Was man unter links und/oder rechts versteht, sei in die Jahre gekommen. Man sagt auch, dass die Begriffe überholt seien. Links und rechts seien beliebig (geworden). Auch was man unter rechts zu verstehen hat, sei ausgefranst und in seiner begrifflosen Verwendung völlig substanzlos.
Ich widerspreche dem ausdrücklich.
Es gibt in den USA viel zu viele, die hielten wirklich den Ex-US-Präsidenten Barack Obama für einen Linken, für einen Sozialisten (weil er für eine Gesundheitsreform eintrat) und hier meint der Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, dass die staatlichen Corona-Maßnahmen in den Sozialismus führen könnten.
Was oft einfach nur hilflos ist bzw. nachgeplappert wird, ist jedoch auch eine klar durchdachte und überlegte Strategie, die nicht ganz neu ist, sondern die Früchte der „Totalitarismustheorie“ aus den 1960er Jahren erntet.
Die abgekochte Version davon wird als „Extremismustheorie“ verkauft, die popularisierte Version nennt sich „Hufeisentheorie“, nach der sich Links- und Rechts (Außen) einander an den Enden der politischen Skala berühren:
„Mögen die Forscher rund um den Chemnitzer Emeritus (und Miturheber der Theorie) Eckhard Jesse auch an komplexen Beschreibungen der Gesellschaft basteln, die sich eben nicht in der simplen Gleichsetzung von links und rechts erschöpfen: Längst hat die von Jesse selbst gebrauchte (vulgäre) Metapher des Hufeisens den Diskurs beschädigt. Das Bild von den gesellschaftlichen Extremen, die in gleicher Form von der Mitte wegragen und sich an den Enden fast wieder berühren, ist aber auch zu verführerisch. Kaum eine Diskussion über rassistisch motivierte Gewalt-, gar Mordtaten, in der nicht unmittelbar darauf verwiesen würde, dass brennende Luxusautos in Berliner Szenekiezen ebenfalls zu verurteilen sind.“
(Johannes Schneider, Das Hufeisen muss runter, zeit.de vom 28. Oktober 2019)
Die Absicht war klar und wohldurchdacht: Zum einen wollte man vor allem alles denunzieren, was sich als „links“ versteht, indem man es mit „rechts“ gleichsetzte. Zum anderen, und diesen Nebeneffekt darf man nicht außer Acht lassen, schafft man eine Mitte, der man sich in aller Beliebigkeit zugehörig fühlen durfte.
Damals musste man linke Kritik und linke Forderungen nach Überwindung dieses kapitalistischen Systems noch mit rechtem Gedankengut gleichsetzten, um unausgesprochen zu sagen: Bleibt in der Mitte, wenn ihr euch nicht ins Aus katapultieren wollt.
Dass gerade jene, die aus sehr strategischen Gründen behaupten, dass es rechts und links nicht mehr gebe, damit ihre eigene politische Agenda verschleiern wollen, werden wir noch sehen.
Rechts und links: Ideologische Begriffe?
Die einen sagen also, rechts-links gibt es doch gar nicht mehr. Die anderen sagen, das sei doch gar nicht (mehr) wichtig. Es gehe jetzt nur noch … und richtig-falsch, oben-unten …
Es gibt dabei Linke, die diesen Begriff für überholt, für unscharf, verbraucht oder gar nichtssagend halten. Dabei haben sich nicht die Begriffe verändert, sondern sie sich selbst.
Und es gibt Rechte, die dasselbe sagen: Recht und links seien ideologische Begriffe, die unnötig spalten. Jetzt müsse man das Ganze sehen …
Erstere kann ich verstehen, denn ich zweifele auch an vielem, was als links ausgegeben wird, was sich als links bezeichnet. Diese Enttäuschung kann ich nachvollziehen. Aber … sie hat nichts mit den Begrifflichkeiten, mit den Bestimmungen zu tun, die damit getroffen worden sind. Es sind Enttäuschungen gegenüber jenen, die sich für links halten.
Wenn die Rechte dasselbe sagt, kann ich das auch sehr gut nachvollziehen. Denn diese hat ein sehr klares Kalkül, das nichts mit Enttäuschungen zu tun hat, sondern mit Täuschungen.
Ich will eine sehr minimalistische Begriffsbestimmung vorwegschicken:
Mit rechts sind konservative, autoritäre bis reaktionäre Welt- und Menschenbilder verbunden. Mit rechts geht ein positiver Bezug zum Kapitalismus einher, nach dem Motto: Jede/r ist seines Glückes Schmid. Mit rechts sind immer regressive Versprechen unterlegt, die in der (guten) Vergangenheit liegen.
Wie sollte man links verstehen?
Was man unter links verstehen sollte, hat Prof. Rainer Mausfeld so zusammengefasst:
„Links und rechts sind ja nicht lediglich – in ihrem Bezug auf die Sitzordnung in der verfassunggebenden französischen Nationalversammlung von 1789 – historische Einteilungen entlang einer eindimensionalen Eigenschaft. Als solche wären sie in der Tat nicht nur historisch überholt, sondern auch hoffnungslos unterkomplex. Links steht vielmehr für die normativen moralischen und politischen Leitvorstellungen, die über den Menschen und über die Möglichkeiten seiner gesellschaftlichen Organisation in einem langen und mühsamen historischen Prozeß gewonnen wurden und die in der Aufklärung besonders prägnant formuliert wurden. Den Kern dieser Leitvorstellungen bildet ein universeller Humanismus, also die Anerkennung einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen.
Bereits aus dieser Leitvorstellung ergeben sich schwerwiegende und weitreichende Folgerungen. Beispielsweise schließt ein universeller Humanismus Positionen aus, die auf der Überzeugung einer prinzipiellen Vorrangstellung der eigenen biologischen, sozialen, kulturellen, religiösen oder nationalen Gruppe beruhen; er schließt also Rassismus, Chauvinismus, Nationalismus oder Exzeptionalismus aus. Zudem beinhaltet er, dass alle Machtstrukturen ihre Existenzberechtigung nachzuweisen und sich der Öffentlichkeit gegenüber zu rechtfertigen haben, sonst sind sie illegitim und somit zu beseitigen.
Aus dem universellen Humanismus ergibt sich also das spezifische Leitideal einer radikal-demokratischen Form einer Gesellschaft, in der ein jeder einen angemessenen Anteil an allen Entscheidungen hat, die die eigene ökonomische und gesellschaftliche Situation betreffen; er schließt also Gesellschaftsformen aus, die auf einer Elitenherrschaft oder auf einem Führerprinzip beruhen. Diese in der Aufklärung erstmals klar formulierten Leitideale sind seitdem kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert worden und stellen den Identitätskern des linken Projektes dar.
Da diese Leitideale gewaltige politische Konsequenzen haben, wurden sie seit je auf das schärfste bekämpft; historisch war das der Kern der sogenannten Gegenaufklärung, der es wesentlich um die Wahrung des jeweiligen Status quo ging. Die Behauptung, eine Links-Rechts-Unterscheidung hätte sich historisch überlebt, würde also letztlich beinhalten, dass sich die Leitideen einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen und einer ernsthaften demokratischen Gesellschaftsorganisation überholt hätten – eine These, die natürlich gerne von denen vertreten wird, deren Macht gerade auf rassistischen, chauvinistischen, nationalistischen oder exzeptionalistischen Ideologien basiert.“
Da wir alle die Corona-Zeiten in Erinnerung und im Nacken haben, möchte ich dieser Frage an dem Pandemie-Komplex nachgehen.
Kann man eine rechte von einer linken Kritik an den Corona-Maßnahmen unterscheiden? Ist das wichtig? Ja!
Was zeichnet eine rechte Corona-Kritik aus? Dabei ist es unerheblich, ob alle, die sie teilen, auch Rechte sind. Wahrscheinlich teilen sie einfach nur diese Meinung. Warum man sie gerne teilt, liegt in der Grundierung der Kritik selbst.
Zu einer dezidierten rechten Kritik an der Corona-Politik gehört die Inkarnation des Bösen: Wer mag schon Bill Gates, einen Multimilliardär, der überall mitmischt? Dass ein Multimillionär Macht und Einfluss hat, leuchtet sehr schnell und leicht ein. Aber jetzt kommt die entscheidende (Straßen-)Kreuzung: Ist ‚Bill Gates‘ nur die Krönung einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung oder wird die Macht von Bill Gates als ein Exzess, einen schlimmer Auswuchs verstanden, der das eigentlich Gute pervertiert?
In einer rechten Kritik an der Gesundheitspolitik der Bundesregierung ist nicht der Kapitalismus der ‚Vater‘ von Bill Gates, sondern das Gegenbild von einem „verantwortungsbewussten“ Kapitalismus. Indem man ‚Bill Gates‘ zu einem außerirdischen Monster macht, will man den Kapitalismus, der ihn groß gemacht hat, nicht erklären, sondern entschuldigen, aus der Schusslinie bringen. Damit stellt man die Mechanismen des Kapitalismus auf den Kopf, anstatt auf die Füße. Die rechte Kritik hat natürlich auch etwas Entlastendes: Wenn ‚Bill Gates‘ das Böse wäre, dann muss man ihn nur loswerden. Das dürfte machbar sein. Ganz anders sieht es hingegen aus, wenn man in der Gesundheitspolitik mit all den ökonomischen Prämissen eine kapitalistische Ordnung sieht, die nicht von einem bösen Geist tyrannisiert wird, sondern von Gesetzmäßigkeiten, die einen ‚Bill Gates‘ überflüssig machen.
Diese Grundfigur einer rechten Kritik geht zwingend mit einer Vorstellung von Herrschaft einher, die hinter einer Wand von etwas ganz Geheimen, ganz Verborgenen ausgeübt wird. Dass tatsächlich vieles der „institutionellen Kontrolle“, also auch der Sichtbar- und Überprüfbarkeit entzogen ist, macht diesen Vorwurf plausibel. Die Behauptung, „ganz andere“ haben in Wirklichkeit das Sagen, lässt vor allem ganz viel offen und zu – vor allem kann man beliebig vieles darunter subsumieren. Mehr noch: Es verleiht denen, die das durchschauen, scheinbar die Macht und Fähigkeit, die wahren Verantwortlichen auszumachen, was in doppelten Sinne fragwürdig ist: Woher wissen die „Enthüller“ etwas, was so gut geschützt und vor uns allen verborgen ist? Zum anderen können sie uns die wahren „Verantwortlichen“ präsentieren, ohne die Frage sehr präzise und überprüfbar zu beantworten, woher sie dieses Geheimwissen haben.
So wird dann ein ‚Bill Gates‘ zu einem (Allein-)Herrscher, der alle anderen für sich tanzen lässt. Dass dies in ziemlich wirren Zeiten einzigartige Klarheit bietet, ist verlockend, und noch mehr die darin angelegte Lösung: Man muss nur einen ‚Bill Gates‘ beseitigen und alles ist (wieder) gut.
Und noch eine systemisch rechte Kritik gibt es im Lager der Corona-KritikerInnen. Man hält die gegenwärtigen rot-grün-gelbe Bundesregierung für einen „linksextremen“ Exzess. Man reibt über diese Einordnung zuerst die Augen. Danach sollte man sich fragen: Was bezweckt man mit dieser sinnlosen Aussage? Oder anders gefragt: Was ist der Sinn dieser Zuschreibung?
All das kann man in der Zeitung „Demokratischer Widerstand“ (DW), in der Ausgabe vom 10. Dezember 2022 nachlesen, eine Zeitung, die ein Spektrum repräsentiert, das gegen die Corona-Maßnahmen-Politik der Bundesregierung protestiert. Dort erfährt man von der DW-Autorin Nadine Strotmann, dass es in Deutschland eine „linksextreme Regierung“ gibt.
Das kommentiert Uli Gellermann wie folgt:
„Sie schreibt über jene Regierung, die an den Fäden der Pharma-Industrie hängend die Spritzkampagne vorantrieb und kräftig die Demokratie einschränkte. Wer die Agentur des medizinisch-pharmazeutischen Komplex als ‚links‘ bezeichnet, der verwischt die Spuren des Systems: Es ist kapitalistisch gelenkt, also rechts. Wer den Gegner bekämpfen will, der muss schon wissen, wo er steht, sonst verfehlt er sein Ziel.“
Dier Frage wäre aber auch: Verfehlt Nadine Strotmann gar nicht das Ziel, sondern hat ein anderes?
Was ist an der gegenwärtigen SPD-Grüne-FDP-Bundesregierung „linksextrem“? Was soll an dieser Politik auch nur annähernd „links“ sein?
Es folgt keine Analyse, die das nur halbwegs zu erklären versucht. Sie setzt ganz auf Affekte. Man will damit eine Staatspolitik markieren, die zunehmend in das Leben aller eingreift. Eine Kommandowirtschaft, könnte man verspielt sagen, die sich ganz heimlich (unter der im Osten sozialisierten Merkel) in unser Leben eingeschlichen habe … und die DDR überlebt hat. Spaß beiseite: Man will allen Ernstes behaupten, die Corona-Maßnahmen hätten etwas mit Sozialismus zu tun, weil alle von Maßnahmen von oben betroffen sind?
Ganz viele, die dies so verorten, haben gar kein Problem mit dem „oben“, wenn es ihre Interessen vertritt, wenn sie mit denen da oben zufrieden sind. Wer das, was gegenwärtig passiert, von der Corona-Politik, über die Kriegsbeteiligung bis hin zur Durchsetzung eines „Führungsanspruches“ in Europa auch nur ansatzweise mit „Sozialismus“ in Verbindung bringt, deckt nichts auf, sondern zu. Die Absicht dabei ist ziemlich offensichtlich: Man will all das, was einem im Kapitalismus nicht passt, dem „Sozialismus“ in die Schuhe schieben, um den „guten“ Kapitalismus zu retten.
Auf die Kritik an der völlig Verunortung der gegenwärtigen Bundesregierung antwortete Nadine Strotmann wie folgt:
„Als Humanistin, Demokratin, Vertreterin von konservativen Werten, geprägt aus einem – eher unüblich – gebildeten Arbeiterhaushalt, halte ich die Begriffe „links“ und „rechts“ für derzeit dramatisch überholt. Es geht um wahr oder falsch, um oben gegen unten, es geht nicht mehr um rechts oder links. Lassen Sie uns verbünden, bevor Sie eine weitere Spaltung erzeugen. Springen Sie gemeinsam mit mir auf den kleinsten gemeinsamen Gaul, um die wahren Feinde der menschlichen Freiheit und Existenz zu besiegen.“
Merkwürdig und bezeichnend bei diesem „Hütchenspiel“ ist, dass sie „die Begriffe ‚links‘ und ‚rechts‘ für derzeit dramatisch überholt“ sieht und gleichzeitig von einer „linksextremen“ Regierung fabuliert.
Anders gesagt: Es geht darum, zu behaupten, dass ein Lineal unbrauchbar ist, um dann zu sagen, was gerade ist.
Freiheit bedeutet, dass man eine Straßenbahn benutzen kann. Gleichheit bedeutet, dass auch alle das Geld dafür haben.
Wenn man die hier gesetzten Ankerpunkte vor Augen hat, dann kann auch besser verstehen, was sich hinter der Freiheit verbirgt, die einige Corona-Maßnahmen-KritikerInnen als Antwort auf die Pandemie-Verordnungen aufrufen. Sie sind der Überzeugung, dass jede/r die Freiheit haben müsse, zu entscheiden, was für sie/ihn gut ist. Alles andere sei eine „Gesundheits-Diktatur“, die über die Köpfe der Menschen entscheide, was gut für sie sein soll.
In dieser Anordnung Freiheit versus Gesundheits-Diktatur ist man gerne auf der Seite der Freiheit. Aber, und hier scheiden sich die (rechten und linken) Geister: Wenn man für die Freiheit (des Einzelnen) plädiert, ohne die stumme Gewalt der politischen und ökonomischen (Un-)Möglichkeiten zu thematisieren, ist die Freiheit eine hohle Phrase, mit der man die stumme Gewalt der Verhältnisse zum Verschwinden bringen will. Dass man sich gemeinsame Regeln gibt, ist nichts Diktatorisches. Es sind nicht die Regeln, die eine diktatorische Ordnung ausmachen, sondern wie sie zustande kommen, wie man sie um- und durchsetzt, aber auch: Welche Möglichkeiten man hat, sie umzustoßen. Um wirklich zu gemeinsamen Verabredungen zu kommen, müssen die unterschiedlichen Vorstellungen und Konzepte diskutiert werden, anstatt „abweichende“ Meinungen zu denunzieren und mundtot zu machen. Das setzt voraus, dass man die Machtverhältnisse thematisiert, die wachsende Monopolisierung von Entscheidungsbefugnissen und für Möglichkeiten kämpft, wieder uns selbst, als Einzelne und als Kollektiv zu ermächtigen.
So verstehe ich auch Rainer Mausfelds Ausblick:
„Die lange Geschichte des linken Projektes stellt uns klar formulierte gesellschaftliche Leitideale bereit, und es gibt keine stichhaltigen Gründe, dass eine Annäherung an diese Leitideale außerhalb dessen läge, was dem Menschen aufgrund der Beschaffenheit seines Geistes möglich ist. Wenn wir uns diese Leitideale und Zielvorstellungen wieder stärker in Erinnerung rufen, können sie uns wieder Hoffnung geben, dass die Dinge änderbar sind und auch wieder stärker die Begeisterung und Leidenschaft auslösen, die nötig ist, um beständig für ihr Erreichen zu kämpfen. Die vorrangige Aufgabe sehe ich dabei darin, die mittlerweile verheerende gesellschaftliche Fragmentierung und die mit ihr einhergehende politische Lethargie zu überwinden und aufzuzeigen, dass es gangbare Wege gibt, die vom jetzigen Zustand zu einem wünschenswerteren gesellschaftlichen Zustand führen können.“
Quellen und Hinweise:
Demokratischer Widerstand. Eine Zeitung auf Wackelkurs nach rechts. Von Uli Gellermann am 26.12.2022: https://www.rationalgalerie.de/home/demokratischer-widerstand
Die Links-Rechts-Demagogie. Ein Interview mit Rainer Mausfeld, NDS vom 5. August 2016:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=34504
Das Propaganda-Märchen vom “linken Mainstream” – oder: Wenn Kapitalismus-Fans mit Marx ankommen, Susan Bonath, RT DE vom 8. Januar 2023: https://pressefreiheit.rtde.live/meinung/159097-propaganda-maerchen-vom-linken-mainstream/
Die gegenwärtigen oppositionellen Kräfte, die allesamt die Verschlechterung der Lebensumstände für die meisten Menschen anprangern, in Linke und Rechte aufzuteilen, halte ich für schädlich. Das hilft nur den Regierenden, sonst niemanden, auch nicht der Umwelt. Wenn man sich einer drohenden Gefahr widersetzt (hier und jetzt der Untergang Europas), sind die Befindlichkeiten, die man in Wohlstandszeiten pflegt (z.B. mit oder ohne Geld reisen) zweitrangig und können in Friedenszeiten demokratisch ausdiskutiert werden. Jetzt geht es erst mal ums Eingemachte: Wie lange werden wir noch überleben?
Das ist ganz und gar nicht meine Meinung. Genau deshalb habe ich die Corona-Kritik gewählt! Ich würde Sie bitten, sich darauf zu beziehen! Dann verstehen Sie vielleicht, dass es eben nicht egal ist, warum man gegen etwas ist.
Stimmt, Wolf.
Rechte machen Panik und suchen action, Getuemmel, Durcheinander.
Linke analysieren, suchen nach Erklaerungen u Verstaendnis, auch aussichtslose Lagen kann man mindestens verbessern, wenn auch vielleicht nicht retten.
Da sind _grundsaetzliche_ Unterschiede.
Eine Krankenschwester hatte es in den 20ern des letzten Jhrd. formuliert: “Verletzte Nazis hatten Bierkruege oder Stuehle uebergezogen bekommen; verletzte Linke hatten Stilettwunden.”
Das sagt schon was.
Nicht nur die politischen Einordnungen in »Links« bzw. Rechts haben heute eine andere Bedeutung als noch vor etwa 50 Jahren, das gilt auch für »liberal«, »Reform« oder »Friedenspolitik«.
Betrachten wir einmal die SPD, in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts waren Einsatz für die sozial Schwachen und Frieden mit allen Staaten die Merkmale der SPD.
Davon ist heute nichts mehr zu sehen, was die sozial Schwachen betrifft, davon hat sich die SPD mit Hartz IV endgültig verabschiedet, und auch mit dem Frieden nimmt es die SPD es nicht mehr so genau, sie ergriff die erste sich bietende Gelegenheit um sich am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien zu beteiligen. Dabei war die SPD anfang der fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts nicht nur gegen die Nato, sie war sogar gegen die Einführung der Bundeswehr.
Die korrupte Ukraine, in der rechtsextreme Schläger und Verehrer des Nazi-Kollaborateurs Bandera das Sagen haben, wird im Westen als Verbündete wahrgenommen, die nicht nur ihre eigene, sondern auch die westliche Demokratie verteidigt.
Rechtsradikalismus unterstellt man bei den Menschen, die nicht bereit sind sich einer Gen-Therapie auszusetzen, und anstatt sich von den ukrainischen Nazis zu distanzieren, beschränkt man bei uns im Kampf gegen Rechts, indem man die Benutzung von Worten wie “Mohr”, “Eskimo” oder “Zigeuner” anprangert.
Begriffe wie Links bzw. Rechts haben bei uns ihre Bedeutung verloren, egal ob die CDU/CSU, die SPD, die Grünen oder die FDP den Kanzler stellt, es würde sich bei uns nichts ändern.
Begriffe wie Links bzw. Rechts haben aber nicht nur bei uns ihre Bedeutung verloren, das gilt auch für Großbritannien unter Blair, oder für die USA unter Clinton, Obama oder Biden, die Politik der USA ist “America first”, was den Iran, Guantanamo, China betrifft ist sie die gleiche wie unter Trump.
Mit solchen politischen Parteien wird der Begriff Demokratie ad absurdum geführt.
In den 50er Jahren des 19.Jh. gab es noch keine SPD.
Das wuerde ich etwas anders sehen:
“Begriffe wie Links bzw. Rechts haben bei uns ihre Bedeutung verloren … es würde sich bei uns nichts ändern.” – _das_ ist die Suggestion der veroeffentlichten Meing – Thatchers TINA – Es gibt keine Alternative :-).
“das gilt auch für Großbritannien unter Blair, oder für die USA unter Clinton, Obama oder Biden” – alles neoliberale Hypnose: ‘Links’ (oder auch sozial) musste aus dem oeffentlichen Bewusstsein verschwinden.
Hierueber hat unsere oertliche Dorfzeitung auch nix geschrieben:
https://braunschweig-spiegel.de/general-erich-vad-und-sevim-dagdelen-mdb-in-der-magnikirche/
(da ist auch ein link zu youtube – immerhin so 200 bis 250 Leute, und Vad war froh, dass er “mal nicht allein eine Meinung vertreten musste” 😉
“Es gibt dabei Linke, die diesen Begriff für überholt, für unscharf, verbraucht oder gar nichtssagend halten. Dabei haben sich nicht die Begriffe verändert, sondern sie sich selbst.”
So ist es. Bezeichnenderweise sind die Grünen schon in ihrer Gründungsphase mit dieser Erzählung von “weder links noch rechts, sondern grün!” hausieren gegangen. Das hat mich schon damals mißtrauisch gemacht. Letztlich ist es die totalitäre Aussage: “Es gibt nur einen richtigen Weg und das ist unserer!” In dieser Alternativlosigkeit, dieser TINA-Diktatur sind wir nun angekommen.
“Rechts” und “Links” waren einmal politische Kampfbegriffe innerhalb und oberhalb der Fronten einer mehr oder minder militanten Auseinandersetzung um die öffentliche Meinung in Zeiten, als es noch einen Klassenkampf gab, und im Rahmen dieses Klassenkampfes eine Konkurrenz der Standesvertreter in einem Staatswesen um Einfluss auf dasselbe, bzw. eine bedeutende, möglichst bestimmende, Rolle in der Nation – was immer die jeweiligen Gruppen und Parteien unter “Nation” verstanden wissen wollten.
Leider haben das auch Kommunisten mitgemacht, die Staatsfeinde waren und Kritiker der verschiedenen Begriffe davon, was “Nation” sei und nicht sei. Teils waren sie dazu genötigt, weil gegnerische Kräfte / Parteien das Rechts / Links Schema in den öffentlichen Debatten durchsetzten, überwiegend aber, weil die Staatsführungen Interesse daran hatten, die Konkurrenten sich aneinander im Kampf um gesellschaftspolitische Stellungen und Einfluss aneinander abarbeiten zu lassen.
Nachdem der Imperialismus in Gestalt einer US-amerikanischen Nachkriegshegemonie und der “Aufhebung” der Konkurrenz kapitalistischer Staaten in den Krieg gegen die SU und “Sozialismus ‘als’ alternatives Gesellschafts- / Herrschaftsmodell” durchgesetzt war, wurde es Sache der professionellen Antikommunisten, der Staatspolizeien und ihrer Juridikative, sowie deren in der Mehrzahl in eigenem Auftrag lehrenden “geisteswissenschaftlichen” Lakaien, das Reflexionsschema “Rechts” / “Links” zu substanzialisieren. Nun sollte möglichst nach dem Vorbild theologischer Schismen, in denen in letzter Instanz ein Vatikan oder eine Bischofskonferenz darüber befindet, was “katholisch”, “evangelisch”, oder sonst was in der geistlichen Substanz SEI, befunden werden, was das Verwerfliche, grenzwertig Verbotene, und ggf. zu Verbietende, an “rechtem” und “linken” Gedankengut sei.
Ich will damit nicht sagen, Wolf sei “ein Lakai”, nur, daß er die ganze Geschicht gründlich mißverstanden hat.
@ TomGard
Begriffe lassen sich nicht retten. Ihre inhaltliche Veränderung entspringt materiellen und historischenVeränderungen, die immer wieder von neuem kritisiert werden müssen.
Im Rahmen der natürlichen Voraussetzungen für alle Menschen die materiellen Lebensgrundlagen zu sichern wäre das gemeinsame Ziel. Dass dieses zwischen Äquator und den Polen auf gleiche Weise erreicht werden könne, ist falsch. Materielle Gleichheit ist das Ziel, nicht ideologische oder kulturelle Gleichschaltung. Diese Aufgabe ist von den Menschen vor Ort zu lösen. Wie sie ihren Ort definieren ist ihre Sache. Weder die des Weltgeists noch die des WEF.
So lange Ideologen die Asche weitertragen statt des Feuers wird es keine Lösung geben. Auch wenn sie sich an das Feuer erinnern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht in “Echtzeit”.
Ich finde, wir sollten uns darauf einigen, dass wir uns auf den Text beziehen, und nicht auf das, was man hineinlegt .. und schon immer einmal loswerden will Mir ging es darum, zu begründen, dass es sehr wohl ein Begrifflichkeit von rechts/links gibt, auch wenn das alles instumentalisiert wird. Was spricht dagegen, dabei nicht mitzumachen, selbst/gemeinsam darauf zu achten, dass Worte noch eine Bedeutung haben? Kann man noch gut/schlecht sagen…Himmel und Erde?
Und dann sollen wir zusammen lernen, nicht persönlich zu werden, ohen eine Ahnung voneinander zu haben. Auch wenn ich in Ihren Augen doch kein Lakai bin, warum schreiben Sie es denn auf? Ist das nicht besonders plump?
Christa, das Mißverständnis, ich wolle die Begriffshistorie von rechts/links mit der Phase abbrechen, an der ich ihre Darlegung abbrach, weil ich meinte, das könne als “Gegenentwurf” zu Wolfs Umgang mit dem Thema verstanden werden und erstmal reichen, folglich also einen alten Begriff “festschreiben”, habe ich verschuldet, klar. Auch, daß Wolf zumindest so tun kann, als habe er den Gegenentwurf und seine Absicht nicht verstanden – das hätte ich erwarten müssen.
Ich habe das Interesse an dem Thema verloren, daher nur so viel:
In einem Umfang von mindestens zwei, eher mehr längeren Artikeln wäre ein Entwurf darzustellen, wie das rechts/links Schema ab den 60ern so verändert wurde, daß es – nur beispielsweise – bei den “Grünen” in das Schema “Fundis – Realos” “sinnvoll” überführt werden konnte, so daß parallel dazu darstellbar wäre, woher das Bedürfnis rührt, es ganz und gar fallen zu lassen.
Natürlich kann man das auch anekdotisch abkürzen.
Die Sache nach den Schemata zu behandeln, die Soziologen sozialpsychologisch, kultursoziologisch und haste nich jesehen -soziologisch ersinnen, die zur Konzeption von Werbestrategien und -kampagnen taugen, ist … ähem … meine Sache nicht, wollte ich gesagt haben.
In meinen Augen bestätigt der Beitrag genau das, was er zu widerlegen sucht. Man könnte es für Satire halten.
Ich jedenfalls kenne viele Menschen, die mit der ausgrenzenden Eigendefinition sich selbst jeweils so bezeichnender linker wie rechter Zeitgenossen große Probleme haben. Letztlich gibt es eben keine Definition des jeweiligen Begriffes, der einen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit begründen könnte. Daher ist jede Diskussion darüber, besonders in der Form wie hier betrieben, reines Theoretisieren, wie es besonders bei als links bezeichneten Blasen häufig vorkommt. Die Verortung des Selbst im Vergleich zu anderen, als rivalisierend wahrgenommenen politischen Akteuren, wird hier zum Mittel der Identitätssicherung und zum Abwehrschirm gegen aufkommende Zweifel. Das “sich von Rechts um jeden Preis abgrenzen” ist die Entsprechung des Korpsgeistes für sich selbst so definierende Linke und offenbar wichtiger, als das Erreichen von Ergebnissen. Es soll auf linker Seite die Reihen geschlossen halten wie der Korpsgeist auf der rechten Seite und in hierarchischen Strukturen.
Der ganze Themenkomplex der Kontaktschuld um die Frage, ob man mit anderen in politischen Teilbereichen zusammenarbeiten darf, obwohl man in anderen Teilbereichen unvereinbare Ansichten und Ziele hat, findet in solchen Überlegungen seine Nahrung.
Konkret dieser Beitrag hier verfällt in dieselben Muster, die er der politisch anderen Seite unterstellt, eben indem er ihr bestimmte Motive unterstellt, statt sie zu beweisen. Was soll es bringen, eine Trennung linker und rechter Politik aufrecht zu erhalten? Und was sind dann Menschen, die Merkmale klassisch linker und rechter politischer Ansichten bejahen können?
Ehrlicherweise kann ich für mich persönlich weder links noch rechts als Attribut für meine politische Meinung akzeptieren. Je nach Sachthema würde ich wohl von der jeweils einen Seite der eigenen oder der anderen zugeordnet. Wo ist jetzt meine politische Heimat? Denn die Mitte ist es definitiv nicht. Ich bin tatsächlich an beiden Rändern zu Hause…. ich bin also das Fleisch gewordenen Hufeisen. Vielleicht bin ich damit radikale Mitte? Konservativer National-Anarchist? Freiheitlicher Sozialkommunist?
Vielleicht haben sich die Begriffe auch überlebt, weil es die klassischen Zielgruppen nicht mehr gibt. Weil jedes Individuum unterschiedliche Bedürfnisse in sich vereint, die in der klassischen Sichtweise jeweils der einen oder anderen Seite des Spektrums als wichtig angedichtet werden.
Alleine die Diskussion über derartige Definitionen angesichts der aktuellen Entwicklung in ein massiv totalitäres System widert mich an. Ich muss dabei an die Ansicht denken, dass man es allen, die das Regierungshandeln nicht gutheißen, nur besser erklären muss….
Für den Verdurstenden ist es nämlich primär DOCH scheissegal, WER GENAU ihm Wasser besorgt und was der sich dabei denkt. Aber der Verdurstende wird es sich merken, wenn jemand ihm das Wasser aus Bedenken verweigert, mit jemandem zusammenzuarbeiten dem er unlautere Motive oder Fernziele unterstellt.
Ich bin gegen jede Form der Ausgrenzung, auch von Rechten, weil es tragfähige gesellschaftliche Lösungen nur geben kann, wenn Interessensausgleich erreicht wird. Konfrontation und Abgrenzung sind dazu ungeeignet.
Der Grundgedanke der Demokratie ist, dass sich Vertreter zusammen finden und gemeinsam über Lösungen debattieren und Lösungen umsetzen. Sach- und themenbezogen mit wechselnden Mehrheiten. Das wo es geht nicht zu tun ist undemokratisch. Gleich aus welchen Gründen.
TL/DR: Verschwende Deine Zeit nicht mit der Frage, was Du eigentlich bist und warum die anderen anders sind, sondern engagiere Dich dafür, etwas zu verbessern mit JEDEM, mit dem Du es umsetzen kannst.
Wir sollten den Text zur Grundlage machen: Ich habe darin sehr genau begründet, warum es sehr wohl rechte/linke Antworten auf die Krise gibt. Sie unterscheiden zu lernen, hat nichts, gar nichts nicht Abgrenzung zu tun, sondern mit Selbsterkennntnis. Genau das war u.a. ein Problem in der Weimarer Republik, wo viel zu viele nicht verstanden, dass “Nationalsozialismus” ein faschistische Projekt ist. und es keine Gemeinsamkeiten gibt.
Sie missverstehen mich. Sie begründen übrigens im Text nicht, dass und ob es etwas gibt oder nicht gibt, sondern lediglich, warum Sie das so sehen und klassifizieren würden.
Ich aber halte bereits die Einordnung als links oder rechts für einen unglücklichen Versuch, der nach hinten gerichtet ist, als die Unterscheidung noch einfacher war. Sozusagen konservativ.
Eine Trennung in grundsätzlich links und rechts ist bequem und für eine schnelle Einordnung hilfreich gewesen. Ich denke, das Komplexitätsniveau der sozialen Wirklichkeit ist inzwischen zu hoch, als dass eine einfache Kategorisierung möglich wäre.
Ich verstehe ihr Anliegen, Sprache präzise zu halten, weil unpräzise Begriffe zu unpräzisem Denken führen. Ich bin bei der grundsätzlichen Intention voll bei Ihnen. Nur speziell in diesem Themenbereich halte ich das für kontraproduktiv. Die Zuschreibungen der Attribute rechts und links verkomplizieren das Denken hier mehr, als dass sie es vereinfachen. Und über abstrakte Begriffe kann man endlos diskutieren, nur bewirkt das nichts, außer dass man sich gut fühlen kann, weil man so intensiv über abstrakte Begriffe diskutiert.
Ich sehe auch die Notwendigkeit nicht, beispielsweise Kritik an der Corona Politik überhaupt so zu klassifizieren. Das sind unnötige Filter, die den Blick auf das Wesentliche trüben: Ist die Kritik fundiert und kohärent und sind die Argumente prüfbar oder nur Behauptungen.
Kurzum: Alleine die analytische Fokussierung auf den Sachverhalt “eher links oder eher rechts” gleicht auffällig einer versuchten Vereinfachung, die traditionellerweise dem klassisch rechten Spektrum unterstellt wird.
Danke für Ihre Antwort. Ich halte, um mich nicht falsch zu verstehen, überhaupt nichts von Wortgeglaube. Mir geht es um Kategorien, die man, die wir brauchen, die wir uns erarbeiten müssen, wie Werkzeug. Ja, man kann auch alles mit der Hand machen oder irgendwie, aber es lohnt sich sehr, sich Werkzeug zuzulegen. Und dessen Funktion muss man benennen/beschreiben (können). Klar man kann diese und jene Corona-Kritik teilen der verwerfen, aber man sollte sich die Mühe machen, sie zu qualifizieren.
Linke haben ein starkes Bedürfnis nach Klarheit und Abgrenzung. Das stimmt schon. Das liegt an der Erfahrung des Faschismus und der linken Niederlage gegen ihn. Die Erfahrung, daß es dem Faschismus gelungen ist, den Klassenkampf in einen Rassenkampf umzulügen und damit große Teile der Gesellschaft zu sich herüberzuziehen, das ist ein Schock, der bis heute nachwirkt. Die Parole von der “Brechung der jüdischen Zinsknechtschaft” sah an der Oberfläche antikapitalistisch aus, war es aber in Wirklichkeit nicht. Dennoch ist es mit solchen Parolen gelungen, die Massenbasis der Linken zu spalten.
Der Faschismus hat einen großen Vorteil gegenüber der Linken: er ist in seiner Selbstdarstellung ungeheuer wandelbar. Er erzählt heute etwas von “Rothschild” und morgen von “Flüchtlingsfluten”, er spricht mal von Bill Gates und mal von Kinderschändern in der Pizzeria. Der Faschismus hat überhaupt keinen identifizierbaren Kern, sondern er paßt sich chamäleonhaft an die augenblicklich herrschenden Themen an. Er ist nur Propaganda und sonst gar nichts.
Das hat er gemeinsam mit dem Zustand der sog. westlichen Demokratien, wo unzählige Think Tanks mit nichts anderem beschäftigt sind, als der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen.
Linke sind da nicht so flexibel. Sie sind auf eine klare und nachvollziehbare Analyse der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse angewiesen – Linke würden sagen, auf eine Klassenanalyse – und die ist mühsam und läßt sich nicht immer so klar gewinnen, wie man das möchte.
Die von Wolf Wetzel zitierte Liste Mausfelds mag den begrifflichen Bedürfnissen von Marxisten nicht genügen, aber sie ist in erster Annäherung schon mal ein nützliches Instrument, um sich die falschen Kameraden der Rechten vom Leibe zu halten. Kern des linken Selbstverständnisses bleiben nämlich Humanismus und universale Gleichwertigkeit, kein Chauvinismus und kein Nationalismus. Wenn das nicht gewährleistet ist, dann kann es von vornherein keinen gemeinsamen Weg geben.
Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Das Trauma der Niederlage gegen den Faschismus ist eine gute Erklärung für die beimahe neurotischen Abgrenzungsbemühungen.
Ja, der Faschismus ist wandelbar. Sehr wandelbar. Gerade aktuell ist das beängstigend zu beobachten. Dass wir in unseren Gesellschaften immer mehr die Fähigkeit verlieren, uns überhaupt nur auf simple Fakten zu einigen, spielt ihm sehr in die Hände. Von der Deutung solcher Fakten ganz zu schweigen.
Es wäre vielleicht strategisch sinnvoller, das anzuerkennen und daraus seine Lehren zu ziehen. Man muss ja nicht auf dasselbe Niveau herabsteigen, wie die offensichtlichsten Agitatoren. Erfolgreich kann nur sein, wer die Lebensbedingungen der Menschen verbessert. Gleichgültig mit wem.
Das klassisch Linke hat immer noch das Problem des mangelnden Pragmatismus. Allein, sich links zu nennen schreckt viele ab, die zwar ähnliche Ansichten haben, aber nicht links sein möchten. Aus welchen Gründen und ob diese berechtigt sein mögen oder von SpinDoctors herbeimanipuliert, ist in der Konsequenz unerheblich. Die Unterstützung dieser Menschen braucht man aber. Pragmatisch ist es daher, Sachziele umzusetzen, OHNE auf derartige Kategorisierung zu bestehen, weil man damit eine deutlich breitere Unterstützungsbasis mobilisieren könnte.
Im Recht zu sein ist innerlich tröstlich, hat aber für sich keine Gestaltungmacht. Besonders nicht gegen einen Gegner, der keine Skrupel hat.
Ich halte es für kontraproduktiv, von Menschen, die einfach nur Straßenbahn fahren wollen, ständig zu verlangen, dass sie ihre Mitreisenden einer Gesinnungsprüfung unterziehen sollen. Manche haben irgendwann keine Lust mehr, überhaupt Straßenbahn zu fahren und überlassen das Ganze den Mitreisenden. Besser so?
Wer geht noch auf die Straße, um massiv gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine zu protestieren? Bis auf die ca. 235 Altlinken im Land, die man schon optisch nicht mit AfD-Wählern verwechseln kann – niemand.
Sie geben eien gutes Beispiel für Beliebigkeit und Wikllkür. Es geht nicht darum, Altlinke von AfD-Wählerinenn nicht mehr unterscheiden zu können, wegen der Optik! Das ist doch ein absurdes Argument. Verstehen Sie? Vielelicht haben sie auch dieselbe Schuhgröße…
Solange der Staat seine Willkür auslebt und ‘demokratische’ Parteien als “Verfassungsfeind” einstuft und über den Verfassungsschutz beobachten lässt, hängt automatisch ein psychologischer Aspekt bei den Mitgliedern.
Die Turnschuhtruppe stand auch am Anfang unter Überwachung, nach der Auslese hatten sie bis dato alles gewünschte mitgemacht. Ich möchte damit sagen, das diese Demokratie nie eine Demokratie war und dadurch ist eine links/rechts Diskussion politisch politisiert.
Politisierung ist m.M.n.,eine ständige psychologische Manipulation und hat je nach Geschäftslage linke Terroristen, rechte Nationalisten etc. und der Bürger merkt dabei den praktizierten Faschismus nicht.
Es ist wirklich lächerlich, wie hier Kritiker von Bill Gates ins rechte Lager geschoben werden. Warum muss man sich unter Linken eigentlich rechtfertigen, wenn man Milliardäre kritisiert – noch dazu als deren Opfer??? Was Bill Gates macht und aufgrund seiner Geldmacht tun kann, ist skandalös und als Skandal kaum in Worte zu fassen. Bei der Kritik geht es auch nicht darum, ihn “loszuwerden”, sondern zu informieren und Problembewusstsein zu schaffen als unabdingbare Grundvoraussetzung dafür, Gegenmacht zu erzeugen.
Auch geht es nicht darum, ihm allein die Schuld für alles Schlechte auf der Welt zu geben, aber sein Fall hat Beispielcharakter. Andere sogenannte Philantropen (Milliardäre, die auf Kosten des Steuerzahlers Stiftungen gründen, dabei politisch Einfluss nehmen, Macht anhäufen und teilweise den sozialen Sektor privatisieren) eifern ihm nach. Wer daher weiß, was die Gates-Stiftung treibt, wird vielleicht leichter durchschauen, was andere Milliardärs-Stiftungen treiben. Und wenn man gelernt hat und Strukturen aufgebaut hat, sich gegen eine Stiftung zu wehren, z. B. durch Gesetze, dann ist es auch leichter, sich gegen weitere zu wehren. Muss man das überhaupt erklären?
Wenn mein Chef mich um den Lohn prellt, kann man mir sagen, den Chef zu kritisieren bringt nichts, wenn ich diesen Chef loswerde, würde mich eben ein anderer Chef prellen, Schuld an meinem Problem ist der Kapitalismus, man müsse ihn “nur” “abschaffen”, dann würde ich meinen Lohn bekommen. Und wenn ich einfach nur meinen Lohn will und nicht dreimal laut ausrufe, dass der Kapitalismus abgeschafft gehört, dann bin ich ein rechtes Axxx, dass von “echten” Linken ausgegrenzt werden muss. Das ist Bullshit, es ist sehr wohl möglich und nötig, sich gegen diesen einzelnen Chef zur Wehr zu setzen, sogar ganz ohne Marx-Lektüre, und wenn weitere Arbeitnehmer betroffen sind, gemeinsam.
Michael Parenti, Conspiracy and Class Power
https://www.youtube.com/watch?v=t21UZxRYYA4
Was Bill Gates angeht, ist diese Gründung entscheidet. Seit 2009 wurde damit begonnen die Milliadäre als “Philantroph zu bezeichnen.
https://www.theguardian.com/world/2009/may/31/new-york-billionaire-philanthropists
Es gibt Autoren die darauf hinweisen, das in diesem Kreis auch die Idee entwickelt wurde mit pandemie und massenimpfungen die Pharmaindustrie wieder lukrativ zu machen. Was auch eindrucksvoll gelungen ist.
Das ist Kapitalismus und findet exakt so aber mit z.t. anderen Darstellern in den anderen lebenswichtigen Bereichen statt. Egal ob Lebensmittel, Energie, Wohnen, Rüstung, Sicherheit oder Bildung überall findet Privatisierungen und kumulierungen statt.
Kritik daran lässt sich leicht verdecken, wie das Beispiel Gates zeigt. Zu Microsoft Zeiten galt er vielen vor allem linken noch als böser monopolist. Heute ist er ein heilsbringer der uns mit seinen Milliarden eine Impfung spendiert. Oder wie es die Antifa ausdrückt “wir impfen euch alle”
https://arkmedic.substack.com/p/die-unfair-arbeitskommission
Hier macht sich ein Australier Gedanken. Eine gute Diskussionsgrundlage. Angefangen bei: war Hitler Sozialist? mit offenem Ende was Parallelen angeht. Es wird Zeit bei diesen Diskussionen mindestens so international zu werden, wie die WHO, WEF usw. Mag jede/r für sich eine Einordnung und auch kritische Bewertung versuchen.
Ich meine jedoch, daß Sozialismus ohne freie Individuen nicht möglich ist. Jemand der/die eine Impfpflicht befürwortet, keinerlei Kritik an der schnellen Einführung und Anwendung der Impfstoffe übt, den Einsatz der Bundeswehr nicht kritisiert ( lese zu Corona und Bundeswehr – auch auf imi online) kann in meinen Augen nicht links sein.
Ich gebe Wolf Wetzel im Wesentlichen Recht (und will nicht mit Kommentaren zu päpstlichen Tiraden langweilen, so sehr es mich juckt 🙂 ).
Kurz zusammengefasst: Ja, es ist heute noch sinnvoll und inhaltsreich, links und rechts in der politisch-gesellschaftlichen Sphäre zu unterscheiden. Dabei handelt es sich um Abgrenzungen, nicht Ausgrenzungen.
Der Mainstream-“Diskurs” (vulgo die herrschende Ideologie und das “Narrative” genannte Lügengebäude) stiftet erfolgreich Verwirrung. indem er “Rechte” als Synonym für Faschisten nimmt und dabei alles Dissidente im konservativen Spektrum braun anmalt. Vollidioten aus der konservativen Ecke wie Hadmut Damisch helfen beflissen, indem sie “woke” Ideologie als “marxistisch-leninistisch” apostrophiert (leider wird dieser Trottel auch von ansonsten nicht völlig Unvernünftigen rezipiert). Den Anteil unseres Blasenpapstes an dem Verwirrspiel mag ich auf Grund evidenter Irrelevanz nicht weiter kommentieren.
Zu sagen, dass der Unterschied von links und rechts relevant ist, heisst ja eben nicht, Bannflüche auszusprechen und Bündnisse auszuschliessen, im Gegenteil. Es spricht nichts dagegen, mit Konservativen gegen Grundrechtsabbau, Kriegskurs und Rüstungsexporte zu demonstrieren und Kampagnen durchzuführen. Die eigene politisch-gesellschaftliche Identität nicht aufzugeben heisst nicht spalten. Und sicher kann man rote Linien ziehen, wenn sich Neonazis an Bewegungen anwanzen. Das war schon bei der alten Friedensbewegung so. Nur ist heute das mediale Sperrfeuer um Grössenordnungen härter, die Zensur allgegenwärtig, und auch die Repression. Und politische Falschmünzer und Groupies der Nazis und Kopfabschneider wie die “interventionistische Linke” machen es nicht einfachter. Die und grosse Teile der Grünen sind heute faschistischer als die AfD.
@aquadraht
“Zu sagen, dass der Unterschied von links und rechts relevant ist, heisst ja eben nicht, Bannflüche auszusprechen und Bündnisse auszuschliessen, im Gegenteil. Es spricht nichts dagegen, mit Konservativen gegen Grundrechtsabbau, Kriegskurs und Rüstungsexporte zu demonstrieren und Kampagnen durchzuführen.”
Im Einzelnen das klug zu balancieren und zu handhaben macht dann entsprechendes Personal aus.
Und wenn ich darf, Frederick Douglass, 1855:
“I would unite with anybody to do right and with nobody to do wrong.”
Klasse Zitat!
Diesen unten verlinkten Text kann ich nur allen ans Herz und Hirn legen.
Anarchistische Antworten und Perspektiven
Über die Zeugen Coronas und den Ausstieg daraus
https://www.untergrund-blättle.ch/gesellschaft/religion/die-zeugen-coronas-kritik-bedeutung-7082.html
Die Rechts und Links Verwirrung
Ein ergiebiges Thema, dass aber nicht so angefasst werden sollte wie hier von den meisten Kommentatoren geschehen!
Fuer mich ist links in erster Linie die politische Position, die emanzipatorisch ist. Eine Position, die z.B. eine Kritik uebt an den Coronamassnahmen als diktatorisch tendenziel faschistisch. Dabei ordnet sich dieser Gates ein unter all die anderen Massnahmebefuerwortern.
Wenn z.B. die N. Stratmann solche Sätze/Meinungen absondert wie im Artikel vorgefuehrt und von Gellermann (sehr richtig) kommentiert wurde, so ist zu hinterfragen, wieviel Widerspruch es hierzu in der Zeitung gegeben hat? Ich kann mich nicht erinnern etwas Widerspruechliches dazu gelesen zu haben. In der Folge, sollte man darueber nachdenken, ob diese Zeitung (DW) wirklich als durchgehend links betrachtet werden kann. Das bedeutet aber nicht, dass man dieses Blatt nicht lesen darf, nur sollte man eben mit besonderer Vorsicht die Positionen analysieren.
Ich halte die von W. Wetzel vorgetragene Meinung fuer absolut korrekt und denke, dass sie auch hilfreich ist fuer die Einordnung des Weltgeschehens.
Im Uebrigen haben in der Zeit der Weimarer Republik Aktionseinheiten von Linken und Rechten stattgefunden, um z.B. Lohnerhöhungen in Berlin durchzusetzen.
Es geht auch gemeinsam, man muss nur wissen mit wem man sich einlässt.
Mausfeld: „Auf der Ebene einzelner Personen können also Überzeugungen gleichzeitig nebeneinander bestehen, die in der Sache völlig unverträglich miteinander sind.“
Also bin ich selbst für mich allein eine Querfront. Das stimmt, denn den herrschenden „Eliten“ würde ich am liebsten links und rechts eine … ähm, hm?
Die Bezeichnung von Kritikern als „rechtsoffen“ oder „rechts“ dient den diese Bezeichnungen Verwendenden als Vehikel, sich selbst als „links“ darzustellen. Tatsächlich sind diese Verleumder idR extrem rechts. Wenn jemand wie N. Faeser (SPD) eine Beweislastumkehr fordert, dann vertritt sie eine extrem rechte Position, keine linke Position. Wer für Waffenlieferungen eintritt, ob in Kriegs- und Krisengebiete oder sonst wohin, ist extrem rechts. Ob außerhalb des demokratischen Spektrums „rechts“, wäre zu überprüfen. (Erinnert sei an FJ Strauß: “Rechts von der CSU ist eine Wand.”)
Eine beliebige Gruppierung, z. B. eine Partei, kann sich selbst „links“ nennen. Das heißt noch lange nicht, dass sie das ist. Die Partei „Die Linke“ vertritt mittlerweile rechte Positionen, sie ist also nicht mehr „links“, sondern nach rechts gerückt. Nebenbei: Da diese Partei nach rechts gerückt ist, hat sie Sahra Wagenknecht links stehen lassen.
Nicht an ihren Worten, an ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Wenn jemand, die/der für Frieden, gegen Krieg eintritt, als „rechts“ bezeichnet wird, dann ist Propaganda am Werk, und zwar rechte Propaganda.
Sahra Wagenknecht wird verleumderisch „AFD-Nähe“ vorgeworfen. Z. B. weil sie die „Flüchtlingsfrage“ problematisiert. Das ist so, als ob man jemandem „AFD-Nähe“ vorwirft, weil er (oder sie) kein Mango-Joghurt mag, weil auch die AFD Mango-Joghurt ablehne.
Nehmen wir mal an, die AFD täte etwas Gutes. Sollte man das dann zurückweisen und ablehnen?
Mausfeld macht ja zurecht auf die Unterscheidung von personeller und Sachebene aufmerksam. Kann man auch schon bei Marx und Engels nachlesen: Ein einzelner Kapitalist kann durchaus gutes Benehmen aufweisen oder auch überhaupt keinen Benimm, das ändert nichts an der Verwerflichkeit des Kapitalismus überhaupt.
Wobei – Bezug zum Artikel – Bill Gates ein besonders übler Vertreter der Kapitalistenklasse ist. Für das System mag es keinen Unterschied machen, ob er oder ein anderer an seiner Position sitzt, für einzelne bzw. einige Millionen Menschen schon. Ein anderer an seiner Position hätte vielleicht etwas mehr Skrupel gehabt.
(Scylla und Charibdis; das kleinere Übel)
Innerhalb einer Demokratie gibt es ein Spektrum von links nach rechts, jenseits einer Demokratie auch. Was es nicht gibt, das ist eine „Mitte“, in der sich heutzutage selbst ernannt alle Parteien verorten. Die „Mitte“ ist die Trennlinie zwischen „rechts“ und „links“. An der Linie könnten sich allenfalls Opportunisten befinden, die nach persönlicher Bereicherung trachten.
Um noch auf einen anderen Aspekt aufmerksam zu machen: Ich kenne eine Frau, deren politischen Ansichten in etwa mit „konservativ“ bezeichnet werden könnten, eindeutig im „christlichen Abendland“ verortet. Alle ihre Handlungen dagegen waren eindeutig „links“: pro Menschenrechte, pro Bildung, pro Wohlergehen und Förderung von Kindern, pro Nachbarschaftshilfe.
Ist diese Frau nun „links, jedoch rechtsoffen“ oder „rechts, jedoch linksoffen“?
Ja, diese Frau war meine Mutter (also Obacht, wer das hier kommentieren will, denn auf meine Mutter lasse ich nichts kommen).
Für mich das Wichtigste an diesem Artikel von Wolf Wetzel ist: Nicht Etiketten zählen, sondern das, worauf sie kleben. Heißt: Die sach- oder themenbezogene Positionierung ist entscheidend, nicht, wie jemand sich selbst nennt oder von anderen benannt wird.
PS: Auf der Seite politicalcompass.org findet man interessante Hinweise zur Verortung der politischen Parteien im links-rechts-Spektrum in Verbund mit einer zweiten Dimension, die das Spektrum von „libertär bis autoritär“ umfasst. Besonderes Augenmerk bitte auf „German Election 2021“ legen, vielleicht auch den Test zur Einschätzung der eigenen Positionierung mitmachen.
zu Vieles um darauf angemessen einzugehen.
nur dies: Menschen zugewandtes Handeln ist links.
Womit eine Gewerkschaft die ihre Aufgabe verrät nicht links ist.
Die Interessen Hilfebedürftiger gegeneinander auszuspielen ist auch nicht links.
Womit wir das Problem von Wagenknecht (+ Lafontaine) ansprechen, welches in ihrer Partei seinerzeit zu Unmut geführt hatte.
Das Problem dabei ist, die Unterodnung linker Prinzipien unter marktwirtschaftliche Funktion.
Die MG sagte dazu früher, der Kapitalismus sei kein Reparaturbetrieb.
Hier gibt es tatsächlich eine Unauflöslichkeit der Widersprüche sofern man das System bewahren will, welches sich Soziale Marktwirtschaft nennt.
Denn Mittel sind begrenzt. Die Probleme sind es nicht.
Dafür gibt es reichlich Lösungen. Aber die muss man können und wollen und können wollen. Oder Wollen können.
Die Partei der Arbeiter, die SPD, entzog sich diesem Widerspruch geschickt, indem sie 1959 das neue Parteiprogramm beschloss, welches sie an die Macht führen sollte. Das hat ja dann auch super geklappt.
Persönliches: Ich habe meinen eigenen Vater, der von der Union, über die SPD, in Die Linke zur AfD, schließlich in die Nichtwählerpartei wechselte, darauf aufmerksam gemacht, dass das Abschotten gegen Einwanderer nichts weiter sei als den Kopf in den Sand zu stecken. Denn wer, wenn nicht wir, sei in erster Ordnung schuld an den Zuständen die zur Auswanderung aus der 3. Welt überhaupt erst führen?
Und das wird, Stichpunkt AfD, Alice Weidel z.B. unzweifelhaft wissen. Nicht zuletzt, sie als ehemaliges CDU Nachwuchs”material”, später bei Goldman Sachs (?).
Die Frage ist bei alledem, reflektiert man dies, wenigstens als Partei oder nicht?
Und: Das ist dann nur eine moralische Haltung von der uU die Opfer nichts haben.
Aber inwieweit ist das reine Verbalisieren von Widersprüchen, die man als Partei nicht lösen kann, dennoch ein politischer Akt, im Unterschied zum Verschweigen der Probleme oder der verfälschenden Darstellung?
Die Macht und die Gegenmacht sind immer zwei Seiten derselben Medaille und operieren mit denselben Mitteln.
Der Weg an dieser Macht vorbei ist steinig und schreckt viele ab.
Aber er ist wohl der einzige, der jemals zu etwas geführt hat.
Das kann man in den USA sehr gut beobachten.
p.s. eine witizge Pointe dazu: Viele Türken, Einwanderer nach Bayern, die vor 50 Jahren von der CSU aufs unterschiedlichste beschimpft wurden – künstlerisch aufgegriffen wurden diese Skandale seinerzeit z.B. vom Polt Gerhard in eben jenem Bayern noch unter FJS – sind viele Jahre später zu Wählern dieser CSU geworden und schlagen sich nun herum mit ihrem progressiven Nachwuchs. Was an sich, eine schöne, oder sagen wir, allzu menschliche Entwicklung ist. Ganz ohne Streit wäre es ja binnenfamiliär langweilig.
Sry wenn ich jetzt doch Fässer geöffnet hab, statt sie ungeöffnet in der Brauerei abzuliefern.
Aber worauf ich vielleicht hinaus will: Die kontinuierliche Kommunikation und das Hinterfragen und das Aushandeln ist die einzige Option.
Ich weiß nicht genau wie das mit den österreichischen Kommunisten in Graz im Detail funktioniert, oder der progressiven Bürgermeisterin in Marseille (gibts die noch?!)
Aber wo immer rechte Parteien an die Macht kommen ist die Wahrscheinlichkeit einer Unterdrückung (Ausländer, Obdachlose usw.) größer als bei genuinen linken Parteien. Das würde z.B. Labour in GB natürlich ausschließen.
Oder Griechenland. Dann bleibt nur die außerparlamentarischen Opposition.
Also auch hier: Ständige Mobilität bei gleichzeitiger Prinzipientreue.
Da sind wir doch genau bei der Sache: “Menschen zugewandtes Handeln ist links.” – SAGT WER? Und wo genau ist das festgelegt worden? Seit wann ist das allgemeingültig? Vor 300 Jahren hätte man wohl eher gesagt “Menschen zugewandtes Handeln ist christlich”.
Ich finde ja, “Menschen zugewandtes Handeln” ist primär “Menschen zugewandtes Handeln”.
Der Sachverhalt ist kurz genug, um kein vereinfachendes Attribut zu benötigen.
Andererseits: was dem einen Menschen zugewandten Handeln ist, ist dem anderen etwas anderes.
Komplexe Wirklichkeit eben.
Ich möchte jedem hier die Ausführungen Alfred Adlers zum Gemeinschaftsgefühl nahelegen. Das ist zwar ein psychologischer Ansatz, er könnte aber viele neue Denkanstöße für diese politische Diskussion geben.
Cooles post.
Ich stimme nicht allem zu, aber das ist verdammt nah dran.
\\//_
Wenn ich den obigen Artikel von W. Wetzel richtig verstehe dann möchte er darauf hinweisen das es einen großen Unterschied macht mit welcher Motivation ich etwas mache.
Die Motivation die ich ” Rechts ” zuordnen würde ist das Streben nach Macht und Stärke.
” Links ” wird nach R. Maisfeld definiert als : ” Den Kern dieser Leitvorstellungen bildet ein universeller Humanismus, also die Anerkennung einer prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Menschen. ”
Polemisch gesagt würde ein ” Rechter ” der ein Gewehr zur Hand nimmt die Gewerkschaftsführung erschießen. ” Links ” motiviert wäre der Diktator das Ziel.
Zwei mal ähnliche Gewalt aber eine andere Zielsetzung und am Ende dann auch andere Ergebnisse für die Gesellschaft.
Die negativen strohmänner gibt es natürlich. Aber man kann rechts auch anders sehen. Es bedeutet klare Strukturen im Zusammenleben, bei denen Traditionen und wiederkehrende Verhaltensweise für Solidarität und Stabilität sorgen (sollen).
Links bedeutet Freiheit seine (lebens)Struktur selbst zu finden und seine ideelle Gemeinschaft in den lebensumständen zu finden. Dadurch kann Solidarität entstehen mit fremden Menschen. Diese ist wichtig, weil der Arbeiter weiss, dass er immer auf andere Menschen angewiesen ist und deshalb braucht es für ihn Organisationen die über familiäre Struktur en stehen.
Das sind die grundsätzlichen 2 Lebensmodelle. Wobei aber beide durch das Kapital massiv degeneriert werden. Es möchte gerne Geld damit verdienen, indem es alle Lebensbereiche so kontrolliert wie es z.b. auch den Finanzmarkt kontrolliert. Dabei sind störende individuelle Ideen zu beseitigen.
Im Grunde geht es bei dieser Thematik um die Frage was Politik ist?
In der Definitionswelt von links und rechts, hatte Politik Ziele für die Menschen und ideale fürs Zusammenleben. Die aktuelle reale Politik ist aber nur noch eine Art PR für Marktwirtschaftliche Interessen. Ich sehe keinen einzigen spitzenpolitiker mit einer Agenda die für Menschen eine Verbesserung ihrer Lebensumstände bringen könnte. Im Gegenteil, jeder der etwas fordert was früher normale politische Inhalte gewesen wäre, sieht such schnell der medialen öffentlichen Diffamierung ausgesetzt. Was in einer mediokrarie das Ende einer Politikerkarriere bedeutet.
Dafür hilfreich ist die teilweise hysterische Einordnung des anderen in den Extremismus.
Etwas ändern könnte es, wenn man versuchen würde zu erkennen was die Gegenseite will und antreibt und versucht zu erkennen, das es unterschiedliche lebensentwürfe gibt und geben darf, aber auch das Solidarität und Zusammenhalt für alle Menschen wichtig ist.
Denn das sind die Ziele der aktuell Mächtigen, diese ideale in der Politik abzuschaffen. Damit kann man sowohl Linke als auch Rechte Politik bekämpfen. Das Kapital braucht nur Rendite, keine Solidarität. Daher freut es sich, wenn wir unsere Energie für solche Deutungskämpfe vergeuden. So funktioniert teile und herrsche.
“dass die Begriffe überholt seien.” und dann mit den USA anfangen. … Schon die Hosen herunter gelassen. So schnell.
Was juckt mich die USA? (Außer dass deren tiefer Statt uns manipuliert wie einen Tischtennisball.)
“Rechts” versus “links” sind die überholtesten Spaltungskategorien – von der Klasse eingeführt, die uns den Krieg erklärt hat (zB Warren Buffet): der “oberen” Klasse.
Und Leute wie der hier sind deren klandestine PR-Agenten.
Solche Pseudo-Alternativmedien wie die hier sind genau der Tummelplatz der Einflussagenten um dem Widerstand die Spitzen abzubrechen. Wie Telepolis ist Overtone auch wieder eine Geheimdienst-Klitsche – und sonst gar nichts.
Was bist du? Allround-Anarchist? Anderenfalls sollte dich schon interessieren, wer die Welt beherrschen will und deshalb hinter den meisten Schweinereien auf dieser Welt steckt. Und den Artikel scheinst du nicht weiter gelesen zu haben als bis zur Erwähnung der USA. Das klingt alles eher nach mehr oder weniger woker Haudrauf-‘Politik’.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine klare Definition von Links und Rechts schon Not tut, obwohl mir Theorien wie die vom Hufeisen viel zu 2dimensional sind. Ich wäre eher für eine Spiraligkeit, wobei dann auch noch die Zeit untergebracht werden könnte. Ansonsten wäre eine klare Definition auch die Grundlage dafür, wieweit man bei einer notwendigen Bündnispolitik gehen dürfte. Temporäre Querverbindungen dürfte es immer wieder mal geben, ganz wie in der biologischen Evolution.
Die Frage ist nicht, ob es ‘links’ und ‘rechts’ als relevante Kategorien noch gebe, Das Problem ist vielmehr, dass politische Ausrichtung in einer Gesellschaft nichts Statisches ist, ganze Bevölkerungen ihren Standpunkt ändern, indem sie als ganze eben linker oder rechter werden. Und man kann wohl sagen, dass ca. seit den Achtzigern ein allgemeines Wandern nach rechts zu konstatieren ist. 40 Jahre sind eine lange Zeit, was damals als eine gestandene sozialdemokratische Haltung galt, erscheint nun als linksextrem. Mittlerweile gibt es z. B. bei den Grünen keine Linken mehr und Vertreter nominell linker Parteien argumentieren auf nato-Linie.
Offenbar braucht es einen massiven ökonomischen Rückschlag, um das herrschende Paradigma in Verruf zu bringen. Bisher wird jede Krise von den Neoliberalen und der damit verbundenen Ideologie spielend ausgesessen. Immer noch werden mehr Handel, Steuersenkungen, Privatisierungen als Lösungen angepriesen, obwohl schon oft als leere Versprechen entlarvt. Dass marktwirtschaftliche Konkurrenz jedes Problem löse, wird als Dogma behandelt. Und nun helfen Panzer beim Frieden-Schaffen. Toi toi toi.
Links-Sein und Humanismus in Verbindung zu bringen, ist übrigens prekär. Seine anthropzentristischen Konsequenzen haben zur verzweifelten ökologischen Situation beigetragen, in der wir uns jetzt befinden. Links-Sein bedeutet ganz primär, das grosse Ganze im Blick zu haben. Insofern waren die meisten linken Projekte noch meilenweit davon entfernt, ihren zentralen Begriff zu erfüllen.
Rechte und Linke protestieren gemeinsam in Washington: „Kein Cent mehr für den Krieg in der Ukraine!“
https://original.antiwar.com/john-v-walsh/2023/01/22/right-and-left-to-join-in-d-c-
protest-not-one-more-penny-for-war-in-ukraine/
Ein ausgezeichneter Artikel, dem ich voll und ganz zustimme. Corona hat nicht das links-rechts Schema überwunden, Corona war ein Mittel gegen eine Mehrheit links der Mitte. Der demokratische Widerstand ist bei Weitem nicht der Einzige, der “Sozialismus” als Ursache der Corona-Massnahmen anprangerte, obwohl das Argument auch der einfachsten Prüfung nicht standhält. Die Aufhebung von rechts-links ist somit eine Kampagne gegen links — nach rechts.
https://senfundpfeffer.wordpress.com/2023/01/01/corona-und-die-mehrheit-links-der-mitte/
Wenn ich mich nicht täusche, war Karl Marx die Sitzordnung im französischen durchaus bekannt.
Wenn also die dortige Sitzordnung den politischen, oder aber besser den Klassenstandpunkt charakterisierende Aussage getroffen hätte, würden wir sicherlich in jedem zweiten Satz damit in Berührung kommen.
Dem ist nicht so. Warum? Weil die Wörter “links” und “rechts” keine Aussagekraft haben, und nicht erst, seit die “linken” SPDler in den ersten…ich hoffe, ich muss das nicht länger ausführen.
Das mit links und rechts ist genauso zielführend wie die Gleichsetzung von nicht-weiß mit fortschrittlich (für die Menschheit und deren Zusammenleben) und weiß mit rückschrittlich (wie oben, nur anders rum).
Und zu guter Letzt: im Deutschen gibt es nicht umsonst die beiden Begriffe “links” und “link”.
Wobei nur der letztere eindeutig ist, und nicht positiv konnotiert.
Und zu guter Letzt: Auf den Querfront-Quatsch ist schon die KPD reingefallen, das Ende ist uns allen bekannt. Und auch, dass nicht alle Lohnabhängigen, nicht-selbstständig Beschäftigten, Werktätigen oder wie auch immer, per se zum Fortschritt der Menschheit beitragen. Genauso wenig wie der Kapitalismus.
Das auch für viele andere Begriffe, wie z. B. Demokratie, (die Herrschaft der durch Besitz stimmberechtigten) ebenso wie für obiges lechts/rings eine Neu-Einordnung oder -Formulierung an der Tagesordnung wäre, um sich nicht weiter zu verzetteln, steht auf einem anderen Blatt, was aber nicht heißt, dass wir es nicht schnellstmöglich in Angriff nehmen sollten.
*mir ist klar, dass ich hier angesehenen und verdienstvollen Wissenschaftlern widerspreche, es ist nicht persönlich gemeint, aber eine sinnvolle Einordnung muss von allen gleich(zeitig) verstanden werden, sonst wird es eine Unordnung.