Zwei Fußballspieler und eine Menge Scharfrichter

Cancel Culture, Symbolbild
Quelle: Dieses Bild wurde mit GPT-4 entwickelt.

Kriegsverbrechen zu thematisieren ist dieser Tage nicht selbstverständlich – sondern gilt als unangebracht und unangemessen.

Gerade in Deutschland haben die Lauftstallmedien die zentrale Aufgabe übernommen, politische Meinungen, die gefährliches Wissen transportieren (könnten), gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen. Wenn man dieses aber nicht mehr übergehen kann, werden sie mit Preisschildern versehen, die klarmachen sollen, dass man sich von solchen Menschen (und Meinungen) fernhalten sollte. Denn es reicht nicht mehr, diese „gefährliche“ Meinung zu unterlassen. Belastend ist bereits, sich in deren Nähe aufzuhalten, sich nicht ausreichend davon zu distanzieren.

Das war im Corona-Ausnahmezustand so, als man die Kritik an den staatlichen Coronamaßnahmen vom Platz stellte, indem man die Personen als „Corona-Leugner“ bzw. „Schwurbler“ denunzierte, die „Hand in Hand“ mit Nazis spazieren gehen.

Seitdem der Corona-Ausnahmezustand nahtlos in die „Zeitenwende“ transformiert worden war, sind KritikerInnen, die der deutschen Kriegspolitik gegenüber Russland widersprechen, nur noch „Putinversteher“ und „Lumpenpazifisten“.

Mit dem Krieg in und um Gaza ab Oktober 2023 laufen dieselben Mechanismen auf Hochtouren. Man hat die Ausstechformen schon parat, putzt sie kurz in trübem Wasser, um sie ganz schnell wieder in Einsatz zu bringen.

Wer nun der deutschen „Staatsräson“ widerspricht, die die reaktionäre israelische Regierung mit Netanjahu einschließt, also den fortgesetzten Bruch des Völkerrechts (durch die Besatzung und Siedlungspolitik), der ist ein „Israel bezogener Antisemit“ und „Hamas-Sympathisant“. Wer nicht ganz so dummdreist „ausstechen“ will, der teilt die politischen Haltungen zum gegenwärtigen Krieg Israels in Gaza in zwei Lager auf:

Die Bösen sind die „Israel-Kritischen“, die dann auch gleich über den Jordan geworfen werden, indem man sie als „pro-palästinische“ Meinung markiert. Wer dieses Etikett angeheftet bekommt, der ist raus aus dem Laufstalldiskurs, aus dem Job, wird mundtot gemacht oder fliegt raus – wie der Mainz-05-Bundesligaspieler Anwar El Ghazi.

Soweit man das halbwegs gut einschätzten kann, gehört Deutschland mittlerweile zu den Ländern, in denen das denunziatorische Klima und die Angst, in den Bannkreis dieser „Verurteilungen“ zu kommen, dominant und hegemonial sind – wenn man sich die öffentlich-rechtlich-privaten Anstalten vergegenwärtigt.

Das liegt nicht nur an der Monopolstellung der Laufstallmedien, die 80 Prozent der Publikationen in ihrer Hand halten. Es liegt auch an der erdrückenden Angst ganz vieler Bürger, die alles tun, um nicht rauszufallen, nicht aufzufallen. Entweder stammeln sie die Regierungsnarrative herunter oder sie schweigen. Sich raushalten ist die Tugend Nummer Eins.

Denn jeder weiß mit „Corona“ und „Zeitenwende“, dass man wahrscheinlich alleine ist und bleibt, wenn man nicht „mitspielt“. Die „rote Linie“, die man nicht übertreten darf, ist sichtbarer als jeder Streifenpolizist.

Das wusste auch der Fußballspieler Anwar El Ghazi ganz genau:

„Stehe für das ein, was richtig ist, auch wenn du alleine dastehst“, meinte El Ghazi auf Instagram: „Der Verlust meines Lebensunterhalts ist nichts im Vergleich zu der Hölle, der die Unschuldigen und Schutzbedürftigen im Gaza ausgesetzt wurden.“

Was war passiert?

Nichts auf dem Fußballplatz, nichts während eines Bundesligaspieles. Das Ganze spielte sich jenseits der Auslinien ab.

Am 15. Oktober 2023 postete Anwar El Ghazi auf Instagram einen Beitrag, als etwas Privates, etwas recht Persönliches, also etwa eine Woche nach dem militärischen Einmarsch in Gaza. Bereits zu dieser Zeit haben sich namhafte israelische Politiker zu diesem Krieg und dessen Ziele geäußert. Sie reichten von der Drohung einer zweiten „Nakba“ (Katastrophe), über die Absicht, die Palästinenser ins Meer zu treiben, bis hin zu Vernichtungsfantasien. Dass Hunger dabei auch als Waffe eingesetzt werden soll (und wird), war also längst angekündigt und ihre Umsetzung in vollem Gange.

El Ghazi spekulierte also nicht und machte auch keine Unterstellungen, als er dazu Stellung nahm:

„El Ghazi kritisierte Israel dafür, die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln und Strom Anfang Oktober unterbrochen zu haben. Ferner bezichtigte er Israel des Völkermordes. Den Abschluss des Statements bildete einmal mehr die Parole ‚From the River to the Sea, Palestine will be free‘.“
(lto.de vom 18.6.2024)

Welche Einseitigkeit ist zu viel?

Was der Bundeligaverein Mainz 05 auf dem Instagram-Kanal von Anwar El Ghazi zu suchen hat, ist eine eigene Sache. Nur zwei Tage später erhielt der Spieler vom Verein die Nachricht, dass er aufgrund seiner gemachten Aussagen vom Trainings- und Spielbetrieb „freigestellt“ worden sei. Danach wird es wirr, was den weiteren Verlauf anbelangt. Unstrittig ist jedoch, dass der Verein Mainz 05 Anwar El Ghazi am 3. November 2023 fristlos gekündigt hatte. Der Verein begründete dies damit, dass angesichts der fehlenden Einsicht des Spielers die Gefahr bestehe, dass er sich auch weiterhin „einseitig“ zum Gaza-Krieg positionieren würde.

Anwar El Ghazi legte Widerspruch gegen diesen Rausschmiss ein. Ob der Verein das arbeitsrechtliche Prozedere eingehalten hat (Abmahnung, Kündigungsfrist etc.) soll hier nicht im Mittelpunkt stehen. Es geht um die Frechheit, jemand zu feuern, weil er sich „einsichtig“ zum Gaza-Krieg geäußert habe. Das ist gerade in Deutschland an Dreistigkeit nicht zu übertreffen, wenn man den Chor der Einseitigen im Ohr hat, die dermaßen einseitig für die Netanjahu-Regierung Stellung beziehen, indem man sogar regierungsamtlich behauptet, dass sich das Kriegskabinett ans Völkerrecht halten würde und man keine Kriegsverbrechen feststellen könne.

Das Schweigen zu Kriegsverbrechen gehört zum Profifußball

Alle außergerichtlichen Einigungsversuche scheiterten. Denn der Verein Mainz 05 wollte darauf bestehen, dass die deutliche und aufrechterhaltene Ablehnung von Kriegsverbrechen die „Treuepflicht“ gegenüber dem Verein verletzt habe. Also landete diese Posse vor Gericht. Was man ehrlicherweise eher für unwahrscheinlich gehalten hat, trat jedoch ein:

Das Arbeitsgericht in Mainz erklärte die fristlose Kündigung für rechtswidrig. Was man eigentlich nicht von einem Gericht erklärt bekommen haben will, passierte jedoch in dieser Verhandlung:

„Der Streit zwischen Mainz 05 und Anwar El Ghazi vor dem Arbeitsgericht in Mainz endete mit einer Niederlage für den Bundesligisten. Bei der Entscheidung ging es um einen Social-Media Post von El Ghazi am 1. November, in dem er gesagt hatte, dass er zu seinem ursprünglichen Posting stehe und dies nicht zurücknehme. Die Vorsitzende Richterin Bettina Chaudhry begründete das Urteil damit, dass keine Pflichtverletzung vorlag, die eine fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses nötig mache.

Beitrag von Meinungsfreiheit gedeckt

Nach Verständnis eines allgemeinen Publikums sei der Post von der Meinungsfreiheit gedeckt, hieß es.“
(zdf.de vom 12.7.2024)

Von der Landkarte gestrichen

Um einiges bekannter ist der filigrane, wendige Fußballspieler Mesut Özil, der auch für die deutsche Nationalmannschaft gespielt hatte. Damals liebten ihn auch Deutsche, obwohl er ein Türke ist. Das verzeiht man ihm, das trägt man ihm nicht nach, wenn er sich erkenntlich zeigt: Für die Deutschen Fußball spielen und ansonsten – am besten – den Mund halten. Diese Nichtssager und Mitläufer gehören zum deutschen Profifußball. Erst recht einer, der hier Fußball spielen „darf“.

Doch Mesut Özil spielt nicht nur Fußball, sondern hat auch eine Meinung. Also keine Fitnesstipps und sonstiges Blah Blah, sondern politische Ansichten. Auch das geht in Deutschland, wenn sie der politischen Klasse gefallen, diese nicht stören.

Das ist anders bei Mesut Özil. Man hat sich sehr darüber aufgeregt, dass sich Mesut Özil mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan gezeigt hatte.

Ich kann dem türkischen Staatspräsidenten nichts Positives abgewinnen. Ich würde nicht neben ihm auf der Ehrentribüne sitzen wollen.

Aber ich will damit nicht den Heuchlern in die Hände fallen. Gerade in Deutschland, wo man – auf ganz stille Weise – hervorragend mit dem Erdogan-Regime kooperiert. Der Milliardenschwere Flüchtlingsdeal gehört u.a. dazu. Darüber verlieren jene, die nun Mesut Özils Nähe zum Staatspräsidenten kritisieren, kein Wort.

Aber nun scheint Mesut Özil noch einen draufgelegt zu haben: Er hat auf seinem Instagram-Kanal eine Landkarte gepostet, auf der Israel durchgekreuzt ist – ersetzt durch das Wort Palästina.

Die Jüdische Allgemeine vom 31. Juli 2024 weiß dies sofort einzuordnen:

„Für Zweifel bleibt, nicht nur wegen der Vorgeschichte, kein Raum: Die auf der Landkarte ausgestrichenen Gebiete umfassen ausdrücklich das israelische Kernland und nicht nur die 1967 von Israel eroberten Gebiete, die auf der Karte farblich anders gekennzeichnet sind.

Bereits Ende Mai hatte Özil eine ähnliche Kachel auf Instagram gepostet. Darüber hinaus beschäftigt sich der Ex-Fußball-Profi (er beendete seine Karriere 2023 in der Türkei) auch anderweitig mit dem Nahostkonflikt. So postete er eine Kachel, die Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in orangefarbener Gefängniskleidung zeigt, mit der Aufschrift: ‚Kriegsverbrecher. Kindermörder und Genozid. Satanyahu‘.“

Bleiben wir zuerst bei der Sache: Für die jüdische Allgemeine sind große Teile Palästinas (Westjordanland, Gaza, Golanhöhen und Ost-Jerusalem) „eroberte Gebiete“ und keine besetzten bzw. annektierten Gebiete. Das hat zwar nichts mit internationalem Recht zu tun, sondern im besten Fall mit einer militärischen, imperialen Logik. Im anderen Fall gehören die „eroberten“ Gebiete nach biblischem, religiösem Selbstverständnis zu Israel. Das unterstreichen die israelische Armee, das israelische Kriegskabinett und die jüdischen Siedler in den besetzten Gebieten jeden Tag – und seit Monaten mit immer offenerer, ungebremster Gewalt.

Wer also so hemmungslos mit dem Status besetzter Gebiete in Palästina umgeht, regt sich tierisch darüber auf, dass jemand das Mandatsgebiet Palästina eben also ein Land Palästina versteht – weil die Aufteilung (1948) selbst ein kolonialer, imperialistischer Akt gewesen ist. Es gibt nicht den geringsten Grund, dies selbstverständlich hinzunehmen.

Über den virtuellen Strich und den faktischen Strich in dieser Geschichte

Mesut Özil hat mit einem virtuellen Strich Israel durchgestrichen und durch Palästina ersetzt.

Was er tatsächlich damit symbolisch gemeint hat, ist nicht wichtig. Man könnte ihn fragen, zu einer öffentlichen Diskussion einladen. Warum macht man das nicht?

Diejenigen, die die Herren bleiben wollen, und für die unter ihnen reden und selbstverständlich wissen, wie man diejenigen zu verstehen hat, über die man redet, wissen es besser:

Das Wort „Palästina“ steht für so vieles, für so viel Unterschiedliches, wie das Wort „Israel“. Man müsste darüber offen diskutieren! Wie ethnisch darf, muss „Israel“ sein? Wie ethnisch soll „Palästina“ sein? Wie bestimmend, exklusiv ist es, wenn man „Israel“ meint? Wie exklusiv ist „Palästina“ zu verstehen bzw. zu denken?

Bemerkenswert und beherrschend ist doch nicht der virtuelle Strich von Özil auf einer Karte!

Seit 1948 existiert der reale Strich, der Palästina ausgelöscht hat, auch mit Blick auf die imperiale Teilungserklärung. Dem haben keine „Özils“ oder Palästinenser einen Strich durch die Rechnung gemacht, sondern jene imperialen Mächte, die bis heute kein Interesse daran haben, dass es ein Palästina gibt.

Und wie verhält sich die israelische Staatsregierung? Sie machen – im Gegensatz zu Mesut Özil – keinen virtuellen Strich, sondern einen fetten, blutigen Strich. Man unternimmt alles, damit es kein Palästina gibt! Das ist der Strich, über die sich jene aufregen sollten, die sich über Özils virtuellen Strich echauffieren!

Wer macht einen realen Strich unter das Leben von Hundertausenden Palästinenser, die seit 1948 vertrieben wurden? Wer redet unverblümt davon, der „Nakba“ (Vertreibung) 1948 eine zweite Nakba folgen zu lassen?

Wer macht einen realen, tödlichen Strich durch das Leben von zehntausenden Palästinensern, die seit Oktober 2023 abgeschlachtet wurden?

Wer macht einen Strich durch das Leben von Millionen Menschen in Gaza, die seit Monaten nur noch durch eine Trümmerlandschaft ziehen, mehr vom Tod, als vom Leben begleitet?

Ich bin die Heuchelei derer leid, die dies hinnehmen, begrüßen und möglich machen – und geradezu aufblühen, wenn sie sich über den virtuellen Strich eines Mesut Özils aufregen „dürfen“.

 

Quellen und Hinweise

„Wie viel Einseitigkeit ist zu viel? lto.de vom 18.6.2024: https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/arbg-mainz-10ca141123-fsv-05-el-ghazi-kuendigung-from-river-sea-instagram/

Der eliminatorische Nationalismus, Wolf Wetzel, 2023: https://wolfwetzel.de/index.php/2023/10/23/der-eliminatorische-nationalismus/

Zwischen Krieg und Krieg in Gaza um Palästina, Wolf Wetzel, 2023: https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/der-eliminatorische-nationalismus/

Mainz 05 verliert gegen El Ghazi, ZDF vom 12.7.2024: https://www.zdf.de/nachrichten/sport/fussball-bundesliga-mainz-el-ghazi-rechtsstreit-100.html

Mesut Özil streicht Israel von der Landkarte, Jüdische Allgemeine vom 31.7.2024: https://www.juedische-allgemeine.de/politik/mesut-oezil-streicht-israel-von-der-landkarte/

„Diverse“ Bundesregierung und diverse Wolfsgrüße, Wolf Wetzel, 2024: https://wolfwetzel.de/index.php/2024/07/30/diverse-bundesregierung-und-diverse-wolfsgruesse/

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22 Kommentare

  1. Wer oder was in den letzten Jahren widersprach, fand sich in seiner Echokammer wieder. Aber auch diese selbsterfahrene Echokammer, wird eines Tages zur Freiheit führen, da die Wahrheit über den Lügen siegen wird.
    Wir erleben heute jeder selbst, wie sich die letzten Demokraten verstecken, vielleicht aus Angst, Repression, oder Verunsicherheit…
    Die meisten ‘Demokraten’ besitzen zu viel Angst vor den präsentierten Psychosen, aber die Logik verbietet das, da 0.001% niemals den Rest führen kann!
    Wir die Menschen müssen heute mehr denn je, unsere rechte oder linke Richtung selbst wählen und uns dafür einsetzen.
    Meiner persönlichen Meinung nach, gilt diese Formel in der ganzen Welt, das einzige was auszuloten ist, die kulturellen Unterschiede. Diese Unterschiede sind Pillepalle, zur offerierten Möglichkeit, da diese von oben strukturierte Massnahmen von oben kommen und nicht von unten bestellt wurden.

  2. Wir haben wieder Helden, lese ich gerade, wer muss da noch Kriegsverbrechen thematisieren:

    Nazis became “heroes”: military in Germany are using Wehrmacht and SS officers as an example

    German Defense Ministry spokesman Arne Kollatz said 25 fascists would be added to the “list of military traditions.” Among them:

    ▪️ Pilot Erich Hartmann, who shot down 344 Soviet and eight American aircraft

    ▪️ Submariner Erich Topp, who sank 35 ships, mostly Anglo-American

    ▪️ Brigadier General Heinz Karst, who received the Iron Cross 1st Class on the Eastern Front

    Kollatz explained that although these individuals distinguished themselves before Hitler’s Germany, they are valued primarily for their services after the war.

    The official representative of the Russian Foreign Ministry, Zakharova, called on the international community to urgently respond to the inclusion of Nazis in the list of examples for the German military.

    “By order of the Bundeswehr, the Nazis are returning to their houses of horror and turning other people’s houses into ashes. Former Nazis have once again become Germany’s ‘heroes’. We must sound the alarm so that the planet wakes up,”
    – she wrote.

    @Slavyangrad

    1. Danke! Das habe ich gerade auch erfahren. Die Nazi-Tradition wird unentwegt fortgesetzt und als “Traditionspflege” gehegt und gepflegt. Sie haben mit dem “3.Reich” gebrochen, weil es verloren hatte, aber nicht mit den faschistischen Ideologien.

      1. Das ist so krass.
        Die bürgerliche Presse inszeniert einen Aufstand (zu recht), weil der AfDler Krah sich im Interview mit La Republica (?) auf die Frage nach der Bewertung SS-Offizieren vielsagend wand.
        Und einen Monat später wird vom SPD-geführten Verteidigungsministerium Erich Topp, der 1934 in die SS eintrat (die damals noch ein reiner Totenkopf-Verein war), in den sog. “Traditions-Kanon der Bundeswehr” aufgenommen.

      2. Von Seiten der Militärs geht das ja auch kaum. Militärisch gesehen ist das Nazitum nur eine vollendete Form des sich in den Dienst Stellens. Das Hinterfragen der Interessen dahinter und der Legitimierung gehörte noch nie zu den Stärken der Kriegskunst-Berufenen.
        Ehre ist von je her an Schutz des eigenen Hab und Guts sowie an das Rauben und das Morden beim Gegner gebunden. Der Krieg nährt seine Krieger und Nazis sind hier einfach nur gut und förderlich für dieses Geschäft.
        Der einzigen ideologischen Bruch den ich mir zwischen einer nationalen Armee und Nazis vorstellen kann ist, wenn es endlich auch einmal klar wird, dass beim Nazitum schon das N wie national gelogen ist.
        Nazis handeln nie in einem nationalen Interesse und werden immer und ohne Ausnahme vom Ausland gesteuert. Mussolini, Hitler, Franco, ect. pp. wurden alle von der internationalen Hochfinanz gefördert. Aktuell haben wir Selenskij und Netaniauh die auch nicht im Interesse ihres Landes arbeiten, sondern ganz im Gegenteil ihr eigenes Land und die dazugehörenden Menschen für die miesen geopolitischen Ziele von Dritten opfern.
        Aber für das Fragen stellen, wird man beim Militär auch nicht befördert. Ruhm und Ehre denen die ausreiten Beute zu machten. Wenn hinten dann schon die eigene Hütte abbrennt, das war dann immer der Feind gewesen.

    2. Wenn dem Bomber Harris durch ein Denkmal in London gewürdigt wird, dann darf man wohl auch an Erich Hartmann erinnern. Oder ist das Umbringen von 100 tausenden Zivilisten “ehrenvoller” als der Abschuss von 344 Kampffliegern?

  3. Das Milgram Experiment hat gezeigt, dass etwa 80% der Menschen sogar bereit dazu sind zu foltern, nur weil sie von einer angebliche Autorität mal zu einer angeblich nützlichen Mitarbeit gebeten wurden.
    Wie viel mehr werden es, wenn man die wenigen die zu einer menschenverachtenden Praxis nicht schweigen wollen, öffentlichkeitswirksam an den Pranger stellt und demonstrativ der Existenz beraubt?

    Ich kenne Anwar El Ghazi nicht, ich bin auch kein Fußballfan und höre von dem Vorfall hier das erste mal.
    Gut dass ein Arbeitsgericht hier wenigstens noch auf rechtlicher Ebene Klarheit schaffen konnte.
    Aber was ist von einem Verein wie Mainz 05 zu halten? Ist das noch ein Sport- oder schon ein faschistoider Propaganda Verein? Ist es denn in Deutschland schon wieder so weit, dass allgemeine Gleichschaltung herrscht und das politische Regime nicht mehr angezweifelt werden darf und jeder Blockwart in vorauseilenden Gehorsam sich erlaubt Hygiene im Sinne des Regimes zu treiben?
    Sind es noch 11 Freunde die auf dem grünen Rasen Fußball spielen oder hat Mainz 05 schon längst einen Marschbefehl verinnerlicht?

    Und Anwar El Ghazi alle Ehre. Für eine zivile Gesellschaft braucht es Menschen mit Zivilcourage und die hat er hier gezeigt.

    1. Ja, mir geht es auch so. Mich interessiert der Profifußball mäßig. Dafür bekomm ich recht viel Post und Hinweise auf genau solche Fälle, die eigentlich “viral” gehen müssten. Dass erst ein Gericht entscheiden muss, dass Anwar El Ghazi die Meinung haben darf, dass man einem Genozid nicht zujubelt, ist für mich bodenlos.

      1. Schon seit Corona müssen wir erleben, dass Menschen hierzulande ihren Job und/oder Bankkonto verlieren, eine Hausdurchsuchung erleiden müssen oder sogar unter fadenscheinigen Gründen eingesperrt werden sobald sie es wagen an halbwegs öffentlichkeitswirksamer Stelle der Regierung zu widersprechen.

        Anfangs hab ich aus Rücksicht keine Freunde mehr besucht und verstanden dass die ja auch mitmachen müssen, weil sie ansonsten ihren Job verloren hätten. Ohne Maske und Impfung durfte man zeitweise ja noch nicht einmal mehr Bus fahren. Aber nach zehntausenden von Impftoten, ca. 200.000 Gettototen in Gaza und ca. 1. Million toter Russen und Ukrainern bin ich mittlerweile von meiner Umwelt nur noch restlos enttäuscht. Ich hab lange Zeit im Chor gesungen, aber wenn Kirchen Waffen segnen, dann singe ich dort nicht mehr mit. Aber für die Meisten geht einfach alles nur so weiter wie bisher.

        Wo bleibt der Aufschrei oder warten wir alle nur noch lethargisch darauf im Blitz der Atombombe zu verglühen. Nach der neuesten Ankündigung der USA hier Mittelstreckenwaffen zu stationieren zwingen wir Russland geradezu dazu Deutschland atomar platt zu Bomben noch bevor es zu dieser Stationierung kommt. Wie schlimm muss es denn noch werden? Ist das Maß des Unerträglichen denn nicht schon längst überschnitten?

        1. M.E. leben wir bereits in präfaschistischen Zeiten. Die Schlinge um den Hals wird immer enger zugezogen und einige wenige, wie hier auf Overton oder anderswo, spüren das schon. Wahrscheinlich spüren es auch mehr und verdrängen es bloß. Wenn aber die wirtschaftliche, soziale und politische Lage immer schlimmer wird, und das wird sie mit dem gegenwärtigen desaströsen Kurs, dann wird zugezogen und alle sitzen (wieder) in der Falle. “Mehr Wehrmacht wagen” ist für mich der mittlerweile eindeutige Hinweis darauf, wohin die Reise – planmäßig – geht. Wir haben kranke Narzissten und gefährliche Soziopathen an den Schalthebeln sitzen. Es war absehbar…

          1. Ich teile Ihre düstere An- Aussichten. Und war immer gegen apokalyptische Glücksgefühle.
            Das mit “Mehr Wehrmacht wagen” (Brandt 2.0.) trifft es genau.
            “Wir” haben uns den 3. Weltkrieg verdient.

      2. Ja. Das ist schon erstaunlich, dass sich der Fussballverein des Herrn Ghazi erdreistet, ihn, als sei er ein kleines Kind, zur “Einsicht” bringen zu dürfen und als diese “Einsicht” nicht erfolgt, ihn mit Verweis auf seine Treuepflicht zu kündigen. Wie eingenommen müssen die Herren des Vereins von sich sein, wenn sie denken die Treuepflicht des Spielers erstrecke sich auch darauf, dass er die politischen Ansichten des Vereinsvorstands zu übernehmen habe. – Das Schlimme ist, dass das politische Klima im Land so beschaffen ist, dass der Verein der Ansicht sein kann, damit durchzukommen. Es fehlt bloß noch, dass auch die Gerichte sich korrumpieren lassen und dem Verein recht geben.

    2. “Aber was ist von einem Verein wie Mainz 05 zu halten?”

      Ein Arbeitgeber, der meint, seinen Mitarbeitern ins Privatleben und Gedankengut hineinreden zu dürfen.
      Wie das früher im Feudalismus usus und bis vor einigen Jahrzehnten auch in der Wirtschaft mehr oder weniger üblich gewesen ist – aber eigentlich als weitgehend überwunden galt.
      Eigentlich, denn offenbar schleicht sich das in den letzten Jahren wieder mehr und mehr ein.

  4. Wie jetzt – einsichtig oder einseitig?
    “Es geht um die Frechheit, jemand zu feuern, weil er sich „einsichtig“ zum Gaza-Krieg geäußert habe”
    Hört auf, Unsinn zu diskutieren – das ist ansteckend…

  5. Es gibt den Spruch Spreu vom Weizen zu trennen.

    Das ist in der Praxis gar nicht so einfach.

    Bei Politikern hat man es derzeit viel leichter.

    Man braucht ja nur darauf zu achten, ob sie für oder gegen den Krieg gegen Russland bzw. für oder gegen die Interessen der USA – Kosten und Risiken egal – sind.

    Ja, nicht nur wir, sondern ganz Europa hat – um es mit den Worten der Klimahysteriker auszudrücken – ein echtes Müllproblem.

    1. Ich mach den Cut bei der Impfung und damit liegt man schon mal immer richtig.
      Allein schon, weil sie den Intelligenztest nicht bestanden haben!
      Alte Leute und Kinder unter 16 natürlich ausgenommen… 😉

  6. Was mir immer wieder als Bewertungsmaßstab hilft, ist eine Unterscheidung, die Max Weber einst – anhand der Unruhen Anfang 1919 in München – als die zwischen Verantwortungsethik und Gesinnungsethik beschrieb. Sie schwingt genauso mit in Rosa Luxemburgs an die Adresse der siegreichen Bolschewiken gerichteter Mahnung, dass Freiheit IMMER die Freiheit der Andersdenkenden sei. Zu finden ist sie interessanterweise aber schon in Immanuel Kants 1795 veröffentlichter Schrift vom ewigen Frieden, wo es einen Appendix gibt, in dem es ihm darum geht, dass Staaten, um nachhaltig friedliebend zu sein, eine bestimmte innere Verfassung brauchen, die er republikanisch nennt, wozu aber auch ein Führungspersonal gehört, das aus “moralischen Politikern” (= Verantwortungsethiker) bestehen soll und nicht aus “politischen Moralisten” (= Gesinnungsethiker). Als Beispiel für Letztere lassen sich unschwer die jakobinischen Akteure der Massenexekutionen im revolutionären Frankreich anno 1794/5 identifizieren.

    Den ersten Artikel unseres Grundgesetzes verstehe ich als eine Verpflichtung auf eine Verantwortungsethik, vor allem des Staates, aber auch des “Deutschen Volks” insgesamt:

    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
    (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

    Um es mal praktisch zu machen: Die Würde des Menschen ist unantastbar; Adolf Hitler ist ein Mensch; Also: Die Würde Adolf Hitlers ist unantastbar. Der vorrangige Effekt dieser Formulierung ist die Verpflichtung auf einen anständigen Umgang mit Menschen, die man als Andere, Gegner, Feinde ansieht (die Würde von Freunden wird ja normalerweise nicht angetastet).

    Eine verantwortungsethische Perspektive stellt das WIE des staatlichen und persönlichen Handelns in den Mittelpunkt. Es ist dem Staat nichts erlaubt, was die Würde irgend eines Menschen tangiert – und entsprechendes Handeln nicht-staatlicher Akteure ist gerichtlich sanktionierbar.

    Eine gesinnungsethische Perspektive stellt das Ziel (hier etwa der unangetasteten Würde) in den Mittelpunkt und ordnet dem alles unter, konsequent zuende gedacht: wenn alle Menschen, die die Würde anderer verletzen, eliminiert sind, gibt es niemanden mehr, der die Würde des Menschen verletzen könnte, Ziel erreicht.

    Hier ist ein illustres Beispiel, wie unsere Regierung, hier das Familienministerium, diesen GG-Artikel gesinnungsethisch umdeutet:
    https://www.demokratie-leben.de/magazin/magazin-details/menschenwuerde-achten-beginnt-mit-dir-154

    Der Text auf dieser Webseite versucht, Bürger zu Aktivisten zu machen und redet ihnen eine staatsbürgerliche Pflicht ein, gegen andere Menschen gesinnungsethisch motiviert aktiv zu werden.

    Anders ausgedrückt: wer sich nicht an die Regeln hält, verliert seine Grundrechte, oder positiv formuliert: wenn du dazugehören willst, musst du dich an die Regeln halten. Die Regeln sind natürlich die, die die regierenden Eliten machen.

    Ich habe den Eindruck, dass wir bis zum ersten Eintritt der Grünen in die Bundesregierung 1998 einen eher verantwortungsethisch orientierten Diskurs um politische Verantwortung in der BRD hatten (auch wenn der Absturz mit dem Neoliberalismus begann), sprich, wenn man unter Ideologieverdacht geriet, war das ein Problem, und als Pragmatiker zu gelten, war eher ein Kompliment.

    Heute ist das umgedreht: nahezu alle politischen Maßnahmen werden wie einst in der DDR und im Dritten Reich moralisch-ideologisch aufgeladen, das einfache Gemeinwohl reicht nicht mehr aus.

    Gessinungsethisch agiert heute fast die komplette akademische Elite (sie hat eine Mission), es gibt praktisch keine verantwortungsethisch gepolten Parteien mehr.

    Die Neugründung des BSW sehe ich als einen Versuch, genau diese Leerstelle zu füllen. Die kulturelle und politische Hegemonie der Gesinnungsethiker wird sie (und ähnliche Gruppierungen in andern Ländern) aber auf absehbare Zeit nicht brechen können und die Gesinnungsethiker haben den “Wertewesten” ja schon an den Rand des Untergangs geführt, wie das alle Wege der Gesinnungsethik systematisch immer tun.

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