
Der Gazakrieg spaltet auch die US-Gesellschaft. Die Einordnung des Geschehens in Gaza ist die erweiterte Kampfzone.
Brüllende Studenten, stoische Polizisten, solidarische Professoren: Vor der Columbia University in New York demonstrieren Unterstützer von Palästina. Auf dem Rasen des Campus am Broadway und der West 116 Street haben Columbia-Studenten schon vor Wochen Zelte aufgeschlagen und die Universität kurzerhand für besetzt erklärt. Die Besetzung hatte sich auf das Barnard College gegenüber ausgeweitet.
Am Donnerstagnachmittag rief Universitätspräsidentin Nemat Shafik die Polizei. Sie ließ rund 100 Studenten und Studentinnen festnehmen, darunter Isra Hirsi, die Tochter von Ilhan Omar. Die somalisch-stämmige Demokratin ist Abgeordnete für Minnesota in Washington, DC, und eine von nur zwei Muslima im US-Kongress.
Kriegszone Campus

Hirsi gehört den Gruppen „Students for Justice in Palestine“ sowie „CU Apartheid Divest“ an, die will, dass die Ivy League University ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel beendet. Gestern wurde sie von Barnard suspendiert. Die pro-israelische Gruppe StopAntisemitism, die Listen von Studenten und Professoren führt, die sie für antisemitisch hält, forderte, Hirsi die Immatrikulation zu entziehen.
Den ganzen Tag sammelten sich vor der Uni Demonstranten mit Transparenten und Megaphonen. Professoren und Studenten der CUNY, der City University of New York sind darunter, sie haben ein großes Banner dabei. Unterstützer von Israel und Palästina giften sich an; eine Frau trommelt einer anderen lautstark ins Gesicht.
Ein Mann läuft mit einem Plakat herum „Evangelicals for a free Palestine“. Polizeigitter überall, das Columbia-Gelände ist abgesperrt; nur, wer einen Hausausweis hatte, kann rein. Ungefähr so muss es im Vietnamkrieg gewesen sein.
Ein jüdischer Student verteilt Bonbons an Polizisten, während die Palästina-Freunde „Polizei-CIA!“ brüllen. Ein anderer jüdischer Student beklagt sich bei einem der Fernsehteams, dass die Stimmung an die Uni seit dem Gaza-Krieg „unbehaglich“ sei. Andere meinen, der Campus sei wie eine „Kriegszone“. Neulich haben arabische Studenten israelischen Studenten vorgeworfen, Stinkbomben geworfen zu haben. Sie konterten mit einem Plakat, das ein Stinktier mit einem Davidstern zeigt.
Google-Software zur Kriegsführung?

Uni-Präsidentin Shafik stammt aus Ägypten. Am Tag zuvor hat sie sich vor dem Repräsentantenhaus in Washington gegen Vorwürfe verteidigt, in der Columbia gebe es eine antisemitische Atmosphäre und sie tue nicht genug zum Schutz jüdischer Studenten. Ihr Auftritt wurde live auf das Campus-Gelände übertragen.
Den Abgeordneten erklärte die Uni-Präsidentin, sie habe bereits einen Professor entlassen, Mohamed Abdou. Abdou habe die Hamas offen unterstützt. Sie habe deshalb auch mehrere Studenten exmatrikuliert. Nach ähnlichen Anhörungen im letzten Dezember waren die Uni-Präsidentinnen von Harvard und Penn State über die Klinge gehüpft. Für Shafik ist das ein Stresstest. Inzwischen hat sie eine „Task Force gegen Antisemitismus“ ins Leben gerufen, mal sehen, ob das reicht.
Derweil, in Mountain View, Kalifornien, hat Google 28 Angestellte gefeuert. Sie gehören zu einer Gruppe, die gegen einen 1,2-Milliarden-Dollar Vertrag zwischen Google und der israelischen Regierung protestieren; betitelt „Project Nimbus“. Es geht um Cloud Computing. Die Gruppe nennt sich „No Tech for Apartheid“ und auch hier schwelt der Streit, der in Sit-Ins und Blockaden gipfelte, schon etwas länger.
Den Vertrag gibt es seit 2021. Nun aber, mit dem Krieg in Gaza, werde die Google-Software zur Kriegsführung eingesetzt, fürchten die Googler. Das israelische Militär stützt sich stark auf moderne Technik. Und Google-Co-Gründer Sergey Brin, der schon als Teenager in Israel war, ist ein begeisterter Unterstützer des Staates.
Wording per Memo

Google rühmt sich einer offenen, internationalen Atmosphäre – der Konzern hatte lange Zeit das Motto „Don’t be evil“, das dann aber irgendwann, irgendwo verloren gegangen ist –, aber dass Angestellte aus politischen Gründen das Firmengelände blockieren, das geht der Geschäftsführung dann doch zu weit.
Zurück in New York, geht der Kampf ebenfalls weiter. Die New York Times-Chefredaktion hat ein Memo an alle Redakteure verschickt, wie sie über den Gaza-Krieg berichten sollen. Das hat das Internetmedium The Intercept berichtet. Die Redakteure werden darin angewiesen, Begriffe wie „Genozid“, „Ethnische Säuberungen“ oder „Besetzte Gebiete“ zu vermeiden, oder eigentlich ganz zu lassen.
Auch Worte wie „Flüchtlingslager“ oder „Massaker“ und sogar „Palästina“ sollten möglichst nicht in der Zeitung gebraucht werden. Es gehe darum, Genauigkeit, Konsistenz und Nuance zu bewahren, meinte ein Times-Sprecher zu The Intercept. Das Memo stammt bereits von Ende November, ist aber erst jetzt durchgesickert.
Vorausgegangen waren Streitigkeiten zwischen der New Yorker Zentralredaktion und dem Büro in Jerusalem, für das viele arabische Journalisten arbeiten. Die Times steht auch unter dem Druck von israelfreundlichen Organisationen wie CAMERA, denen die Zeitung zu israelfeindlich ist. CAMERA beklagt sich allerdings laufend über die Berichterstattung aller amerikanischen Medien, auch der Washington Post oder CNN.
Und wie sehen die Medien das es selber? Letzte Woche gab es im Times Center an der West 41st Street, dem Veranstaltungsraum der New York Times, eine kleine Feier zur Verleihung des George-Polk-Awards, ein Preis für Investigativen Journalismus.
Keine Journalisten in Gaza
Davor fand eine Debattenrunde mit Marty Baron statt, ehemals Washington Post und Dean Baquet, ehemals New York Times, sowie Christiane Amanpour von CNN. Seit sie ein kleines Mädchen im Iran war, habe sie Journalistin werden wollen und zu Frauen wie Oriana Fallaci und Barbara Walters aufgesehen, sagte sie.
Amanpour wurde in den neunziger Jahren weltweit berühmt, als sie über den Krieg in Bosnien berichtete. Serbiens Präsident Milosevic sei eine Art Mini-Putin gewesen, sagt sie. Damals starben rund 60.000 Bosnier, viele davon Zivilisten, und 20.000 Serben. Die Zahlen sind bis heute hoch umstritten, ähnlich wie in Gaza, wo es bislang schätzungsweise 30.000 Tote gab. Zwei Millionen Bosnier wurden vertrieben.
Aus Gaza zu berichten, sagte Amanpour, sei sehr viel schwieriger als damals in Bosnien. 95 Journalisten seien in Gaza umgekommen, eine nie dagewesene Zahl. Und man müsse sehr vorsichtig sein, weil alles politisiert werde. Journalisten sei es nicht erlaubt, Gaza von außen zu betreten, nicht einmal israelischen Journalisten, es sei denn, die würden von der israelischen Armee an die Hand genommen. „Ich habe es noch nie erlebt, dass eine Demokratie Journalisten vollständig gebannt hat“, sagte Amanpour. Wenn das anders wäre, würde sich die Berichterstattung radikal ändern.
An der Columbia University stehen am Donnerstagabend immer noch Polizisten, stoisch und schützend vor den Mauern der altehrwürdigen Uni, als sei es möglich, die zu erstürmen, während die Demonstranten weiter Parolen rufen. Ein schwarzer Obdachloser kommt aus der U-Bahn und fängt unvermittelt an, die Demonstranten anzuschreien: „Get the fuck out of my country“. Keiner beachtet ihn.
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„95 Journalisten seien in Gaza umgekommen, eine nie dagewesene Zahl.“
Sie sind nicht umgekommen, sondern wurden gezielt ermordet!
Vor ein paar Wochen hat sogar ein deutscher Journalist darüber berichtet, dass seinem in Gaza befindlichen palästinensischen Kollegen eine Ausweichwohnung verweigert wurde, nachdem er seine Tätigkeit für den NDR bekannt gab.
Das Problem ist, dass die Zionisten die Financiers der US Regierung sind. Egal ob sie republikanische oder demokratisch gewählt wurde.
Ja, ganz recht Demokratie in der USA bedeutet die Wahl zwischen 2 Sorten von Vasallen der Zionisten. Von Europa möchte ich da gar nicht reden.
Nethanjahu ist ein Freund von Lord Rothshield und Zionist. Daher hat er viel mehr zu sagen als jeder US Präsident.
Und Nethanjahu ist ein emphathielose Spieler der Menschen wie Fliegen mordet und dem ich absolut zutrauen auch Atombomben auf Zivilisten zu werfen. Er ist eine Gefahr wie Hitler es war, ja noch schlimmer, da sein Verhalten einen globalen Atomkrieg auslösen kann.
Ob Ukraine, Gaza, China oder sonst irgendeinen Hotspot, es dreht sich um den Hotspot Währung, geistiges Wissen im Verbund mit einer breit gefächerten Industrie.
Die USA hatte nichts, das was sie erhielt war importiert und heute reiten sie wie wild um ihren Dollar.
Die Ära selbstlosigen Dasein ist vorbei, entweder Dollar oder Euro im Wettbewerb mit realen Währungen.
Der ganze Ausbildungsmüll seitens vom Westen ist Müll. Indien, China, Indonesien oder andere Staaten mit hoher Population, sind Märkte, diese Märkte werden bestimmt durch die historischen Begebenheiten, ob Strunz dumm oder Intteligent interessiert nicht, was von Interesse ist, das diese Leute im Business ihre Positionen durchsetzen können, ob mit Bildung oder Willkür ist nicht wichtig. Sie werden mit all ihrer ‚Dummheit‘ die Arroganz auffressen.
Das Google Projekt „Project nimbus“ ist ein Projekt zwischen der israelischen Regierung und den israelischen Streitkräften, schreibt die englische Wikipedia schon im ersten Satz https://en.wikipedia.org/wiki/Project_Nimbus
und golem.de schreibt https://www.golem.de/news/project-nimbus-dokumente-verraten-google-tools-fuer-israels-videoueberwachung-2207-167176.html
Also auch wenn es zivil eingesetzt werden könnte, ist es eine direkte Unterstützung der israelischen Armee.
Ich frage mich, wie will google denn in Zukunft mit arabischen Mitarbeitern umgehen?