Das neue und das alte Paris

Paris von oben
Yann Caradec from Paris, France, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Frankreich steht vor Neuwahlen. Und selbst Intellektuelle stellen klar, dass sie für Marine Le Pen stimmen werden.

Die vergangene Woche verbrachte ich nicht im beschaulichen New York, sondern im brodelnden Paris. Eine Stadt mit einem erstaunlich dichten U-Bahn-Netz im Zwei-Minuten-Takt. Das ist auch nötig, denn die Pariser Metro ist immer rappelvoll.

Paris bereitet sich auf die Olympischen Spiele vor, im Juli. Jeder, der kann, vermietet seine Wohnung an Touristen. Überall wird gebaut, so dass die ein oder andere Metro-Station gesperrt ist. Es gibt dauernd, wirklich dauernd Lautsprecherdurchsagen, aufzupassen, dass man nicht von Taschendieben beklaut wird. Auf Französisch und Englisch. Freunde sagen, dass “Kinderbanden” unterwegs seien. Kinderbanden?

Damals, als Mary Tucholsky dort war

Mein Französisch ist so-so, aber ich kann mich verständigen. Ich sage, “Vouz-avez un croissant du chocolat, por favor?”, und die Antwort ist “Do you speak English?” Sogar die arabischen Verkäuferinnen sprechen English. Ich hatte zwei Termine, den einen im Shoah-Museum im Vorort Drancy, zu Vichy-Zeiten ein Sammellager für deutsche, französische und belgische Juden, die nach Auschwitz deportiert wurden.

Den andere war bei einem Zeitzeugen, über neunzig Jahre alt, im 12. Arrondissement, der seit mehr als 50 Jahren im gleichen Haus lebt. Als er einzog, hatte er freien Blick auf den Eiffelturm, inzwischen wurde das neue Paris um sein Haus herum gebaut.

Der Zeitzeuge konnte sich noch an Mary Tucholsky erinnern, aber leider nur vage. Mary Tucholsky war 1941 in Paris auf der Suche nach geflüchteten Freunden gewesen; sie war Zeugin, wie eine deutsch-jüdische Widerstandskämpferin von der französischen Polizei erschossen wurde. Daran erinnert sich heute keiner mehr.

Dann wurde ich krank. Halsweh. Erst dachte ich, mit einer Überdosis Ibuprofen alle drei Stunden, Salbeitee und Halsbonbons kriege ich das weg. Ich kriegte es aber nicht weg. Ich wohnte nahe Montmartre in der winzigen Wohnung meines französischen Mitbewohners, nicht allzu weit weg vom Park Monceau, wo Kurt Tucholsky in seiner Pariser Zeit gelebt hatte, mit Mary, als sie noch glücklich waren (halbwegs).

Krank in Paris

Mein Mitbewohner weilte in Berlin und er sagte mir am Telefon, das sei ganz schwierig, man kriege in Paris keinen Arzttermin. Ich googelte “krank in Paris”; tatsächlich, man kriegt keinen Arzttermin. Aber dann fand ich das Hôpital Américain de Paris, im Vorort Neuilly-sur-Seine. Neuilly liegt ähnlich wie Drancy jenseits des Peripherique, aber zwischen schicken Villen von reichen Leuten, nicht inmitten von arabischen Arbeitervierteln, deren Bewohnern das Shoah-Memorial herzlich egal ist.

Bin ich nicht irgendwie Amerikaner? Ich rief beim Hôpital Américain an, die sprachen, natürlich, English und informierten mich, dass sie eine Notaufnahme am späteren Abend für normale Menschen hätten. Die Notaufnahmegebühr koste aber 200 Euro. Plus Behandlung. Drei Stunden Wartezeit. Aber ich bin versichert! Ich rief also beim ADAC in München an und die meinten, klar, zahlen wir, aber wir können Ihnen auch eine Liste von Ärzten in Ihrer Nähe schicken, das geht viel schneller.

Was soll ich sagen, am gleichen Nachmittag saß ich im Wartezimmer einer Praxis nahe dem Moulin Rouge mit getäfelten Wänden und erfahrenen Ärzten, den üblichen “warum kommen Sie erst jetzt”-Blick in den Augenwinkeln und zog mit einer sortierten Mischung von Antibiotika und Schmerzmitteln wieder ab.

Mein französischer Mitbewohner sagte später, “Wo hast du das her? Die sind in Paris ausverkauft!”, und ich fühlte mich ein bisschen wie damals im Osten, als wir Bückware mit Westgeld gekauft haben, aber das ist ja nicht meine Schuld.

Politisch, allerdings, tobt in Paris ein ganz anderer Kampf. Emmanuel Macron, der eher unbeliebte Staatspräsident, der auf 14 Prozent laviert, hat ebenso überraschend wie kurzfristig Neuwahlen ausgerufen. Neuwahlen des Parlaments, er selber bleibt im Amt, aber wenn er Pech hat, hat er ab Juli eine rechte Mehrheit gegen sich.

Le Pen!

Anlass: Das “Rassemblement National” hatte bei den Europawahlen mehr als 30 Prozent der Stimmen bekommen. Wir kennen das Rassemblement noch unter seinem alten Namen Front National; es ist die rechte Partei von Marine Le Pen.

Es gibt allerdings auch einen linken Block aus Kommunisten, Sozialisten und Grünen, der dagegenhalten will und ähnlich stimmenstark ist. Einen Spitzenkandidaten haben sie noch nicht, aber Linke einigen sich ja meist schnell.

Der neue Block, der Nouveau Front Populaire verspricht alles Gute und Schöne, vom ökologischen Verkehr bis zur Senkung des Rentenalters auf 62 Jahre; die Blockparteien sind aber untereinander schwer zerstritten über, klar, Israel.

Einer der starken Männer bei der Front Populaire ist der Sozialist Jean-Luc Mélenchon. Er tritt nachdrücklich für ein freies Palästina ein, beschuldigt Israel des Genozids und meinte neulich, Antisemitismus in Frankreich sei nebensächlich. Es gab seit Anfang 2024 hunderte von antisemitische Gewalttaten in Frankreich, zuletzt ein zwölfjähriges jüdisches Mädchen, die von Gleichaltrigen vergewaltigt wurde. Wir wissen nicht, wer die Täter waren, aber wir können es uns denken.

Hingegen hat sich Marine Le Pen — deren Vater Jean-Marie Le Pen einst von dem Holocaust  als “ein Detail der Geschichte” gesprochen hat — explizit an die jüdischen Franzosen gewandt und versprochen, für ihre Sicherheit zu sorgen. Vor wem? Klar.

Manche nehmen ihr das ab. Serge Klarsfeld, der weltberühmte französische Nazijäger, der zusammen mit seiner Frau Beate den Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie im bolivianischen Dschungel aufgespürt hat, will lieber Le Pen wählen als einen Kandidaten der Front Populaire, und Beate Klarsfeld denkt ähnlich.

Intellektuelle für Marine

Auch Alain Finkelkraut, ein prominenter französischer Intellektueller, denkt darüber nach (schreibt die New York Times). Vor zwei Jahren haben diese Leute noch offene Briefe gegen Le Pen unterzeichnet. Eine markante Wende also.

Die einzigen, die das wirklich nur langsam mitbekommen, ist die deutsche Presse. Die Äußerungen von Klarsfeld, die antisemitischen Übergriffe, all das zirkuliert schon sein Monaten in New York (und, ich vermute, noch länger in Paris). Die Zeitungen hier wachten erst auf, als Macron Neuwahlen ankündigte.

Frankreich könnte also im Juli eine kontrollierende Mehrheit von ganz Rechten oder ganz Linken bekommen, praktisch gleichzeitig mit den Olympischen Spielen in Paris. Wie interessant. Andererseits, wir könnten im Juli in den USA vielleicht auch beobachten, wie ein republikanischer Präsidentschaftskandidat gekürt wird, der gerade im Knast sitzt. Also, Spott steht uns nicht zu.

Zu Donald Trump hat sich Klarsfeld noch nicht geäußert. Damals unter Trump, allerdings, hat es mehrere tödliche Angriffe gegen Synagogen geben. Der Präsident, sagte Klarsfeld damals, tue nicht genug für die Sicherheit der jüdischen Bürger Amerikas. In diesen Zeiten allerdings wollte Klarsfeld noch, dass sich Trump von dem rechten Rand der Republikaner distanziere. Und heute? Alles ist offen.

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26 Kommentare

  1. wir wissen nicht, wer der Täter ist, aber wir können es uns denken, schreibt Schweitzer.

    Was ist das ? Hetze ? Nazi – Jargon ? Rassismus ? Blödheit ?

    1. Vielleicht war sie es ja selbst, jedenfalls denke ich das gerade und da wir uns das ja denken können, liege ich vermutlich richtig. Aber ich denke ja nur.

      Es geht der Frau Schweizer vermutlich darum, dass ihr geliebtes Israel nur gutes machen kann und niemals einen Genozid veranstalten könnte, deswegen erwähnt sie es. Ein Kennzeichen von Faschos ist übrigens, dass sie immer die brutalere Seite unterstützen. Als die Juden Opfer waren, fanden die Rechen sie scheiße, als die Juden Täter wurden, fanden die Rechen sie geil. Rechte sind halt immer auf Seiten der Massenmörder oder sie finden diese zumindest richtig toll, das ist vermutlich das eigentliche Markenzeichen.

  2. Nachrichten aus der liberal-jüdische Echoblase Amerikas.

    Was bin ich froh, dass ich kein Jude bin, sonst würde ich nicht in der Gegenwart leben und frische Luft atmen, sondern irgendwo vor 80 Jahren festgeklemmt sein und dort hilflos im alten Mief herumstrampeln.

  3. Beschauliches New York. Aha!
    Aber Spaß beiseite. Lese ich richtig, dass die Partei von Le Pen die Juden schützen will? Sachen gibt es. Aber ich denke schon, dass das heutige “rechts” kaum noch was mit den antiquierten und rückwärtsgewandten Hinterhaus-Nazis des Schlages einer NPD, NSU, Republikaner oder Hofmann-Truppe zu tun hat. Deswegen ist auch die “Anti-Rechts”-Kampagne im Grunde falsch und klammert die wirklichen Antisemiten vollkommen aus und macht sich damit unglaubwürdig. Dazu kommt ja, dass zu Coronazeiten alles rechts war, was gegen die Maßnahmen war. Ein weiteres Indiz, dass die Menschen den etablierten Parteien nicht mehr glauben.
    Wie heißt es so treffend: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht.
    Wobei sie (die Etablierten) nicht nur einmal gelogen haben und jetzt auch nicht die Wahrheit sagen, sondern Lüge ihr zweiter Name ist. Warum sollte das in Frankreich anders als in Deutschland sein?

    1. “Lese ich richtig, dass die Partei von Le Pen die Juden schützen will?”
      Davon kannst du ausgehen, Faschos sind immer auf der Seite der Starken, das ist ihre Natur. Hautfarbe, Religion, Nasenkrümmung – alles egal, solange es sich um starke Leute handelt. Wenn in Afrika zwei Stämme sich bekriegen, dann finden die Faschos immer die stärkeren toll so lange die auch wirklich brutal und mörderisch sind.
      Eigentlich kann man sich diese ganzen Definitionen von Faschismus sparen, da gibt es ja dutzende und das ganze Herunterbrechen auf “Faschos kann man daran erkennen, dass sie immer dem Brutaleren folgen wollen”.

    2. “Lese ich richtig, dass die Partei von Le Pen die Juden schützen will?”

      Ja, aber nur vor Arabern.
      Von Nazis war nie die Rede.

    3. Beschaulich – na klar ist Nju Jork (die schreiben sich wirklich so) beschaulich mit gerade mal 2500 Einwohnern. Ist eine Siedlung,eher ein Ortsteil einer größeren Stadt in der Ostukraine die von Deutschen Siedlern aus Jork bei Hamburg gegründet wurde, zu Sowjetzeiten umbenannt dann aber wieder in Нью-Йорк von der Ukraine zurückbenannt und mit der nächsten Stadt zusammengelegt wurde. Diese Woche wurde “New York” und alles was noch dazugehört von den Russen erobert.
      Ist so ähnlich wie mit München, das gibt es nicht nur als Landeshauptstadt von Bayern sondern als Ort mit Rittergut und ehemaliger Kurklinik in Thüringen. Da nur 97 Menschen dort leben inzwischen Ortsteil der Stadt Bad Berka.

  4. Wir wissen nicht, wer die Täter waren, aber wir können es uns denken.

    Dummerweise ist das die genau gleiche Denke, die auch hinter Antisemitismus und überhaupt jeder Art von Rassismus steht.

    Nicht hilfreich.

  5. Man muss verrückt sein, zu diesem heißen Thema einen Kommentar abzugeben. Ein Versuch nur:
    Am Vormittag des 10.06.2024 meinte ich, dass Emmanuel Macron ein Schlaufuchs sein müsste, weil er mit den kurzfristigen Neuwahlen sich selbst, seine (die Wahl verlierende) Partei und schließlich sein Land damit auf das Abstellgleis zu weiteren Entscheidungen um den Krieg in der Ukraine stellt. Vielleicht dämmert dem Westen ähnliches, was mir die ganze hiesige offizielle Aufregung verstehbarer macht.

  6. Jean Luc Mélenchon kämpft für ein freies Palästina und das ist gut so. Das sehen die meisten französischen Linksparteien genauso.

    Die Autorin verwechselt – typisch deutsch – Antizionismus und Antisemitismus. In Frankreich gibt es in der Tat fast keinen Antisemitismus. Das die arabische Bevölkerung aber den Zionismus haßt, der die Kinder in Gaza tötet, ist doch nachvollziehbar. Das ist KEIN Antisemitismus!

    Daß der Zionismus selbst Opfer der Shoa in die Irre führt, zeigt der Fall Klarsfeld. Das Gift des Rassismus scheint tief in den westlichen politischen Genen zu sitzen. Die Autorin aus den USA sollte doch wissen, die akademische Jugend in den Staaten, die zu einen großen Teil schwarz ist, lehnt den Rassismus konsequent ab. Der europäische Zionismus ist eine besondere Form des Rassismus. Diese Unterscheidung muß die Autorin noch lernen!

    Der Wermutstropfen der neuen Volksfront ist aber, diese will der Ukraine die „nötigen Waffen“ liefern. Das ist allerdings besser als die Politik von Macron, der gerne französische Truppen in die Ukraine schicken würde.

    Letztendlich ist die Welt in einen globalen, asymmetrischen, antikolonialen Krieg eingetreten. Die Völker des Südens kämpfen um ihre endgültige Befreiung von der westlichen Hegemonie. Wenn Russland in der Ukraine westliche Waffen zerstört, die dann in Palästina oder möglicherweise vor China fehlen, so ist das gut und nicht schlecht. Jede westliche Waffe, die in der Ukraine vernichtet wird, kann keine Kinder in Gaza mehr töten. Dieser Kindermord muß aufhören, sofort!

  7. Ich hab mal von le Pen was gehalten. Dann hat sie gebettelt, an Macrons Demo für den Völkermord in Gaza teilnehmen zu dürfen, Bah!
    Ich hab von Melenchon mal was gehalten, jetzt geht er ein Bündnis mit den Nazis von den Grünen & “Sozialisten” ein, bereit, den Krieg gegen Russland weiter zu eskalieren, Bah!
    Seh ich nach Frankreich, kann ich mich nur noch ekeln. Die kleine Tucke hat das Land vollständig vergiftet.

  8. Frankreich steckt mit seinen veralteten politischen und gesellschaftlichen Strukturen noch im 19.Jh. fest. Macron hat im Auftrag seiner Besitzer versucht,diese Strukturen zu zerstören und das Land zu modernisieren. Damit ist er gescheitert. Nun versuchen seine Besitzer, ihn zu ersetzen.
    Der „Auserwählte“ , für den das Land vorbereitet wird, ist Raphael Glucksmann. Fanatischer Stalinist/Zionist und Russenhasser. Die Familien Rothschild(Franz. Zweig ), Kravis (Hedgefonds KKR und Vorsitz der „Bilderberg“-Gruppe) sowie Arnault (Luxuswarenkonzern LVMH) wollen die politischen und gesellschaftlichen Strukturen Frankreichs aufbrechen und das Land zur Profitmaschiene machen. Und natürlich die Führungsrolle in der EU erobern. Deshalb haben sie einen Deal mit den Besitzern von Rishi Sunak gemacht. Dieser soll Platz machen für Keir Starmer von Labour. Das passt aber dem alteingesessenen Geldadel in GB nicht, da sie sich als Besitzer des Landes fühlen(und es real auch sind).Daher muss der alte Haudegen Nigel Farage in den Wahlkampf eingreifen um zu retten,was zu retten ist…Die Menschen in Frankreich und GB werden nicht gefragt und werden die Zeche mit weiterer Verarmung bezahlen.
    Ich glaube nicht , das die Autorin diese Hintergründe begreift. Daher nur die oberflächliche Erzählung…

  9. Le Pen sieht im Dschihadismus den Hauptgegner und sie nimmt zur Kenntnis, dass dieser in der Lage ist, dumme Linke vor seinen Karren zu spannen, indem er Lügen über Israel verbreitet. Genau so ist das nämlich. Eine Parteinahme für Israel ist da nur konsequent. Die “Pro-Palästinenser” können zwar im Netz alles niederbrüllen, das heißt aber noch lange nicht, dass ihnen der Wähler folgt. Der war von deren Auftreten eher abgestoßen.

    Dann dachte Macron, er könne mit Soldaten in der Ukraine punkten. Was ein Irrtum! Auch hier profitiert Le Pen, die als “prorussisch” eingestuft wird. Was natürlich nicht stimmt, sie lässt sich nur nicht von der Kriegshysterie anstecken. Zweimal also liegt Le Pen richtig und der Wähler sieht das auch so.

    Dann aber ist das Rassemblement die Atompartei schlechthin. Wie alle Rechtspopulisten versuchen sie, die Wende zu Erneuerbaren mit allen Mitteln zu sabotieren. Mit Erfolg übrigens. Atomkraftwerke sind in Frankreich identitätsstiftend und die Franzosen sind tatsächlich stolz auf diese alten Schrottmeiler. Der EPR, der als Ersatz für die alten Kraftwerke gedacht war, sollte 2012 fertig sein, hat aber noch kein Kilowatt abgegeben. Man kann da 100 Milliarden in den Sand setzen, ohne das geringste Ergebnis, wie die Engländer eben bei Hinkley C demonstrieren. Sie haben mehr oder weniger aufgegeben.

    Aber Le Pen hofft auf das Wunder.

    Man kann nicht zur Wahlurne schreiten, ohne eine Art von Beklopptheit mitzuwählen. Das ist das Dilemma.

  10. Liebe Frau Schweitzer,
    es ist ja geradezu putzig, dass Sie wegen Halsweh einen Arzt aufsuchen und stolz mit Antibiotika gegen die virale Infektion nach Hause gehen. Das war selbst vor Corona schon ein Zeichen erheblichen Humors. Seit 2021 sei Ihnen empfohlen den nächsten “Booster” zu vermeiden und die offiziellen Angaben täglicher Dosierungen für Mikronährstoffe zu ignorieren.
    Jedenfalls ist gut zu sehen, dass die transatlantische Begriffsverwirrung bei Ihnen besonders erfolgreich war.
    Wer die alten Begriffe wie “links” oder “rechts”, “antisemitisch” oder gar “ökologisch” usw. verwendet, geht den transatlantischen Nebelkerzenwerfern und Gesellschaftsspaltern auf den Leim.

    Wer für die direkte oder indirekte Tötung von Menschen, wie die durch Unterlassung ist, und gleichzeitig andere dafür vorschicken will, steckt sehr tief im transatlantischen Denken und bemerkt gar nicht mehr, wie das Denken, Sprache, Moral und Ästhetik pervertiert.
    Es ist schon lange überfällig die AAPD zu gründen, die Anti-Amerikanische Partei Deutschland.
    Schöne Grüße

  11. @jemp1965: Meine Theorie als Antwort auf @Hypothese:
    Sehr schön von Ihnen ausgedrückt. Wobei man vorausschicken sollte, dass nicht alles in Amerika grundsätzlich zu verurteilen wäre. Dennoch: seit Jahrzehnten kennt zumindest die amerikanische Politik nur eine Stoßrichtung, welcher man nach dem Aufwachen aus dem Dornöschenschlaf (wenn einmal erfolgt…) doch bitte etwas entgegensetzen könnte, oder? Nun zu meiner These: Manchmal frage ich mich, ob Frau Schweitzer mit Ihren hinreissenden Erzählungen aus dem “wahren” Leben vom Mindset bei Overton plaziert wurde, damit auch diese Leser hier einen von 25 Frames (wie in der damals unerlaubten und m.E. verbotenen Süßgetränke-Werbung im Kino) vorgesetzt bekommen, um unterbewußt beeinflußt zu werden? Oder soll sie nur die andere, die Mainstream-Seite verkörpern, in lustigem Gewand? Was soll das, ein schreckliches Verbrechen unter Kindern mal eben mit Antisemitismus gleichzusetzen? Wir kennen die Details nicht, wir wissen nicht, wer die Auftraggeber wären. Hat Frau Schweitzer recherchiert? Zumindest berichtet sie nicht. Aber, gaaaanz wichtig: “wir können es uns denken, wer das war”. Genau! Bei solchen Sätzen besteht die Gefahr der rein ideologischen Absicht, eingebettet in, hmmm, etwas wohlfeilen medikamentösen Humor. Frau Schweitzers “Stoßrichtung” erscheint damit klar sowie amerikanisert und mainstreamhaft. Nachtrag: Ich erinnere mich an ein wundervolles, intelligentes “Interview” auf Overton zwischen Herrn Lapuente und Herrn Brüggemann: ernstes Thema in Sarkasmus verpackt. Das wurde m.E. sehr intelligent angegangen und hat zu einer herrlichen Debatte der Foristen geführt. Sollte der Artikel von Frau Schweitzer dies im Sinn gehabt haben, bitte ich um Nachsicht, und verbeuge mich, weil diesmal ich es nicht kapiert hätte 🙂

  12. Serge Klarsfeld mag Anno Tobak seine Verdienste gehabt haben.
    Heute ist er ein seniler Greis.
    Die Jünger Netanjahustans stürzen sich derweil auf ein mutmaßliches Sittlichkeitsverbrechen.
    Deren vermeintlicher Anti-Antisemitismus ist Rassismus pur.

  13. Mittlerweile funktioniert die Presse wieder, jedenfalls auf Umwegen.
    Denken wir uns eine spektakuläre Straftat aus, über die berichteten werden muss. Mit zwei Tage lang so tun, als ob es gar nichts gab und dann zu erklären, das hatte nur regionale Bedeutung, hat man in den offiziell lizenzierten Wahrheitsmedien gelegentlich nicht den Erfolg gehabt, den man sich wünschte. Die Straftat war von der Sorte, an die ich mich von früher -bei mir die DDR- nicht erinnern kann.
    Die Meldung wird abgeschlossen mit dem Hinweis, dass gegen vier namentlich bekannte Täter ermittelt wird. Oder, das geben vier deutsche Staatsbürger ermittelt wird. Oder, dass Hauptverdächtiger ein aus Halle/Saale stammender Deutscher ist.
    Ja, man weiß es.
    Vor Jahren wurde in Holland ein Schiri bei einem vollkommen unbedeutenden Jungendfußballspiel von wütenden Eltern ermordet.
    Man weiß es.
    In Frankreich
    Man weiß es, man weiß es immer. Um so mehr, wie Meldungen so an uns herantreten, das wir es nicht wissen sollten.
    Man weiß es.

  14. Ich freue mich immer, wenn sich jemand in diesen üblen Zeiten an den dicken Berliner Autoren Tucholsky erinnert, der unsere Stadt in noch übleren Zeiten verlassen musste.
    Sonst passiert das nur noch, wenn jemand beim Googlen ein Zitat fand, das passen könnte. Irgendwie.
    Die Geschichten mit seinen Frauen habe ich vor Jahrzehnten mal gelesen, mich dafür aber nicht interessieren können und Rheinsberg hat in meinen Erinnerungen keinen Platz gefunden. Ich glaube, ich mochte es nicht, als ich es vor einem halben Jahrhundert las.

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