Deutschland demonstriert gegen rechts. Wird das was bewirken? Oder ist es nicht so, dass diese Demonstrationen die Wahlentscheidung für die AfD nicht sogar wahrscheinlicher machen?
Unsere Straßen sind voll. Erst waren es die Querdenker, die unsere Demokratie wegen Maskenpflicht und nächtlichem Ausgangsverbot am Ende sahen. Dann die Klimakleber und diejenigen, die wegen ihnen zu spät zur Arbeit gekommen sind und ihre Anschlüsse verpasst haben. Dann die Bauern und diejenigen, die wegen ihnen zu spät zur Arbeit gekommen sind und ihre Anschlüsse verpasst haben. Und jetzt Millionen und Abermillionen, die unsere Demokratie wegen der AfD in Bedrängnis sehen, und die, wie so oft, „ein Zeichen setzen wollen“. Warum tun all diese Menschen das, was treibt sie an und was, vor allem, wollen sie eigentlich erreichen?
Ein Teil der vielen Demonstranten hat ganz handfeste, geldwerte Interessen: Diese Menschen wollen mehr Geld im Portemonnaie und haben gelernt, dass man das auf dadurch bekommt, indem man eine gewisse Zeit die Arbeit verweigert. Gut und schön, so läuft das halt bei uns, und wer will es den Betroffenen verdenken? Als Psychologen interessieren uns aber viel mehr die Leute, bei denen die Belohnung für ihre demonstrative Tätigkeit weniger offensichtlich ist. Die Querdenker also, die Klimakleber und all die vielen Leute, die „gegen rechts“ sind.
Zeichen setzen?
Was sie antreibt, und was sie theoretisch erreichen wollen, ist natürlich nicht so schwer zu erraten, denn es steht ja auf ihren Plakaten. Sie wollen das Klima retten und die Demokratie, und sie wollen keine Nazis in unserem Land. Das ist toll, wichtig, und sehr sympathisch. Und viele von denen, die nicht auf der Straße sind, wollen ja das gleiche. Aber warum kommen Demonstranten auf die Idee, dass sie das dadurch erreichen, indem sie massenhaft durch die Straße ziehen? Was ist der Mechanismus, den sie sich vorstellen, mit dessen Hilfe sie durch diese Massenaufläufe ihren Zielen näherkommen?
Da stellt sich zunächst einmal die Frage der Adressaten. Gut, Demonstranten wollen „Zeichen setzen“, sie wollen das öffentlich tun, und sie wollen, dass diese Zeichen weithin sichtbar sind. Aber für wen? Wie Buchstaben oder Symbole haben Zeichen keine intrinsische Bedeutung, sie bedeuten nicht irgendetwas „an sich“. Sondern sie werden von bestimmten Leuten verwendet, um anderen Leuten etwas mitzuteilen, etwas zu „demonstrieren“. Wenn wir dem geneigten Leser unseren nach oben gestreckten Daumen zeigen, dann wollen wir ihm mitteilen, dass wir mögen, was er gerade tut. Und er wird in der Regel verstehen, was wir ihm sagen wollen, weil wir uns in unserem Kulturkreis auf die Bedeutung dieses Zeichens verständigt haben. In anderen Kulturkreisen dient dasselbe Zeichen als schwere persönliche Beleidigung, es kommt bei der Bedeutung eines Zeichens also immer auf Sender, Empfänger, und das vereinbarte Medium an.
Für wen könnten Demonstrationen also ein Zeichen sein, und was könnte man mit diesem Zeichen bewirken? Da wären einmal diejenigen, die man mit den Demonstrationen ausgrenzt. Für etwas zu sein, und dies lauthals zu verkünden, bedeutet ja immer auch, gegen etwas Anderes zu sein. Und denen, die andrer Meinung sind als man selbst, zu zeigen, wo der Hammer hängt. Demonstrationen sind also auch immer Machtdemonstrationen, die einschüchtern sollen. Die elitäre Clique in Berlin, die gedankenlosen SUV-Chauffeure und Flugreisenden, und die AfD-Sympathisanten.
Führen Demos zu Reaktanz?
Wofür könnte diese Machtdemonstration gut sein? Können sie die Adressaten der Demonstration zum vermeintlich besseren bekehren? Ist es wahrscheinlich, dass die vermeintliche Verschwörung um Karl Lauterbach derart unter dem Druck der Straße zusammenbricht, dass sie die Masken verbrennt und die Altersheime wieder öffnet? Kann man plausiblerweise annehmen, dass SUV-Fahrer auf ein Elektroauto umsteigen (gegen dessen Produktionsstätten allerdings mittlerweile auch demonstriert wird), wenn sie nur hinreichend häufig im Stau auf Klimakleber gewartet haben? Oder dass Christian Lindner für Umweltprojekte mehr Schulden aufnimmt? Ab wieviel Menschen auf der Straße werden AfD-Sympathisanten ein Einsehen haben und endlich wieder zu den Linken, der SPD und den Grünen zurückkehren?
Wir kennen keinerlei empirisch belastbare Belege dafür, dass seit 1945 unter dem Druck der Straße irgendeine nennenswerte Veränderung in der deutschen Politik vollzogen worden wäre. Nicht in Bezug auf die Atomkraft, nicht in Bezug auf Mittelstreckenraketen, nicht in der Flüchtlingspolitik oder anderswo. Weder Politiker sind also unter dem Eindruck von Demonstrationen, noch sind es die „anderen“, denen man den Hammer zeigen möchte. Alles, was wir über psychologische Mechanismen wissen, zeigt in die genau andere Richtung. Selten sind Menschen überzeugter von ihrer Meinung, als wenn man ihnen eindringlich erläutert, dass sie falsch liegen. Dieses Phänomen nennt man im Wissenschaftsjargon Reaktanz. Entdeckt wurde es unter anderem dadurch, dass das Verbot eines bestimmten Waschmittels in den USA dazu geführt hat, dass es auf einmal die Spitzenposition aller Beliebtheitsskalen eingenommen hat. Auch in der Musikindustrie sind Warnungen und Verbote außerordentlich begehrt, weil man dadurch auch mittelmäßige Produkte ausgezeichnet verkaufen kann.
Gruppenpsychologisch gibt es kaum geeignetere Mittel, um eine Gruppe zu festigen und die Meinungen innerhalb einer Gruppe zu radikalisieren, als die Bedrohung von außen. Als die öffentliche Stigmatisierung als „die anderen“, die „unanständigen Deutschen“, als die Feinde der Demokratie. Jede Festigung der Meinung innerhalb einer Gruppe erhöht die Überzeugung, dass diese Meinung die richtige sei und die Bereitschaft, zur Verteidigung dieser Meinung auch gewalttätige Maßnahmen einzusetzen (die Entwicklung der Klimakleber hat das ja eine Zeit lang sehr anschaulich zeigen können) – weil es ja anders nicht gehe, und weil die große Bedeutung der eigenen Ziele dies ja auch rechtfertige. Wenn die Demonstranten „gegen rechts“ (ein Motto, dass perfiderweise unterstellt, dass konservative Menschen Nazis sind) also bloße AfD-Sympathisanten zu AfD-Wählern machen wollen, dann haben sie sich für das richtige Vorgehen entschieden.
Demos haben Wahlentscheidung pro AfD wahrscheinlicher gemacht
Interessanterweise gilt der Zusammenhang zwischen Gruppenaktivität und Meinungsradikalisierung nicht nur für bedrohte Gruppen, wie die „elitäre Macht-Clique“ in Berlin und die vermeintlichen Feinde von Umwelt und Demokratie, sondern auch für die drohende Gruppe, also die Querdenker, die Klimaaktivisten und die Haltung-zeigenden Verteidiger der Demokratie. Während sich also viele vermeintliche „Experten“ in den Medien sehr positiv über die Massendemonstrationen und deren mögliche Auswirkungen äußern (in der Regel ohne jede empirische Evidenz und ohne jede Idee, wie diese Auswirkungen genau bewirkt werden könnten), kann man aus psychologischen Gründen davon ausgehen, dass sie die Wahlentscheidung für die AfD sehr viel wahrscheinlicher gemacht haben.
Die Gründe für diese Demonstrationen sind also nicht darin zu suchen, dass sie unserem Zusammenleben und unserer demokratischen Verfasstheit irgendwie dienlich sein könnten. Sondern, so ist unsere Vermutung, in Gründen, die in den Demonstranten selbst zu finden sind. Der erste Grund ist die sogenannte Selbstwirksamkeit. Effekte auf die Umgebung, und vor allem die soziale Umgebung zu haben, ist ein grundlegendes Bedürfnis aller Menschen. Kleinkinder lieben es, Aufmerksamkeit zu bekommen, und später transformiert sich dieses Bedürfnis nicht selten in das Schreiben von Kommentaren in den sozialen Netzwerken. Die Komplexität unserer globalisierten Welt macht es zunehmend schwer, irgendeinen Zusammenhang zwischen dem eigenen Sein und Handeln einerseits und dem Lauf der Dinge in der Welt andererseits zu erkennen. Das eigene Unvermögen, besorgniserregende Entwicklungen irgendwie zu beeinflussen, erzeugt potenziell Missmut und Stress, bis hin zur Depression. Die Teilnahme an einer Demonstration bietet so immerhin die Illusion, irgendetwas tun zu können, und dadurch irgendwie die Dinge zum Besseren zu bewegen.
Der andere wesentliche Grund hat etwas mit Selbstvergewisserung zu tun. Für viele ist es bedrohlich, abweichende Meinungen zu haben, jedenfalls wenn sie nicht in der Anonymität des Netzes untertauchen können. Die leibhaftige Erfahrung, dass man mit seiner Meinung nicht alleine ist, vermittelt dadurch das Gefühl der Normalität und der Richtigkeit, der eigenen Orientierung. Teil von etwas Größerem zu sein, ist beruhigend und fühlt sich gut an, und genau dieses Gefühl wird von vielen Demonstranten tatsächlich als wesentliche Erfahrung durch die Teilnahme an Demonstrationen genannt. Damit wir uns richtig verstehen: wir gönnen wirklich allen diese positiven Erfahrungen. Nur muss man halt auch wissen, dass man dadurch seine Ziele nicht erreichen wird, sondern sich mit viel größerer Wahrscheinlichkeit systematisch von ihnen entfernt.
Deutschland demonstriert NICHT gegen Rechts — von den Demonstranden sind 80% stramm links (wurde doch gerade in den MSM belegt)… und die weiteren 20% laufen am Ende nur mit ohne über ihre eigenen Interessen nachzudenken.
Was ist denn nach deiner Meinung “stramm links”? Leute, die kommunistische und anarchistische Parteien wählen, oder auch solche, die Grüne, SPD, Linke und CDU wählen?
Die Demonstranten sind nicht LINKS, sie sind RECHTS.
Ein kluger Artikel.
Gute Passage:
“Gruppenpsychologisch gibt es kaum geeignetere Mittel, um eine Gruppe zu festigen und die Meinungen innerhalb einer Gruppe zu radikalisieren, als die Bedrohung von außen. Als die öffentliche Stigmatisierung als „die anderen“, die „unanständigen Deutschen“, als die Feinde der Demokratie.”
Diese Veranstaltungen bzw. Kundgebungen, die von den Regierungsparteien und ihrem Vorfeld organisiert werden, sollen die eigene Gefolgschaft aktivieren und hinter der eigenen Fahne sammeln.
Gleichzeitig stellen sie eine ganz plumpe Machtdemonstration dar.
Mehr wird nicht erreicht. Der Graben zwischen den Lagern wird lediglich tiefer.
—
Nebenbei: Die Behauptung “Deutschland demonstriert gegen rechts” ist falsch.
https://www.focus.de/politik/schweizer-zeitung-mit-harter-analyse-schweigende-mehrheit-demos-gegen-rechts-von-linken-und-gruenen-dominiert_id_259770624.html
und
https://www.nzz.ch/der-andere-blick/schweigende-mitte-nein-die-meisten-teilnehmer-der-anti-afd-demos-sind-links-ld.1822175
> Nebenbei: Die Behauptung „Deutschland demonstriert gegen …”
Diese Medien-Methode sieht man auch bei den Anti-Russland-Meldungen: “In ganz Russland demonstrierten Menschen für/gegen dies oder jenes.” Meist hat es dann mit Nawalny und seiner Organisation zu tun.
Um das Negativbild der mäßig an Russland interessierten Bevölkerung über Russland zu verstärken, funktioniert die Methode ganz wunderbar. Aber bei Innenpolitik hat letztlich schon die Dauerbespielung der AfD-Themen ab 2015 nur dazu geführt, dass ihre Wahlergebnisse besser wurden.
@Artikel:
“Kleinkinder lieben es, Aufmerksamkeit zu bekommen, und später transformiert sich dieses Bedürfnis nicht selten in das Schreiben von Kommentaren in den sozialen Netzwerken.Kleinkinder lieben es, Aufmerksamkeit zu bekommen, und später transformiert sich dieses Bedürfnis nicht selten in das Schreiben von Kommentaren in den sozialen Netzwerken.”
Oder zu populärwissenschaftlichen Artikeln über Reaktanz.
Schade, dass die Autoren ihren Text nicht bei den MSM untergebracht haben.
“Wir kennen keinerlei empirisch belastbare Belege dafür, dass seit 1945 unter dem Druck der Straße irgendeine nennenswerte Veränderung in der deutschen Politik vollzogen worden wäre. ” Haben die Autoren hier vielleicht die rein westdeutsche Brille auf? Die Demonstrationen einer – im Vergleich zur passiven Mehrheit- kleinen Zahl von Protestierenden hatte in der DDR durchaus politische Folgen, es war letztlich ein Auslöser ihres Untergangs. Bei scheinbar erfolglosen Protesten kann auch immer das Präventionsparadoxon angeführt werden: auch wenn im konkreten Fall die Mächtigen kein Zeichen der Schwäche zeigen wollen und ihre Politik weiter durchsetzen – bei ihren künftigen Schritten können zuvor erfolgte Proteste wohl einen Einfluss haben. Die psychologischen Erklärungen der Autoren für die Existenz kleiner, auch den Beteiligten ihrer Ohnmacht zum Teil bewussten öffentlicher Proteste sind einleuchtend, in den angeführten Beispielen werden aber ohnmächtige Minderheitenproteste und solche, die darüber hinausgehen nicht ausreichend differenziert; auch wird die Einflussfrage nur indirekt behandelt: dem AfD-Wähler oder SUV-Fahrer kann die Meinung seiner Mitbürger egal sein, dem Politiker, der gewählt werden will, nicht.
Ich lese es so, dass sie diese Brille aufhaben, weil es ihnen genau um die westlichen Demokratien geht.
Das gehörte die DDR nicht dazu.
Insofern ist es schon richtig. Es gehört zu den Mythen mit denen man das Volk verdummt, es hätte in westlichen Demokratien was zu sagen und zu bewirken, weil es auf der Straße demonstrieren kann und ab und zu mal einen Zettel in die Wahlurne werfen kann um mal den einen oder den anderen Popanz zu wählen,
Rechts und Links ist eine Erfindung der Politik. In Wahrheit hat diese Klassifikation keine Bedeutung.
Früher waren die Rechten Faschisten und Kriegstreiber, heute trifft diese Eigenschaft auf das linke Lager zu.
Demos gegen rechts machen mehr Bürger rechts, weil Psychologie? Soll man jetzt in dem Fall die AFD zu Demos gegen links aufrufen, als Linker? Oder ist vielleicht die Theorie Quatsch?
Diese Veranstaltungen sind keine politische Aktion, sondern sind so gestaltet, dass sie durch ihre austauschbaren Slogans und Inhalte Teil eines Portfolios von Freizeit- und Arbeitsaktivitäten sind, mit denen man heutzutage seine Identität zum Ausdruck bringt und gegenüber dem sozialen Umfeld kommuniziert. Die scheinbare politische Aktivität, welche durch ihre äußeren Merkmale wie eine ernsthafte politische Demonstration mit Schilderungen von Missständen und durchdachten Forderungen daher kommt, ist lediglich eine zur Schaustellung der guten Sache, die man sich ausgesucht hat. Diese Veranstaltungen sind mit ihren schlichten Parolen, die über ein niedrigschwelliges Zustimmungspotenzial verfügen, ein Lifestyle-Event und so gesehen wiederum auch eine Demonstration: eine Demonstration des eigenen Gutseins – “Nie wieder ist jetzt!”
Habt noch einen schönen Tag!
Deutschland demonstriert nicht gegen rechts, Deutschland demonstriert gegen die AfD, denn das ist nicht das selbe.
Bellizismus und Kriegshetze sind Merkmale rechter Auffassungen, wer also gegen rechts demonstriert, sollte gegen die Grünen, gegen die SPD, gegen die FDP und gegen die CDU/CSU, aber auch gegen die Israel-Politik demonstrieren.
so ist es
👍👍👍
Die Attribute links und rechts haben keinen echten Aussagewert im Jahr 2024.
Deshalb können ja auch so viele Menschen unter dem Dachbegriff ” gegen Rechts” mitmarschieren.
Die Demonstranten haben mit Sicherheit keinen Konsens wenn es um eine Kriegsbeteiligung im Donbass oder in Gaza geht.
Lifestyle Veranstaltung ist für mich der zutreffende Begriff, man will nach der emotionalen Dürre der Corona Jahre mal wieder ein Gruppenerlebnis mit guten Gefühlen und ohne Konsequenzen für den Alltag.
Im Osten der Republik erinnern diese Demonstrationen nicht an die Demos der Wendezeit, sondern an Jubelfeiern des Regimes. Dort wird es der AFD zu weiteren Prozenten verhelfen.
Für den hedonistischen, wohlhabenden Teil der Bevölkerung, der sein Infotainment aus den MSM bezieht ist es ein geschicktes Aufmerksamkeitsmanagement durch die Berliner Blase. Ist aber wie Ectasy schlucken, der Kater danach dauert lange, die Glückshormone mit dem Eimer ausschütten ist dumm.
In der DDR wurde auch immer fleißig gegen Faschismus demonstriert von der SED angeordnet. Diese “Demos gegen Räächtz” wie andere schon richtig schrieben sind reine Machtdemonstrationen der etablierten Parteien um ihre Anhänger zu aktivieren.
warten wir mal ab bis die Ukraine kollabiert… da gibt es etliche Faschisten nicht nur Nazis die in Deutschland Zuflucht suchen werden und die Gesellschaft aufmischen… das sind andere Kalliber wie Höcke z.B. der Wadenbeisser Melnik…. das nur zu den Demos gegen rechts…
außer wir versinken im Krieg
Deutschland demonstriert nicht gegen rechts, Deutschland demonstriert gegen die AfD und das ist nicht das selbe.
Belliszismus und Kriegs-Hetze sind ein Merkmale rechter Gesinnung, würde Deutschland tatsächlich gegen rechts demonstrieren, dann würde Deutschland gegen die Grünen, gegen die SPD, gegen die FDP, gegen die CDU/CSU aber auch gegen die Israel-Politik demonstrieren.
Ich denke weniger, dass Demonstrationen noch viel bewirken.
Die Spaltung, mal ganz unbenommen, wie man dazu steht, hat sich spätestens seit dem Frühjahr 2020, dermaßen gesellschaftlich manifestiert, so, dass sich m.E. sowieso kaum noch Jemand von irgendetwas, außerhalb seines Einflussbereiches überzeugen lässt.
Soll heißen, dass maximal 20% der vielleicht noch unentschlossenen Menschen nicht der allgemein herrschenden Propaganda folgen uns sich in iŕgendeiner, wie auch immer gearteten Weise in ein anderes Lager begeben werden.
Tendenziell würde ich behaupten, dass durch die letzten Bemühungen der Regierung, für die Demokratie und gegen die Afd zu stellen, sich eher die oben angesprochenen Menschen dann doch eher für die Afd entscheiden werden.
Mit dem Fazit, das die Spaltung gewollt forciert und die Lager weiter gegeneinander aufgebracht werden.
“Wir kennen keinerlei empirisch belastbare Belege dafür, dass seit 1945 unter dem Druck der Straße irgendeine nennenswerte Veränderung in der deutschen Politik vollzogen worden wäre. Nicht in Bezug auf die Atomkraft, nicht in Bezug auf Mittelstreckenraketen, nicht in der Flüchtlingspolitik oder anderswo. ”
Ja klar, die Atomindustrie hat von sich aus eingesehen, dass diese Technik nicht vertretbar ist. Und es wurden 2600 atomare Mittelstreckenraketen vernichtet, kurzum alle, die NATO und Warschauer Pakt insgesamt hatten. Reiner Zufall natürlich, dass das genau in dem Moment geschah, als Millionen von Demonstranten dies forderten. Auch von den 68-er Protesten wird heute erzählt, das seien nur Studenten gewesen und die Arbeiter hätte das nicht interessiert. Falsch natürlich, die Gewerkschaften haben die Situation genutzt, um ihre Forderungen durchzusetzen, damals beispielsweise die Mitbestimmung. Wozu der DGB selbst die größte aller Demonstrationen auf die Beine stellte: eine Million in Stuttgart. So derart ahnungslos durch die Welt zu tappen, sollte auch politikfernen Psychologen nicht passieren.
Und natürlich ist das eine Unterfütterung des AfD-Lifestyles: Fresse ziehen und beleidigt sein. Die sind alle korrupt und lügen, da kann man nichts machen. Womit sich die herrschende Klasse ihren Wunschproletarier geschaffen hat. Der wird zwar maulen, aber dann doch stillhalten, auch bei übelsten Gemeinheiten.
Das ist dire eine Seite, aber die andere ist halt, dass die gewalttätig sind. Man ist schon einmal auf das “Legalitätsprinzip” der NSDAP hereingefallen, womit diese versprach, die Gesetze einzuhalten. Das war eine Sekunde, nachdem Adolf HJitler Reichskanzler war, schlagartig vergessen. Sofort begannen die Verhaftungen der Gegner und die Errichtunbg von KZs und das mit gerade mal 33 Prozent der Wählerstimmen. Dem nun nähert sich die AfD.
Heute etwa keine Gefahr? Wo schon zwei rechte Gruppen bei der Vorbereitung eines Staatstreichs erwischt wurde? Wo aus buchstäblich jeder Bundeswehrkaserne Waffen verschwunden sind und beim Hannibal-Netzwerk gelandet sind? Wo fast alle Virologen, Metereologen und unzählige Repräsentanten des linken Spektrums Morddrohungen bekommen? Wogegen die Polizei nichts tut, sondern auch noch involviert ist?
Aufwachen, Lorenza und Bernhard. Und vielleicht mal zur Kenntnis nehmen, dass der Nazi eine Piranha-Psyche hat. Wenn sich die Gegenseite einschüchtern ließe, würde er noch frecher und zudringlicher. Das nämlich ist der Hauptpunkt und der ist durchaus psychologischer Natur.
Seltsamer Artikel.
Vorab der Hinweis auf eine Korrelation.
Zwischen Sommer 2023 und Ende 2023/Januar 2024 prognostizierten die sieben Meinungsforschungsinstitute, die die sogenannte Sonntagsfrage für die Bundestagswahlen stellen, eine Zunahme der AfD von 17 auf 23 % (Forsa), von 18 auf 22 % (FGW), von 19 auf 23 % (Infratest), von 18 auf 22 % (Verian/emnid), von 19 auf 23 % (GMS), von 20 auf 24 % (Yougov) und von 19,5 auf 23 % (INSA). Im März 2024 (GMS bereits im Februar 2024) sahen fünf der genannten Meinungsforschungsinstitute bei ihren aktuellsten Umfragen die AfD wieder bei den Werten des Sommers 2023. (17 – 19,5 %). Die AfD verlor demnach den gesamten Zugewinn seit Sommer 2023, bei zwei Forschungsinstituten sogar einen Prozentpunkt mehr. Die AfD verlor innerhalb von 8 bis 10 Wochen (Januar bis März 2024) laut Meinungsforschungsinstituten 4, 5 oder 6 Prozentpunkte.
Quelle: https://www.wahlrecht.de/umfragen/
Die “Demonstrationen gegen rechts” begannen Mitte Januar 2024, nachdem der Bericht von correctiv am 10. Januar veröffentlicht wurde.
Es dürfte den Autoren Colzato und Hommel kaum gelingen, jeden aus dieser signifikanten Korrelation ableitbaren kausalen Zusammenhang zu widerlegen, sodass ihre Hauptthese, die Demonstrationen schwächten die AfD nicht, sondern würden eher eine Entscheidung für die AfD hervorrufen, unhaltbar ist.
Zudem argumentieren die Autoren auffällig arbeitsfetischistisch und spießig, um Demonstrationen grundsätzlich und speziell die Demos gegen rechts zu diskreditieren. An den Wirkungen der Demonstrationen von “Klimaklebern” und Bauern fällt Colzato und Hommel auf, dass Lohnabhängige ihre Anschlüsse im ÖPNV verpasst hätten und dadurch zu spät oder gar nicht “zur Arbeit gekommen” seien. Der Himmel stürzt ein, wenn der deutsche Lohnabhängige “seinen” Arbeitsplatz nicht rechtzeitig erreicht.
Zwar können die Autoren den Demonstrierenden gegen rechts keine ähnlich schrecklichen Wirkungen auf den geheiligten Arbeits- und damit Kapitalverwertungsprozess nachsagen, aber immerhin können sie die Demos gegen rechts demagogisch einfach mit denen der “Klimakleber”, der Bauern und der “Querdenker” (gegen Maskenpflicht und Ausgangsverbot) in einen Topf werfen, um ihr Urteil zu untermauern, das in seiner Schlichtheit und Falschheit fast schon anrührend ist: Demos bringen nichts, außer vielleicht das Gegenteil des Angestrebten. (Nur kurz, weil das hier zu weit führen würde: Demos haben mehrere Adressaten. Unmittelbare Konsequenzen sind tatsächlich selten, aber mittelbare sind nicht zu unterschätzen. Plakativ (wegen Kürze): Könnte die AfD in einer Atmosphäre, die von Demos gegen Kriegsvorbereitung, gegen sozial-ökonomische Ungleichheit, gegen Nationalismus und Rassismus, gegen die Zerstörung des Planeten usw. usw., also gegen das Kapital und den bürgerlichen Staat gerichtet sind, so agieren und so erfolgreich sein, wie sie es zur Zeit ist, wenn auch ein wenig abgebremst? Nein, keinesfalls.)
Perspektivisch allerdings benötigt es fundamentale Umwälzungen, um den Faschisierungsprozess, also die Radikalisierung des demokratischen Kapitalismus zum diktatorisch-terroristisch-faschistischen Kapitalismus zu verhindern.
Wer, um auf den Artikel zurückzukommen, solch einen inhaltlich ungenießbaren Brei anrührt wie Colzato und Hommel, braucht sich auch nicht mehr zu schämen, wenn er/sie mindestens knietief in diesem Brei steht und von dort aus ruft: Die Demoteilnehmer wollen nur ihre Selbstwirksamkeit wie kleine Kinder aktivieren, um die Illusion aufrechtzuerhalten, in undurchsichtigen Verhältnissen, doch irgendwie Einfluss zu haben oder zumindest Aufmerksamkeit zu erregen, und sich im Zusammenschluss mit anderen zum Zwecke der Selbstvergewisserung das Gefühl zu verschaffen mit seiner Meinung nicht alleine und Teil von etwas Größerem zu sein. Solche am Rande der Küchenpsychologie entlang schrappende, weil pauschalisierende und tiefergehende sozialpsychologische und vor allen Dingen politisch und ideologiekritische Analysen verhindernde Äußerungen stehen in auffälligem Widerspruch zur Selbstdefinition von Overton, denn es ist laut Selbstauskunft “dezidiert kein ideologisches Sprachrohr oder Verlautbarungsorgan, sondern fühlt sich der Aufklärung verpflichtet”.
Du solltest den Demoskopen nicht so einfach vertrauen.
Der Knick bei den Umfragewerten im ersten Quartal 2024 für die AFD rührt wahrscheinlich aus dem Medienhype um die Wannseekonferenz 2.0
Die bundesweiten Zahlen werden von den westlichen Bundesländern dominiert, in denen die AFD noch nicht sehr fest verankert ist. Ich kenne aus meinem Umfeld, das AFD Versammlungen bedroht, und regelmäsig im Netz angekündigte Treffen plötzlich nichtöffentlich mitgeteilt werden.
Andererseits ist in vielen Gesprächen, vor allem mit Kleinunternehmern das Argument, das es außer der AFD keine Opposition mehr gibt, weit verbreitet!
Die neueste Umfrage in Sachsen sieht die AFD bei 34 %, dort hat es keinen Einbruch gegeben.
Die AFD braucht im Moment bundesweit keine 20% in der öffentlichen Diskussion, die AFD will dieses Jahr ! Ministerpräsidenten im Osten. Kommt es dazu, haben wir einen Dammbruch für die Öffentlichkeit.
Dann werden offizielle Politische Statements zu Coronaaufarbeitung, Kriegsgefahr und Deindustrialisierung nicht mehr durch die Berliner Blase verhindert werden können.
Die Machtfrage kann die AFD dann in 2025 im Bund ganz neu und mit Möglichkeiten im Rücken stellen, die unsere Schönwetter Gesellschaft sich heute gar nicht vorstellen kann.
Wenn Berlin keine Politik für die Menschen macht, kann die AFD nicht eingehegt werden.
Ein Verbot zum etzigen Zeitpunkt, in einer Situation in Europa, wo extrem rechte Parteien Normalität geworden sind, bedeutet Bürgerkrieg, den ich nicht will.
Das Aussetzen von Wahlen durch die Erklärung eines Kriegsfalles ( GG § 115h) wird immer wahrscheinlicher.
Wenn aber die Rezession Fahrt aufnimmt, und griechische Verhältnisse drohen, ist es mit dem Frieden in unserer Gesellschaft vorbei.
Dankeschön. Ich kann deinem Beitrag nur beipflichten.
Lässt sich das dumme Volk doch tatsächlich vor den hetze Wagen der etablierten Parteien spannen.Egal ob AfD oder andere Neue Parteien die Alten werden immer hetzen.Schließlich verdient man so ja sein Geld im Schlaf und darauf will keiner von denen verzichten.Es wird dauernd von Demokratie und Gleichberechtigung geredet,aber das gilt wohl nur wenn’s um Ausländer geht.Nicht für andere Parteien.
Schön das sich die AFD-Fans mit den Autoren ja so einig sind. Und da die Wahlentscheidung pro AfD wahrscheinlicher ist, ist ja auch die Zustimmung zur AfD seit der letzter Erhebung (und den Beginn der Demonstrationen im Januar) z.B. hier in Thüringen um 3 Prozent gefallen.
“Die Regierungsbildung bliebe so weiter schwierig, da weder Rot-Rot-Grün noch eine andere derzeit in Deutschland praktizierte Koalition eine Mehrheit hätten. “(MDR)
(AFD 29 CDU 20 Linke 16 BSW 15 SPD 9 GRÜNE 5 FDP 4)
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/wahlumfrage-landtagswahl-bsw-afd-hoecke-ramelow-100.html
Warum Demonstrieren Menschen gegen die AfD?
Es ist die Angst vor der AFD die gewisse Politiker ausstrahlen, Medien transportieren und verstärken. Zudem wird die AfD in Relation zur NSDAP gesetzt. Und ja damals 1933 konnte ein Machtantritt nicht verhindert werden, heute vielleicht schon. Gerade Leute die sich zu den Opfern eines AfD-Machtantritts wähnen (zB LBQT, Behinderte) möchten sich an Demonstrationen beteiligen. Es geht inzwischen soweit das Einrichtungen wie Hotels gemieden werden wenn sie sich neben einer “AfD-Zentrale” (in Wirklichkeit eher eine Wahlkampfbüro eines AfD-Abgeordneten) befinden. Ich bin im Januar selbst zu einer solchen Demonstration eingeladen worden. Sie wurde mit Hilfe eines Sozialen Netzwerks organisiert. Ich lasse mich jedoch weder von der einen noch von der anderen Seite vor einen Karren spannen, und der Lokalzeitung entnahm ich einen Tag später das gerade mal 11 Leute “Gegen Rechts” demonstriert haben. Ich wäre auch nicht gekommen wenn es deutlich mehr gewesen wären wie vor einigen Jahren als an der gleichen Stelle ein “Rechtsrockkonzert” stattfand und auf Grund der Illegalität der Veranstaltung und der Gegenproteste das ganze abgebrochen werden mußte.
Ich finde die AfD kann man nur politisch bekämpfen, man muß sich mit ihr auseinandersetzen, ihre vorgebliche Aneignung des DDR und “Wende”-Erbes, auch den Anspruch die Alleininge Oppositionspartei zu sein ist zu unterminieren. Den Marktradikalismus den sie fröhnt und der vor allem jene treffen wird die sie noch heute freudestrahlend wählen ist zu hinterfragen. Eigentlich ein ganzes Spektrum an Aufgaben für eine “Linke” Partei. Wenn es sie nur gäbe …
Das sind keine Demonstrationen, am allerwenigsten “gegen Rechts”.
Das sind vom Regime angeordnete Aufmärsche für das Verbot jeglicher Opposition.
Ich arbeite in einem Unternehmen der Sozialwirtschaft. Neulich wurde die gesamte Belegschaft von der Geschäftsführung aufgefordert, an einem solche Aufmarsch teilzunehmen. Dieses Nazi-Verfahren ist inzwischen die Regel im öffentlichen und öffentlich finanzierten Sektor.
Ich hatte eigentlich gedacht, eher BSW zu wählen. Jetzt wähle ich ganz sicher AFD:
Dass die AFD “jegliche Opposition” ist, sagt nur die AFD. Darum glaube ich dir deinen letzten Satz keine Sekunde.
Eben. Es stehen zwanzig bis dreißig Parteien auf den Wahkzetteln. Es gibt genug Auswahl. Die 5% Hürde dient nur dazu andere Parteien klein zu halten.
@arche :
22. März 2024 um 13:09 Uhr
<blockquote<Vorab der Hinweis auf eine Korrelation. ..
Die AfD verlor innerhalb von 8 bis 10 Wochen (Januar bis März 2024) laut Meinungsforschungsinstituten 4, 5 oder 6 Prozentpunkte.
Quelle: https://www.wahlrecht.de/umfragen/
Die „Demonstrationen gegen rechts“ begannen Mitte Januar 2024, nachdem der Bericht von correctiv am 10. Januar veröffentlicht wurde.
Wenn ich mir die Ergebnisse ansehe, dann hat die AfD gegenüber Januar in der Tat in “Sonntagsfragen” verloren. Die minus 4-6 Prozentpunkte sind aber masslos übertrieben. Tatsächlich liegt die Spanne von der letzten Umfrage vor “correctiv” (12.1.1024) und heute eher zwischen -2% (Forsa) und -5% (Yougov), die meisten Institute liegen bei -2,5 bis -3%.
Es gibt aber einen anderen Faktor. Keine der “Vor-correctiv”-Umfragen enthält das BSW, in allen folgenden liegt BSW bei 4-7%, wobei die Zunahme von BSW+”Sonstige” zwischen 3 und 6% liegt.
Die Annahme, dass das Auftreten von BSW mehr Auswirkungen auf die “Sonntagsfrage” gehabt hat als die Demonstrationen, erscheint mir nicht unplausibel, glaubhafter jedenfalls als einer der Demonstrationen, die wohl nicht nur von mir als Regierungsveranstaltungen begriffen wurden. Ich weiss jedenfalls, dass Schulen ihre Schüler zur Teilnahme aufgefordert haben, und auf Demonstrationen mit Baerbock gehe ich sicher so wenig wie auf solche mit Höcke.
Wieweit im Übrigen die “Sonntagsfrage” Stimmungen widerspiegelt oder Stimmungen macht, ist noch eine andere Frage.
Ich habe übersehen, dass der Zitatabschluss “gefressen” wurde. Arches Text endet mit der Quellenangabe von wahlrecht.de/umfragen. Darunter folgt mein Senf.
Ja, ja, man kann zur “Sonntagsfrage” und der Art der Durchführung einiges Kritische sagen und nochmals ja, die wenn auch im Korrelationszeitraum erst in dessen zweiter Hälfte auftauchende BSW-Präsenz (Bundesgründung Januar 2024, Gründung Landesverband Sachsen Ende Februar 2024, Gründung Landesverband Thüringen Mitte März 2024) mit der lange vorher kommunizierten Absicht, ein solches Bündnis als Partei an den Start bringen zu wollen, kann, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie Sie vermuten, eine Rolle gespielt haben.
Wer allerdings den lokal teils von Parteifunktionären der etablierten Parteien ergangenen Aufruf zu Demos gegen rechts nicht als Versuch – vor allem der Strampelkoalition – versteht, sich an eine faschistische Bestrebungen ablehnende Haltung in der Bevölkerung anzudocken, die von linksradikal bis wertkonservativ reicht, um wahltaktisch davon möglicherweise zu profitieren, sondern die Aufrufe und teils auch Organisation von einzelnen Demos gegen rechts durch etablierte Parteien oder Institutionen, die ansonsten von Einzelpersonen, nicht etablierten Parteien, Gewerkschaften, Organisationen verschiedenster Art (bis hin zu staats- und kapitalismuskritischen Vereinigungen) organisiert wurden/werden, sondern die Demos gegen rechts pauschal als Regierungsveranstaltungen darzustellen versucht, muss sich fragen lassen, welche Absichten er/sie verfolgt, denn die Genese der Demos gegen rechts ist zumindest in ihren Anfängen und auch jetzt noch mehrheitlich klar regierungsfern. Die Demos, die von Vertretern der Regierungsparteien (auf lokaler Ebene) angestoßen und organisiert werden, haben im Gegensatz zu Ihrer Vermutung große Mühe, regierungskritische Wortbeiträge auf diesen Demos einzudämmen – übrigens nur mit mäßigem Erfolg.
Auch wenn Sie hier und früher im TP-Forum marxsche Kategorien verwenden, was ich begrüße, scheinen Sie in eine Querfrontstrategie eingeschwenkt zu sein, die jede Regung gegen rechts als ausschließlich von der (Str-)Ampelregierung initiiert und organisiert betrachtet. Dass damit Wahlpropaganda für die Vorfeldorganisation des Faschismus, also die AfD, betrieben wird, wollen Sie entweder oder Sie sehen nicht, dass das damit geschieht, obwohl Sie es nicht wollen.
Zur Entwicklung der AfD-Wahlprognosen ist zu sagen, dass die AfD eigentlich angesichts der desaströsen Politik der Strampelkoalition bundesweit (!) längst deutlich über 25% liegen müsste, Stattdessen kann die AfD momentan kaum das bundesweite 20%-Ziel halten.
Das verdeutlicht, dass die Mehrheit der Gesellschaft in Deutschland noch nicht bereit ist, sich der protofaschistischen und in der Tendenz faschistischen Strategie anzuschließen.
Sie, der die Grausamkeiten des parlamentarisch-repräsentativ abgesicherten demokratischen Kapitalismus anscheinend massiv unterschätzt und deshalb die Ampel-Koalition als mindestens faschistoid brandmarkt, um sich deren Grausamkeiten erklären zu können, haben offensichtlich keine Vorstellung vom Unterschied zwischen demokratischem Kapitalismus und faschistischem Kapitalismus.
“Deutschland demonstriert gegen rechts.” Mit Sicherheit nicht! Die links-grünen Kostgänger der ungefragten Mehrheit marschieren auf – das ist etwas Anderes.
Ich glaube, die Autoren haben recht. Diese Demonstrationen sind einerseits eine Gruppentherapie der Wähler, die befürchten, dass den Parteien, die sie bisher gewählt haben, die Felle davon schwimmen werden und andererseits dienen sie den Massenmedien als Grund in der Erziehung der Unbotmäßigen nicht nachzulassen.
Da die Wähler der AfD also weiter ausgegrenzt und öffentlich erzogen werden sollen, ihr Lage aber keineswegs zur Kenntnis genommen und geändert wird, ist die AfD weiter ihre beste Wahl, einfach weil mit hohen Wahlzuspruch der AfD die Empörung “der da oben” steigt. Je höher der Zuspruch desto größer die Panik und die Entrüstung.
Dass im Verlauf der Zeit die AfD in den Umfragen ein wenig schwächer geworden ist, dafür wird die zwischenzeitlich gegründete BSW verantwortlich sein und nicht die Demos. Da gebe ich aquadrat recht.
Was soll man davon halten, wenn jemand Streiks und Demonstrationen nicht auseinanderhalten kann oder will. Ach so ist das. Ein großer Anteil der Demonstranten gegen rechts demonstrieren für mehr Geld im Portemonnaie, also für höhere Löhne. Ist das so? Nein das ist nicht so. Man merkt dem Absatz aber an welche Verachtung die Autoren Streikenden entgegenbringen, die bloß aus schäbigen, niederen materiellen Interessen streiken, bloß um mehr Geld im Portemonnaie zu haben. Sie haben “gelernt”, dass man bloß für eine gewisse Zeit die Arbeit verweigern muss, schon gibt’s mehr Geld. Konditioniert wie sie sind, die niederen Menschen, die wie Ratten immer den Knopf drücken, wo das Futter raus kommt. So werden gleich zu Anfang ein Großteil der Demonstrierenden diskreditiert, indem man so tut als wäre eine Demonstration dasselbe wie ein Streik und als ginge es bloß um in den Augen der Autoren schäbigen Materialismus.
Nachdem also der Großteil der bloß geldgierigen Demonstranten argumentativ abgefrühstückt wurde, wollen sich die Autoren dem Rest der Demonstranten(brut) auch noch annehmen.
Die eigentliche Botschaft liegt bei Hommel und Colzato im Subtext. “weniger offensichtlich” im Prinzip das gleiche Pack, das nur auf Belohnung aus ist. Aber man erkennt es nicht gleich, weil die Belohnung anderer Art ist.
Wir lernen also Demonstranten grenzen prinzipiell aus – nur dadurch, dass sie demonstrieren. Denn es gibt ja immer noch die, die nicht demonstrieren und die nicht zur Gruppe der Demonstranten gehören, die also ausgegrenzt werden. Demonstranten sind also per se Ausgrenzer und Spalter, die sogar latent aggressiv sind:
Ganz üble Gesellen also, diese Demonstranten. Sie wollen einschüchtern, indem sie ihren Hammer präsentieren und so ihre Macht demonstrieren. Natürlich könnte man auch auf die Idee kommen, das sei eine Demonstration ihrer Ohnmacht. Denn wenn man in der gesamten Republik über Wochen “Millionen und Abermillionen” von Menschen mobilisieren muss, um einer zahlenmäßig recht überschaubaren Regierungs-Clique zu demonstrieren, dass man anderer Ansicht ist, dann scheint mir das nicht gerade Machtfülle auszustrahlen. Meist werden auch nur “Forderungen” gestellt, wodurch anerkannt wird, dass die politischen Entscheidungen ganz woanders, jedenfalls nicht durch die Demoteilnehmer erfolgen. Und nicht selten demonstriert der Staat (z.B. Scholz in Hamburg), dass das Demonstrationsrecht von den Demonstranten missbraucht wird und dann zeigt der Staat schon mal den Demonstranten wo der Polizeiknüppel und der Wasserwerfer hängt.
Diese idealistischen Spinner. Glauben doch tatsächlich, dass ihr Protest etwas bewirkt. Dabei wäre es sogar im Sinne ihres Anliegens, dass sie das Maul halten. Denn die Psychologie hat festgestellt, dass Coca Cola Schnaps enthält, nein, dass Protest Reaktanz erzeugt. Und nicht nur Protest erzeugt Reaktanz, sondern auch das “eindringliche erläutern, dass sie falsch liegen”. Also egal was man tut, auf der Straße demonstrieren oder das Überzeugen mit Argumenten – man erreicht nur das Gegenteil, dessen was man erreichen wollte.
Also nochmal langsam zum Mitschreiben. Nicht die Protestierenden werden von der elitären Macht-Clique in der Regierung bedroht (Coronamaßnahmen, Krieg und Ausweitung des Kriegs, Inflation, Abbau des Sozialstaats usw.) und sie protestieren deshalb, nein, die Regierung ist durch die Demonstranten bedroht, und deshalb reagiert sie mit “Reaktanz” gegen die Einschränkung ihrer Freiheitsrechte durch die Demonstranten. Kommt das nur mir so vor oder steht die Welt in dieser Erzählung auf dem Kopf. Hommel und Colzato betreiben hier klassische Täter-Opfer Umkehr. Die armen Opfer in der Regierung können gar nicht anders als gemäß einem psychologischen Seelenmechanismus zu reagieren.
Wer hätte das gedacht. Der Endzweck einer Demonstration ist doch tatsächlich nicht gesellschaftliche Harmonie, sondern Ausdruck eines Gegensatzes z.B. zwischen Regierung und Demonstranten. Eine bahnbrechende Erkenntnis. Was ist also dann der Grund der Demonstranten?
Ja genau. Leute die auf Demos gehen sind im Prinzip nicht anderes als kleine Kinder, die um Aufmerksamkeit buhlen. Und dasselbe Buhlen um Aufmerksamkeit treibt sie dann in die sozialen Netzwerke. Während das für Psychologen die Artikel auf Overton schreiben natürlich nicht zutrifft. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie sich als Experten den Kleinkindern, die auf Demos latschen meilenweit überlegen wähnen, mögen die von ihnen verbreiten Theorien noch so absurd sein.
Demos sind also das Opium des (niederen) Volkes. Diese jämmerlichen Hanseln bilden sich doch tatsächlich ein etwas erreichen zu können.
Wie kommt so ein Gefühl wohl zustande? Liegt das vielleicht daran, dass abweichende Meinungen vom Regierungsnarrativ nicht gerade belohnt werden? Das sie tatsächlich in ihrer bürgerlichen Existenz bedroht werden, von Regierung und der Qualitätspresse, vom Arbeitgeber. (Was vielleicht auch erklären könnte, dass sie sich nicht zur Zielscheibe machen wollen und im Netz die Anonymität pflegen.) Liegt das vielleicht daran, dass seit Corona ein gesellschaftliches Klima der Angst regelrecht kultiviert wird, das dazu da sein soll den Leuten das Maul zu stopfen. Daher sind Demonstration doch etwas mehr als eine rein subjektive Selbstvergewisserung. Sie setzen tatsächlich einem gesellschaftlichen Klima der Angst und der Ahndung von Protest etwas entgegen. Die Autoren finden das natürlich gar nicht gut, aber paternalistisch großzügig gönnen sie den Kindern das Gefühl der positiven Erfahrung. Sie sind ja keine Unmenschen. Aber leider, leider muss man den Kleinen psychologisch fundiert vermitteln, dass so ihre Ziele aus eigenem Verschulden mit “viel größerer Wahrscheinlichkeit systematisch” nicht erreichen.
Tja, selbst schuld ihr Würmer. Wärt ihr so große Psychologen wie wir beide, wüsstet ihr, dass Protest nix bringt. Viel mehr bringt es dagegen als Einflussperson der Regierung in alternativen Medien aufzutreten und wissenschaftlich fundiert von jedem Protest abzuraten. Und wenn die dummen, unartigen Kinder nicht darauf hören was Psychologenpapa und Psychologenmama sagen, sind sie eben selbst schuld, wenn sie bei der nächsten Demo von einem Großaufgebot der Polizei niedergeknüppelt werden. Man muss auch die Polizei verstehen. Die können gar nicht anders, weil sie ja auch dem Reaktanzmechanismus unterworfen sind. So ein Polizeiknüppel hat ein immenses Freiheitbedürfnis und wenn das durch Demonstranten eingeengt wird, dann verschafft es sich eben Raum.
Demos leiden tatsächlich oft an einem Widerspruch, der aber nicht darin besteht, dass sie weil sie zu bedrohlich sind, Reaktanz hervorrufen, sondern daran dass sie n i c h t bedrohlich sind und das auch nicht sein wollen. Sie leiden daran, dass sie sich mit “Forderungen” an die Regierung wenden, also die Zuständigkeit der Regierung gerade nicht in Frage stellen wollen. D a s bringt ihr Anliegen nicht voran. Einer Regierung, die sie in Scheiße XY geritten hat zu sagen, sie sollte XY doch bitte lassen und zurücknehmen tut so als hätte die Regierung diese Maßnahme XY quasi absichtslos beschlossen und kaum macht man sie auf einer Demo drauf aufmerksam, entschuldigt sie sich höflich für die Unannehmlichkeiten und nimmt Vorhaben XY wieder zurück.
Danke!
Zum Teil stimme ich dem Artikel zu. Demonstrationen gegen die AfD, noch dazu mit Regierungssegen, erreichen eher das Gegenteil. Aber während AfD Wähler und SUV Fahrer Gruppen sind, ist es die Regierung nicht. Mit Demonstrationen gegen die Regierung und ihre Politik können Narrative infrage gestellt werden, Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht werden und mehr. Ist schon blöd, wenn die Regierung behauptet, sie handle im Namen der Leute, während letztere gegen Regierungspolitik auf die Straße gegen. Regierungen gehen gegen unangenehme Demonstrationen regelmäßig vor, z.B. durch Verleumdung der Demonstranten, durch Einschränkung des Demonstrationsrechtes oder schlicht durch Gewalt (z.B. blockupy Demos in den USA). Medien berichten über Demonstrationen sehr unterschiedlich. Liegen sie auf Linie (etwa Proteste in China oder Russland) wird berichtet, richten sie sich gegen das eigene Narrativ, werden selbst große Demonstrationen schlicht verschwiegen.
Es ist schon richtig, dass die Wirkung von Demonstrationen oft sehr beschränkt ist. Anderenfalls gäbe es keine Demonstrationsfreiheit. Umgekehrt kann Demonstrationsfreiheit Demonstrationen ihre Wirkung nehmen.
Die 68er-Demonstrationen waren eingebettet in eine Bewegung, die zur Gründung der Grünen geführt hat, zur “Modernisierung Deutschlands” (Fischer im Bundestag, wenn ich nicht irre) und dazu, dass Deutschland im Bereich der “Erneuerbaren” eine Zeit lang führend war. Sie waren also alles andere als wirkungslos.
Diese Demonstrationen sind ein Ausweis politischer Naivität und Unreife.
Diese Leute durchschauen überhaupt nicht wo die wirklichen Konflikte und Widersprüche liegen, wie die Strukturen von Macht und Reichtum gewoben sind.
Ist es nicht eher so: Deutschland demonstriert gegen das Recht und für den Krieg?
“Selten sind Menschen überzeugter von ihrer Meinung, als wenn man ihnen eindringlich erläutert, dass sie falsch liegen. Dieses Phänomen nennt man im Wissenschaftsjargon Reaktanz.” Dieses Phänomen kenne ich von mir selbst. Als ich in einer Institution arbeitete und ständig meine Vorstellungen gegen Kritik und Widerstand durchsetzen musste, war ich sehr selbstsicher. Als ich mich selbstständig machte, von niemandem kritisiert und bedrängt wurde, kam Unsicherheit auf, plagten mich Zweifel, ob ich das Richtige gemacht habe. Und wenn ich die Kriegshetzer höre und sehe, wird mir sofort klar, dass der Krieg unbedingt unverzüglich beendet werden muss.
Es ist den Geld- und Einflussmächtigen doch völlig egal, welche Partei gerade nach oben kommt. Das “links” oder “rechts”, das etablierte Parteien oder AfD ist denen doch völlig wurscht, die Manipulieren Regierungen, nicht irgendwelche bedeutungslose Kasperhansel. Und in der AfD sind auch schon längst die Einflussnehmer installiert – wie in jeder anderen Partei von einigermaßen Wichtigkeit.
Die BRD kennt eine lange Geschichte der Regierung mit “Rechten”: die Kohl-Ära, cDU/cSU. Damals nannten sich die selbst rechts und wurden auch vom (angeblichen) politischen Gegner als “Rechts” etikettiert. Heute ist das angeblich “MItte”, was immer das politisch sein soll.
Das ist alles eine totale Verarschung, und wer daran mitstrickt, zB mit solchen idiotischen “links-rechts”-Gedöns-Texten, ist Mittäter.
Es ist schon wichtig zu differenzieren, wo es notwendig ist. Kundgebungen, die Loyalität oder Patriotismus skandieren und sich hinter die Anführer oder die Mehrheit stellen sind etwas völlig anderes als diffuser Aufruhr gegen eine Obrigkeit, die offensichtlich gegen die Interessen der Allgemeinheit handelt.
Insofern wirkt der Artikel tatsächlich wie ein plumper Versuch, den Widerstandsgeist der Leute beeinträchtigen zu wollen.
Wenn es gegen Machtkonzentration und Ungerechtigkeit geht, kann gar nicht genug mit den Füßen abgestimmt werden. Denn Widerstand wirkt nur, wenn sich zu viele auflehnen.
Trotzdem ist es interessant, aus Sicht des Einzelnen zu betrachten, was ihn zu seinem Verhalten motiviert, auch weil dort die Manipulation ansetzt. Eine Wahl zwischen Eigennutz und Allgemeinwohl entscheiden wir nur zu gern zu unserem Vorteil, wenn es bequeme Ausreden gibt. Leider kann auch ein vermeintliches Allgemeinwohl heuchlerisch sein.
Es schadet nicht, die Schauspielerei unter uns im Auge zu behalten, aber zwischen falscher Verdächtigung und unbewußtem Selbstbetrug liegen fließende Übergänge. Es bleibt nur, die Dinge immer von verschiedenen Seiten zu betrachten und regen Meinungsaustausch zu betreiben, dazu kann dieser Artikel beitragen.