Was ist Arbeit? In China noch stets der Schlüssel zum Aufstieg, in Deutschland die Hürde auf dem Weg zum erfüllten Leben.
Während eines Besuches bei Familie und Freunden in Deutschland begannen wir ein Gespräch mit einem Vertreter der Generation Z über seine Pläne für den Sommer. Die Sonne schien durch die Fenster, während er auf der Couch lag, völlig in sein neuestes Videospiel vertieft. Nachdem Lorenza ihn eine Weile beim Spielen beobachtet hatte, schlug sie beiläufig vor: „Hast du schon darüber nachgedacht, einen Sommerjob zu suchen? Es könnte Spaß machen, ein bisschen Geld zu verdienen.“
Er hielt inne und drehte sich mit ungläubiger Mine zu ihr um: „Warum um Himmels willen sollte ich arbeiten wollen?“, rief er, sichtlich amüsiert, „Ich habe alles, was ich brauche, direkt hier! Der Kühlschrank ist immer voll mit Snacks, ich kann den ganzen Tag PlayStation spielen und muss nicht einmal meinen Pyjama ablegen!“
Wir mussten schmunzeln über seine Begeisterung für die Annehmlichkeiten seines Zuhauses. Der Gedanke, im Sommer zu arbeiten, war für ihn völlig unvorstellbar, weil er sich stattdessen in epischen Kämpfen messen, virtuelle Welten erobern und einen ständigen Nachschub an Pizzarollen aus der Küche genießen konnte. Es war klar, dass seine Prioritäten festgelegt waren; die Versuchung, in seinem eigenen Reich zu faulenzen, war viel anziehender als die Vorstellung, für einen Job zu arbeiten und sich um Kunden zu kümmern.
Wir versuchten zu erklären, dass, obwohl spielen Spaß macht, ein Job neue Abenteuer und Erfahrungen bieten könnte. Wir malten ihm aus, wie er neue Freunde finden, Verantwortung lernen und sogar Rabatte auf Spiele bekommen würde. Aber er schüttelte einfach den Kopf, lachte und sagte: „Das klingt nach einer Menge Arbeit! Ich würde lieber meine Energie für den nächste Kampf in Fortnite sparen!“
Kann Arbeit Spaß machen?
Der Gegensatz zu unseren Erfahrungen in China könnte krasser nicht sein. Hier arbeiten wir mit jungen Doktoranden zusammen und vom ersten Tag an war ihr Engagement unübersehbar. Sie stürzten sich kopfüber in komplexe Projekte, arbeiteten oft bis spät in die Nacht und erschienen am nächsten Morgen früh und munter. Je tiefer wir in unsere Arbeit eintauchten, desto klarer wurde, wie sehr sie es schätzten, an jedem Aspekt unserer Projekte beteiligt zu sein.
An einem Freitagabend, während wir unseren Arbeitstag abschlossen, bemerkten wir, dass unsere Studenten noch an ihren Schreibtischen saßen, umgeben von Papierstapeln und leuchtenden Laptops voller Daten. „Leute, es ist Wochenende! Ihr solltet nach Hause gehen und Euch entspannen“, drängten wir sie. In der Hoffnung, sie zu überzeugen, wenigstens eine Pause einzulegen. Sie schauten mit strahlenden Gesichtern auf und riefen: „Oh, aber wir lieben es, an dieser Forschung zu arbeiten! Wir könnten das ganze Wochenende weiter machen, wenn ihr uns braucht!“
Ihre Begeisterung war ansteckend, ja schon, aber wir verspürten doch ein gewisses Unbehagen. „Wir schätzen Euer Engagement sehr, aber Ihr müsst wirklich etwas Zeit für Euch selbst nehmen. Es ist wichtig für Euer Wohlbefinden. Wie wäre es mit einem Kompromiss? Wie wäre die Regel, mindestens einen ganzen Tag pro Woche frei zu nehmen? Ihr braucht diese Zeit, um Euch zu erholen, und wir versprechen, dass es Euch das letztlich noch produktiver macht“. Trotz anfänglicher Zurückhaltung erkannten die Doktoranden bald die Vorteile von Pausen. Es war schön zu sehen, wie sie die Bedeutung einer guten Balance immer besser verstanden. Einer Balance, die ihnen ermöglichte, ihr bestes Ich in das Team und ihre Projekte einzubringen.
Der chinesische Weg …
Als Psychologen stellten wir uns die Frage, warum es einen so auffälligen Unterschied zwischen der Art und Weise gibt, wie Arbeit in Deutschland und China angesehen werden. Woher kommt die zunehmend negative Bedeutung von Arbeit im Verständnis der Deutschen und warum wird sie in China so positiv wahrgenommen? Wobei wir natürlich nicht übersehen wollen, dass unsere einleitenden Beispiele Äpfel mit Birnen vergleichen: Schüler sind keine Studenten und eine Promotionsstelle ist oft viel interessanter als ein Urlaubsjob an der Kasse vom Aldi. Aber auch wenn man all das in Rechnung stellt, bleibt der Kontrast zwischen einer manchmal abartigen Konkurrenz um jeden Job in China und die Schließung vieler Restaurants in Deutschland wegen Personalmangel.
Wir vermuten, dass die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Arbeit auf eine Kombination aus historischen, kulturellen und soziologischen Faktoren zurückzuführen ist. In China spielt das kulturelle Erbe eine wesentliche Rolle bei der Schaffung einer positiven Bedeutung von Arbeit. Tief verwurzelte konfuzianische Werte betonen Fleiß, Loyalität und Respekt gegenüber den Vorfahren und fördern damit eine gesellschaftliche Ethik, die harte Arbeit als Weg sowohl zum persönlichen als auch zum gemeinschaftlichen Erfolg feiert. Die rasante, von Deng Xiaoping eingeleitete wirtschaftliche Transformation des Landes seit den Reformen Ende der 1980er Jahre hat diese Perspektive weiter verstärkt und ein kollektives Gefühl des Stolzes in der Bevölkerung hervorgebracht. Die florierende Wirtschaft bietet zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten, weshalb viele Arbeit als wichtig für sowohl individuelle Ziele als auch für die nationale Ehre empfinden.
Man kann nicht oft genug betonen: China war noch vor wenigen Jahrzehnten das ärmste Land der Welt und es ist das nun so häufig gescholtene politische System, was das Land aus dieser Situation in eine führende Weltmacht transformiert hat. Für das Individuum hat diese Transformation die Tür zu vorher unglaublichem Reichtum geöffnet, aber durchschreiten lässt sich diese Tür eben nur durch Arbeit. Oft sogar sehr viel davon.
Zudem fördert die traditionelle kollektivistische Kultur in China ein Gefühl der Zugehörigkeit, das es den Menschen ermöglicht, ihre Bemühungen als Teil eines größeren gesellschaftlichen Erfolgs zu betrachten. Diese Verbindung zwischen individuellem Erfolg und dem Wohl der Gemeinschaft verstärkt die insgesamt positive Wahrnehmung harter Arbeit. Es besteht hier kein wahrgenommener Widerspruch zwischen der Vergrößerung des Wohles des Einzelnen und der Vergrößerung des Wohles der Gemeinschaft. Im modernen China tragen auch starke Nationalgefühle zu dieser Haltung bei, wobei viele Bürger sehen, dass ihre Arbeit einen Beitrag zur Wiederbelebung der Nation leistet und ein Gefühl der Teilnahme an einem harmonischen nationalen Projekt fördert. Man arbeitet also hart, das stimmt, aber man sieht, wofür es gut ist.
… und der deutsche
Im Gegensatz dazu hat sich die Wahrnehmung von Arbeit in Deutschland durch den ganz anderen historischen und kulturellen Kontext in eine ganz andere Richtung entwickelt. Das Land hat eine ausgeprägte Geschichte von Arbeiterbewegungen, die als Reaktion auf die Herausforderungen der Industrialisierung entstanden sind. Diese Bewegungen hoben die Probleme der Ausbeutung von Arbeitern hervor und führten zu einer kritischeren gesellschaftlichen Sicht auf die Arbeit. In der Wahrnehmung der arbeitenden Bevölkerung diente die persönliche Arbeit vor allem der Vermehrung des Wohles der individuellen Besitzer des betroffenen Betriebes als der Vermehrung des nationalen Wohlbefindens.
In Deutschland gibt es unter anderem dadurch einen erheblich ausgeprägteren Fokus auf die individuelle Lebensqualität und das eigene Wohlbefinden, die gegen die Gewinnmaximierung individueller Firmenbesitzer oder börsennotierter Betriebe aufzuwiegen war. Und dies zunehmend im Rahmen einer ökonomischen Entwicklung, die auch der Arbeitslosigkeit ihren existenzvernichtenden Schrecken genommen hat. Auch das gesellschaftliche Aufstiegsversprechen ist in Deutschland zum einen weniger steil als in Ländern wie China, und zum anderen gibt es für den Aufstieg oder zumindest für die Beibehaltung der momentanen Lebensumstände zunehmend Alternativen zur harten Arbeit: der immer spätere Auszug aus der elterlichen Wohnung, die immer längere finanzielle Unterstützung durch Eltern und Verwandte, die immer besseren Sozialleistungen und das gerade in Deutschland so weit verbreitete Erben.
Warum also arbeiten?
Die Ziele, die man in China also vor allem durch sehr harte Arbeit (in Verbindung mit den nötigen Beziehungen) erreichen kann, lassen sich in Deutschland auch anders erreichen. Wenn also Arbeit an sich nicht mehr als persönliches oder gesellschaftliches Ziel herhalten kann, und wenn es auch als Mittel immer weniger nötig wird, warum sollte man ihr eine wichtige Rolle im eigenen Leben einräumen?
Eine mögliche Antwort wäre: Geselligkeit! Bernhard hat einige Jahre als LKW-Fahrer gearbeitet und war während der gesamten Zeit keinen einzigen Tag krank. Nein, auch nicht montags und auch nicht freitags. Und er hat keinen einzigen Tag Urlaub genommen. Warum auch? Seine Kollegen mochte er, er fühlte sich wohl in ihrer Umgebung und oft ist man nach dem Einräumen des Fahrzeuges für den nächsten Morgen um 22 Uhr noch zusammen in die Disco gegangen. Work = Life, könnte man sagen. Selbst bei einem tariflich angeordneten Zwangsurlaub von zwei Wochen hat er täglich noch bei den Kollegen vorbeigeschaut und ein Schwätzchen mit den Nachbarn gehalten.
Auch damals war das Klima nicht in allen Betrieben spitze, aber es ist schon wahr: die zunehmende Überregulierung der Arbeitsumgebung hat die Atmosphäre vielerorts erstickt. Wenn die Rettung einer einzigen Bulette vor dem Mülleimer oder die unbedachte Äußerung eines geschmacklosen Witzes schon den Arbeitsplatz kosten kann, wenn sich Mitarbeiter schon dadurch überfordert fühlen, dass sie eine E-Mail außerhalb der regulären Arbeitszeiten erhalten, dann wird die Entwicklung eines motivierenden Gemeinschaftsgefühls außerordentlich schwierig. Wenn die gedankliche Beschäftigung mit den eigenen Rechten die Beschäftigung mit den eigenen Pflichten weit überwiegt, dann kann wirkliche Geselligkeit nicht funktionieren. Das alles soll keineswegs in Abrede stellen, dass Regelungen für die Sicherheit und Rechte der Arbeitnehmer vorteilhaft, manchmal vielleicht sogar dringend notwendig sind. Aber sie tragen fraglos dazu bei, Arbeit zunehmend als stark regulierte Verpflichtung und nicht als persönliche Wahl zu erleben.
Zusammenfassend scheint es uns vor allem die spezifische Kombination einer kulturellen und traditionellen Wertschätzung von Arbeit als Aufstiegsmittel, der Verbindung von Arbeit, die durch Arbeit erzielten nationalen Errungenschaften, und dem gemeinsamen Stolz auf diese Errungenschaften zu sein, die für die positive Bewertung von Arbeit in China verantwortlich ist. Während die viel stärker kapitalistisch geprägte Geschichte von Deutschland, und der entsprechenden Wahrnehmung von Arbeit als Ausbeutung von vielen durch wenige, in Verbindung mit dem hohen Maß an Wohlstand und familiärer Unterstützung, die zunehmend negative Wahrnehmung von Arbeit in Deutschland erklärt.
Die Zukunft
Aber all das ist sicherlich nur eine Momentaufnahme. Denn die Gegenkräfte sind schon auf dem Weg. Der chinesische Aufstieg ist immer noch viel steiler als die deutsche Presse es wahrhaben möchte (wo ein Wirtschaftswachstum von 5,2 statt den angestrebten 5,3 Prozent im Aufmacher als Staatsversagen präsentiert wird, während das negative Wachstum in Deutschland nur beiläufig Erwähnung findet). Und doch geht er sozusagen über Leichen: es ist nicht nur die enorme Arbeitsbelastung, die den Menschen hier zu schaffen macht, sondern vor allem die schlechte Strukturierung der Arbeit. Wichtige Meetings werden ganz spontan wenige Stunden vor Beginn mitgeteilt, Prioritäten zwischen Arbeitsabläufen über Nacht geändert, sodass viele Prozesse undurchsichtig und vor allem unvorhersagbar bleiben. Dementsprechend nehmen die Fälle psychischer Überforderung zu und die psychiatrischen Einrichtungen werden nahezu überschwemmt. Es ist leicht abzusehen, dass dieses Fass irgendwann überläuft, aber welche Folgen das haben wird, ist sehr schwer einzuschätzen.
Umgekehrt ist in Deutschland jetzt schon sehr gut abzusehen, dass der Wohlstand ein Ende hat. Vor allem die Autoindustrie stagniert nicht nur, sondern sie geht langsam ein. Andere Industrien folgen, wie etwa in der Solartechnologie und der Energieerzeugung. In Kassel, unserem europäischen Domizil, werden Steuereinnahmen und Wohlstand durch die Probleme bei Volkswagen und die bereits angekündigten Entlassungswellen bei SMA spürbar abnehmen. Die maroden Brücken, die zunehmend dysfunktionale Deutsche Bahn (Dank der vielen privatisierungssüchtigen CSU-Verkehrsminister), die ausbleibenden Erfolge des FDP-Zugpferdes Wasserstoff, die Vernichtung von Milliarden durch die völlig konzeptionsfreie Unterstützung der Ukraine und vieles mehr wird in absehbarer Zeit viele der heutigen Couchpotatoes auf den Arbeitsmarkt locken. Auch wenn die dann noch übrig gebliebenen Jobs viel uninteressanter und noch schlechter bezahlt sein werden.
Vielleicht regulieren sich diese Entwicklungen längerfristig wieder durch einen größeren kulturellen Austausch: vielleicht kommen immer mehr Chinesen trotz ihrer familiären Bindungen nach Deutschland, um trotzdem noch mehr Life in ihrer Balance zu haben, und vielleicht ziehen zunehmend mehr Deutsche nach China, wenn die familiäre Unterstützung und die Erbmasse neue Tiefpunkte erreicht haben und das Life wieder etwas mehr Work braucht.
Lieber Hikikomori statt tot durch Karōshi
Bernhard hat einige Jahre als LKW-Fahrer gearbeitet und war während der gesamten Zeit keinen einzigen Tag krank : echt jetzt? Schon mal was von Arbeitssucht (Workaholism) gehört. Verkehrsteilnehmer die mehr als 10 Stunden arbeiten sind eine Gefahr für die Allgemeine Sicherheit!
Unsinn.
Wie so Unsinn?
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Verkehrssicherheit
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lenk-_und_Ruhezeiten
Menschlicher Fehler/Humanerror
Fehler, die Mensch durch sein Handeln, bzw. Nichthandeln oder durch seinen körperlich-geistigen Zustand zu verantworten hat.
Der Artikel erinnert mich passagenweise an Texte von KI. Man liest, sieht die Überhöhungen und Unterbewertungen. Der Text flutet dann aber bereits wieder so unaufhaltsam den nächsten Überhöhungen und Unterbewertungen zu, dass man die Lust am Richtigstellen und Geraderücken verliert.
Insgesamt denke ich einfach, dass die Chinesen etwas später als die Deutschen in den 50ern und 60ern einen rasanten Wohlstandsanstieg aufgrund guter politischer Rahmenbedingungen hingelegt haben.
Die jetzigen Doktoranden sind die Kinder der glücklichen Eltern, für die sich jeder Zusatzarbeitsstunde in Wohlstandsanstieg ausgezahlt hat. In der Schule und im Studium haben sie selbst Erfolgserfahrungen gemacht. Diese Erfolge führen zu einem als wohltuend und als unendlich empfundenen Flow.
Die Autoren haben einen verengten, weil auf Ausnahmen beruhenden Blick auf die chinesischen Gesellschaft.
Wo sie auf Deutschland blicken, schauen sie eher auf die Post-Boomwachstumszeit der 80er und folgende. Kein Wundern, dass die Unterschiede so groß aussehen.
Der Fehler beider Gesellschaften ist, das sie solche Autoren mit durchfüttert.
Treffend formuliert
Ihr wollt ihm wohl nahelegen, sich mal in der Gastronomie nach Arbeit umzusehen. 😉
Tja, der Fehler liegt im System.
Ohne solche Aufmerksamkeits-Fehlsteuerer würden es sofort zusammenbrechen. Daher treffen sich da die Interessen solcher Bullshit-Jobber, die mit solchem gequirltem, nährwertlosem Totalmagerquark Geld verdienen dürfen, mit denen der Ausbeutern und Bedrückern sehr gut.
++++
Ein großer Fehler in Germany: Großkotzigkeit und Selbstüberschätzung, gepaart mit Ignoranz und Denkfaulheit.
Dass Arbeit Spass machen *kann* ist nicht verwunderlich. Dass man darüber einen Artikel verfasst und auf China verweisen muss, sagt schon viel über die Normalität von Lohnarbeit aus. Die wird nicht verrichtet, weil und solange sie Spaß macht, sondern weil sie das Einkommen stiftet, auf das man angewiesen ist.
Der junge Mensch auf dem Sofa ist ja auch nicht untätig, er beschäftigt sich. Die Aufforderung(!) sich einen Job zu suchen, und das dann auch noch damit zu begründen, dass es “Spaß machen könnte(!)“ ist selber schon ein Indiz dafür, dass Lohnarbeit keinen Spaß macht, sonst würde man von selber darauf kommen.
Es gibt haufenweise Artikel (z.B. im Focus), in denen sich ein Redakteur an der Generation Z abarbeitet (Achtung Wortwitz). Deren (angebliche) Stellung zur Arbeit scheint ein Problem. Nur warum eigentlich? Unterstellt ist damit, dass Lohnarbeit eben nicht zum Vergnügen geleistet wird, und dass man arbeiten gehen *soll*, auch wenn man wenig Geld verdient und die Arbeit krank macht. Das offenbar unabdingbare Wirtschaftswachstum gebietet es, fortwährend hart zu arbeiten und dabei bescheiden zu leben: Geld ist ja für seine eigene Vermehrung gedacht. Schon Marx wusste, dass das Kapital nicht ruhen wird, bis alle Lebenszeit in Arbeitszeit verwandelt ist. Heutzutage verfügt die Gesellschaft über einen Stand der Produktivkraft der Arbeit, die unvergleichlich hoch ist. Weil aber andere Nationen ebenso produktiv (oder gar noch produktiver) arbeiten, muss immer länger gearbeitet werden. Und intensiver. Bei weniger Lohn.
Und dann kommt jemand daher und sagt: “Arbeit könnte doch vielleicht Spaß machen”.
Die Generation Z kann es sich offenbar z.Z. leisten Bedingungen zu stellen. Und das treibt die Redakteure auf die Palme.
Ganz nebenbei bemerkt: meine Tätigkeit macht mir durchaus Spaß. Nicht immer, aber im Prinzip schon. Aber wenn ich nicht Geld verdienen müsste, würde ich diese Arbeit nicht machen. Da wüsste ich zig andere Tätigkeiten, die ich lieber machen würde.
“Aber wenn ich nicht Geld verdienen müsste, würde ich diese Arbeit nicht machen.” – ich schätze das geht 99% aller Menschen so. Sieht man übrigens wunderbar bei Rentnern auf dem Lande, keiner von denen hätte überhaupt Zeit, um Arbeiten zu gehen. Die sind alle mit Dingen beschäftigt, die sie selber tun wollen, statt kommerziell ausschlachtbaren Kram für andere zu erledigen. Im genauen Gegensatz dazu die Rentner in der Stadt, die halt vielfach schon vorher in der Stadt lebten und mangels “beim eigenen Häuschen gibt es immer was zu tun” auch vor – und im Ruhestand erst recht – an sozusagen Beschäftigungsmangel leiden. Das politische Problem in unserem Land ist, daß diese Gruppe immer schön – wir erinnern uns an das Bild der alten Leute auf der Parkbank, das viele Leitmedien gerne beim Thema “Rentner” benutzen – als Referenz für alle herhalten darf, weil sie Däumchen drehend rumsitzt und “gerne länger arbeiten” würde … niemand hindert sie meines Wissens daran.
“…und die Schließung vieler Restaurants in Deutschland wegen Personalmangel.”
Naja, “wir” haben einen Kapitalismus (Marktwirtschaftprinzip mit immer weniger sozialen Aspekten). Wenn Stellen nicht besetzt werden sind sie nicht attraktiv genug, meistens ist es die Bezahlung. Wenn Pflegern und Köchen das Dreifache gezahlt würde, dann gäbe es selbst unter den aktuellen Bedingungen genug Bewerber.
Und bei bezahlten Arbeiten stehen nicht nur die Jobangebote gegenseitig in Konkurrenz, sondern auch das ruhige Leben in “Hotel Mama” oder die Option Bürgergeld mit oder ohne zusätzlicher Schwarzarbeit. Hoffentlich zieht es nicht irgendwann viele in die Kriminalität … oder noch schlimmer an eine noch zu eröffnende Front.
Wunderbares Beispiel für das klischeegeformte Weltbild abgehobener Akademiker. Jugendliche, die aufgrund der erbärmlichen Schulqualität kaum ausbildungsfähig sind treffen auf Betriebe, die erst gar nicht auf die Idee kommen, Bewerber mit korrigierbaren Mängeln zu akzeptieren. Der Vergleich der angeblich “zu hohen Sozialleistungen” ignoriert wie üblich die pervers hohe Entwertung der Nettolöhne durch weiter steigende Lebenshaltungskosten, primär verursacht durch “Klima”ausbeutungsmodelle wie den CO2 Kirchenzehnt, der alles verteuert sowie Überforderung aller sozialen Restsicherungen durch politischen Diebstahl aller Art.
Kurz und knapp: Arbeit muss sich lohnen, das Kernproblem ist nunmal, das es rein bilanziell nicht mehr lohnt, zu arbeiten weil man eh alles gestohlen bekommt, was man früher mal in Aufstieg und bescheidenen Wohlstand investieren oder den Kindern hinterlassen konnte.
Achja, chinesische Bildungspolitik setzt MINT vor Bullshit und Grammatik vor Gendergaga. Auch gibts weniger rein parasitäre Politoffizierstellen wie “Gleichstellungsbeauftragte” und vergleichbar nutzlosen Schrott und der wokistische Totalitarismus hat dort keine Macht, es zählt bei der Besetzung von Stellen also Können statt Quote.
Richtig, wir im Westen betreiben eine ideologisierte Politik, die mir als Ostler sehr bekannt vorkommt, heute allerdings nicht mit sozialistischer Ideologie und Propaganda, sondern man hat andere Worte für die heutigen Dogmen wie etwa “liberal” und “demokratisch”.
Das eigentliche Problem ist aber, dass sich Arbeit nicht mehr lohnt, denn mit Arbeit wird man nicht reich und auch nicht mehr wohlhabend. Man muss heute Kapital besitzen, damit lässt sich viel leichter “arbeiten”. Was sogar vom Staat gefördert wird. Man vergleiche nur die Besteuerung von Arbeits- und Kapital-Erträgen.
Wir haben im Westen eine Tendenz zum Finanz-Kapitalismus. Die industrielle Produktion spielt eine immer geringere Rolle, dafür die reine Geldvermehrung umso mehr. Was ja nichts anderes bedeutet, als dass wir im Westen ein illusionäres Luftschloss bauen, dass früher oder später zusammenbricht. Was meiner Meinung nach zwangsläufig passieren wird, da die Mächtigen des Kapitals mit ihrer (neo)-liberalen Ideologie eine untrennbare Einheit mit der politischen Elite im Westen eingegangen sind. Auch der Populismus weiß keinen Ausweg aus diesem Irrweg.
Den Abbau der Realwirtschaft kann man in der Ukraine bewundern. Russland hat zwar Engpässe, aber kann hakbwegs Nachschub produzieren. Die NATO braucht ihre eisernen Reserven auf und kann diese nicht schnell genug wieder auffüllen. Hat man ja auch schon früher gesehen in Demokratiekriegen wie zum Beispiel in Libyen. Danach hatte die Royal Air Force und die Armee del Aire keine Lenkwaffen mehr. Alles verschossen und die Industrie brauchte Jahre bis sie wieder aufgefüllt hatte.
Gilt für viele andere Bereiche genauso. Alles absurd teuer um den Finanzkapitalismus zu füttern, aber tatsächliche Ergebnisse gibt es eher wenig.
Ich kann nur spekulieren, aber wenn man sieht, dass man sich halb totschuftet und trotzdem die Aussicht nur gering ist entsprechend aufzusteigen, geschweige denn im Alter ein Auskommen zu haben, ist es doch kein Wunder das die Motivation auf Extraarbeit gen Null tangiert.
Dazu wie man sieht, dass die Eigentümer/CEOs der Firmen im Prinzip um jeden Cent Lohnerhöhung feilschen, gleichzeitig in Saus und Braus leben, dabei oftmals die Arbeitsschutzgesetze für Angestellte nach Gutdünken auslegen.
Nochmal: Alles kein Wunder.
Achja: “Bernhard” muss echt ein schlimmes schlimmes Zuhause haben, dass er freiwillig auf Urlaub verzichtet… Und dann dieses: Er war kein Tag krank! Unwahrscheinlich! Eher: Er hat sich krank zur Arbeit geschleppt und steckt andere an! So ein Schei*dreck und nicht erstrebenswert! Vor allem, da diese Beispiele immer von den Vorgesetzten/Chefs mit einem entsprechenden Vorwurf gebracht werden!
Ich kann es jedenfalls nachvollziehen, dass viele lieber etwas anderes machen als Mehrarbeiten, wo der persönliche Mehrwert doch als allenfalls marginal ist, manches Mal gar der verlorenen Freizeit nicht aufwiegt.
Der Unterschied ist, dass es in China eine Führung gibt, bei der man sieht, dass sie den Wohlstand mehren will, während dies im Westen nur noch selten zu finden ist. Wenn alle am gleichen Strang ziehen, dann macht es Spaß, aber wenn, wie in Deutschland, es dir trotz deiner Bemühungen schlechter geht, dann verliert sich die Motivation für die Arbeit sehr schnell.
Übrigens gibt es in China für Korruption die Todesstrafe, während es in Deutschland dafür das Bundesverdienstkreuz gibt. Und in China ist jeder Funktionär ein Profi in seinem Gebiet, während in Deutschland die Minister und Abgeordneten nicht mal die elementaren Grundsätze ihrer Tätigkeit verstehen.
Die Deutschen galten immer als eines der fleißigsten Völker auf der Welt, ich erinnere an “Wirtschaftswunder” usw. selbst im kommunistisch fehlregierten Ostdeutschland, ging es den Menschen m.W. etwas besser, als in den anderen Ostblockländern. Die EU war in erster Linie ein Projekt, dieses Überfliegertum einzuhegen, weil alle Anrainer abgehängt wurden und Angst bekamen (schaut euch mal die Währungspolitik von damals an und den Grund, weshalb wir die DM aufgeben mussten).
“In China spielt das kulturelle Erbe eine wesentliche Rolle bei der Schaffung einer positiven Bedeutung von Arbeit. Tief verwurzelte konfuzianische Werte betonen Fleiß, Loyalität und Respekt gegenüber den Vorfahren und fördern damit eine gesellschaftliche Ethik, die harte Arbeit als Weg sowohl zum persönlichen als auch zum gemeinschaftlichen Erfolg feiert.”
Das hatten wir auch mal, das haben die Linken mit ihrem Selbsthass, mit ihrem Hass auf diese Nation, mit ihrem Hass auf unsere Kultur, immer weiter zersetzt, unterstützt von amerikanischen Hedonismus und Reeducation und zu guter Letzt macht uns das grüne Dauer-Rumnörgeln, Kaputtregulieren und Verteuern auch noch die letzten starken Industrien kaputt.
Jetzt ist halt fast nur noch Dekadenz übrig. Leistungsgerechtigkeit gibt es schon lange nicht mehr und mit Frauen- und Diversitätsquoten wird auch noch das letzte Gerechtigkeitsgefühl ausgehebelt. Wer ernsthaft arbeitet, statt dumm und eitel herumzuschwätzen und auf staatliche Alimentierung und Pension zu hoffen, ist sowieso der Dumme. Dass es der Generation der Kinder mal besser gehen könnte, als den Eltern, ist für die einen kaum noch denkbar, für die anderen (Dank fettem Wohlstandserbe) sowieso gesichert.
Aber ich beschwere mich nicht, ich arbeite auch Teilzeit, weil ich es mir leisten kann. Ich werde zwar sicherlich kaum eine auskömmliche Rente bekommen, aber ich lebe nicht für später, denn später heißt in Deutschland nur noch: schlechter. Ich will mein Leben jetzt ausreizen und mit Vollzeitarbeit rauscht es nur ungenutzt (und bei normalen Jobs auch vollkommen unbefriedigend) vorbei… wenn ich dabei mithelfe, dass dadurch die Wohlstandsträgheit geerdet wird und das aktuelle Regime, aus antidemokratischen, selbstgerechten, kulturzerstörenden, korrupten Lügnern vor die Wand fährt: toll! Allein das vermittelt doch schon einen gewissen Lebenssinn! Und wenn die Deutschen langfristig ein bisschen lockerer und südeuropäischer in ihrer Mentalität werden, ist das sicher auch nicht schlecht.
Im Übrigen wird die überreizte Zivilisationsmüdigkeit auch die Chinesen irgendwann erreichen, auch wenn sie sich dort vielleicht anders manifestiert.
Mir persönlich sind 20 Hartz 5/”Bürgergeld” Bezieher lieber als ein Bundestagsschmarotzer. Erstere tun mir nix, (das) Letztere scheinen Spass dran zu Habe(ck)en, mein Leben zu erschweren / zerstören.
Hochinteressant, hier mal die unterschiedlichen Konzepte von Arbeit und Lebenssinn / Lebenserfüllung kennenzulernen und zu vergleichen! Danke auch an die Foristen für ihre Mitteilung eigener Erfahrungen in diesem Bereich!
Komischerweise muss ich jetzt auch feststellen, daß ich in meiner Jugend (bis etwa 1990) eher wie ein Chinese gearbeitet habe, diese Motivation aber danach systematisch durch die verschiedensten Systemmechanismen, wie Gängelung, Überregulierung, Konkurrenz, aber vor allem Ausbeutung/Überausbeutung, zerstört wurde. Nun war ich eben nicht die ganze Zeit als Produktionsarbeiter im Akkord tätig (schwierig, daran Spaß zu finden, aber nicht unmöglich), sondern im eher kreativen Wissenschaftsbereich. Aber auch im Kreativbereich haben diese Demotivationsmechanismen in den letzten Jahrzehnten eingeschlagen, angefangen bei den Bildungsreformen durchgängig bis zur Projektstruktur selbst in den most advanced Forschungseinrichtungen (von der Industrieforschung ganz zu schweigen, wo die Marketing-Chefs jederzeit den wissenschaftlichen Leiter überstimmen, wenn es um Finanzierung geht).
China wird gewinnen.
DAS zumindest ist bei mir inzwischen nicht mehr nur Ahnung, sondern Gewissheit.
@ Noname
Vollumfängliche Bestätigung und Zustimmung aus meiner beruflichen, wertschöpfenden Praxis in Handwerk und Industrie.
Hätten sich die Autoren ein wenig mit der deutschen oder der japanischen Geschichte von Gesellschaft, Arbeit, Industrie, Landwirtschaft und Handwerk von vor hundert bzw. hundertfünfzig Jahren beschäftigt, hätten sie evtl. gewisse Parallelen zwischen dem damaligen Deutschland, alternativ Japan, und dem jetzigen China entdeckt. Nun, sie leben im Hier und Jetzt und nehmen im Rahmen ihres etwas eingleisigen Intellekts selektiv wahr, was ihnen möglich ist. Nach der Kapitulation der UdSSR äusserte ein West-Oligarch, dass der Sieg nicht der des Kapitalismus sondern des Konsumismus sei. Ein willfähriger US-Historiker schwafelte was vom Ende der Geschichte und der kanzelnde Pfälzer Fleischberg Kohl definierte die zukünftige deutsche Wirtschaft als Dienstleistungsgesellschaft. Läuft doch im Westen folglich alles irgendwie nach Ansage. Zumindest hat die chinesische Obrigkeit jetzt Gelegenheit, pragmatisch von den vertrottelten US-Westeuropäern zu lernen und gewisse Ten(Deka)denzen zu vermeiden.
Lasst mich aus alter Zeit erzählen: vom Aussteiger und vom Gammler. Der Aussteiger lehnte jede Tätigkeit innerhalb des kapitalistischen Systems ab. Jedes Mittun sei affirmativ und Teil einer Maschinerie, die am Ende Waffen und Kriege produziert. Noch krasser der Gammler, der dann überhaupt nichts tat. Neuerdings sieht man die Alten, wie sie in den Talkshows den GenZlern erklären, wie sehr man früher habe schaffen müssen. Wobei der Gammler natürlich verschwiegen wird. Aber Wikipedia hat verhindert, dass er dem Vergessen anheimfiel. Was ich in denunziatorischer Absicht verlinken werde:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gammler
Der Gammler hatte durchaus Rückwirkung auf die Gesellschaft. Es war über lange Zeit eine konsumkritische Haltung zu beobachten, gleichzeitig aber eine gewisse Wurschtigkeit gegenüber der Arbeit. Wobei der politische Ansatz in Vergessenheit geriet.
Wenn nun diese Chinesen so fleißig bei der Sache sind, darf man vermuten, dass sie keinerlei Bedenken haben, dass ihr Tun jemand schadet, sondern der Meinung sind, dass dieses Tun auch anderen nützt. Was natürlich eine Ferndiagnose ist, ich war noch nie in China. Insofern dem Gedankengang des Gammlers folgend.
Nun berichtet der Artikel von jungen Akademikern und die sind überall hochmotiviert. Aber wie sieht es in der Breite aus? Ein Freund von mir ist gerade aus China zurückgekehrt. Er sagt, sie hätten den Großen Sprung geschafft. Den gab es schon einmal 1958 unter Mao Zedong. Aber er hieß nur so, tatsächlich war der Sprung eher nach hinten. Jetzt aber, 60 Jahre später sehe es anders aus, sagt er. Wir sollten uns diesen Film ansehen, um zu erfahren, wie es dort zugeht:
https://www.arte.tv/de/videos/051378-002-A/die-farben-chinas/
Da geht es um Tee- und Reisanbau. Da stehen die Leute mit den Stiefeln im Schlamm. Was in Deutschland seit Jahrhunderten mit Verdrossenheit getan würde. Die Chinesen aber finden es erheiternd. Gute Laune also, auch in der Breite.
Dem Resümee des Artikels kann ich nicht widersprechen. Wir haben es vermasselt und sollten uns auf die Folgen einstellen.
Passend zu Ihrem Link habe ich diesen im Angebot:
https://www.youtube.com/watch?v=8QUSIJ80n50
Lessons from the Loess Plateau
Das von der Weltbank geförderte Projekt startete 1995. Bei den am Projekt beteiligten Dörflern anfangs überhaupt keine Begeisterung für Bäume pflanzen und Landschaft umgestalten. Was half? Die chinesische Regierung musste den Bauern eine individuelle Dauerpacht mit schriftlichem Pachttitel zugestehen. Solch anstengende Arbeit auf Staatsland war für die Bauern einfach unattraktiv. Am Ende war zumindest aus einem der vorher ärmlichen Bauern ein stolzer Apfelplantagen-Besitzer geworden, dessen Äpfel reißenden Absatz fanden. Auch andere Bauern hatten zu ungeahnter Initiative mit der Anlage von Gewächshäusern gefunden. Ich vermute, dass solche Projekte in China den Arbeitsgeist geweckt haben.
Der wohl entscheidende Unterschied zwischen der chinesischen und der deutschen Arbeitsmoral betrifft das im Artikel angesprochene Verhältnis zu den Interessen der Gesamtgesellschaft.
In Deutschland arbeitet man für seinen persönlichen Nutzen, sprich für das Gehalt. Soziale Beziehungen mögen eine Rolle spielen, sie lassen sich jedoch ebenso im Privatbereich aufbauen, dort sogar mehr nach eigenen Wünschen und unter Vermeidung von Zwängen, die im Arbeitsleben unvermeidbar sind. Der einzige Bereich, bei dem sich Deutsche und Chinesen hinsichtlich ihrer Arbeitsmoral ähneln, dürfte die individuelle Selbstverwirklichung sein, die natürlich vom Arbeitsinhalt abhängt.
Für Chinesen ist der gesellschaftliche Beitrag der Arbeit ein zentraler Aspekt. Mit ihm wächst das Ansehen im sozialen Umfeld, was einem mehr Gehör und Einfluss verschafft. Ein höheres Gehalt wird dabei als „Gegenleistung“ der Gemeinschaft verstanden. Voraussetzung ist eine weitgehende Verwirklichung meritokratischer Prinzipien, d.h. eine leistungsgerechte Entlohnung.
Dagegen ist in Deutschland der (zur Schau gestellte) Wohlstand ein entscheidendes Maß für gesellschaftliches Ansehen wie auch Durchsetzungsvermögen. Nicht hinterfragt wird, worauf Besitzstand und Einkommen beruhen.
Eine vergleichbare Arbeitsmotivation inklusive der Beweggründe wie in China gab es – vielleicht in abgeschwächter Form – noch vor mehreren Jahrzehnten in Teilen Europas. Dass sie im Verschwinden begriffen ist, ist vor allem neoliberalen Einflüssen zu verdanken, konkreter ausgedrückt der sukzessiven Übernahme US-amerikanischer Werte.
@benu13
Die Umerziehung nach 1945 wurde fortgesetzt mit der bis heute dauernden (Selbst-)Erziehung und Vermittlung des unipolaren US-hedonistischen Way of Life. Dank Internet und SmartPhone-Technologie braucht es nicht mal mehr eine Reise ins Gelobte Land um in das US-Konsum-Paradies zu wallfahrten. Ausser natürlich bei einer Langstrecken-Lise…. Die darf das als woke Gutmenschin, wegen Klima und so.
Der einzige Unterschied besteht darin, wem man sekundiert:
Kapitel 7
Chinas neue Kapitalistenklasse
Deng Xiaopings Vorhaben einer umfassenden sozialistischen Modernisierung hat die Einführung kapaitalistischer Produktionsverhältnisse in China bewirkt, auch wenn dem kein von Beginn an feststehender Master-Plan »Kapitalismus« zu Grunde lag. Verfügung über Geld wird flächendeckend für alle Chinesen zur existentiellen Nowendigkeit: Wachstum von Geldreichtum das Ziel aller ökonomischen Aktivitäten, Spekulation auf das zukünftige Wachstum von Geldreichtum das Ziel ihrer ökonomischen Aktivitäten, Spekulation auf das zukünftige Wachstum von Geld zur conditio sine qua non. Über die Reformen auf dem Land und in den staatlichen Unternehmen werden große Teile der chinesischen Bevölkerung von ihren früheren Existenzmöglichkeiten getrennt. Die andere Seite dieser ursprünglichen Akkumulation ist die Entstehung und Konzentration privater Verfügungsmacht über die Grundlagen der kapitalistischen Produktion. Im realsozialistischen China entstehen die ersten privaten Geldvermögen durch Kapitalisierung von Macht, d.h. die Verwandlung herrschaftlicher Zugriffmöglichkeiten in privates Eigentum an Geld und Kapital.
(…)
Die Verwandlung gesellschaftlicher Ressourcen in privates Eigentum mit anderen Worten: die private Aneignung gesellschaftlicher Produktivkräfte, vor allem der Arbeit anderer, ist damit einerseits das allgemeine Prinzip, das in Chinas modernisierter kapitalistischer Ökonomie gilt und das Tag für Tag zur Anwendung kommt: Nicht anders funktioniert das Wachstum privaten Reichtums, die Akkumulation von Kapital. Diesem permanenten Aneignungsprozess geht andererseits ein erster, »ursprünglicher« historisch voraus, der den neuen privaten Eigentümern zu ihren Geld- oder Anlagevermögen verhilft, die dann scheinbar naturgesetzlich aus sich heraus immer größer werden. Privates Eigentum entspringt in der sozialistischen Volksrepublik aus der Enteignung ehemaligen Staats- bzw. Volkseigentums und durch die zweckentfremdete Nutzung herrschaftlicher Funktionen bzw. der Verfügungsgewalt über gesellschaftliche Ressourcen für private Bereicherung.
(…)
Dass sich »ausgerechnet« wichtige Mitglieder der Kommunistischen Partei oder ihrer Söhne und Töchter, die »Prinzlinge«, in den Reihen der neuen Reichen wiederfinden, ist also einerseits Konsequenz der von der Staatsspitze ausgehenden Einführung des Kapitalismus in einem vorher sozialistischen Land: Wer anders als Teile der vorher herrschenden politischen Elite sollten die ökonomischen Nutznießer der neuen Wirtschaftsweise sein? Und es ist zweitens so etwas wie eine notwendige Unkost dieser Umstellung: notwendig vom Standpunkt der Reformer und ihres Kampfs um die Macht innerhalb der KP. Die Eigentümlichkeit einer derartigen ursprünglichen Akkumulation hat allerdings unerwünschte Konsequenzen:
• Die Personalunion des neuen ökonomischen Interesses an privater Bereicherung und politischer Herrschaftsfunktion mag zunächst durchaus funktionell und komfortabel für die Geschäftsinteressen sein, die über kurze Drähte dahin verfügen, wo über die wichtigen Ressourcen entschieden wird; an der Qualität dieser Verbindungen entscheidet sich die Zukunft vieler Unternehmensgründungen dieser Zeit. Die Herrschaftsfunktionen leiden allerdings unter ihrer Instrumentalisierung für private Bereicherung: Die Volksbefreiungsarmee beschäftigt sich mehr mit dem Betrieb ihrer Fabriken und Bordelle als mit der Vaterlandsverteidigung, die Zollbehörden lassen sich selbst in Schmuggelgeschäfte hineinziehen, Gelder und Anweisungen des Zentralstaats werden zweckentfremdet.
• Auf Dauer beeinträchtigt flächendeckende Korruption auch das Geschäftsleben insgesamt: Inzwischen auf allen Ebenen anfallende Schmiergelder verteuern das China-Geschäft. Die Abhängigkeit von Lizenzen und Entscheidungen von der Willkür einzelner Beamter macht es unberechenbar und unzuverlässig. Vom Standpunkt des staatlichen Gesamtkapitalisten aus beeinträchtigt die Bestechlichkeit seiner Beamten und Funktionäre die freie Konkurrenz und verursacht damit gesamtgesellschaftlich horrende Kosten.
• Die ökonomischen Aktivitäten ihrer Funktionäre und Regierungsbeamten und wie weithin sichtbare Existenz der neuen sozialen Ungleichheit bringen die Kommunistische Partei landesweit in Misskredit. Chinas neue Reiche genießen ihren Luxus nämlich nicht in diskreter Abgeschiedenheit vom armen Rest der Gesellschaft, wie es in den Metropolen des Kapitalismus Usus geworden ist, sondern stellen ihn selbstgerecht und lustvoll zur Schau.
Von Anfang an werden die Reformen deshalb begleitet von einem »Kampf gegen die Korruption«. Der ist durchaus ernst gemeint und keineswegs eine bloße Show, mit der die KP ihr aufgebrachtes Volk besänftigen will. Die KP-interne »Disziplinkontrollkommission« kämpft dabei von vornherein auf verlorenem Posten.
Der Grund ist systembedingt. Je mehr Chinas Kommunisten auf Kapitalismus setzen – und das tun sie in dem Maße, wie Sonderwirtschaftszonen und die außerhalb des Plans produzierenden Unternehmen erfolgreich sind -, desto mehr erzeugen sie selbst das entsprechende private Bereicherungsinteresse in ihrer gesamten Gesellschaft, also auch und sogar vorzugsweise bei ihren Funktionären und Beamten. Und sie finden schnell für sie naheliegende praktische Möglichkeiten, der staatlichen Maxime nachzukommen.
Die Ursache für Korruption wird also nicht eliminiert – bei fortdauernder Geltung der ökonomischen Gründe kann das in der Tat nicht sein -, stattdessen wird die Praxis, Schmiergelder zu fordern und zu nehmen, die anfangs noch etwas wie Ausnahmecharakter hatte, regelrecht allgemein üblich. Der Kampf gegen Korruption erhält deshalb die Form einer strafrechtlichen Verfolgung: Die Staatsgewalt reagiert darauf, dass der sanktionierte Missstand existiert und laufend eintritt; erwischte Missetäter werden bestraft, in harten Fällen mit der Todesstrafe.
Gleichzeitig leidet selbst der Kampf unter einer immanenten Schranke. Mit jeder Aufdeckung klagt die KP schließlich immer auch ein Stück weit sich selbst an – onsofern ist ihr Antreten gegen Korruption eine Gratwanderung zwischen ihrem Bedürfnis, als »saubere Partei« dazustehen, und der Gefahr, genau damit allzuviel aufzurühren.
(…)
Randbemerkung zum Lebensstandard und seinen Kosten
Das gesellschftliche Sein der Reichen animiert diese zu einem durchaus ekelhaften Bewusstsein. Diese Leute leben in der Vorstellung, dass ihre persönlche Cleverness und Leistung ihnen zu Recht Vermögen und ein Leben im Luxus einspielt – im Unterschied zu den Millionen Habenichtsen. Der Materialismus, den sie entsprechend ungeniert ausleben, besteht zu einem Großteil denn auch darin, sich von der armseligen Masse, die man gerade hinter sich gelassen hat, abzusetzen. Marmorne Paläste, schnelle Autos, Yachten, teure Weine und die Diamanten der Gattin befriedigen eigentümliche Bedürfnisse: Mehr als dass da wirklich spaßig gelebt wird, geht es darum, zu zeigen, wer zur Elite des Landes gehört, sich all das leisten kann und über einen exklusiven Geschmack verfügt, der ihn meilenweit über die normalen Kleingeister und ihre spießigen Bedürfnisse erhebt.
Zwischen ganz oben und ganz unten tummelt sich dann auch noch Chinas »neue Mitte«. Das sind an die 200 Millionen Menschen, die in Städten mit gut bezahlten Arbeitsplätzen leben. Für sie ist die Mangelwirtschaft der Mao-Zeit Vergangenheit; mit dem Geld das sie verdienen, haben sie Zugriff auf eine überbordende Welt von Waren und Dienstleistungen, die es ohne die massenhafte Armut der Bauern und Wanderarbeiter um sie herum nicht geben würde. Was sie – kein bisschen anders als hierzulande! – geben müssen für diesen Zugriff, ist meist nicht wenig. Sie müssen lange arbeiten und etwas aushalten, was »Stress« heißt und all das meint, was ein moderner Arbeitsplatz von seinen glücklichen Besitzern verlangt. Ein riesiges Arbeitspensum ist in möglichst kurzer Zeit zu erledigen, Arbeit also systematisch als Arbeitshetze durchzustehen. Die Konkurrenz zu den anderen Beschäftigten beschert ihnen die Notwendigkeit ständiger Mehranstrengung, Neid, Mobbing und andere Schönheiten der »modernen« Arbeitswelt. Einzubringen haben sie also nicht weniger als ihre Lebenszeit, ihre Nerven und den Verzicht auf jedes sinnvolle und friedliche Zusammenarbeiten – kein geringer Preis für den kapitalistischen Fortschritt!
(Renate Dillmann, China – Ein Lehrstück über alten und neuen Imperialismus, einen sozialistischen Gegenentwurf und seine Fehler, die Geburt einer kapitalistischen Gesellschaft und den Aufstieg einer neuen Großmacht, Die Buchmacherei, S. 264, 265/266, 267-269, 272)
Eine China-Kritik aus der Warte sozialistischer Utopie, zudem aus pseudo-marxistischer Sicht.
https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/de/article/145.linke-kritik-an-china.html
Was hier vollkommen unberücksichtigt bleibt: Es ging und geht um wirtschaftliche Entwicklung und Ansammlung von Kapital. Mit sozialistischen Idealen allein war das nicht zu erreichen. Da haben die Chinesen inzwischen einen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Es ist nun mal der Kapitalismus, der die wirtschaftliche Entwicklung mit Kapitalbildung vorantreibt, besser als jede andere Gesellschaftsform. Zumal der Kapitalismus mit seiner neoliberalen Ideologie die Welt beherrscht und mit dem man sich auseinandersetzen muss, das geht aber erfolgversprechend erst von einer gewissen Stärke aus.
Im Übrigen war es nicht Xi sondern Deng, der auf Kapitalismus setzte. Xi versucht bereits das Ruder wieder herum zu reißen. Immerhin hat die KP die Kontrolle über ihren Kapitalismus behalten und nutzt ihn sogar gezielt und planvoll zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Das ist ein grundsätzlicher Unterschied zum liberalen Kapitalismus des Westens, wo die Politik von den Interessen des Kapitals dirigiert wird. Weshalb man diese beiden Arten von Kapitalismus auch nicht einheitlich als imperialistisch bezeichnen sollte. Es besteht ein qualitativer Unterschied.
Daß Deng und nicht Xi der Auslöser war, steht im ersten Absatz des von Frau Dillmann zitierten Text. Und auch in China wird die Politik vom Kapital, den Kapitalisten, üblicherweise in Personalunion Parteifunktionäre, bestimmt und nicht umgekehrt:
»China Is a Private-Sector Economy«
»Bei der Prüfung von Alternativen zum gescheiterten amerikanischen Modell blickten einige nach China, wo Märkte streng reguliert und Finanzinstitute vom Staat kontrolliert werden. Nach dem Zusammenbruch von Wall Street wetterte Francis Fukuyama in Newsweek, Chinas Variante eines staatlich kontrollierten Kapitalismus, »wird immer attraktiver«. Der Kolumnist der Washington Post, David Ignatius, bergüßte das weltweite Aufkommen eines von Konfuzius inspirierten »Neuen Interventionismus«. Ignatius berief sich auf Richard Nixons zweifelhaften Tribut an John Maynard Keynes und erklärte: »Wir sind jetzt alle Chinesen.«
Der Anteil der Privatwirtschaft am Bruttossozialprodukt stieg von weniger als 1% im Jahr 1978 – zu Beginn der »Öffnungspolitik« von Deng Xiaopeng – auf rund 70% im Jahr 2005. Der private Sektor, der 2015 etwa zwölf Millionen Unternehmen umfasste, ist also zweifelsfrei dominierend.
(…)
Es geht hier nicht um die nominellen Eigentumsverhältnisse, sondern genauso um die Prinzipien, anders gesagt, die Interessen, welche die Wirtschaft regieren. Die zentrale Planung, die im großen Rahmen der aktuellen Notwendigkeit auf obligatorische Produktionsmengen der jeweiligen Waren für einen bestimmten Zeitraum basierte, wurde längst durch den »freien Markt« und bei den großen Staatsunternehmen durch die »Indikativplanung«, also durch die Angabe von allgemeinen Richtlinien, ersetzt. Das heißt, es handelt sich in China keineswegs mehr um eine Form der Planwirtschaft, die über notwendige Interventionen des Staates zugunsten des kapitalistischen Systems als solches hinausgehen würde. Gerade Belt & Road zeigt, dass der Staat sich den Kapitalinteressen unterwirft. Sogar die meisten Staatsunternehmen arbeiten in Wirklichkeit auf einer rein kommerziellen Basis.
(Anton Stengl, Chinas neuer Imperialismus, Ein ehemals sozialistisches Land rettet das kapitalistische Weltsystem, S. 75/76)
Oder hier:
Nach Maos Tod 1976 wurden seine Witwe und andere führende Maoisten kaltgestellt. 1978 gelangte Deng Xiaoping an die Spitze der Partei und leitete die so genannte Reform- und Öffnungspolitik ein, mit der die Planwirtschaft schrittweise in eine Marktwirtschaft umgewandelt und das Land für ausländisches Kapital geöffnet wurde, um die Entwicklung der Produktivkräfte zu beschleunigen. Der Reformprozess begann zunächst in der bis Ende der 1970er Jahre weitestgehend kollektivierten Landwirtschaft. Der Boden blieb zwar auf dem Papier Eigentum der Dorfgemeinschaften, doch die Volkskommunen und Produktionsbrigaden wurden aufgelöst und das Land wurde nun den einzelnen bäuerlichen Haushalten zugewiesen, die damit eigenverantwortlich wirtschaften konnten bzw. mussten. Dadurch konnte die landwirtschaftliche Produktion zunächst stark gesteigert werden. Ohne eine Veränderung der Produktionsmethoden blieb dieser Effekt der stärkeren Eigeninitiative allerdings begrenzt. Letztlich waren viele der neuen, kleinen Familienbetriebe nicht überlebensfähig bzw. darauf angewiesen, dass Familienmitglieder sich zusätzlich als Lohnarbeiter verdingten. Viele Bauern traten ihr Land an Agrarkapitalisten ab. Das Resultat der Auflösung der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und der nachfolgenden Konzentration des Besitzes an Boden war eine enorme Freisetzung von Arbeitskräften und eine Trennung vieler Bauern von ihren Produktionsmitteln. Dadurch bildete sich eine ganz neue Klassenstruktur heraus. Dieser Prozess glich der von Marx beschriebenen so genannten „ursprünglichen“ Akkumulation, aber im Unterschied zu England wiederholte sich dieser Prozess in China in viel größerem Maßstab und betraf Hunderte Millionen Menschen, die ihre Lebensgrundlage auf dem Land verloren.
Auf die Reformen in der Landwirtschaft folgte die Einrichtung von vier Sonderwirtschaftszonen in Shenzhen, Zhuhai, Shantou und Xiamen, um ausländisches Kapital für die export-orientierte Produktion anzuziehen. Die Sonderwirtschaftszonen wurden 1984 auf 14 Küstenstädte ausgedehnt. Die ausländischen Direktinvestitionen in China wuchsen von 1,3 Mrd. US-Dollar im Jahr 1984 auf 33,9 Mrd. US-Dollar im Jahr 1990. Die Sonderwirtschaftszonen brauchten eine große Masse an billigen Arbeitskräften. Dies wiederum erforderte ein dereguliertes Arbeitsregime und einen flexiblen Arbeitsmarkt. 1982 wurde das Streikrecht aus der Verfassung gestrichen. 1983 verkündete die Regierung das Ende des Prinzips der „eisernen Reisschale“, also der egalitären, umfassenden sozialen Absicherung. Die Nutzung von Leiharbeitern bzw. befristeten Arbeitsverträgen (contract workers) wurde gefördert. 1987 lag die Zahl der contract workers bereits bei sechs Millionen oder fünf Proz ent der Beschäftigten in der Industrie. Sie stieg innerhalb der nächsten zehn Jahre auf 52 Prozent Beschäftigten. 1993 lag die Zahl der Wanderarbeiter aus den ländlichen Gegenden alleine in der Provinz Guangdong bei 10 Millionen (Li 2016, 19; Lin 2020, 35). Die Wanderarbeiter waren gezwungen, niedrige Löhne und miserable Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, da die Konkurrenz unter ihnen hoch und ihre Verhandlungsmacht gering war. Frühkapitalistische Ausbeutungsbedingungen wie etwa überlange Arbeitszeiten wurden nun zum Charakteristikum des neuen Exportsektors.
Die schnell wachsenden Joint Ventures mit ausländischem Kapital stellten auch die Staatsbetriebe in Frage. Versuche, in den Staatsbetrieben eine „wissenschaftliche Betriebsführung“ im kapitalistischen Sinne zu installieren, also die Arbeitsintensität zu steigern und die Kontrolle der Arbeiter über den Arbeitsprozess zu reduzieren, stießen auf den Widerstand der Arbeiter. Die Beschäftigungssicherheit und die soziale Sicherung der Arbeiter in den Staatsbetrieben erwiesen sich dabei als Basis ihrer Verhandlungsmacht. Um die „Effizienz“ der Betriebe im kapitalistischen Sinne zu steigern, beschloss die KPCh, die kleineren Staatsbetriebe zu privatisieren und nur große Staatsbetriebe in den Schlüsselsektoren zu behalten. 1986 wurde ein Gesetz eingeführt, das den Bankrott von Staatsbetrieben regelte und die Auflösung unprofitabler Staatsbetriebe ermöglichte.
(…)
1992 akzeptierte der 14. Parteikongress Chinas Dengs Theorie vom „Sozialismus mit chinesischen Charakteristika“ und proklamierte die „sozialistische Marktwirtschaft“ als das Entwicklungsmodell Chinas. Im Grunde verständigte sich der 14. Parteikongress damit auf den Übergang zur kapitalistischen Produktionsweise, wenn auch in verklausulierter Form (Li 2016, 20). Bis Ende der 1990er Jahre wurden die meisten Staatsbetriebe privatisiert. Die verbleibenden großen Staatsbetriebe wurden nun im kapitalistischen Stil geführt. Der Anteil der in Staatsbetrieben Beschäftigten sank von 113 Millionen im Jahr 1995 auf 60 Millionen im Jahr 2017. Der Übergang vom System der lebenslangen Beschäftigungssicherheit zum System des Heuerns und Feuerns war der wichtigste Einschnitt für die chinesische Arbeiterklasse in der Reformära. Die Reformen bedeuteten insgesamt einen radikalen Bruch im Charakter des chinesischen Staates und seiner Beziehung zur Arbeiterklasse. Di e Arbeitskraft wurde wieder in eine Ware verwandelt – die zentrale Bedingung für kapitalistische Produktionsverhältnisse. An die Stelle der „eisernen Reisschale“, der lebenslangen Beschäftigungsgarantie und der Sozialleistungen von der Wiege bis zur Bahre mit einer relativ geringen sozialen Ungleichheit trat ein kapitalistischer Arbeitsmarkt mit einem großen ungeschützten informellen Sektor. Proteste der Arbeiter blieben nicht aus. Nach einer offiziellen, konservativen Schätzung beteiligten sich z.B. alleine 1995 etwa 1,1 Millionen Menschen in mehr als 30 Städten an Protesten. 1998 stieg die Anzahl der an Protesten Beteiligten auf 3,6 Millionen (Li 2016, 20; Lin 2020, 35ff; China Statistical Yearbook 2018).
Nach Schätzungen wurden durch den Prozess der Privatisierung und Liberalisierung ehemals staatliche und genossenschaftliche Vermögenswerte im Wert von 5 Billionen US-Dollar an Kapitalisten mit engen Verbindungen zur Regierung übertragen. 2006 gab es in China 3200 Personen mit einem persönlichen Vermögen von jeweils mehr als 15 Millionen US-Dollar. 2900 von ihnen waren Kinder hochrangiger Partei- und Staatsfunktionäre. Ihr kombiniertes Vermögen wurde auf 3 Billionen US-Dollar geschätzt, was damals etwa der Höhe des chinesischen Bruttoinlandsprodukts entsprach. Nach einem anderen Bericht von 2013 beliefen sich „graue Einkommen“ aus der Korruption und dem Diebstahl öffentlicher Vermögenswerte auf ca. 1 Billion Dollar oder 12 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts von 2011. Im Oktober 2012 meldete die New York Times, dass die Familie des früheren Ministerpräsidenten Wen Jiabao Vermögen im Wert von mindestens 2,7 Milliarden US-Dollar akkumuliert hatte. Der Bericht machte klar, dass an der Korruption und dem Diebstahl öffentlichen Vermögens auch die höchsten Ränge der chinesischen Partei- und Staatsführung beteiligt sind (Li 2016, 34f). 2001 kündigte der damalige Präsident Jiang Zemin an, dass die KPCh zukünftig auch Unternehmer als Parteimitglieder aufnehmen werde. Das Vermögen der 70 reichsten Delegierten des Nationalen Volkskongresses stieg auf 89,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2011. Unterdessen war die Zahl der Arbeiter und Bauern im Nationalen Volkskongress von 51,1 Prozent im Jahr 1975 auf 4 Prozent im Jahr 2003 gesunken (Lin 2020, 35f).
China trat im Jahr 2001 nach langen Verhandlungen der WTO bei, wurde voll in die Weltwirtschaft integriert und zentraler Standort für arbeitsintensive und exportorientierte Produktion. 2003 überholte China die USA als Hauptempfängerland von ausländischen Direktinvestitionen. Der Anteil Chinas an den weltweiten Exporten stieg von 1,8 Prozent im Jahr 1990 auf 11,1 Prozent im Jahr 2012. Dabei wuchs die Zahl der Wanderarbeiter von 84 Millionen im Jahr 2001 auf 274 Millionen im Jahr 2015. Eine Untersuchung in der Provinz Guang-zhou, dem wichtigsten Zentrum der exportorientierten Produktion, kam 2003 zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der Arbeiter länger als acht Stunden pro Tag arbeiteten und an den Wochenenden keine freien Tage hatten. Manche Arbeiter arbeiteten bis zu 16 Stunden pro Tag. Eine andere neuere Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die einheimischen privaten Unternehmen im Durchschnitt Löhne zahlen, die 30-32 Prozent unter dem „living wage“ liegen, der für eine vierköpfige Familie in den chinesischen Städten mindestens notwendig ist. Dies ist die Basis für die hohen Profitraten in China und für die Anziehung des Kapitals aus dem Ausland. Etwa 200 Millionen Arbeiter arbeiten unter gefährlichen Bedingungen (Li 2016, 21, 28; Lin 2020, 38). Hart-Landsberg (2011) spricht von 700.000 Arbeitsunfällen mit 100.000 Toten pro Jahr.
Nachzulesen hier:
Ein Klassenkrieg, den die Arbeiterklasse verloren hat“
17. Januar 2020 Thomas Sablowski
Die Entwicklung des Kapitalismus in China – ein Beitrag zur LP21-Debatte
https://www.lunapark21.net/ein-klassenkrieg-den-die-arbeiterklasse-verloren-hat/
Ich schau mir lieber an, was konkret geschieht. Alles andere sind für mich Wunschträume und Projektionen, die wie bei verschiedenen Religionen, gerichtet sind, auf ein kommendes jenseitiges Paradies. Wovon die Protagonisten auch reichlich Gebrauch machen:
Es ist schwer vorstellbar: Die Kommunistische Partei unterstützt ganz offiziell das private Unternehmertum, Großkonzerne, Banken und Holdings. Sie sollen Arbeitskräfte ausbeuten, Geld raffen, unermesslich reich werden (…) und dann, eines Tages, ist der Punkt erreicht, an dem China endlich reif für den Sozialismus ist. Als wirtschaftliche und politische, auch militärische Weltmacht müsste doch China den Rubikon zum Sozialismus längst überschritten haben. Ein Entwicklungsland kann es wohl nicht mehr sein, wenn es erfolgreich Raumsonden auf die dunkle Seite des Mondes schickt. Wann ist der Moment für die »Wende« zum Sozialismus gekommen?
»Hatte sich China beim großen Sprung von 1958 bereits im Endstadium des Sozialismus gewähnt, so wurde nun, 29 Jahre später, die ‘Theorie vom Anfangsstadium des Sozialismus’ verkündet. Erst 2049, also genau 100 Jahre nach Ausrufung der Volksrepublik, sei das Land wirtschaftlich und gesellschaftlich reif genug, um ins vollsozialistische Stadium übertreten zu können.«
Wir müssen abwarten was dann geschieht.
(Anton Stengl, Chinas neuer Imperialismus – Ein ehemals sozialistisches Land rettet das kapitalistische Weltsystem, S. 74)
Sie werfen hier mit einem Haufen Text um sich, größtenteils altbekanntes und was ich in Summe auch nicht infrage stelle, aber was wollen Sie eigentlich sagen? Dass China kein sozialistisches Land ist? Das mag sein, vor allem wenn man die Vorstelllungen westlicher Idealisten zugrunde legt. Es geht hier aber auch um die wirtschaftliche Entwicklung und nicht um irgendwelche Wunschträume. Oder dass China kapitalistisch und imperialistisch ist wie der Westen oder die USA auch? Das können Sie aber mit den nicht erfüllten Idealen und Wünschen westlicher Idealisten nicht beweisen. Eigentlich gehört Ihre Art der Argumentation mit zum westlichen Hochmut – die westlichen “Linken” meinen zu wissen wie es laufen muss in der Welt.
Ich unterscheide Menschen nicht danach wo sie zufälligerweise geografisch per Geburt gelandet sind. Das ist doch stets ein beliebtes Mittel der Macht- und ihrer Funktionseliten, die Machtunterworfenen unter einem Fähnchen zu sammeln, um sie in die jeweiligen Hierarchien einzufügen, auszubeuten, um sie konkret voneinander zu trennen und auch um sie gegeneinander zu hetzen. Der Vorwurf des westlichen hochmütigen “Linken” (in Anführungszeichen) ist wohl dem Umstand geschuldet, da ich mich kritisch äußere. Würde ich mich als Claqueur betätigen, wäre ich wohl nicht der westliche hochmütige “Linke” (in Anführungszeichen). Und es gibt einmal Begriffe, wie eben Sozialismus oder Kapitalismus, oder auch Diktatur und Demokratie, die sind eben definiert, es müssen Kriterien erfüllt sein damit diese Bezeichnungen zutreffen. Was gerne ignoriert wird.
Der Vorwurf des Idealismus bzw. der Bezug auf unerfüllbare Wunschträume, ist einer der Rückzugspunkte der Protagonisten dieses Systems. Gerne auch Realpolitik genannt, wohlweislich wissend, daß sie einen Zwang erst herstellen, daß sie diese Realpolitik erst herstellen, nur um selbst davon zu profitieren.
Das verbrecherische Regime des Great Reset war und ist in seinem Ausmaß nur durch die Zusammenarbeit der Großmächte ermöglicht worden. Man trifft sich z.B. in Davos und Dalian. Oder auch sonst:
Xi Jinping meets Bill Gates in China, calls him ‘an old friend’
By Reuters
June 16, 2023
BEIJING, June 16 (Reuters) – Chinese President Xi Jinping called Bill Gates “an old friend” and said he hoped they could cooperate in a way that would benefit both China and the United States, in Xi’s first meeting with a foreign entrepreneur in years.
In a meeting at Beijing’s Diaoyutai state guest house, where China’s leaders have traditionally received senior foreign visitors, Xi said he was very happy to see the Microsoft (MSFT.O), co-founder and philanthropist after three years, and that Gates was the first American friend he had met this year.
“I often say the foundation of U.S.-China relations lies with its people. I place my hopes on the American people,” a video published by state broadcaster CCTV showed Xi as saying.
“With the current global situation, we can carry out various activities beneficial to our two countries and people, activities that benefit humanity as a whole,” he said.
(…)
A number of CEOs have visited China since it reopened early this year, but most have met with government ministers.
Gates stepped down from Microsoft’s board in 2020 to focus on philanthropy in the fields of global health, education and climate change.
(…)
Apart from meeting Xi, Gates gave a speech at the Global Health Drug Discovery Institute about the need to use technology to solve global health challenges during his visit.
The Bill & Melinda Gates Foundation and the Beijing municipal government, which founded the institute with Tsinghua University, also pledged to each provide $50 million to bolster the institute’s drug discovery capacity.
https://www.reuters.com/world/china/chinas-president-xi-meet-with-bill-gates-beijing-state-media-2023-06-16/
Einerlei, ich werde mich weiter äußern, ebenso wie ihnen das unbenommen bleibt. Die chinesischen Machteliten und auch sonstwo, bestätigen mir nur immer wieder aufs Neue. Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut. Das einzige Mittel dagegen ist die Vergesellschaftung von Macht.
“Und es gibt einmal Begriffe, wie eben Sozialismus oder Kapitalismus, oder auch Diktatur und Demokratie, die sind eben definiert, es müssen Kriterien erfüllt sein damit diese Bezeichnungen zutreffen”
Diese Kriterien sind jedoch überwiegend westlichen und liberal-individualistischen Ursprungs, die deshalb hinterfragt werden sollten. Im westlichen Kampf der “Demokratien” gegen “Diktaturen” zeigt sich sehr deutlich was davon zu halten ist. Hier stehen oft die “Diktaturen” auf der emanzipatorischen Seite im Aufbegehren gegen die westliche Macht des Kapitals mit seiner auf Ausbeutung beruhenden “regelbasierten internationalen Ordnung”. Auch der Begriff Sozialismus ist äußerst vieldeutig – entsprechend der dahinterstehenden ideologischen Agenda. Nur der Begriff Kapitalismus ist relativ eindeutig, was auf die Arbeit vom Marx zurückzuführen sein dürfte.
“Das verbrecherische Regime des Great Reset war und ist in seinem Ausmaß nur durch die Zusammenarbeit der Großmächte ermöglicht worden. (…) Xi Jinping meets Bill Gates in China, calls him ‘an old friend’ By Reuters”
Sie stellen sich hinter eine im Westen kursierende Behauptung und führen als Beweis die Ausführungen (oder Propaganda) einer westlichen Nachrichten-Agentur an. Was sagen denn chinesische, indische oder südamerikanische Medien dazu? Das fehlt in ihren Narrativen, da sind Sie ganz der angelsächsischen Medienwelt verfangen.
“Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut. Das einzige Mittel dagegen ist die Vergesellschaftung von Macht.”
Dann sind Sie in den liberalen Demokratien des Westens doch bestens aufgehoben. Für mich stellt die ungleiche Verteilung von Kapital und die daraus resultierende Macht das eigentliche Problem dar. Was sich heute in erster Linie im globalen Maßstab zeigt. Und da kann und sollte man sich auch heute eindeutig positionieren.
Nichts für ungut, garno. Aber wenn sie das Offenkundige ignorieren mögen, dann ist das eben so. Wenn ihnen eine andere Quelle lieber ist:
Chinese President Xi Jinping meets with Bill Gates, co-chair of the Bill & Melinda Gates Foundation, in Beijing, capital of China, June 16, 2023. (Xinhua/Pang Xinglei)
BEIJING, June 16 (Xinhua) — Chinese President Xi Jinping met with Bill Gates, co-chair of the Bill & Melinda Gates Foundation, in Beijing on Friday.
Xi applauded Gates and the Gates Foundation for their long-term work to promote poverty reduction, health, development and philanthropy around the world.
(…)
China will continue to strengthen cooperation with the Gates Foundation in relevant fields, and will provide support and assistance to other developing countries within its capacity, he said.
“You’re the first American friend I’ve met in Beijing this year,” Xi told Gates, noting that people should travel and communicate more to increase their understanding as the world emerges from the COVID-19 pandemic.
“The foundation of China-U.S. relations lies in the people. We have always placed our hope on the American people and wish all the best for the friendship between the two peoples,” Xi said.
Gates spoke about the progress of cooperation with China and his vision for the future. He said that China has made remarkable achievements in poverty reduction and COVID-19 response, setting a good example for the world.
https://www.idcpc.gov.cn/english2023/ttxw_5749/202307/t20230718_159290.html
Hier Xinhua direkt, etwas wortkarg:
BEIJING, June 16 (Xinhua) — Chinese President Xi Jinping met with Bill Gates, co-chair of the Bill & Melinda Gates Foundation, in Beijing on Friday.
https://english.news.cn/20230616/14ebdcf4e60f4940b1fd57694cf54b56/c.html
Etwas ausführlicher die chinesiche Botschaft in Georgien:
Xi Jinping Meets with Co-chair of the Bill & Melinda Gates Foundation of the United States Bill Gates
2023-06-16 18:05
On June 16, 2023, President Xi Jinping met in Beijing with Co-chair of the Bill & Melinda Gates Foundation of the United States Bill Gates.
Xi Jinping commended Gates and the Gates Foundation for their long-standing commitment to promoting global poverty reduction, health, development and philanthropy. Xi Jinping stressed that at present, momentous changes unseen in a century are accelerating across the world, and he put forward the Global Development Initiative, the Global Security Initiative and the Global Civilization Initiative, to provide China’s solutions to tackling global challenges. For China, the top priority is to focus on solving its own problems. China is a large country with more than 1.4 billion people; its long-term stability and sustained development are major contributions to world peace, stability and prosperity. China will consolidate its achievements in poverty alleviation, realize rural revitalization, and continuously improve rural health.
Xi Jinping stressed that China is committed to advancing the great rejuvenation of the Chinese nation on all fronts through a Chinese path to modernization. China will never go down the beaten track of seeking hegemony with strength. Instead, China will work with all other countries to achieve common development and build a community with a shared future for mankind. China is ready to carry out extensive cooperation with other countries on scientific and technological innovation, and actively participate in and promote the effort to address global challenges such as climate change, pandemic response and public health. China is ready to further strengthen cooperation with the Bill & Melinda Gates Foundation in relevant fields to provide support and help to fellow developing countries within its capacity.
http://ge.china-embassy.gov.cn/eng/zgxw/202306/t20230618_11099428.htm
Reichen eigentlich über 30 mio. Tote, eine Zahl die eigentlich nur in Weltkriegen erreicht wird, um mitzubekommen was hier läuft:
Studie: 30,9 Millionen zusätzliche Todesfälle durch Corona- Maßnahmen und Impfkampagne
21. Juli 2024von Dr. Peter F. Mayer
Schon frühere Studien aus 2020 hatten gezeigt, dass die Corona-Maßnahmen enorme Schäden angerichtet haben. Das wird nun von einer neuen Top-Studie bestätigt. Ebenso fand man etwa 17 Millionen impfbedingte Todesfälle.
(…)
Die Autoren schreiben:
Die räumlichen und zeitlichen Schwankungen der nationalen Überschussmortalitätsraten lassen den Schluss zu, dass die weltweite Überschussmortalität im Covid-Zeitraum (2020-2023) nicht mit einer pandemischen viralen Atemwegserkrankung als Haupttodesursache vereinbar ist. Diese Hypothese sollte, obwohl sie durch Testkampagnen gestützt wird, aufgegeben werden.
[…]
Wir beschreiben plausible Mechanismen und argumentieren, dass die drei Haupttodesursachen, die mit der erhöhten Gesamtmortalität während (und nach) der Covid-Periode in Zusammenhang stehen, folgende sind:
– Biologischer (einschließlich psychologischer) Stress durch Auflagen wie Schließungen und damit verbundene sozioökonomische Strukturveränderungen
– Medizinische Eingriffe, die nicht auf COVID-19-Impfstoffe zurückzuführen sind, wie mechanische Beatmungsgeräte und Medikamente (einschließlich der Verweigerung der Behandlung mit Antibiotika)
– COVID-19-Impfstoffinjektionen, einschließlich wiederholter Injektionen bei denselben Bevölkerungsgruppen
http://ge.china-embassy.gov.cn/eng/zgxw/202306/t20230618_11099428.htm
Studie: 55 undeklarierte chemische Elemente in Covid-«Impfstoffen» gefunden
Darunter befinden sich auch Schwermetalle wie Chrom und Arsen. Nicht deklarierte chemische Elemente wurden in sämtlichen Präparaten entdeckt.
In einer Studie argentinischer Wissenschaftler, über die The Defender berichtete, wurden in verschiedenen «Impfstoffen» gegen «Covid» 55 chemische Elemente gefunden, die nicht auf den Packungsbeilagen aufgeführt sind. Betroffen sind demnach die Präparate von Pfizer, Moderna, AstraZeneca, CanSino, Sinopharm sowie das russische Sputnik V. Unter den chemischen Elementen befanden sich elf Schwermetalle wie Chrom, Arsen und Nickel sowie elf Seltene Erden wei Lanthan, Cerium und Gadolinium, die für ihre Toxizität bekannt sind.
https://transition-news.org/studie-55-undeklarierte-chemische-elemente-in-covid-impfstoffen-gefunden
Eigentlich egal, oder? Die Reset-Toten, inkl. der Künftigen, laufen wie die Hungertoten, eben unter der neu-normalen Betriebstemperatur dieses Systems.
Sehr richtig. Begriffe und Kategorien zu entwurzeln und neu zu besetzen ist eine der Hauptstrategien des Kapitals. Es hilft nur: Imer wieder geraderücken, in Verbindung zu den tatsächlichen Verhältnissen.
Im freien Fall macht Arbeit frei.
https://www.youtube.com/watch?v=A-rEb0KuopI
Böse , wirklich sehr sehr böse.
Und richtig gut .
Arbeit, die mühsam scheint, erzwungen wahrgenommen wird und die mehr als dem Lebensunterhalt dient, ist unwürdig.
Kein (freies) Tier lebt unter solchen unwürdigen Bedingungen wie eine Mehrzahl der Menschen in Industriezentren.
Wenn hier der Wert der Arbeit thematisiert wird, dann wird hoffentlich auch klar differenziert zwischen (asozialer, abhängiger und entfremdeter) Arbeit und (kooperativer, selbstbestimmter, produktiver) Arbeit – oder gar noch Bullshit-Jobs und Profi-Lügner wie PR-Leute, Fernseh- und Medienmacher, Werbefuzzies und “Kommunikationsexperten”.
Warum arbeitet man heute immer noch acht Stunden am Tag (wobei die “private Arbeit”, Wege von und zur Arbeit, Einkauf, Haushalt, Kochen, Waschen, Erziehung, Versorgung, Pflege, …, noch gar nicht eingerechnet ist?
Nirgendwo sonst ist der Rückschritt der technisierten Menschheit deutlicher sichtbar.
Wir sollen etwas von Chinesen lernen? Vielleicht müssen die einfach noch etwas aufholen – und wir müssten mal endlich anfangen, wieder etwas zurückzugehen?
@knackwurst
Danke für deinen Einwurf.
Wer diese Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt.
PS
Und wer sich nicht drücken kann, der ist arm(!) dran!
Es ist eine der Tücke der Propaganda geschuldeter riesiger Blinder Fleck in der Wahrnehmung. Bei uns wird nur das als “Arbeit” gerechnet, was man gemeinhin “Geld verdienen” nennt. Ja, es geht sogar so weit, dass wenn “Geld Geld verdient” durch Zins und Rendite, man das “Geld arbeitet” nennt. Perversion hoch Irrsinn.
Dieser Irrsinn wird in unzähligen Erzählungen verbreitet und gestützt, sei es, wenn vom Bruttosozialprodukt die Rede ist, von Volkswirtschaft, oder wenn irgendwelche Studien etwas über die “Arbeitswelt” verbreiten wollen, in allem möglichen Politikergewäsch und in tagessau- und heutemitwetterkarte-Verblödung.
Ganz schlimm wird es wenn “linksgrünes” Gesocks daherkommt, und auch noch das allerletzte private, selbstbestimmte, soziale Handeln dem Diktat der Kapitalismusmaschinerie, der Steuerpflicht, dem Profitstreben unterwerfen will, indem, angeblich menschenfreundlich, die “Bezahlung von Care-Arbeit” und ähnlicher Schwachsinn gefordert wird. Schon heute sieht es so aus, dass praktisch alles ehemals private, also nicht staatlich kontrollierte, vom Haushalts-führen, kochen, Kinder erziehen und versorgen, Kranke und Alte pflegen und betreuen, etc., ja sogar Kinder zeugen (man denke an küstliche Befruchtung, …) in kapitalistisch organisierte Profitmaschinen ausgelagert ist.
An allem will der Krakenstaat und wollen die Superreichen mitverdienen indem es der Vermarktungs- und Profitlogik unterworfen wird. Und ein wichtiges Puzzleteilchen bei dieser Volksverarschung ist die Vernebelung des Begriffes “Arbeit”.
das hängt nicht erst am geld, es fängt schon mit dem “tausch” an !
(gibste wem was vom “masse möhren dies jahr” ab, buddelst die grad aus, schnappt sich s “beschenkte” die hacke und fängst wild an in den auberginen im beet nebenan , unkraut zu schaben -gegenleisten…..naja und dies dann in derart erbitterter schuldabtragerei, daß die armen auberginen ihre breit wuchernden wurzeln abgeschabt bekommen 🙄 😉 …..je mehr “hey, brauchste nich, bitte!”, desto erbitterter das gegenleisten….whuuu….)
und dann : “abartige konkurrenz” ……ergatterste dir n hüttchen+ordentliches stück rasenfläche und fängst was damit an (gartenbau, lehmbau) stöhnt die nachbarschaft gleich im beginn: “jetzt geht DAS wieder los 🙄 ” …..was is “DAS” ? da arbeitet wer für sich, weil gewollt, spaß, interesse und stück für stück auch fahigkeit+fertigkeit und vor allem n großes bedürfnis, sowas zu tun/ausprobieren usw…..naja, das “stellt” halt die nachbarschaft “an”, ebenso “ackern” zu sollen, um “im vergleich” zu bestehen…..ob nachbar selbst der vergleicher oder n dorfbürgermeister oder n “investor” in dieses fleckchen oderoder, egal…..wenn du für dich arbeitest – nicht heimlich im keller, sondern leider sichtbar, schaffste andren arbeit an…und heyhey, da könnense dann streiken, diese supermalocher, da lassense dann bei sich wuchern, wasse vorher ausm eigenen bedürfnis nach “im garten sein” wegackerten – brennesseln zähmen, stachelbrombeere wegdrängen, giersch zähmen usw – weilse so der fiesen arbeitsanschafferin arbeit machen, auchmal…..süße rache?…ka….naja…… gibt ne masse “in konkurrenz dasein”, von demde nix weißt, weilde sowas nicht denken kannst in deinem “nach meinen bedürfnissen und fähigkeiten/fertigkeiten” – naja, in diesem mini-richtig im falschen, was nötig, ums falsche zu überleben 😉 ……)
Keine Ahnung wo diese beiden Psychologie studiert haben wollen – genutzt hat es jedenfalls nix.
Der hingerotzte Artikel verdient keinen Kommentar.
Mich hat der “hingerotzte Artikel” zum Denken angeregt. Ihre Argumentation hat noch nicht einmal das Niveau der Bild-Zeitung – unterste Schublade, so labert man wenn einem etwas nicht gefällt, man aber keine Argumente hat.
Wenn den Schreiberlingen direkt nach der Einleitung selbst auffällt, daß sie Äpfel mit Birnen verglichen haben und damit zugeben, daß der erste Abschnitt blühender Blödsinn ist, dann dürfen Sie das gerne schlucken.
Ich fange genau hier an zu denken, warum man einen derartigen Mist nicht löscht und sich etwas Besseres einfallen läßt. Es sei denn man hält seine Leser für Vollidioten, die den Kakao begeistert saufen, durch den man sie zieht.
Der Rest taugt genauso wenig, aber wie gesagt – der Artikel ist es einfach nicht wert Zeit darauf zu verschwenden.
Bon appétit avec le “chocolat”
IBM hat einst die “Leistung” seiner Programmierer in “KLOC”, also”kilo lines of code” beurteilt und letztlich vergütet. Das in einer Zeit in der Festplatten mit 5 Megabyte Kapazität als unendlich gross betrachtet wurden und damals wie heute ein besser optimiertes, kleineres und schnelleres Programm wesentlich zielführender wäre als ein um der geldwerten Fehlsteuerung wegen aufgeblähter code.
Vielleicht sieht man ja hier ein Äquivalent dieser bescheuerten “Quantität vor Qualität” Fehleinschätzung.
Auch ich finde den Artikel sorgfältig geschrieben – und er regt mich zum Nachdenken an.
War es Absicht die völkerrechtswidrigen Sanktionen gegen Russland NICHT zu erwähnen?
In der Folge sind auch die Preise für Kohle und Erdöl gestiegen, die CO2-Steuer dazu.
Wer sein Geld für Energie ausgeben muß der kann auch weniger anderes, auch weniger Auto, kaufen.
Hohe Gaspreise haben auch große Auswirkung auf die Strompreise, dank dem merit-order-System.
Der Mensch ist das Produkt seiner Umwelt. Die Frage ist doch nicht, warum ist der Deutsche so, sondern, was hat unser Land resp. die gesamte kapitalistische Gesellschaft dermaßen zerstört. Denn das ist ja wohl der Zustand, in dem wir uns befinden. Werte spielen keine Rolle mehr, jeder kann seinem Affen Zucker geben nach Belieben und Moral ist nur noch in der Deformation als Moralismus zu haben. Und da soll ein junger Mensch noch Muße haben zu arbeiten? Um entweder einem Ausbeuter, der Bank, dem Fiskus oder was sonst auch noch an Nutznießern denkbar ist das Vermögen zu mehren? Die Generation Z ist die zwangsläufige Konsequenz des gesellschaftlichen Verfalls, wie dieser momentan stattfindet und zu dem es offensichtlich keine Alternative mehr gibt.
Der chinesische Arbeiter ist grundsätzlich nicht leistungsfähiger als der deutsche aber in China kann Zwangsarbeit erheblich einfacher über ausgestoßene Volksgruppen verhängt werden. Hiervon profitierte beispielsweise der Volkswagenkonzern, indem er in einem chinesischen Werk in einer chinesischen Provinz billigst produzieren ließ, in der Zwangsarbeit zu unmenschlichen Bedingungen der Normalfall ist. Kein Wunder also, dass der Volkswagen Konzern jetzt seine gerechte Bestrafung erhält, indem er eliminiert wird aber anderseits erfüllt mich auch mit Sorge, dass immer mehr deutsche Großkonzerne pleite machen, weil sie von völlig durchgeknallten, raubtierkapitalistischen Irren geführt werden, die nur noch mit der Sicherung ihrer angehäuften Privatvermögen beschäftigt sind. Wen wundert, dass dabei auch schon mal die eine oder andere Volkswirtschaft pleite macht oder mittelfristig in eine Kriegswirtschaft umfunktioniert werden muss, um den partikular erzielten, vergleichsweise immensen Wohlstand gegen die anstürmenden Mongolenhorden zu verteidigen?
Schon wieder einer dieser Artikel hier bei dem ich mich frage: ist das ein subtiler Versuch vom Overton Magazin, euer Angebot pluralistischer oder meinungsvielfältiger zu gestalten? Wenn ja: lasst es bitte bleiben. Ich lese euch wegen der kritischen Beiträge, kapitalistische Ellenbogenromantik der Bourgeoisie finde ich zur Genüge im Mainstream wenn ich möchte.
Die Autoren haben durch ihre rosarote Akademikerbrille offenbar noch nicht die Lebenswirklichkeit in Deutschland anno 2024 realisiert. Ein Sommerjob beim Aldi an der Kasse? Ich frage mich jedes Mal beim Einkaufen ja schon, wie es die reguläre Belegschaft überhaupt schafft, eine Woche dort durchzuhalten ohne am Rad zu drehen oder schwerst drogenabhängig zu werden. Sowas tut sich doch heute niemand, der noch an seine körperliche und geistige Gesundheit denkt, nicht mehr als nötig, geschweige denn freiwillig an. Die Generation Z hat das verstanden. Naja, zumindest sieht man dort noch mehr junge Kassierer als anderswo, wo man meist auf Frauen mittleren Alters in Minijobs trifft, die für ihre Altersarmut arbeiten damit dem Konzern die Sozialbeiträge erspart bleiben. Hmm, das ist sicher gut für die immer besser werdenden Sozialleistungen. Tja, was soll man sagen, die Phrase vom besten Deutschland wurde so oft wiederholt, ein gebildeter Mensch muss sie ja mittlerweile für die Wahrheit halten. Und der gesellschafliche Zusammenhalt? “Hallo, McFly, jemand zu Hause?” Das ist doch ganz einfach: wir (wer?) wollten doch immer so gerne eine Multi-Kulti-Gesellschaft sein. Tada, die sind wir jetzt, mit der Tendenz, dass die Nicht-Immigranten (um nicht zu sagen originäre Deutsche) mittlerweile mancherorts bereits die Minderheit in der Bevölkerung stellen. Vielleicht wäre ein akademischer Grad (der durch die hohe Universitätsquote sowieso stark entwertet wurde, denn so viel gescheiter sind die Menschen über nacht ja alle nicht plötzlich geworden) weniger und etwas wachere Augen und ein wenig gesunder Menchenverstand mehr die beste Qualifikation, das zu erkennen. Geht mal raus auf die Straße und schaut euch um. Also ich freue mich ja immer sehr, wenn ich zufällig mal einen deutschsprechenden Menschen begegne. In letzter Zeit habe ich nämlich das Gefühl, ich wäre in Instanbul oder Kiew. Gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht durch Integration und die haben wir einfach nicht. Den Immigranten kann man dabei nicht mal eine Vorwurf machen. Warum? Jetzt mal Butter bei die Fische: Die sind doch nicht hierhergekommen, weil sie das Land und die Kultur so toll finden und unbedingt hier leben wollten, nein, denen ging es immer nur schlicht um die Kohle die man hier machen kann. Gibt der Immigrant sich dann noch mit weniger zufrieden als der einheimische Facharbeiter, ist er dazu der perfekte Lohndrücker. Ein Win-Win für die Unternehmen, die trotzdem weiter Krokodilstränen vergießen weil sich trotz dieser Heerschar der Mangel an schlecht bezahlbaren Facharbeitern nicht beheben lässt…
Ich könnte noch weiter machen, aber ich bin erstens noch zu müde und zweitens würde ich Frau Colzato und Herrn Hommel eher einen Termin bei Hans-Joachim Maaz empfehlen. Der kann potentiell hilfreicher sein als meine Ironie und jeder Sarkasmus.
Interessante Gedanken – aber man könnte ja auch mal darüber nachdenken, *warum* jemand zuhause keine Arbeits-E-Mail öffnen will. Ich finde, dass die Autor*innen sich hier möglicherweise selbst widersprechen: Sie loben die Strukturen Chinas, doch individualisieren dann das Problem in Deutschland; die Leute hier seien eben irgendwie “verweichlicht” (dächten nur noch an Spaß und die Work-Life-Balance). Aber wenn man den *Sinn* seiner Arbeit nicht (mehr) einsieht, dann hat das doch auch strukturelle Gründe.
Der liberale Individualismus des Westens hat seinen Meister gefunden im kollektivistischen Konfuzianismus Chinas. Vereinfacht kann man sagen, dass der Kaiser Chinas durch die KP ersetzt wird. Erfolgsmodell war und ist eine nach Leistung ausgewählte Beamtenschaft. Dazu kommt heute eine langfristige Planung durch die KP, was dem liberalen Westen fremd ist, was aber ausschlaggebend für das kontinuierliche Zurückfallen des Westens ist (wo chaotisches Durcheinander herrscht).
Dieser Artikel verschleiert einfach nur den Blick auf das Wesentliche:
warum arbeitet man mehr, als es eigentlich notwendig wäre (einfach nur für seinen ersprießlichen Lebensunterhalt), und warum wird idR nur das als “Arbeit” gewertet, was direkt etwas mit Geld verdienen zu tun hat – während die ganze übrige Arbeit, die der “Arbeitnehmer” ja auch noch zusätzlich hat – einkaufen, Wege zurück legen, Haushalt, instandhalten, reparieren, kochen, waschen, pflegen, betreuen, erziehen, Steuererklärung und aller Behörden- und Formularkram, … – nach landläufiger Definition keine Arbeit sei?
Wenn man das ganze Bild ansieht, dann arbeitet heute ein moderner Mensch im Durchschnitt mehr als 12 Stunden am Tag – und das nennt sich dann Fortschritt und Zivilisation. Während “primitive Menschen” nach 6 Stunden ihr Tagwerk vollbracht haben, und das noch mit Spaß und Freude dabei …
Armes, verblendetes Nutzvieh ….
Hauptsächlich schließen Restaurants, weil die Gäste wegen den hohen Preisen ausbleiben. Die Deutschen sind ein verarmtes Volk.
Also erstmal kann man nicht Normalos mit Doktoranden vergleichen. Zweitens kann man nicht diesen falschen Vergleich zugestehen, aber dessen Ergebnis aufrechterhalten, weil es in China eine abartige Konkurrenz, um jeden Job gibt und in Deutschland die Restaurants angeblich aus Personalmangel schließen. Das insinuiert, dass es in Deutschland keine Konkurrenz um Jobs gibt und die Leute zu faul sind jeden Drecksjob anzunehmen. Drittens kommen die beiden Psycho-Logos dem Volk der Schaffer und Fleißigen, dem Volk mit der international bekannten hohen Arbeitsethik hier tatsächlich mit Konfuzius?
Als ob sich sowas in der Sphäre der Sitten entscheiden würde und nicht daran, welche Aussichten die Arbeiterklasse in den jeweiligen Ländern hat. Diese Aussichten werden wegen den imperialistischen Abenteuern des Westens im Moment geradezu zermalmt. Firmen schließen die Deindustrialisierung hat begonnen, das Volk einschließlich der Mittelklasse, wird nach Strich und Faden ausgeplündert. Kein Wunder, dass das auf die Arbeitsmoral drückt. Während es in China seit Jahrzehnten bergauf geht. Seit 2000 sind die Löhne in China um mehr als das vierfache gestiegen, während die Reallöhne in Deutschland gefallen sind. Das drückt auf die Stimmung. Da muss man weder Konfuzius noch andere Philosophen ankarren. Das liegt nicht an einer “Kombination aus historischen, kulturellen und soziologischen Faktoren”. Das liegt am niedrigen Lohn und den teuren Lebensmittelpreisen.
In der Tat ist es sehr viel leichter Nationalist zu sein, wenn man was davon hat. Spiegelbildlich im Negativen gilt das für Deutschland. Ein Fehler ist es in beiden Fällen.
“unglaublicher Reichtum” gilt im allgemeinen für Ölscheichs und sonstige Milliardäre. Das ist auch schon deshalb unglaubwürdig, weil man durch Lohnarbeit nirgends auf der Welt “unglaublich” reich wird. Auch in China ist Lohnarbeit immer noch Ausbeutung. Unglaublich reich werden auch in China nur die Kapitalisten und die arbeiten gar nicht, sondern lassen arbeiten. Lohnarbeit als Tor zu “unglaublichem Reichtum”? – kontrafaktischer, verlogener und apologetischer geht es nicht.
LOL. Na ja, wir haben bald Weihnachten und da scheinen sogar einige Plüschologen an rotgewandete Männer mit weißen Bärten zu glauben. Gibt es in China keine Moral? Wenn doch, dann beweist das, dass es in China sehr wohl einen Widerspruch zwischen dem Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaft gibt. Klar – dazu müsste man den Begriff der Moral kennen.
Irgendwie schleicht sich bei mir das Gefühl ein, dass dieses ganze apologetische Gerede nur das Vorspiel zu einem Bashing des deutschen Arbeiters ist, das sich gewaschen hat. Und mein Gefühl trügt nicht:
Ja, schön wär’s. Von der kritischen Sicht, bemerke ich leider nichts.
Ach das ist gar nicht wirklich so, dass die Arbeit das Kapital der Kapitalbesitzer vermehrt, das ist nur “in der Wahrnehmung der arbeitenden Bevölkerung” so. Also ist es eine verzerrte Wahrnehmung, wahrscheinlich aufgrund einer zu kritischen Denkweise.
Ok. So kann man den stummen Zwang der Verhältnisse auch ausdrücken. Die Arbeiterklasse muss nicht arbeiten, weil sie sonst keinen Lebensunterhalt hat. Nein, diese verfickten, egozentrischen Individualisten haben “einen Fokus auf die individuelle Lebensqualität und das eigene Wohlbefinden” – was fällt denen ein. Die haben zu arbeiten und ihr Maul zu halten. Stattdessen kommen sie auf die absurde Idee ihre Lebensumstände mit denen der Multimilliardäre zu vergleichen. Obwohl sie doch dankbar sein müssten, dass der Sozialstaat sie im Falle der Arbeitslosigkeit versorgt.
Sowas kann nur jemand sagen, der für seinen halbverdauten geistigen Auswurf bezahlt wird. Wahrscheinlich denken die Autoren auch noch das sei “harte Arbeit”. Hartz 4/Bürgergeld i s t die Existenzvernichtung. Hartz 4/Bürgergeld i s t der Schrecken. Es ist Überleben als Lebensaufgabe und -inhalt.
Unfassbarer Zynismus ist das. Die Kinder ziehen immer später aus dem Elternhaus aus – nicht weil das Wohnen unerschwinglich geworden ist, besonders für Berufsanfänger mit niedrigem Gehalt, sondern weil das faule Gesocks es sich gutgehen lassen will und Playstation zocken, statt harrrrrrrrrt zu arbeiten. Ursachen und Wirkung werden glatt umgedreht. Nicht Eltern und Verwandte sind gezwungen, wegen niedriger Lohne, schlechten Berufsaussichten, hohen Mieten die Jungen immer länger zu unterstützen – nein die jungen Sofafurzer haben einfach keinen Bock auf Arbeit. “die immer besseren Sozialleistungen” und das angesichts um das doppelte angestiegener Lebensmittelpreise und einer Hetze gegen Bürgergeldempfänger und anderer Unerwünschter, die ekelhafter nicht sein kann. Und das in Deutschland “so weit verbreitete” Erben. Klar, das kann sich ja auch jeder aussuchen. Wenn man jung ist, wird man wahrscheinlich vom Wirtschaftsminister dazu verpflichtet einen Fragebogen auszufüllen: Wollen sie arbeiten oder doch lieber erben? Als wäre das Erben sowas wie ein Volkssport. “Weit verbreitet” wie Fußball. Die Deutschen lieben halt das Erben. Geht’s noch? Hier wird verklausuliert beklagt, dass die Deutschen überhaupt noch was zu vererben haben. Was sind denn das für Zustände? Skandal! – sittlicher Verfall! Erben? – Pfui – geht gar nicht. Ein Volk hat arm zu sein – wo kommen wir denn hin, wenn der stumme Zwang der Verhältnisse seinen Schrecken verliert.
Aber HC haben sich hier erst warm geschrieben sozusagen. In der Folge entwickeln sie eine Dystopie faschistischer Arbeitsverhältnisse. Arbeit macht frei, hält gesund, ist gesellig. “Work=Life” – der feuchte Traum eines jeden Kapitalisten. Die Ausdehnung des Arbeitstages über jedes Maß hinaus, nachzulesen bei Marx, K1 Kampf um den Normalarbeitstag, vorzeitige Vernutzung der Arbeitskraft usw. wird hier vorgestellt als geselliges Beisammensein. Beladen des LKW=Discobesuch. Urlaub dagegen ist purer Zwang, weil sie von der geselligen Arbeit abhält. Zurückweisung von Arbeitsaufträgen in der Freizeit soll “Geselligkeit” während der Arbeit verhindern? Wie das? Das ist ein völlig an den Haaren herbeigezogenes Argument. Da könnte man auch behaupten, dass Zähneputzen vor Sonnenaufgang Krebs verursacht.
Mal abgesehen vom ideologisch gewünschten “Erleben”, ist Lohnarbeit denn eine “persönliche Wahl” oder ist sie eine Notwendigkeit für den Lebensunterhalt, die deshalb weil sie das ist auch reguliert werden muss. Was wollen HC sagen? Soll man wegen des Scheins einer Wahl Arbeitssicherheit und Arbeiterrechte zurückfahren.
Lohnarbeit war noch nie und in keinem Land der Welt ein Aufstiegsmittel, sondern es ist der Garant dafür nie auf einen grünen Zweig zu kommen. Das ergibt sich aus dem Begriff der Lohnarbeit und dem Gegensatz zum Kapital. Der Lohn ist Abzug vom geschaffenen Wert und die Senkung des Lohn ist somit die Erhöhung des Mehrwerts. Der Lohn ist bestimmt als die zur Reproduktion der Arbeitskraft notwendigen Lebensmittel. Also ist der Lohn immer nur so hoch, dass sich der Lohnabhängige seiner Funktion als Arbeiter reproduzieren kann und das ist die Garantie dafür, dass er niemals etwas anderes sein wird als ein lohnabhängiger Arbeiter. Und das wiederum heißt, dass er gezwungen ist, lebenslang seine Arbeitskraft zu verkaufen, um den Mehrwert des Kapitals zu schaffen, dass sich übrigens systematisch weigert seinen faulen Arsch von der Couch hochzukriegen, um selbst Lohnarbeit zu verrichten. Was HC jedoch nicht im Mindesten stört. Dass Fabriken und Kapitale in großem Umfang vererbt werden stört HC ebensowenig.
Auf der anderen Seite halten sie den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands nicht für ein Unglück, sondern für ein erstklassiges Disziplinierungsmittel der Arbeiterklasse, die dadurch die “heutigen Couchpotatoes auf den Arbeitsmarkt locken”. Endlich entfaltet der stumme Zwang der Verhältnisse wieder seinen erpresserischen Charakter. Empathie? – Fehlanzeige bei HC. Ob das für das “gesellige Beisammensein” durch Lohnarbeit spricht, wage ich zu bezweifeln.
Warum veröffentlicht Overton einen solchen Artikel?
Vielleicht, um Gelegenheit zu SOLCHEN Repliken zu geben!
Sehr gut! Vielen Dank!
Vielen Dank für dein Lob. Trotzdem glaube ich nicht, dass overton solche Artikel veröffentlicht, damit ich sie analysieren kann. Das ergibt sich schon daraus, das ich zum Schreiben ca. nen halben Tag brauche und wenn ich so einen Artikel erst 1 Tag später entdecke, dann ist er schon so weit runtergerutscht, dass meine Kritik kaum noch jemand liest. Ich verstehe nicht warum overton so einen bösen, apologetischen Müll veröffentlicht. Warum schreibe ich dagegen an? – Für die Sterne – https://www.youtube.com/watch?v=v-QD7vaHQgY – um das Feuer weiterzutragen.
Gibt es irgendwo eine Diskussionslattform für unsereins?
Jaja, der Artikel beschreibt genau den feuchten Traum eines jeden Ausbeuters: vom Arbeiter der die Arbeit nur aus Freude macht, am besten sogar noch Geld mitbringt um arbeiten zu dürfen, möglicherweise direkt vor dem Fabriktor sein Zelt aufschlägt, da Fahrtkostenerstattung in Form von Kilometerpauschale eine unwürdige Subvention des “Wohnens im Grünen” auf Kosten des Steuerzahlers darstellt, was man ja vermeiden sollte. Die Chinesen hinken bissel hinterher, haben jetzt das Wirtschaftswunder was wir auch schon hatten vor etlichen Jahrzehnten. Aber auch deren Generation Z wird auf der Bildfläche erscheinen, wenn die Bevölkerung den Raub und Betrug den man “Kapitalismus” nennt als solchen erkennt, eben auch etwas später als bei uns, aber sie wird geboren werden.
“Ach das ist gar nicht wirklich so, dass die Arbeit das Kapital der Kapitalbesitzer vermehrt, das ist nur “in der Wahrnehmung der arbeitenden Bevölkerung” so. Also ist es eine verzerrte Wahrnehmung, wahrscheinlich aufgrund einer zu kritischen Denkweise.”
(köstlich LOL)
Ja genau, ist nur im Kopf der Leute. Alles ist in Wirklichkeit voll supi! Deshalb ist ja auch die Politik der Ampel (Wohlstandsvernichtung) voll supi, sie ist nur der Bevölkerung schlecht erklärt worden.
Das Bessere ist der Tod des Guten.
Der Artikel ist neoliberaler Mist. Viele Kommentare hier sind gut, der von Krim ist m.M. nach der Beste. Was habe ich an mancher Stelle laut gelacht. Trotz ordentlicher Maulschellen eine große Portion (schwarzer) Humor dabei. Danke @Krim!
Die Leute sollen halt bei der Wahl einfach mal “Erben” ankreuzen anstatt “Deutschland”, dann macht auch die Lohnarbeit mehr Spass, weil man bei der Vertragsverhandlung nicht ohne Hosen erscheinen muss.
Selten so einen Schwachsinn gelesen .
Manifest gegen die Arbeit: https://www.tuneful.at/elixier/media/manifest.pdf