Zerstörte Pipelines, seltsame Allianzen

Gelagerte Rohre für den Bau von Nord Stream 2.
Gerd Fahrenhorst, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Während in Europa klar zu sein scheint, wer Nord Stream gesprengt hat, Putin nämlich, vernimmt man aus den USA andere Stimmen. Dort gelten Polen, die Ukraine und die USA selbst als verdächtig.

In Amerika gehen gerade die Lichter aus; zumindest in Florida, wo der Hurrikan Ian den Strom in 1,6 Millionen Wohnungen abgeschaltet hat. Derweil hat in der Ostsee ein “staatlicher Akteur” — wir wissen nicht, welcher Staat — drei russische Pipelines sabotiert und nicht nur bei Gazprom einen Milliardenschaden verursacht. Deutschland kann sich nun wohl auf einen kalten Winter einstellen. In Washington und New York allerdings geht es heiß her: Wer steckt wirklich hinter dem Anschlag auf Nord Stream?

Die Demokraten wollen eine Eskalation

Wie alles in Amerika, geht auch dieser Riss quer durch die Nation. Das ist nicht ungewöhnlich, neu hinzugekommen ist nur das Gekreische auf Social Media. Was aber ungewöhnlich ist, ist der Seitenwechsel. Als im Zweiten Weltkrieg Präsident Franklin D. Roosevelt, ein linker Demokrat, in Jalta mit Stalin auf dem Sofa saß, schäumten die Republikaner. Nach dem Krieg rächten sie sich, indem sie exponierte Bedienstete der Roosevelt-Regierung, FDR-freundliche Journalisten und Filmemacher mit kommunistischen Sympathien vor den Ausschuss für Unamerikanische Angelegenheiten zerrten und oft Karrieren beendeten.

Heute ist es umgekehrt. Joe Biden und die Demokratische Partei will eine Eskalation gegen Putins Russland, wenngleich ohne die Haut der eigenen Soldaten zu riskieren, während viele Medien, die den Republikanern nahestehen, die USA bezichtigen, die Sabotage in der Ostsee selbst verursacht zu haben. Es ist wie Bizarro-World.

Das bringt uns zu Tucker Carlson. Carlson ist der populärste Host auf Fox TV, der rechte Nachrichtensender, der dem australisch-amerikanischen Medienmogul Rupert Murdoch gehört. Carlson ist bei amerikanischen Linken verhasster als Darth Vader im Lager der Rebellen auf Yavin IV. Aber seine Prime-Time-Show, Tucker Carlson Tonight, wird von mehr als vier Millionen Amerikanern gesehen und ist sehr einflussreich. Es ist die erfolgreichste Nachrichtensendung auf Fox. Wobei »Nachrichten« es nicht ganz trifft; es ist mehr so eine Stunde ablassender Meinung.

Wäre Putin so dumm?

Tucker fing beim neokonservativen Hausblatt Weekly Standard an, wechselte zu CNN, trat beim linken NBC-Ableger MSNBC auf und co-gründete die ultrarechte, semi-rassistische Webseite The Daily Caller, wobei er seinen Anteil inzwischen an einen muslimischen Demokraten verkauft hat. Kurz, der Mann ist flexibel und karriereorientiert. Früh freundete er sich mit Donald Trump an, heute sagen ihm manche nach, er wolle der neue Präsident der nach-Trump-Ära werden und ich würde keine hohen Beträge wetten, dass das nicht passieren wird.

Zur Sabotage an den Pipelines erklärte er: Wäre Putin so dumm? Der russische Staatsführer müsse doch ein selbstmordgefährdeter Vollidiot sein, wenn er seine einzige Verhandlungsmasse gegenüber Europa, vor allem Deutschland, selber sabotieren würde. Dann spielte er einen Clip von Joe Biden ab, in dem der Präsident erklärt, dass er Nord Stream 2 beenden würde, ohne zu sagen, wie (der Clip wurde auch mehrfach vom russischen Staatsfernsehen gesendet).

In die gleiche Kerbe schlug zuvor bereits Bidens Unterstaatssekretärin, Victoria Nuland, erklärte Tucker. Die ukrainischstämmige Diplomatin, verheiratet mit Robert Kagan, einer der Köpfe hinter dem neokonservativen Project for the New American Century ist die mächtige graue Eminenz hinter Bidens Ukrainepolitik.

Tatsächlich waren die USA nie glücklich mit der Gaslieferung von Russland an Deutschland. Bereits Trump versuchte, Nord Stream 2 zu verhindern, denn lieber verkauft Amerika sein eigenes Gas. Tucker blieb natürlich nicht unwidersprochen. Die Washington Post meinte, das sei alles reine Spekulation: während Biden zwar gegen die Pipeline sei, habe er niemals angekündigt, sie sprengen zu wollen.

Ukraine wird verdächtigt

Gleichviel; die Medien in Amerika, zumeist gestützt auf ungenannte Regierungsquellen, sind ungewöhnlich zurückhaltend, Putin die Schuld zu geben. Die New York Times sprach mit Washingtoner Beamten, die darauf hinwiesen, dass ein Cyberangriff in Albanien, hinter dem Russland stecken sollte, wohl vom Iran begangen worden sei. Was Nord Stream angehe, seien auch nicht-staatliche Akteure möglich. Unter US-Experten gebe es auch Spekulationen, so die Times weiter, dass die Saboteure in der Ukraine oder im Baltikum zu finden sein könnten.

Verdächtig ist auch Polen, dessen offenbar leicht minderbemittelte Europa-Parlamentarier Radek Sikorski tweetete: »Danke, USA« (mit einem Foto der sabotieren Pipeline). Sikorski ist mit der amerikanischen Neokonservativen Anne Applebaum verheiratet, die gerade in deutschen Talkshows den Scholzomat zu einer härteren Linie im Ukrainekrieg auffordert. Die Times fragte Sikorski, was der sich dabei gedacht habe. Der meinte, warum solle er nicht überglücklich sein? Und: »Ich ziehe es vor zu denken, dass das unsere Alliierten waren und nicht unsere Feinde.«

Aber nicht nur Neurechte wie Tucker (der oft beschuldigt wird, Putin zu nahe zu stehen) haben sich auf Amerika eingeschossen, sondern auch die Altrechten, die Paläocons. Deren Blatt The American Conservative – das von Republikanern wie dem früheren Nixon-Redenschreiber Pat Buchanan gegründet wurde –, vermutet entweder die USA als Bombenleger, wahrscheinlicher aber sei es Polen, das verhindern wollte, dass Deutschland des inneren Friedens wegen im kalten Winter nun doch mehr russisches Gas kauft. Aber auch die Ukraine könne dahinterstecken.

Deutsche Wirtschaft als Konkurrenz eliminieren

Am erstaunlichsten ist allerdings, dass marxistische Stimmen wie der Wirtschaftsprofessor Michael Hudson die Ansicht der Konservativen teilen: Die USA wollten Deutschland (und Europa) davon abhalten, Geschäfte mit Russland und China zu machen, meint er, das sei das treibende Motiv. Das Blog Moon of Alabama geht sogar noch weiter:  Es gebe eine Strategie der USA, die deutsche Wirtschaft als Konkurrenz zu eliminieren. Was den Anschlag auf die Pipelines angehe, sei der eigentlich Schuldige aber das deutschlandfeindliche Polen. Hinter dem Blog, das aus dem Dunstkreis des links-libertären Information Clearing House kommt, steckt ein Deutsch-Amerikaner und ehemaliger Vietnam-Veteran.

Eine wirklich eklektische Mischung aus wild unterschiedlichen politischen Strömungen also, deren Allianzen früher niemand für möglich gehalten hätte. Derweil kündigte Biden eine weitere Milliarde Dollar Militärhilfe für die Ukraine an, was ihn bei den vom Blackout-gebeutelten Floridianern ganz sicher nicht sonderlich beliebt machen wird. Aber wenn der Fernseher nicht läuft, merken die es ja nicht.

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23 Kommentare

  1. Der ehemaliger Außenminister Polens, Radosław Sikorski, hat seinen Tweet gelöscht, in dem er den USA für die Nord-Stream-Sabotage dankte. – Da hat man ihm wohl kräftig in den Schritt getreten – aber gesagt ist gesagt.

    Gazprom hat hingegen gesagt, dass eine Röhre der NS2 noch unbeschädigt ist – die Saboteure haben nicht den vollen Überblick gehabt, denn in ein Rohr haben sie offensichtlich dafür dann irrtümlich 2 Löcher gesprengt.
    Vielleicht sollte man die Frage stellen, wer hier der talentierteste Pfuscher wäre. Yankees, Polen oder die Banderas

  2. Man ist meist gut beraten, nicht um vier Ecken zu denken und das Naheliegendste anzunehmen. Die usa haben ein Motiv – Deutschland von sich und sein Dreck…, also Frackgas abhängig zu machen -, die Mittel – dazu muss man wohl nichts sagen – und den Willen zur Macht bzw. zur Machterhaltung. Rechnen man noch Bidens vorauseilendes Geständnis dazu… Treuherzig die WaPo, wenn sie bemerkt, der Senile on Chief habe nichts von einer Sprengung gesagt. ‘In einem Akt von Staatsterrorismus werden wir europäische Gas-Pipelines zerstören’ – na, dafür ist er wohl noch nicht senil genug.

    Übt sich die deutsche Regierung nun wirklich in Masochismus, oder wird sie das Foul bei passender Gelegenheit retournieren? Das ist jetzt noch die Frage. Denn man kann ja viel von Scholz und Gang sagen, aber völlig verblödet sind sie denn doch nicht.

  3. Naja, erstmal danke für das Stimmungsbild aus der Perspektive des liberal-“progressiven” Lagers in den USA, und die Informationen.

    Was Carlson angeht, bin ich mir nicht sicher über seine Position im republikanischen oder rechtslibertären Establishment. Als Präsidentschaftskandidaten kann ich ihn mir schlechter vorstellen als Rand Paul, und wenn, dann nicht mit besseren Chancen.

    Carlson mag bei der liberal-“progressiven” Linken in den USA verhasst sein, verhasster als Bannon, einfach weil er seit Jahren auch linken Dissidenten eine Plattform bietet, darunter Glenn Greenwald, Max Blumenthal, und auch der demokratischen Dissidentin Tulsi Gabbard. Damit stellt er Zensurpolitik und “Cancel Culture” bloss, wie sie auch von der liberal-“progressiven” Linken in den USA verteidigt wird.

    Dass er in der Pipelinegeschichte auf den Elefanten im Raum zeigt, verwundert nicht. Verwunderlich ist allerdings, wenn Frau Schweitzer den polnischen Ex-Aussenminister wegen seines unbedachten Tweets als “unterbelichtet” beschimpft, so als wäre ihr der Hinweis auf die wahrscheinliche Täter- oder Urheberschaft der USA peinlich. Ist sie so sehr Partei?

    Wenn ich “Täter- oder Urheberschaft” schreibe, dann nicht ohne Grund. Wer genau die Anschläge durchgeführt hat, werden wir nie, nach 30 Jahren, oder vielleicht irgendwann durch ein Leak erfahren. Es ist an sich nicht so wichtig. Sicher ist, dass sie ohne Wissen und Billigung, und wo nicht Täterschaft, so mindestens aktive Mithilfe der NATO und der USA nicht hätten stattfinden können. Die Vorstellung, russische Kommandos hätten sich dort hinschleichen und die Sprengsätze anbringen können, ist absurd bis an die Grenze Bidenscher Demenz.

    Und die Ukraine hat weder Schiffe noch Truppen in der Ostsee, Polen schon. Aber diese Truppen sind eher fest in die NATO-Strukturen integriert und schippern eher nicht unkontrolliert sprengstoffbeladen in der dänischen AWZ. Wenn Polen beteiligt waren, dann als Exekutoren, nicht als Urheber. Da zeigen alle Indizien nach Washington.

  4. Während D + EU in die ewigen Jagdgründe geschickt werden, sind die USA kräftig am werben das deutsche Unternehmen dort günstig Energie erhalten.
    Paperclip war eine streng geheime Angelegenheit und heuer wird ganz offen ein Land auseinander genommen.

    1. Ich kann Ihnen diesbezüglich nur zustimmen.
      Was ich mich allerdings in Bezug zu den sogenannten amerikanischen Verhältnissen frage, ist, ob gerade die technische Fertigung in USA so sinnvoll sein kann. Da verkauf ich doch lieber meine Klitsche nebst Inventar an den Meistbietenden, im Zweifel an China, Türkei oder Rußland und such mir was Neues.
      Ich kenne etliche deutsche Firmen die von US-Heuschrecken aufgekauft wurden und trotzdem noch in D produzieren. Die werden schon ihre Gründe haben.
      Die USA kaufen sich ja auch Wissenschaftler und Techniker auf der ganzen Welt zusammen. Das hat sicher auch seinen Zweck. Selbst die ach so schlechten Russen werden umworben. Meine Theorie ist, daß die schulische Ausbildung in den Staaten ziemlich übel sein könnte.
      Und was will ich mit halben Analphabeten in einer etwas anspruchsvolleren Fertigung.

  5. Es ist in der Tat auffällig, wie oft Genosse Scholz betont, dass es keine Alleingänge geben wird. Die USA schnüren ein Waffenpaket nach dem Anderen und wünschen sich laufend eine stärkere Rolle Deutschlands beim Öl ins Feuer gießen. Wenn jetzt die Abhängigkeit des Gasjunkies durch Ausschalten eines Großdealers erhöht ist, dann wird folglich auch ein entsprechender Einfluss auf die weitere Entwicklung implementiert.
    Warum hier – langsam aber sicher – geradezu ein Zwang zur atomaren Selbstverteidigung seitens Putin geschaffen wird, ist dann wohl durch Historiker zu klären, wenn es sowas dann noch gibt oder braucht.

  6. Wir sind von einer Abhängigkeit in die andere gefallen, Das sollte jedem bewusst sein.

    Die Bundesdeutsche Presse hält sich mit Schuldzuweisungen erstaunlicherweise zurück.
    Die Meinungen in meiner Umgebung sind trotzdem: “das war Putin” “, “wie der schon aussieht” , “dem ist alles zuzutrauen” etc. usw.
    Diese Aussagen irritieren und sind zu beachten, zeigen diese doch, dass der gesäte Hass mittlerweile ein Selbstläufer ist.

  7. Wie @Pnyx sagt, ist man meist gut beraten, nicht um vier Ecken zu denken und das Naheliegendste anzunehmen.

    Zunächst einmal geographisch:
    Einschließlich Deutschland und der (aufzunehmenden bzw. aufgenommenen) Schweden und Finnländer sind 8 NATO-Mitglieder Anrainer der Ostsee. Witzigerweise wurde zu genau dem gleichen Zeitpunkt die neue Norwegen-Polen-Pipeline in Betrieb genommen. Mit Norwegen und UK mit seinem MI6 werden es 10 NATO-Mitglieder mit Pinoccio-Nase.
    Dann sind in den zahlreichen Presse-Meldungen so massiv US/NATO-nahe Bewegungen im Bornholmer “Unfall-“Feld registriert, dass es schon großer Verrenkungen bedarf, um auf die Russische Föderation als Täter zu kommen. Und die EU, deren “Waffen” bei den dickeren Bleistiften aufhören, kann man vollständigkeitshalber auch noch auflisten.
    Jedenfalls kann die US/NATO NICHT die kriminalistische Aufklärungsarbeit übernehmen.

    Bleiben also die Untersuchung der geopolitischen, außenpolitischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge. Und da ist man unzweifelhaft in dem gebeutelten Imperium USA. Da sich im “Homeland” kaum noch nennenswerte industrielle Fertigung befindet, so etwas wie Handwerk dort ziemlich fremd ist (man braucht halt einen “Jo-ooo-b”), muss man alle Hebel ziehen, um Investoren ins Land zu bekommen (Witzig war ja, als sich Nancy Pelosi bei ihrem Taiwan-Besuch verplapperte, dass man die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, Limited (TSMC) heim in die USA holen könne.).

    So gesehen sollten sich unsere “wertebasierten Wünschelruten-Gänger” zweimal überlegen, ob die ständigen “Attacken” gegen andere Staaten auf dem eurasischen Kontinent ein Ausdruck von Intelligenz und Vernunft sind. Selbst wenn man von 100 % des Wertewestens ausgeht, umfasst er heute nur noch 18 % der Bevölkerung. Und seit den Unabhängigkeitserklärungen der früheren Kolonien sind es in der Weltgeschichte bald 100 Jahre.

    Frau Schweitzer zitiert den in Missouri ansässigen Wirtschaftsprofessor Michael Hudson als marxistische Stimme. Seine über Marx und Wirtschaft hinausgehenden Arbeiten kann man der gesamten EU-Politiker-Klasse als Lektüre wärmstens empfehlen. Die Lektüre ist allerdings härtere Arbeit als das Ablesen vorgefertigter Statements (Borrell zur Ukraine, UvdL zu Klima, etc.).

    Viel Zeit bleibt allerdings nicht, wenn der wirtschaftliche Niedergang von Deutschland und der EU noch gebremst werden soll.

    1. Da wird nichts mehr gebremst, denn es läuft doch alles im Grund nach Plan. Nachzulesen bei Rockefellers “Lockdown Szenario”.

      Wenn man sich dann noch überlegt, dass es im Grund ja in Europa reicht, den zentralen Dominostein umzuwerfen – und wirtschaftlich ist das nun mal D – um den ganzen Kontinent wirtschaftlich und gesellschaftlich in den Abgrund zu fahren. Und das ist ja ausdrücklich postulierte Voraussetzung des “Great Reset”. in diesem Kontext war dann die Sprengung der NS-Pipelines geradezu ein auch im Timing genialer Meilenstein.

      Und nicht zu vergessen: Rrrrrobääärt und seine grünbraunen Genossen sehen die “kreative Zerstörung” des bestehenden Wirtschaft- und Gesellschaftsmodells ebenfalls als essentielle Notwendigkeit auf dem Weg ins grün-faschistisch-totalitäre Paradies. Dazu passt dann bestens die Aussage Klonovskys: “Heute im Bundestag sagte ein Sprecher der Bundesregierung (in einer nichtöffentlichen Sitzung), egal wer die beiden Pipelines gesprengt habe, jetzt könne immerhin niemand mehr im Winter für ihre Wiederinbetriebnahme demonstrieren.”

  8. Die Zerstörung der Pipeline macht eine Deindustralisierung der BRD und damit eine weitere Verarmung der Bevölkerung unumkehrbar.

    Klartext spricht Dr.Sarah Wagenknecht:

    https://www.getrevue.co/profile/team-sahra/issues/die-gasumlage-ist-tot-es-lebe-die-gaspreisbremse-1373869

    Sinngemäß: “Wenn die Röhren erst Industrieruinen sind, werden wir hier noch viel mehr Industrieruinen haben.”

    Aber auch der Verband der Chemischen Industrie sagt: ““Der Schritt von der weltweit führenden Industrienation zum Industriemuseum war noch nie so klein.”

    Fehlendes russisches Gas und Erdöl wird besonders für die ostdeutsche Industrie zum existenziellen Problem. Das zeigt sich jetzt am Chemiestandort Leuna (Sachsen-Anhalt), wie der MDR berichtet. Dort haben viele Firmen ihre Produktion zum Teil auf 50 Prozent gedrosselt. In der Konsequenz könnten sich die Sanktionen gegen Russland als Totengräber für den Standort Leuna erweisen, der zwei Weltkriege samt Weltwirtschaftskrise, 40 Jahre DDR mit über 40ooo Beschäftigte und die Finanz- sowie die Corona-Krise überlebt hat. Für die heutigen 12.000 Beschäftigten am Industriestandort Leuna könnte die Sanktionspolitik das endgültige Ende bedeuten.

    1. In Schwedt sieht es auch nicht besser aus. Und wieder geht es um tausende von Arbeitsplätzen.

      Über die Erdölleitung „Druschba“ (russisch für „Freundschaft“) kommen nach Angaben der Raffinerie PCK Schwedt bisher rund 25 Prozent des Rohölbedarfs Deutschlands. Dieses Öl wird vor allem in Schwedt verarbeitet, daneben sind noch die signifikant kleineren Raffinerien im sächsischen Böhlen sowie im sachsen-anhaltinischen Leuna Abnehmer des Rohöls. Die Bedeutung der Schwedter Raffinerie ist enorm: 95 Prozent der in Ostdeutschland und Berlin verbrauchten Kraftstoffe wie etwa Heizöl oder Benzin sowie der öl-basierten Nebenprodukte für den Medizin- und Bausektor stammen aus Schwedt. Neun von zehn Fahrzeugen in Berlin und Brandenburg tanken Kraftstoffe dieser Raffinerie. Ähnlich hoch sind die Zahlen für die Versorgung der Flughäfen der Region mit Flugbenzin. Die PCK-Raffinerie, rund 120 Kilometer nordöstlich von Berlin gelegen, verarbeitet derzeit noch rund 220.000 Barrel russisches Rohöl pro Tag. Doch diese Tage sind gezählt.
      Die Bundesrepublik Deutschland will ab dem 1. Januar 2023 freiwillig kein russisches Öl mehr nutzen. Diese Entscheidung hat massive Auswirkungen auf die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt. Mittels Öl-Tankern zum Hafen Rostock und der bereits existierenden Pipeline von der ostdeutschen Hansestadt nach Schwedt können derzeit maximal 60 Prozent der Auslastung gesichert werden und dies auch nur in der bisherigen angedachten theoretischen Planung. Als nötig für einen funktionierenden Betrieb von Schwedt gelten aber mindestens 75 Prozent Auslastung. Ob diese Auslastung über den Hafen von Danzig machbar ist, steht noch in den Sternen und dann muss die Lieferung über Danzig und Rostock wie am Schnürchen klappen. Mir schwant schlimmes….

  9. Hi Mengel,
    wirtschaftlich UNUMKEHRBAR ist das nicht.

    Wie Escobar schreibt, ist dies eine Kriegserklärung an Deutschland. Jetzt kann (UND MUSS) der Druck umgekehrt werden:
    1. Polen muss die Jamal-Pipeline öffnen.
    2. Hilfen an Ukraine höchstens noch bei maximaler Lieferung von Erdgas. Die ukrainische Naftogaz muss zahlen – oder sie wird enteignet.
    3. EU-Ölembargo wird ersatzlos gestrichen, Schwedt muss wieder auf “Vollgas” arbeiten.
    4. Der schuldenfinanzierte Umlagen- und Entlastungs-Zirkus wird ersatzlos in die Tonne befördert.
    5. Die (noch) zur Verfügung stehenden Energieressourcen müssen voll ausgeschöpft werden (AKW müssen unbefristet weiterlaufen, französische AKW-Probleme schnellstens reduziert werden, etc.).
    6. Es muss mit Hochdruck geklärt werden, ob und wann BEIDE NS-Pipelines wieder instandgesetzt werden können.
    7. Sanktionen müssen ersatzlos gestrichen werden.
    etc.

    1. Das NATO Ziel heißt: “to keep the Americans in, the Russians out and the Germans down”.

      Du willst dich doch wohl nicht mit dem Weltdiktator anlegen?

  10. Hi wrmfr,

    da gebe ich dir Recht. Meine Analyse war wohl zu sehr an der Realität statt an der Vernunft ausgerichtet. Deine Punkte treffen die Vernunft, welche “unsere” Regierung nicht besitzt. Ich hoffe, du bekommst in der Realität recht, doch mein Verstand zweifelt.

    Tobias Riegel auf den NDS bringt auch einen neuen Gesichtspunkt in die Antisanktiondebatte ein. Er schreibt, dass nach dem Terrorangriff auf NS1 und NS2, wahrscheinlich durch die USA begangen, jetzt die Möglichkeit in der Protestbewegung besteht, dass man die Loslösung von der USA und den Austritt aus der NATO wieder als Forderung in einer breiteren Bevölkerungsschicht verankern kann.

  11. Mal ein redaktionelles Anliegen, denn in Bezug auf Autor und Verortung von “Moon of Alabama” scheint es in der deutschen Blogosphäre und bei Alternativmedien so einige Verwirrung zu geben.

    Herr Neuber von Telepolis stufte den Blog vor ein paar Tagen als reine “US-Seite” ein und schrieb ihn obendrein fehlerhaft “Moon of Alamaba” (https://www.heise.de/tp/features/Kopftuch-ab-Wie-Medien-in-der-Iran-Krise-versagen-7275264.html). Frau Henn von RT DE bezeichnet den Herausgeber immer wieder als einen “ehemaligen NVA-Offizier” und Frau Schweitzer schreibt heute: “Hinter dem Blog (…) steckt ein Deutsch-Amerikaner und ehemaliger Vietnam-Veteran”. Ja was denn nun? Deutsch-amerikanischer NVA-Offizier mit Vietnam-Erfahrung?

    Zumindest Frau Schweitzer scheint einer alten Fehlinfo aufzusitzen, denn der MoA-Autor hat ihre Charakterisierung schon vor Jahren zurückgewiesen: “I am not American, never been U.S. military, never been in Vietnam, never been in Richmond, don’t know Tom Butt and am not conservative. Pic isn’t of me.” (https://www.moonofalabama.org/2018/01/) Vielmehr lebt er wohl in Hamburg (https://www.moonofalabama.org/2022/03/then-i-woke-up-and-saw-this-wtf.html) und ist (West-)Deutscher (https://www.moonofalabama.org/2017/09/a-german-election-analysis.html).

    Natürlich klingt mein Post jetzt nach völlig unwichtiger Nebendiskussion. Wen juckt’s von wo der MoA-Autor bloggt und wo er in seiner Vergangenheit so alles gewirkt hat? Aber wenn mir als Leser bereits bei so kleinen Randaspekten Zweifel kommen, frage ich mich einfach, was ich von der (Recherche-)Qualität des restlichen Artikels halten soll. Ich weiß, die Medienlandschaft ist ein schnelllebiges Geschäft. Doch vielleicht können Frau Schweitzer und die Overton-Redaktion, bevor sie solche Einstufungen vornehmen, zukünftig ihre Texte nochmals prüfen. Zur Not können sie die Blogger ja bei Rückfragen kontaktieren. MoA finden erreichen Sie zum Beispiel hier: MoonofA@aol.com

    Danke im Voraus!

  12. Im US-Internet gibt es bekanntlich kein Impressum, sondern nur die meist wenig aussagekräftige Private Policy. Im Falle von Moon of Alabama kommen Sie allerdings gut weiter, da About Moon of Alabama einigermaßen aussagekräftig ist. Für Ihre speziellen Fragen müssten Sie an den Administrator mailen.

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    You can reach the current administrator of this site by emailing Bernhard at MoonofA_at_aol.com (replacing _at_ with @).

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  13. Zitat: “Während in Europa klar zu sein scheint, wer Nord Stream gesprengt hat, Putin nämlich…”

    Verschwörungsmythen “Das Böse in uns selbst” => https://www.deutschlandfunk.de/verschwoerungsmythen-das-boese-in-uns-selbst-100.html

    Ich würde sagen in “Europa” bezieht sich wohl auf die Mainstream-Presse und die Regimes in Europa oder wurde wer anderer befragt? Wie wir wissen vom Deutschlandfunk ist obige Aussage ein Verschwörungsmythos.

    Zitat: “Röther: Mythen, die spielen ja auch in Religionen wichtige Rollen. .. Die ganze Welt wird regiert von einer bösen Macht. Das sind dann meistens Juden und Freimaurer, Zionisten und Illuminaten. Darüber vielleicht Dämonen, Reptiloide. Und die kontrollieren angeblich alles. ”

    ist noch die alte Version weil da die Russen noch fehlen!

    Mutmaßlich müssen die westlichen Mainstream-Medien und, unsere nein, die westlichen Regime folglich Rechtsextreme und Antisemiten sein, weil sie religiös an Verschwörungsmythen glauben 😉 q.e.d.

  14. Danke für den informativen Text mit US- Einschätzungen zur Sabotage der Nordstream-Piplines. Mich würde Mal interessieren was Ex-US-Präsident Donald Trump dazu zu sagen hat? Gibt es schon Sticheleien gegen US-Präsident Biden wegen seiner Aussage im Beisein von BK Scholz? Ist ja schon, oder bald, wieder Wahlkampf in den USA. Würde mich echt interessieren ob es von Trump schon Aussagen dazu gibt und in welche Richtung die gehen? Gruß Bernie

    1. Sorry, ich hab gerade herausgefunden Ex-US-Präsident Donald Trump hat sich dazu geäußert:

      “[…]Nach Nord-Stream-Lecks: Trump will nun mit Putin verhandeln – und warnt vor Weltkrieg[…]”

      Quelle und kompletter Text:

      https://www.fr.de/politik/trump-putin-weltkrieg-nord-stream-pipelines-sabotage-usa-russland-ukraine-91819945.html

      Während unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heute gefaselt hat (Paxloxid schuld? Corona-Nachwehen?) wir wären bereits mit Putin im Kriegszustand, und der Philosoph Precht hätte Unrecht mit seiner Bereitschaft mit Putin zu verhandeln?! ?!

      Idee:

      Steckt Lauterbach in eine ukrainische Uniform und ab an die neue Ostfront mit ihm wenn er so kriegsgeil ist…..das er uns schon im Krieg mit Russland sieht…..- und so etwas ist Gesundheitsminister *kopfschüttel* – ich bin entsetzt…..*schock*

      Gruß
      Bernie

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