Die Überlebenden. Die Herrenmenschen

KZ Auschwitz, Einfahrt
Bundesarchiv, B 285 Bild-04413 / Stanislaw Mucha / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Am 27. Januar 1945 wurden die dort noch am Leben gebliebenen Menschen in den KZs in Auschwitz „befreit“. Dass dies die rote Armee getan hatte, nimmt man den „Russen“ bis heute sehr übel.

Man „feierte“ gerade in Deutschland den 87. Jahrestag der Befreiung der KZs in Auschwitz. Mehr als 1.000.000 Millionen Menschen wurden dort ermordet.

Auschwitz wurde nicht von den Deutschen, weder in Zivil, noch in Militäruniform, sondern von sowjetischen Soldaten befreit – von der roten Armee.

Ohne den Sieg der Sowjetunion über den deutschen Faschismus gäbe es immer noch das Dritte Reich. Diesen Sieg verzeiht man „Russland“ bis heute nicht.

Der Nachfolgestaat BRD war voller Ex-Nazis. Alle, die überlebt hatten, machten weiter, kamen unter, besonders gerne in „demokratischen“ Parteien.

Die Verfolgung all derer, die an der Shoa, am Tausendjährigen Reich beteiligt waren, war kein Herzensanliegen im Nachkriegsdeutschland. Im Gegenteil: Wenn genau dies jemand tat, wie der Frankfurter Staatsanwalt Fritz Bauer, dann betrat er, wenn er sein Büro verließ, „Feindesland“.

Bis heute verleugnen alle Bunderegierungen, einschließlich der gegenwärtigen rot-grün-gelben Bunderegierung, dass man Neonazis als „geheime Armee“ mit dem Namen „Gladio“ aufgebaut hatte, um ein drittes Mal Deutschland vor einem russischen Überfall zu „beschützen“.

Ekelhafte Kontinuität

Bis heute verschweigt man, dass der Auslandsgeheimdienst BND von einem hohen Nazi aufgebaut wurde. Weder die US-Regierung, noch die deutsche Bundesregierung hatten mit der „Organisation Gehlen“ (Vorläufer des deutschen Auslandsgeheimdienstes) ein Problem. Auch die Tatsache, dass der spätere Chef des BND Reinhard Gehlen im deutschen Faschismus Chef der Abteilung Fremde Heere Ost der Wehrmacht war, sollte kein Hindernis sein, sondern seine Nützlichkeit unterstreichen.

Bis heute war und ist der Antikommunismus eine gemeinsame Größe mit dem deutschen Faschismus. Man machte weiter, als wäre nichts gewesen. Wer im Nachkriegsdeutschland als Kommunist galt oder Kommunistin war, verlor seinen Job in öffentlichen Dienst (Berufsverbote).

Bis heute leugnet man, von Rot über Grün bis Schwarz, dass der neofaschistische Untergrund namens NSU ohne das Zutun, das Gewährenlassen des NSU nicht hätte sieben Jahre lang „unerkannt“ morden können.

Bis heute wird alles unternommen, um diese staatliche Beihilfe zu vertuschen.

Und alle die hier Erwähnten unterstützen aus voller Inbrunst, im Schutz der eingeladenen Holocaust-Überlebenden, dass kein russischer Vertreter an den Feierlichkeiten zur Befreiung von Auschwitz teilnehmen kann.

Und wie ekelhaft ist es doch, wenn die deutschen Bundestag-Veranstalter in der Asche von Auschwitz die gerade passenden Opfer ausfindig machen. Jahrzehntelang war die Verfolgung von Homosexuellen, von lesbischen Personen ein gemeinsames Anliegen, das die Weimarer Republik, den deutschen Faschismus und das Nachkriegsdeutschland miteinander verband. Jetzt möchte man mit den „Vergessenen“, mit den „sexuellen Minderheiten“ punkten.

Das ist nur noch widerlich.

 

Quellen und Hinweise:

Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND – Enthüllungen als Teil einer Verhüllung, Wolf Wetzel: https://wolfwetzel.de/index.php/2022/05/30/der-deutsche-auslandsgeheimdienst-bnd-enthuellungen-als-teil-einer-verhuellung/

Fritz Bauer und eine mehr als okkupatorische Ehrung, Wolf Wetzel: https://wolfwetzel.de/index.php/2016/05/20/fritz-bauer-und-eine-mehr-als-okkupatorische-ehrung/

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55 Kommentare

  1. „Das ist nur noch widerlich.“

    Das ist mein mein Gefühlszustand seid Jahren, wenn ich an Deutschland denke und das leider nicht nur zu den Punkten, die im Artikel genannt werden.
    Dieses Volk hat trotz der gefühlt 1 Millionen Nazi Dokus ganz genau NULL aus der Geschichte gelernt.

    1. Volle Zustimmung! Die Nazidokus und -filme sind zur reisserischen Folklore verkommen. Die Parolen und Slogans wie „Nie wieder“ und „Wehret den Anfängen“ zu leeren Phrasen und Worthülsen ohne Denkleistung.

    2. @yossarian

      Kann nur zustimmen – Übrigens die Nazi-Dokus haben zu einseitigen Information geführt – was dazu beiträgt, dass es immer noch viel über die NS-Verbrechen, Kollaboration mit dem Hitlerfaschismus – viele Länder, und Söldner aus viele Nationen, kämpften freiwillig gegen Stalin auf Hitlers Seite, aufzuklären gibt. Viel Arbeit für kritische Menschen bzw. Historiker. Die Judenverfolgung wurde bis aufs kleinste Untersucht – zu Recht – aber leider.wurden, neben ca ,27 Millionen Opfern durch NS- Verbrechen, ich zähle den von Anfang an angestrebten Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion dazu, eben doch eine sogenannte „Opferhierarchie“ geschaffen, trotz aller verbaler Versprechen dies nicht zu tun, was dazu führt, dass diese millionenfachen NS-Opfer zweitrangig sind. Ein Beispiel? Wer.weis heute noch was der amerikanisch- jüdische.Historiket Raul Hilberg in seinem Werk
      „Die Vernichtung der europäischen Juden“ schrieb? Die ersten Vergasungstoten waren ein „Experiment“ mit sowjetischen Kriegsgefangenen – sie gingen als erste in die Gaskammern der Nazis.

      Zynische Grüße
      Bernie

    3. „Dieses Volk hat trotz der gefühlt 1 Millionen Nazi Dokus ganz genau NULL aus der Geschichte gelernt.“

      Das ist nicht ganz richtig.
      Denn jeder, der nach WK2 aufgewachsen ist, hat gelernt, dass Nazis=Faschisten sind, grundböse, an der braunen Uniform, am Hakenkreuz und an den Springerstiefeln zu erkennen sind, schnarrend reden und bekennend DEUTSCH sind. Vor allem aber sind diese Nazis immer „Andere“. Irgendwelche fehlentwickelten, befremdlichen Gestalten ausserhalb der eigenen Lebenswirklichkeit

      Sofern man also obige Erkennungsmerkmale sorgsam meidet, und idealerweise noch insistiert, gegen Faschismus zu sein, kann man sich geradezu beliebig dicht am historischen Original VERHALTEN – und kaum jemand fällt das auf.

      Daher ist Presse nicht mehr gleichgeschaltet, sondern hat nun „Haltung“. Und die ist selbstredend alternativlos, deswegen auch überall die gleiche. Dito Justiz und Exekutive.
      Man diffamiert und sperrt auch nicht mehr Abweichler aus der Öffentlichkeit, sondern praktiziert „cancel culture“.
      Zur Demonstration der richtigen Einstellung muss man nicht mehr die Hand zum „deutschen Gruß“ heben, sondern es reicht den Impfausweis vorzeigen, bzw eine Filtertüte als Gesslerhut. Oder sich regenbogenfarbene oder ukrainische Abzeichen als Bekenntnis anzuheften. Gerne auch virtuell.

      Nur „der Russe“ ist interessanterweise immer noch unverändert der äussere Feind.
      Woran das wohl liegen mag ? Vermutlich eher nicht am „Russen“.

  2. Dem ist mal wieder nichts hinzuzufügen.
    Sehr eindrücklich, auch mit Hilfe der Syntax (kurze, knappe Sätze, viele Kurze Absätze).
    Ein Text, der einem im Kopf bleibt. Ob man will, oder nicht.

    1. Ganz herzlichen Dank. Genau das hatte ich mir erhofft. Diese gewählte Knappheit sollte spürbar machen, dass die wenigen Worte vielleicht Platz schaffen, für ein Gefühl, für das Worte an das Ende ihrer Erklärung kommen sollen und müssen.

  3. Danke schön für diese prägnante Zusammenfassung.
    Ein recht interessante Miniserie zu dieser Thematik rund um Gladio, die Organisation Gehlen und die nicht erfolgte Aufarbeitung und der Kampf des Otto John ist in der ARD Mediathek verfügbar:

    Bonn – Alte Freunde, neue Feinde
    Zitat:
    „Die Drama-Serie beruht auf wahren Begebenheiten im Spannungsfeld des Kalten Krieges. Der Jurist Otto John war Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und von 1950 bis 1954 der erste Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz. Er beklagte den angeblich wachsenden Einfluss früherer Nazis in der Bundesrepublik und nannte hier auch Reinhard Gehlen, den Präsidenten der BND-Vorläuferorganisation. Als John im Juli 1954 in der DDR auftauchte, sorgte er für einen der größten politischen Skandale der jungen Bundesrepublik.“

    1. Diese „Doku“ ist auf eine bestimmte Weise bemerkenswert. Sie erwähnt „Gladio“ nicht … und niemand aus den Kultur-Redaktionen fragt nach, was es mit „Gladio“ in Deutschland auf sich hatte, was mit den Waffen- und Sprengstoffdepots ist, die angelegt wurden, was aus dem „Personal“ geworden ist, die für „Gladio“ angeworben und ausgebildet wurde.
      Das Ganze ist abgrundtief halbherzig – und in der Konsequenz verlogen.

      1. Am verlogensten nach dem Verschweigen von Gladio ist das Narrativ, dass Gehlen ein paranoider Fachmann war, der Fachleute rekrutiert hatte, die aber schon irgendwie Nazis waren, qua ihrer Funktionen im NS-Okkupations- und Herrschaftsapparat, aber Gehlen trotz derselben Funktion anscheinend kein Nazi war. Und als Kronzeuge dafür Nollau!

  4. OK das kam an und ist gut aufgenommen worden!
    Mal was positives aus rtde
    „Die Welt fängt an, die NATO als Konfliktpartei in der Ukraine zu sehen“
    Hier liegt ein Anfang, weil „WIR“ dadurch eine Referenz erhielten und das empfinde ich als Gut. Hier im jetzt ist jeder gefragt seine Nuancen zu setzten, hoffentlich im positiven.

    1. @Pro1

      Danke für – Lula, in Brasilien, hat ja Scholz „überrascht“. Womit? Eine Friedensinitiative die von Brasilien, und anderen Ländern – auch China macht mit – angestossen werden soll.
      Der gute Vasall der USA (=Scholz) wollte eigentlich Waffen, aber blitzt überall in Südamerika ab – hoffen wir es bleibt so….
      Gruß
      Bernie

  5. Niklas Frank, der schon immer angewiderte Sohn des Polen-Schlächters, erfuhr bei seinen Vorträgen zwei Reaktionen. Neben der Empörung gegen seinen Vater, die Niklas für dessen Verbrechen verantwortlich machten, gab es Zuhörer, die sich als Untergebenen seines Vaters bekannten und stolz darauf waren. Der Vater habe ihnen das Rüstzeug in die Hand gegeben, mit dem sie maßgeblich die BRD aufgebaut hätten. Worauf wiederum sie stolz wären.

    1. Es gab vor ein paar Jahren ein interessantes Buch „Gefühlte Opfer“ https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/165241/sammelrezension-gefuehlte-opfer-und-opfernarrative/ ,
      dass sich mit der Tatsache auseinander setzt, dass vor allem die Identifikation besonders mit den jüdischen Opfern regelrecht propagiert wird. Mal ganz platt gesagt, was wäre, wenn in den Schulen nicht vor allem jüdische Überlebende gesprochen hätten, sondern z.B. Täterkinder gehört und all die Mitläuferkarrieren thematisiert worden wären.
      Tatsächlich wird in der hysterischen Antisemitismusdiskussion seitens der Antideutschen u.a. die Überidentifikation mit den jüdischen Opfern offensichtlich. Geisteskranke, ‚Zigeuner‘, Politische, „Asoziale“ blieben immer außen vor.
      Und ebenso offensichtlich wird auch der nach wie vor virulente Russenhass, der seit dem Kriegsende weiter unterirdisch im Antikommunismus sein Unwesen trieb und nun endlich wieder offen ausgelebt werden darf.
      Es zeigt sich, das eben die Täterseite bis in die privatesten Verästelungen der eigenen Familie nicht erkundet wurde und insofern auch nicht bearbeitet und integriert wurde.

  6. Zu den ersten Menschen, die man in den Gaskammern von Auschwitz ermordete, gehörten sowjetische Kriegsgefangen, die dort vermutlich am Bau der Vernichtunggsanlagen beteiligt waren.

    Das Lager wurde von Truppen, die Marschall Konew kommandierte, befreit. Der war auch am Sturm auf Berlin beteiligt. Nach dem Krieg wurde er Ehrenbürger von (Ost) Berlin. Als die Stadt vereinigt wurde, wurden auch die beiden Listen von Ehrenbürgern zusammengeführt und Konew zusammen mit anderen sowjetischen Militärs gestrichen. Er habe wohl nichts für die Berliner geleistet. Eine vernünftige und richtige Entscheidung. Die Berliner, die in Auschwitz noch gerettet werden konnten, waren einfach zu wenige, als das man das im schönen neuen Deutschland würdigen könnte. Und die Berliner, die 45 tatsächlich befreit wurden, also Verfolgte und Gegner der Nazis, dürften auch eine winzige Minderheit gewesen sein.
    Dass man die beiden Soldaten strich, die (symbolisch) die role Fahne auf den Reichstag setzten, versteht sich dann von selbst.

    Ich bin daher auch dafür, den Berliner Bersarinplatz endlich (und erneut) umzubenennen. Er sollte den Namen Bandera bekommen. Wir sind wieder bei uns selbst angekommen.
    „Deutschland, nun freue dich“

    Max Liebermann, auch ein Berliner, nach der Machtergreifung: “ Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich Kotzen will“.

    1. Die überlebenden sowjetischen Kriegsgefangenen hatten es nach ihrer Rückführung unter Stalin nicht leicht. Einige ahnten das wohl schon während ihrer Gefangenschaft in Deutschland. Hätte gerne mal Zahlen gewußt, wieviele sich dem noch entzogen, indem sie sich absetzten und irgendwo untertauchten.

      1. @Monty Allerdings

        Das war stalinistisches Unrecht – das stimmt, aber es bleibt die Tatsache, dass Millionen russischer Kriegsgefangener – ganz wie in Hitlers „Mein Kampf“ geplant – vernichtet wurden…..und dies geschah nicht irgendwo abseits sonder mitten in allen Teilen Deutschlands – durch Zwangsarbeit, keine Nahrung und Hunger….vielleicht ist es auch das schlechte Gewissen, dass die heutigen Deutschen Eliten umtreibt wieder Russophobie zu betreiben? Man wollte nie eine Hierarchie der Nazi-Opfer machen, dass wurde verbal versprochen, aber schon bei der Entnazifizierung gebrochen – aus Rücksicht auf die USA, die die ehemaligen deutschen Faschisten ja noch für den Krieg gegen Moskau braucht – zynisch sei noch angemerkt, dass 2023 dem letzten klar machen sollte der Krieg an der Ostfront von 1941 – 1945 war kein „Krieg der 2 Ideologien“ – wie es die Nazi-Propaganda vorlog – es ging, und geht auch heute noch um die „Vernichtung der slawischen Untermenschen“ – das sollten die UkrainerInnen einmal bedenken welchem Volk sie sich da anbiedern wollen – oder sind die UkrainerInnen keine „Slawen“?
        Sarkastische Grüße
        Bernie

      2. Monty allerdings what aboutism ist hier nicht nur fehl am Platz sondern widerlich…soll das etwa Vergasen russischer Kriegsgefangener im KZ durch die mordenden Nazibanden relativieren oder gar entschuldigen, nach dem Motto, eigentlich war Stalin daran schuld, schlimmer sogar, wie etwa heute ja wohl Putin an allem schuld sein soll…zutiefst zu verurteilende Sätze die von Ihnen heraus gespuckt wohl bedeuten sollen die Nazis waren ja gar nicht so böse, Stalin hat sie alle übertroffen, viel boshafter, Adolf war dagegen ein Waisenknabe, jawoll

      3. Es werden nicht sehr viele gewesen sein, die solche Überlegungen hatten anstellen können. Von mehreren tausend sowjetischen Kriegsgefangenen, die nach Auschwitz verbracht wurden – ich glaube, es waren um die 20.000 – lebten beim letzten Appell Keine hundert mehr. Unklar, ob und wieviele die Befreiung überlebten.
        Konstantins Simonow beschreibt das Grauen der Befreiung eines Lagers. Das Entsetzliche, was die Soldaten vorfanden und die Arbeit der Sanitäterinnen, die sich um die Überlebenden kümmerten. Die starben bein Anblick der Befreier, sie starben unter den Händen der Frauen, die versuchten sie zu versorgen, sie starben in den Lazaretten und Unterkünften, sie starben, weil sie keine Nahrung mehr zu sich nehmen konnten.

        Die meistens der Lager waren im Osten, weshalb sie durch die Rote Armee befreit wurden. Das werden wir den Russen nie verzeihen, dass sie uns in solche Verlegenheit brachten. Und Opas und Uropas Tod in Stalingrad ist auch noch nicht gerächt……..

  7. Da möchte ich gerne einen Lesetipp wiederholen, den ich selbst hier in diesem Forum vor einigen Wochen erhalten habe:
    Charlotte Wiedemann – Den Schmerz der anderen begreifen.

    Darin habe ich soeben das Kapital „Stukenbrock und die Macht des Schweigens“ gelesen. Darin wird geschildert, wie die umliegende Bevölkerung und auch die offizielle Politik mit der Erinnerung an dieses Stammlager (StaLag) 326, in dem mindesten 65.000 sowjetische Kriegsgefangene vernichtet wurden, umgingen und immer noch umgehen – obwohl die überlebenden Kriegsgefangenen selbst einen Anfang zu Versöhnung gemacht hatten.

    Nichts hat sich zum besseren gewendet nach 1945. Das war nur verdeckt dank des „Wirtschaftswunders“.

    1. Also wenn Frau Wiedemann gleich mal von DIG-Präsident Volker Beck kritisiert wird und er im weiteren auch im Tagesspiegel vom 10.11.2022 „DIG-Präsident Beck kritisierte Wiedemanns Buch. Es wende sich „gegen einen vermeintlichen ,Missbrauch der Shoah‘ zur ,Degradierung anderer Leiden‘“, erklärte er. Kritik übte Beck auch an den Wissenschaftlern Baschir und Goldberg, denen er vorwarf, sie wendeten sich gegen die „Arbeitsdefinition von Antisemitismus“ der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). “ ablässt dann sollte es man sich mal zu Gemüte führen.

      1. Wiedemann erklärt (vorsichtshalber) mehrmals in diesem Buch, dass man das Leid der jüdischen Menschen nicht schmälert oder abwertet, wenn man auch von dem Leid anderer Menschen berichtet.

        Nach den Juden waren die Sowjetbürger die Menschen mit den meisten Opfern – auch zivilen Opfern. Das zuzugeben kann sich ein Mitglied der Grünen selbstredend nicht erlauben, hat es diese Partei doch übernommen, die alte Erzählung vom slawischen Untermenschen in unsere Jetztzeit zu transponieren.

  8. Die „demokratischen“ Parteien waren nicht nur voller Exnazis, sondern das katholische Zentrum und die Liberalen haben am 23.3.33 die Errichtung der nationalsozialistischen Einparteiendiktatur durch ihre Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz, das nur mit Zweidrittelmehrheit verabschiedet werden konnte, sogar erst ermöglicht. Auch Superdemokrat Theodor Heuss stimmte dafür. Das war der Abschluss eines Putsches, der am 30.1.33 begann, indem Hitler nach einer empfindlichen Wahlniederlage, die die NSDAP auf 33% zurückwarf, von den bürgerlichen Parteien und Hindenburg an die Macht gehievt wurde. Nach sieben Wochen wachten die Deutschen in einer Diktatur auf. Alles ging viel zu schnell, um Widerstand dagegen leisten zu können! Das Ermächtigungsgesetz enthält u. a. folgende Bestimmungen: „Reichsgesetze können außer in dem in der Reichsverfassung vorgesehenen Verfahren auch durch die Reichsregierung beschlossen werden…“ „Die von der Reichsregierung beschlossenen Reichsgesetze können von der Reichsverfassung abweichen…“ Die Reichstagsbrandverordnung vom 28.2.33 diente der Ausschaltung der Kommunisten und der Stärkung der NSDAP. Selbst bei der grob manipulierten Reichstagsneuwahl vom 5.3.33 brachte es die NSDAP nur auf 44%. Die Annullierung der Mandate der KPD verschaffte der NSDAP aber die absolute Mehrheit. Nach Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes wurde die Sozialdemokraten verboten und die anderen Parteien lösten sich zum Wohlgefallen Hitlers selbst auf. In der BRD wurde ein anderer Weg gewählt, nämlich die Ermächtigungsjustiz. Das von den Blockparteien besetzte Verfassungsgericht ermächtigte die Blockparteien durch Einschränkungen von Art 26 GG, Verbot von Angriffskriegen, mit Friedenstruppen Friedensangriffskriege auf der ganzen Welt zu führen, es ermächtigt die Blockparteien durch annullierende Interpretation von Art 20 (2) GG, Volksabstimmungen, auch die wichtigsten Maßnahmen ohne Volksabstimmungen durchzuführen, und ermächtigt die Blockparteien, durch annullierende Interpretation von Art 146 GG, Verfassungsreferendum, ohne Verfassungsreferendum das Grundgesetz bis zur völligen Unkenntlichkeit zu verändern.

  9. Kann nur zustimmen – ich schrieb es hier bereits die Aufklärung über die Nazis krankt
    1. Daran, dass bis ins kleinste Dorf Deutschlands die NS-Zeit, und deren Verbrechen nur halbherzig angegangen wurde – was dazu führt das es sogar 2023.noch möglich ist völlig unbekannte, verdrängte, und sogar absichtlich oder unabsichtlich vergessene NS-Verbrechen herauszufinden – natürlich nur wenn dies von den Ortsoffiziellen erwünscht ist. Mir ist so etwas über die Erinnerungen meines Vaters, der 2006 verstorben ist, und seine Schwester, die uralt ist und noch lebt, als deren dörfliche Kindheitserinnerungen die sie nie vergessen haben bekannt: Ein sogenanntes „Russen Lager“ – die Gemeinde, wo beide aufwuchsen, existiert noch, aber die Erinnerung an diese Zeit würde offiziell getilgt – und das fand ich vor 3 Jahren heraus als ich der Sache einmal auf dem Grund gehen wollte – bei der Gesamtgemeinde deren Teilort das Dorf meiner Tante und meiner Eltern heute ist – es wäre besser die Sache ruhen zu lassen.
    2. Die NS-Zeit aufgeklärt wird, aber nicht die Kontinuität des deutschen Faschismus bzw. Rechtsextremismus ab 1945 – woran das liegt z.B. das der Geist Hitlers heute noch selig, und weltlich-religiös durch so manches deutsche Hirn sabbert, oder es in Italien eine schon religiöse Verehrung Mussolinis gibt, um Mal eine andere anfällige Nation zu erwähnen ?

    Gruß
    Bernie

  10. #neverforget #weRemember

    Die MaStrackZi lässt sich für diese Kampagne in Lederkluft mit weißen Kragen ablichten „Gestapolike“ und ist das Opferverhöhnung oder hat die so einen Schwarzen Humor?

    Alleine die Endphaseverbrechen der Nationalsozialisten gehen bis in die heutige Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland.

    Neue Durchhalteparolen von Politikern*Innen und Medienschaffenden / Medienschaffende wo hin man auch schaut und hört!

  11. Der braune Sumpf BRD

    Dass Deutschland seine Nazi-Vergangenheit vollständig hinter sich gelassen habe und als Musterbeispiel für Demokratie wiedergeboren worden sei ist ein Mythos. Wie andere populäre Ansichten über die „freie Welt“ (auch bekannt als „zivilisiert“) ist auch diese unwahr.

    Das Nachkriegsdeutschland ist ein Land mit einer nationalsozialistischen Vergangenheit, und einer vereitelten Entnazifizierung, mit politischen, militärischen und wirtschaftlichen Führern, die ihre hohen Positionen direkt von ähnlichen Nazi-Stühlen aus eingenommen hatten – konnte natürlich kein Modell für eine „Demokratie“ sein. Die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft war ein Produkt des Naziregimes, welches jegliche Opposition auslöschte und die Verbliebenen einer Gehirnwäsche unterzog.

    Mit amerikanischem Geld im Rahmen des Marshall-Plans wiederaufgebaut, zunehmend im Konsumismus versunken, mehr oder weniger pro-faschistisch, alles hassend, was von der „vorgeschriebenen Norm“ abwich, war das bürgerliche Deutschland der Adenauer-Ära ein Ort, an dem scheinheilige Regeln galten, die vorschrieben, Hitler in der Öffentlichkeit zu verurteilen und zu Hause, am Esstisch, zu loben. Tatsächlich wurde Hitler auch in der Öffentlichkeit gelobt: In Meinungsumfragen in den 1950er Jahren behaupteten 40 Prozent der Bevölkerung kühn, die Jahre der NS-Diktatur seien „die besten der deutschen Geschichte“ gewesen.

    Bereits 1948-49 wurde der Hauptunterschied zwischen der Entnazifizierung in der sowjetischen und der westlichen Zone deutlich. Im ersten Fall wurden ehemalige Nazis, weitestgehend von der Ausübung öffentlicher Ämter ausgeschlossen. Dementsprechend wurden bis auf wenige Ausnahmefälle alle Beamten mit NS-Vergangenheit in der DDR repressiert, von Lehrern und einfachen Angestellten bis hin zu hohen Beamten in den Ministerien. Dies lag nicht zuletzt an der Unerfahrenheit des DDR-Staatsapparates, der in bestimmten Bereichen (Gerichte, Bildungswesen, Personal der zentralen Ministerien und Abteilungen, die zuvor zu 100 % von Nazis besetzt waren) von Grund auf neu aufgebaut werden musste. In der Westzone erlaubten die Alliierten aus Pragmatismus und Verwaltungskontinuität den Einsatz ehemaliger NSDAP-Mitglieder entsprechend ihrer im „Dritten Reich“ erworbenen Qualifikationen und Erfahrungen, zumal bereits seit 1946 Kämpfer gegen den Kommunismus gefragt waren, und wer könnte auf diesem Gebiet besser sein als die Nazis?

    Dieser Ansatz fand die volle Unterstützung der CDU/CSU. Es war kein Zufall, dass unmittelbar nach der Gründung der BRD von Sanierungsauflagen die Rede war. Am 4. Januar 1951 unterzeichnete der amerikanische Hochkommissar McCloy das erste Dekret zur Begnadigung vieler in den 12 Nürnberger Prozessen verurteilten Nazi-Verbrecher. Dies geschah auf Wunsch Adenauers, der von der Notwendigkeit sprach, die verschiedenen Schichten der Gesellschaft miteinander zu versöhnen (offenbar galt diese Versöhnung nicht für die Kommunisten). Die ehemaligen Mitglieder der NSDAP wurden massenhaft in den Staatsdienst gelockt, da sie spürten, dass „ihre Leute“ an die Macht kommen würden. Von den 26 Kandidaten, die für das Amt des Ersten Innenministers der Bundesrepublik Deutschland in Frage kamen, hatte nur einer keine kompromittierenden braunen Umstände in seiner Biographie.

    Von diesen 26 Männern dienten 15 im Innenministerium des nationalsozialistischen Deutschlands und weitere acht im preußischen Innenministerium (dessen Ministerpräsident Göring war und unter dessen Regie die Gestapo gegründet wurde). Der berühmteste Fall der Unterwanderung des deutschen Staatsapparates durch ehemalige Nazis war Hans Globke, welcher 10 Jahre lang den Posten eines Staatssekretärs (d.h. eines stellvertretenden Ministers) im Büro des Bundeskanzlers innehatte. Globke stand auch auf der Liste der Kandidaten für das Amt des Innenministers, aber selbst Adenauer wagte es nicht, ihn zu ernennen, da er Globke in der öffentlichen Meinung für „untragbar“ hielt. Der Jurist Globke wurde vor allem durch seine Kommentare zu den berüchtigten Nürnberger Gesetzen von 1935 bekannt, die den Grundstein für die organisierte Verfolgung der Juden in Deutschland legten. 1940 beantragte Globke die Aufnahme in die NSDAP, die jedoch von Bormann mit der Begründung abgelehnt wurde, Globke habe sich während der Weimarer Republik aktiv in der katholischen Bewegung engagiert. Obwohl Globke nicht Minister wurde, war er der vertrauenswürdigste Mann des Kanzlers, eine „graue Eminenz“ ohne dessen Wohlwollen keine Personalentscheidung getroffen wurde.

    Aber der ungeheuerlichste Fall war natürlich Theodor Oberländer, der von 1953 bis 1960 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte war. Oberländer war während des Krieges Kommandeur des Strafbataillons der ukrainischen Nationalisten der SS-Division „Nachtigal“, die 1941 in Lemberg Massaker an der Zivilbevölkerung verübte. Adenauer betrachtete Oberländer als „tiefbraun“, doch dieser schied erst aus dem Amt, nachdem ihn das Oberste Gericht der DDR in seiner Abwesenheit zum Tode verurteilt hatte.

    Als die Alliierten der BRD 1951 endlich erlaubten, ein eigenes Auswärtiges Amt zu gründen, stellte sich bald heraus, dass 66 % der leitenden Mitarbeiter Mitglieder der NSDAP waren. Die SPD schlug Alarm wegen der „Restauration“ des Geistes des „Dritten Reiches“ durch dieses Beispiel, aber Adenauer antwortete kühl, es sei an der Zeit, dem erschnüffeln von Nazis ein Ende zu setzen. Und tatsächlich wurde dies bald rechtlich formalisiert. Im Mai 1951 trat ein Gesetz in Kraft, das den über 150.000 ehemaligen Nationalsozialisten, die vor 1949 aus dem Staatsdienst entlassen worden waren, alle Eigentumsrechte (z. B. Pensionsansprüche im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit im Dritten Reich) zurückgab.

    Darüber hinaus waren die Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, 20 % ihrer Einstellungsgelder für genau diese Personengruppe bereitzustellen. Bald nach der Verabschiedung des genannten Gesetzes war die gesamte Justiz der Bundesrepublik Deutschland voll von Gesichtern, die man aus den 1930er Jahren kannte. Es versteht sich daher von selbst, dass die Prozesse gegen NS-Verbrecher nach 1953 nur sporadisch stattfanden (90 % der Prozesse wurden vor diesem Jahr geführt). Aber auch unmittelbar nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland waren die westdeutschen Gerichte verpflichtet, das Gesetz Nr. 10 des Alliierten Kontrollrats zu vollstrecken, aber sie verurteilten nur 730 Nazis, von denen nur sechs zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden, während 609 entweder zu Geldstrafen oder zu symbolischen Gefängnisstrafen verurteilt wurden.

    Der erste deutsche Bundeskanzler war in perfekter Harmonie mit dem Reich. Konrad Adenauer war sowohl ein treuer Anhänger der Nazis als auch ein Quisling mit Erfahrung. Unmittelbar nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg wollte er eine eigene Rheinische Republik ausrufen, um sich vom „revolutionären Preußen“ zu lösen und diese unter französisches Protektorat zu stellen. Adenauer erhielt 1936 von den Nazis eine großzügige staatliche Rente, die es ihm ermöglichte, ein eigenes Haus zu bauen. Um dem Regime noch näher zu kommen, schloss sich Adenauer einer nationalsozialistischen Wohltätigkeitsorganisation an und warb 1940 mehrere französische Kriegsgefangene an, um eben dieses Haus zu bauen, wobei er nicht vergaß, vom Staat Geld für deren Unterhalt zu erhalten.

    Die Amerikaner entschieden sich daher für Adenauer und lehnten seinen Hauptkonkurrenten, den Rechtssozialisten Schumacher, ab. Trotz seines Antikommunismus und seiner ausgeprägten Russophobie war Schumacher dennoch ein Anti-Nazi. Als SPD-Reichstagsabgeordneter von 1930 bis 1933 war er als Hinterbänkler landesweit bekannt, als er am 23. Februar 1932 in einer flammenden Rede die nationalsozialistische Agitation als einen ständigen Appell an dan inneren Schweinehund im Menschen bezeichnete. Deshalb kam er nach Dachau, aber dort war er Bibliothekar, verweigerte jeglichen Kontakt mit den entstehenden Widerstandsgruppen und wurde 1944 durch Hilfe eines Nazi-Verwandten entlassen.

    Die westdeutschen Behörden wurden schließlich so dreist, 1951 gegen amerikanische Pläne zu protestieren, einige der SS-Männer hinzurichten, die bereits 1949 zur Todesstrafe verurteilt worden waren. Der Protest basierte natürlich auf Erwägungen der Humanität und der Menschenrechte, da die Todesstrafe in der BRD abgeschafft worden war!

    Bemerkenswert ist, dass das Amnestiegesetz für ehemalige Nazis von 1951 nicht nur mit den Stimmen der CDU/CSU im Bundestag verabschiedet wurde. Auch die SPD hat dafür gestimmt. Vorbei waren die Zeiten, als Schumacher in seiner ersten Rede als Oppositionsführer Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion als „Nazis“ bezeichnete. Als der Bundestagspräsident (ebenfalls Mitglied der CDU) sich über Schumachers Worte empörte, riet ein kommunistischer Abgeordneter dem Parlamentspräsidenten lediglich, sich die Lebensläufe der Mitglieder seiner eigenen Fraktion noch einmal anzusehen.

    Doch warum entwickelte sich in der BRD eine so breite politische Front, die für eine faktische Auslöschung der Zeit des Dritten Reiches eintrat? Weil Millionen Deutsche fühlten sich unter Hitler durchaus wohl und waren es leid, sich ständig bei den Siegermächten für ihre Vergangenheit zu rechtfertigen. Es gab nur wenige echte Widerstandskämpfer in Deutschland, und die meisten von ihnen waren Mitglieder der Kommunistischen Partei. Während die DDR nach der Definition der westdeutschen Geschichtsschreibung eine „Erziehungsdiktatur“ gewesen sei, in der tatsächlich unversöhnliche Gegner Hitlers an der Macht waren, wurde der Staat in der BRD von einfachen Menschen geführt, die den Nationalsozialismus still „überlebt“ hatten und von seinen sozialen Vorteilen profitierten. Warum also sollten sich Millionen dieser Menschen an die Pakete von der Front erinnern, in denen Ehemänner und Söhne Kleidung von Hingerichteten oder Lebensmittel von russischen oder ukrainischen „Untermenschen“ schickten? Sie wollten das Verschwinden der jüdischen Nachbarn am liebsten einfach vergessen, zumal die Restaurants oder Geschäfte, die von ihnen übrig blieben, an sie, „die Arier“, weitergegeben wurden. Gerade wegen dieser Umstände (obwohl es natürlich auch andere Faktoren gab) hatte das Adenauer-Regime eine breitere gesellschaftliche Basis (1954 meinten 42 % der Befragten in Deutschland, dass sie unter Hitler ein besseres Leben hatten) als das Ulbricht-Regime.

    Antifaschisten waren im Nachkriegsdeutschland nicht nur in den 50er Jahren, sondern auch in den 60er und 70er Jahren Ausgestoßene, die in der Regel nicht verstanden, dass mit Hilfe der formal demokratischen und antifaschistischen Verfassung der BRD Jene, die sich der Kriegsverbrechen schuldig gemacht hatten, von der westdeutschen Justiz geschützt und behütet wurden. Wie viele lobende Zeilen hat Ulrike Meinhof Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre darüber geschrieben! Sie dachte, dass die bloße Entlarvung der ehemaligen Nazis an der Macht – und insbesondere der Kriegsverbrecher – ausreichen würde, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Die antifaschistische Opposition hat sich also auf diese Weise exponiert. Es dauerte nicht lange, bis sie merkten, dass das Bild immer düsterer wurde: Anfang der 1970er Jahre hatten sie Beweise gegen 364000 Kriegsverbrecher gesammelt (und das war nur ein winziger Teil), während bis 1980 86498 Personen vor Gericht gestellt und nur 6329 von ihnen verurteilt wurden, fast alle zu symbolischen Strafen. Die Nazi-Richter wurden überhaupt nie verurteilt: Sie hatten ja „nur nach den Gesetzen der Zeit gehandelt“!

    Das Offizierskorps der BRD (insbesondere die höheren Offiziere) bestand fast ausschließlich aus Kriegsverbrechern, die sich so sicher und so wohl fühlten, dass sie sogar (noch vor der offiziellen Ausrufung der BRD, unter den Besatzungsbehörden) die erste neofaschistische Organisation gründeten – die „Bruderschaft“, die von dem Bankier Robert Pferdmenges, einem engen Freund Adenauers, finanziell unterstützt wurde.

    Im September 1950. wurde „Die Bruderschaft“ so dreist, dass sie offiziell forderte, Adenauer solle die BRD remilitarisieren und „die Schande von Nürnberg abwaschen“. Zu den Führern der Bruderschaft gehörte General Hans Speidel, den Adenauer bald zum Generalinspekteur der Bundeswehr ernannte. Es scheint, dass Kurt Georg Kiesinger, der 1966 Kanzler wurde, ebenfalls Mitglied der Bruderschaft war. Jedenfalls als Goebbels Staatssekretär und „legitimer Führer“ des nicht länger existierenden Reiches, Werner Naumann, 1950 plötzlich in Westdeutschland auftauchte (und unter seinem eigenen Namen lebte, ohne sich zu verstecken!), besuchte ihn auch Kiesinger regelmäßig wie auch andere Nazis aus dem nationalsozialistischen Untergrund. Naumann war in der Lage, die Rolle des Nachfolgers Hitlers formell zu beanspruchen: Hitler hatte Goebbels zu seinem Nachfolger ernannt und Goebbels hatte Naumann ernannt, bevor er Selbstmord beging. Naumann organisierte in kürzester Zeit eine große Verschwörung, an der die Spitzen der Bundeswehr, der CDU und der FDPD beteiligt waren. Die 1953 von den britischen Besatzungsbehörden verhafteten Verschwörer wurden an die BRD-Justiz ausgeliefert, die sie jedoch freiließ.

    Obwohl für das Nürnberger Tribunal eine umfangreiche Liste von Nazi-Kriegsverbrechern – deutschen Industriellen und Bankiers – erstellt wurde, entgingen fast alle einer Bestrafung, und die wenigen, die vor Gericht gestellt und verurteilt wurden, erhielten nur symbolische Strafen – und selbst diese wurden bald amnestiert. Aber das Schlimmste war nicht einmal das. Nicht nur führende Eliten waren in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen – Millionen waren es (und nicht nur in der Wehrmacht. In den Krupp-Werken zum Beispiel führten sich einfache Handwerker und Ingenieure wie Sadisten und typische Kriegsverbrecher auf und gingen mit Zwangsarbeitern wie mit Sklaven um).

    Eine so „harmlose“ und „humane“ Organisation wie das Deutsche Rote Kreuz versorgte die Nazi-Verbrecher mit Geld und warnte sie vor Gefahren, die von den Strafverfolgungsbehörden anderer Länder für sie ausging. Jeder auf der Liste der hochrangigen Beamten war für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich. Selbst Menschen, die lange Zeit als „sauber“ galten, entpuppten sich als Nazis. So entpuppte sich der Schöpfer des „deutschen Wirtschaftswunders“, Ludwig Erhard, als Wirtschaftsberater des Nazi-Gauleiters Bürckel – und er vollbrachte zunächst ein „Wirtschaftswunder“ für die Nazis, indem er Hunderttausende von KZ-Häftlingen in den Tod trieb. Immerhin waren allein in der SA und SS, die nach Nürnberg als „verbrecherische Organisationen“ anerkannt wurden, am Ende des Krieges 4 Millionen 450 Tausend Menschen! Nach Berechnungen des bekannten deutschen Existenzphilosophen Karl Jaspers gab es im Nachkriegsdeutschland nicht mehr als 500 Tausend erwachsene Deutsche, die nicht von den Naziverbrechen befleckt waren – und natürlich wurde auch dies beiseite geschoben.

    Die BRD war 1965 sogar im Begriff, die Verjährungsfrist für Kriegsverbrechen völkerrechtswidrig auf 1969 zu begrenzen. Der Bundestag ging nicht darauf ein – und die Antifaschisten der BRD betrachteten dies als ihren großen Sieg. Nur Ulrike Meinhof ahnte einen Haken – und sie hatte Recht: selbst sie wusste nicht, dass die ehemaligen Nazi-Handlanger die Kriegsverbrechen bereits in zwei Kategorien eingeteilt hatten: „Totschlag“ und „Mord“ – und die Vernichtung von „Partisanen, Untergrundskämpfern, Saboteuren usw.“ als „Totschlag“ einstuften.

    Ist es unter diesen Umständen verwunderlich, dass von den 300 erwiesenen Kriegsverbrechern, die in Auschwitz Tausende ermordet haben, in fünf Prozessen zwischen 1965 und 1974 285 von westdeutschen Gerichten freigesprochen wurden und von den übrigen 15 nur sechs zu lebenslanger Haft verurteilt wurden? Wobei alle bis auf einen, der im Gefängnis starb bald darauf freigelassen wurden.

    Und wenn es nur um Richter, Soldaten und Minister gegangen wäre! Nein: Die Linke konnte die Nazi-Mörder so viel entlarven wie sie wollte, die Bundesbürger wählten die Entlarvten in den Bundestag und in die Landtage. Ein Faschist sei, um Lenin zu paraphrasieren, ein Kleinbürger, der über den Terror des Kapitalismus wütend geworden sei. Aber selbst in der florierenden BRD empfand dieser Kleinbürger (nicht unbedingt in Bezug auf seinen formalen sozialen Status, aber sicherlich in Bezug auf seine Psychologie) Sympathie für die Faschisten und nicht für die Antifaschisten. Der Spießer ist ein autoritärer Mensch, er kann nicht ohne Autorität, feste Macht und Stabilität auskommen, und so haben dieselben Personen Hitler in der Nazidiktatur und unter Adenauer – Erhard – Kiesinger in der „repräsentativen Demokratie“ gleichermaßen unterstützt. Alles ist genau so gekommen, wie es die Frankfurter Schule vorhergesehen hatte.

    Darüber hinaus begann der westdeutsche Staat, eine antifaschistische Organisation nach der anderen zu verbieten, sobald sie auftauchte: Nach der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wurden auch der Demokratische Frauenbund Deutschlands, der Freie Deutsche Jugendverband, die Nationale Front des Demokratischen Deutschland, der Kulturbund und das Komitee der Friedenskämpfer verboten. Nach deren Verbot waren die „Tochterorganisationen“ der Kommunistischen Partei an der Reihe (sowohl die wirklichen Tochterorganisationen als auch die von den Behörden als solche deklarierten). Später lehnten die Behörden nach dem Verbot der Sozialistischen Partei Deutschlands (die sich selbst als Nachfolgerin der NSDAP bezeichnete) systematisch Anträge auf das Verbot neofaschistischer Organisationen ab: weil das Verbot einer politischen Organisation eine Notmaßnahme sei und nicht missbraucht werden sollte.

    In den 1970er Jahren verschärfte sich die Verfolgung Andersdenkender noch weiter. Am 28. Januar 1972 wurden neue Änderungen des Bedienstetengesetzes verabschiedet. Der damalige Bundeskanzler war der noch heute von manchen Idealisten verehrte Willi Brandt. Das „Gesetz über die Mitgliedschaft in extremistischen Organisationen“ war in erster Linie gegen die neuen Linken als Erben der Studentenbewegung gerichtet. Mit dem so genannten „Radikalenerlass“ sollte verhindert werden, dass diese neuen Linken Einfluss in den Regierungsorganisationen erlangen. Der „Radikalenerlass“ galt auch für Rechtsextremisten, aber die Zahl der von diesem Gesetz betroffenen Rechtsextremisten war deutlich geringer als die der Linksextremisten.

    Ein ähnliches Gesetz war bereits in den 1950er Jahren verabschiedet worden – der so genannte „Adenauer-Erlass“, welches die Zulassung zum öffentlichen Dienst nur unter gewissen Kriterien voraussetzte, dass ein Bewerber die Gewähr dafür trug, dass er jederzeit bereit sei, für eine freiheitliche demokratische Grundordnung im Rahmen der Verfassung einzutreten. Bestanden hieran berechtigte Zweifel, rechtfertigte dies die Verweigerung der Annahme in den öffentlichen Dienst.

    Insgesamt wurden 3,5 Millionen Anfragen bei den Verfassungsschutzämtern gestellt. In 10.000 Fällen – andere Quellen sprechen von etwa 100.000 Menschenschicksalen – führte dies in vielen Fällen wegen „verfassungswidriger Tätigkeit“ oder Zugehörigkeit zu „verfassungswidrigen Organisationen“ zur Verweigerung der Einstellung und damit zum Berufsverbot. In 130 Fällen wurden die Betroffenen entlassen. Die Gründe, warum ein Bewerber als verdächtig eingestuft wurde, wurden in vielen Fällen willkürlich festgestellt. Es reichte aus, in einer Organisation aktiv zu sein, der auch Kommunisten angehörten. Beispiele für solche Organisationen waren die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Antifaschistische Union, die Deutsche Friedensgesellschaft, Bund der Kriegsdienstverweigerer oder der Bund demokratischer Juristen. Der „Radikalenerlass“ ist übrigens immer noch gültig. Heute wie damals wird es vor Allem gegen die linken eingesetzt, aber wird vor allem damit legitimiert, dass es angeblich Neonazis den Zugang zum öffentlichen Dienst verwehre.

    Anlässlich des Mauerfalls und der damit verbundenen Verunglimpfung der DDR als totalitärer Staat, Terrorregime und was weiß ich noch alles, wäre es angebracht, nach und nach wieder Ordnung und einen wirklichen Überblick über die Ereignisse herzustellen. Es wäre zum Beispiel gut, wenn die 3,5 Millionen Menschen, die von der Verfolgung durch den „Verfassungsschutz“ betroffen waren, ihre Akten lesen könnten. Einige Opfer des „Radikalenerlasses“ sind auch heute noch nicht rehabilitiert. Oder ist die ganze endlose „Arie über die schreckliche DDR“ womöglich aufgebläht, um von sich selbst und den vielen zerstörten Leben in der BRD abzulenken? Man solle lieber verschweigen, dass der Druck, der durch den „Radikalenerlass“ auf die Kandidaten für öffentliche Ämter ausgeübt wurde sicherstellte, dass nur die Gehorsamsten, die bereit waren, sofort und eifrig zu gehorchen in Ämter gespült wurden.

    Die BRD wurde in Folge zu einer kleinbürgerlichen Gesellschaft, die mit dem „Dritten Reich“, den Konzentrationslagern und Gaskammern nichts zu tun haben wollte. Die Situation wurde durch die Flucht fortschrittlicher Intellektueller in die DDR noch verschärft. Man erzählt gerne davon, wie Menschen aus der DDR in die BRD flohen, aber die käuflichen Propagandisten verschweigen, dass es auch entgegegengesetzte Fluchtströme gab (Anfang der 50er Jahre war es vom Ausmaß durchaus vergleichbar). Sogar Soldaten der Bundeswehr und des Grenzschutzes mit der Waffe in der Hand flohen in die DDR. Die in die DDR geflüchteten Linksintellektuellen konnten sich in der „neuen Heimat“ weitgehend nicht verwirklichen, aber auch der kulturelle Raum der Bundesrepublik wurde ihnen vorenthalten.

    Die Meisten Professoren an den Universitäten – hatten seinerzeit fast Alle eine nationalsozialistische Vergangenheit. Später empörten sich viele „Wissenschaftler“ über die rebellischen Studenten der 60er Jahre und brandmarkten sie als „Raudis“: Was für ein Skandal, sie buhten die Professoren aus, beschimpften sie, ließen sie nicht auf die Bühne!

    Der berühmte westdeutsche Historiker Ernst Nolte war über das freidenkerische und respektlose Verhalten der Studenten so beleidigt, dass er sogar behauptete, dass auf der Grundlage der „marxistisch geprägten“ Studentenbewegung in der BRD der „Faschismus entstehe“! Derselbe Nolte, der 1986 einen „Historikerstreit“ auslöste, um den Nationalsozialismus zu rehabilitieren (nicht völlig ohne Erfolg).

    Die Lektüre Noltes Bücher offebart was für ein guter Rechtsstaat Nazi-Deutschland doch gewesen sei und dass der Nationalsozialismus der einzige Weg gewesen sei, die westliche Zivilisation vor dem schrecklichen, grausamen asiatischen Bolschewismus zu schützen, und in den Fußnoten versteckte Passagen lesen, welche die „Revisionisten“ rechtfertigen, die Hitlers Völkermord leugneten und behaupten, dass die Nazis in den Gaskammern niemanden ausrotteten, sondern „Parasiten ausrotteten“). So sieht „seriöse Wissenschaft“ auch heute noch in der BRD aus, geschweige denn in den 50er Jahren.

    Der Bundesbürger der 50er und 60er Jahre hasste jeden, der ihn an seine faschistische Vergangenheit erinnerte – zumal der Bundesbürger nun eine neue Lieblingsbeschäftigung hatte: den Konsum. Noch in den späten 60er und frühen 70er Jahren hatte der durchschnittliche Bundesbürger kein Interesse an Kultur, war nur mit seiner Familie und seiner Arbeit beschäftigt und neigte zur Selbstisolation: Es war nicht üblich, Nachbarn zu besuchen oder um Hilfe zu bitten. Seine Hauptbeschäftigungen waren: als er jung war, ein bisschen Sport; als er älter war, Fernsehen, ein eigenes Haus, ein eigenes Grundstück und natürlich das Sparen. Das beliebteste Getränk war nach wie vor das „Führertrunk“ Bier (147 Liter pro Person und Jahr, verglichen mit 32 Litern Tee und 94 Litern Milch).

    In einem solchen Umfeld ist es schwierig, anzunehmen, dass ein Deutscher Bundesbürger nicht mehr in einem zutiefst faschistischen Land lebt. Ulrike Marie Meinhof und ihre Mitstreiter hatten es geahnt.

    1. Toller Beitrag. Hast du einen Blog oder kannst du das nicht irgendwo als Beitrag bringen? Ich finde diesen Kommentar viel zu gut, als dass er in einer Kommentarseite verschwindet.

  12. Der Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Beim Lesen ist mir ein Zahlendreher aufgefallen: Der Tag der Befreiung von Auschwitz jährt sich zum 78., nicht zum 87. Mal.

  13. Versprecher wie „R A Fraktion“ oder Baerbocks Aussagen zu ihrem Opa Waldemar können noch so `schön geredet´ werden, sie verdeutlichen den allgemeinen Bildungsgrad der Deutschen über ihre eigene Geschichte.

    Danke für das erwähnen der Berufsverbote!
    Betroffene des Radikalenerlass setzten sich noch heute für eine Rehabilitierung, Entschädigung und Entschuldigung ein.
    (funfact: Gerhard Schröder war sich damals als Anwalt nicht zu fein Kommunisten vor dem Verfassungsgericht zu verteidigen.)

    Ein Beispiel der jüngeren Vergangenheit betrifft Kerem Schamberger. In Bayern muss im Verfassungstreuebogen dargelegt werden, in welchen Organisationen man tätig ist. Der Verfassungsschutz hat seinen Fall untersucht, woraufhin die Landesregierung die Uni München angewiesen hat, ihn nicht anzustellen (Doktorandenstelle). Die Uni hat sich nach langer Untersuchung ihrerseits für Schamberger ausgesprochen.
    https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/berufsverbot-fuer-erdogan-kritiker-100.html

    https://www.sueddeutsche.de/muenchen/trotz-einschaetzung-des-verfassungsschutzes-kommunist-darf-an-muenchner-universitaet-arbeiten-1.3308728

    Meiner Meinung nach steckt hinter solchen medialen Inszenierungen, wie z.B. der überdimensionalen Razzia gegen ein kleines Häufchen Reichsbürger, ebenfalls der Gedanke, eine Basis für solch ein Vorgehen zu schaffen.
    Die Pläne der Bundesinnenministerin Nancy Faeser sollte man in dieser Sache auch im Blick haben.

    Wer meint dieses Thema sei eine alte Kamelle, betrachte die neuzeitlichen politischen Entwicklungen und das eingeschränkte Meinungsspektrum der MSMedien. Da wird noch einiges auf uns zukommen.

    1. @Julia
      „In Bayern muss im Verfassungstreuebogen dargelegt werden, in welchen Organisationen man tätig ist.“ Man kann auch darauf verzichten diese Bögen ehrlich auszufüllen, so wie es viele z. B. mit der Steuererklärung machen. Kräht kein Hahn danach. Ehrlichkeit in Fragebögen macht einen bei den immer noch aktuellen Berufsverboten zur Zielscheibe. Der Staat als Arbeitgeber ist in der Beweispflicht. Warum sollte ich ihm als potentiell Betroffener diese erleichtern?
      Schwarze Listen kennt die Arbeiterbewegung seit es sie gibt. Das macht taktisch kluges Handeln erforderlich, keine Selbstbezichtigungen, weil man ein Bürger sein will, der Formulare ehrlich ausfüllt oder einer ist, für den schon – völlig unabhängig vom Inhalt – das Winken mit einem Formular eine Horrorvorstellung ist.
      Hinzu kommt, dass sich der gegenwärtige Staat im Zustand der Verwaltungsunfähigkeit befindet. Nicht allein in Berlin, sondern bundesweit mit ganz wenigen Ausnahmen. Die Ursachen für diesen Zustand sind enorm vielfältig. Sie vor Ort zu kennen ist für Aufmüpfige nützlich.

      1. Danke für Ihren Hinweis. Mir war bekannt, dass es Diskussionen gibt bezüglich des Ausfüllens in Bayern. Dass dieser Abschnitt nicht beantworten muss, war mir nicht bekannt. Ich denke jedoch, dass Schamberger sich seines Handelns bewusst war. Das Gute an seinem Fall ist wohl, dass dieses Thema mediale Aufmerksamkeit erhalten hat. Auch wenn es ein altbekanntes und gleichzeitiges aktuelles Problem in unserer Gesellschaft ist, ist das Wissen darum wohl eher gering. In meinem engeren Umfeld waren Menschen davon betroffen, daher ist mir die Schwere dieses Themas durchaus bewusst.

    2. @Julia

      Ich teile deine Annahme über den Analphabetismus einer neuen Generation was die NS-Verbrechen angeht.

      Wie schon in einem anderen Thread erwähnt, jetzt rächt sich, dass man nicht ALLE NS-Verbrechen schonungslos nach 1945 aufgeklärt hat – es wurden viele, die damals, wie heute, keine Lobby haben, einfach vergessen…..Wer weis heute z.B. von den „asozialen“ Elementen – das das Wort eine Nazi-Schöpfung ist – und das damit Bettler, Langzeitarbeitslose, AlkoholikerInnen, und sonstige „Schädlinge im deutschen Volkskörper“ gemeint waren….vergessene Opfer des „schwarzen Winkels“ in den KZs…bis heute…..Wer sich dafür interessiert beim Autor Wolfgang Ayaß wird man fündig….

      Tja, und es soll heute noch Leute geben die denken die Autobahnen Hitlers wurden nicht von Zwangsarbeitern (in diesem Falle deutschen…) gebaut – es fing schon 1933 an…..und das wird auch 2023 noch gerne unter den Tisch gekehrt, denn man kann es nicht oft genug sagen, diese Nazi-Opfer hatten nie eine Lobby, weder heute noch früher….

      Fast hätte ich es vergessen, ich erlebe es im eigenen Umfeld, dass völlig unbekannt ist was für einen Preis die Rote Armee für die Befreiuung Europas bezahlt hat – eben 27 Millionen tote Sowjetbürger….hier schlägt oben erwähnter Analphabetismus, ebenso wie die verbal abgelehnte, aber doch praktizierte Opferhierarchie voll durch….

      Zynische Grüße
      Bernie

      1. Die NS Zeit wurde ja in meiner Generation Y durchaus in der Schule unterrichtet, immer unter dem Aspekt „nie wieder“. Mein saloppe Bemerkung war eine kleine Kritik an unserem Schulsystem. Ich hatte das Privileg ein Jahr an einer Schule im Ausland zu verbringen, an der vor allem die Debattenkultur und Meinungsverschiedenheit ausgiebig gefördert wurde. Daher bekam ich damals den direkten Vergleich und die Erkenntnis, dass ein Umgang mit solch einem schwerwiegenden Thema auch anders möglich ist.
        Ich stimme Ihnen zu. Die NS Zeit wurde zwar aufgearbeitet bzw. unterrichtet, doch der Umgang mit dem Thema „Kontinuität des deutschen Faschismus bzw. Rechtsextremismus ab 1945“, somit unserer Verantwortung des NIE WIEDER, sowie das Thema Sowjetunion hat sichtlich nicht gut funktioniert.
        Es ist wohl Zeit für eine Aufarbeitung „der Aufarbeitung der NS Zeit und seinem `langen Rattenschwanz´“
        Nun wurde der schlafende Hund geweckt, der wahrscheinlich gar nicht richtig geschlafen hatte. Und das war vielleicht auch so gewollt…

        Ein altes sowjetisches Sprichwort (ich hatte es anderer Stelle schon verwendet) passt leider auch hier: „The future is certain; It’s the past which is unpredictable “

        Liebe zynische Grüße zurück

  14. Dazu passend:
    Bahnwerkstatt auf dem „Russenfriedhof“ – die Entscheidung steht kurz bevor
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=93215
    „…Die senatorischen Behörden sahen sich schließlich genötigt, zur Absicherung der Bebauungspläne und zur Beruhigung der misstrauisch gewordenen Öffentlichkeit eine archäologische Untersuchung des Geländes anzuordnen. Es sollte der Nachweis erbracht werden, dass auf dem Gelände keine Toten mehr begraben und die Umbettungen 1948 vollständig durchgeführt worden seien. Was dann folgte, hatte allerdings niemand erwartet und war an Dramatik nicht zu überbieten. Nach und nach wurden vom Team der Archäologen zuerst einzelne Knochen und Knochenfragmente, dann Erkennungsmarken und schließlich das erste vollständige Skelett gefunden. Zuletzt dann kurz vor dem geplanten Ende der Grabungen der Fund von insgesamt drei Massengräbern mit 66 (!) vollständigen Skeletten! Nach Auffassung der BI und des Friedensforums bestätigten diese Funde ihre Auffassung über die unvollständigen Exhumierungen und veränderten grundlegend die Situation für den Senat. Nur eine wirklich unabhängige Untersuchungskommission sei jetzt in der Lage, belastbare und seriöse Entscheidungsgrundlagen für das weitere Schicksal des Geländes an der Reitbrake zu erarbeiten.

    Der Senat jedoch blieb bei seiner Auffassung und beschleunigte noch einmal das Tempo. Am 16. Oktober wurden die Ausgrabungen völlig unerwartet für beendet erklärt, obwohl nur ein Teil des von den Nazis ausgewiesenen Friedhofs archäologisch untersucht worden war. …“

    Ich nenne das Grabschändung. Aber es passt zu der wehenden Ukraine-Flagge am Bremer Rathaus, schließlich will diese Regierung ja alle Russen vernichten und dies umfasst wohl auch das Auslöschen aller historischen Kenntnisse über die Millionen von Opfern im großen vaterländischen Krieg der UDSSR.

    1. Schließe mich an – zumal wir nicht mehr vor 230 Jahren leben, als weder das Rote Kreuz noch die Genfer Konvention, existierten – es ist Grabschändung an sowjetischen Soldaten….

      Bei uns gibt es übrigens auch Massengräber, weil Franzosen sowie Österreicher den Acker mit ihren Toten düngten – in den Koalitionskriegen ab 1789 fand hier eine gewaltige Schlacht statt, die unentschieden für beide Seiten ausging – aber wie schon gesagt, dass ist eine andere Zeit, und heute sollte es nicht mehr so sein, dass man tote Soldaten so pietätlos behandelt – seit Solverino ist das anders….dachte ich zumindest…..

      Zynische Grüße
      Bernie

  15. »Der Nachfolgestaat BRD war voller Ex-Nazis. Alle, die überlebt hatten, machten weiter, kamen unter, besonders gerne in „demokratischen“ Parteien.«

    Umso eifriger verfolgten bundesdeutsche Staatsanwälte ehemalige Stasi-Funktionäre, so als wären die Stasi-Funktionäre ebenso schlimm wie die Mannschaften in Auschwitz.

    »Weder die US-Regierung, noch die deutsche Bundesregierung hatten mit der „Organisation Gehlen“ (Vorläufer des deutschen Auslandsgeheimdienstes) ein Problem.«

    Im Gegenteil, weil diese „Ehemaligen“ sich schon im Dritten Reich im Kampf gegen Russland besonders ausgezeichnet haben, wurden sie von den US-Regierungen mit Kusshand aufgenommen, ebenso wie die ukrainischen Nazi-Banden.

    Noch eine Anmerkung: Am 31. Januar jährt sich heute zum 80. mal die Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad, wieso erinnert heute so gut wie kein deutscher Politiker und kein deutsches Medium daran? Haben sie Angst, dass man sie als Handlanger Putins brandmarkt?

    Der Sieg der Roten Armee in Stalingrad leitete die Wende im 2. Weltkrieg ein, im Vergleich dazu war die viel bejubelte Invasion in der Normandie unbedeutend.

    1. Ich habe eine Vermutung: Man verzeiht den „Russen“ weder die Befreiung von Auschwitz, schon gar nicht die Niederlage in Stalingrad. Nch umsonst spach SPD-Klingbeil auf einer Strategiekonferenz davon, dass die „80 jährige Zurückhaltung“ vorbei sei. Wenn man zurückrechnet, kommt man darauf.

  16. „Auschwitz wurde nicht von den Deutschen, weder in Zivil, noch in Militäruniform, sondern von sowjetischen Soldaten befreit – von der roten Armee.“ Es wurde auch nicht von „den Deutschen“ errichtet, sondern im Auftrag bestimmter Deutscher im Interesse dieser Deutschen und ihrer befreundeten Kapitalisten im Ausland. Ich möchte nicht, dass ausgerechnet die Sitte Menschen nach ihrem Pass zu beurteilen unter kritischen und evt. linken Menschen fröhliche Urständ feiert.

    1. Ich danke für diese Einschränkung uund Präzisierung. Das war nur mit Blick auf „die Russen“ so formuliert. Und in der Tat sollten wir Herrschaftsverhältnisse immer mit eindenken, denn „die Deutschen“ sind plötzlich klassenlos und gleich-mächtig, was sie nun einmal überhaupt nicht sind. Danke.

  17. Weil es passend ist hier ein Hinweis auf eine Tatsache, die die Berliner Zeitung, mit dem Hinweis auf ein neues Buch des Historikers Götz Aly, die es 2023 immer noch gibt – wie schon gesagt man findet Neues heraus über Menschen, die im Dritten Reich lebten und es überlebten – mit Lügen bzw. Überlebensstrategien nach Kriegsende 1945:

    „[…]KZ-Aufseherin gab sich als Nazi-Opfer aus: Jetzt wurde sie enttarnt

    Irmgard Kroymann bekam dreimal das Bundesverdienstkreuz und gab sich als antifaschistische Widerstandskämpferin aus. Nun ist ihre Lügengeschichte aufgeflogen[…]“

    Quelle und ganzer – sehr aufschlußreicher Text:

    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/wie-eine-kz-aufseherin-sich-zum-opfer-machte-und-eine-buchhaendlerin-ihr-auf-die-schliche-kam-li.310827

    …interessant, weil ich so etwas in meiner Ahnenreihe habe, wäre auch wieviel das mitmachten, obwohl die nie überzeugte Faschisten bzw. Nazis waren…..das soll es auch gegeben haben, aber es wird bis heute unter den Teppich gekehrt….man schämt sich wohl zurecht für ein Volk von Überlebenskünstlern ab 1933 – 1945? Hier geht es jedoch um eine Täterin, die nach 1945 alle so getäuscht hat, wie man es nie ahnen konnte bzw. wollte und Götz Aly meint, dass es davon mehr als man denkt in der BRD gab….

    Gruß
    Bernie

  18. Es gab vor ein paar Jahren ein interessantes Buch „Gefühlte Opfer“ https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/165241/sammelrezension-gefuehlte-opfer-und-opfernarrative/ ,
    dass sich mit der Tatsache auseinander setzt, dass vor allem die Identifikation besonders mit den jüdischen Opfern regelrecht propagiert wird. Mal ganz platt gesagt, was wäre, wenn in den Schulen nicht vor allem jüdische Überlebende gesprochen hätten, sondern z.B. Täterkinder gehört und all die Mitläuferkarrieren thematisiert worden wären.
    Tatsächlich wird in der hysterischen Antisemitismusdiskussion seitens der Antideutschen u.a. die Überidentifikation mit den jüdischen Opfern offensichtlich. Geisteskranke, ‚Zigeuner‘, Politische, „Asoziale“ blieben immer außen vor.
    Und ebenso offensichtlich wird auch der nach wie vor virulente Russenhass, der seit dem Kriegsende weiter unterirdisch im Antikommunismus sein Unwesen trieb und nun endlich wieder offen ausgelebt werden darf.
    Es zeigt sich, das eben die Täterseite bis in die privatesten Verästelungen der eigenen Familie nicht erkundet wurde und insofern auch nicht bearbeitet und integriert wurde.

  19. In der Tat ging es nie um die Würdigung aller Opfer, sondern nur um die, die man für politische Ziele noch einmal verwerten konnte. Dazu zählen weder Obdachlose, noch KommunistInnen. Beide waren im demokratischen Nachkriegsdeutschland so wenig gelitten wie im Dritten Reich.

  20. „Ohne den Sieg der Sowjetunion über den deutschen Faschismus gäbe es immer noch das Dritte Reich. Diesen Sieg verzeiht man „Russland“ bis heute nicht.“

    Ähnlich in dem Sinne, als dass – frei nach Zvi Rix – wir Deutschen den Juden Ausschwitz nie verzeihen werden.
    Dazu der – den Holocaust relativierend – jüngst geänderte §130 StGB, nach dem dass das Leugnen oder gröbliche Verharmlosen von Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen unter bestimmten Voraussetzungen strafbar sein kann.
    Frau Barbock betont nicht umsonst ständig den angeblichen russischen Völkermord in der Ukraine.

    In diesen Kontext passt natürlich auch die ebenfalls jüngst vorgenommene offizielle Einordnung des sog. Holodomors als Übernahme des Narrativs ukrainischer Rechtsnationalisten, was von seriösen Historikern nur kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen wird.

    Die sog. Zeitenwende – das Unfassbare – besteht darin, dass in Deutschland nun endgültig und offiziell staatlicher sekundärer Antisemitismus betrieben und zur Staatsräson erhoben wird.
    Das Narrativ der „Stunde Null“ und fehlende Aufklärung ob der Genese der NS Zeit und Shoa durch Leugnung jüdischer Forschungen auf diesem Gebiet gehörten dabei schon immer zum konstitutiven Normalbetrieb.
    In der Andienung an die imperiale Weltmacht USA, die für den Tot von Millionen Menschen, Flucht und Vertreibung verantwortlich ist, ist Deutschland jedes Mittel recht.
    Auch ein erneuter Krieg Deutschlands gegen Russland, ob wirtschaftlich oder mit Waffengewalt….

    1. Ergänzung im dritten Absatz:
      „In diesen Kontext passt natürlich auch die ebenfalls jüngst vorgenommene offizielle Einordnung des sog. Holodomors als Völkermord durch Übernahme des Narrativs ukrainischer Rechtsnationalisten,….“

  21. Dem Schlusssatz des Autors schließe ich mich ausdrücklich an. Bei Lesen kam mir der Gedanke, dass man die Auszählungen und Beispiele des Artikels noch sehr umfangreich fortsetzen könnte. Das hat dann der Russische Hacker mit seinem Kommentar getan. ´Zu Gehlen fällt mir noch Globke ein. Beide haben zusammen (mit weiteren Gehilfen) die SPD-Spitze (die damals noch nicht vollauf Linie war) ausspioniert.

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