Otfried Preußler und die Preußen in Bayern

Otfried-Preußler-Gymnasium, Pullach
Rufus46, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

In Pullach will man den Namen der Otfried-Preußler-Schule ändern. Der Kinderbuchautor sei schließlich als Teenager in der Wehrmacht gewesen. Darüber entscheiden Leute, die immer ihren Hintern im Warmen behalten durften.

Als ich noch klein war, war meine Mutter Organistin bei einer der drei evangelischen Kirchen in Ingolstadt, die nördlichste Stadt von Oberbayern. Trotz der Nähe zu Franken war Ingolstadt damals noch erzkatholisch und zwei der drei Kirchen waren brandneu.

Sie waren für die Flüchtlinge gebaut worden, die nach dem Krieg gekommen waren, aus Ostpreußen, Schlesien, aus Böhmen und Mähren, dem Sudetenland. Die neuen Kirchen waren voll mit alten Frauen, auch ein paar Männer dabei, die alle seltsam traurig waren. Das heißt, auf mich wirkten sie damals alt, sie waren wahrscheinlich erst vierzig oder fünfzig.

Das sympathische Deutschland heißt Bayern

Die Bayern waren von dieser Flut von Flüchtlingen nicht gerade begeistert. Für sie kamen die Protestanten aus dem verhassten “Preußen”, was irgendwie jeden einschloss, der außerhalb von Bayern zugezogen war, vielleicht noch mit der Ausnahme der Baden-Württemberger. Und von denen gab es wenige.

Die Flüchtlinge behielten meist für sich, woher sie kamen und was sie erlebt hatten. Die Bayern, vor allem die Oberbayern auf dem Land, waren recht kommod durch den Krieg gekommen, mit der Ausnahme des zerbombten Münchens, einst die Hauptstadt der Bewegung, woran sich nach dem Krieg allerdings keiner mehr erinnerte. Waren es nicht die Preußen in Berlin, die den Krieg angefangen hatten?

Bayern hatte das Glück, in die Hände der Amerikaner gefallen zu sein, und die fanden die Voralpen, die bajuwarischen Schlösser, die Zwiebeltürme der Kirchen (der katholischen), die Biergärten, das Oktoberfest, die Maßkrüge, die Schweinshaxn, die Brezen, die Lederhosen, die Dirndl, die feschen Maderln großartig.

Das sympathische Deutschland in den USA, das ist das ländliche Bayern. Die bösen Nazis wohnten in der Vorstellung der meisten Amerikaner in Berliner Mietskasernen. Dementsprechend wurde im Süden rasch fraternisiert. Ohnehin blieben den Bayern auf dem Land die Essenkarten, die Rationierungen und die Hungerwinter meistenteils erspart. Nur, dass die Preußen kamen, das mussten sie erdulden.

Der berühmteste Kinderbuchautor Deutschlands

In Bayern wurde auch der Bundesnachrichtendienst aus der Taufe gehoben, mit der Hilfe der CIA und ihres späteren, langjährigen Direktors Allen Dulles, und zwar in Pullach, im Süden von München. Ursprünglich hieß der Dienst Operation Gehlen, benannt nach Reinhard Gehlen, im Zweiten Weltkrieg Leiter der Spionageabteilung Fremde Heere Ost, der bekannteste, wenngleich nicht dort gebürtige Sohn von Pullach, der am schönen Starnberger See begraben ist, aber dazu später mehr.

Einer dieser Flüchtlinge in Bayern war Otfried Preußler. Preußler wurde 1923 im Böhmen geboren, in Reichenberg, heute Liberec, in der Tschechoslowakei, in eine deutsch-tschechische Familie. Er war, wie fast alle, in der Hitlerjugend und meldete sich freiwillig als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Ebenfalls nicht ungewöhnlich. Er geriet in russische Kriegsgefangenschaft, war in mehreren Lagern, wo er bis auf 40 Kilo abmagerte und sich Typhus, Malaria und Fleckfieber einfing.

Er überlebte. 1949 kam er frei, da waren die Sudetendeutschen bereits vertrieben. Er fand seine Familie in Rosenheim wieder, in Oberbayern, ungefähr fünfzig Kilometer südöstlich von Pullach. Er fand, und heiratete seine Jugendliebe aus Reichenberg, sie bekamen drei Töchter. Preußler wurde in einem Vorort von Rosenheim Lehrer und bald darauf der berühmteste Kinderbuchautor von Deutschland.

Anfangs schrieb er noch lustige, fantastische Bücher, Der kleine Wassermann, Die kleine Hexe, Das kleine Gespenst. Dann düstere. Krabat, sein Meisterwerk, ist eine beklemmende Parabel. Es geht um einen verängstigten Jungen, von bösen Kräften bedroht, der sich schließlich ein Herz fasst und mutig gegen das Böse aufsteht. Das Buch spielt im Mittelalter, ist aber auch eine Art Abrechnung mit der Nazizeit.

Hätte er den Kriegsdienst verweigern sollen?

In vielen Sprachen, in vielen Ländern ist Krabat erschienen, auch in den USA, bei der New York Review of Books. Es wurde verfilmt; zuletzt entstand eine graphische Version, gezeichnet von dem iranisch-stämmigen Künstler Mehrdad Zaeri. Preußler hat die Seele des im Krieg zersplitterten Deutschlands in die Welt gebracht.

Bayern hat die Kriegszersplitterung gut überstanden, mit der Hilfe von Maßkrügen und Dirndl und brauchte Preußler eigentlich nicht. Das bringt mich zu der Meldung des Tages: Das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach, Oberbayern, will sich umbenennen. Viele Lehrer, Eltern und Schüler sind dafür, der Fall wandert gerade durch die Gremien. Wie der Süddeutschen Zeitung, wenngleich nur indirekt, zu entnehmen ist, haben sich zwei Lehrer dahintergeklemmt, Preußler loszuwerden.

Sie haben entdeckt, dass er mit 17 Jahren einen Roman geschrieben hat, in dem er die Hitler-Jugend verharmlost. Und er war bei der Wehrmacht! Das ist wirklich erschröcklich, hätte er nicht den Kriegsdienst verweigern können? Von dem Roman hat sich Preußler früh distanziert, und ich bin mir sicher, wenn man überprüft, was diese beiden Lehrer mit 17 von sich gegeben haben, fände man auch einiges.

Es hieß auch, Preußler habe mit Pullach nichts zu tun. Nichts? Nun ja, er lebte, und arbeitete immerhin seit der Vertreibung seiner Familie aus Böhmen nicht allzu weit weg, in Rosenheim. Aber ich vermute mal, das wissen die Pullacher nicht. Preußler, das klingt nach Preuße. Sowas will der Bayer nicht. Da könnte ja jeder kommen.

Welche Entschuldigung haben die Lehrer?

Ein Argument war, in Preußlers Kinderbüchern würden Probleme mit Hexerei und Zauberei gelöst. Aus den gleichen Gründen verbrennen übrigens konservative Evangelikale in den USA Harry-Potter-Bücher. Hexerei, das ist ja satanisch!

Die Schule verkauft ihre Aktion als eine Art mutigen, rückwirkenden Aufstand der spätgeborenen Besserwissenden. Man weiß allerdings nicht, was wirklich dahintersteckt, ist es nachwirkende Fremdenfeindlichkeit gegenüber den Flüchtlingen aus dem Osten, oder ist es die übliche feige Mitläuferei mit dem woken Zeitgeist?

Oder wollen ein paar untalentierte Pauker die Chance ergreifen, sich an einem Celebrity zu reiben, um ein bisschen Glanz in ihr ödes Leben abzukriegen? Klar ist nur, letztlich zeigen die Pullacher die gleiche “Lass uns mal den Finger in den Wind halten”-Attitüde, die sie dem Autor (zu Unrecht) vorwerfen. Allein wegen solcher Leute wünschte sich man die Wehrpflicht mit baldigen Einsatz in der Ukraine.

Preußler wuchs in einer Diktatur auf, beeinflusst durch die Gleichschaltung der Nazis. Welche Entschuldigung haben die Lehrer, die Leitung, der Pullacher Schule? Und die Schüler, die sind ja im gleichen Alter wie Preußler damals, wie werden sie das einmal ihren eigenen Kindern erklären, dass sie die Umbenennung abgenickt haben? Nur Befehle befolgt? Den Lehrern gehorcht? Jung gewesen?

Bayerisch-amerikanische Freundschaft

Man habe ganz viel über die Umbenennung debattiert, hieß es von der Schule. Wahrscheinlich wurde auch Selbstkritik geübt und der Klassenstandpunkt vertreten. Dass sich 150-Prozenter, die zeitlebens ihrem Hintern im Warmen behalten haben, über Leute erheben, die in einer Diktatur ums Überleben kämpfen mussten, scheint übrigens eine Münchner Spezialität zu sein. Vor ein paar Jahren gab es eine Debatte über Erich Kästner, der aus Berlin zugezogene Dresdner, und ob sein Widerstand gegen die Nazis den hehren Ansprüchen der Schwabinger Schwatzeria genüge.

Aber wie nennen wir das Gymnasium nun? Der bekannteste Sohn von Pullach ist ja der bereits erwähnte Reinhard Gehlen. Gehlen, der den Einmarsch in die Sowjetunion vorbereiten half und Kriegsgefangene hat foltern lassen, kopierte 1945 alle Geheiminformationen auf Mikrofilm, vergrub die in den Alpen und bot sie dann den Amerikanern an. Im Tausch dagegen, nicht an die Sowjets ausgeliefert zu werden und für eine spätere Karriere mit seinen alten Wehrmacht- und SS-Freunden.

Diese vorausdenkende, den eigenen Hintern absichernde Schlauheit stünde doch der vormaligen Otfried-Preußler-Schule und ihren forschenden Lehrern viel besser zu Gesicht als ein preußischer Dichter, der sich mit seinen Lebenserinnerungen abplagt und mit seinem Gewissen ringt. Vielleicht kann man dazu noch ein Allen-Dulles-Denkmal aufstellen und die bayerisch-amerikanische Freundschaft reanimieren.

 

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37 Kommentare

  1. Helmut Kohl hat einmal von der “Gnade der späten Geburt” im Hinblick auf das Dritte Reich gesprochen. Riesenempörung. Aber waren sich die Empörten wirklich sicher, im ganzen Faschismus als Jugendliche dagegen gewesen zu sein? Dann täuschen sie sich, aber gewaltig. Ich musste den Kohl ausnahmsweise in Schutz nehmen.
    Björn Höcke kann zufrieden sein: seine AfD, die mühelos argumentativ angreifbar wäre, hat diesbezüglich wieder mal nichts zu befürchten. Vielmehr dokumetiert der Vorfall die absolute Hilflosigkeit der Gegenseite, welche nun unbedingt etwas gegen rechts tun will. Was wegen seiner Überzogenheit wiederum der AfD zugute kommen wird.
    Preussler ist von seinem Werk her ein Mensch der Moderne und als solcher ist er im Visier sowohl der Rechten als auch der woken Linken. Die sind Vorboten eines neuen Mittelalters und beide sind dabei, die Erninnerung an eine Zeit zu vernichten, in der der Erdball noch kein Friedhof war.
    “Die Zerstörung von Erinnerung als Herrschaftstechnik” ist ein Aufsatz von Theodor Adorno überschrieben. Genau das, was wir hier sehen.

    1. “Genau das, was wir hier sehen.”

      Das ist für meinen Geschmack zu hoch gegriffen.

      Ich denke eher, da sind ein paar geborene Mobber am Werken, die ihren Schülern vorführen wollen, wie man nur jegliches menschliche Verständnis und Mitgefühl ausknipsen muss, um jemanden unbarmherzig abzuservieren.

      Eher wie “Die Welle”

  2. Danke für diesen Beitrag. Diese jungen Leute haben ihre prägenden Jahre in der Nazi-Zeit erhalten. Dafür konnten sie nichts. Wehrmacht war das kleinere Übel. Meinen Vater (Jg 1926) haben sie einen ganzen Tag auf der Polizeistation “bearbeitet” sich doch zur Waffen-SS zu melden. Das wollte er partout nicht und hat immer wiederholt, er habe sich nun einmal vorgenommen, zur Wehrmacht zu gehen. Günther Grass ist bei der Waffen-SS gelandet. So what? Umbenennungen natürlich, aber doch nicht bei Ottfried Preußler. Seine Bücher gehörten zu meiner Lieblingslektüre. Bei einer Ehrung kommt es zuerst auf die Lebensleistung an. Wenn die Verfehlungen so schwer sind – wie z.B. im Falle von Wernher von Braun – dann kann es keine Ehrung geben. Aber ansonsten geht mir diese Spätinquisition auf die Nerven. Diesen Haupt- und Oberklugscheißern kann man nur raten: “Richte nicht, auf dass du nicht gerichtet werdest.”

    Kleine Geschichte aus meiner eigenen Schulzeit aus den siebzigern in Westdeutschland. Lehrer kommt in die Klasse. “Welchen Tag haben wir heute?” – Fragende Blicke. Gemurmel. “Heute ist der xx. April!” Schulterzucken. Hilfloses Umherschauen. “Heute ist Hitlers Geburtstag!” Geraune. “Das Datum muss man doch wissen!” Merken Sie sich am besten den 16. April. Da ist Charlie Chaplin geboren, im gleichen Jahr und im gleichen Monat wie der Typ aus Braunau. Gibt es in Deutschland eine Straße die nach Charlie Chaplin benannt ist? Bei google maps habe ich nichts gefunden. Vielleicht nehmen sie ihm bei uns immer noch den “Großen Diktator” übel.

      1. Was soll es denn sonst sein als ein Vorurteil? Selbst wenn es stimmen würde, ist und bleibt es ein Vorurteil.
        Allerdings kommen aqua/Ronald ohne Vorurteile überhaupt nicht vor, also wundert der Schmarn auch niemand.

      2. Ja der Preußler, wirklich gefährlich, hat schließlich auch „Negerlein“, „Chinesenmädchen“ und „Türken“ geschrieben; kommt wahrscheinlich als nächstes Argument.
        Schön das die Lehrer Zeit für sowas haben, ich dachte die hätten genug zu tun mit Inklusion und Integration. Ebenfalls werden die Schüler immer schlechter und PISA zeigt das sehr genau.
        Aber nein, das ist nicht das Problem der Lehrer, sondern einer der besten Kinderbuchautoren den Deutschland hatte. Gut klar, macht auch Sinn, nimm den Leuten ihre Werte, Erinnerungen und Identität. Da muss Platz gemacht werden für neue Werte…

  3. “Viele Lehrer, Eltern und Schüler sind dafür, …”
    Dies ist bereits Aussage genug, um den Kreis zu schließen, denn Schüler/Kinder sind das Produkt ihrer Eltern*, die in der Regel zwar auf “hohem Niveau” ob z.B der Ungerechtigkeiten oder Bildung jammern, aber den Weg seit vielen Jahren aktiv durch Unterlassung, mangels eigenen Interesses oder aus Defiziten an eigenständigem Denken ebnen.

    “…wie werden sie das einmal ihren eigenen Kindern erklären, dass sie die Umbenennung abgenickt haben?”
    Die Antwort liegt bereits in der Aktion: gar nicht, denn wie sollte man später etwas verstehen können, das die kognitive Befähigung/Bildung übersteigt?!

    Denn man kann zwar stets aus einer Mücke einen Elefanten machen, aber aus einem Aufstand der geistigen Zwerge sind noch nie Riesen erwachsen!
    Und das ist, so viel Ehrlichkeit muss sein, längst KEIN regionales Problem mehr.

  4. Ich bin für „Petra-Kelly-Schule“. Ach ne, die war ja für Frieden. Geht also nicht. Dann doch besser „Anton-Hofreiter-Schule“. Das verstößt zwar gegen den altbewährten Grundsatz, Straßen und Bildungseinrichtungen nicht nach Lebenden zu benennen. Aber damit sollten wir auch endlich mal Schluss machen. Verstorbene sind ja automatisch verdächtig, weil sie sich nicht mehr für Taurus-Lieferungen aussprechen können.

  5. Ein gelungener Artikel und genau auf den Punkt. Dankeschön! Fast alle haben im Dritten Reich mitgespielt, mal mehr, mal weniger enthusiastisch. Eine wirkliche Aufarbeitung fand in Westdeutschland nie statt, eher das Gegenteil: alte Nazis wurden zu „Demokraten“ umlackiert und kamen schnell wieder in höchste Ämter – nicht nur Gehlen. Weiss hier noch jemand, warum sich Kurt Georg Kiesinger von Beate Klarsfeld eine Ohrfeige einfing? Erinnert sich jemand an Hans „Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein“ Filbinger?

    Entnazifizierung war in Westdeutschland Privatsache, sie wurde hier nie gefördert oder gar belohnt – im Gegenteil. Man eckte an und bekam das oft genug auch zu spüren. Mein Vater, 2 Jahre nach Otfried Preußler geboren, meldete sich ebenso wie dieser freiwillig zur Wehrmacht. Seine Wandlung zum überzeugten Kriegsgegner durfte ich hautnah miterleben, auch seine Empörung über die großen und kleinen Nazis, die wieder wie Nudeln auf der Nachkriegssuppe schwammen, als ob nichts gewesen wäre.

    Otfried Preußler hat durch sein Werk hinreichend bewiesen, dass er sich vom Faschismus befreit hat. Er hatte nicht die „Gnade einer späten Geburt“, keine billige Ausrede wie der Oggersheimer – nein, er musste da durch. Nur eine Schule nach ihm zu benennen wird dieser Leistung nicht gerecht, ihm diese Würdigung abzusprechen heisst, sich der Verarbeitung unserer Vergangenheit schamlos zu entziehen.

    Darauf mache ich mir meinen eigenen Reim: Leute, die jetzt wieder Panzer und anderes Mordwerkzeug an die Ostfront schicken, können natürlich den Wehrmachtssoldaten Preußler nicht so unbedarft feiern wie die Annalena ihren Opa. Die Lehre aber, die Otfried Preußler aus seiner Jugend im Faschismus gezogen hat, die müssen sie verdrängen. In den Worten meines Vaters lautet sie: „Nie wieder!“

    Dieses „Nie Wieder!“ steht den Panzern im Weg.

      1. Danke für die Blumen. Allerdings denke ich, dass meinem Text für eine Analyse einiges fehlt. Es handelt sich in meinen Augen eher um Agitprop 😊

  6. Das Handeln dieser bayerischen Schule ist im Grunde so erbärmlich und unwürdig, dass man Mühe hat, es überhaupt zu glauben.
    Was für für Kleingeister und Opportunisten, allerdings können sie sich nicht mit ihrem jugendlichen Alter entschuldigen.
    Eine Schande!

  7. “Allein wegen solcher Leute wünschte sich man die Wehrpflicht mit baldigen Einsatz in der Ukraine.”

    Genau wie diese Nörgler an Otfried Preußler völlig über das Ziel hinausschießen, hat Frau Schweitzer ab hier den Boden der Vernunft verlassen.

    Nein, der Zweck heiligt die Mittel nicht.

    1. Die Autorin schrieb “wünschte man”, nicht “wünscht man”.
      Konjunktiv beachten; die Aussage ist somit, dass die Autorin genau das NICHT tut.

  8. Diese damnatio memoriae für Otfried Preußler ist nur das kleinräumig-provinzielle Pendant zu ähnlich gestrickten Kampagnen im Großen wie sie den Handkes, Aiwangers oder Andrej Holms widerfuhren und allen anderen, die auch nur in Nuancen von den Lehren der herrschenden Kaste abweichen oder irgendwo ein „Gefühl“ verletzt haben oder eine Mikroaggression getätigt haben könnten. Preußler hat hier bloß das Pech sich nicht mehr wehren zu können und zumindest im Rahmen jenes Schulumfelds über nicht genügend Größen und Medien zu verfügen, die ihm zur Seite sprängen.

    Die dahinter steckenden Mechanismen wurden hier bereits des Öfteren erörtert. Auch die Absichten, die damit verbunden werden. Daher nur kurz noch dieser Punkt: Diesen Leuten geht es im Grunde um die Erzeugung einer neuen Realität, die mit der eigentlichen Realität nichts zu tun hat. Man muss eine Lüge nur oft genug wiederholen, um sie wahrzumachen. Und diese Leute konvertieren nicht bloß Lügen in Wahrheiten, sie erschaffen sich gleich noch ihre ganz eigene Welt, ihre ganz eigenen Gesetze und Maximen und sie schneiden alle(s) hinaus, was sie im Rahmen ihres neu erzeugten Erdkreises nicht tolerieren wollen. Weil es sie schmerzt. Weil Widerspruch nervt. Es ist eine ganz eigene Form von „Umdeutung aller Werte“ und „Verdampfen alles Stehenden und Ständischen“.

    Man zensiert Kinderbuchautoren wegen angeblich verletzender Worte, schreibt “Triggerwarnungen” und baut “safe spaces”, während der männliche Nachwuchs mit Ballerspielen an seine spätere Tätigkeit auf den neuen Schlachtfeldern gewöhnt wird (nichts gegen Ballerspiele an sich, bin selber CoD-Master) und die tatsächlichen, tagtäglichen Verletzungen und Härten in dieser Gesellschaft (Hartz IV-verordnete Toastbrotzeit, 12stündige Maskenfolter, verreckende Obdachlose und im Altenheim verrotende Eltern) sanft aus dem Fokus genommen und unter Feinsprechblabla und Scheindebatten verschüttet werden. Man predigt “Postkolonialismus” und stürzt Statuen und Denker während man zum fortdauernden Kolonialismus des Westens und seinen Angriffskriegen schweigt und sich den Völkermord in Gaza schön säuft. Russen und Chinesen sind dafür mal (wieder) die Ultrabösen, die Feinde, die so bekämpfungs- wie (einigen zumindest) vernichtungswürdigen Anderen, während die Schandtaten von EU, NATO und sonstigem Wertewesten fein unter dem Teppich gekehrt oder in Belmarsh weggesperrt werden. Andersdenkende und regierungskritische Demonstranten sind „rechts“, „Verschwörungstheoretiker“ oder schlicht „Nazis“, während echte Nazis betreut durchs Land touren und morden können wie sie wollen oder Waffen für ihre Mordzüge frei Haus geliefert bekommen. Naturwissenschaftliche Grundsätze gelten so lange wie sie dienlich sind und werden außer Kraft gesetzt, wenn es passt – sei es bei Gender, Pandemie oder Klima und Umwelt. Selbiges gilt für Grundrechte, die nur „Privilegien“ und „Goodies“ sind, die nach Lust und Laune einkassiert werden können.

    Und daran und vielen ähnlich gelagerten Begleitprozessen ist leider absolut nichts neu – es sind nur ein paar Themen bzw. Waren im westlichen Supermarkt der Ideologien und Ängste ausgetauscht und allenfalls die Ziel- bzw. Opfergruppen erweitert und optimiert worden. Selbige Phänomene konnte wer wollte aber strukturell schon vor Jahrzehnten beobachten. Es waren bloß ein wenig anders gelagerte Feindbilder und andere Moden, aber seine Grundrechte bspw. war man bei der falschen Meinung oder Nase schon früher schnell los (Stichwort: Berufsverbot, Isolierhaft, Kontaktschuld). Mit dem Rückzug der Religion ist freilich die Wissenschaft als Ersatzort und Tempel von einigen gefunden und nun völlig vereinnahmt worden, inklusive vormals gültiger Grundsätze, die auf den neuen Konzilen verworfen und durch Heilslehren ersetzt wurden. Es ist eben ein bourgeoises System, damals wie heute. Hin und wieder werden neue Werbebanner und Fahnen rausgehängt und die alten ausgetauscht, aber der grundsätzliche Schmu bleibt immer derselbe.

    Es ist allerdings – das sei noch angemerkt – beileibe kein Nihilismus wie des Öfteren unterstellt wird, der gerade die grün-woke Kapitalfraktion prägt – deren propagierte Gesellschaftsordnung, das „New Normal“, hat seine eigenen Seins-, Erkenntnis- und Wertvorstellungen. Diese sind vielmehr genauso furchtbar regressiv wie die Konkurrenz, mit der sie rivalisieren und ihre Claims in einer kapitalistisch-imperialistisch-strukturierten Gesellschaft abstecken.

    Wenn ich mal mehr Zeit habe, schreibe ich vielleicht einen eigenständigen Artikel drüber.

    1. @ Altlandrebell

      Guten Abend,

      da haben Sie viel geschrieben, aber es hat sich wirklich gelohnt.
      Exzellenter Text!

      Mit Ausnahme der “Völkermord”-Passage (Gaza) kann ich fast überall zustimmen.
      Gleichwohl empfinde ich die israelische Kriegsführung inzwischen auch teils als unverhältnismäßig.

      Eine Anmerkung zum Begriff “Nihilismus”:
      Ich gebe zu, dass der Begriff heute veraltet wirkt und auch nur noch selten gebraucht wird. Dies vielleicht auch deshalb, weil der damit gemeinte Kulturzustand heute eben nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist.

      Nach traditionellem Begriffsverständnis bedeutet der Begriff nicht, dass man gar keine Werte oder Überzeugungen hat, sondern dass man von nichts Beständigem ausgeht und dass man insbesondere an keinen transzendenten bzw. religiösen Hintergrund glaubt, sodass es außerhalb der vom Menschen selbst definierten Zwecke und Ziele, keinen Sinn gibt. Der Mensch und seine Bestrebungen selbst als Maß aller Dinge.
      Man kann das auch als Hybris bezeichnen.
      Bei Dostojewski führt das in “Schuld und Sühne” dann bekanntlich zur Anmaßung und zur Selbstermächtigung zum Mord.

      Sie haben natürlich ganz recht, wenn Sie betonen, dass die “grün-woke Kapitalfraktion” eigene “Seins-, Erkenntnis- und Wertvorstellungen” hat, aber es sind eben Wertvorstellungen, die nichts mit einer wie auch immer gearteten transzendenten Orientierung zu tun haben. Es sind selbst entwickelte und formulierte ideologische und zivilreligiöse Wert- und Zielvorstellungen, wie wir sie in anderer Ausprägung auch schon bei der marxistisch-kommunistischen Ideologie und der nationalsozialistischen Ideologie hatten.

      Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!

      Gruß

      1. Guten Abend Herr Wirth,

        danke für Ihre Anmerkungen!

        Ich wollte – und müsste – dazu noch viel mehr schreiben, aber ich hatte mich heute parallel um ein paar andere Dinge zu kümmern. Ein paar Artikel beisteuern will ich eigentlich auch. Mal sehen…

        Zudem wollte ich Ihnen noch für Ihre letzte Antwort danken – Ihr Verweis auf Kopenhagen hat mich doch sehr zum Schmunzeln gebracht. Weniger wegen des traurigen Ereignisses, als deshalb, weil ich gerade einen klassischen Roman von Bernard Cornwell lese, welcher sich um genau jenen historischen Vorgang dreht. So klein ist die Welt! (Für interessierte Mitleser: das ist dieser Roman hier aus der Sharpe-Serie. Jene wurde in den 1990ern verfilmt und ist so ziemlich die einzige, in der Sean Bean bis zum Ende lebt).

        Ansonsten: Wir müssen gar nicht immer einer Meinung sein. Wenn Sie eine andere Meinung zu Gaza haben, ist das für doch völlig legitim. Ich teile jetzt z.B. auch nicht Ihre Positionen zu Identitäten, ich bin da eher bei Mitforisten wie @ Aquadraht, die „nur“ Mensch sind. Für mich sind die -ismen allesamt bloß Opiate, mit denen die innere Leere gefüllt oder Leute abgelenkt werden sollen (nicht, dass ich allen „-isten“ unterstelle leer oder abgelenkt zu sein!). Aber für mich kommt ein Mensch schlicht als Mensch auf die Welt. Nicht als „Buddhist“, nicht als „Neger“, nicht als „Schwede“, nicht als “Liberaler”, nicht als „Frau“, nicht als sonst was. Natürlich sind Sie Herr Wirth, Sie sind männlich, wahrscheinlich weiß und wohl aus Deutschland. Aber auf die Welt kamen Sie als Mensch – und alles danach sind spezifische, interpretierbare Zuschreibungen, die man auch ganz anders lesen und auslegen kann. Klasse und Geschlecht sind wohl noch die unverrückbarsten “Identitäten”, aber auch da sind Wechsel möglich. Mag seltsam klingen, aber ich bin schlicht für eine Welt, in der alle Menschen als gleichwertig erachtet werden und frei sein dürfen. Und ihre Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, genauso viel oder genauso wenig eine Rolle spielen wie ihre Hobbies, Charakterzüge und Haarlänge. Man könnte die Leute ja auch entlang letzterer scheiden und schubladisieren. Identität wird doch bis heute nicht plural oder idiosynkratisch, sondern einzig monolithisch verstanden – er ist weniger wert, weil er „Deutscher“, „schwul“ und / oder „arm“ ist. Insofern sind die ganzen -ismen sehr oft ausgrenzend und spaltend. Und das mag ich nicht.

        Zurück zum Thema: Ich wollte nur sagen, dass wir unsere Unterschiede haben und es doch schön ist, wenn man sich in vernünftiger Form über Differenz wie Gemeinsamkeiten austauschen kann. Umso besser, wenn man nicht völlig deckungsgleich ist, sonst mutiert man ja zum Wackeldackel.

        So, nun schnell noch zum eigentlichen Thema:

        aber es sind eben Wertvorstellungen, die nichts mit einer wie auch immer gearteten transzendenten Orientierung zu tun haben.

        Da bin ich mir eben nicht sicher. Das Feld der Religion ist ein weites und es wird nicht umsonst etwa von der „Klimareligion“ gesprochen. Ich habe es im Januar in meinem Beitrag zu den Schlüttsieler Bauern anzureißen versucht.

        Müsste ich ebenfalls weiter zu ausholen, aber es ist spät, deswegen nur dieser Punkt: nach dem Verschwinden der „klassischen“ Religion, hat man eben Surrogate wie „Wissenschaft“, „Kultur“ und andere ideologisch-überformte Bereiche an ihre Stelle gerückt, mit zugehörigen neuen Heiligen, Riten, Götzen und Opfern. Es mag somit sein, dass das Transzendente in den Hintergrund rückte oder verschwand (selbst das wäre diskutabel). Aber der Glaube an heilige Objekte, Vermittler und Offenbarung ist doch immer noch vorhanden, genauso wie der abartige Umgang mit Ketzern („Schwurbler“).

        Und von etwas Beständigem gehen diese Leute ja durchaus auch aus – ihre Unbeständigkeit, ihr permanentes Moden-, Partner- und Ortswechseln ist seinerseits auf eine ganz spezifische Weise beständig. Selbst die Apokalypse ist beständig, denn sie steht immer vor der Haustür. Und der Kampf gegen die Frevler und Ketzer – der ist auch beständig.

        Nun, Sie mögen es anders sehen. Das ist völlig in Ordnung!

        Ihnen noch einen guten Abend
        Altlandrebell

        PS: Dostojewski, da erinnern Sie mich auch gut. Den müsste ich auch mal zu Ende lesen. Irgendwie habe ich andere langen Schinken, ob Dumas, Verne oder wen auch immer, praktisch in einem Zug gelesen. Aber die Russen immer weggelegt. Vielleicht lag es an der mitunter recht durchwachsenen Qualität der Übersetzung.

        1. @ Altlandrebell

          Hallo, da ich gerade Zeit habe und nachher nicht mehr, anrtworte ich Ihnen jetzt schon.

          Zu den russischen Romanen:
          Ich kenne diese Schwierigkeiten beim Lesen! So habe ich z.B. “Doktor Shivago” nach etwa zwei Dirittel auch zur Seite gelegt. Ich glaube, der grund ist ein ganz banaler: Es sind die komplizierten russischen Namen! Mehrteilige Namen. Und dann die schiere Fülle der Personen.

          Zum Thema “Religion bzw. Zivilreligion”:
          Wir sind da durchaus einer Meinung. Deshalb habe ich ja auch das Wirt “Zivilreligion” verwendet. Auch Sicht eines gottgläubigen Menschen kann ein Glaube, der nicht dem Göttlichen gilt, aber per definitionem nur als Ideologie, Kult, Zivilreligion usw. bezeichnet werden, und zwar auch dann, wenn die Anhänger der Zivilreligion ihren höchsten Wert als Surrogat sozusagen zum Goldenen Kalb erheben und vergöttlichen. Aber Sie haben natürlich recht, dass diese – ich nenne es mal – Ersatzreligion, durchaus die äußerlichen Merkmale einer Religion hat: ein höchstes Gut/Wesen, Dogmen, Glaubensbekenntnisse, Sünde, Buße, Ketzer.
          Ich muss das nicht näher ausführen, Sie dürften mich verstehen. Es ist letztlich eine Definitionsfrage von “Religion”.
          Ich stimme Ihnen zu, dass das ein sehr interessantes Thema ist, es erleichtert uns das Verständnis der Gegenwart und ihrer partiellen Wahnhaftigkeit.

          Seltsamer Zufall, dass Sie gerade über jene Geschehnisse von 1807 lesen. Habe gerade die Zusammenfassung gelesen. Die unbekümmerte Art, wie die Briten hier einmal wieder ihre “Helden” feiern, ist ja bezeichnend für das ungebrochene und völlig unkritische Verhältnis der Angelsachsen zur eigenen Geschichte.

          Ich lese gerade (erneut) das nette und doch gar nicht so platte Büchlein “Generation Doof” (2008).

          Kurz zur Identitätssache:
          Sich nur als Mensch fühlen. Okay.

          Sie schreiben:
          “… aber ich bin schlicht für eine Welt, in der alle Menschen als gleichwertig erachtet werden und frei sein dürfen. Und ihre Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, genauso viel oder genauso wenig eine Rolle spielen wie ihre Hobbies, Charakterzüge und Haarlänge. Man könnte die Leute ja auch entlang letzterer scheiden und schubladisieren.”

          Der Punkt ist, dass sich die Menschen selbst unterscheiden und schubladisieren WOLLEN.
          Ich erinnere noch einmal über meine Gedanken zum Thema Ähnlichkeit. Das Ähnliche und Vertraute ist einem näher und man bevorzugt es. Das ist bei jedem Menschen so. Auch bei Ihnen. Das Ähnliche und Vertraute zieht uns an. Das ist eine Art Naturgesetz, dem sich immer nur wenige Einzelne – wie vielleicht Sie und einige andere – entziehen können. Für die übergroße Mehrheit lässt sich die Regel, dass Nahes, Vertrautes, Ähnliches und Bekanntes bevorzugt wird nicht aufheben – sondern bestenfalls unterdrücken. Dass Unterdrückung und Verdrängung aber negative Folgen haben, ist auch bekannt. Auch die Globalisten, die Lifestylelinken oder die echten Linken umgeben sich eben am liebsten mit Ihresgleichen! Und die Migranten ohnehin. Jeder.
          Ein anderer Leser, dessen Namen mir leider entfallen ist, schrieb dazu gestern “jeder ist Rassist”. Das ist wahr.

          Da die Menschen aber verschieden sind und es auch bleiben – nach Aussehen, Sprache, Religion, Denkweise, Mentalität, Verhalten, Wertvorstellungen, Sitten & Gebräuchen usw. – wird es immer und immer wieder eine bewusste und gewollte Selbstzuordnung zu bestimmten Gruppen geben. Immer wird es “Wir” und “Ihr” geben! Die Menschen selbst wollen nicht bloß Mensch sein. Sie können es nicht.
          Das wird nie enden, und das lässt sich auch nicht beenden.
          (In gewisser Weise ist das die Tragik der Linken.)

          Außerdem haben wir es permanent mit dem Prozess neuer Ausdifferenzierung zu Gruppen mit bestimmten Merkmalen zu tun. Die Welt selbst, und zwar auch die Menschenwelt, tendiert von Natur aus zur ständigen Ausdifferenzierung und Selbstorganisation. Auch Sprachen differenzieren soich permanent aus, bilden neue Abkömmlinge: Latein -> Italienisch, Französisch, Spanisch usw., Englisch -> englisches Englisch, amerikanisches Englisch, astralisches Englisch, indisches Englisch usw.
          Vereinheitlichungswünsche widersprechen also den Naturgesetzen!
          Es geht hier nicht um Wollen, Wünschen oder für gut befinden.

          alles Gute und Gruß
          Es handelt sich hier um eine Art Naturgesetz.

  9. Mal sehen wann diese Fanatiker auf die Idee kommen Hans Scholl zu canceln:
    Denn der war “… ab 15. April 1933 ein zunächst begeistertes Mitglied der Hitlerjugend und nahm anfangs Führungsposten im Jungvolk der Hitlerjugend ein. […] Am 1. Mai 1935 wurde er gleichwohl vom Jungzugführer zum Fähnleinführer befördert […]Noch 1935 hatte er als einer von drei Fahnenträgern aus Ulm am „Reichsparteitag der Freiheit“ der NSDAP vom 10. bis 16. September in Nürnberg teilgenommen.”

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Scholl

    1. Ja, da muss man wirklich mal ran. Unglaublich, wie man das all die Jahre unter den Tisch gekehrt hat. Aber es stimmt, dass unsere politische Klasse vollkommen verstrahlt ist. Sie können auch anders.
      Vor Jahren halte die L INKE im Bundestag m mal angefragt, mit viele Minister der Republik zuvor ein der NSDAP waren. Man ahnt es – es waren viele. Aber man beschied die Fragenden, dass man nicht einfach sagen dürfe, dass ein Mitglied der Nazipartei ein Nazi gewesen sei. Schließlich war auch Schindler in der NSDAP.

  10. Selten ein so überzeugendes Argument für die Wehrpflicht gelesen. Genau genommen noch nie. Schöner Text, auch wenn ich den geschmähten Autoren nicht kannte. Ich weiß nicht, ob er in der DDR verlegt wurde. Ist mir jedenfalls nicht über den Weg gelaufen. Nicht als ich Kind war und nicht, als ich selber Kinder hatte.

    Mit den Bayern hatte ich hinter der Mauer auch nichts zu tun und meine Vorstellungen dürften gar nicht so anders gewesen sein, wie die der von der Autorin beschriebenen Amis. Ich bin zwar geborener Preuße und selbst meine polnischen Verfahren, die dereinst nach Berlin zogen, waren tatsächlich Preußen. Mein Bild von Preußen wurde von Franz Mehring geprägt und wer mal Texte von ihm zur Geschichte Preußens in die Hand bekommt, sollte sich rantrauen. Sind auch nach hundert Jahren sehr gut zu lesen. Fan dessen, was man unter “Preußen” versteht, wird man da aber nicht. Da muss man Treitschke – die Juden sind unser Unglück – nehmen. Den nannte die 100-Tage-Kaiserin Victoria sehr zutreffend einen “Irren” und besuchte zusammen mit ihrem Gatten, dem 100 – Tage – Kaiser von 1888, demonstrativ einen jüdischen Gottesdienst in Berlin. Nicht, dass wir hier oben keinen üblen Antisemitismus hatten und noch vieles andere, vor allem einen Staat, der wie eine Kaserne organisiert war. Man muss schon sehr schräg unterwegs sein, um das zu mögen. Und ja, die Mehrzahl der preußischen Juncker waren so stumpfsinnige Bastarde, wie man sie sich vorstellt. Eher schlimmer. Aber dieser paranoide Antisemitismus war schon sehr Süddeutsch / Österreichisch. Ein Blick auf die Anklagebank in Nürnberg belegt das. Diese merkwürdige Art, sich selbst freizusprechen und jegliche Schuld nach Berlin zu delegieren, die die Autorin beschreibt, habe ich auch kennengelernt. Die Genese dieser Phantasie wird in ihrem Text gut beschrieben. Klingt logisch. Und wenn die Idee meine süddeutschen Landsleute, oder einen Teil von ihnen, glücklicher leben ließ, sollen sie es von mir aus pflegen. Und was die wokeschistische Neigung betrifft, ständig Sachen zu suchen, die ihren hohen und höchsten moralischen Ansprüchen nicht genügen – das können wir hier oben auch ganz gut. “Wir sind ein Volk”, oder so….

  11. Klasse, Gehlen als Namensvetter für das Gymnasium passt. Dann hat die Nazisuchende Seele endlich Ruhe.
    [Sarkasmus Ende]
    Ganz ehrlich, diese Inquisitoren und Inquisitorinnen sind sowas von Volltrottel. Publicitygeile Volltrottel. Wir hatten einen OB , der war in der HJ, na und, wie Millionen andere Deutsche. Verdammt, die in behüteten Verhältnissen aufgewachsenen Personen erdfreisten sich, über jemanden zu urteilen, der im Faschismus groß geworden ist. Ich schreibe diesen Heuchlern und Pharisäern eine in ihr Stammbuch:
    “Was kümmert Dich der Splitter im Auge Deines Bruders, entferne erst einmal den Balken vor Deinem eigenen Auge.
    Mehr ist diesen Volltrotteln nicht zu entgegnen.

  12. Vielleicht tut es Herrn Preußler ganz gut, wenn sich diese Schule nicht mehr mit ihm schmückt.
    Die Zeiten, in denen man aus seinen Fehlern noch gelernt hat, sind einfach vorbei.
    Haltung ist gefragt.

    – Bei aller Emotion, das mit der Wehrpflicht sollte sich die Autorin nochmal überlegen.

    1. In den Kasernen könnte man noch in den 80igern den faschistischen Atem spüren, zumal es von eindeutigen Bezügen in deren Namen geradezu wimmelte. In der Grenzlandkaserne in Flensburg hing im Offizierstrakt eine Bilderreihe zu der glorreichen Leistung der Wehrmacht bei der Verlegung eines Kommunikationskabels bis zur Front in Russland. Die Zehntausenden Russen, die man allein wegen der Geheimhaltung der Lage des Kabels ermordet hatte, waren kein Thema. Denn das Kabel durften die Russen, Belarussen, Ukrainer schön selber verlegen. Unter Aufsicht, versteht sich.

  13. In meiner Jugend habe ich, so wie auch viele meiner Freunde und Schulkameraden, mich immer voller Verwunderung gefragt, wie das alles passieren konnte im frühen letzten Jahrhundert mit dem Erstarken des Nationalsozialismus und dass ein eigentlich doch gebildetes Volk es so überwiegend geduldet und mitgemacht hatte.

    Jetzt erleben wir gerade, wie es funktioniert: In ganz kleinen, vielfach leisen Schritten wird Hass, Denunzierung und Ausgrenzung in die Köpfe der Menschen reingebracht und gefüttert. Und ab einem gewissen Zeitpunkt hat das dann Wurzeln geschlagen und wächst immer schneller. Und dann hat der Fachismus die Demokratie abgelöst. In der Politik wie im Alltag.
    Wir erleben gerade tatächlich, dass Geschichte sich doch wiederholt.

    1. «Wir erleben gerade tatächlich, dass Geschichte sich doch wiederholt.”

      Nur wenn wir nicht aus ihr lernen. Sonst allenfalls als Farce, wie der allererste Marxist ganz richtig feststellte. Das Bemühen, der Schule den Namen Otfried Preißlers zu nehmen, zielt genau darauf: uns der Möglichkeit zu berauben, aus Geschichte zu lernen.

      Die Ironie liegt darin, dass diese Cancel-Vögel uns gerade durch ihr Manöver wieder an die Vita eines begnadeten Kinderbuchautors (also nicht Habeck) erinnern. Diese unfreiwillige Dialektik verschafft uns vielleicht die Chance, am Ende doch noch über unsere Kriegshetzer lachen zu können: Im Grunde ihres Wesens sind Hofreiter, Zack-Zimmerflak, Miesepeter Kiesewetter oder das Annalenchen doch lediglich Karikaturen jämmerlicher Witzgestalten, deren humoristisches Potential der Entdeckung harrt.

  14. Ich bin da groß geworden und zur Grundschule gegangen, als Bayern in den 1960ern noch tief schwarz-bräunlich war.

    Aiwanger und Söder wollen da heute wieder hin zurück:
    EIN Freistaat, EINE Staatspartei mit ihrem kleinen braunen Bruder im Bierzelt und heute an die dritte Stelle verdrängt: EINE Religion.

    Mein Held war damals der Schwabinger Ex-Berliner Erich Kästner. Sein Foto zierte das Volksbegehren 1967 für die Auflösung der Konfessionsschulen. Als Fortschritt galt damals, dass die evangelischen Schulklassen nicht mehr in Baracken unterrichtet wurden, sondern im Schulgebäude der regulären staatlichen (=katholischen) Grundschule – streng nach Klassen getrennt: Die Gebete mehrmals am Tag (auch vor jeder großen Pause) mussten getrennt verrichtet werden. Da unsere evangelische Klasse zu klein war, wurde sie mit Katholiken aus der “Obdachlosensiedlung” aufgefüllt; da saß dann das Kind des evangelischen Managers aus der Siemens-Konzernzentrale neben mir und den Schmuddelkindern der immer noch sogenannten “Obdachlosen”.

    Meine katholischen Mitschüler in Oberbayern wussten nicht genau, wo dieses “Saupreißn” (Ausland) eigentlich losging: ob bereits nördlich von München oder erst nördlich der Donau? Doch von den Saupreißn ausgenommen waren alle Kinder, die ordentlich bayerisch sprachen und Fußball spielten. Auch meine Schwester spielte mit. Daher habe ich unter den Kindern keine Ausgrenzung erlebt. In den 1960ern spielten in ganz Deutschland alle Kinder draußen, und zwar Klassen-übergreifend. Aber die bayerischen Schul- und Staatsbeamten hielten mit mir, dem “zugezogenen” Kind, tausend merkwürdige Befragungen ab.

    Wir hatten eine großartige evangelische Grundschullehrerin, die mit ihrem Mann aus dem Sudetenland vertrieben worden war. Aus ihrer alten Heimat wusste sie, wie sich Minderheiten behaupten können, und behütete uns vor allen Minderwertigkeitskomplexen. Was die Sudeten in Bayern geleistet haben, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Sie brachten nicht nur kulturellen Pluralismus, sondern auch die SPD in die Kleinstädte und Dörfer.

    In der Vergangenheit waren die Ausbeutung und der Klassenkampf in Oberbayern so hart gewesen, dass hier nur die KPD wirklich Fuss fassen konnte. Dazu mehr von Max Brym “Arbeiterwiderstand in Südbayern” -> https://www.allround-tv.de/mediathek/video/buchvorstellung-max-bryms-arbeiterwiderstand-in-suedbayern

    1. Ich dachte schon, dass wir im Osten es nicht leicht hatten : Fahnenapell, Pionierversammlung, FDJ-Versammlung, Elternversammlung usw.
      Aber mehrmals am Tag beten? Nee, so verlockend klingt das jetzt auch nicht. Und dann hattet ihr, wenngleich einige Zeit später, euren Franz-Josef. Der hatte mal, leider habe ich den Anlass vergessen, erklärt, dass er der letzte Preuße sein würde, wenn es darauf ankommt. Auch das, fürchte ich, wäre nichts, was man sich wirklich wünschen sollte. Obwohl ich sicher bin, dass er mit seinem “preußisch” genau das meinte, was ich auch darunter verstand.
      Beim großen Tausch der Dichter, als ihr den Sächsischen Saupreußen Kästner bekommen habt, bekamen wir den Bayer Brecht. Der war in Berlin ganz gut gelitten. Außer in den zwölf Jahren, als hier die Österreicher und Süddeutschen das Sagen hatten.

      1. In den Jahren nach dem Mauerfall habe ich auch öfters die bayerische Zwangsbekehrung mit FDJ und SED verglichen. Der Vergleich liegt nahe. Logo gab es in Bayern keinen Knast voller Staatsfeinde wie in Bautzen, aber die bekannten Lieder von Konstantin Wecker über den Willy und die Hexenjagd erzählen ebenfalls eine Wahrheit!

        Wenn ich Bayern heute drauf anspreche, sind ihnen die Zustände der 1950er und 1960er oft peinlich. Da will kaum jemand hin zurück. Aber die Einheitspartei-Zustände (mit Söder und dem verlogenen Bayern-AfDler Aiwanger) und ihr Mobbing Andersdenkender gibt es bis heute.

        — Bayerns Regierung spielt voller Ernst ihre Staatsoperette: Ich bin’s nicht (Ich wars nur 35 Jahre lang), mein Bruder ist’s gewesen! (Das Auschwitz-Flugblatt des jungen Aiwanger, für das er sich – warum? – nicht entschuldigen kann.)
        — In Berlin wird im Theater gespielt: “Ich bin’s nicht, Adolf Hitler ist’s gewesen“ -> https://taz.de/Dann-singt-er-vom-Rebben-der-brennt/!1554033/

        Ebenfalls die bekannte Drohung gleich zur Begrüßung der 5. Klasse-Schüler des Gymnasiums, durch den Einpeitsch-Lehrer der erweiterten Schulleitung: “In einem Jahr sehe ich hier die Hälfte von Euch nicht mehr.” (Bedeutet: Die Hälfte bleibt sitzen, um das Elitäre des Gymnasiums zu wahren.) – Diese Drohung an die Schüler ist heute noch üblich, sagen mir jüngere Bayern. Sie betrachten es als eine Art Bayern-Folklore.
        Für die an den Rand gedrückten ist diese Drohung sehr real. Zum Beispiel erhielt ich in den meisten Schulfächern eine Note Abzug wegen schlechter Handschrift, weil ich als Linkshänder in Bayern gezwungen war, mit der rechten Hand zu schreiben, während Linkshänder in vielen anderen Bundesländern bereits “legalisiert” waren. So gewöhnte ich mich früh daran, mich im Mittelfeld bedeckt zu halten und nicht aufzufallen.
        Bevor meine Familie dann in ein Saupreißn-Bundesland umzog, wo es an den Schulen tatsächlich viel freier zuging.

        Aber merke: Wie auch im Osten gab es zu allen Zeiten auch das andere Bayern! Sogar erzliberale Journalisten, die heute in ganz Deutschland in keinem Leitmedium mehr nach oben kämen. Der Journalist Karl Stankiewitz berichtet aus erster Hand über die Studentenrevolte des Jahres 1968 in München: “München 68 – Traumstadt in Bewegung” -> https://volkverlag.de/shop/munchen-68-2/

        Darin steht: Dass die Hälfte aller Opfer der Polizeigewalt der 1968er Jahre vom Bayern-Staat erbracht wurden. Das rechnet Stankiewitz vor: Knüppeleinsätze und Festnahmen wegen Meinungsäußerungen. Aber nicht die Hälfte aller 1968er lebten in Bayern! Sondern den 1968ern in Bayern wurde ungleich mehr Gewalt angetan als den 1968ern anderer Bundesländer. (In Schwaben / Stuttgart war’s sicherlich ähnlich, aber von denen waren viel mehr gleich woanders ins Exil gegangen.)

        Auch viele Bayern sind abgehauen. Am bekanntesten ist Seyfried. Der hatte wegen seiner legendären Bullen-Bouletten-Karikaturen, die alle Alternativblätter in ganz Deutschland zierten, so viele Gerichtsverfahren und Hausdurchsuchungen, dass er von München nach Berlin umzog, wo er bis heute lebt. Und linke Bayern, die dort geblieben sind, zählen mir im Gespräch immer einige Freunde ihres Ortes auf, die ebenfalls in die Freiheit nach Saupreißn abgehauen sind, weil sie die Repressionen zuhause nicht mehr aushalten wollten.

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