Buchmessen sind ein Schaulaufen der Eitelkeiten. Wer eine besucht, weiß über Verrücktheiten oder allerlei intellektuelle Dummheiten zu berichten.
Die Leipziger Buchmesse, das ist klar, ist politisch. Sehr politisch. Ich habe auch nach drei Tagen Buchmesse immer noch keine Ahnung, was der große deutsche Roman der Saison ist, aber an politischen Bekenntnissen fehlt es hier gewisslich nicht.
Alle sind stramm gegen Nazis. Das finde ich gut. Zum Glück habe ich keinen einzigen Nazi auf der ganzen Messe gesehen, aber es kann nicht schaden, dagegen zu sein. Es könnte ja einer auftauchen. Man könnte natürlich als spätgeborener Widerstandskämpfer dahin gehen, wo es Nazis gibt und die konfrontieren, aber da gibts wahrscheinlich keinen Cappuccino und es wird nicht gegendert.
Gendern gegen Nazis
Alle auf der Messe schluckauf-gendern; zwar nicht das Fußvolk, aber die Vortragenden:innen. Es ist faszinierend, zu lauschen und irgendwie auch kunstvoll, als ob jemand einen Apfel mit einem Messer zwischen den Zähnen schneidet.
Andererseits, das nimmt der Message viel von ihrer Überzeugungskraft, ähnlich wie jemand, der eine wichtig politische Botschaft in einem Clownskostüm vorträgt. Man möchte diese Leute immer auf dem Kopf tätscheln und sagen, “there, there …”.
Aber zurück zu den Nazis. Es gab beispielsweise eine Veranstaltung “Journalismus gegen Rechts”, bei der uns David Schraven von Correctiv erklärte (wir erinnern uns: das sind die Anti-Nazis, die gegen Remigration kämpfen), dass es voll nazifizierte Gegenden in Deutschland gebe, wo der Nazi-Bäcker Nazi-Brötchen an den Nazi-Schreiner verkauft. Da könne man nichts mehr machen.
Es schloss sich eine Debatte an, ob die Polizei beim Bekämpfen von Nazis Feind oder Freund sei. Die Meinungen waren geteilt. Übrigens nicht nur auf diesem Podium: Andernorts wurde eine Flugschrift vorgestellt: “Generalverdacht: Wie mit dem Mythos Clankriminalität Politik gemacht wird”. Tenor: Eigentlich sei das mit den Clans bloß eine durch die böse Polizei “herbeifantasierte Bedrohung”. Ich bin mir nicht sicher, wem man damit einen Gefallen tut; also, Immigranten bestimmt nicht.
In der gleichen Halle – war es Halle 4? Irgendwie sehen die Hallen in diesem Jahr alle gleich aus – war ein breiter, breiter Stand, der gegen die AfD kämpfte. AfDler gabs weit und breit ebenfalls keine, aber auch hier kann man nicht vorsichtig genug sein. Ich bin sicher, hätte es welche gegeben, wären sie erschrocken fortgelaufen.
Das Volk verpetzen
An dem Stand wies ein handgemaltes Plakat mit vielerlei Verbindungsstrichen auf sämtliche Verschwörungen der rechten Medien hin. Es wirkte so, als habe Agent Mulder es aufgehängt, um die Querverbindungen zwischen Verdächtigen an der Kennedy-Ermordung und der UFO-Anhängern zu demonstrieren, nur bunter.
Zu diesem Stand gehörte auch, oder vielleicht klebte er nur dran, Thomas Laschyk, der die Website “Volksverpetzer” betreibt – war die Domain Weststasi.de bereits vergeben? Laschyk hat sich der Aufklärerei gegen Fake News verschrieben und hat zu diesem Behufe ein (halbwegs) neues Buch herausgegeben, wo er uns erklärt, wie man Fake News erkennt, nein, entlarvt!
Aus seiner Biographie oder aus der Website erschließt sich irgendeine Qualifikation fürs Faktchecken allerdings nicht. Faktchecken scheint hier eher als Synonym für korrektes Meinungshaben missverstanden zu werden. Und die eigentliche Funktion von Volksverpetzer ist offenbar, Spenden einzutreiben und T-Shirts zu verkaufen.
Andererseits dient die Website aber auch dazu, steuerfinanzierten Aktivisten mit der rechten Gesinnung eine Plattform zu bieten. Die Finanzierung – nicht direkt an Volksverpetzer, aber doch an manche Autoren – läuft über das “Zentrum Liberale Moderne” von Ralph Fücks. Fücks ist ein ehemaliger Funktionär des Mao-treuen KBW, Kommunistischer Bund Westdeutschland und genau die Person, die ich mir als moralisches Leuchtfeuer suchen würde, wenn ich, Gottbehüte, eins bräuchte.
Gerne verweist Volksverpetzer in Zirkelschlüssen von einer hyperwoken Webseite auf die nächste, die einander in ihrem Weltbild bestätigen, im Vertrauen darauf, dass schon keiner die Details liest oder gar überprüft.
Beispielsweise behauptet Volksverpetzer, dass die Gewalt gegen queere Menschen in Deutschland immens steige und dass die meistens von Rechten komme, und verwies dazu auf die “Faktenfinder” der Tagesschau. Aber selbst bei diesen tapferen Nazibekämpfern findet sich kein Wort dazu, wer nun eigentlich diese vielen Gewalttaten gegen Queere verübt. Da steht nur, dass es eine hohe, hohe Dunkelziffer sowie gewaltige, gewaltige Aufklärungsdefizite gibt.
Der Sohn des Polenschlächters
Auf einer anderen Bühne stritten; nein, redeten aneinander vorbei: Niklas Frank und Voihn Sasa Vukadonovic, die beide ihre neuen Bücher vorstellten, wobei das von Vukadonovic leider noch nicht fertig war. In diesem geht es darum, wie “fatal die Konsequenzen einer Haltung sind, die nur noch in Kollektiven zu denken vermag” (Klappentext des Quer-Verlags). Das Buch ist also eher anti-woke (denke ich).
Frank wiederum ist der Sohn von Hans Frank, der “Schlächter von Polen”, Hitlers Generalgouverneur im besetzten Nachbarland. Unter seine Herrschaft wurde Polen zerstört, Hunderttausende von Polen ermordet und polnische Juden in KZs verschleppt und umgebracht. Er wurde in den Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilt.
Wie man sich vorstellen kann, wuchs Niklas Frank schwersttraumatisiert auf, und rechnet nun in Büchern mit seinem Vater ab. Sein Vaterproblem hat er inzwischen auf alle Deutsche erweitert, denen er generell “schwer rechtslastiges Verhalten” vorwirft.
Sein neuestes Buch heißt: “Zum Ausrotten wieder bereit? Wir deutschen Antisemiten – und was uns blüht.” Also, ich möchte wirklich nicht von dem Sohn des Schlächters von Polen in die Gesamthaftung für dessen eigenen Vater genommen werden. Auf der Buchmesse erklärte Frank: “Mit der richtigen Regierung wären wir wieder bereit zum Ausrotten”, auch hier: bitte kein anbiederndes Wir. Speak for yourself, kiddo.
Als potentielle Opfer sieht Frank die Flüchtlinge, vor allem die aus dem arabischen und muslimischen Raum. Dagegen Vukadonovic: Es habe gerade erst antisemitische Aufmärsche in Deutschland gegeben, das waren keine Deutschen, “die hießen nicht Svenja oder Michael”. Die größte rechtsradikale Organisation seien die (türkischen) Graue Wölfe, die hätten drei Mal so viel Mitglieder wie die NPD und seien Antisemiten, die auch Aleviten, säkulare Türken und Kurden bedrohten.
Flüchtlingsfeindlichkeit beklagen, aber Nachwuchs auf Privatschulen schicken
Aus Sicht des Volksverpetzers wäre Vukadonovic wahrscheinlich ein Rechter. Vukadonovic kritisierte auch linke amerikanische Juden wie Judith Butler, deren Queer-Theorie darauf abzielt, dass “männlich” und weiblich” keine natürlichen Kategorien sind, sondern konstruierte. Weiß Judith Butler, dass sie in Deutschland kritisiert wird? Möglicherweise, aber ich glaube nicht, dass es sie kümmert.
Ein mindestens so großes Problem sei Butlers Haltung zu Israel in Zeiten des Krieges, mit der sie in den USA linker Mainstream ist — inzwischen ist sogar Chuck Schumer, unser Senator von New York, zu den Netanjahu-Kritikern übergelaufen. Vukadonovic aber hält sie und die gesamte linke “Dekolonisierungs-Bewegung” an den amerikanischen Hochschulen für antisemitisch. Damit steht er auf der Buchmesse nicht alleine da. Hier sind alle zuverlässig anti-Nazi, aber linke Juden, die den israelischen Militäreinsatz in Gaza kritisieren, sind die Bösen.
Aber Frank mochte weder die Grauen Wölfe noch die Dekolonisierer of Color mental an sich heranlassen. Das größere Problem seien die deutschen Vertriebenenverbände, meinte er. Er beklagte außerdem die fehlende Debattenkultur in Deutschland. Das habe er gemerkt, nachdem er seine Tochter auf eine private britische Boarding School geschickt habe, wo sie viel über Debattieren gelernt habe.
Eine private britische Boarding School? Holla, die Waldfee! Warum bringen eigentlich Leute, die sich über deutsche Flüchtlingsfeindlichkeit beklagen, ihre eigenen Kinder in exklusiven ausländischen Privatschulen unter? Könnte seine Tochter nicht auch was von syrischen oder ukrainischen Mitschülern lernen?
Die einzig ehrliche Politikerin in Deutschland
Zuletzt lobte er noch Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Die sei die einzig ehrliche Politikerin. Strack-Zimmermann, FDP-Frau und Rüstungslobbyistin, meinte kürzlich, die Bundeswehr müsse neu ausgerichtet werden, mit einer “konfrontativen Stellung gegenüber Russland als Feindbild”. Ich bin sicher, das sah Hans Frank ähnlich.
Nicht nur auf dem Messegelände, auch in der Stadt laufen Veranstaltungen, viele davon in der Runden Ecke, der früheren Leipziger Stasizentrale. Kurz nach dem Krieg war hier das Hauptquartier der US-Army, bis die im Juli 1945 abzogen und die Stadt verabredungsgemäß den Sowjets überließen. Man sieht also, auf Amerika als Befreier von den Russen kann man sich immer verlassen.
Ich gehe da gerne hin, weil man es sich danach klarer vorstellen kann, was passiert, wenn die Woken mal die Macht übernehmen. Diesmal wurde ein Buch von Michael Wala über den Geheimdienstkrieg im geteilten Deutschland vorgestellt, danach sprachen unangepasste DDR-Bürger über ihre Erlebnisse mit der Stasi. Zusammenfassung: Die Stasi war irgendwie nicht so tolerant mit den Abweichlern.
Zuletzt war ich bei der Vorstellung einer Walter-Ulbricht-Biographie von Ilko-Sascha Kowalczuk, die kürzlich bei C.H. Beck erschienen ist. Kowalczuk stellte das Buch zusammen mit seinem Freund Wolf Biermann vor, ja genau, der Wolf Biermann!
Ulbricht war der langjährige Staatschef der DDR, der die DDR quasi gegründet hat und dann die Mauer bauen ließ, damit sie nicht “auslief”, wie Biermann sagte. Es ist ein Doppelband, der zusammen 2.000 Seiten hat. Das sei für ein geschichtliches Werk aber keineswegs ungewöhnlich lange, sagte Kowalczuk, der unter anderem auf eine siebenbändige Mussolini-Biographie mit (ich vermute mal) 7.000 Seiten verwies. Das werde ich mir notieren, wenn ich mal wieder einen überlangen Roman pitche.
Von den richtigen Leuten erschossen
Kowalczuk und Biermann verströmten beide eine befreiende moralische Klarheit, abgewogen und nachdenklich, nicht überheblich und befreit von fataler Kollektivdenke im besten Vukadonovicen Sinne.
Biermanns Vater, ein Kommunist, war von den Nazis erschossen worden. Darüber könne er heute fast froh sein, sagte der Liedermacher, der seinen Vater in der Ulbricht-Biographie wiedererkannte: von den richtigen Leuten erschossen, und auch noch rechtzeitig, sonst wäre er womöglich so geworden wie Ulbricht.
Als die DDR gegründet wurde, sagte Kowalczuk, hätten die aus Moskau zurückgekehrten Kommunisten geglaubt, nach dem Sieg über die Nazis zu den besseren Deutschen zu gehören. Leider liefen die nicht so guten Deutschen ihnen in Scharen davon, und deshalb bauten sie die Mauer. Sie hofften, mit einer “temporären Erziehungsdiktatur” den besseren Menschen zu erschaffen. Frei nach Lenin. Oder dem KBW. Oder dem Volksverpetzer. Auswahl haben wir heutzutage ja genug.
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– Das größere Problem seien die deutschen Vertriebenenverbände –
Die Vertriebenen, zumindest die, die alt genug waren, um das Elend mitzukriegen, sind inzwischen genauso am Aussterben wie die überlebenden Opfer des Holocaust.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Vertriebenenverbände heut noch eine nennenswerte Rolle spielen.
korrektiv: das heißt nicht mehr “vertriebenen” – “gefüchtetenverbände”, bitte!
Ich erinnere mich noch, wie Biermann im Bundestag (2014) die Mitglieder der Linkspartei als Drachenbrut beschimpfte.
Über den schlimmsten Drachen, der ehemaligen FDJ (Sekretärin?) für Agitation und Propaganda, Angela Merkel, sagte er keinen Ton. Dabei hat diese Frau einen großen Beitrag geleistet, um aus diesem Land eine DDR 2.0 zu machen.
Herrlich, Herzlichen Dank für die Heimatgeschichten.
moment! in dem ganzen artikel war in keiner silbe die rede von unserem innenministerium oder der NPD-nachfolgeorganisation. mfg correktiviert.
Hmmm. Irgendwie sind die Autorin und ich (als Leipziger) wohl auf zwei verschiedenen Buchmessen gewesen. Was mir auffiel, war einerseits die überbordende Verkitschung vor allem durch die allgegenwärtigen Darsteller*innen von Comic-Figuren und die völlig offenkundige – einer derartigen Veranstaltung in der DDR überaus ähnliche – Vereinnahmung der Messe durch die Partei- und Staatsführung. Die diesbezüglichen Leuchttürme waren die Reden von Scholz (einem gedächtnisschwachen Kriminellen) und Steinmeier (einem politischen Spalter und Demokratiefeind erster Ordnung). Wenn das so weitergeht, war das mit einiger Sicherheit die vorletzte Leipziger Buchmesse – aber vielleicht war das ja auch die hintergründige Absicht all dieser “Massnahmen”?
Wer kennt schon die hintergründige Absicht? Genügt es nicht völlig zu wissen, dass man einfach nur zu funktionieren hat. Das beinhaltet, mit allen Maßnahmen einverstanden zu sein und sie unverzüglich zu exekutieren. Hinterfragen bringt nur Kopfweh und lästige Dissonanzen.
Wer in der Blase bleiben will, muss dafür einiges tun. Scholz und Steinmeier machen das großartig. Super die beiden. Schade das Trampolina und der Minister für Weltwirtschaft nicht mit dabei waren. Da hat man immer sehr viel Spaß.
” „Mit der richtigen Regierung wären wir wieder bereit zum Ausrotten“, auch hier: bitte kein anbiederndes Wir. Speak for yourself, kiddo.”
Ich wäre vorsichtig, Corona hat gezeigt, dass die Mehrheit der Deutschen weiterhin bereit sind, den Blinddarm im deutschen Volkskörper auszurotten. Es bleibt nur die Frage, wer das nächste Mal der Blinddarm ist und wie weit man bereit ist dabei zu gehen. Das entscheidet übrigens nicht das Volk, sondern die Regierung, das Volk läuft einfach nur hinterher und macht den Henker.
Es war nicht nur der Staat, auch Bürgermeister, Landräte, Gewerkschaften und andere Organisationen haben zur Hetze gegen Corona-Maßnahmenkritiker, Demonstranten aufgerufen. In meiner Heimatstadt gab es während der Corona-Demonstrationen fast keine Probleme mit der Polizei , in einigen Nachbarstädten wurden Bürger gegen die Demonstranten aktiviert, wurden aufgerufen zu Gegendemonstrationen, die Antifa oft mit dabei. Hier hätte Steinmeier in einer bundesweiten öffentlichen Ansprache deeskalieren, beruhigen müssen, als Bundespräsident aller Bürger. Was nicht geschehen ist. Das ist mehr als ein Armutszeugnis, das ist meiner Meinung nach völliges Versagen im Amt.
steinmeier ein versager? nie und nimmer. bestens funktioniert der funktionär. seine vorgänger waren versager. er ist der sagenhafteste verweigerer ever.
@ Metronom
Was ist der Unterschied zwischen “Staat” und seinen gewählten Verwaltungschefs in Form von Ministerpräsidenten, Bürgermeistern und Landräten? Der gegenwärtig existierende Territorialstaat unter der Bezeichnung Bundesrepublik Deutschland” praktiziert keine klare Unterscheidung von Judikative, Exekutive und Legislative.
Auch die Parteien selbst haben in der Coronazeit die eingeschränkte Demokratie praktiziert und sich nicht allein bei Demos und öffentlichen Kundgebungen dem verordneten Gesundheitsschutz unterworfen, sondern auch die Einschränkungen der internen, parteilichen Meinungs- und Willensbildung hingenommen, Impfnachweise verlangt, Veranstaltungen abgesagt, Sitzungen ausfallen lassen oder den Zutritt zu Versammlungen nur mit negativem Testergebnis ermöglicht… . Dazu brauchte man keine selbsternannte Antifa. Fast alle Parteien bevorzugen jetzt medial vermittelte Diskussion, statt einer Debatte unter leibhaftigen Menschen. Das heißt im Klartext: Eine politische Willensbildung, für die eine unmittelbare Wahrnehmung des Auftretens eines Mitmenschen zur Einschätzung seiner Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit nötig ist, wurde weitestgehend zur Randerscheinung gemacht. Cancel Culture ist nur die Spitze des antidemokratischen Eisbergs.
Das anonyme und weitgehend inhaltsleere Geplapper in sozialen Netzwerken wurde herbeigeführt. Nichts, gar nichts, entwickelt “sich” grundlos.
Passt doch alles ganz wunderbar zusammen. Vertrottelte dummschwätzende Rentner vereint mit denunzierenden Enkeln garniert mit Leuchtzwergen. Denke, unser gegenwärtiges gesellschaftliches Niveau wird dort gut repräsentiert.
Ich habe mich überwiegend in Halle 5 aufgehalten, aber auch da blieb einem Biermann nicht erspart. Hier war der Anlaß eine Übersetzung von Gedichten/Liedern von Bulat Okudshawa durch Ekkehard Maaß. Das Publikum kam in den Genuß einer Biermannschen Darbietung eines dieser Lieder, welches er selbst (ohne Russischkenntnisse) übersetzt bzw. nachgedichtet hatte. Er ersparte uns nicht die Feststellung, daß diese Nachdichtung selbst nach Auffassung des Dichters (den er mal in Peredelkino getroffen habe) besser sei als das Original, und natürlich könne er, Biermann auch viel besser Gitarre spielen als O., der ja eigentlich nur 3 Griffe beherrscht habe, usw.usw.
Immer noch derselbe selbstgefällige Fatzke, wie man ihn kennt und nicht ausstehen kann……
Das “Lied” wurde entsprechend auch eher gebellt als gesungen, zweimal, damit man die geniale Nachdichtung auch überdeutlich genießen konnte.
Ich habe trotzdem wegen der Verlage, die mich interessierten, noch ein paar Stunden ausgehalten, aber mir geschworen “nie wieder”. Das Gedränge wie der Lärm waren unerträglich und für den Zirkus der Mangakids bin ich einfach zu alt. Da begnüge ich mich lieber mit den Literaturbeilagen der Medien bei einem guten Glas Rotwein zuhause auf dem Sofa…..
Er hätte sich schon als Dissident Nr.1 ein Ehrensold verdient und nicht nur kümmerliche Künstlerhilfe für die Kulturschaffenden.
Ein guter Deutscher dieser Wolf Biermann wahrlich ein Guter Mann
Die Manganummer auf der Buchmesse ist natürlich auch absurd und die Kids sind übrigens meist Erwachsene. Ich kenne Vierzigjährige, die sich derart aufführen. Wie es aussieht, geht die Infantilisierung der westlichen Gesellschaft ungebremst weiter. Oder bin ich bloß nicht in der Lage, die Qualität der literarischen Vorlagen zu erkennen?
Aber verglichen mit Biermann, ist das eine überaus sympathische Szene. Aber das ist unfair. Wem würde man das nicht zugestehen, wenn man ihn mit Biermann vergleicht?
der rote wein sollte aber auch nicht allzu gut sein, sonst säuft man sich nachher auch noch die hässlichen bücher schön. wenn doch nur die leber lesen könnte….
Politisch stand Biermann stets in der Nähe einer Fernsehkamera.
– Wiglaf Droste
Genau!!
Sind hier die Leser der jw gelandet? Oder hat er das noch bei der taz geschrieben?
Danke für die Bestätigung meiner Wahrnehmung, dass auch auf Overton Argumente nur in seltenen Fällen zählen, sondern in aller Regel die Zuordnung zu Erzeugnissen, die man für Zentralorgane hält.
dann mann doch lieber das bier in dosen! und das “wir” möglichst auch lieber in einzelnen dosen!
Der bessere Mensch gedeiht im Miteinander.
Ich weiß nicht, ob die Autorin ihren Ärger über den Streik in Leipzig überwunden hat. Wenn nicht, hat sie ihn jedenfalls produktiv gemacht und einen richtig guten Text abgeliefert. Die von ihr Beschriebenen und Verspotten wurden vor meinem Auge sehr lebendig. Zumal ich mit dem Typ vertraut bin. Ich weiß nur nicht, ob die nicht längst die Hegemonie haben und das fühlt sich nicht gut an. Vorsichtig ausgedrückt. Würde man die im Deutschen üblichen Kraftausdrücke verwenden, wäre man noch immer weit von Übertreibungen entfernt.
Von linker Theorie und politischer Analyse sind die sowieso so weit entfernt, wie der IS von islamischer Theologie, aber sie haben es geschafft, dass ihr phrasenhaftes Gestammel als „links” wahrgenommen wird. Und nein, das ist nicht schön. Wie sagte mir mal ein Typ, den ich kennenlernte: Wieso bist du denn ein Linker? Du bist doch eigentlich ganz in Ordnung.
Bei der Beschreibung Franks allerdings, lief es mit schon kalt den Rücken runter. Verstehe ich es richtig, dass er die Leichen seines Vaters zu Geld macht und nun mit der Strack zusammen Russenleichen will? Vielleicht, damit sein gut und behütet erzogener Nachwuchs dereinst Bücher über Dad schreiben kann. Das nenne ich mal väterliche Fürsorge!
Es sind wirklich Zeiten, um richtig schlechte Laune zu haben. Da ist es eine Wohltat, zwischendurch einen richtig guten Text zu lesen.
Wo hat sich die Autorin denn da rumgetrieben? Das war doch nur eine Parallelveranstaltung zum eigentlichen Event des Jahres, MCC. “Die Manga-Comic-Con ist Teil der Leipziger Buchmesse – eine einzigartige Verbindung, die für ein wunderbares Miteinander sorgt.” “Cosplay ist die schönste Möglichkeit, seine große Liebe zur Literatur auszudrücken.” (Leipziger Messe GmbH) Der Autorin hat wohl das passende Kostüm gefehlt.
was, der MCC (mainzer carneval club) war auch auf der buchmesse? um seine dädäääh-büttenverse von bauchrednern aus den bäuchen der bücher schallen zu lassen? oder als kleine springteufel zwischen buchdeckeln zu versteckeln? faszinierend, was sich geistzeitlose marketingmacher heute so alles einfallen lassen. dieser geschäftstüchtige faschistensohn, der als vampirromanautor sein ein- und auskommen gefunden hat, ist da ja noch ganz old-school. seine business-geschulte tochter wird dagegn schon das passende correctiv finden, um ganz im sinne ihrer vorfahren das gestörte werk vollenden zu können. nach dem studium noch ein blutschnupperpraktikum bei marieagnes KZ und der karriere sollte nix mehr im weg stehen. walhallamarsch!
Meine Frau ist eine türkischstämmige Alevitin und mit mir, einem Deutschen mit lediglich Binnenmigrationshintergrund, verheiratet. Meine Frau hält die Grauen Wölfe in Deutschland und der Türkei für gefährliche Faschisten und in Deutschland für eine mindestens genauso so gefährliche Bedrohung wie deutsche Nazis. Sie ist aus politischer Überzeugung gegen elitäre Privatschulen und für ein Recht auf gleiche Bildung für alle. Und sie hat auch Bedenken gegen die Verwendung des Begriffs der Clankriminalität, aber wiederum nichts gegen die Abschiebung von Straftätern, wenn rechtsstaatlich möglich, auch wenn sie aus diesem Milieu stammen. Meine Frau hat mir, dem Deutschen im Frankschen Sinn, bisher nie „schwer rechtslastiges Verhalten“ vorgeworfen. Das liegt ausschließlich an mir selbst, obwohl schon meine Großväter und -Mütter auch in der Nazizeit blieben was sie vorher schon waren, nämlich ehrenwerte Sozialdemokraten. Aber diese Deutschen hat meine Frau leider nicht mehr kennengelernt. Ich leite bezüglich der Bewertung meiner Person natürlich auch nichts aus Leistungen meiner Vorfahren ab. Schließlich kann man weder Schuld noch Leistungen seiner Vorfahren erben. Meine Vorfahren wussten aber genauso wie meine Frau und ich heute, dass man Menschen nicht in Schubladen steckt. Wenn Herr Frank nun wirklich allen Deutsche generell „schwer rechtslastiges Verhalten“ vorwirft, halten meine Frau und ich das für „rechts“.
Ich habe eine Weile gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen, den du beschreibst. In meinem einstigen politischen Umfeld war immer irgendwie klar, dass es eine geerbte deutsche Schuld an allem Bösen gibt, wobei man sich selbst, da man sich so eindeutig positionierte, mühelos ausschließen konnte.
Schon merkwürdig.
Aber ich denke auch, und so verstehe dich, dass ich nur und ausschließlich für das verantwortlich bin, was ich selbst in meinem Leben getan habe. Ich will jetzt auch nicht so tun, also ob ich da auf alles stolz sein könnte. Bei weitem nicht. Aber ich bin nur für mein Handeln verantwortlich, nicht mal für das meiner Eltern, die aber auch nach dem Krieg noch Kinder waren. Wer das für selbst anders sieht -und da stimme ich der Autorin uneingeschränkt zu- kann das ja machen, soll aber für sich selbst sprechen. Nicht für mich und alle Deutschen.
Und nein, aus dieser Haltung ist nicht abzuleiten, dass ich es ok finde, Juden zu ermorden. Daraus ist gar nichts abzuleiten, außer das, was da steht: ich bin verantwortlich für mein Tun, und nur dafür. Und ich versichere, dass ich nie einen Juden ermordete und es auch in Zukunft ganz sicher nicht tun werde.
Abgesehen davon, dass ich von dieser folgenlosen Bessermenscherei die Nase voll habe. Die kostet nichts, ist ohne Bedeutung für das Subjekt und dient nur dazu, sich selbst moralisch zu erhöhen. Ich bin ja nicht sehr bibelfest, aber sind das nicht die Pharisäer: Herr wir danken dir, dass wir nicht sind wie Jene?
jetzt stellen Sie beide die welt aber allzu überkomplex dar. das müssen wir (ja, auch Sie alle(!) sind mit wir gemeint) dann wohl nochmal korrekiv faktenchecken und in eine bücherfreundlichere sprache übersetzen.
Köstlicher Artikel 👍🏻
stimmt!
Was vermittelt eine Buchmesse schon anderes als dass selbst die besten Bücher heute nur noch eine Ware sind?! Auf einer Ebene mit Waschpulver oder Zitronen.
Kein Buchgeschäft kann einem diesen Eindruck der Bedeutungslosigkeit der Inhalte und Autoren besser vermitteln.
Welcher wirkliche Bücherfreund wird auf einer Messe seine Zeit verplempern?
War das schon mal anders? Oder handelt es sich um einen Versuch, vergessen zu machen, dass fast alle Bücher, die es wert sind gelesen zu werden, zur Zeit ihres Erscheinens verboten wurden und ihre Autoren verfolgt?
Ähnlich wie bei Weinen gibt es auch bei Büchern „Sammler“. Der Inhalt ist ihnen egal.
Diese Schreiberlinge werden hoffentlich bald durch KI ersetzt.
… die diese dann selbst programmiert haben? von mir aus. aber die rezensionen dazu möchte ich dann doch lieber von einer echten eva schweitzer lesen, statt von einer rezessiven künstlichen dummheit.
Da wird sich die KI aber große Mühe geben müssen, für ihre durch sie selbst produzierte zukünftige Kundschaft verständlich zu werden.
“Auf der Buchmesse erklärte Frank: „Mit der richtigen Regierung wären wir wieder bereit zum Ausrotten“, auch hier: bitte kein anbiederndes Wir. Speak for yourself, kiddo.”
Ja und Nein. Ich glaube sofort, dass sich eine bereitwillige Menge finden würde, die Spaß am Ausrotten hat. Das aktuelle Kriegsgeschrei in Politik und Medien spricht Bände. Die würden sofort wieder Jaaaa brüllen, wenn die Zeit gekommen wäre.
Würden alle das tun? Nein. Haben auch damals nicht. Aber es waren genug, um die anderen zu übertönen. Mitgefangen, mitgehangen könnte man sagen. Wir sind jedenfalls nicht immun und die Art und Weise, wie ein ordentlicher Debattendiskurs von Politik, Medien und auch Teilen der Gesellschaft mantramäßig unterdrückt wird, obwohl wir alle Nachrichtenoptionen via Internet und VPN zur Verfügung haben, kann nur erahnen lassen, wie sehr die NAZI-Propaganda via Volksempfänger freies Spiel hatte.
Wir könnten jedenfalls später nicht mehr sagen, dass wir nichts gewusst haben. Das, was aktuell geschieht, geschieht wider besseren Wissens, um einer Ideologie zu huldigen.
“Man könnte natürlich als spätgeborener Widerstandskämpfer dahin gehen, wo es Nazis gibt und die konfrontieren, aber da gibts wahrscheinlich keinen Cappuccino und es wird nicht gegendert.”
Vielen Dank für diese Entlarvung des heute orgiastisch zelebrierten Gratismutes allüberall. Hier eine Möglichkeit und Chance mal echten Mut aufzubringen, Zivilcourage zu beweisen:
Auch dieses Jahr werden auf den Ostermärschen wieder Menschen sprechen, die nicht für Frieden sind, sondern andere Völker und deren Repräsentanten verunglimpfen und verteufeln werden – schön eingepackt in billigem Friedensgewäsch.
Andere Völker und deren Repräsentanten verunglimpfen – aber nicht etwa unsere “Verbündeten” und “Wertepartner” an die wir zurecht Botschaften zu schicken hätten – sondern vielmehr genau die, die die aktuell aufgerufenen Feindbilder sind. Primär natürlich Russland.
Wenn man sich klar macht, an wen sich denn die Botschaften deutscher Demonstrationen richten können – das ist völlig eindeutig zuerst das deutsche Volk selbst, dann die Repräsentanten Deutschlands, also Regierung, Minister, etc., und dann vermittelt durch deutsche Politiker auch an unsere “Partner” und “Verbündete” – dann kann man sehr einfach erkennen, wer die Redeplattformen auf den Ostermärschen sinnvoll nutzt – und wer sie schändlich missbraucht.
Wir müssen uns endlich im klaren darüber werden: alle Organisationen und aktivistischen Kräfte wie Gewerkschaften, friedenspolitische Organisationen, NGOs, Vereine, etc. sind inzwischen massiv unterwandert von Einflussagenten, die fremde Interessen lügnerisch und heimtückisch als vernünftige Meinung und akzeptierter Standpunkt der jeweiligen Gruppe die sie unterwandert haben, verkaufen.
Kein Platz für verkappte Kriegshetzer auf den Ostermärschen!
Wer nicht genau hinhört, und wer applaudiert nur weil alle anderen auch applaudieren, macht sich mitschuldig.Lasst nicht zu, dass die Ostermärsche zu Kriegstrommeln missbraucht werden!
Buht offene und versteckte Kriegshetzer und Gegner der Völkerverständigung aus! Zeigt Zivilcourage!