„Ich halte es nicht für verkehrt, radikal und einmal völlig neu zu denken“

Palästinensische Kinder
Quelle: Pixabay

Dieser (An-)Satz klingt sehr mutig, erst recht, wenn man ein gut bezahltes Staatsamt innehat. Da hält man sich für gewöhnlich zurück, wenn man vermeiden will, dass man von der Polizei verprügelt wird, wenn man kein Strafverfahren riskieren oder gar seinen Job verlieren möchte.

Was jetzt kommt, ist kein Aprilscherz.

Wenn jemand in einem Staatsamt „radikal“, laut und öffentlich „völlig neu denken“ will, dann darf man bei diesem Ansinnen auf recht gruselige Gedanken kommen.

Man sollte also nicht völlig überrascht sein, wenn es folglich nicht um emanzipatorische Vorstellungen, nicht um anti-imperialistische und anti-kolonialistische Ideen geht.

In diesem Fall geht es um eine „neue“ Weltordnung, die er so „radikal“ denken möchte, dass darin Kriegsverbrechen und ein Genozid schon gar nicht mehr vorkommen. Kann man also mörderischen Kolonialismus und Herrenmenschentum noch steigern?

Ganz konkret geht es um Gaza, also um ein von Israel besetztes Gebiet, das erst erobert, dann okkupiert, und nun zu 90 Prozent zerbombt wurde. Es geht also um ein Land, das Palästina heißt, also das, was vom ursprünglichen Palästina übriggeblieben ist.

Die Wiederauferstehung der „freiwilligen Ausreise“

Nachdem die Besatzer, zusammen mit ihren Kolonialfreunden das Stück Land Palästina, das zurecht „Gazastreifen“ genannt wird, über 50.000 Menschen ermordet, alle Krankenhäuser und Schulen zerstört hatten, den Gazastreifen über Monate ausgehungert und dies zuvor – ohne große Aufregung – angekündigt hatten, kommt ein Kolonialfreund namens Donald Trump auf die Idee, dass es nun an der Zeit wäre, den Gazastreifen zu räumen. Damit meint er nicht im geringsten die israelischen Besatzer, sondern jene, die dort noch leben. Er bot ihnen eine „freiwillige Ausreise“ nach Jordanien oder Ägypten an – ohne Rückkehrrecht, versteht sich. Stattdessen will er seine US-Oligarchen ranlassen, um aus Gaza einen Strand der USA zu machen, eine „Riviera des Nahen Ostens“. All das verkündete er nicht hinter vorgehaltener Hand, sondern laut, deutlich und unmissverständlich.

All das wusste also auch ein hoher Vertreter der deutschen Bundesregierung. Es kennt sich in der Materie aus, er weiß um die unmissverständlichen Äußerungen des US-Präsidenten.

Wenn dieser Mann also sagt, Trump habe gar nicht von Vertreibung gesprochen, sondern „von einer Umsiedlung, während der Gazastreifen neu aufgebaut wird“, dann ist das ein Mann, der sich nicht verhört hat, sondern ein Mann, der für Staatsverbrechen ein gutes, fast rührendes Wort einlegt. Und dieser Mann, der nicht in Gaza lebt, sondern in aufgeräumten, noch nicht ausgebombten Deutschland, weiß auch, wie man so eine „Umvolkung“ verständlich und mit Handwerker-Knowhow erklären kann:

Während Sie Ihr Haus renovieren, schlafen Sie schließlich auch nicht darin (…).“ (SZ vom 5.3.2025)

Dieser Mann bekleidet nicht nur ein hohes und wichtiges Amt. Es handelt sich um den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung.

Sein Name ist Felix Klein.

Dieser Mann bewegt sich in der Sprach- und Denkwelt der Nazis, die sehr gerne als jene aufgetreten waren, die neu und laut gedacht hatten, die es auch noch für „radikal“ hielten, wenn sie ihre „neue“ Weltordnung vorstellten. Um diese Weltordnung zu verwirklichen, setzten die Nazis auch auf eine „freiwillige Ausreise“ der Juden.

Staaten (ab-)schaffen muss in kolonialer Hand bleiben

Dieser Mann will nicht nur Gaza neu „denken“. Er denkt auch weiter: Was ist, wenn auch andere auf Idee kommen, Staaten und Grenzen „radikal“ neu zu denken?

Dann ist der Mann aber aus dem Häuschen.

Er will dafür sorgen, dass das, was er sich für Gaza erlaubt, radikal zu denken, unter keinen Umständen verallgemeinert werden dürfe.

Klein hatte in dem Interview mit der ‚Neuen Osnabrücker Zeitung‘ des Weiteren den künftigen Bundestag zu Verschärfungen des Strafrechts aufgefordert. So sollten Parolen, die zur Vernichtung anderer Staaten aufrufen, unter Strafe gestellt werden, auch der Satz ‚From the river to the sea, Palestine will be free‘. Mit der Parole ist gemeint, es solle ein freies Palästina auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer geben – dort, wo sich jetzt Israel befindet.“ (spiegel.de vom 5,3,2025)

Sauber, säubern, vernichten

In Gaza und Westjordanland sind Säuberungen an der Tagesordnung. Was als „Heuschrecken“, „Untermenschen“ und „Tiermenschen“ im israelischen Staatsdenken verstanden wird, wird nicht ermordet. Man macht nur sauber. Das Ungeziefer, das hier so verstanden wird, ist die palästinensische Bevölkerung. All dies passiert mit und ohne Waffenstillstand. Und all das geschieht nicht im Verborgenen, sondern vor aller Augen. All das schockiert den Herrn Felix überhaupt nicht.

Wirklich schockiert ist dieser Mann von rechtsinnen aber, wenn es in Hochschulen unter den Studentinnen und sogar unter dem Lehrpersonal Menschen gibt, die diese Staatsverbrechen und die Unterstützer eines Genozides nicht gutheißen, sondern die Dreistigkeit besitzen, dies anzuprangern. Dann macht sich Herr Klein ganz groß und erwartet eine Säuberung. Da reicht nicht mehr nur einmal durchwischen. Da muss man mit Sagrotan an die Sache:

In der ‚linken, gerade auch akademischen Welt‘ würden Islamismus und Terror verharmlost, so Klein. Die Sympathien von Lehrpersonal für ‚Anti-Israel-Demonstrationen‘ würden ihn ‚schockieren‘. Dieses ‚Ausmaß an Radikalität‘, das Klein als ‚antisemitisch‘ einstuft, dürfe der Staat nicht hinnehmen. Reine Präventionsarbeit reiche nicht aus, hier seien ‚auch die Sicherheitsbehörden wie der Verfassungsschutz gefragt‘. (telepolis vom 6.3.2025)

Die 3-D-Regel und Felix Klein

Herr Klein will ganz viel von deutschen Geschichte verstanden haben – vor allem, was die Lehren aus dem Holocaust angeht.

Wenn dieser erfahrene und geschichtsbewusste Mann so gescheit ist, dann kann er uns allen auch diese Fragen aus dem Stehgreif beantworten:

Sind Menschen, die im Dritten Reich als „Untermenschen“ bezeichnet wurden etwas Anderes als Menschen in Palästina, die der stellvertretende Knesset-Vorsitzende Nissim Vaturi von der LIKUD-Partei Netanjahus zu „Abschaum und Untermenschen“ macht?

Wenn man Menschen abspricht, in ihrem Land ihr Schicksal selbst zu bestimmen, dann delegitimiert man diese dort lebenden Menschen oder?

Wenn man Menschen in Palästina als „menschliche Tiere“ (Ex-Verteidigungsminister Yoav Gallant am 9. Oktober 2023) oder als „Heuschrecke“ (Yitzhak Rabin) bezeichnet, dann dämonisiert man sie – oder?

Wenn man Land okkupiert und über 60 Jahre als Besatzungsmacht agiert, dann ist das doch mit der Besatzungsmacht Deutschlands in Griechenland, in Frankreich und sonst wo vergleichbar oder?

Sind die Ankündigung und Umsetzung eines Völkermordes im Dritten Reich etwas ganz Anderes als in Gaza?

Die Antisemitismus-Prüfung nach der 3-D-Regel

Zum Abschluss eine ganz knifflige, übergeordnete, also akademische Frage:

Herr Klein kennt die „3-D-Regel“ aus dem Effeff. Mit dieser wird behauptet, man habe damit den modernen Antisemitismus erklärt und habe sofort den „Beweis“ dafür, dass es sich um Antisemitismus handelt.

Die 3-D-Regel besteht aus drei Elementen:

Doppelte Standards

Delegitimierung

Dämonisierung

Wenn wir das einmal so glauben und so stehen lassen, dann wird der ganze Irrsinn erst richtig deutlich:

Denn wenn man diese „Regel“ auf Kleins Schaffen, Handeln und Tun anwendet, dann wäre Herr Felix Klein tatsächlich antisemitisch.

Das ist er aber nicht. Er ist ein reaktionärer Politiker, der den Holocaust als ideologisches Schutzschild für imperiale und staatsterroristische Ziele nutzt. Ein sehr feiger Akt.

Diese „3-D-Regel“ hat aber auch etwas sehr selbstentlarvendes: Denn diese verweist doch zu aller erst auf jene, die den Krieg in Gaza oder den Krieg gegen Russland (auf dem Boden der Ukraine) nach genau diesem Schema führen: Doppelte Standards, Delegitimierung, Dämonisierung.

Die 3-D-Regel kann am allerwenigsten etwas zum Kampf gegen Antisemitismus beitragen. Dazu ist sie auch nicht gemacht worden. Sie kann aber sehr viel über die Parteien aussagen, die ihre Kriegswirtschaft, ihren irren Selbstverteidigungsschmarn mit 800 Milliarden aus den EU-Haushalt und mit Hunderten von Milliarden Euro aus dem deutschen Haushalt (als nächstes „Sondervermögen“ getarnt) mithilfe von 3-D-Blendgranaten zu rechtfertigen versuchen.

Eine eigene persönliche Meinung

Die Bundesregierung hatte Wind vom neuen Umsiedlungsminister in spe bekommen. Also ließ man die Welt wissen, dass das gegenüber einer Zeitung Gesagte die private Meinung des geschätzten Felix Kleins ist … und die darf man ja wohl noch haben. Wo leben wir denn! In einer Demokratie.

Das hört sich sehr gut an.

Wenn es da nicht persönliche/private Meinungen gäbe, für die man gefeuert wird. Dazu gehört die Meinung von Melanie Schweizer, die als Referentin im Bundesarbeitsministerium in Berlin als Beamtin tätig war. Das war einmal, denn sie hatte auch eine persönliche Meinung, aber eben die falsche.

Die BILD-Zeitung jubelte:

„Das Arbeitsministerium greift beim Israel-Hass in den eigenen Reihen durch. Die Israel-Hasserin Melanie Schweizer – bis vor Kurzem noch „Referentin“ im Arbeitsministerium – hat nicht nur ihren Job im Ministerium verloren, sondern ist jetzt sogar ihren Beamten-Status los. (…) Jetzt handelt das Ministerium auch – und zeigt, was ein gelebtes „Nie wieder“ bedeutet: Schweizer wurde vor die Tür gesetzt und ist sogar keine Beamtin mehr! Ein klares, wichtiges Zeichen: Wer in einem deutschen Ministerium arbeitet, kann sich nicht gleichzeitig als Israel-Hasserin in der Öffentlichkeit betätigen.“ (Bild.de vom 2.3.2025)

Sie hat es doch tatsächlich gewagt, aus der Phalanx der Genozid-Leugner auszuscheren und sind dem IGH angeschlossen, der den Krieg in Gaza als Genozid und Kriegsverbrechen verfolgt.

Man könnte anhand dieser beiden Beispielen auf die Idee kommen, dass hier Doppelstandards praktiziert werden. Eine Meinung, die „Umsiedlungspläne“ begrüßt, ist vollkommen in Ordnung. Eine Meinung, die genau solche Pläne als Kriegsverbrechen kritisiert, führt hingegen zur Kündigung und massiven beruflichen Sanktionen.

Man könnte zudem zu dem Schluss kommen, dass Frau Schweizer vorsätzlich und absichtlich in ihrem Anliegen, einen Genozid zu verurteilten, delegitimiert wird, weil das die deutsche Staatsraison erschüttert.

Und schließlich kommt auch eine gehörige Portion Dämonisierung hinzu, wenn aus einer Frau, die jedes Genozid für ein Menschheitsverbrechen hält und „Nie wieder“ (Faschismus/Krieg) für eine universale Forderung hält, eine „Israel-Hasserin“ gemacht wird.

Machen wir den sicheren 3-D-Test

Wenn man die 3-D-Regel ernst nimmt, und gar nicht auf die Idee kommt, dass der 3-D-Test bei Felix Klein ein andere ist, als bei Melanie Schweizer, dann zeigt dieser bei Melanie Schweizer gar nichts an, während er bei Felix Klein voll anschlägt.

Felix aufgeschlossene Haltung zu „Umsiedlungsplänen“ für Gaza und seine zahlreichen Äußerungen davor, sind – bei Anwendung der 3-D-Regel – ein Fall von modernem Antisemitismus.

Herr Felix Klein, walten Sie ihres Amtes als Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung und schmeißen Sie sich selbst raus. Und Herr Klein, Herr Klein, vergessen Sie nicht, auch den Beamtenstatus zu streichen. Danke.

Schalom.

Wie gesagt, Herr Klein. Für mich sind Sie kein Antisemit. Aber wenn Sie die 3-G-Regel für goldrichtig halten, dann kann ich da auch nichts mehr machen.

 

Quellen und Hinweise

Gaza unter US-Verwaltung? Antisemitismusbeauftragter Felix Klein lobt Trump-Vorschlag, noz.de vom 4.3.2025: https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/antisemitismusbeauftragter-klein-zu-gaza-und-linksextremismus-48415794?abt=24121200&piasco=CE-SE-LE-RE

Bundesregierung distanziert sich von Felix Klein, SZ vom 5. März 2025: https://www.sueddeutsche.de/politik/antisemitismusbeauftragter-bundesregierung-distanziert-sich-von-felix-klein-li.3214205

Bundesregierung distanziert sich von Worten ihres Antisemitismusbeauftragten, spiegel.de vom 5.3.2025: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/antisemitismusbeauftragter-felix-klein-bundesregierung-distanziert-sich-von-aussagen-zur-trump-umsiedlung-a-e87a0729-ee9d-4b50-bcaf-251672c8df26

Bundesbeauftragter für Umsiedelung? Der Fall Felix Klein, Marcel Kunzmann vom 6.3.2025: https://www.telepolis.de/features/Bundesbeauftragter-fuer-Umsiedelung-Der-Fall-Felix-Klein-10306547.html

Hubertus Heil greift durch: Israel-Hasserin verliert Job und Beamten-Status, Bild.de vom 2.3.2025: https://www.bild.de/politik/inland/heil-greift-durch-israel-hasserin-verliert-job-und-beamten-status-67c41c070c5c1b292bc712d3

Arbeitsministerium entlässt Mitarbeiterin nach Hetzkampagne von BILD wegen Israel-Kritik, Florian Warweg, 2025: https://www.nachdenkseiten.de/?p=129962

„Man will an mir ein Exempel statuieren“, Interview mit Melanie Schweizer, 2025: https://www.jacobin.de/artikel/melanie-schweizer-mera25-repression-palaestina-gaza-israel-rechtsstaat-justiz?sfnsn=scwspmo

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52 Kommentare

  1. Herr Klein kennt die deutsche Geschichte, den Ugandaplan und den Besuch von Eichmann im britischen Mandat Palästina.
    Was er nicht kennt, ist der Unterschied zwischen Verteidigung gegen einen Aggressor und Vernichtung einer Bevölkerung.
    Was er nicht versteht, sind die Besonderheiten israelischer Innenpolitik: Dem allen zu Grunde liegenden Zwang Netanyahus im Amt bleiben zu müssen, um nicht für Korruption verurteilt zu werden. Aus dem resultiert der Versuch, die Palästinenser zu spalten, daher die Unterstützung der Hamas und die Regierungsbeteiligung von extremen Extremisten/Sektierern, die ihre Klientel auf Abruf an die Wahlurne schicken können.

    Er hat auch keine Ahnung vom arabischen Umfeld und der Beliebtheit der Palästinenser, die Jordanien und dem Libanon zum Staat im Staate wurden, oder der Hamas und ihrer Partnerorganisation in Ägypten, der Muslimbruderschaft. Keiner will sie, notwendig sind sie nur rhetorische zur Rechtfertigung des eigenen Unterdrückungsapparates.
    Aber darüber will keiner sprechen, auch nicht über den absoluten Widerspruch zwischen Islam und Demokratie, vom Rechtsstaat ganz zu schweigen.

    Und damit sind wir wieder bei Herrn Klein, der besser geschwiegen hätte, si tacuisses..

  2. Woanders las ich, sicher als persönliche Meinung, allerdings mit historischen Fakten hinterlegt, dass von einer Gruppe, die ich hier mal nicht näher bezeichne, alles seit mindestens 200 Jahren so geplant sei. Diese Gruppe nutzt ihren Einfluss in der „demokratischen“ Welt skrupellos aus, um ihre Ziele zu erreichen, Menschenleben spielen überhaupt keine Rolle. Wenn jemand weg muss, wird er als Untermensch oder Tier deklariert, gerne auch ganze Ethnien, natürlich demokratisch. Zur Ehre derjenigen Leute, die ich meine, sei gesagt, dass es auch dort Tausende gibt, die gegen den Wahnsinn protestieren. Das Bedrückende ist, dass man keinerlei Chance hat, etwas dagegen zu tun. Die einzige Hoffnung liegt derzeit auf den Kräften, die technologisch und wirtschaftlich zum Überholen angesetzt haben. Inwieweit die, wenn sie dann mal die Welt besser beherrschen, anders als die derzeitige Klique verfahren werden. kann niemand voraussehen. Es wäre nur wünschenswert, dass die alte Seilschaft mal gesprengt oder zumindest in die Schranken verwiesen wird.

  3. Der neue Faschismus ist derselbe wie der alte, höchsten derzeit noch ein bißchen bunter.
    Dagegen sind die Kommunisten Nazis und umgekehrt. (Zitat Weidel beim Gespräch mit Musk) 🤡
    Die Verblödung in der Brd geht jedenfalls bestens voran. Sowas wird heute wieder gebraucht für die Kriegstüchtigkeit.

  4. Der Autor suggeriert, es herrsche „ein Krieg gegen Russland (auf dem Boden der Ukraine)“ und Russland sei in irgendeiner Form Opfer. Das ist eine völlig verzerrte Sicht der Realität.

    1. Ich suggeriere möglich wenig. Ich weiß nur ganz sicher, dass „Russland“ schon zweimal Deutschland angegriffen hat … also Deutschland den Ersten und den Zweiten Weltkrieg aufgezwungen hat. Verstehen Sie?

      1. Im gegenwärtigen Krieg „auf dem Boden der Ukraine“ (man wagt nicht einmal, ihn „Krieg gegen die Ukraine“ zu nennen) wird Russland als Opfer einer Dämonisierung dargestellt.

        Wenn man davon ausgeht, dass es eine deutsche Schuld gegenüber Russland gibt, dann ist die deutsche Schuld gegenüber der Ukraine noch größer.

        1. @Roman
          „Wenn man davon ausgeht, dass es eine deutsche Schuld gegenüber Russland gibt, dann ist die deutsche Schuld gegenüber der Ukraine noch größer.“

          Können Sie die Aussage erklären?

          1. Der Autor erläuterte, warum er vom „Krieg gegen Russland“ sprach, Russland als Opfer von Dämonisierung darstellte und den Krieg gegen die Ukraine völlig ignorierte.

            In einem Kommentar begründete er seine Haltung mit zwei Weltkriegen: Russland sei zweimal von Deutschland angegriffen worden. Ich interpretiere dies als Hinweis auf die „deutsche Schuld gegenüber Russland“.

            Ich möchte betonen, dass die Ukraine zeitgleich mit Russland von Deutschland angegriffen wurde. Die Zerstörung der Ukraine während beider Weltkriege war enorm. So wurde beispielsweise nur ein kleiner Teil Russlands besetzt, während das gesamte Gebiet der Ukraine besetzt war, und so weiter.

    2. Du bist ein Propagandaopfer. (Oder ein Troll? Weil, so blöd kann keiner sein.)

      Die Formulierung „ein Krieg gegen Russland (auf dem Boden der Ukraine)“ ist 100% zutreffend. Das systematische Heranführen der Truppen an Rußland, verharmlosend als „Osterweiterung“ bezeichnet, war nichts anderes als Kriegsvorbereitung, und wer in den letzten 3 Jahren den Krieg _geführt_ hat, sieht jeder.

  5. Das letzte was man zum Thema Mittelmeerküste braucht sind Amerikaner.
    Das haben in der Vergangenheit alle Länder sehr gut alleine hinbekommen und auch in Gaza stand so manches Ressort bevor es von einem Juden zerbombt wurde.

    Erst uns Europäern mit den Straf-Tarifen die Arbeit wegnehmen wollen und dann ungefragt zum Thema Strand am Mittelmeer Politik machen wollen während der Internationale Gerichtshof ermittelt?

    Und welcher Jude oder Judenfreund bei der Bildzeitung immer noch eine pro-Juden Meinung verbreitet während tausende von Frauen und Kindern von Juden ermordet werden sollte auch Thema eines Artikels sein.

    Kriegsverbrechen sind Kriegsverbrechen und wenn diese von Juden in deren Land oder in Palästina begangen werden dann ist das um so schlimmer.

  6. Mit fällt zum Thema „freiwillige Ausreise“ immer der „Madagaskarplan“ ein, aber das ist natürlich gaaaanz etwas anderes.
    Gibt es eigentlich irgendein westliches Land, in dem man das, was da läuft öffentlich ungehindert/ungestraft beim Namen nennen und dagegen protestieren kann?

    1. Meines Wissen gehört Deutschland zu den repressivsten Genozid-Beihilfe-Staaten in Europa. Es gibt viele Länder, in denen der Protest dagegen stark und die Polizei – im Verhältnis zu D. – zurückhaltend ist. In Skandinavien können Boykottaktionen recht ungestört geschehen und in Irland gehört nicht der Neokolonialismus zum Staatsraison, sondern die Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand.

        1. Ja, das ist wohl ein wesentlicher Grund für diese Mehrheitseinstellung. Es ist eben ein großer Unterschied, ob man im Land von Kolonialherren aufwächst oder mit der Erfahrung des englischen Imperialismus groß wird.

  7. Kürzlich las ich, dass eine finanzielle Förderin von Herrn Trump, die Frau Adelson nämlich, die Strategie verfolgt, den Antizionismus mit dem Antisemitismus gleichzusetzen. Es ist wohl nicht allzu abwegig, dass ähnliches in D/EU angestrebt werden könnte. Das würde der staatlichen Willkür und Repression, fussend auf bereits bestehenden Gesetzen, noch mehr Möglichkeiten zur Unterdrückung und strafrechtlichen Verfolgung der Informations-, Meinungs- und Pressefreiheit bieten.

  8. Passend dazu auch

    „Zu Gast in Israel
    Israels ultrarechte Regierung kooperiert mit der extremen Rechten in Europa und schließt eine Zusammenarbeit mit der AfD nicht grundsätzlich aus. Berlin hält an bedingungsloser Kooperation mit Israel fest.“

    https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9929

    Jetzt fehlt nur noch die Ukraine in der illustren Runde und das Super-PAC(K) ist rund
    „Was Recht(s) ist, muss Recht(s) bleiben“

      1. Das Problem ist, dass fast alle Faschismus synonym für / zu Nationalsozialismus verwenden.

        Faschismus in der ursprünglichen Bedeutung (Etymologie) kann daher JEDEN betreffen, der entsprechende Merkmale aufweist. (s. Die Grünen zeigen seit Jahren die Merkmale der anfänglichen „Bewegungsphase“)

        „Faschismus kann definiert werden als eine Form des Verhaltens, das gekennzeichnet ist durch eine obsessive Beschäftigung mit Niedergang, Demütigung und/oder Opferrolle [trifft sowohl auf Netanjahus Likud als auch Selenskyj & ASOW zu] einer Gemeinschaft und durch kompensatorische Kulte der Einheit und Stärke, wobei eine massenbasierte Partei von entschlossenen nationalistischen Aktivisten in unbequemer, aber effektiver Zusammenarbeit mit traditionellen Eliten demokratische Freiheiten aufgibt und mittels einer als erlösend verklärten Gewalt und ohne ethische oder gesetzliche Beschränkungen Ziele der inneren Säuberung und äußeren Expansion verfolgt.“

        Im Falle Israels stehen die Bürger daher selbst in der Pflicht, das Problem LIKUD als solches zu erkennen und in Ordnung zu bringen.
        Russland ist dabei, das Problem Kiew zu regulieren.

  9. Deutsche kreisen gerne um die Nazikacke, egal, ob „verglichen“, „gleichgesetzt“ oder „geleugnet“ wird.
    dass der palästinensischen Bevölkerung seit über 100 Jahren Unrecht getan wird, hat bisher noch niemand gestoppt, verhindert oder aufgehalten. es braucht keinen Vergleich. sowohl das Unrecht als auch die Untätigkeit der Menschheit in Sachen Palästina sind offensichtlich.

    1. Ich stimme Ihnen zu. Um das zu begreifen, was in Gaza und in den besetzten Gebieten geschieht, braucht man keinen Verweis auf das Dritte Reich. Es würde vollkommen ausreichen, jedes Kriegsverbrechen, egal wo und wer es begeht, abscheulich zu finden und die Mörder und Helfershelfer nicht länger zu decken.

      1. ja. sehe ich genau so.
        abgesehen davon denke ich, dass Herr Klein kein Antisemitismus-, sondern ein Judenbeauftragter ist, der den jüdischen Gemeinden und dem Zentralrat signalisieren soll, was Juden in Deutschland denken und aussprechen dürfen und was nicht.

    2. man sollte sich viel mehr der Kolonialgeschichte als Wurzel widmen, denn dorther stammt die irre Hybris und das mörderische „Brauchtum“ der Herrenmenschen. Nicht zufällig wird Netanjahu und der Siedlerkolonialismus mit Milliarden und Abermilliarden aus den USA unterstützt. Wenn ich z.B. Texte Zacharys https://jacobin.de/artikel/nazi-profite-credit-suisse-zachary-gallant-entnazifizierung lese, dann liegen die Kontinuitäten vom europäischen Kolonialismus bis zum Lebensraum in Osten allenthalben auf der Hand, es gibt unendlich viel zu entkolonialisieren, da ist noch nicht mal ein Anfang gemacht.

      1. Israel wird gerade als „Ordnungsmacht“ für den Nahen und Mittleren Osten installiert, weil die USA sich von dort zurückziehen wollen; da stören die Palästinenser noch mehr als bisher; weshalb sie mehrheitlich vertrieben werden sollen. wer bleibt, soll, wie schon im Staatsgebiet, als Mensch zweiter Klasse, angepasst seinen Beitrag leisten.
        um möglichst viele Menschen zu vertreiben, werden erst einmal viele „im Rahmen der Kriegshandlungen“ umgebracht.
        der Iran müsste jetzt noch destabilisiert werden und dann wäre das Ziel erreicht; ob der grausame Plan aufgeht, ist mehr als fraglich.

  10. https://antikrieg.com/aktuell/2025_04_01_eindorf.htm
    Gerade im Westjordanland
    „Am Samstagmorgen um 2 Uhr überfielen 140 Soldaten und Siedler in Uniform oder in ihrer Schabbatkleidung das kleine Höhlendorf Jinba in den südlichen Hebron-Hügeln. Die Angreifer teilten sich in sieben Gruppen auf. Nach Aussagen von Dorfbewohnern wurde jede Gruppe mit einem 5 Kilogramm schweren Vorschlaghammer ausgerüstet und einem Haus zugewiesen. Die Soldaten-Siedler weckten die Bewohner der Häuser, in die sie eindrangen, trieben sie in eine Ecke und begannen, das Haus zu zerstören.

    „Sie zerstörten Fernseher, Kühlschränke und Kameras, brachen die Toiletten auf und rissen Wasserhähne heraus. Sie nahmen Lebensmittel aus den Vorratskammern und schütteten Olivenöl, Reis und Weizen auf den Boden. Sie nahmen das gesamte Laban und die Butter und schütteten sie aus. Nachdem eine Gruppe fertig war, tauschten sie die Plätze, und eine andere Gruppe von Soldaten kam und zerstörte, was noch übrig war“, sagte Nidal Younis, der Vorsitzende des Dorfrats, gegenüber Haaretz.

    Die Dorfbewohner, die am letzten Tag des Ramadan ihr Fasten beendet hatten, hatten keine Zeit mehr, ihre festliche Suhoor-Mahlzeit vor dem Morgengrauen einzunehmen. Im Dorf waren keine Lebensmittel mehr vorhanden, und die Soldaten verließen das Dorf ohnehin erst um halb sieben. Das israelische Militär bestätigte, dass in dem Dorf „eine Suchaktion nach Waffen“ stattgefunden habe, aber es wurde nicht angegeben, ob welche gefunden wurden, warum Siedler an dem Angriff teilgenommen hatten oder warum es notwendig war, die Häuser von 260 Dorfbewohnern zu zerstören.

    Die Zerstörung von Jinba durch die Armee in Zusammenarbeit mit Siedlern war der Höhepunkt einer Woche brutaler Gewalt von Terroristen aus Siedler-Außenposten mit Unterstützung der Armee gegen dieses kleine Dorf.

    Am Freitagmorgen behaupteten die Siedler, Palästinenser hätten einen jüdischen Hirten angegriffen. Haaretz liegen Beweise dafür vor, dass das angebliche Opfer mit einem Geländewagen gekommen war, um eine Schafherde und die sie hütenden Hirten zu belästigen. Auf jeden Fall drangen als Reaktion auf diesen angeblichen Angriff 13 junge maskierte jüdische Männer in das Dorf ein und griffen sechs Dorfbewohner brutal an. Ein 15-Jähriger wurde in schwerverletztem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert, ein 64-jähriger Mann erlitt einen Schädelbruch.“

    1. Max Goldt zum Hetzblatt der Nation:
      »Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht.
      Es ist falsch, sie zu lesen.
      Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel.
      ……«
      Das „neue“ Denken entspringt diesem 1000jährigen Bodensatz.
      Ich habe Herrn Heil geschrieben und gebeten, die Entlassung Melanie Schweizers zurückzunehmen.

      Danke, daß sie diese Unsäglichkeiten skandalisieren, Herr Wetzel, mir stockte bei beiden Meldungen der Atem.
      Wie weit sind wir in dieser Republik gekommen, daß Abgefeimtheiten und Ekelhaftigkeiten des „neuen Denkens“ so absolut normal erscheinen, wenn die „Richtigen“ Stellung beziehen? Existenzzerstörung, wenns die „Richtigen“ trifft, Teil des „Rechtsstaates“ sind?

      1. Danke für Ihr Lob. Ja, es war mir ein großes Anliegen, den „Fall“ Melanie Schweizer zu thematisieren. Sich gegen einen Genozid auszusprechen, im Land der Genozid-Weltmeister und dafür seinen Job zu verlieren, ist eine ungeheure Unverschämtheit.

  11. Der politische Kampfbegriff des „israelbezogenen Antisemitismus“ ist meiner Meinung nach das giftigste und gefährlichste Stück Repression, das in diesem Land zurzeit kultiviert wird. Nicht nur, dass damit bewusst und mit niedersten Absichten die Grenzen zwischen legitimer Kritik an Israel und echtem Antisemitismus verwischt werden, es zeigt sich auch immer deutlicher, wie mit diesem Begriff als Vehikel das Gesinnungsstrafrecht in diesem Land wieder normalisiert werden soll. Da es bisher kaum nennenswerten Widerstand gegen diesen heimtückischen Angriff auf die Meinungsfreiheit gibt, rechne ich mit baldiger Metastasenbildung.

    1. Danke für Ihre Ausführungen.
      Ich habe das bei Manova ausgeführt: Der „Israel bezogene Antisemitismus“ hat nichts mit Antisemitismus zu tun, wenn man den Begriff nicht als Waschlappen benutzt. Der Antisemitismus setzt den wehrlosen, ausgestoßenen Juden voraus, um ihn für etwas verantwortlich zu machen, was der Antisemitismus gerade schützen möchte: die jeweils herrschende Ordnung, ob es der Feudalismus ist oder der Kapitalismus: https://wolfwetzel.de/index.php/2025/03/26/das-schlagwort-antisemitismus-hat-die-substanz-eines-hohlkoerpers/

      1. Danke für den Link. Ich habe den verlinkten Artikel eben mit großem Interesse gelesen. Besonders gefallen hat mir der historische Exkurs über die Ursprünge des Antisemitismus. Ohne den Blick in die Vergangenheit bleibt die Gegenwart meist schwer verständlich.

        1. Vielen Dank für Ihr Lob. Ehrlich gesagt habe ich mich in den letzten Monaten darum bemüht, mein 50 Jahre verzetteltes Wissen auf eine verständliche und nachvollziehbare Weise zusammenzutragen.

  12. Deutschland (und vllt. noch ein paar andere wirtschaftlich starke EU-Staaten) sollten die Gaza-Palästinenser aufnehmen. So viele sind das nicht. Dann wäre das Problem ein- für allemal gelöst. 2 Mio aufzunehmen, ist doch für Europa überhaupt kein Problem, das hat Deutschland 2015 alleine geschafft.

      1. Diese Idee steht ja schon länger im Raum. Ob die Russen da einverstanden sind?

        Gaza hat keine gute Perspektive, wenn alles so bleibt. Deshalb wäre es wirklich am besten, die Menschen hierher zu holen. Wäre auch eine günstige Gelegenheit, neue Menschen zu bekommen, ohne die umstrittene „Seenotrettung“.

        1. Ich würde bei den Vorschlägen, die hier aus Deutschland gemacht werden, eines zu bedenke geben: Kommt niemand dabei auf die Idee, es den Menschen zu überlassen, wo sie leben wollen?
          Wieviel Kolonialdenken steckt – ganz unbedacht – in diesen „gutgemeinten“ Vorschlägen?

  13. ethische und moralische Verkommenheiten als radikales Denken zu ettikettieren, ist auch eine politische Verkaufsstrategie.

    Warum fordert eigentlich keiner konsequentes Denken ein. Weil man da die Rechnung für die eigene Politik mitdenken muss?

  14. Zu Melanie Schweizer, die gefeuert wurde, weil sie einen Genozid nicht gutheißt oder mit ermöglicht, gibt es einen Nachtrag:
    Melanie Schweizer hat am 28. März 2025 auf Facebook folgenden Stand des „Verfahrens“ mitgeteilt:

    „Bye bye, Ciao Ciao und Tschüss – fürs Erste! Heute habe ich meine persönlichen Gegenstände abgeholt und vorerst zum letzten Mal mein Büro im Bundesministerium für Arbeit und Soziales betreten.
    Ich sage “fürs Erste” weil wir am Dienstag Widerspruch gegen die Entlassung eingereicht haben und heute den Widerspruch gegen die negative Zweitbeurteilung meiner beamtenrechtlichen Bewährung. Das Eine wird natürlich für das Andere genutzt. Die Erstbeurteilung war übrigens überragend und kam zu dem Schluss, dass ich mich für die Übernahme als Beamtin auf Lebenszeit bewährt habe.“ (https://www.facebook.com/profile.php?id=61572650541059)

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