Ballone und Bomben

Seymour Hersh, 2004.
Institute for Policy Studies, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Die großen Medien in den USA ignorieren den Hersh-Bericht. Bei uns unterwerfen sie ihm einen Faktencheck ohne gecheckte Fakten.

Eigentlich wollte ich über das chinesische Neujahrsfest schreiben. Über das Jahr des Hasen. Das eigentliche Neujahr war zwar schon im Januar, am Sonntag aber ist die große Parade, wo junge Chinesen mit Drachen und Löwenmasken und Getrommel die Straßen von Chinatown ablaufen und Glück bringen. Hoffentlich.

China ist oft in unseren Gedanken, nicht nur wegen Corona, der Ausbeutung in den iPhone-Fabriken, wo wahrscheinlich auch Kontrollchips eingebaut werden, so dass Xi Jinping eines Tages alle unsere Kreditkartennummern hat und, natürlich, wegen dem Ballon. Ein weißer Ballon, so groß wie drei Busse, sagte das Pentagon.

His Hershness

Der Ballon sorgte hier für große Aufregung. Während Sleepy Joe den Ballon beobachten ließ, versammelten sich tief unten auf der Erde empörte Amerikaner mit Gewehren und drohten, den Ballon abzuschießen, der sich in 20.000 Meter Höhe, am fernsten Horizont abzeichnete. Es war wie in dem Film Don’t Look Up, wo der Asteroid langsam sichtbar wird. Aber lustiger. Sind wir mit China schon im Krieg?

Über China wollte ich eigentlich schreiben, aber dann passierte Sy Hersh. Die graue Eminenz des amerikanischen Journalismus schrieb – auf Substack – über die Pipeline Nord Stream 1 und 2, die, sagt er unter Berufung auf eine anonyme Quelle, von einer Taucheinheit der U.S. Navy mithilfe der Norweger gesprengt wurde (Seymour Hersh: US-Regierung ließ die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines ausführen).

Dass Russland Deutschland mit billigen Gas versorgte, war der US-Regierung immer schon ein Dorn im Auge, erst recht jetzt im Krieg in der Ukraine. Seit dem Knall kaufen wir das Gas teuer in Amerika. Im Gegenzug dürfen deutsche Firmen dann trotzdem nicht an amerikanische Firmen liefern, die staatliche Aufträge haben, denn, America First! Gemunkelt, dass die USA hinter dem Anschlag stecken, wurde schon immer, aber Hersh ist der erste Journalist, der das offen behauptet.

Hersh ist der berühmteste Investigativjournalist Amerikas, anders als Bob Woodward übrigens, der nur noch Stenograph ist, oder Ronan Farrow, der eher seinen Ödipuskomplex abarbeitet. Er hat das Massaker in My Lai aufgedeckt – dafür bekam er den Pulitzerpreis –, Folter in Abu Ghraib, das geheime israelische Atomwaffenprogramm und die Intrigen der Neocons im Pentagon.

New York Times und Washington Post: Nothing!

Seine Pipeline-Geschichte beruhte auf einer anonymen Quelle, aber das ist bei Hersh nicht ungewöhnlich, und die Quellen sind meist tief im Apparat. Manchmal macht er Fehler, klar, aber das passiert eben, wenn man in die Materie eintaucht und mit echten Menschen spricht und nicht bloß Presseerklärungen abschreibt.

Dass das Weiße Haus erklärte, Unser Name ist Hase, wir wissen von nichts, versteht sich von selbst. Aber man sollte meinen, dass andere Journalisten nun auf die Story einsteigen. Weit gefehlt. Bei der New York Times: Crickets. Gar nichts. Das ist recht erstaunlich, denn Hersh hat für die Times über Watergate berichtet. Dafür schwadronierte die Times vor kurzem in einem Magazinartikel darüber, dass sich Deutschland aber nun zur Militärmacht gegen Russland aufrüsten sollte.

Auch bei der Washington Post: Stillschweigen. Die Post hatte noch 2015 einen längeren Artikel über den Journalisten gebracht. Damals hatten sich andere Journalisten über eine Hersh-Geschichte ereifert, wonach Osama Bin Laden nicht von den USA aufgespürt, sondern vom pakistanischen Geheimdienst verraten wurde. Und dass Osamas Leiche ins Meer geworfen wurde – warum eigentlich? – sei auch nicht wahr. Wenn man das heute liest, versteht man nicht, dass sich darüber wer aufregt.

Reuters machte einen „Factbox“-Check. Der Factbox-Check beschränkte sich dann aber darauf, hinzuweisen, bei welchen Details Hersh aus Regierungsquellen widersprochen wurde, kein echter Factcheck eigentlich, zumal das Dementi des Weißen Hauses ja bereits in der recht gründlichen Originalgeschichte stand.

Beim Wall Street Journal war es nicht anders. Die ebenfalls Murdoch-eigene New York Post allerdings, ein Boulevardblatt, brachte einen erstaunlich ausgewogenen Bericht, desgleichen das noch rechtere Breitbart.com. Aber auch linke Medien wie Democracy Now und, natürlich, Al Jazeera berichteten.

Haifische waren es!

In Deutschland allerdings wird Hersh richtig erbittert angegangen. Die deutsche Presse übt sich ja gerne im meinungsstarken Wassertragen. Ich weiß nicht, welche psychologische Wallung dahintersteckt; Angst, den großen Bruder zu verärgern? Der Spiegel konstatierte einen „schwach belegten Blogbeitrag“, der nun auch noch von der russischen Propaganda ausgeschlachtet würde. No kidding, Sherlock!

Es wäre dem Spiegel natürlich unbenommen gewesen, den „schwach belegten“ Sachverhalt selbst nachzurecherchieren. Oder noch besser, dem in den letzten Monaten selber auf die Spur zu gehen. Aber dazu müsste man Originalquellen in den USA zur Verfügung haben, die man anzapfen kann, und nicht bloß meinungsstarke Metaanalytiker, die ihre Informationen gefiltert der New York Times entnehmen.

Auch die Tagesschau kündigte, tapfer, tapfer, einen Faktencheck an, der dann allerdings ausblieb. Stattdessen wurde ein gewisser Julian Pawlak von der Universität der Bundeswehr in Hamburg interviewt, der meinte, er könne sich den Vorgang, so wie von Hersh geschildert, irgendwie nicht vorstellen.

Wie war es denn dann, haben Haifische, die sich in die Ostsee verirrt haben, die Pipeline durchgebissen? Steckt China dahinter? Vielleicht war es ja dieser Killerhase aus Monty Python. Und, empörte sich die Tagesschau: Kritiker würfen Hersh vor, Verschwörungserzählungen zu verbreiten. Welche Kritiker denn, Donald Rumsfeld? Henry Kissinger? Judith Miller? Sascha Lobo? Das wüsste man schon gerne.

Faktencheck ohne Check der Fakten

Und wissen Tagesschau-Journalisten eigentlich, was ein Faktencheck ist? Das ist ein Vorgang, bei dem die Fakten gecheckt werden, ob sie sich belegen lassen oder nicht. Das ist keine Gefühlsergeherei, bei der anonyme Meinungshabende eine Plattform bekommen. Um Fakten zu checken, muss man allerdings die Fakten tatsächlich kennen und nicht bloß mutmaßen. Mir kommen die Faktchecker inzwischen vor wie Leute, die Musikkritiker werden, weil sie zum Musikmachen zu untalentiert sind.

Natürlich kann man es aus politischen oder pragmatischen Gründen gut finden, dass Nord Stream zwangsweise stillgelegt wurde, wegen Putin und so, insbesondere als Amerikaner — wobei man den Scheichs in Saudi-Arabien dann eigentlich auch kein Öl-Geld geben sollte. Es ist aber eine völlig andere Frage, ob die Geschichte von Hersh stimmt. Sonst endet man bei Palmström, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

Wir können froh sein, dass der Ballon aus China nicht über Hamburg aufgetaucht ist, sonst würde die hasenfüßige Presse wahrscheinlich spekulieren, ob sie sich die Sichtung nicht bloß eingebildet hat. Don’t Look Up! Und dass unsere Handys Spionagetechnologie eingebaut haben, ist auch bloß eine Verschwörungstheorie.

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37 Kommentare

  1. Bevor ein gewisser Jemand wieder direkt seine Jauche über S. Hersh auskippt, versuche ich zumindest den ersten Kommentar positiv zu formulieren.
    Danke für diesen Beitrag. Die Berichterstattung und die Diffamierung Hershs hierzulande ist schwer zu ertragen.

    1. Zu diesem Thema schreibt Germain Foreign Policy `Tatort Ostsee (II)´:
      https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9161
      „Hershs Recherchen werden weltweit mit großem Interesse rezipiert – auch in Ländern, die eng mit den USA verbündet sind. Die konservative Londoner Times etwa widmete Hershs Enthüllungen einen ausführlichen, fairen Beitrag.[7] Die Zeitung hatte bereits in der vergangenen Woche in einem Artikel Hinweise auf eine westliche Täterschaft publiziert; sie hatte unter anderem den ehemaligen BND-Chef August Hanning mit dem Hinweis zitiert, es habe sowohl für die USA wie auch für die Ukraine, Polen oder Großbritannien „Gründe“ gegeben, die Nord Stream-Pipelines zu zerstören.[8] Ende 2022 hatten mit der Washington Post und der New York Times zwei führende US-Zeitungen den Anschlägen umfassende Artikel gewidmet und dabei explizit darauf hingewiesen, nirgends lägen irgendwelche Hinweise auf eine russische Täterschaft vor. Stattdessen, so hieß es jeweils, seien zahlreiche Regierungsmitarbeiter auf beiden Seiten des Atlantik der Ansicht, der Anschlag müsse von einem westlichen Staat verübt worden sein.[9]

      Propaganda
      Deutsche Leitmedien dagegen sind schwerpunktmäßig damit befasst, Hershs Recherchen in Frage zu stellen und die Behauptung der US-Regierung zu stützen, nichts mit dem Anschlag zu tun zu haben. So heißt es etwa unter Berufung auf einen Mitarbeiter der Universität der Bundeswehr, „das Legen und Räumen von Minen“ gehöre bei BALTOPS „schon seit Jahren zum Programm“; zudem sei es „zumindest schwierig“, während eines multinationalen Manövers „eine verdeckte Operation durchzuführen“.[10] Dies seien „Ungereimtheiten“, die – so heißt es – gegen Hershs Recherchen sprächen. Das trifft nicht zu: Die Tatsache, dass eine Operation „schwierig“ ist, schließt die Durchführung nicht aus. Andernorts heißt es, die mangelnde Berichterstattung über die bisherige Aufklärung des Anschlags ergebe sich daraus, dass man „nur öffentlich“ mache, was man tatsächlich „belegen kann“.[11] Deutsche Leitmedien haben schon Jahre vor Kriegsbeginn jeden greifbaren Vorwurf gegen Russland wiederholt, auch wenn es nicht den geringsten Beleg dafür gab.[12]

      Die Medien im Schützengraben
      Die platte Parteinahme für die westlichen Mächte, die die deutschen Leitmedien auch im Ukraine-Krieg pflegen, sticht nicht nur ins Auge; sie ist mittlerweile auch in einer Studie im Detail belegt. Eine im Dezember publizierte Studie dreier Kommunikationswissenschaftler konstatiert etwa, in den Leitmedien werde „deutlich überwiegend“ für die Lieferung auch schwerer Waffen an die Ukraine Position bezogen; militärische Unterstützung werde zudem weithin „als sinnvoller als diplomatische Maßnahmen“ dargestellt.[13] Wer die Lieferung schwerer Waffen ablehne oder auch nur Zurückhaltung zeige, werde als „Zauderer“ attackiert. Schon im Juni hatte die ehemalige Chefredakteurin der Grünen-nahen taz, Bascha Mika, kritisiert: „Da tummeln sich Pressevertreter:innen maulheldenhaft in Schützengräben, überschlagen sich bei der Forderung nach noch schwereren Waffen, treiben die Regierung wegen angeblicher Zögerlichkeit vor sich her und spotten über die Warnung des Friedensinstituts Sipri vor einem Atomkrieg.“[14] Derlei Agitation lässt kritische Recherche – auch zum Bombenanschlag auf die Nord Stream-Pipelines – schon lange nicht mehr zu.“

      1. Interessant ist auch, wie spät die Rezeption im vom Anschlag hauptsächlich betroffenen Land begann: ich las davon zuerst in einem Blog, direkt danach als „Breaking news“ in verschiedenen osteuropäischen Medien. Erst am nächsten Tag hat sich die deutsche Presse dazu herabgelassen … nicht über Hershs Aufsatz objektiv zu berichten, sondern darüber, dass ein abgehalfterter, umstrittener Journalist eine unsaubere Theorie abgeliefert hat. Während man in Deutschland noch nicht mal das wusste, war die osteuropäische Bevölkerung schon bis ins Detail informiert. Für objektive und sachorientierte Berichterstattung muss man derzeit – ausser Overton natürlich 🙂 – leider zu den Nachbarn gehen.

        1. Ja, es entsteht schon lange kein Informationsverlust, wenn man kein ÖR und MSM aus Deutschland konsumiert.

          Was diese sogenannten Journalisten betreiben, ist billige Propaganda und reiht sich nahtlos an gewesene Zeiten an.

          Der Deutsche Journalistenverband bietet ausgerechnet einem Vordenker der deutschen Zensur, Matthias Meisner (heute engagiert bei Füchs und Becks Intriegenstadl „Zentrum liberale Moderne“), eine Plattform, um zu fordern, alternativen Medien die Finanzen zu entziehen.
          Zitat Matthias Meisner: „“Niemand will ‚alternative Medien‘ verbieten oder zensieren. Dass der russische Propagandasender RT DE offiziell nicht zu empfangen ist – inoffiziell gibt es, siehe oben, nach wie vor Möglichkeiten – ist eine temporäre Maßnahme. Eine andere Frage ist, ob es richtig ist, dass Parallelmedien steuerlich begünstigt werden, indem Finanzämter sie oder ihre Fördervereine als gemeinnützig einstufen.“

          1. Servus oskar,
            freut mich, wieder von dir zu lesen – wollte unsere anderen sinistren „VT-Aposteln“ hier fragen, ob sie über deine Absenz etwas wissen.

            Ja, ich versuche immer wieder unseren Meinungs-Lemmingen eindringlich klarzumachen, dass der Gradmesser einer funktionierenden Demokratie, eben die Meinungsvielfalt ist. Und zwar in Angebot und Möglichkeit, sie sie auch zu äußern. Leider aber ist deren Aufnahmefähigkeit derart versintert, dass man sie nicht aufbrechen kann. Leider.

  2. Gut geschrieben! Danke dafür.
    Ja, eines der größten Probleme in DE ist in der Tat Presse und ÖRR.
    Einfältig bis schlicht dumm und bösartig.
    Vollgestopft mit Propaganda. Argumente spielen keine Rolle.
    Ich ertrage es nicht mehr so richtig.

  3. Was ist mit Scholz ? Scholz wie Flasche leer !

    Scholz ist zwar Experte für vorsätzlich verfristete Rückforderungsansprüche der Steuerzahler, nun müsste er dennoch etwas sagen.
    Es stehen Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe gegen Amerika im Raum.
    Sollen diese auch verfristen, Herr Bundeskanzler ?

  4. Tja, glänzende Methode, das Thema abzuwickeln. Natürlich mit der Standardmethode des Inquisitionszeitalters, Fakten, „etwas das getan wird“, und „Wahrheit“ für dasselbe auszugeben, eine auf (fast) allen Seiten geteilte geistige Zerrüttung.
    Dagegen kann der pragmatische Umgang der „Global Times“ mit dem Thema fast wohltuend erscheinen.

    „Given previous US behaviors, Chinese experts believe that the Hersh report is highly credible … Hersh proved his credibility in his investigations on the 1969 massacre of Vietnamese civilians by US forces and US troops brutalizing Iraqi prisoners after the US invasion in 2003, which prompted Lü to believe in his latest investigation of the North Stream pipeline explosion … „Even if it’s not 100 percent accurate – exposure of such shady activity can hardly be 100 percent accurate – it’s definitely not made up out of nowhere,“ … Lü said that without an entity in legal sense to be in charge of such international disputes, it is almost impossible to establish a legal fact …“

    „Wahrheit“ und „Wirklichkeit“ seien doch bitteschön eine Frage der Macht, über sie zu bestimmen, oder etwa nicht? Daran wäre zu arbeiten, und dafür setzt das Editorial der Zeitung einen Maßstab, der weniger pragmatisch ist:

    „It is likely to become an event with the Rashomon effect in the 21st century for how the Nord Stream pipeline incident happened. But it does not mean that we should give up the pursuit of the truth, because it is not only about morality, responsibility, and conscience, but also about what kind of footnotes human beings will write for war and peace when looking back at this period of history in the future. This is very important.“

    Jetzt dürft ihr schauern oder frohlocken – das bleibt sich ganz einerlei, wie Pitt Holbers, das alte Coon, zu sagen pflegte.

  5. Bereits bei einigen Passagen früherer Artikel von Eva Schweitzer kam ich ins Grübeln, ob sie das wohl erst meint. Diesmal nun schreibt sie, wohl an die Presse gewandt, man könne es ja „aus politischen oder pragmatischen Gründen gut finden, dass Nord Stream zwangsweise stillgelegt wurde, wegen Putin und so“, aber den Hershschen Artikel dürfe man nur nach dessen Wahrheitsgehalt, also nicht nach „politischer oder pragmatischer Opportunität“ beurteilen.

    Weiß die Frau, was sie da schreibt? Die Sprengung der Leitungen wurde von der Bundesregierung als „Angriff auf die kritische Infrastruktur“ eingeordnet.
    Aber der regierungstreue journalistische Mainstream, der seit fast einem Jahrzehnt bei jeder Gelegenheit wie dressiert das immergleiche „Putin war’s!“ herauswürgt, soll nun Hershs Artikel unvoreingenommen auf seine Plausibilität hin beurteilen, die Möglichkeit einräumen, dass an den Ausführungen was dran ist und das Ganze mit den Worten „Ist ja ohnehin egal. Schließlich war die Sprengung ja nur zu unserem Besten“ resümieren.

    Und warum soll der journalistische Mainstream Schweitzer zufolge so verfahren? Weil’s hier schließlich nicht um so Kleinigkeiten wie das für und wieder der deutschen Energieversorgung geht, sondern immerhin um „His Hershness“.

    1. Ich denke, da sollte man nachsichtiger sein. Frau Schweitzer, eine vom „alternativen Milieu“ geprägte Journalistin, bewegt sich im „liberalen“ und „woken“ Milieu der US-Ostküste, zu welchem sie zumindest etwas kritische Distanz wahrt. Und die Spaltung der US-Öffentlichkeit in die beiden Hauptlager und eine Reihe „Independents“ verschiedener Couleur gestattet immerhin etwas mehr Spielraum als unsere gleichförmigen Chormedien. Daher auch ihre oft recht lebendigen und informativen Stimmungsbilder aus den Staaten. Darin liegt ihre Stärke und da kann man sie mit Gewinn lesen.

      Mit aller Höflichkeit, Frau Schweitzer ist keine Analytikerin. Und ihre Schwächen liegen in ihrem Antikommunismus und ihrer Bereitschaft, die „Narrative“ von Softcore-Holocaustrevisionisten wie Snyder/Applebaum kritiklos zu fressen und wieder herauszuwürgen. Da werden ihre Beiträge, wie der zum „Holodomor“ dann auch unappetitlich.

      Diesen Artikel fand ich nicht schlecht, als Stimmungs- und Situationsbericht, und unterhaltsam geschrieben. Das sollte genügen.

    1. Ja, er hat Hershs Aussagen mit Putins verglichen und befunden, „Hersh hat nicht zugehört“ (wörtlich), und dafür beschimpft er ihn wortgewaltiger und ausdauernder, als ich das getan habe.
      Ansonsten will er darauf bestehen, die militärischen Droh- und Einschüchterungsoperationen alliierter Streitkräfte zum Abschluss der Bauarbeiten von Nord Stream 2 seien praktisch dasselbe, wie die Sprengung von Nord Stream 1 (!!)
      (Soviel zu der notorischen Frage, warum NS2 verschont blieb, deren Antwort ich freilich nur erraten kann …)

    2. Habe diesen Text ebenfalls gelesen und da stimme ich TomGard sogar zu „beschimpft er (JH) ihn wortgewaltiger und ausdauernder, als ich (TomGard) das getan habe“ …

      Anstatt Handfestes zu finden, habe ich leider nur haltlose Unterstellungen und fantastische Interpretationen gefunden. Mir ist es leider auch nicht der Mühe wert, weiter darauf einzugehen, da es ziemlich verwaschen geschrieben ist. Ich hätte mehr von ihm erwartet. Kann jeder selbst lesen und sich ein Bild machen.

      Er benennt wichtige Eckdaten des Ukraine Konflikts. Die Art und Weise, wie er diese dann mit Hersh in Zusammenhang bringt, gleicht einem Enigma.

      1. Der Unterschied liegt darin, das John Helmer journalistich arbeitet und JH sich auf eine Person beruft und das ist dann kein Journalismus. Eher wird versucht das ein ’schwarzer Peter den anderen Black mailed.

        1. Ich finde nicht, dass Helmers Artikel guter Journalismus ist, und denke, Julia hat mit ihrer Kritik völlig Recht.

          Helmers „Argumentation“ gegen Hersh ist mehr als unsachlich, um es höflich zu umschreiben.
          Allein schon Helmers Vorwurf, dass Hersh nicht auf Putin-Linie ist, und Helmers „Recherche“, dass Hersh bisher nicht viel zu Russland veröffentlicht hat (muss man das, um über eine Pipeline-Sprengung zu schreiben?), Helmers polemisch gemeinte, aber nur dümmliche „Interpretation“ der Kreml-Reaktion usw. usf.
          Besonders primitiv wird Helmer am Schluss, indem er Seymour Hersh vorwirft, nur er selbst und seine Unterstützer wie John Pilger und Matt Taibbi zögen Nutzen aus seiner Reportage.
          Was zur Frage führt, wer denn aus Helmers Artikel Nutzen zieht.
          Das ist Helmer selbst – und eben alle, die Protest gegen die westliche Kriegspolitik unterdrücken bzw. spalten wollen.

          Egal, ob Hershs Analyse richtig oder falsch ist, wem nützt es, wenn statt sachlicher Kritik auch aus dem „Peace Camp“ mit Dreck danach geworfen wird?

          1. Herr Rötzer hatte seine Gedanken auch dazu schriftlich in seinem Artikel formuliert, liegen seine Worte näher an Hersh oder Helmers Version?
            John Helmer schreibt seit Jahren ununterbrochen, hat für viele internationale Medien gearbeitet und wurde letztendlich dazu bewegt ins ‚russische‘ Exil zu imigrieren, um dort seinen ‚beruflichen Ethos Journalismus‘ auszuüben.
            J. Hersh lebt weiterhin unbehelligt im Traumland und das obwohl er sein Land mit einer (1) unbekannten Person schwer belastet!
            Helmer regt sich darüber auf das ein „Investigativer Pulitzerpreisträger“ nicht seine Arbeit sorgfältig ausübt und gehyped wird für click&baits.

  6. Apropos Tagesschau Journalisten….gestern im ARD Brennpunkt nach der Tagesschau hoerte ich folgendes…. ( Video Min. 5:18)
    (hatte zu frueh TV angemacht)
    Frau Brucker : Idlib, das Gebiet der “syrischen Opposition“ das nicht von der Assad Regierung kontrolliert wird…… Frau Brucker bezeichnet die „HTS als syrische Opposition“…..da fehlen einem glatt die Worte bei so viel „Sachverstand“
    Der Anfuehrer dieser „Opposition“ ist uebrigens dieser Herr hier
    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Muhammad_al-Jawlani.png?uselang=fr

    Zum Thema Hersh…..Spiegel Redakteure (und nicht nur die) recherchieren nix nach, sie koennten ja aus Versehen der Wahrheit naeher kommen und das geht gar nicht. Und da dieser Terrorakt von NATO Laendern! ausgefuehrt wurde und Deutschland wohl weiss, wer der Drahtzieher ist, spielt man jetzt den Empoerten ohne Ross und Reiter zu nennen…..
    nach ein paar Jahren erfahren wir dann im Kleingedruckten, dass das Sabotageteam aus den USA und Norwegen….. bestand,
    Hersh also Recht hatte. Falls wir dann noch leben!

  7. Trotz des schwachen Schlussabsatzes versöhnt mich dieser Text ein wenig mit der Autorin, deren schnoddrige Art manches Mal dem gewählten Thema alles andere als gerecht wird.
    Die Antwort auf die Frage, die sich Schweitzer stellt, liegt allerdings auf der Hand. Es ist nur natürlich, dass es gerade die deutschen Medien sind, die partout nicht wahrhaben wollen, was Sy Hersh da dargestellt hat. Es ist ja auch allzu peinlich, ja ehrvernichtend als Lakai geoutet zu werden, der sich noch bedankt, wenn man ihm unsittlich in den Schritt greift. Auf der politischen Ebene gibts eben kein Me to. Wer die Macht hat – hat sie eben und nutzt sie auch.

    1. Ja, „Lakai“ oder „transatlantische Hofschranze“ sind die richtigen Worte.

      Es lohnt sich auch immer auf deren Gehaltszettel zu schauen. Wir wissen nicht, was sonst noch so überwiesen wird aus Murrica, wo wir nichts von mitbekommen im Zeitalter von Crypto und Offshore. Das beste Mittel gegen solche Verdächtigungen wäre eine souveränere, bessere Politik.

  8. Zum hier im Forum angepriesenen Artikel von John Helmer gegen Seymour Hersh:

    Ich finde, Julia hat mit ihrer Kritik völlig Recht.
    Helmers „Argumentation“ gegen Hersh ist mehr als unsachlich, um es höflich zu umschreiben.
    Allein schon Helmers Vorwurf, dass Hersh nicht auf Putin-Linie ist, und Helmers „Recherche“, dass Hersh bisher nicht viel zu Russland veröffentlicht hat (muss man das, um über eine Pipeline-Sprengung zu schreiben?), Helmers polemisch gemeinte, aber nur dümmliche „Interpretation“ der Kreml-Reaktion usw. usf.

    Besonders primitiv wird Helmer am Schluss, indem er Seymour Hersh vorwirft, nur er selbst und seine Unterstützer wie John Pilger und Matt Taibbi zögen Nutzen aus seiner Reportage.

    Was zur Frage führt, wer denn aus Helmers Artikel Nutzen zieht.
    Das ist Helmer selbst – und eben alle, die Protest gegen die westliche Kriegspolitik unterdrücken bzw. spalten wollen.

    Egal, ob Hershs Analyse richtig oder falsch ist, wem nützt es, wenn statt sachlicher Kritik auch aus dem „Peace Camp“ mit Dreck danach geworfen wird?

    1. Es sollte Dir einen nutzen bringen, darüber nachzudenken und nicht aus persönlichen Gründen heraus ‚emotional‘ über zu reagieren.
      Vielleicht hilft ja die veröffentlichte Plattform von SH genauer anzusehen.
      Hersh macht die USA verantwortlich und nicht den tiefen Staat und er hat eben auch das GB nicht weiter berücksichtigt und sowohl als auch die ‚EU‘.
      Wer den reellen Nutzen daraus zieht, wird im Wirtschaftsteil veröffentlicht.

  9. Das Meinungsspektrum erinnert mich an diese auf Youtube unausrottbare Szene (Kolomoysky)
    https://www.youtube.com/watch?v=NrfKZUttEwE&t=49s
    Das Video wird abgebrochen, wo’s interessant wird, wo Kolo gegenüber seinem Exkumpel, der zu den Aufständischen gewechselt ist, von der „Dritten Kraft“ zu sprechen beginnt, die damals in vieler Munde war.

    Tja, die „dritte Kraft“.
    Stellt euch doch einmal vor, Bébé – „geläutert“ – konfrontierte Blinky.

    „Also ihr ward das!“
    „Ach Quatsch! … sowas passiert halt. Da gibt es allerlei dummes Zeug … Mißgunst, Neid, Haß, alte Rechnungen, Erbfeindschaften … Belanglosigkeiten, aufgebauscht. Pipelines kann man wieder aufbauen, wenn man will. Also was nun?“
    „Wir wollen Entschädigung! RESPEKT! Garantien!“
    „So? Und wenn nicht?“
    „Dann sagen wir es unserm Volke!“

    Wie müßte die Reaktion ausfallen?
    https://www.youtube.com/watch?v=NDUndAD3XLE

  10. hieß er nicht Osama???

    „Damals hatten sich andere Journalisten über eine Hersh-Geschichte ereifert, wonach Obama Bin Laden nicht von den USA aufgespürt, sondern vom pakistanischen Geheimdienst verraten wurde. Und dass Obamas Leiche ins Meer geworfen wurde – warum eigentlich? – sei auch nicht wahr. „

  11. Klar, daß jemand meinen obigen Scherz versteht, ist wohl zuviel erwartet, und das meine ich sachlich, nicht abfällig, und deshalb schreibe ich der Ordnung halber den Begriff von Hershs „Enthüllung“ hin – begründet habe ich das unter dem relevanten Artikel genug. Es ist ein Hofschranzen- und Kammerdienergerücht. Alle wissen „ES“ aber niemand soll nichts genaues nicht wissen, das ist der Sprechraum, in dem Hersh mit seinem Stück passgenau agiert. Das ist eine Premiere, meines Wissens, oder hat er sich bzw. seinen Namen schon mal für sowas hergegeben?

    Den Shitstorm spart euch getrost.

  12. „gewisser Julian Pawlak von der Universität der Bundeswehr in Hamburg“

    Meine These ist ja schon länger, dass die zwei verkommensten und abgewirtschaftesten Organisationen in Deutschland die katholische Kirche und die Bundeswehr sind.

    Stellt sich heraus, dass die katholische Kirche NICHT Letzter ist, trotz massivem Phädophilenskandal und vieler weiterer Probleme, und der Abstand zum Letzten ist nicht annähernd knapp.

    Mir ist in den letzten Tagen vermehrt aufgefallen, wenn man „Militär“ „Experte“ „Kenner“ o.ä. liest, dass das ein Synonym für absolute Inkompetenz ist, also hirntotes Bullshit-Bingo, was oftmals nichtmal die ersten (seriösen) Hits einer Sufu übersteht. Oft sind es auch astreine Psychopathen, die z.B. behaupten, man könnte Russland besiegen direkt an ihrer Grenze und immer weiter eskalieren, auch Moskau bombardieren, Putin würde sich niemals trauen Atombomben einzusetzen und wenn doch, sei es doch eh egal. Gewinnen um jeden Preis, aber selber an die Ostfront wollen sie dann doch nicht.

    Bundeswehr-Universität ist auch immer ein Warnsignal. Mittlerweile glaube ich, dass das gar keine echte Universität ist. Jedenfalls sind die nicht seriöser als irgendeine Fake-Titel-Mühle aus einem Dritte-Weltland oder eine evangelikale „Universität“ oder eine theologische Fakultät streng gläubiger Christen usw. Ausnahmen mag es geben. Die gibt es eher dann, wenn es nicht um ihre Ideologie geht und etwas funktionieren muss. Aber auch das ist ja bei Waffen keine wirklich wichtige Bedingung. Wenn was schiefgeht, ist im besten Fall der Zeuge tot und es war natürlich seine Schuld. Soldaten unterschreiben ja quasi, dass sie ihr Leben gefährden.

    Das Problem ist leider nur, dass diese Fake-Titel voll anerkannt werden und man damit in Deutschland gut Karriere machen kann in der Regierung. Dazu hilft noch das richtige Parteibuch, noch so ein Titel mit Fake-Autorität.

    Man kann von der Sekte loskommen und aussteigen. Das haben zum Glück Einige geschafft. Auch in Rente gehen hilft, wobei das immer bitter ist, wenn einem erst hinterher einfällt, dass da einiges falsch gelaufen ist.

  13. Wer von Euch zweifelt tatsächlich daran das die USA die Initiatoren der Sprengung von Nord-Steam waren?
    … all das ist lediglich krank, deutsche Politik ist durchdrungen von sogenannten „Experten“ wie: Baerbock, Habeck, Merz, Scholz, Lindner, Hofreiter, Lang etc! Und dann natürlich: Will, Lanz, Illner, Maischberger …
    Wer eigentlich profitiert vom Krieg in der Ukraine? Ausschließlich die USA…
    Werfen WIR diese verlogenen Politiker „Grüne, AfD, SPD, CDU/CSU, Die Linke, FDP“, sich selbst bereichernden Trottel aus einem aufgeblasenen Bundestag!
    Ach, wer eigentlich regiert dann? Wir und zwar nach Notwendigkeiten … wie Gesundheit, Schule …
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=93614

    1. Über diesen kleinen aber feinen Rechtschreibfehler haben sich schon einige Leser amüsiert.
      Dieser Fehler ist schon anderen Journalisten unterlaufen, doch hier im verwendeten Kontext offenbart sich die ganze Wirkungskraft eines einzelnen Buchstaben. Da soll noch einmal jemand behaupten, ein kleines b hätte nichts zu melden.

    2. Wenn dann schon Osamas Leiche.Aber auch das ist nicht glaubwürdig.An dem ganzen Vorgang ist überhaupt nichts glaubwürdig,nicht mal daß da überhaupt etwas stattgefunden hat.Wir werden die Wahrheit nie erfahren ,damit müssen wir uns abfinden.Das gilt immer und überall.

  14. Ganz neu sind die Erkenntnisse von Hersh nicht mehr.Mehrere US Generäle haben sich dazu bereits ähnlich geäußert.Bei den vielen Aufdeckungen von Hersh wundert man sich ,daß er noch am Leben und in Freiheit ist.Anderen ist es nicht so gut ergangen.Ich erinnere an Assange oder Snowdon und Andere.Wieviele unerkannt von der Öffentlichkeit verschwunden sind ,wissen wir überhaupt nicht.

  15. Radio War Nerd EP #366 — Seymour Hersh on US Bombing Nord Stream Pipelines
    Guest: Seymour Hersh
    Recorded: February 11, 2023
    We talk to legendary Pulitzer Prize winning reporter Seymour Hersh about his latest bombshell scoop: the United States, on President Biden’s orders, blew up the Nord Stream pipelines that were foundational to Germany’s export economy until last year.
    https://www.patreon.com/posts/radio-war-nerd-78596220
    Interview beginnt ab min 8 …

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