Eines wissen wir ganz sicher: Die Chinesen werden überwacht, haben Angst vor der Staatsmacht und leiden. Ist das wirklich so? Lorenza Colzato und Bernhard Hommel berichten ab jetzt regelmäßig aus China über China.
Vielleicht war das ein ganz großer Fehler! Das schoss uns durch den Kopf, als wir im Oktober 2022 in Shanghai landeten, um die kommenden vier Jahre an der Shandong Normal University in Jinan zu arbeiten. Im Zuge der Olympischen Winterspiele hatte sich die Berichterstattung über China vervielfacht und niemand ließ auch nur ein einziges gutes Haar an dem Land. Von schätzungsweise zwölf Dokumentarsendungen über China in der ARD-Mediathek waren alle, ohne jede Ausnahme kritisch über die allgemeine Lage im Lande, die Organisation der Spiele, den Umgang mit der Corona-Pandemie, mit den Athleten und Berichterstattern und vieles, vieles mehr.
Als einzigen positiven Aspekt in einer der Sendungen blieb uns die Bemerkung eines Athleten in Erinnerung, dass die freiwilligen Helfer doch eigentlich ganz nett zu ihnen gewesen wären. Im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und dessen Auswirkungen auf die weltweite Wirtschaft wurden weitere Berichte über die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in China gedruckt und gesendet—positive Meldungen irgendwelcher Art sind uns allerdings nicht in Erinnerung.
Deutsche Berichterstattung mit dem Facebook-Daumen
Ganz anders der chinesische Umgang mit anderen Ländern. Des Chinesischen noch nicht mächtig, müssen wir uns zunächst auf englischsprachige Veröffentlichungen der chinesischen Seite beschränken; aber in China lebende chinesisch sprechende europäische Freunde konnten unsere Beobachtungen bislang unabhängig bestätigen. Chinesen sind sowohl privat als auch in der öffentlichen Kommunikation zunächst einmal mit sich selbst beschäftigt. China liegt Ihnen am Herzen, andere Länder interessieren sie in der Regel weniger.
Obwohl sie beispielsweise Deutschland wegen ihrer Wissenschaft, ihrer Technologie, ihrer Produkte und, kurioserweise, ihrer Eisenbahn besonders schätzen und bewundern. Vor allem haben sie keine Ratschläge parat, wie andere Länder sich verhalten und wofür sie sich interessieren sollten. Einige wichtige Sendungen befassen sich sehr wohl mit der Frage, wie andere Länder China einschätzen, welche Tipps für die Entwicklung des Landes sie haben und wie sie die wirtschaftliche Entwicklung des Landes prognostizieren. In diesem Zusammenhang wurde zum Beispiel Rudolf Scharping, von dem wir seit Jahren nichts mehr gehört haben, in einem ausführlichen englischen Interview zurate gezogen. Aber Ratschläge für andere haben Chinesen in der Regel nicht anzubieten. Sie halten das für deren Sache, so unser Eindruck.
Für viele Deutsche und die deutschen Medien ist es dagegen von immenser Bedeutung, „Haltung zu zeigen“—immer, überall und zu jedem Thema. Jede zweite Äußerung deutscher Außenpolitiker befasst sich mit der Frage, wie andere Länder sich verhalten sollten, was sie alles falsch machen, warum das eine sehr schlechte Sache sei und wie Deutschland darauf reagieren müsse. Auch die Berichterstattung operiert unentwegt mit dem Facebook-Daumen, der allerdings in Bezug auf andere Länder in der Regel nach unten zeigt. Dabei stellen sich uns als Psychologen die folgenden drei Fragen.
Zeitlich verzögerte Bilder aus Katar?
Die erste Frage betrifft den Wahrheitsgehalt des deutschen Umgangs mit anderen. Schließlich könnte es sein, dass tatsächlich in Deutschland alles super läuft und in fast allen anderen Ländern eben nicht. Dann wäre eine gewisse Asymmetrie in der Berichterstattung unvermeidlich, weil sie schlichtweg die Realität abbilden würde. Spätestens seit den folgenden zwei Beobachtung haben wir daran allerdings erhebliche Zweifel.
Während der Männer-Fußball-Weltmeisterschaft in Katar verfolgten wir eine Reihe von Spielen im chinesischen Fernsehen. Gleichzeitig unternahmen wir den Versuch, deutschsprachige Kommentare der Spiele im Internet ausfindig zu machen, um etwas mehr Hintergrundinformationen zu bekommen. Wobei wir in der ARD-App und anderswo auf die offenbar hochrangige Meldung stießen, dass die chinesische Regierung die Übertragung aus Katar zeitlich verzögern würde, um Bilder mit Zuschauern ohne Maske herauszuschneiden (um Kritik an ihrer Coronapolitik zu vermeiden).
Wenn man auch nur eine grobe Ahnung hätte, wie zeitaufwändig eine derartige Zensurmaßnahme schon rein technisch wäre, was man bei Angestellten der ARD eigentlich voraussetzen sollte, hätte diese Meldung eigentlich Skepsis auslösen müssen. Auch kann man sich fragen, auf welchen zwei unabhängigen Quellen eine derartige Nachricht beruhen könnte. Noch schwerwiegender war jedoch die Tatsache, dass die Übertragungen im chinesischen Fernsehen und in der ARD-Mediathek praktisch synchron liefen und, natürlich, in beiden jede Menge unmaskierte Fans zu sehen waren. Von der vermeintlichen Zensur also keine Spur.Die andere Beobachtung bezieht sich auf die Berichte über Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen in China.
Bei näherem Nachlesen war lediglich von „hunderten“ von Demonstranten die Rede, und dies offenbar nur in Peking und Shanghai, was bei einer Bevölkerung von knapp anderthalb Milliarden nicht unbedingt so beeindruckend klingt, als dass sich eine chinesische Regierung davon einschüchtern lassen würde. Zudem waren die Demonstranten ausschließlich im Dunkeln und von hinten abgebildet, in Gruppen von ungefähr 15 Personen. Wenig später war dann in mehreren Medien davon die Rede, dass die chinesische Regierung „nach Protesten“ die Coronamaßnahmen eingestellt hätte, was ohne jeden Beleg eine kausale Beziehung zwischen diesen zwei Beobachtungen suggeriert. Und, so befürchten wir, auch durchaus suggerieren soll. Mit der Wahrheit hat auch die Frage zu tun, was eigentlich nicht berichtet wird –damit werden wir uns in weiteren Beiträgen noch detailliert beschäftigen.
Ausgerechnet Deutschland!
Die zweite unserer Fragen ist schwerer zu beantworten: warum machen deutsche Medien das? Woher haben sie das Mandat zur Empörung über andere? England hätte sich aufgrund seiner jahrhundertealten demokratischen Tradition ein gewisses Recht verdient, und auch Frankreich und die Vereinigten Staaten haben sich historische Verdienste in diesem Bereich erworben (und durch ihre kolonialen Machenschaften auch wieder verspielt).
Aber Deutschland, das sich vor historisch noch nicht allzu langer Zeit ohne eigenes Bemühen durch Andere in eine demokratische Verfassung hat zwingen lassen müssen? Ausgerechnet wir sind jetzt wieder diejenigen, die ganz genau wissen, an welchem Wesen die Welt zu genesen hat?
Ausgerechnet Deutschland, das sich vor gut 100 Jahren die politische Schwäche der chinesischen Regierung dadurch zu Nutze machte, dass es ihr das Kiautschou-Gebiet abpresste? Erst plündern wir andere Länder aus, und dann erklären wir ihnen, wie sie mit durch uns mitverschuldetem Hunger und wirtschaftlicher Not umzugehen haben? Warum Politiker und Medienschaffende das für eine angemessene Idee halten, ist schwer zu verstehen. Es scheint, als ob wir unsere frühere, erst obrigkeitsgläubige und dann offen faschistische Gesinnung nachträglich musterschülerhaft überkompensieren wollen. Das ist verständlich, und auch ein bisschen sympathisch, aber dass andere Länder dafür nicht büßen wollen, kann man irgendwie auch verstehen.
Noch wichtiger erscheint uns allerdings die dritte Frage: was macht das alles mit uns? Auch hinsichtlich dieser Frage haben uns zwei Beobachtungen weitergeholfen. Zum einen ist es für einen Europäer auffällig, wie ruhig, gleichmütig und besonnen Chinesen im Alltag agieren. Und dies selbst unter extremen Bedingungen, wie während der Coronamaßnahmen. In Jinan stiegen die Fallzahlen im November hinreichend an, um drastischere Maßnahmen auszulösen. Teile der Stadt und das universitäre Gebiet wurden abgesperrt, Restaurants geschlossen, und nur wenige Geschäfte für den alltäglichen Bedarf blieben geöffnet. Für die nun täglichen PCR-Tests standen die Leute in unserem Viertel oft 1-2 Stunden an, manchmal bei -10°. Dies ohne irgendwelche Entgleisungen, bei freundlichen Gesprächen auf der Straße, mit spontan auftauchenden Händlern, die Wartende mit frisch zubereitetem Popcorn und Nüssen versorgten, und dass man ältere Leute vorließ, die nicht gut zu Fuß waren, war selbstverständlich.
Gleichmut aus Fernost
Es ist dieser scheinbar unendliche Gleichmut, diese Geduld und diese enorme Anpassungsfähigkeit, die uns zunehmend auffiel. Zunächst im Gegensatz, im offensichtlichen Kontrast zu unserer eigenen Art, unserer eigenen Ungeduld, unserer Zielstrebigkeit, auch in Situationen, in denen sie gar keine Funktion haben kann, weil die Umstände es nicht zulassen. Zunächst konnten wir kaum verstehen, warum sich eigentlich niemand aufregt, sich wenigstens beklagt, die Umstände anprangert, auf seinem Recht besteht. Die in deutschen Medien vielfach unterstellten Überwachungsmaßnahmen schienen es nicht zu sein, die die Menschen von all dem abhielten, denn bis heute haben wir noch keine Kameras, polizeilichen Maßnahmen, Regelkontrollen o. ä. mehr in der Öffentlichkeit ausfindig machen können.
Weder Aufruhr, noch Demonstrationen haben wir wahrgenommen, und die paar Ordnungskräfte, denen wir habhaft werden konnten, waren mit Einlasskontrolle beschäftigt. Aber dann machten wir unsere zweite Beobachtung: diese Einstellung ist offenbar ansteckend. Nach einigen Wochen, manchmal schon nach einigen Tagen im Land merkt man nämlich selbst als Europäer, wie der eigene Gleichmut beinah täglich zunimmt. Wie man ruhiger wird, geduldiger, mit sich selbst und mit anderen.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist diese Selbstbeobachtung nicht unplausibel. Im Vergleich zu anderen Primaten verfügen Menschen über gut funktionierende Fähigkeiten zur Selbstkontrolle. Wir können uns langfristig Dinge vornehmen, Pläne entwickeln und diese Pläne auch langfristig verfolgen. Weil wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und alles andere ausblenden können, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Emotionen auslösende Reize. Emotionale Reize können sich alte, fest verdrahtete Hirnstrukturen zu Nutze machen, wie die Amygdala, die ursprünglich zur besonders schnellen und effektiven Vermeidung von natürlichen Gefahren, wie zum Beispiel Schlangen oder Spinnen, gedient haben.
Durch das richtige „Framing“ braucht es dafür gar nicht mal Reize, die selbst emotionalen Gehalt haben. Denn Reize werden in der Regel nicht objektiv, nicht ausschließlich in Bezug auf ihren tatsächlichen Informationsgehalt verarbeitet, sondern in Bezug auf und relativ zu unseren Erwartungen. So wird der Gewinn eines Geldbetrags dann von einem positiven zu einem negativen emotionalen Erlebnis, wenn wir eigentlich einen höheren Betrag erwartet haben. Je weniger wir also erwarten, je bescheidener wir sind, desto glücklicher und zufriedener kann uns eine Erfahrung machen. Und umgekehrt: je mehr wir erwarten, je höher unsere Ansprüche sind, desto mehr Enttäuschungen werden wir notwendigerweise erfahren, desto unglücklicher und unzufriedener werden wir.
Bis zehn zählen?
Eine Binsenweisheit, in der Tat, aber vielleicht auch eine Perspektive für eine schönere, gesündere Zukunft. Denn je mehr wir uns anmaßen, ungeachtet unseres Wissens und unserer Kompetenz zu allem eine Haltung zu haben, eine Haltung haben zu müssen, ein gewissermaßen natürliches Recht zur Beurteilung von allem und jedem zu haben, je höher unsere Ansprüche an andere, deren Einhaltung wir weder kontrollieren noch beeinflussen können, desto unglücklicher, desto empörter, wütender müssen wir werden.
Warum sollten wir das für eine gute Idee halten? Welches Mandat, welches Verdienst gibt uns das Recht, andere selbstbestimmte Völker mit unseren eigenen, erst relativ kurzfristig erworbenen moralischen Einsichten zu behelligen und uns unentwegt in die Art und Weise einzumischen, wie sie ihre zum Teil gewaltigen Probleme lösen. Probleme, die wir oft mitverschuldet haben und für deren Lösung wir noch keinerlei Kompetenz haben nachweisen können?
Wir verstehen schon, dass dieser Gedanke im Endeffekt auch zur völligen Gleichgültigkeit, zur Amoralität führen kann—mit fatalen Folgen. Das ist bei den Chinesen aber keineswegs der Fall, also muss es auch Mittelwege geben. Vielleicht haben sie ja gelernt, das bekannte (wahlweise Franz von Assisi oder Reinhold Niebuhr zugeschriebene) Gelassenheitsgebet in ihren Alltag zu integrieren, in dem man um die Gelassenheit bittet, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die man ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Ganz im Gegensatz zu uns. Lassen Sie uns damit experimentieren: wenn wir das nächste Mal das Bedürfnis haben, anderen zu erklären, was und wie sie es tun sollen, und uns empören wollen, wenn sie das nicht tun, wollen wir dann alle zunächst mal bis zehn zählen?
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Dazu eine Buchempfehlung:
Zak Dychtwald: Young China: Wie eine neue chinesische Generation ihr Land und die ganze Welt verändert (Deutsch) von 2020
ISBN 978-3-430-21025-6
Schon mal was von “ideologischer Diversion” gehört? Die läuft seit Jahrzehnten und ist ständiges Werkzeug der Herrschaftsgelüste imperialistischer Vasallen, allerdings immer, wie auch im Falle Chinas, von idiotischer Selbstüberschätzung getragen. So verbleibt nur noch die 2. Seite der ID , die nach innen, die Bevölkerung zu manipulieren und auf den Krieg gegen den vermeintlichen Feind einzuschwören.
Chinesen haben ganz andere Probleme als die medial im Westen erzeugten. Ein Freund, in eine chinesische Familie eingeheiratet und dort lebend, schüttelt zu den deutschen Darstellungen nur noch verständnislos den Kopf. Diese habe mit dem Leben in China rein gar nichts zu tun.
Ich hatte das Buch “Couchsurfing in China” von Stephan Orth geschenkt bekommen. Der war – obwohl ein Bestseller-Autor, der gern Länder mit bei uns schlechtem Ruf bereist – problemlos per Touristen-Visum in China eingereist und hatte bei Privat-Leuten übernachtet, die er über “asoziale Medien” kontaktierte.
Eine Gastgeberin bei (oder vielleicht sogar mit) der er geschlafen hatte, war Polizistin.
Einen wirksamen “Überwachungsstaat” hat der nicht erlebt, wenn man von Tibet und Xinjiang absieht. Über die Unterdrückungs- Maßnahmen In Xinjiang kann man zwar geteilter Meinung sein, aber es gab dort allerlei Terroranschläge, über die damals auch im Westen berichtet wurde.
Aber da war China noch nicht Hauptfeind der USA; das “Framing” in den Medien war noch nicht so ausgeprägt wie heute.
Würde mich freuen, mehr von den Autoren zu lesen. So was wie Kolonko aus Indien oder Sie aus China, das ist schon richtig gut.
Vor ein paar Tagen schrieb ich es schon mal mit Bezug auf meine Aufenthalte in Russland, Weißrussland und der Ukraine : es existieren sechs Länder mit diesen Namen. Drei in den Erzählungen unserer Medien und drei in der Realität . Und beide Gruppen haben nichts miteinander zu tun.
Ungeachtet dessen, seid die technischen Möglichkeiten der Überwachung schon gewaltig. In einem jüngeren Beitrag auf arte, der es schaffte, ohne diesen gehässigen Ton auszukommen , der von den Autoren erwähnt wird, wurde das gut beschrieben. Einfach nur bedrückend. In wie weit das in China angewandt wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Der Film ließ mich annehmen, dass es bereits flächendeckend verfügbar ist.
Aber etwas anderes fand ich bemerkenswert. Es gab ein interview mit dem Chef einer Firma, die Komplettlösungen vertreibt. von der Überwachung des öffentlichen Raums mit Kameras bis hin zur Identifizierung von Menschen mittels KI und der Verknüpfung mit anderen Spitzelsystemen. So habe ich es jedenfalls verstanden.
Und, so behauptet er, die halbe Welt will seine Systeme kaufen. Wenn ich mal annehme, dass Burkina Faso das notwendige Geld nicht hat, vermute ich eher unsere Republik unter den willigen Käufern.
Das von mir erwähnte Buch erschien 2019. Meine Erinnerung an den Inhalt ist schon ziemlich verblasst. Der Autor hatte seinerzeit den Eindruck, dass es zwar allerlei Kameras und Monitore gibt (auf denen man sich selbst sehen kann, wenn man z.B. bei Rot über einen Zebrastreifen latscht), aber dass es kein vernetztes System gibt, über das man bei Verstössen sanktioniert wird. Ihm schien das mehr ein Erziehungsinstrument als ein Überwachungsinstrument zu sein.
Im Osten mag inzwischen wie im Westen die Technik fortgeschritten sein. Mein Verdacht ist jedoch, dass die Chinesen hinter der westlichen Überwachungstechnik hinterher hinken.
Die letztere setzt auf Smartphones und wird derzeit nur genutzt, um aus den Nutzerdaten Geld zu machen, aber die Privatwirtschaft hat damit einen schlüsselfertigen Überwachungsstaat geschaffen. Den braucht nur noch jemand zu übernehmen, um ihn zu einem Orwell-Staat umbauen.
Da sind wir nicht weniger gefährdet als die Chinesen.
@who cares?:
Ne klar, die Privatwirtschaft hat Microsoft oder Google so mächtig werden lassen. Die Privatwirtschaft ist auch dafür verantwortlich, wenn privat nutzbare Energie bald nur noch aus der Steckdose kommt, falls man Glück hat, daß der Wind weht oder die Sonne scheint, aber nur, wenn man vorher lieb und artig war.
Die Privatwirtschaft ist es auch, die die Privatwirtschaft sabotiert, zuweilen sogar zum erliegen bringt, immer neue Vorschriften und Bevormundung schafft, vor denen die Privatwirtschaft gerade flieht. Und wohin?
Die Privatwirtschaft ist es auch, die dafür sorgt, daß arbeitende Menschen mit etwas Glück knapp die Hälfte ihres Ertrages behalten dürfen, dann aber wieder mindestens ein Fünftel davon bei jedem Verbrauch wieder an den Staat abgeben. Wenn Bürger sich dann etwas erarbeitet haben und Eigentum schaffen, dürfen die Menschen dank der Privatwirtschaft wieder Steuern zahlen, auch wenn Menschen Wohnraum für andere Menschen schaffen. Dieser muß dann versteuert werden und der den Wohnraum geschaffen hat, daß ist der Verbrecher. Genau wie der private Investor ein Ausbeuter ist, weil er Arbeitsplätze schafft mit denen Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen.
Und wo arbeiten Sie so, wenn man mal fragen darf? Scheint mir nicht gerade ein privater Sektor zu sein, anders ist ihre Sichtweise kaum zu erklären
Danke und bitte mehr davon. Die chinesische Kultur ist uralt und höchst interessant, da sie ein anderes Kulturmodell verwenden, das für Egozentrismus wenig Oberfläche bietet. Ich würde daher gern mehr von dieser Kultur hören ohne mit Propaganda belästigt zu werden.
“Eines wissen wir ganz sicher…”
Liebe Autoren, bei dem WIR dürfen Sie mich getrost ausschließen. Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit, wenn auch aus großer Distanz, mit der phänomenalen Entwicklung Chinas. Große Infrastrukturprojekte wie der Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 entstehen dort im Tagestakt. Was das Land in den letzten 40 Jahren aufgebaut hat, ist einfach nur staunenswert. Und es lässt seine Bürger, und immer mehr von ihnen, an der Entwicklung teilhaben. Abermillionen von Wohnungen (freilich noch mit einfachem Standard) wurden gebaut. Während die Mittelschicht in Europa verarmt, hat sich in China eine Mittelschicht so groß wie die ganz Europas entwickelt. Was die “Überwachung” betrifft, so hörte ich die Tage, dass es in Berlin 21.000 Überwachungskameras gibt. In London oder Chicago dürfte die Dichte noch größer sein. Wir leben damit, ebenso die Chinesen. Vielleicht bejahen sie dies sogar, denn meines Wissens bewegt man sich in chinesischen Städten nachts sicherer als zB in Berlin. Natürlich gibt es einige Fehlentwicklungen, aber wo gibt es die nicht. Wenn man hochrangige chinesische Politiker hört, sagen die selbst, dass sie noch viel zu lernen und verbessern hätten. Wann hätte man das je durch den Dünkel der USA oder von europäischen “Spitzenpolitikern” à la Borrell gehört?
Eigentlich wird der Aufrüstung in China erst seit dem aggressiven Verhalten der USA und seiner “Verbündenten” Priorität gegeben. Das ist absolut nachzuvollziehen. Mir macht China jedenfalls keine Angst. Die Grundidee der chinesischen Politik scheint auf der uralten Idee des Konsenz zu beruhen, nicht auf der wohlbekannten Erpressung bzw. Bestechung im Nato- und Unwertesystem des Westens.
Ich frage mich, wo China in weiteren 40 Jahren stehen wird. Und wir Deutsche, Europäer? Wenn wir uns weiter an die USA und GB klammern, werden sich hier vor allem die Ratten vermehrt haben.
Und woher kamen die Pannen beim Bau des BER, warum sind Deutschlands Straßen nun nicht mehr so sicher?
Ne klar, ist der Kapitalismus, ist die Demokratie, liegt an westlichen Werten. Schon mal darüber nachgedacht, daß der BER durch linke Vetternwirtschaft sabotiert wurde, die Masseneinwanderung in ein bereits besiedeltes Land nur erfolgen konnte, weil man den Menschen erstens ein falsches Geschichtsbild vermittelte und ihnen einredete, eine eigene Nation, die deutsche Identität sei böse.
Wenn China eine Mittelschicht in der Größenordnung von Europa hat, dann lebt in China aber immer noch eine Milliarde Menschen in ganz anderen Verhältnissen. Aber dafür muß man mal die Enklaven verlassen in denen Europäer oder Amerikaner residieren, wenn sie in China leben. Komisch, die USA haben ihre Ghettos nie versteckt, Da durfte man sich früher alles anschauen, nicht nur die Park Avenue, sondern auch die Bronx.
Was sich heute wie Bevormundung anfühlt ist die Übernahme sozialistischen Gedankenguts. Deswegen bekommt man heute kein Hotelzimmer mehr ohne Vorlage des Ausweises.
Der wirtschaftliche Erfolg Chinas liegt an deren Abkehr von Planwirtschaft und der Kopie kapitalistischer Rezepte. Unser Niedergang liegt an der Übernahme staatlicher Überwachung, an der Aushöhlung aller demokratischen Strukturen und der gleichzeitigen Kontrolle von Judikative und Medien durch die gleichen Parteien und die Steuerung durch die Exekutive. Jene Exekutive, die eigentlich durch Gerichte und Medien überwacht werden sollte.
“Nichts mehr besitzen und trotzdem glücklich sein” ist kommunistisch. Deswegen haben wir auch Platz, deswegen müssen wir auch rücken oder wegen Putin oder dem bösen CO2 frieren.
Es ist der Kommunismus, was ist die EU eigentlich anderes als eine Räterepublik. Nach Westgermany oder freiem Westen fühlt sich hier gar nichts mehr an.
Ein sehr interessanter Artikel, lese gern in Zukunft mehr über ihre Beobachtungen und Erfahrungen und wünsche dem Autorenpaar noch eine gute Zeit in China.
“Lorenza Colzato und Bernhard Hommel berichten ab jetzt regelmäßig aus China über China. ”
Na, das nenne ich mal eine gute Nachricht, ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung !
Interessantes Projekt! Etwas mit den eigenen Augen zu sehen, ist immer besser als Wissen vom Hörensagen. Aber Sehen alleine wird auf Dauer nicht reichen. Von Verhaltensbeobachtungen – Leute stehen ohne Murren 1-2 Stunden an, zeigen weder Aufruhr, noch demonstrieren sie – auf die dahinterliegende Motivation – nämlich ein gleichmütiges, besonnenes Wesen – zu schließen, erscheint mir etwas verwegen. Vielleicht wissen die Chinesen einfach, dass es in Öffentlichkeit besser ist, den Ball flach zu halten – gerade weil sie der Überwachung und den möglichen Repressionen sehr gewahr sind. So könnte die chinesische Seele vielleicht zweigesichtig sein, d.h. ein öffentliches und ein privates (weniger gleichmütiges und besonnenes) Gesicht haben. Oder es gibt – wie im Artikel angesprochen – die Möglichkeit der Gleichgültigkeit. Vielleicht ist es den Chinesen egal, ob und in welchem Ausmaß sie fremdbestimmt werden, da sie in einem reglementierten System sozialisiert wurden und es gar nicht anders kennen. Das wäre weniger besonnen als eher naiv (im Sinne von unwissend). Also um das beobachtete, gelassende Verhalten der Chinesen einem in sich ruhenden und besonnenen Wesen zuschreiben zu können, bedarf es meines Erachtens etwas mehr und vor allem anderer Evidenz. Ich bin gespannt, was die Autoren weiterhin berichten werden!
“Welches Mandat, welches Verdienst gibt uns das Recht, andere selbstbestimmte Völker mit unseren eigenen, erst relativ kurzfristig erworbenen moralischen Einsichten zu behelligen und uns unentwegt in die Art und Weise einzumischen, wie sie ihre zum Teil gewaltigen Probleme lösen. Probleme, die wir oft mitverschuldet haben und für deren Lösung wir noch keinerlei Kompetenz haben nachweisen können?”
Die Antwort ist einfach, es ist die “regelbasierte Ordnung” und der Wille diese Pseudoordnung anderen Völkern aufzuzwingen.
Danke für die ausgewogene und einfühlsame Darstellung!
Freue mich auf die Fortsetzung!
“Obwohl sie beispielsweise Deutschland wegen [..] und, kurioserweise, ihrer Eisenbahn besonders schätzen und bewundern.”
Wieso “kurioserweise”? DIE haben doch den Transrapid … 😉
Danke für den Artikel und den Realitätsabgleich, wenn man so möchte. 24 / 7 Propaganda hierzulande… erfahre ich ich nahezu komplett aus den freien Medien und von einigen Freunden und Bekannten, die diese Tatsache teilweise ungläubig weitergeben. Und leider muss ich auch etwas Kritik üben, die länger als mein Lob ausfallen könnte.
Ich würde mich aber über Artikel freuen, welche auf diese wie eingeübt wirkende Selbstzerfleischung verzichten würden. Irgendwelche Rituale in diese Richtung sind doch überflüssig, stehen die noch kleine Friedensbewegung und die meisten oppositionellen Gruppen doch für Aufklärung und Wahrheit ein, oder verstehe ich hier etwas falsch?
In einer unnötig gebückten Demutshaltung an die Vernunft zu appellieren oder gar Forderungen zu stellen, wirkt fast schon lächerlich. Falsche Strategie in meinen Augen. Mir fällt das mittlerweile unangenehm auf.
Am Ende gibt es niemanden mehr, der für den Frieden eintritt, wenn sich alle einander klammernd in den Sumpf von Schuldigkeit und Selbstgerechtigkeit hinab ziehen.
“Ausgerechnet Deutschland,”
Ja, das ist wirklich eine gute Frage. Ausgerechnet das Land, an dessen Wesen schon mal “die Welt genesen” sollte, ist schon wieder auf diesem Tripp.
Dass das purer Kulturchauvinismus und Neokolonialismus ist – merkt keiner von diesen Lautkrach-Tröten???
Was haben die Deutschen nur, dass sie sowas machen – oder liegt des eben doch daran, dass Deutschland für die USA und den Superduperreichen ein bevorzugter Spielplatz für ihre Sozio-Psycho-Experimente sind?
Sind es “die Deutschen” die so drauf sind – oder ist es nicht vielmehr eine völlig verkorkste Klasse von hirn- und rückgratlosen Karrierefatzken, die für (oftmals sogar sehr wenig) Geld einfach alles mit ihren Mitmenschen machen? Und dieses Gesockse sitzt vorwiegen in den Medien und in der Politik und an ausgesuchten Schaltstellen allerorten.
Viel Geld macht viel Dreck.
Und dazu kommt noch der Vasallen- und Bücklingsstatus Deutschlands. Ein entmündigtes Land in den Händen von Feiglingen, Landes- und Menschheitsverrätern.
Klasse, Lorenza & Bernhard! Zugegeben habe ich mich ein wenig gewundert über diesen “Move” über Euer (vorübergehend?) neues Zuhause zu schreiben. Nach Eurem ersten Beitrag bin ich aber hellauf begeistert und freue mich auf die weiteren “Geschichten aus dem Alltag in China” von Euch!!
Grundsätzlich erfreulich, dass (selbst)kritische Leute in China vor Ort und aus eigner Anschauung berichten. Allerdings müssen die Beiden aufpassen, keine Schlagseite in die andere Richtung zu entwickeln. Ein paar Einzelheiten hab ich, von Personen mit eigener Erfahrung aus meinem Bekanntenkreis, auch schon anders gehört. Ich bin gespannt auf Weiteres.
Dass das deutsche Wesen, oder eher Unwesen, das so gut in unsere übermoralisierende Zeit passt, als unangebracht aufgespiesst wird, kann man nur loben. Die als solche erwähnte Überkompensation eigner Untaten als ‘ein bisschen sympathisch’ zu bezeichnen, ist aber schon wieder zu verständnisvoll. Im Gegenteil ist dieses vor sich her getragene Besserwessitum unerträglich und, wie man nun im Kontext Russland sieht, sogar gefährlich. Die moralische Selbstgewissheit bzw. -gerechtigkeit führt dazu, dass nicht etwa alles getan wird, um eine Katastrophe zu vermeiden, sondern Menschen, die Verhandlungen anmahnen, in die Putin’sche Ecke gestellt werden. Wer auch immer es sein möge. Bald könnte es auch im Fall China so weit kommen. Die konstatierte Einseitigkeit der medialen Repräsentation Chinas ist ein Menetekel, im Fall Russland war das ganz genauso.
Nur weil der Westen gerade im ideologischem Chaos versinkt, das sozialistisch indoktrinierte Märsche durch Institutionen angerichtet haben, muß man sich nicht gleich im Kotau üben. China ist alles mögliche, aber ganz sich kein Hort individueller Freiheit.
Wer aber leben will wie in China, der braucht nur etwas Geduld, die Maoisten an der Regierung arbeiten gerade daran. Chinas war mit der Kulturrevolution nur schneller, wir in Europa sind mittendrin.
Schön, dass Sie alles wissen und immer mitreden und erklären können! Genau das ist es, was die beiden Autoren in ihrem Artikel ansprechen! Typisch deutsche Besserwisserei und Übergriffigkeit. Mich nerven Leute wie Sie in den Foren. Einfach mal zuhören und nichts sagen, wäre meistens besser! Zumal sie ja sicher vor lauter Schreiben nicht dazu kommen, sich wirklich einmal ein Bild „vor Ort“ zu machen.