Die Inder denken wie die Chinesen in Gruppen – für uns, die wir darüber nachdenken, was für uns persönlich herausspringen könnte, ist das eine ungewöhnliche Denkart.
Im Februar hat es uns für zehn Tage nach Indien verschlagen, das mittlerweile bevölkerungsreichste Land der Welt. Ähnlich wie China hat es sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt, sowohl wirtschaftlich als kulturell – und es ist noch damit beschäftigt, seine neue Rolle in der Weltpolitik zu definieren. Für diese Entwicklungen haben Menschen aus den WEIRD-Ländern (Western, Educated, Industrialized, Rich, Democratic), wie man uns in der Psychologie mittlerweile nennt, noch kein richtiges Konzept. Wir sind irritiert, wenn Inder und Chinesen den russischen Angriff auf die Ukraine nicht öffentlich verurteilen wollen, wenn sie sogar fleißig Geschäfte mit den (immer noch eng befreundeten) Russen machen, und wenn sie sich so gar nicht einsichtig zeigen, wenn sie von unserer Außenministerin über die ethisch fragwürdigen Aspekte ihrer Politik belehrt werden. Was ist mit diesen Leuten los?
Da wir neben unseren beruflichen Verpflichtungen und den anschließenden touristischen Unternehmungen ausreichend Zeit zum Plaudern hatten, haben wir unseren Baerbock-Modus kurz ausgeschaltet, und die Menschen einfach mal nach ihrer eigenen Meinung befragt. Und um die eine oder andere Erklärung gebeten. Eine gute Gelegenheit dafür war die anstehende Wahl im Lande, für die jeder unabhängig von der eigenen Referenz einen großen Sieg von Narendra Modi und seiner Bharatiya-Janata-Partei vorhersagt.
Was springt für mich dabei heraus?
Wie Wikipedia verlautbart, und wie unsere indischen Kollegen bestätigen konnten, ist Modi für erhebliche Kürzungen im Bereich der Armutsbekämpfung, der Krankenversorgung und der Wissenschaftsförderung verantwortlich. Er hat die Wirtschaft national-konservativ und neoliberal umgebaut und ihm werden politische Entscheidungen zugeschrieben, die die indische Demokratie zunehmend eingeengt haben. Vor allem aber setzt er sich relativ vehement für die Hinduisierung des Landes ein, vor allem zu Lasten der islamitischen Bevölkerung – was Modis Gegner diskriminierend finden und seine Befürworter als gerechten Ausgleich für die jahrzehntelange vermeintliche Bevorzugung von Muslimen erleben. Wären wir jetzt selbst Hindu, wäre das vielleicht ein interessanter Aspekt, aber alle anderen politischen Entscheidungen klingen auf den ersten Blick nicht unbedingt so, als ob man damit große Mehrheiten gewinnen könnte. Wie viele Wähler behält man noch, wenn man die Armen, die Kranken und die akademische Welt vor den Kopf stößt?
Dann dämmerte uns aber langsam, dass Inder so ganz anders über diese Dinge nachdenken als wir. Was springt für mich dabei heraus?, ist ja unsere wichtigste Frage bei der Wahlentscheidung. Und genau diese Frage war für viele der Inder, mit denen wir geredet haben, überraschend unwichtig. Unser Fahrer war sich ganz sicher, dass er selbst überhaupt keinen Vorteil von der Modi-Politik hat, dass sie aber „für das Land“ als Ganzes gut sei. Ob das wirklich so ist, können und wollen wir mangels Sachverstand nicht beurteilen, und wahlberechtigt sind wir in diesem Fall ja ohnehin nicht. Was wir aber interessant fanden, war dieser Gedanke, der uns in Deutschland und wahrscheinlich auch in vielen anderen Ländern Europas so langsam abhandenkommt: dass es nicht nur um uns persönlich geht.
Tatsächlich definieren sich die Deutschen ja mittlerweile immer öfter über das, was sie nicht sein wollen: Nazis, rechts, ausländerfeindlich, antisemitisch, diskriminierend, unökologisch, unempathisch, verletzend und undemokratisch. Positive, einende Visionen, Ideen oder wenigstens Hoffnungen sind dagegen Mangelware. Bei den Parteien schon länger, wobei die Merkel-Ära laut Richard David Precht die offensichtlichste Aufgabe jeglicher politischer Konzepte und Visionen markiert hat. Noch nicht einmal die Linken, die ja traditionell mit schon mal naiven, aber doch wenigstens ermutigenden Zukunftsvisionen ausgestattet waren, haben nennenswerte Ideen darüber anzubieten, wohin wir uns gemeinsam entwickeln wollen: wie ein glückliches Leben in Zukunft aussehen könnte und was das für unsere politische und wirtschaftliche Selbstorganisation bedeutet.
Die Macht des Vertrauens
Nun kann man natürlich argumentieren, dass die Entwicklung schlüssiger Konzepte bei einer derart komplexen und unsicheren Gegenwart und Zukunft einfach nicht mehr möglich ist. Wir sind derart global vernetzt, dass der sprichwörtliche Flügelschlag des Schmetterlings in Australien tatsächlich alles so schnell und so grundlegend verändern kann, dass nur ein Tor sich trauen würde, auch nur bis ans Ende einer Wahlperiode zu planen. Kann man wirklich noch politische Agenden entwickeln, die auch noch über eine Bankenkrise, eine Pandemie und einen Krieg in der Nachbarschaft hinaus Gültigkeit behalten können? Vielleicht nicht, vielleicht müssen wir uns von dieser Idee verabschieden. Aber was ist die Alternative? Gegen alles zu sein, wie von der AfD aus der Opposition heraus propagiert und von der FDP in der Regierung täglich gelebt? Sollen wir auf einmal Vorlieben für unterkomplexe Antworten entwickeln, die Probleme mithilfe von Mauern und Abschreckung lösen sollen? Sind das wirklich zukunftsfähige, und vor allem zukunftsfähigere Alternativen?
Der Soziologe Niklas Luhmann hat ein nicht besonders zugängliches, aber hochinteressantes Buch über Vertrauen geschrieben. Nicht darüber, ob Vertrauen gut oder schlecht ist, ob man es haben oder nicht haben sollen. Sondern wozu Vertrauen dient, welche soziale und gesellschaftliche Funktion Vertrauen hat. Diese Funktion lässt sich gut anhand eines Betriebes erklären. Vor allem im mittelständischen Deutschland entstehen Betriebe ja oft durch eine Idee oder Erfindung der Gründer, wie die Entwicklung eines „Fahrzeugs mit Gasmotorenbetrieb“ durch Carl Benz oder das Konzept eines „persönlichen Rechners“ von Steve Jobs in Kalifornien. Um Ideen zu Geld zu machen, braucht es aber mehr, es braucht Organisation, viele Mitarbeiter, ein Vertriebssystem, usw. und sofort.
Erfolgreiche Unternehmen werden in der Regel also wachsen, wobei die Komplexität der persönlichen Beziehungen notgedrungen zunimmt. In der Regel geschieht das nicht linear, sondern exponentiell, sodass die Zusammenhänge sehr schnell nicht mehr von einzelnen Personen vollständig überschaut werden können. Wie lassen sich derartige Systeme steuern? Zu Beginn ist das Prinzip der direkten Kontrolle besonders naheliegend. Gründer werden Firmenchefs, laufen im Betrieb herum und identifizieren mögliche Probleme und Schwachstellen. Mit zunehmendem Wachstum steigt das Ausmaß der sozialen Komplexität aber dermaßen, dass Chefs mit der kompletten Kontrolle schon rein physisch völlig überfordert wären. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma, so Luhmann, besteht in der Entwicklung von Vertrauen. Ohne Vertrauen funktionieren Systeme, die so komplex sind wie unsere heutigen Gesellschaften, einfach nicht mehr, zumindest nicht auf Dauer.
Ingroup und Outgroup
Nun ist es genau dieses Vertrauen, was uns nachweislich in den WEIRD-Ländern verloren gegangen ist, während ausgerechnet China und Indien die Länder sind, in denen das „System“ und die Regierung das weltweit größte Vertrauen genießt. Luhmann war der Meinung, dass Vertrauen in Systeme anders funktioniert als Vertrauen in bestimmte Personen. Um einem System zu vertrauen, braucht es eine kulturelle Ausbildung, die den Menschen Einblick in die Mechanismen der betreffenden Organisationen gibt, um die dadurch nachvollziehbarer zu machen. In Betrieben scheint das einigermaßen funktionieren, und es gibt ja traditionell Firmenchefs wie Robert Bosch oder Wolfgang Grupp, die sich aktiv und oft auch ohne gewerkschaftlichen Druck um das Vertrauen ihrer Mitarbeiter bemüht haben.
Für Regierungen scheinen die Dinge allerdings anders zu liegen. Das jedenfalls zeigen die letzten Ergebnisse des genannten Edelman Trust Barometers, das speziell für Deutschland eine bemerkenswerte Diskrepanz anzeigt: während Wirtschaftsunternehmen und Betriebe als einigermaßen kompetent und ethisch verantwortlich angesehen werden, sind diese beiden Werte für die Regierung ins beinah Bodenlose gefallen. Wie kann es sein, dass die Bürger eines demokratischen Wohlfahrtsstaates so viel weniger Vertrauen in ihre Regierung haben als Inder und Chinesen in Machthaber wie Modi und Xi?
Die Antwort, so scheint uns, gibt uns der Blick auf genau diese Leute, und auf andere, deren offensichtliche Wahlerfolge uns so dermaßen unerklärlich vorkommen: Donald Trump, Jair Bolsonaro, Marine Le Pen, Viktor Orbán, Georgia Meloni, Boris Johnson oder die Kaczyński-Brüder, und auch die AfD passt ja gut in diese Reihe. Es fällt auf, dass diese Politiker eine ganze Reihe von Eigenschaften teilen: Sie sind ungehobelt und teilen gerne aus, ihr diplomatisches Talent ist beschränkt, sie erreichen die „einfachen Leute“ und konkrete zukunftsgerichtete Konzepte sind in ihrem Programm nicht erkennbar. Viel wichtiger ist aber dies: Sie scheuen sich nicht vor einer klaren Unterscheidung zwischen dem was man in der Sozialpsychologie Ingroup und Outgroup – es gibt also klar definierte Freunde, die dazugehören, und Feinde, die das nicht tun. Die Größe der Ingroup variiert dabei durchaus: manche bemühen sich, das gesamte Land mitzunehmen, wie etwa Xi in China, während sich Modi mit der Bevorzugung von Hindus begnügt.
Linke verlor Ökonomie als wesentliches Thema aus den Augen
Über diese Strategie mag man die Nase rümpfen, aber sie funktioniert viel besser als die Klientelpolitik der momentan federführenden Parteien. Weil das Schaffen von Gemeinsamkeiten, wie klein oder groß sie auch immer sein mögen, die wesentliche Grundlage für das Entstehen von Vertrauen darstellt. Denn Vertrauen basiert ja auf der Vorhersagbarkeit des Anderen: nur wenn ich weiß, oder zu wissen glaube, was Du unter den oder jenen Bedingungen tun wirst, kann ich Dir wirklich vertrauen. Je weniger ich Dich aber persönlich kenne, desto mehr bin ich darauf angewiesen, von mir auf Dich zu schließen: je mehr Du bist wie ich, desto eher wirst Du auch so handeln wie ich, das ist es, was mir das Vertrauen gibt. Wahrgenommene Gemeinsamkeiten schaffen also Vertrauen, und diese Gemeinsamkeiten lassen sich am besten durch eine gemeinsame Sprache und durch die gemeinsame Zugehörigkeit zur selben Ingroup herstellen.
Aus dieser Perspektive wird deutlich, wodurch sich die Linke in den WEIRD-Ländern den eigenen Ast abgesägt hat. Als es noch viele Arbeiter gab, definierte sich ja die Ingroup von selbst und dasselbe galt für die Outgroup, die Arbeitgeber bzw. (je nach politischer Ausrichtung) die Kapitalisten. Mit dem Verschwinden der organisierten Arbeiterschaft und dann der Arbeiterschaft als solcher brauchte die Linke eine neue Klientel und fand es offenbar eine gute Idee, eine große Gruppe durch viele kleine zu ersetzen: die (tatsächlich oder vermeintlich) diskriminierten Minderheiten. Dadurch verlor man nicht nur die Ökonomie als wesentliches Thema aus den Augen, was Sahra Wagenknecht zur Bildung einer neuen Partei betrieben hat. Sondern man war auch nicht mehr in der Lage, irgendeine Art von Gruppenidentität in einer Größenordnung zu entwickeln, die von wahlentscheidender Bedeutung sein könnte. Eine schlechte Idee, wie man an den Wahlergebnissen aller linken Parteien in den letzten 15 Jahren ablesen kann.
Kontrollverlust
Was also kann man tun? Eine Möglichkeit, die im Augenblick den meisten Zuspruch zu erhalten scheint, besteht darin, den Meistern das Feld zu überlassen. Offensichtlich gelingt es der AfD momentan am besten, wahrnehmbar eine Ingroup zu definieren. Das Kriterium ist nicht sehr kreativ, es handelt sich momentan vor allem um den deutschen Pass, aber das hat in Deutschland ja öfter schon ganz gut funktioniert. Ernstzunehmende Wettbewerber scheint es nicht zu geben, denn die Kreativität von Restdeutschland beschränkt sich momentan darauf, die eigene Anständigkeit und Haltung auf Großdemonstrationen wieder und wieder deutlich zu machen – ohne jede konkrete Idee, was genau man dadurch eigentlich erreichen könnte. Aber wie die Band Theodor Shitstorm in ihrem Song „Gegen Nazis“ eindrücklich vorführt, stellt die gemeinsame Ablehnung von etwas noch keine hinreichend solide Basis für eine gemeinsame Zukunft dar.
Eine andere Alternative bestünde im aktiven Wettbewerb. Können wir positive Gemeinsamkeiten identifizieren und sind diese Gemeinsamkeiten anderer, besserer oder wenigstens interessanterer Natur, als die von der AfD propagierten? In den partikularen Interessen von identitätspolitisch definierten „special interest groups“ werden wir sie nicht finden. So unangenehm es klingen mag, irgendeine realistische und für viele Menschen akzeptable Neudefinition von dem, was wir als Land sein wollen und was durch Europa nicht vollständig abgebildet wird, werden wir dafür leisten müssen. Auch die rechtliche und kulturelle Beziehung zwischen dem System Europa und seinen Mitgliedsstaaten wird neu überdacht werden müssen. Denn ähnlich wie in den USA ist es vor allem der wahrgenommene Kontrollverlust, der die Leute dazu treibt, in ihrer Ingroup Halt zu suchen. Wenn es diesen Kontrollverlust tatsächlich gar nicht gibt, dann muss das besser erklärt werden. Und wenn es ihn gibt, dann muss man etwas dagegen tun. Sonst tun das andere.
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Inspirierender Beitrag, vielen Dank.
Ich würde ergänzen, dass unsere Eliten aktuell versuchen, die „Demokratie“ als Ingroup und die „Autokratie“ als Outgroup zu propagieren. Das scheint zu funktionieren. Es gibt keinen nennenswerten Widerstand in den westlichen Gesellschaften gegen die Ausgrenzung und Dämonisierung der Russen und Chinesen. In der Ingroup wächst sogar langsam die Bereitschaft, gegen die Outgroup Krieg zu führen. Aus Sicht der Eliten läuft gerade alles nach Plan.
Noch eine Bemerkung zum Vertrauen in Großbetrieben. Für die Kontrolle sind Hierarchien zuständig. Ein CEO muss kein Vertrauen in die Angestellten haben. Es reicht, wenn er der zweiten Führungsebene vertraut.
“Nun kann man natürlich argumentieren, dass die Entwicklung schlüssiger Konzepte bei einer derart komplexen und unsicheren Gegenwart und Zukunft einfach nicht mehr möglich ist. Wir sind derart global vernetzt, dass der sprichwörtliche Flügelschlag des Schmetterlings in Australien tatsächlich alles so schnell und so grundlegend verändern kann, dass nur ein Tor sich trauen würde, auch nur bis ans Ende einer Wahlperiode zu planen”
Falsch !
Man kann auch in einer unübersichtlichen Welt nach gewissen Prinzipien handeln, die sich nach Lebenserfahrung immer im positiven Sinne bewährt haben.
Es ist nicht so, dass die Herrschenden prinzipienlos und ohne Visionen für die Zukunft sind. Nur ihr Prinzip, ihre Vision ist die denkbar dümmste. Sie lautet: Wie kann ich auf Kosten aller anderen ohne Rücksicht auf die langfristige Funktion des Gesamtsystems (Gesellschaft, Ökologie, Physik, kurz die Erde insgesamt) möglichst reich und mächtig werden.
Ich frage mich, was die “Eliten” denn mit all der Macht und dem ganzen Reichtum anfangen wollen? Immer mehr immer mehr. Irgendwann ist doch mal gut, oder? Letztlich kann man nur einen Rolls Royce und eine Seejacht fahren. Und wenn die unter der Erde liegen, nutzt ihnen ihre Macht auch nichts, allenfalls könnten sie ihre Leichname mit ihrem Geld zudecken und verrotten lassen.🙄 Eigentlich arme Tröpfe…
@AeaP
“Immer mehr immer mehr. Irgendwann ist doch mal gut, oder?”
Genau diese Annahme ist der Fehler in Bezug auf das System Mensch, denn die Antwort lautet: NEIN!
Es geht stets noch größer, mehr, abgrenzender, ausgefallener – bishin zur Perversion.
Aber es – und dies sei zu bedenken – betrifft nicht nur “Eliten”, sondern den Großteil aller Menschen; lediglich der monetäre Hintergrund setzt Grenzen.
Wäre es dem Homo Sapiens allgemein gegeben, sich selber zu hinterfragen/reflektieren, käme er um die Erkenntnis nicht herum, dass er, wenn auch meist im Kleinen, diesem Prinzip des “noch Mehr” konsequent folgt.
Ob es z.B. der noch riesigere Fernseher ist, das neueste Smartphone, die weiteste Reise, das zum Nachbarn größere Auto usw – angepasst an den jeweiligen/begrenzenden Geldbeutel.
Das Prinzip wird im Übrigen in fast jeder “Schicht” von klein-auf antrainiert und konditioniert.
P.S. Dies ist kein Plädoyer für Reichtum oder devote Armut, sondern der Hinweis darauf, dass sich die Wenigsten ihrer alltäglichen (Doppel) Moral in fast allen Bereichen des Lebens freiwillig stellen.☝️
“Irgendwann ist doch mal gut, oder?” Ja, sollte man meinen. Kapitalisten sind aber bloß Charaktermasken ihrer ökonomischen Funktion und das Kapital hat halt keine innere Schranke. Es ist maßlos.
Der Privatverbrauch der Unternehmer ist von dem Maß ihrer gelungenen Kapitalvermehrung abhängig. Neulich kam mal wieder eine Doku über Deutschlands Superreiche, die sich gern bedeckt geben. Aber einer hat die Journalisten eingeladen. Da kamen dann so Sätze: “Meinen Privatjet, den brauch ich. Wie soll ich denn sonst auf meine Jacht kommen? Hätten wir mit dem Zug fahren sollen?” Tja, das ist mal ein echtes Luxusproblem. Wenn du eine Jacht hast, dann brauchst du auch einen Jet.
Cui bono du alter Rassist. Mit dem “System Mensch” hat das gar nichts zu tun – eher mit dem “System kapitalistisches Konkurrenzsubjekt”.
Hm. Ich dachte, es liegt am “System Mensch”? Dann muss dem Menschen diese “Menschlichkeit” also erst antrainiert werden. An der Natur kann es dann ja wohl nicht liegen.
Meinen Respekt haben Sie dafür, dass Sie konsequent nach dem Motto agieren ” Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage.” und alles von sich geben, was Ihnen gerade an Phrasen oder Sonstigem aus dem Kopf fällt.
Für Kausalitäten ist da natürlich kein Platz mehr, die unter anderen Umständen zu der Erkenntnis führten, dass “systemische Anlagen” beginnend mit Erziehung kanalisiert werden können.
Und da Ihr bei JEDEM Thema propagiertes “„System kapitalistisches Konkurrenzsubjekt“ ursächlich ist, müssen außerhalb dieses Konstruktes und zu jeder Zeit paradiesische Verhältnisse innerhalb der jeweiligen Populationen geherrscht haben/herrschen.
Tipp: Schreiben Sie die Geschichte des Menschen einfach um und neu!
Wie in Ihrem Fall üblich: Ende der Konversation!
Komisch, anscheinend bin ich Inder oder Chinese, denn ich denke das gleiche, was der Autor im ersten Absatz des Artikels so über das Denken der Menschen dort schreibt…. 😉
So aus der Ferne würde ich sagen, dass die regierenden Inder ihrer alten Kasten-Denke viel zu nahe sind, als das sie wirklich zu Gruppendenken, das über ihre Kaste hinausgeht, fähig wären. Den unteren Kasten erzählt man was von “gut für das Land” und weil soziales Denken sozialen Wesen angeboren ist, können sie das auch ohne Schul- und politische Bildung nachvollziehen und akzeptieren.
China ist das Gegenmodel und entsprechend erfolgreicher. Das Geld wird mit vollen Händen für die Entwicklung unterentwickelter Regionen ausgegeben. Die Maßnahmen sind so angelegt, dass sie den (nicht reichen) Individuen helfen. Das Land blüht auf.
Modi ist ein Ghanchi, eine der unteren, ganz offiziell einer “rückständige” Kaste…. und die Realität seiner Regierung zeigt das auch…
Ihr Unterscheid zwischen Indien und China ist zwar korrekt, allerdings stellt sich zu China die Frage, ob die Konsequenzen die die autoritäre Führung Chinas den Bürgern bringt, ein wirklich erfreuliches Leben ermöglicht?
Die Autoren konstatieren im Hinblick auf jene bewussten Politiker, die von ihnen wenig geschätzt werden, folgenden Sachverhalt:
“Sie scheuen sich nicht vor einer klaren Unterscheidung zwischen dem was man in der Sozialpsychologie Ingroup und Outgroup – es gibt also klar definierte Freunde, die dazugehören, und Feinde, die das nicht tun.”
Nun ja, das mag sein, wobei die Bezeichnung “Feinde” etwas übertrieben wird. Längst nicht jeder, den man bewusst benachteiligt, betrachtet man deswegen auch schon als Feind.
Exakt diese Unterscheidung praktiziert unsere unbeliebte Regierung aber auch!
Sie tut es nur nicht zum Nutzen der eigenen Bevölkerung!
DAS ist der Punkt !!!
Und in Deutschland noch mehr als in jedem anderen Land des Westens
Entsprechend einer Ingroup und einer Outgroup wird doch von unseren westlichen Eliten permanent gedacht und gehandelt – schon die Bauern des eigenen Landes oder Windradgegner aus dem ländlichen Raum gehören eben nicht mehr dazu.
Politiker wie Donald Trump, Jair Bolsonaro, Marine Le Pen, Viktor Orbán, Georgia Meloni, Boris Johnson oder die Kaczyński-Brüder und auch die Leute von der AfD haben dagegen das Ziel, die eigene Bevölkerung gegenüber fremden Bevölkerungen zumindest nicht zu benachteiligen.
Natürlich wissen die Wähler der o.g. Politiker darum, dass auch diese Politiker gleichfalls an ihren eigenen Profit denken – aber man hat eben das Vertrauen, dass dabei TROTZDEM für das Land noch genügend übrig bleibt. Man glaubt ihnen den Patriotismus. Und wie unsere Eliten über Patriotismus denken, das muss man ja nicht länger ausführen … !
Ihren nationalen Einsatz in Ehren. Aber das Problem ist, dass die nationale politische Elite die globale Orientierung für profitträchtiger hält. Ihr Interessen dient auch nicht unmittelbar dem Volke, sondern dem Kapital mit dem Ziel ihm möglichst viel Profit zu ermöglichen, so dass für das Volk etwas davon abfällt. So funktioniert der liberale Kapitalismus.
Nur im eigenen Land Profit zu erwirtschaften ist nicht mehr attraktiv. Westliche Politik hat sich mit dem Liberalismus abhängig gemacht von den Interessen des Kapitals.
@ garno
Im Prinzip Zustimmung.
Allerdings muss die von Ihnen genannte “nationale politische Elite” dann auch mit der logischen Konsequenz des geringen Vertrauens der eigenen Bevölkerung leben !
Andererseits muss unsere politische Elite im Gegensatz zur wirtschaftlichen Elite ja nicht so handeln wie sie es tut …
Trump und Orban tun es nicht und weichen dem Konflikt mit den Herren des Geldes weniger aus.
Mit anderen Worten: Nicht alles lässt sich mit dem marxistischen cui bono erklären.
Auch Trump und Urban haben die gleichen Herrschaften im Rücken. Lediglich ihre Rhetorik ist anders, womit sie der herrschenden liberalen Elite Knüppel vor die Füße wirft. Aber ob die liberale politische Elite damit ins Stolpern gerät?
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
Vielleicht merken ja Inder, Chinesen oder Russen, dass die Führer tatsächlich das Leben verbessern? Und vielleicht fehlt den Deutschen das Vertrauen, weil ihre Führer seit Jahren nur noch Blödsinn verzapfen? Und vielleicht haben sie die Schnauze voll von einem Establishement, das sich im Feuilleton feiert und den Pöbel mit Hilfe von Werbeagenturen austricksen will? Vielleicht ist die AfD ja nur die einzige unverbrauchte Kraft, die einfach nur Recht hatte, wenn sie seit Jahren vor einer negativen Entwicklung in Deutschland gewarnt hat? Vielleicht haben die Leute gemerkt, dass linke Parteien nur dann Erfolge haben, wenn sie rechte Politik machen?
In der Schweiz hat sich das Volk gerade eine 13te Altersrente gegönnt. Dabei haben 55% der SVP-Basis gegen die Empfehlung ihrer Parteiführung mit den Linken gestimmt – gegen die Vereinigung aller bürgerlichen Parteien:
https://www.srf.ch/news/schweiz/abstimmungen-3-maerz-2024/initiative-fuer-13-ahv-rente/abstimmung-vom-3-maerz-parolenspiegel-zur-initiative-fuer-eine-13-ahv-rente
(in der Schweiz gibt es 2 Grüne Parteien – eine linke und eine rechte)
Warum man Hoffnung auf die CDU nicht aaugeben sollte sagte letztens Kaberettist Jürgen Becker:
“Die CDU ist die AFD nur mit 90% weniger Nazis”
AFD, CDU und Ampel sind keine Option, die treiben uns alle in den Krieg und machen die Reichen noch reicher!
Wenn wir uns auf den (technischen) Fortschritt verlassen, der auf der Freiheit des Kapitals beruht, wozu brauchen wir dann noch Ideale oder Zukunftskonzepte, dann beruht unser Streben darauf einen gut situierten Platz beim Fortschritt zu bekommen. Das dürfte bei den kommunistisch drangsalierten Chinesen nicht anders sein. Der Unterschied ist also: Lassen wir unsere Zukunft von der Freiheit des Kapitals oder von einer kommunistischen Partei bestimmen (oder einer nationalistischen Partei wie im Falle Indiens)?
Die “kommunistische” Partei Chinas drangsaliert die Chinesen aber schon ne Weile mit dem Kapital, du hast offenbar die letzten 50 Jahre verschlafen oder bist schlecht informiert. Auch deine erste Aussage ist in Wirklichkeit genau umgekehrt: Der technische Fortschritt ermöglichte erst die Freiheit des Kapitals.
@ zero fox
“Der technische Fortschritt ermöglichte erst die Freiheit des Kapitals.”
Wenn Sie individuelle Freiheit auf die Freiheit des Kapitals reduzieren, dann haben Sie recht, und kennzeichnet Sie als echten Neo-Liberalen.
WEIRD, welch eine vortreffliche Beschreibung, wenn man das Wort als Verb weird aus dem englischen nimmt.
Adjektiv
Egal, passt und ist schön gesagt 😀
Wichtig sind auch Sündenböcke. Das Vorbild der AfD, die SVP, kann seit über 20 Jahren diesselbe Politik propagieren (neoliberaler Ethnonationalismus), weil sie grossen Teilen ihrer Ingroup glaubwürdig versichern kann, dass die Outgroup Schuld ist, weil sie alles tut damit der Volkstribun uns nicht ins Schlaraffenland führen kann. Dass das Schlaraffenland Schwachsinn ist, ist dabei irrelevant, denn die SVP tritt tatsächlich gegen alle anderen an.
Scheitern steigert daher oft das Vertrauen der Ingroup, weil die Partei erfolgreich das Image “‘Wir’ gegen der Rest der Welt” kultiviert hat. Ich kann das dümmliche Gepolter nicht ausstehen, muss aber anerkennen dass die SVP verstanden hat wie Populismus (Demokratie) funktioniert.
Solange man in der Opposition ist (oder wie zb Orban gegen einen Koloss antritt). Denn sobald man die Mittel hat es umzusetzen wird der Populismus schnell als leere Versprechen und die Sündenböcke als faule Ausreden erkannt. Da wird der Populist (vorgeblich Demokrat) dann schnell zum Tyrannen, wie grad Mihei oder Biden demonstieren. Der Vertrauensverlust kann da fatal sein, wenn man nicht über die Deutungshoheit verfügt.
Und genau hier liegt imho das eigentliche Dilemma begraben. Europa wird seit etwa 25/30 Jahren fast ausnahmslos vom gleichen mitte/rechts Einheitsbrei regiert. Wie soll da eine neue Vision entstehen wenn die alle sofort zum Arzt rennen? Wer nimmt es einer SP/SPD ab, wenn die plötzlich das Wort “sozial” entdecken, oder die Grünen den Frieden? Sowas kann nur von aussen kommen, aus der Opposition heraus, aber genau das wird via Deutungshoheit niedergeschriehen, weil es die Herrschaftsinstrumente aka Regierungsparteien gefährdet. Irgendwann läufts über, und dann kommen meist radikalere Positionen als “gemeinsam zum Weltfrieden” an die Macht, und das ganze Spiel geht von vorne los. Seit über 2500 Jahren das gleiche, fragt einfach mal Aristoteles.
China ist von dem her aktuell etwas anders, die Herrschenden haben sich das Vertrauen zum grossen Teil erarbeitet (die Lebensbedingungen der Meisten massgeblich verbessert) und besitzen daher tatsächlich das “Mandat des Himmels”. Wie lange das anhält, jetzt da sie aufgeholt haben, wird sich zeigen, die Fassade hat auf jedenfall schon deutlich Risse.
Gegen alles zu sein, wie die AFD aus der Opposition heraus….
eeecht ? Die AFD ist doch für
eine starke NATO, also Aufrüstung. und für eine starke
Festung Europa.
???? Da stimmt was nicht !
Welch absurder Schwachsinn… man fasst es nicht.
Im Gegensatz zu den Autoren habe ich 15 Jahren in Indien verbracht.. da verschlägt es einem wie mir die Sprache.
Ein widerlicher rassisitischer Massenmörder wie Modi… aber sicher doch. Der seine orangenen, fanantische Horden anfeuerte, islamische Bäcker in ihren eigenen Öfen bei lebendigem Leid zu verbrennen, als er Chief Minister in Gujarat war! Ein Land in denen in manchen Tempeln zig Tonnen vor Reis an heilige Ratten verfüttert werden, während auf dem Strasse zu Tempel Kindre verhungern… usw. usw. usw….
@bruce pascal
Warum haben Sie denn dann trotzdem so lange in Indien leben wollen … ?
Seltsam.
Sie meinen, weil das für sie unvorstellbar ist, ist es unmöglich?
Ganz abgesehen davon zeigt ihr Mangel an Logik nicht gerade grosse Denkvermögen. Was hat denn das Leben eines Privatmenschen wie mir, von dem sie ja nicht die geringste Ahnung haben, mit den Möglichkeiten eines Volkes und eines States zu tun?
Aber die Hauptsache ist ja, selbst wenn man zwar keinerlei Ahnung vom Thema hat, einfach mal dagegen halten, gell?
Oh, oh. Mir dämmert es auch, aber nicht langsam. Wer den stinknormalen Nationalismus für eine kulturelle Eigenschaft der Inder hält, der argumentiert rassistisch bzw. kulturalistisch. Der führt Übles im Schilde. Wahlentscheidungen werden auch hierzulande nicht nach persönlichem Interesse getroffen. Wie sollte das auch funktionieren, da es um ein persönliches Interesse ja gar nicht geht, sondern um die Nation. “Was springt für mich dabei raus?” Kann man sich fragen, wenn es um einen Job geht. Aber was soll beim Kreuzchen machen “rausspringen”? 3,50 €?
Das ist die falsche Frage! Klar kann man. Ist denn der Neoliberalismus keine politische Agenda? Man muss sich ja nicht blöd stellen. Es gibt bestimmt tausende von Agenden. Die Frage ist, wem sie nützen!
Was ist das denn für ein Geseier? Die AFD und die FDP sind doch nicht gegen alles! Als Opposition ist man doch nicht gegen alles und als Teil der Regierung erst recht nicht.
Ohne Kredit funktioniert der Kapitalismus nicht. War das gemeint? Nein? Wieso sollte man auch auf eine Gesellschaft vertrauen die auf Ausbeutung beruht? Das muss man ja schon gehörig was an der Waffel haben. Oder ein unverbesserlicher Jasager.
Was für ein übler Märchenonkel! Robert Bosch hat das auch nicht aus Nächstenliebe getan, sondern weil es ihm genützt hat und er ist die Ausnahme.
Vielleicht weil sie die “dümmste Regierung Europas” ist? Mein Herrn was für eine ideologische Kacke!
Wohlfahrtsstaat? Der aktuellen Politik kann er dieses Urteil nicht entnommen haben. Seit Jahrzehnten werden die Leute verarmt. Das Urteil bei der deutschen Demokratie handele es sich um einen Wohlfahrtsstaat hat er entweder den Vermögen Reicher entnommen oder irgendwelchen überholten Geschichtsbüchern.
Vertrauen durch gemeinsame Sprache? Durch die “Ingroup” der Nation? Na klar, als wäre es unmöglich jemand in deutscher Sprache über den Tisch zu ziehen. Der Autor ist das beste Beispiel dafür. Ausgerechnet die abstrakteste Gemeinsamkeit – Sprache – soll Gemeinsamkeit erzeugen? Wer so kommt dem geht es nicht um Gemeinsamkeit, dem geht es um Werbung. Werbung für den Staat, der obwohl er ein Verarmungsprogramm gegen seine Bevölkerung durchzieht, wenigsten versucht mit solchen dummen Sprüchen die Leute bei der Stange zu halten. Dem geht es darum die Leute einzuseifen, sie über den Tisch zu ziehen.
Da frag ich mich doch, wer die ganzen Sachen produziert, die es überall zu kaufen gibt. Sind das die Heinzelmännchen? Wie verblendet kann man sein etwas vom “Verschwinden der Arbeiterschaft als solcher” zu faseln und auch noch zu glauben, dass so ein Stuss geglaubt wird.
Die Linke braucht und brauchte keine neue Klientel. Manche aus der Linken haben einfach eine andere Politik gemacht. Sie sind ins Lager der Bürgerrechtler gewechselt und zwar weil sie keine Systemgegner mehr sein wollten, sondern Leute, die die Gleichheit der Konkurrenz radikal verwirklichen wollten.
Also nichts – nichts kann man tun, ist die Antwort.
Wie kann man nur so tun als seien die Demos gegen rechts ein Ausdruck der Haltung “Restdeutschlands”? Die Demos wurden inszeniert! Und die Strippenzieher hatten sehr wohl eine Idee und die bestand darin der Regierung mehr Rückhalt in der Bevölkerung zu verschaffen und letztendlich auch die Wahlen wieder für sich zu entscheiden. Ich finde das war sehr kreativ. Wenn man natürlich mit geschlossenen Sinnen durch die Weltgeschichte geht, dann kriegt man das nicht mit.
Wie wärs denn mit dem guten alten “Was springt für mich dabei raus?” Ganz ehrlich – wer sich im Moment in Zeiten der Zeitenwende, in Zeiten des Kontinents Europa im Kriegszustand, in Zeiten der allseitigen Verarmung, die durch den Krieg verschärft wird, in Zeiten massiver Inflation, in Zeiten des Demokratieabbaus, in Zeiten der medialen Gleichschaltung … nach “positiven” Gemeinsamkeiten fragt, der hat den Schuss nicht gehört. Nichts einfacher als diese “negativen” Gemeinsamkeiten n i c h t zu wollen! Und wer will kann daraus auch ein positives Ziel machen z.B. Frieden, finanzielle Sicherheit. Oder ist das nicht “kreativ” genug? Die Gemeinsamkeiten sind evident!
Oben werden die Inder noch als das große Vorbild für das westliche Denken vorgestellt, das gar nicht mehr dazu fähig sein soll für das große Ganze Entscheidungen zu treffen und jetzt wird genau so eine Entscheidung gefordert. Nationalismus als Heilmittel gegen Nationalismus. Wie wäre es denn endlich mal damit aufzuhören Entscheidungen zum Wohle des Landes zu fällen, die nur für “viele Menschen” “akzeptabel” sind. Eine schöne Scheiße wird das sein, wenn jetzt schon in Gedanken feststeht, dass diese “Neudefinition” nur “akzeptabel” sein soll und das auch nur für “viele Menschen”. Wieviel sind denn viele? 1000? – sind doch viele. 1, 2, 3, 4, 5, … viele.
“Das ist die falsche Frage! Klar kann man. Ist denn der Neoliberalismus keine politische Agenda? Man muss sich ja nicht blöd stellen. Es gibt bestimmt tausende von Agenden. Die Frage ist, wem sie nützen!”
Kommt die Frage dazu, welche sich durchsetzen lassen, ohne Diktatur oder Weltrevolution zu bemühen.
Wer Planungssicherheit und Kontrolle über die Umsetzung hat, egal, wer den Grüßaugust gibt, kann auch ‘Scheibchenweise’ vorgehen.
Grüße
Wer nach der Durchsetzbarkeit fragt, trifft an den politischen Zielen eine Unterscheidung. Erfolgversprechend in Ordnung. Nicht Erfolgversprechend – nicht in Ordnung. Recht eigentlich ist es ein Bekenntnis zum Opportunismus, der das Kriterium einer erfolgversprechenden Agenda sein soll. Ein Opportunist ist aber ein Parteigänger des Status Quo. Natürlich kann niemand im Voraus sagen, was Erfolg verspricht und was nicht. Dazu müsste man Hellseher sein. Die Durchsetzbarkeit ist eine bloße Einschätzungsfrage des urteilenden Subjekts. Es wird aber so getan, als sei die Durchsetzbarkeit quasi eine objektive Eigenschaft, die keiner weiteren Erläuterung oder Begründung bedarf. Recht eigentlich handelt es sich also beim Kriterium der Durchsetzbarkeit um die Ablehnung einer Agenda ohne ein Argument sagen zu müssen oder zu wollen. Mit anderen Worten: Das ist eine Weise des Urteilens, die man sich nicht zu eigen machen sollte und die auch keine wirkliche gesellschaftliche Veränderung bringt, weil sie die Ziele an der Machbarkeit relativiert, also an den Kriterien der durchgesetzten Gesellschaft.
Geseier, Kacke, Scheiße, übel, dumme Sprüche…? Müssen Erwachsene wirklich so miteinander reden? Bringt uns das wirklich weiter?
Statt über die Argumente meiner Kritik nachzudenken, fordern Sie Benimmregeln ein. So funktioniert das also, wenn man ihre “Neudefinition” für das Land nicht “akzeptabel” findet.
Ich wollte mit Ihnen so reden, weil das was Sie betreiben üble Ideologieproduktion und nationalistische Einseiferei ist. Nein. Vertrauen ist nicht besser. Schon, dass Sie den Begriff so abstrakt einführen, also gar nicht klar sagen wem oder was man vertrauen soll, macht stutzig. Der Gegenstand des Vertrauens wird dann über das Beispiel der Inder vorgestellt, die angeblich an das Ganze Land denken und nicht nur fragen was für sie rausspringt. Na klar, hätten sie J.F.K zitiert: “Frag nicht was dein Land für dich tun kann, sondern frage was du für dein Land tun kannst” Dann wäre das zwar inhaltlich dasselbe gewesen, aber viel leichter als Regierungspropaganda durchschaubar. Wer in der gegenwärtigen Situation der Nation, die sich anschickt kriegstüchtig zu werden und dafür die Bevölkerung verarmt für Vertrauen in das große Ganze wirbt, der fabriziert eben Regierungspropaganda. Punkt.
Wer ist “uns”? Denn zwischen “uns” beiden sehe ich keine Gemeinsamkeiten, die ein “wir” rechtfertigen würden. Also muss das große Ganze, das “Wir” der Nation gemeint sein. Und wenn das so ist, dann hoffe ich doch sehr, dass meine Kritik dieses “uns” nicht weiter bringt. Dafür hab ich den Beitrag ja geschrieben.
Nein, Argumente bringen Sie ja eben nicht vor. Argumente liefern eine logische Begründung für eine Schlußfolgerung (Die Prämissen eines Argumentes sollen plausibel machen, warum wir die Konklusion glauben sollen). Was Sie tun ist lediglich: (1) Ihre Sicht darlegen, ohne jede Begründung (“ich sehe keine Gemeinsamkeiten”); (2) mit Unterstellungen arbeiten (“das was Sie betreiben [ist] üble Ideologieproduktion und nationalistische Einseiferei”); (3) jedes Interesse an einem möglichen Konsens veneinen (“dann hoffe ich doch sehr, dass meine Kritik dieses „uns“ nicht weiter bringt”). Das Ergebnis ist pure Polemik und daher kein ernstzunehmender Versuch der Kommunikation. Sie wollen in Ihrer Blase halt einfach recht haben. Die dürfte daher klein bleiben, denn warum sollten sich andere für Rechthaber interessieren?
Nein Herr Hommel sie wollen die Argumente ignorieren, denn diese sind leicht dem Text zu entnehmen.
Sie verwandeln den stinknormalen Nationalismus in ein kulturelles Phänomen, um der westlichen Kultur in den von Ihnen sogenannten WEIRD-Länder, mangelnden Nationalismus, pardon mangelndes Vertrauen ins große Ganze vorzuwerfen. Wie verblendet und nationalistisch, muss man eigentlich sein, um den tagtäglichen Nationalismus hierzulande nicht mehr wahrnehmen zu können und stattdessen nur noch Eigennutz (was springt für mich dabei raus) zu sehen. Sie agitieren offensiv dafür die eigenen Interessen zurückzustellen und Vertrauen ins “große Ganze” zu haben! Vertrauen in ein großes Ganzes, das gerade einen Krieg führt und mit Waffenlieferungen einer Vertreibung, Massenmord und möglichem Völkermord assistiert, das seine Bevölkerung massiv verarmt, das aus rein imperialistischen Interessen seine Wirtschaft sehenden Auges an die Wand fährt. Und sie halten Sonntagsreden über mangelndes Vertrauen ins “große Ganze”. Sie sind das Paradebeispiel eines Blasenintellekuellen, der abgesichert in seinem universitären Umfeld Wasser predigt und Wein trinkt.
In dieser Situation, wo die Leute nicht mehr wissen, wie sie überhaupt noch über die Runden kommen sollen, wo uns Jörg Pilawa jeden Tag im TV erzählt, dass hierzulande – nicht nur in Indien – “Ernährungsarmut” herrscht, ein beschönigender Ausdruck für Hunger, gern genommen auch “Mangelernährung”, da prangern Sie den Eigennutz als verwerflichen Individualismus an, der fragt: “Was springt für mich dabei raus?” Zynischer geht es ja wohl nicht mehr. Haben Sie sich mal überlegt, dass dieser Eigennutz keine “kulturelle Charaktereigenschaft” des westlichen Menschen ist, sondern ein Zwang in dieser schönen kapitalistischen Konkurrenzordnung, wo jeder auf jeden gehetzt wird und jeder seinen Nutzen nur auf Kosten der anderen verfolgen kann? Und sie verbreiten weiter das Narrativ vom Weirden Westen, wo angeblich dekadenter Individualismus kultiviert wird und die Leute in ihrem “Wohlfahrtsstaat” den Hals nicht voll genug kriegen können und deswegen, aus purem Egoismus, das Vertrauen in den Staat verlieren. Das ist entweder die völlig abgehobene Weltfremdheit einer akademischen Blase oder eben schlicht gemeine Regierungspropaganda.
1. Welche Begründung fehlt Ihnen denn? 2. Eine Begründung ist nicht gleichbedeutend damit irgendwelche Geschichten zu erzählen, wie die vom Inder der immer ans große Ganze denkt im Gegensatz zum egoistischen weirden Mitteleuropäer. Das sind ausgedachte Narrative.
Die Zitate aus ihrem Text stehen doch da auf die ich mich beziehe. Ich muss ihnen gar nichts unterstellen, wenn sie ihre Geschichten so freimütig ausbreiten.
Das ist keine Unterstellung, sondern ein Schluss, den ich aus ihrem Text ziehe.
Sie können doch nicht einseitig festlegen, dass eine Auseinandersetzung mit einem Konsens enden muss. Ob ein Konsens möglich ist, hängt von dem Inhalt der Positionen ab. Sie werben für Vertrauen in die Nation bzw. das große Ganze. Ich für Misstrauen. Sie werben dafür den Eigennutz dem Land unterzuordnen. Ich werbe dafür das nicht zu tun, besonders weil der Eigennutz ganz praktisch und per Zwang längst der Nation untergeordnet i s t. Wie soll es da einen Konsens geben?
Theoretisch gibt es ja auch die Möglichkeit, dass jemand einfach recht hat und der andere falsch liegt. Dann kann man ihn immer noch als Rechthaber diskreditieren. Und das Erfolgsargument dürfen sie behalten. Uhh – “kleine Blase” schrecklich. Keine Gefahr für die großen Blasen. Da bleibe ich gelassen. Die großen Blasen platzen eh von allein.
Sie haben leider Recht. Es ist schwer zu beurteieln ob Politik jemals etwas anderes als Opportunismus war, heute ist sie es auf jeden Fall und all die Massenmenschen die steif und fest behaupten, dass dies nicht so sei, lügen entweder oder sind zu dumm es zu sehen.
DAFÜR müssten sie eine Lösung anbieten… denn sie haben es mit lern-unfähigen und lern-unwilligen zu tun.
“Was springt für mich dabei heraus?, ist ja unsere wichtigste Frage bei der Wahlentscheidung. Und genau diese Frage war für viele der Inder, mit denen wir geredet haben, überraschend unwichtig. Unser Fahrer war sich ganz sicher, dass er selbst überhaupt keinen Vorteil von der Modi-Politik hat, dass sie aber „für das Land“ als Ganzes gut sei”
Sehe ich überhaupt nicht. Zum Beweis: Die Schweiz hat am Sonntag vor einer Woche eine Volksinitiative für Sozialaufbau befürwortet: ZUM ERSTEN MAL IN DER GESCHICHTE. Meine Grossmutter dazu (senil, aber noch knapp bei Bewusstsein): Und wer bezahlt das? SO denken doch die verantwortungsvollen Bürger und es ist ein absolutes WUNDER wenn sich die Bevölkerung mal hinstellt und sagt: Ich gönne mir das und wie ihr das finanziert ist mir doch egal! Seit über 100 Jahren ist das praktisch nicht mehr vorgekommen, eisern ist der Griff des Kapitals in die Gehirne der Arbeiter. Also Nationalismus hier und Nationalismus drüben, und selbstverständlich auch beim Autor “Wir, als Land”.. DAS ist sicher nicht die “Was springt für mich raus”-Denke! Wenn die Schweizer an “das Land”, “die Wirtschaft” gedacht hätten, dann wäre das nichts geworden! Gegen die Regierung und das Kapital gedacht haben die (vergleiche Parolen), für sich selbst!
Was Sie völlig unbeachtet lassen: Die Schweizer können sich ihren Individualismus und Egoismus leisten, die Inder können sich das nicht leisten, da ist kollektives Handeln angesagt um gegenüber den Reichen und Mächtigen in der Welt bestehen zu können.
“Also Nationalismus hier und Nationalismus drüben” haben ganz unterschiedliche Funktionen. Es ist so als wenn ein Starker und ein Schwacher Stärke demonstriert. Der Starke wirkt damit einschüchternd, der Schwache emanzipierend.
Gegen solche Typen meinen Sie?
https://de.wikipedia.org/wiki/Mukesh_Ambani
Die chinesischen Kommunisten würden vermutlich solchen Typen Grenzen setzen, was man von indischen Nationalisten leider nicht erwarten kann, da die Inder zu sehr mit liberal-kapitalistischer Freiheitsideologie verseucht sind. Die Inder können sich nur im Rahmen dieser Ideologie vor äußerer Einflussnahme wehren, und da gehören Milliardäre, die politisch Einfluss nehmen können, nun mal dazu. Die Chinesen sind da mit ihrer kollektivistischen Staatsideologie klar im Vorteil.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_reichsten_Chinesen keine Ahnung wovon sie reden! Alles was sie über die Inder schreiben, kann man genausogut über die Deutschen sagen. Nationalismus ist halt Nationalismus und die Unterscheidung zwischen indischem Nationalismus und deutschem Nationalismus ist höchstens Kulturgeschichte und ändert daran, dass es Nationalismus ist, überhaupt nichts. Staat und Individuum zusammengedampft “Wir alle sind der Staat/Deutschland/Indien/China” und dann für den Staat denken anstatt für das Individuum, das ist Nationalismus. Für den König sterben oder für den Präsidenten – ändert am Sterben nichts.
Für Sie ist der Staat der Feind (das ist libertäre oder anarchistische Ideologie) und Nationalismus grundsätzlich böse (das ist moralische Argumentation). Vielleicht versuchen Sie es einmal rein sachlich und rational, ansonsten erübrigt sich eine Diskussion.
Dann halten sie an ihrem guten Befreiungsnationalismus und bösen Unterdrückungsnationalismus fest und schliessen damit die Diskussion. Ihre letzte Einordnung gebe ich gerne zurück.
Aha, in China gibt es Milliardäre. Die Frage ist eher, wer das Land regiert, ob das die Milliardäre zu ihrem Nutzen sind.
Vielleicht zum Nachdenken:
https://www.jungewelt.de/artikel/470798.%C3%B6konomische-probleme-geburtswehen-des-fortschritts.html
https://www.ianwelsh.net/china-is-transitioning-economically-and-so-far-succesfully/
Und zum gesellschaftlichen Umgang (der Artikel hat mich auch verwundert, da ich China auch etwas von der eher rauhen und robusten Seite kenne, was die Leute untereinander angeht, wir Laowei hatten da immer Sonderstatus)
https://asiatimes.com/2023/12/from-low-trust-to-high-in-china/
Ich wünsche ja Indien nichts Schlechtes, aber ob die Entwicklung da so beispielhaft ist .. Aber die haben andere Probleme zu schultern als die BRD, auch wenn ich die Janata nicht mag.
Im Übrigen finde ich durchaus, dass garno einen Punkt hat. Du darfst mich auch ignorieren.
Zustimmung zu zero fox.
Seltsame Einschätzung. Als gäbe es ein hypothetischen Durchschnittsinder, der weil arm und zahlreich zusammenhalten muss, und als gäbe es auf der anderen Seite einen ebenso hypothetischen Durchschnittsschweizer, der weil reich und vergleichsweise weniger zahlreich sich seinen Individualismus leisten kann.
@ Krim
Seltsame Einschätzung für jemand, der hier mit Marx hausieren geht, dem aber die gesellschaftliche Dimension fremd ist und so nur fähig ist liberal-individualistisch zu argumentieren.
“Der klarste und tiefste Ausbauer dieser Ichphilosophie ist Max Stirner, und seine Philosophie des Einzigen und sein Eigenthum ist ein Buch, das sich in der Hand jedes denkenden Arbeiters befinden sollte.
Man hat Nietzsche oft den Nachfolger Stirner’s genannt, und der Zeitfolge nach Hesse sich nichts dagegen einwenden. Stirner schrieb ca. 40 Jahre vor Nietzsche. Aber dem Inhalt nach möchte man das Verhältniss umkehren, da ist Stirner der Vollender und Zusammenfasser der Nietzsche’schen Fragmente. Dabei darf jedoch ein grosser Gegensatz zwischen Beiden nicht unerwähnt bleiben, da dieser gerade am meisten uns Stirner als philosophischen Lehrmeister des Proletariats empfehlen lässt.”
Hermann Duncker
LOL. Weil ich ihre gesellschaftliche Dimension für eine falsche Konstruktion halte, schließen Sie die gesellschaftliche Dimension sei mir fremd?
Wenn viele Forenten hier den Eigennutz beim Wahlkreuzchen bestreiten, sind sie doch recht naiv. Was glaubt Ihr denn warum gewisse Parteien hohe Wahlspenden erhalten und andere nur wenig? Wirst Du als Unternehmer die Partei wählen die Dir Subventionen streicht oder doch eher die Partei, die Dir Subventionen erhöht?
Ich als Arbeiter wähle die Partei, die meinen Wohlstand – also meinen Lohn – eher erhöhen wird, bzw. für eine Tarifbindungspflicht eintereten würde, oder halt den Mindestlohn erhöht.
Es gilt nach wie vor: “Erst das Fressen, dann die Moral.” In diesem Sinne ist auch das Vertrauen in autoritäre Regierungsformen zu erklären: Sowohl in Indien als auch in China haben sich die Lebensumstände eines großen Teils der Bevölkerung verbessert. Den Leuten ist eine lückenlose Überwachung herzlich wurscht, wenn Fleisch auf den Tisch kommt und der Arbeitsweg mit dem eigenen Auto bewältigt wird anstatt mit dem gebrauchten Fahrrad. Und jetzt denken wir mal über unsere heimische Spezialdemokratenregierung nach…..