgendwelche Sonderrechte zuzuerkennen, und von jedem erst mal einen Gesslerhut-Bückling vor jeder noch so winzigen “Gruppe” zu verlangen (laut dem letzten Zensus leben in Deutschland gerade mal 969 Menschen, die sich selbst als “divers” einstufen), alles Dinge, die es gar nicht braucht, weil von Haus aus sowieso alle die gleichen Rechte haben, dann haben wir den schönsten Bürgerkrieg.

        Aber wir sind mal wieder schön abgelenkt von den eigentlichen Problemen unserer Gesellschaft. Armut und Reichtum, Krieg und Frieden, Demokratie und Gewaltherrschaft….

  9. Sorry, aber Marx hat mit wokeness nix zu tun. Der wollte den Kapitalismus überwinden, das wollen aber die woken und die “Demokraten” nicht.

    1. Ich habe diesen Vorwurf, das man es bei den Woken um Linksextreme, gar um Marxisten handelt, bisher immer nur von rechten Schwachköpfen gelesen. Keine Ahnung , wo das herkommt und auch nicht die Spur einer Idee, worauf sich eine solche Annahme in der Expertise der beiden Autoren stützt.
      Ich will nicht ausschließen, dass einzelne Wokeschisten mit Marxfragmenten argumentieren. Kenne ich aber nicht und die Idee, Marx zur wokeschistischen Apologetik bürgerlicher Verhältnisse zu verwenden, ist schon schräg. Aber vielleicht gibt es das tatsächlich, eben weil es so albern ist.

      1. Die herrschende Klasse, inklusive der Rechten Mischpoke wollen seit Jahren, alles Linke diskreditieren.
        Und es ist denen ja auch wohl gelungen, vor allem in den Staaten.

  10. Die von den Autoren erkannte Schärfung des öffentliche Bewusstsein für drängende soziale Fragen in den USA, blieb mir bisher verborgen. Ich bin nicht wirklich in allem mit der amerikanischen Innenpolitik vertraut, verfolge sie aber mit Aufmerksamkeit, zumal das, was dort passiert, in aller Regel Folgen für Millionen Menschen außerhalb des Landes hat , die durch Amitruppen ermordet werden.
    Aber dieses von den Autoren behauptete und den Demokraten positiv angerechnet Bewusstsein, habe ich nicht mal in Spurenelementen entdeckt. Gab es seit dem New Deal überhaupt mal etwas, das man so interpretieren könnte?

    Der Wokeschismus ist nicht einfach eine durch Übermut aus dem Ruder gelaufene im Kern aber emanzipatorische Bewegung, sondern eine totalitäre Herrschaftsideologie. Die mit ihm einhergehenden Sprach -, Denk – und Handlungsverbote sind keine Auswüchse einer an sich guten Sache, sondern sind das Wesen der Veranstaltung, ihr eigentliches Ziel. Deshalb ist es auch denkbar, dass man vor den Wahlen, die man mit Hilfe eines schon faschistisch anmutenden Medienkonglomerates durchaus gewinnen kann, auf Distanz zum größten Schwachsinn geht, den der Wokeschismus beständig hervorbringt. Weil es um den nicht geht, nicht darum, ob Männer sich als Frauen ausgeben dürfen, nicht um das “Leid” reicher Schauspielerinnen, die sich verhurten und damit Kolleginnen betrogen, die dazu nicht bereit waren, nicht um Gleichberechtigung von Farbigen, die man jetzt mit immer schwachsinnigeren und komplizierteren Begriffen bezeichnen muss, die man aber ungerührt auf den Straßen verkommen lässt. Aber ok, man darf sie nicht mehr “homeless” nennen, weil das diskriminiert.

    Was wir erleben ist die Etablierung eines technokratischen Faschismus, der vorgibt, sein eigenes Gegenteil zu sein. So wie wir in Deuschland mit der Phantasie einer “Machtergreifung ” der Weidelfaschisten gefüttert werden, während tatsächlich die Axt an die letzten bürgerlichen Freiheitsrechte gelegt wird: Zensur, Medienverbote, mediale Gleichschaltung, Etablierung eines elektronischen Überwachungsstaates, ideologische Zurichtung von Forschung und Lehre und nicht zu vergessen, die Bereitschaft Krieg zu führen. Faschismus und Krieg gehen immer Hand in Hand.

    Zur Wahl des Reichspräsidenten 1932 hatten die Kommunisten einen prophetischen Slogan: Wer Hindenburg wählt , wählt Hitler. Wer Hitler wählt, wählt Krieg.
    Wer Harris wählt, wählt WKIII und sonst garnichts

    1. Und wer hat Hindenburg empfohlen, nur weil sie wieder mal keinen gescheiten Kandidaten hatten und den Kommis unbedingt eines auszuwischen hatten? Genau, die Sozialdemokraten.
      Und nicht mal ein Jahr später gab es dann das Eiderdaus! Ein machtgeiler Zentrumspolitiker glaubte doch tatsächlich, er könne jemand austricksen. Ein schlaues Köpfchen, fürwahr!
      Und jetzt ist es wieder soweit, wir warten auf Papen 2.0!
      Zumindest da hat doch ein Marx recht: die Geschichte wiederholt sich doch, beim zweiten Mal als Farce!

  11. Nana, ich glaube nicht, dass da ein derartiges Umdenken stattfindet. Da wird eher was hineininterpretiert. Sie halten die Agenda wahrscheinlich nur Wahlkampfstrategisch ein wenig zurück.

  12. die meisten Anhänger der diversen Neumod Kulturen wissen nicht wovon die Rede ist so wie die “Omas gegen Rechts”, eine verblendete Bande verängstigter Hühner die gegen die eigenen Interessen auf die Straße geht.
    Das meiste ist nur “I bin A Dabei “- egal wie blöd die Sache auch sein mag. Schlimm wird es erst wenn Leute den Schwachsinn ernst nehmen und damit die Gesellschaft zerstören.
    Es sind die Pläne des Kapitals und dort sitzen unsere Gegner und vor Wahlen wird immer der Zeitgeist beschworen um ihn danach in die Tonne zu treten.

  13. Eigentlich ein guter Artikel – allerdings mit einem Ende, welches mich dazu zwingt, Einspruch zu erheben.

    Dieses unterstellte “Mindset”, bzw. “Narrativ” am Anfang ist allerdings bereits ein Problem: “Vor allem die zunehmende marxistische (bzw. post-strukturalistische) Überfrachtung der Woke-Kultur hat zu einem stetig wachsenden Wir-gegen-Die Mindset geführt, das in vielen früheren Sympathisanten für linke Bewegungen und Vorstellungen eine immer größere Entfremdung ausgelöst hat.”

    Der Import von speziell französischer poststrukturalistischer Theorie und die Verwurstung für eigene Zwecke hat ein spezifisch US-amerikanisches “Mindset” generiert und das wurde dann wiederum (zuerst als “political correctness”) exportiert.
    Bereits im Klassiker “Gender Trouble” von Judith Butler aus dem Jahr 1990 findet sich nicht ein einziges Zitat von Marx oder Adorno oder Marcuse. Die Idee der US-Rechten, das als “kulturmarxistisch” zu bezeichnen scheitert daran, dass sich in diesem “Kulturmarxismus” kein Marx finden lässt.

    Weiter: “Die Beobachtung von Trends in den Vereinigten Staaten liefert oft Einblicke in mögliche Entwicklungen in Deutschland. Sozialpolitische Dynamiken, die in Amerika entstehen, können also bald die deutsche Gesellschaft widerspiegeln oder wenigstens beeinflussen.”

    Die “sozialpolitischen Dynamiken” in der Ideologie der Woken bestand daraus, die US-amerikanische Realität zu leugnen – deshalb war sie zuerst nützlich.

    Als Beispiel: Dass es Armut in den USA gibt ist unbestritten und das Minderheiten davon überproportional betroffen sind ebenfalls. Nichtsdestotrotz ist die Mehrheit der Armen weiß.
    Mit dem ideologischen Trick der woken Unterstellung angeborener “weißer Privilegien” wurde aus diesen Armen auf einmal “Privilegierte” – sie waren also als Arme (wohlbemerkt: die Mehrheit) verschwunden und verdienten a. keinesfalls gesellschaftliche Unterstützung.
    Argumentativ neoliberal gewendet b. haben sie aus ihren “angeborenen (!) Privilegien” nichts gemacht und sind daher selbst schuld an ihrem Schicksal.
    Deshalb kann man sie c. auch äußerst “sprachlich sensibel” als “white trash” (weißer Müll) bezeichnen – was mit keiner anderen gesellschaftlichen Gruppe möglich wäre.
    Arme offen zu verachten ist dann keinesfalls “hate speech” (Männer, siehe #killallmen, auch nicht).
    Doppelmoral in Reinkultur.

    Ein weiteres “Verdienst” der woken Ideologie ist also nicht die Schaffung der “Opfer-Olympiade” an sich, sondern die Erfindung von Opfern, die gar keine sind (bspw. die Gruppe aller Frauen) bei gleichzeitiger Leugnung von realen Opfern in der Gesellschaft.
    Und passt die Realität nicht zur Ideologie, dann hat die Realität Pech gehabt und kann gehen.

    Der gleiche woke Trick wurde in Deutschland ebenfalls durchgezogen: die lautstarke, jahrzehntelange Propaganda in Sachen “gender pay gap” hat völlig überdeckt, dass es noch immer gravierende Ungleichheiten zwischen Ost und West gibt. Erst durch den Erfolg der AfD erzwungen erschienen in den letzten Jahren Artikel, die erstaunt feststellten, dass im Osten für die gleiche Arbeit 40-60% weniger Lohn bezahlt werden.
    Egal ob Mann oder Frau.
    Bezahlung, Karrieremöglichkeiten oder drohende Altersarmut, “Repräsentation” in wirtschaftlichen oder politischen Eliten; behandelt wurden die “Ostler” wie “Minderheiten”, aber da sie nicht in das woke Schema von “Minderheit” passen, wurde die Realität medial einfach totgeschwiegen.

    Der Sinn der woken Ideologie ist eben nicht, die soziale Realität “widerzuspiegeln”, sondern ideologisch eine Realität zu “konstruieren”, die mit der empirischen Realität höchstens Schnittmengen aufweist (aber nicht einmal das ist eine Bedingung).
    Daher scheitert auch jede Politik, die auf der woken Ideologie aufsattelt zwangsläufig.

    “Gute, intelligente und wirklich umfassende Ansätze dazu können wir allerdings bei den momentan politisch aktiven nicht wirklich finden. Vielleicht sollten wir sie zu einem Praktikum in die USA schicken?”

    Nein, danke.
    Welche Geschichte hat Deutschland mit den USA gemeinsam? Sklaverei? Jim Crow und “Rassen”segregation?
    Sind wir ein “Einwanderungsland” und haben die indigene Bevölkerung umgebracht?
    Und politisch: Haben wir nur zwei Parteien (man könnte meinen, die Ursache für “Polarisierung”) und das Mehrheitswahlrecht?

    Nachdem der ganze Quatsch aus den USA importiert worden ist, der zur Spaltung dort (und hier) beigetragen hat – die Identitätspolitik, die kritische “Rassen”theorie”, den die Biologie leugnenden Genderismus – soll die Rettung ebenfalls und schon wieder aus den USA kommen?!
    Das erinnert mich an meine Kindheit im Westen, wo die Werbung in den Magazinen oft mit “NEU! Aus USA!” betitelt war. Die Grundüberzeugung der Westler war, eine “moderne Gesellschaft” müsse zwangsläufig dem Vorbild der USA folgen. Was ist von diesem Vorbildcharakter übrig geblieben?

    Wie wäre es denn, wenn wir selber eigenständige Lösungsansätze entwickeln, die in unsere Gesellschaft mit unserer Geschichte und in unsere politische Landschaft passen?
    Wäre mein Vorschlag.

    Und dem Autoren ausdrücklich Danke für seinen Artikel!

    1. So???
      Was soll denn bitte an dem Beitrag “gut” sein?
      Mir fallen, um so häufiger ich ihn durchlese, immer mehr Ungereimheiten und Schwachsinn auf.

  14. Liebe Leute, ich hab´s ja schon oben mal nachgefragt:
    Könnte mir freundlicherweise jemand erklären, was ich unter “. post-strukturalistische Überfrachtung” zu verstehen habe? Ich weiß es wirklich nicht ! Weiß es überhaupt jemand einschließlich des Autors?????

    Und weil es anscheinend unterging, hier noch einmal:

    „Ich muss Ihnen sagen, dass sie (Kamala Harris) die Achtung der Menschenrechte von LGBTQ+ Menschen auf der ganzen Welt zu einer Priorität in der Außenpolitik des Landes gemacht hat“, sagte Walz, der demokratische Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten. „Wir müssen das Land sein, das in dieser Frage die Führung übernimmt“, fügte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in Washington hinzu.

    Gefunden bei: https://anti-spiegel.ru/2024/harris-partner-bezeichnete-das-lgbt-thema-als-ihre-politische-prioritaet/

    Aha, neee, die drölftausendreiundneunzig Geschlechter spielen wirklich keine Rolle mehr bei den Demokraten :))

    1. Liebe Leute, ich hab´s ja schon oben mal nachgefragt:
      Könnte mir freundlicherweise jemand erklären, was ich unter “. post-strukturalistische Überfrachtung” zu verstehen habe? Ich weiß es wirklich nicht ! Weiß es überhaupt jemand einschließlich des Autors?????

      Der Poststrukturalismus ist eine ursprünglich aus Frankreich stammende philosophische Strömung, die man hier nicht in zwei Sätzen erläutern kann. In Bezug auf das hier verhandelte Thema ist wohl vor allem die Annahme gemeint, dass (humane) Geschlechtsidentitäten keine rein naturwüchsige Ordnung darstellen, sondern von gesellschaftlichen Machtbeziehungen (mit-)geschaffen werden.
      Abstrakt genommen erscheint das nicht unplausibel, die Widersprüche scheinen sich vor allem bei der Umsetzung dieser Einsicht einzustellen. Vor allem aber bestätigen erst die politischen Schlussfolgerungen handfest die ursprüngliche Annahme.

    2. Zitat: “. post-strukturalistische Überfrachtung”
      Poststrukturalismus ist die Idee, dass Sprache Realität schafft. Beispiel: Es wird nicht mehr von Männern und Frauen gesprochen, sondern von Person:Innen. Dadurch würde dann die Zuordnung von Klischees zu Geschlechtern aufhören und Frauen würden magisch das gleiche Geld für die gleiche Arbeit bekommen. Ein deutsches Wort für Poststrukturalismus ist “Sprach-Handeln”. Eine Hebamme die das Geschlecht eines Neugeborenen nennt, führt durch ihr Sprachhandeln zu einer Geschlechtszuschreibung.

      “. post-strukturalistische Überfrachtung” ist dann eine Situation, bei der man quasi gar nicht mehr vernünftig reden kann, weil es immer jemanden gibt, der gerade etwas Seltsames gefunden hat und in den USA zum Beispiel dazu führt das Medizin-Studenten kein Blut mehr sehen wollen, zukünftige Strafverteidiger keine Tatort-Beschreibungen und Mathe-Studenten keine “von Weißen” erfundene Differentialgleichungen. Um nur einige Blüten zu nennen.

    3. In Ergänzung, mir ist gerade noch ein gutes Beispiel für Überfrachtung eingefallen: In politischen Diskussionen kommt es regelmäßig an einen Punkt, wo Rechte (Reps) von Linken (Demokraten) wissen wollen, was eine Frau ist. Mit einer ganz einfachen Frage: What is a woman?

      Und diese einfache Frage ist für woke Linke eine tödliche Frage, weil egal wie sie die Frage beantworten irgend eine andere woke Gruppe gegen sich aufbringen. “Frauen haben eine Vagina” triggert die Transgender-Leute, “Frau ist, wer sich als Frau fühlt” triggert die Feministinnen.

    4. Die für mich lohnenswerteste und erhellendste Lektüre dazu ist “Zynische Theorien” von Helen Pluckrose und James Lindsay, hier ein Auszug:

      https://www.perlentaucher.de/vorgeblaettert/lesesprobe-helen-pluckrose-und-james-lindsay-zynische-theorien.html

      Wenn man nach Lektüre dieses Werks versteht, wie in den Ideologien der modernen sozialen Bewegungen der 68er Halb-Marxismus bspw. im Gefolge von Adorno oder Marcuse mit der vor allem französischen Postmoderne (Derrida, Foucault usw.) gekreuzt wurde, versteht man auch, warum manche auf die Bezeichnung “Kulturmarxismus” dafür gekommen sind.

      Legendär wurden die Autoren durch eine Aktion, wo sie eine ganze Reihe völlig unsinniger Aufsätze in einschlägigen und angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften bspw. der Gender studies unterbringen konnten – die also deren “Qualitätskontrolle” überlebten, wodurch gezeigt wurde, dass eine solche offenbar nicht wirklich existiert.

      1. Es sind nicht “manche” auf die Idee gekommen mit dem Begriff “Kulturmarxismus”, sondern US-Rechte.
        Das Argument, es handle sich um oder es gebe einen solchen krankt daran, dass bereits in dem Ursprungstext des Genderismus “Gender Trouble” (dt: “Das Unbehagen der Geschlechter”) von Judith Butler aus dem Jahr 1990 sich nicht ein einziges Zitat von Marx, Adorno oder Marcuse finden lässt.
        Weder Marxismus, noch Kritische Theorie spielten bei der Theoriebildung der “Woken” in den USA eine Rolle – die waren im Erscheinungsjahr des Buchs (= die Doktorarbeit von Butler) bereits irrelevant geworden. Foucault spielt eine zentrale Rolle, aber der hatte bereits öffentlich von sich gegeben, kein Marxist zu sein.
        Die US-Rechten betrieben also damals bereits Geisterjagd, “Marxismus” zu sehen, wo keiner war.

        James Lindsay, Peter Boghossian und Helen Pluckrose haben ihren Hoax nicht umsonst “Sokal Squared”, also “Sokal zum Quadrat”, genannt, denn ihre Vorgehensweise imitierte die Vorgehensweise von Alan Sokal aus dem Jahr 1996, aber in einer neuen Größenordnung.
        Sokal hatte eine Parodie auf die postmoderne Verwendung von mathematischen und physikalische Begriffen in einem Text formuliert, der die knackige Überschrift: “Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation” trug.
        Der Text wurde in einer renommierten postmodernen wissenschaftlichen Zeitung veröffentlicht, ohne dass die Herausgeber es für nötig gehalten hätten, irgendeinen Physiker oder Mathematiker zu fragen, wie seriös dieser Text ist, weil sie offensichtlich nicht in der Lage waren, das zu beurteilen.

        Es reichte also völlig aus, dass Sokal den Jargon und die Ideologie der Postmoderne bediente und damit signalisierte, politisch mit den Herausgebern konform zu sein.
        Das zeigte bereits vor Jahrzehnten ein Kernproblem auf, es handelt sich nicht um Wissenschaft, sondern um Politaktivismus.

        Wenn du schreibst, es sei dem Trio 2018/19 gelungen, noch mehr Parodien in “einschlägigen und angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften” als ernsthafte Texte unterzubringen, dann trifft das nur zum Teil zu.
        Es waren Fachzeitungen für die “Bindestrich-studies”, also Fachbereiche, die sich bereits auf dieser ideologischen Grundlage gebildet hatten. “Fat-studies”, “gender-studies”, “black-studies” usw. usf.
        Lauter Fachbereiche, die sich aus den unter Woken (!) anerkannten “Minderheiten”, “Marginalisierten”, “Diskriminierten” bestehen, welche in erster Linie sich selbst erforschen.
        Über die gesellschaftliche Relevanz solcher Studiengänge kann man streiten.

        Womit man m.E. bei einem weiteren Kernproblem dieser Studiengänge angelangt ist: Das Interesse an der tatsächlichen Überwindung der vielfältigen Diskriminierungen (ob real oder eingebildet) ist eher gering, denn das wäre deckungsgleich mit der eigenen Überflüssigkeit bzw. Arbeitslosigkeit.
        Das aber heißt, die Exzesse in Form einer “Übersensibilität”, ergo immer neue und immer kleinteiligere (z.B. “Mikro-Aggressionen”) Diskriminierungen zu entdecken, ist kein Unfall, sondern ergibt sich zwangsläufig aus dieser Nabelschau der “eigenen Betroffenheit”.

  15. “Die USA haben scheinbar verstanden” – bereits an der Stelle bin ich vor Lachen fast vom Stuhl gefallen. Und das geht so weiter, indem scheinbar ernsthaft verkündet wird, die Demokraten würden die durch manigfaltige, in Summe zwar überaus zahlreiche, dennoch lediglich Splittergruppen verkündeten Anliegen in ihre Politik aufnehmen und sich nicht einfach nur derer bedienen, um ihre genauso miese Politik durchzuziehen. Sorry, aber die “liberale Demokratie” wird nicht nur von rechtslastigen Republikanern bedroht, die letztendlich das Kapital hofieren, sondern ebenso von angeblich liberalen Demokraten, die im Endeffekt genau das selbe tun. Und dann wäre da ja noch der “Deep State”, der garantiert nichts von all dem will, was die Masse bewegt, außer vielleicht, daß deren Probleme nach Möglichkeit noch weiter wachsen sollen. Wenn also irgendwer irgendwas versteht, dann daß dieses System sich garantiert nicht damit bekämpfen läßt, indem man die Mittel anwendet, die das System erlaubt.

  16. “Harris betonte: „Unsere Vereinigten Staaten von Amerika gehen nicht über uns gegen sie. Es geht um uns, das Volk.“ Diese Aussage unterstreicht die Idee, dass gemeinsame menschliche Erfahrungen Vorrang haben sollten über Identitätskategorien.”

    Wer sich von diesen Wahlkampfphrasen beeindrucken lässt und diese erwartungsvoll (vor allem von der Lachnummer K. Harris) für D wünscht und daran Erwartungen knüpft, dem ist nicht mehr zu helfen.
    Die “Idee der gemeinsamen menschlichen Erfahrungen” meint das des neoliberale Leistungs- und Ausbeutungsprinzip; das Recht des Stärkeren.

  17. Am Wochenende hat kein geringerer als Dick Cheney, seiner Tochter nachfolgend, seine Unterstützung für Harris kundgetan. Zur Erinnerung: Vize unter George W. Bush, Architekt der imperialen Kriege in Afghanistan und Irak, so was wie der Lord Voldemort der US-Politik. So einem und seinen Gleichgesinnten, die ja auch ins Harris-Boot gezogen werden sollen, kann man ja schlecht mit dem woken Kram kommen. (ob die Wahlempfehlung von so einem hilfreich ist, lass ich mal außen vor)

    Also wird die Platte mit dem Rettet-Amerika-vor-Trump-Schlager aufgelegt und einen auf lagerübergreifend gemacht.

    Dabei ist der Wechsel Cheneys nur folgerichtig: ihm geht es um den Machterhalt des neokonservativen Lagers, zu dessen wichtigsten und beklopptesten Vertretern Cheney immer gehörte, und dieses Lager ist seit Obama bei den Demokraten.

    Es wäre im Übrigen nicht das erste Mal in der Geschichte, dass diese Partei für die dunkle Seite der Macht steht, eigentlich ist sie als älteste Partei auch die historische Wurzel des meisten politischen Übels in den USA. Abraham Lincoln gewann 1861 als erster Republikaner mit der Abschaffung der Sklaverei als zentraler Forderung gegen über die Sklaverei gespaltene Demokraten, die bis dahin auch die Partei der Sklaverei waren. Leider war das Attentat gegen ihn durch einen Demokraten erfolgreich. Da hatte Trump mehr Glück.

      1. So Isses, der hatte den “Doppelju” voll im Griff. Das Dick, dieser böse Finger, noch lebt, zeigt uns, dass in der Religion was nicht stimmt 🙂 Georg W. Busch jr. war nur ein minderbemittelter Versager, was den aber auch vor seinem Gott nicht freisprechen wird (falls der doch einen Gott hat).
        Wie man hört hadert Georg W. etwas mit seiner Vergangenheit, d.h. er sühnt, wenn´s stimmt. Der andere Dreckarsch mischt immer noch mit.

  18. Mal wieder ein schönes Stück Empire-Propaganda hier im Overton Magazin. Hübsch verpackt als Lobhudelei auf die Massenmörder und Kriegsverbrecher der Demokratischen Partei in den USA.
    Völkermord in Gaza, ermöglicht von der Biden-Administration, war da nicht was?
    Ach nee, lasst uns lieber über Wokeismus reden, als über die mit der vollen Unterstützung von Kamala Harris ermordeten palästinensischen Kinder!
    Das ist ein viel erbaulicheres Thema zum dran abarbeiten.
    Mir ist schlecht.

  19. “Harris betonte: „Unsere Vereinigten Staaten von Amerika gehen nicht über uns gegen sie. Es geht um uns, das Volk.“

    Wer das letzte offizielle Interview mit Harris gesehen hat, muss bei solchen Artikeln nur laut lachen. Die Dame ist vollkommen orientierungslos in ihren Statements, nichts handfestes, nur oberflächliches Geschwätz. Nette Marionette, nicht mehr.

  20. Wokeismus ist natürlich nicht tot. Er wird lediglich nicht mehr erwähnt. Wokeismus als Ideologie hat sich dermaßen durch die Gesellschaft gefressen, dass es vermutlich Jahrzehnte dauern wird, bis die Folgen überwunden wurden.

    Selbst die Autoren benutzen woke-Signalwörter und Ideen. Etwa der Begriff “Rassen-Gleichheit”. Mit Gleichheit im woken Kontext ist dabei eine Ergebnis-Gleichheit gemeint. Egal wie schlecht der Schwarze in der Schule war, er hat einen Anspruch auf einen Studienplatz (und aufgrund der amerikanischen Gleichheitsideologie) einen Bachelor-Abschluss.

    Korrekt wäre ein Rassen-Gleichberechtigung. Also gleiche Rechte für alle Menschen. Aber diese Gleichberechtigung ist in den USA nicht mehr gewünscht. Im Rahmen der Opfer-Pyramide gehören weiße, heterosexuelle, alte Menschen zur absoluten Unterschicht, zum zentralen Feindbild und müssen bekämpft werden. In Deutschland findet diese Denkweise im Parteiprogramm der SPD ihren Ausdruck (… die Gesellschaft weißer Männer überwinden…) oder der Vorstellung das es gar keine Rassen gäbe, weshalb Schwarze (auch wenn sie braun, oder Cappuccino-farben sind) auch nicht Rassistisch sein könnten.

    1. Ich fürchte, ich muss zustimmen. Die Schwierigkeit ist ja, dass man das nur loswird, wenn eine andere Ideologie an dessen Stelle rückt, und zwar bei denen, die im Moment dem woken Denken anhängen. Also wie überzeugt man die?

      Die Alternative wären natürlich idealerweise die Ideen der guten alten Aufklärung, gegen die die Postmoderne (im Übrigen aufbauend auf Vordenkern wie Nietzsche Carl Schmitz, Heidegger, Adorno …) ins Felde gezogen war mit dem Argument, dass sie zu nichts gut sei, weil sie Auschwitz nicht verhindert habe. Ausgeblendet wird, dass man ohne Aufklärung Auschwitz in Dauerschleife bekommt, wie überhaupt es eine Zumutung des postmodernen und woken Denkens ist, dass dessen Protagonisten sich für die Folgen des eigenen Tuns nicht interessieren.

      Ein Grundübel ist die Personalisierung des Politischen. Da könnte man ja mal anfangen. Es sollte ja in einer Gesellschaft mit Meinungsfreiheit so sein, dass man nur über Ideen streitet, aber niemals die Person, die die Ideen äußert, einschließlich irgendwelcher Merkmale, zum Thema macht, oder gar Forderungen erhebt, die sich gegen Menschen richten oder entsprechende Maßnahmen ergreift (Canceln, Konto kündigen usw.).

      Der ganze woke Polit-Diskurs basiert aber gerade auf solchen Personalisierungen. Denen sollte man sich aus Prinzip verweigern.

  21. Das will Kamela Harris: „Ich muss Ihnen sagen, dass sie die Achtung der Menschenrechte von LGBTQ+ Menschen auf der ganzen Welt zu einer Priorität in der Außenpolitik des Landes gemacht hat“, sagte Walz, der demokratische Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten. „Wir müssen das Land sein, das in dieser Frage die Führung übernimmt“, fügte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in Washington hinzu.” (Plagiat) Darauf ist noch nicht mal die Baerbock gekommen. “Die Führung übernehmen” bedeutet in diesem Zusammenhang wohl, dass es neben Friedenskriegen und Menschenrechtskriegen in Zukunft auch LGBTQ+Kriege geben wird. Man will den Russen und den Taliban den Arsch ganz weit aufreißen.

  22. Harr harr!
    Verweile gerade mal ein paar Wochen. hier auf Overton! Da ich einiges gewohnt bin als Vertriebener auf anderen Seiten und Foren, war ich die ersten Tage ganz angetan. Sogar so, dass ich das bei Anderen Eingesparte mal gleich … Dass das Trollwesen hier tatsächlich fröhliche Urständ feiern darf – dachte, zumindest die billige Sorte wäre längst ausgestorben – konnte ich ja noch hinnehmen, die brauchen ja auch mal ab und zu einen Abgang. Dass die Beiträge von der mir genehmen Blase gelegentlich konterkariert werden von dem ein oder andern Erguss von jener Sorte, weswegen ich bestimmt nicht Overton frequentiere, gebongt. Mit solch einem Gwerch soll ja höchstwahrscheinlich nur der Gessler-Hut der Reichsschriftenkammer mit einem devoten Kopfnicken bedient werden. Wenn es der weiteren Einräumung von vorläufiger Pressefreiheit zu dienen vermag, sei’s drum.

    Aber das mit dem “Ende der Woke-Kultur” als coole Empfehlung für die Grinsepuppe, hin auf den rechten Weg ins Oval Office? Auftrag an AI: Finde alles was der armen Frau helfen könnte, ihr irgendwie doch noch ein Profil überstülpen zu können. Angefangen hat es mit ihrer Bekenntnis zum “Volk”? Auweia, das bringt nicht nur unsere Schreiberlinge, die doch immer den Baseballschläger vom Populismus schwingen arg in Bedrängnis. Mit der Grinsefratze wenigstens hat es zwischenzeitlich ja ein Ende. Spätestens seit vom Höllenfürst aus dem Kreml ihr liebreizendes Lachen über den grünen Klee gepriesen wurde. Jetzt ist etwas anderes von der Weltenretterin in spe gefragt. Schwanke noch zwischen Bildchen: herzallerliebst mit frommen geneigten Köpfchen Marke “Mutter Komola” – voller – nein, nicht Gnaden – Mitgefühl, sozialer Empathie und was es sonst noch so gibt um sich beim “Volch” ranzuwanzen. Oder? So wie heute irgendwo, war wirklich ein niedliches Marienbildchen.

    Was gäbe es sonst noch anzumerken? Manno, bin ich aber froh endlich wieder Winnetou 1 bis 3 in. Endlosschlaufe reinziehen zu können. Letzte Frage: darf ich ab sofort auch wieder Neeescher sagen und Zigeunerschnitzel verspeisen?

  23. das einzige, was Demokraten wie Republikaner interessiert,
    ist die Macht bzw. der Macht –
    erhalt. Dafür muss gar der beste aller demokratischen
    Kandidaten auf die Kandidatur
    “verzichten”

  24. Wie soll eine Politik überleben, wenn ein wokes Narrativ wieviel Prozent ist gegenüber den altruistischen Strukturen?
    Übrigens, hatte Fr. Caitlin schon vor Wochen darüber hier schreiben dürfen, das woke bald vorbei sei.
    Als Psychologe Herr Hommel, sollten sie sich besser Gedanken machen, warum ein irrationales Narrativ eingesetzt wurde, um von welchen Taten der Politik abzulenken, anstatt einzuschwenken.
    Der Olaf hatte heute auch einen Blitz gescheite Äußerung getätigt, ‘man sollte über Frieden reden und sogar Russland dazu einladen’. Das entspricht barbocksche 360° Wendungen, alles was den Menschen angetan wurde, wird wie immer höflich unter den Teppich gekehrt.
    Wo ist die Verantwortung für alle die wohlwollenden Aussagen von den Verkündern?
    Aber das Programm läuft seit Ewigkeiten, immer weiter immer dreister, Hauptsache man ist mit dabei, bei den SIEGERN VON MORGEN, wen kümmern schon tausende geächtete Menschenwesen…

  25. “Vor allem die zunehmende marxistische (bzw. post-strukturalistische) Überfrachtung der Woke-Kultur …”
    Die Woke-Kultur ist einem falsch verstandenen Poststrukturalismus entsprungen. Zeichen, insbesondere Sprache sollen Gerechtigkeit erwirken. Dieser als progressiv gelabelte Ansatz verweigert sich ja gerade explizit dem historischen Materialismus des Marxismus.

    Woke = progressiv angestrichenes Lametta am Weihnachtsbaum der Ausbeutung.
    Die “Menschen von morgen” sind nützliche Idioten des Kapitals.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert